SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft V | JULI 1925 | |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
Die Hauptpunkte der Bahailehre [Bearbeiten]
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark. |
Heft 5 | Stuttgart, im Juli 1925 | 5. Jahrgang |
Inhalt: Prolog. — An die Geliebten des Herrn und an die Dienerinnen des Barmherzigen in Deutschland. — Zur Erkenntnis. — Der wahre geistige Lehrer. — Sinn und Zweck des menschlichen Lebens nach der Bahailehre. — Besuch aus Südrußland. — Religion und Wissenschaft. — Living Religions and the Bahai-Movement. — Hiegieno. — Zweiter Bahai-Vortrag in Dresden. — Bahai-Nachrichten aus dem Osten.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Die wirkliche und größte Liebe ist die Liebe Gottes; sie steht hoch erhaben über aller Vorstellungskraft und allem Denkvermögen.
Wenn du den Weg zum Reich Gottes findest wird dir das irdische gleichgültig sein und wenn du erleuchtet bist, so wird dir die Dunkelheit nichts anhaben können. Nein, die vier Himmelsgegenden der Erde werden dann leuchten und jeder Dorn wird zu einer Rose und zu einem Rosenstrauch werden.
'Abdu'l-Bahá.
Was ist Wahrheit?
Du fragst, was ist Wahrheit? Die Wahrheit ist das Wort Gottes, das der Menschheit Leben gibt, sie macht den Blinden sehend, den Tauben hörend, sie gibt Leben den Toten, sie erleuchtet die Herzen und Seelen und sie zerstört die Unwissenheit und Nachlässigkeit der Menschen. Die Schönheit, die Vollkommenheit und die leuchtende Geistigkeit der existierenden Wesen hängt von dem Worte Gottes ab. Es ist das höchste Ziel für alle, der höchste Wunsch, die Ursache des Lebens. Sich zu unterrichten und zu erleuchten in der Liebe Gottes ist der Weg, durch den wir die Wahrheit finden. Wenn das göttliche Licht der Liebe auf die Spiegel der Herzen fällt, so offenbaren diese Strahlen den Weg, der zum Königreich des Wortes Gottes führt.
Willst du also die Liebe Gottes in deinem Herzen erkennen, dann wisse, dass du dich selbst an Ihn wenden mußt.
Aus einem Tablet von 'Abdu'l-Bahá.
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An die Geliebten des Herrn und an die Dienerinnen des
Barmherzigen in Deutschland.
Meine innig geliebten Freunde! Unser teurer Bruder und Mitarbeiter Dr. Esslemont begibt sich auf ärztliche Anweisung in den Schwarzwald zu einer Behandlung und zu seiner Erholung. Seine Gesundheit hat leider schon notgelitten, was mit der einzigartigen und wertvollen Arbeit zusammenhängt, mit der er sich in Haifa befaßte. Seine früheren Dienste, seine Selbstlosigkeit und Ergebenheit, sein Buch von unerreichter Güte, sein edler Karakter und sein großer Fleiß sprechen ihm die größte Achtung und wärmste Zuneigung eines jeden wahren Bahai zu.
Es ist ihm geraten worden, die heißen Sommermonate in trockenem und kühlem Klima zuzubringen und sich einer ärztlichen Behandlung an einem stillen ruhigen Ort zu unterziehen. Ich bin gewiß, daß die deutschen Freunde, die gelernt haben, einen so werthabenden und fähigen Diener der heiligen Sache zu lieben und zu bewundern, ihr möglichstes tun‚ was in ihren Kräften steht, um ihm alle erdenklichen Erleichterungen zu verschaffen und seine völlige und rasche Genesung zu gewährleisten.
Er wird in Gesellschaft unserer lieben Bahaischwester Mrs. Lowell reisen, die über Deutschland nach Amerika zurückkehrt und die ihr in Eurem Kreise freudig willkommen heißen werdet.
Indem ich Euch meiner Zuneigung und meiner Gebete versichere, bin ich Euer Bruder in Seinem Dienst
(sig.) Shoghi.
Haifa Palästina, 27. Mai 1925.
Das große Gefängnis in Akka, Innenansicht mit Wasserreservoir.
Zur Erkenntnis.
Nur der erkennt des Lebens Tiefen,
der auf den Grund hinabgeschaut
und dann, vertrauend Gottes Güte,
sein Leben wieder neu gebaut.
Nur der vermag das Schicksal meistern
der seines Wesens Grund erkannt,
aus seines Wesens Kümmernissen
den Zufall daraus hat verbannt.
Allein nur der kann Liebe tragen
hinein in jedes Menschenherz,
der tief erkennt, daß jeder Liebe
nur heilsam ist der bitt’re Schmerz.
Der kann den Weg zum Lichte gehen,
der unentwegt zum Höchsten strebt,
und nur sich selbst und Gott vertrauet,
in der Erkenntnis Tiefen lebt.
Paul Häcker.
Das große Gefängnis in Akka von der Landseite aus gesehen.
Der wahre geistige Lehrer.
Worte von 'Abdu'l-Bahá.
Es ist eine wunderbare und hochzuschätzende Gnade, ein Werkzeug Gottes zu sein. Diese kann nicht mit Gold erkauft werden.
Die erste Bedingung für einen Lehrer der Religion ist der Glaube an Gott, die zweite‚ daß er sein Antlitz Gott zuwendet‚ die dritte, daß er sich loslöst von allem außer Gott. Solche Lehrer werden erleuchtete führende Leuchten werden, Sterne am Himmel der Gnade, Bäume im früchtetragenden Garten Abhás, Blumen im Hain der Mysterien und Fackeln auf dem Weg zur Erlösung.
Die Absicht des Lehrers muß hoher Art und lauter sein, sein Herz frei, sein Geist gesammelt, seine Gedanken friedevoll, seine Entschlossenheit fest, seine Großmut abgeklärt und in der Liebe Gottes muß er eine Fackel sein. Erreicht er diesen Zustand, dann wird sein geheiligter Odem selbst einen Felsen rühren. Ist dem nicht so, so wird er keinerlei Wirkung ausüben.
Solange eine Seele nicht vollkommen ist‚ wie kann sie die Fehler anderer alsdann heilen, wenn sie nicht von allem völlig losgelöst ist, und Gott ganz und gar angehört, wie kann sie von andern eine Trennung verlangen?
Die Lehre Gottes wird nicht allein durch das Wort verkündet, sondern durch die Tat, durch eine gute Gesinnung, eine glückliche Veranlagung, Freundlichkeit, Mitgefühl, gute Kameradschaft, Zuverlässigkeit, Heiligkeit, Tugend, Reinheit der Ideale und zuletzt durch das Wort.
Das größte Geschenk von Gott ist die Liebe. Sie ist die Quelle aller göttlichen Gaben. Solange die Liebe nicht in des Menschen Herz Einzug hält, kann sie keine große oder göttliche Wohltat in ihm erzeugen.
Am ratsamsten zu erörtern ist: das reine und geheiligte Leben, allgemeine Verbrüderung, die Philosophie über die einheitliche Weltreligion. Zur Verkündigung der Wahrheit benötigt der Mensch einen göttlichen und edlen Karakter, er muß im Einvernehmen mit den göttlichen und höchsten Vorschriften handeln und die Verbreitung der Befehle Gottes und Seiner Ermahnungen unter der Menschheit fördern.
Die Welt ist ein Trugbild, gerade weil die Menschen zu viel reden und ihre Ideale nicht verwirklichen. Wenn die Tat an Stelle des Worts träte, dann würde die Welt sehr bald ein anderes Angesicht tragen. Ein Mensch, der Gutes tut und nicht davon spricht, ist vollkommen. Regelrechte geistige Freude wirkt heilend auf den Körper. Ich kann mir keine größere Freude denken, als das Lehren des Wortes Gottes. Wenn ein Wesen seiner selbst vollständig vergißt, sich aufopfert
und aufgeht in der Liebe zur geheiligten Vollkommenheit, ein guter Diener Gottes ist und das Wohlgefallen des Herrn errungen hat, so wird
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seine Freude zunehmen und seine Glückseligkeit einem fließenden Strom von kristallklarem Wasser gleichen. Ein Bahai, der andern dient, ist gleich einer brennenden Kerze, die ihr Licht allen spendet, die in ihrer Nähe sind. Die höchst erreichbare Stufe der Kerze ist zu brennen und den dunklen Raum zu erhellen; der erhabendste Gipfel unserer Entwicklung und Vollkommenheit ist, dem Dienst an der heiligen Schwelle unerschütterlich treu zu sein. Dies ist in der Tat die geläutertste Stufe. Was ich unter dem Dienst an der heiligen Schwelle verstehe: mit strahlendem Angesicht, freiem Herzen, mit frohem Geist, mit geheiligter Seele, erleuchtetem Verstand und unerschütterlichem Entschluß sich zu erheben und die Lehre Baha’u’lláhs zu verkünden.
Es ist gut sich darüber dauernd klar zu sein, daß Er uns nicht zu körperlichen Freuden, zu materieller Bequemlichkeit oder zu physischen Vorteilen in dieser vergänglichen Welt erzog. Er nahm alle Verfolgungen und Entbehrungen auf Sich und hat uns auserwählt zur Erleuchtung der menschlichen Welt, zur moralischen und religiösen Erziehung der Rassen, zur geistigen Auferweckung der Völker.
