SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft XI | JAN. 1926 | |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahai-Prinzipien.
1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.
Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.
2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.
In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.
3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.
4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.
5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.
Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.
6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.
Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.
7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.
8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.
Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.
9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.
Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.
10. Die soziale Frage muss gelöst werden.
Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.
11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.
Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.
12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.
Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.
Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.
Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 1,90 Goldmark. |
Heft 11 | Stuttgart, im Januar 1926 | 5. Jahrgang |
Inhalt: An die Geliebten Gottes und an die Dienerinnen des Barmherzigen im Osten und Westen. - An die Geliebten Gottes und die Dienerinnen des Barmherzigen in Dresden. — Ein im Auftrag von Shogi Effendi von Sohiel Afnan an W. Herrigel in Stuttgart geschriebener Brief. — Baha’u’lláh und das neue Zeitalter. — Qurratu’l-Ayn und ihr Lehrer. — Bahai-Esperanto-Kurs in Stuttgart. — Pregoj de Baha’u’lláh. - Bericht über das Eßlinger Bahai-Weihnachtsfest, gehalten am 20. Dezember 1925. — Report of the Bahai Christmas festivity in Esslingen on December 20th 1925. — Miss Martha L. Root in Vienna. — Christmasfestivity for the children of the Bahai-group in Stuttgart. — Aufruf!
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Die Eigenliebe ist das grösste Hindernis auf dem Wege zu Gott.
Das menschliche Leben soll ein Aufstieg sein bis zum Gipfel unseres irdischen Daseins, wo wir durch die Pforte des Todes in die unvergängliche ewige Herrlichkeit eingehen.
'Abdu'l-Bahá.
O Freund!
Ein göttliches Feuer ist in dem Herzen der Menschheit entfacht und brennt hell in dem Heiligen Baum. Bald wird seine glühende Flamme die Seelen der Menschen aufleuchten lassen und sein Licht die Regionen der Welt erleuchten.
Die Zeichen Gottes sind erschienen, die Geheimnisse des Königreichs sind geoffenbart und das Geheimnis von allem, was in den Heiligen Schriften verzeichnet ist, ward kund gegeben. Warum zweifelt und zögert ihr? .....
Nun, da der Bezauberer der Herzen auf seinem Streitroß in die Arena der Wahrheit gesprengt ist und alles, was verborgen war, geoffenbart wurde, warum noch still und schweigsam, unachtsam und nachlässig sein? Das heilige Licht hat seine Strahlen auf die Welt geworfen, während die Unachtsamen verhüllt und reglos, der Motte gleich, in der Nacht des Irrtums schmachten. Nun ist die Stunde da, wo die brandenden Wogen der See die Höhe der Sterne erreichen.... Denn die Zeit flieht und der Göttliche Bote wird nicht lange mehr unter euch weilen. Lasst uns eilen und unsere Lampe entzünden.
'Abdu'l-Bahá Abbás.
An die Geliebten Gottes und an die Dienerinnen des Barmherzigen im Osten und Westen.
Meine lieben. Mitarbeiter:
In überwältigendem Kummer benachrichtige ich Euch von einem weiteren Verlust, den der Allmächtige in Seiner unerforschlichen Weisheit wählte, und über unsere geliebte Heilige Sache brachte. Am 22. Nov. 1925 — an dem denkwürdigen und heiligen Tag, an dem die Bahai im Orient den doppelten Festtag der Erklärung des Bab und den Geburtstag 'Abdu'l-Bahás feiern — ist Dr. John E. Esslemont in das Abha-Königreich abberufen worden. Sein Ende kam ebenso rasch wie unerwartet. An den Folgen einer chronischen und heimtückischen Krankheit leidend, wurde er schließlich deren Opfer; weder die Bemühungen hervorragender Aerzte, noch die hingebende Sorge seiner vielen Freunde konnten es abwehren.
Er trug sein Leiden mit bewunderungswürdiger Stärke, mit ruhiger Gelassenheit und mit Mut. Obgleich er davon überzeugt war, daß seine Krankheit nicht mehr zu beheben sei, ließ er doch oftmals den brennenden Wunsch laut werden, daß die Freunde im heiligen Lande am Heiligen Grabe den Allmächtigen anflehen möchten, daß Er sein Leben verlängere; und daß er den bescheidenen Anteil des Dienstes an der Heiligen Schwelle Baha’u’lláhs zu einer größeren Vollendung bringen möchte. Dieser edlen Bitte haben alle Herzen warm willfahren. Aber es sollte nicht sein. Seine enge Verbindung mit meiner Arbeit in Haifa, auf die ich große Hoffnungen setzte, wurde plötzlich abgebrochen. Sein Buch wird jedoch ein bleibendes Denkmal seiner reinen Absichten sein und wird allein schon fernere Generationen die Wege der Wahrheit und des Dienstes führen, so geradeaus und so bescheiden, wie er von dem geliebten Schriftsteller gegangen wurde. Er liebte die Heilige Sache so sehr, und er diente ihr bis in seine letzten Tage mit vorbildlichem Glauben und unbeschränkter Ergebenheit.
Sein Festhalten am Glauben, seine hohe Redlichkeit, seine äußerliche Selbstverleugnung, sein Fleiß und seine unverdrossene Arbeit waren Charakterzüge der edlen Art, die nach ihm weiterleben wird. Für mich persönlich war er einer der wärmsten Freunde, der treueste Berater, der unermüdliche Mitarbeiter, ein liebenswerter Gefährte.
Weinenden Auges bete ich an der Schwelle Baha’u’láhs und bitte Euch alle, mir nachzuahmen in meinen innigen Gebeten um die fernere Entfaltung in den höheren Reichen für seine Seele, die bereits eine so hohe geistige Stufe in dieser Welt erreicht hat. Denn durch seinen guten Charakter, seine Kenntnis der Heiligen Sache und die bemerkenswerte Vollkommenheit seines Buches hat er seinen Namen unsterblich gemacht und durch diesen Verdienst den Rang, einer der „Hände der Sache Gottes“ gewesen zu sein, verdient.
Er ist inmitten des wundervoll gelegenen Bahai-Friedhofs, am Fuß des Berges Karmel, beigesetzt worden, nahe dem Grab jenes hochgeachteten Hajı Mirza Vakilu’d-Dawlih, dem berühmten Vetter des Bab, dem hauptsächlichen Erbauer des Mashriqu’l-Adhkar von Ishqabad.
Die Pilger, die von fern und nah das Grab besuchen, werden mit Stolz und Dankbarkeit den Namen dessen ehren, der die Annalen einer unsterblichen, heiligen Sache geschmückt hat.
Möge er ewig im Frieden ruhen!
Shoghi.
Haifa, Palestina, 30. November 1925.
An die Geliebten Gottes und die Dienerinnen des Barmherzigen in Dresden.
Haifa, den 3. Dezember 1925.
Meine sehr geliebten Freunde!
Mit Gefühlen der Dankbarkeit und der Befriedigung vernahm ich die mir in Herrn Herrigels Brief mitgeteilte Nachricht über die Gründung einer Bahai-Gruppe in Dresden. Ich beeile mich, Euch im Namen aller Bahais unser wärmstes Willkommen zu entbieten und Euch unserer besten Wünsche für die Erweiterung und Festigung Eurer vor kurzem gegründeten Gruppe darzubringen.
Die Bemühungen unseres unermüdlichen und sichselbstopfernden Bruders W.Herrigel
haben endlich doch die verheißene Frucht gebracht, und wir fühlen zuversichtlich, daß
durch den unfehlbaren Beistand der Macht Baha’u’lláhs und durch die hegende Sorgfalt unseres lieben Bruders sich Eure Zahl vergrößern, Eure Kenntnis von dieser
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allergrößten Sache vertiefen und Eure Gelegenheiten zum Dienst an der Menschheit sich
im Einklang mit den erhabenen Prinzipien Baha’u’lláhs vermehren werden.
Ich versichere Euch, den einzelnen wie alle, meines größten Interesses an Eurer Arbeit, an Euren Plänen und Hoffnungen für die Zukunft. Ich versichere Euch meiner inbrünstigen Gebete für Eure Glückseligkeit, Euren Erfolg und Eure Wohlfahrt, so oft ich die hl. Grabstätten besuche.
Ich hoffe zuversichtlich und bete, daß wir uns eines Tages von Angesicht zu Angesicht in Haifa begegnen und mit einander die verschiedenen historischen Plätze besuchen werden, die durch die Fußspuren Baha’u’lláhs und ’Abdu’l-Bahás geheiligt wurden.
Dringend bitten möchte ich Euch, das Studium der Bahaigeschichte und der Bahailehren ernstlich aufzunehmen und Teile aus Dr. Esslemonts Buch, soweit sie ins Deutsche übersetzt sind, aufmerksam zu lesen.
Euch von ganzem Herzen guten Erfolg wünschend und Euch nochmals unseres herzlichen Willkommens im Gebiet Abha’s versichernd, bin ich Euer Euch alles Gute wünschender Bruder. (gez.) Shoghi.
Uebersetzt von W. Herrigel.
