Sonne der Wahrheit/Jahrgang 3/Heft 4/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft IV JUNI 1923
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


[Seite 48] Die Hauptpunkte der Bahailehre

1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.



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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis d. Einzelheftes M. 250.–, Preis d. Jahrgangs im Abonnement, vierteljährl. M. 700.–
Heft 4 Stuttgart, im Juni 1923 3. Jahrgang

Gebet von ‘Abdu’l-Bahá. — El Abhá — Aus „’Abdu'l-Bahá in London“. — Worte von Baha’u'llah. - Bericht an die Freunde im Osten und Westen. — Report to the Friends in the East and West. — Die Stuttgarter Jugendgruppe. — Bericht des Werbe-Komites. — Vom Leiden. — La sepa principo. — La oka principo. — La naüa principo. — Buchbesprechung.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.


Dieses Jahrhundert ist das Jahrhundert des Lichts. Diese Periode ist die Periode der Wissenschaft. Dieser Zyklus ist der Zyklus der Wirklichkeit. Dieses Zeitalter ist das Zeitalter des Fortschritts und der Gedankenfreiheit. Dieser Tag ist der große Tag des Herrn, der Tag des Wehens des Heiligen Geistes. Dieses Zeitalter ist das Zeitaller, das zu neuem Leben erweckt. Deshalb hoffe ich, daß alles zu einer großen Harmonie geeinigt werden wird.

Abdul Baha.


Gebet von ‘Abdul’-Bahä.

(übersandt von Shoghi Effendi).


O Gott, mein Gott! Ich habe mich reumütig Dir zugewandt, denn wahrlich, Du bist der Vergebende, der Barmherzige!

O Gott, mein Gott! Ich bin zu Dir zurückgekehrt, denn wahrlich Du bist der ewig Gebende, der Gütige.

O Gott, mein Gott! Ich halte mich an Deine Gnade, denn Du bist die Schatzkammer alles dessen, was im Himmel und auf Erden ist.

O Gott, mein Gott! Ich bin zu Dir geeilt, denn Du bist der Vergebende, der Herr, der Gnadenreiche.

O Gott, mein Gott! Ich dürste nach dem himmlischen Wein Deiner Güte, denn wahrlich, Du bist der Geber aller Gaben, der Barmherzige, der Liebevolle, der Allmächtige.

O Gott, mein Gott! Ich bezeuge, daß Du Deine heilige Sache geoffenbart und aus dem Himmel Deiner Gnaden herabgesandt hast, was die Herzen Deiner Begnadeten zu Dir hinzog. Wohl dem, der festhält an Dir und sich an den Saum Deines herrlichen Gewandes klammert.

Ich bitte Dich, o Herr aller Dinge und König des sichtbaren und unsichtbaren Reichs, bei Deiner Macht, Deiner Majestät, Deiner Allgewalt, mir zu gewähren, daß mein Name durch Deine Feder der Herrlichkeit unter Deinen Ergebenen erwähnt werde, unter denen, die die Ränkesucht der Sündigen nicht abhielt, sich dem Licht Deines Angesichts zuzuwenden.

O Herr, erhöre und beantworte mein Gebet.


Übers. v. Frau Braunger, Karlsruhe.


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El Abhá

El Abhá ist der größte Name Gottes, der in diesem neuen Zeitalter geoffenbart wurde. Gott, der Unendliche, ist erhaben über Auf- und Herniedersteigen, über Begriffsvermögen, Erkenntnis und Fassungskraft. Er ist ohne Namen, sofern es den Menschen betrifft. Irgend ein Name drückt die Qualitäten oder die geoffenbarten Dinge aus. Von keiner Existenz ist die innerste Wesenheit bekannt, noch hat sie einen Namen. Dieser Name Gottes ist der Name Seiner höchsten, geoffenbarten Eigenschaften. Die höchste Offenbarung Seiner selbst, die in der Existenz durch irgend eine Kreatur erfaßt werden kann ist „El Abhá“!

Die Bedeutung dieses Namens ist „Glanz“ oder „höchste Herrlichkeit“. Es ist die heiligste Ausgießung, die strahlende, unendliche Kraft des unsichtbaren, unerforschlichen, unendlichen Wesens. Jede Erscheinung muß durch irgend jemand wahrgenommen werden können. --

Das Unendliche kann von keiner existierenden Kreatur je wahrgenommen werden, darum ist es unmöglich, für dasselbe eine Benennung zu haben. Die höchsten Eigenschaften dieses Unendlichen aber, die durch die Geschöpfe erfaßt werden, können einen Namen haben und dieser Name heißt „Abhá“ und bedeutet „Licht“.

Derselbe Name auf einer anderen Stufe ist „Bahá“. Bahá ist der Name des Geoffenbarten im Menschen für die Menschheit. „Abhá dagegen ist der Name der Offenbarung in seiner himmlischen oder geistigen Sphäre. — „El Abhá ist der höchste Grad der Manifestation, welche nur durch die allerhöchste Existenz erfaßt werden kann. -

Gott, der Unendliche, ist die Präexistenz, die nicht in Zeiträumen ausdenkbar, sondern die Ursache aller Ursachen ist. Er ist kein Teil der Existenz. Sein Ich steht außerhalb alles Existierenden, aber Er offenbart sich in allem Existierenden, wie das Licht einer Flamme sich durch den kristallenen Behälter im Raum offenbart. Er, dessen selbst uns unbekannt, offenbart Seine Herrlichkeit durch seine auserwählten und vorbereiteten Repräsentanten in der Existenz. Diese Stellvertretung unter den Menschen ist „Bahá’u’lláh“, die Herrlichkeit Gottes — das Wort — aufs neue der Welt geschenkt in einer Persönlichkeit, in Menschengestalt, das sichtbare, hörbare, vermenschlichte Wort. Auf Ihm liegt die Herrlichkeit Gottes, das unsichtbare Wort, das Licht selbst.

(Aus „Wirklichkeit“.)



Aus „'Abdu'l-Bahá in London“.

(Fortsetzung).

Eine Bahai-Trauung.

Eine orientalische Note erhielt der Besuch 'Abdu'l-Bahás in London am Ende seines dortigen Aufenthalts durch den Vermählungsakt eines jungen persischen Brautpaars, das mit der Trauung auf Sein Kommen gewartet hatte. Die Braut war in Begleitung eines Onkels von Bagdad nach London gereist, um sich mit ihrem Verlobten durch 'Abdu'l-Bahá trauen zu lassen. Ihr Vater und Großvater waren Anhänger Bahá u’lláhs in der Zeit seiner Verbannung gewesen. Wir wollen hier die Beschreibung der Trauung mit des Bräutigams eigenen Worten folgen lassen. Es wird hier eine Seite berührt, die anderweitig noch nicht erwähnt wurde und ohne die das ganze Bild des Besuchs 'Abdu'l-Bahás in London nicht vollständig wäre. Wir weisen besonders auf die hohe Ehrerbietung hin, die die Orientalen 'Abdu'l-Bahá als dem großen Lehrer entgegenbringen. Die Morgenländer erheben sich stets und bleiben mit ehrerbietig gesenktem Haupt stehen, wenn Er das Zimmer betritt.

Mirza Dawud schreibt:

Am Sonntag Morgen, den 1. Okt. 1911 A.D. wurden Regina Nur Mahal Khanum und Mirza Juhanna Dawud von 'Abdu'l-Bahá empfangen - möge mein Leben ein Opfer für Ihn sein!

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Bei unserem Empfang sagte 'Abdu'l-Bahá:

Ihr seid sehr willkommen, und es beglückt mich, Euch hier in London zu sehen“.

Er blickte auf mich und sprach:

„Ich habe bisher niemand getraut ausser meine eigenen Töchter, aber da ich Euch sehr liebe und Ihr dem Reiche Abhás hier und in anderen Ländern große Dienste erwiesen habt, will ich heute Eure Vermählung vollziehen. Ich hoffe, daß Ihr beide auf dem gesegneten Pfade des Dienstes weiterschreitet“.

Hierauf nahm 'Abdu'l-Bahá Nur Mahal Khanum in das nächste Zimmer und frug sie:

„Liebst du Mirza Juhanna Dawud von ganzem Herzen und ganze r Seele?“

worauf sie antwortete: „Ja, es ist so".

