Sonne der Wahrheit/Jahrgang 5/Heft 9/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft IX NOV. 1925
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


[Seite 128] Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustré supplement, p. 66.)



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SONNE    DER  WAHRHEIT
Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig
Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 1,90 Goldmark.
Heft 9 Stuttgart, im November 1925 5. Jahrgang

Inhalt: An die Geliebten Gottes! — Durch Mirza Ali Kuli Khan, an die Dienerin Gottes Miß J. B. M. — Die Vervollkommnung ist ohne Grenzen. — Vier beantwortete Fragen, gesandt an Professor Cairus Edinburg, 24. Juni 1910. — Lebendige Religionen. — Days of remembrance. — Amo. — Allerseelen. - Zu Baha’u’llás Geburtstag (12. November 1817). — Eine neue Religion. — Gedenktage. — Nachrichten aus der Bahai-Welt.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion



Was heisst Gott dienen? Es bedeutet, alle seine Kräfte und Mittel stets für die Durchführung des Göttlichen Willens einzusetzen. Wie erkennt man Gottes Willen? In jeder Angelegenheit ist der Wille Gottes heilsam für das Wohl der Menschen und widerstrebt dabei der eigenen Selbstsucht. Vermagst du Gottes Willen freudig zu tun und freudig zu erleiden, so bist du auf der richtigen Glaubensbahn.

Abdu’l-Bahá.



Der Ruhm und die heilige Stufe Christi ist so klargelegt wie die Mittagssonne sichtbar ist — durch die Bücher und Schriften Baha’u’lláhs. Desgleichen ist dieser Punkt restlos und wohlverständlich beantwortet durch die Schriften Abdu’l-Bahás.

Die Bahai-Sache ist eins mit der Bibel und anderen Heiligen Schriften, sie ist nur erneut. Die Bahai müssen bekannt sein mit dem Inhalt der Bibel und den Heiligen Schriften anderer Religionen. Was die Stufe Baha’u’lláhs anbelangt, so ist Er der Vorausverkündete Alleinige für alle Völker und der erste Lehrer und der erhabenste Erzieher für die Menschheit.

(sig) Abdu'l-Bahá Abbás.


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An die Geliebten Gottes!

Die Herrlichkeit Gottes waltet über euch.

Ihr Töchter, ihr Söhne des himmlischen Reiches! Der Ruf Gottes ist erklungen. Im Osten und Westen wird er vernommen. Die Seelen fühlen sich hingezogen zu den Worten Gottes, sie hören die Stimme Gottes in vollkommener Demut, mit Freude in Glückseligkeit und Fröhlichkeit. Die Schleier des Zweifels sind zerstoben und sie bleiben bewahrt vor dem toten Nachahmen ihrer Väter und Vorfahren.

Mit ihren eigenen Augen und nicht mit den Augen anderer haben sie geschaut, mit eigenen Ohren und nicht mit den Ohren anderer haben sie gehört, mit eigenem Geiste haben sie begriffen und nicht mit dem Geiste anderer. Solche Seelen sind die Liebenden des Lichts, und als sie den Morgen der Wirklichkeit schauten und das Licht der göttlichen Sonne erblickten, da wurden sie angezogen, hingerissen und erleuchtet. Sie glaubten an die Herrschaft und das Reich Gottes, sie wurden die Empfänger des Wohlwollens und die Träger des Lichts, sie wurden der Aufgangsort der göttlichen Geheimnisse, sie lasen die Verse der Gerechtigkeit und wandten sich dem Reiche des Lichtes zu. Gesegnet sind jene Seelen, welche die verheißene Schönheit erkannt haben, und die in den Schatten des Herrn der Worte eingetreten sind.

Solche Seelen sind heute das Heer des Heils, sie sind die Gäste des Lebens, sie sind mit himmlischen Siegen geschmückt im Osten und im Westen. Ihnen ist es gelungen die Herzen in Asien und Amerika zu beherrschen, in jeder Minute erhalten sie den Beistand aus dem Reiche des Lichts, und alle Tage wird ein Heer aus dem erhabenen Sammelpunkt zu ihnen herabsteigen. Aus diesem Grunde wird eine Person, die in einem Lande oder in einer Stadt wirkt, oder zu lehren anfängt, inne werden, daß ihre Worte plötzlich eine große Wirkung auf die heiligen Seelen ausüben, und das Licht der Vergewisserung und des Glaubens wird alsdann in seinem Glanze erstrahlen.

Der Ruf aus dem Reich der Herrlichkeit ist dem Geiste gleich, er ruft eine augenblickliche Wirkung in den Nerven, Arterien, Herzen und Seelen hervor; die Menschen werden neugeboren und mit Wasser, Geist und Feuer getauft, die zweite Geburt wird vorsich gehen und neue Menschen werden auferstehen.

Andere aber gleichen denen, von welchen Christus im Evangelium sagt: „Sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht, sie haben Herzen, aber sie erfassen nichts.“

Kurz gesagt: Es werden durch die Verkündung Gottes Seelen geweckt, aber viele sind noch unwissend, zweifelnd und der Sonne des Lebens beraubt. Sie waren im Zweifel über das Wohlwollen des Herrn der Zeichen, sie hatten keinen Teil an der himmlischen Großmut. Sie hatten keinen Platz an der Brust des heiligen Geistes und blieben ferne.

Sie haben ihr Herz an die Welt des Irdischen gehängt und werden der himmlischen Segnungen nicht teilhaftig. Sie haben sich selbst mit den Dingen dieser vergänglichen Welt besudelt und die immerwährende Existenz vernachlässigt, das ewigwährende Leben verleugnet; sie gaben sich mit einem Tropfen zufrieden und verloren darüber die Wogen der See; sie hängten ihr Herz an einen Strahl der Sonne und entfernten sich dadurch von der Sonne der Wirklichkeit und wurden ihrer nicht gewahr.

Es ist eine Quelle großen Kummers, daß ein Mensch in diesem erleuchteten Zeitalter und göttlichen Jahrhundert der himmlischen Segnungen verlustig gehen sollte.

Wenn ein Baum nicht fruchtbar noch grün werden will und zur Zeit des lebenspendenden Hauches des Frühlings keine Blätter, Blüten noch Früchte hervorbringt, in welcher Jahreszeit will er dann blühen und sich befruchten und zu welcher Zeit will er Früchte tragen? Er wird gewiß immer und auf ewig der Gnaden beraubt sein und hoffnungslos bleiben.

Nun solltet ihr Gott Dank sagen für eine solche heilige Gunst, und Gott loben, daß ihr habt teilnehmen können an dem Glanze der Sonne der Wirklichkeit, und daß ihr einen Teil der himmlischen Gnade empfangen habt.

Da ihr den Ruf Gottes gehört habt, so seid ihr durch das Wehen des Heiligen [Seite 131] Geistes zum Leben vorgedrungen, und seid in die ewige Heimat eingegangen.

Ihr habt ewigwährende Gnade empfangen, und seid solcher Gunstbezeugungen teilhaftig worden, daß ihr fähig seid, gleich dem Morgenstern durch Jahrhunderte und Zeitalter hindurch zu scheinen, und gleich dem lebenspendenden Odem des Paradieses der Herrlichkeit die Ursache des ewigen Lebens für viele zu werden.

Das Licht der Herrlichkeit Gottes sei über euch.

gez. ’Abdu’l-Bahá Abbas.

Uebersetzt von Wilhelm Herrigel.



Durch Mirza Ali Kuli Khan, an die Dienerin Gottes Miss J. B. M.

Auf ihr sei Baha’u’lláh !

Er ist Gott!

O Du, die Du von dem Geist der Wahrheit angezogen bist! Der Mensch mag sich beschäftigen wollen, mit was er will, in allem muß er zuvor etwas Fähigkeit erlangen und Vorkehrungen und Vorbereitungen dazu treffen.

Jede Seele, die in diesen Tagen beabsichtigt, ihre Stimme für das Königreich zu erheben und die Menschen unter den Baum des Lebens in dem idealen Paradiese zu bringen und sie einzuladen zum ewigen Leben, muß zuerst von aller Anhänglichkeit zu dieser Welt befreit sein; ja, sie darf nicht nach Rast und Ruhe trachten und muß ihre Augen gegenüber dem vergänglichen Leben dieser Welt schließen.

Ich hoffe, Du hast alle derartigen sterblichen Dinge aufgegeben; und wenn Du diese große Aufgabe erfüllt hast, d. h., wenn Du von der Anhänglichkeit zu dieser Welt befreit und willens bist, alle Schwierigkeiten und alles Elend im Pfade Gottes in solcher Weise zu erdulden, daß Dir Vorwürfe von Seiten der Feinde erscheinen wie Lob und Verherrlichung, und Dir der Tadel der haßerfüllten Menschen erscheint wie Bewunderung und Beifall, und Dir die Bitternisse der Betrübnisse schmecken wie der Honig der Gunst, und Dir alle Bedrückungen sind wie Süßigkeiten, dann kannst Du auf dem Pfade des Königreiches wandeln und ein Herold Gottes werden.

