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SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft VI | AUGUST 1926 | |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
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Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahai-Prinzipien.
1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.
Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.
2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.
In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.
3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.
4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.
5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.
Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.
6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.
Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.
7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.
8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.
Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.
9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.
Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.
10. Die soziale Frage muss gelöst werden.
Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.
11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.
Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.
12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.
Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.
Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.
Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig, Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 2.– Goldmark. |
Heft 6 | Stuttgart, im August 1926 | 6. Jahrgang |
Inhalt: Briefe von Leo Tolstoi an einige Mohammedaner. — An Alle! — Die Erschließung Haifas für den Weltverkehr. — Königin Marie von Rumänien über die Bahai-Lehre. — Bahá’u’lláh und das Neue Zeitalter. — Die Bedeutung der Religionen im Wandel der Zeiten. — Letters from Count Leo Tolstoi to Eastern Correspondents. — Bahai-life.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Laßt uns mit vereinten Kräften arbeiten und das Feuer der Liebe überall entzünden, damit diese dunkle Welt erleuchtet werde und in neuem, hellem Lichte erstrahle.
'Abdu'l-Bahá.
Worte von Bahá’u’lláh.
O Diener, beschmutzt eure Schwingen nicht mit dem Staub der Gedankenlosigkeit und der Einbildungen der Erde, des Hasses und der Missgunst, damit ihr nicht verhindert seid, in den geheiligten Himmel der Erkenntnis emporzusteigen, und ihr dieser Gnade nicht beraubt werdet.
O Diener, wenn ihr mit der Gabe des Sehens ausgestattet seid, so tretet ein in die Stadt des Sehens, wenn ihr das hörende Volk seid, so tretet ein in das Land des Hörens, wenn ihr die Besitzer von Herzen seid, so ziehet ein in die Feste des Alleinigen, damit ihr in diesen dunkeln Tagen nicht der Zeugenschaft von dem Lichte der Schönheit Abhás verlustig gehet, denn dieses Jahr ist eine Zeit der mächtigsten Läuterung und der grössten Prüfung.
Briefe von Leo Tolstoi an einige Mohammedaner.
„Tolstoi und der Orient“
von Paul Birukoff. (Verlag Rotappel Zürich).
Erster Brief: An Gabriel Sacy.
Werter Herr!
Ich bedaure sehr, daß ich Ihren eingeschriebenen Brief nicht erhalten habe, den Sie in Ihrem letzten Schreiben erwähnen. Vergessen kann ich Sie nicht haben bei dem Interesse, das mir Ihre Ideen über den Messianismus erwecken und auch Ihre Gedanken über Babismus, zu dem Sie persönlich sich bekennen. Wie kommen Sie als Franzose dazu, Babist zu sein? — Der Babismus interessiert mich seit langem. Ich habe alles, was mir darüber zugänglich war, gelesen, und obwohl mir seine wesentliche Unterlage, die Babistenbibel, nicht von Wichtigkeit zu sein scheint so glaube ich doch, daß der Babismus als sittliche und humane Lehre eine große Zukunft im Orient haben wird. Er stimmt in vielem zum christlichen Anarchismus und wird früher oder später mit ihm verschmelzen.
Empfangen Sie, werter Herr etc. L. Tolstoi.
(Aug. 1901.)
Zweiter Brief: An Frau Isabella Grinewskya.
Gnädige Frau!
Ich freue mich sehr, daß Ihnen W. W. Stassow übermittelt hat, welch guten Eindruck Ihr Buch auf mich gemacht hat, und ich sage Ihnen meinen Dank für die Zusendung. Von den Babisten weiß ich seit langem und interessiere mich immer für ihre Lehre. Mir scheint, daß sie eine große Zukunft hat, wie überhaupt alle rationalistischen Gesellschaften und Religionslehren, die in der letzten Zeit aus den ursprünglichen, von ihren Priestern verunstalteten Konfessionen hervorgegangen sind, dem Brahmanismus, Budhismus, dem Judentum, Christentum und Mohammedanismus, und zwar deswegen, weil sie nach Entfernung all der Auswüchse, die sie von einander trennten, darnach streben, sich in einer einzigen allgemein menschlichen Religion zu vereinigen. Daher hat auch der Babismus eine große Zukunft, in eben dem Maße, als er den alten mohammedanischen Aberglauben abtut, sich an die großen Grundprinzipien der Brüderlichkeit, Gleichheit und Liebe hält. Im Mohammedanismus machen sich neuerdings starke geistige Bewegungen fühlbar. Ich weiß, daß eine solche, die die Französischen Besitzungen in Afrika zum Mittelpunkt hat, eine besondere Bezeichnung führt (ich habe den Namen vergessen) und einen eigenen Propheten besitzt. Eine andere Strömung in Indien in Lahore, hat auch ihren Propheten und gibt eine Zeitschrift heraus. Beide religiösen Lehren enthalten nichts Neues und setzen sich keine Aenderung in der Weltanschauung der Menschen und damit in ihrem Verhalten untereinander zum Ziele, etwas mehr der Babismus, soweit ich ihn kenne, der dies nicht so sehr in seiner Theorie (der Lehre des Bab) als in der Praxis bezweckt. Und somit stimme ich dem Babismus aus vollem Herzen zu, so weit er die Menschen zur Brüderlichkeit, Gleichheit und zum Opfer ihrer Sinnlichkeit im Dienste Gottes erzieht.“
L. Tolstoi.
Dritter Brief: An Feidul Khan Wadalbekov.
„Als Antwort auf Ihre Frage, wie man das Wort ‚Gott‘ verstehen müsse, sende ich Ihnen ein Heft, das aus meinem ‚Lesekreis‘ zusammengestellt ist und alle die Gedanken über Gott vereinigt, denen ich zustimme.
Meiner Meinung nach muß man sich, um sich keinen falschen Begriff von Gott zu machen, vor allem von der im Christentum wie im Mohammedanismus üblichen Vorstellung Gottes als von einer Person befreien. Die Auffassung Gottes, die mir am Nächsten steht, und die allen Anforderungen der Vernunft und des Herzens entspricht, drückt Johannes 4, Kap. 7, 12, 15, aus; nämlich, daß Gott die Liebe ist, also daß in einem jeden Gott so weit lebt, und ein jeder Ihn so weit erfassen kann, als er selber Liebe in sich trägt. Dieser Gedanke spricht mehr oder weniger klar aus allen Religionen, darunter auch aus der mohammedanischen.
Auf Ihre zweite Frage, was uns nach dem Tode erwarte, kann ich nur antworten, daß wir sterbend eben dorthin gehen, d. h. zu Gott, aus dem wir ins Leben getreten, von dem Uebergange nur Gutes erwartend.
Auf Ihre dritte Frage antworte ich, daß meiner Meinung nach der Islam wie alle Religionen des Brahmanismus, Buddhismus, Konfuzianismus, und andere, mit denen große beständige grobe Entstellungen der Erkenntnis, unnütze Bräuche u. Trugwerk vermengt wurden, erfahren mußten. Das prächtige Büchlein, „The sayings of Mohammed“ edited by Al-Mamun Suhrawardi, das ist in London herausgekommen. Die Lehre der Babisten, die aus dem Mohammedanismus hervorgegangen und sich zur Bahailehre (Bahá’u’lláh’s Lehre) entwickelt hat, stellt eine der höchsten Religionslehren dar.“
Leo Tolstoi.
Herr Birukoff gibt den folgenden Bericht:
„Tolstoi’s Sekretär N.N. Gussew vermerkt in seinem Tagebuche 1909, „Leo Nikolayewitsch
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Aus grauen Mauern steigt ein Name
Verheißungsvoll zu Gottes Thron empor:
Allah’o’Abhá! aus Akkas grauen Mauern
Durchbraust die Welt ein heller Jubelchor.
D.W. u. E.M.G.
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erzählte einem Besucher... In Kasan gibt es ein ‚Gottes Heer‘, das ist eine Tartarisch-Mohammedanische
Sekte. Ihr Führer ist Waissow. Gestern erhielt ich einen Brief von ihm, seine Ansichten
haben vieles mit den meinen gemein, d.h. also mit dem Christentum, wie ich es verstehe, und er
wünscht mich zu besuchen. Mir ist es außerordentlich interessant. Einer ihrer Hauptgrundsätze
ist, daß der Glaube aller Menschen der gleiche sein müsse. Das ist die eine mohammedanische
Sekte, die andere in Persien geht unter dem Namen Babismus. Sie sind Jünger des Bahá, der
das Werk des Bab weiterführte. Ein solcher Bahai suchte mich zu meiner Freude auf. Er war
nicht sehr intelligent, aber seinen Glauben hätte ich in allen Stücken ohne weiteres unterschreiben
können. Besonders wertvoll ist mir, wie bei denen aus Kasan, so auch bei diesen, ein Zug, daß
sie nämlich die Notwendigkeit einer Religion für alle Menschen erkannt haben. In der Tat, man
muß staunen, wenn man darüber nachdenkt, wie man auf solch einen einfachen Gedanken nicht
ohne weiteres kommt, das ist, weil jeder Mensch seinen Glauben für den wahren hält. Sobald sie
aber gewisse Grenzen überschreiten, halten sie das eine für wahr, das andre für falsch. Muß das
nicht bedenklich machen, muß man da nicht nach einer Religion suchen, die für alle gilt?“
Vierter Brief: An M. M. Krymbayew.