Dann rief mich 'Abdu'l-Bahá zu sich und stellte mir eine gleiche Frage mit den Worten:

„Liebst du Nur Mahal Khanum von ganzem Herzen und ganzer Seele ?“

worauf ich antwortete: „Ja, es ist so“.

Wir kehrten zusamnen in das Zimmer zurück. 'Abdu'l-Bahá nahm die rechte Hand der Braut, legte sie in die des Bräutigams und sagte uns, wir möchten ihm die Worte nachsprechen:

„Wir tun alles zum Wohlgefallen Gottes.“

Wir setzten uns darauf alle nieder und 'Abdu'l-Bahá hielt folgende Ansprache:

„Die Ehe ist eine heilige Einrichtung und in dieser heiligen Lehre sehr anempfohlen. Nun seid Ihr beiden fernerhin nicht mehr zwei, sondern eines. Baha’ u’lláhs Wunsch ist, daß alle Menschen eines Sinnes seien und alle sich als zu einer großen Familie gehörend ansehen.

Ich wünsche und hoffe, daß Euer Leben gesegnet sei. Möge Gott Euch helfen, dem Reiche Abhas große Dienste zu leisten und möget Ihr zu seiner Fortentwicklung beitragen.

Möge Euer Glück zunehmen Jahr um Jahr möget Ihr blühende Bäume werden, die köstliche und duftende Früchte tragen und möget Ihr ein Segen sein auf dem Weg des Dienstes für die heilige Sache.“

Als wir das Zimmer verließen, gratulierten uns die persischen und englischen Freunde zu der großen Ehre, die uns zuteil wurde, und wir wurden von unseren gütigen Gastgebern zu Tisch gebeten.

Nach kurzer Zeit sammelten wir uns um den Tisch mit Ihm. Während der Mahlzeit frug einer der Freunde 'Abdu'l-Bahá, wie ihm sein Aufenthalt in London gefiele und was er von den Engländern halte. — Ich war Uebersetzer. -

'Abdu'l-Bahá erwiderte: „London gefällt mir sehr und dies leuchtende Angesicht der Freunde hat mein Herz entzückt. Ich wurde von ihrer Einigkeit und Liebe angezogen. Es gibt in der Welt keinen mächtigeren Magneten als die Liebe. Diese wenigen Tage werden vorübergehen, aber das Erlebte wird bei den Freunden Gottes in allen Zeitaltern und in allen Ländern in Erinnerung bleiben.“ — -

„Es gibt lebendige und tote Nationen. Syrien verlor seine Zivilisation durch seine geistige Stumpfheit. Die englische Nation ist lebendig, und wenn in diesem geistigen Frühling die göttliche Wahrheit mit erneuter Lebenskraft zu Tage tritt, so werden die Engländer wie fruchttragende Bäume sein und der heilige Geist wird sie befähigen, über und über zu blühen. Dann werden sie nicht nur materielle, sondern — was von weit größerer Wichtigkeit ist — geistige Fortschritte machen, und dies wird sie befähigen, der Menschheit große Dienste zu leisten“.

Es frug jemand, warum die Lehren aller Religionen in der Hauptsache durch Parabeln und Gleichnisse und nicht in der landläufigen Sprache ausgedrückt seien,

’Abdu’l-Bahá sagte: „Der Zweck der Lehre ist, die Menschen zu selbständigem Denken zu bringen, damit sie die Größe Gottes verstehen. Das Wort Gottes ist dazu bestimmt, Wohlergehen und Eintracht unter den Menschen herbeizuführen. Wenn ihr nach Persien kommt, wo es viele Freunde Abhas gibt, so werdet [Seite 52] ihr sofort die einigende Macht des Wortes Gottes erkennen. Sie tun ihr Bestes, um die Bande der Freundschaft zu festigen. Dort versammeln sich Menschen verschiedener Nationalitäten in einem Raum und singen die heiligen Tablets in Eintracht, als ob sie alle Brüder wären. Wir betrachten niemand als Fremden, denn Baha’u’lláh sagte: „Ihr seid alle die Strahlen einer Sonne, die Früchte eines Baumes und Blätter eines Zweigs!“

„Wir erhoffen die wahre Verbrüderung der Menschheit. Dies wird sich erfüllen und der Anfang ist schon gemacht. Gelobt sei Gott, der Helfer, der Vergebende!“

’Abdu’l-Bahá sprach weiter: „Göttliche Dinge sind zu hoch, um mit einfachen Worten ausgedrückt werden zu können. Die heiligen Lehren werden in Gleichnissen ausgedrückt, um verstanden und für künftige Jahrhunderte aufbewahrt zu werden. Wenn der geistig Veranlagte sich tief in den Ozean ihrer Bedeutung versenkt, so bringt er die Perlen ihres tiefsten Sinnes ans Tageslicht. Es gibt keine größere Freude, als über die Worte Gottes mit vergeistigtem Herzen nachzusinnen.”



Ein Besuch 'Abdu'l-Bahás in Bristol.

'Abdu'l-Bahá brachte den 23., 24. und 25. Sept. im „Clifton Guest House“ in Clifton Bristol zu.

Am ersten Nachmittag zeigte er bei einer Ausfahrt viel Interesse für die ländliche Umgebung, bewunderte die Jahrhunderte alten Bäume und das frische Grün der Wälder u. Wiesen, die so verschieden von dem unfruchtbaren, dürren Osten sind. Trotzdem es Herbst ist, scheint es Frühling zu sein. Die Häuser mit ihren kleinen Gärten riefen in 'Abdu'l-Bahá einen Ausspruch aus Baha’u’lláhs Schriften wach, in dem er darauf hinweist, daß jede Familie ein Haus und ein Stück Land haben sollte. 'Abdu'l-Bahá verglich das Land mit der Seele und die Stadt mit dem Körper des Menschen, indem er sagte, daß der Körper ohne die Seele leblos sei. Er bemerkte, daß es gut sei, unter dem Himmel, in der Sonne und in frischer Luft zu leben. Als er ein junges Mädchen mit fliegenden Haaren zu Pferd sah und mehrere Radfahrerinnen, die rasch vorüberfuhren, sagte er:

„Dies ist das Zeitalter der Frau. Sie sollte die gleiche Bildung wie ihr Bruder erhalten und sich der gleichen Vorrechte erfreuen, denn alle Seelen sind vor Gott gleich. Das Geschlecht in seiner Beziehung zu den Erfordernissen der physischen Welt hat keine Verbindung mit dem Geist. In diesem Zeitalter des geistigen Erwachens ist die Welt auf den Weg des Fortschritts gelangt, auf den Schauplatz der Entwicklung getreten, worin die Macht des Geistes die des Körpers überwiegt. Bald wird der Geist in der Menschheit regieren.“

Am Abend wurden telegraphische Grüße an die Freunde nach Teheran gesandt mit dem Bericht von 'Abdu'l-Bahás Anwesenheit in Bristol. Er sandte seine liebevollen Grüße und wünschte sie zu benachrichtigen, daß er sich wohl und glücklich unter den Freunden in Clifton fühle. Dies war die Antwort auf ein Telegramm aus Teheran, in dem sie die Anwesenden im „Guest House" zu dem zu erwartenden Besuch beglückwünschten.

