Sonne der Wahrheit/Jahrgang 3/Heft 3/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft III MAI 1923
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


[Seite 32] Die Hauptpunkte der Bahailehre

1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten -— das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.

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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis d. Einzelheftes M. 250.–, Preis d. Jahrgangs im Abonnement, vierteljährl. M. 700.–
Heft 3 Stuttgart, im Mai 1923 3. Jahrgang

Inhalt: Gebet von Abdul Baha. — Brief von Shoghi Effendi. — Zu Abdul Bahas Geburtstag. — Bericht an die Freunde im Osten und Westen. — La sesa principo.. — Report to the friends in the Eeast and West. — Der Tag der Erklärung des Bab (23. Mai). — Ein Weg zur weiteren Ausbreitung der Bahailehre. — Briefkasten. — Empfohlene Schriften.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.

Die Vereinigung der Menschen wird dadurch zustandekommen, daß sie die gemeinsame geistige Grundlage aller Religionen erkennen. Diese Religion wird eine Einheit schaffen. Sie ist eine Vereinigung der moralischen und geistlichen Gesetze aller Religionen in eine Religion durch die Macht des heiligen Geistes.

Abdul Baha.


Gebet von Abdul Baha.

(übersandt von Shoghi Effendi).

Er ist der Barmherzige, der Allgütige!

O Gott, mein Gott! Dein Ruf hat mich angezogen und die Stimme Deiner Feder der Herrlichkeit hat mich erweckt. Der Strom Deiner heiligen Worte hat mich hingerissen und der Wein Deiner Inspiration hat mich entzückt. Du siehst, o mein Gott, wie ich losgelöst bin von allem außer Dir, wie ich mich am Seil Deiner Gnade festklammere und um die Wunder Deiner Gnade flehe. Ich bitte Dich bei den ewigen Wogen Deiner liebevollen Güte und dem hellen Licht Deiner Fürsorge und Gunst, mir das zu gewähren, was mich näher zu Dir führt und mich reich macht in Deinem Reichtum. Meine Zunge, meine Feder, mein ganzes Wesen bezeugt Deine Macht, Deine Kraft, Deine Gnade, Deine Güte, daß Du Gott bist und keiner außer Dir, Du Machtvoller!

Ich bezeuge in diesem Augenblick, o mein Gott, meine Hilflosigkeit und Deine Macht, meine Schwäche und Deine Kraft. Ich weiß nicht, was mir nützt oder schadet; Du bist wahrlich der Allwissende, der Allweise. Verordne für mich, o mein Herr, mein Gott und mein Meister, was mich zufrieden macht mit Deinem ewigen Ratschluß und mich fördert in dieser und in jener Welt. Du bist wahrlich der Gnadenvolle, der Barmherzige!

O mein Gott! Halte mich nicht ab vom Ozean Deines Reichtums und dem Himmel Deiner Gnade und verordne für mich das beste in dieser und in jener Welt. Wahrlich, Du bist der Herr der Gnade, der über allem waltet und thronet; es gibt keinen Gott denn Dich, den Alleinigen, den Allwissenden, den Allweisen!

Uebers. v. Frau A. Schwarz.


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Brief von Shoghi Effendi.

An die Geliebten Gottes und Dienerinnen des Barmherzigen in Amerika, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweiz, Italien, Japan und Australien.

O ihr Mitarbeiter im Weinberg Gottes!

Ueber ein Jahr ist seit der schmerzlichen Stunde dahingegangen, in der die große Persönlichkeit Abdul Baha’s unseren irdischen Augen entrückt wurde und Sein Geist in das Reich der Herrlichkeit aufstieg. Ich fühle nun, daß jetzt die Zeit angebrochen ist, neue wichtige Entscheidungen zu treffen, die uns befähigen, rasch und getreulich die letzten Wünsche unseres entschlafenen Meisters zu erfüllen.

Dieses Jahr war für die Allgemeinheit ein Jahr voll Furcht und Leiden, der Enttäuschung und des Aufruhrs. Für uns dagegen, als die verwaisten Nachfolger des gütigen, liebevollen Meisters, war es, abgesehen von dem Schmerz, den sein rasches Hinscheiden natürlicherweise mit sich brachte, eine Zeit der Erwartung und der heilsamen Tätigkeit, die sich im unerschöpflichen Vertrauen auf Seine Geistesmacht und in der Treue zu Seiner Sache kundtut.

Aus dem Osten und Westen, aus Nord und Süd haben sich die unzähligen Diener Baha ’Ullahs trotz der bösartigen Machenschaften der Feinde Seiner Sache, den Bündnisverletzern, um seine Fahne geschart und in völligem Einklang miteinander sich an die große Arbeit begeben, die Er uns auferlegt hat. Alles Heil ruht auf dem unerschöpflichen Geiste der Treue, dessen Feuer in der Brust Seiner Geliebten brennt und unaufhörlich brennen wird. Ihr Lohn wird groß und die Stunde gesegnet sein, wenn nach einem mühsamen Leben der dienenden Arbeit sie im Glanze Bahas und in ihres Geliebten Nähe sich der ewigen Vereinigung erfreuen werden.

In dieser Welt erwarten uns große Taten, und wir vertrauen darauf, daß durch Seine Gnade und unfehlbare Führung wir uns jetzt und immer würdig zeigen, Seine großen Pläne der Menschheit gegenüber auszuführen. Und wer wird es nicht erkennen, daß der kranken, wunden Menschheit im gegenwärtigen Stadium der Unsicherheit und des Untergangs der neuaufbauende Geist Gottes sich an diesem „Tag“ so mächtig in dieser göttlichen Offenbarung zeigt? Vier Jahre ununterbrochenen Krieges und der Weltkatastrophe folgten vier Jahre bitterer Enttäuschung und Leiden, die das Gewissen der Menschheit tief aufrührten und die Augen einer ungläubigen Welt für die Macht des Geistes öffneten, der allein befähigt ist, ihre Krankheit zu beheben, ihre Wunden zu heilen und die lang verheißene Zeit des ungestörten Gedeihens und des Friedens heraufzuführen.

Jetzt ist sicherlich die richtige Zeit für uns, die Erwählten Baha ’Ullahs und die Träger Seiner Botschaft an die Welt, angebrochen, uns ununterbrochen zu bemühen, zu allererst den Geist Seiner Sache ganz in unser persönliches Leben aufzunehmen, und dann unausgesetzt zu arbeiten und damit fortzufahren, in allen unseren Handlungen unseren Mitmenschen gegenüber den edlen Geist zu bezeugen, dessen unvergleichlicher Träger Sein geliebter Sohn Abdul Baha zeitlebens war. — Die Erklärungen und Aussprüche unseres geliebten Meisters sind allerorts bekannt, in allen Ländern wird Sein Name genannt, und die Augen der Menschheit sind nun erwartungsvoll auf Seine Nachfolger gerichtet, die Seinen Namen tragen und Seine Lehre bekennen. Müssen wir nicht im Alltagsleben für die hohen Ziele Seiner Lehre eintreten und durch unseren Dienst den [Seite 35] Einfluß Seines unauslöschlichen Geistes beweisen? Dies ist sicherlich unser höchstes Vorrecht und unsere heiligste Pflicht.

Laßt uns mit reinem Herzen, mit Menschenliebe und Ernst aufs neue uns Seinen Ratschlägen und Ermahnungen zuwenden und aus dieser Quelle der göttlichen Macht alle Führung, den Geist und die Kraft schöpfen, die wir benötigen zur Erfüllung unserer Mission in diesem Leben.

Achtet auf die Stufe, zu der jetzt Abdul Baha Seine Geliebten aus dem Reich der Herrlichkeit ruft mit den Worten:

„Es geziemt sich für die Geliebten Gottes, einander immer zu lieben und sich aufzuopfern für Seine Mitarbeiter in der heiligen Sache. — Sie sollen sich nacheinander sehnen, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit, wie sich der Liebende nach seiner Geliebten sehnt“.

Dies ist die erhabene, die herrliche Stufe, die er für uns und alle Menschen auf Erden wünscht. Um so nötiger ist es darum, daß wir unter uns selbst zur Eintracht und allgemeinen Verständigung kommen, um alsdann uns aufzumachen, einstimmig das Kommen des Königreichs und die Erlösung der Menschheit zu verkünden. — Mit vereinter, fester Absicht, jede Spur persönlicher Feindseligkeit im Herzen zu tilgen und in dem Geist stützender und helfender Brüderlichkeit, der in uns entfacht ist, dürfen wir hoffen, die Botschaft Baha ’Ullahs wirkungsvoll weiterzutragen und treulich die vielfachen Verordnungen des Willens und Testaments unseres geliebten Herrn zu vollziehen.