Daher stehe fest und standhaft auf dem Boden dieser Stufe, beschäftige Dich in der Führung der Menschen und rufe sie zum Königreiche. Dann wirst Du finden, wie der göttliche Magnet — die Macht des Wortes Gottes — die Herzen anziehen und den Seelen Begeisterung verleihen wird. Wenn Du diese Stufe erreichst, dann wird kein Hindernis mehr vorhanden sein, kein Schleier wird sich mehr dazwischen legen und alles, was Dein höchster Wunsch ist, wird verwirklicht werden.

Auf Dir sei Gruß und Lob! gez. ’Abdu’l-Bahá.

Uebersetzt am 17.November 1905 in Cambridge Maß.

Auszug aus einem anderen Tablett:

Jeder Atemzug ausgeatmet im Pfade Gottes, ist vor Ihm offenbar und bekannt, ja noch mehr, er wird erwähnt und gepriesen.

Auf Dir sei Baha’u’lláh !

’Abdu’l-Bahá Abbas.

Uebersetzt d. Ahmad Sohrab 31. Okt. 1910.

Deutsch von W. Herrigel.



Die Vervollkommnung ist ohne Grenzen.

Aus Some anwered Questions übersetzt von Wilhelm Herrigel.

’Abdu’l-Bahá sprach: Bedenket, daß die Zustände der Existenz beschränkt sind auf die Zustände des Dienstes, des Prophetentums und auf die Gottheit, aber sowohl die göttliche als die irdische Vervollkommnung ist unbegrenzt. Wenn ihr tief darüber nachdenket, so werdet ihr entdecken, daß die Vervollkommnung der Existenz selbst äußerlich ebenfalls unbegrenzbar ist; denn ihr werdet kein Wesen finden, das so vollkommen ist, daß man sich nicht ein noch höheres daneben denken könnte. Ihr könnt z.B. keinen Rubin im Mineralreich, keine Rose im Pflanzenreich und keine Nachtigall im Tierreich [Seite 132] ansehen, ohne dabei denken zu müssen, daß es auch noch bessere oder höhere Gattungen, als diese, geben wird. Wie nun die göttlichen Gaben endlos sind, so ist auch die menschliche Vervollkommnung unbegrenzt. Wenn es möglich wäre, eine Grenze der Vollkommenheit zu erreichen, dann könnte es vorkommen, daß eine Wirklichkeit des Menschen einen Zustand erreichen würde, in dem der Mensch von Gott unabhängig wäre und somit das Irdische den Zustand der Unabhängigkeit erreichen würde. Es gibt daher für jedes menschliche Wesen einen Punkt, über den es nicht hinwegkommt, oder mit andern Worten, alles Abhängige mag in der Erlangung grenzenloser Vervollkommnung Erfolg haben so viel es will, es wird aber niemals den Zustand der Gottheit erlangen. Dasselbe ist der Fail mit allem Erschaffenen. Ein Mineral mag in seinem Reich Fortschritte machen soviel es will, die Kraft der Pflanze kann es niemals erlangen; ebenso die Pflanze, sie mag sich im Pflanzenreich noch so hoch entwickeln, die Kräfte der Sinne werden bei ihr nie zum Vorschein kommen. So kann z.B. dieses Silber niemals Gehör oder Gesicht erlangen, es kann sich nur in seinem eigenen Zustand verbessern und ein vollkommeneres Mineral werden, aber es kann nie die Macht des Wachstums und der Empfindung oder Leben erlangen.

Petrus kann nie Christus werden; alles, was in dem Zustand der Abhängigkeit für ihn möglich ist, ist unendliche Vervollkommnung zu erlangen; denn jede existierende Wirklichkeit ist imstande, Fortschritte zu machen, da nun der Geist des Menschen, nachdem er diesen materiellen Körper abgelegt hat, weiterlebt und daher sicherlich jede Seele fähig ist, Fortschritte zu machen, so ist es erlaubt, um Förderung, Vergebung, Gnade, Wohlergehen und Segen für einen Verstorbenen zu bitten, und dies schon deshalb, weil die Existenz entwicklungsfähig ist. Aus diesem Grunde ist in den Gebeten Baha’u’lláh’s für die Verstorbenen die Bitte um Vergebung der Sünden enthalten. Wenn überdies die Menschen ihres Gottes in dieser Welt bedürfen, so werden sie ihn auch in der andern Welt nötig haben. Die Geschöpfe haben ihren Gott immer nötig. Gott aber ist absolut unabhängig, sowohl in dieser als in der andern Welt.

Der Reichtum in der andern Welt besteht in der Nähe Gottes. Daher ist es sicher, daß es denjenigen, die in der Nähe Gottes sind, erlaubt ist, zu vermitteln, und diese Vermittlung ist von Gott gebilligt. Aber die Vermittlung in der andern Welt ist eine andere als die Vermittlung in dieser Welt, sie ist eine andere Wirklichkeit, die nicht mit Worten zum Ausdruck gebracht werden kann.

Wenn ein Reicher den Armen und Bedürftigen vor seinem Tode eine Gabe vermacht und diesen damit einen Teil seines Reichtums schenkt, so mag es sein, daß diese Tat zur Ursache seiner Vergebung und seines Fortschritts im göttlichen Reiche wird.

So ist es auch wenn Vater und Mutter die größten Schwierigkeiten und Mühsale für ihre Kinder erduldet haben und dann eines Tages, wenn die Kinder erwachsen sind, in die andere Welt hinübergehen; kaum sind sie dort angelangt, sehen sie in dieser andern Welt die Belohnung für ihre Mühe und Sorgfalt, die sie den Kindern angedeihen ließen. Deshalb müssen auch die Kinder ihren Eltern für all diese Mühe und Sorgfalt Liebe und Dankbarkeit erzeigen und nach deren Tod um Vergebung und Gnade für sie bitten. Für die Liebe und Güte, die euch von euren Eltern erzeigt wurde, seid ihr auch um ihretwillen verpflichtet, den Armen zu geben und mit größter Ergebung und Demut um Vergebung ihrer Sünden und um größte Gnade für sie zu bitten. [Seite 133]

Dadurch ist es möglich, daß selbst der Zustand derjenigen, die in Sünden und Unglauben gestorben sind, verändert wird; d.h. es mag ihnen durch die Mildtätigkeit Gottes, nicht durch Seine Gerechtigkeit, Gnade zuteil werden. Denn die Gabe wird gegeben ohne Verdienst. So, wie wir die Kraft haben, für die Seelen zu beten, die hier sind, so werden wir in gleicher Weise dieselbe Kraft haben in der andern Welt, die das Königreich Gottes ist. Sind etwa nicht alle Seelen in jener Welt die Geschöpfe Gottes? Weil sie dies sind, so können sie in jener Welt auch Fortschritte machen. Wie sie hier durch ihre Gebete Licht empfangen können, so können sie auch dort um Vergebung bitten und Licht empfangen durch anhaltendes Beten und Flehen. Wie die Seelen in dieser Welt mit Hilfe demütiger Bitten und anhaltender Gebete heiliger Menschen Entwicklung erlangen können, so ist es dasselbe nach dem Tode. Durch ihre eigenen Gebete können sie auch Fortschritte machen, und dies ganz besonders, wenn sie auch noch der Gegenstand der Fürbitte der heiligen Gottgesandten sind.



Vier beantwortete Fragen, gesandt von Professor Cairus Edinburg, 24. Juni 1910.

Frage:

1. Ist es richtiger von Bab und Baha’u’lláh als Manifestationen zu sprechen, oder als Incarnation ?

2. Lehren die Bahai’s die Lehre von derWiedergeburt ?

3. Beansprucht Baha’u’lláh eine erhabenere Stellung als Jesus, der Christ ?

4. Wollte Baha’u’lláh die Lehren Christi überragen und auflösen ?

Antwort durch ’Abdu’l-Baháh an die Dienerin Gottes am 20. Juli 1910.

O Tochter des Königreichs!

Dein Brief ist angekommen. Sein Inhalt verursachte geistige Glückseligkeit und herzliche Freude.

Ich wünschte ausführlicher zu schreiben, doch ist meine Gesundheit nicht so stark. Ich bin erschöpft und somit genötigt, mich kurz zu fassen. Wenn ich mich besser befinde, werde ich ausführlicher schreiben, denn wahrlich du bist beschäftigt mit der Arbeit des Königreichs im Dienst der Welt der Menschheit und bist eines Briefwechsels würdig.