Die Gläubigen müssen die Botschaft nicht nur mit dem Wort kund tun, sie müssen sie auch mit dem Schmuck der Taten zieren, damit alle Welt Zeugnis ablege, daß ihre Ziele welteinheitlich sind, ihre Taten von Selbstlosigkeit zeugen, ihr Beispiel begeistert und allumfassend wirkt, daß sie durch ihr Betragen und ihre Führung die Heiligkeit, Reinheit, Aufrichtigkeit und liebevolle Freundlichkeit der Propheten Gottes bezeugen.
Empfiehl ihnen die „Verborgenen Worte” sorgfältig zu lesen und darnach zu leben und in Uebereinstimmung mit denselben zu handeln.
Wenn ein Mensch einen Tag lang nach diesen göttlichen Befehlen und Lehren lebt, dann wird ihm die Kraft verliehen werden, die sichtbare und die unsichtbare Welt zu bewegen.
Lehre die Lehre Gottes durch Taten und Werke. Dies ist der wahre Segen Gottes. Lebe auf solche Art, daß wenn die Menschen dein Benehmen, deine Moral, deine Aufführung beobachten, sie ausrufen mögen: „dies ist kein Mensch, dies ist ein Engel des Herrn”. Sei freundlich zu jedermann, laß Barmherzigkeit die treibende Kraft in deinem Umgang mit den Menschen sein. Achte nicht auf ihre Fehler, gewinne ihre Herzen durch Liebe und Mildtätigkeit, versetze sie in Glut mit dem Feuer der Liebe Gottes. Unbeschreiblich sind die seelischen Freuden, wenn die Düfte der Vergeistigung aus dem Garten Seines Seins über dich wehen. Die göttliche Glückseligkeit ist von keinerlei Kummer gefolgt, noch endet der göttliche Frühling in schwülen Sommertagen.
Gelobt sei Gott, eure Herzen strömen über von göttlicher Liebe und eure Anhänglichkeit an die Welt ist nicht groß. Was euch jetzt not tut, ist Beredsamkeit. Ich hoffe, daß ihr eine beredte, ausdrucksvolle, vortreffliche Vortragsweise erlangen werdet.
Bleibt der Tatsache versichert, daß der Odem des heiligen Geistes euch helfen und eure Herzen vor Zweifel bewahren wird.
Uebersetzt von A. Schwarz.
Sinn und Zweck des menschlichen Lebens nach der Bahailehre.
Vortrag von H. Küstner am 23. Oktober 1924 im Bürgermuseum.
Die Bahailehre wird von dem einstigen protestantischen Geistlichen Dr. Römer in seinem 1912 erschienen Buch über die Bahailehre als eine mohammedanische Sekte bezeichnet. Den gleichen Fehler begeht ein am 23. Oktober 1924 in dem katholischen Deutschen Volksblatt erschienener Artikel über die Bahaiweltreligion mit dem Titel: „Eine mohammedanische Sekte — in Stuttgart“. Dieser Artikel, der in einem ziemlich überlegenen Ton gehalten ist, vermag aber sonst durchaus nichts Stichhaltiges und Tatsächliches gegen die Bahaisache vorzubringen als eben nur den Vorwurf, die Bahaisache sei eine mohammedanische Sekte. Beachtlich an solchen Erscheinungen ist besonders, daß man glaubt, gegen uns als Gegner auftreten bezw. uns als Gegner der Kirche betrachten zu sollen.
Wem drängt sich bei der Behauptung, die Bahailehre sei eine Sekte des Islam, weil ihr Stifter
aus dieser Religion hervorging, nicht die Erinnerung an die Vorgänge zu Jesu Zeiten und kurz
nach seinem Kreuzestode auf, wie es die Bibel erzählt, daß man damals die Jünger Jesu und die
ersten Anhänger mit der Bemerkung ablehnte:
[Seite 69]Et
„die Sekte der Nazarener!“, weil Jesus aus dem Judentum hervorging und so seine Sache als eine
Sekte des Judentums betrachtet wurde. Die Bahaireligion ist so wenig eine Sekte des Islam, wie
das Christentum eine Sekte des Judentums ist. Es ist anscheinend sehr schwer, etwas Tatsächliches
zu finden, das gegen die Lehre spräche. Man wird deshalb auch keinen Kritiker finden, der es
wagt, im Einzelnen zu den Prinzipien der Bahailehre Stellung zu nehmen und sich darüber
auszulassen. Sie getrauen sich nur, im Allgemeinen geringschätzig von der Lehre zu reden.
Die Tatsache, daß die Kirchen gegen jede Erscheinung, die sich auf religiösem Gebiet zeigt, glauben, Stellung nehmen zu müssen, zeigt dem aufmerksamen Beobachter, daß sie unfähig sind, die Zeitströmungen zu begreifen, die die Menschen dazu treiben, sich ganz allgemein mit Sinn u. Zweck des Daseins zu befassen. Die Menschen können sich mit den Lehren der Kirchen nicht mehr zufrieden geben, die ihnen dies Leben und das Leben im Jenseits gewissermaßen als Selbstzweck darstellen. Nicht mehr nur ganz bestimmten Kreisen, den Theologen und den Gelehrten, kommt es in den Sinn, über den Ursprung und den Zweck unseres Erdenlebens nachzudenken, nein, bei hoch und nieder finden wir heute das Bedürfnis, sich mit diesen Fragen selbst auseinanderzusetzen und selbst zu einer klaren Stellung zu ihnen zu kommen. Nicht mehr wollen es die Menschen der Kirche überlassen, für ihr Seelenheil zu sorgen, sondern sie sind stutzig geworden, ob dies überhaupt möglich ist, und strengen sich an, den Weg zu Gott selbst zu finden und zu begehen. Es leuchtet ein, daß den Kirchen dieses Suchen, diese Selbständigkeit der Menschen, unbequem sein muß. Sie werden sich aber vergeblich gegen diese Zeitströmung wenden, und wir Bahai wissen, daß diese Zeitströmung nichts anderes ist, als der Geist und das schöpferische Befehlswort unseres Herrn Baha’u’lláh, der allen Menschen befohlen hat, unabhängig nach der Wahrheit zu forschen.
Wieviel Denken und Grübeln haben nicht die Weisen und Philosophen aller Zeiten an die Ergründung der Frage gewendet, was der Sinn und der Zweck des menschlichen Lebens sei. Wir wollen ihnen in die Irrgärten ihrer Gedankensysteme nicht nachfolgen, wissen wir doch, daß sie alle, die geglaubt haben, in der Richtung etwas ohne den Grund alles Seins, ohne Gott, zuwege zu bringen, mit all ihrer Weisheit schließlich schmählich an diesen Fragen Schiffbruch erlitten haben. Wir wollen nicht untersuchen, warum die bisherigen Religionen, die doch auch auf Gott als die Ursache allen Seins zurückgreifen, insbesondere die christlichen, ihren Anhängern in dieser Richtung keine klare Anschauung beibringen konnten, obwohl sie bei richtiger Anwendung und Auswertung der Lehre unseres Herrn Jesu Christi dazu sehr wohl in der Lage gewesen wären. Lassen wir unsere Untersuchung sich nur darauf erstrecken, ob und wie uns die Bahailehre das Mittel an die Hand gibt, die Frage nach dem Ziel und dem Zweck dieser materiellen Existenz zu lösen, so zu lösen, daß sowohl unser Verstand, wie auch unsere sich nach der Erlösung sehnende Seele zufrieden ist.
Wir vergegenwärtigen uns zunächst die Worte Baha’u’lláhs aus den „Verborgenen Worten“, Vers 3,4 und 5:
„O Menschensohn!
Verhüllt in Meinem unvordenklichen Wesen und in Meinem ewigen Sein fühlte ich meine Liebe zu dir; deshalb erschuf ich dich, verlieh dir Mein Ebenbild und offenbarte dir die Schönheit Meines Angesichts.“
„O Menschensohn! Dich zu erschaffen machte mir Freude, daher erschuf ich dich. Liebe mich, damit ich deinen Namen ehre und deine Seele mit dem Geist des Lebens erfülle.“
„O Sohn des Seins!
Liebe mich, damit ich dich liebe. Wenn du mich nicht liebst, kann Meine Liebe niemals zu dir gelangen. Merke dir das, o Diener.“
Ferner haben wir gelesen:
„Gott war ein verborgener Schatz und wünschte erkannt zu werden.“
Wir sehen schon aus diesen Worten einen klaren Zweck aufleuchten: Gott hat uns erschaffen, damit er von uns erkannt und geliebt werde.