Ein im n Auftrag von Shogi Effendi von Sohiel Ainan an W. Herrigel in Stuttgart geschriebener Brief.
Haifa, den 2. Dez. 1925.
Mein lieber Bruder!
Unser geliebter Hüter war sehr erfreut über Ihren freundlichen Brief vom 13. Nov. und über die ermutigenden Nachrichten, die von Gera und Dresden über Ihre herrlichen Worte eintrafen.
Shoghi Effendi schätzt außerordentlich alles, was Sie für die Verbreitung der hl. Sache, die uns allen so teuer ist, getan haben und noch tun. Er hofft, daß Sie in jeder Stadt, in die Sie gehen, im Gründen einer dauernden Bahaigruppe Erfolg haben werden, oder daß Sie da, wo schon angehende Bahais sind, hingehen und die Bahai-Prinzipien und andere Themata mit denselben besprechen. Dies ist außerordentlich notwendig, weil es dazu verhelfen wird, ihre Kenntnis von der Sache zu vertiefen und Spaltungen und Zersplitterungen zu verhindern.
Wenn überdies solche neuen Gruppen in einer Stadt gegründet und ihre Adressen veröffentlicht sind, so können sowohl Bahai als Nichtbahai dorthin gehen, sich mit ihnen treffen und die großen Probleme der Welt, wie sie vom Bahaigesichtspunkt aus betrachtet sind, besprechen.
Unser Hüter hofft aufrichtig und zuversichtlich, daß es Ihnen möglich sein wird, dies zu vollbringen, und daß Sie selbst von einer Gruppe zur andern reisen können, um ihre Begeisterung und ihren Eifer aufrecht zu erhalten.
Unseres Hüters Gesundheit ist ausgezeichnet, und dasselbe ist bei der hl. Familie der Fall. Sie alle beten für Ihren Erfolg und wünschen Ihnen alles Gute. Bitte versichern Sie die Freunde in Gera und Dresden der Gebete Shoghi Effendis. Ich bin sicher, auch Sie sind traurig über den Hingang Dr. Esslemonts. Sein Leben und seine Dienste waren eine große Hilfe für die Sache.
Mit Bahailiebe Ihr Bruder in Seinem Dienste
gez. Sohiel,
Die dem Briefe beigefügten Worte Shoghi Effendis lauten:
Mein geliebter Mitarbeiter!
Ich bete beständig für den Erfolg Deiner edlen Bemühungen. Halte aus in Deiner Arbeit und Er wird Dich sicherlich führen, inspirieren und Deine Arbeit mit Erfolg krönen.
Uebermittle den Freunden, mit denen Du im Verlauf Deiner Reisen zusammenkommst, meine Liebe und die Versicherung meiner Gebete. Dir von ganzem Herzen Erfolg wünschend, verbleibe ich Dein Bruder
(gez.) Shoghi.
Baha’u’lláh und das Neue Zeitalter.
Von Dr. J. E. Esslemont. (Uebersetzt von H. Küstner.)
I. Kapitel.
Die frohen Botschaften.
„Der Eine Verheißene aller Menschen der Welt ist erschienen." Alle Menschen und Gemeinschaften haben auf eine Offenbarung gewartet, und Er, Baha’u’lláh, ist der höchste Lehrer und Erzieher der ganzen Menschheit.“
Abdu’l-Bahá.
Das grösste Ereignis der Geschichte.
Wenn wir den „Aufstieg des Menschen“ studieren, wie er in den Blättern der Geschichte berichtet ist, tritt es klar zutage, daß der bestimmende Faktor im menschlichen Fortschritt das von Zeit zu Zeit erfolgende Auftreten von Menschen ist, die über die zu ihren Tagen geltenden Ideen hinausschreiten, die die Entdecker und Offenbarer von bislang unter den Menschen unbekannten Wahrheiten werden. Der Erfinder, der Bahnbrecher, das Genie, der Prophet — dies sind die Menschen, von denen die Umwandlung der Welt in erster Linie abhängt. Carlyle sagt:
„Die reine Wahrheit, die ganz reine, denke ich, ist, daß... ein Mensch, der eine höhere Weisheit besitzt, in sich eine bis dahin unbekannte geistige Wahrheit trägt, stärker ist, nicht nur als Menschen, die solche nicht haben, noch als nur Zehntausende, sondern stärker als alle Menschen, die sie nicht haben; und er steht unter ihnen in einer geradezu ätherischen, geradezu engelgleichen Kraft, wie gerüstet mit einem Schwert aus des Himmels eigener Rüstkammer, dem kein Schild, kein Turm von Erz auf die Dauer widersteht.“
— Signs of the Times. -
In der Geschichte der Wissenschaft, der Kunst, der Musik sehen wir genügend Erläuterungen über
diese Wahrheit, aber auf keinem Gebiet tritt die überragende Bedeutung des großen Menschen
und seiner Botschaft klarer zu Tage, als auf dem
der Religion. Immer am Niedergang der Zeitalter, wenn das geistige Leben der Menschen sich
entartet hat und ihre Sitten verdorben sind, tritt
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der wunderbarste und geheimnisvollste der Menschen, der Prophet, in Erscheinung. Allein gegen
die ganze Welt, ohne daß ein einziger Mensch
fähig wäre, seine Lehre zu erfassen, ihn zu lenken, ihn völlig zu verstehen oder an seiner Verantwortung teilzunehmen, erhebt er sich, gleich dem Einzigen Sehenden unter blinden Menschen,
um sein Evangelium der Rechtschaffenheit und Wahrheit zu verkündigen.
Unter den Propheten ragen einige in besonderer Erhabenheit hervor. Alle paar Jahrhunderte erschien ein großer göttlicher Offenbarer, ein Krischna, ein Zoroaster, ein Moses, ein Jesus, ein Mohammed, im Osten gleich einer geistigen Sonne, um den verdunkelten Geist der Menschen zu erleuchten und ihre schlafende Seele zu erwecken. Was auch immer unsere Ansicht ist über die verhältnismäßige Größe dieser Religionsgründer, müssen wir doch zugeben, daß sie der am mächtigsten wirkende Umstand für die Erziehung der Menschheit gewesen sind. In Uebereinstimmung mit einander erklären diese Propheten, daß die Worte, die sie äußern, nicht aus ihnen selbst stammen, sondern eine Offenbarung sind, für die sie das Werkzeug abgeben, eine göttliche Botschaft, deren Träger sie sind. Die von ihnen berichteten Aeußerungen enthalten ferner in reichlichem Maße Hinweise und Verheißungen auf einen großen Weltlehrer, der erscheinen werde „in der Fülle der Zeiten“, ihr Werk fortzuführen und es zur Reife zu bringen; sie beziehen sich auf einen, der ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit auf Erden aufrichten und alle Rassen, Religionen, Nationen und Völker zu einer Familie vereinigen werde, „daß es nur eine Herde und einen Hirten gibt“, und alle Menschen Gott erkennen und lieben, „jeder, vom geringsten bis zum größten“.
Sicherlich muß das Auftreten dieses „Erziehers der Menschheit“ in den letzten Tagen, wenn er erscheint, das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit darstellen. Die Bahai-Bewegung verkündet nun der Welt die frohen Botschaften, daß dieser Erzieher wirklich erschienen ist, daß seine Offenbarung erklärt und überbracht wurde und von jedem ernsten Sucher erforscht werden kann, daß „der Tag des Herrn“ bereits angebrochen ist und daß die „Sonne der Gerechtigkeit“ bereits am Himmel steht. Noch haben erst einige wenige Bergesgipfel das Licht dieses herrlichen Tagesgestirns aufgefangen, aber bereits sind seine Strahlen im Begriff, Himmel und Erde zu erleuchten, und binnen kurzem wird es sich über die Berge erheben und in voller Stärke scheinen auf die Ebenen und in die Täler, allen Leben und Führung verleihend.
Die stetig sich ändernde Welt.
Daß die Welt während des 19. und des ersten Teils des 20. Jahrhunderts durch die Todeszuckungen eines alten und die Geburtswehen eines neuen Zeitalters gegangen ist, ist jedermann klar. Die alten Grundsätze des Materialismus und des Eigennutzes, die alten sektiererischen und vaterländischen Vorurteile und Gehässigkeiten sind im Verschwinden begriffen, sie haben ihren Sinn verloren, und haben, — wovon wir in allen Ländern die Zeichen sehen können, -— inmitten der Ruinen einen neuen Geist des Glaubens, der Brüderlichkeit und internationalen Denkens geschaffen, der die alten Bande sprengt und die alten Grenzen überrennt. Umstürzende Veränderungen von noch nie dagewesenem Umfang haben sich auf jedem Gebiet des menschlichen Lebens ereignet. Das alte Zeitalter ist aber nicht erloschen. Es ist mit dem neuen in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. Es gibt Uebel in riesenhafter und furchtbarer Menge, aber sie sind im Begriff, dargelegt, erforscht, angegriffen und verworfen zu werden mit neuer Kraft und Hoffnung. Es gibt Wolken in Menge, gewaltige und drohende, aber das Licht ist im Begriff, durchzubrechen, den Weg des Fortschritts zu erleuchten und die Hindernisse und Fallgruben zu beseitigen, die den Weg nach vorwärts versperren.