Nun will ich die Fragen kurz beantworten:

1. Die Bahai glauben, daß die Wiederkehr des Wortes Gottes, d. h. die Verwandlung der Natur der Gottheit in den Menschen und die Umgestaltung des Unendlichen in das Zeitliche, Begrenzte, niemals sein kann. Aber sie glauben, daß der Bab und Baha’u’lláh Manifestationen einer universalen Ordnung in der Welt der Menschheit sind. Es ist klar, daß das Ewige nie vergänglich sein kann, so wenig wie das Vergängliche, ewig.

Die Verwandlung der Natur ist unmöglich. Ein vollkommener Mensch, eine Offenbarung, ist wie ein klarer Spiegel, in welchem die Sonne der Wirklichkeit klar und deutlich erscheint und die unendlichen Gnaden wiederspiegelt.

2. In den Lehren Baha’u’lláh’s wird nichts von Reinkarnation des Geistes in verschiedenen Körpern gelehrt.

3. Baha’u’lláh hat die Lehren Christi nicht aufgelöst, Er hat sie vielmehr [Seite 134] erneut, belebt, erklärt und ausgelegt, vergrößert und erfüllt.

4. Baha’u’lláh beanspruchte nie größer als Christus zu sein, Er gab die folgende Erklärung: Die Manifestationen Gottes sind Dämmerungspunkte einer und derselben Sonne, z.B. die Sonne der Wirklichkeit ist Eine, aber die Orte wo sie aufgeht sind zahlreiche. Die Wirklichkeit ist daher eins, sie strahlt aber auf verschiedene Spiegel.

Deine eigenen Antworten waren gut, jetzt habe ich die Fragen kurz beantwortet. Ueber Dir sei die Herrlichkeit des Herrlichsten !

(gez.) ’Abdu’l-Bahá Abbas.

Uebers. v. J. Stäbler.



Lebendige Religionen.

Vortrag

von Dr. Walter Walsh. gehalten am Sonntag, den 28. September 1924 in der Steinway Hall in London, in Verbindung mit der vom 22. September bis 3. Oktober 1924 im Imperial-Institute in London stattgehabten Konferenz über lebendige Religionen.

Uebersetzt von Alfred Diebold.

(Fortsetzung.)

„Alle müssen sich der Mittel bedienen, die zur Liebe und Einigkeit führen.“

’Abdu’l-Bahá

Die Kirchengötter reißen sich um ihre Opfer bis zum bitteren Ende, zum Tode, wie die Menschen sagen. So ertranken zum Beispiel nach Zeitungsberichten 500 Menschen, und Mutter Natur fragte nach nichts, sondern begrub sie alle in einem gemeinsamen Wellengrabe. Drei der Toten wurden jedoch ans Land gespült und es ergab sich, daß der eine römisch-katholisch, der andere griechisch-katholisch und der dritte ein Anglikaner war, und so begruben sie dieselben in drei verschiedenen Kirchhöfen! In einem Schreiben an ’Abdu’l-Bahá bekannte der verstorbene Orientalist und Forscher Arminius Vambery, daß er sich zu verschiedenen Zeiten als Christ, Mohammedaner und Zoroastrier ausgegeben habe, um die Wahrheit der Dinge zu erforschen, und er habe herausgefunden, daß alle diese Religionen Werkzeuge der Tyrannei und Unterdrückung in den Händen der Herrscher und Beamten geworden sind, und daß sie die Ursache der Zerstörung der menschlichen Ordnung sind. Aus diesem Grunde schloß sich Vambery ’Abdu’l-Bahá an und begrüßte freudig die Aussicht auf eine wirkliche Grundlage für eine Gottesreligion, die durch Sein (’Abdu’l-Bahás) Bestreben sich entwickelte.

Blicken wir der rauhen Wirklichkeit ins Gesicht! So wie wir uns in der politischen Welt von Vorurteil, Stolz, Patriotismus und Nationalismus befreien müssen, so müssen wir Parteiwesen, Sonderbündelei, Ansprüche auf Alleinwahrheit, auf das Messiasamt usw. in der Religion abtun. Die Christen haben gewöhnlich den Mohammedanismus als eine unduldsame Religion bezeichnet; aber der verstorbene Canonikus Cheyne, ein christlicher Schriftsteller und Würdenträger der Kirche beschuldigte ganz besonders das Christentum der Untoleranz gegen andere Religionen, während er in dem gleichen Buche die Bahai-Bewegung hochhebt (zusammen mit dem Brahmanen Somaj) als eine Sache, die die geistige Vereinigung aller Völker verursachen wird, weshalb er sich auch der Bewegung anschloß.

Auf diese Weise wird, wie wir sehen, Interessengemeinschaft durch die Einheit Gottes erreicht. Während die politischen Führer der Welt — ohne Zweifel ganz aufrichtig, denn sie haben alle eine fürchterliche Angst — bestrebt sind, an Stelle des kriegsherausfordernden „Gleichgewichts der Mächte“ eine friedliche Liga oder einen „Einklang der Nationen“ zu schaffen, müssen die religiösen Führer der Menschheit eine Symphonie der Schwesternschaft der Religionen schaffen, Dies ist eine Sache, die drängt! Sie verlangt eine baldige und weit umfassendere Religionskonferenz, um diese eine Lebensfrage des Weltfriedens zu besprechen. Ich wüßte keinen Geeigneteren, solch eine Weltkonferenz von Religionsvertretern einzuberufen, als das Haupt der Bahaibewegung: Shoghi Effendi.

Ich hoffe, daß ich nicht sterben werde, ehe ich die Vollendung jenes großen „Mashreq’ul-Adhkar“‘ (Dämmerungsplatz des Gebets) am Ufer des Michigansees sehen werde, der bestimmt ist, ein gewaltiger und gastlicher Sammelplatz für alle Religionen der Welt zu werden, ein leuchtendes Symbol der Einigkeit der Menschen in der Einheit Gottes, und ich hoffe auch Zeuge zu werden der Vollendung jenes ähnlichen Zentrums Universaler Religion, der „Halle Aller Religionen“, des großen Friedensdenkmals, das in Indien und zwar ausgerechnet in der heiligen Stadt Benares errichtet werden soll.

Es ist ein wundervoll Ding, daß zu Lebzeiten von manch einem hier Anwesenden, der großen Bewegung überall zugejauchzt werden wird, die durch den Bab in Persien einsetzte, durch dessen eigenes Blut und das Blut von 20000 Nachfolgern [Seite 135] geheiligt, durch Baha’w’lláh während einer vierzigjährigen Gefangenschaft verbreitet und gestärkt und durch die goldene Zunge ’Abdu’l-Bahá’s, des Christostomus der Bewegung, dem Abendland mitgeteilt wurde. Alle Formen der Religion sind im Wesentlichen die gleichen, sie lehren, daß alle Propheten und Lehrer der Wahrheit echt sind, daß alle Menschen Brüder sind, daß Mann und Frau gleichgestellt sind; sie lehren gleiche Erziehung, gleiche Möglichkeiten. Dieser reine Universalismus, dieses Beispiel klaren Denkens und edlen Lebens, und, ich darf hinzufügen, heiligen Strebens, ist freilich nicht nur auf die Bahaibewegung beschränkt, sondern wird auch von verschiedenen anderen Bewegungen, die ich bereits genannt habe, aber auch von anderen, einschließlich der Frei-Religiösen Bewegung, gelchrt und befolgt; aber dies alles ist durch die geheiligte Kraft Baha’u’lláhs ganz besonders stark zum Ausdruck gekommen, durch die silberne Beredsamkeit ’Abdu’l-Bahás verkündet und mit dem Blut von zweimal zehntausend Märtyrern getränkt worden, so daß die Bahai von allen edlen Geistern, als die ersten unter vielen Glaubensbrüdern angesehen werden.

Hier haben wir eine tief andächtige Form von Religion, die der geistigen und strebenden Seite der menschlichen Natur große Aufmunterung bietet, die aber gleichzeitig die abergläubischen Neigungen zurückdrängt, eine Religion, die auf übernatürliche Bestätigungen verzichtend, nichtwundertätig, doch ethisch, pazifistich, human, universal und zugleich tief ist, eine Religion auf die eine blutbefleckte Welt voll Hoffnung auf Führung und Erleuchtung blicken möge.

