| SONNE DER WAHRHEIT | ||
| Heft IV | JUNI 1922 | |
| ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART | ||
Die Hauptpunkte der Bahailehre [Bearbeiten]
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten -— das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre ist Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha’o’llah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde.
| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis des Einzelheftes M. 4.75, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 13.50 |
| Heft 4 | Stuttgart, im Juni 1922 | 2. Jahrgang |
Inhalt: Allah o Abah! — Behütet die Gottessache! — Brief von Shogi Effendi. — Briefe vom „Größten Heiligen Blatt“ (Schwester Abdul Bahas). — Aus einem Tablet Abdul Bahas an eine Dame, welche ihn im Februar 1908 in Akka besuchte. — Aus „Des Meisters Botschaft an die Gläubigen in Amerika.“ — Ueber das Hinscheiden Abdul Baha’s. — Brief von Frau Alice Schwarz an ihre Familie. — Baha’Ullah. — Ueber die Anwesenheit Herrn Herrigels in Berlin. — Mitteilungen.
| Die guten Absichten der Geliebten Gottes und die wohlgemeinten Pläne der wahren Freunde werden verstärkt durch die Macht des Wortes Gottes; dadurch werden sie eindrucksvoll und rasch in der Wirkung und werden zum Anlaß für das Leben der menschlichen Welt. Abdul Baha. | „. . . . In der Zeit der Gottesoffenbarung spricht die Zunge Gottes das Wort, und durch das Wort das von Seiner Zunge fließt . . . wird alles, wonach du frugst und was du noch nicht an Wissen besitzest, enthüllt und offenbar. Achte darauf, daß du zu den Dankbaren zählst!” Baha’Ullah. |
Wahrlich, der Mensch, der, belebt durch den Hauch Gottes, an diesem Tage sich nicht erhebt, ist in der Tat vor Ihm, dem König aller Namen und Eigenschaften, tot. Erhebt Euch aus den Gräbern der Wollust und Begierde und wendet Euch zum Königreich des Herrn, der da regieret auf dem Throne der Welt, auf daß Ihr das, was Euch vom Herrn, dem Allmächtigen, verheißen wurde, sehen möget. — Erhebt Euch, o Ihr sterblichen Menschen! Seid treu in den Geboten und fest in der Liebe zu Gott und bestätigt mich, wodurch Ihr näher zu Gott gelangt. — Es ist Eure Pflicht, mit den Schwingen der Freude und der Glückseligkeit aufzufliegen zum höchsten Gipfel, zur Höhe heiliger Freude. Er hat Euch in den Tagen der Auferstehung zum größten Führer geleitet. — Diejenigen, die sich am Tag der großen Auferstehung durch Baha’Ullah von den Toten erheben und das wahre Leben — durch den klaren Ruf Gottes finden, werden nie mehr zur Finsternis zurückkehren. |
Behütet die Gottessache! [Bearbeiten]
An die Geliebten des Herrn, den wirklichen Freunden im ganzen Osten und Westen als Zeichen des All-Barmherzigen. — Möge die Herrlichkeit des Herrn, des Allerhöchsten, über ihnen allen sein.
O Ihr treuen Freunde! O Ihr aufrichtigen Diener von Baha ’Ullah!
Jetzt um Mitternacht, wenn aller Augen durch den Schlaf geschlossen sind, und die Menschen auf dem Ruhelager ihr Haupt auf das Kissen gelegt haben und in tiefem Schlaf liegen — wacht Abdul Baha im Bereich der „Geheiligten Schwelle“ und mit der Glut seiner Anbetung spricht er folgendes Gebet:
„O Du gütige und liebevolle Vorsehung!“
Bewegt ist der Osten, und der Westen braust wie die ewigen Wogen des Meeres. Der sanfte Lufthauch der Heiligkeit Gottes ist verbreitet, und aus dem unsichtbaren Reiche fallen die Strahlen des Reiches der Wahrheit leuchtend hernieder. Die Hymnen der göttlichen Einheit erklingen und die Zeichen der himmlischen Macht schweben durch die Welten. Engelgleiche Stimmen haben sich erhoben, und wie eines Leviathans Brüllen ergeht der Ruf zur Selbstlosigkeit und zur völligen Hingabe. Der triumphierende Ruf: „O Du Herrlichkeit aller Herrlichkeiten!“ schwingt durch alle Regionen. Die Herrlichkeit dessen, der alle Herzen erobert, erhebt sich in der Welt, und eine Bewegung ist da, die ein Suchen ist nach der Liebe zu Ihm, dem Unvergleichlichen, dem Vielgeliebten!
Die Geliebten Gottes, mit ihrem würzig duftenden Atem, brennen hell wie eine Kerze in allen Zonen, und die Freunde von ihm, dem Allbarmherzigen, sind in allen Ländern wie aufblühende Blumen. Sie rasten keinen Augenblick, sie atmen nur in Deinem Gedenken, sie verlangen nichts, als Deiner Sache zu dienen. Im Hain der Wahrheit sind sie wie Nachtigallen, die süße Lieder singen, und im Blumengarten der göttlichen Führung sind sie wie schöne, buntfarbene Blumen. Mit wundervollen Blumen schmücken sie die Wege der Wirklichkeit, wie die schwanken Zypressen zieren sie die Ufer der göttlichen Leitung. Ueber dem Horizont des Seins glitzern sie als leuchtende Sterne, und am Firmament der Welt leuchten sie wie glänzende Himmelskörper. Offenbarungen sind sie der himmlischen Gnade u. Morgendämmerungen des Lichts der göttlichen Hilfe.
Gib, o Du liebender Herr, daß sie alle fest und standhaft seien, daß sie scheinen mit ewiger Leuchtkraft, daß von ihnen ein sanftes Wehen ausgehe, als aus den Lauben Deiner liebenden Güte. Vom Ozean Deiner Gnade her möge eine Ausstrahlung sich ergießen, daß die gütigen Sprühregen Deiner Liebe Frische bringen und daß der Zephir uns seine Düfte aus dem Rosengarten Deiner Einheit entgegenwehe. Vergönne, o Du Allergeliebtester der Erde, uns einen Strahl aus Deiner Lichtfülle, und gieße, o Du Geliebtester der Menschheit, über uns das Licht Deines Antlitzes aus!
O Gott, Du Allvermögender, schütze uns und sei unser Obdach, und zeige uns, o Herr aller Geschöpfe, Deine Macht und Herrlichkeit!
O Du liebender Herr!
Die Anstifter zum Aufstand sind in
manchen Ländern rege und tätig bei Tag
und bei Nacht und begehen großes Unrecht.
Wie Wölfe liegen sie auf der
Lauer, und die unterdrückte, unwissende
Herde hat weder Hilfe noch Beistand;
Schweißhunde sind auf der Fährte der
Gazellen in den Jagdgründen göttlicher
Einheit, und der Fasan auf den Bergen
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der himmlischen Führung ist verfolgt
durch die Raben des Neids.
O Du göttliche Vorsehung!
Erhalte und schütze uns! O Du, der Du unser Schild bist, rette und verteidige uns! Laß uns nahe sein bei Deinem Obdach, nahe Deiner Hilfe und errette uns von allem Uebel. Du bist wahrlich der wahre Beschützer, der unsichtbare Hüter und der himmlische liebende Herr und Beschützer.“
O ihr Geliebten des Herrn!
Einerseits ist die Fahne des ewigen wahren Gottes entrollt und der Ruf zum Königreich erklungen, die Gottessache ist verbreitet, und die Wunder aus der höchsten Höhe sind in ihrer Herrlichkeit geoffenbart. Der Osten ist erleuchtet und der Westen ist voller Duft, der Norden duftet nach Ambra und nach Muskatblüten der Süden. — Andererseits nimmt der Haß und Groll der Ungläubigen zu, und sie stiften immer mehr Aufstand und Unheil an. Kein Tag vergeht, an dem nicht einige Männer die Fahne der Empörung ergreifen und zum Eintreten in die Arena des Mißklangs anspornen. Zu jeder Stunde gebraucht die häßliche Natter ihre Giftzähne und verbreitet ihr tödliches Gift.
Die Geliebten des Herrn sind aber in gänzliche Ergebenheit und Aufrichtigkeit gehüllt, unberührt von diesem Haß und dieser Bosheit. Glatt und hinterlistig sind diese Schlangen, diese Anstifter des Bösen, schlau in ihrer Verschlagenheit und Arglist. Seid auf eurer Hut und seid immer wachsam! Rasch von Begriff und scharfsichtig mit dem Verstand sind auch die Getreuen, und standhaft und fest sind die, die Gewißheit erlangt haben! Handelt mit aller Umsicht! „Fürchtet den Scharfsinn der Getreuen, denn er sieht das göttliche Licht!“ heißt es im Koran. Hütet Euch, laßt keine Seele heimlich einen Riß oder eine Verhetzung, die zum Streit führt, anstiften. In der Sache des unüberwindlichen Bollwerks seid tapfere Krieger und für den göttlichen Wohnort seid fleißige Gäste. Uebt größte Achtsamkeit und seid Tag und Nacht auf der Hut, daß Euch der Tyrann kein Leid zufüge. Studiert das Tablet „Der heilige Seemann“, damit ihr die Wahrheit erkennt und bedenkt, daß die „Gesegnete Schönheit“ die künftigen Ereignisse alle vorausgesagt hat. Laßt den, der erkennt, gewarnt sein!