Im 18. Jahrhundert war es anders. Denn die geistige und moralische Dunkelheit, die über der Welt lag, wurde kaum durch einen Lichtstrahl erhellt. Sie war der dunkelsten Stunde vor der Dämmerung zu vergleichen, wo die wenigen übrig gebliebenen Lampen und Kerzen eher bewirken, die Dunkelheit noch erkennbarer zu machen. Carlyle schreibt in seinem „Friedrich dem Großen“ vom 18. Jahrhundert, wie folgt:
„Ein Jahrhundert, das keine Geschichte hat und wenig oder keine haben kann. Ein Jahrhundert, so reich an gehäuften Falschheiten.... wie kein Jahrhundert zuvor! Das nicht mehr das Bewußtsein hatte, falsch zu sein, so falsch war es geworden; und das so in Falschheit getaucht und davon bis auf die Knochen durchdrungen war, daß wirklich das Maß der Dinge voll war und eine französische Revolution es beenden mußte... ein außerordentlich passendes Ende für solch ein Jahrhundert, wie ich dankbar fühle... Denn es wäre nocheinmal eine göttliche Offenbarung an die stumpfen, leichtfertigen Menschenkinder nötig gewesen, wenn sie nicht allesamt auf die Stufe der Affen sinken sollten.“
— Frederick the Great, Buch I, Kap. 1.
Verglichen mit dem 18. Jahrhundert, ist die
jetzige Zeit, wie die Dämmerung nach der Dunkelheit, oder wie der Frühling nach dem Winter.
Die Welt regt sich in neuem Leben, und wird
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von neuen Idealen und Hoffnungen durchdrungen.
Dinge, die vor nur wenigen Jahren noch unmögliche Träume schienen, sind jetzt vollendete Tatsachen. Andere, von denen es schien, daß wir zu ihnen noch Jahrhunderte zurückzulegen hätten,
sind bereits Gegenstand der „angewandten Politik“ geworden. Wir fliegen in der Luft und reisen
unter dem Wasser. Wir senden Botschaften rund um die Welt mit der Schnelligkeit des Lichts.
Innerhalb weniger Jahre haben wir den Zusammenbruch der großen auf Militärmacht gestützten
Gewaltherrschaften erlebt, die Zulassung der Frau
zu allen Berufszweigen, von denen sie früher ferngehalten war, die Aufgabe des Gebrauchs des
Alkohols als Getränk durch die Bevölkerung eines weiten Erdteils, die Schaffung eines Völkerbundes,
der ehrlich verlangt, den Krieg abzuschaffen, und andere Wunder mehr, die zu erwähnen, zu zahlreich sind.
Die Sonne der Gerechtigkeit.
Was ist die Ursache dieses plötzlichen Erwachens in der Welt? Die Bahai glauben, daß es einer großen Ausgießung des Heiligen Geistes durch den Propheten Baha’u’lláh zuzuschreiben ist, der in Persien geboren wurde, gerade vor einem Jahrhundert und im Heiligen Land gegen den Schluß des 19. Jahrhunderts starb.
Baha’u’lláh lehrte, daß der Prophet, oder die „Manifestation Gottes“, der Lichtbringer der geistigen Welt ist, wie es die Sonne in der natürlichen Welt ist. Gerade wie die materielle Sonne über die Erde scheint und das Wachsen und die Entwicklung der materiellen Organismen bewirkt, so scheint durch die Göttliche Manifestation die Sonne der Wahrheit auf die Welt der Herzen und Seelen und erzieht Gedanken, Sitten und Charakter der Menschen. Und gerade wie die Strahlen der natürlichen Sonne einen Einfluß haben, der in die dunkelsten und finstersten Winkel der Welt dringt, Wärme und Leben gebend, sogar den Geschöpfen, die die Sonne nie selbst gesehen, so beeinflußt die Ausgießung des Heiligen Geistes durch die Manifestation Gottes das Leben von allen und inspiriert empfängliche Geister sogar an Orten und unter Menschen, wo der Name des Propheten völlig unbekannt ist. Das Auftreten der Manifestation ist gleich dem Kommen des Frühlings. Es ist ein Tag der Auferstehung, an dem die geistig Toten sich zu neuem Leben erheben, an dem die Wirklichkeit der göttlichen Religionen erneuert und wieder aufgerichtet wird, an dem „neue Himmel und eine neue Erde“ in Erscheinung treten.
In der Natur bringt der Frühling nicht nur Wachstum und das Erwachen zu neuem Leben mit, sondern auch die Zerstörung und die Entfernung des Alten und Abgenützten; denn dieselbe Sonne, die die Blumen aufsprießen und die Bäume knospen läßt, bewirkt auch den Zerfall und das Beiseiteschaffen dessen, was tot und nutzlos ist; sie bricht das Eis und schmilzt den Schnee des Winters, und setzt die Flut und den Sturm in Freiheit, die die Erde säubern und reinigen. So ist es auch in der geistigen Welt. Der geistige Sonnenschein bewirkt ähnlichen Aufruhr und ähnliche Veränderung. So wird der Tag der Auferstehung auch zum Tag des Gerichts, an dem die Verdorbenheit und die Nachahmungen der Wahrheit und abgenützte Ideen und Gebräuche entfernt und zerstört werden, an dem das Eis und der Schnee der Vorurteile und des Aberglaubens, der sich während der Winterszeit angehäuft hat, geschmolzen und verwandelt wird, und Kräfte, die lange eingefroren und eingeschlossen waren, freigelassen werden, um die Welt zu überfluten und zu erneuern.
Die Mission von Baha’u’lláh.
Baha’u’láh erklärte bestimmt und nachdrücklich, daß er der lang erwartete Erzieher und Lehrer aller Menschen sei, der Kanal einer wunderbaren Gnade, die über alle früheren Ausgießungen hinausgehe, in die alle früheren Religionsformen versenkt würden wie Flüsse, die in den Ozean münden. Er legte einen Grund, der eine feste Basis abgibt für die Einheit der ganzen Welt und die Einsetzung jenes herrlichen Zeitalters des Friedens auf Erden, des Wohlwollens unter den Menschen, von dem die Propheten berichtet und die Dichter gesungen haben.
Das Suchen nach Wahrheit, die Einheit der Menschheit, Einheit der Religionen, der Rassen, der Völker des Ostens und des Westens, die Wiederaussöhnung der Religion und der Wissenschaft, die Ausrottung von Vorurteilen und Aberglauben, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Aufrichtung von Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit, die Einsetzung eines höchsten internationalen Gerichtshofs, die Vereinigung der Sprachen, die zwangsläufige Verbreitung von Erkenntnis — diese und viele andere Lehren gleich diesen wurden durch die Feder von Baha’u’lláh vor 50 Jahren geoffenbart, in unzähligen Büchern und Briefen, von denen verschiedene an die Könige und Herrscher der Welt gerichtet waren.
Seine Botschaft, einzigartig in ihrer Leichtfaßlichkeit, befindet sich in wundervoller Uebereinstimmung mit den Zeichen und Bedürfnissen der Zeit. Nie waren die neuen Aufgaben, die den Menschen gegenübertraten, so riesenhaft und so verwickelt, wie jetzt. Nie waren die angebotenen Lösungen so zahlreich und widerstreitend. Nie war das Bedürfnis nach einem großen Weltlehrer so drängend und so weithin spürbar. Nie vielleicht war das Warten auf solch einen Lehrer so zuversichtlich und so allgemein.
Erfüllung von Prophezeiungen,
’Abdu’l-Bahá schreibt:
„Obgleich die Juden, als Christus vor 20 Jahrhunderten auftrat, begierig auf Sein Kommen gewartet hatten und jeden Tag unter Tränen beteten und flehten: „O Gott, beschleunige die Offenbarung des Messias“, so verleugneten sie Ihn, als die Sonne der Wahrheit dämmerte, doch und erhoben sich gegen Ihn in größter Feindschaft, und schließlich kreuzigten sie diesen Göttlichen Geist, das Wort Gottes, und nannten Ihn Beelzebub, einen Uebeltäter, wie im Evangelium berichtet ist. Der Grund hievon war, daß sie sagten: 'Die Offenbarung von Christus wird gemäß dem klaren Text der Torah durch gewisse Zeichen bezeugt werden, und solange als diese Zeichen sich noch nicht gezeigt haben, ist der ein Betrüger, der verkündet, der Messias zu sein. Von diesen Zeichen ist eines, daß der Messias von einem unbekannten Ort kommen werde, wir aber wissen alle, daß dieses Mannes Heimat Nazareth ist, und was kann von Nazareth Gutes kommen? Das zweite Zeichen ist, daß er herrschen werde mit einem Stab von Eisen, d. h., daß er mit dem Schwert Taten verrichten werde, dieser Messias hat aber nicht einmal einen hölzernen Stab. Eine andere Bedingung und ein anderes Zeichen ist: Er muß sitzen auf dem Thron Davids und Davids Herrschaft aufrichten. Und dieser Mann hat, weit entfernt, auf einem Thron zu sitzen, nicht einmal eine Matte, auf der er sich niederlassen könnte. Eine andere Voraussetzung ist die Verbreitung aller Gesetze der Torah; dieser Mann aber hat diese Gesetze abgeschafft und hat sogar den Sabbath gebrochen, obgleich der klare Text der Torah bestimmt, daß wer lügnerischerweise verkündet, ein Prophet zu sein, und Wunder hervorbringt, und den Sabbath bricht, zum Tode gebracht werden müsse. Ein anderes der Zeichen ist, daß unter seiner Herrschaft die Gerechtigkeit so gefördert werden wird, daß Rechtlichkeit und Wohltun sich von der menschlichen Welt sogar auf die Tierwelt ausdehnen wird: Die Schlange und die Maus werden ein Loch miteinander teilen, und der Adler und das Rebhuhn wird ein Nest bewohnen. Der Löwe und die Gazelle wird auf einer Weide gehen, und der Wolf und das Lamm wird trinken aus einer Quelle. Nun hat aber zu seiner Zeit die Ungerechtigkeit und die Tyrannei so überhand genommen, daß sie Ihn gekreuzigt haben! Eine andere Voraussetzung ist, daß in den Tagen des Messias die Juden gedeihen und über alle Menschen der Welt herrschen werden, jetzt aber leben sie in äußerster Erniedrigung und in der Knechtschaft des Reichs der Römer. Wie kann da dieser der in der Torah verheißene Messias sein?'
