SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft III | MAI 1925 | |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
Die Hauptpunkte der Bahailehre [Bearbeiten]
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark. |
Heft 3 | Stuttgart, im Mai 1925 | 5. Jahrgang |
Inhalt: Prolog. — Prophezeiungen von Baha’u’lláh und 'Abdu'l-Bahá. — Benachrichtigung. — Bericht über das Ridvanfest. — Ridvan-Feier. — Ridvanfest in Berlin. — Vortragsbericht. — News from Stuttgart. — Report from Ridvan Feast Stuttgart. — Ridvan feast. — Bahai-Work in Graz, Austria. — Gentileco kaj estimego. — Zu 'Abdu'l-Bahás Geburtstag. 23. Mai 1844. — Unerhörte Greueltaten der fanatischen Islamiten gegen Bahai. — Nachruf für Herrn Oberlehrer Friedrich Schwaderer. — Todesnachricht.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Die Stufe des Báb ist höher als die aller Propheten und seine Mission erhabener als das Wissen und Begreifen aller Heiligen.
Baha’u’lláh.
Alle erschaffenen Dinge in der Welt kommen durch den Menschen ans Tageslicht und werden dadurch geoffenbart, daß sie Leben und Entwicklung erhalten. Der Mensch jedoch ist in seinem geistig und seelischen Leben von der Sonne des Wortes Gottes abhängig.
Baha’u’lláh.
O, ihr tapferen Diener und Dienerinnen des Aller-Herrlichsten !
Jahrhunderte und Zeitabschnitte, nein, tausende von Generationen mussten
dahingehen, bevor die Sonne der Wahrheit ihren Zenith erreichte und wieder
in ihrem vollen Glanz erschien. Gott sei gelobt, dass Du ins Leben gerufen und in
dieses Jahrhundert gestellt worden bist, in das Jahrhundert des Ersehnten, der gepriesenen Schönheit, des Tagesgestirns des Königreichs, des grössten Lichts des
Reichs der Höhe — (möge mein Leben ein Opfer für Seine Diener sein). Treu und
voll Inbrunst sollten wir den Namen Dessen preisen und verherrlichen, Der uns so
voll Gnade dazu verholfen hat, diesen, Seinen grössten Segen zu empfangen.
Zehntausendfach sollten wir unser Leben zu Seinem Ruhm und Sieg darbringen; zehntausendfach sollten wir Ihm unsere Seelen opfern für diese unendliche Gunst und diese grösste Ehre.
Die Heiligen in früheren Zeiten fühlten sich, wenn sie sich das wunderbare Kommen des Zeitalters Baha’u’lláhs vor Augen führten, wie vom Blitz geblendet und verlangten nur einen kurzen Augenblick diese herrliche Zeit mitzuerleben. Gelobt sei der Herr, wir sind dazu begnadet und sind überflutet vom Ozean Seiner Herrlichkeit.
'Abdu'l-Bahá Abbás
Prolog.
Vater der Welten, wir beten zu Dir,
Wir hörten Deines Odems Rauschen.
Du hast uns gerufen, Du siehst uns hier
In Demut Deiner Stimme lauschen.
O senke Dein Heiliges Wesen
Zutiefst in unser Blut hinein,
Daß wir in Dir genesen -
Und, was einst schwach und trüb gewesen,
Wird stark und rein.
Vater der Welten, Dein Heiliges Sein,
Erschaffenem ewig unerschlossen,
Liebte, und aus Deiner Liebe allein
Ist Deine herrliche Schöpfung entsprossen.
Wo Deine Rhythmen leben,
In Sommer und Winter, in Tag und Nacht,
In wonnigem Walten und Weben,
In frohem Empfangen und freudigem Geben
Die Liebe lacht.
Eines des anderen Bruder ist,
Keines kann alleine bestehen.
Wie bunt der Wechsel der Formen auch ist,
Wie kann er heiliges Wesen verwehen.
Das Höchste jedoch im Getriebe,
Der priesterlich geadelte Beruf -
O daß er treu ihm bliebe! -
Das ist Dein Mensch, den Deine Liebe
Zum Bild sich schuf.
Mensch der Schöpfung, göttlicher Schatz,
Darinnen Perlen der Weisheit versiegelt,
Herz des Menschen, heiligster Platz,
Darinnen Gottes Sonne sich spiegelt,
An Deinen reinen Strahlen
Die kranke Welt erwacht, genest.
Wirf ab, wirf ab die Schalen,
Sie brachten dir so lange Qualen.
Du wirst erlöst.
Freut euch, freut euch, Kinder der Zeit,
Oeffnet das Herz der frohen Kunde,
Höret, was Gottes Barmherzigkeit
Den Menschen schenkte in gnädiger Stunde.
Auf diesem Erdenballe
Das hehre Wunder geschah,
Aus höchster Himmelshalle
Erschien zum Heil für alle, alle
Baha’u’lláh.
Dr. Mühlschlegel.
Prophezeiungen von Baha’u’lláh und ’Abdu’l-Bahá.
Aus Baha’u’lláh und das neue Zeitalter von Dr. J. E. Esslemont.
Kapitel XIV. (Fortsetzung.)
Napoleon III.
Im Jahr 1869 schrieb Baha’u’lláh an Napoleon III. und tadelte ihn wegen seiner Kriegsgelüste und wegen der Verachtung, mit welcher er einen früheren Brief von Baha’u’lláh behandelt hatte. Die Epistel enthält folgende ernste Warnung:
„Deine Taten werden dein Königreich in Verwirrung bringen, die Herrschaft wird aus deinen Händen genommen werden, um dir deine Taten zu vergelten, und so wirst du dich selbst in schwerem Unglück befinden. Erschütterungen werden alle Bewohner deines Landes befallen, wenn du dich nicht in dieser Sache erhebst und auf der Stelle dem Geist Folge leistest. Hat dein Glanz dich hoffärtig gemacht? Bei meinem Leben! Er wird nicht von Dauer sein, nein, er wird vorbeigehen, außer du ergreifst dieses feste Seil. Wir sehen, wie die Erniedrigung dir auf den Fersen nacheilt, und du gehörst trotzdem zu den Achtlosen.“
Es ist unnötig, zu sagen, daß Napoleon, der damals im Zenith seiner Macht stand, dieser Warnung keine Acht schenkte. Im Jahr darauf fing er Krieg mit Preußen an, fest überzeugt, daß seine Truppen mit Sicherheit Berlin einnehmen könnten; aber das schlimme, von Baha’u’lláh vorausgesagte Schicksal ereilte ihn. Er wurde geschlagen bei Saarbrücken, Weissenburg, bei Metz, und endlich in der zermalmenden Niederlage bei Sedan. Er wurde dann in Preußen gefangen gesetzt und fand 2 Jahre später ein erbarmungswürdiges Ende in England.
Deutschland.
Später ließ Baha’u’lláh eine gleich feierliche Warnung ergehen an die Ueberwinder Napoleons, die ebenso auf taube Ohren stieß, und eine schreckliche Erfüllung fand. Im Buch Aqdas, das in Adrianopel begonnen und in den ersten Jahren von Baha’u’lláhs Gefangenschaft in Akka vollendet wurde, wandte Er sich an den Kaiser von Deutschland wie folgt:
„O König in Berlin!... Denke an den, der größer dem Rang nach war (d. h. Napoleon) als du und dessen Stellung höher war als die deine. Wo ist er, und wo ist sein Reich? Laß dich warnen und zähle nicht zu den Schlafenden. Er verwarf das Tablett Gottes, als Wir ihn von dem in Kenntnis setzten, was Uns durch die Scharen der Unterdrückung zugefügt wurde, und so brach Schande von allen Seiten über ihn herein, bis er tief unglücklih zum Staube zurückkehrte. O König, denke tief über ihn nach, so gut als über die andern deinesgleichen, die Städte eroberten und über die Diener Gottes herrschten, und die Gott von den Höhen ihrer Macht ins Grab sinken ließ. Sei gewarnt und gehöre zu denen, die achtsam sind...
„O ihr Länder am Ufer des Rheins! Wir haben euch gesehen, getränkt mit geronnen Blut, und die Schwerter der Vergeltung gegen euch gezückt, und es wird euch dann anders ergehen.*) Und wir hören die Wehklagen von Berlin, obschon es heute in offenbarem Ruhme strahlt.“
Während der Epoche der deutschen Erfolge in dem großen Krieg von 1914-1918 und ganz
besonders während der letzten großen deutschen Offensive im Frühjahr 1918 wurde auf diese
wohlbekannte Prophezeiung von den Gegnern der Bahai-Bewegung in Persien immer wieder
hingewiesen, um damit Baha’u’lláh zu verunglimpfen; aber als der Vormarsch der siegreichen
Deutschen sich plötzlich in vernichtende Niederlage verkehrte, in überwältigendes Unglück, da wandten sich die Bemühungen der Gegner der
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Bahaisache auf sie selbst zurück, und die Verbreitung, zu der sie der Prophezeiung verholfen hatten, wurde ein wirkungsvolles Mittel zur Erhöhung des Ansehens von Baha’u’lláh.