Da dieser Wunsch Gottes aber ebenso auch für unsere spätere geistige Existenz gilt, wollen wir uns hier zunächst vergegenwärtigen, wie nach den Erklärungen, die uns 'Abdu'l-Bahá gab, die Schöpfung des Menschen vor sich gegangen ist. Dazu müssen wir uns klar machen, daß die ganze materielle Schöpfung nur zu dem Endzweck der Hervorbringung des Menschen in die Erscheinung treten mußte. Gott emanierte, d.h. ließ aus Sich ausfließen, die Welt. Wohl geht Gottes Dasein — dem Wesen nach — der Welt voraus, zeitlich dagegen nicht, denn die "Welt war von jeher in Gott. Diese Emanation mögen wir „Allgeist“ nennen. Dieser Allgeist bildete in — vom menschlichen Standpunkt aus gesehen - Millionen von Jahren das Universum, das sich uns heute darstellt als ein unendlicher Raum, in welchem die Himmelskörper winzig klein erscheinen. So ist auch unser Sonnensystem und mit ihm unsere kleine Erde ein Teil dieses Universums. Wir wissen aus den Feststellungen der Gelehrten, daß einst auch unsere Erde ein feuerflüssiger Körper war, der nach und nach erkaltete und die jetzt vorhandene Erdrinde bildete.
[Seite 70]
Hier müssen wir nun etwas verweilen, ist doch auf diese Weise das in Erscheinung getreten, was wir jetzt das Mineralreich benennen. Das Mineralreich ist für uns Menschen die unterste Stufe der materiellen Schöpfung, aber da vom Allgeist ins Leben gerufen und von ihm durchdrungen, keineswegs ohne Geist. Von dem Mineralgeist sprach ’Abdu’l-Bahá häufig als von einem verborgenen Lebensprinzip, das das Band der Vereinigung schafft, welches die einfachen Elemente zu anorganischen Formen aufbaut. Diese Elemente nun wieder sind genau so gegliedert wie ein Planetensystem. Im Zentrum ist der göttliche Dynamos und um ihn kreisen in rasendem Tanz die Stoffpartikelchen, die sogenannten Atome. Wir haben hier also eine Gleichheit zwischen dem größten Planetensystem und dem kleinsten Atom.
Im weiteren Vollzug von Gottes Schöpferwillen entwickelt sich in der Fortbildung der in dem Mineralreich in Erscheinung getretenen Elemente das Pflanzenreich. Wir sehen hier einen großen Fortschritt gegenüber dem Mineralreich. Während dieses nur die Existenzfähigkeit besitzt, finden wir im Pflanzenreich noch dazu die Kraft des Wachstums. Noch größer ist der Fortschritt im Tierreich, wo wir zu den im Mineralreich und im Pflanzenreich entwickelten Eigenschaften noch die Bewegungsfähigkeit und die Gabe der Sinne finden. Indem wir so Stufe um Stufe zurücklegen, gelangen wir zur Krone der materiellen Schöpfung, zum Menschen. Was den Menschen über die übrige Schöpfung hinaushebt, ist seine vernünftige Seele, mit der er die Wirklichkeit der Dinge erfassen kann und mit der er sich bewußt Gott zuzuwenden hat.
Die Stufenreihe bis hieher zu verfolgen, ist nun an sich nicht schwer, sie wird von keinem geistig vorgeschrittenen Menschen geleugnet. Bestritten dagegen ist der Zweck, den wir Bahai dieser Entwicklungsgeschichte unterlegen.
Lassen wir einmal ’Abdu’l-Bahá zu Worte kommen und hören wir, was Er uns in den „Ansprachen in Paris“, Kap. 29, sagt:
„Bedenket den Zweck der Schöpfung. Wäre es möglich, daß alles dazu erschaffen sein könnte, um sich durch unzählige Jahrhunderte zu entwickeln und zu entfalten, nur zu diesem untergeordnetem Zweck, und nur mit Rücksicht auf die wenigen Jahre, die der Mensch auf Erden lebt? Ist es denkbar, daß dies der endgültige Zweck der Existenz sein sollte?
Das Mineral entwickelt sich so lange, bis es in dem Leben der Pflanze aufgeht; die Pflanze macht Fortschritte, bis sie endlich ihr Leben verliert und in dem Leben des Tieres aufgeht; das Tier, welches einen Teil der Nahrung des Menschen bildet, geht im Leben des Menschen auf.
Dadurch ist bewiesen, daß der Mensch die Summe der ganzen Schöpfung und das höchste aller erschaffenen Wesen ist; er ist das Ziel, für das die zahllosen Jahrhunderte der Existenz Fortschritte machten. Der Mensch bringt höchstens 80 bis 90 Jahre in dieser Welt zu, was in der Tat eine kurze Zeit ist.
Hört denn der Mensch auf zu existieren, wenn er diesen Körper verläßt? Wenn sein Leben damit zu Ende ginge, dann wären alle diese vorausgegangenen Entwicklungen wertlos; es wäre alles umsonst! Kann sich wirklich jemand denken, daß die Schöpfung keinen höheren Zweck haben sollte als diesen? Die Seele ist ewig, unsterblich.“
Und wieder:
„Wer über dies alles nachdenkt und dann noch glauben kann, daß der große Entwicklungsplan der Schöpfung plötzlich aufhöre, und die fortschreitende Entwicklung ein solch unangemessenes Ende nehme, ist eben ein Mensch ohne Intelligenz.“
„Die Materialisten, welche in dieser Weise urteilen und behaupten, daß wir unfähig seien, die Welt des Geistes oder die Segnungen Gottes wahrzunehmen, sind sicherlich wie die unverständigen Tiere; sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht. Dieser Mangel an Gesicht und Gehör ist ein Beweis ihres niederen Zustandes; es sind Leute, von welchen wir auch im Koran lesen: „Sie sind Menschen, welche dem Geiste gegenüber blind und taub sind.“ Sie gebrauchen die große Gabe Gottes, die Macht des Verstandes nicht, durch welche sie mit den Augen des Geistes sehen und mit den geistigen Ohren hören, oder mit einem göttlich erleuchteten Herzen verstehen könnten.
Die Tatsache, daß das materialistische Denken unfähig ist, die Idee des ewigen Lebens zu erfassen, ist kein Beweis von der Nichtexistenz dieses Lebens. Das Verständnis für jenes andere Leben ist von unserer göttlich-geistigen Geburt abhängig.“
Hieraus leuchtet klar und eindeutig der Sinn und Zweck unserer gegenwärtigen Existenz auf: der in der Durchentwicklung durch Mineralgeist, Pflanzengeist und Tiergeist entstandene Menschengeist, oder was in diesem Zusammenhang gleichbedeutend ist, die menschliche Seele, soll sich weiterentwickeln ins Reich des Geistigen, des ewigen Lebens. Der Tod bedeutet hier keine Unterbrechung, ist überhaupt für den geistigen Menschen ohne wirkliche Bedeutung. Der Eintritt des Menschen in dieses geistige Reich erfolgt durch seine geistige Wiedergeburt, die schon Jesus Christus als Voraussetzung für das ewige Leben bezeichnete. Diese Wiedergeburt kann erfolgen nur und ausschließlich in Gott und mit Gott. Ein Mensch, der ernstlich an ein Weiterleben nach dem Tod glaubt, kommt über den Glauben
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an Gott nicht hinweg, will dies auch nicht. Das eine schließt das andere ein. Wenn wir in das ewige Leben eintreten wollen, müssen wir dem Willen Gottes entsprechend uns verhalten, welcher uns nur erschaffen hat, damit wir Ihn lieben und erkennen sollen, nicht damit wir uns auf dieser Erde gute Tage machen können und nur dahinvegetieren, nach dem Zweck unseres Daseins nicht fragend. Wenn wir uns das einmal in allem Ernst und in allen Konsequenzen klar gemacht haben, gibt es für uns weder Trübsal noch Leiden mehr, d.h. es wird solche in vermehrtem Maße geben, aber wir werden sie gleich nichts achten. Wir werden uns ganz von selbst befleißigen, Gottes Gebote, die Er uns durch den Mund seiner Manifestationen, für unsere Zeit durch Baha’u’lláh, geoffenbart hat, zu erfüllen. Es wird uns dies dann keine Pflicht mehr sein, sondern Lust und Freude, weil wir ihren Sinn und Zweck erfaßt haben. Die Liebe zu Gott wird uns auch die Liebe zu Seinen Geschöpfen, insbesondere zu unseren Nächsten, näher bringen. Wir werden dann insbesondere mit vollem Bewußtsein ihrer Bedeutung die Worte des täglichen Gebets sprechen: „Ich bezeuge, o mein Gott, daß Du mich erschaffen hast, Dich zu erkennen und Dich anzubeten.“ Zur Klärung über Sinn und Zweck unseres Lebens führen uns auch die Worte Baha’u’lláhs, die Er in den Verborgenen Worten an uns richtet:
„O Menschensohn!
Meine Ewigkeit ist Meine Schöpfung. Ich schuf sie für dich. Mache sie zum Gewand deines Tempels. Meine Einheit ist Mein Werk, für dich habe Ich sie bestimmt. Schmücke dich mit ihr, damit du in aller Ewigkeit die Offenbarung Meines ewigen Wesens wirst.“
Es sei gestattet, in diesem Zusammenhang auch einige Worte über das Uebel in der Welt zu sagen. Der Mensch besitzt zwei Naturen: eine geistige oder höhere, und eine materielle oder niedere Natur. Die Seele des Menschen ist bei seiner Geburt rein, dies ist der in sie gelegte göttliche Hauch. Der menschlichen Natur jedoch hängen tierische Eigenschaften an, die durch die Pflege der göttlichen Natur überwunden werden müssen. Der Mensch hat die Macht, Gutes wie Böses zu tun. Er hat die Aufgabe, seine Seele von den Begierden und Leidenschaften zu lösen. Um dies zu können, muss er aber wissen, was gut und böse ist, muß wissen, was übel ist. Der Mensch ist von Gott frei erschaffen, freie Geister will Gott zu Seinem Dienst, Geister, die bewußt das Gute wollen. Damit ein Mensch das Gute wollen kann, muß ihm zum Bewußtsein kommen, was als übel anzusehen ist. Und so erscheint das Uebel nur als etwas Negatives, als die Abwesenheit des Guten, oder noch deutlicher ausgedrückt: das Uebel ist nichts anderes als Unvollkommenheit.
