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SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft X | DEZ. 1925 | |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahai-Prinzipien.
1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.
Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.
2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.
In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.
3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.
4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.
5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.
Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.
6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.
Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.
7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.
8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.
Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.
9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.
Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.
10. Die soziale Frage muss gelöst werden.
Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.
11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.
Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.
12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.
Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.
Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.
Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 1,90 Goldmark. |
Heft 10 | Stuttgart, im Dezember 1925 | 5. Jahrgang |
Inhalt: Advent. — Ueber das Licht. — Gebet. — Weihnacht. — Offenbarung Johannis Kap. 21 Vers 10 bis 17. — Ergründet die Wahrheit. — Qurratu’l-Ayn und ihr Lehrer. — Vom sittlichen Handeln. - Parolado de 'Abdu'l-Bahá. — Vortragsberichte. — Dr. Esslemont +. — Esperanto.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Gibt es auch ein Kind, das, nachdem es geboren wurde, den Wunsch hätte, in seinen vorgeburtlichen Zustand zurückzukehren? Gibt es auch einen Menschen, der nachdem er aus dem Gefängnis befreit ist, wieder dahin zurückkehren möchte? Gibt es einen seinem Käfig entflohenen Vogel, der wieder dahin zurückfliegen möchte, er sollte denn flügellahm sein. Ebensowenig wird sich ein Mensch der vollkommen, oder geistig entwickelt ist, an Dinge dieser Welt hängen.
'Abdu'l-Bahá.
Die Tage des menschlichen Lebens sind wie fliehende Schatten. Im
Vergleich zu der Welt der Wirklichkeit sind sie mit außerordentlich
raschem Lauf zu Ende. In der Welt der Menschheit werden diejenigen,
die ein unbekümmertes Leben führen, von offenbarem Verlust betroffen, denn wenn die Tage ihres Lebens plötzlich zu Ende sind, so hinterlassen sie keine Spur, keine Blätter, keine Blüte, keine Frucht. Sie
alle verharren auf der tiefsten Stufe und es wird ihrer nicht mehr gedacht. Vom König bis zum Bettler, alle gehen diesen flüchtigen Weg und leben in diesem Zirkel, aber niemand wird dauern als die, welche
befreit sind von jeder Fessel.
'Abdu'l-Bahá Abbas.
Advent.
Selige Zeit! In das Dunkel der Tage
leuchtet so sieghaft göttlicher Schein,
und aus des Himmels weitoffenen Toren
ziehet das Heil in die Herzen ein.
Und ein Tannenreis grünt und duftet,
und ein Glöcklein klingt heimlich leis,
das erzählt den lauschenden Kindern,
was es von Weihnacht und Liebe weiß.
Bald, da jubeln sie alle zusammen,
tausend Lichter sind erwacht:
komm, o komm, wir harren Deiner,
Wunderselige Weihenacht.
M.L.F.
Ueber das Licht.
Von 'Abdu'l-Bahá im Garten zu Haifa 4. Aug. 1919
In den Büchern der göttlichen Philosophie wird oft der Ausdruck „Licht" erwähnt. Manche der religiösen Lehrer lehren noch heute, daß die zufällige Ausstrahlung der phänomenalen Sonne Licht bedeutet, welches, wenn es auf physische Körper fällt, den Sehnerv beeinflußt und die Sehkraft bewirkt. Aber dieses Sonnenlicht ist eine Naturerscheinung, die keine eigene Wirksamkeit besitzt und ist auch nicht so außergewöhnlich und so besonders, daß es über andere bekannte Erscheinungen der Natur den Vorrang beanspruchen könnte. Wenn dieses sichtbare Licht irgend welche wesentliche Auswirkung hätte, dann würde die Materie lichter und leuchtender als das Tierreich sein. Demgemäß würde dieses Gaslicht oder eine brennende Kerze edler sein als der Mensch. Denn das Gesicht des Menschen strahlt nicht Licht aus, wie diese Kerze, noch ist es so glänzend wie ein Stern; wenn es so wäre, dann würde die Sonne die vornehmste Naturerscheinung sein. Der Mangel an Kenntnissen veranlaßte in früheren Zeiten die Menschen, die Sonne anzubeten, denn für sie war diese von großer Bedeutung; sie bildeten sich ein, daß dieses sichtbare Licht eine göttliche Gnade und die himmlische Offenbarung sei. Als sie erkannten, daß der Mittelpunkt dieses Lichts die Sonne war, beteten sie diese an.
Wenn dieses sichtbare oder physikalische Licht irgend welche wesentliche Wirksamkeit, Wichtigkeit oder Bedeutung vor Gott hätte, dann würde sicherlich das Gesicht des Menschen leuchten, und nicht nur der Körper des Glühwürmchens und manch anderer Tiere. Daraus könnte man schließen, daß der Glühwurm erhabener wäre als der Mensch, der kein leuchtendes Gesicht hat. Wir wissen aber, daß der Mensch die Krone der Schöpfung ist, daraus ergibt sich, daß das sichtbare Licht eine Naturerscheinung ist, die von leuchtenden Körpern ausstrahlt und dadurch verursacht, daß das materiell Geformte sichtbar wird; tatsächlich ist das Licht die Ursache des Sichtbarwerdens des materiellen Universums. Aber es ist nicht Entdecker und Erkenner des Universums. Zum Beispiel macht diese brennende Lampe alles Gegenwärtige sichtbar, die Lampe an sich selbst aber kann sich keine Vorstellung von den sichtbaren Gegenständen machen. Die Leuchte des Verstands dagegen ist der Offenbarer und der Seher der Dinge, darum ist dies geistige Licht edler als das gewöhnliche Licht. Das Licht, das in die Erscheinung tritt, besitzt ja doch kein Verständnis der Dinge, noch eine Erkenntnis seiner selbst; es ist nur die Ursache, die materiellen Körper sichtbar zu machen, ohne diese jedoch wahrzunehmen. Aber das Licht des Verstandes ist der Seher, der Offenbarer und der Kenner der Dinge, darum ist das Licht des Verstandes das edelste aller Lichter, denn der Verstand zeigt die Dinge, die er aufnimmt und versteht. Aber seine dreifältige Tätigkeit fängt erst nach der Offenbarung oder Schöpfung der Dinge an.
Das göttliche Licht Gottes ist das Licht des Himmels und der Erde; dieses göttliche Licht ist erhaben über die Beschränkung der Zeit, bei ihm sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleich, darum heißt es im Koran: „Gott ist das Licht des Himmels und der Erde.“ Kurz gesagt ist dieses göttliche Licht der Offenbarer und Entdecker aller Dinge und begreift sie, sowohl vor ihrer Erscheinung, als auch nach ihrer Offenbarung. Dieses Licht ist erhaben über alle Beschränkung der Zeit.
Gebet.
O Gott, o Gott! Laß mich aus dem Kelch Deiner Führung und Gnade trinken. Mache mich fest in Deinem Ewigen Bund. Gestatte mir, einer Deiner aufrichtigen Diener zu werden. Oeffne vor meinem Angesicht die Tore zum geistigen Schauen. Bereite mir die Mittel zu meinem Leben vor und gib mir mein Brot aus Deinen himmlischen Schatzkammern auf den nur Dir bekannten Wegen. Gewähre mir die Kraft, mein Angesicht Deinem gnadenvollen Antlitz zuzuwenden und Deiner Sache treu zu sein.
O Du barmherziger und mitleidvoller Gott! Wahrlich, Du bist gnädig denen, die fest sind in Deinem starken unüberwindlichen Bunde.
Preis sei Gott, dem Herrn aller Welten!
'Abdu'l-Bahá.
Weihnacht.
Tannenduft in Haus und Zimmer,
zaghaft ferner Kerzenschimmer,
leis und harfenfein ein Klingen,
Englein, die im Traume singen.
Auf verschneiten Winterwegen
kommt uns Weihenacht entgegen.
Offenbarung Johannis Kap. 21 Vers IO bis 17.
Du hast über die Bedeutung des 10. bis 17. Verses des 21. Kapitels der Offenbarung Johannes gefragt. Wisse, daß das Firmament der strahlenden Sonne der Welt der Möglichkeiten in 12 Sektionen eingeteilt ist nach den mathematischen Prinzipien, welche die 12 Sternbilder geheißen werden; gleicherweise strömt die Sonne der Wahrheit die Konstellationen der Heiligkeit aus. Mit diesen Konstellationen sind heilige Seelen gemeint, welche die Offenbarung der Reinheit und die Dämmerungsplätze der Lichter der Ewigkeit sind. Betrachte, daß es in den Tagen Mose, des Sprechers Gottes, 12 heilige Seelen gab, welche die Führer der Wahrheit waren und beachte ebenso, daß in dem Zeitalter „des Geistes“ — Jesus Christ — 12 Apostel im Schatten des Allerhöchsten standen und die Sonne der Wahrheit durch diese hellen Dämmerungsplätze gleich wie die phänomenale Sonne geoffenbart wurde. Gleicherweise findest du zur Zeit Mohammeds, daß es 12 heilige Dämmerungspunkte waren, welche die Offenbarer der Bestätigung gewesen sind.
Dieses ist Tatsache.
Uebereinstimmend hiemit erklärt Johannes der Göttliche seine Vision bezüglich der 12 Türen und 12 Fundamente.
