Sonne der Wahrheit/Jahrgang 5/Heft 4/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft IV JUNI 1925
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


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Die Hauptpunkte der Bahailehre
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1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.

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SONNE    DER  WAHRHEIT
Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig
Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark.
Heft 4 Stuttgart, im Juni 1925 5. Jahrgang

Inhalt: Die Stufe 'Abdu'l-Bahás. — Religion und Wissenschaft. — Humileco. — Kinderfest in Eßlingen. 3. 5. 1925. — Benachrichtigung. — Bericht aus Stuttgart: Geburtstagsfeier von 'Abdu'l-Bahá. — Children’s Feast in Esslingen 3. 5. 1925. — Report from the 23 rd. of May, blessed Birthday of our Lord 'Abdu'l-Bahá.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion



Das Evangelium des Lichts verkündige Ich dir, erfreue dich dessen und laß dich durch dasselbe in den Zustand der Heiligkeit leiten. Alsdann bleibe in diesem, damit du im Frieden sein mögest — ewiglich.

Baha’u’lláh.


Faßt festen Fuß in der Gottessache, weitet eure Brust für die frohen Botschaften Gottes und wendet euch zum Reich Gottes mit reinem Herzen, geheiligter Seele, frohen Geistes, mit hellen Augen und strahlendem Antlitz. Wahrlich ich sage euch, dann werden die heiligen Engel euch willkommen heißen mit der frohen Botschaft Gottes, des Mächtigen, des Allgewaltigen.

Abdu’l-Bahá.




O treuer Diener Gottes!


Die Periode, in welcher Du zum Leben gerufen wurdest, ist wahrlich die Periode des Allerherrlichsten und das Zeitalter des grössten Namens. Geheiligt und gepriesen sei der Herr, der Seinen armen Dienern die Gnade verliehen hat, dieses wunderbare Licht zu schauen. Wir müssen Ihm danken bei Tag und Nacht für Seine vielen Segnungen, und Selbstaufopferung üben auf dem Pfade Baha’u’lláh. (Möge mein Leben ein Opfer an Seiner Schwelle sein!)

Wir müssen bestrebt sein, Sein Werk zu verbreiten, wir müssen danach trachten Seine Zeichen zu offenbaren, Sein Haus zu bauen, Seine Beweise hinauszutragen, wir müssen Ihn loben immerdar und gehorsam und demütig sein, demütig bittend vor Ihm.

Vielleicht wird der Gnadenreiche uns befähigen, Ihm unsere Dankbarkeit für Seine Gaben zu beweisen.

Deshalb löse deine Zunge, um die Heilige Botschaft hinauszutragen und ihren Duft zu verbreiten!


Abdu’l-Bahá Abbás



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Die Stufe Abdu’l-Bahás.

„Alsdann merke dir: Mein Thron ist meine Matte, meine herrliche Krone ist mein Dienst, den ich Gott leiste. Meine Standarte ist die Erinnerung an meinen Herrn, und meine Heere bestehen in der Erkenntnis, die ich von meinem Meister erlangte. Mein Schwert ist die Führung Gottes. Meine Herrschaft besteht in meiner Demut, meiner Niedrigkeit und meiner demütigen Bitte zu Gott. Darin besteht die für immer währende Regierung, die niemand streitig machen, noch an sich reißen kann.“

„O du, der du durch den Mittelpunkt des Bundes deinen Ruf zu den himmlischen Horizonten erhebst! Nach den klaren Darstellungen im Kitab el Akdas (dem größten heiligen Buch) und dem zuverlässigen Zeugnis des Kitab el Ahd (Buch des Testaments) ist dieser Diener (’Abdu’l-Bahá) der Ausleger und Erklärer des Wortes Gottes. Alle diejenigen, die im Bund und Testament Gottes fest und treu sind, dürfen nicht über die deutlichen Erklärungen und Auslegungen dieses Dieners hinausgehen. Er gibt euch die wahren und wirklichen Erklärungen.

„Das wahre Geheimnis dieser Darstellung liegt in dem Dienst, der für die Schönheit Abhás an der gesegneten Schwelle in vollkommener Sanftmut geleistet wird. Dieses ist mein glänzendes Diadem, meine herrliche Krone. Durch diesen Dienst werde ich verherrlicht in den Reichen des Himmels und der Erde. Die Menschen, die sich zu Gott hingezogen fühlen, erkennen die Schönheit dieses Dienstes. Was diesen Punkt betrifft, so sollte ihm keine andere Auslegung gegeben werden, denn er enthält die Wahrheit klar und deutlich,




Das Mausoleum am Karmel: Die Ostseite.


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Das Mausoleum am Karmel: Die Front.

„O du, der du den Namen Gottes verkündigst! Der, welcher dies bestimmte, ist der Ausleger der Worte und er ist der Diener, der über jegliches Lob, jegliche Verherrlichung und über alle Eigenschaften und Tugenden erhaben ist. Aber mein Name, mein Wesen, meine Persönlichkeit und meine Wirklichkeit bestehen in nichts anderem als im Dienst für die Schönheit Abhás, und ich verdiene nicht betrachtet zu werden, als hafte auch nur ein Schatten von Selbstverherrlichung an mir; wie auch von der Manifestation (Baha’u’lláh) gesagt wurde: „Pflanzet diesen Zweig in die Herzen und haltet ihn heilig über jeglichen Schatten der Selbstüberhebung.”

„Du möchtest Auskunft haben über die Stufe, die ich einnehme; über meine erhabene Stellung und meine Größe”.

„So merke dir, daß ich ’Abdu’l-Bahá (der Diener Gottes) bin. Ich rufe die Menschen zum Königreich Gottes; ich verbreite die Lehre Gottes und verkündige den Menschen die Gunst und Gnade Gottes.”

„Ich bin das über den Domen des Königreichs Gottes entfaltete Banner des Friedens, das den Menschen Schutz und Erlösung gewährt. Ich bin der Stern der Liebe für die Welt, der die Horizonte erleuchtet. Ich bin der, welcher die Menschen zur Einigkeit, zur Harmonie und zur Vereinigung ruft, einerlei welcher Nation oder Religion sie auch angehören mögen. Ich lade sie ein zu dem Licht der Wirklichkeit und zur göttlichen Wahrheit. Ich halte den Kelch der Führung in meiner Hand und erquicke die Menschen mit dem Wein der Liebe Gottes. Ich rufe die Völker zu dem Königreich Gottes und bereite den Weg, der mit Hilfe der Allerhöchsten Heerscharen zu dem Herrn der Heerscharen führt, damit die Seelen zu dem göttlichen Licht gelangen, und sie auf diese Weise unter dem Schatten des Wortes Gottes erzogen werden.

„Die Stellung, die dieser Diener ('Abdu'l-Bahá) einnimmt, ist die des Dienstes an der Schwelle Baha‘u‘lláhs, und nur in dieser fühle ich mich geehrt. 'Abdu'l-Bahá ist das Banner der göttlichen Liebe, das Zeichen der Gaben Gottes, der Diener der Scharen des Barmherzigen, das Licht in den Versammlungen der Geistiggesinnten. Er ist der Stern des Friedens und der Versöhnung und das Licht der Liebe in der Welt der Menschheit. Er [Seite 52] ist der Herold des Königreichs des Barmherzigen und der Verbreiter der Religion der Aufrichtigkeit und der Gewißheit”.

„Dies ist die Stellung dieses Dieners. Dies ist die Wahrheit.”

„Ich hoffe, daß es durch die göttliche Gnade dahin kommt, daß der Glanz der Liebe Gottes alle Himmelsgegenden durchdringen wird und daß es mir gelingt, allen Kampf und Streit aus der Welt zu schaffen. Alsdann wird die menschliche Welt die Einheit und Einigkeit der Welt des Barmherzigen zum Ausdruck bringen. Diese niedere Welt wird zu einem hellen und gereinigten Spiegel werden, der die himmlische Welt mit ihren erhabenen Heerscharen widerspiegelt. Der Osten und der Westen werden sich umarmen, wie zwei sehnsüchtig nach einander verlangende Menschen, und der Norden und der Süden werden sich die Hände schütteln und einander in die Arme fallen, wie zwei Liebende. Dies seiner Verwirklichung entgegen zu führen ist die Aufgabe ’Abdu’l-Baháhs, und aus dieser ist seine Stellung zu ersehen.”

„Nun höret auf das, was ich euch sage, denn dies ist das Fundament des Erfolgs und die Grundlage der Gerechtigkeit für die Menschheit: Ihr müßt 'Abdu'l-Bahá in allem, was er wünscht und sagt, gehorchen. Wahrlich, dies heißt einen starken Glauben zu haben!

„Deshalb merket euch, ich opfere meine Seele, meinen Geist, mein Leben und mein Ansehen auf dem Pfade Gottes, und ich wählte für mich weder einen Rang noch irgend welche Besitztümer. Was ich für mich erwählte, ist der Gehorsam gegenüber Bahá, d.h.ich bin ’Abdu’l-Bahá (der Diener Bahás) und außer dieser Bezeichnung steht mir kein Name noch Titel zu. Deshalb gebt euch zufrieden mit diesem Namen und befolget meine Worte und meine Wünsche; denn sofern ihr dies tut, werden die gesegneten Bäume, die im Paradiese Gottes wachsen, sprossen und grünen. Wenn ihr loben und preisen wollt, so preiset die Schönheit El-Abhás; wenn ihr jemand rühmen wollt, so rühmet den Namen eures erhabenen Herrn, denn, wenn ihr den Baum hochhaltet, so haltet ihr auch den Zweig hoch. Wenn ihr das Meer erwähnet, so erwähnet ihr damit auch seinen Golf und seine Bucht, denn diese gehören zu ihm. Deshalb erwähnet die Schönheit Abhás nach diesem wohlgemeinten Befehl an alle Menschen, denn mein Befehl enthält Seinen Befehl und meine Eigenschaften sind verkörpert in Seinen Eigenschaften.