Laßt uns treu im Glauben, fest in der Vereinigung, in unaufhörlicher Liebe und in selbstlosem Dienst uns aufmachen und mit betendem Herzen darnach streben, die folgenden letzten Worte unseres Geliebten — Seinen Lieblingswunsch — zu erfüllen:

„O Ihr, die Ihr fest im Bunde steht! Wenn die Stunde naht, in der dieser fälschlich Beschuldigte und flügellahme Vogel zu den himmlischen Heerscharen geflüchtet ist, wenn er in das Reich des Unsichtbaren eilt und seine sterblichen Reste entweder verloren gehen oder im Staub verborgen ruhen, dann liegt es den Zweigen ob, die treu im Bunde mit Gott sind und vom Baum der Heiligkeit abzweigen, den „Händen" (oder Säulen) der Gottessache — die Herrlichkeit Gottes ruhe auf ihnen — und allen Freunden und Geliebten, jedem einzelnen und allen zumal, sich zu regen und sich mit vollem Herzen und ganzer Seele in völligem Einklang aufzumachen, die süßen Gottesdüfte zu verbreiten, Seine Sache zu lehren und Seinen Glauben zu verkündigen. Es ziemt sich nicht für sie, einen Augenblick zu ruhen noch zu rasten. Sie müssen sich in allen Ländern verbreiten, alle Himmelsstriche und Gegenden durchwandern. Nicht ruhend müssen sie ohne Unterlaß und mit großer Standhaftigkeit bis zum Ende in jedem Land den triumphierenden Ruf: „O Du Herrlichkeit der Herrlichkeiten“ (Ya Baha’i’l Abha) erheben; sie müssen eine Neubelebung in der Welt zustande bringen, wohin sie auch gehen; sie sollen in jeder Versammlung hell leuchten wie Kerzen, sie müssen die Flamme der göttlichen Liebe in allen Versammlungen entfachen, damit das Licht der Wahrheit aufflamme und widerscheine im innersten Herzen der Welt, auf daß über den ganzen Osten und den ganzen Westen hin eine ungeheure Menge sich zusammenfinde im Schatten des Wortes Gottes, daß die süßen Düfte der Heiligkeit sich verbreiten, die Herzen mit göttlichem Geist erfüllt und die Seelen himmlisch werden.

In diesen Tagen ist das Wichtigste [Seite 36] von allem die Führung der Nationen und der Menschen auf dieser Erde. Das Lehren der heiligen Sache ist von größter Wichtigkeit, denn es ist der Hauptgrundpfeiler des Fundamentes selbst. Dieser zu Unrecht verleumdete Diener verbreitete Tag und Nacht die Lehre und rief die Menschheit zum Dienst an der heiligen Sache. Keinen Augenblick ruhte er, bis der Ruhm der Sache Gottes überall in der Welt bekannt war und die himmlischen Töne aus dem Königreiche Abhas den Osten und Westen erweckten. Die Geliebten Gottes müssen diesem Beispiel ebenfalls folgen. Es ist die unverbrüchliche Treue, deren es für den Dienst an der Schwelle Baha’s bedarf“.

Wir brauchen nur einen Blick auf die Worte Baha ’Ullahs und auf die Episteln Abdul Bahas zu werfen, um zu erkennen, welch großer Vorzug darin liegt, die Lehre zu verbreiten, die Notwendigkeit ihres Bestehens, ihre Dringlichkeit und ihre weitreichende Wirkung zu lehren.

„In diesen Tagen sehnen sich die Heerscharen des Reichs der Herrlichkeit, die im höchsten Paradies wohnen, auf die Erde zurückzukehren, um der Lehre Baha ’Ullahs dienstbar zu sein und ihre Ergebenheit für die Schwelle der Schönheit Abhas zu beweisen“.

Welch herrlichen Ausblick eröffnen uns diese Worte! Wie groß ist der Vorzug, an diesem „Tag“ im göttlichen Weinberg arbeiten zu dürfen. Ist es nicht Pflicht, uns aufzumachen und die heilige Sache mit Nachdruck zu lehren, ohne daß uns eine weltliche Gegnerschaft eindämmen könnte? Daß nun dies wichtige Werk keinen Nachteil erleide, vielmehr mächtig und beständig überall in der Welt fortschreite und die Einheit der Lehre Baha ’Ullahs gesichert und unverletzt sei, ist es von größter Wichtigkeit, daß nach dem niedergelegten Wortlaut des Kitabu’l-Aqudas, dem heiligsten Buch, in jeder Gemeinschaft, sei es in einer Stadt oder in einem Dorf, wo die Zahl der volljährigen (21-Jähriger und Aelterer) erklärten Gläubigen die Zahl 9 erreicht, eine lokale „Geistige Arbeitsgemeinschaft"*) unverzüglich errichtet werde. An diese müssen alle lokalen, die Sache betreffenden Dinge gerichtet werden und sogleich zur endgültigen Beratung und Entscheidung gelangen. Die Wichtigkeit und das absolute Bedürfnis für diese lokalen Gemeinschaften wird uns klar, wenn wir erkennen, daß in kommenden Zeiten sie sich zum lokalen Haus der Gerechtigkeit ausbauen werden und zur jetzigen Zeit eine feste Grundlage bilden sollen, auf der das Gebäude des Willens des Meisters für die Zukunft ruhen wird.

Die Sache des Lehrens, die Direktion hiefür, die Art und Weise, die Ausdehnung und Festsetzung, so wichtig dies auch im Interesse der Sache ist, setzt sich keineswegs nur aus diesen Handlungen zusammen, auf die die größte Achtsamkeit dieser Gemeinschaften gerichtet sein soll. Ein achtsames Studium der Tablets Baha ’Ullahs und Abdul Bahas wird die weiteren Pflichten dartun, die nicht weniger notwendig für das Interesse der hl. Sache sind und wird den gewählten Vertretern der Freunde in jeder Gemeinschaft klar werden.

Es ist ihnen zur Pflicht gemacht, vorsichtig, diskret und achtsam zu sein und jederzeit den Tempel der heiligen Sache vor den Pfeilen des Unheilstiftenden und vor den Angriffen der Feinde zu bewahren.

Es muß ihr Streben sein, Freundschaft und Eintracht zu pflegen unter den Freunden, alle Spuren der kleinsten Anzeichen des Mißtrauens, der Kälte und Entfremdung von jedem Herzen fernzuhalten und unter sich eine fleißige, warmherzige Zusammenarbeit im Dienst der heiligen Sache aufrecht zu erhalten. [Seite 37]

Sie müssen ihr äußerstes tun, um jederzeit ein Helfer zu sein den Armen, den Kranken, den Arbeitsunfähigen, den Waisen, den Witwen, ohne Unterschied der Farbe, des Standes und der Religion.

Sie müssen mit allen Mitteln, die ihnen zu Gebot stehen, sowohl die materielle Hebung als auch die geistige Erleuchtung der Jugend durch ihre Erziehung fördern und wenn irgend möglich Bahaischulen einführen, ihre Arbeit organisieren und überwachen und die besten Mittel zu ihrem Fortschritt und zu ihrer Entwicklung beschaffen.

Sie müssen sich bestreben, öffentliche, regelmäßige und häufige Korrespondenz mit den verschiedenen Bahai-Zentren in der ganzen Welt zu pflegen, über ihre Tätigkeit zu berichten und ihnen die Nachrichten zukommen zu lassen, die sie durch alle ihre Mitarbeiter in der heiligen Sache empfangen.

Sie müssen sich anstrengen, um das Interesse am Mashriqu l’Adhkar zu wecken und den Aufbau dieses herrlichen Gebäudes möglichst zu beschleunigen.

Sie müssen mit allen ihnen zu Gebot stehenden Mitteln durch Abonnieren auf die Bahaizeitschriften, Zusendung von Berichten und Artikeln, die einzusenden sind an den „Star of the West", die „Magazine of the Children of the Kingdom“ in den Vereinigten Staaten Amerikas, die „Baha’i-News“ in Indien, die „Sun of the East“ (Khuradhid-i Khavar) in Turkestan, den „Star of the East“ in Japan und die „Sonne der Wahrheit“ in Deutschland, die heilige Sache fördern.

Sie müssen eine Vereinbarung zu regelmäßigen Versammlungen der Freunde treffen und die Feste und Geburtstage sowie die besonderen Versammlungen, die dazu bestimmt sind, den sozialen, intellektuellen und geistigen Interessen ihrer Mitmenschen zu dienen, bekannt machen.

Sie müssen in der Jetztzeit, da die Lehre noch im Anfangsstadium ist, alle Bahaiveröffentlichungen und Uebersetzungen beaufsichtigen und hauptsächlich eine würdige und gute Vertretung aller Bahai-Literatur und deren Verbreitung in der Oeffentlichkeit ermöglichen.

