Aus einem Tablet an einen deutschen Bahai.*) Übersetzt von Mirza Azizollah Khan S. Bahadur, 6. Sept. 1921.
Bahai zu sein heißt, den göttlichen Lehren gemäß zu leben und sich die Lebensführung und die Lebensart der Bewohner des ewigen Königreichs zu erwerben. Man muß der ganzen Geistesrichtung nach Bahai sein und nicht bloß mit der Zunge. Es ist also keineswegs leicht, ein Bahai zu sein, vielmehr ist es sehr schwer. Man muß von seinem eigenen Ich losgelöst sein, und alle Gefühle müssen himmlischer Art werden. Man muß ein Bild der Barmherzigkeit unter den Menschen und ein helles Licht für diese düstere Welt sein. Nur dann ist man ein wahrer Bahai, anderenfalls ist die Bezeichnung ein Name ohne Wirklichkeit und ein Wort ohne Bedeutung. Gelobt sei Gott, daß Du dessen eingedenk bist. Wenn Du dies erreichst, so bist Du Bahai an jedem Ort und zu jeder Zeit.
Mit Dir sei die Herrlichkeit Abhas!
Haifa, 16. Aug. 1921. (sig.) ABDUL BAHA ABBAS.
- ) Das Tablet geht an Herrn J. N. in Glatz (Schlesien).
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Vier Episteln Abdul Bahas nach Amerika. (Fortsetzung.)[Bearbeiten]
Tablett III.
An die Freunde und Dienerinnen des Barmherzigen in den Süd-Staaten Amerikas.
Mit ihnen sei Gruß und Lob!
O ihr Herolde des Gottesreichs!
„Vor einigen Tagen wurde eine Epistel
an die Gottesgläubigen niedergeschrieben, denn diese Tage sind dem „Nauroz-Fest" geweiht, und daher dachte ich an
Euch und sende Euch nun diesen Gruß
für dies erhabene Fest. Alle Tage sind
gesegnet, aber dies Fest ist die Nationalfeier Persiens. Die Perser haben
schon viele tausend Jahre her dies Fest
gefeiert. Eigentlich ist jeder Tag, den
der Mensch erleben darf in der Anbetung
Gottes, in der Verbreitung der Paradiesesdüfte und dem Ruf an das Volk zum
Reich Gottes ein Fest für ihn. Gott sei
gelobt, daß Ihr im Dienste des Gottesreichs steht und Euch mit der Bekanntmachung der Religion Gottes bei Tag
und bei Nacht befaßt. Deshalb sind alle Eure Tage Festtage. Sicherlich kommt
die Hilfe und die Gnade Gottes auf Euch
hernieder.
In den südlichen Ländern der Vereinigten Staaten gibt es wenig Freunde,
so in Delaware, Maryland, Virginia, West
Virginia, North Carolina, Süd Carolina,
Georgien, Florida, Alabama, Missisippi,
Tennessee, Kentucky, Luisiana, Arkansas,
Oklahoma und Texas. Folglich müßt Ihr
entweder selbst dorthin gehen, oder eine
Anzahl gesegneter Seelen in diese Staaten gehen heißen, damit sie die Menschen
zum Himmel-Königreich führen. Einer
der heiligen Manifestierten (Mohammed)
sagte zu einem Gläubigen: „Wenn eine
Person der Anlaß der Erleuchtung einer
Seele wird, so ist dies für sie wertvoller
als ein unerschöpflicher Reichtum!“ Und
weiter sagt er: „O Ali, wenn Gott eine
Seele durch dich führt, so ist es köstlicher für dich als aller Reichtum!“ Und
ein andermal: „Führe uns auf den geraden Weg und weise uns die richtige
Straße!“ Es ist auch im Evangelium
(Matth.) gesagt: Reiset in alle Länder
der Erde und verkündet die frohe Botschaft des Anbruchs des Reiches Gottes
auf Erden!