Mit der großen und heiligen Stadt Jerusalem, die vom Himmel herniederkommen soll, sind die heiligen Gesetze Gottes gemeint. Dieses Thema wurde wiederholt in vielen Tablets, in der Bibel und von den alten Propheten erklärt. Zum Beispiel ist an einer Stelle gesagt: „Ich sah Jerusalem in die Wüste gehen.“ Die Bedeutung dieser Worte ist, daß dieses himmlische Jerusalem 12 Tore hat, durch welche die nach Vollkommenheit strebenden Seelen in die Stadt Gottes eintreten. Diese Tore sind die Seelen, welche die Sterne der Führung und Tore zur Gnade und Erkenntnis sind.
„An den Toren standen 12 Engel.“ ‚Engel‘ bedeutet hier die Kraft und Bestätigung Gottes, die die Leuchte der Macht der göttlichen Bestätigung ausstrahlten, durch die diese Seelen erleuchtet sind. Das soll heißen, daß eine jede von diesen Seelen durch die große Macht bestätigt wird. „Diese 12 Tore umgeben das ganze Universum.“ Das bedeutet, daß alles Bestehende im Schatten dieser Seelen ist und ebenso, daß diese Tore das Fundament der Stadt Gottes, des göttlichen Jerusalems sind. Daß auf einem jeden dieser Fundamente der Name eines Apostels des Geistes -— Jesu Christi — geschrieben ist, bedeutet, daß dieser Name die Vollkommenheit, frohe Botschaften, Tugenden und hohe Eigenschaften von dieser heiligen Seele offenbart.
Es steht Folgendes geschrieben: „Er, der mit mir sprach, hatte einen goldenen Stab, die Stadt, die Tore und die Mauer zu messen.“ Die Bedeutung ist folgende: daß gewisse Seelen die Menschen mit einem Rohr der Pflanze leiteten, das heißt: Ein Stab, womit der Schäfer die Schafe hütete, gleich wie der Stab Mose. Andere erzogen die Menschen und trieben sie mit dem eisernen Stab wie zur Zeit Mohammeds. (Das Scepter Mohammeds war das Schwert).
An diesem größten Tag ist der Stab der Pflanze und der Stab des Eisens verwandelt in einen Stab aus reinem Gold, der aus der unerschöpflichen Schatzkammer des Königreiches Gottes ist. Durch diese Vermittlung werden alle Menschen erzogen.
Beobachte die Verschiedenheiten: Zu einer Zeit waren die Lehren Gottes gleich wie die Zweige eines Baumes und durch dieselben wurden die Zeichen Gottes verbreitet, das Gesetz Gottes verkündet und die Religion Gottes gegründet. Und später kam eine Zeit, in welcher der Stab des göttlichen Schäfers wie Eisen war, aber heute in diesem glorreichen und gesegneten Zeitalter ist dieser Stab wie reines Gold.
Was für ein großer Unterschied ist dies!
Aus einem Tablet an Mrs. True, Chicago,
Ergründet die Wahrheit.
Worte von 'Abdu'l-Bahá.
„Die humanen Prinzipien Baha’u'lláhs haben den Osten erleuchtet. Sie haben die Begründung der Vorurteile verbannt. Die Struktur des Apostolischen Glaubensbekenntnisses und der Dogmen ist zerstört und der
Grundgedanke der Religionen ist geoffenbart. Er hat die Einheit des ganzen Menschengeschlechts verkündet. Das Endziel aller Religionen ist ein und dasselbe. Die Dogmen haben Zwistigkeiten gezeitigt. Alle
Frömmler wetteifern miteinander, daß notwendigerweise ein Vermittler zwischen Gott
und Menschen stehen muß. Eine Religionsgemeinschaft erhebt den Ausspruch, daß es
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Moses ist, eine andere ruft laut: „Nein, nein, ihr alle irrt euch! Der göttliche Vermittler
ist Jesus Christus!“ Die Nachfolger des Islam behaupten nachdrücklich, daß dieser Mittler
Mohammed sei. Es ist befremdlich, daß keiner der sogenannten ergebenen Kämpfer
ihre Propheten gesehen haben und sie auch nicht erkennen würden, wenn sie heutigen
Tages vor ihren Augen erscheinen würden. Somit könnt ihr deutlich beobachten, daß
alle diese Meinungsverschiedenheiten und Streitereien sich um den Namen und nicht
um die Wirklichkeit drehen. Der Kampf
um die vermutliche Höherstellung eines Namens über den anderen hat den Fortschritt
der Welt hintangehalten und führte zum Blutvergießen und zu Gewalttätigkeiten.“
An diese Worte schloß 'Abdu'l-Bahá die Geschichte von den fünf Männern an, die aus allerlei Ländern und Zonen kamen und jeder eine andere Sprache sprach. Mit einer Münze, die allen zusammen gehörte, wünschte ein jeder Trauben zu kaufen, doch konnten sie sich nicht untereinander verständigen, daß sie alle den gleichen Wunsch hegten. Durch dies Mißverständnis entzweiten sie sich, doch als Trauben von einem, der ihre verschiedenen Sprachen verstand, gebracht wurden, sahen sie, daß sie alle ein und dasselbe gewollt hatten. Solange sie an der Benennung hielten, lagen sie miteinander in Streit, doch als sie den Gegenstand sahen, der den Namen führte, stimmten sie alle überein.
„Solange nun die Anhänger der Konfessionen nicht miteinander übereinstimmen, besteht keine Einigkeit und der Friede bleibt ferne; doch wenn sie sich anschicken, die Wahrheit hinter dem Namen zu ergründen, dann wird ihnen das Endziel, die Wahrheit offenbar werden.“
Frage: Wie lange wird es währen, bis die verschiedenen Religionsanhänger dazu gelangen, diese erhabene Höhe des Glaubens zu erreichen?
„So Gott will, im 20. Jahrhundert. Die Strahlen der Sonne der Wirklichkeit werden alle Wolken zerstreuen und alle Dinge werden im Licht des universalen Welt-Gewissens erblickt werden. Du bist in Asien gewesen und hast mit deinen eigenen Augen die schlimmen Einflüsse der Vorurteile und den religiösen Fanatismus sehen können. Die Bahai-Bewegung ist der Kern der Bruderliebe für die Menschheit und nimmt täglich an Schönheit und Größe zu. In Persien sind schon die Anhänger verschiedener Konfessionen mit den Bahai-Prinzipien durchdrungen und schließen sich zusammen zu einer Gemeinschaft in größter Freude und Harmonie.“
Aus den Tagebuchblättern von Ahmad Sohrab vom 9. März 1914.
Qurratu’l-Ayn und ihr Lehrer.
(Jinabi Avarih’s Ansprachen in London.)
Zusammengestellt von Dr. Lotfullah S. Hakim. Aus „The Dawn“, Burma, I. u. II Jahrgang.
Uebersetzt von H. Küstner.
Qurratu’l-Ayn wurde geboren im Jahre 1815; zwei Jahre nach ihrer Geburt kam Baha’u’lláh zur Welt, und wieder zwei Jahre später der Bab. Wir sehen also, daß sie vier Jahre älter war als der Bab und zwei Jahre älter als Baha’u’lláh. Ihr Vater war. Hadschi Mulla Saleh von Qaswin, ein gelehrter Mulla des Landes. Ihr Onkel Hadschi Mulla Taki war ebenfalls einer von den gelehrtesten Männern des Landes, und er hat manche Bücher geschrieben, welche im Osten als Autoritäten betrachtet werden. Qurratu’l-Ayn besaß ferner noch zwei andere Onkel, die nicht so berühmt waren, die aber doch auch sehr gelehrt waren.
Als Qurratu’l-Ayn geboren wurde, nannte sie ihr Vater Ome Salameh und der Titel Qurratu’l-Ayn wurde ihr von Hadschi Sejid Kasim von Rescht gegeben. Dieser Titel bedeutet „Augentrost“, und sie wurde so in allen Briefen angeredet, die ihr Lehrer ihr dann schrieb.
Schon als Kind gab sie Beweise ihrer außerordentlichen Intelligenz und ihrer Gabe des raschen Verständnisses. Obgleich es in jenen Tagen im Morgenland für Frauen und Mädchen nicht Sitte war, sich Wissen anzueignen, war Qurratu’l-Ayn doch eine eifrige Sucherin nach Erkenntnis und wünschte sehnlichst, in jedem Zweig der Wissenschaft ihrer Zeit erzogen zu werden.
Sie mußte große Schwierigkeiten überwinden, um nur eine ganz einfache Ausbildung zu erhalten, durfte doch niemand als ihr Vater und ihre Onkel sie lehren, der vorgeschriebenen Abgeschlossenheit wegen, die sie hinderte, sich zu Fremden zu begeben. Ihr Vater und ihr Onkel wünschten nicht, daß sie viel wisse, aber sie hatte solch einen unstillbaren Durst nach Erkenntnis, daß sie dieselben immer wieder zwang, sie zu lehren.
Um diese Zeit blühte die Schule des Scheik Achmed Ahsai.*) So groß war sein Wissen, daß
es im ganzen Gebiet der islamitischen Staaten
des Ostens niemanden gab, der ihm gleich gewesen wäre. Es ist nötig, ein wenig über einige
der neuen Lehrsätze des Scheik Achmed Ahsai zu
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sprechen. Seine Lehrsätze griffen aufs heftigste unter anderem die vier wichtigsten Grundsätze
des mohammedanischen Glaubens an. Einer davon betraf den mohammedanischen Glauben, daß
Mohammed in den Himmel körperlich entrückt worden sei, solange er noch auf der Erde lebte;
diejenigen, die nicht an solches glaubten, hatten
nicht den Mut, ihre Ansichten öffentlich zu vertreten. Geradeso glauben ja auch im Christentum
viele Christen, daß Christus in seinem physischen Körper gen Himmel gefahren sei, während andere
glauben, daß nur sein Geist aufgefahren sei.