Später fand ein allgemeiner Empfang statt, es kamen 90 Besuche zu 'Abdu'l-Bahá, der mit tiefem Ernst zu ihnen sprach,

'Abdu'l-Bahá sagte:

„Ihr seid herzlich willkommen! Von weither kam ich, um Euch zu sehen. Ich preise Gott, daß nach vierzigjährigem Warten es mir vergönnt ist, zu Euch zu kommen und meine Botschaft Euch zu bringen. Dies ist eine Versammlung voll Vergeistigung. Die Anwesenden haben ihre Herzen Gott zugewandt. Sie erhoffen und ersehnen frohe Botschaft. Wir haben uns hier zusammengefunden durch die Macht des heiligen Geistes, daher sind unsere Herzen voll Danks. Sende Dein Licht und Deine Wahrheit, o Gott! Laß mich sie zu Deinem heilige Berge führen! Laß sie erquickt werden von den heiligen Quellen, die das Leben der Welt erneuern! Wie der Tag der Nacht folgt und auf den Sonnenuntergang der Abend kommt, so erschien [Seite 53] Jesus Christus am Horizont dieser Welt als Sonne der Wahrheit. Nachdem die Menschen — als sie die Lehren Christi und Sein Beispiel der Liebe zu allen Menschen vergessen hatten — der materiellen Dinge müde wurden, da leuchtete ein neuer Stern in Persien auf und nun ist ein großes Licht über alle Länder ausgegossen. — -

Die Menschen wenden ihren Besitz nur zu ihrem eigenen Genuß an und teilen die ihnen von Gott verliehene Gnade nicht genügend mit andern. So ist der Frühling in dem Winter der Selbstsucht und des Eigennutzes erstarrt. Jesus Christus sagte: „Ihr müßt wiedergeboren werden,“ damit göttliches Leben in Euch neu aufblüht. — Seid gut zu allen und dienet einander, seid gerecht und wahrhaftig in allen Euren Handlungen; betet stets und lebet Euer Leben so, daß Euch kein Leid etwas anhaben kann. Seht die Menschen Eurer eigenen Rasse und die anderer Rassen als Glieder eines Organismus, als Söhne eines Vaters an; zeigt durch Euer ganzes Wesen, daß Ihr wirklich das Volk Gottes seid; dann werden Krieg und Streit ein Ende haben und der allgemeine Friede wird über die Welt kommen“.

Nachdem sich 'Abdu'l-Bahá zurückgezogen hatte, hielt Tamaddon-ul-Molk u. Mr. Tudor Pole kurze Ansprachen, in denen sie mit größter Hochachtung dem Märtyrertum der Getreuen in Persien gedachten und ganz besonders die bedeutende Dichterin Quarrat-ul-Ain erwähnten,

Der nächste Tag war ein herrlicher Sonntag, und 'Abdu'l-Bahá begab sich mit seinen Freunden teils zu Wagen teils zu Fuß in das Hügelland. Später rief er die Dienerschaft des Hauses zusammen, sprach von der Würde der Arbeit und dankte ihnen für ihre Dienste, indem er jedem ein Geschenk zur Erinnerung an seinen Besuch übergab. Er besichtigte das Gästehaus, segnete es als das Zentrum für die Pilger aus allen Teilen der Welt und wünschte, daß es wirklich ein Haus der Erholung werde.

Am Morgen des dritten Tages besuchte ihn ein Kanonikus der anglikanischen Kirche. Die Unterredung drehte sich um die Abneigung der Wohlhabenden, von ihrem Besitz etwas abzugeben, 'Abdu'l-Bahá erwähnte die Worte Christi: „Wie schwer werden die Reichen ins Himmelreich kommen“. Er bemerkte, daß dann, wenn der ernstliche Sucher erkennt, daß das Festhalten am Materiellen ihn von der geistigen Erbschaft abhält, er freudig den Weg des Verzichts betreten wird. Dann wird der Reiche freudig seinen weltlichen Besitz mit dem Bedürftigen teilen. 'Abdu'l-Bahá verglich die unaufdringliche, einfache Gastfreundschaft mit den teuren Festmahlen der Reichen, die zu oft bei ihren Festen die hungernden Volksmassen vergessen. Er spornte die Anwesenden an, das Licht in ihrem eigenen Heim zu verbreiten, sodaß schließlich es die ganze Gemeinde erhelle.

'Abdu'l-Bahá kehrte dann nach London zurück. Es war der ernste Wunsch derer, die das Vorrecht genossen hatten, ihn zu sehen, daß seine Nachfolger in anderen Ländern erfahren, wie sehr die Bewohner Cliftons Seinen Besuch schätzten und Seine geistige Macht. und Liebe erkannten.

Thomas Pole.


'Abdu'l-Bahá in Byfleet.

Am Nachmittag des 9. September hatte eine Gruppe von Arbeiterinnen der Passmore Edwards’-Kolonie, die ihre Ferien bei Miss Schepel und Miss Buckton bei Vanners in Byfleet zubrachten (einem Dorf, das 20 Meilen von London entfernt ist), den großen Vorzug, mit ’Abdu’l-Bahá zusammen zu sein. Sie schrieben einen kurzen Bericht über seine Worte, um sie für sich zu bewahren. Folgendes ist ein Auszug daraus:

„Wir versammelten uns im Kreise um ’Abdu'l-Bahá, und er hieß uns neben Ihm Platz zu nehmen. Eine der Anwesenden, die krank war, erhielt einen besonders herzlichen Gruß von ihm. ’Abdu’l-Bahá begann sogleich, als er Platz genommen hatte, mit den Worten:

„Seid Ihr glücklich ?“

Unser Antlitz muß ihm wohl die Antwort darauf gegeben haben. Er fuhr fort:

„Ich liebe Euch alle, ihr seid die Kinder des Königreichs und vor Gott gnädig aufgenommen. Mögt Ihr auch arm sein, so seid Ihr doch reich an Schätzen des Königreichs. Ich bin der Diener der Armen. Denkt daran, daß Jesus Christus sagte: „Gesegnet sind die Armen!“ Wenn alle Königinnen der Erde hier um mich versammelt wären, könnte ich nicht glücklicher sein !“

’Abdu’l-Bahá wußte, daß wir eine Kasse haben, mit der wir noch Aermeren zu helfen suchen. Er stund nun auf und sagte:

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„Ihr seid mir teuer. Ich möchte etwas für Euch tun! Ich kann nicht für Euch die Speisen zubereiten (er hatte uns zuvor in der Küche beschäftigt gesehen), aber hier ist etwas für Euern Fond".

Er ging im Kreis zu jedem Einzelnen mit einem wundersamen Lächeln, reichte ihm die Hand und grüßte ihn mit dem Bahaigruß:

„Allah o Abha!“

Später ging er in das Dorf, wo viele arme Kinder zu ihm kamen, auch Mütter mit kranken Säuglingen und Männer, die von der Arbeit herkamen. Er sprach zu ihnen durch einen Dolmetscher. Zur Teestunde kamen neue Freunde. ’Abdu’l-Bahá gefiel der Siedelungsgarten in Vanners, namentlich der kleine Obstgarten und die Rosen. Er sagte:

„Dies ist wie ein persischer Garten. Auch die Luft ist sehr rein“.

Beim Abschied reichte er jedem ein purpurfarbenes Stiefmütterchen aus dem Garten und sagte immer:

„Good by, Good by!“ (in englischer Sprache).

Am 28. September besuchte Abdul Baha noch einmal Vanners, eine kleine Farm des alten königlichen Ritterguts, das zurückreicht in die Zeit Eduards II. Er fuhr im Auto von London dahin, blieb über Nacht und kehrte am Abend des nächsten Tages heim.

’Abdu’l-Bahá war sehr gerührt über die Begegnung zweier Kolonnen von Knaben-Streifwachen (Pfadfinder), die des Wegs kamen. Als man ihm den Wahlspruch der jungen Leute: „Sei bereit!“ mitteilte und sagte, daß eine tägliche Liebestat eines ihrer Gesetze sei, daß einige dieser Knaben einen Brand gelöscht und bei einem kürzlich stattgehabten Eisenbahnunglück geholfen hätten, sagte er:

„Dies macht mich wirklich sehr glücklich!“

In Vanners angelangt, fand er eine große Menge Menschen aller Art am Tore vor, die ihn bewillkommnen wollten, von den Aermsten bis zu den Reichen, die von ihren Landgütern im Auto herbeigekommen waren. Eine große Anzahl folgte ihm, und so viele überhaupt Platz finden konnten, drängten sich in den Garten um Ihn. Eine lautlose Stille herrschte. Jedesmal, wenn ’Abdu’l-Bahá in diese Ortschaft kam, war dieselbe Aufmerksamkeit und Erwartung bei den Leuten zu finden. Nachdem ’Abdu'l-Bahá seiner Freude, mit ihnen zusammen zu sein, Ausdruck verliehen hatte, sprach Er zu einer kleinen Gruppe über die große Zivilisation des Abendlandes.


Die Sklavenkette des Menschen.