Ich hoffe, daß Ihr in dieser Beziehung
die größten Anstrengungen macht und großen Mut aufweiset. Es ist gewiß,
daß Euch Hilfe zu teil wird und Ihr in
diesem Dienst bestätigt werdet. Ein
Mensch, der die frohe Botschaft vom
Kommen des Reichs der Wirklichkeit und des göttlichen Königreichs bringt, ist wie ein Landmann, der seinen Samen
ausstreut auf üppigen Grund. Der Frühjahrsregen wird darauf den Gnadensegen spenden und viele Ernten werden eingesammelt werden.
Deshalb, Ihr Freunde Gottes, schätzet
den Wert der Zeit und arbeitet am Ausstreuen des Samens, damit Ihr himml.
Segen und göttl. Bestätigung erwerbet.“
Mit Euch sei Baha El Abha.
(sig.): Abdul Baha Abbas.
Tablet IV. (3. Febr. 1917).
An die Gläubigen Gottes und an die Dienerinnen der Süd-Staaten.
Mit ihnen sei Baha EI Abha!
Er ist Gott!
O Ihr gesegneten, geachteten Seelen!
Die alten Philosophen, die Weisen des
Mittelalters und die Gelehrten dieses
und der künftigen Jahrhunderte sind
alle darüber einig, daß die beste und
idealste Region für die menschl. Ansiedelungen die gemäßigte Zone ist, denn
in diesen Breitegraden steigern sich der
Intellekt und die Gedanken auf die
höchste Stufe menschlicher Fähigkeit,
und Geschicklichkeit und Zivilisation offenbaren sich in voller Entfaltung. Wenn
ihr mit prüfendem Blick die Geschichte
lest, so wird Euch klar, daß die Mehrzahl
der berühmten Männer in der gemäßigten Zone geboren wurde und hier ihre
Arbeit vollbracht haben.
Nun liegen die 16 südlichen Staaten des
Vereinigten Amerika in der gemäßigten
Zone und in einer Region, in der die Naturwelt am meisten entwickelt ist. Die
gemäßigte Temperatur, die Schönheit
der Landschaft und die geographische
Gliederung des Landes hat einen großen
Einfluß auf die Entfaltung der Welt des
Geistes und der Gedanken. Diese Sache
ist erwiesen durch Beobachtung und Erfahrung.
Das Oel dieser hellleuchtenden Lampe
kommt von den Früchten des
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Gesegneten Baums, und es ist so geläutert, daß
es brennt, ohne angezündet zu werden.
Wenn die Leuchtkraft der Flamme, die
Durchsichtigkeit des Glases und die
Reinheit des Spiegels zusammenwirken,
so wird es Licht über Licht werden.
In diesen 9 gesegneten Staaten reiste
Abdul Baha von Ort zu Ort, erklärte die
Weisheit der hl. Bücher und verbreitete
die Himmelsdüfte. In den meisten dieser
Staaten gründete er ein göttliches Gebäude und öffnete die Tore der Lehre.
In jenen Staaten säte er reinen Samen
und pflanzte gesegnete Bäume. Nun
müssen die Gläubigen Gottes und die
Dienerinnen des Barmherzigen diese Felder tränken und mit innigem Gebet in
diesen himmlischen Pflanzungen arbeiten, damit der Same wachse und sich
entwickle, Gedeihen und Segen verwirklicht werde und viele reiche Ernten eingebracht werden können.
Das Königreich Gottes ist wie ein
Landmann, der im Besitz eines Stücks
neuen und unbebauten Bodens ist.
Himmlischer Samen wird darin gesät, die
Wolken göttlicher Vorsehung strömen
herab, und die Strahlen der Sonne der
Wirklichkeit leuchten.
Auch in diesen neun Staaten erscheint
der göttliche Segen; der göttliche Gärtner ging an ihnen vorüber und streute
den reinen Samen der göttlichen Lehren in dieses Feld, der Segen der Gnade
Gottes kam herab und das Licht der
Sonne der Wahrheit leuchtete, d.h. - die göttliche Bestätigung strahlte mit
höchstem Glanz auf sie herab.