„Wenn ihr daher jemand rühmt, so rühmet ihr damit auch seine Angehörigen. Dies ist der Punkt, auf dem alle Gläubigen geeinigt und in Harmonie gebracht werden können. Deshalb lasset nichts aufkommen, was Trennung unter den Erwählten verursachen könnte. Da ich euch von ganzem Herzen liebe, ist es mein Wunsch, daß ihr in meinen Fußstapfen wandeln sollt, meinen Willen erfüllt, meine Worte beachtet und daß ihr Gott danken sollt für die große Gabe, die ihr durch meine Tablets erlangt habt.“

„Merket euch ferner, daß dies Gefängnis infolge meiner Liebe zu Bahá in Wirklichkeit mein wunderbares Paradies ist. Es ist meine erhabene Feste, meine unüberwindliche Burg und mein herrlicher Thron. Seid deshalb nicht bekümmert um mich, bittet vielmehr Gott, daß er mich den Kelch der Aufopferung auf dem Pfade Bahás bis zur Neige trinken lasse; denn durch Trübsal wird das Herz ’Abdu’l-Bahás angezogen. Durch Leiden und Unterdrückungen wird die Brust ’Abdu’l-Bahás geweitet; durch Mißgeschicke wird die Aufrichtigkeit ’Abdu’l-Bahás bewiesen; durch die Gefangenschaft wird die Seele ’Abdu’l-Bahás erheitert. Jeden Augenblick wünscht er den Kelch der Aufopferung auf dem Pfade Gottes bis zur Neige zu trinken.“

„Fürchtet nichts, wenn dieser „Zweig“ von der Erde getrennt und seine Blätter anscheinend beiseite geworfen werden. Nein, seine Blätter werden alsdann noch üppiger gedeihen, als zuvor, denn dieser Zweig wird, nachdem er auf dieser Erde abgeschnitten ist, emporwachsen, bis er das ganze Weltall beschirmt. Sein Laubwerk wird bis zu dem erhabensten und höchsten Punkt reichen, und er wird Früchte tragen, deren Düfte sich über die ganze Welt verbreiten werden.“

Frage: „Wird nach dem Hinscheiden ’Abdu’l-Bahás eine große geistige Offenbarung über die ganze Erde gehen ?“ [Seite 53]

Antwort ’Abdu’l-Bahá: „Was die Frage meines Heimgangs zur Nähe der Barmherzigkeit meines Herrn betrifft, so merke dir, daß alsdann wunderbare Zeiten erscheinen werden. Der Odem Gottes wird über die Erde wehen, die Düfte Gottes werden verbreitet und der Geist Gottes wird vor und nach meinem Hinscheiden in den Körper dieser Welt eintreten. Ich bitte aber Gott, daß er euch schon in diesen Tagen die größte Geistigkeit gewähren möge. Bemühe dich daher, damit du einen großen Teil von ihr erlangst.“

„Mein Name sollte in allen Schriften auf den Namen ’Abdu’l-Bahá beschränkt bleiben. Dies ist der Sammelname, der alle Menschen zusammenschließen wird, und er ist eine starke Festung und der Schutz für die Sache Gottes. Die Geliebten Gottes müssen sich auf diesen Namen beschränken; erwähnen können sie mich jedoch als das Licht der Liebe Gottes, als die Flamme der Führung Gottes und als das Banner des Friedens und der Harmonie. Ich hoffe zu Gott, daß ihr immer durch den Heiligen Geist gefestigt werdet.“

„Ihr müßt wissen, daß das Prinzip der göttlichen Grundlage in Liebe, Uebereinstimmung, Einheit und in der Reinheit der Absichten besteht. Wenn die Liebe verwirklicht ist, dann werden die Geheimnisse der Wahrheit offenbar. Es sollte sich niemand an verschiedene Titel klammern; ein Titel genügt, und dieser ist ’Abdu’l-Bahá. In diesem Wort müssen sich alle einigen, bis die verschiedenen Meinungen gänzlich aus ihrer Mitte beseitigt sind. Aber das, was zur Anerkennung dieses Wortes (’Abdu’l-Bahá) von Bedeutung ist, ist die Anziehungskraft; es ist die Liebe zu Gott, der Dienst für die Sache Gottes, die Verbreitung des Wortes Gottes, die Trennung von allem, außer Gott, Uebereinstimmung, Einigkeit, Einheit, Demut, Sanftmut, Selbstentäußerung und der Dienst für die Geliebten Gottes. Solange sich jemand nicht mit diesen Eigenschaften auszeichnet, hat er die Stufe ’Abdu’l-Bahás noch nicht erkannt; denn ’Abdu’l-Bahá ist das Banner der Liebe Gottes, die Lampe der Erkenntnis Gottes, der Herd des Königreiches Gottes, der Gebieter der Heerscharen des Friedens und der Versöhnung, der Stern der Ewigkeit und der Harmonie unter allen Nationen der Welt. Deshalb muß jedes, in dessen Herz die Liebe ’Abdu’l-Bahás erglüht, in dieser Weise handeln; wenn die Menschen auf diesem Pfade wandeln, werden alle Meinungsverschiedenheiten beseitigt."

„O meine Freunde! Enthaltet all eure Fähigkeiten und Sinne von jeder andern Erwähnung und allen andern Gedanken, und folget dem Beispiel ’Abdu’l-Bahás im Dienst an der heiligen und erhabenen Schwelle. Eilet zu dem Feld der Aufopferung, sehnet euch nach dem großen Martyrium. Lebet euer Leben in der Liebe zu Gott und in der Anziehung zu der Schönheit El Abhás.“

„’Abdu’l-Bahá, der Diener Bahás, hat sich mit dem Mantel der Dienstbarkeit und der Ergebung für die Geliebten El Bahás bekleidet; wahrlich, dies ist ein großer Sieg.“

„O ihr Dienerinnen Gottes! Wenn ihr von mir sprechen wollt, so sprechet von meinem Dienst Gott gegenüber, von meiner Unterwürfigkeit den Geliebten Gottes gegenüber, von meiner Selbstentäußerung und äußersten Sanftmut an der Schwelle Bahás. Wahrlich, ich bin der Diener Bahás und der Gefangene Bahás. Außerdem besitze ich keinen Rang, noch beanspruche ich irgend etwas für mich.

„Deshalb erwähnt mich nur in meinem reinen Dienst, damit kann jede Dienerin, die das Lob Gottes ausspricht, mein Herz erfreuen.“

„Uebermittle der Dienerin Gottes mein Lob und sage ihr: „Wahrlich, du hast das physische Bild ’Abdu’l-Bahás gesehen, das mit Hilfe der sichtbaren Sonnenstrahlen hergestellt wurde und deine Augen füllten sich mit Tränen. Bitte Gott, daß Er dir ’Abdu’l-Bahás geistiges Bild zeigen möge, das durch jene Strahlen hergestellt wurde, die von dem Königreich des Barmherzigen herableuchten. Dann wird die Anziehungskraft Gottes über dich kommen und dich zu einem Feuerfunken machen, der von der Liebe Gottes entzündet ist.“

„Bedenke, daß die Schriften von ’Abdu’l-Bahá und seine Ansprachen ein verborgenes Geheimnis und eine noch verhüllte Tatsache sind. Niemand ist zur Zeit über seine Größe und seine Sendung unterrichtet. Aber im Lauf der Zeit und besonders in den künftigen Jahrhunderten, werden seine Zeichen offenbar werden und seine Lichter leuchten. Die von ihm ausströmenden Düfte werden verbreitet [Seite 54] und die jetzt noch in ihm verborgene Größe und Wichtigkeit wird bekannt werden. Wahrlich, ich sage Dir, jedes Blatt, das von ’Abdu’l-Bahá stammt, wird ein weitverbreitetes Buch werden, ja noch mehr, es wird ein glänzender Edelstein in der herrlichen Krone sein. Wisse seinen Wert zu schätzen und halte seine Stufe hoch.“

„So wisse mit Bestimmtheit, daß ’Abdu’l-Bahá eine geistige Sprache führt, und himmlische Unterredungen und Herzensoffenbarungen hat.“

„Wahrlich, durch die Mildtätigkeit El-Bahás spreche ich im Geist und in der Vision zu jedem, der mich geistig anspricht, und dies ist dem bekannt, von dessen Augen Gott die dunkle Hülle weggezogen hat.“

„O Diener Gottes! Wenn ihr euch in den geistigen Versammlungen vereinigt und Gott durch Seinen Größten Namen erwähnt, so ist ’Abdu’l-Bahá sicherlich unter euch im Geiste und bittet Gott, daß Er eure Gebete durch Seine ewige Gnade erhören möge.“