Wie Staub ist Abdul Baha an der „Gesegneten Schwelle“, wo er Tag und Nacht mit dem Ausdruck der Ergebenheit und Demut mit der Bekanntgebung Seiner (Gottes) Zeichen beschäftigt ist, und wenn er irgendwie Zeit findet, so betet er heiß und begeistert, indem er sagt: „O Du göttliche Vorsehung! Wir sind bejammernswert, gewähre uns Deine Hilfe; wir sind heimatlose Wanderer — schenke uns Dein Obdach; wir sind zerstreut, einige Du uns; wir sind verirrt, führe Du uns zusammen; wir sind zerteilt, einige uns zu einer Herde; wir sind beraubt, gewähre Du uns einen Anteil; wir sind verdurstet, führe Du uns zu dem Quell des Lebens; wir sind schwach — stärke uns, daß wir uns aufmachen, um Deiner Sache zu dienen und uns als Lebendige auf dem Weg der Führung darzustellen!“
Die Ungläubigen bemühen sich Tag und Nacht — öffentlich und geheim — die Grundpfeiler der Sache zu erschüttern, den gesegneten Baum zu entwurzeln, diesen Diener an seinem Dienst zu verhindern, heimlich Zwietracht und Händel anzufachen und Abdul Baha zu vernichten. Nach außen sind sie wie Lämmer, doch inwendig sind sie reißende Wölfe; süß in Worten, aber mit einem Herzen voll tödlichen Giftes!
O Ihr Geliebten! Behütet die Sache
Gottes! Laßt Euch von keinem süßen
Gerede täuschen, sondern beachtet den
Beweggrund einer jeden Seele und denkt
über das nach, was ihr angenehm ist.
Seid geradeaus, achtsam und auf Eurer
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Hut. Schützet euch, aber greift nicht an!
Wendet Euch ab von der Verurteilung
eines andern und von übler Nachrede.
Ueberlaßt ihn den Händen Gottes!
Ueber Euch sei die Herrlichkeit der Herrlichkeiten.
- (gez.) Abdul Baha Abbas.
Brief von Shoghi Effendi. [Bearbeiten]
Dieser Diener ist durch das schmerzliche Ereignis und den großen Kummer (das Hinscheiden S.H. Abdul Baha zum Reiche Abhas) von Leid und Schmerz so schwer betroffen und durch die Störungen, die die Feinde der Gottessache hervorriefen, so bedrückt, daß er glaubt, daß seine jetzige Anwesenheit hier in dieser Atmosphäre nicht im Einklang mit der Erfüllung seiner wichtigen und heiligen Pflichten steht.
Aus diesem Grund habe ich, unfähig etwas anderes zu tun, für eine gewisse Zeit die Angelegenheiten der Sache — sowohl daheim als auswärts — unter die Oberaufsicht der hl. Familie und unter die oberste Leitung des „Größten heiligen Blattes“ gestellt, bis ich durch die Gnade Gottes wieder Gesundheit, Kraft, Selbstvertrauen und geistige Energie erlangt habe und, im Einklang mit meinem Ziel und Wunsch, ganz und beständig das Werk des Dienstes in meine Hand nehmen und so zu meiner größten geistigen Hoffnung und Erwartung gelangen kann.
- Der Diener an Seiner Schwelle:
- (gez.) Shoghi.
Briefe vom ‚Größten Heiligen Blatt“ (Schwester Abdul Bahas). [Bearbeiten]
Liebe Freunde in der Sache EI Abha’s!
Ihre Briefe mit der Bezeugung. Ihrer Ergebung haben das heilige Land erreicht, und Shoghi Effendi rechnet auf Ihre Mitarbeit, um in Einigkeit die universale Botschaft der Wahrheit und Liebe verbreiten zu können.
Durch die „Geistigen Gemeinschaften“ muß die Bahaiwelt von jetzt an miteinander verbunden sein in einem einmütigen Vorwärtsschreiten. Die lokalen Fragen müssen aber ihnen (den Geistigen Gemeinschaften) überlassen werden.
Seit dem plötzlich hereingebrochenen Ereignis, dem Aufstieg unseres geliebten Abdul Baha, ist Shoghi Effendi so tief erschüttert, daß er die notwendige Ruhe sucht, in der er über die ihm auferlegte große Aufgabe nachsinnen kann. Um dies tun zu können, hat er vorübergehend dies Land verlassen.
In seiner Abwesenheit hat er mich als seine Stellvertreterin bestimmt. Während er sich mit dieser großen Angelegenheit befaßt, ist die Familie Abdul Bahas dessen gewiß, daß Sie alle sich bemühen werden, die Sache Baha ’Ullah’s siegreich vorwärts zu bringen.
Durch geeinigtes Bestreben und Reinheit der Absichten werden große Dinge in der dieser Sache bedürftigen Welt erreicht werden.
Wir wollen uns alle zu Gott wenden, daß Er uns helfe, in Liebe zu lehren und wirkungsvolle Handlungen zu vollbringen, damit ein Zeitalter des Friedens und der Erleuchtung seine Segnungen über die Menschheit ausbreite.
- (gez.) Bahejjah.
Allah o Abha!
An unsere teuern Freunde in Deutschland!
Wir danken Euch herzlichst für Eure lieben Briefe der Teilnahme, und wir schätzen Eure liebevollen Zeilen, die wie ein wohltuender Balsam für unsere wunden Herzen sind.
Es wäre unser sehnlichster Wunsch,
einen jeden Brief persönlich beantworten
zu können; aber der Schlag, der uns traf,
kam so plötzlich und die Arbeit, die darauf
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folgte, war so dringend und so überwältigend,
daß uns die Zeit dazu gebrach.
Nun möchten wir Euch wissen lassen,
daß Eure Worte über Euren unerschütterlichen
Glauben und Eure Liebe
unser größter Trost in diesen kummervollen
Tagen war, denn wir fühlten, daß
Ihr alle zumal treu und pflichteifrig euch
anstrengt, das Werk fortzuführen, dem
das Leben unseres geliebten Meisters
galt.
Wir sind Gott mehr als dankbar, daß Er uns nicht ohne Führer ließ, sondern daß Er (Abdul Baha) Shoghi Effendi ernannte, um die Verwaltung der Sache zu führen.
Wir hoffen, daß die Freunde Gottes und des Geliebten und die Dienerinnen des Barmherzigen für uns beten, damit wir befähigt werden, Shoghi Effendi in jeder Weise, soweit es in unserer Kraft liegt, in seiner Mission, die ihm anvertraut ist, zu unterstützen.
Herzlichst ihre Mitarbeiterin im Dienst der Wahrheit
- Bahejjah Khanum
- und die Familie von Abdul Baha.
Haifa, Berg. Carmel (Palästina).
- Rizwanfest 1922.
Aus einem Tablet Abdul Bahas an eine Dame, welche ihn im Februar 1908 in Akka besuchte. [Bearbeiten]
Möge Gott Dein Angesicht erleuchten durch Seine Liebe!
O Du von der Liebe Gottes Angezogene!
Den Brief, den Du mir vor Deiner Abreise geschrieben hast, habe ich gelesen, und sein Inhalt machte mich glücklich. Ich hoffe, daß Dein inneres Gesicht derart erleuchtet wird, daß Dir die himmlischen Geheimnisse offenbar und klar werden.
Im Anfang Deines Briefes steht ein gesegnetes Wort und dies heißt: „Ich bin eine Christin.“ Ich wünsche, es wären alle wirkliche Christen, denn ein Christ zu sein dem Namen nach ist leicht, aber ein wirklicher Christ zu sein ist schwer. Gegenwärtig gibt es über 500 Millionen Christen, aber die wirklichen Christen sind rar; denn diese sind Seelen, deren Schönheit das Licht Christi und der himmlischen Vollkommenheit ausstrahlt. Dies ist etwas Großes, es ist der Brennpunkt aller Tugenden. Ich hoffe, daß du auch eine wirkliche Christin bist.
Danke Gott, daß Du durch seine Lehren endlich eine große Erleuchtung, und Einsicht erlangt hast, und daß Du im Glauben und in der Ueberzeugung fest und beständig wurdest. Ich hoffe, daß auch andere erleuchtete Einsicht und hörende Ohren haben, um zum ewigen Leben zu gelangen, damit alle Religionsbekenntnisse gleich Flüssen in zahlreichen Strömen zu dem großen Ozean zurückkehren, damit sie ein Meer werden und dieselben Wogen verursachen und eine vollständige Verbindung unter einander herstellen mögen. Wirkliche Einigkeit, verursacht durch die göttliche Macht, wird die Verschiedenheiten der Kanäle beseitigen. Dies ist die Hauptgrundlage. Wenn dies zur Ausführung kommt, dann werden die andern Probleme auf natürliche Weise gelöst werden.