Yasnaya Polyana, 16. Mars 1909,
Werter Herr!
„Die Grundlage aller Religionen ist die gleiche. Liebe zu Gott, d. h. zur höchsten Vollkommenheit, und zum Nächsten. Aber in allen Religionen geschah es und geschieht es, daß sich zur grundlegenden Erkenntnis, die ihnen allen gemein ist, trügerische Deutungen gesellten, die durch die Nachfolger hineingetragen werden. So geschah es und geschieht es im Mohammedanismus. Und dies gilt für alle Religionen. Die Aufgabe der Menschheit besteht zur Zeit nicht darin, die Religionen zu verwerfen und an ihre Stelle die engen, unzulänglichen und flachen, sogenannten wissenschaftlichen Anschauungen einzuführen, sie muß sich vielmehr bemühen, das wahre Wesen der Religion zu erkennen, um die religiösen Grundwahrheiten von ihren entstellenden Zutaten zu befreien.
Es gibt eine, ihrem religiösen Gehalte nach sehr hochstehende Gemeinschaft, die Babisten. Die Lehre wurde von Bahá’u’lláh weiter entwickelt, dessen Sohn noch lebt. Seine Anhänger erkennen keine äußeren religiösen Formen an und sehen in allen Religionen eine gemeinsame Grundlage: ein reines Leben, die Liebe zum Nächsten und lassen sich unter keinen Vorspiegelungen zur Teilnahme am Bösen verleiten.
„Eine andere Mohammedanische Sekte kenne ich in Kasan. Diese Sekte heißt „Gottes Heer“ oder nach ihrem Begründer, die Anhänger des Waissow. Beide Sekten bedeuten für den Mohammedanismus einen Schritt vorwärts zur Befreiung von äußeren toten Formen, die sich übrigens, wie man zugeben muß, im Islam als der jüngsten Religion viel seltener finden, als in den andern großen Glaubenslehren. Und daher glaube ich, daß ein jeder, der der Menschheit und ihrem Fortschritt dienen will, die Religion, in der er geboren wurde, wie jene z. B. im Mohammedanismus, nicht rundweg ablehnt, sondern er muß im Gegenteil darnach streben, die tiefe Wahrheit, die in jeder Religion und auch im Mohammedanismus enthalten ist, von jenen Auswüchsen zu befreien, die sie überwuchert haben. Auch im Koran kann man viel Richtiges und Tiefes finden, es gibt ein englisches Büchlein, in dem die Aussprüche Mohammeds gesammelt sind, Auszüge daraus, die durch ihre Tiefe und Seelengröße bemerkenswert sind, werden demnächst im Verlag des „Posrednik‘“ gedruckt werden“.
Leo Tolstoi.
(Bemerkungen von Herrn Birukoff)... „Aus all diesen Beziehungen Tolstois zur Mohammedanischen
Welt geht hervor, wie teuer sie ihm war, und welche seelischen Anstrengungen er machte,
um den Islam mit andern Konfessionen in einer großen Religion der erneuten Menschheit zu vereinen.“ ...
An Alle!
von Arthur Silbergleith, Berlin W. 62, Kurfürstenstraße 97.
Aus dem Rosenreich und der Nachtigallenheimat Hafids und Mirza Schaffys schrillt die Schreckenskunde: .
Zwanzig Glaubensbrüder der Bahai- Religion wurden in Jahron, einige hundert Meilen von Schiraz, von fanatischen Mohammedanern in bestialischer Weise verfolgt und zu Tode gemartert.
Wer aber waren ihre Blutrichter ?
Persische Geistliche.
Und aus welchen Beweggründen dangen sich jene die Mörder?
Aus geistiger Eifersucht.
Denn die Bahailehre will alle Feindseligkeiten zwischen den einzelnen Glaubensbekenntnissen
beseitigen; sie befreit die Religion von ihren Verfälschungen, die durch Einführung von Dogmen
und Riten entstanden und fördert ihre gemeinsame Harmonie durch Wiederherstellung ihrer [Seite 85]EEE
ursprünglichen Reinheit. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine Zeremonie. Ihr
einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine irdischen Botschafter
(Zoroaster, Buddha, Musey, Jesus, Mohammed.) „Ihr seid alle Blätter eines Baumes und
Tropfen eines Meeres,“ sagt Bahá’u’lláh, der geistige Vater dieser „Universal-Religion“
und dieses „Universalen Friedens“. Solche Versöhnungsapostel aber müssen noch heut, fast
zwei Jahrtausende nach Christi Geburt, ihre Lehre mit dem Verlust ihres Lebens büßen.
Rote Schirazrosen, Eure reine Glut wird von Menschenblut getrübt! Nachtigallenchöre, Eure jubilierenden Frühlingslaute werden durch Totenmessen und Requiems überhallt!
Ihr aber, Menschheitsbrüder und Menschheitsschwestern aller Völker, Länder und Glaubensbekenntnisse, die Ihr leider bereits zu oft entmutigt die Wirkungslosigkeit papierener Proteste kennen lerntet, verbreitet diese Menschheitsschmach von Mund zu Mund! Auf daß Euer Seelensturm sogar durch die dicken Polsterungen der europäischen Botschaftertüren in Persien dringe, damit die beglaubigten Vertreter jeder europäischen Macht die Bestrafung der Mordbuben durch die persische Regierung gemeinsam erzwingen und damit sich in den Tagen von Locarno und Genf, im Zeitalter der Völkerversöhnung und des angeblichen Minderheitsschutzes, trotz alledem das Wort bewahrheite: „Der Mensch ist gut!“ Möge die Stimme des europäischen Gewissens alle Nachtigallenchöre Persiens überbrausen und bald die Legende vom ersten Tage einer geläuterten Menschheit die Märchenherrlichkeit von „Tausend und einer Nacht“ beschämen!
Die Erschließung Haifas für den Weltverkehr.
Aus der „Wiener Morgenzeitung“ vom 7. Juni 1926 entnehmen wir folgenden Artikel. Wir machen zugleich auf die Worte 'Abdu'l-Bahás „Prophezeiungen“ aufmerksam, die wir im Maifest des Ersten Jahrgangs veröffentlichten.
Die Pläne der Haifa Bay Development Company.
Bekanntlich sagen alle diejenigen, die sich mit Orientpolitik und Orientwirtschaft beschäftigen, Palästina eine große Zukunft als Transitland und als Warenumschlagplatz für den nahen und mittleren Orient voraus. Eine besondere Rolle wird hierbei der Stadt und dem Hafen Haifa, wie insbesondere dem gesamten Gebiet der Haifabucht, zugeschrieben. Dieser Zukunft vorzubauen, ist das Ziel der vor etwa einem Jahre in Palästina begründeten Haifa Bay Development Company Ltd., die in einer engeren Verbindung mit den großen palästinensischen Landinstitutionen, wie Keren Kajemeth, Keren Hajessod, American Zion Commonwealth und Meschek arbeitet.
Dieser Tage weilten die beiden Direktoren der Haifa Bay, die Herren Ing. Ephraim Kutzenok und Ing. Josef Loewy in Berlin, von wo sie sich nach London zu wichtigen Verhandlungen mit den kompetenten Faktoren begaben. Sie ergriffen die Gelegenheit, vor einer größeren Versammlung der Berliner Käufer von Böden der Haifa Bay zu sprechen. An Hand von sechs ausgezeichneten Karten des Orients, Palästinas, der Haifabucht und des Bodenbesitzes der Haifa Bay Development Company entwickelten die Herren die Pläne ihrer Gesellschaft, von denen ein wesentlicher Teil der Vollendung entgegenreift, ein anderer Teil in nicht ferner Zukunft verwirklicht werden soll. Sie führten aus:
Die britische Regierung, die im Orient ihren Einfluß befestigt hat, schreitet nun zur Realisierung ihrer von langer Hand vorbereiteten Wirtschaftspläne. In den Bereich dieser Pläne gehört auch der Beschluß,
den Palästinahafen in Haifa
zu bauen. Bekanntlich baut die Regierung diesen Hafen auf eigene Kosten und hat hierfür eine Million Pfund Sterling bestimmt. Der Haifaer Hafen soll der Ausfuhr- und Umschlaghafen auch für den Irak sein, und bekanntlich wird geplant, direkte
unterirdische Petroleumröhren
von den Oelquellen Mesopotamiens bis zum Haifahafen zu legen. Um den Haifaer Hafen herum
werden sich natürlich Lagerhäuser und Industrieanlagen gruppieren, wie ja schon jetzt in Haifa,
dem Orte des Technikums, sich eine gewisse Großindustrie festsetzt (Nescher, Schemen usw.).
