Sonne der Wahrheit/Jahrgang 5/Heft 8/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft VIII OKT. 1925
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


[Seite 112] Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahai-Prinzipien.


1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.

Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.


2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.

In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.


3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.

Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.


4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.

Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.


5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.

Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.


6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.

Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.


7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.

Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.


8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.

Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.


9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.

Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.


10. Die soziale Frage muss gelöst werden.

Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.


11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.

Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.


12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.

Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.

Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.


Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.


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SONNE    DER  WAHRHEIT
Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig
Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 1,90 Goldmark.
Heft 8 Stuttgart, im Oktober 1925 5. Jahrgang

Inhalt: Aus „Göttliche Philosophie“. — 'Abdu'l-Bahá aufgenommen in Stuttgart 1913. — Lebendige Religionen. — 'Abdu'l-Bahás Erklärung des 13. Verses der arab. Verborgenen Worte. — Auszug aus: Die Wahrheit und ihr falsches Bild. — Parol do de Dro. Mühlschlegel Stuttgart en la dua Bahaa-Kunveno dum la XVII a UEK en Genevo. — Dr. Arthur Brauns. — Rector Heinrich Jäger. — Bahai-Besuch. — Ein eigenes Heim. — Neuerschienen.



Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion




Die Bahai-Botschaft ist ein Ruf zur Religionsvereinigung und keine Aufforderung zu einer neuen Religion — kein neuer Weg zur Unsterblichkeit — da sei Gott vor! Sie ist der alte Weg der von den althergebrachten menschlichen Vorstellungen und Vorurteilen, von aller Streitsucht und von Mißverständnissen frei ist. Sie ist aufs Neue ein heller Weg für den aufrichtig Suchenden, den dieser mit Gewißheit betreten kann und dabei finden wird, daß das Wort Gottes, dasselbe Wort ist, obgleich es der Verkünder viele waren.

'Abdu'l-Bahá.



O Diener des Alleinigen Gottes!

Der Herr sei gelobt, die von Gott Geliebten sind in jedem Lande zu finden und stehen alle unter dem Schatten des Lebensbaumes und unter dem Schutz Seiner göttlichen Vorsehung. Seine Fürsorge und Seine Liebe wogt höher als die ewigen Wellen des Meeres, und Seine Segnungen werden fortwährend aus Seinem ewigen Königreich ausgegossen.

Wir sollten beten, daß Seine Segnungen in noch größerem Maße uns verliehen werden und uns dadurch ein noch größeres Geschenk Seiner Gnade und Göttlichen Hilfe zuteil wird.

Eines der größten Werkzeuge ist der Geist treuer Bruderschaft und liebevoller Gemeinschaft unter den Freunden. Gedenke des Ausspruchs: Von allen Opfergängen ist der größte, ein sorgenbeladenes Herz zu erleichtern.

Auf euch allen ruhe die Herrlichkeit Baha’s.

(sig) 'Abdu'l-Bahá Abbás.


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Aus „Göttliche Philosophie“.

Eine Rede 'Abdu'l-Bahás über „die Existenz Gottes und das Wesen der Schöpfung“.

Es wurde die Frage an mich gestellt: „Wie können wir wissen, ob unsere Handlungen vor Gott angenehm sind oder nicht?“ Zuweilen sind es Leidenschaften, die uns zum Handeln antreiben; die Naturgesetze ziehen uns an, wir gehorchen unseren Sinnen. Der andere Antrieb ist das Verstehen der Führung Gottes. Wir müssen herausfinden, ob unsere Handlungen von Gott eingegeben sind. Wenn sie nicht mit den göttlichen Lehren in Einklang sind, dann ist es unser Empfinden, das spricht. Laßt uns unsere Taten immer mit Hilfe der göttlichen Lehren abwägen.

Wenn wir sprechen, so laßt unsere Rede stets ein äußeres Zeugnis unseres inneren Lichts sein. Wir müssen die Wahrheit sprechen, andernfalls werden wir nicht weise handeln.

Ich hoffe, daß ihr alle beredt werdet. Die größten Gaben des Menschen sind die Vernunft und eine beredte Ausdrucksweise. Der vollkommene Mensch ist sowohl intelligent als beredt. Er besitzt Erkenntnis und weiß sie zum Ausdruck zu bringen. Wer sich in diesen Tagen nicht auszudrücken vermag, der gleicht einem verschlossenen Schmuckkästchen, von dem man nicht weiß, ob es Juwelen oder Glas enthält. Ich wünsche, daß ihr alle in klaren und überzeugenden Worten über göttliche und materielle Wissenschaften sprechet.

Es fragte jemand: „Welche Beweise haben wir, durch die wir imstande sind, die Existenz Gottes festzustellen?“ Die Menschheit teilt sich in dieser Hinsicht in zwei Teile: in einen Teil, der befriedigt ist mit dem Wissen über die Gottheit, das von ihren Eigenschaften abgeleitet wird, und in den andern, der darnach strebt, die Existenz der Gottheit festzustellen und über die grundlegenden Prinzipien der göttlichen Philosophie unterrichtet zu werden. Ich will nun über die wissenschaftlichen Beweise, welche die Existenz Gottes feststellen, sprechen und die schriftgemäßen Beweise aus dem Alten und Neuen Testament oder die des Korans nicht anführen, denn mit diesen Ideen werdet ihr mehr oder weniger bekannt sein.

Die Wissenschaft lehrt uns, daß alle Formen der Schöpfung das Ergebnis der Zusammensetzung sind. Z.B. wurden gewisse Atome durch die dem Naturgesetz innewohnende Affinität (chem. Verwandtschaft) zusammengebracht, und das Ergebnis war ein menschliches Wesen. Eine Anzahl uranfänglicher Atome ging in das Wesen der Pflanze über und das Ergebnis ist diese Blume. Blicken wir in das Mineralreich, so beobachten wir, daß hier das Gesetz der Anziehung in derselben Weise wirkt. Manche Atome gelangen in die Zusammensetzung eines Steins, der dann, durch eine Läuterung gehend, den Grad des Spiegels erreichen kann.

Wenn die Partikeln einer bestehenden Zusammensetzung zerfallen sind, so kann dies in diesem Reich eine Nichtexistenz genannt werden; aber die ursprünglichen einfachen Elemente kehren dann zu ihren uranfänglichen Atomen zurück und existieren für immer. Wenn der Körper des Menschen zum Gegenstand des Verfalls wird, so nennen wir dies den Tod. Das Dasein der Erscheinung hängt von der Zusammensetzung und die Sterblichkeit vom Verfall ab. Dies ist ein wissenschaftliches Prinzip und es ist ein großer Unterschied zwischen Theorien, die durch einen blinden Glauben aufrecht erhalten werden, und zwischen Tatsachen, die durch die Wissenschaft gestützt sind. Der Glaube ist das Resultat überlieferter Empfänglichkeit des Gewissens, aber wissenschaftliche Tatsachen sind die Schlußfolgerungen der Vernunft und der unerbittlichen Logik.

Die Materialisten sagen: Da es durch die Wissenschaft bewiesen ist, daß das Leben der Erscheinungswelt von der Zusammensetzung und ihre Zerstörung von der Wiederauflösung abhängig ist, so stellen wir die Notwendigkeit eines Schöpfers, eines selbstbestehenden Herrn, in Frage. Denn wir sehen mit unseren eigenen Augen, daß diese unendlichen Wesen durch Myriaden von Formen der Zusammensetzung gehen, und in jeder Zusammensetzung zeigen sie gewisse, sich unterscheidende Merkmale; somit sind wir unabhängig von einem göttlichen Schöpfer. In dieser Weise argumentieren die Materialisten.

Diejenigen, welche mit der göttlichen Philosophie bekannt sind, antworten wie folgt: In der Theorie gibt es drei Arten von Zusammensetzung: erstens eine zufällige, zweitens eine unfreiwillige, drittens eine freiwillige Zusammensetzung. Es gibt keine vierte. Die Zusammensetzung ist in der Theorie auf diese drei Kategorien beschränkt. Wenn wir erklären, die Zusammensetzung sei eine [Seite 115]


'Abdu'l-Bahá aufgenommen in Stuttgart 1913.

Irgendwo ist Licht

mitten im Dunkel,

mitten in der Nacht

Sternengefunkel,


Will Nacht dich schrecken

mit ihrem Bann,

Licht wird dich erwecken,

glaube daran;


wird dich umfluten

kräftig und neu,

führt dich zum Guten

und macht dich frei,


Irgendwo ist Liebe,

die dich erhält,

wenn all dein Wissen

in Trümmer fällt,


Falte nur die Hände

und kämpfe rein,

dann muß das Ende

Sieg im Lichte sein!


M-L. F.

[Seite 116] zufällige, so ist dies logischerweise eine falsche Lehre, weil wir alsdann an eine Wirkung ohne eine Ursache glauben müßten; unsere Vernunft weigert sich aber, an eine Wirkung ohne eine uranfängliche Ursache zu denken.