Alles dies ist von größter Wichtigkeit für die Oeffentlichkeit, und die Mitglieder jeder Geistigen Arbeitsgemeinschaft sind hiezu verpflichtet. Wenn sich die Lehre an einem Ort genügend ausgebreitet hat, muß, um dort ihre Wirksamkeit zu sichern und um Vermengung zu vermeiden, jede einzelne dieser mannigfaltigen Funktionen einem besonderen Komitee übertragen werden, das dieser Gemeinschaft gegenüber verantwortlich ist, die aus dem Freundeskreis an dem betreffenden Ort gewählt wird, und über dessen Arbeit die Gemeinschaft ständig eine Oberkontrolle zu führen hat.

Diese lokalen Geistigen Arbeitsgemeinschaften sollen von den Freunden direkt gewählt werden, und jeder erklärte Gläubige von 21 Jahren und darüber soll nicht gleichgültig beiseite stehen oder einen unabhängigen Standpunkt einnehmen, sondern es als seine heilige Pflicht erachten, an der Wahl teilzunehmen, und gewissenhaft auf eine tüchtige, wirkungsvolle Arbeit in seiner eigenen lokalen Gemeinschaft bedacht zu sein.

Was die Errichtung einer „Nationalen Arbeitsgemeinschaft“ betrifft, so ist dies eine Lebensfrage, in jedem Lande, wo die Zustände günstig und die Zahl der Freunde so angewachsen ist, wie in Amerika, Großbritannien und Deutschland, es muß sogleich eine „Nationale Geistige Arbeitsgemeinschaft“ gegründet werden, die alle Freunde des betreffenden Landes vertritt.

Ihr unmittelbarer Zweck soll die Anregung, die Vereinigung und der Zusammenschluß der Bahai durch häufige persönliche Unterredungen über die mannigfaltige Tätigkeit der Freunde sowohl als auch der lokalen Gemeinschaften sein. Desgleichen soll er auch den [Seite 38] Anschluß zu einer engen, ständigen Verbindung mit dem heiligen Land herbeiführen, wo die nötigen Maßnahmen getroffen werden und von wo aus in der Hauptsache die Angelegenheiten in der heiligen Sache mit dem betreffenden Lande geleitet werden.

Diese „Nationale Arbeitsgemeinschaft“ dient auch einem weiteren Zwecke, der nicht weniger wichtig ist, als der erstgenannte, da im Laufe der Zeit diese in das „Nationale Haus der Gerechtigkeit" übergehen soll, (wie es auch in Abdul Bahas Testament, als das „sekundäre Haus der Gerechtigkeit" bezeichnet wird), das nach dem deutlichen Text des Testamentes in Verbindung mit den anderen „Nationalen Gemeinschaften" in der Bahai-Welt nun direkt die Mitglieder des Internationalen Hauses der Gerechtigkeit — dieses Oberkonzils — zu wählen hat, das führend, organisierend und einigend die Angelegenheiten der Bewegung in der ganzen Welt zu leiten hat.

Es ist ausdrücklich in Abdul Bahas Schriften erwähnt, daß diese „Nationalen Gemeinschaften“ indirekt durch die Freunde gewählt werden sollen, d.h. die Freunde in allen Ländern müssen eine gewisse Anzahl Delegierter wählen, die wiederum aus allen Freunden in jenem Land die Mitglieder des „Geistigen Nationalrats" wählen sollen. Deshalb soll in allen Ländern, wie Amerika, Großbritannien und Deutschland eine bestimmte Anzahl als „Sekundäre Wahlkommission“ zuerst bestimmt werden (95 für Amerika, einschließlich Pacific-Islands, 95 für Deutschland und 19 für Großbritannien). Dann sollen die Freunde in jeder Ortsgruppe, wo die Zahl der volljährigen, erklärten Gläubigen 9 erreicht, unverzüglich eine Anzahl von Unterwählern bestimmen im Verhältnis zu ihrer Mitgliederzahl. Diese Unterwähler werden dann entweder durch Korrespondenz oder noch besser durch Zusammenkünfte mit vorangehender Beratung der Angelegenheit der hl. Sache in ihrem Land (wie die Abgeordneten zu den Kongressen) zur Wahl schreiten und aus allen Freunden in jenem Land 9 Mitglieder wählen, die dann die Nationale Geistige Arbeitsgemeinschaft bilden sollen.

Diese Nationale Geistige Arbeitsgemeinschaft, von der die Einsetzung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit abhängt, muß jedes Jahr neugewählt werden und trägt unverkennbar eine große Verantwortung, denn sie hat volle Autorität über alle lokalen Vereinigungen in ihrem Land, sie muß die Tätigkeit der Freunde leiten, achtsam die Gottessache behüten und die Angelegenheiten der Lehre in der Hauptsache kontrollieren und überwachen.

Wesentliche Punkte, die das Interesse der heiligen Sache in jenem Lande berühren, wie die Uebersetzungen und Veröffentlichungen, der Mashriqu’l-Adhkar, das Lehramt und andere ähnliche Dinge, die über den ausschließlich lokalen Fragen stehen, müssen dem vollen Rechtsspruch des Nationalen Rats unterstehen.

Dieser muß sich um alle diese Fragen kümmern, wie auch um die lokalen Gemeinschaften, durch ein besonderes Komitee, das durch die Mitglieder des Nationalen Geistigen Rats aus den Freunden in dem betreffenden Lande gewählt wird und das mit jenem in gleicher Verbindung steht, wie die lokalen Komitees zu ihrer entsprechenden lokalen Gemeinschaft.

Ihm steht die Entscheidung zu, ob ein gewisser Punkt, der vorliegt, lediglich von lokaler Bedeutung ist und der Verhandlung und Entscheidung der lokalen Gemeinschaft unterliegt, oder ob dies in ihren Bereich gehört und als eine Sache anzusehen ist, der besondere Beachtung geschenkt werden muß. Der Nationalrat muß auch über solche Sachen. entscheiden, die nach seiner Ansicht ins [Seite 39] heilige Land berichtet werden sollen zur Beratung und Entscheidung. Durch diese Arbeitsgemeinschaften wird sowohl der lokale als der nationale Rat harmonisch, stark und befriedigend in der Bahai-Welt arbeiten, und dadurch wird die Möglichkeit der Errichtung eines erhabenen Hauses der Gerechtigkeit gesichert sein. Und wenn diese erhabene Körperschaft richtig erstellt ist, so wird diese aufs neue die ganze Sachlage zu überdenken haben und die Prinzipien feststellen, die solange maßgebend sein sollen, als es für die Angelegenheit der Sache ratsam erscheint. Um diese noch schwebende Einrichtung und ihre Einheitlichkeit im Morgen- und Abendland zu sichern, sollten alle lokalen Gemeinschaften ihre Wiederwahl einmal jährlich vollziehen am ersten Tage des Ridvan (21. April) und das Wahlergebnis soll womöglich am selben Tage bekannt gemacht werden.

Um Spaltungen und Trennungen zu vermeiden und die heilige Sache vor zu Konflikten führenden Auslegungen zu bewahren, damit sie ihre Reinheit und ihre ursprüngliche Kraft nicht verliere und ihre Angelegenheiten mit Nachdruck und Promptheit geleitet werden ist es nötig, daß jedermann gewissenhaft aktiven Anteil an der Wahl dieser Räte nehme, ihre Entscheidung annehme, ihre Stellung unterstütze und mit ihnen von ganzem Herzen ihre Aufgabe zu fördern beitrage für das Wachstum der Bewegung in allen Ländern. Diese Mitglieder der Gemeinschaft müssen ihrerseits ihren eigenen Neigungen und Abneigungen, ihren persönlichen Interessen und Wünschen absagen und ihren Geist auf die Maßnahmen konzentrieren, die zum Wohl und zum Glück der Bahai-Gemeinschaft führen und das allgemeine Wohl fördern.

Da nun der Fortschritt und die Ausdehnung der geistigen Tätigkeit angewiesen und eingestellt ist auf materielle Mittel, so ist es absolut nötig, daß sogleich nach der Errichtung des lokalen und nationalen Rats ein Bahaifundus angelegt werde, der unter ausschließlicher Kontrolle der Geistigen Arbeitsgemeinschaft steht. Alle Schenkungen und Abgaben sollen dem Schatzmeister der Gemeinschaft übergeben werden zum ausdrücklichen Zwecke, den Interessen der heiligen Sache in dem betreffenden Ort oder Land zu dienen. Es ist die heilige Pflicht jedes gewissenhaften und treuen Dieners Baha ’Ullahs, der den Fortschritt der Sache wünscht, freiwillig und großzügig zur Mehrung des Fonds beizutragen. Die Mitglieder der Geistigen Gemeinschaft werden nach eigenem Ermessen diesen Fond verwenden, um den Bedürftigen zu helfen, die Lehre zu verbreiten, um erzieherische Bahai-Institutionen einzurichten und dadurch in jeder erdenklichen Weise ihr Arbeitsfeld zu erweitern. Ich trage mich mit der Hoffnung, daß alle Freunde, die die Notwendigkeit dieser Maßnahmen erkennen, sich bemühen, — wenn auch anfänglich in bescheidenem Rahmen — sich bei der unverzüglichen Einrichtung und Vergrößerung des Fundus zu beteiligen.