O Du Ehrenwerte! In diesem erleuchteten Jahrhundert lehren uns die göttlichen Lehren, daß niemand die Seelen oder die Eigenschaften der Unwissenden geringschätzen sollte, indem er sagt: „Du weißt nicht, was ich weiß.“ Nein, er muß vielmehr alle mit Respekt betrachten und sowohl in der Rede als in den Beweisführungen in einer Art gemeinsamer Erforschung mit ihnen verkehren, indem er zu ihnen sagt: Es gibt verschiedene Probleme; kommt, laßt uns eine genaue Untersuchung vornehmen, um zu sehen, was und wie sie sind.
Der Bahailehrer soll sich nicht selbst für weise und andere für unwissend halten. Solche Gedanken werden zur Ursache des Stolzes, und der Stolz ist wiederum der Grund, warum er keinen Einfluß auf seine Zuhörer hat. Der Bahailehrer soll für sich selbst keinen Vorrang beanspruchen; er soll mit den andern verkehren in größter Freundlichkeit, Demut und Bescheidenheit. Diese Art der Rede hat Wirkung, sie wird zur Ursache der Erziehung für die Seelen der andern.
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Alle Propheten wurden von Gott gesandt.
Christus offenbarte und die „Gesegnete
Vollkommenheit“ (Baha ’Ullah)
verkündigte das Wort Gottes zu dem
Zweck, daß die Welt der Menschheit eine
himmlische Welt werden möge; daß das
Irdische göttlich, das Dunkle erleuchtet,
das Satanische engelhaft werden soll, und
daß Einigkeit, Harmonie und Liebe zwischen
allen Völkern der Erde hergestellt
werden möchten, damit eine himmlische
Einigkeit zustande komme, durch die
die Fundamente der Uneinigkeit zerstört
und ewiges Leben und ewige Gnade erreicht
werden.
O du Hochgeschätzte! Betrachte die Welt der Existenz. Einigkeit, Harmonie und Verbindung sind die Ursachen des Lebens, während Auflösung und Uneinigkeit die Ursachen des Todes sind. Wenn du auf die verschiedenen Lebewesen blickst, so wirst du sehen, daß jedes seine Existenz dadurch hat, daß es aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt ist. Wenn nun diese verschiedenen Elemente aufgelöst und zerstreut werden und Trennung an Stelle der Vereinigung tritt, so wird die Existenz vernichtet werden.
O du Verehrte! Obschon in den vergangnen Jahrhunderten auch Vereinigungen bestanden, so war doch die Herstellung einer vollkommenen Einigung unmöglich, denn die Mittel einer engen Verbindung fehlten; zwischen den fünf Erdteilen gab es noch keine Verbindung und keine Gemeinschaft. Sogar der Austausch von Ideen unter den Völkern eines und desselben Erdteils war mit Schwierigkeiten verbunden. Deshalb waren sowohl Vereinigungen und Verbindungen, als auch ein Austausch von Ideen zwischen den Völkern der ganzen Erde fast unmöglich und unausführbar. Aber jetzt gibt es viele Verbindungsmittel, und die fünf Erdteile sind in Wirklichkeit wie ein einziger Weltteil.
Diese Verbindungsmittel sind die Wunder dieses herrlichen Jahrhunderts, dieser großen Zeitepoche; die früheren Jahrhunderte besaßen diese Mittel nicht wie dies erleuchtete Jahrhundert. Zuletzt werden noch mehr Lichter in die Welt hereinleuchten. Die Zeichen dieser großen Lichter erscheinen schon jetzt gleich der Morgenröte am Horizont der Welt.
Der erste Lichtstrahl ist die politische Vereinigung, und eine Spur von ihm ist schon erschienen.
Das zweite Licht ist die Harmonie der Ideen in bezug auf große Dinge; die Wirkungen davon werden bald sichtbar werden.
Das dritte Licht ist die Vereinigung in der Freiheit, welche sicherlich zustande kommen wird.
Das vierte Licht ist die Vereinigung der Religionen, und diese bildet die Hauptgrundlage für die Einigung der Menschen. Der Beweis dieser Vereinigung wird in den Weltkongressen zutage treten.
Das fünfte Licht ist die Vereinigung der Nationalitäten, und in diesem Jahrhundert wird die Idee der Brüderlichkeit mit voller Macht erscheinen. Zuletzt werden sich dann alle Völker der Welt wie Bewohner eines Landes betrachten.
Das sechste Licht ist die Vereinigung aller Rassen. Alle Völker der Erde werden sein wie eine Rasse.
Das siebente Licht ist die Einheit in der Sprache; d.h. es wird eine Sprache geschaffen werden, welche alle Völker erlernen können und durch welche alle miteinander verkehren werden.
Diese hier erwähnten Dinge werden sicherlich kommen, denn sie sind bestätigt durch himmlische Macht.
In großen Bahai - Versammlungen im Orient kannst Du sehen, wie sich Christen, Juden, Zoroastrier und Mohammedaner miteinander verbinden und in vollkommener Einigkeit, Brüderlichkeit, Liebe, Freiheit und Freude miteinander verkehren.
Bedenke, was die Macht des Größten Namens vollbracht hat!
- (gez.) Abdul Baha Abbas.
Aus „Des Meisters Botschaft an die Gläubigen in Amerika“. [Bearbeiten]
Der Meister sagte: „Wenn euch jemand
über Baha ’Ullah fragt, so sagt
ihm: Er ist der Erzieher des ganzen Universums.
Seine Lehren sind die Ursache
des Lebens für die Weiten, der Einigkeit
und Harmonie der Menschen, der [Seite 55]
Uebereinstimmung der Völker und des universalen
Friedens.“
„Jede große Sache, von der wir hören, jede große Bewegung in der Welt muß jemand haben, der dafür einsteht und sie verteidigt. Die Größe dieser Sache wird sein wie eine Flut. Sie wird sein wie die Wogen des Stillen Ozeans; keine andern Wogen sind so groß wie diese. Wenn die Sache gefestigt ist und auf einer guten Grundlage ruht, so werden alle kommenden Ereignisse zu ihrer Unterstützung und ihrer Verbreitung: beitragen. Wenn die Winde heftig wehen, dann werden die kleinen Bäume entwurzelt, aber die festgewurzelten und grossen Bäume werden stehen bleiben. Diese Vergleichung ist auf diese Sache anwendbar; sie muß große Unterstützung haben. Der Widerstand und die Empörung des Volks werden in der Tat sehr groß sein, aber für die Wahrheit wird dieser Widerstand und die Unruhe der Nationen zur Ursache von Kraft und Macht werden. Wenn wir sehen, daß die Nationen und Völker ihr Aeußerstes tun, um diese Sache zu zerstören, so dürfen wir uns nicht beunruhigen, denn je mehr sie sich widersetzen, desto mehr wird diese Sache ins Licht gerückt werden. Deshalb sollen alle wie feste Berge sein, feste und gefestigte Gläubige. Aber alles, was wir tun, müssen wir mit Vorsicht und Weisheit tun. Alle unsere Taten müssen mit Freundlichkeit getan werden. Die Weisheit dürfen wir nicht außer acht lassen, sondern müssen immer an ihr festhalten. Ihr könnt getrost und sicher sein, daß der Beistand Gottes immer euch gewiß ist. Die Diener Gottes sind die Sieger und Heerscharen Gottes. Denket nach über die Zeit nach Christus und über die jetzige Zeit, und ihr werdet es verstehen.“
„Die Nationen bekämpfen und verfolgen einander um der Oberherrschaft willen; auch dem Meister verursachen sie Widerstand und Verfolgungen, weil er die Völker einigt. Wie wunderbar ist es, daß das orientalische Volk dem Volke des Westens die Hände reicht und sich mit ihm verbindet. Die verschiedensten Menschen — auch diejenigen, welche grausam sind und einander in offener Feindschaft gegenüberstehen — werden unter einem Zelt versammelt werden, um die Fundamente zu legen, welche die Ursache von Harmonie und Einigkeit sind und werden der Feindschaft und dem Haß mit Liebe und Freundschaft begegnen. So wird sich der Krieg in Friede, Blutvergießen und Vernichtung von Menschen in Freude und Ruhe verwandeln. Gott sei Dank, daß ihr standhaft seid in der Wahrheit, daß diese Saat der Liebe, nachdem sie gepflanzt ist, Frucht trägt, wie unsere Versammlung heute abend zeigt, wo wir alle in einem Kreise versammelt sind. Im Vertrauen auf Gott hoffen wir, daß dieser Kreis vergrößert werde und schließlich das ganze Universum umfaßt, so daß die ganze Menschheit unter einem Zelt versammelt ist und alle unter einem Gesetz stehen wie eine Nation, eine Familie, ein Haus. Dies alles wird eintreffen und durch die Macht und Hilfe Baha ’Ullahs verwirklicht werden. Je mehr die Lehren verbreitet werden, desto größer wird der Erfolg der Wahrheit sein.“
„Betet dafür; erbittet und erflehet es von dem Königreiche Abhas. Alle diese Prophezeiungen werden in einer verhältnismäßig kurzen Zeit erfüllt sein, und Liebe, Friede und Einklang werden aufgerichtet werden. Gott sei Dank, daß ihr Werkzeuge der Hilfe Gottes seid und daß das Licht Gottes euch alle erleuchtet. Die Heerscharen des Königreiches sind unsere Helfer; der Heilige Geist steht allen bei. Die geistige Woge, die von Gott ausgeht, ist unsere Führung und Stärke. Durch die Lehren Baha ’Ullahs wird euch geholfen werden. Gebrauchet kein anderes Schwert. Verursacht bei niemand eine Aufregung. Seid freundlich zu allen Leuten; liebet sie mit reinem Geist; bittet Gott für alle. Sollte euch Widerstand oder Beleidigung, widerfahren, so ertragt sie und seid gegen eure Widersacher so freundlich als ihr nur sein könnt. Liebet die Menschen nicht bloß mit Worten. Wenn sie euch schlagen, so bittet um Vergebung für sie. Wenn sie euch der Treulosigkeit bezichtigen, so bittet um Führung für sie. Wenn sie euch schelten, so seid ihnen dankbar. Baha ’Ullah sagte einmal: ‚Wäre es nicht gegen die öffentliche Moral, so würde ich den, der mich ermordet, zu meinem Erben einsetzen.“ Aus diesen Worten können wir den Stand eines Märtyrers und Heiligen in seiner Sache erkennen.“
Der Meister sagte auch, wir möchten
zu Gott beten, daß wir standhaft würden
in Seinem Dienste. Der Menschheit[Seite 56]
dienen, heißt Gott dienen. Er
sagte ferner: „Habt ihr das Tablet gelesen,
welches von der „Gesegneten Vollkommenheit“
an Napoleon geschrieben
wurde? Dies Tablet ist ein genügender
Beweis für Baha ’Ullah’s Sendung; es
wurde veröffentlicht als Napoleon so
machtvoll war, daß er sagte: „Auf dieser
Erde bin ich der einzige Gott!“ Zu
einer solchen Zeit wurde dies Tablet geschrieben
und über die ganze Welt verbreitet.