Was die zweite, die unfreiwillige Zusammensetzung, betrifft, so versteht man darunter, daß jedes Element eine ihm anhaftende Funktion dieser Macht der Zusammensetzung in sich trage. Gewisse Elemente seien zusammengeflossen, ihre Vereinigung sei eine ihnen innewohnende Notwendigkeit ihres Wesens. Wenn wir aber schließen, daß es die innewohnende Notwendigkeit dieser Elemente sei, in eine Zusammensetzung einzutreten, dann sollte es keine Notwendigkeit der Auflösung geben, und da wir beobachten, daß es einen Prozeß der Auflösung gibt, so müssen wir daraus schließen, daß die Zusammensetzung der Organismen des Lebens weder eine zufällige noch eine unfreiwillige, sondern die der dritten Art eine freiwillige Zusammensetzung ist. Und hierunter ist zu verstehen, daß die unendlichen Formen der Organismen durch den erhabenen Willen, den ewigen Willen, den Willen des lebendigen und selbstbestehenden Herrn zusammengesetzt sind.

Ein vernünftiger Beweis ist, daß der Wille des Schöpfers durch den Prozeß der Zusammensetzung wirkt. Denket über dies nach und strebet darnach, seine Bedeutung zu begreifen, damit ihr imstande seid, diese Gedanken andern zu übermitteln. Je mehr ihr darüber nachdenket, desto höher wird der Grad eures Verstehens sein. Gelobt sei Gott, daß Er Euch mit einer Macht ausgestattet hat, mittelst der ihr Geheimnisse ergründen könnt. Wahrlich, wenn ihr tief und genau darüber nachdenkt und es sorgfältig erwäget, so werden Euch Tore der Erkenntnis geöffnet werden.

'Abdu'l-Bahá sprach: Ich wurde gebeten über das, was ewig, und das, was zeitlich ist, zu sprechen; auch ist die Frage gestellt: „Ist die Schöpfung eine Offenbarung oder eine Emanation (Ausfluß) Gottes?“

Es gibt zwei Arten von Ewigkeiten. Es gibt eine Ewigkeit des Wesens: das, was ohne eine erste Ursache ist, und eine Ewigkeit der Zeit nach: das, was keinen Anfang hat. Wenn ihr dies verstehet, wird euch alles klar werden. Glaubet mit Sicherheit, daß jedes existierende Ding eine Ursache hat. Zum Beispiel, dieser Tisch wurde von einem Tischler gemacht, sein Urheber ist also der Tischler.

Gegenstände, die nicht aus eigenem, freiem Willen existieren, gehören nicht zur Natur der ewigen Dinge, sondern benötigen eine sie verwandelnde Kraft und dies, obschon sie der Zeit nach sehr alt sind. Ihr Alter und ihr ewiges Bestehen ist aber nicht der zeitlichen Form zuzuschreiben. Zum Beispiel: die Welt der Elemente kann nicht vernichtet werden, weil reine Existenz nicht vernichtet werden kann. Was wir beobachten, sind nur umgestaltende Veränderungen in der Zusammensetzung des Wesens. Die Zusammensetzung verschiedener Elemente bildet den physischen Menschen; wenn die Zusammensetzung zerstört ist, kehren die Elemente zu ihren Bestandteilen zurück. Eine vollständige Vernichtung kann nicht vor sich gehen.

Das Universum hatte niemals einen Anfang. Vom Gesichtspunkt des Wesens aus betrachtet, gestaltet es sich selbst um. Gott ist Seinem Wesen und der Zeit nach ewig. Er ist Seine eigene Existenz und Ursache. Darum ist die materielle Welt ihrem Wesen nach ewig, denn die Macht Gottes ist ewig.

Eine Macht gleicht einem Königreich; ein solches braucht Untertanen und Armeen, denn ein Königreich besteht aus einer Armee und aus Untertanen. Die Macht Gottes ist ewig und es gab immer Wesen, durch die sie zum Ausdruck kam. Aus diesem Grunde sagen wir, daß die Welten Gottes unendlich sind — es gab niemals eine Zeit, in der sie nicht vorhanden waren. Aus Nichts kann nichts geschaffen werden, in gleicher Weise wird auch das, was existiert, niemals vernichtet werden; die Vernichtung in den verschiedenen Reichen ist nur eine den Verhältnissen entsprechende.

Im Vergleich mit dem Menschen kann von einem Mineral gesagt werden, es sei eine Nichtexistenz, aber in seiner eigenen Stufe existiert es. Wenn wir sterben, kehrt unser Körper zum Mineral- und Pflanzenreich zurück. Dieses Beispiel zeigt die wechselseitigen Beziehungen zwischen den verschiedenen Reichen, die irrtümlicherweise Vernichtung genannt werden.

Aller irdischer Reichtum ist nichtig. Wenn wir das Ewige nicht kennen, sind wir nichts, und da Gott ewig ist, so ist dies Erkennen des Ewigen ein Glied der Ewigkeit. Ich bitte euch, denket tief hierüber nach, damit es euch klar wird.

Viele Leute glauben, die Schöpfung sei eine Offenbarung der Gottheit, sie glauben, die Wirklichkeit der Gottheit sei wie ein [Seite 117] Samenkorn und die Schöpfung gleiche einem Baum, der aus dem Samenkorn hervorwuchs und Stamm, Zweige, Blätter und Blüten wurde.

Die Propheten lehren anders. Die Schöpfung ist eine Emanation (Ausfluß) des Schöpfers. Das Ewige kann unmöglich zu etwas Begrenztem, Zeitlichem werden. Ein Baum wird nie ein lebendiges Geschöpf; er erlangt niemals Gesicht oder Geschmack; trotzdem sind beides Geschöpfe Gottes, eine Schöpfung in der Emanation, aber nicht in der Manifestation.

Die Schöpfung gleicht dem Sonnenlicht; Gott ist die Sonne. Das Licht kommt von der Sonne, damit soll aber nicht gesagt sein, daß die Sonne Licht geworden sei, sondern das Licht geht von der Sonne aus. Diese Darstellung wird dem Zeugnis der Vernunft standhalten. Dies sind keine unbestimmten Anschauungen. Trachtet immer darnach, alles im Lichte des vernünftigen Geistes zu beweisen. Wir müssen alle das Licht dieser Sonne, die Gott ist, sein; wir müssen das Licht, die Wärme, der Glanz, also die Gaben dieser Sonne sein.

Aus dem Englischen übersetzt von Wilhelm Herrigel.



Lebendige Religionen.

Vortrag von Dr. Walter Walsh, gehalten am Sonntag, den 28. September 1924 in der Steinway Hall in London, in Verbindung mit der vom 22. September bis 3. Oktober 1924 im Imperial-Institute in London stattgehabten Konferenz über lebendige Religionen. Uebersetzt von Alfred Diebold.

„Alle müssen sich der Mittel bedienen, die zur Liebe und zur Einigkeit führen.“

'Abdu'l-Bahá.

Während der vergangenen Woche haben mehr als ein Dutzend der Hauptreligionen — nicht die christliche und jüdische, sondern die Religionen, die wir als „heidnische“ zu bezeichnen gelehrt worden sind — ihre Ansichten gegenseitig ausgetauscht, und siehe da! — ihre Zusammenkunft ist als „Liebe und Einigkeit fördernd“ befunden worden. Diejenigen, welche die Konferenz in ihren Einzelheiten verfolgten, wurden sich eines Gedankens bewußt, der mehr und mehr zur Ueberzeugung wurde, nämlich des verblüffenden Gedankens und der Ueberzeugung, daß trotz aller äußerlichen Unterschiede die lebendigen Religionen durch eine fundamentale Einheit charakterisiert sind. Wo wir Streit vermuteten, finden wir Eintracht, wo wir Gegensätze suchten, finden wir Einheit und wo wir Gegnerschaft erwarteten, finden wir Einigkeit, Während all dieser wundervollen Tage haben wir in der Tat Anschauungsunterricht in der edlen Wissenschaft der vergleichenden Religion bekommen, Die alten Einbildungen sind vor unseren Augen zusammengeschrumpft. Unsere Ohren hörten — nicht die Klänge einer Sektierer- Jazzband, sondern die harmonischen Töne einer geistigen Symphonie. Das Zeichen unseres Zeitalters ist Versöhnung, und die große Symphonie des Universums hat einen neuen Ausdruck bekommen von den Lippen der verschiedenen Vertreter des gemeinsamen Glaubens. Durch die Einheit des Geistes, wie er in dieser Konferenz zum Ausdruck kam, wird schließlich der Weltfrieden gesichert werden,

Von allen den Melodien in dem allgemeinen Evangelium hat keine süßer und reiner geklungen als die Baha’u’lláhs und Seines Nachfolgers 'Abdu'l-Bahá, deren gnadenvolle, heilbringende Botschaft einige von uns das Glück hatten, vor einigen Jahren von des letzteren Lippen zu vernehmen. Die Bahai-Bewegung nimmt einen ersten Platz ein unter jenen neuen Richtungen, welche für allgemeinen Frieden und Harmonie arbeiten. Sie betont die Einheit des Geistes der Menschen, die Einheit der Religionen in ihren wesentlichen Merkmalen, und sie prophezeit die schließliche Einheit der Rassen und bereitet den Weg hiezu vor.