- ) Dr. Römer führt diese Stellen in seinem im Jahr 1912 erschienenen Buch „Die Babi Bahai“
auf Seite 108 mit höhnischen Bemerkungen an, als ob es für Deutschland unmöglich wäre, eine Niederlage zu erleiden.
Persien.
Im Buch Aqdas, das geschrieben wurde, als der tyrannische Muzaffaru’d-din Schah auf der Höhe seiner Macht stand, segnet Baha’u’lláh die Stadt Teheran, die Hauptstadt Persiens, und sagt von ihr:
„O Land von Ta (Teheran)! Sei nicht traurig aus irgend einer Ursache. Gott hat dich zum Dämmerungsplatz der Freude für die Welt gemacht. Wenn Er will, wird Er deinen Tron segnen mit Einem, der herrschen wird in Gerechtigkeit und die Schafe Gottes sammeln wird, die von den Wölfen zerstreut wurden. Wahrlich, Er wird das Volk Bahas mit Freude und Glückseligkeit bewirten. Sehet, Er ist von dem Wesen des Volks, das sich vor dem Angesicht Gottes befindet...
Freue dich, denn Gott hat dich zu einem Licht-Horizont gemacht, dieweil in dir der Sonnenaufgang der Manifestation geboren wurde.... Bald werden sich die Verhältnisse in dir ändern und eine Republik von Männern wird herrschen über dich. Wahrlich, dein Herr ist der Weise, der Allumfassende. Sei der Vorsehung deines Herrn versichert. Wahrlich, das Angesicht der Gnade wird nicht aufhören, auf dich zu schauen mit den Augen der Liebe. Bald wird Friede über dich kommen nach der Verwirrung. So ist es bezeugt im Buche der Wunder.“
So spät hat Persien erst begonnen, sich von der von Baha’u’lláh vorausgesagten Epoche der Verwirrung zu erholen, aber bereits ist eine konstitutionelle Regierung eingerichtet und es mangelt nicht an Zeichen, daß das Land einer besseren Zukunft entgegengeht.
Türkei.
An den Sultan der Türkei und seinen ersten Minister Ali Pascha richtete Baha’u’lláh, Der Sich damals (1868) in türkischer Gefangenschaft befand, einige Seiner feierlichsten, nachdrücklichsten Verwarnungen. Er schrieb dem Sultan aus dem Staats-Gefängnis von Akka:
„O du, der du dich selbst für den Größten aller Menschen erachtest.... In kurzem soll dein Name vergessen sein und du sollst dich in großer Bedrängnis befinden. Nach deiner Meinung ist dieser Neubeleber der Welt und ihr Friedebringer strafbar und aufrührerisch. Welches Verbrechen haben die Frauen, Kinder und leidenden Säuglinge begangen, um deinen Grimm, deine Unterdrückung und deinen Hass verdient zu haben ? Ihr habt Seelen unter eurer Verfolgung leiden lassen, die in eurem Land sich keinen Widerstand zu schulden kommen ließen und die keine Staatsumwälzung gegen die Regierung angezettelt haben; nein, die vielmehr, bei Tag und Nacht friedvoll beschäftigt gewesen sind mit der Erwähnung Gottes. Ihr habt ihr Eigentum geraubt und durch eure tyrannischen Handlungen ihnen alles, was sie hatten, genommen.... Vor Gott ist eine Handvoll Staub größer als euer Königreich, euer Ruhm, eure Selbstherrschaft und eure Gewalt, und wenn Er es wünscht, wird Er euch verwehen wie Sand in der Wüste. In kurzem wird Sein Zorn über dich kommen, Revolutionen werden sich bei euch erheben, und euer Land wird geteilt werden! Dann werdet ihr weinen und wehklagen und nirgends werdet ihr Schutz und Hilfe finden.... Seid wachsam, denn der Zorn Gottes ist euch zubereitet und in Kurzem werdet ihr das sich vollziehen sehen, was durch die Feder des Befehls geschrieben ist.“ (Star of the West, Bd. 11, S. 3.)
Und an Ali Pascha schrieb Er:
„O Ra’is (Oberhaupt), du hast das begangen, was das Mißfallen Mohammeds, des Propheten Gottes, im höchsten Paradiese so sehr erregt. Die Welt hat dich stolz gemacht so sehr, daß du dich abwandtest von dem Angesicht, durch dessen Licht die Schar der himmlischen Engel erleuchtet wurde. Bald wirst du dich in augenscheinlicher Verlegenheit befinden. Du hast dich mit dem Herrscher von Persien vereinigt, um mir Leids zuzufügen, obgleich Ich zu euch kam vom Dämmerungsplatz des Allmächtigen, des Großen, mit einer Sache, die die Augen der von Gott Begnadeten belebt.
Dachtest du, dass du könntest das Feuer verlöschen, das Gott entzündet
hat im Universum? Nein! Ich erkläre dies bei Seiner wahren Seele, gehörtest
du doch zu denen, die begreifen. Doch mehr denn dies, es wurden dadurch, daß
du dies getan hast, die Flammen und das Lodern neu angefacht. Und bald
wird es die Welt und ihre Einwohner erfassen.... Bald wird das Land der Geheimnisse
(Adrianopel) und andere
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Länder sich verändern, und wird den Händen des Königs entgleiten, und Aufruhr
wird entstehen. Wehklagen werden sich erheben, Bestechlichkeit wird sich zeigen
in den Gebietsteilen und die Staatsangelegenheiten werden in Verwirrung
geraten wegen dessen, was sich gegen diesen Gefangenen (Baha’u’lláh und seine
Gefährten)von seiten der Scharen der Unterdrückung zugetragen hat. Die
Herrschaft wird wechseln und die Verhältnisse werden drückend werden bis
zu einem solchen Grad, daß die Sandkörner auf den verlassenen Hügeln wehklagen,
die Bäume in den Gebirgen weinen werden und Blut fließen wird von
allen Dingen, u. die Menschen in große Not geraten werden....
So ist die Sache beschlossen worden von seiten des Urhebers, des Weisen, dessen Befehl die Heerscharen im Himmel und auf Erden nicht widerstehen können, und den alle Könige und Herrscher nicht abhalten können von dem, was Er will. Unglück ist das Oel für diese Lampe u. durch solches wächst ihr Licht, gehörtet ihr zu jenen, die wissend sind! Alle Einsprüche, die von den Unterdrückern entworfen werden, wirken wahrlich als Herolde für diese Sache und durch sie ist das Erscheinen Gottes und Seiner Sache weit verbreitet worden unter den Völkern der Welt.“
Ferner schrieb Er in dem Buch Aqdas:
„O Punkt, der du an den Ufern von zwei Meeren liegst (Konstantinopel)! Der Thron der Ungerechtigkeit ist in dir aufgerichtet worden, und in dir wurde das Feuer des Hasses in solcher Weise entzündet, daß die Allerhöchsten Heerscharen und die, die den Erhabenen Thron umgeben, darüber wehklagen. Wir sehen in dir die Törichten über die Weisen herrschen und die Finsternis sich über das Licht erheben. Wahrlich, du brüstest dich in offensichtlichem Stolz. Hat dein äußerlicher Schmuck dich stolz gemacht? Bald wirst du dahinschwinden, bei dem Herrn der Schöpfung! Und deine Töchter und Witwen und die Menschen, die in dir leben, werden wehklagen! Dies prophezeit dir der Weise, der Allwissende!“
Die aufeinanderfolgenden Leiden, die über dieses einst so große Reich seit der Veröffentlichung dieser Warnungen gekommen sind, haben eine beredte Auslegung für ihre prophetische Bedeutung geliefert.
Amerika.