Der Hafen und die Industrie brauchen ein gutes Hinterland. Die Haifa Bay hat nun hinter Haifa
und längs der ganzen Buchtlinie zwischen Haifa und Acco ein zusammenhängendes Landareal im
Umfang von etwa 25000 Morgen angekauft. Es handelt sich um den berühmten Haifaer Boden,
dem fruchtbarsten in ganz Palästina, der sich besonders für Intensivbewirtschaftung eignet.
Außerdem stehen der Gesellschaft noch 12000 Dunam Dünenland für Bade- und Gartenanlagen zur
Verfügung. Weitere Erwerbungen sind geplant. Es ist bekannt, daß 8 Morgen, bezw. 20 Dunam
des Haifabodens genügen, um eine Kolonistenfamilie zu ernähren. Es ist darum kein Wunder, daß
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Soskin, als ihm von der Exekutive ein Areal von 2500 Dunam zwecks Einrichtung einer
Musterkolonie nach dem System seiner Intensivwirtschaftstheorie bewilligt worden ist, alle
Anstrengungen machte, um diese Kolonie gerade auf dem Boden der Haifa Bay errichten zu dürfen.
Das hat er auch erreicht. Auch sonst besteht starkes Interesse für diesen Boden in Palästina wie
in der übrigen Welt. So hat zum Beispiel eine Gesellschaft von 1000 Juden Transylvaniens
von der Haifa Bay Boden für eine Kolonie erworben, die den Namen „Zur Schalom“ erhalten hat
und einen Teil der projektierten Kurdani-Stadt bilden wird. Großes Interesse für diesen Boden
zeigen auch die Besitzer der Orangenplantagen des südlichen Palästina, insbesondere Kolonisten von
Petach-Tikwah. Geplant wird eine Regulierung des Flußlaufes des Kischon und des Naamen, wodurch
viel Boden der Kultur gewonnen werden wird. Ist diese Gegend saniert, so wird sie die gesündeste
in ganz Palästina sein. Geplant ist eine Zentralwasserleitung mit Beregnungsapparaten für
den intensiven Landbau. Zwischen Haifa und Acco längs der Küstenlinie wird sich eine
größere Reihe moderner jüdischer landwirtschaftlicher Siedlungen gruppieren.
Diese Kolonien werden das landschaftliche Hinterland der zu immer größerer Bedeutung wachsenden Orienthafenstadt Haifa sein. Man erinnere sich, welche rühmliche Rolle Theodor Herzl in seinem Werk „Alt-Neuland“ diesem Stück Palästinas (Haifa, Karmel, Haifabucht) zugedacht hat. Es war immer der Traum der tätigen Zionisten, diesen Boden in jüdische Hände zu bringen. Die seinerzeitigen Kaufpläne scheiterten an dem Verbot der türkischen Regierung, weiteren Boden an Juden zu verkaufen. Nunmehr hat die Haifa Bay dieses auserlesene Stück Land für die Juden erworben. Größere Bodenflächen direkt hinter Haifa und dem Haifastrand sind für die Stadterweiterung, für Industrien und für den Ausbau der Hafenanlagen reserviert und vorläufig nicht verkäuflich. Die englische Regierung zeigt sich geneigt, im Einvernehmen mit der Haifa Bay Development Company ihre Hafenbaupläne zu erweitern. Erwogen wird die Schaffung
eines großen Innenhafens
mit verschiedenen Becken für Personenverkehr, Warenumschlag, Industrie und Petroleumreservoirs. Um diesen Innenhafen herum wird sich auf dem Boden der Haifa Bay die Industrie gruppieren. Zwischen Haifa und Acco, parallel zum Strand, wird eine 50 Meter breite Avenue gebaut, die als eine Art Via triumphalis gedacht ist. Sehr große Mittel sind dazu nicht notwendig. Mit den Baumalleepflanzungen wird demnächst begonnen werden. In dieser Prachtstraße werden Alleen für Auto-, Straßenbahn- und Wagenverkehr reserviert sein. In der Mitte des Weges, zwischen Haifa und Acco — an dem schönsten Punkt der Küstenlinie — soll
die Stadt Kurdani
erstehen, für die der rühmlich bekannte Architekt Kaufmann die Pläne ausgearbeitet hat. Sie wird eine Villenstadt sein mit breitem und prächtigem Badestrand, wo die schwerarbeitende jüdische Bevölkerung Palästinas Erholung finden soll. Für den Plan eines Badeortes an dieser Stelle besteht auch in reichen ägyptischen Kreisen großes Interesse. Die Natur ist dort reizvoller als zum Beispiel am Lido zu Venedig. Dies ist die Meinung aller, die dort geweilt haben. Zwischen Kairo und Haifa ist ja nur eine Bahnfahrt von elf bis zwölf Stunden. Das Brunnenwasser in dieser ganzen Gegend ist vorzügliches Trinkwasser. Eine Gesellschaft zur Errichtung von Badeanlagen ist in Bildung begriffen, die für den Bau der Badeanlagen am Strande der Stadt Kurdani sorgen wird.
Der Boden der Haifabucht ist trotz seiner außerordentlichen Vorteile in jeder Beziehung gegenwärtig noch weit billiger zu haben als im palästinensischen Süden. In den Bodenpreisen sind schon die Kosten für vorausgegangene Sanierung, Bewässerung und Verkehrsanlagen hineinkalkuliert. Vorgesehen sind Kolonien nach dem Systen des Moschaw-owdim, Schechunath-owdim sowie der Individualwirtschaft. Wenn außerpalästinensische Juden in Palästina Boden erwerben, helfen sie nicht nur, den Boden des Landes in jüdische Hände zu bringen und einer jüdischen Arbeitslosigkeit in Palästina vollkommen zu steuern, sondern sie sichern sich auch eine einträgliche Kapitalsanlage.
Königin Marie von Rumänien über die Bahai-Lehre.
„The Toronto Daily Star“ vom 4. Mai 1926 veröffentlicht einen Aufsatz Ihrer Majestät der Königin Marie von Rumänien, aus dem wir folgenden Auszug nehmen:
„Eine Frau brachte mir letzter Tage ein Buch. Ich schreibe dies Wort groß — (der Brief ist im Original in englisch) — denn es ist ein erhabenes Buch der Liebe und Reinheit, der Kraft und der Schönheit.
Sie gab es mir, da sie erfahren hatte, daß ich in Kummer und Leid war, und sie wollte mir helfen.
Sie legte das Buch in meine Hände mit den Worten: — „es scheint mir, daß Sie seine Lehre
bereits leben!“ Und als ich das Buch öffnete, sah
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ich, daß es die Worte 'Abdu'l-Bahás, des Propheten der Liebe und Güte sind, sowie Worte
seines Vaters, des großen Lehrers internationalen Wohlwollens und der Verständigung — einer
Religion, die alle Glaubensbekenntnisse vereint.
Ihre Schriften sind ein lauter Ruf zum Frieden, der über alle Beschränkungen der Landesgrenzen geht und über alle Zwietracht, über Riten und Dogmen hinausreicht. Es ist eine Religion, die auf dem reinsten Geist Gottes beruht, auf jener großen, nicht zu besiegenden Wahrheit, daß Gott die Liebe ist, im vollen Sinn des Worts. Es lehrt, daß aller Streit, alle Intrigen, alles Mißtrauen, böse Worte, daß aller streitlustige Patriotismus selbst, außerhalb des einen wesentlichen Gesetzes Gottes steht und daß die einzelnen Glaubensbekenntnisse nur oberflächliche Dinge sind im Vergleich zu dem Herzen, in dem die göttliche Liebe keine Völker noch Rassen kennt.
Es ist eine wunderbare Botschaft, die Bahá’u’lláh ‚und sein Sohn 'Abdu'l-Bahá uns gebracht haben. Sie haben dies nicht in angreifender Weise getan, wohl wissend, daß der Keim der ewigen Wahrheit, der in ihrem Wesentlichsten liegt, nur Wurzel schlagen und sich ausbreiten kann.
Es liegt nur eine hohe Wahrheit in ihr, die Liebe, der Ursprung aller Energie, Toleranz gegeneinander, der Wunsch zur Verständigung, zu gegenseitigem Kennenlernen, gegenseitiger Hilfsbereitschaft und Nachsicht gegeneinander.
