Sonne der Wahrheit/Jahrgang 3/Heft 2/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft II APRIL 1923
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


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Die Hauptpunkte der Bahailehre

1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten -— das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.


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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis d. Einzelheftes M. 250.–, Preis d. Jahrgangs im Abonnement, vierteljährl. M. 700.–
Heft 2 Stuttgart, im April 1923 3. Jahrgang

Inhalt: Neujahrstelegramm von Shoghi Effendi an die Gläubigen in Deutschland. — Tablet von Abdul Baha. — Abdul Baha in London 1911. — Aus „Tablets von Abdul Baha“ nach Amerika. — Von Aschkabad nach Stuttgart. — Berichte an die Freunde im Osten und Westen. — La V. principo. — Abdul Baha in Stuttgart. — Bericht über den Besuch von Frau Schweizer-Zuffenhausen in Berlin. — Festliche Veranstaltungen.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.



Wahrlich, durch Demut wird der Mensch zum Himmel des Ruhms und der Macht emporgehoben, durch Stolz dagegen wird er zu der niedersten Stufe herabgewürdigt.

O Völker der Erde! Wisset, ein plötzliches Gottesurteil wird euch ereilen und ein großer Adler euch verfolgen. Denket nicht, daß alles, was ihr begangen habt, verschwunden sei vor Meinem Angesicht. Ich erkläre bei Meiner Schönheit, daß alle eure Taten mit klaren Buchstaben in marmorne Tafeln eingegraben sind.

Baha’ Ullah, Verborgene Worte.


Die Bahai-Lehre ist nun weltbekannt geworden. In kurzer Zeit wird sie in allen Ländern verbreitet sein, denn sie hat eine magnetische Kraft, die alle denkenden Männer und Frauen anzieht. Wenn ein Mensch von der Wahrheit dieser Lehre berührt wird, so wird er an sie glauben müssen, denn diese Lehre ist der Geist dieses Zeitalters. Die Bahailehre ist Leben. Sie ist die Lehre der Liebe und der Güte zwischen den Menschen. Sie schafft eine Verbindung unter den verschiedenen Nationen und Religionen. Sie beseitigt jeden Widerstreit. Wenn diese Lehre überall verbreitet ist, wird der Krieg eine überwundene Sache sein, universaler Friede wird zustande kommen; die Vereinigung der ganzen Menschheit wird in Erscheinung treten und sich verwirklichen; Religion und Wissenschaft wird Hand in Hand gehen. Dann wird die Welt eine Familie sein. Es wird keine Bevorzugung unter den Rassen und Nationen mehr geben wie Franzosen, Engländer, Amerikaner, Araber, Türken oder Perser. Sie alle werden ein vereintes Volk werden!

ABDUL BAHA.

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Neujahrstelegramm von Shoghi Effendi an die Gläubigen in Deutschland.

May new year bring Germany peace prosperity and spiritual enlightenment.

Shoghi.


Möge das neue Jahr Deutschland Frieden, Gedeihen und geistige Erleuchtung bringen!

Shoghi.


Tablet von Abdul Baha

(übersandt von Shoghi Effendi).

Er ist der Allerherrlichste!

O Du, der Du durch das Feuer des geheiligten Baumes entzündet wurdest! In dieser Morgenstunde, in der das aus dem Abha-Königreich strahlende Licht seine Herrlichkeit über die Länder der ganzen Welt ergießt und die aus dem Reiche der Heiligkeit wehenden herrlichen Düfte ihre Wohlgerüche über die Erde ausbreiten, ist dieser Sehnsuchtsvolle so von Gedanken an die Geliebten Gottes erfüllt und sehnt sich so, ihnen zu begegnen, daß er nicht weiß, wie er seine Sehnsucht stillen und seine verlangende Seele beruhigen soll.

Eine Stimme ruft ihm aus dem Reich der Höhe zu: „O Diener an der heiligen Schwelle Bahas! Mache Dich auf und schreibe Deinem liebevollen Freund, der rastlos den Weg sucht zu seinem Geliebten, der Dich derart liebt, daß ein einziger Tropfen aus dem Ozean Deiner liebespendenden Güte für ihn das Wasser des ewigen Lebens bedeutet".

Bei Deinem Leben, das mir so teuer ist, versichere ich Dich, daß ich selbst nichts Höheres kenne und diese meine Feder nichts Größeres schreiben kann als diese Worte. Ueberdenke dies in Deinem Herzen und Geiste!

O Freund! Ich weiß weiter nichts zu sagen und Dir mitzuteilen. Höre! Die Stimme Gottes ruft dies mit überwältigender Macht aus dem Reiche Abhas aus, und das Universum wird durch diesen lauten Ruf Bahas so erschüttert werden, daß bald alles vergehen und zusammenbrechen wird. Mehr kann ich nicht schreiben.

sig. Abdul Baha Abbas.


Abdul Baha in London 19ll.

Fortsetzung.

Abdul Baha sagte: Es gibt zweierlei Arten von Krankheiten, körperliche und geistige.

Eine schwerverletzte Hand kann z.B. durch Gebet niemals geheilt oder das Blut gestillt werden. Dann ist ärztliche Hilfe nötig. Andererseits kann eine Geisteskrankheit, sonst unheilbar, durch Gebet geheilt werden. Es kommt oft vor, daß der Kummer krank macht, dies kann durch geistige Mittel behoben werden.


Über philanthropische Vereinigungen.

Es frug jemand, ob die humanitären Kreise gut seien.

Antw.: Ja, alle Gesellschaften, alle Organisationen, die auf die Besserung der Menschheit hinarbeiten, sind gut, sind sehr gut. Alle, die für ihre Brüder und Schwestern arbeiten, empfangen den Segen Baha ’Ullahs. Ihre Bestrebungen werden sicher Erfolg haben.

Abdul Baha sagte: Ich bin glücklich, allen Gläubigen in London zu begegnen. Ihr seid verschiedener Rasse und verschiedenen Glaubens und doch die Glieder einer Familie. Die Lehre Baha ’Ullahs bringt Euch zur Erkenntnis der Bruderschaft untereinander. [Seite 19]


Die menschliche Erkenntnis Gottes und der höheren Welt.

Dem Menschen ist Gottes Wesenheit unfaßlich, desgleichen die höheren Welten und ihre Zustände. Es ist dem Menschen gegeben, Wissen sich anzueignen und zu großer geistiger Vollkommenheit zu gelangen, verborgene Wahrheiten zu erforschen und sogar göttliche Eigenschaften an sich zu offenbaren. Aber dennoch kann der Mensch die Wesenheit Gottes nicht begreifen. Wo der sich ewig weitende Kreis des menschlichen Wissens mit der geistigen Welt zusammentrifft, steht die Manifestation als Widerspiegelung der Herrlichkeit Gottes.


Gottes-Offenbarer.

Ist der göttliche Offenbarer Gott selbst?

Ja, aber nicht in seiner Wesenheit. Ein göttlich Manifestierter ist einem Spiegel gleich, der das Sonnenlicht widerspiegelt. Das Licht ist dasselbe und doch ist das Spiegelbild nicht die Sonne selbst. Alle Manifestierten Gottes bringen dasselbe Licht; sie unterscheiden sich nur in ihren einzelnen Stufen, nicht in ihrer Wirklichkeit. Die Wahrheit ist nur eine. Das Licht ist dasselbe, wenn auch die Lampe verschieden ist. Wir müssen auf das Licht sehen, nicht auf die Lichtträger. Wenn wir das Licht in einem Gottesoffenbarer anerkennen, so müssen wir es bei allen tun; alle stimmen überein, denn in allen leuchtet dasselbe Licht. Die Lehre ist stets die gleiche, es sind nur die äußeren Formen, die sich ändern.

Die Manifestationen Gottes gleichen den Himmelskörpern. Für alle ist Ort und Zeit des Aufgangs und des Niedergangs festgesetzt, aber das Licht, das sie entsenden, ist dasselbe. Wer den Sonnenaufgang sehen will, sieht nicht immer nach demselben Ort, denn der Aufgangspunkt verändert sich mit den Jahreszeiten. Bald geht die Sonne mehr gegen Norden, bald mehr gegen Süden auf.


Weiße und farbige Rasse.

Ein Farbiger aus Süd-Afrika, der Abdul Baha besuchte, sagte, daß sich selbst heutigen Tages die Weißen recht wenig um die Schwarzen kümmern.

Abdul Baha erwiderte: „Vergleiche das Verhältnis, in dem die Weißen zu den Farbigen vor zwei oder dreihundert Jahren standen und sieh, wie viel besser es geworden ist. In kurzer Zeit wird Annäherung zwischen den Farbigen und den Weißen noch mehr zunehmen, und nach und nach wird kein Unterschied mehr zwischen ihnen empfunden werden. Es gibt weiße und rötliche Tauben, aber beide Arten sind Tauben.

Baha ’Ullah verglich auch die Farbigen mit dem Schwarzen im Auge, das vom Weißen umgeben ist. In dieser schwarzen Pupille sieht man die Widerspiegelung dessen, was vor ihr ist, und aus ihr blickt das Licht des Geistes.