In dem Buch Aqdas, das vor annähernd 50 Jahren geschrieben wurde, wendet sich Baha’u’lláh an Amerika wie folgt:
„O ihr Herrscher über Amerika, Präsidenten und Gouverneure der Republik daselbst... Hört den Ruf vom Dämmerungsplatz aus den Höhen: Es gibt keinen Gott als Mich, den Sprecher und den Allwissenden: Bindet auf den gebrochenen Ast mit den Händen der Gerechtigkeit, und zerbrechet den starken Ast der Unterdrücker mit der Rute des Befehls eures Herrn, des Herrschers, des Weisen!“
'Abdu'l-Bahá brachte in Seinen Sendschreiben nach Amerika und anderweitig häufig die Hoffnung, das Gebet und die Versicherung zum Ausdruck, daß das Banner des internationalen Friedens sich zuerst in Amerika erheben werde. In Cinncinatti, Ohio, sagte Er am 5. November 1912:
„Amerika hat ein großgesinntes Volk, es ist ein Bannerträger des Friedens in der Welt, das sein Licht über alle Regionen hin verbreitet. Andere Völker sind nicht so ungehindert und frei von Ränken wie die Amerikaner, und sind unfähig, den Völkerfrieden zustandezubringen. Aber Amerika lebt, Gott sei gedankt, im Frieden mit aller Welt, und ist würdig, die Flagge der Bruderschaft und des Welt-Friedens aufzupflanzen. Wenn der Sammelruf zum Völkerfrieden von Amerika ausgeht, wird die ganze übrige Welt ausrufen: „Ja, wir stimmen zu!“ Die Völker eines jeden Himmelstrichs werden sich anschließen bei der Annahme der Lehren von Baha’u’lláh, die vor über 50 Jahren geoffenbart wurden. In Seinem Sendschreiben forderte Er die Parlamente der Welt auf, die besten und weisesten Menschen zu einem internationalen Weltparlament zu senden, das alle Streitfragen zwischen den Völkern entscheiden und den Frieden festlegen sollte... Dann werden wir das Parlament der Menschen haben, von dem die Propheten träumten.
(Star of the West, Bd. VI, S. 81.)
Dem Anruf Baha’u’lláhs und 'Abdu'l-Bahás ist in den Vereinigten Staaten von Amerika bereits
in weitem Ausmaße entsprochen worden, und in keinem Staate der Welt sind die Bahailehren
bereitwilliger aufgenommen worden. Die an Amerika übertragene Rolle, die Nationen zum internationalen Frieden aufzurufen, hat sich aber trotzdem bis jetzt erst teilweise
erfüllt, und die
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Bahai erwarten mit Interesse die im Schoße der Zukunft liegende Entwicklung.
Der grosse Krieg.
Sowohl Baha’u’lláh als ’Abdu’l-Bahá haben bei vielen Gelegenheiten mit wunderbarer Genauigkeit das Kommen des großen Kriegs von 1914 bis 1918 vorausgesagt. In Sacramento, Californien, sagt ’Abdu’l-Bahá am 26. Okt. 1912:
„Heute gleicht der europäische Kontinent einem Arsenal. Er ist ein Lagerhaus mit Explosivstoffen, des Funken gewärtig, und ein Funken könnte ganz Europa in Flammen setzen, hauptsächlich im jetzigen Augenblick, wo die Balkanfrage vor der Welt steht.“
In vielen Seiner Sendschreiben nach Amerika und Europa erteilte Er ähnliche Warnungen. In einer weiteren Rede in Californien sagte Er im Oktober 1912:
„Wir stehen am Vorabend der Schlacht von Harmagedon, von der im 16. Kap. der Offenbarung die Rede ist. In zwei Jahren von jetzt an gerechnet, kann ein einziger Funken ganz Europa in Flammen setzen.
Die soziale Unruhe in allen Staaten, die wachsende Zweifelsucht gegenüber der Religion, die dem tausendjährigen Reich vorangeht und sich bereits zeigt, wird ganz Europa in Flammen setzen, wie es prophezeit ist im Buch Daniel und im Buch der Offenbarung von Johannes.
1917 werden Königreiche fallen und Säuberungen werden die Erde schütteln.“
(Berichtet von Mrs. Corinne True in the North shore Review. 26. Sept. 1914, Chicago USA.)
Am Abend vor dem grossen Kampfe sagte Er:
„Ein allgemeines Handgemenge der zivilisierten Völker ist in Sicht. Ein furchtbarer Kampf steht bevor. Die Welt befindet sich auf der Schwelle eines äußerst tragischen Ringens.... Unermeßliche Armeen — Millionen von Menschen — werden mobilisiert und an die Grenzen gebracht werden. Sie werden gerüstet sein für den furchtbaren Kampf. Die leiseste Reibung wird sie in eine erschreckliche Katastrophe stürzen, und es wird ein Brand entstehen, desgleichen in der bisherigen Weltgeschichte nicht berichtet ist.“
(In Haifa, am 3. Aug. 1914). Star of the West, Bd. V, S. 163).
Soziale Unruhen nach dem Krieg.
Baha’u’lláh sowohl als auch ’Abdu’l-Bahá haben auch eine Periode von grossen sozialen Erhebungen, Kampf und Schwierigkeiten als unvermeidliche Folge des Unglaubens und der Vorurteile, der Unwissenheit und der Ueberhebung vorausgesagt, die in der Welt vorherrschen. Der große internationale Militärkampf war nur eine Phase in diesem Empordrängen. In einem Gespräch, das im November 1919 stattfand, dem der Verfasser beiwohnte, sagte ’Abdu’l-Bahá:
„Nach diesem Krieg hoffen wir, daß die Menschenliebe aufwachen und daß es klar werden wird, daß es kein Heilmittel gibt für die Krankheit der Welt, als die himmlischen Lehren. Denn dieser Krieg ist die Ursache des Hasses geworden. Z.B. werden die Deutschen nicht vergessen, die Oesterreicher werden nicht vergessen, die Bulgaren werden nicht vergessen, und die Türken desgleichen nicht. Auf der einen Seite wird sich der Lärm der Sozialisten erheben, auf der anderen Seite die Forderungen der Arbeit, auf der andern Seite die Gegensätze der Nationen, auf wieder einer anderen Religionshass, auf einer andern Rassenvorurteile. Es ist klar, was sich ereignen wird. All dies ist wie Dynamit. Eines Tages wird es explodieren, wenn nicht das Banner des universalen Friedens gehisst wird durch die Macht des Wortes Gottes. Die Einheit der Menschheit muß durch die Macht des Heiligen Geistes aufgerichtet werden. Es hat keinen Wert, wie die Politiker sich streiten, ihre Anstrengungen können den Frieden nicht bringen. Von Gott nicht gestützte Menschenkraft ist nichts nütze.“
Frage: Wird das Banner des universalen Friedens nach diesem Kriege gehisst werden?
Antwort: Jetzt nicht. Wir können Krieg nicht mit Krieg beseitigen; das wäre wie der Versuch, einen Blutflecken mit Blut zu reinigen. Die Völker der Welt gleichen Kampfhähnen. Sie kämpfen, kämpfen, kämpfen, bis sie erschöpft sind. Dann hören sie auf und schließen Frieden. Wenn sie dann eine Weile ausgeruht haben, fangen sie von neuem an.
Frage: Was sagen Sie zu den Arbeiterunruhen in der ganzen Welt?
Antwort: Sie werden schlimmer werden. Eine Zeitlang mögen die Arbeiter
beruhigt werden mit Zugeständnissen der Lohnerhöhungen, kürzerer Arbeitszeit
usw., aber sie werden sofort größere Forderungen geltend machen. Schließlich
werden sie soweit gehen, von den Fabriken Besitz zu ergreifen usw.,
den Eigentümern erklärend: „Wir werden euch
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eine gewisse Summe jährlich geben, sagen wir, ein Zehntel des Gewinns! „Es
werden schwere und unruhige Zeiten kommen. Es wird Beschwerden geben sowohl
für das Kapital wie für die Arbeiter und eine Weltproduktionsknappheit.“
In einem anderen Gesppräch sagte Er ein paar Tage später:
„Baha’u’lláh sagte oft voraus, daß die Zeit kommen werde, wo Unglaube und darauffolgend Anarchie (Gesetzlosigkeit) vorherrschen werde. Das Chaos wird zu allzugroßer Freiheit für Menschen führen, die dazu noch nicht reif sind, und infolgedessen wird es eine zeitweilige Rückkehr zu Zwangsherrschaft geben, im Interesse der Menschen selber und um Unordnung und Chaos zu verhüten.
Es ist klar, daß jedes Volk jetzt ein völliges Selbstbestimmungsrecht und Freiheit der Handlung wünscht, aber manche von ihnen sind nicht reif dafür. Der vorherrschende Zustand der Welt ist einer des Unglaubens, der unbedingt zu Anarchie und Verwirrung führen muß. Ich habe immer gesagt, daß die Friedensvorschläge nach dem Krieg erst ein Schimmer der Dämmerung seien, jedoch noch nicht der Sonnenaufgang selbst.“
Das Kommen des Königreichs Gottes.
Durch diese unruhigen Zeiten hindurch wird die Sache Gottes trotzdem ihren Weg gehen. Die von dem selbstsüchtigen Ringen für die Einzelexistenz oder für die Partei, oder für den Vorteil der Sekte oder des Volks hervorgerufenen Schwierigkeiten werden die Menschen dazu führen, sich in der Verzweiflung zu dem Heilmittel zu wenden, das im Wort Gottes dargereicht ist. Je mehr die Schwierigkeiten überhand nehmen, desto mehr werden die Menschen sich dem allein richtigen Heilmittel zuwenden. Baha’u’lláh sagt in Seinem Sendschreiben an den Schah:
„Gott hat die Anfechtungen gemacht als Regenschauer für diese grüne Aue und als Docht für Seine Lampe, von welcher Erde und Himmel erleuchtet wird.