Auf solche Weise verwarfen sie die Sonne der Wahrheit, obgleich dieser Geist von Gott in der Tat der in der Torah Verheißene war. Aber weil sie die Bedeutung dieser Zeichen nicht verstanden, kreuzigten sie das Wort Gottes. Jetzt wissen die Bahai, daß die überlieferten Zeichen in der Manifestation Christi sich verwirklichten, wenn auch nicht in dem Sinne, wie es die Juden verstanden, denn die Beschreibung in der Torah ist sinnbildlich aufzufassen. So ist z. B. unter den Zeichen das der Herrschaft. Die Bahai sagen, daß die Herrschaft Christi eine himmlische war, eine göttliche, ewige Herrschaft, nicht eine napoleonische Herrschaft, die in kurzer Zeit zu Ende ging. Diese Herrschaft Christi blieb beinahe 2000 Jahre bestehen und dauert noch, und für alle Ewigkeit wird dieses heilige Wesen erhöht sein auf ewigem Throne. Auf ähnliche Weise sind alle die andern Zeichen offenbar geworden, aber die Juden verstanden es nicht. Obgleich beinahe 2000 Jahre verflossen sind, seit Christus in seinem göttlichen Glanze erschien, erwarten die Juden doch noch das Kommen des Messias und betrachten sich selbst als im Recht und glauben, daß Christus einen falschen Anspruch erhoben hat.“
Geschrieben von ’Abdu’l-Bahá für dieses Kapitel.
Würden sich die Juden an Christus gewandt haben, so hätte er ihnen die wahre Bedeutung
dieser ihn selbst betreffenden Prophezeiungen erklärt. Laßt uns lernen an diesem Beispiel, und
ehe wir urteilen, daß sich die Prophezeiungen über die Manifestation des Lehrers des letzten
Tages nicht erfüllt haben, wollen wir uns dem zuwenden, was Baha’u’lláh selbst hinsichtlich dieser
Auslegung geschrieben hat, denn viele dieser Prophezeiungen sind zugestandenermaßen „versiegelte“ Aussprüche, und der wahre Erzieher selbst ist der Einzige, der es vermag, diese Siegel zu
zerbrechen und die wirklichen Bedeutungen aufzuzeigen, die in dem Schmuckkästchen der Worte .
verborgen sind.
Baha’u’lláh hat vieles zur "Auslegung dieser alten Prophezeiungen geschrieben, aber er ist nicht
hievon abhängig, um Seine Prophetenschaft zu beweisen. Die Sonne ist ihr eigener Beweis für
alle, die die Kraft des Begreifens haben, Wenn sie
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sich erhebt, brauchen wir keine alten Voraussagungen, um die Versicherung von ihrem Scheinen
abzugeben. So ist es auch mit der Manifestation
von Gott, wenn sie auftritt. Wären alle die früheren Prophezeiungen in Vergessenheit geraten,
so wäre er immer noch sein eigener, überfließender und genügender Beweis für alle, deren geistige
Sinne offen sind.
Beweise für die Prophetenschaft.
Baha’u’lláh verlangt von niemanden, seine Darlegungen und seine Zeichen blindlings anzuerkennen. Im Gegenteil, er stellt an die Spitze Seiner Lehren nachdrückliche Warnungen gegen blinde Anerkennung einer Autorität und dringt in alle, ihre Augen und Ohren zu öffnen, und das eigene Urteil unabhängig und furchtlos zu gebrauchen, um die Wahrheit sicher zu ermitteln. Er macht äußerste Forschung zur Pflicht und er scheute nie davor zurück, als höchsten Beweis seiner Botschaft seine Worte und Werke und ihren Erfolg im Verändern des Lebens und des Charakters der Menschen anzubieten. Die Proben, die er anbot, sind die gleichen, wie sie von seinen großen Vorgängern niedergelegt worden sind. Moses sagte:
„Wenn der Prophet redet in dem Namen des Herrn, und es wird nichts daraus, und es kommt nicht, das ist, das Wort, das der Herr nicht geredet hat; der Prophet hat’s aus Vermessenheit geredet, darum scheue dich nicht vor ihm.“
— 5. Mose, 18 Vers 22.
Christus bezeichnete diese Probe als völlig genügend, und berief sich darauf als Beweis für
seinen eigenen Anspruch. Er sagte:
„Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafkleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte, aber ein fauler Baum bringt arge Früchte.... Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
— Matth. 7, Vers 15—20.
In den folgenden Kapiteln werden wir uns bemühen, zu zeigen, ob Baha’u’lláhs Anspruch bei
der Berufung auf diese Beweise bestehen bleibt, oder fällt: ob die Dinge, die er gesprochen hat,
dem Wort nachgefolgt sind und sich ereignet haben und ob die Früchte gut oder schlecht gewesen
sind; mit andern Worten, ob seine Prophezeiungen
in Erfüllung gegangen sind und ob seine Verordnungen sich durchgesetzt haben, und ob sein Lebenswerk der Erziehung und Hebung der Menschheit und der Besserung ihrer Sitten gewidmet war,
oder ob das Gegenteil der Fall ist.
Schwierigkeiten bei der Forschung.
Natürlich gibt es Schwierigkeiten auf dem Wege des Schülers, der zu der Wahrheit über diese Sache zu gelangen sich bestrebt. Wie alle moralischen und geistigen Reformationen ist auch die Bahai-Bewegung stark entstellt worden. Hinsichtlich der fürchterlichen Verfolgungen und Leiden von Baha’u’lláh und Seinen Gefährten befinden sich sowohl Freund wie Feind in vollkommener Uebereinstimmung. Ueber den Wert der Bewegung dagegen und über das Charakteristische ihres Gründers weichen die Darstellungen der Gläubigen und die Berichte der Leugner weit von einander ab. Es ist gerade wie zur Zeit Christi. Ueber dem Kreuzestod von Jesus und die Verfolgung und den Zeugentod seiner Jünger stimmen die christlichen wie die jüdischen Geschichtsschreiber überein, aber während die Gläubigen sagen, daß Christus die Lehren von Moses und den Propheten erfüllte und vervollkommnete, erklären die Verleugner, daß er das Gesetz und die Verordnung gebrochen habe und des Todes schuldig geworden sei.
In der Religion wie in der Wissenschaft offenbart die Wahrheit ihre Geheimnisse nur dem demütigen und ergebenen Sucher, der bereit ist, jedes Vorurteil und jeden Aberglauben beiseite zu legen — alles zu verkaufen, was er hat, um zu kaufen „die eine Perle von großem Wert“. Um die Bahaibewegung in ihrer vollen Bedeutung zu verstehen, müssen wir uns an ihr Studium machen, im Geist aufrichtiger und selbstloser Ergebung an die Wahrheit, müssen aushalten auf dem Pfade des Forschens und uns auf die göttliche Führung verlassen. In den Schriften ihres Begründers werden wir den Hauptschlüssel finden für die Geheimnisse des großen, geistigen Erwachens, und das wichtigste Kennzeichen für ihren Wert. Leider gibt es hier wieder Schwierigkeiten auf dem Wege des Schülers, der der persischen und arabischen Sprache nicht mächtig ist, in der die Lehren geschrieben sind. Nur ein geringer Teil der Schriften ist ins Englische übersetzt, und viele dieser Uebersetzungen, die erschienen sind, lassen viel zu wünschen übrig, sowohl hinsichtlich der Genauigkeit, wie hinsichtlich des Stils. Aber trotz der Unvollkommenheit und Unzulänglichkeit der geschichtlichen Erzählungen und Uebersetzungen wachsen die großen wesentlichen Wahrheiten, die die feste und starke Grundlage dieser Sache bilden, gleich Bergen aus dem Nebel der Ungewißheit vor uns auf.