Was ist es, das eine „lebendige Religion“ ausmacht? Mr. Victor Branford bezeichnet in seinem aufklärenden Buch über diese Frage eine „lebendige Religion“ als eine, die von der Naturreligion zu einer Geistesreligion aufgestiegen ist, und die fortfährt, sich sowohl durch soziale Anpassung, als auch durch Anpassung an die wachsende Wahrheit der Wissenschaft zu bereichern. Ich darf wohl dieser Definition hinzufügen, daß eine „lebendige Religion“ eine solche ist, die Männer und Frauen zu leben lehrt, und zwar vernünftig, selbstlos und vollkommen zu leben! Wenn wir den Leitgedanken der Konferenz verfolgen, so wird es klar, daß die Richtung jeder Religionsform heute drei großen Einheiten zugewandt ist: der Einheit Gottes, der Einheit der Menschheit und der Einheit (oder Gemeinschaftlichkeit) der Interessen. Ich möchte weiter hinzufügen, daß der Geist der Religion, wie die Luft, die unseren Körper umgibt, sucht, den Gottesfrieden in die Herzen und den Weltfrieden unter die Völker zu tragen.

Nehmen wir zuerst den Gedanken von der Einheit Gottes auf. Die Geschichte zeigt uns deutlich, daß getrennte Gottheiten getrennte Völker zeitigen. Das Zeitalter der Stammesgötter war das Zeitalter der Stammeskriege, Staatsgötter [Seite 118] haben uns in Kriege zwischen den Staaten geführt. Der Aufstieg des Menschen ist durch seine allmählichen Fortschritte von der Höhle zur Hütte, von der Hütte zum Dorf, vom Dorf zur Stadt, von der Stadt zur Nation, von der Nation zum Weltreich, vom Weltreich zur Menschheit gezeichnet. Der letzte Schritt muß noch gemacht werden. Die Stammeshäuptlinge waren meistens die „wildesten Wilden“, welche häufig die Kriegsgefangenen ihren Göttern opferten. Die „Wilden“ der Reiche von heutzutage begnügen sich damit, ihre geschlagenen Feinde mit unmöglichen Forderungen zu strafen und sie in industrieller Sklaverei zu halten. Den moralischen Aufstieg der Völker kennzeichnet die allmähliche Entdeckung, daß nationales „Recht“ nicht selten internationales „Unrecht“ ist. In dem Maße, wie Gemeinschaften aufhören, ihre eigenen Vorzüge und Leidenschaften den Göttern zuzuschreiben, in dem Maße wird Bruderschaft möglich werden. Wenn die feindlichen Götter weichen, verschwinden die nationalen Feindseligkeiten.

Für uns ist die Geschichte der Semiten das bekannteste Beispiel. Die semitische Geschichte beginnt mit einem ganzen Verzeichnis von Stammesgöttern: Asshur bei den Assyrern, Chemosh bei den Moabitern, Moloch bei den Ammonitern, Jehova bei den Hebräern. Der Glaube an einen Gott (Monotheismus) war noch nicht geboren, und deshalb war Trennung nicht zu vermeiden. Eine gemeinsame Religion ist das mächtigste Band innerhalb ihrer eigenen Grenzen, und wenn die ganze Menschenrasse sich in diesen Grenzen befindet, so bekommen wir ein Band der Bruderschaft, das nicht zerrissen werden kann. Als die Assyrer in Juda eindrangen, warnte Semacherib die Israeliten, daß sie nicht zu glauben brauchten, durch ihren Stammesjehova beschützt zu sein, denn die Götter Samarias und anderer Völker seien auch unfähig gewesen, ihre Ergebenen vor seiner (der assyrischen) Macht zu beschützen, d. h. daß die assyrischen Götter mächtiger seien, als die der Isrealiten (2. Könige XVIII 32-35). Es wird berichtet, daß, als die Assyrer die nordischen Stämme von Samaria wegführten und das Land mit Babyloniern bevölkerten, die neuen Ansiedler nicht wußten, wie sie „den Gott des Landes“ anbeten sollten, der deshalb ergrimmte und sie strafte, indem er Löwen über sie herfallen ließ, so daß sie einige von den samarischen Priestern zurückholen mußten, um die Verehrung „des Gottes des Landes“ wieder herzustellen, welcher offenbar eine „einheimische“ Gottheit war, oder wie die Anthropologen sie bezeichnen, eine Gottheit, welche an das Land gekettet und unfähig ist, über die Grenzen hinaus zu wirken, um seinen Anbetern zu helfen (2, Könige XVII 26). Dieser Gedanke von der „einheimischen“ Gottheit, der angewurzelten und an den Boden eines bestimmten Landes gebundenen Gottheit, ist deutlich durch die Erzählung von Naäman, dem Syrier, dargetan, welcher, nachdem er durch den Hebräer Elisa vom Aussatz geheilt worden war, darum bat, zwei Mauleselladungen Palästinaerde, einige Spatenstiche von Jehovas Land, nach Syrien mitnehmen zu dürfen, um dort einen Altar darüber zu bauen und Opfer darauf darzubringen (2 Könige V 14). Bei diesem primitiven Stande der Theologie war die geringste Vorstellung von „Humanität“ oder von einer „Geeinigten Rasse“ oder von dem „Universalen Gott“ unmöglich.

Die Zeit erlaubt es mir nicht, bei dieser Gelegenheit das Wachsen der Theologie in der semitischen oder in andern orientalischen Religionen, bezüglich ihres Schimmers der größeren Wahrheit und ihres umfassenderen Internationalismus zu verfolgen, wie man es z, B. in dem hebräischen Drama Jonas findet. Den griechischen Stoikern muß man die erste und bestimmte Bejahung des Gedankens der Bruderschaft der Menschen zuschreiben, welcher nach und nach die Idee der Natürlichen Rechte entsprang; aber erst nach dem Untergang des Römischen Reiches mit den nachfolgenden Konflikten zwischen dem Kaiser und dem Papst, und nach den schrecklichen Kriegen, welche das Verschwinden des Feudalismus begleiten; ich sage, erst dann nahm der Gedanke Internationaler Gesetze im menschlichen Gemüt Form an, als er sich in Grotius, dem holländischen Juristen ausprägte und er nun im Internationalen Gerichtshofe im Haag verkörpert ist.

Theologische Vorurteile, verwickelt mit dem Gedanken von Stammes- oder Nationalgöttern, trugen unvermeidlich saure Frucht in der Form von Nationalem Vorurteil, welches mit der möglichen Ausnahme von „Sektirerischer Frömmelei“ der unbezwingbarste Feind menschlichen Fortschritts ist. Es ist schwer, diese feindlichen Ueberlieferungen auszurotten. Wahre Gedanken brauchen lange, um sich zu verwirklichen, aber das Prinzip des Fortschritts liegt in dem Gedanken, und wir können nicht daran zweifeln, daß die wachsende Annahme der Einheit Gottes mit einer entsprechenden Abnahme der Rasseninstinkte, des Mißtrauens und der Furcht Hand in Hand gehen wird. Der Gedanke, daß Nationen „unabhängige Wesenheiten“ sind, wird dem der „Menschlichen Solidarität“ weichen. Die Verwirklichung der „Menschlichen Solidarität“ wird die Tatsache der „Ueberabhängigkeit“ außer Zweifel stellen.

Gegenseitigkeit wird den Platz von Gegnerschaft einnehmen, Zusammenarbeit die Konkurrenz [Seite 119] ersetzen. Von dem falschen Begriff, daß eine Nation gefährdet ist durch den Wohlstand ihrer Gegner, und daß eine Konkurrenz, die sich bis zu einem Krieg steigert, zur Selbsterhaltung notwendig ist, werden wir zu dem wahren Begriff einer Interessengemeinschaft durchdringen, wenn jeglicher Handelstarif vertilgt, jede Handelsbeschränkung aufgehoben, jedes Zollhaus in einen „Internationalen Club“ und jede Kaserne in ein Internationales Theater verwandelt sein wird. Mit den alten Göttern werden die alten Ueberlieferungen und die Staatsmänner alter Schule dahingehen, und die menschliche Rasse wird endgültig in die Aera des Universalen Friedens eingetreten sein.

„Denn eins ist die Menschheit im Geiste

verbunden durch einen geheimen Trieb,

der wie ein elektrisches Fluidum

sich rund um den Erdenkreis zieht;

er steht wie ein flammendes Feuer

am Himmel der Völker gezeichnet:

— „Recht oder Unrecht

Der Menschlichkeit mächtige Ordnung

ist er, bewußt und doch unbewußt,

durch der Menschheit weltmeergetrennte Fibern

pulset sein Strom der Freud’ oder Angst

und wo in dem großen Körper

sich ändert auch nur ein Atom

wird es das Ganze bewegen!“

(Lowell.)