Die Notwendigkeit dieser Zentralisation und der Autorität des Nationalrats, sowie der Konzentration der Kräfte in den verschiedenen, lokalen Gemeinschaften wird klar, wenn wir darüber nachdenken, daß die Sache Baha ’Ullahs erst im Beginn des Wachstums steht und zugleich in einem Stadium des Uebergangs sich befindet; wenn wir uns erinnern, daß die ganze Tragweite und die genaue Bedeutung der weltweiten Instruktionen des Meisters, die in Seinem letzten Willen festgelegt sind, bis heute noch nicht völlig verstanden wurden und die ganze Bewegung sich noch nicht genügend vor den Augen der Welt entfaltet hat.

Unsere Hauptaufgabe ist, das wachsamste Auge auf die Art und Weise ihrer Ausbreitung zu haben, um wirkungsvoll [Seite 40] die Mächte der Trennung und der sektiererischen Neigungen zu bekämpfen damit nicht der Geist der Sache verdüstert und ihre Einheit gestört werde, ihre Lehren Entstellungen erleiden und entweder zu extremer Ortodoxie oder zu zügelloser Freiheit führen und sie dazu gelange, vom geraden Weg, der allein zum Erfolg führt, abzuweichen.

Laßt uns stets auf der Hut sein — wie uns der Meister von Seiner erhabenen Stufe dauernd ermahnt — daß uns dies nicht zumeist bewege, was untergeordnet ist und wir nicht zulange verweilen bei den Einzelheiten unserer Angelegenheiten und unserer Tätigkeit, um nicht achtlos den wichtigsten Pflichten gegenüber zu werden, nämlich denen, unsere Sorge zu vergessen und die Sache zu lehren, diese Botschaft der Erlösung in einer in tiefes Leid geratene Welt nah und fern zu verkünden. Seinen mutigen Kämpfern auf Erden, die aber zeitweise verzagt sein mögen, gibt unser immer siegreicher Führer Abdul-Baha folgende Versicherung:

„O Ihr Diener an der heiligen Schwelle!

Die siegreichen Scharen der himmlischen Heerscharen stehen kampfbereit im höheren Reich, sie sind bereit und warten darauf, Euch zu helfen und verheißen Sieg dem kühnen Reiter, der mit den Sporen des Vertrauens auf dem Schlachtrosse in die Arena des Dienstes reitet. Wohl dem furchtlosen Streiter, der, bewehrt mit der Kraft des wahren Wissens, auf das Feld eilt, die Armeen der Unwissenheit durchbricht und die Heerscharen des Irrtums in die Flucht schlägt, der die Fahne göttlicher Führung hochhält und die Siegestrompete bläst. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Dieser hat wahrlich einen herrlichen Triumph und einen wahren Sieg erlangt.“

Können wir bei solchen bedeutungsvollen Worten noch länger stumm und untätig sein? Sein Posaunenruf hallt von allen Seiten wider und ruft uns zum Dienst; sollen wir zögern und zaudern? Seine Stimme ruft laut aus jedem Land; laßt uns unbeirrt und furchtlos vorwärtsgehen und unsere herrliche Bestimmung erfüllen!

12. 3. 23

(sig.) Shoghi.

P.S. Auf einem beiliegenden Blatt sind die bekanntesten und geläufigsten Bahai-Ausdrücke und weitere orientalische Namen und Bezeichnungen mit ihrer genauen Schreibung angeführt, um bei den abendländischen Freunden in Zukunft Konfusion zu vermeiden und in dieser Frage Einheitlichkeit zu schaffen, die jetzt in der Bahai-Literatur nötig ist. Der ganze Kodex wird baldigst den verschiedenen Nationalen Räten übermittelt werden und die Wiedergabe der orientalischen Ausdrücke, die von der Geistigen Arbeitsgemeinschaft in Haifa in den englischen Briefen zusammengestellt sind, wird eine genaue und zuverlässige Ergänzung der obenerwähnten Liste bilden. Ich vertraue darauf, daß alle Freunde von jetzt an diesem System folgen, es ohne weiteres annehmen und diese Schreibweise in allen ihren Schriften anwenden.

  • ) Vielleicht könnten die offiziellen einheitlichen Bezeichnungen „Lokaler Bahairat“, „Nationaler Bahairat“, und „Internationaler Bahairat“ eingeführt werden. (Schriftleitung).


Zu Abdul Bahas Geburtstag.

Im schönsten Monat des Jahres, im Wonnemonat, wann die Natur im herrlichsten Blütenschmuck prangt und die Erde ihr hochzeitlich Kleid angezogen hat, ist Abdul Baha hereingeboren worden in diese Welt, um für sie ein Lehrer einer Einheitsrelegion zu werden, die, auf den Kern aller Religionen, auf den Geist der Wahrheit und Liebe zurückgehend, alle Menschenkinder unter einem Banner einigen und sie zu dem einen Gott und Vater zurückführen will, den sie alle suchen und den sie alle anbeten, nur auf verschiedenen Wegen und mit verschiedenen Worten und Gebräuchen. Und merkwürdig, er ist geboren an demselben Tag, da der Herold des neuen Tags, der durch Baha ’Ullahs Lehre anbrach, im fernen Persien auftrat (der „Bab“), der aber schon nach wenigen Jahren sein Märtyrerblut vergoß und damit sein unerschrockenes Zeugnis von dem Größern, den Gott nach ihm senden werde (Baha Ullah) [Seite 41] besiegelte. Dieser beiden Gottesmänner, des Bab und Abdul Bahas wollen wir am 23. Mai ehrend gedenken und zu ihnen aufblicken als leuchtenden Sternen, die zur Erhellung der Geistesnacht dieser Welt am göttlichen Firmament aufgingen. Beide sind Gottes- und Geisteshelden, die unbekümmert um Verfolgung und Kerker ihre große Mission erfüllten und mutig ihren Feinden entgegentraten. Wir ehren und achten schon Helden des körperlichen Mutes, die ihr Leben im äußeren Kampf aufs Spiel setzen; sollten wir die Helden auf dem Schlachtfeld des Geistes nicht umso mehr ehren? Auch sie kämpfen um Freiheit, um Geistesfreiheit; sie kämpfen nicht um irdische Güter, sondern um ewige, unvergängliche Werte. Solche Mannesarbeit ist nicht mit Raubtieransprung zu leisten. Es gilt hier, unverbittert und schaffensruhig der Gleichgültigkeit, Stumpfheit und Dumpfheit der Umwelt gegenüber auszuharren und eine neue Welt aufzubauen, neue Ideale zu verwirklichen, unbekümmert um alle Hindernisse und Feindseligkeiten. Bei einem solchen Kampf gegen eine ganze Welt von Falschheit, Bosheit und Vorurteil besteht die große Gefahr des Müdewerdens. Daraus fließt Verdrossenheit, Gereiztheit und Lieblosigkeit. Der höhere Mensch stirbt ab, denn dessen Nahrung ist warme, gute, starke Liebe. Deshalb müssen wir uns immer wieder aufrichten an solchen Gottes- und Geisteshelden, an ihnen unsere Liebesflamme jeden Tag neu entzünden, uns durch ihre Geistesstrahlen wie durch das Sonnenlicht innerlich erwärmen lassen und ihnen als Führer auf dem dornenvollen Pfad unseres äußeren und inneren Lebens folgen. — Der Umgang mit solch hohen Geistern bringt aber ein Leid mit sich: es trennt dich von den Gewöhnlichen, die vorher deine Freunde waren und menschlich diese Freundschaft verdienen. Je steiler dein Weg bergan geht, um so kleiner wird die Zahl derer, die dir folgen. So wird jeder Gewinn ein Entsagen - und jedes Entsagen ein Gewinn. Denn es wächst etwas anderes in dir empor, das jenes Verlieren ausgleicht: die Güte. Du schaust feiner und reifer als zuvor in die Zusammenhänge, du achtest in jedem Mitmenschen den Funken Gottes, ob stark oder schwach entwickelt. Andere haben eben andere Aufgaben zu erfüllen. Willst du sagen, daß sie weniger wichtig seien? Hast du dem Geiste nach Fühlung mit manchen Menschen verloren, so bekommt nun dein Herz Arbeit. — Immer höher lernst du dies Verbindungsmittel zwischen Mensch und Menschen schätzen. Diese Güte, gepaart mit Einsicht und Weitblick, ist deines Lebens beste Frucht und ihr tätiges Vorhandensein ist der einzige Ausweis, ob du wirklich gereift bist, ob du ein Kind bist des neuen Tags, ein Lichtkind, das überall, wo es auch ist, von dem göttlichen Licht etwas widerspiegelt, wie der Tautropfen das Sonnenlicht. Das Weltall mit seinem grenzenlosen Inhalt kannst du nicht umspannen; aber du kannst Regentropfen sein, du kannst das All in dich hineinscheinen lassen, es mit reinem Herzen widerspiegeln und deine Umgebung dadurch erfreuen, ja sie verklären.