Es ist die Botschaft Christi, neu gebracht, mit nahezu denselben Worten, aber der Zeit, die zwischen dem Jahre 1 und heute liegt, angepaßt. Durch nichts anderes könnten die Menschen besser werden, als durch dieses Buch.
Ich empfehle es euch allen. Wenn jemals der Name Bahá’u’lláh oder 'Abdu'l-Bahá Euch zu Ohren kommt, so legt ihre Schriften nicht beiseite. Suchet in den Büchern und laßt ihre herrlichen, Friede bringenden, Liebe schaffenden Worte und Lehren in Eure Herzen dringen, wie sie das meine berührt haben.
Unser ausgefüllter Tag erscheint zu überlastet für Religion zu sein. Oder wir haben eine Religion, die uns befriedigt. Aber die Lehren dieses gütigen, weisen, liebevollen Mannes stimmen mit allen Religionen überein und nicht nur mit einer einzelnen.
Suchet sie, und Ihr werdet glücklicher werden.“
Bahá’u’lláh und das Neue Zeitalter.
Von Dr. ]J. E. Esslemont. Uebersetzung v. W. Herrigel.
VII. Kapitel.
Gesundheit und Heilung.
„Sein Gesicht Gott zuzuwenden bringt Heilung für den Leib, den Geist und die Seele. -
'Abdu'l-Bahá
Selbst die Reinsten und Heiligsten haben unter den Sünden anderer zu leiden. Es ist Heilung notwendig, Heilung der gesamten Menschheit, Heilung der Nationen und Heilung des einzelnen. Heute zeigt uns Bahá’u’lláh gleich seinen erleuchteten Vorgängern nicht nur, wie die Gesundheit erhalten werden kann, sondern auch, wie die verlorene Gesundheit wiederherzustellen ist. Er kam als ein großer Arzt, als der Heiler der Weltkrankheiten, sowohl der körperlichen als auch der geistigen.
Heilung durch materielle Mittel.
In der westlichen Welt ist heute ein bemerkenswertes Wiederaufleben des Glaubens an die Wirksamkeit der Heilung durch geistige Mittel wahrzunehmen. In der Tat, viele gingen in ihrer Auflehnung gegen die materialistischen Ideen über Krankheiten und ihre Behandlung, wie sie im neunzehnten Jahrhundert vorherrschten, zu dem entgegengesetzten Extrem über und sprechen den materiellen Heilmitteln oder den hygienischen Methoden jeglichen Wert ab. Bahá’u’lláh anerkennt sowohl den Wert der materiellen als der geistigen Heilmittel. Er lehrt, die wissenschaftliche Heilkunst müsse entwickelt, ermutigt und vervollkommnet werden, damit alle Heilmittel und jedes in seinem Bereich aufs nützlichste angewendet werden. Wenn Familienglieder Bahá’u’lláhs erkrankten, dann wurde ein Arzt gerufen, und dasselbe zu tun, hat er allen seinen Anhängern empfohlen. Er sagt im Buch der Gesetze: „Wenn ihr von einer Krankheit befallen werdet, so gebt euch in Behandlung eines sorgfältigen Arztes.“
Dies ist völlig im Einklang mit der Stellung, welche die Bahai im allgemeinen der Wissenschaft und Kunst gegenüber einnehmen. Jede Wissenschaft und jede Kunst, die zum Wohl der Menschheit dienen, selbst in materieller Hinsicht, sind zu schätzen und zu fördern. Durch die Wissenschaft wird der Mensch Herr über die materiellen Dinge, durch Unwissenheit bleibt er ihr Sklave.
Bahá’u’lláh schreibt:
„Vernachlässige die medizinische Behandlung
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nicht, wenn sie notwendig ist, aber höre damit auf, wenn die Gesundheit wieder hergestellt
ist. Behandle die Krankheit vorzugsweise durch Diät, halte zurück mit dem Gebrauch von
Arznei, und wenn du das, was erforderlich ist, in einem Kräutlein findest,
so nimm deine Zuflucht nicht zu einer zusammengesetzten Arznei. Höre auf mit der
Arznei, wenn die Gesundheit gut ist, aber wende sie an, wenn sie nötig ist.“
(Aus einem Tablet an einen Arzt).
In einem seiner Tablets sagt 'Abdu'l-Bahá:
„O Sucher nach Wahrheit! Es gibt zwei Arten von Krankenheilung, eine durch materielle Mittel und eine durch geistige Mittel. Die erstere Art wird durch den Gebrauch von materiellen Heilmitteln, die zweite durch Gebet zu Gott und dadurch, daß man sich an ihn hält, bewirkt. Beide Mittel sollten gebraucht und angewandt werden. Ueberdies vertragen sich beide gut miteinander, und du sollst die physischen Heilmittel annehmen als von der Barmherzigkeit und Gunst Gottes kommend, der das medizinische Wissen offenbarte, damit Seine Diener auch von dieser Art der Behandlung Nutzen haben möchten.“
Tablets Bd. III S. 587.)
Er lehrt, daß, sofern unser natürlicher Geschmack und Instinkt nicht durch eine törichte und unnatürliche Lebensweise verdorben wären, sie uns sowohl in der Auswahl einer angemessenen Diät, als auch im Gebrauch heilkräftiger Früchte, Kräuter und anderer Heilmittel zu zuverlässigen Führern würden, wie dies beim Wild usw. der Fall ist. In einer in „Some answered Questions“ S. 296 berichteten interessanten Rede über Heilung sagt er am Schluß:
„Es ist daher klar, daß es möglich ist, mit Nahrungsmitteln und Früchten zu heilen. Da aber heutzutage die medizinische Wissenschaft noch unvollkommen ist, so ist diese Tatsache noch nicht völlig erfaßt. Wenn aber die medizinische Wissenschaft zur Vollkommenheit gelangt, dann werden die Kranken mit den geeigneten Nahrungsmitteln, wohlschmeckenden Früchten und Pflanzen sowie mit verschiedenen Gesundbrunnen und heißer und kalter Temperatur behandelt werden.“
Wenn auch die Heilmittel materiell sind, so ist die heilende Macht in Wirklichkeit göttlich, denn die Eigenschaften der Kräuter oder der Minerale sind göttliche Gaben.
„Alles ist von Gott abhängig. Die Medizin ist nur eine äußere Form oder das Mittel, durch das wir die himmlische Gabe der Heilung erlangen.“
Heilung ohne materielle Mittel.
'Abdu'l-Bahá lehrt, daß es auch manche Methoden der Heilung gibt, bei denen keine materiellen Mittel gebraucht werden. Es gibt ebenso „ansteckende Gesundheit", wie es ansteckende Krankheiten gibt. Die erstere vollzieht sich langsam und hat nur geringe Wirkung, während die letzteren oft heftig auftreten und rasch wirken.
Weit mächtigere Wirkungen gehen von des Patienten eigenem geistigen Zustand aus, und die „Suggestion“ mag in der Beeinflussung solcher Zustände eine wichtige Rolle spielen. Furcht, Zorn, Qual usw. wirken nachteilig auf die Gesundheit, während Hoffnung, Liebe, Freude usw. in derselben Weise segensreich wirken.
Bahá’u’lláh sagt:
„Wahrlich, was unter allen Umständen am notwendigsten ist, ist die Zufriedenheit; durch sie bewahrt sich der Mensch vor krankhaften Zuständen und vor Abspannung. Gib nicht dem Kummer und der Sorge Raum, denn sie verursachen das größte Elend. Eifersucht verzehrt den Körper, und Zorn verbrennt die Leber. Meide diese zwei, wie du einen Löwen meidest.“
(Tablet an einen Arzt.)
'Abdu'l-Bahá sagt:
„Die Freude gibt uns Schwingen. In Zeiten der Freude ist unsere Kraft lebendiger, unsere Urteilskraft schärfer... Wenn aber Traurigkeit bei uns einkehrt, werden wir schwach.“
(Ansprachen 'Abdu'l-Bahás S. 119.)
Von einer andern Art der geistigen Heilung schreibt 'Abdu'l-Bahá:
„Diese Art der geistigen Heilung besteht in der gänzlichen Konzentration des Geistes eines gesunden Menschen auf einen Kranken. Wenn nun der letztere in völligem Glauben erwartet, daß er durch die geistige Kraft der starken Person Heilung erlangt, so wird in dem Maße als er darauf vertraut, eine belebende Verbindung zwischen der starken Person und dem Kranken hergestellt. Die starke Person macht jede erdenkliche Anstrengung, um den Kranken zu heilen, und der Kranke glaubt bestimmt, daß er dadurch geheilt wird. Durch die Wirkung dieses geistigen Einflusses wird eine Anregung der Nerven herbeigeführt, und sowohl dieser Einfluß als die Anregung der Nerven werden zur Ursache der Wiederherstellung des Kranken. Alle diese Heilweisen sind jedoch in ihrer Wirkung begrenzt und können bei ernsten Krankheiten versagen.“
(Some answered Questions S. 294.)