Eine Stelle in Shoghi Effendis Abhandlung (bei der Konferenz durch Mr. Mountford Mills verlesen), in der er auf die wirtschaftliche Lage hinweist, hat mich ganz besonders verblüfft. Unter vielen wirtschaftlichen Vorlesungen kann ich mich an keine erinnern, die die Not so klar vor Augen geführt hatte, wie der erste Absatz, den ich unten anführen will, oder die das Heilmittel deutlicher dargetan hätte, als der zweite nachfolgende Absatz:

„Nun wird die menschliche Seele durch die Furcht vor augenblicklicher oder von künftiger Armut immer abwärts, der Natur zugewandt sein, wo das vorherrschende Gesetz der Kampf um die Existenz ist; und wo sie einmal von diesem Gesetz beherrscht und gefesselt ist, kämpfen die Seelen nur desto mehr mit der schweren Last ihrer eigenen Ketten. Denn der Kampf um die Existenz setzt die Kräfte einer Seele den Kräften einer anderen Seele entgegen und dieser gegenseitige Widerstreit bedeutet gegenseitige Vernichtung. So sind heute die Entdeckungen und Erfindungen, die stark eine universale Ordnung schattieren und stunm das Vorhandensein einer Wirklichkeit andeuten deren Gesetz Zusammenarbeit ist, durch Verdrehung die größte Gefahr für die Existenz der Menschheit geworden.

Die Krankheit, an der der Körper der Menschheit siecht, ist der Mangel an Liebe und das Fehlen von Entgegenkommen. In den Herzen der Menschen ist keine wahre Liebe zu finden, und dieser Zustand ist so, daß, wenn ihre Empfänglichkeit nicht durch irgend eine Kraft erweckt wird, so daß Eintracht, Liebe und Uebereinstimmung sich in ihnen entwickelt, es keine Heilung, keine Hilfe für die Menschheit gibt.“

Dieser reine Universalismus, diese große humane Religion wird schnell Kirche und Synagoge, Moschee und Tempel überragen, und wird in Kurzem die Erde mit dem Glanz eines strahlenden Tages bedecken. Ein europäischer Klub in China wird eines Tages Russen, Franzosen, Deutsche, Oesterreicher, Briten und Amerikaner vereinen, sie werden einander die Hände schütteln und Burns unsterbliches „Auld langsyne“ (Vor alter langer Zeit) singen. Die Soldaten an der Front konnten nur schwer von der Verbrüderung abgehalten werden, sie stellten den Kampf ein und sangen in Flandern Weihnachtslieder. Wahrhaftig, es gibt weder Juden, noch Griechen, noch Russen oder Franzosen, noch Deutsche oder Inder, noch Afrikaner oder Türken, sondern alle sind eins in Menschlichkeit, und Menschlichkeit ist Gott. Auf dem Altare dieses glorreichen Universalismus laßt uns unsern patriotischen Stolz, unsere Rassengegensätze, unsere religiösen Abneigungen und unsere theologischen Voreingenommenheiten opfern! Diesem gesegneten Evangelium der Versöhnung laßt uns unser Leben weihen!


Wir wandern unser Ziel hinan

rasch wie des Vogels Flug.

Wir kommen an, wir kommen an,

Auf welchem Weg, auf welcher Bahn

Sei uns genug.

Wir fragen nicht, wir fragen nicht,

Ob Gottes Gruß "

In Hagel, Sturm und Sonnenlicht

uns treffen muß.

Wir kommen an, wir kommen an,

An unserem Ziel, auf welcher Bahn?

Wie Gott es will.


Uebersetzt von Diebold.

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Days of remembrance.

Three of the most important dates for the Bahai-world fall in the month of November — Kudrat in the Bahai-calendar; on November 12th 1817 the Manifestation of the Divine Teaching — Baha’u’lláh, was born in Nur province of Farz. Glad tidings were proclaimed to humanity by Him, glad tidings! If the Manifestations of Gods word were at all times teachers for one part of humanity, it was the mission of Baha’u’lláh — the Glory of God — to concentrate these religions into one, to explain clearly science and religion closely, combined, and to do away with narrow cenceptions and diverging, opinions. The whole teaching of Baha’u’lláh is permeated with the idea of general unity, of general brotherhood, of peace amongst all nations, the laying-aside of prejudias and erroneous opinions, which have been hanging over humanity like dark clouds. Glad tidings from the heights of Eternity, from the Kingdom of the Father are proclaimed to mankind and by His grace the world will be renewed.

Unconsciously many people are aware of something new passing through the world and with the delicate sensitiveness of the soul, many spiritual people feel that a new spirit inspires the world.

For many it is a hard battle, they cling to what they have been accustomed to and yet it no longer satisfies them, owing to the ideas and sentiments of the present day, a course of development has set in, which cannot be stopped and which the new times now taking place all over the world, prove. To all those who are seeking and hesitating I cry: „Be joyful and fear not; the greatest, which has ever been promised to the world is in store for you, the Kingdom of the Father has come and everyone is invited to his richly-laden table. His Kingdom is glory without end. All ye nations flock around Baha’u’llah, He will release you from all doubts and sorrows, which all and every single one of you are suffering from. He brings you no laws, such as human beings think them out, but highest divine wisdom. His words are born from elements which contain creative power, which do not pass away without effect like human words, which only possess temporary influence, but they have body and shape, because they come to us from God. Matters are moving under the influence of the creative power of this messenger from God, all that is old and has outlived itself disappears and the world breathes anew and arises rejuvenated to praise God Almighty.

Sooner or later the day will come, for everyone. In a time not far off Baha’u’llahs greatness will become evident to all those who open their souls and spirits to truth. The Bahai teaching cannot fail to be introduced into wider circles, mankind is hungering for reality, it is longing for peace and rest, for justice and a surehold, it wants full freedom of thought, reconcilation, harmony and inward peace.

Baha’u’llah fulfils these hopes in the most complete manner because His word is justice. He is the embodied word of God, of His Commandments — the Will of the Most High.

Baha’u’llah has appointed a Centre for the Covenant which God has newly concluded with mankind, namely His beloved Son, our beloved and deeply adored Abdu’l-Bahá. To serve Him faithfully, means serving Baha’u’lláh means serving God.

Abdu’l-Bahá has fixed the 26th of Novernber in memory of this appointment. This day is celebrated as a day of thanksgiving in the whole world. Through Him Baha’u’lláh proclaimed the great event to mankind; after forty years imprisonment, latterly in Akka, Abdu’l-Bahá travelled through America and Europe and proclaimed the Glad Tidings of the Promised one. „A third, most important day, also falls in the month of November the death of our deeply beloved Abdu’l-Baha. On November 28th 1921 His path in life was ended. He also was able to say: „It is finished!“ His great mission in life was ended, a life of the greatest self sacrifice for mankind was completed. Our hearts are contracted with grief in memory of this most sorrowful day, but yet we all feel that the spirit of Abdu’l-Bahá, released from all earthly burdens, is still working towards the fulfilment of the great awakening. On the anniversary of the ascension of our blessed-Master we will travel in spirit with our beloved protector of the Holy Cause, Shoghi Effendi, to the sacred spot on the mount Karmel and will meditate with deep earnestness on the life of our Master, which was an inexhaustible source of blessing and happiness for mankind, unrivalled in greatness and in entire devotion to His Mission. Blessed are they who serve Him, blessed they, upon whom His sun shines.

A.Sch. [Seite 137]



Amo.

Parto de tabuleto, kiu Abdwl-Bahä skribsis al kredanto.

Estu certigata, amo estas la mistero de a la apero de Dio, omo estas la belega eliluado de Dio, amo estas la spirita favoro, amo estas la lumo de la regno, amo estas la spiro de la sankta spirito, efika en la spirito de homoj. Amo estas la kaüzo, ke la vero en la materia mondo estas evidenta. Amo estas la necesa ilo por la rilatigo, ekzistante inter Dio kaj la realeco de {uj aJoj. Amo estas la fonto de la plej granda felicego, kiel en la materia, tiel ankaü en la spirita mondo. Amo estas la lumo, kiu gvidas la homon el la mallumo. Amo estas por äiuj eklumigitaj homoj la rimedo de la evolucio. Amo estas la plej alta lego en tiu © granda, dia universo. Amo estas la lego de la ordo inter la unuiopaj atomoj, per kiu ili estas en la materia mondo $uste proporcie dividataj kaj unui gataj al konsistsigaj substancoj. Amo estas la potecna kaj magneta forto, kiu tenas la brilajn planedojn kaj stelojn en iliaj vojoj en la senfina Cielejo. Amo havigas la fervoron al tiu strela kaj sencesa medito, kiu malka$as la misterojn de la mondo.

Amo estas la plej alta konoro por Ciuj nacioj. Al tiuj home, en kiuj Dio vivigis amon, esprimas e© la plej majestaj aregoj, la angeloj de la Cielo kaj la aroj de la regno de la plarri@ulo ilian respekton. Sed kiam la koroj de popolo ne havas tiun dian forton — ja amo de Dio — tiam tiu popolo falos sur la plej malaita Stupo de la morteculoj, kaj migros en la oazo de la eraro, falos en la maröo de la malespero, el kiu ne plu okazas saco. Tiaj homoj similas la vermoj, kiuj $ojas, kiam ili povas sin kaS$i en la tero.