Vor Gott ist die Farbe gänzlich unwesentlich. Er schaut auf das Herz des Menschen. Das, was Gott vom Menschen fordert, ist sein Herz. Ein Schwarzer mit einem guten Charakter ist einem Weißen mit schlechtem Charakter vorzuziehen.


Die Ideale des Ostens und Westens.

Ein Organisator des „Rassen-Kongresses“, der zugegen war, sprach von den abendländischen Idealen Baha ’Ullahs als verschieden von denen der früheren Propheten, die den Ideen und der Kultur des Ostens mehr Rechnung tragen. Er frug, ob Baha ’Ullah besonders viele abendländische Schriften gelesen habe und fand, daß seine Lehre im Einklang mit diesen stehe.

Abdul Baha lachte herzlich und sagte, daß die Bücher Baha ’Ullahs, die vor 60 Jahren geschrieben und gedruckt worden seien, die Ideale enthalten, die heute dem Abendland so vertraut seien, die zu jener Zeit aber niemand im Abendland gedruckt oder auch nur gedacht habe.

Der Besucher vermutete ferner, daß ein weit vorausgeschrittener Denker vom Abendland Baha ’Ullah besucht und ihn belehrt hätte. Sollte der Name dieses Mannes und sein Besuch unbekannt und unerwähnt geblieben sein?

„Nein, in alten Zeiten, zur Lebenszeit Buddhas und Zoroasters war die Zivilisation in Asien und im Orient viel höher entwickelt als im Westen, und die Ideen und Gedanken der Morgenländer waren weiter voran und den göttlichen Gedanken näher als im Westen. Seit dieser Zeit aber sind Vorurteile in die Religion gekommen. Mit den Idealen des Ostens ist es aus verschiedenen Ursachen immer mehr abwärts gegangen, während die Abendländer ständig Fortschritte gemacht und sich dem Lichte genähert haben. Deshalb ist heute die Zivilisation [Seite 20] des Westens eine höhere als die des Orients, und die Ideen und Gedanken der Abendländer sind den Gottesgedanken näher als die der Orientalen. Die Ideale Baha ’Ullahs wurden also rascher im Westen verwirklicht“.

Abdul Baha zeigte, daß schon Baha ’Ullah deutlich in einem seiner Bücher das niederschrieb, was dann auf der Internationalen Friedenskonferenz im Haag verwirklicht werden sollte. Er hat noch viele andere Dinge über den Internationalen Schiedsgerichtshof und seine mannigfaltigen Funktionen geschrieben, von denen manche noch nicht verwirklicht sind. Er (Abdul Baha) werde diese uns noch näher beschreiben, so daß, wenn sie in der Zukunft erfüllt sein werden, wir wissen, daß sie von Baha ’Ullah prophezeit wurden. — -

Der Krieg ist das größte Unglück, das über die Nationen kommen kann, denn die Menschen, die sonst mit Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und anderen nützlichen Dingen sich befassen, werden von ihren verschiedenen Berufen weggenommen und als Soldaten verwendet, so daß eine große Leere und ein Verlust (im Geschäftsleben) neben der Zerstörung und dem Blutvergießen im Krieg zu beklagen ist. — -

„Baha ’Ullah hat gesagt, daß der Internationale Schiedsgerichthof die Zwistigkeiten schlichten müsse, die von Zeit zu Zeit unter den Nationen auftreten; daß er die genauen Grenzen der verschiedenen Länder festzustellen und zu entscheiden habe, wie viel Soldaten und Waffen von jeder Nation gehalten werden dürfen — entsprechend ihrer Bevölkerung — um dadurch die innere Ordnung aufrecht zu erhalten. Z.B. ein Land mag 10000 Soldaten haben, ein anderes doppelt soviel, ein drittes 50000 u.s.f. je nach der Größe des Landes und seiner Bevölkerung. Wenn ein Volk gegen die Entscheidung des Schiedsgerichtshofs sich auflehnt und sie zurückweist, so wird dieser die anderen Länder ermächtigen, ihre Kraft einzusetzen, um die Entscheidung durchzuführen, wenn nötig mit vereinter Gewalt. Wir haben von alledem bis jetzt nichts gesehen, wir werden es aber zukünftig erleben!“


Wissenschaft und Glaube.

Es wurde gefragt, wie sich Baha ’Ullah zu den neuzeitlichen Gedanken und Begriffen der Wissenschaft in seinen Lehren stelle.

Abdul Baha antwortete, daß in den Schriften Baha ’Ullahs den Wissenschaften und Kenntnissen ein großer Wert beigelegt sei.

Wenn irgend eine Religion die Wissenschaft und Gelehrsamkeit zurückweist, so ist diese Religion falsch. Wissenschaft und Religion sollen miteinander gehen, sie sollten nichts anderes sein, als zwei Finger an einer Hand.

Baha ’Ullah hat auch in seinen Schriften der Kunst einen sehr wichtigen Platz eingeräumt, wie auch der Ausübung des reellen Handels. Er hat gesagt, daß die Ausübung von Kunst und Handel im wahren Geist des Dienens gleichbedeutend sei mit der Anbetung Gottes.


Ein Herr, der mit Ansiedelungsprojekten zu tun hatte, frug, welches die beste Art sei, die niedersten, verachtetsten und ungebildetsten Menschen emporzuheben und zu zivilisieren. Ob ihre Erziehung allmählich erfolgen soll durch Erleuchtung des Geistes, oder ob es irgend ein besonderes Mittel gebe, um dies möglichst zu beschleunigen.

Abdul Baha antwortete, der beste Weg sei, ihnen geistige Lehren und Erleuchtung zu bringen. Er bemerkte zugleich, daß der beste Weg, den Gesichtskreis der Beschränkten und Vorurteilsvollen zu erweitern, der sei, ihnen eine neue Lehre zu bringen und ihnen die größte Freundlichkeit und Liebe zu erzeigen. Das lebendige Beispiel sei wirkungsvoller als viele Worte.


Verbindung mit Gestorbenen.

Es wurde die Frage gestellt, ob es möglich sei, eine Verbindung mit Toten herzustellen, und ob es klug und ratsam sei, spiritistischen Sitzungen beizuwohnen oder sich mit Tischrücken, Geisterklopfen u. a. zu befassen.

Der Meister sagte, daß dieses Klopfen usw. materieller Art sei und vom Stofflichen ausgehe. Notwendig sei, sich zu erheben über das Materielle zu den Reichen der reinen Geistigkeit. Tischrücken und Aehnliches sei materiell, ein natürliches Resultat und nichts Geistiges.

Es sei aber möglich, mit den Toten geistig zu verkehren (durch den Zustand des Gemüts und des Herzens).


Ist Aberglaube von Nutzen?

Eine Dame frug, ob nicht ein gewisser Aberglaube für ungebildete Menschen ganz gut sei, die ohne solchen vielleicht ganz ohne Glauben sein würden.

Abdul Baha erwiderte, daß der Aberglaube doppelter Art sei. Es gibt einen solchen, der nachteilig und gefährlich ist, und einen solchen, der mehr harmloser Art ist und in gewissem Sinn eine gute Wirkung hat. [Seite 21] Z.B. gab es Menschen, die glaubten, daß Unglück und Strafe von einem grossen Engel ausgehe, der ein Schwert in Händen trage und die niederstrecke, die stehlen, morden und andere Verbrechen begehen. Sie dachten, der Blitzstrahl sei die Waffe dieses Engels und wer Unrecht tue, werde vom Blitzstrahl erschlagen. Dieser Glaube hielt sie vom Unrechten ab.

Die Chinesen hatten den Aberglauben, daß wenn man gewisse Papierstücke verbrenne, man den Teufel damit verjage. Sie verbrannten manchmal diese Papierschnitzel an Bord eines Schiffes, wenn sie reisten, um damit die Teufel zu bannen, dadurch setzten sie oft das Schiff in Brand, und manches Leben kam dabei um. Dies war ein gefährlicher und nachteiliger Aberglaube.


Das Leben nach dem Tod.

Mrs. S. stellte Fragen in bezug auf den Zustand der Existenz in der anderen Welt und das Leben nach dem Tode. Sie sagte, daß sie kürzlich eine nahe Verwandte durch den Tod verloren habe und viel über das jenseitige Leben nachgedacht hätte. Viele Leute glauben, daß eine Wiedervereinigung mit denen, die wir liebten und die dahingegangen sind, erst nach einer langen Zeitdauer stattfinden könne. Sie wollte wissen, ob man mit Verstorbenen sogleich in Verbindung treten könne.

Abdul Baha antwortete, daß dies von der betreffenden Stufe dieser beiden abhängig sei. Wenn beide den gleichen Entwicklungsgrad besitzen, so werden sie unverzüglich nach dem Tode miteinander vereint.

Die Dame fragte, wie dieser Zustand der Entwicklung erlangt werden könne?

Abdul Baha antwortete: Durch unablässiges Bemühen und Suchen, das Rechte zu tun und geistige Eigenschaften sich anzueignen.

Die Fragestellerin sagte, daß verschiedene Ansichten beständen über den Zustand im jenseitigen Leben. Manche denken, daß alle genau die gleiche Vollkommenheit und Reinheit erlangen, daß alle gleich und unterschiedslos sein werden.