[Seite 89]LT
Die Macht des heiligen Geistes.
Das wirksamste Heilmittel ist die Macht des Heiligen Geistes. 'Abdu'l-Bahá sagt hierzu:
„Diese Art der Heilung ist nicht von dem Kontakt mit einer Person, noch von ihrem Blick oder ihrer Anwesenheit, noch von irgend einem Zustand abhängig. Die Krankheit mag leichter oder ernster Natur sein, auch kommt es nicht darauf an, ob ein Kontakt zwischen den Körpern oder eine persönliche Verbindung zwischen dem Kranken und dem Heiler besteht oder nicht. Diese Heilung geht allein durch die Macht des Heiligen Geistes vor sich.“
(Some answered Questions S. 295.)
In einer Unterredung im Okt. 1904 mit Miss Ethel Rosenberg sagte 'Abdu'l-Bahá:
„Die durch die Macht des Heiligen Geistes bewirkte Heilung hat keine besondere Konzentration oder Berührung nötig. Sie wird durch den Wunsch und das Gebet der heiligen Person bewirkt. Der Kranke mag sich im Osten und der Heiler im Westen befinden, sie brauchen auch nicht miteinander bekannt zu sein, aber sobald die heilige Person ihr Herz zu Gott wendet und betet, ist der Kranke geheilt. Dies ist eine Gabe, die den heiligen Manifestationen und denen eigen ist, die die höchste Stufe erreicht haben.“
Von dieser Art waren zweifellos die Heilungen, die von Christus und seinen Aposteln verrichtet wurden, und ähnliche Heilungen wurden den heiligen Menschen aller Zeitalter zugeschrieben. Sowohl Bahá’u’lláh als 'Abdu'l-Bahá waren mit dieser Macht ausgerüstet, und ähnliche Kräfte sind ihren getreuen Nachfolgern verheißen.
Die Einstellung des Patienten.
Um aber der Macht der geistigen Heilung eine völlige Wirkung zu verschaffen, sind von seiten des Patienten, dessen Freunde, ja sogar der Gemeinschaft, der er angehört, und von seiten des Heilers gewisse Erfordernisse nötig.
Von seiten des Patienten ist es das erste Erfordernis, daß er sich mit unbedingtem Vertrauen, sowohl auf die Macht, als auf den Willen Gottes, in dem Gedanken, daß Er tun wird, was das Beste ist, von ganzem Herzen an Gott wendet. Zu einer Dame in Amerika sagte 'Abdu'l-Bahá im August 1912:
„Alle diese Leiden werden verschwinden, und du wirst vollkommene physische und geistige Gesundheit erlangen... Laß dein Herz vertrauensvoll und dessen sicher sein, daß durch die Gaben Bahá’u’lláhs sich für dich alles erfreulich gestalten wird... Aber du mußt dich gänzlich dem Abha-Königreiche zuwenden und ihm deine völlige Aufmerksamkeit schenken, dieselbe Aufmerksamkeit, die Maria Magdalena Christus schenkte, und ich versichere dir, daß du alsdann physische und geistige Gesundheit erlangen wirst. Du bist es würdig, Ich gebe dir die frohe Botschaft, daß du dessen würdig bist, weil dein Herz rein ist... Sei zuversichtlich! Sei glücklich! Sei froh! Sei hoffnungsvoll!.. .“
Obschon 'Abdu'l-Bahá in diesem Einzelfall die Erlangung der physischen Gesundheit garantiert, tat er dies doch nicht in jedem Fall, selbst da nicht immer, wo ein starker Glaube von seiten des Betreffenden vorhanden war. Zu einer Pilgerin in Akka sagte er:
„Die Gebete, welche für Heilungszwecke geschrieben wurden sind sowohl für geistige als körperliche Heilung gegeben. Wenn die Heilung für den Patienten das beste ist, so wird sie ihm sicherlich gewährt werden. Für manchen aber würde die Heilung nur zur Ursache anderer Leiden werden. Daher kommt es, daß die Weisheit manche Gebete nicht erhört.
O Dienerin Gottes! Die Macht des heiligen Geistes heilt sowohl materielle als geistige Leiden.“
(Tägl. Lektionen in Akka S. 95.)
Einem andern Kranken schrieb er;
„Wahrlichh, der Wille Gottes handelt manchmal solcher Art, daß die Menschen den Grund dafür nicht ermitteln können. Die Ursachen und Gründe werden sich einst herausstellen. Vertraue auf Gott und ergib dich in Seinen Willen. Wahrlich, dein Gott ist liebevoll, mitleidig und barmherzig ...und Er wird bewirken, daß Seine Barmherzigkeit auf dich herabkommt.
(Star of the West, Band VIII S. 232.)
'Abdu'l-Bahá lehrt, daß geistige Gesundheit zu körperlicher Gesundheit führt, daß aber körperliche Gesundheit von vielen Faktoren abhängig ist, von denen sich manche außerhalb der Kontrolle des Menschen befinden. Daher vermag selbst die musterhafteste geistige Einstellung von seiten des einzelnen nicht in jedem Fall die körperliche Gesundheit zu sichern. Die heiligsten Männer und Frauen leiden zuweilen unter Krankheiten.
Dessen ungeachtet ist der segensreiche Einfluß auf die körperliche Gesundheit, der von einer richtigen geistigen Einstellung ausgeht, weit mächtiger, als man es sich im allgemeinen denkt, und er genügt in verhältnismäßig zahlreichen Fällen, um die schlechte Gesundheit zu beseitigen. 'Abdu'l-Bahá schrieb an eine Dame in England:
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„Du hast über deine körperliche Schwachheit geschrieben. Ich erbitte von der Freigebigkeit
Bahá’u’lláhs, daß dein Geist stark werden möge, damit dein Körper durch die
Stärke deines Geistes geheilt wird.“
Er sagte ferner:
„Gott hat dem Menschen solche wunderbaren Kräfte verliehen, damit er immer aufwärts blicken und unter andern Gaben auch Heilung von der göttlichen Freigebigkeit empfangen möge. Aber ach! Der Mensch ist nicht dankbar für dies höchste Gut, sondern schläft den Schlaf der Nachlässigkeit. Er achtet die große Barmherzigkeit, die ihm Gott erzeigt hat, nicht; er wendet sein Gesicht vom Lichte ab und geht seinen Weg in der Finsternis.“
(Ansprachen in Paris S. 15.)
Der Heiler.
Die Kraft des geistigen Heilens ist zweifellos in größerem oder kleinerem Maße allen Menschen eigen; wie aber manche Menschen mit außergewöhnlichen Talenten für Mathematik oder Musik ausgestattet sind, so scheinen andere mit außergewöhnlicher Befähigung für Heilung begabt zu sein. Diese Menschen sollten die Heilkunst zu ihrer Lebensaufgabe machen. Unglücklicherweise ist die Welt in den letzten Jahrhunderten so materialistisch geworden, daß die Möglichkeit der geistigen Heilung größtenteils aus den Augen verloren ging. Gleich allen andern Talenten muß auch die Gabe des Heilens in sich entdeckt, gepflegt und ausgebildet werden, damit sie die höchste Entwicklung und die größte Kraft erlangt. Es gibt heute wahrscheinlich tausende von Menschen in der Welt, die reichlich mit natürlicher Befähigung zum Heilen ausgestattet sind und in denen diese köstliche Gabe unbenutzt und untätig liegt. Wenn die Möglichkeiten der gedanklichen und geistigen Heilung verwirklicht sind, dann wird die Heilkunst verwandelt und veredelt und ihre Wirksamkeit ins unermessliche gesteigert werden. Und wenn dies neue Wissen und diese neue Macht des Heilens verbunden wird mit einem lebendigen Glauben und einer lebendigen Hoffnung auf seiten des Patienten, dann werden sich wunderbare Resultate ergeben.
„Unser Vertrauen muß auf Gott ruhen. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Heiler, dem Wissenden, dem Helfer... Nichts auf Erden oder im Himmel ist außerhalb der Macht Gottes.
„O Arzt! Beim Behandeln der Kranken nenne zuerst den Namen Deines Gottes, des Herrn des Tages des Gerichts; alsdann wende an, was Gott für die Heilung Seiner Geschöpfe bestimmt hat. Bei Meinem Leben! Der Besuch des Arztes, der von dem Wein Meiner Liebe getrunken hat, ist die Heilung und sein Atem ist Barmherzigkeit und Hoffnung. Jeder klammere sich an ihn zum Wohl seiner Gesundheit! Er ist in seiner Behandlung bestätigt durch Gott.