Baha ’Ullah war eingekerkert in Akka, und der Gouverneur von Akka bat um die Ehre, in die Gegenwart Baha ’Ullahs kommen zu dürfen. Fünf Jahre lang bat dieser Mann (namens Zeah Pascha), daß ihm dieser Besuch gewährt werde, aber Baha ’Ullah hat es ihm nie erlaubt. Alle Leute von Akka wußten dies. Die „Gesegnete Vollkommenheit" war eingekerkert, dennoch hatte Baha ’Ullah die Macht, etwas zu verweigern, oder etwas, das er wünschte, zu tun.
Der Meister sagte, daß er drei Jahre lang krank gewesen sei, seit er aber wieder in Gefangenschaft sei, fühle er sich munter und glücklich. Vorher sei sein Appetit gering gewesen, aber nun sei er besser. Er sagte: „So Gott will, mögen sich Trübsale und Prüfungen täglich vergrößern. Wenn das Leben leicht und ohne Prüfungen dahingeht, ist es nutzlos, und seine Resultate sind fruchtlos. Was wäre das Ergebnis, wenn ein Mensch hundert Jahre lang leicht und behaglich leben würde? Wenn er aber in der Sache Gottes durch Trübsale und Ungemach geht, so ist dies die beste von den allerhöchsten Gaben.“
Als sie Kurrat ul Ayn festnahmen, um sie zu töten, zog sie sich ihre besten Gewänder an, die sie hatte und schmückte sich schön. Sie nahmen sie in einen Garten und töteten sie. Denket daran, wie manche Dienerin und wie viele demütige Diener in der Sache Gottes den Märtyrertod starben. Bedenket, wie Er sie erzog! Es wird dies jetzt noch nicht verstanden, später wird es verstanden werden, da werden in der Sache Gottes Leute auftreten, die dem Glanz der Sonne gleichen. In dem Verhältnis, wie ihr Fortschritte machet, werdet ihr Gott näher kommen, und in dem Verhältnis, wie ihr euer Leben der Sache Gottes opfert, werdet ihr von dem Beistand Baha ’Ullahs umgeben sein. Vergegenwärtigt euch die wundervolle Macht Baha ’Ullahs, durch welche wir hier versammelt sind. Welche große Liebe! Welch hoher Grad von Liebe ist es! Wir müssen uns später dieser Versammlung erinnern; ihre Resultate werden später sichtbar werden. Die Wirkung des Regens, welcher heute auf die Saat herniederfällt, wird erst später sichtbar; wenn die Saat den Zustand der Reife erlangt hat, bringt dieser Regen Früchte hervor. Der Same hat eine Kraft in sich, aber sie ist verborgen; wenn er aber aufgegangen und den Zustand der Reife erreicht hat, wird sie sichtbar.“
Der Meister hofft, daß diese Kraft auch in uns erscheinen und offenbar werden möge.
Ueber das Hinscheiden Abdul Baha’s. [Bearbeiten]
Es ist wohlbekannt, daß die Geliebten von Abdul Baha in allen Ländern der Welt begierig warten auf Einzelheiten und nähere Umstände über sein Hinscheiden aus diesem irdischen Leben. Aus diesem Anlaß ist folgendes niedergeschrieben:
Wir erkennen mehr und mehr, daß der Meister Tag und Stunde wußte, wann seine Mission auf Erden beendet sei und er in seine himmlische Heimat eingehen werde. Er war besorgt, daß seine Familie keine Vorahnung von dem kommenden Leid haben sollte. Es scheint, als ob aller Augen verhüllt worden wären durch ihn mit der stets liebevollen Rücksicht auf die Seinen, damit sie die Bedeutung gewisser Träume und anderer Zeichen kommender Ereignisse nicht erkennen möchten. Dies erkennen sie jetzt als seinen Wunsch, damit ihre Kraft erhalten bliebe in der großen Prüfung,
*) Dieses Schriftchen wird in Bälde veröffentlicht werden. Schriftltg.
[Seite 57]
wenn sie eintreten sollte, und damit sie
nicht vom Vorgefühl des seelischen
Schmerzes zerschmettert würden.
Aus den vielen Zeichen der Annäherung der Stunde, in der er von seinem Lebenswerk auf Erden sagen konnte: „Es ist vollbracht.“, scheinen zwei hier folgende Träume von Bedeutung zu sein. Etwa zwei Monate vor seinem Scheiden erzählte der Meister seiner Familie folgendes:
„Mir war, als ob ich in einer großen Moschee stünde, im innersten Raum, den Blick dem Quibla zugewendet (dem Ort der Anbetung, wohin sich die Betenden wenden, — wie in der christlichen Kirche nach Osten —) und dem Ort des Imam. Ich bemerkte, daß eine große Menschenmenge die Moschee betrat und immer noch strömten Scharen von Menschen herzu und nahmen ihren Platz in den Hallen hinter mir ein, bis es schließlich eine ungeheure Menschenmenge war. Als ich so dastand, rief ich laut den „Ruf zum Gebet“. Plötzlich kam mir der Gedanke, die Moschee zu verlassen. — Als ich mich außerhalb befand, sagte ich zu mir: „Aus welchem Grund bin ich weggegangen ohne das Gebet geleitet zu haben? Aber es schadet nichts; jetzt, nachdem ich den Ruf zum Gebet erschallen ließ, wird die große Menschenmenge allein das Gebet singen.“
Als der Meister verschieden war, dachte seine Familie über diesen Traum nach und legte ihn folgendermaßen aus:
Er hat diese große Menschenmenge — alle Völker, alle Religionen, alle Rassen, alle Nationen und Reiche — zur Vereinigung und zum Frieden gerufen, zu universaler Liebe und Brüderlichkeit, und nachdem er sie rief, kehrte er zu Gott, dem Geliebten zurück, auf dessen Befehl er den königlichen Ruf erhob und die göttliche Botschaft brachte. Diese gleiche Menschenmenge — die Völker, Religionen, Nationen und Rassen — wird das Werk, zu dem sie Abdul Baha rief, fortsetzen und selbständig zu seiner Erfüllung bringen.
Wenige Wochen nach diesem Traumgesicht kam der Meister aus dem besonderen Zimmer im Garten, das er kürzlich bewohnt hatte und sagte:
„Mir träumte, ich sehe die „Gesegnete Schönheit“ (Baha ’Ullah) zu mir treten und sagen: „Zerstöre diese Kammer!“
Die Seinigen, die wünschten, daß er im Hause schlafen sollte und die nicht ruhig waren, wenn sie ihn in der Nacht allein wußten, riefen aus: „Ja Meister, wir glauben, dein Traum bedeutet, daß du dieses Zimmer aufgeben und ins Haus ziehen sollst.“ Als er dies von uns hörte, lächelte er verständnisvoll, obgleich er mit unserer Auslegung nicht übereinstimmte. Späterhin begriffen wir, daß mit der „Kammer“ der Tempel seines Körpers gemeint war.