Ho amikoj de Dio! Estu evidentiloj de amo de Dio kaj lampoj por la gvidado, kiuj lumas per la lumo de l’amo kaj la harmonio al Äiuj horizontoj.

Kiel bela estas lumigado de tiu &i lumo!

Esperantigata de Hilde Ott.



Allerseelen.

Novembertag — in graue Schleier

hüllst du der Sonne freundlich Licht,

wenn die Natur zur Liebesfeier

die letzten bunten Kränze flicht.


Da geht durch die verstummten Reihen

der Gräber eine stille Schar,

die letzten Grüße dem zu weihen,

was ihr im Leben teuer war.


O Menschenlos, du wirst nicht enden,

solang des Lebens Pulsschlag kreist,

solang der Tod mit dürren Händen

nach jener dunklen Pforte weist.


Wir sind ja Pilger nur auf Erden,

und unsre Straße führt hinaus,

wo uns ein schön’res Los soll werden

in Gottes ew’gem Vaterhaus,


Mag sich auch Kreuz an Kreuzlein schmiegen,

stumm ragend in den grauen Tag, _

wir wissen’s doch: das Licht wird siegen

und lösen, was gebunden lag!


Und ob sich tausend Hügel türmen,

und ob gleich Lenz und Glück uns fliehn,

es schmückt noch in Novemberstürmen

die Liebe sich mit Hoffnungsgrün.


Und während wir im Staube liegen,

still harrend der Verklärung Licht,

umschweben Engel uns und fliegen

empor zu Gottes Angesicht.


M.-L.F.


[Seite 138]


Zu Baha’u’lláhs Geburtstag (12. November 1817.)

Durch all die Jahrhunderte hindurch, seit denen das Christentum seinen Siegeszug durch die Welt angetreten hat, harren die Christen auf das Wiederkommen Dessen, den der große Stifter der edlen Lehre von der großen Nächstenliebe ankündete. Doch nicht nur die Christen, auch andere Religionen warten auf Den, der am Ende der Tage kommen soll, um alles zu verwandeln, um alle Menschen unter seinem Zelt zu vereinen, unter dem Baldachin der Liebe und Einigkeit. Teils haben sie sich in eine übernatürliche Vorstellungen von diesem Erscheinen des Verheißenen hineingesteigert und lauschen täglich, auf die wahnwitzigsten Symptome seiner baldigen Ankunft, ängstlich bedacht, die Stunde nicht zu verpassen, teils bemühen sie sich gar nicht, sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, und begnügen sich damit, zu glauben, daß Er einmal komme. Das Wie und Woher, kümmert sie nicht. Sie denken, wie neulich ein Geistlicher auf die Frage eines Bahai, wie er sich denn die Wiederkunft vorstelle, antwortete: „Das können wir nicht wissen, da lassen wir den lieben Gott walten!“ Die zu den ersteren Zählenden jeder Religion waren immer eifrig bestrebt, den Zeitpunkt des Hervortretens des Verheißenen an Hand der Heiligen Bücher zu errechnen. Sie waren jedoch enttäuscht, und suchten nach neuen Berechnungen, als in dem von ihnen festgestellten Jahr 1844 die erwarteten Ereignisse nicht eintraten. Wohl stimmt ihre Errechnung des Jahres 1844 als das Jahr des Heils, sie konnten jedoch die Dämmerung der aufgehenden Sonne der Großen Offenbarung nicht erkennen, weil sie, obwohl die Zeichen der Zeit auf das Kommen hinwiesen, Uebernatürliches, außerhalb der göttlichen Ordnung Stehendes, erwarteten. Die Achtlosen merkten noch viel weniger. Sie waren höchstens auf dem Sprung, den, der sich etwa eines Tages als der Verheißene bezeichnen sollte, niederzuschreien, weil es ihnen nicht in das Zeug paßte.

So kam es, daß die Sonne sich am Firmament der Größten Offenbarung erhob, und nur ganz Wenige ihren Glanz schauen konnten. Mächtig erschütterten die verheißenen Anzeichen die Erde, aber Wenige waren es, die ihr Oel gespart hatten, um dem Bräutigam zu leuchten. Wenige nur waren es, die wach geblieben waren und vorurteilslos dem Sonnenaufgang entgegenblickten, um anbetend niederzufallen, als sie über dem Horizont in ihrem majestätischen Glanze erschien.

So klein die Schar derer war, die die Zeichen der Zeit deuten konnten, die durch den Vorläufer Dessen, der da kommen sollte, zu neuem Leben erweckt wurden, um Seiner gewärtig zu sein und sich für Seinen Dienst bereit zu halten, so groß war die Zahl jener, die zur Zeit Christi riefen: „Was will jener? Ist er nicht des Zimmermanns Sohn? Was will er uns Neues bringen? Haben wir nicht Mose und die Propheten? Ans Kreuz mit ihm!“ Und sie erhoben sich, als die mächtige Posaune des jüngsten der Tage sich erhob, und über alle Teile der Erde drang, und verfolgten die „Herrlichkeit des Herrn“, die, wie vorausgesagt in den Heiligen Büchern, in Baha’u’lláh erschienen war, und ruhten nicht zu schreien, bis Er in Ketten lag, und von Ort zu Ort verbannt wurde. Doch Gottes Wege lassen sich von den Menschen nicht ändern. Sie selbst mußten das zur Erfüllung bringen, was verheißen war. Um sich Seiner auf eine unauffällige Art zu entledigen, wurde Baha’u’lláh mit einer kleinen Schar Seiner Getreuen nach dem gefürchteten Verbannungsort Akka, gegenüber dem Berge Karmel, dem Berg Gottes, verschickt, eine Stadt, von der es hieß daß wenn ein Vogel sie überfliege, er tot niederfalle, So ungesund und verpestet war in jenen Tagen die Luft dieser Gegend.

Unter den qualvollsten Bedingungen wurde die kleine Schar dort eingekerkert, und in Ketten gelegt. Doch auch dies vermochte den Gang der verheißenen Dinge nicht aufzuhalten, An alle Großen der Welt drang der Ruf der Gesegneten Vollkommenheit Baha’u’lláh, überallhin drang Seine Stimme durch die Kerkermauern. Wenn auch Seine Mahnung an die Gewalthaber der Erde, Seine erhabene Sache, die die Sache Gottes war, zu unterstützen, ungehört verhallte, so fielen doch da und dort die Lichtstrahlen der Sonne der Offenbarung in die Herzen vorbereiteter Seelen und erweckten sie zum Dienste des Herrn. Heute weht die Flagge der Einheit in allen Weltteilen und unter allen Völkern. Keine Tyrannei und keine noch so große Anstrengung der Feinde der Heiligen Sache vermochten zu verhindern, daß die Bewegung mehr und mehr um sich griff, daß, als der Mantel Baha’u’lláhs auf die Schultern Seines Sohnes 'Abdu'l-Bahá fiel, sich Gläubige aller Rassen, Nationen und Religionen um Ihn scharten, das Wort der Bibel zu erfüllen: „Und es werden kommen vom Morgen und vom Abend, von Mitternacht und vom Mittag, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes.“ (Luc. 13, 29).

Wenn auch heute noch alles dunkel ist unter den Völkern, und die Heilige Sache selbst noch im Verborgenen blüht und Millionen Menschen noch unbekannt ist, oder von ihnen mißachtet und nicht angenommen wird, so durchdringt doch ihr Geist, der Geist Baha’u’lláhs mit Schöpferkraft alle Zustände dieser Erde und macht sie neu. Die Menschen merken die Veränderungen, sind aber noch nicht fähig und reif, den erhabenen [Seite 139]



Die Moschee von Akka.


Ursprung dieser Verwandlung zu erfassen. Heute, am Geburtstage der Gesegneten Vollkommenheit, welche die erschütternden Worte ausrief: „Wahrlich, wer Mich siehet, der siehet Gott!“ wollen wir auf’s neue aller Welt verkünden: „Wer Ohren hat, der höre, und wer Augen hat, der sehe! Ihr alle, die ihr suchet nach dem, was ihr geheimnisvoll und urgewaltig fühlt, daß es die Erde bewegt und einen neuen Tag anbrechen läßt, ihr alle, die ihr harret auf Jenen, der da kommen soll, um alles neu zu machen, ihr Alle, die ihr müssig eure Tage zubringt und unachtsam oder widerstrebend seid, wisset, daß die Herrlichkeit des Herrn erschienen ist wie ein Dieb in der Nacht, um das Banner der Einheit aufzurichten unter den Völkern, daß Sein Geist es ist, der die Welt, und alles, was in ihr ist, durchdringt und neu belebt! Wisset, daß im fernen Osten, dem Aufgangsort des Lichts, die Erhabene Sonne dieser Universalen Manifestation aufgegangen ist mit großer Kraft und Macht, um über allen Ländern und Völkern zu strahlen. Wisset, daß jener majestätische Gefangene von Akka, der in den Heiligen Büchern Verheißene war, auf Erden weilte.“

A. Diebold.



Eine neue Religion.