’Abdu’l-Bahá sagte:

„Luxus schneidet den Verkehr mit Gott ab. Jemand, der in den Fesseln seiner Begierden liegt, ist immer unglücklich; die Kinder des Königreichs haben die Fesseln ihrer Leidenschaft gesprengt. Brecht alle Ketten und sucht nach geistiger Freude und Erleuchtung; dann werdet ihr erkennen, obgleich ihr auf Erden wandelt, daß ihr im göttlichen Horizont steht. Dies ist allein dem Menschen möglich. Jedes andere Geschöpf ist an seine Umgebung gefesselt. Der Vogel ist an die Luft, der Fisch ans Wasser gebunden. Der Mensch allein steht außerhalb dieses Gebundenseins und macht sich die Elemente untertan. Er benützt die Elektrizität, und durch sein Erfindertalent setzt er sie in wundervolles Licht um oder macht sie zu einem Verkehrsmittel auf Tausende vor Meilen. Aber der Mensch kann auch selbst ein Sklave der Dinge, die er erfand, werden; denn nur der ist frei, der nicht Sklave seiner Begierden ist. Er ist dann, wie Christus sagt, vom heiligen Geist erfüllt.“


Gottes Allmacht.

Ein Freund frug 'Abdu'l-Bahá, wie weit der Mensch zu dieser Christus-Erkenntnis in ihm selbst gelangen könne, von der Paulus spricht, als unserer Hoffnung auf „die herrliche Freiheit der Kinder Gottes“.

'Abdu'l-Bahá wandte sich zu ihm mit großer Freude und sagte mit einer ausdrucksvollen Gebärde:

„Die Güte und die Macht Gottes ist für jede Seele schrankenlos. Bedenke, was die belebende Macht Christi war, als er auf Erden wandelte. Schau auf seine Jünger! Es waren arme und ungebildete Männer. Aus dem einfachen Fischer machte er den großen Petrus, und [Seite 55] aus dem armen Landmädchen Maria Magdalena machte er eine Persönlichkeit, die in der ganzen Welt heute bekannt ist. Viele Königinnen haben regiert, die geschichtlich durch ihre Taten bekannt sind, doch heute weiß niemand mehr von ihnen. Maria Magdalena ist größer als sie alle, Ihre Liebe war es, die die Jünger erstarken ließ, als ihr Glaube versagte. Was sie für die Welt leistete, kann nicht ermessen werden. Schau, welche Kraft in ihr entzündet wurde durch die göttliche Macht!“


Inspirierte Gottesboten.

Als 'Abdu'l-Bahá gefragt wurde, ob es immer notwendig sei, daß von Zeit zu Zeit Propheten aufstünden und ob die Welt nicht im Lauf der Zeit von selbst durch den Fortschritt zur Verwirklichung des Gottesreiches gelangen könne, antwortete Er:

„Die Menschheit braucht eine universale Antriebskraft, um sie zu beleben. Der inspirierte Gottesbote, dem direkt durch die Macht Gottes geholfen wird, bringt universale Wirkungen hervor. Baha’u’lláh erschien wie eine Sonne in Persien, die nun über die ganze Welt hin leuchtet“.


Frage: Ist es dies, was mit dem zweiten Kommen Christi genannt ist?

Antw.: „Christus ist ein Ausdruck der göttlichen Wirklichkeit, das einzigartige Sein der himmlischen Wesensart, die weder Anfang noch Ende hat. In jedem Zyklus ist ein Auftreten, ein Aufstieg und ein Niedergang der Offenbarung vorhanden“. - - -

Wer mit 'Abdu'l-Bahá zusammen war, konnte wahrnehmen, daß nach eindringlicher Rede mit den Menschen Er plötzlich sich umwandte und allein seines Weges ging. (Anmerkung der Schriftleitung: um zu meditieren und zu beten). Dann folgte ihm niemand. Bei diesem Anlaß, als er geendet hatte und durch das Gartentor nach dem Dorf wanderte, waren wir alle erstaunt über seinen freien, majestätischen Gang, der von einem amerikanischen Bahai beschrieben wurde, als der eines Hirten oder eines Königs.

Als er vorüberschritt, drängten sich zerlumpte Kinder zu Dutzenden an ihn heran. Die Knaben grüßten, als ob es ihnen in der Schule gelehrt worden wäre; sie bewiesen, wie instinktiv sie die Größe seiner Gegenwart empfanden. Bemerkenswert aber war die Ruhe selbst der derbsten Männer, wenn 'Abdu'l-Bahá kam. Ein armer Bettler rief aus: „Das ist ein guter Mann!“ und fügte bei, „o, der hat viel gelitten!“

'Abdu'l-Bahá hatte besonderes Interesse an Kranken, an Krüppeln und schlecht ernährten Kindern. Die Mütter mit ihren Kleinen folgten ihm, und ein Freund erklärte ihnen, daß dieser hohe Besuch über das Meer gekommen sei, aus dem heiligen Land, wo Christus geboren sei.

Den ganzen Tag drängten sich Leute an das Tor, um ihn sehen zu können, und über 60 Menschen kamen auf dem Fahrrad nach Vanners, um ihn zu sehen und ihn über allerhand Dinge zu befragen. Darunter waren Geistliche verschiedener Religionen, der Rektor einer Knaben-Volksschule, ein Parlamentsmitglied, ein Arzt, ein berühmter politischer Schriftsteller, der Vizekanzler einer Universität, mehrere Berichterstatter, ein wohlbekannter Dichter und ein Magistrat aus London.

Lange wird Er uns unvergessen bleiben, als Er an einem Bogenfenster im Nachmittagssonnengold saß, Seinen Arm um einen sehr zerlumpten aber sehr glücklichen kleinen Knaben gelegt, der gekommen war, um 'Abdu'l-Bahá um einen „Sixpence“ für seine Kasse und für seine kranke Mutter zu bitten, während im Zimmer neben Ihm Männer und Frauen sich über Erziehung, Sozialismus, die erste, "Reform-Bill“, die Beziehung der unterseeischen und drahtlosen Telegraphie zu der neuen Aera, in die die Menschen eintreten, unterhielten. Im Lauf des Abends kam ein jüngst verlobtes Brautpaar aus dem Dorfe, das Bahai-Schriften gelesen hatte und bat um Erlaubnis, zu Ihm kommen zu dürfen. Beide traten sehr schüchtern ein, erst der Mann, dann das Mädchen. 'Abdu'l-Bahá stand auf, um sie zu begrüßen und hieß sie im Kreise Platz nehmen. Ernst sprach Er zu ihnen über die Heiligkeit der Ehe, die Schönheit wahrer Seelenverbindung und die Wichtigkeit, für das kleine Kind und seine Erziehung zu sorgen. Ehe sie sich verabschiedeten, segnete Er sie und salbte ihnen Haar und Stirne mit persischem Rosenöl.


Über Erziehung.

'Abdu'l-Bahá legt großen Wert auf die Erziehung. Er sagte: [Seite 56]

„Die Erziehung des Mädchens ist heutigen Tags noch wichtiger als die des Knaben, denn sie ist die Mutter künftiger Geschlechter. Es ist die Pflicht für jedermann, sich um die Kinder zu kümmern. Kinderlose sollten — wenn möglich — die Verantwortung der Erziehung für ein Kind übernehmen“. — —

Der Zustand der Aermsten in den Dörfern sowohl als in London selbst machte schmerzlichen Eindruck auf 'Abdu'l-Bahá. In einem ernsten Zwiegespräch mit dem Vorstand eines Kirchspiels sagte 'Abdu'l-Bahá:

„Ich finde, daß England erwacht ist; es ist geistiges Leben zu verspüren. Aber Eure Armen sind so bitter arm! Das dürfte nicht sein. Einerseits habt ihr Reichtum und großen Luxus und andererseits leben Männer und Frauen im äußersten Hunger und im Elend. Dieser große Kontrast im Leben ist einer der Schandflecke der Zivilisation dieses erleuchteten Zeitalter. Ihr müßt viel ernstlicher auf die Besserung der Zustände der Armen bedacht sein. Gebt Euch nicht zufrieden, bis jeder, der sich Eurer Gemeinde angeschlossen hat, wie ein Glied einer Familie ist. Seht jedes an, als ob es ein Vater, ein Bruder, eine Schwester oder ein Kind von Euch wäre. Wenn Ihr dahin gelangt, werden all die Schwierigkeiten behoben sein und jeder wird wissen, was er zu tun hatt“. — -

Zu jemanden, der vom Wunsch der Menschen sprach, Land zu besitzen und auf die starke Gegenströmung der Arbeiterklasse hinwies, sagte 'Abdu'l-Bahá:

„Kämpfen unter Anwendung von Gewalt, selbst für eine gerechte Sache, wird keine guten Früchte zeitigen. Die Unterdrückten, auf deren Seite das Recht ist, sollen ihr Recht nicht mit Gewalt erzwingen, denn sonst hört das Uebel nicht auf. Die Herzen müssen sich wandeln. Der Reiche muß freudig geben. Das Leben im Menschen sollte wie eine Flamme sein und alle erwärmen, mit denen er in Berührung kommt. Die erwachte Vergeistigung ist wie eine helle Flamme im Ansehen vor Gott; sie spendet Licht und Freude unter den Menschen.