Abdul Baha sagte, daß vielerlei und unterschiedliche Grade erlangt werden können, wie in dieser Welt auch.


Es wurde die Frage gestellt, wie man ohne materiellen Körper verschiedene Wesenheiten und Charaktere erkennen könne, wenn alle im gleichen Zustand und auf derselben Stufe der Existenz sich befinden.

Abdul Baha sagte: Wenn mehrere Menschen im selben Augenblick in einen Spiegel schauen, so sehen sie alle die verschiedenen Persönlichkeiten, ihre Merkmale und Bewegungen, aber dennoch ist es nur ein Spiegelglas. In eurem Sinn tragt ihr vielerlei Gedanken, aber alle diese sind einzeln und getrennt. Du magst vielleicht hunderte von Freunden haben, rufst du sie dir aber ins Gedächtnis, so verwechselst du den einen mit dem anderen nicht; ein jeder ist für sich und gesondert, da jeder seine persönlichen Eigenheiten und Merkmale hat. — -

Eine weitere Frage beantwortend sagte Albdul Baha, daß wenn zwei Menschen, z. B. Mann und Frau vollständig miteinander verbunden sind in diesem Leben, ihre Seele wie eine Seele sei. Diese Einigung des Herzens und der Seele ist, wenn eines derselben stirbt, ungestört.


Geistige Verwandtschaft.

Am Abend des 28. September (1912) war Abdul Baha mit einer Anzahl geladener Gäste zusammen.

Er sprach: Ihr alle seid Schwestern. Die natürliche Verwandtschaft ist vorübergehend, selbst wenn zwei Schwestern einander sehr nahe stehen. Die geistige Verwandtschaft ist ewig und bringt geistige Liebe und gegenseitigen Dienst mit sich.

„Seid gut zu jedermann!

Seid dem Obdachlosen eine Heimat!

Seid Töchter den Aelteren!

Seid Schwestern den Gleichaltrigen!

Seid Mütter den Jüngeren.

Seid Pflegerinnen den Kranken!

Seid Schatzkammern für die Armen!

Seid himmlische Nahrung für die Hungrigen!“

Ein persischer Gelehrter aus Kaswin sagte, daß es ein großes Werk Gottes sei, wenn der Osten und Westen sich so vereine und daß wir Gott danken müssen, da die Bahailehre eine solch große Harmonie und Einigkeit zwischen uns geschaffen habe. Der Besuch Abdul Bahas im Abendland werde von großen Folgen sein.

Übersetzt v. Fr. A. Schwarz.


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Aus „Tablets von Abdul Baha“ nach Amerika.

Fortsetzung.

Geistige Entwicklung.

Nun hast du die Entwicklung erreicht und den Reifegrad erlangt; beachte die Grade der Existenz, die Wirklichkeit der Dinge, die Allegorien in den heiligen Büchern und die Geheimnisse des Alten und Neuen Testaments! Beim Leben Bahas, die Hüllen werden vor dir fallen (d. h. die geheimnisvollen Tatsachen wirst du verstehen lernen) und du wirst Erkenntnis erlangen von Dingen, die alle Philosophen und Weisen nicht zu erfassen vermögen. Wahrlich, dies ist eine Gabe, die Gott nur seinen erwählten Dienern bestimmt — nach Seinem Willen. Wahrlich, dein Herr wird dich inspirieren mit den Geheimnissen Gottes, des Beschützers, des Selbstbestehenden.


... Du sollst feststehen wie ein Fels; denn Festigkeit zieht die Gnade Gottes an und Standhaftigkeit ist ein Magnet, durch den wir Kraft empfangen. Bete zu Gott um diese Gnade und ich will auch dafür beten!


Das große Zeitalter.

Durchblättere das Buch der Weltgeschichte und achte auf die Spuren, die zu Tage treten. Ist je in einem der früheren Jahrhunderte geschehen, was sich in diesem herrlichen Zeitalter begibt? Wenn die Geschichte der früheren Jahrhunderte, das Mittelalter und die darauffolgende Zeit in Vergleich gezogen wird mit dem, was in diesem einzigen Jahrhundert in Erscheinung trat, so läßt sich das nicht einander gegenüber stellen. Nein, es sind Wassertropfen im Vergleich zum Ozean! Gelobt sei Er, der dies Jahrhundert mit dem Erscheinen Seines Reiches gekrönt hat.


Über Armut.

Verzage nicht, sondern sei froh über die Gnade deines Herrn. Sei nicht traurig, wenn dir äußere Schwierigkeiten und Unterdrückungen begegnen, denn sie gehen vorüber.

Sei auch nicht traurig wegen deiner Armut, noch sei betrübt, wenn dich die Menschen geringschätzen. Erinnere dich der Armut, in der Jesus lebte, der Verfolgung seiner erhabenen Person durch die Juden und der Geringschätzung, die er erfuhr. Wahrlich, diese Armut ist seine Herrlichkeit am Anfang und am Ende. Er ist ein Licht, das die Himmel und die Erde erleuchtet hat.


Die zwei Schwingen der Seele.

Ueber die „zwei Schwingen“ der Seele sage ich dir: sie bedeuten die Schwingen des Aufstiegs. Die eine Schwinge ist die der Wissenschaft, die andere die des Glaubens. Sie sind das Mittel zum Aufstieg der menschlichen Seele zu den höchsten Stufen göttlicher Vollendung.


Ueber den Tod.

Sei nicht traurig über den Tod deiner lieben Tochter. Dieser göttliche Vogel flog hinweg in den Rosenhain des Barmherzigen und diese Menschenblume eilte zu dem Garten des Reiches EI Abha. Dieser Tropfen kehrte zum größten Meer zurück, dieser Lichtstrahl ging zurück in das größte Königreich. Sei glücklich und dankbar, denn du wirst ihr Antlitz leuchten sehen im göttlichen Reich und wirst sie sehen als eine Leuchte unter der Gemeinschaft der himmlischen Geister.


Selbstaufopferung.

Es ziemt sich für dich, daß du dein Leben und dein Blut auf dem Wege zu Gott für diese übergroße Gabe hingibst.


Auferstehung Jesu.

Die „drei Tage" nach seinem Tode bedeuten, daß nach seiner großen Leidenszeit die göttlichen Lehren durchdrangen und das geistige Gesetz nicht aufgehoben wurde infolge der Kreuzigung Christi. Die Jünger strauchelten bei der Heftigkeit der göttlichen Heimsuchung. Als sie aber ihren alten Glauben wieder fanden, da stieg der göttliche Geist auf und dieser Körper — der das göttliche Wort bedeutet — stieg empor.

Ebenso ist die Anrede der Engel an die Männer von Galiläa, daß dieser Christus wiederkehre auf dieselbe Weise, wie er vom Himmel herabgekommen sei, eine geistige Anrede. Denn als Christus auftrat, kam er vom Himmel, obgleich er augenscheinlich vom Mutterleibe [Seite 23] Marias kam, denn er sagte: „Niemand ist zum Himmel aufgefahren außer dem, der aus dem Himmel herabkam“. Er sagte auch: „Ich kam vom Himmel und werde gleichfalls wieder zum Himmel zurückkehren.“ Mit „Himmel" ist nicht der unendliche sichtbare Raum gemeint, sondern er bedeutet die Welt des Gottesreichs, welche die erhabene Stufe und der Sitz der Sonne der Wirklichkeit ist.

Ueberhaupt bergen die heiligen Bücher viele Geheimnisse, die einer Erklärung und Auslegung bedürfen. Ich hoffe, daß deine Erkenntnis geöffnet werde und daß die göttlichen Geheimnisse offenbar und einleuchtend werden.


Zum Unterschied zwischen Inspiration und Einbildung.

Die Inspiration stimmt mit dem göttlichen Wort überein, die Einbildung aber nicht. Eine richtige geistige Verbindung zwischen dem Allmächtigen und seinem Diener ist eine Gnade, die eine Ekstase, eine göttliche Flamme, Leidenschaft und Anziehung schafft. Wenn diese Verbindung erreicht ist, tritt eine Begeisterung und Glückseligkeit im menschlichen Herzen zutage, daß es auffliegt (vor Freuden) und Lieder und Melodien singt. Wie die Seele den Körper in Erregung bringt, so ist es auch mit der göttlichen Gnade und geistigen Verbindung, die gleichfalls die menschliche Seele freudig bewegt.


Geistige Frühlingszeit.

Versäume nicht die Gelegenheit! Jetzt ist Frühlingszeit! Die himmlische Gnade strömt auf die Erde herab und die Auen und Rosenhaine blühen auf. Mühe dich mit aller Kraft, damit du durch diese ewigwährende Güte und die Frühlingsregen aus den Wolken der göttlichen Gaben wachsen und blühen mögest wie ein fruchtbarer Baum in äußerster Frische und Reinheit".


Intellektuelle Wirklichkeit.