Veröffentlicht mit einem Bild Abdu’l-Bahá’s in der P. P’s and Cassell’s Weckly vom 27. April 1924

von Arthur Moore.

„In einer der kalten Nächte Persiens suchte ich Obdach und nach frischen Pferden für den nächsten Tag in einer armen und unwirtlichen Stadt. Es war unbeschreiblich bis ich den Postmeister ausfindig machte, dem ich einen offenen Brief vorzeigte. Als er die Handschrift sah, änderte er seinen Ausdruck vollständig. Es überkam ihn plötzlich Staunen und Ehrfurcht und seine Hände bebten in denen er das Dokument hielt. Es war ein kurzer Brief in persischer Schrift, aber die Gemütsbewegung des Mannes war so groß, daß er den Brief mehrmals durchlesen mußte, bevor er seinen Inhalt faßte, Dann beugte er voll Ehrerbietung sein Haupt und hob mit beiden Händen den Brief zu seiner Stirne auf und gab ihn alsdann wieder an mich zurück mit einer solchen Feierlichkeit, als ob es der Koh-i-Noor — der Diamant, den die Perser den „Berg des Lichts“ nennen, — selbst wäre.

Meine Frau und ich nahmen eine Abendmahlzeit, bestehend aus Geflügel und Reis, zu uns und setzten frühzeitig am nächsten Tag unseren Weg mit frischen Pferden weiter. Die Macht jenes Briefes war so gewaltig, daß es uns erschien, als ob wir eine Gnade erteilt, anstatt eine solche entgegengenommen hätten. [Seite 140]


Ein neuer Messias,

Noch oftmals habe ich eine ähnliche Wirkung dieses Briefes erlebt. Dies Dokument liegt vor mir, während ich diese Zeilen niederschreibe; wie der Steinboden einer Kathedrale von den Füßen der Getreuen ausgetreten ist, so ist dieser Brief durch die vielen Stirnen gezeichnet. Wenn man sich einen Fremden vorstellt — der im ersten Jahrhundert nach Christi durch Mazedonien, Italien oder durch sonstige Länder reiste, in denen die Arbeit des Paulus die „frohe Botschaft“ bekannt machte und der jenen Gemeinden der ersten Christen ein Empfehlungsschreiben von der Hand Jesu Christi selbst vorzeigte, der allen seinen Nachfolgern gebietet, dem Ueberbringer desselben die größte Güte zu erzeigen — so hat er ein richtiges Bild dessen, welchen Eindruck der Brief ’Abdu’l-Bahás unter Seinen Nachfolgern in der heutigen Zeit hervorruft.

Der Vergleich ist wirklich ein interessanter in jeglicher Beziehung.


Die goldene Reise,

Das Christentum ist eine Religion, die sich in der Welt ohne viel Lärm verbreitet hat und hundert Jahre nach der Geburt Christi hatte die Mehrzahl der Bewohner der zivilisierten Welt noch keine Ahnung davon, und dennoch war der kleine Sauerteig überall an der Arbeit den heidnischen Glauben an die alten Götter in den Schatten zu stellen. Wie einst stehen wir auch heute einer neuen Religion gegenüber, die gegen das Ende ihres ersten Jahrhunderts, gleichfalls vom Osten ausgehend, sich auch schon den Westen erobert hat. Die Geschichte dieser Lehre weist viele Märtyrer auf, die ihr Leben für sie hingaben. Die Verbreiter derselben reisen heute auf der ganzen Welt.

Ein gewisser Fazilulláh, der jetzt verstorben ist und der einst wie Paulus, ein eifriger Gegner der Gotteslehre war, wurde später Anhänger und machte seine Missionsreisen vermittelst des Dampfschiffs, der Eisenbahn und dem Automobil und überflügelte leicht seinen dereinstigen Vorgänger. Zu Fuß, zu Kamel, und mit dem Maulesel bereiste er alle Städte Persiens und verkündete die „frohe Botschaft“, Er machte die goldene Reise nach Samarkand und nach dem fernen Bukhara, wo er blühende Gemeinden gründete. Er lehrte in Tiflis, Moskau, Petersburg und in Konstantinopel; er hielt sich in Aegypten auf und besuchte schließlich jede bedeutende Großstadt und Provinzstadt der Vereinigten Staaten vom Atlantischen Ozean bis zum Pazifik.

Niemand weiß, wie viele Bahai es heute auf der Welt gibt; es sind aber schätzungsweise zwei bis drei Millionen. In ihrem Anfangsstadium hat diese Lehre viel rascher um sich gegriffen, als es einst der Lehre Christi möglich war, der weder Presse noch Telegraph zur Verfügung stand.

In Persien bekennt die Mehrzahl der Bahai ihre Religion nicht in der Oeffentlichkeit, ebenso wie die Mehrzahl der ersten Christen es nicht tat — heute aus derselben Ursache wie dazumal. Wenn hinter einem Mohammedaner ein Bahai vermutet wird, so kommt es oft vor, daß Feinde über ihn Gerüchte verbreiten und ihn zugrunde richten. Ich besitze die gräßliche Photographie der nackten Körper einer ganzen Bahaifamilie, die wegen ihres Glaubens vor sechs Jahren in Sultanabad massakriert wurden. Anfänglich wollte niemand die Leichen begraben, bis sich endlich ein Mann fand, der diese Arbeit vollbrachte und der die Leichen zuvor zur späteren Ueberlieferung photographierte. Dies wurde ihm übel vermerkt und kurz darauf lief das Gerücht um, daß er den Koran verbrannt habe, (dies ist die allgemeine übliche Anklage bei solchen Fällen), es wurde in den Bazaren bekannt und ein Mullah führte eine Rotte an, die vom Gouverneur von Sultanabad sein Blut forderte. Dieser Lokal-Pilatus suchte seine Hände dadurch zu waschen, daß er an den Premierminister in Teheran um Entscheid telegraphjerte, dieser war jedoch gerade damit beschäftigt, ein englisch-persisches Uebereinkommen zu retten und vergaß darüber eine Antwort auf die Anfrage zu geben. Demzufolge wurde der Bahai erhängt und der Friede war wieder hergestellt.


Das Wort in Caxton Hall.

Ein persischer Freund aus Teheran besuchte mich vor etlichen Monaten in London und sagte mir, daß er die Botschaft hier verkünden werde. Ich besuchte eine seiner Versammlungen in London und fand einen überfüllten Saal vor.

Er hatte auch einen großen Erfolg in Notting Hill und an anderen umgelegenen Orten und trug sogar die Kunde nach Manchester und in eine großen Zahl von Provinzial-Centern.

’Abdu’l-Bahá feierte persönliche Triumphe hier im Jahre 1911 als Er — schon in hohem Alter — von der Ihm gewährten Freiheit Gebrauch machte und Seine erste Reise nach dem Westen antrat. Er besuchte England, Frankreich, Italien und die Vereinigten Staaten. In allen diesen Ländern sind Anhänger, aber Amerika beherbergt bei weiten die meisten. Mr. Esslemont ist ein schottischer Bahai, dessen Eifer groß ist und allen denen, die näheres über die Lehren wissen wollen, kann sein Buch mit gutem Gewissen empfohlen werden.


Ketzerei und Kirchenspaltung.

Im Jahre 1844 verkündete der Bab — ein junger Mann von 25 Jahren in Schiras, seiner Heimat, seine Botschaft und begann, die Menschen durch seine edle Lebensführung und die Anziehungskraft [Seite 141] seiner Lehre zu fesseln. Einige führende Persönlichkeiten des persischen Islam wurden seine Jünger und seine Anhängerschaft nahm so rasch an Zahl zu, daß die Orthodoxen sehr beunruhigt dadurch wurden. Der Bab wurde in Tebriz im Jahr 1850 getötet und in den darauffolgenden Jahren wurden tausende von Babi — wie sie damals genannt wurden — gemartert und getötet. Baha’u’lláh, ein reicher, junger, persischer Edelmann wurde mit fünf anderen Babi fünf Monate lang in einem schmutzigen Kerker gefangen gehalten, worauf Sein Besitz confisziert und Er nach der Türkei verbannt wurde. In Bagdad, einige Jahre später, nachdem Er zwei Jahre in der Einsamkeit der Wüste zugebracht hatte, wurde Er als Gottgesandter erklärt von dem der Bab sich selbst als Vorläufer benannt hatte. — „Bab“ bedeutet das Tor oder der Torweg.