Wenn ich gefragt werde, was mir diese glänzenden Aussichten verbürge, so verweise ich auf die Konferenz der „Lebendigen Religionen“, welche deutlich zeigt, daß die Religion jetzt bestrebt ist, sich auf die Dinge einzustellen, welche in der menschlichen Natur wesentlich und allen Menschen gemeinschaftlich sind. Ich habe schon lange beobachtet und darauf aufmerksam gemacht, daß die Religionen des Orients im Begriffe sind, dem gleichen freisinnigen Einfluß zugänglich zu werden, wie die Religionen des Westens. Kritik, Wissenschaft und Soziologie sind an der Arbeit, sowohl an der Rig-Veda, wie an der Bibel und am Koran. Der Geist des Ostens und des Westens ist daran, einen gemeinsamen Begriff und einen gemeinsamen Sinn zu entfalten: den Begriff der Einheit Gottes und den Sinn der Einheit der Menschheit. Der mystische Gedanke vom Königreiche Gottes beginnt, sich in dem Gemeinwesen der Nationen zu verwirklichen: Es ist der große Traum aller Zeiten, dessen Verwirklichung durch die Schaffung eines großen, friedlichen Weltstaats unserer Zeit vorbehalten ist.


"... Ist es ein Traum?

O nein! Doch wenn es fehlte, wärs ein Traum!

Und wär es falsch, dann wär des Lebens Sinn und Wohlstand,

die ganze Welt ja nur ein Traum!“ ,.,.

(Walt. Whitman.)


Es ist klar, daß der Gedanke von der Einheit des Menschen dem der Einheit Gottes entspringt. Dies ist der Felsen, auf dem die Zivilisation der Zukunft gebaut sein wird: die Gemeinschaftsnatur, die allen Verschiedenheiten zu Grunde liegt, während die militärische Zivilisation, die auf Spaltung und Mißtrauen beruht — „unsere unübertreffliche Zivilisation“, wie ein vom Zeitgeist berührter Schriftsteller sie bezeichnet — „tief und tiefer in den von Blut gesättigten Staub der Zeit versinkt“.

Es soll jedoch niemand denken, daß unser Tagewerk vollbracht sei. Niemand darf mit den Lotosessern ausrufen: „Hier wollen wir rasten!“ Fortschreitende Religion hat noch harte Arbeit zu leisten. Sie hat noch die „Kirchen-Götter“ dahin zu verbannen, wohin die Stammesgottheiten verschwunden sind. Die Aeußerlichkeiten der Religion müssen noch wie totes Geäst abgeschnitten werden, damit das Innenleben, das Leben der Seele, das Gemeinschaftsleben der Rassen sich ausbreiten und reiche Früchte tragen kann, zur Heilung und Bereicherung der Völker. Der Glaube an ein göttliches Günstlingswesen muß aus jeder Religionsform ausgemerzt werden; die Ideale von besonderen Vorrechten, von auserwähltem Volk, von ausschließlichen Offenbarungen, nationaler Fleischwerdung, Seligkeit durch sakramentale und liturgische Bedingungen, alle diese egoistischen Ideale müssen verschwinden. Eine Gottheit mit kirchlichen Vorurteilen kann die Menschheit ebensowenig erlösen, wie eine Gottheit mit Stammesvorurteilen. Die „Kirchen-Götter" haben uns ein getrenntes Amerika, ein zerrissenes Indien und ein zerrüttetes Europa gegeben. Während des Krieges zeigten uns die Kirchengötter das Schauspiel eines protestantischen England, eines römisch-katholischen Belgien, eines griechisch-katholischen Rußland und eines freidenkenden Frankreich vereint gegen ein protestantisches Deutschland, ein römisch-katholisches Oesterreich und eine mohammedanische Türkei. Sie bauten auf die Hügel um Nazareth Festungen mit großen Kanonen und umgaben Bethlehem mit Drahtverhau. Die alten Stammesgötter waren wieder auferstanden „über die Dauer des Krieges“ und wurden in die Tracht moderner Kirchlichkeit gekleidet.

(Forts. folgt.)

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'Abdu'l-Bahás Erklärung des 13. Verses der arab. Verborgenen Worte.

Auf eine Frage, die Mr. Charles Mason Remey und Mr. Georg Latimer am 19. Okt. 1914 an den Meister über die Bedeutung dieses Verses stellten, antwortete er:

„Es gibt zweierlei Arten von „in dir stehen“ oder „in dir wohnen“. Die erste Art gleicht dem Stehen oder Enthaltensein von Wasser in einem irdenen Gefäß. Die Bedeutung dieses Verses in dieser Weise aufzufassen, ist falsch, weil hier ein Stoff in einem stofflichen Körper enthalten ist. Eine solche Annahme ist keine richtige Lehre, weil die Wirklichkeit der Gottheit kein Körper (oder Stoff) ist, wie das Wasser. Es gibt aber eine andere Lehre, die richtig ist, und diese gleicht der Sonne in einem klaren Spiegel. Die Bedeutung dieses Verses ist daher folgende: Reinige dein Herz, daß es wird wie ein klarer Spiegel, alsdann wirst du Mich in dir (d. h. in diesem Spiegel des Herzens) finden, kraftvoll, mächtig und erhaben.

Wenn ihr diesen Vers nach obiger Erklärung auslegt, dann ist es richtig, weil die Sonne ihren erhabenen Standort nicht verläßt, um in dem Spiegel Einlaß zu finden, vielmehr immer an ihrem Mittelpunkt der Größe und Beständigkeit verbleibt. Aber ein gut polierter Spiegel widerspiegelt die Strahlen der Sonne.

Uebersetzt von W. Herrigel.



Auszug aus: Die Wahrheit und ihr falsches Bild.

Von Alfred Lundt.

Veröffentlicht im „Star of the West“ Juliheft 1925.

.... Es ist selbstverständlich, daß der Mensch auf eine andere Quelle schaut, die nach Grad und Stufe verschieden ist von der, welche das Leben der vegetabilen Welt belebt und antreibt. Die Sonne, das große geheimnisvolle Gestirn und der Born des Lebens für Baum und Pflanze,ist dennoch unbeugsam unter die Gewalt der Naturgesetze gestellt. Die Menschheit allein ist mit der Fähigkeit begnadet, den Schöpfer der Sonnen, der Sterne und des Alls zu erkennen, und muß durch diese ihre Freiheit zu einer unbegrenzten, ungehinderten Kraft gelangen, die voll Intelligenz, nahegerückt und voll göttlicher Liebe ist. Es ist gewiß, dass der urewige Schöpfer solche Mittel vorgesehen und nun die Kanäle zu solch einer Freigebigkeit geöffnet hat. Der Geist, „der vorwärtsschreitet, war von altersher, von Ewigkeit her da“ (Micha 5:2), selbst der göttliche Sendbote, der Gottesoffenbarer, das Wort Gottes, hat niemals gefehlt, sich kundzugeben in Zeiten der schrecklichsten Not der Menschheit. Und solch eine Zeit ist die gegenwärtige.

Unsere höchste Erkenntnis stammt folglich aus dem Erscheinen der großen Religionsgründer, den autentischen Propheten Gottes, den Gründern des Zeitalters Abrahams, des Mosaischen und Christlichen Zeitalters, des Auftretens Mohammeds, Buddhas, Zoroasters und anderer Gottesgesandter, deren Leben und Lehren die Menschen zu dem höchsten Grade der Opferwilligkeit, Bruderliebe und Tugendhaftigkeit des Lebens entflammten. Sie bezeugten den Aufgang der geistigen Sonne, deren vergleichendes Sinnbild unsere sichtbare Sonne für die blinden Augen der Menschheit ist — voll unendlichen Reichtums dieser göttlichen Liebe, welche die Herzen heilt und befruchtet. Durch diese Brennpunkte der Einheit fließt den Völkern die Heilung zu, ist ihnen die Fähigkeit gegeben die Menschheit von ihrem wahren Ebenbild und Gleichnis zu überzeugen, und sie erklären Falschheit, Heuchelei und Verfälschung, verdammen den Aberglauben und flößen der menschlichen Natur das geheimnisvolle Elexir der Göttlichkeit ein, das die Einbildungen in Erkenntnis umwandelt. Durch diese Macht des Heiligen Geistes, der lautere Gnade ist, wird das wahre Gedeihen der Civilisation gefördert. Die Wahrhaftigkeit der Geschichte der Religion ist untrüglich.