Der Zweck des Buchs.
Das Bestreben der folgenden Kapitel wird sein, so gut als möglich, ehrlich und ohne Vorurteil
die hervorspringenden Züge von der Geschichte
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und ganz besonders die Lehren der Bahai-Bewegung aufzuzeigen, damit der Leser in den Stand
gesetzt wird, sich ein vernünftiges Urteil von
ihrer Wichtigkeit zu bilden und vielleicht veranlaßt wird, für sich selbst in dem Gegenstand noch
tiefer zu forschen.
Das Suchen nach der Wahrheit aber, so wichtig es ist, ist nicht der einzige Zweck und das einzige Ziel des Lebens. Die Wahrheit ist kein totes Ding, dem man, wenn man es findet, einen Platz in einem Museum anweisen kann, das man bezetteln, katalogisieren, ausstellen und dann als trocken und unfruchtbar daselbst liegen lassen kann. Es ist etwas Lebendiges, das Wurzel schlagen muß in den menschlichen Herzen, und in ihrem Leben Frucht tragen muß, ehe sie den vollen Lohn für ihr Suchen ernten.
Der wahre Zweck beim Darlegen der Erkenntnis einer prophetischen Offenbarung ist daher, diejenigen, die von ihrer Wahrheit überzeugt sind, zu veranlassen, dazu überzugehen, ihre Prinzipien in die Wirklichkeit umzusetzen, das „Leben darauf einzustellen“, und die frohen Botschaften zu verbreiten und so das Herankommen des gesegneten Tages zu beschleunigen, an dem Gottes Wille geschieht auf Erden wie im Himmel.
Qurratu’l-Ayn und ihr Lehrer.
(Jinabi Avarih’s Ansprachen in London.)
Zusammengestellt von Dr. Lotfullah S. Hakim. Aus „The Dawn“, Burma, I. u. II. Jahrgang.
(Fortsetzung.) Uebersetzt von H. Küstner.
Kurz, dieser wundervolle Bericht des Scheiks über diesen Knaben steigerte meine Bewunderung für ihn unermeßlich. Bei meiner Rückkehr ins Haus des Hadschi Sejid Ali berichtete ich ihm alles, was mir Scheik Abed über den Knaben erzählt hatte. Der Onkel verwahrte sich: „Ich höre und kenne so viel von diesem Knaben, daß, wenn ich den Leuten das alles sagen würde, man denken würde, daß ich Gefallen daran finde, den Lobpreis meines Neffen zu singen.“ Ich drang darauf in den Onkel, mir doch noch etwas weiteres darüber zu sagen. Der Onkel erzählte mir darauf von einem wundervollen Traum, den das Kind im Alter von fünf Jahren gehabt hatte. Er habe gesagt, es habe ihm geträumt, es seien zwei Wagschalen vom Himmel herabgehangen: zur einen Seite sei einer der Propheten gewesen, und auf die andere leere Seite sei er von einer unsichtbaren Hand gestellt worden. Seine Schale habe sich dann niedergesenkt — der Prophet schien in die Höhe zu gehen, während er abwärts zu gehen schien. „Dann wieder“, sagte der Onkel, „wollten wir eines Tages in ein öffentliches Bad gehen, und das Kind war bei mir. Das Kind schlief unterdessen und plötzlich wachte es auf und sagte: „Mir träumte, die Decke des Bades nebenan sei herabgestürzt und habe sieben Frauen erschlagen.“ Wir waren überrascht, als wir herauskamen und entdeckten, daß es sich tatsächlich so ereignet hatte.“
Es ist ganz natürlich, und ganz klar, daß wenn sich in einer Familie mit einem Kind solche Dinge ereignen, die Leute gewöhnlich nichts davon vernehmen, sondern nur die, die um das Kind sind.
Wenn wir sorgfältig auf jede kleine Einzelheit der Vorkommnisse in des Babs früherem Leben eingehen wollten, um die Wahrheit seiner Mission zu beweisen, würden wir zu weit von unserm eigentlichen Gegenstand, nämlich dem Leben und der Geschichte der Qurratu’l-Ayn, abkommen. Es möge genügen, zu sagen, daß des Kindes Onkel und sein Lehrer Scheik Abed, als der Bab seine Mission erklärt hatte, seine Gläubigen wurden, und daß der Onkel schließlich sein Ende fand, indem er zu seinen Füßen gemartert wurde. Dies ist ein hinreichender Beweis der Wahrheit.
Verschiedene Vorfälle, ähnlich der eben beschriebenen aus des Babs früherem Leben, waren gesammelt und Qurratu’l-Ayn von Scheik Abed und Haschi Sejid Javad berichtet worden. Und so war sie ganz im Bilde über ihn. Alle diese Dinge, und was sie in den alten Büchern gelesen hatte, bestärkten Qurratu’l-Ayn in der Ueberzeugung, daß das Licht von Schiraz kommen würde. Plötzlich hörte sie, daß dieser Jüngling Sejid Ali Mohammed in Schiraz seine Sendung erklärt habe, sie glaubte an ihn, und als sie einige seiner Schriften in die Hand bekam, wurde sie vollkommen von der Wahrheit seines Anspruchs überzeugt.
Ihr Glaube an die Sendung dieses Jünglings aus Schiraz änderte ihre Verhältnisse völlig und brachte
eine große Aenderung in ihr Leben. Sie fing an, mit solcher Macht und Beredsamkeit zu sprechen,
daß wer sie vorher gehört und gesehen hatte, erstaunt war und sagte: „Dies ist nicht die Frau,
die wir vorher kannten“. Ihre Ansprachen begannen eine größere und immer größere Zuhörerschaft anzuziehen, und ließ in dieser den begierigen Wunsch entstehen, die Sache ins Leben zu
setzen. Innerhalb ganz kurzer Zeit gewannen ihr
ihre außerordentliche Beredsamkeit, ihre tiefe Gelehrsamkeit und ihre überzeugenden Darlegungen
eine beachtenswerte Anzahl von Anhängern. Als ihre Lehren die Axt selbst an die Wurzel der
Vorherrschaft der Mullas legten, wurden diese außerordentlich beunruhigt, und erhoben sich alle
geschäftig nicht nur gegen sie, sondern gegen
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alle, die an die Sendung des Bab glaubten.
Die Dinge trieben soweit, daß die Mullas sich an den Gouverneur wandten und ihn baten, er möchte gegen Qurratu’l-Ayns Predigen in der Oeffentlichkeit Stellung nehmen, und sie verwarnen, daß es sich für Frauen nicht zieme, vor die Oeffentlichkeit zu treten und Männer zu lehren. Der Gouverneur sandte ihr diese Botschaft der Mullas, auf welche sie wie folgt erwiderte: „Berufe alle die Mullas vor Dich, und ich werde kommen und mich mit ihnen über religiöse Fragen auseinandersetzen, die in diesen Tagen die Aufmerksamkeit nachdenklicher Leute ernsthaft beschäftigen, und wenn ich ihnen zeigen kann, daß ich besser unterrichtet bin als sie, soll der ganze Streit geschlichtet sein; im andern Falle tue ich, was Du wünschest.“
Der Gouverneur übermittelte ihre Botschaft den Mullas und forderte. sie auf, zu kommen und ihr zu antworten. Die Mullas erwiderten: „Wir haben gegen ihre Gelehrsamkeit und ihre Erkenntnis nichts vorzubringen; unsere Beschwerde gegen sie ist, daß sie neue Lehren predigt und eine neue Religion: es sollte ihr nicht erlaubt sein, dies zu tun.“
Auch diese Botschaft sandte man ihr zu. Sie sagte: „Berufe die Mullas: ich bin gerne bereit, ihnen zu beweisen, daß diese Religion und diese Sache, die da in die Welt gekommen ist, die Sache ist, auf die das ganze Volk des Islam gewartet hat. Kann ich es ihnen beweisen, so wird weiter nichts zu sagen sein. Wenn nicht, werde ich mich deswegen gerne töten lassen.“
Als aber die Mullas dies vernahmen, waren sie ganz verblüfft; sie konnten keine Antwort geben und so sagten sie: „Ganz recht, wir werden kommen und mit ihr darüber reden“, sie schoben es aber vierzig Tage hinaus. Als dann nach vierzig Tagen die Mullas sich nicht zeigten, erhielt Qurratu’l-Ayn folgende Nachricht vom Gouverneur: „Jetzt merke ich die Wahrheit von dem, was Du sagst; diese Mullas denken nur an ihre Stellung und an ihr Wohlsein, aber Dein Aufenthalt hier möchte zur Ursache von Aufruhr werden; deshalb möchte es vielleicht besser für Dich sein, wenn Du für eine Wejle nach Bagdad reisen würdest. Der Widerstand der Mullas wurde ganz furchtbar, als sie vernahmen, daß der Gouverneur ihr geraten hatte, nach Bagdad zu reisen, da ihre Absicht war, sie zu verfolgen, ohne sich in eine Diskussion mit ihr einzulassen. Tatsächlich hatten sie eine Frau gefangen gesetzt, die kürzlich von sich gesagt hatte, sie sei Qurratu’l-Ayn, und so blieb sie in Freiheit. Dieser Vorfall beschleunigte Qurratu’l-Ayns Abreise nach Bagdad besonders. Als sie abreiste, wünschten eine ganze Anzahl der ihr ihrer herrlichen Lehren wegen Zugetanen nach Bagdad zu folgen; aber sie zwang sie alle, umzukehren, und erlaubte nur jenen 32 Schülern, mit ihr nach Bagdad zu kommen.