Das, was wir in der Jetztzeit als in der Welt vorhandene Uebel vorfinden, müssen wir aber noch unter einem ganz besonderen Gesichtspunkt betrachten. Die Uebel, die die heutige Menschheit heimsuchen und nicht zur Ruhe kommen lassen, sind nichts anderes als die Geburtswehen des Werdens des Reiches Gottes auf Erden. Wir Bahai wissen, daß Baha’u’lláh gekommen ist, um das Reich Gottes auf Erden aufzurichten, um alle Verheißungen zu erfüllen, die sich darauf beziehen. Und deshalb müssen wir alles Weltgeschehen betrachten als bedingt durch den Einfluß des Geistes unseres Herrn Baha’u’lláh auf die Menschheit zur Annahme Seiner Gebote. Wenn Himmel und Erde (die Religion und die irdischen Verhältnisse) neu werden sollen, dann muß der Menschheit gezeigt werden, daß die bisherigen Zustände nicht mehr mit den Geboten der Zeit übereinstimmen. Es ist dies für die Menschheit ein schweres Begreifen. Mit Beharrlichkeit und Bequemlichkeit möchten die Menschen an dem nach ihrer Meinung doch so bewährten und überkommenen Alten festhalten, sie müssen aber eines Tags zu den neuen Geboten als Heilmittel für Schäden, die ihnen aus dem Festhalten an den alten Verhältnissen erwachsen, greifen.
Einen besonderen Reiz bietet es, unter diesem Gesichtspunkt alle die Leiden zu betrachten, durch die gerade unser deutsches Volk in den letzten Jahren gegangen ist und wohl noch gehen muß, Wir erinnern uns der Freude 'Abdu'l-Bahás, wenn Er von Deutschland sprach, wie Er verheißen hat, daß Deutschland ganz besonders für die Annahme der Lehre vorbereitet sei, daß Deutschland die Lehre in Bälde voll und ganz annehmen werde, und daß Deutschland aus der Annahme der Lehre auch wieder neue Kräfte zu seiner Genesung ziehen werde. So schwer uns Einzelne auch die Leiden des deutschen Volkes berühren und so sehr wir wünschen möchten, daß dies oder jenes uns erspart geblieben wäre, oder uns erspart bleiben möchte, können wir doch nicht umhin, diese Leiden als Erziehungsmittel Gottes und Seiner Manifestation Baha’u’lláh zu betrachten, welche das deutsche Volk zwingen, in die Bahn als erstes Volk einzulenken, die für die gesamte Menschheit vorgeschrieben worden ist, und so der Ehre teilhaftig zu werden, als Bahnbrecher für die ganze Menschheit zu dienen.
Einige Punkte mögen zeigen, wie dies aufzufassen ist:
1. Deutschland als erstes Land wurde entwaffnet. Wenn der ewige Friede kommen soll, wenn die Zeit sich verwirklichen soll, in der die Nationen nicht mehr Krieg führen werden, dann müssen alle Völker zur absoluten, vollständigen Entwaffnung
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übergehen. Interessant ist es auch, die neuerlichen Verhandlungen des Völkerbundes in Genf unter diesem Gesichtswinkel zu betrachten.
2. Deutschland als erstes Land ging durch das Fegfeuer der Geldentwertung. Baha’u’lláh schafft das Kapital nicht ab, sondern bezeichnet es als im Völkerverkehr notwendig. Abgeschafft und verhütet werden müssen aber die schlimmen Auswüchse, die auf die Beherrschung des Kapitals begründete Herrschaft Einzelner über Völkerschicksale und Menschenschicksale. Durch die Geldentwertung wurden viele derartige schlimmen Auswüchse aufgedeckt und können auch in Zukunft von einer willigen Menschheit vermieden werden.
3. Sämtliche Bevölkerungsschichten Deutschlands wurden nacheinander schwer auch von andern Dingen in Mitleidenschaft gezogen. Unabhängig von der Geldentwertung kamen Arbeitslosigkeit und Bedrohung der Existenzmöglichkeit über beinahe alle Deutschen. Wenn den Menschen zum Bewußtsein kommen soll, daß alles Irdische vergänglich ist und daß wir nicht Schätze auf Erden sammeln sollen, die dem Mottenfraß ausgesetzt sind, dann müssen sie auch einmal in den Zwang versetzt werden, sich mit dieser Frage abzufinden. Um keine Frage gehen die Menschen lieber herum, als um die, in welcher Beziehung die irdischen Besitztümer des Einzelnen zu seinem Seelenleben und Seelenheil stehen.
4. Deutschland wurde als erstes Land zur absoluten politischen Ehrlichkeit gezwungen. Wenn im Völkerleben das Verlangen Baha’u’lláhs nach der Gerechtigkeit (Verborgene Worte I, 2) Erfüllung finden soll, dann muß alle geheime Diplomatie verschwinden und an ihre Stelle völlige Offenheit und Ehrlichkeit treten.
Wenn wir unsere Augen und Gedanken auf solche Tatsachen richten, brauchen wir Bahai uns nicht daran aufzuhalten, daß sich das Werden des Reiches Gottes auf Erden für unsere irdischen Augen scheinbar zu langsam vollzieht. Unablässig schafft der Geist und läßt den Menschen keinen Augenblick Ruhe, Ob sie wollen oder nicht, müssen sie mithelfen, die ewige Stadt zu bauen. So gut der Schriftsteller Romain Rolland den Indier Ghandi ganz unverblümt einen Propheten nennt, da seine Sache sich durchgesetzt habe, so gut wird sich eines Tages aller Welt die wahre Stellung Baha’u’lláhs erweisen, wenn Seine Gebote sich durchgesetzt haben werden, ohne daß die Menschen sich bewußt waren, daß sie Geboten Baha’u’lláhs gehorchen und gehorcht haben. Das werden auch alle Widerstände nicht verhindern.
Die Größe der Bahailehre liegt in ihrer umfassenden Universalität. Dem Sucher gibt sie über das Große wie über das scheinbar Kleine Auskunft. Die Widersprüche, auf die der menschliche Geist bei seinem Forschen stößt, schwinden, der Gegensatz zwischen Religion und Wissenschaft verflüchtigt sich. Daher ist auch nichts fähig, uns den Sinn und den Zweck des Lebens zu verdunkeln im Lichte der Bahailehre. Für uns besteht dieser Sinn und Zweck des Lebens nicht darin, das Leben als Selbstzweck zu leben, sondern mit Flammenschrift steht es in unsere Herzen geschrieben, daß wir erschaffen wurden, Gott zu erkennen und ihn anzubeten, „Gott war ein verborgener Schatz und wünschte erkannt zu werden, deshalb erschuf Er den Menschen.“ Wir wollen alle an unserer geistigen Wiedergeburt arbeiten, damit sich das Reich Gottes auf Erden schneller durchsetzt. Wir wissen von unserem Meister 'Abdu'l-Bahá genau, was wir tun sollen, also tun wir darnach.
Besuch aus Süd-Rußland.
Ali Akbar Kamalof aus Tashkand hielt sich aus Haifa kommend, einige Tage in Stuttgart auf und sprach am Donnerstag, den 25. Juni in der öffentlichen Bahai-Versammlung zu den Freunden. Er beschrieb das Leben in Rußland und das Wirken der Bahai-Freunde daselbst. Nach dem Terror hat eine große antireligiöse Strömung eingesetzt, während der 2000 Kirchen in Schulen, Theater und Kinos umgewandelt worden sind. Die Christusbilder, die zuvor angebetet worden sind, wurden verhöhnt und es trat eine Propaganda gegen die Religion auf, die zu einem weitverbreiteten Kampf gegen die Religion führte. Man hatte keine Achtung vor der Wahrheit der Religion, da die Geistlichen sich in die Politik mischten und die hl. Schriften sinnlos und willkürlich auslegten. Mangel an Religion läßt die Menschen rasch sinken und verroht sie. Die Regierung hielt sich außerhalb des Kampfes, das Volk drängte von der Religion weg, die ihm zwangsweise aufoktroiert wurde. In Persien und in der Türkei sei dies ebenso der Fall. Die Menschen drängen weg vom Aberglauben und ersehnen sich geistige Wirklichkeit. Im Dezember 1924 fand eine Versammlung in Tashkand, der Hauptstadt von Turkestan, über Religion statt, mit hohem Eintrittsgeld, und es strömten tausende von Menschen herzu, so daß die Polizei aufgeboten werden mußte, um Ordnung zu halten; so stark ist die Sehnsucht nach der Gotteslehre. Baha’u’lláh hat einst gesagt, daß sich eine große antireligiöse Strömung zeigen werde, worauf eine starke Aufwärtsbewegung und Religiosität eintreten werde.