„Dein Brief ist angekommen, und wir nahmen Kenntnis von seinem Inhalt. Du weißt, wie gütig ’Abdu’l-Bahá zu dir ist. Ich bitte den barmherzigen Herrn, daß du ein Zeichen des Segens und ein Gefäß der Vorsehung für die Schönheit El-Abhás werdest. Was nun deine Frage betrifft, die du stelltest, so bedenke, daß deren Beantwortung Verwirrung unter den Gläubigen hervorrufen und in Streit und Mißklang endigen würde. Es würde dies Kummer in den Herzen der Gläubigen verursachen und deshalb wollen wir sie lieber nicht schriftlich beantworten. Bemerken möchte ich aber, daß die Erwähnung ’Abdu’l-Bahás nicht zur Ursache der Disharmonie unter den Geliebten Gottes werden darf, denn mein Wunsch ist, der Anlaß zu Einklang und Harmonie unter allen Menschen zu sein, und alles hängt davon ab, daß sämtliche Gläubige (hinsichtlich m. Person) nur das sagen, was durch meine Feder kundgetan wurde und daß sie dies auch nicht mit einem Wort überschreiten. Deshalb erwähnet mich nur unter dem Namen ’Abdu’l-Bahá; außer diesem wurde weder ein Wort durch meine Feder geschrieben, noch ein solches durch meinen Mund geäußert. Die Freunde müssen sich mit diesem Namen begnügen. Es mag euch über meine Stufe befragen wer da will, saget ihm nicht mehr als: „er ist ’Abdu’l-Bahá.“ Wenn sie euch auch noch so sehr bestürmen, mehr zu sagen, so saget: „Es ist uns befohlen, gehorsam zu sein und das anzuerkennen, was er sagt, deshalb wisset, seine Stufe ist ’Abdu’l-Bahá.“

O mein Geliebter, wie gerne würde ich Deine Frage beantworten, aber die Weisheit erlaubt es mir nicht. Auf dir sei Gruß und Lob!”

„Die Engel des allerhöchsten Königreichs riefen den Bewohnern der Erde und des Himmels mit lauter und melodischer Stimme zu: „Dies ist die Stadt Gottes und sein Wohnort unter den heiligen und geheiligtsten Seelen Seiner Diener. Und er wird unter ihnen wohnen, denn sie sind sein Volk und Er ist ihr Gott.” Er hat ihre Tränen abgewischt, ihre Leuchten entzündet, ihren Herzen Frieden gegeben und ihre Brüste geweitet.” Daher wurden die Wurzeln des Todes ausgerissen, Sorgen, Leid und Klagen hörten auf, Seine Majestät der König bestieg den Thron des göttlichen Königreichs und erneuerte die Verrichtung unzähliger Tätigkeiten. Dies ist die absolute Wahrheit, sie tritt mit größerer Bestimmtheit zutage als das, was in der Offenbarung Joh. gesagt ist, mit den Worten: "Ich bin das Alpha und das Omega.” Dies ist der, der den Durst löscht mit dem Wasser des Lebens. Dies ist der, der die Kranken heilt mit dem Mittel der Gewißheit und sie stärkt mit einer Flut von Gnade die von diesem Königreiche ausgeht. Er ist der größte Erbe nach den Aposteln und Heiligen, der Herr ist Sein Gott und Er ist Sein geliebter Sohn.”

„Meine Hilfe ist die Hilfe der Gesegneten Vollkommenheit. Wenn sich die ganze Welt gegen mich erheben würde, so würde ich diese Hilfe stets haben und die ganze Welt wäre nicht imstande, sie von mir zu nehmen. Ich bin im Besitz einer Waffe, mit der ich für immer und ewig kämpfen kann. Mit ihr bin ich immer siegreich. Es ist ein Schwert, das niemals stumpf wird, ein Gewehrmagazin, das immer gefüllt ist.”

Wir sind alle Diener an der Schwelle Bahás, und wer am meisten dient an Seiner hl. Schwelle, der wird am meisten geliebt. Mein größter Wunsch ist, unterwürfig und dienstbar zu sein an [Seite 55] Seiner hl. Schwelle. Mein Name ’Abdu’l-Bahá bedeutet Diener Gottes; mein Herz und mein Geist sind die Diener Bahás,sie erfreuen sich nur dieses Namens. Meine Absicht ist, Liebe zu erwecken, Liebe, die nicht bloß in Worten, sondern durch die Tat zum Ausdruck kommt.“

Uebersetzt von Wilhelm Herrigel

aus: Tablets nach Amerika.



Religion und Wissenschaft.

Aus Baha’u’lláh und die neue Zeit von Dr. ]. E. Esslemont Kapitel XII.

„Ali, der Schwiegersohn Mohammeds, sagte: „Was in Uebereinstimmung ist mit der Wissenschaft, ist auch in Uebereinstimmung mit der Religion.“ Was immer der Verstand des Menschen nicht begreifen kann, das sollte auch die Religion nicht gelten lassen. Religion und Wissenschaft wandeln Hand in Hand, und eine mit der Wissenschaft in Widerspruch stehende Religion ist nicht die Wahrheit.“

— Abdu’l-Bahá, Ansprachen in Paris.


Gegen Irrtum muss man ankämpfen.

Wahre Wissenschaft und wahre Religion stehen im Einklang. Dies ist eine der grundlegenden Lehren Baha’u’lláhs. Es gibt nur eine Wahrheit; wenn aber ein Widerspruch entsteht, so rührt dieser nicht von der Wahrheit, sondern vom Irrtum her. Zwischen der sogenannten Wissenschaft und der sogenannten Religion gab es zu allen Zeiten Widersprüche; blickt man auf diese aber zurück im Lichte der wirklichen Wahrheit, so merken wir, daß sie immer die Früchte der Unwissenheit, der Vorurteile, der Aufdringlichkeit, Herrschsucht, Engherzigkeit, Unduldsamkeit oder ähnlicher Dinge sind, Dinge, die dem wah- oder ähnlicher Dinge sind, Dinge, die dem wahren Geist sowohl der Religion wie der .... ist derselbe. Huxley sagt: „Die grossen Taten der Philosophen waren nicht so sehr Früchte ihres Verstandes, als vielmehr der Leitung dieses Verstandes durch eine hervorragend religiöse Tonwelle des Geistes. Die Wahrheit trat mehr durch ihre Geduld, ihre Liebe, ihre Herzenseinfachheit und ihre Selbstverleugnung zu Tage, als durch ihre logische Spitzfindigkeit.“ Der Mathematiker Boole versichert uns, daß geometrische Folgerung im Wesentlichen ein Werk des Gebets ist, ein Sichwenden des endlichen Geistes an das Unendliche um Licht über die endlichen Begriffe.“ Von den großen Propheten der Religion und der Wissenschaft klagte niemals einer den andern an. Immer sind es die unwürdigen Nachfolger dieser großen Weltlehrer, Anbeter — dem Buchstaben nach und nicht nach dem Geist ihrer Lehre — gewesen, welche die Verfolger der nachherigen Propheten und die bittersten Gegner des Fortschritts waren. Sie haben das Licht der besonderen Offenbarung, die sie heilig hielten, studiert und haben ihre Eigentümlichkeiten und Besonderheiten, wie sie es mit ihrem begrenzten Gesicht sehen können, mit der äußersten Sorgfalt und Genauigkeit festgestellt. Dies bedeutet dann für sie das einzig wahre Licht. Wenn Gott in Seiner unendlichen Güte ein vollkommeneres Licht aus einer andern Himmelsrichtung sendet, und die Fackel der Eingebung aus einem neuen Leuchter heller brennt als bisher, so werden sie ärgerlich und beunruhigt, anstatt das neue Licht zu bewillkommnen und den Vater alles Lichts in neuer Dankbarkeit anzubeten. Dieses neue Licht stimmt nicht mit ihren Begriffsbestimmungen überein. Es hat kein strenggläubiges Aussehen und leuchtet nicht aus einem strenggläubigen Ort, deshalb muß es um jeden Preis ausgelöscht werden, damit es die Menschen nicht irre führe auf den Weg der Ketzerei! Viele Feinde der Propheten sind von solcher Art, blinde Führer der Blinden, welche sich der neuen und vollkommeneren Wahrheit um der eingebildeten Interessen dessen willen widersetzen, was sie für Wahrheit halten. Andere sind unedler und lassen sich von eigensüchtigen Vorteilen verführen, gegen die Wahrheit zu kämpfen, oder sie verstellen durch ihre geistige Leblosigkeit und Trägheit den Weg zum Fortschritt.


Prophetenverfolgung.