... Durch Anfechtung hat Sein Licht geschienen und Sein Lob unaufhörlich gestrahlt. Dies war Seine Art in allen verflossenen Zeitaltern und in vergangenen Zeiten.“
Sowohl Baha’u’lláh wie 'Abdu'l-Bahá sagen in den bestimmtesten Ausdrücken den schnellen Triumph der Geistigkeit über den Materialismus voraus und die kommende Aufrichtung des „Größten Friedens.“ 'Abdu'l-Bahá schrieb 1904:
„Wisse, daß Härten und Unglücksfälle Tag für Tag wachsen werden, und die Menschen werden verzweifelt sein. Die Tore der Freude und des Glücks werden aller Orts geschlossen sein. Schreckliche Kriege werden kommen. Mißlingen und Vereitelung von Hoffnungen wird über die Menschen von jeder Richtung hereinbrechen, bis sie gezwungen sind, sich Gott zuzuwenden. Dann werden die Lichter großer Glückseligkeit die Horizonte erleuchten, so daß der Ruf „Ya Bahá’el-Abhá!“ sich von allen Seiten erhebt.“
(Tablett an L.D.B. angeführt in der Sammlung „über Krieg und Frieden". S. 187).
Im Februar 1914 antwortete Er auf die Frage, welche von den großen Mächten gläubig würde:
„Alle Menschen in der Welt werden gläubig werden. Wenn ihr den Beginn der Sache mit ihrer heutigen Ausdehnung vergleicht, werdet ihr sehen, welchen belebenden Einfluß das Wort Gottes hat, und jetzt hat die Sache Gottes die Welt umfasst. Fraglos werden alle Menschen unter den Schatten der Sache Gottes kommen.“
(Star of the West, Bd. IX, S. 31.)
Er erklärt, daß diese Vollendung nahe ist und kommen wird in diesem derzeitigen Jahrhundert. In einer Ansprache an die Theosophen sagte Er im Februar 1913:
„Dieses Jahrhundert ist das Jahrhundert der Sonne der Wahrheit. Dieses Jahrhundert ist das Jahrhundert der Aufrichtung des Königreichs Gottes auf Erden.“
(Star of the West, Bd. IX, S. 31.)
In den letzten zwei Versen des Buchs Daniel stehen die geheimnisvollen Worte:
„Wohl dem, der da wartet und erreicht tausend dreihundert und fünfunddreissig Tage. Du aber Daniel, gehe hin, bis das Ende komme, und ruhe, daß du aufstehest zu deinem Erbteil am Ende der Tage.“
Auf mancherlei Art suchten die Gelehrten das Rätsel der Bedeutung dieser Worte zu lösen. In einem Tischgespräch, bei dem der Verfasser anwesend war, sagte ’Abdu’l-Bahá:
„Diese 1335 Tage bedeuten 1335 Sonnenjahre seit der Hedschra.”
(Flucht Mohammeds von Medina nach Mekka, den Beginn der Mohammedanischen
Zeitrechnung bezeichnend).
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Da die Hedschra ins Jahr 622 n. Chr. fällt, so ist das hier verkündete Datum 1957 (das ist 622 plus 1335) n. Chr. Auf die Frage: „Was werden wir sehen am Ende der 1335 Tage?“ erwiderte Er:
„Universaler Friede wird fest geschlossen werden, eine Welthilf-Sprache sich ausgebreitet haben. Mißverständnisse werden vorübergehen. Die Bahaisache wird überall verkündet und die Einheit der Menschheit aufgerichtet sein. Es wird herrlich sein.“
Akka und Haifa.
Mirza Ahmad Sohrab berichtet in seinem Tagebuch die folgende Prophezeiung über Akka und Haifa, die ’Abdu’l-Bahá äußerte, während Er am Fenster eines der Bahai-Pilgerhäuser in Haifa sass, am 14. Februar 1914:
„Die Aussicht von dem Pilgerheim ist sehr anziehend, besonders weil das gesegnete Grabmal von Baha’u’lláh zu sehen ist. In der Zukunft wird der Zwischenraum zwischen Akka und Haifa ausgebaut werden und die 2 Städte werden sich vereinen und sich die Hände reichen, indem sie die 2 Grenzabschnitte einer mächtigen Weltstadt werden. Wie ich jetzt über die Landschaft blicke, so sehe ich klar, daß sie einer der ersten Handelsplätze der Welt werden wird. Diese große halbkreisförmige Bai wird in den schönsten Hafen verwandelt, in dem die Schiffe aller Nationen Schutz und Zuflucht suchen werden. Die größten Schiffe aller Völker werden zu diesem Port kommen und auf ihren Decks 1000 und aber 1000 Männer und Frauen von jedem Teil der Erde bringen. Der Gebirgszug und die Ebene werden bedeckt sein mit den neuzeitlichsten Bauten und Palästen. Industrien werden sich auftun und verschiedene Einrichtungen menschenfreundlicher Natur werden gegründet werden. Die Blumen der Zivilisation und die Kultur von allen Nationen werden hieher gebracht werden, um ihre Wohlgerüche miteinander zu vermischen und den Weg der Bruderschaft der Menschen zu bezeichnen. Wundervolle Gärten, Obstgärten, Haine und Parks werden sich nach allen Seiten ausdehnen. Bei Nacht wird die große Stadt elektrisch beleuchtet sein. Der ganze Hafen von Akka bis Haifa wird eine Lichtbahn sein. Mächtige Scheinwerfer werden an beiden Seiten des Berges Karmel für die Führung der Dampfer aufgestellt. Der Berg Karmel selbst, vom Fuß bis zur Spitze, wird in ein Meer von Licht getaucht sein. Jemand, der auf dem Gipfel des Karmel steht, und die Passagiere der Dampfer, die herkommen, werden auf das herrlichste und majestätisch’ste Schauspiel der ganzen Welt schauen.
Von jeder Seite des Gebirges werden sich die Symphonien von „Ya Bahá'el-Abhá!“ erheben, und vor Tagesanbruch wird seelenerhebende Musik, begleitet von melodischen Stimmen, sich zum Thron der Allmacht erheben.
In der Tat, Gottes Wege sind geheimnisvoll und unerforschlich. Welche äußerliche Beziehung besteht zwischen Schiraz und Teheran, Bagdad und Konstantinopel, Adrianopel und Haifa? Gott wirkte geduldig, Schritt um Schritt, durch diese verschiedenen Städte hin, gemäß Seinem eigenen bestimmten und ewigen Plan, damit die Prophezeiungen und Voraussagungen, wie sie von den Propheten verkündet worden sind, erfüllt werden möchten. Dieser goldene Faden der Verheißung für das Messianische 1000jährige Reich zieht sich durch die Bibel, und es war so bestimmt, daß Gott zu Seiner eigenen rechten Zeit ihr Inerscheinungtreten veranlaßte. Nicht ein einziges Wort wird bedeutungslos und unerfüllt bleiben“.
Uebers. v. H. Küstner.
Benachrichtigung.
Vor Kurzem ist ein treuergebener Diener unseres geliebten Meisters 'Abdu'l-Bahá in Stuttgart eingetroffen: Aga Mirza Aziz'u'lláh Khan S. Bahadur. Zwölf Jahre Jang hatte er den Vorzug,
die Privat-Korrespondenz des Herrn zu besorgen und war über die schweren Jahre des Kriegs und
auch in der Nachkriegszeit und bis heute der getreue Berichterstatter für uns und die ganze
Bahai-Welt über die Begebnisse in der Sache selbst. Jetzt steht er in unermüdlichem Dienste
Shoghi-Effendi bei der mannigfaltigen und vielverzweigten Verantwortung treulich bei; er hat
auch, alle Vorzüge einer ihm angebotenen hohen Staatsstellung in Persien wie auch auf alle Bande
seiner hochangesehenen Familie Verzicht geleistet, um sein Leben und seine ganze Arbeitskraft
der hl. Sache zu widmen. Shoghi Effendi schreibt über ihn an uns, wie folgt:
[Seite 41]
An die Geliebten Gottes und an die Dienerinnen des Barmherzigen in Deutschland.
Meine innig geliebten Freunde!
Mein getreuer Assistent und ergebener Freund Mirza Azizulláh Khan Bahadur begibt sich nach Deutschland zur Behandlung seiner Hand, die infolge einer langen, schweren Krankheit gelähmt ist. Er wird die Gelegenheit benützen, um gleichzeitig seine alten, guten Beziehungen mit den ihm liebgewordenen Brüdern und Schwestern in Deutschland zu erneuern, er möchte sich mit Eurer lobenswerten Tätigkeit bekannt machen und sich mit jeder ihm zu Gebot stehenden Hilfe dem Fortschritt und der Erweiterung Eurer Arbeit widmen.