Die Bahai in Turkestan und Rußland arbeiten
[Seite 73]
unermüdlich und genießen nicht nur große Achtung, sondern man schätzt sie deshalb so sehr,
weil sie keine Priesterschaft haben, von der das
Volk so bitter enttäuscht und irregeführt wurde.
Die Feinde der hl. Sache sind aber auch am Werk
und suchen zu schaden, wo sie können, doch ist es
ihnen unmöglich, Einwände wissenschaftlicher Natur zu machen.
Die Regierung steht der Bahai-Lehre sehr freundlich gegenüber, da diese wahre Wissenschaft verbreitet und keine Politik treibt. Unter den 130 Millionen Einwohnern in Rußland ist nur eine religiöse Zeitschrift gestattet und dies ist die Bahaizeitung „Khurschid Khawar“, zu deutsch: Die Sonne des Ostens.
In Aschkabat, Tashkand und im Kaukasus, fand die Bahailehre Eingang, so daß bereits in sechs Schulen die Prinzipien gelehrt werden. Nach den Anweisungen unseres geliebten Beschützers der hl. Sache soll eine lebhafte Korrespondenz mit den russischen Bahai gepflegt werden, die allerdings unter russischer Zensur steht, die aber gerade deshalb der Regierung die Bestätigung des ständigen Fortschritts der Lehre auf der ganzen Welt geben soll und diese von der Lauterkeit der Absichten der Bahai überzeugen wird.
So soll uns denn der geistige Kampf‚ den unsere Freunde in Rußland gegen die Finsternis um der Liebe und um der Wissenschaft willen aufgenommen haben, ein neuer Ansporn sein. Wir müssen ihnen regelmäßige Zuschrift und Benachrichtigung über unsere Tätigkeit und über unsere Erfolge machen, ihnen neuen Mut und frische Kraft geben und sie mit unseren Gebeten unterstützen, damit sie Glück und Frieden, nach der großen geistigen Not, den Herzen ihrer Mitmenschen bringen können.
A. Sch.
Religion und Wissenschaft.
Aus Bahá’u'lláh und die neue Zeit von Dr. ]. E. Esslemont Kapital XII. (Fortsetzung)
Die Herkunft des Menschen.
Baha’u’lláh bestätigt auch den Biologen, der für den menschlichen Körper eine Geschichte feststellt, die Jahrmillionen in die Entwicklung der Arten zurückreicht. Ausgehend von einer ganz einfachen, augenscheinlich unbedeutenden Form, wird der menschliche Körper hingestellt, wie er im Verlauf von ungezählten Generationen sich Stufe für Stufe empor entwickelt, wie er immer vollkommener wird, sich besser und noch besser organisiert, bis der Mensch des heutigen Tages erreicht ist. Jeder einzelne menschliche Körper entwickelt sich durch solch eine Reihe von Stufen, vom winzigen Keim aus gallertartiger Substanz bis zum vollkommen entwickelten Menschen. Wenn dies auf Einzelwesen anwendbar ist, was niemand leugnet, warum nimmt man dann an, daß es unter der menschlichen Würde ist, eine ähnliche Entwicklung für seine Art zuzugestehen? Dies ist doch sehr verschieden gegenüber der Behauptung, daß der Mensch vom Affen abstammt. Der menschliche Embryo ähnelt in einem gewissen Stadium einem Fisch mit Kiemen und Schwanz, und ist dennoch kein Fisch. Es ist ein menschlicher Embryo. So mag die menschliche Art in den verschiedenen Stufen ihrer langen Entwicklung dem Auge verschiedenen Arten von niederem Getier gleich erschienen sein, aber es war immer die menschliche Art, im Besitz der geheimnisvoll innewohnenden Kraft der Entwicklung zum Menschen, wie wir ihn heute sehen, und in künftiger Entwicklung zu noch weit höherem berufen glauben, worauf wir fest vertrauen.
’Abdu’l-Bahá sagt:
„Es ist klar, daß dieser Erdball nicht auf einmal in seiner gegenwärtigen Gestalt in Erscheinung trat, sondern stufenweise verschiedene Entwicklungsphasen
durchmachte, bis er mit der jetzigen Vollkommenheit geschmückt wurde...
Der Mensch am Anfang seiner Existenz und im Schoße der Erde wuchs wie der
Embryo im Schoße der Mutter, stufenweise und entwickelte sich, und ging von
einer Form zur andern, bis er in dieser Schönheit und Vollkommenheit, dieser
Kraft und dieser Macht erschien. Es ist sicher, daß er am Anfang diese Anmut
und Schönheit nicht besaß, und daß er nur stufenweise diese Gestalt, diese
Form, diese Schönheit und diese Anmut erlangte... Bis des Menschen Dasein auf
Erden, vom Anfang ausgehend, diese Stufe, diese Form und diesen Zustand erreichte, brauchte es notwendigerweise eine lange Zeit... Doch ist uranfänglich
des Menschen Existenz von besonderer Art... Zugegeben, daß die Spuren von
Organen, welche verschwunden sind, (im menschlichen Körper) tatsächlich existieren, so ist dies noch kein Beweis für die Wandelbarkeit und den Mangel der Ursprünglichkeit der menschlichen Art. Es
beweist höchstens, daß die Form und Gestalt und die Organe des Menschen
fortgeschritten sind. Der Mensch war immer eine bestimmte Art, ein Mensch,
nicht ein Tier."
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— Beantwortete Fragen, siehe Sonne der Wahrheit, I. Jahrgang, S.82.
Ueber die Geschichte von Adam u. Eva sagte Er:
„Wenn wir diese Geschichte in ihrem augenscheinlichen Sinn nehmen, nach der Auslegung der Massen, so ist sie in der Tat etwas Außerordentliches. Der Verstand kann sie nicht annehmen, ihr nicht zustimmen, sich nichts dabei vorstellen; denn solche Verabredungen, solche Einzelheiten, solche Gespräche und solche Antworten sind weit entfernt von denen eines intelligenten Menschen, wie viel weniger der Gottheit, jener Gottheit, die das unendliche Universum in der vollkommensten Weise eingerichtet hat, samt seinen unzähligen Lebewesen mit völligem System, völliger Macht und Vollkommenheit...
Deshalb muß die Geschichte von Adam und Eva, die von dem Baum aßen, und ihrer Vertreibung aus dem Paradiese nur als Symbol aufgefaßt werden. Sie enthält göttliche Geheimnisse und universale Bedeutungen und befähigt zu wunderbaren Auslegungen.“
— Beantwortete Fragen —. (Vergl. auch Abdruck in Sonne der Wahrheit, I. Jahrgang, S. 92.)
Körper und Seele.
Die Bahai-Lehren, die sich auf Körper und Seele und das Leben nach dem Tod beziehen, befinden sich in völliger Uebereinstimmung mit den Ergebnissen der Seelenforschung. Sie lehren, wie wir gesehen haben, daß der Tod nur eine neue Geburt bedeutet, das Entweichen aus dem Gefängnis des Körpers zu einem weiteren Leben, und daß der Fortschritt in dem kommenden Leben unbegrenzt ist.
Eine große Menge wissenschaftlicher Beweise hat sich nach und nach angesammelt, die nach der Meinung unparteiischer, höchst urteilsfähiger Forscher vollkommen genügt, um die Tatsache eines Lebens nach dem Tode außer jeden Zweifel zu setzen, eines fortdauernden Lebens und der Wirkung der bewußten „Seele“ nach ihrer Loslösung von dem stofflichen Körper. So sagt F. W. H. Myers in seiner „Menschlichen Persönlichkeit“, einem Werk, das viele Forschungsergebnisse der Gesellschaft für Seelenforschung zusammenfaßt:
„Die Beobachtung, der Versuch und die Folgerung haben viele Forscher, von denen ich einer bin, zum Glauben an unmittelbare oder fernwirkende Verbindung, nicht nur zwischen den Geistern der noch auf der Erde weilenden Menschen geführt, sondern auch zwischen dem Geist oder den Geistern, die noch auf Erden sind, und abgeschiedenen Geistern. Solch eine Entdeckung öffnet auch die Türe zur Offenbarung .
Wir haben gezeigt, daß inmitten von viel Täuschung und Selbsttäuschung, Betrug und Vorspiegelung wahrhaftige Offenbarungen uns erreichen von jenseits des Grabes.