- ) Siehe auch Römer, die Babi-Bahai, S. 9 ff.
Kurz, der Scheik lehrte seine Schüler, daß dieser materielle Körper nicht gen Himmel fahren
könne, sondern legte dar, daß sich dies auf den Geist Mohammeds beziehe, und nicht auf seinen
Körper, und daß dies eine besondere Bedeutung habe.
Die zweite Lehre des Scheik betraf den Glauben an die Auferstehung des Körpers. Er lehrte, daß der Körper nicht auferstehen werde, sondern daß er zerfalle, während der Geist in den Himmel aufgenommen und in der Gegenwart Gottes wohnen werde.
Im dritten Lehrsatz lehrte der Scheik, daß Gott in der Vergangenheit zu jeder Zeit Lehrer und Erzieher zu seinem Volk gesandt habe, um es zu seinem Königreich zu führen, und daß diese Göttliche Freigebigkeit nicht unterbrochen worden sei.
Die vierte Lehre des Scheik bezog sich auf einen Glauben, der bei den schiitischen Mohammedanern gang und gäbe war, nämlich daß einer da sei, der sich 1000 Jahre lang verborgen habe,*) und der als großer Lehrer wiederkommen werde, Ueber diesen Glauben sagte der Scheik, daß der Eine Verheißene nicht auf solche Weise erscheinen werde, sondern daß er geboren werden würde, entsprechend dem gewöhnlichen Gesetz der Zeugung, und daß er sich binnen sehr kurzer Zeit in der Welt offenbaren werde.
Dieses Letztere war sehr wichtig, und machte großes Aufsehen. Denn tausend Jahre lang hatten die Mohammedaner auf diese den Augen entrückte Person gewartet, die, wie sie glaubten, im Verborgenen lebte, und nun wurde ihnen plötzlich von dem Scheik gesagt, daß dieser vom Weibe geboren werden und binnen kurzem kommen sollte.
Die Mission des Scheik war, die frohe Botschaft vom Kommen des Bab zu verkündigen, obgleich er ihn nie gesehen hatte.
- ) Der 12. Imam, der Imam-Mahdi, s. Esslement: Baha’u’llah and the new Aera, S. 24, Anm. 1 und Römer S. 15.
Diese vier neuen Lehren des Scheik fanden
viele Anhänger, obgleich sie von den strenggläubigen Mullas als Ketzerei verdammt wurden.
Die Lehren des Scheik begannen, den Verstand nachdenklicher Personen so stark zu beschäftigen,
daß in kurzer Zeit viele tausend Leute seine Anhänger wurden. Diese Leute wurden als Scheichi
bekannt, und viele von den Mullas nannten sie Gottesleugner. Diese Lehren kamen allmählich
auch nach Qaswin, der Stadt, wo der Vater und die Onkel von Qurratu’l-Ayn lebten. Der Vater
und der alte Onkel von Qurratu’l-Ayn verwarfen
des Scheiks Lehre, aber die beiden jüngeren Onkel glaubten daran und wurden seine Anhänger,
hielten jedoch ihren Glauben geheim.
Der Scheik begab sich von Kerbela nach Korassan und von da nach Teheran und besuchte den Schah Fateh Ali, der ihm sehr zugetan war und ihn so sehr schätzte, daß er ihm die Hälfte seines Thrones anbot, was der Scheik aber ablehnte. Er reiste nach Kerbela zurück, dabei Qaswin berührend.
Viele Erörterungen und Beweisführungen fanden zwischen Qurratu’l-Ayns Vater und ihren Onkeln über den Scheik statt. Der Vater und der eine der Onkel pflegten den Scheik „Kafer“ zu nennen, worunter man jemand versteht, der sich vom Pfade der Wahrheit abgewendet hat und der nicht der mohammedanischen Religion angehört. Zwei ihrer Onkel dagegen, die seine Nachfolger wurden, bezeichneten ihn als den größten aller Mullas. Damals stand Qurratu’l-Ayn im zweiten Jahrzehnt ihres Lebens, im dreizehnten bis vierzehnten Lebensjahre. Sie pflegte den Erörterungen zwischen ihrem Vater und ihren Onkeln über den Scheik und seine neue Lehre zu lauschen und kam zu der Ueberzeugung: „Der Scheik hat Recht und mein Vater und mein Onkel haben Unrecht.“
Als der Scheik nach Kerbela zurückkehrte, wurde Qurratu’l-Ayn sehr begierig, mehr über den Scheik und seine neue Lehre kennen zu lernen. Sie las unausgesetzt seine Schriften und Bücher. Sie wurde deswegen von ihrem Vater und ihrem Onkel zur Rede gestellt, die zu ihr sagten: „Lies unsere Bücher und unsere Schriften, wir wissen es besser als er.“
Mit Gewalt verheirateten sie sie an den Sohn dieses Onkels, der in Qaswin Mulla war. Um die Zeit, als sie verheiratet wurde, war sie 18 Jahre alt. Nach ihrer Hochzeit begab sie sich einmal nachts zu ihrem jüngeren Onkel, und fand hier ein Buch von dem Scheik. Sie wurde gewahr, daß ihr junger Onkel die neue Lehre angenommen hatte und stellte sich auf freundschaftlichen Fuß mit ihm, und durch ihn bekam sie die Gelegenheit, mehr von den Schriften des Scheiks kennen zu lernen.
Da starb Scheik Achmed Ahsai, und sein Schüler Sejid Kasim übernahm das Lehren der Doktrinen des Scheiks. Das Lehren des Sejid Kasim bewirkte eine große Umwälzung in den Gedanken
der Menschen im Morgenland. Er pflegte seinen
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Schülern unausgesetzt zu lehren, daß binnen kurzem, innerhalb weniger Jahre, der Eine Verheißene
erscheinen werde.
So sehen wir, wenn wir in der Geschichte zurückblicken, daß, obgleich die ersten Lehrer von Qurratu’l-Ayn ihr Vater und ihr Onkel waren, ihre Lehrer in Wirklichkeit die Schriften des Scheiks und des Sejid Kasim waren. Dabei wurde ihr jüngerer Onkel ihr Mittelsmann, durch den sie Briefe an Sejid Kasim schickte und durch den sie die Antworten von ihm erhielt. Dieser unaufhörliche Briefwechsel und das fortgesetzte Studium der Schriften dieser beiden wohlbekannten Gelehrten, der andauerte, bis sie 27 Jahre alt war, machte, daß sie mit am begierigsten auf das Erscheinen des Einen Verheißenen wartete In diesem Alter hatte sie einen Sohn und zwei Töchter, und sie stand im Rufe, eine der gelehrtesten Frauen ihrer Zeit zu sein. Sie wünschte, die erste Person zu sein, die ihm nachfolgen würde, wenn er erschiene, und ihre Seele und ihr Geist waren so munter und wachsam auf die Ankunft des neuen Lehrers gerichtet, daß sie ihre Aufmerksamkeit nur schwer den andern Dingen zuwenden konnte; sie vergaß tatsächlich alles, beinahe auch ihr Heim und ihre Kinder. Sie sagte immer wieder zu ihrem jüngeren Onkel, daß wenn der neue Befehl nicht bald komme und der gegenwärtige beklagenswerte Zustand der mohammedanischen Religionslehren und Vorurteile sich nicht ändere, die ganze Lage des Lebens im Osten, vor allem der Frauen, ganz schrecklich sein würde. Sie konnte zu Zeiten voller Ungeduld ausrufen: „Wird jener Tag kommen, an dem die neuen Gesetze geoffenbart werden auf Erden und ich einer der ersten sein werde, der diese neuen Gesetze und Lehren befolgt und sein Leben für seine Geschwister opfert?“ Da sie fühlte, daß es ihr möglicherweise über die Kraft ginge, ihrer Begierde, nach dem verheißenen heiligen Lehrer zu suchen, länger zu widerstehen, bat sie ihren Onkel, ihren Vater und ihren Gatten um die Erlaubnis, nach Kerbela pilgern zu dürfen. Aber beim Verlangen nach dieser Erlaubnis war neben der Pilgerreise ihre wirkliche Absicht, zu reisen und in Kerbela den Sejid Kasim zu besuchen. In dieser Beziehung leistete ihr einer ihrer jüngeren Onkel, der ihren Glauben teilte, große Hilfe, erwirkte ihr die Erlaubnis und begleitete sie selbst auf der Pilgerreise nach Kerbela.