Ich hoffe, daß eine jede dieser gesegneten Seelen ein unaussprechlicher, einzigartiger Gärtner werde, so daß der
Osten und Westen Amerikas wie ein
köstliches Paradies ergrüne und alle
von den Erhabenen Heerscharen den Ruf
wahrnehmen: „Ihr seid gesegnet und
abermals gesegnet !“
Mit Gruß und Lob!
Abdul Baha Abbas.
Uebers. v. Frau Alice Schwarz.
Aus „Göttliche Philosophie“ (von Abdul Baha).
Mitgeteilt von Isabell Fraser.
1. Kapitel: Die Gottes-Offenbarer.
„Gott sei Dank, daß die Sonne der
Wirklichkeit am Himmel der Religion
aufging. Scharen um Scharen kommen
von allen Teilen der Welt unter ihre
Strahlen, und bald werden dieselben über
die ganze Welt hin leuchten.
Heutzutage ist Festigkeit im Bündnis
das Mittel zur Verbreitung des Wortes
Gottes. Diese Festigkeit verleiht den
Worten des Lehrers Kraft. Wenn sich in
dieser Zeit jemand erhebt, um das Königreich Abha’s zu verkünden, so wird
dadurch eine magnetische Kraft erzeugt,
die die Strahlen der Bestätigung anzieht;
die allerhöchsten Heerscharen werden
ihn — sofern er aufrichtig ist — siegreich machen und die Macht des heiligen Geistes wird mit ihm sein!“
- - - - -
Jede Religion lehrt, daß ein Mittler
notwendig ist zwischen Gott und den
Menschen, eine Persönlichkeit, die das göttliche Licht mit seinem Glanz völlig
aufnimmt und es auf die Menschen überträgt, ähnlich wie die irdische Atmosphäre die Wärme der Sonnenstrahlen
empfängt und sie wieder nach allen Seiten hin ausstrahlt. Dieser Mittler zwischen Gott und der Menschheit hat verschiedene Benennungen (Namen), obgleich er immer dieselben göttlichen Gebote bringt.
In einem Zeitalter ist er Abraham, in einem anderem Mose, wieder in
einem anderen Buddha oder Jesus oder Mohammed genannt. Die Anhänger jeden Mittlers wenden sich an
die göttliche Wirklichkeit und nehmen
Kraft von ihr auf. Die Anhänger Moses
anerkannten diesen als den Vermittler
göttlicher Gebote; die Anhänger Zoroasters sahen in diesem ihren Mittler; aber
die Israeliten verwarfen Zoroaster und
die Zoroastrier leugnen die Sendung Moses. Sie erblickten also in dem andern
keine göttliche Wirklichkeit. Hätten
aber die Zoroastrier die Wesenheit Zoroasters recht erkannt und begriffen, dann hätten sie auch Mose und Jesus
verstanden. Leider hängt sich die Mehrzahl der Menschen an die Namen der
Mittler, wodurch ihnen der Blick für den
wirklichen Zweck des Kommens dieser
Botschafter Gottes verloren geht. Deshalb rief Baha ’Ullah aus: „O Gott, errette uns aus dem Meer der Namen!“
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Der Mensch muß sich selbst zum Licht
wenden, nicht zur Lampe. Er darf nicht
denken, die Lampe sei die Hauptsache;
die Lampe kann man wechseln. Wer sich
nach dem Licht sehnt, begrüßt es, einerlei in welcher Lampe es leuchtet. Wenn
die Juden Mose wirklich verstanden hätten, dann hätten sie auch Christus angenommen; aber sie waren mehr mit
dem Namen als mit der Wesenheit beschäftigt, und als sich der Name änderte,
verleugneten sie die göttliche Wirklichkeit, (die unter dem neuen Namen in Erscheinung trat).