Die großen Propheten der Religion wurden immer bei ihrem Kommen von den Menschen verachtet und verworfen. Sie sowohl wie ihre ersten Jünger empfingen stets die Hiebe der Geiselknechte und opferten ihre Besitztümer und ihr Leben auf dem Wege zu Gott. Dies geschah selbst in unseren Zeiten. Seit 1844 wurden in Persien viele tausende Babi und Bahai für ihren Glauben grausam gemordet und noch viel mehr aus ihrer Schar ertrugen Gefangenschaft, Verbannung, Armut und Entehrung. Die letzte der großen Religionen wurde mehr mit „Blut getauft“ als ihre Vorgängerinnen, und dieses Märtyrertum dauerte bis in das letzte Jahrzehnt. Mit den Propheten der Wissenschaft ereignete sich dasselbe. Giordano Bruno wurde im Jahre 1600 n. Chr, als Ketzer verbrannt, weil er unter anderem lehrte, daß die Erde sich um die Sonne drehe. Der alte Philosoph Galilei mußte einige Jahre später, um demselben Schicksale zu entgehen, auf den Knieen dieselbe Lehre abschwören. In späteren Zeiten wurden Darwin und die Pioniere der modernen Geologie heftig angegriffen, weil sie mutig der Lehre der Heiligen Schrift widerstritten, die Welt sei in sechs [Seite 56] Tagen erschaffen worden vor mehr als 6000 Jahren. Der Widerstand gegen eine neue wissenschaftliche Wahrheit trat aber nicht allein von der Kirche aus auf. Die strenggläubigen Wissenschaftler sind dem Fortschritt gerade so feindlich gesinnt gewesen, wie die strenggläubig Religiösen. Kolumbus wurde von den anerkannten Gelehrten seiner Zeit verlacht und verspottet, die zu ihrer eigenen Genugtuung bewiesen, daß wenn es Schiffen gelingen sollte, bis zu unsern Antipoden auf der andern Seite der Erdkugel hinzufahren, es ihnen unbedingt unmöglich sei, wieder zurückzufahren. Galvani, der Schrittmacher der Wissenschaft über die Elektrizität, wurde von seinen gelehrten Amtsgenossen verlacht und „Froschtanzlehrer“ genannt. Harvey, der den Kreislauf des Blutes entdeckte, wurde von seinen Berufsgenossen wegen seiner Ketzerei beschimpft und von seinem Lehrstuhl abgesetzt. Als Stephenson seine Lokomotive erfand, verharrten europäische Mathematiker seiner Zeit jahrelang dabei, zu ihrer Genugtuung zu beweisen, daß eine Maschine auf glatten Schienen niemals eine Last ziehen könne, da die Räder sich einfach rundherum drehen und der Zug nicht vorwärts zu bewegen sein werde, statt ihre Augen zu öffnen und die Tatsachen festzustellen. Dieser Beispiele könnte man in unbeschränkter Zahl aus der alten und neuen Geschichte und selbst aus der gegenwärtigen Zeit anführen. Dr. Zamenhof, der Erfinder des Esperanto, mußte für seine wundervolle Welthilfssprache gegen denselben Spott, dieselbe Verachtung und verständnislose Gegnerschaft ankämpfen, die Kolumbus, Galvani und Stephenson entgegentrat. Selbst Esperanto, das der Welt erst vor so kurzer Zeit im Jahre 1887 geschenkt wurde, hat seine Märtyrer.


Das Dämmern der Aussöhnung.

Während des letzten halben Jahrhunderts trat jedoch eine Aenderung im Geist des Zeitalters zu Tage, ein Neues Licht der Wahrheit ist erschienen, das die Streitfragen des letzten Jahrhunderts als sonderbar altmodisch erscheinen ließ. Wo sind nun die prahlerischen Materialisten die rechthaberischen Gottesleugner, die noch vor wenigen Jahren drohten, die Religion aus der Welt zu schaffen? Wo sind die Priester, die diejenigen, die ihre Glaubensformeln nicht annahmen, so dreist für das Feuer der Hölle und die Qualen der Verdammnis bestimmten? Der Widerhalt ihres Geschreis ist noch hörbar, aber ihre Zeit ist zu Ende und ihren Lehren wird schon mißtraut. Heute können wir sehen, daß die Lehren, um die sich die Streitfragen am schärfsten drehten, weder wahre Wissenschaft, noch wahre Religion waren. Welcher Gelehrte dürfte im Licht der modernen Seelenforschung noch behaupten, „daß das Gehirn den Gedanken ausscheidet, so wie die Leber die Galle absondert“? Oder daß der Verfall des Körpers notwendigerweise begleitet wird vom Verfall der Seele? Wir sehen jetzt, daß der Gedanke, um wahrhaft frei zu sein, sich zu den Gipfeln der seelischen und geistigen Erscheinungen erheben muß, und sich nicht nur auf das Stoffliche beschränken darf. Wir verstehen, daß das, was wir von der Natur wissen, gleichsam nur ein Tropfen im Ozean ist im Vergleich zu dem, was der Entdeckung noch harrt. Wir geben deshalb gerne die Möglichkeit von Wundern zu, aber freilich nicht in dem Sinn, daß sie die Naturgesetze brechen, sondern als Offenbarung der Wirkung geheimer Kräfte, die uns noch unbekannt sind, wie es die Elektrizität und die X-Strahlen unsern Vorfahren waren. Welcher von unsern führenden Religionslehrern würde andererseits noch behaupten, daß man, um erlöst zu werden, glauben müsse, die Welt sei in sechs Tagen erschaffen worden, oder die Beschreibung der Plagen in Aegypten, die im II. Buch Mose verzeichnet sind, sei wörtlich wahr, oder, daß die Sonne stillestand am Himmel (d.h. daß die Erde aufhörte sich zu drehen), damit Josua seine Feinde verfolgen konnte? Oder daß, wenn man das Glaubensbekenntnis des hl, Athanasius nicht annimmt, „man ohne Zweifel in Ewigkeit verdammt sei“?; Solche Glaubenssätze mögen noch der Form wegen wiederholt werden, aber wer nimmt sie in ihrem wörtlichen Sinn und ohne weiteres hin? Sie hörten schon auf, oder werden bald aufhören, der Menschen Herz und Verstand zu beschäftigen. Die religiöse Welt schuldet den Männern der Wissenschaft großen Dank, die solche abgenutzten Glaubenssätze und Dogmen zu nichte machten und die der Wahrheit zum Sieg verhalfen. Die wissenschaftliche Welt aber schuldet einen noch größeren Dank den wahren Heiligen und Mystikern, die sich in guten und bösen Tagen an die Lebenswahrheiten geistiger Erfahrung hielten und einer ungläubigen Welt bewiesen, daß das Leben mehr fordert als Nahrung, und daß das Unsichtbare größer ist als das Sichtbare. Diese Gelehrten u. Heiligen glichen Bergesgipfeln, die die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auffingen und sie widerspiegelten auf die tiefer liegende Welt; aber jetzt ist die Sonne aufgegangen und ihre Strahlen erhellen die Welt. In den Lehren von Baha’u’lláh besitzen wir eine herrliche Offenbarung der Wahrheit, die Herz wie Verstand befriedigt, in der Religion und Wissenschaft eins sind.


Das Forschen nach Wahrheit.

Völlige Uebereinstimmung mit der Wissenschaft wird in der Bahailehre offenbar und der Weg [Seite 57] dazu wird uns gezeigt, auf dem wir die Wahrheit zu suchen haben. Der Mensch muß sich freimachen von allen Vorurteilen, damit er unbehindert nach Wahrheit forschen kann.

Abdu’l-Bahá sagt:

„Um Wahrheit zu finden, müssen wir unsere Vorurteile, unsere kleinlichen, unbedeutenden Begriffe aufgeben: ein offenes, empfängliches Gemüt ist die Hauptsache. Wenn unser Herzenskelch gefüllt ist mit unserem Selbst, dann ist kein Platz mehr in ihm vorhanden für das Wasser des Lebens. Die Tatsache, daß wir uns einbilden, wir allein seien im Recht, und alle andern im Unrecht, ist das größte Hindernis auf dem Pfade der Einigkeit, und Einigkeit ist erforderlich, wenn wir die Wahrheit erlangen wollen, denn es gibt nur eine Wahrheit.

Die eine Wahrheit kann nicht mit einer andern im Widerspruch stehen. Das Licht ist gut, in welcher Lampe es auch brennen mag. Eine Rose ist schön, sie mag blühen, wo sie will. Ein Stern hat dieselben schönen Strahlen, ob er im Osten oder im Westen scheint. Befreit euch von Vorurteilen, dann werdet ihr die Sonne der Wahrheit lieben, an welchem Punkt des Horizonts sie auch aufgehen mag. Ihr werdet zugeben, daß, wenn das Licht der Göttlichen Wahrheit durch Jesus Christus schien, es auch schon durch Mose und Buddha geleuchtet hat. Dies ist es, was unter dem Suchen nach Wahrheit zu verstehen ist...

Nach Wahrheit suchen heißt, alles hinwegräumen, was wir vorher gelernt haben, was unsere Schritte auf dem Weg zur Wahrheit hemmt. Wenn es nötig ist, dürfen wir nicht davor zurückschrecken, unsere Erziehung aufs neue zu beginnen. Wir dürfen nicht zulassen, daß uns unsere Liebe zu irgend einer Religion oder zu irgend einer Persönlichkeit die Augen so blendet, daß wir durch einen dogmatischen Glauben gebunden werden. Wenn wir von diesem Zwang befreit sind und mit offenem Gemüte suchen, dann werden wir unser Ziel sicher erreichen.


Wahre religiöse Freidenkerei.