(Fortsetzung folgt.)
Bahai-Esperanto-Kurs in Stuttgart.
Während bisher der Esperantogedanke von seiten der Stuttgarter Bahai mehr oder weniger nur platonische Förderung erfuhr, gelang es diesen Herbst, eine Anzahl der Stuttgarter Freunde zu einem Esperantokurs zusammenzuschließen, dessen Leitung der Vorstand der Stuttgarter Esperantobewegung, Herr Professor Christaller, selbst übernahm. Nach zielbewußter und erfolgreicher Durchführung fand dieser Kurs am 22. Dezember sein Ende. Die Teilnehmer des Kurses haben sich aber zu einer Bahai-Esperantovereinigung zusammengeschlossen, in der die in dem Kurs erworbenen Kenntnisse in gemeinsamer Weiterarbeit vertieft und erweitert werden sollen. Die Zusammenkünfte dieser Vereinigung sollen wie bisher bei dem Kurs allwöchentlich stattfinden.
Wir danken auch an dieser Stelle Herrn Prof. Christaller für seine klare und anregende Einführung der Teilnehmer in die Esperantosprache. Vor allem danken wir ihm, daß er es verstanden hat, unser Interesse für die Sprache zu wecken, so daß das Lernen zu einer Freude wurde. Er hat es auch verstanden, in uns die Ueberzeugung zu festigen, daß Esperanto, gerade Esperanto, seiner leichten Anwendbarkeit und seiner unbegrenzten Ausdrucksfähigkeit wegen die Form der Einheitssprache ist, die sich durchsetzen wird. Neben aller leichten Anwendbarkeit ist es aber durchaus keine einfache Sprache. Sie bietet auch dem Verstand Genüge und überrascht dadurch, daß man sich in Esperanto vielfach besser ausdrücken kann, als in der Muttersprache.
Wir haben ferner zu danken unserer Bahai-Schwester und Kursteilnehmerin Frau Winkel, dafür, daß sie liebenswürdigerweise ihr Heim als Kurslokal zur Verfügung gestellt hat. Die Kursteilnehmer haben bei ihr wirklich ein nettes, warmes Nest gefunden. Zu allem hin gestaltete sie den letzten Abend des Kurses bei Tee und Kuchen zu einem kleinen Fest, bei dem es sich die Kursteilnehmer von Herzen wohl sein ließen.
Möge diesem Kurs bald ein weiterer, ebenso erfolgreicher nachfolgen!
H. Küstner.
Pregoj de Baha’wllä kaj Abdwl-Bahä.
Esperantigata de Martha Root.
Preßo por Resanißi. (Ripetu naüfoje)
„Ho mia Dio, Via Nomo estas mia resanigilo. La memoro.pri Vi estas mia rimedo. Via apudesto estas mia espero. Via amo estas mia $oja kunulo, kaj Via kompato estas mia kuracilo en tiu Ci mondo kaj en &iuj mondoj. Vi estas la Donanto, la Konanto, la Sagulo!“
Baha’u’lläh
(El letero al la kuracisto de medicino.)
Prego de Baha’u’lläh.
»Ho mia Dio! unuigu la korojn de Viaj sekvantoj kaj malka$u al ili Vian Grandan Celon. Ili sekvu Viajn Ordonojn kaj restu en Via Lego. Helpu ilin, ho Dio, en ilia peno, kaj donu al ili forton por servi Vin. Ho Dio, ne lasu ilin al ili mem, sed Vi gvidadu iliajn paSojn per la lumo de Via Scio, kaj Sojigu iliajn paSojn per Via Amo, Vere, Vi estas ilia Helpanto kaj ilia Sinjoro !
Vi Estas mia Dio kaj mia Amato! Versu sur min el la dekstra mano de Via Kompato kaj Providenco la sanktajn ondojn ‘de Via Borieco, kaj altiru min el mi mem kaj el la mondo is la bordon de Via Ceesto kai Kunuleco. Car Vi estas potenca fari kion ajn Vi volas, kaj Vi &iam plenigas la universön. Baha’u’llä.
Prego por iu antaü nelonge mortinta. De Baha’u’lläh. Li estas Dio, altega estas Li, la Sinjoro de ama bonfaro kaj malavareco.
-La gloro estu al Vi, ho Vi mia Dio, la Dio liopova. Mi atestas pri Via Ciopovo kaj pri Via potenco, Via Suvereneco kaj pri Via ambonfaro, Via favoro kaj via povo, la unueco de Via estajo kaj la unueco de Via esenco, Via sankteco kaj alto super la mondo de estuloj kaj Clio kiu estas en gi.
Ho mia Dio! Vi vidas min aparta de Äiuj krom Vi, firme tenanta al Vi kaj turnanta al la Oreano de Via favoro, al la Tagstelo de Via graco.
Sinjoro! Mi atestas ke en Via servanto Vi ripozigas Vian Fidon, kaj tio estas la Spirito per kio Vi donis la vivon al la mondo.
Mi petas Vin per la gloro de la siero de Via Rivelajo, kompateme akceptu de li tion kion li .efektivigis en Viaj tagoj. Per mesu poste ke li envestißu kun la gloro de Via bonplezuro kaj ornamißu je Via akcepto.
Ho mia Sinjoro! Mi mem kaj &iuj kreitajoj atestas pri Via potenco, kai mi preßas al Vi ne ekpelu de Vi mem tiun £i spririton kiu supreniris al Vi, al Via.liela loko, Via altega Paradizo, kaj Viaj Ripozejoj de Apudesto.
Ho Vi, kiu estas la Sinjoro de &iuj homoj! Permesu tiam, ho mia Dio, ke Via servanto kunulißu kun Viaj elektitoj, Viaj Sanktuloj kaj Viaj senditoj en Cielaj lokoj kiujn la plumo ne povas priskribi nek la buSo eldiri.
Ho mia Sinjoro, la malri@ulo rapidis al la Regno de Via rico, la firemdulo al sia hejmo interne de Via apudejo, li, kiu estas grave soifa al la Ciela rivero de Via abundo, ne senigu lin ho Sinjoro, de lia porcio en la festeno de Via bonvolo, kaj de la favoro de Via malavareco. Vi estas vere la lion pova, la Favoranto, la Ciomalavara!
Ho mia Dio! Via fido estas redonita al Vi. Estas konforme al.viaj Favoroj kaj malavareco ke Vi bonvole donu al Via nova bonvenito Viajn donarojn kaj la fruktojn el la arbo de Via Favoro! Potenca estas Vi fari kion vi volas, ne estas alia Dio krom Vi, la Afabla, la plej Malavara, la Kompata, la "Donacanta, la Pardonanta, la Karega, la Cionscia.
Mi atestas, ho mia Sinjoro, ke Vi ordonis al iuj homoj honori ilianı gaston, kaj lı kiu supreniris al Vi, vere atingis Vin, kaj atingis Vian leeston. Arangu pri li laü Viaj favoroj kaj malavereco! Pri Via Gloro mi estas certa ke Vi ne rifuzos tion kion vi ordonis al Viaj servantoj, nek Vi senigos lin kiu sin alkrolis al la Snuro de Via malavareco kaj supreniris al la regno de Via ricajo. Ne estas alia Dio krom Vi, la Unu, la Potenca, la Ciopova, la Malavareca!
Pre$o. por la mortintoj.
Skribita de ’Abdu’l-Bahá, Februaro 1902.
Ho mia Dio! Ho vi, Pardonanto de pekoj! Donacanto de talentoj! Dispelanto de afliktoj! Vere mi petegas Vin pardonu la pekojn de tiuj, kiuj forlasis la korpan veston kaj supreniris, al la Spiritan Mondon.
Ho mia Sinjoro! purigu ilin de pekoj, dispelu iliajn mal$ojojn kaj Sangu ilian mallumon en lumon. Igu ilin eniri Gardenon de Felico, purigu ilin per la plej pura akvo, kaj permesu al ili vidi Vian Brilegon sur la plej alta Monto!
Prego de ’Abdu’l-Baha.
Dio! kompatindaj estas ni, donu al ni Vian Favoron; donaci al ni, malrilaj, porcion el la Oceano de Via Abundo; Vi kontentigu nin bezonantojn; donu al ni, humilaj, Vian Gloron. La birdoj de l’aero kaj la bestoj de la kampo (iutage ricevas sian man$on de Vi kaj £iuj estuloj partoprenas en Via Zorgo kaj Indulgeco.
Ne senigu tiu-&i maifortulon de Via mirinda Favoro kaj bonvole donu al tiu &i senpova persono Vian malavarecon.