Er will, sofern sein Aufenthalt von langer Dauer sein wird, sich eine bessere Kenntnis der deutschen Sprache aneignen, um alsdann in der Lage zu sein, Euch nachdrückliches bei Eurer Arbeit zu helfen.
Ich bin sicher, daß Ihr sehr glücklich seid, ihn bei Euch begrüßen zu dürfen wie auch, daß Ihr einen so treuen und unerschütterlichen Verehrer ’Abdu’l-Bahás aufs herzlichste willkommen heißt.
Eure guten Nachrichten stets erwartend bin ich Euer aufrichtiger Bruder
(sig.) Shoghi.
Bericht über das Ridvanfest.
Als Einleitung zum Ridvanfest fand am Sonntag, den 19. April unter großer Beteiligung von Nahe- und Fernstehenden eine Bahai-Morgenfeier in der Hochschule für Musik statt. Die Süddeutsche Zeitung schreibt darüber wie folgt:
Morgenfeier des deutschen Bahaibundes.
Der vollbesetzte Saal der Musikhochschule war ein lebhafter Beweis für das große Suchen, das durch die Menschheit unserer Zeit geht. Mit herzlichen Worten konnte Konsul Albert Schwarz die so zahlreich erschienenen Freunde und Gäste begrüßen und die Feier eröffnen, die dann das C-Dur-Präludium von Bach kurz und wirkungsvoll einleitete. Der Prolog von Dr. Adalbert Mühlschlegel war teils inniges Gebet, teils Hymnus an Gott, aus einem jubelnden Herzen heraus über die Schöpfung des Menschen, der zu göttlichem Leben berufen ist, und über die Gnade Gottes, der den Menschen immer wieder durch neue Offenbarungen, zuletzt durch Baha’o’llah vom Leid der Welt erlöst. Die Kammersängerin Emma Tester erhöhte den Charakter der Feier durch den Gesang von Schuberts Allmacht. Leider waren die akustischen Bedingungen des Saals für die prachtvolle, gewaltige Stimme nicht ganz geeignet.
Frau Alice Schwarz gab dann in schlichter, von tiefem religiösem Ernst getragener Weise eine Einführung in die Bahai-Lehre. Wie wir gegenwärtig den Frühling der Natur mit Freuden begrüßen, so leben wir in einem neuen Frühling des Geisteslebens. Alles Leiden drängt nach Erlösung, nach Befreiung in einer höheren Einheit. Wie sehr auch alle Arten lediglich Ausdrucksformen der letzten Einheit Gottes sind, so sehr sind alle die verschiedenen Religionsformen in ihrem tiefsten Gehalt von der Ehrfurcht und Anbetung durchweht. Jede neue Zeit bringt ein neues Kleid für die ewige Wahrheit.
Die Begründer der Bahailehre haben die tiefsten Forderungen des Christentums erfaßt und ihnen praktischen Ausdruck verliehen für die Gegenwart. Wenn heute die Botschaft der Bahailehre zu uns dringt und mit Nachdruck die Verwirklichung der sittlichen Weisungen Jesu von uns verlangt, so wollen wir uns bemühen, daß das ganze Leben auch des Alltags mit religiösem Geist durchpulst werde. Die Bahailehre ist eine Offenbarung Gottes, und wir werden vorwärts und aufwärts kommen, wenn wir, wie sie es fordert, den Nächsten mehr lieben als uns selbst. Wir sollen es nicht besser haben in der Zukunft, sondern wir sollen besser werden.
Außerordentlich wirkungsvoll erklang dann Beethovens Hymnus "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“, den Frau Tester machtvoll sang. Das Nachspiel der Orgel, Bachs Toccata in E-Dur, brachte als Abschluß des Ganzen die starke Offenbarung Gottes über dem hastigen Alltagstreiben zum Ausdruck.
Lz.
Der Eindruck, den diese Morgenfeier auf die Versammlung machte, wird nicht so rasch vergessen werden.
Ridvan-Feier.
Nach dem ausdrücklichen Wunsch unseres Shoghi Effendi sollte die Neuwahl der Geistigen
Arbeitsgemeinschaft am 1. Ridvan-Tag stattfinden, der auf den 21. April anfiel, damit
verbunden fand im Kuppelsaal des Kunstgebäudes eine sehr zahlreich besuchte Feier statt. Herr
Konsul Schwarz begrüßte die Anwesenden herzlich und sprach über die Einsetzung des
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Ridvanfestes, das zum Gedächtnis der ersten Offenbarung Baha’u’lláhs im Garten Ridvan bei Bagdad
an Seinen geliebten Sohn Abbas Effendi und einige treuergebene Jünger, in der ganzen Welt gefeiert wird. Ridvan bedeutet Paradies. Er sprach von seinem Verweilen im Ridvangarten bei Akka
in Gegenwart Shoghi Effendis im Frühjahr 1922 und dem unauslöschlichen Eindruck, den er von
diesem Ort mit fortgenommen habe, und übertrug dieses Paradies auf unser eigenes Herz, in
dem sich Baha’u’lláh offenbaren möchte.
Hierauf hielt Herr Herrigel eine längere Ansprache, beleuchtete die Notwendigkeit der neuen Offenbarung Gottes und klärte den Irrtum so mancher Menschen, die eine solche nicht für nötig halten, auf, an Hand von Bibelstellen und sprach über die Art und Weise, wie Petrus als erster den Christus in Jesus erkannte.
Er ergriff im Lauf des Abends ein zweitesmal das Wort, um einen Rückblick über seine Tätigkeit auswärts zu zeigen.
Den Glanzpunkt der Feier bildete ein Ridvan-Festspiel, gedichtet von Dr. Mühlschlegel und dargestellt von ihm selbst und den Damen Fr Schäfer, Frl. Jäger und Frl. Luce, die Freude, die Liebe und den Glauben darstellend, die der vergeistigten Dichtung tiefen Ausdruck verliehen. Der Druck dieses Werks wurde als Festgabe des Bundes an die Freunde verteilt. Unter Leitung von Fräulein Julie Stäbler sang der Bahai-Singchor verschiedene Bahai-Lieder. Nach Bewirtung der Anwesenden sprach Fran Alice Schwarz kurz zu den Freunden über ihre innige Zugehörigkeit zu der Bahai-Gemeinschaft.
Mit einem Gebet wurde die Ridvanfeier um 1/2 11 Uhr beendet.
Die Namen der Neugewählten der Geistigen Arbeitsgemeinschaft-Stuttgart für das Jahr 1925 bis 26 lauten alphabetisch geordnet: Alfred Diebolt, Paul Gollmer, Wilhelm Herrigel, Heinrich Küstner, Frau Annie von Marchtaler, Dr. Adalbert Mühlschlegel, Konsul Albert Schwarz, Frau Alice Schwarz, Frl. Julie Stäbler. S.
Nun ist das hohe Fest verklungen,
Der letzte, süße Ton verhallt,
Doch unsichtbar geht uns zur Seite
Des Meisters herrliche Gestalt.
Er wird mit uns durch Nacht und Dunkel
Der Sonne selbst entgegengehn,
Und uns’res Lebens Bitternisse
Die werden wie ein Hauch verweh’n.
In Seinem Namen sind wir still vereinigt
Und wandeln täglich ein und aus,
So lang, bis einst am Ende unsrer Tage
Er selbst uns führt ins Vaterhaus.
Paul Häcker.
Ridvanfest in Berlin.
Die Freunde versammelten sich um 1/2 8 Uhr in den Räumen des Frauenklubs, Schillstr. 3. Nach einer musikalischen Einleitung hielt Frau Jetty Plessner eine Ansprache über die Pflicht des Dankes für dieses Ereignis, der Erklärung Baha’u’lláhs. Die Bahailehre sei die Lehre der Freude, des Blühens und des Gedeihens. Unser Herz, unsere Seele und unsere Vernunft müssen sich dem neuen Geiste öffnen, wie sich die Blume der Sonne zuwendet. Wir müssen aus dieser göttlichen Lichtquelle Kraft schöpfen, um blühen zu können, denn an dem Blühen, an dem Leuchten der Augen und an der Liebesfülle erkennt man die Lichteskinder.
Anschließend wurden Erfrischungen gereicht und Gedichte vorgelesen. Es war ein Fest der Liebe, das fühlten alle. Ein Gast sprach seine Freude aus, hier eine Bahaigemeinde zu finden, denn er habe die Bahaibewegung schon vor Jahren in Afrika kennen und schätzen gelernt.
Nach weiteren Musikdarbietungen trennten wir uns in dem Bewußtsein, ein Fest der Liebe im Sinne unseres Meisters gefeiert zu haben.
L. Schm.
Vortragsbericht.
Bahai-Arbeit in Graz, Oesterreich.