Endlich trat sie die Reise zu dieser erreignisreichen Pilgerschaft an. Sie vergaß ihr Heim, ihre Kinder, ihre Freunde und ihre Verwandten. Kein anderer Wunsch beseelte sie, als das Kommen jenes lang erwarteten Lehrers und die Einsetzung seines neuen Zeitalters zu sehen. Es war dies etwa 50 Tage nach ihrem Briefwechsel mit Sejid Kasim wegen ihrer Pilgerreise. Ob es ihr zum Glück oder zum Unglück war, wissen wir nicht; aber 3 Tage vor ihrer Ankunft in Kerbela erhielt sie die Nachricht von dem in Kasimein erfolgten Tode des Sejid Kasim. Dies war im Jahre 1843. Man kann sich ihre schreckliche Enttäuschung vorstellen, die diese Nachricht vom Tode des Sejid Kasim ihr verursachte. Sie verfiel in großen Kummer, Gram und Jammer; da dämmerte ihr plötzlich auf, ob nicht der Sejid möchte frohe Botschaften über das Erscheinen des Einen Verheißenen hinterlassen haben, der ja ganz bald kommen sollte. Dieser Gedanke tröstete sie, da er in ihr neue Hoffnungen und neue Erwartungen erstehen ließ. Sie reiste sofort weiter nach Kerbela und suchte die Mitglieder der Familie des dahingegangenen Sejid auf. Dabei bekam sie Zugang zu den zahlreichen Schriften des Sejid, die noch nicht veröffentlicht waren und von denen viele noch nicht zu Ende geführt waren. Sie war vollkommen von dem Studium dieser Schriften des Sejid in Anspruch genommen und sagte oftmals: „Seht, wieviel der Scheik und der Sejid uns hinterlassen haben. Sie haben uns in der Tat eine See lehrreicher Aufklärungen hinterlassen.“
Zu der Zeit, als der Sejid starb, gab es niemanden, der fähig genug gewesen wäre, seinen
Platz einzunehmen, und seine Schüler zu lehren und ihren Zweifeln Genüge zu tun. Da aber trat
Qurratu’l-Ayn hervor und erklärte: „Ich will des Sejids Platz einnehmen und sorgfältig dasselbe
lehren, was euch der Sejid gelehrt hat, und euch alle seine Erkenntnis und seine Gelehrsamkeit
vermitteln.“ Diese Erklärung verursachte große Bewegung und Aufregung unter den Schülern
und den Studenten des Sejid, und nach langer Aussprache entschlossen sich etwa 32 davon: „Wir
wollen hingehen und sie einmal oder zweimal hören, und wenn wir befriedigt werden, wollen
wir den andern Schülern raten, zu kommen und bei ihr zu lernen.“ Es mag hier bemerkt werden,
daß es eine sehr schwierige Aufgabe für sie war, Männer gleich diese zu lehren, und für diese
war es gleich schwierig, zu kommen und sie zu
hören. Das größte Hindernis für die Durchführung dieser Aufgabe war der Schleier. Zu jener
Zeit wurde es und es wird heute noch in vielen
Teilen Persiens für unschicklich für Frauen gehalten, daß ihre Stimme von fremden Männern
vernommen werde; sie sollten sich vor den Blicken der Männer hinter ihren Schleiern verborgen
halten. Aber Qurratu’l-Ayn überwand diese Vorurteile, trat hervor, zu lehren, und ließ ihre
Stimme hören. Den Schleier aber hatte sie noch nicht entfernt. Wenn wir billig und gerecht sein
wollen, müssen wir zugeben, daß diese Sitte der Verschleierung der Frauen in diesen Tagen in
der islamitischen Religion zu streng beachtet wird,
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ist sie doch von dem Propheten Mohammed nicht
in diesem Grade eingeschärft worden. Tatsächlich konnte sogar Qurratu’l-Ayn im Anfang ihre
Schüler nicht dazu bringen, dieses schwierige Problem des Schleiers sich vorzustellen und es
zu verstehen. Sie mußte sie nach und nach darüber hinaus erziehen.
Die 32 Schüler, die kamen, um Qurratu’l-Ayn zu hören, wurden tief ergriffen von ihren wundervollen Lehren, und es kam soweit, daß sie als der beste Lehrer und als am meisten gelehrt von allen Mullas in Kerbela betrachtet wurde. Ein Vorhang war in dem Zimmer angebracht worden und hinter ihm pflegte sie zu sitzen. Sie saß auf der einen Seite des Vorhangs und die Schüler auf der andern Seite. Ueber ein Jahr lang lehrte sie diese Studenten auf diese Weise; aber diese ganze Zeit lang betete, weinte und flehte sie unaufhörlich zu Gott, Er möchte ihr das Schauen des Neuen Heiligen Lichts nicht vorenthalten, das binnen Kurzem in die Welt kommen werde. Qurratu’l-Ayn war dieser Erscheinung lange vor dem erwarteten Kommen so sicher, daß sie nie müde wurde, in ihre Schüler zu dringen, ihm nachzufolgen und ihm zu gehorchen.
Um diese Zeit wurde sie mit Mulla Hussein Buschrui bekannt, der später als „Babu’l-Bab“ (das Tor zum Tor)*) bekannt wurde. Sie sagte zu ihm, bevor er sich zu seiner Reise aufmachte, den Verheißenen zu suchen, daß er ihn sehen werde; sie bat ihn, diesen ihrer Treue und Ehrerbietung zu versichern, wenn er mit ihm zusammentreffe. Damals wußte man auf Erden vom Bab noch nichts, und er hatte seine Sendung noch nicht ausgerufen. Im Jahre 1844 kam dann Mulla Hussein nach Schiraz und traf mit dem Bab zusammen, der ihm sagte, daß er der Verheißene sei, auf den sie warteten. Mulla Hussein überzeugte sich dann von der Erkenntnis und dem Wissen des Bab und hinsichtlich verschiedener anderer Zeichen, und wurde vollkommen davon überzeugt, daß der Bab der Verheißene war.
- ) 5. Römer S. 16.
Mulla Hussein teilte diese frohe Botschaft dem
Mulla Ali Bastami mit, der auf der Stelle ein Anhänger des Bab wurde. Mulla Ali erhielt die
Weisung, nach Kerbela zu gehen und daselbst das Erscheinen des Verheißenen zu verkünden, den
man erwartet hätte. Er war der zweite Jünger des Bab. Er kam nach Kerbela und meldete die
frohe Botschaft und sagte, daß das Königreich Gottes angebrochen sei. Aber er tat des Namens
des Bab, der Sejid Ali Mohammed hieß, nicht Erwähnung; er sagte nur, daß das Königreich des
Himmels gekommen sei, d. h. daß der Bab erschienen sei.
Qurratu’l-Ayn vernahm diese große Neuigkeit und schickte sofort nach Mulla Ali. Sie fragte ihn: „Wie kannst du dies sagen? Welchen Beweis hast du? Wo ist er?“ Da händigte Mulla Ali Qurratu’l-Ayn einige Schriften und Gebete des Bab aus, die er bei sich trug.
Als am andern Tag ihre Schüler zu ihr in ihre Lehrstunde kamen, verkündigte sie ihnen die frohe Botschaft und sagte zu ihnen: „Alle die Verheißungen, die der Scheik und der Sejid gaben, sind in Erfüllung gegangen und der Verheißene ist jetzt auf der Erde.“ Ihre Schüler aber glaubten alle nicht daran, sogar jene nicht, die zu den ersten 32 gehörten. Später aber glaubten sie daran. Es war dies die Gepflogenheit der Menschen zu allen Zeitaltern; wann immer ein Verheißener erschien, wann immer eine Manifestation auftrat, wurde sie nie von allen auf einmal angenommen; nur wenige glaubten an ihn zu seiner Zeit, während andere sich ihm später anschlossen.
Wir haben gesehen, daß die große Neuigkeit von dem Auftreten des Bab Qurratu’l-Ayn erreichte, während sie in Kerbela weilte, und daß sie ihr durch Mulla Hussein und Mulla Ali Bastami übermittelt wurde. Laßt uns nun versuchen, herauszufinden, ob Qurratu’l-Ayn den Bab gesehen hatte oder mit ihm zusammengetroffen war, oder sonst eine unmittelbare Verbindung mit dem Bab vor seinem öffentlichen Auftreten gehabt hatte, oder wenn nicht, wie sie mit ihm bekannt wurde. Ja, sie hatte vernommen, daß ein Jüngling in Schiraz von seiner Kindheit an bis zum Alter von 25 Jahren ein vollkommenes Leben gelebt hatte und wundervolle Zeichen von Weisheit und Größe gezeigt hatte, und sie wartete darauf, im Laufe der Zeit zu sehen, was sich mit diesem Jüngling begeben würde.
Aber wir haben keinen Anhaltspunkt dafür, daß sie ihn je gesehen hatte oder daß sie Zugang gehabt hatte zu seinen Schriften. Sie wußte auch nicht, daß der, von dem Scheik Achmed und Sejid Kasim gesprochen hatten, der Bab sei. Die einzige Person, die sie über das wundervolle Leben dieses Jünglings von Schiraz in Kenntnis setzte, war Hadschi Sejid Java. Dieser Mann war einer der größten lebenden Mullas in Kerbela. Um ein wenig mehr über das Leben und die Kindheit des Bab zu vernehmen und zu erfahren, müssen wir uns diesem Mann eine Weile zuwenden und sehen, was er über ihn sagt.