Wenn wir (die Menschheit) aus diesem Kelch des Lebens trinken, lebt das abgezehrte, kranke Gewebe (des geistigen Menschen) wieder auf, hebt sich und strebt der ewigen Welt zu. Der entkräftende Prozeß der Unterernährung, der Jahrhundertelang durch Haß und Uneinigkeit, Vorurteile der Rassen und Religionen, Unwissenheit und Aberglaube und des Götzendienstes, anhielt, ließ diese totbringende Saat aufkeimen, doch nun, [Seite 121] wie durch magische Kraft nimmt der ganze Körper neues Leben an; die Früchte der göttlichen Liebe und Weisheit treten zu Tage und das Reich der Erde scheint das Reich Gottes selbst zu sein.

Baha’u’lláh enthüllt diese Wunder in dem „Buch der Gewißheit" mit unvergleichlicher Klarheit und beispielloser Ausdrucksfähigkeit die Seine Sprache kennzeichnet. Er sagt:

„In welchem Zeitalter und Zyklus die Sonne der Wahrheit und die Spiegel der Einheit der sichtbaren Welt aus den göttlichen Zelten des Unsichtbaren auch erscheinen, offenbaren sie sich mit mächtiger Kraft und siegreicher Herrschaft zur Entwicklung der jeweiligen Wesen und zur Ausgießung der Gnade auf die bestehenden Dinge. Denn diese wohlbehüteten Juwelen und verborgenen und unsichtbaren Schatzkammern sind die Quellen des Erscheinens des Worts: „Gott tut nach Seinem Willen und Gott befiehlt was Er wünscht“.

„Es ist allen Wissenden und Erleuchteten offenbart, daß die unsichtbare Gottheit und der Tatbegriff der Einheit geheiligt ist über Ausfließen und Erscheinen, Aufstieg und Herabkommen, Eintreten und Austreten. Er ist erhaben über das Lob jedes Lobpreisenden und über das Erfassen aller Begreifenden. Er war und wird ewig in Seinem Eigenen Wesen verborgen sein und wird in Ewigkeit den Augen und den Blicken in Seiner Eigenen Identität verhüllt bleiben. Der Gesichtskreis umfängt Ihn nicht, aber Er umfängt das Sichtbare: Er ist der Gnadenvolle, der Weise, (Koran Sure 6). Keine Verbindung, Gemeinschaft, Trennung, Vereinigung, Nähe, Entfernung, Stellung oder Beziehung ist zwischen Ihm und den bestehenden Dingen möglich, weil alles in den Himmeln und auf Erden durch das Wort Seines Befehls ins Leben trat und aus der absoluten Nichtexistenz und dem Nichts in den Kreislauf der Existenz und des Sichtbaren trat, auf Seinen Wunsch, welcher der Wille selbst ist.“

.. „Deshalb bekennen alle Propheten, Nachfolger, die Gelehrten, die Weisen und klugen Menschen ihren Mangel an das Erkennen des Wesens aller Wesen heranzureichen und geben ihre Unfähigkeit zu, die Wahrheit aller Wahrheit jemals zu erfassen.“

Dies wäre, oberflächlich gesagt, ein sicherer Hafen für jeden Agnostiker, der sich sagt: „Gott ist also unfaßlich; ich weiss nichts über Seine Verbindung mit mir oder mit irgend etwas anderem“. Was aber würde ein solcher zu dem sagen was nun folgt? Denn Baha’u’lláh sagt sodann:

„Da die Tore der Erkenntnis des Wesens der Ewigkeit vor dem Angesicht aller bestehenden Wesen geschlossen sind, veranlaßt Er leuchtende Persönlichkeiten der Heiligkeit aus den erhabenen Welten des Geistes zu erscheinen — in machtvollen menschlichen Tempeln unter den Geschöpfen in Einklang mit der unerschöpflichen Gnade, denn: „Seine Hand hat alle Dinge umfaßt“ und: „Meine Gnade ist über alle Dinge ausgegossen“, damit das ewige Wesen und das präexistierende Seiende offenbar werde.

„Diese Spiegel der Heiligkeit und Ausgangsorte der Göttlichkeit erklären vollständig diese Sonne des Seins und den Inbegriff des Willens. Z.B. drückt ihr Wissen Sein Wissen aus, ihre Macht Seine Macht, ihre Herrschaft Seine Herrschaft, ihre Schönheit Seine Schönheit und ihre Offenbarung Seine Offenbarung. Sie sind die Schatzkammern erhabenen Wissens, Speicher ewiger Weisheit, Offenbarer unendlicher Güte, Aufgangsorte der Sonne der Ewigkeit.“

Aus obigen Worten, die Baha’u’lláh aussprach, redet eine universale Stimme zu der Menschheit eine überzeugende Wahrheit, sie ist ein Schlüssel, der die Kammern der Weisheit öffnet und wie die Sonne die Nebel der Grübeleien und Theorien, die sich wie dichte Schleier vor das geistige Auge des Menschen legten, zerstreut. Wenn die Stufe, die von Baha’u’lláh derart universal bestimmt, von Ihm nur in Bezug auf eine besondere Religion angewandt worden wäre, so würden alle, die dieser Religion angehören, sogleich ausrufen: „Das ist wahr!“ Aber es wird keine Ausnahme gemacht. Die göttliche Erleuchtung ist nicht beschränkt worden auf nur einen Teil der Menschheit. Und hierin liegt eine Fülle zum Nachdenken. Das Unechte oder die Nachahmung der göttlichen Wahrheit besteht im Beharren der Anhänger einer besonderen Religion an dem überlieferten Glauben an die Unrichtigkeit jeder anderen Religion. Dies ist der Ursprung der religiösen Vorurteile und das schreckliche Hindernis, das finster vor der Schwelle des Weltfriedens und des allgemeinen menschlichen Glückes steht. Diese schwarze Schranke wird nur durch die Erkenntnis der Einheit beseitigt werden können. Die Zeugen der Vergangenheit und die historischen Ereignisse der [Seite 122] Entfaltung des religiösen Zeitalters, die Zeugenschaft der Propheten selbst richtet sich gegen diese falschen Vorstellungen, welche die Menschheit solange ihres Heils beraubt haben.

Diese göttliche Liebe kann nicht in das menschliche Bewußtsein eindringen, das mit dieser Beschränktheit und diesen sektirerischen Vorurteilen behaftet ist. Dies ist das Zeitalter, in dem. die Wahrheit enthüllt wird. Eine Prüfung der Heiligen Bücher der Welt, ein Studium des sich rasch verändernden Bewußtwerdens der Menschheit dem Problem der Unabhängigkeit gegenüber und eine Analyse der Prinzipien und der Lehren Baha’u’lláhs beweisen, daß das Uebergewicht des Aberglaubens der Menschheit ins Wanken geraten ist. Die Verwirklichung der Wahrheit ist in dieser erleuchtenden Zeit nicht mit Gewalt, Angstmachen oder durch Eigensucht zu erreichen. Die Art ist die Einfachheit an sich. Ein offener Sinn, Ueberwindung der Ueberlieferungen veralteter Formen, auch der zeitlichen, genügen, um mit klarem Auge und unbehindertem Sinn und Herz die Wahrheit der Sache zu erkennen. In diesem Zustand der Freiheit ist die Wirklichkeit dieser großen Aeusserung geoffenbart: „Alle sind von Gott und zu Ihm kehren sie zurück“.

Vor allem glauben wir an die Wahrheit, daß die Propheten eines Ursprungs und einer Absicht sind, die Einheit der Menschheit ist bewiesen und die hl. Bücher sind als eine Botschaft zu betrachten, in jedem Zeitalter den Fähigkeiten der Menschen ihrer Zeit angemessen.

„Religionen gibt es viele, aber Religion ist nur eine.“

Die kleinere muß sich der grösseren unterordnen. Die Wirklichkeit kann nicht in viele Teile zerlegt werden, die alle gegeneinander stehen. Wenn wir Krieg und Mißklang in und unter den Religionen finden, so wissen wir, daß Heuchelei die leuchtende Wirklichkeit verdrängt hat. Mit diesem Maß messen die Religionen in der Welt heutzutage und wählen diejenige, welche die ewigen Prinzipien hochhalten und gleichzeitig die Grundlehren und die Reinheit jeder großen Religion bewahren.

Fügen wir hinzu, daß durch diese Erkenntnis und durch diesen Prüfstein der Wirklichkeit und Einheit die größten Gaben der göttlichen Liebe uns zu teil werden, so daß das menschliche Herz es kaum zu erfassen vermag. Das lebengebende Entgelt dieser Liebe strömt von der Lokalisierung der Manifestation Gottes in seinem Zeitalter aus. Solch ein Zeitalter ist angebrochen. Die Menschheit wird ihre Trägheit der alten Zeit abschütteln; der Garten des menschlichen Lebens wird nicht mehr länger im Wachstum behindert und verwildert sein, sondern die dazu bestimmten Früchte der Wahrheit werden an dem Baum des Lebens reifen. Wie gesagt ist, daß an diesem Tag „die Erde von der Weisheit Gottes erfüllt sein wird, wie die Wasser das Meer bedecken“, so wird auch gesehen werden, daß diese Früchte göttliche Taten sind, die unzertrennlich von dieser Weisheit und dieser Liebe sind.