An einem Geburtstag spricht man gerne auch vom späteren Alter. Unbarmherzig überleben sich die Verhältnisse, mit eiserner Naturnotwendigkeit altern die Menschen. Ueberrascht stehen wir manchmal vor unserem Spiegelbild, in dem wir ein Gesicht erblicken, das wir kaum als das unsere anerkennen möchten und die heutige, uns äußerlich und innerlich zermürbende Zeit macht ja rascher alt als sonst. Manche Menschen fürchten sich vor dem Altwerden. Warum? Sie sollten sich lieber fürchten vor dem Unreifbleiben! Wer wahrhaftes Leben in sich hat, der kennt diese Angst nicht — denn er wird nicht alt, er reift nur; und ist nicht eine reife Frucht besser und wertvoller als eine unreife? Jedes Alter hat sein Schönes, und jede höhere Altersstufe schließt eine Bereicherung in sich. Der richtig gereifte Greis kann Kind sein mit den Kindern, als Jüngling sprühen mit dem Jungvolk, als besonnener Mann beraten mit den Männern. Haben wir nicht gesehen, wie Abdul Baha im Silberhaar Kind war unter Kindern, wie er sich freuen konnte mit ihnen und wie seine Augen in jugendlicher Frische leuchteten, wenn er unter sie trat? — In jedem Menschen liegt eine Gegenkraft gegen das Altern. Es ist die sichtende und verklärende Erinnerung. Was du in bedeutender oder aufmerksamer Stunde in dich aufgenommen hast, geht dir nie verloren. Das Wertvolle daran verarbeitet sich in dir und wird ein unvergänglicher Bestandteil deiner inneren Welt; und so hast du denn das räumlich und zeitlich Entschwundene wahrhaft in Besitz. Und je mehr du in deinem Leben wirklich Wertvolles erlebt und gearbeitet hast, um so reicher bist du, wenn du am Tor des Todes angelangt bist und zurückschaust auf die längere oder kürzere Strecke deines Erdenwallens.

Wohl dir, wenn du dann zurückschauen kannst auf ein Leben voll Mühe und Arbeit, wie das von Abdul Baha war, denn es bleibt dabei: „Wenn das Leben köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen“. Das Bewußtsein, wir haben nicht umsonst gelebt, hebt uns hinüber über die Bitterkeit des Todes und bestärkt uns in der Hoffnung, daß wir auch in jenem Leben noch für andere arbeiten dürfen. Aber dieses Bewußtsein, daß wir unser Leben richtig [Seite 42] angewendet haben, soll uns nicht selbstgefällig und selbstgerecht machen, vielmehr uns zu der Einsicht verhelfen, daß, wenn wir auch alles getan haben, was wir zu tun schuldig sind, wir doch sprechen müssen: Wir sind unnütze Knechte, und aller Lohn, der uns wird, ist lauter Gnadenlohn.

J.


Bericht an die Freunde im Osten und Westen.

(Fortsetzung).

Es steht wohl außer allem Zweifel, daß die Anwesenheit Abdul Bahas in allen Städten und an jedem Ort eine geistige Atmosphäre schuf, die dem empfindsamen Menschen — oftmals unbewußt — den tiefsten seelischen Eindruck machte, und so glaube ich sagen zu dürfen, daß wohl keiner der zahllosen Besucher, die in Gruppen und einzeln zu unserem geliebten Herrn pilgerten, ohne seelische Neubelebung blieb, die bei manchen Menschen zu einer geistigen Neugeburt führte, und in verhältnismäßig sehr kurzer Zeit eine Entwicklungsperiode hervorrief, die für ihre Erkenntnis von wichtigster Bedeutung wurde. Nicht umsonst sagte Bahá u'lláh in einem Sendschreiben an Abdu'l-Bahá, als Er s.Z. in Beirut weilte:


... Ruhm sei auf dem Ort, den Du betreten hast, der Boden ist geheiligt, den Deine Füße betreten haben, glückselig sind die Augen, die Dich sehen, glückselig die Ohren, die Dir lauschen, o Abdu’l-Bahá, und gesegnet sind die Lippen, welche mit Dir sprechen dürfen, o Abdu’l-Bahá...


Generationen nach uns werden den Spuren Seiner Fußstapfen folgen und werden tausendmal bedauern, nicht in dieser großen Zeit des geliebten Meisters Abdu’l-Bahá gelebt zu haben, wenn auch in den letzten Jahren Seines gesegneten Lebens die Brandfackel des Kriegs und der Vernichtung durch die Länder getragen wurde. Zu spät erkennt die verblendete Menschheit die heiligen Worte aus Seinem Mund, der allen Menschen der Erde zurief:


Seid Brüder, liebet einander, wie ich euch liebe, setzet der Gewalt Güte entgegen; tragt dazu bei, daß die Periode des Kriegs beendet wird. Aus euch selbst muß der Friede kommen!


Am frühen Morgen des 3. April 1913 waren schon die ersten Bahai an der Türe des geliebten Herrn und wollten sich nach Seinem Befinden erkundigen und Gruppe auf Gruppe folgte. In wundervoller, unermüdlicher Liebe sprach Er zu denen, die Ihn mit Herz und Seele suchten und beantwortete ihre Fragen; aber auch denen, die sich nicht getrauten, mit ihren Herzensnöten vor den Geliebten zu treten, gab Er im Verlauf der Unterredung Antwort auf alle unausgesprochenen Fragen. Er sprach u.a. zu den Anwesenden:


„Es ist heute noch nicht bekannt, welch ein Segen auf Stuttgart ruht, doch späterhin wird es bekannt werden. Wenn die Wolken den Regen herabsenden und die Sonne über das Land scheint, wird es nicht erkannt, welch’ eine große Gnade dies ist, wenn jedoch späterhin die Vegetation üppig erblüht, wird es sichtbar!" ...


Zu einem Besucher, der seine große Freude über das Begegnen mit dem großen Lehrer seiner Zeit aussprach, sagte Abdu’l-Bahá.


„Ich' hoffe, daß Deine Freude von ewiger Dauer sein wird, daß wir zusammen sein werden in allen geistigen Welten. Wir werden Obdach und Schutz finden unter dem Schatten der Gaben von Bahá-u'lláh., Es gibt eine Vereinigung, nach der es keine Trennung mehr gibt, einen Tag, dem kein Abend folgt, eine Freude, die kein Ende hat, ein Leben, das kein Tod beendigt. Dort hoffe ich, daß wir unter dem Schutz einer solchen Gnade auf ewig beisammen sind!“


Ein jedes Wort aus dem gesegneten Mund Abdu'l-Bahás hat sich tief eingegraben in das Gedächtnis des Hörers, und ihm als Leitstern durch gute und schwere Zeit hindurchgeholfen.

Konsul Schwarz hatte es sich zur besonderen Ehre gemacht, sein Auto zu jeder Stunde dem geliebten Herrn zur Verfügung zu stellen, was Er nun auch an diesem Nachmittag zu einer Ausfahrt auf die „Solitude“, einem schönen Lustschloß, das von Herzog Carl Eugen von Württemberg im 18. Jahrhundert erbaut wurde, benützte. Der Weg dahin führt durch einen wundervollen Wildpark. Es ist dies zu erwähnen, da der geliebte Meister so viele Freude an dem schön kultivierten Park bekundete und diesen sehr lobte. Hierauf besuchte Er die Familie Schwarz, hielt sich länger daselbst auf und sprach am Abend vor [Seite 43] einer großen Anzahl von Hörern im Bürgermuseum. Der Saal daselbst war so gedrängt voll, daß die Türen zu den Nebenräumen geöffnet werden mußten.

Der Vortrag dieses Abends wird in der nächsten Nummer der „Sonne der Wahrheit“ veröffentlicht um die geliebten fernen Glaubensbrüder, mit denen wir uns durch unsere tiefe Liebe zu Abdu’l-Bahá und dem Wunsche, Seinem heiligen Werk zu dienen, so nahe verwandt fühlen, damit bekannt zu machen.

A. Sch.

Fortsetzung folgt.



La sesa principo.

Unu el la plej gravaj principoj en la instruoj de Baha’ Ullah estas: Larajto de &iu homo je lia iu ta ga nutrajo, aü la egaligo de rime-.

doj por la ekzistado.

Lainterrilatoj de popolo devas estis arangotaj tiel, ke la malriceco malaperas, kaj ke iu, se estas iel eble, povas partopreni la $eneralan bonfarton laü rango kaj profesio.