„Diese Wissenschaft (die Heilkunst) ist die wichtigste aller Wissenschaften, denn sie ist die größte Gabe von Gott, dem Beleber des Staubes, für die Erhaltung der Körper aller Menschen, und Er hat sie in die vorderste Linie aller Wissenschaften und aller Weisheit gestellt. Dies ist der Tag, an dem du dich zu Meinem Siege erheben mußt.
„Sage: „O mein Gott! Dein Name ist meine Heilung. Deiner zu gedenken ist meine Arznei, Deine Nähe ist meine Hoffnung, Deine Liebe ist mein fröhlicher Begleiter und deine Barmherzigkeit mein Heiler und Helfer in dieser und in der kommenden Welt. Wahrlich, Du bist der Geber, der Wissende, der Weise.“
(Bahá’u’lláh, Tablet an einen Arzt.)
'Abdu'l-Bahá schreibt:
„Wer erfüllt ist von der Liebe Bahás und alles andere vergißt, von dessen Lippen wird der Heilige Geist gehört werden und der Geist des Lebens wird sein Herz erfüllen... Von seinen Lippen werden Worte strömen gleich Perlen, die von Schnüren gleiten, und alle Krankheit und alle Leiden werden durch sein Händeauflegen geheilt werden.“
(Star of the West, Band VIII, S. 233.)
„O du Reine und Geistige! Wende dich zu Gott mit einem Herzen, das in Liebe für Ihn schlägt, das Seinem Lobe gewidmet ist, auf Sein Königreich blickt und in einem Zustand der Begeisterung, des Entzückens, der Liebe, der Sehnsucht, der Freude und der himmlischen Düfte Hilfe sucht bei Seinem Heiligen Geist. Gott wird dir durch den Geist Seiner Gegenwart beistehen, die Krankheit und das Uebel zu heilen.“
„Fahre fort in der Heilung der Herzen und Körper und suche Heilung für die Kranken, indem du dich dem Allerhöchsten Königreich zuwendest und das Herz darauf einstellst, damit Heilung durch die Macht des größten Namens und durch den Geist der Liebe Gottes erlangt wird.“
(Tablette 'Abdu'l-Bahás, Band III, S. 628/29.)
Wie alle helfen können.
Das Heilungswerk ist nicht eine Sache, die den Patienten und den Heiler angeht, sondern
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jedermann. Alle müssen mithelfen, und zwar durch Anteilnahme und Dienst, durch richtiges Leben,
richtiges Denken und ganz besonders durch Gebet; denn von allen Heilmitteln ist das Gebet
das wirksamste."
’Abdu’l-Bahá sagt:
„Demütiges Bitten und Flehen für andere wird sicherlich wirkungsvoll sein.“
Die Freunde des Patienten haben eine besondere Verantwortung, denn ihr Einfluß, sowohl zum Guten als zum Bösen, ist ein direkter und ein mächtiger. In wie viel Krankheitsfällen hängt der Ausgang hauptsächlich von dem Einfluß der Eltern, der Freunde oder Nachbarn auf den hilflosen Kranken ab.
Selbst die Glieder einer Gemeinde haben im Großen einen Einfluß in jedem Krankheitsfall. In einzelnen Fällen mag dieser Einfluß nicht groß erscheinen, aber in der Masse ist die Wirkung stark. Jedermann wird durch die soziale Atmosphäre, in der er lebt, beeinflußt, sei es durch die Vorherrschaft des Glaubens, des Materialismus, der Tugend oder des Lasters, des Frohsinns oder der Niedergeschlagenheit; und jeder einzelne trägt dazu bei, den Zustand dieser sozialen Atmosphäre zu bestimmen.“ In dem jetzigen Zustand der Welt mag es nicht für jedermann möglich sein, vollkommene Gesundheit zu erlangen, es ist aber für jedermann möglich, ein „williger Kanal“ für die gesundheitverleihende Macht des Heiligen Geistes zu werden und so einen heilenden, hilfreichen Einfluß sowohl auf seinen Körper als auf alle diejenigen auszuüben, die mit ihm in Berührung kommen.
Wenige Pflichten sind den Bahai so nachdrücklich und so vielfach eingeschärft, wie die Pflicht, die Kranken zu heilen, und zu diesem Zweck wurden sowohl von Bahá’u’lláh als von 'Abdu'l-Bahá viele schöne Gebete geoffenbart.
Das goldene Zeitalter.
Bahá’u’lláh gibt uns die Versicherung, daß durch ein harmonisches Zusammenwirken der Patienten, der Heiler und der Gemeinden im allgemeinen und durch das Anwenden der verschiedenen Heilmittel materieller und geistiger Natur das „Goldene Zeitalter“ verwirklicht würde, in dem durch die Macht Gottes alle Sorge in Freude und alle Krankheit in Gesundheit verwandelt werden. 'Abdu'l-Bahá sagte:
„Wenn die göttliche Botschaft verstanden ist, werden alle Schwierigkeiten verschwinden.“
Ferner sagte Er:
„Wenn die materielle und die göttliche Welt gut zusammenwirken, wenn die Herzen himmlisch werden und das Dichten und Trachten der Menschen rein wird, dann wird eine vollkommene Verbindung hergestellt. Dann wird diese Macht sich dadurch kundtun, daß physische und geistige Krankheiten völlige Heilung erlangen.“
(Tablet 'Abdu'l-Bahás, Bd. 2, S. 309)
Der richtige Gebrauch der Gesundheit.
Am Schluß dieses Kapitels wird es gut sein, daran zu erinnern, was 'Abdu'l-Bahá über den richtigen Gebrauch der körperlichen Gesundheit lehrt. In einem Tablet an einen Bahai in Washington schrieb Er:
„Wenn die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden dem Dienste des Königreichs Gottes geweiht werden, so ist dies gut und lobenswert, und wenn sie zum Nutzen der Menschheit im allgemeinen angewendet werden — wenn auch ihres materiellen oder körperlichen Nutzens wegen und dies zum Mittel, Gutes zu tun, wird, so ist dies ebenfalls zu begrüßen. Wenn aber Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen in sinnlichen Begierden, in einem Leben auf der animalischen Ebene und im teuflischen Dichten und Trachten verschleudert wird, dann wäre Krankheit besser als Gesundheit; ja selbst der Tod wäre einem solchen Leben vorzuziehen. Wenn du Gesundheit begehrst, dann wünsche dir Gesundheit zum Dienste im Königreich Gottes. Ich hoffe, daß du eine sichere Beobachtungsgabe, einen unbeugsamen Entschluß, völlige Gesundheit und geistige und physische Kraft erlangst, damit du von dem Quell des ewigen Lebens trinken mögest und dir durch den Geist der göttlichen Bestätigung geholfen werde“
Die Bedeutung der Religionen im Wandel der Zeiten.
Eine Betrachtung im Spiegel der Lehren Bahá’u’lláh’s.
Vortrag von Dr. H. Großmann, Hamburg, beim Kongreß am 23. 5. 25.
„Wahrlich, Ich sage euch, die Gottesfurcht war von jeher der sicherste Schutz und die festeste Burg für die gesamte menschliche Gesellschaft.“
Bahá’u’lláh: Worte des Paradieses 1.)
Eine sehr häufige Verwechslung ist die der Begriffe Religion und Kirche. Denn während der
erste eine die Menschheit belebende göttliche Lehre bezeichnet, bezieht sich der letzte auf
die Organisation und die Satzung, die meist praktischen Gründen entsprungen, dazu dienen
soll, die Lehre in den Herzen der Menschen zu
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befestigen und ihren Fortbestand, vor allem auch gegen die Angriffe Andersgläubiger, zu sichern.
So ist auch die Geschichte der Religionen, die Religionsgeschichte, nicht gleichbedeutend mit
der Geschichte der Kirchen oder der Kirchengeschichte. Sehr oft waren gerade die Glanzzeiten
kirchlicher Macht für die Religion Zeiten ärgsten Darniederliegens. Denken wir nur an die Vorzeit
der Reformation, wo sich der kirchliche Glanz in Rom unter den Päpsten Julius II. und
Leo X. im Bau der Peterskirche ein prächtiges Denkmal setzen konnte, während die christliche
Lehre gleichzeitig im Ablaßhandel und im Jahre 1498 in der Verbrennung des Mönches Savonarola
stärkste Verdunkelung erfuhr. „Gerade von der Zeit an — schreibt Rogge in seiner Geschichte
der Reformation — da die Sonne der geistlichen Gewalt in besonders machtvollen Päpsten den
Höhepunkt ihrer glanzvollen Alleinherrschaft erreicht hatte, häuften sich je länger je mehr die
bittersten Klagen über deren Uebergriffe und über die Verweltlichung der Kirche. 1) Aehnlich
erging es dem Islam, wo die Verbreitung durch „Feuer und Schwert“ zugleich Hochstand seiner
Machtentfaltung und Tiefstand für die Lehre Muhammeds bedeutete.