Die Bahai-Lehre stimmt mit Wissenschaft und Religion in der Erklärung überein, daß das Wesen Gottes völlig außerhalb des menschlichen Fassungsvermögens steht. So nachdrücklich, wie Huxley und Spencer lehren, daß das Wesen der Großen Ersten Ursache unerkennbar ist, lehrt Baha’u’lláh, daß

„Gott alles umfaßt; Er kann nicht umfaßt werden. Zur Erkenntnis der Göttlichen Wesenheit ist der Weg versperrt und die Straße unbegehbar.“

Denn wie kann das Endliche das Unendliche begreifen; wie kann ein Tropfen den Ozean enthalten, oder ein im Sonnenschein tanzendes Stäubchen das Weltall umfassen? Und dennoch spricht das ganze Weltall von Gott. In jedem Wassertropfen sind Ozeane von Bedeutung verborgen, und in jedem Sonnenstäubchen ist eine ganze Welt von Sinn eingeschlossen, weit über den Gesichtskreis des gelehrtesten Wissenschaftlers reichend. Der Chemiker und der Physiker sind in der Verfolgung ihrer Forschungen nach der Natur der Dinge fortgeschritten von der Masse zu den Molekülen, von den Molekülen zu den Atomen, von den Atomen zu den Elektronen usw., aber mit jedem Schritt wachsen die Schwierigkeiten der Forschung, bis auch der tiefste Verstand nicht weiter durchdringen kann und er sich in stiller Ehrfurcht beugen muß vor dem unbekannten Unendlichen, das immer in undurchdringliches Geheimnis gehüllt bleiben wird.

„Blume in der rissigen Mauer, ich pflücke dich aus dem Spalt. Ich halte dich hier, Wurzel und alles, in meiner Hand, kleine Blume, aber wenn ich verstehen könnte, was du bist, Wurzel und alles, alles in allem, so würde ich wissen, was Gott und der Mensch ist.“

— Tennyson. -

Wenn die Blume in der rissigen Mauer, wenn selbst ein einziges Atom des Stoffes Geheimnis bleibt, das der tiefste Verstand nicht zu lösen vermag, wie ist es dann für den Menschen möglich, das Universum zu begreifen? Wie darf er sich erdreisten, die unendliche Ursache aller Dinge bestimmen oder beschreiben zu wollen? Alle theologischen Aufstellungen über die Natur Gottes werden auf diese Weise abgetan und als albern erachtet.


Die Erkenntnis Gottes.

Wenn auch das Wesen Gottes nicht erkennbar ist, so sind doch die Zeichen Seiner Gnade allüberall zu finden. Wenn wir die Erste Ursache auch nicht begreifen können, so werden doch ihre Wirkungen allen unseren Sinnen klar. Gerade wie das Kennen eines Gemäldes eines Malers dem Kenner das wahre Können des Künstlers übermittelt, so ist die Kenntnis vom Universum an jedem seiner Aspekte, Erkenntnis über die Natur oder über die menschliche Natur, über sichtbare oder unsichtbare Dinge Erkenntnis von Gottes Werk, und übermittelt dem Sucher nach Göttlicher Wahrheit wirkliches Erkennen Seiner Herrlichkeit. [Seite 58]

„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes; und die Feste verkündigt Seiner Hände Werk. Ein Tag sagt’s dem andern und eine Nacht tut’s kund der andern.“

Ps. 19.


Die Göttlichen Manifestationen,

Alle Dinge tun die Gnade Gottes kund mit größerer oder geringerer Klarheit, wie alle dem Sonnenlicht ausgesetzten gegenständlichen Dinge dieses Licht in größerem oder geringerem Grade widerstrahlen. Ruß gibt eine ganz geringe Widerspiegelung, ein Stein schon etwas mehr, ein Stück Kreide noch mehr, aber bei keiner dieser Widerstrahlungen können wir die Form und die Farbe der herrlichen Sonne finden. Ein vollkommener Spiegel dagegen strahlt die wahre Form und das Gold der Sonne derart wider, daß ihre Widerspiegelung einem Blick in die Sonne gleich kommt. In gleicher Weise reden die erschaffenen Dinge zu uns von Gott. Der Stein kann uns etwas über die Göttlichen Eigenschaften sagen, die Blume etwas mehr, und das Tier mit seinen bewundernswerten Sinnen, Instinkten und seiner Bewegungsfähigkeit noch mehr. Im geringsten unserer Mitmenschen können wir wundervolle Fähigkeiten entdecken, die uns einen wundervollen Schöpfer künden. Im Dichter, im Heiligen, im Genie finden wir eine noch höhere Offenbarung, aber die großen Propheten und Religionsgründer sind die vollkommenen Spiegel, durch die die Liebe und Weisheit Gottes auf alle Menschenkinder widerstrahlt. Die Spiegel der andern Menschen sind durch die Flecken und den Staub der Selbstsucht und der Vorurteile getrübt, aber jene sind rein und ohne Makel, völlig hingegeben dem Willen Gottes. So werden sie die größten Erzieher der Menschheit. Die Göttlichen Lehren und die Macht des Heiligen Geistes, der durch sie spricht, waren und sind der Anlaß zum Fortschritt der Menschheit, denn Gott hilft den Menschen durch seinesgleichen. Jeder Mensch, der auf der Stufenleiter des Lebens höher steht, ist eine Hilfe für die, die niederer stehen, und die am höchsten über allen stehenden sind die Helfer für alle Menschen. Es ist, als ob alle Menschen durch dehnbare Bänder mit einander verbunden wären. Wenn ein Mensch sich nur ein wenig über den allgemeinen Stand seiner Mitmenschen erhebt, dehnen sich die Bänder. Seine Mitmenschen sind bestrebt, ihn zurückzuziehen, aber mit gleicher Kraft zieht er sie aufwärts. Je höher er steigt, desto mehr fühlt er das Gewicht der ganzen Welt, die ihn zurückzieht, und desto mehr ist er auf die Göttliche Hilfe angewiesen, die ihm von wenigen noch höher stehenden zukommt. Am höchsten von allen stehen die großen Propheten und Erlöser, die Göttlichen „Manifestationen", jene vollkommenen Menschen, die in ihrer Zeit alle einsam, ohne einen Gleichgestellten oder Mitkämpfer waren und die Last der ganzen Welt trugen, allein von Gott gestützt. „Die Last unserer Sünden lag auf ihm“, traf auf jeden von ihnen zu. Jeder war der „Weg, die Wahrheit und das Leben“ für seine Nachfolger. Jeder war der Kanal der Gnade Gottes für jedes Herz, das sich nach ihr sehnte. Jeder hatte sein Arbeitsgebiet in dem grossen Göttlichen Plan zur Hebung der Menschheit.


Die Schöpfung.

Baha’u’lláh lehrt, daß das Weltall keinen zeitlichen Anfang hat. Es ist ein fortwährendes Ausfließen aus dem Urewigen Wesen. Der Schöpfer erschuf immer und wird immer erschaffen. Welten und Weltensysteme mögen kommen und vergehen, aber das Weltall bleibt bestehen. Alle Dinge die eine Verbindung eingegangen sind, unterziehen sich im Laufe der Zeit auch einmal der Trennung, jedoch die Elemente, welche die Zusammensetzung bilden, bleiben bestehen. Die Erschaffung einer Welt, einer Blume oder eines menschlichen Körper ist nicht „ein Schaffen aus Nichts“, es ist vielmehr ein Zusammenfügen von Elementen, die vorher getrennt waren, ein Sichtbarmachen von etwas, das zuvor verborgen war. Hin und wieder mögen die Elemente getrennt werden, die Form mag verschwinden, aber nichts ist wirklich verloren oder vernichtet; immer neue Zusammensetzungen und Formen werden aus den Trümmern des Alten hervorgehen. Baha’u’lláh stimmt den Gelehrten zu, die nicht sechstausend, sondern Millionen und Billionen von Jahren für die Geschichte der Erdschöpfung annehmen. Die Entwicklungstheorie verneint keineswegs eine schöpferische Macht, sie bemüht sich nur, die Art und Weise ihres in Erscheinungtretens zu beschreiben, und die staunenerregende Kunde über das Universum im Allgemeinen, die der Astronom, der Geologe, der Physiker und der Biologe nach und nach vor uns ausbreiten, ist, wenn richtig bewertet, bei weiten fähiger, die tiefste Anbetung und Verehrung wachzurufen, als es die dürftige und primitive Darlegung der Schöpfung vermag, wie sie die Hebräischen Schriften wiedergibt. Die älteste Kunde im I. Buche Mose hat aber, immerhin, den Vorzug, in wenigen kühnen sinnbildlichen Strichen den wesentlichen geistigen Inhalt der Geschichte aufzuzeichnen, wie ein meisterhafter Maler, der mit wenigen Pinselstrichen Gesichtszüge hinwirft, die der Stümper in angestrengtester Bemühung um die Einzelheiten ganz unmöglich wiedergeben kann. Wenn die materiellen Einzelheiten uns für die geistige Bedeutung blind machen, so wären wir besser ohne sie, aber wenn wir die wesentliche Bedeutung des ganzen Plans einmal fest erfaßt haben, dann [Seite 59] wird die Kenntnis von den Einzelheiten unserm Verständnis einen weit höheren Reichtum und Glanz verleihen und wird uns statt eines einfachen Entwurfs ein herrliches vollendetes Bild geben.