Donu al ni nian Ciutagan panon, kaj donu Vian pliigon en la necesoj de la vivo; por ke ni ne estu dependaj de io krom Vi, ni konsiligu tute kun Vi, mar$u en Viaj vojoj kaj dekları Viajn misterojn.
Vi estas &io pova kaj Ama kajla Provizanto de tuta homaro. ’Abdu’l-Bahá.
Bahai-Esperanto-kurso en Stutgarto.
Dum $is nun la Esperanto-penso estis akcelita pli aü malpli nur platone de la Stutgartaj Bahaanoj, dum la lasta aütuno prosperis, kunigi aron da Stutgartaj amikoj por Esperanto-kurso, kies goidinto estis la estro de la Stutgarta Esperanto-movado, sinjoro profesoro Christaller. Cele kaj sukcese direktita tiu &i kurso finigis la, 22.n de decembro. La kursanoj kunigis sin je Bahai- Esperanto- Unuigo en kiu la scio akirita en tiu &i kurso pliprofundigu kaj largigu je komuna plulaborado. La kunvenoj de tiü”&i unuigo okazu kiel gis nun la kurso semajne.
Ni ankaü dankas tie Ci al sinjoro prof. Christaller pri sia klara kaj incitanta enkondıkado de la kursanoj en la Esperantolingvon. Cefe ni dankas al li, ke li sciis veki nian intereson pri la lingvo tiel, ke la lernado estis $ojo. Li ankaü sciis firmigi en ni la konvinkon, ke la Esperanto, ja sole nur Esperanto, pro sia facila uzebleco kajpro sia nelimigita esprimebleco estas til formo de la unueca lingvo, ki venkos. Sed malgraü sia vere facila uzebleco Si ne estas nepre simpla lingvo. Ankaüi la intelekton gi suficas, kaj $i surprisas pro tio, ke oni povas esprimi sin en Eperanto ofte pli klare ol en la popola lingvo.
Ni devas danki ankaü al nia bahafratino kaj kunkursanino, sinjorino Winkel, pro tio, ke Si afable disponis sian hejmon pro kursejo. La kurso trovis Ce Si reale beletan varman neston. AI &io Si aranıgis la lastan vesperon de la kurso le teo kaj kuko malgrandan feston, Ce kiu la kursanoj bonfartis kore.
Sekvu tiun &i kurson baldaü alia, same sukcesplena! H. Küstner.
Bericht über das Esslinger Bahai-Weihnachtsfest, gehalten am 20. Dezember 1925.
Wiederum nahte die hl. Nacht und der Ruf ertönt über alle Welt: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Wiederum eilten die Kinder des Eßlinger Rosengärtleins mit ihren Angehörigen herbei, um mit all den Freunden das Fest der Liebe und des Friedens zu feiern. — Weihnachten! Welche dankbare Freude für die Erwachsenen und welche Seligkeit für die Kinder liegt in diesem Wort!
Weihnächtliche Stimmung lag auf dem einfach mit Tannengrün geschmückten Saal. Freunde aus Fellbach, Göppingen, Heilbronn und Zuffenhausen konnten wir willkommen heißen und überall, wohin wir blickten, begegneten uns freudige Angesichter, besonders bei den Kleinen. Wie strahlten ihre Aeuglein an dem Lichterbaum hinauf und es war, als müßte man ihre Herzen schlagen hören, als der Vorhang aufging und das Weihnachtsevangelium in lebenden Bildern, begleitet von entsprechenden Gesängen der Kinder, dargestellt wurde. — Gesänge, Musik und Gedichte wechselten und jedes der Kleinen bemühte sich, den Eltern und Freunden eine rechte Weihnachtsfreude zu bereiten. Herr Brückner, unser lieber Göppinger Mitarbeiter, sprach zu den Anwesenden in warmen Worten über den Ruf: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Wie schon vor 2000 Jahren diese Botschaft den Menschen gebracht wurde und wie wir heute noch so weit davon entfernt stehen. Er verglich die Menschheit mit einem großen Baum, an dem jedes Einzelne seine bestimmte Aufgabe zu erfüllen habe. Wenn jedes seine ihm gestellte Aufgabe in rechter Weise erfüllt, dann wird dieser Frieden auch zu uns auf Erden kommen.
Weiterhin verkündigten unsere Kinder die frohen Botschaften vom Kommen unseres Herrn und Meisters Baha’u’lláh und ’Abdu’l-Bahá und unsere liebe Schwester Anna Köstlin, die es so vortrefflich versteht, die Kinder unseres Rosengärtleins zu führen, sprach über die Bedeutung des heutigen Tages und über unsere Aufgabe im Dienste der Menschheit.
Zum Schluß der Feier wurden Erfrischungen gereicht; auch der Weihnachtsmann kam zu allen
Kindern und beschenkte sie mit Süßigkeiten,
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was natürlich allgemeine Freude und bei manchen aber auch eine gewisse Scheu auslöste.
Die Kinder des Rosengärtleins wurden reichlich mit Gaben bedacht.
Durch den Aufruf unseres geliebten Hüters Shoghi Effendi veranlaßt, verfertigten viele fleißige Hände schöne Arbeiten, die zum Verkauf aufgestellt waren. Der Erlös dieser Handfertigkeiten soll nach Haifa gesandt werden, als kleiner Beitrag der Eßlinger Kinder.
Nach Beendigung der Feier fand sich die ältere Bahai-Jugend noch zusammen und organisierte eine Bahai-Jugendgruppe. Ihre erste Aufgabe soll sein, Studierabende einzuführen, um da tiefer in die hl. Lehren einzudringen und immer fester in unserer Sache zu werden, damit die Stürme des Hasses und der Feindschaft uns nicht wankend machen können. An den Sonntagen soll hinausgezogen werden, um das große Wirken Gottes zu erleben. Ueberall, wohin unser Auge schaut, begegnet uns in der Natur Harmonie und Liebe und mit dieser Harmonie und Liebe wollen auch wir eins werden. Die Jugendgruppe hat sich einen Vorsitzenden und einen Sekretär und Kassier gewählt, um die geschäftlichen Angelegenheiten zu erledigen. Die Aufgabe des Sekretärs soll sein, in Briefwechsel mit sämtlichen Bahai-Jugendgruppen der Welt zu treten und ihre Arbeitsberichte allen jungen Freunden weiterzugeben. Wir wollen wünschen und beten, daß dieser Zusammenschluß der jungen Bahai gesegnet werde und ihre Lernabende Früchte zeitigen mögen.
Alláh-a-Abhá.
Eßlingen, Januar 1926.
Report of the Bahai Christmas festival in Esslingen on December 20th 1925.
Once again Christmas eve was at hand and the cry rang through the whole world: Glory to God on high, peace on earth and good will toward men! Once again all the children of the Esslinger „Rosengärtlein“ came with their parents to celebrate the feast of love and peace with all the friends. Christmas! For grown up people grateful joy lies in this word and for children untold bliss.
Christmas atmosphere was in the hall, which was simply decorated with fir trees. We welcomed friends from Fellbach, Göppingen, Heilbronn and Zuffenhausen and wherever we looked we saw happy faces, especially amongst the little ones. How their eyes beamed at the sight of the blazing tree and it seeme as though one heard their little hearts beat as the curtain went up and the tale of Christmas was represented to them in tableaux vivants, accompanied by corresponding songs by the children. Songs, music and poems were performed and recited in turn and each child did its best to give its parents and friends a true Christmas pleasure. Herr Bruckner, our dear fellow worker in Göppingen, addressed those present in warm words upon the meaning of the cry: peace on earth and good will toward men. How these tidings had already been proclaimded to mankind 2000 years ago and how far we still were from it to day. He compared mankind to an enormous tree, on which each one had his special mission to fulfil. If everyone fulfilled his mission in the right way, peace on earth would assuredly come to us.
Our children also proclaimed the glad tidings of the coming of our Lord and Master Baha’u’lláh and ’Abdu’l-Bahá and our dear sister Anna Köstlin, who so thoroughly understands how to instruct the children of our „Rosengärtlein“, spoke of the meaning of the day and of our mission in the service of mankind.
Refreshments were served at the end of the ceremony and Nicolas came and gave all the children sweets, which of course gave great pleasure, but at the same time alarmed some of the children.
The children of the „Rosengärtlein“ all received many presents.
At the request of our beloved shepherd Shoghi Effendi, many busy hands had manufactured beautiful articles, which were put up for sale. The proceeds of this handiwork are to be sent to Haifa, as a small contribution from the children of Esslingen.
After the ceremony was ended, the more
advanced Bahai youth gathered together
and organised a group of youthful Bahais.
Their first task is to commence evenings
for study, in order to penetrate more and
more deeply into our teaching and to become more firm in our cause, so as to remain unwavering in the face of enmity and
hatred. Sundays are to be spent in Gods
free nature. Wherever we gaze in nature we
meet with love and harmony everywhere and
we also wish to become united in this love
and harmony. The youthful group has elected a president, a secretary and a treasurer,
in order to attend to the business matters.