Als Hadschi Javad aus eigenem Antrieb nach Schiraz kam, stand der Bab im Alter zwischen sieben und acht Jahren, aber er war damals noch nicht als der Bab bekannt; er wurde allgemein Sejid Ali Mohammed genannt. Hadschi Sejid Javad wurde bald nach seiner Ankunft in Schiraz mit den Mullas und mit den Leuten von Rang bekannt, die sich in dieser Stadt aufhielten, und sie pflegten ihn oft zu besuchen. Hadschi Sejid Javad berichtet:
[Seite 153]
„Eines Abends war ich in das Haus des Onkels
dieses kleinen Jungen eingeladen; und ich bemerkte verschiedene herrliche Züge in dem Charakter des Kleinen, die mein Interesse erweckten. Sein Vater war tot, und das Kind war in der
Obhut seines Onkels Hadschi Sejid Ali. Ich verbrachte eine Nacht in dem Hause des Hadschi
Sejid Ali; am Morgen darauf hörte ich im nächsten
Zimmer, das sich als ein Gebetzimmer herausstellte, eine süße, zarte kindliche Stimme. Ich
vernahm diese süße, kindliche Stimme in einem
Gebet, so voll Andacht, so rührend und so herrlich, daß ich völlig davon ergriffen wurde. Ich
war wirklich so bezaubert von dieser herzigen
Kinderstimme, und so tief bewegt von diesen herrlichen Worten, die er im Gebete sprach, daß ich
den starken Wunsch hatte, die Tür zu öffnen und hineinzugehen und zu sehen, was es für ein
Kind sei. Ich wartete ungeduldig bis zur Dämmerung, wo Hadschi Sejid Ali kam und mich
aufsuchte und wo dann auch ein Kind herauskam, das mir nicht älter als sieben oder acht
Jahre zu sein schien und das, wie ich merkte, das Kind war, das eine kurze Weile vorher im
Gebetszimmer gesungen hatte. Ich war überrascht von der ganz außerordentlichen Erleuchtung, die
auf diesem lieben, kleinen Gesicht lag. Seine Züge waren so einfach und so anziehend, daß
man kaum seinesgleichen in der ganzen menschlichen Rasse finden kann. Ehe ich Hadschi
Sejid Ali fragen konnte, wer dieses Kind sei, führte er ihn mir zu und sagte zu mir: „Es ist
meiner Schwester Kind.“
Als wir gefrühstückt hatten, legte ich diesem kleinen Knaben einige einfache Fragen vor, aber er antwortete mir in solch ernsthafter, feierlicher Weise, wie man es von einer ganz gelehrten und erfahrenen Person erwarten würde. Das Kind sagte dann: „Ich gehe jetzt in die Schule“, und verließ uns. Ich fragte dann, wo die Schule sei, in die der Knabe gegangen sei. Der Onkel sagte: „Er geht in die Schule von Scheik Abed.“ Ich fühlte mich so zu dem Kind hingezogen, daß ich nicht in dem Hause bleiben konnte; ich machte mich auf und folgte ihm zur Schule von Scheik Abed. Scheik Abed, der nur eine Grundschule für junge Kinder hielt, war ganz überrascht, eine Person von meiner Stellung anzutreffen, stehend, und einfach in sein Haus gekommen, ohne jede vorherige Ankündigung. Ich las sofort den Ausdruck der Ueberraschung auf seinem Gesicht und sagte ihm, daß ich nicht gekommen sei, um ihn zu besuchen, sondern daß ich jenem kleinen Kind gefolgt sei, und zeigte auf den Knaben. Dann fragte ich den Scheik Abed: „Was denken Sie von diesem Knaben?“ Sobald ich dies gesagt hatte, zeigte der Scheik eine große Bewegung und sagte: „Was fragen Sie mich, Herr? Dies Kind scheint mir im Besitz einer großen Botschaft für die Welt zu sein. Sie sehen, wie dieses Kind in meine Schule als mein Schüler kommt, aber in Wirklichkeit ist es mein Lehrer und ich bin sein Schüler. Während der Schulstunden sagt dieser kleine Knabe so viele wundervolle Sachen, und gibt so viele verwickelte Fragen auf und geht so tiefe Unterhaltungen ein, daß ich dem Aehnliches mein ganzes Leben noch nicht hörte. Wenn die Kinder zum Spielen hinausgehen, werden Sie ihn hier oben sitzen sehen, ernsthaft die wichtigsten Dinge lesend. Und wenn die Kinder ihn mit sich zum Spielen ziehen, geht er mit ihnen hinaus; aber bald beschäftigt er sie auf solche Weise, daß sie nicht wissen wie und wann, und dann geht er ruhig weg und kehrt zu seiner Arbeit zurück.“
Fortsetzung folgt.
Vom sittlichen Handeln.
Für den Bahai ist sittliches Handeln nicht allein ein Befolgen göttlicher Gebote, sondern eine aus seiner Weltanschauung heraus geborene Notwendigkeit.
Baha’u’lláh lehrt das menschliche Dasein als einen Entwicklungsgang, der nicht an das physische Leben gebunden ist, sondern auch über den Tod hinaus, wenn auch in einer für uns noch unfaßbaren Form, seine Fortsetzung findet. Unser physischer Körper ist wie ein Gewand, das im Tode ausgezogen und gegen ein anderes vertauscht wird.
Das bedeutet, daß es für den Menschen kein Ausweichen von dem ihm gezeichneten Wege gibt; er sieht sich genötigt, an sich zu arbeiten, Kraft zu gewinnen, um dem Ziel entgegen zu schreiten. Was er zunächst versäumt, muß er doch später nachholen und vielleicht mit viel größerer Schwierigkeit für ihn. So wird ihm das sittliche Handeln zu einer Aufgabe, die er erfüllen muß.
Dieses sittliche Handeln ist nicht einem durch strenge Gesetze und Furcht vor Strafe gebotenen gleich, wie wir es bei niedrigeren Religionsentwicklungsstufen finden, es erwächst vielmehr aus der Erkenntnis.
Aber diese Erkenntnis könnte leicht zur Entmutigung werden, solange die Kraft zum Vorwärtsschreiten fehlt. Denn gar zu oft ist wohl der Wille zum Rechten in uns, aber wir können uns trotzdem nicht zur Tat aufraffen. Hier zeigt uns die Lehre den Weg in unserm Wollen selbst als der Ursache, die als Wirkung all das auslöst, was zu unserer Kräftigung erforderlich ist.
[Seite 154]
Nur eins ist nötig: daß unser Wollen aufrichtig ist. Aufrichtiges Wollen ist Gebet. Nach und nach
werden wir so aus dem, was uns — durch das Wollen ausgelöst — begegnet, lernen, manchmal
langsamer, manchmal schneller vorankommen, je nachdem, wie fest das, was wir zu überwinden
haben, in uns wurzelt,
Nie aber dürfen wir über das, was uns begegnet, urteilen wollen, ob es uns zum Fortschritt dient oder nicht. Kennen wir uns so genau, daß wir feststellen können, was uns nottut? Alles, was uns begegnet, dient uns zum Fortschritt, wenn wir uns bemühen, daraus zu lernen.
Und nie dürfen wir ermessen wollen, ob wir voran gekommen sind oder nicht. Der geistige Mensch ist ein so feines Gebilde, daß wir ihn gar nicht erfassen, geschweige denn beurteilen können. Wir sind immer voran gekommen, wenn unser Wollen zum Fortschritt da war; und wenn wir den Fortschritt nicht gleich erkennen, so werden wir ihn doch eines Tages erkennen. Deswegen brauchen wir uns freilich noch nicht zu überheben, denn aller Fortschritt wird klein bleiben gegenüber dem, was wir noch zu gehen haben.
Der Gedanke, daß wir unsern Entwicklungsgang gehen, unabhängig vom physischen Leben und Sterben, ist für den, dem sittliches Handeln fern lag und der plötzlich erkennt, beruhigende Zuversicht, daß ihm Gelegenheit genug bleibt, den Weg zu gehen, auch wenn er vielleicht am Ende seines physischen Lebens steht.
Für den aber, der die Bequemlichkeit vorziehen und sich einem Leben ohne Arbeit an sich selbst hingeben möchte, ist er ein Mahner: du betrügst dich nur selbst, denn was du jetzt versäumst, müßt du später nachholen und schmerzlicher vielleicht, als es dir jetzt sein würde, weil du es durch deine Bequemlichkeit immer nur tiefer einwurzeln läßt.
Was ist nach der Bahailehre sittliches Handeln? Das für uns faßbare Ziel des Entwicklungsganges ist Harmonie. Harmonie aber besteht im völligen Zusammenklingen, im lückenlosen Ineinandergreifen. Sie ist allumfassend und begreift in sich uns selbst und unsere Umgebung, unser Denken, Empfinden und Handeln, unser physisches und unser geistiges Sein. Sittlich ist all das, was im Sinne der Harmonie ist; sittliches Handeln ist somit jedes Handeln, das nicht gegen die Gesetze der Harmonie verstößt.
Dr. Hermann Großmann-Wandsbek.
Parolado de ’Abdu’l-Bahá.
Ciu mavads en la mondo de la homaro, kiu portas kun si unuecon kaj konkordon, estas bona; kaj Ciu afero, kiu kreas malkontenton kaj malharmonion, estas malbona. Ci tiu jarcento estas hela jarcento, Giaj eltrovafoj estas multaj; &iaj elpensitajoj estas grandaj; &iai entreprenoj estas multmultaj. Pro tio Ci tiu jarcento superas diujn aliajn jarcentojn. Sed la plej ‚granda entrepreno estas la uniugo de lingvo; öar tio estas pli bonefika, kaj plezurdona, ol iu alia entregreno de la epoko. La unuifo de lingvo efektivigas grandan kunecon inter koroj. La unuigo de lingvo estas kaüzo de konkordo. Gr forbalaas Cian malkomprenon inter la popnirj; $is arigas lonkorton inter la homidaro. Gi’ donas pli vastan konceptpovon kaj pli grandan vidpovon al la homa intelekto. Hodiaü la plej grava laboro en la mondo de la ho. maro estas, kompreni kaj- komprenigi. Ciu individua membro de la komunumo, pro la disvast'go de helpa internacia lingvo, povos sciifi pri okazantsjoj kaj rilatigi kun etikaj kaj sciencaj eltrovajoj de la epoko. Helpa universala lingvo donos al ni la Slosilon — la CefSlssilon — por la kom prenigo de la sekretoj de pasintaj tempoj. Per internacia lingvo &ju nacio en la estonteco povos elseräi tre facile kaj senpene siajn sciencajn eltrovajojn.