Durch Entdeckung und durch Offenbarung wurden in vorläufiger Weise gewisse Regeln in Beziehung auf solche abgeschiedenen Seelen aufgestellt, wie wir sie anzutreffen imstande waren. Zuerst und hauptsächlich habe ich wenigstens den Grund zu glauben, daß ihr Zustand der einer endlosen Entwicklung in Weisheit und Liebe ist. Ihre Liebe, der sie auf Erden ihr Herz geweiht hatten, dauert weiter, und am meisten von allem jene höchste Liebe, welche ihr Ziel findet in der Anbetung und Verehrung... Das Uebel erscheint ihnen weniger als etwas schreckliches, denn als etwas knechtisches. Es ist in keinem mächtigen Herrscher verkörpert; vielmehr bildet es einen absondernden Wahnsinn, von dem die hin- und hergerissene Seele zu befreien höhere Geister sich bestreben. Hier braucht es kein Fegefeuer; Selbsterkenntnis ist des Menschen Strafe und sein Lohn; Selbsterkenntnis und die Nähe oder Ferne von verwandten Seelen. Denn in dieser Welt ist Liebe tatsächlich Selbsterhaltung; die Gemeinschaft der Heiligen schmückt nicht nur, sondern bildet das ewige Leben. Nein, aus den Gesetzen der Telepathie folgt, daß diese Gemeinschaft schon hier und jetzt ihre Wirkung auf uns ausübt. Sogar jetzt gibt die Liebe der abgeschiedenen Seelen Antwort auf unsere Anrufungen. Schon jetzt hält und stützt liebendes Gedenken — Liebe ist selbst ein Gebet - jene entbundenen Geister auf ihrem Weg zur Höhe.“
Das Maß an Uebereinstimmung zwischen dieser Ansicht, die auf sorgfältiger wissenschaftlicher Forschung begründet ist, und der der Bahailehre ist wirklich bemerkenswert.
Einheit der Menschheit.
„Ihr seid alle die Früchte eines Baumes, die Blätter eines Zweiges, die Blumen eines Gartens.“
Das ist einer der bezeichnendsten Sprüche Baha’u’lláhs, and andere sind ihm gleich:
„Ruhm gebührt nicht dem, der sein Vaterland liebt, aber herrlich ist der, der seinesgleichen liebt.“
Einheit, Einheit der Menschheit und Einheit aller erschaffenen Wesen in Gott, ist das Haupt-Thema Seiner Lehre. Hier wird wieder die Harmonie zwischen wahrer Religion und Wissenschaft offenbar. Mit jedem Fortschritt der Wissenschaft ist die Einheit des Universums und der gegenseitige Zusammenhang seiner Teile immer klarer ersichtlich geworden. Das Gebiet des
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Astronomen ist untrennbar verbunden mit dem des Physikers, und das des Physikers mit dem
des Chemikers, das des Chemikers mit dem des Biologen, das des Biologen mit dem des Psychologen, und so weiter. Jede neue Entdeckung auf dem einen Feld des Forschens wirft neues
Licht auf andere Gebiete. Wie die Wissenschaft der Physik gezeigt hat, daß jedes Partikel der
Materie im Universum jedes andere Partikel anzieht und beeinflußt, es möge noch so klein
oder weit vom andern entfernt sein, so findet die Psychologie, daß jede Seele im Universum
einwirkt und Einfluß hat auf jede andere Seele. Prinz Kropotkin zeigt in seinem Buch über
„Wechselseitige Hilfe“ überaus klar, daß sogar unter den niederen Tieren wechselseitige Hilfe
unbedingt notwendig ist zur Erhaltung des Lebens, während, was den Menschen betrifft, der
Fortschritt der Zivilisation abhängt vom wachsenden Ersatz der gegenseitigen Feindschaft durch
gegenseitige Hilfe. „Einer für alle und alle für einen“ ist das einzige Prinzip, nach dem eine
Gemeinschaft gedeihen kann.
Das Zeitalter der Einheit.
Die Zeichen der Zeit zeigen uns, daß wir im Beginn eines neuen Zeitalters in der Geschichte der Menschheit stehen. Bis heute klammerte sich der junge Adler der Menschheit an das alte Nest auf dem festen Felsen der Selbstsucht und des Materialismus. Seine Bemühungen, seine Flügel zu benützen, waren ängstlich und nur versuchsweise. Unablässig sehnte er sich nach noch Unerreichbarem. Mehr und mehr nahm er Anstoß an den Beschränkungen der alten Glaubenssätze und der alten Strenggläubigen. Aber nun ist die Zeit der Beschränkung zu Ende und er kann sich auf den Flügeln des Glaubens und der Vernunft zu den höheren Gipfeln geistiger Liebe und Wahrheit erheben. Er wird nicht länger erdgebunden sein, wie er es war, bevor ihm seine Schwingen wuchsen, sondern wird sich nach seinem Willen emporschwingen zu dem Gebiet eines weiten Ausblicks und einer herrlichen Freiheit. Damit sein Flug aber sicher und gleichmäßig sei, ist eines notwendig. Seine Schwingen müssen nicht nur stark sein, sondern sie müssen sich in vollkommener Harmonie und gegenseitigem Einordnen bewegen. 'Abdu'l-Bahá sagt hiezu:
„Er kann nicht mit einem Flügel allein fliegen. Wenn er versucht, allein mit dem Flügel der Religion zu fliegen, so wird er landen im Schlamm des Aberglaubens! Und wenn er sich unterfängt, nur mit dem Flügel der Wissenschaft zu fliegen, so wird er in dem traurigen Sumpf des Materialismus enden.
— Ansprachen in Paris, 5. 156. -
Vollkommene Harmonie zwischen Wissenschaft und Religion ist notwendige Voraussetzung für das höhere Leben der Menschheit. Wenn dies Ziel erreicht ist und jedes Kind erzogen wird, nicht nur im Studium der Wissenschaften und Künste, sondern auch in der Liebe zur ganzen Menschheit und in der freudigen Ergebung unter Gottes Willen, wie er sich offenbart im Fortschritt der Entwicklung und den Lehren der Propheten, dann und nur dann wird das Reich Gottes kommen und Sein Wille geschehen auf Erden wie im Himmel; dann und nur dann wird der Größte Friede seine Segnungen über die Welt ergießen.
„Wenn einmal die Religion", sagt ’Abdu’l-Bahá, "befreit von ihrem Aberglauben, ihren Ueberlieferungen und unverständigen Lehrsätzen, ihre Uebereinstimmung mit der Wissenschaft zeigen wird, wird sie eine große vereinigende, reinigende Kraft in der Welt werden, die alle Kriege, Mißhelligkeiten, Mißklänge und Kämpfe hinwegschwemmen wird, und dann wird die Menschheit vereinigt werden in der Macht der Liebe Gottes.“
— Ansprachen in Paris, S. 160. -
Living Religions and the Bahai-Movement
delivered (by Dr. Walter Walsh on Sunday morning 28 th Sept. 1924 in Steinway-Hall, London) in connection with the Conference on living Religions held at the Imperial Institute, London Sept. 22.rd to Okt. 3rd 1924.
Reading: Summary of Religious Duty (from the Tablets of Abdul-Baha).
Key-note:
„All must adhere to the means which are conducive to love and unity.“ — Abdul Baha.
During the week which has just ended, more than a dozen of the principal forms of religion
— non-Christian and non-Judaic — the forms of religion we were taught to stigmatise as
“heathen” -— have been expounding their views to one another; and lo! their coming together has
been found “conducive to love and unity.” Those who followed the Conference through its various expositions, became conscious of a thought growing more and more into a conviction, —
the staggering thought and convietion, namely, that, spite of all surface differences, the living
Religions are characterised by a fundamental unity. Where one may have expected conflict we
find concord; where he anticipated antagonism we have found reconciliation; and where he looked for contraries we have discovered Unities.
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Throughout these wonderful days, indeed, we have been receiving an objectlesson in the noble
science of Comparative Religion. The old presumptions have been shrivelling up before our eyes.
Our ears have heard, — not the brazen discords of a sectarian jazz band, but the harmonious
notes of a spiritual symphony. The note of our age is Reconciliation; and the grand symphony
of the Universal has received new expression from the lips of the various exponents of the
common faith. It is through the unity of the spirit exemplified in this Conference that the
peace of the world will be finally secured.
Of all the notes in the General Evangel, none has sounded sweeter and clearer than that uttered by Baha-u-ullah and his successor Abdul Baha, whose gracious, healing message some of us were privileged to hear from his own lips some years ago. The Bahai Movement occupies a foremost place among those new orientations which make for universal harmonvy and peace. It emphasises the unity of the spirit of man, the unity of the religions in their essential characteristics and principles, and it prophesies and prepares the way for the final unity of the races.
What constitutes a “living religion?” Mr. Victor Branford, in his illuminating book on the subject, defines a “living religion” as one that has risen from a Nature-religion to a Spiritreligion, and which continues to enrich itself by social adaptations and the growing truths of science. May I add to the description the idea that a “living religion” is one that teaches and inspires men and women to live — to live rationally, unselfishly, and fully. Following the lead of the Conference, it is clear that the trend of every form of religion in the world to-day is towards three great Unities — the Unity of God, the Unity of Man, and the Unity (or Comm-unity) of Interests. I further assume that the spirit of religion — like the atmosphere around our bodies — seeks to induce the Peace of God in the heart, and the Peace of the World between nations.
First, take the idea of the Unity of God. History makes it clear that divided Deities imply divided Peoples. The age of Tribal Deities was the age of Tribal wars: Imperial Deities have landed us in Imperial wars. The ascent of Man is traced by his successive advances from the cave to the hut, from the hut to the village, from the village to the city, from the city to the nation, from the nation to the empire, from the empire to Humanity. The last step awaits to be taken. The tribal chiefs were merely super-savages who frequentiy offered their war captives in sacrifice to their gods. The imperial savages of to-day are content to penalise their beaten foes by impossible exactions, and by reducing them to industrial helotry. The moral ascent of peoples is marked by successive discoveries that national “rights” are not seldom international “wrongs.” In the extent to which communitics cease to attribute their own preferences and passions to the gods — in that degree does brotherhood become possible. When go the hostile gods, away go national hostilities.