Ein Bild.

Professor Brown (Cambridge) legt, obgleich er ein strenger Kritiker einiger Bahai-Schriften ist, Zeugnis dafür ab, daß Baha’u’lláh die wunderbarste Persönlichkeit ist, die ihm jemals begegnet ist. Der Eindruck, den Sein Sohn ’Abdu’l-Bahá auf mich gemacht hat, ist der der edelsten und gütigsten Persönlichkeit, die ich je gesehen habe. Er war schon betagt, als ich Ihn in Haifa im Schatten des Berges Karmel sah und Er schien mir die Verkörperung eines wundervollen Geistes zu sein. Seine Haare, Sein Bart, Sein Gewand waren von schimmerndem Weiß, Seine leicht geröteten Wangen zart, Seine tiefblauen Augen unaussprechlich sanft und gütig. Er war voll sprühenden Lebens und Liebe und Humor, sprach aus Seiner wohlklingenden Stimme in persischer Sprache.

Die Bahai tragen die grundlegende Kraft einer Liebesreligion in ihrem intellektuellen Bewußtsein. Das interessante daran ist, daß während wir uns intellektuell um diese Ideen kümmern, der islamitische Osten sich diese religiös einverleibt.

Uebers. v. A. S.



Gedenktage.

Auf den Monat November — Kudrat i. BahaiKalender — entfallen drei der wichtigsten Daten für die Bahaiwelt; ist doch am 12. November 1817 der Träger der göttlich-heiligen Lehre -Baha’u’lláh — in Nur in der Provinz Farz geboren. Frohe Botschaft hat Sein Mund der Menschheit verkündet, frohe Botschaft! Waren die Verkünder des Wortes Gottes in allen Zeiten Belehrer und Heilbringer für einen Teil der Menschheit, so war es der Sendung Baha’u’lláh’s — der Herrlichkeit Gottes — vorbehalten, diese in sich abgeschlossenen Religionen in eine erlösende Einheit zu bringen, die Wissenschaft und die Religion aufs engste verbunden klar zu legen und enge Begriffe und trennende Klüfte hinwegzuschaffen. Durch die ganze Lehre Baha’u’lláh’s geht der Einheitsgedanke, zum erstenmal die Weltbruderschaft, der Völkerfriede, die gründliche Ablegung hemmender und irrtümlicher Ansichten, die wie Wolkenschatten auf so vielen Menschen gelastet haben. Frohe Botschaft der Menschheit aus den Höhen des Allewigen; das Reich des Vaters hält seinen Einzug, unter dessen beglückender Gnade die Welt eine neue werden wird!

Von vielen Menschen wird unbewußt das Neue empfunden und viele vergeistigte Menschen fühlen mit dem feinen Empfinden der Seele, daß ein neuer Geist die Welt beseelt.

Für Viele ist es ein innerer harter Kampf, sie klammern sich an das althergebrachte, was ihnen mit dem heutigen Begriff und Empfinden doch nicht mehr genügt, denn ein Entwicklungsvorgang hat eingesetzt, der nicht mehr einzudämmen ist, und von dem die neue Zeit auf der ganzen Erde zeugt. Allen jenen Suchenden und Zagenden möchte ich zurufen: „Freuet Euch und fürchtet Euch nicht; das Größte, was der Welt jemals verheißen wurde, ist Euch beschieden, das Reich des „Vaters“ ist gekommen, und alle Menschen sind an Seinen reichgedeckten Tisch geladen. Sein Reich ist Herrlichkeit ohne Ende! Schart Euch, ihr Völker, um Baha’u’lláh; Er nimmt alle Fragen, alle Not von Euch, an denen Ihr alle und jeder Einzelne krankt. Er bringt Euch keine Gesetze, wie sie die Menschen erdenken, sondern die höchste göttliche Weisheit. Seine Worte sind aus Elementen gebildet und tragen schöpferische Kraft in sich, die nicht wie Menschenwort verklingt und nur zeitlichen Einfluß besitzt, sondern Seine Worte nehmen Form und Gestalt an, denn sie kommen von Gott zu uns.“ Unter dem Einfluß der schöpferischen Kraft dieses von Gott Entsandten, bewegen sich die Dinge, das Alte und Ueberlebte sinkt in sich zusammen und neu atmet die Welt und steigt verjüngt empor zum Lob des Allmächtigen Gottes.

Der Tag kommt früher oder später für jeden Menschen. Die Erkenntnis der Größe Baha’u’lláh’s wird in nicht all zu ferner Zeit allen denen offenbar sein, die ihre Seele und ihren Geist der Wahrheit öffnen. Die Einführung der Bahai-Lehre in weiten Kreisen kann nicht ausbleiben, die Menschen hungern nach ihrem Heiligsten und Besten, sie sehnen sich nach Ruhe und Frieden, nach Gerechtigkeit und einem sicheren [Seite 142] Halt, sie wollen Gedankenfreiheit, Ausgleich, Harmonie und innere Ruhe.

Die Lehre Baha’u’lláh’s erfüllt diese Hoffnungen in ungeahnt vollendeter Weise, denn Sein Wort ist die Gerechtigkeit. Er ist das verkörperte Wort Gottes, Sein Gebot — der Wille des Allerhöchsten. Baha’u’lláh hat für den Bund, den Gott aufs Neue mit der Menschheit schloß, einen Mittelpunkt eingesetzt — Seinen geliebten Sohn, unseren in Ehrfurcht geliebten Meister ’Abdu’l-Bahá. Ihm treu zu dienen, heißt Baha’u’lláh, heißt Gott dienen.

’Abdu’l-Bahá hat den Tag, den Er zum Gedächtnis dieser Einsetzung bestimmt, auf den 26. November gelegt. Dieser Tag wird als Freudenfeier in der ganzen Welt begangen. Durch Ihn hat Baha’u’lláh der Menschheit die Kunde des großen Geschehens geschenkt, denn nach 40-jähriger Kerkerhaft, zuletzt in Akka, hat ’Abdu’l-Bahá Amerika und Europa bereist und die frohe Botschaft des Kommens des Verheißenen kundgegeben.

Und noch ein dritter, tiefernster Tag fällt in den Monat November — das Hinscheiden unseres über alles geliebten 'Abdu'l-Bahá. Am 23. November 1921 war Sein Lebensweg zu Ende. Auch Er konnte sagen: Es ist vollbracht! Seine große Lebensaufgabe war getan, ein Leben der getreuesten Aufopferung für die Menschheit erfüllt.

In der Erinnerung an diesen Tag der tiefsten Trauer krampft sich das Herz zusammen vor wehem Leid und dennoch fühlt ein Jedes von uns, daß der Geist ’Abdu’l-Bahás, befreit von aller Erdenschwere weiterwirkt an der Erfüllung des großen Erwachens.

Am Todestag unseres hochseligen Meisters wandern wir im Geiste mit unserem geliebten Beschützer der Hl. Sache, mit Shoghi Effendi den Weg zur Hl. Stätte auf den Berg Karmel hinan und versenken uns in tiefem Ernst in das Leben unseres Herrn, das ein unerschöpflicher Quell des Segens und der Beglückung für die Menschen war, und ist in unerreichter Größe und völliger Hingabe an Seine hohe Berufung.

Glücklich wer ihm dienen darf, glücklich der, dem Seine Sonne leuchtet.

A.Sch.



Nachrichten aus der Bahai-Welt.

Amerika. Der bis jetzt errichtete Teil der Mashriq’ul Adhkar ist nunmehr mit Aluminiumfarbe gestrichen worden, die von Herrn Schopflocher (der auch in Stuttgart Besuch gemacht hatte) gestiftet worden ist. Kleine Bäume, Gras und Blumen tragen dazu bei, den Tempel prächtig zur Geltung zu bringen.

Am Geburtstage Baha’u’lláhs wird in Wilmette am Michigansee ein Nationaler Geistiger Kongreß und eine Lehrkonferenz stattfinden.

Der Jahresabschluß der amerikanischen Nationalratsrechnung hat ergeben, daß die Gesamteinnahmen im Jahre 1924/25 insgesamt 41 156 Dollar betragen haben.

Im Laufe des Jahres haben sich in den Vereinigten Staaten drei neue Ortsgruppen gebildet.

Australien. In allen Teilen Australiens sind Bahais rege tätig, die Frohe Botschaft zu verbreiten. Eine Gruppe australischer Freunde war heuer bei Shoghi Effendi in Haifa.

Indien. Aus Indien treffen aufmunternde Nachrichten ein. Die Hl. Sache macht dort wirkliche Fortschritte. In Bombay ist ein Kongreß des Nationalrats abgehalten worden, der zu der Gründung einer Nationalen Bahai-Bibliothek in der hl. Stadt Delhi geführt hat.