Ganz ohne unser Zutun und ohne daß eines von dem Besuch des andern in Wien wußte, traf mein Besuch mit dem des Herrn Wilhelm Herrigel zusammen. Er befand sich bei meiner Ankunft schon einige Tage in Wien und hatte bereits zwei öffentliche Vorträge über die Bahailehre gehalten.
Da Herr Herrigel am 3. April in Graz einen öffentlichen Vortrag über die Bahaisache hielt, bat er mich, ihn dorthin zu begleiten, um nach seiner Abreise etwaige Interessenten tiefer in die Bahailchre einzuführen, und somit begleitete ich ihn am 2. April nach dieser Stadt.
Der auf Freitag den 3. April abends 7 1/2 Uhr angesetzte Vortrag war gut angekündigt. Das
Thema lautete: „Die Bahaibewegung und die Bahailehre“ unter Hinzufügung eines kurzen aber
wirkungsvollen Hinweises auf den Hauptzweck der Bahailehre und auf das, was sie bereits in
der Welt vollbracht hat. Am Vortragsabend [Seite 43]
hatten sich über 100 Personen eingefunden, so daß der kleine Saal gerade gefüllt war. Die Zuhörer
lauschten mit tiefem und nachhaltigem Interesse den ausgezeichneten Darstellungen der
Sache durch Herrn Herrigel und waren am Schluß des Vortrags sichtlich ergriffen. Wir sind dessen
sicher, daß der Geist unseres Geliebten in unserer Mitte war, um seine oftmals wiederholte Verheißung zu erfüllen, daß er denjenigen beistehen wolle, die sich aufmachen, um ihrem Herrn zu
dienen und Seine Sache zu verbreiten.
Daß viele Hörer dieses Vortrags angezogen wurden, bewies der nächste Abend, an dem sich mehr als 25 Personen zu einer zweiten Versammlung zwecks weiterer Belehrung in einem besonderen Zimmer unseres Hotels um Herrn Herrigel versammelten. Hier war der Geist unseres Geliebten mit noch größerer Macht zu verspüren und die Versammlung endete mit dem Versprechen aller Anwesenden, eine Bahaistudienklasse unter meiner Leitung besuchen zu wollen. Noch vor unserem Auseinandergehen wurde uns in wunderbarer Weise vom Hotelbesitzer das gleiche Zimmer für die auf Dienstag den 7. April angesetzte Versammlung zugesagt und zwar unentgeltlich. Man konnte gut wahrnehmen, wie glücklich alle waren, als sie sahen, daß das begonnene Werk weitergeführt werden soll.
Louise N. M. Gregory.
News from Stuttgart.
We have nowadays the pleasure of having among us, for a third time, a faithful servant of our beloved 'Abdu'l-Bahá, Mirza Azizullah Khan S. Bahadur who for about twelve years had been privileged to be near our Beloved Lord and serve as His private secretary.
From almost the beginning of the war till about two months before the ascension of our beloved Master, he was the onlv soul who was keeping us, the German Bahais in touch with good news from the Holy Land and from the whole of the Bahai world. We can never fail to appreciate the value of his sacrifice of time and energy in rendening us this invaluable service.
At present he is also inexhaustibly engaged in the service of our beloved Guardian, Shoghi Effendi, assisting him most faithfullv in his enormous responsibilities. In brief he has cheerfully devoted his whole life to the service of our beloved Guardian, who has recommended him to the German friends with the loving words in the following letter.
To the beloved of the Lord and the handmaids of the Merciful throughout Germany.
My dearly beloved friends!
My faithful assistant and devoted friend, Mr. Azizulláh Khan Bahadur, is proceeding to Germany for the treatment of his hand which in conseguence of long and serious illness is suffering from partial paralysis.
He will avail himself of this opportunity to renew his old cherished association with his precious brothers and sisters in Germany,familiarize himself with your splendid activities and render any assistance in his power for the progress and consolidation of your work.
He will, if his sojourn be a long one, endeavour to acquire a fuller knowledge of the German language and thus be in a position to help you more effectively in your labours.
I am certain you will be most glad to welcome him in your midst and extend a most cordial reception to such a loyal and staunch lover of 'Abdu'l-Bahá.
Always awaiting your good news, I am your true brother
Shoghi.
Haifa, Palestine, March 30th 1925.
Report from Ridvan Feast at Stuttgart.
As a preliminary to the celebration of Ridvanfeast a public meeting was held by the Bahai-Bund on Sunday, April 19th in the large Hall of the „Hochschule für Musik“ at Stuttgart, beginning at 11. A. M. The meeting was well attended by the Bahai friends and a greater number of non-Bahais. The Hall as well as the great galary were full. The report of the „Süddeutsche Zeitung" from this meeting is as follows:
„The morning Feast of the German-Bahai-Bund.“ The overcrowded Hall of the Musikhochschule was a lively proof of the great search, which runs through mankind in the present age.
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With heartfelt words Consul Albert Schwarz welcomed the great number of friends and guests and opened the meeting.
After the opening the C-dur-Präludium by Bach was played on the organ briefly and impressively. Then followed the prologue of Dr. Adalbert Mühlschlegel, which was a most sincere hymn and prayer to God, arising from a jubilating heart about the creation of man who is called to a divine life and about the Grace of God, who has again sent His latest Manifestation, Baha’u’lláh to save the world from all hardships. The well-known lady singer, Emma Tester, tilled as „Kammersängerin“ added to the beauty of the character of the Feast by the Song of Schubert - Allmacht. It is a pity that the august structure of the Hall did not quite suit the beautiful and forceful voice of the singer.
Then Frau Alice Schwarz in a most spiritual and religiousiy fervent way delivered a lecture on the Bahai-Cause. As we are at present greeting joyfully the advent of the spring, so are we living in the springtime of a new spiritual life. All the sufferinz world is striving: towards Salvation and freedom in a higher unity. In as much as the different arts of worshipping God are but the expression of the ultimate unity of God, so are the various forms of religion, in their innermost significance, based upon veneration and dependence on God. Every age offers a new garment to the eternal truth. The Founders of the Bahai Cause have the most significant demands of Christianity and cause them to be put into practice in the present Day.
As the Message of the Bahai Cause reaches us and impresses us with the impression of the realization of the moral instructions, which Jesus have given to us, so we shall endeavour to make the whole of our daily life permeated with religious spirit. The Bahai Teaching is a Revelation of God and we shall go forward and upward, if we, as these Teachings demand us, love our neighbour more than ourselves. We ought not to expect to have a better future, but we should rather try to become better ourselves.
Extremely impressive sounded then the hymn of Beethoven "The Heavens celebrate the Eternal Glory“, which Mrs. Tester so powerfuliv sang. Then the organ with the song of Bachs Toccata in E-Dur ended the morning festivitv which showed a great Manifestation of God in the midst of the hastiness of the trivial and urt gent daily life.
The impression this Bahai festival made upon the people will not be forgotten so soon.
Ridvan feast.
According to the expressed desire of our beloved Guardian, Shoghi Effendi, the election of the members of the spiritual Assembly of Stuttgart had to take place on the first day of Ridvan. On the evening of the 21st of April there was held a large meeting in the „Kuppelsaal des Kunstgebäudes". Consul Albert Schwarz opened the meeting at 7.P.M. and warmly welcomed the audiance which consisted of many hundreds Bahai friends and many other guests. He dwelt upon the significance of the Ridvan Feast which is celebrated every year by the Bahais the world over in memory of those wonderful days when Baha’u’lláh first revealed Himself to His son, ’Abdu’l-Bahá and some of His devoted disciples at the garden of Ridvan near Bagdad. Ridvan means Paradise. Then Consul Schwarz related of his visit to the garden of Ridvan near Akka in the spring of 1922 and of the wonderful experience and unforgetable impressions he received at that beautiful spot where he had the pleasure of being in company of the Guardian of the Holy Cause, Shoghi Effendi personally. Then he said that every one of us has to make his or her heart a Ridvan where Baha’u’lláh and ’Abdu'l-Bahá may manifest themselves.
After this opening talk Mr. Herrigel delivered a lecture showing the necessity of a new manifestation of God and cleared the mistake of many a man who are negligent of the importance of this renewal of the ancient of days bv propounding some proofs from the Bible. He said that Jesus Christ did not directly proclaim Himself as the Manifestation of God. It was Peter who, in answer to Jesus question, revealed the position of Jesus, for the first time, to the disciples, while Baha’u’lláh three years after His first declaration at Bagdad, proclaimed His Mission to the rulers of the world from Adrianople. Mr. Herrigel also said that Christ told His disciples to beware of false Christs and touched on the point that Jesus expressiy explained that He would not return under the same name. Baha’u’lláh also never put forth any claim to be Christ. He proclaimed to be the great Manifestation of God. Mr. Herrigel’s lecture was full of enthusiasm and devotion and impressed the andiance greatly.