Worte von Baha’u'lláh.

(Aus Kita’bu ’l Akdas.)

Täglich müssen morgens und abends etliche Verse Gottes gelesen werden. Der, welcher dies unterläßt, ist Gott und Seinem Testament nicht getreu. Laßt niemals zu, daß das unablässige Lesen der „Verse“ und die guten Taten, die ihr im Tageslauf verübt, euch stolz machen. Liest ein Mensch täglich einen Vers aus den „Verborgenen Worten“, so ist es besser für ihn, als wenn er ganze Bücher der heiligen Schriften liest. Werdet nicht müde und belastet eure Seele nicht! Ladet eurer Seele keine niederdrückende Last auf, sondern gebt ihr, was sie erhebt mit den Flügeln der „Verse“ zur Herrlichkeit Gottes!


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Bericht an die Freunde im Osten und Westen. (Fortsetzung).

Eine andachtsvolle Stille lag über der enggedrängten Zuhörerschaft, die am Abend des 3. April 1913 im Bürgermuseum des Kommens 'Abdu'l-Bahá's harrte. Als unser geliebter Meister im Automobil anlangte, wurde Er mit tiefster Ehrerbietung und Liebe empfangen und die Treppe zum Saal emporgeleitet. Alles hatte sich erhoben und grüßte in stummer Verneigung die zum Rednertisch schreitende ehrwürdige, patriarchalische Gestalt. Mag auch von der Schönheit seiner Rede durch zweifache Uebersetzung in englisch und deutsch manches verloren gegangen sein, so machte doch der Sinn des Gesprochenen, wie auch der Wohlklang der Stimme 'Abdu'l-Bahás großen Eindruck. Seine Worte waren:

— Hier folgt im englischen Text die unverkürzte Ansprache. -

Nach Beendigung der Rede unseres geliebten Herrn dankte Ihm Herr Herrigel und betonte, wie sehr alle Anhänger der heiligen Lehre bereit seien, die Wahrheit zu verkündigen, die als großes Ziel den Weltfrieden bringen werde, die eine Wahrheit der Menschheit zu verkündigen, die vor Jahrtausenden und in alle Zukunft die gleiche Wahrheit bedeutet. Er wies auf Baha’u'lláhs Lehre hin, die auf gleicher Basis stehe wie die Lehre Christi.

Die letzten gütigen und verheißungsvollen Worte unseres Herrn an diesem Abend waren:

„Ich bin sehr glücklich, heute Abend mit Euch vereint gewesen zu sein, ich will für einen jeden von Euch beten. Ich weiß es und seid dessen gewiß, daß himmlische Segnungen auf Euch herabkommen werden!“

Wie ich schon erwähnte, war durch den Aufenthalt 'Abdu'l-Bahás das Hotel zum Wallfahrtsort der Freunde geworden und die übrigen Hotelgäste konnten sich nicht erklären, warum dieser orientalische Greis, obwohl auch den Fernestehenden Seine Erscheinung einen bemerkenswerten Eindruck machte, so viele deutsche Freunde besitze. Auf diese Weise empfing so mancher, wenn auch nur flüchtig, Kunde von der Weltlehre Baha’u’lláhs.

Des öfteren trug es sich zu, daß ich von meiner großen Verehrung zu dem geliebten Meister getrieben vor dem Hotel patrouillierte, um vielleicht Sein Antlitz oder Seine Gestalt für einen Augenblick zu gewahren, da mich bei dem grossen Andrang der Freunde eine gewisse Scheu zurückhielt, ihm lästig zu fallen. Des öfteren ging ich, ohne meinen Wunsch erfüllt zu sehen, traurigen Herzens nach Hause oder aber zog es mich so allgewaltig in Seine Nähe, daß ich mich wieder vor Seiner Türe fand. Es trug sich wiederholt zu, daß Er selbst im gleichen Moment die Türe öffnete, mich mit dem „Grossen Namen“ willkommen hieß und mich mit gütiger Handbewegung einlud, einzutreten.

Zu Eltern, die mit ihren Kindern im Alter von 4—7 Jahren 'Abdu'l-Bahá besuchten, sagte Er: „Dies sind gesegnete Kinder, erzieht sie in den Lehren Baha’u’lláhs, macht sie zu Bahai. Gebt ihnen eine gute Erziehung, sie sind reine, weiße Blätter, ihr schreibt darauf, ihr könnt sie gut oder schlecht beschreiben. Wenn sie in der Jugend gut erzogen werden, so werden sie später gute Mitglieder der menschlichen Gesellschaft werden. Sie sind wie junge Bäume, ihr könnt sie schief oder gerade ziehen!"

Er küßte die Kinder, segnete sie und beschenkte sie mit Süßigkeiten.

A. Sch.


Report to the Friends in the East and West.

(Continuation).

A deep spiritual silence reigned over the crowd of listeners who gathered together in the Bürgermuseum on April 3rd 1913 to listen to the blessed words of 'Abdu'l-Bahá, and when our Beloved arrived in the motorcar He was welcomed with deep emotion and love and escorted into the hall. Everybody arose from their seats and greeted the venerable patriarch with a deep reference as He advanced to the pulpit. If the beauty of His language partially lost through the double translation into English and German the essence of His words, as well as the sound of His blessed voice made a deep and lasting impression upon the audience. His words were as follows:

I came from far contries to see you, I have travelled 20000 miles to reach you. For 40 years I was in the „Great Prison“. When I was put in chains I was still a young man and when the gates of prison were opened my hair was white. After all the hardships and [Seite 58] sufferings of prison, I willingly and gladly took the fatique of a journey upon myself, and am now here to join you and to become united with you. My object is to illuminate and enlighten the world of humankind so that all people and nations may become united with each other in complete love and friendship. Religious-national precudices and differences of races must be extinguished. Humankind must be delivered, because the foundation of the religion of God is love, it is a general feeling of solidarity. But to-day the foundation of all religions has been lost, to-day all religions only consist of dogmas. Because these dogmas differ from each other, disharmony and hatred are the result. Religion must be the basis of all good fellowship. Consider the war in the Balkan, how much blood has been shed, how many thousands of mothers have lost their sons and how many children have become orphans. How many houses have been ruined, how many villages destroyed and how many towns devestated. The Balkan has become a volcano. Where do all these ruins come from? From the prejudices of dogma amongst one another. They are caused by superstition and racial prejudices. The essence of the religion of God is Love, and holy books prove this, because the essence of the religion of God is the light for humankind. Men of to-day have forgotten the real essence of religion. Every nation and all people cling to a certain dogma. Everything in the world of existence undergoes change, but changes and transformation are the results of life. For instance these flowers before us (touching the roses in front of Him) grow out of seed till they reach the degree of perfection, but when they have reached this degree, they gradually return to dust. This is an unalterable law of creation. In the same way man develops from his childhood, till he reaches maturity and as soon as this stage is reached he begins to descend. All religions and churches are subjected to the same law. They have been founded in order to flourish and to develop; and to diminish after fulfilling their mission. For instance: His Holiness Moses appeared many thousand years ago to establish the laws of God and to propagate the 10 Commandments. If these commandments were established they were afterwards changed and this change was so complete that nothing remained of the origin. Then God sent the Roman Emperor and caused him, to destroy the Holy Land because the people had forsaken the religion of God. The Jews finally posessed nothing but a large bundle of prejudices. When religion had reached this low ebb, God send His Holiness Jesus Christ. His Holiness Jesus Christ appeared as the light of the Sun of Truth and He again founded the religion of God. He also revived the laws given by His Holiness Moses and fulfilled them. This may prove to you, that religion is submitted to changes and also that the religions of the present are full of prejudices and are only transmissions which are handed down to us. Therefore our souls must strive day and night to reawaken the divine religions. These prejudices and these transmissions are like shells, and the true teachings of God are like the grain in the shell. We must devide the grain from the shell, Humankind is in darkness. It is our aim to enlighten humankind. It is certain, that after every dark night a bright day will dawn. It is our hope, that this darkness may be dispersed and that the rays of the Sun of Truth may shine again. We are confident, that after darkness a bright day will follow as we hope that after a cold winter a bright spring may appear and bring new life to the world of nature, so that the trees of mankind may again revive and become green and [Seite 59] that they may bring forth leaves, blossoms and fruit.