Persien. In Neriz, wo viele unserer Bahaifreunde durch eine ungeheure Ueberschwemmung in Not gekommen sind, macht die Hl. Sache große Fortschritte. Großen Eindruck hat es dort auf die mohammedanische Bevölkerung gemacht, daß die Freunde dieser Stadt durch die Unterstützungen, die ihnen von Bahais aus der ganzen Welt zuflossen, in die Lage versetzt wurden, ihre von den Fluten zerstörten Häuser und den Mashri’ul Adhkar wieder aufzubauen oder auszubessern.

In Abadih wurde an der Bahaiknaben- und Mädchenschule die öffentliche Jahresprüfung abgehalten. Das Ergebnis war ausgezeichnet. Einige der führenden Persönlichkeiten der Stadt waren zugegen. Die Leistungen der Schüler machten einen sehr großen Eindruck auf sie.

In Tabriz sind die Bahaifrauen besonders eifrig und gewinnen in letzter Zeit viele Anhängerinnen. Viermal in der Woche halten sie Zusammenkunft.

Die Verfolgungen haben in letzter Zeit allerorts dank der Energie der Militärbehörden abgenommen.

In Mian-Doab ist nach Ueberwindung erheblicher Widerstände eine Bahai-Schule errichtet worden,

In Shahmirzad wurde von den Feinden der Hl. Sache die Schließung der neu gegründeten Bahaischule erzwungen. Auf Betreiben der Freunde in Teheran, ordnete die Regierung jedoch an, daß die Schule bestehen bleiben sollte. Die Gegner haben hiegegen Beschwerde erhoben, die jedoch noch nicht beschieden ist.

In Khalkhäl in der Provinz Azarbáyjan ist eine Bahaigruppe gegründet worden.

In Lahijan hat der von der Geistigen Arbeitsgemeinschaft in Rasht gesandte Lehrer eine [Seite 143] Bahai-Bibliothek eingerichtet, die sehr viel in Anspruch genommen wird.

Türkei. Die Freunde in Konstantinopel haben beschlossen, das Haus zu erwerben, in dem Seine Heiligkeit Baha’u’lláh untergebracht war, als Ihm der Sultan nach Konstantinopel verbringen ließ. Außerdem gründen sie einen Fond, um das Haus zu kaufen, das die „Gesegnete Vollkommenheit“ (Baha’u’lláh) während Seiner Verbannung in Adrianopel bewohnte. Mögen ihnen diese Absichten mit Gottes Hilfe gelingen.

In Bagdad geht das von den dortigen Freunden errichtete Versammlungshaus seiner Vollendung entgegen.

Rußland. In Baku (am Kaspischen Meer) macht die Hl. Sache gute Fortschritte. Erfreulicherweise werden die Freunde von den Regierungsbehörden sehr gut behandelt, sodaß sie ihre Versammlungen ungestört abhalten können. Sogar die Erlaubnis zur Herausgabe von Bahaischriften haben sie bekommen.

Aus Ashkabad trifft die traurige Nachricht ein, daß der weit bekannte und beliebte Bahai-Lehrer Seyed Djalal Ipnisineh während einer Vortragsreise in einer Versammlung, während er sprach vom Tod ereilt wurde. Sein Hinscheiden ist ein harter Schlag und ein großer Verlust, insbesondere für die Entwicklung der Heiligen Lehre in Turkestan.

Palästina. Aus Beirut und Alexandretta treffen sehr gute Nachrichten ein. Mirza Azizullah Khan S. Bahadur, der in Stuttgart zu Besuch weilte, um ärztliche Hilfe zu suchen, ist wieder gut in Haifa angekommen.

Aegypten. In Port-Said herrschte rege Tätigkeit unter den Freunden. Sie haben sich dort neu organisiert. Besonders bemerkenswert ist, daß sie, trotz der Widerstände der Fanatiker der Stadt, bestrebt sind, für die Frauen häufigere Versammlungen einzurichten. Das Pilgerhaus in Port Said ist neu hergerichtet worden, sodaß jetzt drei Versammlungen in der Woche abgehalten werden können.

In Kairo sind die Freunde sehr fleißig im Dienste der Hl. Sache. Auch sie haben sich neu organisiert und sind emsig tätig.

Italien. Mrs. Hoag’s Tätigkeit in Florenz ist von Erfolg gekrönt.

Mrs. Mathews hat in der Villa San Martino, Portofino (Mare) eine Universale Leihbibliothek gegründet, die gegen eine monatliche Gebühr von nur 10 Cent, zuzüglich des Portos und der Versicherungsgebühren, Bücher über Religionen, Religionsgedanken, Geschichte, Philosophie, Mystik und andere Wissenschaften nach allen Weltteilen ausleiht.

Schweiz. Lady Bloomfield ist nach Genf zurückgekehrt. Mrs. Stannard, Miß Root, Mrs. Elisabeth Nourse und Miß Culver sind dort in dem von Shoghi Effendi gegründeten „Internationalen Bahai-Büro“ 19 Boulevard Georges Favon, eifrig für die Hl. Sache tätig.

A.D.



Bahai-Arbeit in Karlsruhe.

Am Dienstag, den 13. Oktober d. J. sprach unser lieber Freund Wilhelm Herrigel aus Stuttgart im Saal der „Vier Jahreszeiten“ vor gutbesuchter Versammlung über das Thema: „Die Bahailehre als Heilmittel für die Schäden unserer Zeit.“ Die zahlreich erschienenen Zuhörer folgten mit großer Aufmerksamkeit den fließenden Ausführungen des Redners und hatten dabei Gelegenheit, die große Botschaft klar zu vernehmen. Offenbar waren alle Anwesenden von dem Vernommenen sehr befriedigt und dankbar für solch eingehende Erklärungen.

In einer am folgenden Abend in der Pestalozzischule (dem Lokal der Karlsruher Bahaifreunde) stattgehabten Interessentenversammlung sprach unser lieber Freund Herrigel vor einer aufmerksamen Zuhörerschaft über das Thema: „Die Unsterblichkeit der Seele“. Auch dieses Thema wurde zur lebhaften Befriedigung der Zuhörer erschöpfend behandelt. Am Schluß wurden wichtige Fragen gestellt, die Freund Herrigel mit Klarheit beantwortete. Es wurde dann allgemein der Wunsch laut, daß Freund Herrigel nun öfters nach Karlsruhe kommen möchte, was zweifellos der Förderung der hl. Sache in unserer Stadt von Nutzen wäre.

Albert Renftle.



Vortrags-Bericht.

Am Sonntag, den 29. November 1925, nachmittags 3.15 Uhr findet im Hamburger Rundfunk („Norag“, Welle 395), ein Vortrag des Herrn Karl Minor, in Esperanto über „die Bahai-Bewegung“ („Lo Bahá’i-Movado“) statt. Alle Hörer werden gebeten, die „Norag“, Hamburg, Gr. Bleichen 53, aufzufordern, daß derartige Veranstaltungen im Interesse der Bahai-Bewegung häufiger wiederholt werden.

Dr. Großmann.


Am 15.Okt. besuchte Herr Wilhelm Herrigel-Stuttgart, zum drittenmal Frankfurt a.M., um hier Bahai-Vorträge zu halten. Wir mieteten zu diesem Zweck einen geeigneten Raum in Dr. Hoch’s Konservatorium, woselbst unser lieber Bruder an zwei Abenden über die heilige Sache sprach. In herzlichen und beredten Worten wies er zunächst auf die Geschichte resp. die Führer der Bahaibewegung hin, daß trotz Trübsal und Verfolgung diese Lehre bereits über die ganze Welt verbreitet ist und erstaunliche Fortschritte macht. Er sprach dann über die Lehre selbst und [Seite 144] betonte ausdrücklich, im Hinweis auf die Schäden unserer Zeit, was Baha’u’lláh bereits vor mehr als 70 Jahren erklärt und geschrieben hat. Nachdem er die Interessenten wiederholt zu enger Zusammenarbeit aufrief, versprach er in Bälde seinen Besuch zu wiederholen, um so die Bestrebungen hier zu fördern.

Paula Reinecker-Wieland.


Zu einem schönen und wertvollen Weihnachtsgeschenk eignet sich unser neues Buch

"Die Bahai-Offenbarung“

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2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50

17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20

18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60


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Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.

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Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahai-Prinzipien.


1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.

Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.


2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.

In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.


3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.

Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.


4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.

Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.


5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.

Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.


6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.

Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.


7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.

Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.


8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.

Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.


9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.

Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.


10. Die soziale Frage muss gelöst werden.

Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.


11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.

Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.


12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.

Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.

Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.


Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.