Kann man daran zweifeln, daß ein besseres Verstehen dieser wesentlichen Begriffe bei der gesamten Menschheit eine Steigerung des menschlichen Glücks verursacht? Die Bahai-Bewegung beruft sich auf die edelsten und tiefsten Empfindungen der menschlichen Natur, gewährt ein erschöpfendes Studium allen die universal eingestellt sind. Sie befaßt sich mit allen alten bisherigen Religionen und erklärt sie, aber, in dem sie dies tut, hält sie streng die richtige, Wage zwischen Religion und Wissenschaft als den zwei durchaus nötigen Schwingen der Wahrheit. Sie redet in Ausdrücken der gegenwärtigen Zeit, die Hand an den Puls der Menschheit gelegt, angemessene Rezepte verschreibend gegen die Krankheit, die den ganzen Organismus befallen hat und nicht nur einen beschränkten Teil davon. Alle Menschenkinder sind Gegenstand ihrer Sorge. Ihr Angesicht wendet sich gegen jene alten Feinde des menschlichen Glücks, gegen Vorurteile und den Aberglauben. Sie weist uns die Folgen und Anordnung der göttlichen Offenbarung in der Menschheitsgeschichte und ist erhärtet durch die ursprünglichen Grundprinzipien eines jeden großen Gottesgesandten.

Diese Bewegung, deren Herz die göttliche Liebe ist und welche die Menschheit emporträgt, läßt ihren Ruf zu dem erwachenden Ohr und zu den Herzen aller Menschen sprechen.

Uebersetzt v. Gertrud Bauer.



Parol do de Dro. Mühlschlegel Stuttgart en la dua BahaaKunveno dum la XVIl a UEK en Genevo.

Karaj samideanoj!

Ni &iuj © tien kune venintaj estas veraj samideanoj, ne nur ja pro tio, ke ni (iuj parolas niam karan Esperanton. Ni estas, kvankam alilandanoj, alikonfesianoj, alipro fesiuloj samideanoj simple kiel serlantaj homoj, sercantaj amon kaj veron — refigion. Ni bahaanoj sentas koran, varman $ojon prezenti al vi la instruojn de Baha’u’lläh kaj de lia klariganto ’Abdu’l-Bahá, kies [Seite 123] Cion-ampleksan grandecon kaj gravecon ni ne povas evidentigi al vi per kelkaj vortoj. Vi mem, ni esperas, post pli malpli longa studado kaj penado kaj vivado Sin ekkonos.

La Bahai-movado ne estas nur ia nova orienta religio apud aliaj religioj aü spiritaj movado|j, $i estas simple la plinovigo de la religio; Car ekzistas nur unu Dio, unu amo, unu vero, unu religio. Tia unueca religio do estas tio, kion ni Ciuj bezonas, &iuj serladas. Religio ja ne estas dogmo aü eklezio aü kulto aü bigoteco, religio estas Cion-ampleksa, Cion-traiganta, $i estas la kara, varma, vigla, bela, $oja, Iumanta vivo.

Sed ni re nur entusiasmigu per la sento de &i tiuj ideoj, ni realigu ilin kaj ekkonu klare detale; Car la nun komencanta homara epoko ne estos epoko de senracia kredo aü de senkreda racio, sed la epoko de unuifo dekredokajracio,laepoko deklarakompreno.

Ekzistas nur unu Dio, unu amo, unu vero, unu religio. Diversecaj kaj senfine Sanfeblaj estas nur la formoj de la dia mani-festado. La grandaj, malfalsaj profetoj estas la reflektantoj, la manifestantoj de la unu dia lumo, aperanta kiel amo kaj vero. Ili evidentigas la dian lumon laü la kapableco de la samtempa kaj samnacia homaro, kiu Ciam Sangadas. Pro tio la eksteraj formoj de la religio same san$adas, tio estas, post kelka tempo ili estas aliformigotaj per iu nova profeto. Ni homoj tiam diradas: tiu aü tiı profeto fondis novan religion. Vere li fondis nur novan, plimodernan formon de la homa religio,

Ekzemple, ni rigardu Mozeon, Kriston kaj Baha’w’lläah:

Mozeo parolis iam al necivilizita nomada popolo. Pro tio li devis edukj $in precipe materiale kaj morale. Li manifestis la dekalogon kaj korpajn kaj moralajn ordonojn.

Kristo parolis al la anfikva okcidenta mondo pli civilizita kaj pli diverseca ol tiu nomada popolo. Pro tio li povis kaj devis pli spirita instrui ol Mozeo. Kristo predikis pri la amo unuiganta teran diversecon kaj montris por ni la vojon al la „renaskigo el akvo kaj spirito“. Per Kristo la homaro povis plibone kompreni Mozeon. Kristo venis, kiel li mem anoncis, por plenumi Mozeon. Kristo gloris lin, &ar per la Kristanismo Mozeo, $istiam malmulte konata hebrea profeto, farifis mondkonata spirita heroo.

Nun venis Baha’u’lläh. Li parolas al la tuta nuna hvmaro ea pli komplikata, pli diverseca ol la tiama, kaj sklavo de $ia evoluita intelekto. Sed pro la edukado per la kristanismo kaj pro multjarcenta evoluado la nuna homaro kapabligis eksenti kun dia helpo pli klare la unuecon de la fonto de &iuj religioj, la unuecan fonton de vero kaj amo. La nuna homaro plibone povos neniigi la antaüjugojn religiajn, naciajn, moralajn, socialajn, neniigi &iujn barojn inter lahoma frataro, Tial Baha’u’lläh manifestas la unu dian veron kaj amon tiamaniere, ke li pliklarigas en multaj libroj unuajn kaj estontajn sciencajn kaj religiajn problemojn kaj' unuigas le homaron per saßaj ordonoj kaj praktikaj principoj.

Baha’u’lläh tute ne estas konkuranto au malamiko de Kristo — groteska idea rigardante du majestajn manifestontojn de la unu Dio. Per Baha’u’lläh la kristanaro plibone komprenos Kriston, kiel per Kristo ni plibone komprenas Mozeon, Baha’u’lläh plenumas kaj efektivigas la vortojn de Kristo, kiel Kristo plenumis kaj efektivigis la vortojn de Mozeo. Kiu ajn estas bona kristano, tin estas bahaano. Sed fari$i bona kristano aü bahaano cstas malproksimega celo atingebla nur post longa, penplena marSado. Ni &iuj senescepte bezonegas helpon kaj edukadon per amo, instruado kaj praktikaj principoj.

Unu el la bahaaj principoj, klarigantaj kaj unuigantaj la homaron estas, kiel vi sciigis, la ordono de la kreado de helplingvo. Baha’u’llä ordonas en la libro „ISrakat“:

„Per unueco la regionoj de la mondo liam estis lumigitaj en la lumo de la dia sendafo ......

Plifrue en tabletoj Ni ordonis, ke la komisiitoj de la „Domo de Justeco, devas elekti un lingvon el la estantaj aü krei ian novan lingvon kaj same elekti unu el. la diversaj skriboj kaj instrui la infanojn de la lernejoj de la mondo tiel ke la tuta mondo povas esti konsiderata kiel unu patrujo kaj unu hejmo.

La plej Satinda fruktöo de la arbo de scio estas jena majesta vorto:

Vi &uj estas fruktoj de unu arbo kaj folioj de unu branco. Gloro ne estu al tiu, kiu amas nur sian hejmlandon, gloro estu al tiu, kiu amas la tutan mondon.“

Ni pripensu, samideanoj!

Tion © ordonis antaü multaj dekjaroj profeto en necivilizita orienta lando. La fortega spirita radio de lia penso trairis [Seite 124] la mondon kajfrapis en malproksima eüropa lando la knabon Ludoviko Zamenhof kaj travibris kaj inspiris lin. Dum lia benporta vivo li efektivigis tiun esperantan „internan ideon“, la spiriton de estißanta nova homaro, la spiriton de Baha’u’lláh.

Pro tio D-ro Zamenhof estis vera bahaano. Kaj &iuj bahaanoj en la tuta mondo honoras lin kiel idealan modelon, amas lin kiel majstron kaj fraton,

In Hamburg erscheint seit kurzem eine internationale Bahai-Esperanto Zeitschrift „La Nova Tago“. Diese Zeitschrift bezweckt den Gedanken der Einheitsprache in Bahai-Kreisen und die Verbreitung der Bahai-Prinzipien unter den Esperantisten. Die Heftchen erscheinen vierteljährlich und können zum Jahrespreis von M. 0,50 einschließlich Postgeld (Einzelheft M. 0,15) bezogen werden durch „La Vova Tago“ Wandsbeck (Hamburg) Oehlsmühlenweg 66. Die erste Nummer der Ausgabe ist bereits erschienen, sie enthält einen einführenden Artikel von Dr. Großmann, Wandsbeck mit einem Bild ’Abdu’l-Bahás, die nächste Nummer wird im Laufe des September herauskommen.