To us, the history of the Semites is the most familiar example. Semitic history opens upon a whole catalogue of tribal gods — Asshur of the Assyrians, Chemosh of the Moabites, Moloch of the Ammonites, Jehovah of the Hebrews. Monotheism was not yet born, and therefore separation was inevitable. A common religion is the most powerful of bonds, within its own limits, and when the limits are recognised to be no narrower than the Human Race, we get a Bond of Brotherhood that cannot be broken. When the Assyrians invaded Judah, Sennacherib warned the Israelites that they need not think to be protected by their tribal Jehovah; for the gods of Samaria and other nations had been unable to protect their devotees from his — the Assyrian power; that is, from the Assyrian gods, who were more powerful than those of the Israelites (2 Kings xviii. 32-35). When the Assyrians carried away the Northern tribes of Samaria and repeopled the land with Babylonians, it is curiously stated that the new colonists did not know how to worship „The god of the land“, “who therefore became angry and punished them by an invasion of lions, so that they had to bring some of the Samarian priests back to restore the worship of “the god of the land,” who was obviously an indigenous deity, as anthropologists term it, — a deity who is limited and confined to the very soil, and unable to cross the border to succour his worshippers (2 Kings xvii. 26). This idea of the indigenous deity — the deity rooted in and confined to the very soil of a country is curiously exemplified by the story of Naaman the Syrian, who, after being cured of his leprosy by the Hebrew Elisa, begged to carry back to Syria two muleloads of Palestinian earth — a few spadefuls of Jehovah’s land — on which, in Syria, he might build an altar, and offer sacrifice (2 Kings v. 17). At that primitive stage of theology, the least conception of Humanity was impossible, or of a United Race, or of the General Good.
On this occasion, time forbids me to trace the expansion of theology in the Semitic and
other Oriental forms of religion, with their glimmerings of the larger truth and wider internationalism; such as are found, for example, in the Hebrew drama of Jonah. To the Greek
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Stoics belongs the credit of first and definitely affirming the notion of the Brotherhood of Man,
from which in turn sprang the idea of Natural Rights; but it was not till the break up of the
Roman empire followed by the conflicts between Emperor and Pope and the appaling wars that
accompanied the passing of Feudalism — it was not till then, I say, that the idea of International
Law formulated itseif in the human mind, was expressed by Grotius the Dutch Jurist, and is
now embodied in the International Court of Justice at the Hague.
Theological prejudice involved in the idea of tribal or national Deities bore inevitable sour fruit in the shape of National Prejudice, which, with the possible exception of Sectarian Bigotry, is perhaps the most invincible foe of human progress. Hard to uproot are these hostile traditions! True ideas take long to realise, but the principle of progress is in the idea, and we can not doubt, that the wide acceptance of the Unity of God will be accompanied by a corresponding abatement of racial instincts, suspicions, and fears. The idea that nations are independent entities will yield to that of Human Solidarity. The realisation of Human Solidarity will place the fact of Interdependence beyond dispute. Mutuality will take the place of hostiliiy. Cooperation will replace competition. Instead of the false notion that a nation is endangered by the prosperity of its rivals, and that competition to the extent of war is necessary for self-preservation, we shall get the true notion of a Community of Interests, when every commercial tariff will be erased, every trade barrier thrown down; when every Custom House will be turned into an International Club and every Barracks into an International Theatre. With the old gods will pass away the old traditions and the old statesmen, and the human race will have entered definitely on the era of Universal Peace.
For mankind are one in spirit, and an instinct bears along, Round the earth’s electric circle, the swift flash of right or wrong;
Whether conscious or unconscious, yet Humanity’s vast frame,
Through its ocean-sundered fibres feels the gush of joy or shame;
In the gain or loss of one race all the rest have equal claim.
(Lowell),
If I am asked to furnish warrant for these shining expectations, I refer you to the Conference of Living Religions, which clearly intimates that religion is now striving to unite on the things that are fundamental and common to human nature, I have long seen, and frequently, pointed out, that the Religions of the Orient were becoming subject to the same liberalising influences as were those of the West. Criticism, Science, and Sociology are at work upon the Rig-Veda as well as upon the New Testament, and upon the Koran as well as upon the Bible. The spirit of the East and of the West is evolving a common perception and a common purpose — the perception of the Unity of God, and the purpose of the Unity of Man; the mystical concept of the Kingdom of Heaven striving to realise itself in a Commonwealth of Nations the grand dream of all the ages, bequeathed to this age to realise in one great, pacific, World-State.
Is it a dream?
Nay, but the lack of it the dream,
And failing it, life’s lore and wealth a dream,
And all the world a dream.
(Walt. Whitman).
It is plain that the idea of the Unity of Man follows on that of the Unity of God. This is the rock on which to build the civilisation of the future — the Common Nature underlying all differences; while the militaristic civilisation based on division and mistrust — “our unsurpassed civilisation,” as an affected writer puts it — sinks deeper and deeper into the bloodsoaked sands of time.
Let no one, however, suppose that our task is done! Let no one exclaim with the Lotos-eaters, “Here will we rest.” Progressive religion has yet stern work to do. It has to despatch the Ecclesiastical Gods to the same limbo as the vanishing Gods of the Tribe. The Externalities of Religion have to be cut away like dead branches, that the inner life, the life of the soul, the Communal Life of the race, may expand and bear myriad fruits for the healing and enrichment of the peoples. The idea of Divine Favoritsm must be banished from every form of religion the ideals of special privilege, chosen peoples, exclusive revelations, nationalistic incarnations, salvation limited by sacramental and liturgical conditions, — all these egoistic ideals must be eliminated. A Deity with ecclesiastical prejudices can deliver mankind no more than a Deity with tribal prejudices. The Ecclesiastical Deities have given us divided America and sundered India and distracted Europe. During the war, the Ecclesiastical Deities gave us the spectacle of Protestant Britain, Roman Catholic Belgium, Greek Russia, and Freethinking France united against Protestant Germany, Roman Catholic Austria, and Mahommedan Turkey. They fortified the hills around Nazareth with big guns, and surrounded Bethlehem with barbed-wire entanglements. The old Tribal Deities were resurrected “for the duration of the war,” and clothed in the garb of modern ecclesiasticism.
(to be continued.)
Higieno.
Baha’u’llah instruis, ke bona korpa Ilegado estas esenca parto de religio. La korpo devas esti la servanto de la spirito, neniam $ia majstro, sed $i devas esti volonta kaj kapable pripensema kaj aktiva servanto, kiel decas al inda majstro. La majstro devas vidi al tio ke li estas bone kaj sage flegata sufie ricevos ripozon kaj reireSon, kiel povas postuli lojala kaj fidela servanto. ’Abdu’l-Bahá pledas por simpla mango el unu aü du mangajoj Li ne voias doni ordonojn. Sia tasko estas, doni al la homoj simplan dieton de spirita nutrajo. La homoj estas kapablaj trovi $ustan materian dieton por si mem. Li diris al ni, ke ni estu gvidata de nia instinkta gusto kiel ankaü la bestoj. Se ni sekvos al la emo de instinkta gusto anstataü per la moroj, per la erara sento de la devoj kaj societoj) aü per la normoj de tielnomataj „kompetentuloj“ ni evitos’ multajn malsanojn kaj nenecasajn elspezojn. Sen definitivaj normoj estos la nutrajo estonte fruktoj kaj grenoj, diris ’Abdul’l-Bahä. Latempo venos. en kiu estos ne plu mangata viando. La medicina scienso staras en la inianeco, tamen $i montris, ke la natura dieto estas tiu, kiu kreskas el la terfundo. Iom post iom lahomoj evoluosal lastato de natura nutrajo. El,dektagojehlalumode Akka“ de J.Grundy.
Casteco kaj pureco de la korpo estas urge postulata ankaü de la vestajo_de la tuta äirkaüajo. ’Abdu’l-Baha diris: Casteco kaj sankteco lie estas karakteraj ecoj de puraj animoj kaj neceso de liberaj homo). Ekstera pureco kvankam $i estas nur materia, havas grandan influon por la spiriteco. Pura kaj senmakula korpo iniluas la spiritan homon.
Tabuleto de ’Abdul’l-Bahä.
Ree diris ’Abdu,l-Bahä: La ekstera vestajo devas esti pura kaj senmakula por ke la eksterajo estas cela esprimo de internajo. Pureco estas unu de ja fundamentaj leSoj de tiu &i religio.
El taglibrofolioj de Abmad Sohrab Jan. 1924.