Praise be to God, the enlightened century has dawned. Praise be to God, that spring has come. Praise be to God that the reality of all things has been unveiled. This century is the century of life. This period is the period of knowledge This cycle is the cycle of Reality. This century is the century of liberty of thoughts. This day is the Greatest Day of the Lord. This century is the century of eternal life. This day is the day of the wafting of the Holy Spirit. This is the century, which calls to a new life. Therefore I hope, that all may be joined in harmony. Strive and endeavour that the standard of unity of mankind may be raised that the lights of universal peace may shine, that the East and the West may embrace each other, so that the material world may reflect the Kingdom of God. May Eternal light shine and may the day dawn, which is not followed by night. In this century every one must turn his countenance to God so that divine civilisation mav go hand in hand with material civilisation. Material civilisation alone cannot fill humankind with Hanpiness, divine civilisation is the founder of the world of morals. These two civilisations must go hand in hand. Material civilisation is like the light in the lamp. The glass without light is useless. Therefore we are living in days in which our sciences must go hand in hand with spiritual civilisation. Material civilisation is like a body and spiritual civilisation is like the spirit living in that body. As long as the spirit is living in that body, we see a living being before us, but a body without spirit is dead. It is my hope, that each of you may attain this degree of spiritual civilisation. As well as you may make great progress in material sciences you may also advance in the spiritual world, then the lights of the Kingdom may shine trough the whole world. May the Sun of Truth illuminate the East and the West.

O Thou gratious benevolent Lord. This gathering is Thy flock and Thou art the true sheperd. All are Thy children and Thou art their good father. O God shower upon them Thy blessings. Open the doors of Thy guidance! Help them through Thy Divine Cohords. Make their eyes to see, their ears to hear! Enlighten their hearts. Refresh their spirit, so that all may partake of a portion and a share of Thy Divine and never ending gifts. Be Thou their guardian and refuge in Thy Kingdom. O my God we are poor open to us the treasures of Heaven. O my God, we are unworthy, make us lovers of Thy Kingdom! O my God create communication between our hearts, join our souls! Let us all enter Thy Sanctury, so that all war and strife may end and that humankind may attain the highest point of peace. Verily Thou art the Giver, the Benevolent the Generous!“

After having finished His long blessed lecture Mr. Herrigel thanked our Beloved in the name of the audience and laid stress upon the fact, that all servants of 'Abdu'l-Bahá are ready to teach the truth, which will establish peace on earth and which is the same truth, as the teachings of Bahá'u’lláh and which are based upon the same foundation as the teachings of Christ.

'Abdu'l-Bahá concluded by saying:

„l am very glad to have met you tonight and shall pray for you all and for each one of you separately. I know and be assured, that heavenly blessings will be showered upon you!“

As I mentioned before Hotel Marquardt became a place of pilgimage to the friends, and the other guests of the hotel could not immagine how this Oriental Patriarch could have so many friends, but His personality made a great impression upon all of them. This curiosity caused a great many of them to inquire into the connection between 'Abdu'l-Bahá and us, and in this manner they learend the Cause of Bahá’u’lláh.

[Seite 60]

As far as I am concerned, I often found myself in front of the hotel, driven there by my great devotion and respect for my beloved Master, watching the windows, hoping to have the good fortune to get a sight of the blessed Face, because on account of the rush of so many friends, a certain shyness pervented me from disturbing Him. Sometimes I went home with a sad heart, but sometimes I was irresistibly driven to his Presence, and I found myself in front of His door and it sometimes happened that He opened the door Himself and welcomed me in inexpressible kindness with the ‚Greatest Name‘ and invited me to come in with benevolent signs of His blessed hand.

Some children of Bahais between the age of 4—7 years came to see the Beloved with their parents and to them He said:

„These children are blessed. You must educate them in the Teachings of Bahá’u’lláh. They are pure white pages. You write upon them. You can write good or bad upon these pages. If they are well brought up in their youth, they will become good members of society. They are like trees you can train them either crooked or straight.“

He kissed and blessed the children and handed sweets to them.

A. Sch



Die Stuttgarter Bahai-Jugendgruppe.

(Eingesandt.)

Schon seit längerer Zeit wurde es von manchen jungen Freunden schmerzlich empfunden, daß sich die Bahai-Jugend in Stuttgart ziemlich fremd gegenübersteht. In den wöchentlichen Versammlungen war kaum Gelegenheit geboten, sich gegenseitig näher zu treten. Wohl wurde allerseits die Notwendigkeit erkannt, daß sich die Jugend enger zusammenschließen und in die Lehren eingeführt werden müsse, um eine Grundlage und einen gesunden Kern für die Zukunft zu bilden.

Am 1. Mai traf sich eine größere Anzahl junger Bahai-Freunde im Hause von Herrn Gollmer, um sich über den Zusammenschluß der Jugend zu gemeinsamer Arbeit und Weiterbildung in der heiligen Sache auszusprechen. Die zahlreiche Beteiligung bewies den ernsten Willen zu einem derartigen Zusammenschluß. Herr Rommel, der auf dem Gebiet der Jugendorganisation und Jugendpflege durch seine führende Tätigkeit im evangelischen Verein junger Männer reiche Erfahrung besitzt, entwickelte eine Reihe anregender Gedanken über die Art und den Zweck des neuen Zusammenschlusses. Seine Vorschläge und Anregungen wurden allgemein mit Beifall aufgenommen. Zu seinen Ausführungen nahmen mehrere der Anwesenden Stellung und gaben neue Anregungen, sodaß folgendes Programm festgelegt wurde:

1. Die Stuttgarter Bahai-Jugend schließt sich zu einer Gruppe innerhalb der Stuttgarter Gemeinde zusammen und kommt regelmäßig in der Woche einmal, und zwar bis auf weiteres am Dienstag, abends 8 Uhr, in der Bahai-Bibliothek zusammen.

2. Die Zusammenkünfte sollen in erster Linie dazu dienen, die heiligen Lehren zu erschließen, durch gemeinsame Arbeit ein festes geistiges Band zwischen den einzelnen Freunden zu knüpfen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu wecken und zu stärken, sodaß die Worte ’Abdu’l-Bahás „Die Freunde müssen sich nach einander sehnen“, Wirklichkeit werden.

3. Neben dem Studium der heiligen Lehren sollen einzelne Abende der Literatur gewidmet sein. Es sollen Werke großer Männer verschiedener Geistesrichtung besprochen werden, insbesondere sollen diejenigen Gedanken Beachtung finden, die den Geist Baha'u'lláhs in sich tragen. Desgleichen sollen Fortschritte der Naturwissenschaft verfolgt werden.

4. Mit Jugendgruppen anderer Bahaizentren im In- und Ausland soll ein freundschaftlicher Gedankenaustausch angestrebt werden, um den Gedanken der Zusammengehörigkeit der Bahai über alle nationalen Schranken hinweg zu festigen.

Um den Briefwechsel mit Freunden anderer Sprachen zu erleichtern, soll die Erlernung des Esperanto im Auge behalten werden.

5. Allen Bestrebungen irgendwelcher Vereinigungen, die eines der Prinzipien der Bahailehre verfolgen, muß freundschaftlich begegnet werden; auch sollen sie nach Möglichkeit unterstützt werden. Mit Jugendgruppen derartiger Vereinigungen könnte in Verbindung getreten werden.

6. Neben der geistigen Fortbildung soll das gesellige Zusammensein gepflegt werden. Gemeinsame Spiele, Gesang und Musik sollen die Abende verschönen. Wanderungen sollen Verständnis und Liebe zur Natur wecken und pflegen.