„Wisse, daß es eine der schwerst verständlichen geistigen Wahrheiten ist, daß die Welt der Existenz, das heißt, dieses unendliche Universum, keinen Anfang hat... Wisse, daß ein Schöpfer ohne Geschöpf nicht möglich ist, ein Fürsorger ohne solche, für die er sorgt, nicht zu denken ist; denn all die göttlichen Namen und Eigenschaften verlangen das Vorhandensein von Wesen. Wenn wir uns eine Zeit vorstellen könnten, in der kein Wesen existierte, so würde diese Vorstellung die Verleugnung der Göttlichkeit Gottes sein Ueberdies kann völlige Nichtexistenz nicht zu Existenz werden. Wenn die Wesen gänzlich nichtexistierend wären, so würde die Existenz nicht ins Leben getreten sein. Deshalb ıst, da das Wesen der Einheit, dh. die Existenz Gottes, immerwährend und ewig ist und weder Anfang noch Ende hat, es gewiß, daß diese Welt der Existenz weder Anfang noch Ende hat. Ja, es mag sein, daß ein Teil des Universums, einer der Himmelskörper zum Beispiel, neu in die Erscheinung tritt oder zerstört wird, aber die andern Himmelskörper bleiben bestehen. Da aber jeder einzelne Himmelskörper einen Anfang hat, hat er notwendigerweise auch ein Ende, da jede Zusammensetzung, im Großen wie im Kleinen, sich notwendigerweise einmal auflösen muß: der einzige Unterschied ist, daß die Auflösung einmal schneller oder langsamer erfolgt, aber es ist unmöglich, daß ein zusammengesetztes Ding sich nicht auch einmal wieder in seine Bestandteile auflöst.

Siehe Sonne d. Wahrheit I. Jahrg. S. 30.

(Fortsetz. folgt.)



Humileco.

Estas ordonita, ne vidi la erarojn de aliaj, kaj nur rigardi la virtojn, aliaflanke ankalı estas ordonata, trovi niajn proprajn erarojn, kaj ne vidi niajn virtojn. Baha’u’llah diris en „Kaßitaj vortoj“ „Ho Silo de ekzistol Kial vi ne vidis viajn proprajn kulpojn kaj rigardas nur la kulpojn de Miaj servantoj? Kiu tion faras, estos kondamnata de Mi. Se la fajro de egoismo venkos vin, pripensu al viaj propraj kulpoj kaj ne parolu malbone pri Miaj kreitajoj. Car Ciu el vi estas instruifa pri siaj propraj malvirtoj pli bone ol pri tiuj de Miaj kreitajoj.“

Abdul Baha diris: ‚Malkontenteco kun sia memo estas signo de progreso. La animo, kontenta kun si mem, estas revelacio de diablo kaj persono malkontenta kun si mem, estas revelacio de Dio. Se homo posedas mil bonajn ecojn, Si ne devas vidi ilin, ne kontraüe, $i devas sin klopodi, trovi siajn malperfektojn kaj mankojn. Kiel ankaü progresis homo, $i malgraü restas malperfekta, Car Si vidos Ciam celon antaü si. Se $i rigardos altin punkto, $i malkontentos pri si mem, kaj esperos, atingi Sin. Propra laüdo estas signo de egoismo.

El taglibrofolioj de Ahmad Sohrab.

Ree diris Abdul Baha: „Lasu esti nia vivo elradio de regno de Kristo. Li ne venis, por ke Li estu servata, sed vor servi. Laü la religio de Baha’ulläh estas Ciuj geservantoj kaj gefratoj. Kiam iu pensas ke li estu iom pli bona aü pli nobla o! aliaj, tiam li havas dangeran situacion. Tiellonge li ne forjetis la semon de tiaj malbonaj pensoj, line estas perfekta instrumento por la servado de la regno.*

Taglibrofolioj de Ahmad Sohrab. 1914.

La kaüzo de diferenco de observo al niaj propraj eraroj kaj al tiuj de aliaj estas plej bone klarigata per malgranda konsidero, Estas klare, ke Ciu homo devas labori por sia propra savo. Ni liberigas de niaj propraj eraroj per dia helpo, sed per nenia forta klopodo ni kapablas forpreni la erarojn de nia najbaro.

Abdu’l-Baha diris! „Dio mem ne povas devigi animon, spiritißi. La libera homa volo estas necesa. Ni nur povas montri la vojon kaj doni ekzemplon La volo esti bona, ne vekigas per erarserco aü kritikemo, tar malamo ne malaperos per malamo, sed malamo sole Cesos per amo.

Kvankam ni devas ekkoni kaj konfesi niajn pekojn konfeso estas absolute maldermesata kontraie la pastroj aü aliaj homoj, Baha’w’llah diris en „Gojigaj sciigoj“: Se la pekulo trovigas en stato libera de Ciuj krom Dio, li devas petegi la dian pardonon. Ne estas permesata, eldiri siajn pekojn kaj arojn antaü iu ajn, Car per. tio ni ne atingos la dian pardonon. Tiumaniere konfesi Ja pekojn antaü kunhomoj gvidas samtempe al homa humiligon kaj Dio majesta en Sia gloreco ne deziras la humiligon de Siaj servantoj. Vere, Li estas la fortulo, la bonfaranto. Sole kun sia Dio la "pekulo devas pre$egi por indulgo el la maro de kompateco kaj pre$i por pardono el la £ielo de favoro. [Seite 60]


Sincereco kaj honesteco.

Baha’u’llahdirisen tabuleto Tarazat: „Vere, lojaleco estas la pordo al trankvilo por &iu; en la mondo, kaj la signo de la majesteco kaj Ceesto de kompatemulo La honesta homo posedas superfluan ricecon. Lojaleco estas ankaü la pordego al trankvilo kaj certeco de homaro. La famo de &iu afero dependas de Si kaj la mondoj de honoro, gloro kaj bonstato estas lumigitaj per $ia lumo,

„Ho popolo de gloro (Baha) bonesteco estas la plej belega krono por viaj kapoj. ‘Tenu vin al Si laü la ordono de Ciopova ordonanto|“

Ree Li diris: „La principo de la kredo konsistas en tio, malmultigi la vortojn kaj plimultigi la agojn. Tiu, kies vortoj superas siajn agoin, vere sciu, ke sia neekzisto estus plibone ol sia ekzisto kaj la morto pli bone ol sia vivo.

Vortoj de sageco ’Abduw’l-Baha diris: „Severeco estas la fundamento de Äiuj virtoj en la tuta homaro. Sen severeco ne estas eble por animo akiri progreson kaj sukceson en la dia mondo. Ekzistus tiuj ©i ecoj en la homo, same realigas &iuj aliaj diaj virtoj. Tabuletlibro II p 459. Vi plene devas esti singardema ke — Dio pardonu — nenia senvera vorto venu el via) lipoj. Mensogo malsuprentiras la bomon de la plej alta grado de honoro en la plej profundan abismon de la honto. Sirmu vian memon kontraü tiu &i malamiko, por ke via tuta esto akordigas kun la realeco.

El taglibrofolioj de Ahmad Sorab 1914.

„Lasu lumigi la lumon de vereco kaj verdireco sur viaj vizaßoj, ekkoneble por Ciuj, por ke viaj vortoj en profesia kaj privata vivoj estas veraj kaj fidindaj. Forgesu vian memon kaj laboru por la tuto.

Sciigo al la Bahaanoj, Loudono 1911, oktobro.

Dio donis al la homo prudenton, por ke li uzu Sin. Tial li devas akcepti la artojn presentatajn al li. Li devas esti taüga en sia entrepreno. Li devas bone fari siajn agojn. Li devas konstrui la plej bonan Sipestron. Ciam li devas havi konfidon al Dio. Li devas rigardi Dion kiel protektanton.


La simpla vivo.

En la Bahaa religio ne ekzistas disigo spirita kaj monda. Ciu momento de nia vivo, &iu penso, Ciu vorto, &iı ago, kvankam ne$ajne, devas esti sindona al Dio. Oni ne povas vivi luksa, neniam esti senforta aü mallaborema. Indulgo en tiuj äi aferoj igas senzorga kontraü Dio kaj forviSas la reston de spiriteco.

Abdul Baha diris oni devas vivi kontente kun siaj statoj. La homo ne devas igi sklavo de kutimo, kontento en si mem, li sendependi$as; kontento estas kreinto de ieliCo. Kontenta homo tute ne atentas, &u li estas riCa aü malrica. Li vivas sendepende de tio. Kiel malfacila estas nuntempe la vivo kaj kiel ni malfaciligas $in al ni Ciutage. La bezonoj de la homo Sajnas esti senfine. Ju pli li vosedas, des pli li deziras. Ekzistas nur unu vojo al libereco kaj tiu estas, fermi la okulojn kontraü tiuj agoj, kiuj malatentigas la pensojn. La arabo de la dezerto donas al ni plej bonan ekzemplon de simpla vivo, li estas felica kaj li ne havas zorgojn. Lia nutrajo konsistas el taso da lakto kaj kelke da daktiloj, kaj li estas tre mirigata pro la urbanoj, kiuj man$as la plej diversajn man$ajojn kun iliaj diversaj odoroj. Liaj pensoj estas klaraj kaj pacaj kon. traüe al tiuj de la urbano,j kiuj liam devas pensi, kielmaniere ili havigos siajn vivbezonojn. La ekonomia mastrumado estas la fundamento de la homa progreso. La malSparulo havas Ciam malfacilajon. Mal$paremo de persono estas nepardonebla peko. Ni ne devas vivi kiel parazito. Ciu devas havi profesion aü kap aü manlaboron. Li devas vivi pure kaj forte kaj vivi honeste, esti ekzemplo de pureco, sekvinde por aliaj. Pli bone kontentigas ero da pano ol partopreno Ce luksa festeno kun multaj man&ajoj, kiu estas pagata el la poSo de aliaj. La menso de kontenta homo estas liam trankvila, kaj sia koro kvieta, li similas al reSo, reganta la tutan mondon. Kiel felice li sidigas al sia simpla mango, kiel $oje li migras sian vojon kaj kiel pace li dormas,



Kinderfest in Esslingen. 3. 5. 1925.