After this lecture followed a melodram by
Dr. Mühlschlegel and acted by himself and three
Bahai ladies, Mrs. Schäfer, Miss Jäger and Miss Luce representing man, joy, love and belief.
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They acted so charmingliy that they personified
that spiritual melodram most exquisitely.
His melodram had been already printed and copies were distributed among the audiance as a remembrance from that festivity.
Under the leadership of Miss Julie Stäbler the Bahai singing Choir sang most sweetly a variety of Bahai songs.
After recreation and serving of Cakes and fruits to the audiance, Frau Alice Schwarz gave a short talk to the friends revealing her wholehearted devotion to the Cause and to the friends. Then the names of the new members of spiritual assembly of Stuttgart were announced and a Bahai prayer closed ihe festival meeting at 11. P.M.
The spiritual assembly of Stuttgart for year 1925—1926 consists of the following members.
Alfred Diebold, Paul Gollmer, Wilhelm Herrigel, Heinrich Küstner, Anna v. Marchtaler, Dr. Adalbert Mühlschlegel, Consul Albert Schwarz, Alice Schwarz and Julie Stäbler.
Bahai-Work in Graz, Austria.
Quite without premeditation, and both of us being unaware of the visit of the other to Vienna, I found after arrival there that my visit coincided with the latter part of Mr. W. Herrigel’s visit for a course of lectures. Afterwards on April 2. at his request I accompanied him to Graz where he was due to lecture on April 3. in order, if possible, to carry on the work there for a time after his departure with any who showed signs of interest and a desire for further teaching. Mr. Poellinger from the Vienna Bahaigroup came also and gave invaluable assistance of many kinds.
The lecture given on April 3. at 7.30 p had been well advertised, the subject being: „The Bahai-Movement and the Bahai Teaching" and included in the advertisement a very concise but effective indication of the essential purpose of the Teaching and results already achieved, which Mr. Herrigel had sent from Stuttgart.
Some hundred appreciative hearers attended the leciure almost fitting to capacity the small hall taken. They listened with deep and sustained interest to an excellent presentation of the Cause by Mr. Herrigel and were quite visibly affected. The presence of the Spirit of the Beloved in our midst was very evident to us, fulfilling His oft repeated promise to assist all those who would arise to serve their Lord and spread ihe knowledge of His Cause. This attraction of many of the audience was proved the next evening when about 25 interested enquirers accepted the invitation to a second and more informal talk at our Hotel by Mr. Herrigel, when the Spirit of the Beloved was felt with even greater power and resulted in the promise of all present to attend a class for study which it was deemed wise to start under my care and for which a room for the first meeting was almost miraculousely provided just before ihe breaking up of the meeting by the offer of that same room free of charge by the manager of the Hotel for ihe following Tuesday. All were happy as it was felt that a start once made the means for carrying on the work would no doubt be provided.
(Mrs.) Louise N. M. Gregory.
Centileco kaj estimego.
La Bahaano devas esti £entila kaj boneca al Ciuj, kiu ajn societo, koloro, popola klaso, religio, raso ili apartenas, Baha’u’llän diris: „Ho popolo de Dio! Mi admonas vin al Sentileco. Vere $i estas la plej eminenta virto el Ciu. Benata estas, kiu estas ornamita per la mantelo de sincereco kaj estas lumigita per la lumo de $entileco. Sur alta grado staras tiu, kiu estas $entila. Volu Mi, tiu Ci premato, kaj Ciuj Sin gajni, teni kaj obei al i. Tiu Ci estas la certa ordono el ia plumo de la plej granda nomo. Ree kajree Li diris:* Lasu komunigi &iujn naciojn de la mondo en &ojo kaj Carmo, unuigu ho homoj, kun la popoloj de äuj religioj] en $ojo kaj odoroj.
Abduw’l-Baha skribis al la amerikaj geamikoj: Gardu vin, ke vi ofendas nenian koJon.
Gardu vin, gardu vin ke vi vundos nenian animon.
Gardu vin, gardu vin ke vi ne estas neafablaj kontraü iu ajn.
Gardu vin, gardu vin ke vi ne farigas la kaüzo de senespero de iu ajn kreitajo.
Se vi estus por iu ajn koro la kaüızo de Cagreno aü de malespero por iu ajn animo, estus pli bone por vi, ka$i vin en la plej profundo de la tero, ol paSi sur Si.
La Bahaano kredas, ke kiel la tloro estas ka$ita en la burgono tiel la spirito dia
estas en la koro de {iu homo, kiel severa
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kaj malbela ankaü estu sia eksterajo. Li
zorgas kiel Sardenisto por neoita bela blanto. Li scias, ke nenia malpacienca atenco
siaflanke malfermigos la burf&onon al iloro.
Tagore beltraie dirıs: Ne, vi ne estas destinataj maliermigi la bur$onojn al Sloroj.
Skuu la bur$onon, batı &ın, vi ne posedas
forton Sin ektiorigi. Via tu$o malpurigas fin,
kaj jetas Sin en polvon igas. Sed nenia
koloro, kaj nenia odoro aperas. Hol ne vi
estas destinaj, malfermi la burfonojn al floroj. Li, kiu povas maliermi la vurfonon, faras tion tre simble, Li donacas al $i rigardon, kaj la vivsuko fluas tra $iaj vejno).
Post Lia spiro dısvastigas la 1loro Siajn
ilugilojn, kaj ilugetas en la vento. Koloroj
elrompas kiel la sopiro, kaj la odoro malkovras dollan sekreton Li, kiu povas malfermi la brugonon, faras tion tiel simple.
Fruktrikoito.
Kiel Dio sole malfermas la brugonon al floro, tiel ankaü sole Li Saugas la pekulon en sanktulon. La Bahaano similas al $ar depisto, penante, la plej bonan teron, sun brilon kaj malsekecon akiri por la bur$anta iloro kaj doni al Si necesajn protekton kaj kulturon. Altrudajatencoj, malmıldo kaj devigo estas kontrau la Bahaa spirito, kiu estas Ciam pacienca, sindona, indulga.
La okulo neatentanta la pekojn.
En la Bahaa doktrino tiel klare kaj grave estas prezentata, kiel Ja nevido de malvirtoj. Kristo tre esprime diris pri tiu Äi temo. Sedoni $Seneralesupozis, kestus neeble, perfekte vivi iaü la admonoj por normalaj Kristanoj, perfekteco kiujn Kristo postulas en sia miontprediko. Bahäu’llah kaj Abdul Baha plej zorgeme estis penataj tion korektıgi. Ni legas en „Kaßitaj vortoj“ „Ho Silo de homo! Ne priparolu la aliajn pekojn tiel longe vi estas meın pekulo. Se vı kontraüagos al tin Mia ordono, vi ne estos de Mi, tion Mi atestas al vi.“ „Ho Silo de ekzisto! Ne supozu Ce iu ajn animo tion, kion vi ne mem sercus Ce vi, kaj ne promesu kion vi ne pienumos. Tio estas Mıa ordono por vi, obeu al $i.“
Abdul Baha diris nin: „Estu silentaj pri la malvirtoj de aliaj, pre£u por ili kaj heipu al ili per_boneco puibonigi ıllajn maällaüdındajojn. Ciam vidu la bonajon, kaj ne la malbonajon. Se homo havas dek bonajn ecojn ka) unu malbonan, rigardu la dek bonajn kaj ne vidu la unu malbonan. Kaj se homo havas dek maibonajn ecojn ka unu bonan, rigardu la unu bonan kaj ne vidu la dek malbonajn. Neniam permesu vin, pri iu ajn paroli malajablan vorton, ec se li estus vıa malamiko.“
En interparolado kun unu el la kredantoj diris Abdul Baha: „Ne mal$paru vian altvaloran tempon kun serlado de eraroj kaj kun kalumnıo. Sehomoj| venos al vi rakontante pri mallaüdindajoj de aliaj, ne aüdu ilin, ne lasu ilin citi la pekojn de aliaj duın via Ceesto. Diru ilın: mi ne venis, plenigi nıian tempon kun tiu Ci aferoj. Mi ne estas jußısto. Mi venis, enviti la homojn al la dıa regno, vokiilin al unueco kaj harmonio Geamikojl estas tra urga por vi, forlasi tiujn © ajojn kaj senutilan bacilacon. Tıu ci tago estas la tago de $ojo kaj bona doroj. Per malgrandaj kalumnoj kaj suspektemmaj oni perdas Ciujn ıestojn de spirita perfekteco. li malvarmigas kaj pesimistigas kaj jetas nin en la profundecon de malespero. Vine devas aüdı tiun, kiu akuzas pri alıaj, Car se vi aüdos unuan, vı devas ankaü aüdi la aliajn, tiel pligrandigas la cirklo sentine. Tiaı, ho geamiko|, lasu nin kunveni forgesi Cıujn egoıstajn pensojn kaj harmonie eivoki: Ya Balıa El Abhal Ho plej glorulo de la gloruloj!