Estas bone sciate inter vi, ke Orientanoj, junuloj venantaj al la Okcidento, penegantaj studadi la eltrovitatojn de la Okcidento, devas dedici jarojn ' el sia vivo, por laborege akiri la lingvon de la lando al kiu il iras, kaj nur poste ili povas sin turni al la studado de la speciala scienca fako; pri kiu ili interesigas Ekzemple, ni supozu, ke junulo, el Hindujo aü Persujo aü Turkestano aü Arabujo, deziranta studadi la medicinon venas al &i tiu lando, Li devas lernadi dum kvar jaroj la anglan lingvon, kaj nenion alian; kaj poste li povas komenci la studadon pri medicino. Sed, se Ci tin internacia ‘helpa lingvo estus parto de la programo de .instruo en &iuj lernejoj, dum sia infaneco li lernus tiun lingvon en la propra lando; kaj poste, en kiu ajn lando, al kiu' li dezirus iri, li povus studadi sian specialan fakon de scienco tre facile, ne perdinte jarojn de sia vivo.
Hodiaü, e& se @iuj el ni lernis lingvojn,
tamen, se iu deziras vojagi alilanden, tiu
povus esti grave malhelpata pro tio, ke li
ne scias la specialan lingvon de ünu lando..
Mi tre profunde studadis orientajn lingvojn,
kaj scias la araban lingvon pli bone ol la
Araboj mem, kaj studadis la turkan, kaj la
persan en mia propra nasklando; kaj tamen,
[Seite 155]
sciante ankaü aliajn lingvojn de la Oriento,
kiam mi vojagis okcidenten, mi devis venigi
kun mi tradukiston, kvazaü mi scius neniun
lingvon. Nu, se ekzistus internacia lingvo
fenerale, parolata, la persa lingvo kaj la
internacia sufi@us por mi en Ciuj landoj de
la mondo. Pensu, kiel la internacia lingvo
faciligos interkomunikadon inter €iuj nacioj
de la mondo! Duono de niaj vioj eluzißas
en la akiro de lingvoj, Car en Ci tiu epoko
de klereco &iu homo devas lerni lingvojn,
por ke, se li esperas vojafi en Azio kaj
Afriko kaj Eü:opo, li povu interparoli kun
la popolo; sed tuj, kiam li akiris unu ling. von, jen alia estas bezonata. La tuta vivo do
forpasas en la akirado de tiuj lingvoj, kiuj
estas malhelpo al internacia komunikado. Ci
tiu internacia lingvo liberigos la homaron el
&iuj &i tiuj problemoj. Mallonge, por kompreni kaj sin komprenigi, devas esti internacia ilo. La instruisto kaj la studento devas
scii la lingvon unu de la alia, por ke la instruisto povu transdoni sian 'scion kaj la
studento povu akiri tiun scion. En la mondo
de la homaro estas nenia pli granda afero,
ol vin komprenigi al viaj kuinhomoj; Car la
civilizeco mem, la progresado de la civiliza. cio, dependas de tiu ©i procedo. Por akiri
artojn kaj sciencojn, oni devas scii paroli,
sin komprenigi, kaj kompreni samtempe. De
&i tiu interkompreno dependas la akiro de
science], kaj $i igos Ciujn homojn kompreni
pri Ziuj aferoj de la vivo; kaj &i tiu procedo
de kompreno kaj komprenigo dependas de
la lingvo. Se do &i tiu helpa lingvo ‚starigos,
Ciuj membroj de la homaro ricevos la eblon
kompreni unu la alian. Dum mi parolas, venas en mian cerbon epizodo, kiu okazis en
Bagdad. Estis tie du amikoj, kiuj ne sciis
la lingvon unu de la alia. Unu malsanißis;
la alia vizitis lin, sed ne povis parole esprimi
sian simpation, kaj do faris geston, volante
diri: “Kiel vi fartas?” Per alia signo la malsanulo respondis: “Mi estas tuj mortontä”;
kaj la vizitanto, kredante, ke li. diris, ke -i
ekresanigas, diris: “Dank’ al Dio!” El tiaj
ilustrajoj vi konstatos, ke la plej bona. afero
en la mondo estas, povi vin komprenigi al
viaj amikoj, kaj ankaü ilin kompreni; kaj
ke ne estas io pli malbona en la mondo, ol
ne povi komuniki viajn pensojn al aliaj. Sed,
se estus helpa lingvo, Ciuj tiuj malfacilajoj
estus forigitaj.
Nu, Laüdo estu al Dio! &i tiu lingvo Esperanto elpensigis. Tio estas unu el la specialaj donacoj de £i tiu brilega jarcento: unu el la plej grandaj entreprenoj de Ci tiu granda epoko. Antaüie la homaro malsukcesis- efektivigi tian elpensafon. Gi tiu unuigo de lingvoj preskali neniam prezentis sin al. la pensuloj de pasintaj epokoj; kaj vere $i estis neeblajo en tiuj tempoj, Car tiam ne ekzistis | libereco iri kaj reiri, kaj nenia intervojaßado nek intertraktado inter la diversaj landoj. Jam nun, kiam la rimedoj por interkomunikado kaj transportado multe pligrandißis, estas nepre necese, kaj estas fareble, efek tivigi la uzadon de internacia lingvo.
Vortragsberichte.
Gera.
Am 9. November wurde uns die große Freude zu teil, unseren lieben Bruder Wilhelm Herrigel aus Stuttgart in unserer Mitte zu sehen. Am Abend des 9. November hielt er in dem Gewerbehaus Gera einen öffentlichen Vortrag über das Thema: „Die Bahailehre als Heilmittel für die Schäden unserer Zeit." Wir hatten zwei Annoncen in den hiesigen Zeitungen aufgegeben, um das Kommen von Herrn Herrigel bekannt zu machen. Durch seinen Vortrag belehrte und befestigte er die Freunde unserer Stadt, welche die Bahaigedanken in sich aufgenommen haben.
Am zweiten Abend seines Hierseins fand im Heim von Herrn und Frau Döring ein gemütliches Beisammensein statt, an dem fast alle Freunde teilnahmen. Unser 1. Bruder sprach an diesem Abend über die verschiedenen schwer verständlichen prophetischen Bibelstellen, die sich auf das Kommen Baha’u’lláhs beziehen. Alle Anwesenden waren von seinen Ausführungen sehr befriedigt, und lassen ihm hierdurch nochmals herzlich danken. Frau Else Schmidt erfreute uns mit Klaviervorträgen und Fräulein Irene Müller brachte einige schöne Lieder zum, Vortrag, u. a. „Fürchte Dich nicht länger, denn ich bin bei Dir“, „Horch, die alten Eichen rauschen, immer noch das alte Lied.“ Alle Anwesenden waren beglückt in diesen herrlichen Stunden und jeder hatte den Alltag vergessen, und nahmen das Glücksbewußtsein nach Hause mit, von dem unser geliebter Meister uns so oft gesprochen. Und so endeten die schönen Tage nur all zu rasch. Noch hinzugefügt sei, daß unser Bruder Herrigel die Grammophon-Platte mit ’Abdu’l-Bahás Stimme mitgebracht hatte, und wir so die Stimme unsres geliebten Meisters hören durften. Diese erhabene Stunde wird uns allen unvergeßlich bleiben. Mit diesen Zeilen grüßen wir zugleich alle Freunde der heiligen Sache in der ganzen Welt.
Die Geraer Bahai-Freunde
i. A. Kurt und Lotte Döring.
Dresden.
Nachdem die Bahaisache in Dresden bereits im Frühling d. J. durch zwei öffentliche Vorträge bekannt gemacht war, lud ich die Interessenten mittelst einer kleinen Zeitungsanzeige auf Mittwoch, den 11. November zu einem weiteren Vortrag ein. Dieser fand im Saal des alkoholfreien Hospitz „Weiße Schleife“ statt und war von etwa 45—50 Personen besucht, von denen die meisten nach dem Vortrag ein lebhaftes Interesse für die Bahaisache bekundeten. Am nächsten Abend fand im selben Hospitz eine zweite Versammlung statt, in der die Interessenten durch weitere Erklärungen und Beantwortung von Fragen in eine engere Fühlung mit der Bahailchre gebracht wurden. Am Schluß der Versammlung wurde vereinbart, eine wöchentliche Versammlung zu halten, zu der eine der anwesenden Damen ihre geräumige Wohnung zur Verfügung stellte. Möge der Segen unseres lieben Meisters auf dieser neuen Gruppe ruhen!
Wilhelm Herrigel.
Berlin.
Eine große Freude machte uns der Besuch unseres verehrten Herr Herrigel aus Stuttgart, der unsere kleine Berliner Bahai-Gemeinde mit seinem Besuch vom 16.—20. November beglückte. Drei herrliche, hochinteressante Abende widmete er uns, die uns unvergeßlich sein werden.