Cirkaü ni ni vidas unuflanke homojn, troSarßatajn.per ricajoj, alillanke tiujn malfeliöulojn, kiuj posedas nenion kaj suferas malsaton; sur unu flanko personojn, logan tajn en luksaj palacoj kaj sur la alia flanko homojn, kiuj ne. posedas ejon, por ripozmeti sian lacan korpon. Ni trovas iujn, je kies mangadoj intersekvas la plej bongustaj mang$ajoj, dum aliaj havas apenaü sufice da pano, por konserri sian vivon. Dum la unuoj sin vestas per veluro, pelto kaj plej delikata tolo, aliaj havas nesufilajn, maldikajn vestajojn, kiuj ilin ne sulice Sirmas en la malvarıno.

Tiaj statoj estas malbonaj, ili devas esti libonigataj. Zorgeme oni devas pripensi a kuracilon. Oni ne povas plibonigi tiujn statojn per tio, ke oni estigas absolutan egalecon inter la homoj. Egaleco estas utopio! Gi estas tute neplenumebla. - E£, se fi estus efektivigata, fine daüras — kaj se $ia ekzisto estus ebla, fi renversus la ordon tutmondan. La le$o de la ordo devas esti konservata por Ciam inter la homoj. La &ielo tion ordonis okaze de I’ kreado de la homo.

Juj personoj havas eminentan intelekton, aliaj nur mezkvalitan kaj ekzistas personoj,

havantaj preskaü nenian prudenton. En la tri klasoj regas ordo, sed ne egaleco. Cu povus esti eble, ke saßeco kaj malsafeco estus egalvaloraj? En la homaro estas kiel en granda armeo; en tia oni bezonas generalojn, kapitanojn, suboficirojn kaj simplajn soldatojn; iu el ili havas sian partan, certan devon. Stupoj al gradoj estas necesaj, por garantiibonordigatan organizon. Armeo ne povus esti kunmetata nur el generaloj, kapitanoj aü soldatoj sen estro, La neevi


tebla rezultato de tia plano estus malordo, kaj malmoralo superregus la tutan armeon. Rego Likurg, la filozofo (820 antaü Kristo)

planis estigi egalecon inter la spartano).

Kun memofero kaj saßeco li komencis tiun eksperimenton. Li igis -proklami kaj jurigi sian popolon, ke fi konservu ankaü fiam la saman ordon, kiam li estus forlasinta la landon, kaj ke $i ne aliigu ion fis lia reveno.

Juriginte tion li forlasis sian re$landon Spar ta kaj neniam revenis, Likurg, rezignanta la estrecon kaj sian altrangan olicon, volis akiri per egaleco de I’ posedajo kaj de la

vivkonditoj daürantan bonfarton al siapopo lo. Ciu sinofero de & tiu reßo estis vana. La granda eksperimento malsukcesis. Post kelka tempo Cio estis nuligata; lia zorgeme elpensita konstitucio ne sukcesis.

La senutileco de tia plano estis pruvita, kaj oni spertis en antikva re$lando Sparta, ke la plena egaleco de socialaj statoj estas neebleco. Ankaü en la nuntempo tia provo certe malsukcesus, on ‘ Certe, kelkaj estas tre ricaj, dum aliaj estas tute malrilaj.

plibonigi tiujn statojn. Estas same grave, plimalgrandigi la ricajojn, kiel necese helpi al la malriculo kaj limigi la mizeron.. Ciu ekstremo estas nebona. Jom da havajo estas dezirinda („malri&econ kaj ricecon ne donu al mi,“ sentencoj de Salomo 30, V, 8). Kiam kapitalisto posedas grandajn ritafojn, tiam laboristo ankali devas havi sufice da rimedojn por sia ekzisto,

Estas maljuste, se ri&ulo havas grandajn havajojn kaj apude logas malrica viro en terura mizero. Se malriCulo ekestas en stato de malsato, estas signo, ke ni ie povas trovi tiranecon. La homoj devas peni en tiu afero, iline devas konservi tiajn statojn reformbezonajn, kiuj mizerigas kaj. malricigas multe da homojn. La kapitalistoj devas fordoni sian superiluon, ili devas moligi siajn korojn kaj veki en si kompatajn sentojn; ili devas zorgi pri tiuj, kiuj.ne havas la plej necesan por vivi.

..Devas esti kreataj .specialaj leßoj rilate

Pro tio estas necesa, organizo kiu havas la taskon ekzameni kaj [Seite 44] al tiuj ekstremoj de riceco kaj malriceco. La registaroj de la diversaj landoj devas harmonügi siajn legojn kun la dia le$o, kiu estas same justa al (iuj Tio estas la sola vojo, sur kiu oni povas egaligi la bedaü rindan superfluon de riceco kaj mizeran, malmoraligan kaj humiligan malritecon. Tiom longe tempe tio ne okazis, oni ankaü ne obeas la legon de Dio.


Report to the friends in the East and West.

(Continuation).

There is no doubt that the Presence of Abdu'l-Bahá created a spiritual athmosphere in every town and every place often bringing about a deep and unknown spiritual impression on sensitive people and therefore we dare say, that none of the numerous visitors who called in groups or alone, ever went away without quickening of their soul and experiencing a new spiritual birth and thus proportionately in a very short time passed through a period of spiritual development, which was of the greatest importance to their world of perception. That is why Bahá’ ulláh says in a Tablet to Abdu'l-Bahá who at that time was staying in Beirut:

‚„... Glory be on the place where Thou rested, blessed is the ground Thy feet stepped upon, blessed are the eyes who behold Thee, happy the ears listening to Thee o Abdu'l-Bahá and blessed the lips who are allowed to speak to Thee o Abdu'l-Bahá...“

Further generations will follow the steps of His holy feet and a thousand times they will regret not having been so blessed as to live in the days of our beloved Lord Abdu’l-Bahá, even if in the last years of His blessed Life the torch of war and annihilation has been carried on through the whole world.

Too late veiled humankind understood the blessed words spoken by His lips and put down by His Sacred Pen calling all men:

Harken to the voice of your Lord and hasten toward the kingdom of God, the promised era of union and fellowship has dawned for the human race. Be enamoured with one another, respond to enmity with kindness and forbearance, strive with utmost endeavour that war and bloodshed may cease and that greatest peace may uplift its standard.

In the early morning of April 3rd 1913 some of the friends came to inquire after the health of our Beloved, group after group followed. In wonderful untiring love He spoke to those whose hearts and souls were eagerly longing for Him. He answered their questions, but to those who in his holy Presence were too overwhelmed to ask help for their spiritual needs, He answered in the current of His talks all their inexpressed questions. — To some friends He uitered:

„Today it is not yet known what a great blessing is given to Stuttgart, it will be known later on. When the clouds pour down rain and the sun is shining, it is not appreciated what a great gift is given, but afterwards when vegetation will bring forth verdure and all sorts of flowers it will become evident”...

To a visitor expressing great joy about the meeting of the Greatest Educator of his time Abdu'l-Bahá said:

„I hope that our happiness will be eternal, I hope we will be together in all the spiritual worlds. We will find refuge and shelter under the protection of the Gifts of Bahá’u’lláh, There is a union which has no separation, a day which has no evening, a joy which has no end, a life which is not followed by death. There is hope that under the protection of such a gift we shall be together.”

Each word our Beloved revealed has been engraved in the memory of the listeners and guided them during good and dark days of life.

Consul Schwarz considered it a great honour to place his motor at the disposal of our Lord and on that evening took Abdu'l-Bahá for a trip to the „Solitude“ a beautiful country-castle built by Duke Carl Eugen of Württemberg in the 18th century. The way leads through beautiful parks. This is to be mentioned because our beloved Master showed such pleasure at the wellcultured parks and praised it highly. After this drive He came to the house of Consul Schwarz for tea and remained for some hours. The same evening He spoke to a great assembly in the ‚Bürgermuseum‘. The hall was so overcrowded [Seite 45] that the doors to the neighbouring rooms had to be opened.

The blessed words of Abdul Baha will be published in the next edition in order to share His words of Wisdom with our dear brethren to whom we feel so deeply attached through our sincere and faithful love to Abdu'l-Bahá and our joint wish to serve His holy Cause.

(to be continued in the next number).

A, Sch.


Der Tag der Erklärung des Bab (23. Mai).

(Aus „Abdul Baha in Paris").