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The work of the secretary is to enter into
correspondence with all the Bahai-youthful
groups in the world and to pass on the
reports of their work to all the young
friends. We hope and pray that a blessing
may rest upon this union of the youthful
Bahais and that their evenings of study may
bear fruit.
Alláh-u-Abhá
Esslingen, January 1926.
Miss Martha L. Root in Vienna.
On November 25th we had the privilege of a visit from Miss Martha L. Root, the well known disciple of Abdul Baha, who came here at the special request of Shoghi Effendi. Being one of the most distinguished Bahaiteachers, who has given her whole life and personality to the service of mankind, she also lectured with great success in Vienna.
Thanks to her wonderful energy, her indefatigable selfdenial and lastly the fascination of her sublime personality, she succeeded in gaining many new and valuable connections.
Several times we had the pleasure of seeing her in our midst and of listening to her beautiful lectures, which went to every heart.
On the evening of November 25th we were for the first time able to welcome Miss Root in our usual meeting-hall, in the house of the International Womens League for Peace and Freedom, no. 3 Hensler Strasse.
On Saturday November 28th a number of friends met at my home in memory of the day of Abdul-Bahas passing. In the meantime the sad news of the death of our dear friend Dr. J. E. Esslemont had reached us so that the meeting became a double funeral service.
Miss Root several times had the opportunity of speaking in different Esperantoclubs. On Monday Nov. 30th before about 80, on December 17th before about 40 and on Dec. 18th before about 60 Esperantists.
In these circles the teaching was received with enormous enthousiasm and numerous pamphlets were distributed.
Dr. Sös, the international delegate of the Austrian Esperantists, who took special interest in the matter, did his best to assist Miss Root in her endeavours.
Through him she became acquainted with Mr. Smythal, one of the most prominent Esperantists in Vienna and he requested her to write an article for the Monthly Magazine „Austrio Esperantisto“.
On Friday Dec. 4th and Wednesday Dec. 9th Miss Root and we were invited to the „Theosophical Society“, and on Wednesday Dec. 16th we were asked to the Theosophical Society Adiar, which gave Miss Root special pleasure, as Abdul Baha had lectured in this circle in 1913.
On Sunday Dec. 6th. Miß Root spoke at my house to the friends, who wished to educate themselves as Bahai teachers upon the method of teaching.
On Monday Dec. 7th Miss Root gave a lecture to the new „Wiener Frauenclub“ upon the „Renesance Chiena’s and the Bahai movement.
On Thursday Dec. 10th a general public lecture took place in the house of the Austrian Agricultural Society, at which Miss Root spoke in a beautiful, clear, one could almost say inspired manner, upon the solution of the problems of mankind through Baha’u’llah.
On Dec. 12th we celebrated the feast of unity, at the house of Medizinalrat Dr. Barasch, which was rendered particularly solemn by the presence of Miss Root.
On Sunday Dec. 13th Miss Root, visited the group in Graz, where she was most hospitably received at the house of Herr Oberinspektor Adolf Fontana, the head of this group and addressed the friends at a meeting which took place at this house.
She also got into touch with the Esperantists there and two of them came to the meeting and took great interest in the matter.
Besides this Miss Root had interviews with many prominent persons, amongst others with Frau Marianne Hainisch, the mother of the Austrian President, who is at the head of the Austrian Movement of Women, also with Professor Dr. Joseph Lango and with the university Professor Hofrat Rudolf _ Payer v. Thurn. ectr.
On Saterday Dec. 19th the friends again met at my house to say goodbye to Miss Root. Once again she spoke to us and expressed her pleasure at the harmony existing in our group and again exhorted us to work unceasingly and then took a cordial farewell.
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In Miss Root we have learned to know and love an uncommonly attractive personality, endowed with most unusual gifts and a most winning manner of expression, in short the very ideal of a Bahai-teacher.
She at once gained all the hearts of those who came into closer contact with her by the courage and perseverance, the energy and self-sacrifice with which she advocated the great cause and at the same time by her modest and yet self assured manner.
Even those less interested were greatly attracted by the spirit of love with which her simple lectures were permeated.
This woman, who has literally travelled all over the globe, regardless of trouble and expense, to carry the glad tidings from one end of the world to the other, is surely a living proof of the overpowering force of this teaching.
Her example has filled the heart of each one of us with courage and confidence, love and hope.
We will always think of her in love and gratitude and our warmest wishes and blessings will accompany her wherever she goes.
Ida Mittler.
Christmas-festivity for the children of the Bahai-group in Stuttgart.
On Sunday, Dec. 20th our children of the Bahaigroup in Stuttgart celebrated their Christmas festivity in the Bürgermuseum. Oh, how lovely it was and how many surprises we had! And such an abundant programm! The self sacrificing love and patience with which Fräulein Jäger and Herr Braun endeavour to impart the fundamental doctrine of the Holy Cause to the dear little ones, is admirable. After a beautiful introductory poem recited by Herr Grünzweig, the children recited the Bahai-commandments concerning living the life, as well as extracts and verses from the holy teachings and holy Scriptures and also rejoiced us with songs and declamation. Frau Consul Schwarz gave the festival address. But the principal surprise were the beautiful tableaux vivants, which had been arranged with the aid of the professional advice of Mr. Obier, the artist. In the pauses Fräulein Stäbler gave us the pleasure of hearing her beautiful voice. There was joy and happiness everywhere. As towards the end Nicolas was about to appear, in order to divide presents, amongst the children, a littie curly head suddenly appeared from behind the curtain and called out. „Look out, Nicolas is coming, but he is my papa!“ Of course this caused great merriment. And Nicolas came and gave the children their presents, accompanied by many witty and wise exhortations.
Now we must express our thanks to Herr Braun and Fräulein Jäger for all the trouble they have taken, to plant the seed of the holy teaching in the young hearts. We all will lend then a helping hand, so that the littie ones may grow up to be in reality children of light.
Aufruf!
In diesen Tagen erging durch die Weltgemeinschaft „Deutscher Zweig“ (Wandsbeck) die Aufforderung zur Gründung eines Bahai-Jugend-Bundes auch in Deutschland. Besonders zu dem Zweck der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bahai-Jugend-Freunden allerorts. Sie sollten sich finden in dem gemeinsamen Ziel: Die Beziehungen zwischen den zunächstliegenden, sowie den entfernteren Gruppen fester zu knüpfen, im Anschluß mit den übrigen Ländern in der Welt. Die lebhaftesten Anregungen auszutauschen, über die Wege zu beraten und die Mittel ausfindig zu machen, diese heilige Sache in gemeinsamer Arbeit zu hüten, zu pflegen, zu fördern und auszubreiten, durch das Feuer der Begeisterung und durch Beihilfe mit den älteren Freunden. Auf daß sich ihre Erfahrung mit dem Gedränge der idealen Gedanken harmonisch treffen möge. Daher ergeht diese Anregung an Alle, die der große Wunsch beseelt, mitzuhelfen an dem Aufbau und der Schaffung dieses „Welt-Jugend-Bundes“, welcher als eine Abteilung der Weltgemeinschaft (Deutsch. Zweig) gedacht wäre.
Somit sei der Anstoß gegeben, welcher seine Wirkung zeigen wird, und verstärkten Anlaß gibt
zur Knüpfung gemeinsamer Gedanken bei den
Freunden in Ost und West, Süd und Norden. Darum o Freunde! Wer wollte nicht den ersten Baustein bringen? Wer wollte tatenlos bei Seite stehen? Wer wollte hier im Hintergrunde harren,
bis das Werk vollendet ist? Dies wünschet Ihr alle nicht. Ihr werdet Euch beeilen. Ihr werdet
nicht mehr länger zögern und begeistert sein von diesem Rufe, der an Euch ergangen ist. Und ihr
schließt Euch schon in diesem Augenblick zusammen. Ihr wollt die Ersten sein in Eurem Zirkel,
und beraten, wie dies am sichersten geschieht. Wendet Euch an die Zentrale der Weltgemeinschaft
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(Deutscher Zweig) in Wandsbeck. Sendet
alle Anregungen und Vorschläge an Dr. Großmann dortselbst. Bezieht die Weltgemeinschafts-Zeitung, das Organ der Jugendabteilung und des
Jugend-Welt-Bundes von ebendort. Wenn dies soweit gediehen, könnte über das weitere beschlossen werden in Bezug der Zuteilung in den Zweigen der Betätigung. Und von diesen Gedanken erfüllt, von diesem Sehnen erfaßt, von diesem
Wunsche beseelt und inspiriert, sind wir heute verbunden durch die Einigkeit im Dienste Gottes.
Und alle mögen dabei helfen, dies zu verwirklichen und festzuhalten, in Gemeinschaft des reiferen Alters. Dies wird Euch von Vorteil sein und
Nutzen. Und auch dieses wird sich wieder angeregt fühlen, verjüngt durch den lebendigen Quell
und das erfrischende Wasser der Jugendlichkeit!
gez. Robert Schultheiß, jun.,
Göppingen a. Fils, Karlstr. 40.
Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35
In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10
5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,
in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,
in Halbleinen geb. . . . . 4.--
In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.
Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20
18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60
Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.
Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustré supplement, p. 66.)
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