7. Es soll eine Kasse errichtet werden, um die nötigen Ausgaben bestreiten zu können. Ebenso sollen Schriften, Spiele etc. beschafft werden. [Seite 61] In Notfällen in und außerhalb unseres Kreises soll Unterstützung gewährt werden.

Zum Schatzmeister wurde einstimmig Herr Nagel gewählt.

8. Um die Entwicklung und die Arbeit der Jugendgruppe verfolgen zu können, soll ein Tagebuch geführt werden.

Mit der Führung des Tagebuchs wurde Freund Diebold betraut.

Nach Feststellung des Arbeitsprogramms erzählte Aminullah Ahmedoff aus Aschkabat über die Organisation und Tätigkeit der Jugendgruppe seiner Heimat. Gleichzeitig stiftete er einen ansehnlichen Geldbetrag.

So ist der Grundstein gelegt zu einer sehr wichtigen Einrichtung. Die Jugend bedeutet die Zukunft. Wir alle sind fest gewillt, an uns selbst und miteinander ernstlich zu arbeiten, damit aus unserer Mitte tüchtige Pioniere für die heilige Sache hervorgehen. Gott möge unser Werk segnen!


Bericht des Werbe-Komitees.

Es ist vielleicht nicht bloßer Zufall, daß der Gründungstag des Werbekomitees mit dem Geburtstag. ’Abdu’l-Bahás, dem 23. Mai, zusammenfiel; jedenfalls aber ist es Tatsache, daß der erste Aufruf an die bei der Geburtstagsfeier anwesenden Freunde mit über 150 Stiftungen von einem vollen Erfolg begleitet war. So ist eine gute Grundlage geschaffen, auf der wir weiter arbeiten können.

Für das II. Quartal würde sich jede Stiftung auf Mark 700.— belaufen. Jedermann kann eine beliebige Anzahl Stiftungen zeichnen. Die Meldungen sind an den Deutschen Bahai-Bund, Alexanderstr. 3, Stuttgart, die Zahlungen an den Deutschen Bahai-Verlag, Postscheckkonto 25419, mit Notiz „Für Werbekomitee" zu senden.

Wir bitten gleichzeitig dringend um Einsendung genauer Adressen von bedeutenden Männern und Frauen jeder geistigen Richtung. (Kurze Bemerkungen erwünscht).

Bei unserer Werbearbeit soll als oberster Grundsatz gelten: Nicht Vermehrung, sondern geistige Verschmelzung aller wahrheitsuchenden Kräfte und Gemeinschaften unter dem Motte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst".

I.A.: Das Werbe-Komitee.


Vom Leiden.

Merket wohl, alle nachdenklichen Gemüter:

Das schnellste Roß, das euch zur Vollkommenheit trägt, ist Leiden. Niemand genießt so viel ewige Seligkeit, als die mit Christo in der größten Bitternis stehen. Nichts ist so gallenbitter wie Leiden, und nichts so honigsüß wie Gelittenhaben. Das sicherste Fundament, auf dem diese Vollkommenheit ruhen kann, ist Demut. Denn wessen natürlicher Mensch hier in der tiefsten Niedrigkeit kriecht, dessen Geist fliegt empor zur höchsten Höhe der Gottheit. Denn Liebe bringt Leid — und Leid bringt Liebe.

Meister Eckehart.

Nichts stiftet so viel Gutes wie das Leid. Jeder leidet, hat gelitten und wird leiden. Aber es ist der Grundgedanke großer Seelen: nicht zu zerbrechen.

Gobinau.

Die Liebe ist eine herrliche Sache; wir vertreten sie aus glühendem Herzen. Aber an rechter Stelle. Denn es ist die höchste, edelste, feinste Kraft, eine Seelenkönigin, die erst dann aus ihren Reichen in unsern rauhen Planeten eintritt, wirkt und leuchtet, wenn die nötige grobe Vorarbeit geleistet ist.

Türmer, Feb. 1923. S. 353,



La sepa principo.

Egalaj rajtoj de la homo) antau la lego.

La le$oj de Dio ne estas le$oj de arbitro ati de potenco, sed manifestacioj de I!’ vero, de !’ prudento kaj justeco.

Antaü la le&o, kiu devas regi, &iuj homoj estas egalaj. La celo de puno ne estas vengi, sed malhelpi la krimon.

La re£oj devas regi safe kaj juste; princoj, parlamentanoj kaj vilaßanoj, ili &iuj havas egalajn rajtojn je justa.traktado, neniu - devas esti preferata aü favorata. Jugisto ne devas jußi „laü rango de persono“, li devas Ciuokaze uzi la legon per severa nepartieco.

Kiam iu agas krime kontraü vi, vi ne estas rajtigataj, la krimon ne publikigi. La lego devas puni la koncernan personon, por malhelpi ripeton de sama krimo al aliaj personoj. Rilate al komuna bonfarto de popolo la sufero de unuopa homo havas nenian signifon.

Se en Cu lando orienta kaj okcidenta regos perfekta justeco, la tero farigos loko de la beleco. La indo kaj egaleco de Äuj servistoj de Dio estos aprobataj; la idealo de I’ solidareco de la homa raso, vera frateco de la homoj, estos efektivigata, kaj la mirinda lumo de la suno de I’ vero lumigos la animojn de &iuj homoj.

[Seite 62]


La oka prineipo.

Universala paco kaj Esperanto.

Abdul Baha parolis: „Estas necese, ke la popoloj kaj registaroj. de Ciuj nacioj ekstarigas internacian arbitracian, tribunalon &i devas esti kunmetota el elektitaj membroj de Ciuj landoj kaj registaroj. La delegitoj de tiu &i granda konsiligo devas kunveni pace. Ciujn disputajojn de internacia karaktero oni devas prezenti al tiu arbitracia tribunalo; $ia tasko estos, decidi di Cion per arbitracio, kio alimaniere kaüzos militon. La misio de tiu Ci arbitracia tribunalo estos malhelpi la militon. Unu el la plej grandaj pa$oj en la direkto de universala paco estos la enkonduko de universala lingvo. Baha’u’lläh ordonas, ke la servistoj de !’ homaro kunvenas kaj elektas ekzistantan lingvon aü kreas novan, Tiu Ci ordono estis donita antali 40 jaroj en libra de leßoj. Estas konate, ke la problemo, koncerne la diversajn lingvojn, estas tre grava. Ekzistas pli ol 800 lingvoj en la mondo, kaj neniu estus

kapabla lerni Ci &iujn.

-a homaj rasoj nuntempe ne estas tiel izolitaj kiel en iamaj tempoj. Por interrilati &iulande estas necese, paroli ilian lingvon. Universala lingvo ebligus la rilatojn inter

&iuj nacioj. Estus nur necese, krom nia patra lingvo koni la universalan lingvon. Lasta ebligus al la homo, interkomunikißi en la tuta mondo. Ni ne bezonus trian lingvon. Kiel bone kaj profite estus, se oni povus paroli sen interpretisto kun iu ajn membro de fremda raso aü lando.

Esperanto estis proponita kiel mondlingvo. Gi estäs delikata elpensajo kaj belega laboro kaj povas esti pli kaj .pli evoluigata. Por la plej multaj personoj $i estas facile lernebla. .

Oni devas arangi internacian kongreson, kiun partoprenas delegitoj Ciunaciaj tutmondaj. Ili devas pritrakti la enkondukon de mondlingvo kiel unu ella plej gravaj problemoj por la unueco de la homaro.

Tiel longe tia interkomprenilo ne esias uzata, la mondo Ciam sentos la neceson de internacia helplingvo. La lingvo diferenco estas unu el la plej gravaj kaüzoj de malsimpatio kaj malkonfido, kiuj ekzistas inter la nacioj. Pro pli ol unu kaüzo iremdigas se iu ne komprenas la lingvon de alia. _Se &iu parolus tian mondlingvon, Öiuokaze estus multe pli facile, servi al la homaro.

Pro tio Sat Esperanton, $i estas la komenco de l’ plenumo de unu el la plej gravaj leßoj de Baha’u’lläh. .


La naüa principo.

Religio ne devas miksigi kun politiko.

Abdul Baha parolis: Du tlefmotivoj influgas la homon; tiuj ©i estas la espero je rekompenco kaj la timo pro puno.