Die Materie (oder Substanz) ist das Mittel zur Formung und Vollendung des Körpers, zum vollkommenen Ebenmaß, das hervorgebracht wird durch die Organisation und Mischung der bestehenden Elemente; diese Substanz ist rein stofflich (oder physisch), nicht geistig. Die Vernunft aber, die die Wirklichkeit der Dinge versteht (oder ermittelt), ist eine geistige Wirklichkeit und nicht physisch (oder materiell). Daher ist das Tier der Vernunft verlustig und diese (Vernunft) ist dem Menschen insonderheit verliehen. Das Tier fühlt Wirklichkeiten, die mit den Sinnen wahrnehmbar sind, der Mensch dagegen erkennt intellektuelle Wirklichkeiten oder Dinge, die mit der Vernunft wahrnehmbar sind. Daraus geht klar hervor, daß die Vernunft eine geistige Fähigkeit ist und keine physische (oder materielle).


Der Name Aseyeh.

Aseyeh ist der Name der Mutter Abdul Bahas. — Die Tochter Pharaos hieß gleichfalls Aseyeh, die, als (in Moses) das Licht der Führung aufging, durch den Barmherzigen bestätigt wurde, den Hof Pharaos verließ mit all seiner Macht und Herrschaft und durchflutet wurde mit den Düften der Heiligkeit. Dann stand sie im Dienste S.H. Moses — auf ihm sei Frieden — „Aseyeh war auch der Name meiner Mutter“.


Wert der Bibel.

Du schriebst, daß du die Bibel liebst. Die Diener und Dienerinnen des Barmherzigen müssen unzweifelhaft den Wert der Bibel schätzen; denn sie sind diejenigen, die ihre wahre Bedeutung entdeckt und die Geheimnisse des heiligen Buches verstanden haben.


Von Eschkabad nach Stuttgart.

An die Geistige Arbeitsgemeinschaft in Stuttgart und alle Bahai-Freunde.

Unser Geist sei ein Opfer für Eure Aufrichtigkeit in der Sache!

Nach dem Dank an Abdul Baha und an den Hüter der großen geistigen Sache, Shoghi Effendi, möchten wir beginnen.

Wir erwarten gute Nachrichten von den Freunden in Stuttgart und den anderen Städten über den Fortschritt der Lehre und deren weitere Verbreitung. Leider ist die Verbindung zwischen [Seite 24] uns und Euch keine gute, sodaß wir weder einen Brief von Euch erhielten noch sonst eine Freude durch Euch erleben durften, aber von Eurer Liebe und Tätigkeit, die das beste Mittel zur Errichtung der Einigkeit ist, werden wir sicher beständig gute Nachricht erhalten.

Im vergangenen Monat haben die Geistige Versammlung und auch verschiedene Freunde von hier von den Freunden aus Teheran, Kaswin, Schiras und anderen persischen Städten Briefe erhalten. Diese Briefe enthielten die betrübende Nachricht, daß in Sankesar die Freunde viel von den Muhammedanern zu leiden hatten, daß dieselben den dortigen Maschrak’ol’Askar zerstört und einige Freunde ins Gefängnis gebracht haben. Durch die ernsten Vorstellungen und Bitten und die Energie der Geistigen Versammlung von Teheran wurden die Freunde befreit und ihre Schwierigkeiten behoben. Wahrhaftig, alle Gelehrten und Weisen müssen erstaunt sein über den Haß und die Feindschaft, die noch im eigenen Volk, unter Bewohnern ein und derselben Stadt, Persern gegenüber herrscht. Wie lange wird es noch dauern, bis die Menschen zur Einsicht kommen, die Wirklichkeit zu verstehen; trotzdem unsere persischen Brüder kein Resultat ihrer haßerfüllten Handlungen sehen, versuchen sie immer und immer wieder dasselbe zu tun.

In Karabak (Kaukasus) hat die Bahailehre großen Fortschritt gemacht; es waren anfangs nur 20 Bahai, jetzt ist ihre Zahl auf 200 gestiegen. Sie haben regelmäßige Zusammenkünfte und ein Pilgerhaus für Bahai. Vor 6 Monaten gingen Mirsa Hussein Sanjani und Meschadi Eskandar Gandschey von hier aus nach Karabak, um dort die Freunde in der heiligen Sache aufzumuntern und sie verbreiteten dort geistige Belebung. Nachdem dieselben Karabak verlassen hatten, machten die Mohammedaner in Karabak Schwierigkeiten und verhinderten ihre Versammlungen. Die Freunde appellierten nun an das zuständige Gouvernement in Baku und baten um gerechte Behandlung. — Darauf erhielten sie nicht nur die Erlaubnis, ihre Versammlungen wieder abhalten zu dürfen, es wurde ihnen sogar gestattet, ein Plakat an der Türe des Lokals aufzuhängen, welches besagte, daß ihnen volle Freiheit im Verbreiten der Lehre eingeräumt werde. Die Freunde dort sind ohne Zweifel jetzt voll Standhaftigkeit und verbreiten die Lehre mit heiligem Eifer.

Jenabe Aware verließ auf das Gebot des Mittelpunktes der Lehre Persien, um ins Heilige Land nach Haifa und Acca zu reisen, aber weil die Grenzen geschlossen waren, war es ihm nicht möglich, direkt nach dem Heiligen Lande zu gehen, deshalb verblieb er 5 Monate in Baku und belehrte dort die Menschen in der Bahaisache. Er organisierte geistige und andere nützliche Versammlungen für die dortigen Bahai.

Vor einem Monat ging er von Baku nach dem Berg der Liebe (Karmel); seitdem haben wir keine Nachricht über seinen dortigen Aufenthalt erhalten.

Jenabe Seyed Abbas aus Schahrut, einer der weisesten und gelehrtesten Männer Persiens, ein guter Mohammedaner und eine angesehene Persönlichkeit des Landes, hörte von der Lehre. Die Freunde bemühten sich sehr um ihn, denn seine Absichten waren rein; nicht nur aus Interesse widmete er sich dem Studium der Lehre, sondern aus Ueberzeugung und aus Liebe zur Wahrheit. Er trank aus dem Kelch der Wahrheit. Er war so überzeugt, daß er furchtlos die Wahrheit unter den Studierenden der Mullahs verbreitete. Die Wirkung seiner Worte war so stark, daß man ihn verfolgte und ihm nach dem Leben trachtete. So wurde ihm der Aufenthalt dort sehr erschwert und unmöglich gemacht, so daß die Bahai hier mit Erlaubnis der Geistigen Versammlung ihn baten, nach Ashkabad zu kommen. Die Freude unter seinen Freunden und die Wirkung seiner feurigen Reden in den verschiedenen Versammlungen erleuchteten die Gläubigen. Eine Woche nach seiner Ankunft übernahm er einige höhere Klassen der Bahai-Schule. Er entwickelte bei der Erziehung der Kinder außerordentliche Energie und löste überhaupt durch seinen reinen Dienst und seine hohen Absichten höchste Dankbarkeit und Freude bei den Freunden aus.

Die Bahai-Schule in Ashkabad: Die Knabenschule umfaßt 6 Klassen mit 180 Schülern, 6 Lehrern und 2 Aufsichtführenden. Die Mädchenschule hat ebenfalls 6 Klassen mit 180 Schülerinnen, 6 Lehrerinnen und 2 Aufseherinnen. Die beiden Schulen befinden sich auf 2 Seiten des Maschrak’ol’Askar und stehen unter einem Direktor. Wir haben auch zwei Kindergärten in zwei verschiedenen Teilen der Stadt. Für einen der Kindergärten ist alles schon vorbereitet, derselbe wird in einem Monat seiner Bestimmung übergeben werden, der andere ist schon seit Anfang des Jahres geöffnet und hat 90 Kinder mit 2 Kindergärtnerinnen und einem Direktor. Alle materiellen und geistigen Bedürfnisse dieser Schulen liegen in den Händen eines Komitees von 10 Mitgliedern, welche durch die Geistige Versammlung gewählt worden sind.

Außerdem gibt es in verschiedenen anderen Städten Turkestans Bahai-Schulen, z.B. die in Merf, die 70 Schüler zählt.

Wir schließen unsern Brief mit dem Wunsch der göttlichen Hilfe durch Abdul Baha an alle Freunde und erwarten Nachricht aus allen Städten.

gez. Assad ’U’llah-Bagher. [Seite 25]


Berichte an die Freunde im Osten und Westen.

I.

Liebe Freunde in El Abha!

In einem kürzlich eingetroffenen Brief unseres geliebten Protektors und Hüters der heiligen Sache Gottes — Shoghi Effendi — drückt er den Wunsch aus, daß in der deutschen Bahai-Zeitschrift „Sonne der Wahrheit" neben den Artikeln in Deutsch und Esperanto auch englische Berichte für die Freunde im Westen und Osten veröffentlicht werden sollen — namentlich in Rücksicht auf letztere. Der erste englische Artikel erschien in der Neujahrsnummer und soll Euch von der Arbeit Eurer Mitarbeiter in Deutschland berichten. Es ist auch unser ernstes Bemühen, die Menschen zur Erkenntnis der großen Prinzipien Baha ’Ullahs zu führen.