La uzo de alkoholo kaj opio, escepte ordonata de kuracisto por malsaneco estas severe malpermesata. Laü la libro Akdas (leglibro) fortaj kaj malfortaj alkoholajoj estas severe malpermesataj. ’Abdu’l-Bahá diris: „Car alkoholo gvidas la homojn sur malbonaj vojoj kaj malfortigas la korpon. Baha‘u,llah deklaris: „Ni elektis por vi tion, kion estas en la Cielo kaj sur de la tero, por ke vi uzu la ajojn en taüga modo kai, ne por interna uzo de veneno kaj por ebriigoj. ‘Abdu‘l-Bahä diris: „Ho diaj amikoj! La sperto montris, kiel donas la riiuzo de tabako, vino kaj opio multe da saneco, potenco, spirita $ojo sageca prudento kaj natura forto “
Baha‘u‘lláh ne malpermesas laü regule la uzon de tabako, sed’Abdu’l-Bahá parolas pri la kutimo de fumado kvazaü de senpura, malbonodora, malagrabla kaj ordinara, kiu iom post iom estos ekkonata Senerala malutilo. Plue Li diris: „Ni deziros diri en ke la dia okulo la tabak-inmo estas kondamninda, kaj krom tio gi estas ajo de elspezoj kaj tempmal$paro kaj estas malbona kutimo. Tiuj, kiuj estas firmaj en la interligo malaprobas $ın kaj estas rigardata kvazaü traticio. La rezigno al $i donas iom post iom kvieton, trankvilon kaj igas purajn manojn kaj buSon kaj la haroj ne estas penetrato| de malbona odoro.
Respondante la demandon, Cu la malpermeso de ludo kaj loterio koncernas &iujn ludojn, diris ‘Abdu'l-Bahäa: „Kelkaj ludoj estas sen dangeraj kaj nur uzataj por amuzo, ili ne malhelpas; sed ekzistas danero ke ili farigas tempmalsparo Tiu Üwe estas akceptata en la dia ajo, sed revivigo, fortante la naturajn fortojn, korpekzerco estas dezirindaj.“ _
El „Ciela festo“.
Memekkono.
Baha‘u‘lláh &iam admonas la homon realigi la dian naturon en simem. La vera interna memo, kiu estas la pli bona parto, diferencas sin de la limigita ekstera memo, kiu nur estas templo. Tro oite la eksterajo igas la malliberejo de reala homo. En „Kasitaj vortoj“ Li diris: „Ho filo de la mondo! Per la manoj de potenco Ni formis vin, kaj per la fingroj de forto Ni kreis vin. Ni metis en vila esencon de Nia Lumo; pro tio konfidu je $i, kaj je nenio alia, Car Nia iarado estas periekta kaj Nia ordono havas efikon. Ne dubu tion Ci, kaj ne havu ian necertecon pri $i.“
„Ho filo de spiritol Ni kreis vin rica:
kial do vi vin mem malriligas? Ni faris
vin nobla: kial do vi malnobligas vin mem ?
lom da esenco de la ekkono Mi malka$is
al vi: kial do vi sercas alian krom Mi? EI
la argilo de amo Mi knedis vin, kial do
"sercas vi alian? Turnu vian vidon al vi
mem, por ke vi povu trovi Min starante
en vi, potenca, fortega kaj majesta,“
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Ho filo de la trono! Via aüdado estas Mia aüdado, aüdo per $i. Via vidado estas Mia vidado, vidu per $i, por ke vi per tio en vi mem provu Mian sanktecon, kaj Mi por vi povas prepari belegan lokon en Mi.“
Ho filo de tiu, kiu staras per sia propra ekzistado en sia regno! Sciu, ke Mi sendis al vi aromojn de sankteco, finis la vorton en vi, plenumis la grandan talenton, kaj volis por vi kion Mi volis por Mi mem. Tial estu kontenta je Mi kaj dankema al Mi.“
„Ho Mia servanto! Via ekzemplo estas kiel glavo piene juvelornamita kiu estas kaSita en nigra glavingo, pro kio ia valoro al la juvelistoj restas nekonata. Eli$u el la glavingo de egoismo kaj pasio, por ke viaj juvelojestasvideblajellapopolodelamondo.“
„Ho Mia amiko! Vi estas la suno de la Cielo de Mia sankteco, Ne malpurigu Ne malpurigu vin mem per la eklipso de la mondo. La vualon de senzorgo dis$iru. por ke vi liberigita de la nuboj el la kovroj elvenu xaj Ciujn estajoj ornamu per la robo de I’vivo.“
La alta stato, al kiu Baha‘u‘llah vokas lahomojn kun la cititaj vortoj, estas de tia majesta beleco kaj brilega gloro ke la menso nur maliorte kompremas la signifon de tiuj & vortoj. Ekkono de dia eco en ni mem signifas la ekkonon de nia esenco kun Dio. Tio © „repacigo‘“ „renkonto kun Dio“ estas la glora celo de la Bahaanoj, sed la sola vojo atingi tiun ©i celon, estas tuta sindono al Dio“, malka$ita de Siaj elektaj senditoj, precipe Siasendito, la majesta manifestacio Baha‘u‘llah, la profeto de nia epoko.
Esperantigata” Anna Köstlin, Esslingen tralegata kaj ekzamena deasro J. B. Esslingen kajses-roj F. B. Heilbronn, A.K. Heilbronn.
Zweiter Bahai-Vortrag in Dresden.
Um das im März d. J. begonnene Werk in Dresden weiter zu führen, hielt Herr Wilhelm Herrigel aus Stuttgart am Dienstag, den 16. Juni im Saal des Logenhauses, Ostra Allee, einen weiteren Vortrag über die Bahailehre und das, was sie bereits in der ganzen Welt vollbracht hat.
Trotz des schwülen Abends war der Vortrag gut besucht und die Anwesenden zeigten lebhaftes Interesse.
Am nächsten Abend fand in dem kleinen Saal des Hospitz „Weiße Schleife“ eine Interessentenversammlung statt, bei der interessante Fragen erörtert und die Versammelten tiefer in die Lehren eingeführt wurden.
Eine der anwesenden Damen stellte ihre Wohnung zur Verfügung für wöchentliche Versammlungen und die Versammelten einigten sich, künftig dort jeden Donnerstag abend zusammen zu kommen.
Mit Hilfe unseres Meisters dürfen wir hoffen, daß unsere hl. Sache nun auch in dieser Stadt dauernd Fuß gefaßt hat.
Bahai-Nachrichten aus dem Osten.
Aus einem Rundschreiben aus Teheran: Es ist herrlich und erstaunlich, sich bewahrheiten zu sehen, daß der Baum der hl. Sache, der mit dem Blut so vieler persischer Märtyrer begossen wurde, jetzt Früchte trägt. Heute sind viele ernste Beweise der Größe der Sache erbracht für alle. Bei jedem Ortswechsel der Freunde, die die hl. Lehre verbreiten und die den einsichtsvollen Menschen ihre selbsterlebten Beweise der Hinfälligkeit früherer Vorurteile und ihres Aberglaubens zeigen, beweisen das Zusammenhalten und die Einswerdung derer, die unter dem Banner der hl. Sache stehen, Gott sei gedankt, daß es noch viele treu ergebene Freunde im Osten und Westen gibt, die reisen, um die hl. Lehre bekannt zu geben. Unzweifelhaft werden diese Strahlen der Vergeistigung dieser Freunde in den Herzen der Menschen wiederstrahlen und folglich muß die Menschheit in künftiger Zeit sich unter der Fahne El-Baha’u’l-Abha’s vereinen.
Aus Karachi in Indien kommt die Todesnachricht von Professor Shirazi, der von seiner Schulzeit an Bahai war und seitdem die hl. Lehre den gebildeten Klassen Indiens lehrte. Durch seinen Dienst machte er sich bekannt als ein Diener der hl. Sache, der seinesgleichen sucht in dem weitausgedehnten Indien. Vor 2 Jahren reiste er mit seiner Frau nach dem hl. Land, von wo aus er sich auf eine Vortragsreise nach Amerika begab im Dienst der hl. Sache und besuchte auf seinem Rückweg in England London und Manchester. Es ist zu bedauern, daß er in seiner kurzen Lebenszeit nicht Deutschland besuchte, das er so gerne aufgesucht hätte. Er reiste ins hl. Land zurück, und kehrte dann mit seiner Frau nach Karachi, seine Heimatstadt zurück. Daselbst nahm er wieder seine Tätigkeit als Professor der Universität und zugleich seinen Dienst für die hl. Sache auf.
Am 8. April erhielt er eine Einladung von Heyderabat, einer großen Stadt in Indien, um die
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Sache daselbst zu lehren, ausgehend von zwei Damen, die aus England gekommen waren, woselbst
sie ihre Ausbildung genossen und von der Bahailehre gehört hatten. Am 9. April reiste er und
seine Frau und ein ihm befreundeter Zoroastrier nach Heyderabad und anderen Tags am Abend hatte er eine lange Unterredung mit den beiden Damen, auf die die Lehre einen tiefen Eindruck machte. Am Morgen des 11. April besuchte er und seine Frau ein Krankenhaus und sprach mit den Kranken über die frohe Botschaft. Am Abend nahm er und sein Freund ein Flußbad, wobei er in einen Wirbel geriet und trotz den größten Bemühungen seines Freundes vor den Augen seiner Frau in den Wellen versank. Der Freund konnte von Bootsleuten nur mühsam gerettet werden. Nach 6-stündigem Bemühen wurde die Leiche
geborgen und unter Teilnahme der ganzen Stadt und im besonderen der Professoren- und Studentenschaft beigesetzt.
Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
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In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10
5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,
in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,
in Halbleinen geb. . . . . 4.--
In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.
Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20
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Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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