Tiuj, kiuj posedas aütoritaton aü okupas gravajn postenojnenlaregistaro devas konsideri tiel esperon kiel timon. Hia laboro estas interkonsili legojn kaj zorgi pri justa administracio. \

‘La tendo de lä mondordo estas konstruita. sur du kolonoj „rekompenco kaj puno“, En despotaj registaroj gvidataj de personoj ne kredan taj al Dio, kiuj ne konas timon pro spirita puno, la plenumo de le&oj estas tirana kaj maljusta. Estas neniu pli bona rimedo malhelpi subpremojn ol la du sentoj „espero kaj timo“. Tiel politika kiel spirita ıli havas signifon.

Kiam jugistoj kaj oficistoj konsiderus la

spiritajn sekvojn de siaj decidoj kaj sekvus al la gvidado de I’ religio, tiam ili estus agentoj kaj reprezentantoj de Dio. Pro dia amo ili defendus la interesojn de liaj servistoj same, tiel kiel la proprajn interesojn. Kiam reganto aü jußisto havas la konscion de sia respondeco kaj timas, malobei la dian leßon, tiam lia jußo estos justa. Kiam li opinias, ke la sekvoj de lia agmaniero postvivas lian teran vivon, kaj ke li devas rikolti, tion kion li semis, tiam li certe evitos maljustajojn kaj tiranajojn

Alitlanke, kiam. oficisto opinias, ke iu respondeco de liaj agoj Cesos kun lia tera vivo; kiam li scias nenion pri dia boneco kaj spirita regno de I’ £0jo, tiam mankos al li tute la motivoj por justa agmaniero kaj por la entuziasmo, kiu estas necesa por la forigo de subpremafoj kaj maljustajoj.

Kiam jugisto scias, ke dia jugisto pesas liajn jugojn, kaj ke li — se .ilin ne estas taksataj tro malpezaj — venos en la Cielan


[Seite 63]

ei EEE ETERraEn EEE TEE EETEIEEnAEBeEETEE

re£landon, kie brilas la luno de dia rekom-.

penco super li, tiam li certe penos agi juste kaj nepartie. Vi vidas, kiel grave estas, ke la Stataj oficistoj estas lumigataj per la religio.

La pastraro ne devas sin okupi pri politikaj problemoj. En la nuntempaj statoj de I’ mondo religiaj aferoj ne devas esti konfuzataj per politiko, Car iliaj interesoj ne estas la samaj.

- ‚La religio depas sin okupi pri aferoj de

’ koro, de spirıto kaj moralo, dum politiko havas materiajn vivinteresojn. La pastraro ne devas tu$i la regnon-de politiko, ili devas sin okupi pri spirita eduko de !’ popolo, ili devas \bone konsili kaj multe peni veki spiritan sopiron en la koroj de ia homoj, plivastigi komprenon, plibonigi moralon kaj pligrandigi amon al la justeco.

Tio konsentas kun la instruoj de Baha’ u’lläh. Ankaü en Evangelio estas skribite: „Donu al la imperiestro, kion li povas pretendi, kaj donu.al Dio, kio apartenas al li,

En Persujo kelkaj el la diplomatoj estas religiaj, ili estas modelo por la aliaj, ili servas Dion kaj obeas liajn legojn; ili jußas juste kaj regas traktante Ciujn sammaniere. Sed en tiu ©i lando ekzistas ankaü diplomatoj sen pieco, estas viroj, kiuj ne pripensas la sekvojn de sia agmaniero kaj nur laboras por siaj propraj interesoj. Estas, tiuj ©i viroj kiuj estigis en Persujo multe da -maltrankvilo kaj malfacilajoj.

Amikoj de-Dio! Estu vivantaj ekzemploj de justeco, por ke la mondo rimarku la favoron de Dio en viaj faroj, por ke la justeco kaj kompatemo estu malkaßataj.

La justeco ne estas limigita, $i estas universala eco. lliaj efikoj devas enigi en Ciujn klasojn, de la plej alta $is la plej malalta. La justeco devas esti sankta al la homoj, kaj la rajtoj de Ciuj personoj devas_ esti konsiderataj. Deziru por aliaj nur tion, kion vi deziras por vi mem. Tiam ni estos felicaj en la suno Je justeco, kiu malsuprenlumas de I’ dia horizonto sur nin,

Ciu homo okupas honorpostenon, kiun li ne devas forlasi. Simpla laboristo, kiu agas maljuste estas same mallaüdinda kiel maljusta reganto. Ni &iuj devas elekti inter _ justeco kaj maljusteco,

Mi esperas, ke vi iuj estas justaj, kaj ke vi direktas vian pensadon al unueco de lahomaro. Mi esperas, ke vi neniam faros malutilon al viaj kunhomoj, kaj ke vi neniam parolos malbonon pri il. Mi esperas, ke vi gardas la rajtojn Ciuhomajn kaj pli zorgos pri la interesoj de aliaj ol. pri la viaj. Tiamaniere vi farigos steloj de dia justeco, vi agos konsente kun la instruoj de Baha’ u’lläh, kiu ‚suferis sennombrajn Cagrenoin kaj persekutojn dum sia tuta vivo. Modele li montris la virtojn de dia mondo al la homaro kaj ebligis al vi, efektivigi la superecon de !’ spirito; li &ojigis vin je la justeco de Dio.



Buchbesprechung.

Vor uns liegt ein Buch, betitelt: „Geheime Gesellschaften in alter und neuer Zeit", herausgegeben unter Mitwirkung namhafter Schriftsteller von E. Th. Martens (Verl. F., E. Baumann, Schmiederg u. Leipzig). Dasselbe bespricht teils eingehender teils kürzer die Mysterien des Altertums (die Geheimreligion Aegyptens, die chaldäischen, persischen, griechischen, jüdischen Mysterien, die indischen Religionen, den Islam), die alten und neuen gnostischen Bewegungen (Essäer, Kabbalisten, Stoiker, Manichäer, Pythagoräer, Mithraskult, Neuplatoniker, moderne Gnostiker etc.), die Rosenkreuzer und Alchimisten, die Geistlichen- und Ritterorden, die Freimaurerorden, die Feme, die Illuminatenorden, den Gralsorden, Deutschmeister-, Guttempler-, die Studentenorden, die Quäker, Mormonen, die Heilsarmee — und in einem. Anhang die englischen, amerikanischen, slawischen, italienischen, spanischen, jüdischen, neuzeitlich-orientalischen, chinesischen und japanischen Geheimbünde und zum Schluß die Anthroposophische Gesellschaft. Eine Menge Stoff ist da auf 340 Seiten zusammengetragen, so verwirrend viel, zum Teil auch Ungenaues, daß man sich nicht leicht durcharbeitet. Man muß sich dabei wundern, was doch die Menschen in alter und neuer Zeit in die Religion, in dieses einfache, natürliche Verhältnis des Menschen zum Göttlichen alles „hineingemischt“ haben. Auch hier hat der Mensch „viele Künste“ gesucht und hat den Weg zu Gott statt erleichtert, nur erschwert. Immerhin ist es aber von Interesse, mit dem hier Gebotenen sich bekannt zu machen. An den Ausführungen über den „Bahai-Orden‘ (?) S. 272, die ziemlich dürftig, ungenau, ja teilweise irrig sind, ist allerdings manches auszusetzen. Bei einer Neuauflage sollte der Verfasser sich vorher genauer über die Bahai-Lehre (nicht „Orden“!). orientieren.

J.

[Seite 64]


Bestellung für alle Arten von Büchern.

Bei Angabe des Verlags besorgt der Bahai-Verlag, Hölderlinstr. 35 Stuttgart alle gewünschten Bücher für die Freunde. Die Differenz vom Verlags- und Buchhändlerspreis würde dadurch dem Fond des Bahai-Verlags zugeführt.

Die Schriftleitung.


Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart

Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33

In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’o’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha o’Ilah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’o lab, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Dhelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

Der heutige Teuerungszuschlag im Buchhandel beträgt den 2000 fachen Betrag des Friedenspreises.

Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.


EINBANDDECKEN für die Sonne der Wahrheit, Jahrgang 2, können beim Verlag bestellt werden. Preis M. 900.-- das Stück. Völliges Einbinden der Hefte besorgt der Verlag zu M. 1200.-- per Band.


Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.

Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.

[Seite 65]

Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)