Dasselbe ist heute bei den Christen
der Fall. Wie bedauerlich ist es, daß sie
ein Wort, einen Namen verehren und anbeten. Sie sehen nur das äußere Gewand. Wenn jemand einen König nur an
seinen Gewändern kennt, so wird er ihn
nicht mehr erkennen, wenn sich dieser
anders kleidet.
Wer ist Christus? Wenn jemand die
Christuseigenschaften aus einer anderen
Lampe hervorstrahlen sieht, dann muß
er doch das Licht erkennen. Wir können
sagen, diese Blume hier sei schön; wir
dürfen aber nicht sagen, daß sie die einzig schöne Blume sei. Ihre Schönheit
und Vollkommenheit ist der göttlichen
Gnade zuzuschreiben, einer Gabe, die in
ihrer Offenbarung universal und unbegrenzt ist. Diese wunderbaren Gaben
Gottes sind fortdauernd und keiner Unterbrechung ausgesetzt. Wenn die Ausstrahlung des Lichts unterbrochen
würde, dann würden wir im Finstern
sitzen. Aber wie könnte es zurückgehalten werden? Wenn die göttlichen
Gaben eine Unterbrechung erleiden würden, dann würde die Wesenheit Gottes
selbst unterbrochen sein. Wie wäre aber
das möglich? Sogar der Mensch wünscht
und erbittet Fortdauer.
Wir haben Augen und wünschen uns
dennoch ewiges Gesicht; wir haben Ohren und erbitten geistiges Hören. Blindheit und Taubheit ist eine Unvollkommenheit. Wenn wir diese Mängel schon
hier als Unvollkommenheit betrachten,
wie viel mehr müßten sie als solche erscheinen, wenn wir sie in der göttlichen
Welt sehen würden? Die Gaben Gottes
sind aber ohne Anfang und ohne Ende.
Wir müssen also Anbeter der Sonne
der Wirklichkeit sein, einerlei an welchem Horizont sie auch aufgehen mag.
Wir dürfen nicht den Horizont, den Aufgangspunkt verehren; denn wenn wir
unsere Aufmerksamkeit einem Punkt
des Horizonts zuwenden, so kann es geschehen, daß die Sonne an einem andern
aufgeht, und wir gehen dadurch des Segens der Sonne verlustig. Dieser Segen
besteht in den göttlichen Gaben, in der
Führung und Gunst Gottes, durch die
geistiger Fortschritt kommt.
- - - - -
Ich bete für euer Wohlergehen und für
eure Glückseligkeit. Bedenkt die große
Entfernung, aus der ich zu euch kam.
Ich hatte große Sehnsucht, euch zu begegnen. Gott sei gelobt, durch dessen
Gunst dies Zusammenkommen ermöglicht wurde. Wir sind glücklich, uns hier
zusammen gefunden zu haben. Meine
größte Glückseligkeit aber ist zu wissen,
daß wir uns im Reiche Abha’s begegnen
werden, wie wir uns hier begegneten.
Möge der Glanz der Herrlichkeit Gottes
auf jedes von euch fallen!
Preis sei Gott, daß durch die Leiden
Baha ’Ullah’s Seelen angezogen wurden.
Manche von ihnen leuchten am Horizont
des ewigen Ruhmes, besonders die, die
alles, selbst ihr Leben opferten und die
Macht Baha ’Ullah’s widerspiegelten, indem sie selbst unter dem Schwert noch
freudetrunken ausriefen: „Ja Baha EI
Abha!“ Aus Liebe zu ihm tranken über
20000 Menschen den Kelch des Märtyrertums. Während sie sich unter den Schwertern ihrer Feinde befanden, jauchzten sie noch trunken vor Freude. Europäische Geschichtsschreiber bezeugten
dies, und selbst die Feinde dieses Glaubens berichteten über dies Märtyrertum. Sie bekundeten, Baha ’Ullah habe
eine unwiderstehliche Macht auf diese
Leute ausgeübt.