Wenn wir uns ein Bild von der Bedeutung der Religionen für die Menschheit im Laufe der Zeiten machen wollen, so müssen wir die Geschichte ihrer Lehren und der Wirkungen, die durch diese selbst hervorgebracht wurden, nicht aber diejenigen der Kirchen untersuchen, denn in den meisten Fällen stellen die Kirchen Organisationen und Satzungen dar, die von den Menschen nach ihren eigenen Gedanken, nicht aber von den Stiftern der Religionen geschaffen wurden, ja, in der Regel sind sie sogar erst geraume Zeit nach deren Tode entstanden. Hierfür bietet wiederum die Geschichte der christlichen Kirche einen deutlichen Beweis, die ihre heutigen Formen erst im Laufe der Jahrhunderte durch Konzilbeschlüsse und geistliche Verordnungen erhielt. So ließ z. B. der Kampf zwischen Staat und Kirche im Mittelalter die Zweischwertertheorie entstehen, die auf einer mystischen Auslegung im Lukas-Evangelium fußt und wonach Gott der Christenheit zu ihrem Schutze zwei Schwerter, nämlich das geistliche und das weltliche verliehen haben sollte, die zwar beide dem Papste als dem obersten Lehensherrn Gottes auf Erden zustanden, der aber seinerseits wiederum das weltliche Schwert in die Hand des Kaisers gab. 2) Obwohl dieser Lehrsatz nirgends in den Worten Christi einen einwandfreien Beleg findet, so war er doch für die Gestaltung des Verhältnisses von Kirche zum Staat von großer Bedeutung. Oder ein anderes Beispiel: im Kampf um die Reformation der christlichen Kirche vermochte noch Luther bezüglich der Auffassung vom Abendmahl im Religionsgespräch zu Marburg 1529 eine Einigung mit dem Züricher Reformator Zwingli nicht zu erzielen, gleichwohl fand vier Jahrhunderte später die Union der lutherischen mit der reformierten Kirche statt, wodurch dieser für die Kirchengeschichte bedeutsame Streit über die Bedeutung von Christi Abendmahlsworten seinen Abschluß fand.
In dem Bestreben, ihren Einrichtungen und Satzungen mehr Ansehen und Geltung zu verschaffen, ist von den Kirchen oft versucht worden, beides durch Aussprüche der Religionsstifter und Stellen ihrer heiligen Schriften als von den Stiftern selbst eingesetzt oder doch gewollt zu belegen. Auch die christliche Kirche hat gelegentlich vorgegeben, von Gott selber gestiftet zu sein (man denke beispielsweise an den Gedanken des Papsttums), trotzdem sie das Ergebnis einer erst geraume Zeit nach Christi Tod einsetzenden Entwicklung ist und sich für ihre Form und Satzungen keine zutreffenden eindeutigen Grundlagen in den Evangelien finden. In gleicher Weise betrachtet die islamitische Sekte der Sunniten die Kalifen als die von Gott vorgesehenen rechtmäßigen Nachfolger Muhammeds, ohne einen untrüglichen Beweis dafür bieten zu können.
Es ist eine Eigentümlichkeit, daß dann, wenn der Geist der Lehren am stärksten war, vielfach gar keine oder doch nur eine höchst unbedeutsame Organisation unter den Gläubigen bestand. Moses, Christus, Muhammed hielten und leiteten Ihre Anhängerschar zu Ihren Lebzeiten nur durch die Macht Ihrer Persönlichkeit, und wir lesen in der Apostelgeschichte, wie auch nach dem Tode Christi zunächst noch die Wirkung Seiner Lehre genügte, um ein festes Band um Seine Anhänger zu schlingen. 3) Erst allmählich ließ diese Wirkung nach und wurde durch das künstliche Band der Organisation ersetzt. 4)
Ein genaues Studium der bisherigen Religionen ergibt, daß sie in ihrer Entwicklung verwandte Bahnen durchlaufen, die wir mit der Lebensbahn des Menschen vergleichen können. 5)
Wir finden bei jeder von ihnen eine Zeit, die der menschlichen Kindheit entspricht. Es ist dies
die Zeit, in der der Religionsstifter noch selber unter den Menschen weilt und lehrt und sie sich
sorgenlos gleich dem Kinde Seiner geistigen und
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bisweilen auch weltlichen Führung überlassen können. Sie brauchen ihre Erkenntnis noch nicht
durch eigenes Forschen zu erarbeiten, da die Quelle lebendiger Belehrung noch fließt. Gleich
den Schülern in der Schule können sie den Lehrer befragen, wo ihnen etwas unklar ist. Mit
dem Tode des Religionsstifters beginnen die Entwicklungsjahre, wo die Menschen die Unzulänglichkeit
ihres Wissens erkennen. Sie haben wohl Kenntnisse aber keine Erkenntnis, Einzelheiten
aber keine großen Zusammenhänge in sich aufgenommen und beginnen nun, selber die Lehren
zu studieren, um so die Erkenntnis daraus zu gewinnen. Es folgt das Stadium der Reife, in
dem der Mensch Klarheit gewonnen zu haben glaubt. In diesem Stadium gelangt die Religion
weiter bis zum Höhepunkt ihrer Entwicklung, mit ihm beginnt die Wende, der Abstieg
zur Oberflächlichkeit und Erstarrung, die schließlich bis zum völligen Kraftverfall führen kann.
Aber eigentlich handelt es sich bei diesem Höhepunkt oft schon nicht mehr um einen Höhepunkt
der Lehre, vielmehr nur um einen solchen der kirchlichen Organisation, da, wie die Beobachtung
bei den verschiedenen Religionen lehrt, die Wende der Entwicklung für die Lehre in der
Regel bereits vorher einzusetzen pflegt. In gleicher Weise können wir beim Menschen nach der
Erlangung der Reife bereits wieder eine, wenn auch zunächst kaum merkliche, Kraftabnahme
feststellen, obgleich er nun erst mit klarer Erkenntnis Erfahrungen richtig zu sammeln und
zu verwerten beginnt, wodurch leicht der Schein sich noch steigernder Arbeitskraft erweckt wird.
Welche Bedeutung aber kann Religionen zukommen, die — obgleich sie Anspruch darauf erheben, göttlichen Ursprungs zu sein — doch dem allgemeinen Naturgesetz von Werden und Vergehen unterworfen sind? Ist nicht eines im andern ein Widerspruch? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir Klarheit über den Sinn der Religionen zu gewinnen suchen. Diese Klarheit können wir aber weder aus Kirchenlehren noch Dogmen, sondern lediglich durch genaues Studium der heiligen Schriften der verschiedenen Religionen gewinnen. Christus sagt: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ 6) und ein andermal: „wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn Er wird nicht aus sich selbst reden, sondern, was Er hören wird, das wird Er reden, und was zukünftig ist, wird Er euch verkündigen.
1) D. Bernhard Rogge: Illustrierte Geschichte der Reformation in Deutschland, Bad Nauheim 1924, Seite 1,
2) Vergl. Dr. Georg Jellinek, Allgemeine Staatslehre. Berlin 1922, S. 189,
3) Apostelgeschichte 4, 32—37.
4) Apostelgeschichte 6, 1—5.
5) Jenable Fazel: Why present day religions have lost their power, Lectures, series one. Seattle 1921.
6) Matthäus 5, 17.
(Fortsetzg. folgt.)
Letters from Count Leo Tolstoi to Eastern Correspondents.
Extracted from a work in the German language entitled «Tolstoi und der Orient» by Paul Birukoff. (Pub. Rotapfel, Verlag, Zürich, Swit.). Translated into English with some Personal notes by Mrs. J. Stannard.
This recent publication in Switzerland, is a work of exceptional interest for Bahais, all over the world, since through it we arrive at certain valuable historic data regarding the year when this great Russian Teacher wrote his first letter to an avowed Bahai. The compiler of these documents Mr. Birukoff labored many years with and for Leo Tolstoi, and out of the immense mass of papers and letters handed him for biographical purposes, he has wisely thought of putting together, into one volume, the interesting series of communications which Tolstoi addressed to his Eastern correspondents.
We find that Mohammedans, Hindus Persians and Chinese have at various times addressed to him letters expressing, not only their ideas but their earnest appeals to learn his views on religion, socialism, or philosophy. The result enables us to penetrate into another region of Tolstoi’s great mind and admire his breadth of view and almost prophetic quality of perception. Unfortunately we are not informed as to the language in which these various letters were couched, probably in French or English, since he had extensive knowledge of the literature of both these countries. Birukoff has put the collection into German, the English reproduction. I venture to present to our readers is therefore the best I can offer under the circumstances, failing an examination of the originals.