Dr. Arthur Brauns.

Nun ist auch die leiseste Hoffnung entschwunden, daß unser lieber, gütiger Freund Dr. Arthur Brauns gerettet sein könnte. Er ruht in einem großen, wunderbar breiten Grab, dem Genfer See, denn seine sterbliche Hülle konnte noch nicht gefunden und geborgen werden. So ruht er ganz am Herzen der Natur, nicht eingeengt durch enge Sargwände, frei und befreit von allen Grenzen, hat er im Tode, was er im Leben so sehr erstrebte, Vereintsein mit der Natur.

Uns Zurückbleibenden ist eine unendlich schmerzende Lücke durch das Hinscheiden unseres allverehrten Freundes und Bahai-Bruders im Leben entstanden. Wir alle, die durch das einende Band der Bahailehre verknüpft sind, fühlen, daß einer unserer Besten, Würdigsten nicht mehr unter uns weilt.

Dr. Brauns wurde am 15. April 1883 in Goslar geboren. Seine Jugend war durch dauernde Erkrankung seiner Mutter getrübt. Schon früh zeigte ihm das Leben seine ernsten und traurigsten Seiten. — Er entschied sich zum Studium der Medizin aus innerster Berufung heraus. In München lernte er einen Sohn des bekannten Psychiaters August Forel kennen, mit dem ihn bald herzliche Freundschaft verband. Der junge Forel führte Arthur Brauns auch in sein Elternhaus ein, und so kam es, daß Brauns nicht nur seine Gattin, sondern auch den Lebensberuf fand, der seinem innersten Wesen am meisten entsprach, er wurde Nervenarzt und zwar widmete er sich bald ausschließlich Seelenkranken. Brauns war einer der Ersten, die in Deutschland Heilungen von Seelenkranken mit Psychoanalyse herbeiführten. Er war allen denen, die in großer Not und Verzweiflung zu ihm kamen um letzte Rettung zu suchen, nicht nur der gütige und allzeit verstehende Arzt, sondern gar bald auch der beste, treueste Freund und Retter aus Not und bitterster Seelenpein. Still und mit gütigen Händen, half er allen, die zu ihn kamen, sei es um ärztliche Hilfe oder sonst in einer Not. Stark und mutig vertrat er das, was er für richtig erkannte. Aber nie, gar nie war dieses Beharren auf der eigenen Meinung für den Gegner verletzend oder mit irgend einem auch noch so leisen Rechthabenwollen gemischt. Brauns war ja so unendlich bescheiden. Immer wieder suchte er zu überzeugen durch das Beispiel. Voll hingebender Menschenliebe, die aus lauterstem, edelstem Herzen entsprang, war er ein leuchtendes Vorbild für uns alle.

Durch tiefe religiöse Kämpfe mußte Brauns hindurchgehen. Schwer lastete der Konfessionszwang auf ihm. Er rang sich durch und machte sich frei von all den menschlichen Schranken und Vorurteilen. Aus tiefster innerster Ueberzeugung ist er Bahai geworden. Er liebte diese weltumfassende, menschheitseinende Lehre mit der ganzen Kraft seiner großen Seele. Er war Priester im reinsten und höchsten Sinne. Brauns predigte durch sein Beispiel, durch seine unerschöpfliche Geduld, durch edelste, schlichteste Güte und Liebe so eindringlich und zu Herzen gehend, daß alle, die mit ihm in Berührung kamen, Mut und Freude von ihm empfingen. Kein Opfer war ihm zu groß und zu schwer, um einem Menschen zu helfen. Er opferte Zeit und materielle Vorteile, sein ganzes Privatleben war ein einziger großer Dienst für alle seine „Brüder“ und „Schwestern“. Eigene Bequemlichkeit war ihm fremd. Und nie würde er um eines äußeren Vorteiles willen etwas gegen seine Ueberzeugung getan haben.

Nun ist Dr. Arthur Brauns nicht mehr bei uns! Tiefer Schmerz erfüllt unsere Seelen und ein wehes Aufschluchzen geht zum Himmel: Warum gerade dieser ? Doch ein tiefes herrliches Vertrauen auf Gott und die Notwendigkeit alles Geschehens war Brauns schönste Stärke. [Seite 125]

Und diese Stärke gab er auch allen denen, die ihn zum Führer erwählten. Einem guten Gärtner gleich hegte er in den Herzen das zarte Pflänzchen Gottvertrauen, das er mit behutsamen starken Händen in sie pflanzte. Und wer ihm die schönste Ehrung geben will, der beuge sich still unter dem Willen Gottes, still und demütig und stolz zugleich trage er den schweren unersetzlichen Verlust. Nicht grübeln und klagen, es nützt ja nichts und macht uns nur schwach. In Seinem Geiste wollen und müssen wir weiterleben, wollen uns gegenseitig stützen und helfen, daß wir unseres großen, edlen Bruders würdig bleiben.

Ist er denn wirklich von uns gegangen? Ist denn mit dem leiblichen Tode alles aus? Sind Geist und Seele unsterblich? Ja! Sein Geist ist uns geblieben. Sein leuchtend reines Bild ist und bleibt uns wie ein köstlich Erbteil und zur hehren Mahnung. Und darum wollen wir uns keiner nutzlosen Trauer ergeben, sondern Sein Erbe mit reinen, starken Händen ergreifen und in Seinem Geiste leben und wirken zum Segen unserer Mitmenschen.

Hede Dannheißer.


Wir reichen uns die Hände stumm

Und fühlen tief:

Hier reifte edles Menschentum.

Die Heimat rief.


Lichte Gebete finden sich

Als froh Geleit

Und grüßen Dich und lieben Dich

In Ewigkeit.


Dr. A. Mühlschlegel.



Rector Heinrich Jäger.

Am Montag, den 28. September, 2. Meshippet ist unser lieber Bahaifreund Heinrich Jäger nach kurzer, schwerer Krankheit im. Alter von 60 Jahren aus unserer sichtbaren Welt geschieden.

Geboren und aufgewachsen in Mundelsheim, nach seiner Seminarzeit als Lehrer in Eybach, Tuttlingen und Suttgart zuletzt als Rektor der Schreiberschule tätig, ist er sein Leben lang ein aufrichtiger Sucher nach Erkenntnis gewesen. Vor über einem Jahrzehnt führte ihn sein Lebensweg zur Bahailehre. Was er in ihr an Liebe und Wahrheit gefunden, das hat er in schlichtem Dienen zur Tat gestaltet, als geliebter Erzieher seiner Schulkinder, als treuer Vater der im Bahaigeiste strebenden Familie, als bescheiden, wahrheitsforschender Gelehrter, als lieber, stiller Menschenbruder. Jahrelang hat er an der Bahaibewegung in Wort und Schrift tätig teilgenommen. Alle, die ihm begegnet, die Seinen, seine Freunde, seine Schulkinder, seine Amtsgenossen und wir, die wir uns um die Fahne Baha’u’lláhs scharen, gedenken seiner in dankbarer Liebe. Bitter ist der Abschied.

Doch von der Größten Feder steht geschrieben: „O Sohn des Höchsten! Den Tod habe ich als frohes Ereignis für Dich bestimmt. Was grämst Du Dich? .. .“ Wie unter den Blättern, die jetzt überall herbstlich zur Erde fallen, schon die zarten Keime des neuen Frühlings schlummern, so ist auch das leidvolle Vergehen der Erdenhülle zugleich freudvoller, frühlingsfroher Neubeginn seelischer Entwicklung. Nicht in Trauer sich zu härmen steht dem Bahai zu. In helfender Liebe wollen wir dem neuen Bürger jenes Reiches, das auch unser wartet, mit sonnigen Gedanken und eng verbunden zur Seite stehen.

Dr. Adalbert Mühlschlegel.



Dr. Arthur Brauns.

We received the sad news from St. Maurice (Kanton Wallis) that our dear and highly-esteemed friend Dr. Arthur Brauns met with a fatal accident on September 1st at the end of his tour through Switzerland in his canoe. We learn by a notice in a Karlsruhe paper of September 3rd, that an Tuesday September 1st, some children standing on the bank of the Rhone saw the remains of a boot and a man drifting behind it, who soon afterwards disappeared under water. Inquiries proved that it was Professor Dr. Forels son-in-law, Dr. Arthur Brauns from Karlsruhe i. B. aged 40. With his two sons Dr. Brauns had started from Radolfzell on the Lake of Constance, to visit his father-in-law, who lives in Yvorne and journeyed partly in his folding canoe and partly by train. On arriving in Sitten Dr. Brauns wished to paddle down the Rhône as far [Seite 126] as the Lake of Geneva. The corpse has not been recovered as yet. It is supposed to have drifted into the Lake of Geneva.