Abdul Baha trat ein*). Wir alle erhoben uns und er sprach: Heute ist der Gedenktag der Erklärung des „Bab“ — Friede sei mit ihm! An diesem Tag gab der Bab seine Mission in Schiras in Persien kund. Die Offenbarung des Bab gleicht der Morgendämmerung, denn diese geht der Sonne voran. Diese Morgendämmerung des Bab verhieß das Aufgehen der Sonne der Wahrheit, die kam, um die ganze Welt zu erleuchten.“

Der Bab sagte: „O mein glorreicher Herr! Ich opfere mich gänzlich Dir, Mein einziger Wunsch ist, ein Märtyrer für die Liebe zu Dir zu werden. Du allein genügst mir!“ Sein Wunsch ging in Erfüllung. Die herrliche Krone des Märtyrertums wurde ihm auf sein Haupt gesetzt. Das Leuchten ihrer Edelsteine ist in der ganzen Welt sichtbar. Zuerst wurde der Bab gefangen genommen in Schiras. Nach seiner Freilassung ging er nach Isphahan. Später wurde er wieder gefangen genommen und nach der Burg Maku verbracht, zuletzt wurde er auf einem öffentlichen Platz in Täbris erschossen. Durch dieses erhabene Märtyrertum wurde aber das Banner der heiligen Sache noch höher erhoben und die Macht der göttlichen Manifestation gestärkt.

Die Wirklichkeit, welche die verschiedenen Gottesoffenbarer widerspiegeln, ist immer die gleiche von Anfang an. Christus war von Anfang an das Wort Gottes. Mohammed sagte: „Ich war Prophet ehe Abraham war" und Baha ’Ullah sagte: „Im Anfang, der keinen Anfang hat, liebte ich dich.“

Die Sonne ist immer die Sonne; wenn sie zu einer gewissen Zeit kein Licht gegeben hätte, so wäre sie in dieser Zeit nicht die Sonne genannt worden, denn die Kennzeichen der Sonne sind Licht und Wärme. Die heiligen Manifestationen befinden sich von jeher in ihrer glorreichen Stufe, ihre Wirklichkeit leuchtet von Anfang an. Es ist jene Wirklichkeit, die verursacht, daß die Vollkommenheit Gottes zum Vorschein kommt, aber der Tag ihrer Offenbarung ist der Tag, an dem sie sich als Gottesgesandte erklären.

Der Bab verkündete in seinen Schriften die frohe Botschaft vom Kommen Baha ’Ullahs. An einer Stelle sagte er: „Im neunzehnten Jahr werdet ihr in eurer Begegnung mit Gott zur vollkommenen Glückseligkeit gelangen. Der Horizont wird erleuchtet sein, der unendliche Geist wird sein stilles, sanftes Säuseln aussenden, die göttliche Verkündigung wird reden“.

Als sich dann Baha ’Ullah neunzehn Jahre nach des Babs Erklärung als die „Herrlichkeit Gottes" kund tat (erklärte), glaubten die Anhänger des Bab — mit Ausnahme von wenigen — an ihn. Sein Glanz strahlte aus ihm wie eine Sonne. Seine Geisteskraft wurde schon anerkannt vor seiner öffentlichen Kundgebung, und am Tag seiner Erklärung selbst wurden alle von ihr überzeugt und alle waren voll Staunens über seine Vollkommenheit. Bedenkt, in welch kurzer Zeit er seine Sache verbreitete, trotzdem er ein Verbannter und Gefangener war. Zwei Könige planten seinen Tod und doch wurde sein Einfluß Tag für Tag größer. In der Dunkelheit seines Gefängnisses leuchtete er wie ein Stern. Je mehr von seinen Anhängern getötet wurden, desto mehr wuchs ihre Zahl; für jeden getöteten Nachfolger Baha ’Ullahs erhoben sich hundert andere. Niemand kam in seine Nähe, ohne von Ehrfurcht ergriffen zu werden. Die Gelehrten, die zu ihm kamen, staunten über sein Wissen und doch hatte er niemals eine Schule besucht, noch wurde er sonst von jemanden gelehrt. Alle seine Freunde und seine Angehörigen bezeugen dies. Seine Lehre ist aber die Seele dieses Zeitalters.

Die Sonne gibt aus sich selbst Licht, sie bezieht es nicht aus anderen Quellen; der Mond hat aber sein Licht von der Sonne. Die göttlichen Lehrer tragen das Licht in sich selbst, sie erhalten es nicht von anderer Seite; sie haben eigenes Wissen und verstehen alle Dinge im Weltall. Die übrige Welt empfängt ihr Licht von ihnen, und durch sie werden Künste und Wissenschaften zur Blüte gebracht.

Abraham besuchte keine Schule. Jesus genoß weder Schulbildung noch hatte er einen sonstigen Lehrer. Mohammed hatte keinen Unterricht und der Bab und Baha ’Ullah wurden von keinen Professoren gelehrt. Leset die Bücher, die Baha ’Ullah schrieb; die Philosophen und Weisen des Orients werden auch seine Beredsamkeit und Gelehrsamkeit bezeugen. Im [Seite 46] Orient wird dies als ein Beweis seiner göttlichen Sendung betrachtet. Dort sagt man: Wenn jemand imstande ist, ein Tablet zu schreiben wie Baha ’Ullah, dann kann Baha ’Ullahs Göttlichkeit geleugnet werden.“ Niemand wagte es, sich mit ihm zu messen.

Uebersetzt von Frau A. Schwarz,

  • ) Er war im Hause von Dr. Dreyfus in Paris.

Bem.: Um diesen Artikel vollständig Veröffentlichen zu können, mußte leider die kleine Schrift gewählt werden.



Ein Weg zur weiteren Ausbreitung der Bahailehre.*)

Mit dem Hinscheiden unseres geliebten Meisters ist die Bahaibewegung in ein neues Stadium der Entwicklung getreten.

Die Bahaibewegung ist aus der Schule entlassen, sie ist nicht mehr in persönlicher Fühlung mit ihrem Lehrer, unserem Meister. Wie Jesus Christus seinen Jüngern, hinterläßt er uns Bahai der ganzen Welt die Aufforderung: „Gehet hin in alle Welt und lehret das, was ich euch gelehrt habe.“ Wir müssen, wie das schulentlassene Kind, das, was uns unser Lehrer und Meister gelernt und gelehrt hat, praktisch im Leben verwerten und uns aus innerer Kraft weiter entwickeln.

Die Bahaibewegung tritt jetzt in die Periode der Lehrzeit des Menschen ein. Als Grundlage dienen Werke und Schriften unseres großen Meisters. Wir müssen an dessen Stelle zu treten suchen und selbst seine Lehren weiter verbreiten und sein Licht in das Dunkel der Menschheit hineintragen. Wir müssen seine Lehre in die Tat umsetzen.

Während die Jünger Jesu das Evangelium in der Hauptsache nur durch persönliches Wirken langsam und schrittweise ausbreiten konnten und somit ganz gewaltige persönliche Opfer bringen mußten, ist es uns Bahaijüngern mit den ungeheuren Hilfsmitteln der heutigen Verkehrsentwicklung so leicht, an der Ausbreitung unserer herrlichen Bahaibewegung mitzuarbeiten.

Das Arbeitsfeld von heute ist allerdings auch unermesslich groß, so groß, daß nur grosse Mittel und außerordentliche Mitarbeit aller Bahaifreunde solche Fortschritte bringen können, wie sie unser großer Meister von uns erwartet. Eine nur persönlich von Mund zu Mund gehende Ausbreitung würde nicht Jahrzehnte, nein, viele Jahrhunderte erfordern, bis die Bahaibewegung auch nur überall als solche bekannt wäre, Jahrtausende, bis sie erkannt wäre. Das Wort allein genügt nicht, wir benötigen die Hilfe der Schrift.

Und da ist unsere herrliche Monatsschrift „Sonne der Wahrheit" das gegebene Hilfsmittel, um bahnbrechend in alle Kreise und Schichten der Bevölkerung zu dringen. An dieser Verbreitung kann und muß sich jeder Bahaifreund persönlich und schriftlich, mit großen und kleinen Mitteln betätigen und damit einen kleinen Teil der Pflichten übernehmen, die uns von Abdul Baha aufgetragen sind.

Aber auch hier müssen wir entsprechend der Größe unserer Aufgabe die Kreise erfassen, die berufen sind, geistige Führer eines Volkes zu sein, die weltlich und geistig Geschulten. Groß ist unsere Aufgabe, doch herrlich ist das Ziel, das erreicht werden kann. Wenn auch unsere Kräfte scheinbar zu schwach sind, die Mission, die uns Abdu’l-Bahá übertrug zu erfüllen, so werden wir doch bei Aufbietung aller Energie Großes leisten können und auf weite Kreise des Volks Einfluß gewinnen. Wir müssen aus den Kinderschuhen heraus und Kämpfer in den Reihen suchen, die dazu berufen und vorbereitet sind, geistige Führer des Volkes zu sein.

Bei gutem Willen ist, so schwer die Aufgabe scheinen mag, ein Erfolg sicher. Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und diesen Weg möchte ich allen Bahai zeigen, der, gemeinsam begangen, sicher einen weiteren Schritt vorwärts führt.