Am ersten Abend, Dienstag, den 17. November, im Hause von unseren Freunden Pleßner, erzählte uns Herr Herrigel von seinen persönlichen Eindrücken, die er von dem großen Meister 'Abdu'l-Bahá erhalten hatte. Unter anderem sagte er, es soll eine so gewaltige, göttliche Ausstrahlung von diesem Gottgesegneten ausgegangen sein, daß Herr und Frau Herrigel noch auf der Heimfahrt von Paris im Eisenbahncoupé so glückstrahlend wirkten, daß ganz Fremde sie fragten, was für ein Erlebnis sie gehabt hätten, denn so schauen sonst gewöhnliche Sterbliche nicht aus. — Hochinteressant war auch Herrn Herrigels philosophischer Vortrag über die Entwicklung der Seele und deren Fortleben nach dem Tode. Wir blieben bis um 11 Uhr zusammen. Viel wissenswertes über die Bahailehre erklärte uns Freund Herrigel.
Der zweite Abend, Mittwoch, den 18. Nov., fand im Frauenklub 1900, in der Schillstraße statt, in dem Saal, in dem die Bahaifreunde allwöchentlich einmal zusammenkommen. Es waren fast alle Freunde und viele Wissensdurstige erschienen, auf Einladung von Frau Pleßner auch Abgesandte der Quäker, der Swedenborgianer und des Lorberbundes. Dieses Mal hörten wir von dem Leben und den vielen schweren Prüfungen des großen Propheten Baha’u’lláh und von Seiner großen allzwingenden Gottesmacht über alle Menschen, die in Seine Nähe kamen. Seine Feinde, die Ihm zur Bewachung zuerteilt waren, wurden nach kurzer Zeit Seine Freunde, so daß ein steter Wechsel stattfinden mußte, da Sein Einfluß von der persischen und türkischen Regierung, die Ihn so grausam verfolgten, gefürchtet wurde. An diesem Abend blieben wir bis 10 1/2 Uhr beisammen.
Auf allgemeinen Wunsch entschloß sich Herr Herrigel, uns noch einen Abend zu widmen, und so hatte ich die Freude, Freund Herrigel und 36 Gäste bei mir am Donnerstag, den 19. November empfangen zu dürfen. Dieses Mal erläuterte er uns prophetische Bibelstellen, die das große Kommen Baha’u’lláhs andeuten. Außerdem gab uns Herr Herrigel noch etliche Offenbarungen Baha’u’lláhs kund. Hieran schloß sich eine lebhafte Aussprache und Freund Herrigel ermüdete in seiner so liebenswürdigen, ruhigen, vornehmen Art nicht, viele Fragen auf das Befriedigendste zu beantworten. Am Freitag in aller Frühe trat leider Herr Herrigel seine Heimreise an. In der zuversichtlichen Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen nahmen wir Abschied, denn noch in diesem Winter, so Gott will, dürfen wir auf seinen abermaligen Besuch rechnen.
Frau Adelheid Haac.
Besuch von Miß Martha Root in Deutschland.
Stuttgart.
In den letzten Wochen besuchte, einem Wunsche Shoghi Effendis entsprechend, Miß Martha Root aus Pittsburg in Amerika die deutschen Freunde. Aus Zürich kommend, traf sie am 2. November in Stuttgart ein.
Miß Root machte den Freunden bei verschiedenen Gelegenheiten die Freude, zu ihnen zu sprechen. Nachdem sie bereits am Mittwoch, den 4. November bei den Freunden in Göppingen geweilt hatte, sprach sie am Donnerstag, den 5. November im Bürgermuseum in Stuttgart, am Freitag, den 6. November in Zuffenhausen, am Samstag im Heim von Dr. Mühlschlegel, und am Sonntag, den 8. November im Heim von Frau Consul Schwarz. Am Montag, den 9. November sprach sie in Esperanto zu den Mitgliedern des Arbeiter-Esperanto-Bundes. In den Tagen vom 10. bis 14. November besuchte sie die Ortsgruppen Eßlingen, Frankfurt, Karlsruhe und Heilbronn und am Sonntag, den 15. November nachmittags sprach sie wieder im Bürgermuseum. Am nächsten Montag reiste sie nach Wien, Graz und Budapest, um auch diese Gruppen zu besuchen.
Wir sahen in Miß Root ein lebendes Beispiel eines wirklichen Bahailehrers. Wir sahen und
[Seite 157]
empfanden eine Selbstverleugnung und eine Hingabe an den höheren Willen, wie man es kaum zu
sehen glaubte. Es ist wunderbar, zu sehen und zu hören, wie sich Miß Root, die keineswegs begütert
ist, sondern ihren Unterhalt und das Geld zu ihren Reisen selbst verdienen muß, völlig in Gottes
Hand weiß, und sich ganz und gar in den Willen Gottes ergibt. Sie führte uns so klar vor Augen,
wie die himmlischen Heerscharen denen zur Hilfe
eilen, die sich aufmachen, die Lehren zu verbreiten. Man fühlte eine Wärme und Vertrautheit
mit ihr, wie es nur bei völlig in der Liebe aufgehenden Naturen der Fall ist.
Bei ihren Ansprachen erzählte sie den Freunden von ihren weiten Reisen im Dienste der heiligen Sache, die sie nach Brasilien, China, Japan, Indien und Australien führten, von der Liebe, die ihr überall entgegengebracht wurde. Sie wies darauf hin, wie die Prinzipien Baha’u’lláhs auf allen Gebieten im Begriff sind, sich durchzusetzen, und die Menschheit ganz unbewußt in die Bahnen lenkt, die ihr von Baha’u’lláh gewiesen sind. Auch erfuhr man von ihr, daß Rabindranath Tagore der heiligen Sache großes Interesse entgegen bringt und ihre Verbreitung in China wünscht.
An Seelen, wie Miß Root, erweist die Bahailehre ihre volle Kraft. Es ist ein Segen, solche Seelen in der Bewegung zu haben, und unsere herzlichsten Wünsche begleiten sie.
Edith Horn.
Karlsruhe.
Am Donnerstag, den 12. November besuchten Miß Martha Root aus Amerika und Frl. Edith Horn aus Stuttgart die Karlsruher Bahaifreunde, welche in der Pestalozzi-Schule versammelt waren. Schwester Martha Root überbrachte herzl. Grüße von Shoghi Effendi und sprach zuerst in Esperanto zu den eingeladenen und erschienenen Esperantisten über die Hauptprinzipien Baha’u’lláhs, alsdann in englisch über Baha’u’lláh selbst. Die Uebersetzung von Esperanto ins Deutsche übernahm ein Karlsruher hervorragender Esperantist, Herr Futran, während Frl. Edith Horn vom Englischen ins Deutsche übersetzte. Die Karlsruher Bahai waren dankbar, den Geburtstag Baha’u’lláhs in dieser Weise begehen zu dürfen.
Albert Rentile.
Frankfurt.
Am 11. November 1925 hielt Miß Root im Volksbildungsheim zu Frankfurt a. M. einen Vortrag. Das von ihr gewählte Thema lautete:
Die Bahai-Bewegung (für die Weltbrüderschaft), und Esperanto (als die universale Welthilfssprache).
Ungefähr 50 Personen erschienen und lauschten mit großem Interesse den Worten der Rednerin. Miß Root sprach zuerst in Esperanto über die Bahaiprinzipien, und führte nach ungefähr zwanzig Minuten ihren Vortrag in Englisch weiter. Nachdem sie kurz auf den Bab, Baha’u’lláh und 'Abdu'l-Bahá zu sprechen kam, sprach Miß Root mit inniger Hingabe über den Wert dieser großen Lehre und die Früchte, die sie bereits zeitigte. Auch einige Fragen wurden von ihr beantwortet. Sie schloß ihren Vortrag mit den Worten: „Ich bin nur gekommen, Ihnen diese frohe Botschaft zu bringen, einfach und bescheiden.“ Die Zuhörer dankten ihr und den beiden Uebersetzern, Frl. Edith Horn (englisch) und Herrn Carl Barthel (Esperanto) durch reichen Beifall.
Paula Reinecker.
Dr. Esslemont +
Einen schweren Verlust hat die heilige Sache auf Erden erlitten. Dr. Esslemont ist von uns gegangen. Was sein Streben und Schaffen bedeutete, werden erst spätere Geschlechter ganz verstehen können.
J. E. Esslemont, M.B. Ch.B. F.B.E.A., ist nur etwa 50 Jahre alt geworden. Die meiste Zeit hatte er in England, seiner Heimat, gelebt. Er war als sehr geachteter Arzt Leiter verschiedener Sanatorien gewesen, treu geliebt und verehrt von zahllosen dankbaren Kranken.
Im Dezember 1914 hörte er bei einer Mahlzeit im Kreise einiger Freunde von der Bahaibewegung. Da erwarb er sich sofort alle ihm zugänglichen heiligen Schriften und studierte sie mit Begeisterung lange und gründlich. Immer mehr empfand er dabei das allgemeine Bedürfnis nach einem Buche, weiches klar und zusammenfassend das äußere Bild der Lehre darstellt. So begann er früh mit seinem bekannten Werke „Baha’u’lláh und das Neue Zeitalter", das in der Literatur über die Bahailehre von grundlegender Bedeutung ist und in allen Erdteilen eine wachsende Leserschar findet. 'Abdu'l-Bahá selbst, welchen Esslemont im Winter 1919 auf 1920 zweieinhalb Monate lang besuchen durfte, gab ihm wichtige Winke zur Ausarbeitung dieses Buches und nannte es das Beste, was über die Bahailehre geschrieben worden ist. Restlos arbeitete Esslemont bis heute weiter an der Vervollkommnung dieses Werkes, ohne daß es ihm nun vergönnt war, seine zweite Auflage zu erleben.