Zu 'Abdu'l-Bahá’s Geburtstag. 23. Mai 1844.
In der Blütenpracht des Monats Mai ist unser Meister und Herr, vor dessen Geist wir uns
in unendlicher Ehrfurcht und Liebe neigen, geboren. Ihn umwehte Sein ganzes Leben lang
der Duft des Paradieses, aus dem Er zu uns entsandt war. Wo Seine Schritte sich hinlenkten,
streute er die Saat zu späterem tausendfältigem Blühen. Wer ermißt heute die zukünftige Ernte?
Wessen Geist, wessen Herz ist stark genug, Ihn zu erfassen? Ist nicht heute schon in so vielen,
eine Reue wach, die Ihn nicht in ihr Herz einziehen ließen, solange Seine gesegneten Füsse
über diese Erde schritten? Auch heute noch sind viele Menschen verschlossen und kalt, obgleich
Er diese mit den Wogen Seiner Liebe und Seines Erbarmens überflutete. Ihr Armen, ihr
Einsamen, ihr Liebesdurstigen, ihr Beladenen, öffnet eure Seele weit, schöpft in eure
Schalen aus dem
Wunderquell die Genesung und trinkt den köstlichen Trunk der ewigen Wirklichkeit. Steigt den
steilen Berg der Entsagung, der Loslösung hinan in die reine Luft der Selbstbezwingung und der
Kraft. Auf jenem Berg erwartet euch die Begnadung der reinen Erkenntnis, und ihr werdet euch
mit reinem Herzen dem Meister nahen‚ und Er wird eure Seele, die schauend geworden ist, segnen und euch unvergängliche Reichtümer schenken. Und ob am Stein und Dorn euer Gewand
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zerschleißt, lasst euch nicht irre machen am Glauben, daß ihr des Berges Spitze erreicht. Wer
so den Meister fand, dessen Herz wird ganz stille, aber aus seinen Händen quillt Segen. Die
Sehnsucht, sich Ihm ganz zu eigen zu geben, wird in ihm übermächtig und kein Opfer, das er
seinem Herrn darbringt, ist ihm zu groß. In Freud und Leid, in Not und Tod ist in ihm ein
unerschütterliches Vertrauen auf Gott und auf Den, Der uns der Mittelpunkt Seines Heiligen
Bundes ist.
O wüßten die Menschen von den Freuden, die ihrer harren, von dem Glück der reinsten Hingabe für die hohen Ideale, zu denen uns der, Weg bereitet ist, sie ließen alles, was ihnen in ihrem Weltsinn heute noch von Bedeutung und Inhalt ist, und drängten hin an die Pforten des Reiches Bahás.
A. Sch.
Unerhörte Greueltaten der fanatischen Islamiten an den Bahai*.
Die aus Persien stammende und jetzt auf der ganzen Welt verbreitete Bahai-Welt-Religion, deren 12 Grundsätze ich Ihnen in französischer Sprache beilege, wurde 1851 in Persien von Baha’u’lláh ins Leben gerufen. Trotz früherer Verfolgungen seitens des Islams hatte sie in Persien, zirka 500000 Anhänger gewonnen. Aber Baha’u’lláh und Sein Sohn ’Abdu’l-Baha waren nach Haifa (Palästina) verbannt worden, wo der Enkel ’Abdu’l-Bahás, Shoghi Effendi, heute wohnt und an der Spitze der Bewegung steht. Vor zwei Jahren hat mir bei einem Kongreß ein islamitischer Perser selbst bestätigt, was für ein hohes Ansehen die Bahais allmählich gewonnen haben.
Und jetzt! In Folge der persönlichen, oeconomischen und religiösen Zwistigkeiten, die der Weltkrieg mit sich brachte, haben in letzter Zeit unerhörte Greueltaten der fanatischen Islamiten gegen die Bahai wieder begonnen, wie uns Shoghi Effendi schreibt, und zwar in den Provinzen Fárs, Yazd, Kharâsân und anderen. Ihren Grundsätzen getreu leisten die Bahai nur ganz passiven Widerstand; sie lassen sich ermorden, verstümmeln, ihre Häuser verbrennen und zerstören und begnügen sich damit da und dort zu flüchten, um ihrer weitherzigen Weltreligion treu zu bleiben.
Ich will hier nicht auf die haarsträubenden Einzelheiten eingehen, sondern nur, so weit meine schwachen Kräfte reichen, die Presse und die Regierungen Europas auf diese Ereignisse aufmerksam machen, um sie dringend zu bitten, da, wo sie etwas machen können, es zu tun, um Mittel zu finden, die geeignet wären, diesen furchtbaren Greueltaten möglichst bald ein Ende zu machen oder wenigstens sie einzudämmen. Ich kann versichern, daß alle die mir bekannten Bahai durch ihre hohen ethischen Eigenschaften, ihre Aufopferungsfähigkeit und ihre wahrhaftig internationale Güte mir tief imponiert haben.
Die Adresse Shoghi Effendi’s ist Persische Colony Haifa, Palästina.
Dr. A. Forel.
Vormals Professor in Zürich.
- ) Brief des berühmten Dr. Forell an verschiedene auswärtige Zeitungen.
Nachruf für Herrn Oberlehrer Friedrich Schwaderer.
Am Sonntag, den 26. April 1925 wurde unser geliebter Bruder und treuer Mitarbeiter der Eßlinger Bahai-Gruppe, Herr Oberlehrer Schwaderer durch einen Herzschlag in die ewige Heimat abberufen. Jeder, der mit ihm zusammen sein durfte, wird erfahren haben, welche Liebe zu unserer hl. Sache, zu unseren Meistern und zu uns selbst in ihm lebte und wirkte. Trotzdem er im letzten Jahre durch ein schweres Herzleiden viel ans Zimmer gebunden war, so war er doch täglich, ja stündlich bestrebt, der hl. Gottes-Sache Baha’u’lláh, und den Menschen zu dienen. Er war gleich einem festgewurzelten Baum, um den sich die Geschwister der Eßlinger Bahai-Gruppe scharten. Er war der Vorsitzende des Eßlinger Neuner-Rats und für uns ein Vorbild unermüdlicher Arbeit. Sein Grundsatz war: „Lieber einen Tod in der Arbeit, im Dienst der hl. Sache, als ein Leben im Müßiggang. Deshalb wird ein jedes den tiefen Schmerz verstehen, der die Eßlinger Bahai erfüllt, durch das Hinscheiden unseres geliebten Bruders. — Nun ist er eingegangen in die ewige Herrlichkeit und durch Gottes Barmherzigkeit wird er reichen Segen ernten.
Zur Trauerfeier kamen Freunde aus Göppingen, Stuttgart und Zuffenhausen. Einige Bahai trugen den Sarg mit der irdischen Hülle von der Friedhofkapelle bis zu seiner Ruhestätte. Das Lehrer-Kollegium sang einige Lieder und der Geistliche las eine von dem Verstorbenen früher selbst geschriebene Ansprache über die Worte: „Herr, in Deine Hände befehle ich meinen Geist." So sprach nocheinmal unser geliebter Bruder zu uns; seinen Leib übergeben wir der Erde, doch seine Worte leben in uns weiter.
Zum Schluß sang der Chor der Stuttgarter Bahai-Gruppe den „Großen Namen".
Körperlich ist nun Herr Schwaderer nicht mehr unter uns, doch bei denen, die ihn kannten, wird er in dankbarer Erinnerung weiter leben.
L. Fingerle.
Todesnachricht.
Aus Ronco, Kanton Tessin kommt die Nachricht des Ablebens des Herrn Otto Halbach. In
Barmen in Westphalen im 19. Mai 1860 geboren, siedelte er als junger Mann nach England über
und erwarb sich 1886 das englische Bürgerrecht. Später heiratete er Miß Maud Margaret Dauhes,
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ihre Ehe war mit drei Kindern gesegnet. Den Winter 1913 auf 14 brachten Herr und Frau Halbach
in Haifa zu und hatten die Ehre, oftmals in die heilige Gegenwart ’Abdu’l-Bahás gerufen
zu werden. Herr Halbach erhielt den Auftrag, von dem geliebten Herrn, Photographien im hl. Land aufzunehmen, die eine Illustration zu einem Werk, das seine Frau über Palästina schreiben
wollte, bilden sollten. Der Krieg brach aus und vereitelte ihre Absicht, ein zweitesmal nach
Syrien zu reisen. Ein schweres Herzleiden, das nun am 27. März 1925 seinem Leben ein Ende
bereitete, hinderte ihn daran, seine Arbeit zu einem Werk zusammenzustellen. — Seine Witwe
hofft, später eine Sammlung seiner Bilder von Haifa und Akka herauszugeben.
S.
Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33
In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10
5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,
in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,
in Halbleinen geb. . . . . 4.--
In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.
Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20
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Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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