Einen Monat vor seinem Tod erhielt Dr. Sulayman Raf at Bey, ein türkischer Freund, der als Gast im Hause war, ein Telegramm mit der Anzeige des plötzlichen Todes seines Bruders. Abdul Baha tröstete ihn und flüsterte ihm zu: „Sei nicht traurig, denn er ist nur von dieser Ebene (Sphäre) in eine höhere versetzt; auch ich werde bald versetzt werden, denn meine Tage sind gezählt.“ Dann liebkoste er ihn, indem er ihm mit der Hand die Schulter streichelte und sagte, indem er in sein Gesicht schaute: „Und das wird sich zutragen in den allernächsten Tagen.“
In derselben Woche schrieb er ein Tablet nach Amerika, in dem folgendes Gebet steht:
„Ja Baha’u’l-Abha (O du, die Herrlichkeit der Herrlichkeiten), ich habe der Welt und den Menschen entsagt und bin gebrochen und sehr traurig über die Ungetreuen. Im Käfig dieser Walt flattre ich wie ein geängstigter Vogel und sehne mich jeden Tag darnach, meinen Flug nach deinem Königreiche anzutreten.“
„Ja Baha’u’l-Abha! Lasse mich aus dem Kelch des Opfers trinken und befreie mich. Erlöse mich von diesen Schmerzen und Leiden, von diesen Anfechtungen und diesem Kummer! Du bist der, der hilft, der unterstützt, der behütet, der seine hilfreiche Hand ausstreckt.“
Am letzten Freitag Morgen seines Lebens (25. Nov.) sagte er zu seinen Töchtern: „Die Hochzeit von Khusraw muß heute vollzogen werden. Wenn ihr zu sehr beschäftigt seid, so will ich eigenhändig die Vorbereitungen dazu treffen, denn es muß heute geschehen.“ (Khusraw ist einer der beliebtesten und vertrauenswürdigsten Diener in des Meisters Haus.)
Abdul Baha besuchte das Mittagsgebet
in der Moschee. Als er zurückkam, fand
er die Armen, die auf die Almosen warteten[Seite 58]
welche er jeden Freitag zu geben
gewohnt war. An diesem Tag blieb er
— wie üblich — unter ihnen, trotz großer
Müdigkeit und gab mit eigener Hand
jedem eine Münze.
Nach dem Mittagsmahl diktierte er einige Tablets — seine letzten — Ruhi Effendi. Als er geruht hatte, machte er im Garten einen Spaziergang. Er schien in tiefes Nachdenken versunken zu sein.
- (Fortsetzung folgt.)
Brief von Frau Alice Schwarz an ihre Familie. [Bearbeiten]
Meine ersten Nachrichten aus Triest und Alexandrien sind längst zu Euch gelangt, und ich weiß, Ihr zieht in Gedanken mit uns in das ferne geliebte Land, nach Haifa, dem Ziel unserer Sehnsucht, die nun gestillt ist. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto beklommener wurde mir zu Sinn, auch stieg das Leid, daß unser geliebter Meister nicht mehr körperlich unter uns ist, neu in mir auf. Könnte ich Euch sagen, was alles meine Seele erbeben machte, doch ich finde die Worte nicht dazu, alles ist Gefühl, Ahnen, Wissen. Leuchtet hier die Sonne heller als daheim? alles scheint mir in einem Meer der Harmonie, in einem großen Akkord vereint. Ich schließe meine Seele ganz auf und lasse die Atmosphäre auf mich einwirken; ich weiß nur: ich lebe jetzt auf heiligem Boden, am Fuß des Berges Gottes, der so mächtig zu mir redet. Doch davon später. Jetzt zum Erleben des Alltags. Ich muß rasch über die Ankunft am Bahnhof, den herzlichen Empfang durch bekannte Bahai — ihre liebe Hilfsbereitschaft — hinweggehen und Euch von dem „Willkomm“ durch Shoghi Effendi erzählen, der so überaus herzlich und schön war, als ob unser geliebter Abdul Baha uns selbst willkommen hieße. Er erwartete uns vor dem Garteneingang auf der Straße. Wir legten rasch ab, um seiner Einladung, in den Garten Abdul Baha’s zu kommen, der zunächst unserem Pilgerhauses liegt, Folge zu leisten. Ich weiß, daheim sind Frühjahrsstürme, fällt schneegemischter Regen, es ist kalt, unfroh; hier leuchten uns die früchtebeladenen Orangen- und Zitronenbäume entgegen, deren Blüten die Luft mit berauschenden Düften erfüllt. Tausend Rosen blühen in den sommerlichen Beeten, Levkoien, Myrthen, Veilchen und allerlei andere Blumen in großer Pracht. Shoghi Effendi führte uns zu den Lieblingsrosen und den süßen Zitronenbäumen des geliebten Herrn. Er brach uns die schönsten Blüten und erzählte uns von Abdul Baha. Er wußte ja wohl, was uns so sehr bewegt; ich danke ihm in meinem Innersten so sehr für dies feine Verstehen. Lange waren wir zusammen; er führte uns eine Strecke den Berg hinan, erzählte und frug nach den deutschen Bahai; er erkundigte sich eingehend über unser Tun und über die Entwicklung in Deutschland. Shoghi Effendi ist, obgleich erst 24 Jahre alt, von einer hohen geistigen Reife. Ich schreibe Euch später mehr von ihm. Ich weiß nur, daß der erste Eindruck, den ich erhielt, mich ganz für ihn einnahm; dem wäre auch so gewesen, wenn unser geliebter Herr ihn nicht ausdrücklich an Seiner Statt als Beschützer der Gottessache und als Haupt des „Hauses der Gerechtigkeit" eingesetzt hätte.
Der Orient hat für mich etwas Berauschendes. Ihr kennt meine Liebe für den herben deutschen Frühling; aber ich liebe auch dieses Land, das so geheimnisvoll, so völlig anders ist. Oder ist es in der Hauptsache dieser Ort, wo der Geist Abdul Bahas überall fühlbar lebt?
Unsere Zeit ist ganz in Anspruch genommen.
Mit Tau und Tag ist hier alles
lebendig; wir frühstücken gemeinsam mit
den amerikanischen und englischen Bahai,
die im Hause wohnen. Es herrscht
ein lieber Sinn der Gemeinschaft und des
Zusammengehörens hier, es tut das Eine
dem Andern zu liebe, was es nur kann.
Alle Mahlzeiten, außer dem Frühstück,
werden vom Haus des Meisters fertig
herübergebracht. Die Bedienung bei
Tisch übernimmt Fugeha, ein Japaner,
ein sehr körpergewandter, an Gestalt
kleiner, etwa 38—40jähriger Bahai. Die
Paßbesorgungen, Erkundigungen und
Postangelegenheiten macht Lotfullah S.
Hakim, der Euch durch seinen Besuch
im Jahre 1913 bekannt ist; er studierte
damals Medicin in London und kam mit
Ali Akbar hierher. Unermüdlich und
stets voll Humors sind diese beiden sich
völlig aufopfernden Freunde und treuen[Seite 59]
Diener des Meisters; ihre Liebesmühe ist
so selbstverständlich, daß man kein Wort
darüber zu verlieren braucht.
Als wir heute früh durch den unbebauten, taufrischen Grasgarten, der unser Pilgerhaus umgibt, gingen, kam Rouha Khanum, die zweitjüngste Tochter des Meisters zu Besuch zu uns, sie war unverschleiert und freute sich sehr, den lieben Vater kennen zu lernen. Ich selbst wurde den Frauen des Hauses unseres Herrn gleich am ersten Tage vorgestellt; sie sind noch ganz gebrochen durch das rasche Hinscheiden von Abdul Baha. Rouha Khanum erzählte viel aus der Kindheit Abdul Baha’s, von seiner großen Weisheit schon im Kindesalter und seinen Leiden, die seine Jugend so ernst machten. Sie sprach sehr lebhaft in gutem Englisch. Rouha Khanum ist die Gattin von Mirza Jalal, sie wohnt in nächster Nähe des Hauses des Meisters in einem schönen Haus; die Gärten sind zusammenhängend. Shoghi Effendi wohnt der größeren Ruhe halber in diesem Haus. Sie erzählte von dem Begräbnis, wie sich die Leute darum stritten, den Sarg tragen oder nur berühren zu dürfen; sie sprach hier von Nichtbahai: Mohammedanern, Drusen, Christen und Juden. Jetzt, nachdem sich Seine Augen für immer geschlossen haben, gehen die ihren auf. Sie sehen, welch eine Liebe mit ihm gegangen ist: ausnahmslos segnend und spendend, ihnen ein seelischer und materieller Halt. Ich weiß von Leuten in Haifa, die ihr Leben lassen würden, wenn sie Ihn zum Dasein wiedererwecken könnten.