Die erste Nummer der „Sonne der Wahrheit“ erschien im Jahre 1921 mit Beginn des Bahai-Neujahrs am 21. März mit Erlaubnis und vollem Einverständnis des geliebten Abdul Baha, der den Titel selbst mit folgenden Worten wählte: „Was die Zeitschrift betrifft, über die du schreibst, so ist es ratsam, sie in beiden Sprachen, teils deutsch teils Esperanto, herauszugeben; aber alle Diskussionen in dieser Zeitschrift müssen in den Lehren Baha ’Ullahs gipfeln und dürfen nicht den Glauben und die Ueberzeugung anderer bekämpfen. Sie soll die Lehren Baha ’Ullahs feststellen und erklären. Heute liegt der Zeitgeist in den Lehren Baha ’Ullahs, und alle einsichtsvollen Menschen sind fähig und bereit, auf diese zu hören. Gib ihr den Namen „Sonne der Wahrheit“ und ihr Motto sei: Einheit der Menschheit, universaler Friede, universale Religion. Auf Euch sei Baha El Abha!“

26. April 1919. (sig.) Abdul Baha Abbas.


In Einklang mit dem Wunsch unseres Geliebten setzt sich der Inhalt der Zeitung in Deutschland aus Tablets, Gebeten, philosophischen Abhandlungen, Lehren von Baha ’Ullah und Abdul Baha zusammen; außerdem erscheinen Artikel, von Freunden verfaßt, über diesbezügliche Fragen, wie auch Uebersetzungen in Esperanto, die im Kreis der Esperantisten sehr willkommen sind und uns Freunde in der Schweiz, Italien, Norwegen, Rußland, Persien, Spanien, Japan und Amerika gebracht haben.

Nach dem Wunsch unseres teuren Shoghi Effendi soll sich nun der Kreis unserer Leser unter den Bahaifreunden nach dem Osten hin erweitern, und wir bitten Euch, liebe Freunde, uns auch über Eure Tätigkeit durch Briefe und Artikel zu berichten, damit wir mit Herz und Seele und treuem, rastlosem Eifer in gemeinsamer Arbeit die heilige Sache lehren — nicht zuletzt da durch, daß wir in unserem Alltagsleben ein lebendiges Beispiel der Lehre der „Größten Manifestation“ (Baha ’Ullahs) geben.

Nach Seinem heiligen Willen hinterließ er der Welt den Mittelpunkt des Bundes: Abdul Baha, und er wiederum bestimmte zum Wohl der Gläubigen in seinem letzten Willen und Testament Shoghi Effendi als den „Gesegneten Zweig", den wir als den Nachfolger, Hüter und Beschützer dieser größten heiligen Lehre und des Bündnisses anerkennen.

Ich denke, daß ich Euch, liebe Bahai, mit Euren deutschen Glaubensgenossen am besten bekannt mache, wenn ich zuerst von der Entwicklung der Lehre Gottes in Deutschland und besonders in Stuttgart erzähle.

Es war im Jahr 1904, als der erste Bahai sich in Deutschland niederließ; es war Herr Edwin Fisher, ein Zahnarzt von Amerika, ein geborener Schwabe aus Ludwigsburg bei Stuttgart. Er lebte etwa 8 Jahre hier und ihm danke ich es zeitlebens, daß er mir vom Kommen des Herrn sagte. Im Jahr 1905 wurden die ersten Bahai-Vorträge von Freunden aus Amerika und Frankreich gehalten. Nach einiger Zeit bat Herr Edwin Fisher um eine Gehilfin, worauf Frl. Alma Knobloch aus Washington eintraf, um ihm bei seiner geistigen Arbeit behilflich zu sein. Nachdem einige Freunde mit Interesse die Lehre aufgenommen hatten, wurden Versammlungen im Hause von Herrn W. Herrigel gehalten. Derselbe ist ein sehr tätiger Pionier der Sache. Durch Vorträge, die er immer wieder über die heilige Lehre hielt und durch seine regelmäßigen Besuche hier und dort erweckte er die Aufmerksamkeit vieler ernster Sucher. Er befaßte sich auch mit der Einrichtung eines Verlags und besorgt die Verlagsgeschäfte heute noch. Versammlungen fanden auch statt im Heim von Frl. Margarete Döring, die für Frl. Knobloch die größte Stütze bedeutete. Zu ihnen gesellte sich dann noch Frl. Julie Stäbler. Späterhin versammelten sich die Freunde auch regelmäßig wöchentlich im Frauenklub und im Bürgermuseum. Nach und nach verbreitete sich die Kenntnis der Lehre und der Glaube an ein neues Zeitalter immer mehr. Die geistige Lehre pflanzte sich tief ein und breitete ihre Zweige allmählich aus. Zuerst nahm jedoch die öffentliche Meinung kaum Notiz von der Sache und schob sie beiseite mit den Worten: „Das mag für den Orient gelten, aber wir sind viel vorangeschrittener und weiter in unseren Ideen“. Keine Zeitung oder Monatsschrift nahm Notiz von der weltweiten Bewegung, die Leute zuckten die Schultern über „diese Phantasten“. [Seite 26]

Ihr wißt wohl, liebe Freunde, wie jeder neue Gedanke, dem Opposition entgegengesetzt wird, mit seinen Anfängen sich festigt, und da dieser Gedanke geistigen Ursprungs war und von der Sonne der Wirklichkeit ausging, konnte kein Mensch auch nur den kleinsten Funken verlöschen. Unser geliebter Abdul Baha sagte wiederholt: „Seid nicht traurig, wenn Euer Kreis klein ist, der Sieg ist dennoch Euer, denn die himmlischen Heerscharen stehen Euch bei!“

Die ersten Schriften wurden übersetzt*) und gedruckt, z.B. „Die Geschichte der Bahaibewegung“, „Verborgene Worte", einige Tablets von Baha ’Ullah und Abdul Baha, einige Reden und ein Heftchen über die Bahai-Bewegung.

Nach und nach wurden ernste Wahrheitssucher durch sie angezogen. In Eßlingen (zwei Wegstunden von Stuttgart) begann Frl. {{Sperrsatz|Anna Köstlin} mit Versammlungen und einer Sonntagsschule für Kinder trotz mannigfaltiger Schwierigkeiten, die ihr entgegentraten. Ihre ersten Schüler sind jetzt erwachsene Leute und wohlbewanderte Bahais. Sie setzt ihre selbstlose Tätigkeit aus reiner Bahailiebe immer noch fort. Ihre Arbeit und ihre Gruppe in Eßlingen haben einen guten Klang in der Bahaiwelt.

Auch in Zuffenhausen bei Stuttgart fanden regelmäßige Versammlungen im Hause von Herrn und Frau Schweizer statt. Von letzteren stammen auch Uebersetzungen von wichtigen Tablets. Indessen wurden weitere Bücher gedruckt und die Bahai-Anhänger sahen sehnsuchtsvoll einer Begegnung mit Abdul Baha entgegen. Bei seiner ersten Reise nach Europa besuchten ihn einige seiner Nachfolger aus Stuttgart in Paris und London. Ich selbst hatte zu studieren, zu lesen und zu übersetzen, um mit der herrlichen Weisheit und Tiefe der heiligen Lehre bekannt zu werden, die alles, was im Himmel und auf Erden ist, umfaßt. Der Geist der Liebe, den ich in den Versammlungen traf, zog mich sehr an und dem Zug des Herzens und der Seele folgend wurde auch ich Bahai.

Liebe Freunde aus Amerika, Aegypten, Persien und England besuchten die deutschen Bahai, wobei wir deutlich die geistige Zusammengehörigkeit zu fühlen bekamen, die unser Herr zwischen uns ins Leben rief. Mit dem Gefühl aufrichtigster Sympathie und mit Bewunderung vernahmen wir die historischen Begebenheiten, die sich in den Tagen Baha ’Ullahs in Teheran, Adrianopel, Konstantinopel und Akka zutrugen; wir erfuhren auch von dem Märtyrertod der treuesten Gläubigen in Persien. Eure abendländischen Glaubensbrüder sind gleich Euch bereit, alle Art von Martyrium zu erdulden für die Sache Gottes. Wir bewundern die Helden und Heldinnen, die ihr Leben um ihres Glaubens willen opferten.

Es würde uns herzlich freuen, von Euch, lieben Freunde im fernen Osten, über Eure Fortschritte und über Eure Arbeit durch den Nationalrat etwas zu hören und wir erbitten herzlich Eure Briefe und Zuschriften an

Die Geistige Arbeitsgemeinschaft

Stuttgart, Alexanderstr. 3 (Deutschland).

Dieser erste Brief an unsere lieben Glaubensbrüder soll als Einführung gelten; im nächsten Heft soll der Besuch unseres Geliebten in Deutschland beschrieben werden und die darauf folgenden Artikel sollen Euch mit der Entwicklung und dem derzeitigen Stand der Bahaisache in Deutschland bekannt machen.

Im Namen dessen, der gesandt war, um den Willen unseres großen Gottes zu offenbaren - Baha ’Ullah — und dessen Weisheit und Göttlichkeit die ganze Welt behütet

Eure ergebene

Ta’ereh Khanom (Frau Alice Schwarz).


II.