Vor mehr als einem Jahre hatte sich ein neues Arbeitsfeld dem Nimmermüden eröffnet. Shoghi
[Seite 158]
Effendi zog ihn zu sich nach Haifa und der erfahrene, weise Menschenfreund wurde sein wichtigster Mitarbeiter. Seine Verdienste um die heilige Sache vollauf zu würdigen, geht über unser Vermögen. Wir sahen die Strahlen seiner segensreichen Arbeit nach allen Ländern hin leuchten. Daneben fand er die Zeit, sich in die persische
Sprache einzuarbeiten.
Auch in der Esperanto-Bewegung hatte sein Name einen guten Klang. Leider erlaubte ihm sein körperlicher Zustand nicht, sich seinen Wunsch zu erfüllen, an dem Genfer Weltkongreß teilzunehmen. Sein kluger Rat aber war allen dort mitwirkenden Bahai sehr wertvolle Hilfe gewesen.
Sein altes Lungenleiden nötigte ihn zu einer mehrmonatlichen Erholung, die er im Sommer dieses Jahres auf einsamer Bergeshöh im Schwarzwald, inmitten treubesorgter Freunde fand. Wer von uns das Glück hatte, ihn dort zu begrüßen, nahm den unvergeßlichen Eindruck seines edlen, gütigen Wesens mit. Auch dort gönnte er sich kaum die nötigste Rast. Vom frühen Morgen an arbeitete er und schrieb er seine lieben Briefe an die Bahai aller Länder. Ende September kehrte er erholt nach Haifa zurück. Nun hat seine segensreiche irdische Wanderfahrt an heiliger Stätte ein so frühes Ende gefunden.
In der Geschichte des Bahaitums lebt sein Name weiter; denn er war einer der ersten Arbeiter im Weinberge des Herrn. In den Herzen seiner Freunde leuchtet ewig sein liebevolles Wesen; denn er war einer der Edelsten unserer Zeit und ein Vorbild für jeden Bahai.
Dresden.
After the Bahai-Cause became known in Dresden in the spring of this year by two public lectures, I invited those interested in the matter, by means of a small newspaper advertisement, to another lecture on Wednesday Nov. 11th. It took place in the hall of the “Weiße Schleife”. About 45-50 people were present and after the lecture the greater number showed a keen interest in the Bahai Cause. On the following evening another assembly took place in the same hall, in which all those who were specially interested in the Cause came into closer touch with the Bahai teaching through further explanations and answers to questions. At the close of the meeting it was agreed upon, that a weckly meeting should take place and one of the ladies present offered her spacious apartment for the purpose. May the blessing of our dear Master rest upon this group.
Wilhelm Herrigel.
Visit of Miss Martha Root in Germany.
Stuttgart.
In accordance with a wish of Shoghi Effendi Miß Martha Root from Pittsburgh in America, lately visited the German friends. Coming from Zürich, she arrived in Stuttgart on November 2nd.
On several occasions Miß Root gave the friends the pleasure of an address, After having visited the friends in Göppingen on Wednesday November 4th, she spoke in the Bürgermuseum in Stuttgart on Thursday Nov. 5th, on Friday Nov. 6th in Zuffenhausen, on Saturday in the house of Dr. Mühlschlegel and on Sunday Nov. 8th in home of Frau Consul Schwarz. On Monday the 9th, she addressed the members of the workmens Esperanto-Club in Esperanto. From the 10th to the 14th of Nov. she visited the groups in Eßlingen, Frankfurt, Karlsruhe and Heilbronn and on Sunday afternoon Nov. 15th she again spoke in the Bürgermuseum. On the following Monday she travelled to Vienna, Graz and Budapest in order to visit the groups there.
In Miß Root we saw a living example of a true Bahai-teacher. We saw and felt selfsacrifice and devotion to a higher Will in a degree one would hardly have thought to be possible. It is wonderful to see and to hear how Miß Root, who is by no means well off, but has to earn her own living and the money for her journeys, feels herself to be entirely in God’s Hand and devotes herself entirely to the Will of God. She so clearly explained to us how the Lord of hosts comes to aid those who set out to propagate the teaching. One felt warmth and confidence in her, such as can only be experienced in a nature completely wrapped up in love.
In her lectures, she told the friends of all her distant journeys in the service of the Holy Cause which took her to Brasil, China, Japan, India and Australia and of all the love she met with everywhere. She then pointed out how the principles of Baha’u’llah were on the point of penetrating all spheres and were leading humanity quite unconsciously into the course pointed out by Baha’u’llah. We also heard from her that Rabindranath Tagore took great interest in the Holy Cause and wished it to be propagated in China. In souls like Miß Root, the Bahai-teaching proves its immense power. It is a blessing to have such souls in the movement and our best wishes accompany her.
Edith Horn.
Karlsruhe.
On Thursday Nov. 12th Miß Martha Root from America and Miß Edith Horn from Stuttgart visited the Bahai friends in Karlsruhe. They were assembled in the Pestalozzi school. Sister Martha Root delivered hearty greetings from Shoghi Effendi and then spoke in Esperanto, to the Esperanto members who had received invitations, and to those who had appeared uninvited, on the main principles of Baha’u’llah, then in English on Baha’u’llah Himself. An eminent Karlsruhe Esperantist, Herr Tutram, translated from Esperanto into German, whilst Miß Edith Horn translated from English into German. The Karlsruhe Bahai were most thankful to be able to celebrate Baha’u’llahs birthday in this manner.
Albert Rentfle.
Frankfurt.
Report.
of the lecture given by Miß Martha Root from America in the Volksbildungsheim in Frankfurt on the Main on Nov. 11th 1925. The theme chosen by herself was as follows:
The Bahai-Movement (for universal brotherhood) and Esperanto (as a universal language).
About 50 people had appeared and listencd with great interest to the words of the lecturer. Miß Root first spoke upon the Bahai principles in Esperanto and after about twenty minutes continued her lecture in English. After shortly referring to the Bab, Baha’u’llah and Abdu’l-Baha Miß Root spoke with intense devotion upon the worth of this great Teaching and of the fruits it had already borne. She also answered several questions, which were put to her. She conciuded her lecture with the following words: “I have merely come to bring you these glad tidings.” The audience thanked her and the two interpreters, Miß Edith Horn (English) and Mr. Carl Barthel (Esperanto) with warm applause.
Paula Reinecker.
Dr. Esslemont +
The Holy Cause has suffered a severe lose upon earth. Dr. Esslemont has gone from us. What his work and aspirations meant, will only be understood by later generations.
J. E. Esslemgnt, M.B. — Ch.B. — F.B.E.A. only attained the age of about 50. The greater part of his life he lived in England, his home. He was a highly esteemed medical man and was at the head of several sanatoriums, greatly beloved and respected by numerous grateful patients.
In December 1914 he heard of the Bahai movement at a dinner-party. He at once procured all the holy writings he managed to get hold of and studied them thoroughly and with enthousiasm. More and more he felt the necessity of a book, which explained the outlines of the Bahaiteaching in a comprised form. He therefore soon commenced his well-known work “Baha’u’llah and the New Era”, which is of profound importance in the literature on the Bahai-teaching, and it is being more and more sought after all over the world by hosts of readers. 'Abdu'l-Bahá Himself, whom Esslemont had the privilege to visit for two months and a half during the winter of 1919 and 1920, gave him several important hints to improve this book and said it was the best of anything that had yet been written on the Bahai-teaching. Up to the present day Esslemont worked untiringly to perfect this work, but he did not live to see the second edition. More then a year ago a new department of work was opened to him, Shoghi Effendi persuaded him to come to Haifa and this experienced, sage friend of mankind became his most important fellow-worker. It goes beyond our power to sufficiently estimate his services in the Holy Cause. His blessed work cast forth its rays in all countries. He also found time to study the Persian language.
His name was also kown in the Esperanto movement. His bodily condition alas, did not permit him to take part in the Geneva Congress, as he so earnestly wished to. But his judicious advice was of great value to all the Bahai who were present there. His old disease of the lungs necessitated him to seek change of air and he spent the summer of this year on a solitary mountain-top in the Black-Forest, in the midst of faithful friends. Whoever had the good fortune to visit him there went away deeply impressed by his kind and noble disposition. Even there he hardly allowed himself the necessary rest. He worked from early morning and wrote affectionate letters to the Bahai of all countries. In the end of September he returned to Haifa with renewed strength, Now his blessed earthly pilgrimage in a sacred spot has come to an early end.
His name continues to live in the history of Bahaism; he was one of the best workers in the vineyard of the Lord. His loving disposition will ever live in the hearts of his frieds; he was one of the noblest characters of our time and an example to every Bahai.
Esperanto.
Das Stuttgarter Tagblatt berichtet am 17. November d. J.:
Ein großer Erfolg der Welthilfssprache Esperanto. Die Ende Oktober in Paris stattgefundene Tagung der internationalen Telegraphen-Union faßte einen für die Weltsprachenbewegung außerordentlich bedeutsamen Beschluß, in dem sie die Esperantosprache für den internationalen Telegrammverkehr als offiziell zugelassene Sprache annahm. Der Antrag war von der 5. Vollversammlung des Völkerbundes gestellt worden. Artikel 7 der Statuten für den internationalen Telegrammverkehr bestimmte, daß im Telegrammverkehr die nationalen Sprachen und lateinisch gebraucht werden dürfen. Dieser Artikel wurde nunmehr ergänzt durch die Worte: „Der Gebrauch von Latein und Esperanto ist gleichermaßen erlaubt.“
Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
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In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10
5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,
in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,
in Halbleinen geb. . . . . 4.--
In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.
Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20
18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60
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Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustré supplement, p. 66.)
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