Wir machten einen Gang durch die Stadt. Die deutsche Kolonie interessierte uns natürlich sehr; sie ist schön angelegt, und gut gehalten. Jedes Haus hat einen netten Garten, doch keiner weit und breit reicht an das kleine Paradies heran, das der Meister um sein Haus schuf. In den deutschen Familien hat sich der schwäbische Dialekt stark erhalten, obgleich uns etliche Deutsch-Haifaner sagten, sie seien hier geboren und hätten Haifa nie verlassen. Die semmelblonden Kinder mit ihren lichtblauen Augen, mit gestärkten Schürzchen sind echt deutsch, ein großer Kontrast zu den Eingeborenen. Die Kolonie hält sich möglichst für sich, obgleich ihre Geschäfte oder Läden meist im arabischen Hauptteil der Stadt liegen. In dieser deutschen Kolonie hat Abdul Baha, besonders in der harten Zeit des Kriegs und der Hungersnot in Palästina, in aller Stille unbeschreiblich viel Gutes getan, und die Leute reden dort mit höchster Liebe und Hochachtung von Ihm. Das Herz von Haifa bildet für den Fremden die Altstadt (für uns die Persische Kolonie) mit ihren Marktstraßen, mit ihrem bunten und lärmenden Leben. Der Verkehr spielt sich meist auf der Straße ab oder aber in kleinen, dumpfen Läden. Ein schrecklich vernachlässigtes Pflaster, das jetzt durch neue große Steinplatten ersetzt wird, die durch viel zu schwer belastete Esel oder durch geduldige Kamele herbeigetragen werden, erschwert den lebhaften Verkehr.
Bei einem deutschen Herrn B. machten
wir Besuch, der sich herzlich freute. Wir
entdeckten in einem Laden mit orientalischen
Teppichen einen Bahai, der, als er
uns erblickte, uns herzlich einlud, bei ihm
einzutreten und uns alles erdenklich Hübsche
an Stoffen und Waren zeigte. Nebenan
hat gleichfalls ein Bahai sein Geschäft
mit orientalischen Kunstgegenständen.
Der Teppichhändler, von dem
der bekannte Teppich Machnoon und
Leila ist, schloß seinen Laden und begleitete
uns als Führer, kaufte für uns ein
und brachte uns nach Hause. Nach Tisch
wurden wir zu Shogi Effendi gerufen. Er
ist eine sehr vornehme Erscheinung, er
ist sehr energisch und klar, weitblickend
und weise. Ihr werdet Euch freuen, wenn
Ihr seinen Brief „An alle Gläubigen“ lest;
er enthält das, was wir daheim schon
lange anstreben. Wir saßen bei der
Besprechung unter üppig blühenden
Orangenbäumen, mitten in Rosen. Er
brach uns wieder von den schönsten,
von Abdul Bahas Lieblingsrosen. Shoghi
Effendi ließ uns Tee und Mandarinen
bringen und behielt uns bis nach 5 Uhr
bei sich. Nächster Tage sollen wir mit
ihm im Auto von hier nach Akka fahren;
er will uns selbst die historischen
Stätten der Leidenszeit und Bahaijee mit
dem Grab Baha ’Ullah’s zeigen. Gestern
waren wir im Grabgebäude auf dem Berg
Karmel. — Oft habe ich mich daheim im
Geist hierher versetzt, aber meine Phantasie
reichte nicht an die Wirklichkeit heran.
Am Grab habe ich eine ungeheure
seelische Erschütterung empfunden, eine
Aufwühlung meines Innersten; es war
mir, als stünde ich vor meinem Meister
selbst — ein Begegnen der Wirklichkeit[Seite 60]
von Geist zu Geist, von Seele zu Seele.
Alles Körperliche war von mir abgestreift
und alle geistigen Organe waren
lebendig. Der „Berg Gottes“ hat viel
steiniges Geröll und Höhlen. In dem
Kalkstein erblühen wie in kleinen Jardinieren
tausende von Alpenveilchen, Klee,
rote, große Anemonen, allerhand wilde
entzückende Blumen, dazwischen da und
dort ein goldleuchtender Ginsterbusch.
Die geolog. Beschaffenheit des Karmel
könnet Ihr in dem Konversationslexikon
nachschlagen, ich beschreibe ihn Euch,
wie ich ihn empfinde. Der Berg hat eine
Seele, und die Sprache der Blumen habe
ich hier gelernt; alle diese Blumenseelen
danken Gott, daß sie blühen dürfen (wir
Menschen dagegen sind immer „Bittsteller“);
ihr zartes Blumenleben klingt in
den Akkord der jauchzenden Liebe für
den Schöpfer aus. Ich fühle eine strahlende
und auflösende Vergeistigung dieses
heiligen Bodens, und mein Herz
schlägt wie die Feierglocken. Mir ist, als
ob alle Blumen bitten: „Breche mich, daß
ich in meiner schönsten Pracht geopfert
werde an der Schwelle des Herrn!“ Ich
vollbringe diesen Wunsch und lege ihre
Kelche auf das tränennasse Tuch, das die
Schwelle deckt, an der wir betend niederknien.
Hier wird einem klar, was es heißt, Bahai zu sein; wenn doch alle erkennen würden und zu ihrem eigensten Wohl mitarbeiten würden mit ganzer Seele, mit aller Lieb und Treu. Wir hören hier ständig, welches Vertrauen unser geliebter Herr in uns setzte; dieses Vertrauen haben wir zu rechtfertigen. Ich sehe zu meiner Freude, daß die Deutschen in ihrer Bahaiarbeit den andern Nationen nicht nachstehen. Persien wird uns stets voraus sein, das bedingt schon das dort vergossene Märtyrerblut; aber man kann auch Märtyrertum tragen, das still und unsichtbar ist.
Heute hatte Mason Remey Besuch von amerikanischen Bekannten, wir waren dazu erwartet; sie interessieren sich sehr für die Lehre, wir konnten sie aber leider nicht sprechen, da unser Besuch bei Shogi Effendi zu lange dauerte.
Heute Abend ist, wie immer, Versammlung, ich nutze die Zwischenzeit, um zu schreiben. Alle männlichen Bahai und die europäischen Frauen sind dabei anwesend, die Frauen des Hauses nehmen im verdunkelten Nebenzimmer daran teil, da ihnen nach moslemitischem Gesetz nicht gestattet ist, unverschleiert vor Männern zu erscheinen. Abdul Baha gab der Regierung das Versprechen, seine Lehre hier nicht zu lehren; er fügte sich dem Gesetz und verlangte gleiches von den Seinen.
Shoghi Effendi nimmt an allen abendlichen Versammlungen teil; der Eckplatz im Diwan, den Abdul Baha inne hatte, bleibt unbesetzt.
Es ist jetzt Fastenzeit für die Bahai; neben der aufreibenden Arbeit, die Shoghi Effendi hat, ist dies keine Kleinigkeit. Bei den Versammlungen fordert Shoghi Effendi meist den lieben Vater und mich auf, zu den Pilgern zu reden, was er selbst für diese übersetzt. Heute abend will er zu Tisch zu uns kommen, um, wie allabendlich, vieles zu bereden. Ich wünsche mir hier, weitere Hörorgane und mehr Hände zu besitzen, um alles aufnehmen und erledigen zu können. Unsere Zeit ist kurz bemessen. Ich weiß nur eins, daß wir alle gar nicht dankbar genug sein können für alles, das Gott an uns tut.
Ich muß zu den Pilgern. Lebt wohl, lebt wohl!
Baha ’Ullah. [Bearbeiten]
Abdul Baha diris: „Hodiaŭ mi intencas
paroli al vi pri Baha ’Ullah. En la tria
jaro, post kiam Bab deklaris sian mision,
Baha ’Ullah estis kulpigata de la fanatikaj
mohamedanaj pastroj, ke li adoras tiun ĉi
novan dogmaron, kaj li estis arestata kaj
malliberigata. La proksiman tagon kelkaj
oficistoj de la registaro kaj aliaj influantaj
viroj pledis sukcese lian liberigon. Poste
li denove estis arestata, kaj la pastroj kondamnis
lin je morto. La guberniestro hezidis
la ekzekuton, ĉar li timis, ke revolucio
povus okazi. La pastroj kunvenis em
la moskeo, antaŭ kiu la ekzekutejo troviĝis.
Tie are kunvenis ĉiuj personoj de la urbo.
La teksistoj alvenis kun siaj segiloj kaj
marteloj, la buĉistoj kun siaj tranĉilegoj,
la masonistoj kaj la laboristoj ŝultreportis
siajn fosilojn. Ekscitigitaj per la fanatikaj
pastroj, ĉiuj ĉi viroj estis avidaj, pri la [Seite 61]
honoro
lin mortigi. Interne de l'moskeo la
ekleziaj scienculoj estis kunvenantaj. Baha ’Ullah
staris antaŭ ili kaj respondis al
ĉiuj demandoj plensaĝe. Li refutis tia frapante
ĉiujn argumentojn, ke fine li tute
silentigis eĉ la plej saĝan de la pastroj.
Tiam okazis -inter du pastroj diskuto pri la signifo de kelkaj vortoj en la skribaĵoj de Bab. Ili riproĉis al li malĝustecon kaj ostulis, ke li sin defendu, se li tion kapalas. La pastroj estis tute humiligataj, ĉar Baha ’Ullah pruvis al ili antaŭ la tuta kunvenaro, ke Bab absolute estis prava, kaj ke la kulpigo okazis pro nescio.
La ofenditaj pastroj ricevigis al li tiujn terurajn bastonbatojn sur la plandojn, kiuj estas kutimaj en oriento. Ankoraŭ pli furiozaj ol antaŭe, ili trenis lin antaŭ la murojn de la moskeo sur la ekzekutejon, kie la delogigita popolo atendis lian alvenon.