I might mention in passing that Mr. Paul Birukoff, came to Geneva last autumm and was interested in the new Bahai centre here, then recently opened up. He has now come into direct communication with the Guardian of the Cause Shoghi Eff, and since returning to Moscow, has written to me deploring the fact that an error was made over his name since it mars the first edition. This unfortunate mishap occurred during his absence when proofs were being corrected.
Mr. Birukoff has visited the Bahais of Moscow who, he informed me, were allowed by government to hold their meetings freely.
It is through that early valued convert to
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the Cause of 'Abdu'l-Bahá, Gabriel Sacy, of Cairo, that we obtain the first reference
to the Babi-Bahai Movement, from Tolstoi. He answers an eloquently couched
letter on a spiritual subject, in which the Messianic idea is alluded to. The letter from
Russia is dated 1901. Commencing by regretting that a former letter had not been
received, he writes — —
I have not forgotten you since your ideas on the Messianic question greatly interested me, as also your thoughts upon Babism to which you evidently belong. How is it that you a frenchman have become a Babi? Babism has interested me for a long time, and I have — — — While I have discovered nothing of very high importance in the Babı Bible, yet it seems to me that as cultural and human teaching a very great future lies before it in the East. It has some affinity, (or ressemblance) to the Christian revolutionary ideas and will sooner or later probably fuse into it. — — -
The Editor B. here offers us his explanation upon the difference between the Babi movement and the work carried out later by Bahá’u’lláh which transformed and expanded the Babi teachings into the basis for universal religion which it now expresses.
We come next to a long and extremely interesting communication addressed by Tolstoi to a Madame Grinewskaja. This Russian lady came out to the East through the help of some Bahais from Baku, having already written and produced a poetic drama on the history of the Bab, in St. Petersburg. She hoped to continue her writing up to the time of Bahá’u’lláh and 'Abdu'l-Bahá, and made the pilgrimage to Akka in 1910 when the writer met her in Cairo. We are unable to fix the date of her letter to Leon Tolstoi as no date apparently was given by him.
2nd Letter — —
To Madame Grinewskaya
Honored Madam
I am very happy to know that W. Stassow has communicated to you the very good impression which your book made on me, I thank you for sending me a copy — — — I have known of the Babi Sect for some time and am greatly interested in its teachings. I think that it has a great future as indeed all more reationally inclined social and religious teachings must have, when their object is to go beyond what priests or confessional theology offers. From Brahminism, Buddhism, Judaism, Christianity and Mohammedanism all will have to leave the various accretions, or un-essential over growths which has resulted in separating one faith from another and they will have eventually to come into one humane universal religion.
Therefore I think will Babism exercise a great influence upon the masses.
It will eventually eliminate many old Mohammedan superstitions which as in other beliefs have to rent religions asunder and enable them to come back to the basic principles of brotherhood, equality and Love.
Strong religious stirrengs can be felt coming from the Mohammedan world, I have heard that a prophetic teacher is to be found in French Africa. Another is talked of in Lahore in India, and pubiishes literature. (The Ahmadia Cult.) read all I could procure on the subject. new and do not change the world’s outlook and therefore in many ways resemble Babism. So far as I can judge they are not theoretic by intention but (as the Bab teaches) aim at practical purposes, therefore am I heartily in agreement with Babism, so long as it induces mankind along the path of Brotherhood, and equality and draws men into service for God. — —
3rd Letter
To Fridul Khan Wadelbekow.
(This communication is dated 1908 and is found among epistles written to Caucastan Mohammedans.).
— — In answer to your letter which questions how one should understand the term God. I send you a collection of writings from my literary and reading club, in which some thoughts upon the nature of God are included. In my opinion if we were to free ourselves from all false conception of God we should, whether as Christians or Mohammedans free ourselves entirely from picturing God as a personality. The conception which then seems to me to be the best for meeting the requirements of reason and heart is found in 4th chap. St. John, 7-12-15 that means God is Love. It therefore follows that God lives in us according to the measure or capacity of each soul to express His nature. This thought is implicit more or less clearly in all religions, and therefore in Mohammedanism.
Concerning your second question upon what awaits us after death I can only reply
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that on dying we return to God from whose Life we came. God however, being Love we
can on going over expect God only.
Concerning your third question I answer that so far as I understand Islam, like all other religions, Brahminism, Buddhism, Confucious, etc., it contains great basic truths but that these have become corrupted by superstition, and coarse interpretations and filled with unnecessary legendic descriptions. I have had much help in my researches to get clear upon Mohammedanism by a splendid litle book "The sayings of Mohammed”.
The teachings of the Babis which come to us out of Islam has through Bahá’u’lláh’s teaching been gradually developed and now presents us with the highest and purest form of religious teaching. — —
Note by Mrs. Stannard. — Tolstoi having as we notice, been so impressed over a small book issued in London called the „Sayings of Mohammed“, an english translation of the better known ‚Hadith‘. it may perhaps interest our Bahai friends to hear that I met the compiler Al-Mamun Suhrwardi, in London on the return from my first visit to the Prison of Akka 1908. This brilliant young Arabic scholar had then heard of the Bahai Movement and was beginning to read what little literature was available, I found him very unwilling at first to consider the question that a great one had arisen in the world of Islam to renew and reterpret the Koran. We endeavoured to show this zealous Mohammedan that without a new law, and another presentation of inner meanings, such as Bahá’u’lláh had revealed to Man,no regenerated Mohammedanism was possible, let alone a world Religion, such many years after in India that I met the youth again. He then eagerly questioned me: „has Tolstoi realised? It was only very over the progress of the Bahai Cause and acknowledged his belief in its future. All his fiery fanatic faith in a revival of modern Mohammedanism, and its acceptance as a world faith had been dissipated, through his own failure to disentangle it from politics. He had sadly realised that all religions of formal ‚Confession‘ were living entirely under the sway of world ties and these were chiefly of a political nature.
4th Letter
To N. M. Krymbayew
Honored Sir
The foundation of all religions is the same
— It is Love of God, i.e. in highest perfection and love of one’s fellow-being. But although the basic teachings are from one Source making them alike in spirit the disciples in every case appear to have (gradually) introduced deceptive presentations and interpretations, and this has happened in Mohammedanism and is true of allreligions. — — — The duty of man in all this is not to overthrow religion, and put in its place the narrow flat or formal, so-called scientific outlook, but on the contrary man should bestir himself to understand the reality of Religion, in order that he may clear the truth and set free its foundation from present conditions. — — — There exists a sect which from its religious content stand very high, that of Babism. This teaching was later greatly spread and developed by Bahá’u’lláh, who through the Turkish government was exiled to Akka. There his son now lives. His disciples observe no outer religious formalities, and regard all religions as having one and the same foundation — Living the good life, in love to all and guarding against being inveigled into any wicked or subversive movements.
The foundation of Wassow’s group 'God’s Army’ hold to the same principles. Both these sects, mark an important step forward for Mohammedanism which will free it from the dead outer formalities, though in justice to Islam, (as the youngest of the religions,) it is less encumbered than older Faiths.
I therefore believe that every one who desires to promote the welfare of Humanity and serve the cause of his own particular religion should not turn away from it but rather strive with all his might to understand its deep truths and these are to be found in all religions, alike in Mohammedanism. Free the Reality from all overgrowths and in the Koran will the good and deep truths become apparent. — —
The editor Mr. Paul Birukoff, offers us the following observation, on the conclusion of these letters — —
All this goes to show how dear to Tolstoi had become the Mohammedan world of thought, and how earnestly he strove to link Islam up with the other great religions, thus helping a renewed Humanity to arrive at a universal religious unity.
These sentiments express what all Bahais must feel, it is wonderful to realise
how completely the great Russian reformer had been
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spiritually influenced by the Bahai Light, and how great an apostle of Bahá’u’lláh’s
would he have not been, did he walk on the earth to-day in full vigor of life!
We can but breath a prayer of hope that Russia may speedily come under the high inspiration of this true servant of his people, and that the sacred Cause of Bahai teaching will eventually bring about the spiritual unity Tolstoi felt was so sorely needed on earth.
Bahai-life:
To teach is to learn, to learn is to act, to act is to serve, to serve is to love; to love is to sacrifice, to sacrifice is to die; to die is to live, to live is to move, to move is to rise — to rise beyond all human limitations and to reach the real aim.
'Abdu'l-Bahá.
Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35
In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10
5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,
in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,
in Halbleinen geb. . . . . 4.--
In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.
Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20
18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60
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Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustré supplement, p. 66.)
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