Im goldenen Sonnenschein lag unsere Stadt, als wir uns rüsteten zu unserem Kinderfest, das wir alljährlich zur Erinnerung an den gesegneten Besuch unseres geliebten Meisters 'Abdu'l-Bahá begehen. Wiesen und Bäume standen in schönster Blüte, die warmen Strahlen der Sonne hatten alles zu neuem Leben erweckt.

Auch der Saal, in welchem wir uns zusammenfanden, in dem auch unser Meister einst weilte, war festlich geschmückt und überaus erfreut [Seite 61] waren wir, Freunde aus Stuttgart, Zuffenhausen, Fellbach und Göppingen unter uns begrüßen zu dürfen. Wohl war ein Tropfen des Schmerzes in den Freudenbecher gefallen, durch das Hinscheiden unseres geliebten Bruders und Mitarbeiters Herrn Schwaderer, der bis zu seiner letzten Stunde an dem Gelingen dieses Festes mit den Kindern unermüdlich arbeitete. Doch die Kleinen selbst mit den strahlenden Gesichtern lassen uns hoffungsvoll in die Zukunft blicken, sie lasscn uns nicht trauern, denn sie wollen sich mit uns allen freuen.

Anna Köstlin begrüßte die Freunde aufs herzlichste und erzählte von jenem Tag, an dem unser Geliebter in diesen Räumen weilte, umgeben von einer großen Schar Kinder. Zuletzt gedachte sie noch unseres lieben Verstorbenen und die Freunde erhoben sich zum Gebet.

Der erste Teil des Programms zeigte uns, wie unsere liebe Schwester Anna Köstlin mit den Kindern arbeitet, wie sie bemüht ist, die Kleinen einzuführen in die hl. Lehren unserer Meister, ihnen den Weg zu zeigen, auf dem die Kinder des Lichtes wandeln. Die Kinder waren eifrig bestrebt, den Eltern und Freunden Freude zu bereiten. Sie trugen die frohen Botschaften mit strahlenden Gesichtern vor. Besonders lieblich waren die musikalischen Darbietungen der Kinder, die Klavierstücke und die Liedlein. Auch der Chor der Jugendgruppe hatte unter der Leitung des Herrn Schwaderer, Fortschritte gemacht und sicher erfreute ihr Vortrag das Herz jedes Einzelnen.

Der zweite Teil des Programmes führte uns das Spiel der Kinder vor Augen. — Eine kleine Ueberraschung bot die Turner-Gruppe. Es waren etwa 15 Knaben, die Freiübungen und Pyramiden vorführten und zum Schluss in das Esperanto-Lied einstimmten:

Fratoj, manon donu kore

Kaj senzorge, sendolore

Belan horon festu ni.

Cion teran forjetante,

Dauru forte kaj konstante

Nia bela harmoni.


Die Mädchen dagegen verschönten den Abend mit ihren Singspielen und rhythmischen Tänzen.

Zum Schluß wurden Erfrischungen gereicht u. sicher hat jedes Einzelne von dieser Freude, von diesem Glück, das uns durch Baha’u’lláh geschenkt wurde, mit nach Hause genommen.

L. Fingerle,



Benachrichtigung.

Auf ein, an Shogi Effendi gerichtetes Telegramm anläßlich des 23. Mai — ’Abdu’l-Bahás Geburtstag — lief folgendes Telegramm aus Haifa ein:

Reciprocate noble sentiments, loving remembrance, (sig.) Shoghi.

Erwidere Eure edlen Gefühle in herzlichem Gedenken, (gez.) Shoghi.



Bericht aus Stuttgart: Geburtstagsfeier von ’Abdu’l-Bahá.

Die Geburtstagsfeier unseres geliebten Herrn fand im Mittleren Saal des Bürgermuseums statt. Von 6—8 Uhr brachten die Bahai-Kinder Stuttgarts Singspiele, Deklamationen und eine kleine Vorführung zur Darstellung, unter der sorglichen Anleitung von Fräulein Hedwig Jäger und Herrn Braun, die als überaus wohlgelungen zu bezeichnen sind. Eine Erzählung von Fräulein Jäger vom Kommen der himmlischen Seele des Meisters auf diese Erde war reizvoll und nahm die ganze Aufmerksamkeit der Kinder in Anspruch. Sodann sprach sie über ihre Pläne für den künftigen Ausbau des Kindergartens; sie möchte in erster Linie das Erlernen der Esperantosprache und daran anschließend Turn- und Handarbeitsunterricht an zwei weiteren Nachmittagen der Woche einführen.

Frau Alice Schwarz dankte Fräulein Jäger u. Herrn Braun für die geleistete Bahai-Arbeit und machte die Kinder besonders darauf aufmerksam, daß sie sich durch gutes Benehmen, freundliche Hilfsbereitschaft und Zuverlässigkeit auszeichnen müssen und daß sie auf diese Weise der heiligen Sache dienen können.

Nach Beendigung dieses ersten Teils der Feier, erhielt jedes Kind eine Gabe, die von Fräulein Bodner gestiftet wurde,

Die Gedenkfeier begann nach 8 Uhr mit einem Gebet und Worten über die Stufe des Meisters, gelesen von Fräulein Julie Stäbler, sodann verlas Herr Küstner das zweite Kapitel aus Esslemont’s Buch: Baha’u’lláh und das neue Zeitalter: „Das Leben des Báb“, dessen Verkündigung in der Oeffentlichkeit auf denselben Tag mit 'Abdu'l-Bahás Geburtstag (23. Mai 1844) fällt.

Dann hielt Frau Alice Schwarz eine Anrede über die Bedeutung dieses freudigen Festes für die ganze Welt.

Hierauf wurde Mirza Azizulláh Khan S. Bahadur gebeten, einige Worte an die Freunde zu richten u, über die Bedeutung des Meisters seinerseits [Seite 62] zu reden. Nachdem er die Versammelten herzlich begrüßt und seinem Bedauern Ausdruck verliehen hatte, daß es ihm derzeit nicht vergönnt sei, die Freunde so oft als er es möchte, zu sehen, kam er auf das eigentliche Thema zu sprechen:

„Die Geburt bedeutet den Anfang des Lebens. Der Mensch wird in diese Welt geboren und damit beginnt seine Individualität. Nun unterscheiden sich die Menschen aber sehr voneinander und ebenso unterscheidet sich ihre Bedeutung und die Wichtigkeit ihres Daseins. Was das Leben des Einzelnen für die Gesamtheit bedeutet, muß nach dessen Leben und Wirken bemessen werden. Der eine Mensch lebt nur sich selbst und ein solches Leben ist bedeutungslos. Ein anderer lebt nicht nur allein für sich, sondern auch zum Wohl seiner Familie; einem solchen Leben mag schon ein gewisser Grad von Bedeutung zugestanden werden, denn es verläuft nicht als allein auf sich gerichtet und sein Wahlspruch heißt nicht: „nach mir die Sündflut.“

Wenn wir die Stufen und die Verschiedenheit des Lebenszwecks der einzelnen Menschen, aus denen sich letzten Endes die ganze menschliche Rasse zusammensetzt, uns vor Augen führen, so sehen wir, daß der Horizont und die Bedeutung und der Zweck ihres Daseins sich mehr und mehr erweitert. Ein Dichter z.B. entwickelt und veredelt durch seine Werke die Empfindungen und die ästhetischen Gefühle vieler Menschen in seinen und in weiteren Kreisen. Ein Forscher wiederum trägt durch seine unermüdliche Arbeit und durch sein tiefes Forschen zu der Entwicklung und zur Anregung auf wissenschaftlichen Gebieten bei seinen Studiengenossen und einem großen Kreis von Interessenten bei. Er mag der Mitwelt Entdeckungen und Erfindungen schenken die zum allgemeinen Wohl der Menschheit dienen.

Ein Philosoph kann durch sein System der Philosophie Gesetze aufstellen, die als Führung gelten für die Charakterbildung anderer Menschen auf eine gewisse Zeitdauer hinaus, bis neue Systeme auftreten und maßgebend werden. Gleichgültig auf wie lange Zeit hinaus seine Lehrsätze anhalten und Einfluß auf das Leben und den Charakter anderer haben, so trägt er doch zur Entwicklung der intellektuellen Kräfte vieler seiner Zeitgenossen u. weiterer Generationen bei.

Ein Staatsmann mag mit kluger Berechnung den Sturz eines Volkes heraufführen, und da ein Volk in vielfacher wechselseitiger Verbindung u. Verknüpfung mit anderen Nationen steht, so ist dessen Politik und Staatsstellung der Anlaß, in weitem Ausmaße das Schicksal anderer Völker zu beeinflussen.