La guberniestro timis ankoraŭ ĉiam, cedi la postulon de l'pastroj kai lin mortigi. Li perceptis la danĝeron, en kiu la inda malliberulo estis kaj sendis kelkajn virojn por liberigi lin. Ili tion povis plenumi nur per tio, ke ili trarompis la muron de l'moskeo kaj forigis tra tiu ĉi malfermaĵo Baha ’Ullah ’n al gardata loko, sed ne en la liberecon. Sendinte lin al Teheran la guberniestro senŝarĝigis sin mem de la respondeco.
En Teheran Baha ’Ullah estis malliberigata en subtera malliberejo, en kiu neniam estis videbla brileto de la sunlumo. Ĉirkaŭ lia kolo oni metis pezan ĉenon per kiu li estis kunigata kun kvin pluaj anoj de Bab. Tiuj katenoj estis ligataj per fortaj kaj pezaj ŝraŭboj. Liaj vestoj estis disŝiritaj, same lia fezo. Kvar monatojn li devis suferi tiun ĉi teruran staton.
Dum tiu ĉi tempo al neniu el liaj amikoj estis eble viziti lin, Afizisto de l'malliberejo provis veneni lin, sed krom la fortaj doloroj, kiujn kaŭzis al li tiu ago, la veneno ne efikis.
Post tio la registaro liberigis kaj ekzilis lin kaj lian familion al Bagdad, kie li restadis dekunu jarojn. Dum tiu tempo li suferis la plej gravajn persekutojn, ĉar li estis ĉirkaŭata de la ĉiam pliiĝanta malamo de siaj malamikoj. Li suferis ĉian malbonon kaj ĉiajn turmentojn per la plej granda sinteno kaj per admirinda spiritforto. Frumatene leviĝante li ofte ne sciis, ĉu li ankoraŭ travivas la sunosubiron. Intertempe venis la pastroj kaj demandis lin ĉiutage pri la religio kaj metafiziko.
Laste la turka guberniestro ekzilis lin al Konstantinopel, de kie li estis forigita al Adrianopel. Ĉi tie li restadis kvin jarojn. Tiam li estis forigita al la malproksima fortikaĵa malliberejo Akka kaj per la militistaro de l'fortikaĵo severe kontrolata. Mankas al mi vortoj, por rakonti pri la multaj ĉagrenegoj kaj pri la mizero, kiujn li devis suferi, Malgraŭ tio Baha ’Ullah skribis en tiu malliberejo al ĉiuj regantoj de Europo, kaj ĉiuj ĉi leteroj — escepte de unu — estis forsendataj per la poŝto.
La leteron al la ŝaho de Persujo li konfidis al persa kredulo nomata Mirza Badi Khorasami, kiu surprenis, doni la leteron en la proprajn manojn de la ŝaho. Tiu kuraĝa viro atendis proksime de Teheran la ŝaĥon, kiu kaze de vojaĝo al la somerrestadejo estis venonta laŭvoje. La sentima sendito sekvis la ŝahon ĝis lia palaco kaj atendis, kelkajn tagojn proksime de la enirejo. Ĉiam oni vidis lin atendanta sur la sama loko de l'strato, ĝis fine personoj atentiĝis pri li. Ankaŭ la ŝaho aŭdis pri li kaj ordonis siajn servistojn, ke ili venigu tiun viron antaŭ lin.
Badi diris: „Ho, servistoj de la. ŝaho! Mi alportas leteron, kiun mi devas transdoni persone al la ŝaho.“ Venigate antaŭ la ŝaho li diris: „Mi alportas al vi leteron de Baha ’Ullah.“
Li estis tuj arestata kaj esplorata de tiuj, kiuj volante estus delogintaj de li tian informon, kian ili bezonis por plua persekuto de Baha ’Ullah. Sed Badi respondis nenian vorton; ili turmentegis lin, sed li silentis. Kiam ankaŭ post tri tagoj ili ne sukcesis paroligi lin, ili lin mortigis. La kruelaj homoj eĉ fotografis lin, dum li suferis la turmentantan martirmorton.
La ŝaho transdonis la leteron de l'Baha ’Ullah al la pastroj kaj ordonis al ili, ke ili klarigu al li la enhavon. Post kelkaj tagoj la pastroj diris, ke la letero estas skribita de politika malamiko. La ŝaho koleriĝis kaj parolis: „Tio ne estas klarigo; mi vin pagas, por ke vi legu kaj respondu miajn leterojn; mi postulas obeemon. La senco de la letero al la ŝaho estis la jena: „Ĉar nun la tempo estas veninta, ke la misio pri la majesteco de Dio devas esti instruata, mi petas la permeson, veni al Teheran, por respondi al la pastroj tiujn demandojn, kiujn ili postulos de mi.“
„Mi admonas vin, ke vi disiĝas de la brilego de via reĝeco. Memoru pri la grandaj reĝoj, kiuj vivis antaŭ vi; iliaj pompaĵoj estas malaperintaj!“
[Seite 62]
Tiu ĉi letero estis skribita tre belamaniere,
ĝi enhavis ankoraŭ pluajn admonojn por
la reĝo; en ĝi ankaŭ estis parolata pri la
triumfo, kiun la reĝlando de Baha ’Ullah
travivos tiel en oriento kiel en okcidento.
La ŝaho ne atendis la averton de la letero kaj vivis ĝisline en sama maniero.
Spite Baha ’Ullah estis en la malliberejo, tamen la granda potenco de la Sankta Spirito estis kun li. Neniun alian homon en tiu malliberejo oni povis kompari kun li. Malgraŭ ĉia ĉagrenego, kiun li suferis, li neniam plendis.
En la sento de sia nobleco li ĉiam rifuzis, peti favoron de la guberniestro aŭ de influhavantaj personoj. Kvankam li daŭre estis gardata, li tamen venis kaj iris laŭvole. Li mortis en domo, distanca tri kilometrojn de Akka.
Ueber die Anwesenheit Herrn Herrigels in Berlin. [Bearbeiten]
„Was für eine frohe Aufregung ergriff mich, als die Ankündigung eines Vortrages von Wilhelm Herrigel bei mir eintraf. Ich konnte den Tag kaum erwarten, Da — am Dienstag Vormittag kam er, begleitet von einem Freunde, in unsere Wohnung. Was für eine herrliche Stunde erlebte ich mit ihm, den ich sogleich als Bruder, als Freund empfand.
Von dem Augenblick an blühte es um uns und in uns, und um uns her war Licht und Sonne.
Den ersten Vortrag hielt Herr Herrigel weit, weit draußen im Osten. Die große Schul-Aula war verhältnismäßig gut besetzt. Düster war der Raum und traurig die Gegend, aber hell und strahlend war die Botschaft aus dem Munde des Bruders, der alle Herzen zu sich zwang.
Es war wundervoll, wie nach seiner Rede Dr. Bruno Wille, nachdem er sich das Wort erbeten hatte, den Eindruck des Gehörten schilderte:
„Eine hohe Stunde der Erbauung war es, die wir durch den Redner erleben durften. Hoch über dem Dunst und Nebel des Alltags, über seine Qual und sein Häßliches hat er uns hinausgehoben, und wir danken ihm für die Erquickung unserer Seelen. Seine Botschaft, aus tiefstem Herzen kommend, dringt tief in unser Innerstes. Nicht rednerische Kunst, sondern heilige Wahrheit strömt aus ihm und macht uns erbeben. Wir, die in der „Allgemeinde“ sich zusammengeschlossen haben, sind von derselben Sehnsucht erfüllt wie die Bahaibrüder, und so können wir uns wohl als Anhänger ihrer Lehre bezeichnen.“
Der Händedruck, mit dem Dr. Bruno Wille zum Schluß nocheinmal Herrn Herrigel seinen Dank aussprach, erschien mir wie ein Gelöbnis, das er in unser aller Namen aussprach.
Die heilige Stunde, die Du uns durch den Strom des Göttlichen gabst, der Dich durchrinnt, diese heilige Stunde macht uns alle zu sehnsüchtigen Pilgern nach dem Lichte der Wahrheit.
Zwei Vorträge noch, den einen im Osten, den andern im Westen, hielt Herr Herrigel und hatte damit die gute Saat ausgestreut. Alle, die sein Wort erweckt hat, sind ihm unendlich dankbar, daß er uns das Opfer der Reise gebracht hat.
Ich wünsche, ich hätte die Kraft zu schildern, wie beseligt ich nach dem ersten Vortrag war und was für köstliche Minuten es waren, die ich mit Freund Herrigel und Freund Bosch verlebte. Das war die große strahlende Freude und Seligkeit, die aus der Bahailiebe fließt, und erfüllt von ihr, schrieb ich Herrn Herrigel, daß alles Glück, das er in unsern Herzen aufblühen ließ, widerstrahlen möge auf seinem Weg und auf sein Gemüt!