Ihr könnt Euch denken, mit welch großer Erwartung die deutschen Bahais dem Besuch unseres geliebten Herrn und Meisters Abdul Baha entgegensahen, und mit welcher Blitzesschnelle am 2. April 1913 die Nachricht seiner Ankunft durch die Stadt lief. Er wollte uns überraschen und hatte keine bestimmte Nachricht seines Eintreffens uns zukommen lassen. Die Natur prangte in holdester Frühlingspracht, als ob dieser vorzeitige Frühling um seinetwillen einsetzte.

Im „Hotel Marquardt“ in Stuttgart nahm unser geliebter Herr seinen Wohnsitz, was nun ein Wallfahrtsort für alle Gläubigen und deren Freunde wurde. Wie wohlbekannt war er uns, und dennoch überwältigte uns in seiner heiligen Gegenwart die Ausstrahlung seiner göttlichen Reinheit, die uns so recht empfinden ließ, wie unwert wir seiner Liebe und Güte sind, und wie weit unser Weg noch ist, um seinem edlen Vorbild nachleben zu können. Manche Freunde weinten fassungslos, als ihr langersehnter Wunsch Abdul Baha zu sehen, sich erfüllte. Ihr lieben Freunde im Orient wißt am besten, was dieser große Offenbarer des Wortes Gottes in seiner langen Lebenszeit von frühester Kindheit an um der heiligen Gotteslehre, die durch Baha ’Ullah in diese Welt trat, erlitten hat — Leiden, die seelisch und körperlich von keinem anderen Sterblichen hätten ertragen werden können, und nun stand er vor uns, er selbst, der Besitz von unserer Seele genommen hatte und dem wir ganz und gar angehören und der einen unverlöschlich tiefen Eindruck auf unser Gemüt machte. Sein geistiges Auge hat uns so erschaut, wie er [Seite 27] wünschte, daß wir sein möchten, die Schulung durch seine inspirierenden Worte war wie erquickender Tau für Herz und Geist.

Mit unsäglicher Liebe nahm er die Besuche der Gläubigen zu jeder Tageszeit, vom frühesten Morgen bis tief in die Nacht, an, sofern er nicht selbst in Bahai-Versammlungen oder im Esperantoklub, Frauenklub und in privaten Kreisen unermüdlich tätig war, die Menschen zur Geistigkeit der jetzt beginnenden Zeit zu rufen und ihnen die hohen, heiligen Prinzipien Baha ’Ullahs zu erklären und Brücken zu bauen zu dem Verständnis der Tragweite dieser neuen Gotteslehre.

Im Gefolge des geliebten Meisters befanden sich Sejd Ahmad Sohrab, Sejd Mahmud Sargani und Sejd Assad’u'llah.

Obgleich die Worte unseres geliebten Herrn durch Uebersetzung zu uns gelangten, so war doch der Eindruck ein tiefer und nachhaltiger und wir erbaten die Niederschrift seiner Worte durch einen der Bahaisekretäre unseres Herrn.

Am ersten Tage seines hiesigen Aufenthalts machte er gegen Abend eine Rundfahrt durch die Stadt, wozu ihn Herr Herrigel abholte. Die Stadt selbst, sowie die lieblichen, mit Gärten und Villen gezierten Anhöhen Stuttgarts gefielen dem geliebten Meister sehr wohl und als sich der Abend herabsenkte und das Auto zur Stadt zurückkehrte, bot sich ihm ein zauberhafter Anblick dar, da es schien, als ob sich die Lichter der Stadt mit den Sternen am Himmel vereinten in leuchtendem Glanz, als ob sich der Himmel auf die Erde gesenkt hätte. An diesem Abend hielt der Geliebte eine Anrede an die Gläubigen im Hause von H. Herrigel, wozu sich viele Anhänger eingefunden hatten, und wovon ein Teil auf der Straße sehnsüchtig auf das Kommen des Herrn wartete. Mit dem großen, heiligen Namen bewillkommneten die Freunde den geliebten Herrn; sie wollten seine Hände, sein Gewand küssen, was er aber nicht duldete, sondern jedem einzelnen die Hand reichte und zu ihnen in inniger Liebe die ersten Willkommworte sprach, woran sich eine allgemeine Rede schloß, die von Ahmad Sohrab in die englische Sprache und durch Herrn Herrigel in Deutsch übersetzt wurde.

(Hier folgt im englischen Brief die erste Ansprache Abdul Bahas in Stuttgart). — — -

Der Besuch des Meisters in Deutschland ist durch Sejd Mahmud in seinem Werk „The beauties of traces“ berichtet, es enthält jedoch nicht die längeren Ansprachen Abdul Bahas, weswegen diese Anreden in den folgenden Nummern der „Sonne der Wahrheit" zur Kenntnisnahme der lieben Bahaifreunde im Orient veröffentlicht werden.

  • ) von W. Herrigel, A, Braun, E. Ruoff, Fr. Schweizer, A. Knobloch u. a.


La V principo.

La forigo de la antaujugoj.

Ciuj antaüjugoj devas esti forigataj rilate al religio, raso, politiko aü nacioj, Car tiuj antaüjufoj estas kaüzintaj la malsanon de la mondo. Estas grava malsano, kiu se Si ne estas haltigata — povas detrui la tutan homan rason. Ci &iuj ruinigaj militoj kun sia terura sangverSado kaj mizero estis kaüzatoj per unu aü la alia el tiuj antaüjugo;j.

La teruraj militoj, okazintaj en nunaj tempoj ekestis per la fanatika religia malamo de popolo kontraüalia aü per la antaüju&0j de rasoj aü gentoj. Se tiuj Ci bariloj, starigitaj per antaüjugoj, ne estas forigataj, la homaro ne povas trankvilißi. Pro tio Baha ’Ullah diris: „La antaüjugoj efikas detruante je la homaro.“

Unue ni volas priparoli la religian antaüjugon:

Pripensu la tiel nomatajn religiajn popolojn; se ili estus veraj kredemuloj de Dio, ili obeis lian le&on, kiu malpermesas mortigi unu la alian. Se la pastroj de la religio vere adorus Dion de la amo kaj servus la dian lumon, ili instruus ankaü sian popolon, plenumi la Cefan lefon, kiu al ili ordonas interrilati kun &uj homoj en amo kaj kompato. Sed ni trovas la malon. Ofte la pastroj estas, kiuj ekscitas la naciojn por la batalo. Religia malamo Ciam estas la plej kruela malamo.

Ciuj religioj instruas, ke ni devas ami unu la alian, ke ni devas ekkoni nian propran mankemon, antaü ol ni kuraßas prijugi la mankojn de aliaj. Ni ne devas konsideri nin pli altaj ol niajn kunhomojn. Ni devas atenti, ke ni ne estas tro pretendemaj, por ke ni ne estu humiligataj.

Kiu estas ni, ke ni kuraßas, prijugi aliajn? Cu ni povas scii, kiu estas la plej sincera homo en la okulojde Dio? Diaj pensoj ne estas niaj pensoj. Kiom da homoj, rigardataj kiel sanktuloj de sanktuloj de siaj amikoj, enigis en la plej grandan humiligon? Memoru pri Judas Ischariot; li bone komencis sian vivon, sed kiel malgaja estis lia fino. Memoru pri la apostolo Paülus: en sia pli frua vivo li estis malamiko de Jesuo Kristo, dum li poste farigis tia plej fidela servisto. [Seite 28] Kiel ni povas flatial ni mem kaj malestimi aliajn?

Ni estu humilaj kaj ni preferu senantaüjuge la bonajon de aliaj. Ni neniam diru: „Mi estas kredulo, -sed tiu Ci estas malkredulo.“ „Mi proksimißas al Dio, dum la alia estas kondamninto.“ Neniam ni povos scii, kia estas nia lasta prijußo. Ni helpu pro tio al tiuj, kiuj iel bezonas helpon. Ni instruu la nesciantojn kaj ni atentu la infanojn, $is ili estas plenkreskaj. Kiam ni trovas homon, falinta en la abismon de mizero kaj peko, tiam ni devas lin preni Ce la mano kaj lin helpi, por ke li havu apogon kaj denovan forton. Ni devas lin gvidi zorgeme kaj amplene kaj lin trakti kiel amikon kaj ne kiel malamikon.

La antaijußo de la raso estas iluzio, nura superstilo, Car Dio kreis nin Ciujn egalvaloraj. Komence ne estis diferencaj, Car ni ciuj estas posteuloj de Adam. Nek limbariloj ekzistis inter la diversaj landoj En la okuloj de Dio ne estas diferenco inter la rasoj, kialla homo estigas tian antaüjugon? Kial ni aprobas la militon, kaüzantan per iluzioj?

Dio ne kreis la homojn, por ke ili pereigu unu la alian. Ciuj rasoj, Ciuj gentoj, sektoj kaj klasoj havas la samajnı pretentojn je la donoj de sia {iela patro. La sola diferenco ekzistanta estes en la grado de sincero obei la leßojn de Dio. Estas multaj personoj, kiuj kvazaüas flamantajn torlojn; aliai lumas kiel steloj sur la ielo de la homaro. Tiuj, kiuj amas la homaron, estas la plej bonegaj personoj, egale kiun ajn nacion, kiun ajn konfeson ilı apartenas. Estas ili, al kiuj Dio diros la benitajn vortojn: „Vi pia kaj fidela servisto, Car vi administraciis la malmulton fidele, tial mi donos alvi la estrecon pri multo.“ Jam Dio ne demandos: „Cu vi estas anglo, franco aü eble perso? Cu vi venas el oriento aü okcidento?