In Dr. Brauns a man of rare benevolence and nobility of thought has departed this live. His tragice death will be a great grief to all who knew him and to all who sought for medical help from him, this sensitive and highly esteemed mental physician and especialiy good Bahai. The Bahai Spiritual National Assembly to which he belonged, ever since it was organised, loses one of its most valued members in him and deepiy mourns the loss of this true and noble friend. Death has wrenched Dr. Brauns from the circle of a beautiful and harmonious family life, from his wife and from five blooming children, to whom he was the most devoted husband, father and friend all in one. His memory will be sacred to us.

The last hope has now faded that our dear benevoient friend, Dr. Arthur Brauns was saved. He is resting in a great and wonderful wide grave, the Lake of Geneva, his mortal remains have not yet been found and recovered. So he is resting in the heart of nature, not confined to the narrowness of a coffin, free and delivered from all limits, he has found in death what he so longed for in life, union with nature. For us remaining behind, an aching void has been caused in our lives by the death of our esteemed friend and Bahaibrother. All of us who are united by the tie of the Bahai teaching feel, that one of our best, most worthy members is no longer amongst us.

Dr. Brauns was born in Goslar on April 15th 1883. His youth was darkened by the constant illness of his mother. He early became acquainted with the serious and sad side of life. He decided to study medicin. In Munich he became acquainted with a son of the well known psychologist August Forel, with whom he soon became intimately bound in friendship. Young Forel introduced Arthur Brauns to his parents and so it came about that he found there not only the companion of his life — his dear wife — but also the profession which appealed most to his inward nature, he becam a psychologist and devoted himself specially to mental illnesses. Brauns was one of the first in Germany who cured mental illnesses by psychoanalysies. To all those who came to him in need and despair to seek help, he was not only the ever kind and comprehending doctor, but also soon became the best, most faithful friend and deliverer from need and bitter mental agony. Quietly and kindly he helped all those who appealed to him, if for medical help, or in any other kind of trouble. With courage and strength he defended what he considered to be right. But he never, never wounded an opponent by sticking to his opinion merely for the sake of maintaining it. Brauns was modesty itself. Again and again he tried to convince others by examples. He was full of human love arising from a pure and noble heart and was a shining example to us all.

He went through deep religious struggles. Compulsive faith weighed heavily upon him. He struggled and freed himself from all human barriers and prejudices. He became a Bahai from deepest conviction. He loved this all-embracing, human Teaching with the whole force of his great soul. He was a priest in the purest and highest sense. Brauns preached so impressively and forcibly by his example, by his never ending patience, by his noble simplicity and love, that all, who came into touch with him received courage and joy. No sacrifice was too great, or too hard for him if he could help a human being. He sacrificed time and money, his whole privaie life was spent in the service of his brothers and sisters. His own comfort he never thought of. And he would never have acted against his convictions for the sake of his own advantage.

Now Dr. Arthur Brauns is no longer in our midst! Our souls are full of the deepest grief and a cry goes up to heaven: „Why was he just taken? But a deep great faith in God and belief in the necessity of all events were Brauns greatest strength. And he imparted strength to all, who chose him as their leader. Like a good gardener he carefully nursed the tender plant of belief in the hearts, in which he had carefully planted it with strong hands. And whoever wants to honour him most, let him bend to the Will of God, and endure the heavy irreparable loss quietly. There is no good in brooding and lamenting, it only makes us weak. We must continue to go on living, in his spirit, supporting and aiding one another, so as to remain worthy of our great and noble brother.

Has he in reality gone from us? Does everything end with bodily death? Are spirit and soul immortal? Yes, his spirit remains with us. His pure and shining image remains with us as a precious heritage and sublime exhortation. Therefore we will not give way to any useless mourning, but will embrace his inheritance with pure, strong hands and will live and work in his spirit for the welfare of our fellow cratures.

Hede Dannheißer.


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Rector Heinrich Jäger.


On Monday September 28 th/2nd Meshiggat, our dear Bahai friend, Heinrich Jäger, departed this life at the age of 60, after a short and serious illness.

He was born and brought up in Mundelsheim, after his college days were ended he became teacher in Erbach, Tuttlingen and finally rector of the Schreiberschule in Stuttgart. His whole life long he was an earnest searcher after fruth. Then years ago his path led him into touch with the Bahaiteaching. By his deeds he proved the love and truth he found therein a devoted father to his family, who strove to live in the Bahai spirit, a modest truthseeking man of letters, a dear, quiet brother of mankind. For years he took part in the Bahai movement in words and writing. All who came into contact with him, his family, his friends, his pupils, his colleagues and we, who flock around the flag of Baha’u’lláh remember him in Jove and gratitude. The parting is bitter.

But the Greatest Pen writes: O Son of the Infinited made death for thee as a glad tiding Why dost thou grieve? ... .“ Just as the tender germs of the coming spring now lie dormant in the falling leaves of the autumn, the sad disappearance of the mortal frame is at the same time a joyful springlike commencement of spiritual development. A Bahai does not give way to grief. In loving help, with sunny thoughts and fervent prayers, we will stand by the new citizen of the Kingdom, which also awaits us.

Dr. Adalbert Mühlschlegel.



Bahai-Besuch.

In den ersten Septembertagen ist unser lieber treubewährter Freund Aga Mirza Azizulláh Khan S. Bahadur aus Schiraz nach längerem Aufenthalt in Stuttgart wieder nach Haifa zurückgekehrt.

Wir freucn uns herzlich mit ihm, daß die, letzten Jahres durch eine Chinin-Einspritzung verursachte Lähmung seiner linken Hand behoben ist. Durch die Kunst deutscher Aerzte ist nach geglückter Operation seine Hand wieder vollständig gebrauchsfähig, so daß sich unser lieber Freund aufs neue mit voller Kraft dem Dienst der Heiligen Sache und unserem Beschützer widmen kann. Unsere herzlichsten Wünsche begleiten ihn ins heilige Land.



Ein eigenes Heim.

Wir möchten unsere Leser auf den deutschen Eigenheim-Verein „Gemeinschaft der Freunde E. V.“. Gemeinnützige Gesellschaft zur Beschaffung von Eigenheimen, Eigenwohnungen und Altersheimen — Hauptwerbestelle Wüstenrot b. Heilbronn — aufmerksam machen,

In Anbetracht der überaus großen Wohnungsnot, hat sich dieser Verein zur Aufgabe gestellt, durch eine einfache Lösung den Wohnungsnotleidenden Gelegenheit zu geben, sich ein eigenes Heim zu schaffen.

Die in verschiedene Rubriken eingeteilte Beschaffungsmöglichkeit der Baugelder ist durch Auslosung bestimmt und benötigt, wenn nicht vorhanden, keine großen Anzahlungen.

Einen Bauvertrag kann man jederzeit abschließen, ohne Rücksicht darauf, ob man weiß, wo und wie man bauen will. Sowie die Auslosung der Bausumme erfolgt ist, kann man bauen, auch an einem anderen Ort als man zur Zeit wohnt, vorausgesetzt, daß eine grundbuchmäßige Sicherheit für die zu gebende Bausumme erfolgen kann.

Da der Verein noch am Anfang seiner Tätigkeit steht, können auch noch keine Massengelder vorhanden sein, und können folglich nur der Reihe nach, und nach Möglichkeit abgegeben werden. Man kann, wenn sich das Einkommen steigert, höhere Abzahlungen leisten und kommt dadurch in eine höhere Gruppe, bei der man schneller zum Ziel gelangt. Man kann auch, wenn irgendwelche Verhältnisse die vereinbarten Zahlungen nachweisbar unterbrechen, diese einige Zeit aussetzen und sie später nachholen. Kann man dies nicht und währt die Unterbrechung längere Zeit, so kommt man dadurch zeitlich in eine andere Gruppe.

Um nähere Auskunft wende man sich an die „Gemeinde der Freunde“ in Wüstenrot b. Heilbronn und verlange das amtliche Mitteilungsblatt: „Mein Eigen-Heim.“ Besuche daselbst werden nur Mittwoch und Donnerstag angenommen.

Die Schriftleitung.

[Seite 128]


Neuerschienen.

ist das für alle Bahaifreunde und Interessenten für die Bahailehre so wertvolle Buch „Die Bahai-Offenbarung“ von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel. Preis kartoniert (ähnlich der Verborgenen Worte) M. 4.—, in Halbleinen gebunden M. 4.60, in sehr schönem Kunstlederband M. 5.50, mit Goldschnitt M. 1.— mehr.

Dieses Buch führt dem Leser nicht nur die Vielseitigkeit und Größe der Bahailehre vor Augen, sondern es bringt ihm auch Beweise der Wahrheit dieser Lehre aus der Bibel. Es zeigt uns ferner, wie vieles jetzt schon von dem in der Bahailehre Erstrebten seiner Verwirklichung entgegengeht und daß der Geist Baha’u’lláhs heute als Zeitgeist in der ganzen Welt wirkt.



Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart

Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33

In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50

17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20

18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60


Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.


Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.


Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.


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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustré supplement, p. 66.)