Einige Freunde haben sich nun schon zu regelmäßigen Zusammenkünften zusammengefunden. Hoffentlich wird die Schar größer und bleibt vor allem treu. Die wahrhaft erfaßt sind von dem Licht, fühlen sein wundersames Wirken auf den ganzen Menschen und können und werden nie wieder von dem Weg sich entfernen. Und diese werden sicher andere zu sich heranziehen. So werden Wellen der Wahrheit, der Schönheit, des Glückes leise, fast unmerklich und doch wirksam eindringen in das chaotische Leben Berlins. Mit Herrn Herrigel hat ihr Strömen begonnen, lebendig zu werden. Ihn hat Gott uns gesandt.“ Jetty Plessner.
Obige uns zugestellte Zuschrift aus Berlin veröffentlichen wir als Bericht über die ersprießliche Tätigkeit Herrn Herrigels in Berlin, über die er selbst auch in der Donnerstagsversammlung am 11. Mai eingehend referierte. Nun ist also auch in der Reichshauptstadt ein erfreulicher Anfang mit der Bahaisache gemacht, und nach den Ausführungen von Herrn Herrigel berechtigt dieser zu den besten Hoffnungen für die Zukunft. Auch in Leipzig und in Gera, wo Herr Herrigel auf der Rückreise noch Versammlungen abhielt, hat er es dahin gebracht, daß die dortigen Bahai-Freunde künftig regelmäßig zusammenkommen und sich zu einer Gemeinde zusammenschließen werden. — „Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige!“
- Schriftltg.
Mitteilungen. [Bearbeiten]
Stuttgart. Am Abend des 23. Mai fand im Bürgermuseum eine zahlreich besuchte Versammlung der Bahaigemeinde statt, um die Feier der Geburt Abdul Bahas und des ersten Auftretens des Bab gemeinsam zu begehen. Der Saal war mit Blumen schön geschmückt, und das Bild Abdul Bahas zierte den festlichen Raum. Eingeleitet wurde die Feier durch den Vortrag eines Chorals. Hierauf sprach Frau Komm.-Rat Schwarz in längerer, eindrucksvoller Rede über die doppelte Bedeutung des Tags, zeichnete gut und treffend die Größe der Männer, denen wir die universale Religion verdanken, die uns allen wegen der großen Ideen und Prinzipien, die sie vertritt, so lieb und teuer werden muß, daß auch wir wie jene, gerne jedes Martyrium auf uns nehmen — wenn auch nicht ein blutiges wie Mirza Ali-Mohammed (der Bab), oder eines, das in Verbannung und Gefängnis führt, wie bei Baha 'Ullah und Abdul Baha, so doch das stille Märtyrertum angestrengtester und pflichtgetreuester Arbeit in der heiligen Sache und des stillen Duldens bei Angriffen von Feinden der Bahailehre.
Mit besonderer Wärme erzählte die Rednerin von den weihevollen Stunden, die sie an der gemeinsamen Gruft des Bab und Abdul Bahas am Berge Karmel und am Grabe Baha ’Ullahs in Bahajee vor wenigen Wochen erlebt hatte, und mit tiefer Wehmut wies sie darauf hin, daß der diesmalige Geburtstag des geliebten Meisters der erste sei, an dem wir ihm keine schriftlichen Grüße mehr senden können wie sonst, daß wir aber trotzdem hoffen dürfen, daß er auch heute, wie einst, im Geiste unter uns sein werde.
Anschließend an die Worte seiner Gemahlin hob Herr Komm. Rat Schwarz dann noch die einsame Größe der Männer, deren wir heute gedenken, in kurzer, treffender Weise hervor, und seine Worte wirkten umsomehr, als sie ganz der spontane Ausdruck der Verehrung und Hochschätzung waren, die er und alle wahren Bahai diesen Großen im Reiche Gottes gegenüber empfinden. Als weiterer Redner des Abends verlas Herr Herrigel zunächst ein Tablet Abdul Bahas, das dieser an die hiesige Bahaigemeinde sandte, nachdem er durch ein Schreiben Kenntnis von der Feier des 23. Mai erhalten hatte und sprach dann in warmen Worten insbesondere über die Berechtigung der Verehrung und der Huldigung, die wir Abdul Baha darbringen. Wie auch sonst großen Geistern besondere Ehrung widerfährt, so ist es etwas selbverständliches, daß wir den Begründern der Bahailehre besondere Ehre erweisen.
In den Pausen sang Frl. Pickhardt einige schöne Lieder mit Klavierbegleitung, auch wurden für die Anwesenden allerlei Erfrischungen herumgereicht.
Die Bahai-Vereinigung Stuttgart hat auch an diesem Abend gezeigt, daß seit dem Tode Abdul Bahas neues Leben in ihr pulsiert und sie in innerem und äußerem Wachstum begriffen ist.
Im April ist Frl. Seebald, ein langjähriges Mitglied unserer Bahai-Gemeinde, durch den Tod von ihren schweren Leiden erlöst worden. Des Gehens unfähig, war es ihr nicht möglich, an den regelmäßigen Versammlungen teilzunehmen; nur auf der „Wagenburg“ konnte man sie in ihrem Fahrstuhl ab und zu sehen, wenn irgend eine Feier dort stattfand. Um so eifriger war sie im Lesen der B.-Schriften und um so dankbarer für mündlichen Zuspruch seitens der Bahaifreunde. Möge sie nun in der andern Welt weiter wachsen an Erkenntnis und allerlei Geistesfrüchten.
Im gleichen Monat ist auch ein früheres eifriges Glied der Eßlinger Bahaigruppe, Herr Oberlehrer Strähler, den Seinen und der Schule, an der er so segensreich gewirkt, durch den Tod entrissen worden. Wegen seines allezeit freundlichen, liebevollen Wesens und seines tief religiös empfindenden Gemüts hatte er sich allgemeiner Beliebtheit und Wertschätzung zu erfreuen. Wer mit dem Verstorbenen irgendwie in persönliche Fühlung gekommen ist und namentlich auch seine Ansprachen bei verschiedenen Bahaifeiern gehört hat, wird ihm auch über das Grab hinaus ein gutes Andenken bewahren.
Stuttgart. Am Donnerstag den 4. Mai wurde
im Versammlungslokal (Bürgermuseum) die Wahl
in den „Rat der Neun" (Geistliche Arbeitsgemeinschaft)
unter Leitung der Herren Komm.-Rat
Schwarz, Herrigel und Gollmer vorgenommen.
Die erste Sitzung der Neugewählten fand am 10.
Mai im Bankhaus Albert Schwarz statt. Zum
Leiter der Geistlichen Arbeitsgemeinschaft wurden
Herr und Frau Komm.-Rat Schwarz in Gemeinschaft
mit Herrn Herrigel, als Protokollführerinnen
bezw. Sekretäre Frl. Hauff und Frau
Meier, als Kassier Herr Gollmer gewählt. Außerdem
wurden noch verschiedene Unterkommissionen
und Arbeitsgruppen gebildet. Es fehlte bisher
besonders an Hilfskräften für die Uebersetzungsarbeiten
und die Herausgabe der „Sonne
der Wahrheit“. Diesem Mangel soll durch Herbeiziehung
tauglicher Kräfte möglichst abgeholfen
werden. Dabei wurde auch der Wunsch geäußert,
daß, wenn nach dem Willen Shoghi Effendis[Seite 64]
in die „Sonne der Wahrheit“ auch Artikel
und Abhandlungen aus Bahai-Kreisen aufgenommen
werden sollen, eine größere Anzahl
von Mitarbeitern (auch auswärtige) sich finden
möchten.
Am 11. Mai wurde bei der Versammlung den Anwesenden über die gepflogenen Beratungen und Beschlüsse Bericht erstattet und namentlich auch darauf hingewiesen, daß das, was von dem „Rat der Neun“ beschlossen sei, als verbindlich für die betreffende Ortsgruppe zu gelten habe und keiner Kritik unterstehe. Da in jedem Ort, wo mindestens 9 Bahai sind, nach der Verordnung Abdul Bahas und Shoghi Effendis eine solche Arbeitsgemeinschaft gegründet werden kann, hat jetzt auch Zuffenhausen seine eigene Verwaltung und ist von Stuttgart, wo es bisher durch Herr und Frau Schweizer vertreten war, abgetrennt. An allen übrigen Orten, wo größere oder kleinere Bahaigruppen bestehen, soll ebenfalls jetzt eine Organisation eingeführt werden. Die einzelnen Ortsgruppen, bezw. Gemeinden der Leitung einer Reichszentrale zu unterstellen, wird Aufgabe der kommenden Zeit sein.
Wir sehen, mit Shoghi Effendi ist die Bahaisache in eine neue Periode eingetreten: in die der organisatorischen Gliederung und geordneten Verwaltung. Während Baha ’Ullah der Stifter, Abdul Baha der Lehrer der Bahai-Religion ist, wird Shoghi Effendi als Organisator anzusehen sein.
| Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Fernsprecher 7675 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35 | ||
| ||
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre. [Bearbeiten]
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion“ und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der. Nachfolger Baha’o’llahs. Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde“) und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation“, die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha’o’llahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha’o’llah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha’o’llah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha’o’llah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklan. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha’o’llah).
Die Hauptschriften Baha’o’llahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert. Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha’o’llah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha’o’llah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustré supplement, p. 66.)