Jeder überzeugte Bahai hat sicher den Wunsch, für die große Sache und deren Ausbreitung zu wirken. Nicht jedem aber ist die Gabe gegeben und die Gelegenheit geboten, dies zu tun.

Aber jeder Bahaifreund besitzt dazu das Mittel, das uns der deutsche Bahaiverlag jeden Monat durch die Zusendung der inhaltsreichen „Sonne der Wahrheit“ liefert, die gleichzeitig Belehrungs- und Erbauungsschrift ist.

Wenn nun jeder Bahaifreund — entsprechend seinem Einkommen — ein oder mehrere Exemplare zur Weiterverbreitung stiftet, dann ist nicht nur der Verlag in der Lage, diese Schrift immer weiter auszubauen und bei einer größeren Auflage das einzelne Heft billiger abzugeben, sondern wir sind vor allem in der Lage, in weitesten Kreisen für unsere herrliche Bewegung zu wirken und neue Freunde zu gewinnen. Aber nicht einzelne, sondern alle ohne Unterschied müssen sich an dieser Werbetätigkeit beteiligen. Nicht ein Freund, der ein eigenes Einkommen hat, darf fehlen. Schon der kleinste Bruchteil dieses Einkommens, eine Stunde Arbeitslohn [Seite 47] monatlich genügt, ein oder mehrere Hefte für die Werbearbeit zu stiften.

Ich weiß wohl, daß heute die Mittel für das Existenzminimum von vielen Freunden kaum mehr aufzubringen sind. Und doch werden sie immer wieder aufgebracht, wenn sie für die körperliche Nahrung nötig sind. Sollte es nicht möglich sein, für die geistige Nahrung der ganzen Menschheit nur einen Bruchteil zu erübrigen und zwar für die Menschen, die von dieser edelsten geistigen Nahrung, wie sie die Bahailehre bietet, noch nicht einmal etwas wissen? Denket daran, was die heilige Familie und ihre vielen Freunde ihr Leben lang opferten an Gut und Blut, Freiheit und körperlichem Wohl? Sehet, wie sich heute unzählige Bahaifreunde des Ostens ganz der heiligen Sache widmen und seid beschämt darüber, wie wenig ihr fast ohne Ausnahme bisher getan habt. Wenn Ihr ein Zehntel Eures Einkommens der Bahaisache zur Verfügung stellen würdet, wäre es nicht zu viel. Doch ein Hundertel zu ein Tausendel Eures Einkommens genügt schon, um an dieser notwendigen Werbearbeit teilzunehmen. Wer will da noch zurückstehen ?

Ich mache nun folgenden Vorschlag, der sofort in die Tat umgesetzt werden kann:

Es wird ein Werbeausschuß gebildet, der die Freunde in ganz Deutschland auffordert, sich an dieser Werbearbeit durch vierteljährliche Beiträge zu beteiligen. Diese Aufforderung wird am besten durch eine Rubrik in der „Sonne der Wahrheit" allen Freunden zugänglich gemacht. Die Freunde stiften jedoch kein Geld, sondern je nach Möglichkeit ein oder mehrere Exemplare unserer Monatsschrift.

Diese Exemplare werden an bestimmte Adressen gratis verschickt, worüber ein genaues Verzeichnis angelegt wird. Die eventuelle Korrespondenz wird sorgfältig geprüft und registriert, so daß der Werbeausschuß jederzeit in der Lage ist, über den Erfolg seiner Tätigkeit zu berichten.

Diese Arbeiten werden von den Freunden verrichtet, die nicht in der Lage sind, weil ohne ausreichendes Einkommen, Stiftungen zu machen. Der Kreis der Werbefreunde und der geworbenen Freunde muß und wird sich immer mehr erweitern. Unsere Organisation bekommt ein lebendiges, greifbares Ziel des Zusammenarbeitens und der Fühlungnahme. Die Bahaibewegung bekommt und erweckt Interesse, ob für oder gegen sich. Doch gerade die Opposition ist die beste Werberin für uns, weil unsere große Sache keine Opposition zu fürchten hat und stark genug ist, durch ihren inneren Wert und durch ihre unwiderlegbare Wahrheit zu überzeugen.

Deshalb müssen wir Bahaifreunde jede Gelegenheit benützen, diese Kraft und Wahrheit, die in der Bahailehre enthalten ist, unter allen Menschen wirken zu lassen. Wir müssen in alle Kreise eindringen und mein Vorschlag soll eine Saat bilden, die große Früchte zeitigen wird und muß.

Alle Bahai werden nun gebeten, ihre Adresse nebst Anzahl der Exemplare, die sie zu der Werbearbeit verwenden wollen, Herrn Wilhelm Herrigel, Stuttgart, Hölderlinstr. 35 aufzugeben und die entsprechenden Beträge, die jeweils bekannt gegeben werden, gleichzeitig einzusenden.

Walter Hill,

Stuttgart, Rotenwaldstr. 23.


  • ) Nachstehende Vorschläge, von einem langjährigen Mitglied des Bahaibundes uns übergeben, bringen wir hiemit zur Veröffentlichung und bitten die Bahaifreunde, über die Anregungen, die hier gegeben sind, weiter nachzudenken und auch ihrerseits Vorschläge zu machen, die dann gesammelt und dem Bahai-Nationalrat zur Besprechung vorgelegt werden sollen. D.Schrftlg.



Briefkasten.

1. Herrn Lehrer Jörn, Warnemünde, danken wir bestens für die anerkennenden Worte über unsere Zeitschrift und die Kartenserie von Haifa und Umgebung von Konsul Schwarz. — Die Quäkerschriften haben wir in vorliegendem Heft empfehlend erwähnt.

2. Verwaltung der „Allgemeinde", Berlin W. 50. Für die Zusendung des „Dialogs über Religion", verfaßt von Dr. Bruno Wille und die „Ansprache bei der Gedächtnisfeier anläßlich des Todestags Abdul Bahas“ von H. Rohrbach besten Dank! Beides zu veröffentlichen ist uns aber leider wegen Raummangel nicht möglich. Daß Bahai und Allgemeinde geistesverwandt sind, ist uns wohlbekannt und geht auch aus den zugesandten Ausführungen hervor. Wenn es dort heißt: „Der Konfessionalismus überwuchert die Religiosität, und jede Konfession glaubt, die alleinseligmachende zu sein. Die Wahrheit kann sich aber nicht widersprechen; es gibt nur eine Wahrheit“ — und weiter: „Die Sprache der Liebe allein kann die babylonische Sprachenverwirrung (unter den verschiedenen Religionen, Konfessionen, Parteien und Sekten) überwinden!“ so ist das auch ganz unser Standpunkt. Streben wir also vereint dem gemeinsamen Ziele der Vereinigung des Getrennten zu und unterstützen wir einander in dem Kampf gegen Engherzigkeit, Unduldsamkeit und Vorurteil, dann werden unsere gemeinsamen Ideale um so eher verwirklicht werden können!

3. Bezugnehmend auf die Veröffentlichung der Bahai-Versammlungen im Novemberheft 1922 teilen wir mit, daß alle Bahai-Vorträge und Versammlungen der Ortsgruppe Gera im Hause der Familie Döring, Blücherstr, 29 stattfinden,

[Seite 48]


Empfohlene Schriften:

Quäkergeschichten für Kinder (Verlag Quäkerzentrale, Berlin W 3, Behrenstr. 26 a)

1. Unter starken Fittichen.

2. Der Dieb der Gerberei.

3. Zwei Geschichten für Kinder.

4. Ohne Falsch wie die Tauben.

Diese schlichten, feinen Erzählungen aus dem Leben konsequenter Quäker in unruhigen Zeiten wird auch das Bahaikind mit innerem Gewinn lesen. Hat man doch die Quäker auch schon die „Bahai des Westens" genannt. Die Geschichten sind gute Illustrationen zu dem Gebot Jesu, dem Uebel nicht zu widerstreben (Matth. 5,39) und bieten Beweise dafür, daß Liebe stärker ist als Gewalttat. Das Schriftchen „Der Dieb in der Gerberei" zeigt auch, wie man den Menschen „feurige Kohlen aufs Haupt sammeln“ und sie dadurch zur Einkehr und Umkehr bringen kann. — Die 4 Hefte werden, wie uns mitgeteilt wurde, auch gratis abgegeben.


Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart

Fernsprecher $. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33 In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’o’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha o’Ilah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’o lab, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Dhelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

Der heutige Teuerungszuschlag im Buchhandel beträgt den 2000 fachen Betrag des Friedenspreises.

Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.


EINBANDDECKEN für die Sonne der Wahrheit, Jahrgang 2, können beim Verlag bestellt werden. Preis M. 900.-- das Stück. Völliges Einbinden der Hefte besorgt der Verlag zu M. 1200.-- per Band.


Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.

Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.

[Seite 49]

Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)