La sola vera diferenco estas la jena: Ekzistas Ciela kaj tera homoj; ekzistas servistoj de la homaro, kiuj sinoferas en amo de Ciopovulo, ili alportas harmonion kaj unuecon kaj instruas pacon; ili estas bonfarantaj de la homoj. Aliflanke estas egoistuloj, kiuj malamas siajn kunhomojn; en la koroj de tiaj personoj antaüjugoj anstataüas amantan afablecon, ilia influo kauzas malpacon kaj disputon.

Al kiu raso aü nacio apartenas Ci tiuj Jus eititaj specoj da homoj, al blanka, flava aü nigra raso? Cu ili venas el oriento aü okcidento, 'el sudo aü el nordo? Se la diri taj diferencoj estas la solaj en la okuloj de Dio, kial ni volas ankoraü konsideri aliajn. La politika antaüjugo estas same malutila, gi estas unu el la plej grandaj kaüzoj de gravaj disputajoj inter la homoj. Ekzistas personoj, kiuj plezure malpacigas aliajn, ili incitas la loßantojn de sia lando por la milito kontraü aliaj nacioj — kaj kial? Ili pripensas nur la profiton de sia propra lando kaj malprofitigas aliajn. Ili forsendas armeojn por maltrankviligi kunhomojn kaj detrui ilian posedajon kaj Cion Ci nur, por akiri famon en la mondo. En venkpetolo ili volonte aüdas dirojn ekzemple: „Nia lando venkis la alian, nia pli forta kaj alta registaro subigis fin.“ Sed la venko|, finbatalitaj pro la kompenso de tiom multe da verSita sango, ne daüros. Jam la vekinto estos la venkito. Memoru pri la historio; Francujo pli ol unufoje venkis Germanujon kaj tiam Francujo estis venkata de Germanlando. Ni ankaü scias, ke Francujo subigis Anglujon, kaj tiam la angla nacio, estis kiu venkis denove Franclandon.

Tiaj gloraj almilitadoj ne havas longan daüron. Kial oni taksas ilin tiom gravaj kaj ver$as la sangon de popolo, nur por akiri landojin?_ Ciu ajn venko valoras la neeviteblan sinsekvon da teruraj tagoj, kitj estas la rezultato de tia hombutado? Cu $i valoras la mizeron, la zorgojn kaj la ruinigon, kiuj okazas en tiom multe da hejmejoj de ambaü naciojp Kenur unu lando suferus pro tio, estas neeble; liam ambaü malprofitas.

Ho, kial la homo, la malobeema infano de Dio, kiu devas esti ekzemplo de la potenco de !’ spirita leo, volas deturni sian viza&on de la diaj instruoj kaj direkti siajn klopodojn al milito kaj detruoj? Mia espero estas, ke la dialumo de amo elver$os siajn radiojn en tiu Ci spirite iluminita jarcento super la tuta mondo, ke gi gajnos malfermitajn korojn kaj la inteligenton de Ciu homa estajo. La lumo de la suno de I’ vero helpos la politikulojn, forigi &iujn pretendojn de antaüjugoj kaj de superstico, por obei per liberigita spirito la dian ordon. La volo de Dio estas potenca, sed la homa politiko estas malforta. Dio kreis la tutan universon, kaj li donas diajn talentojn al Ciu kreitajo.

Cu ni ne estas la servistoj de Dio? Cu ni povas forgesi sekvi laüokzemplo de nia majstro kaj malatentiliajn legojn? Mi preßas, ke la reßlando de Dio venu sur la teron kaj Ciu mallumo estu forpelata per la brilo de la Ciela suno.

[Seite 29]


Abdul Baha in Stuttgart.

Continuation.

To the dear friends in the East and West.

You can imagine the eager anticipation with which the German Bahai looked forward to the visit of our beloved Master ‘Abdu’l Baha and the rapidity with which his arrival on the 2nd of April 1913 became known in the town. He wished to surprise us and gave us no definite intelligence as to the time of his arrival. Springtime was at the height of its bloom and it seemed as though spring had set in prematurity on his account. Our Beloved One took up his abode in the Hotel Marquardt in Stuttgart and all believers and their friends came here on a pilgrimage. Although he was so well known to us we were nevertheless overwhelmed by the divine purity of his Holy Presence, which made us feel how utterly unworthy we are of his love and kindness and what a long way we still have to go in order to live according to his noble example. Many friends wept bitterly when their wish to see ‘Abdu’l Baha was at last fulfilled. You dear friends in the Orient know best what this great revealer of the Word of God suffered during his long lifetime, from his early childhood upwards, for the sake of the Divine Teaching which came into this world through Baha’u'llah; sufferings, mental and physical, such as no other mortal could have endured and now he stood before us, and took possession of our hearts and to him we belong entirely and he made a deep and lasting impression on our souls. His spiritual eye perceives us how he wished us to be, his inspiring words were like unto refreshing dew to soul and spirit.

With unspeakable love he received visits from believers at every hour of the day, from early morning till late at night, in so far, as he was not himself engaged at meetings of the Bahais in the Esperantoclub, or Frauenclub, or untiringly at work in the home of the Bahais to remind people of the spirituality of the time, that was now beginning and to explain to them the holy principles of Baha‘u‘llah and to prepare them to be able to understand the momentous importance of this New Divine Teaching.

Seyyed Ahmad Sohrab, Seyyed Mahmoud Sarga, Seyyed Assad’u'llah were in attendance on our beloved Master. Although the words of our Beloved One were conveyed to us by means of translation, the impression was nevertheless deep and lasting, we requested his words to be written down by one of the Bahai secretaries of our Master.

On the first day of his sojourn here he took a drive round the town towards evening, for which he was fetched by Mr. Herrigel and our beloved Master was greatly pleased with the town, surrounded by its hills all adorned with pretty gardens and villas and when the evening came on and the motor returned to town a magie aspect offered itself to him, it seemed as though the lights of the town had united with the stars on heaven to one shining, radiant lustre and as though heaven had descended to earth. On this evening the Beloved gave a lecture at the house of W. Herrigel, which many followers attended, many also longingly awaited the coming of the Master in the street. The friends welcomed their Beloved by the Great Holy Name and wished to kiss his hands or his gown, but this he would not permit, but gave his hand to each one of them and in deep love addressed the first words of welcome to them, after which the general lecture took place, which was translated into English by Ahmad Sohrab and into German by Mr. Herrigel and is as follows:


“Praised be God.

This is ablessed evening. This evening I am united with those souls of God, with people, who have really learned to listen to the call of God, with people, whose faces are enlightened by the rays of the Sun of Truth, with people who are chosen among all other nations and among all other people in the world. All nations of this earth have been waiting until this day for the Promised One to appear. The Promised one of the old Testament was Jesus Christ. The Jews waited anxiously day and night for Him, who was to deliver them. But when His Holiness Jesus Christ appeared, they were deprived of the blessing to understand him. They tormented him with persecution and ill treatment and at last they crucified him. Instead of paying him honour, they put a crown of thorns upon his head. They are still awaiting their Saviour. Every Saturday the Jews pray in their Synagogue: Lord, send us our Saviour. The Saviour appeared 2000 years ago, but up to the present day, they have not yet recognised him. How deplorable this is. They waited 1500 years for this Saviour and when he came they denied him. They said: we are waiting for the Saviour who is to descend from heaven, but we know that this man comes from Nazareth and how can this man be the expected Messias? We are waiting for a man, who is coming down from Heaven, but not for one, who comes from a place on this earth. And they quoted prophecies from the Old Testament. [Seite 30] But in reality our Lord Jesus Christ did come from Heaven. It was the real Jesus Christ, it was the Spirit Jesus Christ, who came from Heaven. His human body was born in Nazareth. They refused to accept him, when they saw that he was the son of a carpenter in Nazareth and born in a natural manner. They also said: our Saviour must come armed with a sword, as our prophets foretold, that he would come with an iron rod, but we see that this pomised One does not even possess a wooden stick. This prophecy has a spiritual meaning. The iron rod means the tongue of Jesus Christ, because the tongue of Jesus Christ separates right from wrong. Another prophecy concerning the coming of Jesus Christ was as follows: "He must sit on the throne of David". But we see that this man from Nazareth wanders about in the desert and on the hills, so how can he be the promised One?" We expect the promised one to appear as a King and this man is only a poor beggar“. Yet another prophecy says, that the promised Saviour will propound and fulfill the Old Testament, but this man has broken the Sabbath. Again they said: „during this time even animals will live in peace with one another. Ihe wolf and the lamb will drink from the same spring, the lion and the antilope will graze on the same pasture. But in our days cruelty has reached such a height, that men are crucifying their own king, therefore it is incredible, that this man should be our Saviour”. But this prophecy too has its spiritual meaning. It means, that the various nations and communities, who are at daggers drawn, like wolves and antilopes, will drink the Teaching of Jesus Christ from the one spring. They could not understand the spiritual meaning of this prophecy, because they only took it verbally, as they could not understand the parables of the Holy Scripture. For this reason, the Jews are up to the present day deprived of the knowledge of Jesus Christ. Now His Holiness Baha’o’llah has come in the world. He, the promised One for all nations. But today we again see how many religions lose the knowledge of Baha’o’llah on account of their superstitions and their dogmas, just as the Jews were deprived of their knowledge of Jesus Christ. Before all, they held to what their ancestors handed down to them. Let us take for example those christians who are again expecting His coming, as the Jews once expected namely that he will descend from Heaven to earth, Jesus Christ descended from Heaven, when he first came; that is, his reality, his spirit, his inward being came from Heaven, but outwardly, bodily, he was born like any other mortal. The Gospel often says, that the Son of Man comes from Heaven. The Bible says: No one can ascend to Heaven, who has not descended from Heaven. This clearly proves to us, that the descention from Heaven is a parable. We learned this at His first coming. We must really thank God that we are to-day aware of the vast importance of the coming of Baha’o’llah. The veil is removed and you have opened your eyes and sought for truth. Therefore the light of understanding shines in your hearts. During these days, in the age of Baha’o’llah, you have heard His call. This is the greatest mercy. God hath chosen you for His service. Whilst all others are asleep, you are awakened, the greater number of mankind, are blind, but you are seeing. Many nations are heedless and sleep during their lives, but you are vigilant. Many nations are without this grace of God, but you are enlightened. If you thank God a thousand times an hour this mercy, you are nevertheless unable to thank him enough. Formaly the nations of the East and West were as strangers to one another as the antilopes and the wolves, it would have been quite impossible to unite them. Today I see them united before me. Through the might of Baha’o’llah we are intimately brought together, as we are now all drinking from one spring. We are all standing in the shade of the branches of the one tree. We are all walking on the same path, we are all partaking of the same spring. This is the glad tiding. Thousand times a glad tiding, because you have received so precious a gift, His Holiness Baha’ o’llah has crowned your head with a crown, the precious stones of which will shine through many centuries to come. He has endowed us with eternal power, so that every one of us will shine as a star in the heavens. This is the heavenly bread, the gift of God, life eternal and you have attained it. Thank God for it. Be very happy. Be happy over the glad tidings. I am also extremely happy to have spent this evening with you.”