Das Leben des Menschen an sich ist sehr kompliziert, es ist keine Maschine, deren Verlauf nach mathematischen Formeln zu berechnen ist. Deshalb können auch die Menschen von Bedeutung, wie schon erwähnt, bei aller Wichtigkeit, die ihrem Leben beizumessen ist, oft nicht die wünschenswerten Resultate auf das Leben ihres Volkes und weiterer Völker für die Zukunft und zum Wohl aller hervorbringen. Selbstverständlich haben wir als Bahai, wie uns Baha’u’lláh und 'Abdu'l-Bahá lehrt, mit Hochachtung auf das Gute, das solche Menschen der Volksgemeinschaft geleistet haben und leisten werden, zu blicken und unterschätzen keineswegs die Wichtigkeit und den Wert ihres Daseins. -

Heute feiern wir nun die 81. Wiederkunft des gesegneten Tages der Geburt unseres geliebten Herrn 'Abdu'l-Bahá, Der nicht nur für Seine Familie, für Seine Stadt, Sein Land und den Erdteil, in dem Er wohnte, sondern der zum Gedeih und Wohlergehen der ganzen Menschheit eintrat und der Sein heiliges Leben dem künftigen Glück der ganzen Menschheit weihte. Mit Seiner Geburt wurde ein neues himmlisch-göttliches Bündnis in die Welt geboren. Wenn wir dies göttliche Bündnis auf einen menschlichen Körper übertragen, so sehen wir, daß die Organe und Glieder des Körpers dieses Bündnisses nun aus den derzeitigen Nachfolgern in der Bahai-Bewegung oder Weltreligion, für dies neue Zeitalter bestehen.

Diese Glieder oder Organe sind alle nach Form, Fähigkeit und in ihrer Funktion verschieden. Liebe Freunde, laßt uns nun aber nicht auf die Verschiedenheit der Form, der Fähigkeit und der Ausübung blicken, sondern laßt uns der ungeheuren Macht des Bündnisses Gottes gedenken, das uns alle belebt und dazu führt, unsere Funktion auszuüben.

Wir sollten an diesem gesegneten Tag den festen und unerschütterlichen Entschluß fassen, unsere Pflicht und Schuldigkeit in selbstloser Weise zu tun. Dann wird die Tätigkeit eines jeden von uns, wie ein Organ des Körpers des heiligen Bündnisses die Ergänzung der Tätigkeit eines jeden anderen Organs sein. Dies ist dann wirkliche Zusammenarbeit. Laßt uns an diesem gesegneten Abend zu unserem Herrn beten, daß Er uns helfe und beistehe, im Bahaigeist in Liebe und Eintracht zu leben und die Verwirklichung, die unser geliebter Meister ’Abdu’l-Bahá zeitlebens erhoffte, u. zu dessen Geburtstagsfeier wir uns heute hier zusammenfanden, herbeiführen. Laßt uns unser Leben, unsere Persönlichkeit aufgeben und unser vereintes Leben Seiner heiligen Sache weihen, welche die einzige Hoffnung zur Errettung der leidbeladenen menschlichen Allgemeinheit ist.“

A. Sch.

[Seite 63]


Children’s Feast in Esslingen 3. 5. 1925.

Our city was immersed in golden Sunshine when we prepared for our children’s feast, which we annually hold in remembrance of the blessed visit of our beloved Master, 'Abdu'l-Bahá, to the Esslingen Bahai friends. Meadows and trees were covered with flowers and blossoms which the warm rays of the sun hat energized and vivified.

Also the Hall, in which we had gathered together to celebrate this happy day and in which once our beloved Master had honoured us with His Holy Presence, was also charmingly decorated. We were especially happy to welcome among us dear friends from Stuttgart, Zuffenhausen, Fellbach and Göppingen. Although a drop of pain and sorrow had fallen into the chalice of our happiness through the departure of our beloved brother and coworker, Mr. Schwaderer, who till the last hour of his life worked enthusiastically for the lasting and permanent result of these feasts, yet the children themselves, with their shining faces cause us to look to the future with hopes, they do not let us be sad, because they want us to be happy with them.

Anna Köstlin welcomed the friends most heartily and spoke of that day when the Beloved was in this Hall, surrounded by a great number army of children and at the end she spoke of our dear diceased brother and the friends stood up to pray.

The first part of the program showed us, how our dear sister Anna Köstlin has worked with and helped the children, how she strives to familiarize little ones with the holy teachings of our Master and how she shows them the way on which the children of Light should march in life. The children were also very keen to give joy to their parents and friends. They recited from memory the Glad tidings with beaming faces. Especially charming were the musical performances of the children on piano and short songs. Also the choir of the group of the young friends had, under the instruction of our deceased brother Mr. Schwaderer, made great progress and their performances inspired every one with joy.

The second part of the program consisted of the play the children acted. A group of 15 boys made gymnastic performances. Their free movements and pyramid-making filled every body with admiration and a song in Esperanto closed the second part of the program.

Then the young ladies embelished that evening with their songs and rhythmic dances; at the end refreshments were served and surely every individual went home with this joy and happiness which Baha’u’lláh has created for us.



Report from the 23rd. of May, blessed Birthday of our Lord ’Abdu’l-Baha.

The celebration of the blessed Birthday of our beloved Lord took place in the larger Hall of Burgermuseum. From 6 P. M. till 7 as ac preliminary to the Festivity, the Bahai children of Stuttgart delighted us all who were present with their beautiful songs and performance of a charming play which had been prepared and efficiently directed by Miss Hedwig Jäger and Mr. Braun. This play consisted of a motherly talk by Miss Jäger to the children about the descending of the heavenly Spirit of our beloved Master from Paradise upon the earth and this narrative solemnly awakened the very soul of every child who took a part in the play.

After the play Miss Jäger gave a lecture on her plan concerning the future enlargement and development of the Bahai Kindergarten. She first of all intends to introduce the instruction of Esperanto language and then gymnastic exercises for the development of the children’s bodies together with manual trainings,

Then Frau Alice Schwarz thanked Miss Jäger and Mr. Braun for their kind labours towards the interest of the Bahai-children who thereby grow in goodspirit, fellowship, trustworthiness, truthfulness, sincerity and tolerance which are the distinguishing Bahai virtues and through which they will be, in near future, able to serve the Holy Cause.

At the same time when the play was at an end, the children had refreshments and received their prizies which had been kindly contributed to the occasion by Miss Bodner.

Then the celebration of the Birthday of our Lord began at 8. with a prayer led by Miss Julie Stäbler who afterwords read to the audiance a charming account about the Beloved and His Station.

[Seite 64] Following this Mr. Küstner read the translation of the 2nd chapter of Dr. Esslemont’s book, „Baha’u’lláh and the New Era“, on the life of the Primal Point, the Bab and the coincidence of the blessed Birthday of our dear Master, 'Abdu'l-Bahá, on the 23d of May 1844.

Frau Alice Schwarz again delivered a speech on the Birthday of our Master and then Mirza Azizullah Khan Bahadur was requested to speak a few words to the friends on the significance of this great Day. Having greeted the audiance and expressed his regret for not having been able to see the friends as often as he should like to, he said that birth means the beginning of life, Individuals are born into this world and individual lives begin.

Individuals, however, are all different from one another. So the significance and importance of their lives differ too. The importance of the life of the individual is always measured by the way he lives. One individual may live for himself. One can hardly attach any importance to his life. Another individual may live not only for himself, but also for the happiness of his family. This man’s life, one can say, is to certain degree important, for he is not self centered and his motto of life is not „after me the deluge“.

As we ascend on the scale of the difference of the lives of the individuals of whom mankind or human race consists, we see that the circle of the significance of their lives is more and more enlarged. A poet lives and by his work develops the finer feelings and aesthetic nature of many individuals in his environment and many others out of his community. A scientist through his patient labours and exactitude may contribute to the development of the scientific mood of students and readers. He may present to society dicoveries and inventions which may contribute to the general welfare of human society.

A philosopher may by his system of philosophy formulate principles which may guide and mould the character of other individuals for certain period of time till some new system appears. No matter how temporary the effect of his principles on the lives and characters of others may last, yet he contributes to the development of the intellectual power of many of his contemporary individuals and those of subsequent generations.

A statesman, through his fore-sight, may determine the fate of a nation and as a nation is bound through innumerable bonds and relations with other nations, his policy aud statesmanship may afiect to a large extent the fate of other nations.

Of course human life is complex. It is not a machine which may be exactly directed according to mathematical calculations. Therefore the abovementioned individuals of significant lives, with all the importance attached to their lives, may not produce desirable results on the lives of their own nation and of others; of their own contemporary people and of posterity. Notwithstanding this we as Bahais taught and educated by Baha’u’lláh and ’Abdu’l-Bahá, look at the good services they have rendered or will render to human society and do not fail to appreciate the importance and value of their lives.

Today, however, is the eighty first anniversary of the blessed Birthday of our beloved Lord, ’Abdu’l-Bahá, who did not only live for His family, city, country and continent, but who lived for the prosperity and welfare of the world of humanity, who dedicated His sanctified life to the future happiness of mankind. With His birth a new heavenly and divine Covenant was born into the world. If we personify this divine Covenant, we see that the organs and members of this Covenant organism, now consist of the present adherents to the Bahai Movement or Universal Religion of this Age.

These members or organs are all different in forms, capacity and function. Dear friends, let us not look at the difference of our forms, capacities and functions, but let us consider that mighty power of this Covenant of God which energizes and directs us all to execute our functions. We should celebrate this blessed Day by determining with unshakable will to conscientiousty perform our duties and functions in a selfless way. Then the function of each one of us, as an organ of this Covenant-organism is a supplement to the function of every other organ. This is cooperation, Let us on this blessed evening pray to our Beloved to help and assist us to live with Bahai spirit, with love and harmony and hasten the realization of the lifelong cherished hope of our Beloved Master, 'Abdu'l-Bahá for the celebration of whose blessed Birthday we all have gathered here. Let us sacrifice our individual personalities and dedicate our united lives to His Cause which is the only hope for the Salvation of the calamitystricken human society.



Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.




Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart,


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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)