The Masters visit to Germany is related by Sajjed Mahmoud in his work „The beauties of traces“, but this does not contain the long lectures of ‘Abdu’l-Baha, so these lectures will appear in the following numbers of the „Sun of Truth“, so that the Bahaifriends in the Orient may also become acquainted with them.

[Seite 31]


Bericht über den Besuch von Frau Schweizer-Zuffenhausen in Berlin.

vom 27. Februar bis 10. März 1923.

Die Reihe der Veranstaltungen anläßlich des Besuches von Frau Schweizer wurde am Mittwoch den 28. Februar in den Räumen des Deutschen Lyceum-Klubs eröffnet. Der Abend stellte eine gemeinsame Feier der Berliner Bahai-Gruppen dar. Er wurde durch künstlerische Vorträge umrahmt und verschönt. Frau Schweizer sprach über die Entwicklung der Menschheit. Nach der erhebenden Feier lud Frau Schurgast die Bekannten zum Tee ein, wodurch sich Gelegenheit bot, freundschaftliche Beziehungen zu einander anzuknüpfen.

Am Donnerstag den 1. März sprach Frau Schweizer in der Allgemeinde über Frauenfragen. Die sich anschließende rege Diskussion wurde durch gehaltvolle Bemerkungen von Herrn Dr. Bruno Wille vertieft.

Am Freitag den 2. März erzählte Frau Schweizer im Kreise von Frau Pleßner einige persönliche Erinnerungen an Abdul Baha. Ferner wurde die Weltfriedensfrage eingehend behandelt.

Am Mittwoch den 7. März sprach Frau Schweizer im Kreise von Frau Schurgast über die Bahai-Bewegung in Persien. In der regen Diskussion wurden auch die Grundlehren der Einheitsreligion und das Erziehungsproblem erörtert.

Der nächste Abend sah die Freunde wieder bei der Allgemeinde zu Gast. Diesmal sprach Frau Schweizer über Erziehungsfragen. Im Schlußwort dankte Herr Dr. Wille der Rednerin für ihren Besuch und überreichte ihr zur Erinnerung ein schönes Buch von E. H. Schmidt.

Die letzte Zusammenkunft fand bei Frau Pleßner statt. Hierbei war Fräulein Johanna Hauff aus Stuttgart anwesend; sie erzählte von ihrem Besuch bei Abdul Baha in Haifa und ließ die Freunde dadurch die Gefühle der Pilger nacherleben.

Neben diesen Vorträgen wirkte Frau Schweizer auch im persönlichen Meinungsaustausch belehrend und erfrischend auf die Berliner Freunde ein, sodaß ihr Besuch allen alten und neuen Freunden der Bahai-Bewegung in bester Erinnerung bleiben wird. Beim Abschied erklang daher ein herzliches Auf Wiedersehen!

(Eingesandt). R. Dieterle.


Festliche Veranstaltungen.

Am 21. März feierte die Stuttgarter Bahai-Gemeinde in ihrem Versammlungslokal im Bürgermuseum das Bahai-Neujahr. Nach einleitendem Choralspiel („Lobe den Herrn“) hielt Frau Alice Schwarz eine Ansprache über die Bedeutung des Tages und die Wichtigkeit und Größe der Bahailehre. Nach einem Rückblick auf das abgelaufene Jahr mit seinen Sorgen und seiner unverdrossenen Arbeit im Stillen und Verborgenen wies sie hin auf den Meister, der in rastloser Arbeitstreue und in unendlicher Güte seine hohe Aufgabe in der Welt erfüllte, der kam, um die Seelen zu edeln, sie zu reinigen von den mancherlei Schlacken, so daß sie kristallklar und aufnahmefähig für das Göttliche werden. Er lehrte uns, in den Allwillen Gottes unser ganzes Leben, unsern Alltag und unsern Festtag zu legen. Ihm stets ins Antlitz zu blicken, auf seine Stimme zu horchen, muß unsere Aufgabe sein, und so wollen wir auch aufs neue an die Arbeit gehen, ja an die Arbeit!

Nachdem Herr Herrigel ein großes Tablet gelesen und über dasselbe gesprochen und Frau Negar Khanom über die Feier eines Neujahrtags in Haifa erzählt hatte, trugen Herr Goll und Frl. Stäbler etliche Lieder vor, woran sich eine gemeinsame Erfrischung mit Tee und Gebäck schloß. Herr Lamparter erzählte dann noch von einem Besuch bei Pastor Bodelschwingh und regte eine Sammlung für dessen Anstalten an, die einen schönen Erfolg hatte. Mit einem gemeinsamen Gebet schloß die harmonisch verlaufene Feier. — — -

Wie die Bahaijugend in Stuttgart in der Weihnachtszeit ihren besonderen Tag in Form einer Christbescherung hatte, welche dieses Jahr in aufopferungsvoller Weise Frau Marg. Maier in die Hand nahm, so feierte vor Ostern Eßlingen ein Kinderfest zur Erinnerung an den Besuch Abdul Bahas in dieser Stadt. Zehn Jahre sind seitdem ins Land gegangen; die Kinder von damals sind heute Erwachsene Es ist der fürsorglichen Pflege von Frl. Köstlin und ihrer Sonntagsschule zu danken, daß am 25. März eine große Anzahl junger Menschen in Wort und Gesang ihren geliebten Meister feierten. An ihren leuchtenden Gesichtern war ihr Eifer, zu dem schönen Gelingen des sonntäglichen Festes etwas beizutragen, leicht abzulesen, und wenn auch wohl nicht alles, was der kindliche Mund von den Worten Baha ’Ullahs und Abdul Bahas sprach, verstanden wurde, so wird ihnen doch in ferner Zeit in der Not des Lebens der oder jener Spruch ein Wegweiser und ein starker [Seite 32] Trost sein. Nach Abwicklung eines reichhaltigen Programms sprach Herr Oberlehrer Schwaderer in längerer Anrede über das Glück einer wohlbehüteten Jugend unter elterlicher Fürsorge, und Frau Alice Schwarz-Stuttgart dankte für die freundliche Einladung zu dem wohlgelungenen Feste, das auch dieses Jahr wieder so viele Bahaifreunde in Eßlingen vereinigte.

Auf Anregung von Frl. Köstlin hatten die Kinder ihrer Sonntagsschule hübsche Handarbeiten angefertigt, die zur Besichtigung auflagen, diese sollen nach Amerika geschickt, dort verkauft und die Summe daraus dem Tempelbaufundus zugeführt werden. Auf diese Weise wolten die kleinen Hände der deutschen Bahaikinder ihr Sandkörnlein hinzutragen zum sichtbaren Zeichen der Vereinigung aller Religionen in einem Tempel der Anbetung Gottes.

A.S.


Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart

Fernsprecher $. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33 In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’o’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha o’Ilah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’o lab, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Dhelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

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Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.


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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)