Nun möchte ich euch die Geschichte
von 2 Märtyrern erzählen. Einer derselben war ein persischer Edelmann, ein Begünstigter am Hofe, der großen Reichtum besaß und weithin bekannt war. Als
man erfuhr, daß er ein Bahai sei, wurde
er verhaftet und mit einem anderen Bahai in den Kerker geworfen, wo sie weder Nahrung noch Wasser bekamen. Am
dritten Tag bat einer von ihnen den Gefängniswärter um eine Tasse Tee. Von
menschlichen Gefühlen geleitet, entsprach dieser der Bitte. Der Gefangene
dankte ihm und sagte: „Es tut mir ausserordentlich leid, Ihnen Mühe zu machen, aber haben Sie noch ein wenig
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Geduld und erfüllen Sie uns heute Nacht
unsere Bitte, denn morgen Abend werden wir die Gäste Gottes sein!“
Am vierten Tag wurden sie aus dem
Kerker geholt. Man ließ zwei Bären vor
ihnen tanzen und um sie noch tiefer zu
demütigen, wurden noch einige Esel herbeigeholt. Dann wurde Salomon Khan
(so hieß der persische Edelmann) und
sein Freund in eine Kammer geführt,
ihnen die Brust aufgeschlitzt und in die
klaffenden Wunden brennende Kerzen
gedrückt. Diese Art der Folter wird in
Persien als die erniedrigendste betrachet.
In diesem Zustand führten sie die beiden Gefangenen durch die Stadt. Salomon Khan blickte um sich und sagte:
„Es ist kein Grund vorhanden für ein
solches Menschengedränge. Warum
macht man so viel Aufhebens wegen unseres Todes? Wahrlich, dies ist unser
Hochzeitsfest, deshalb sind wir so glücklich“. Umringt von einer Herde Menschen und gefolgt von einer Menge Neugieriger führten sie diese Opfer durch
die Bazare und Straßen der Stadt.
Manche stachen sie mit langen Lanzen
und sagten: „Springt vor uns her!“ Mit
ungebeugtem Mut und mit Frohlocken
wanderten sie auf diese Weise vom Morgen bis zum Abend durch die Stadt. Waren die Kerzen niedergebrannt, so steckten die Gefängniswärter andere in die Wunden.
Während dieser ganzen Zeit blieben
unsere Helden ruhig und zeigten ein
glückliches Gesicht; sie lächelten während des Marsches den ihnen zur Seite
gehenden Menschen zu, blickten dann
wieder nach oben und murmelten Gebete. Endlich langten sie am äußersten
Stadttor an, wo sie gevierteilt wurden.
Teheran hat vier große Tore. An der
Seite eines jeden Tores wurde ein Teil
des Körpers dieser Märtyrer aufgehängt.
Salomon Khan hat selbst in dem
Augenblick, da er zerstückelt wurde,
noch zu Gott gebetet und ihn um Beistand angerufen. Die Geschichte dieser
Märtyrer ist in einem Bericht, den ein
Feind der Bahaisache geschrieben hat,
zu finden, denn alle derartigen Vorkommnisse wurden durch die Geschichtsschreiber des Schah niedergeschrieben.
Am Schluß des Berichts erwähnt der Berichterstatter in Bezug auf Salomon
Khan: „Dieser Mann war von einem bösen Geist besessen!“
Mit diesem Bericht wollte ich euch
nur zeigen, wie sehr die Gläubigen bereit waren, ihr Leben hinzugeben, wie
mutig, treu und standhaft sie waren.
Diese wunderbaren Seelen sind ein
Zeugnis für das Licht, das von Baha ’Ullah ausgeht und die Menschen mit
einer solch alles überwindenden Macht
zum Reiche Gottes anzieht. Diese Märtyrer werden gleich den Fixsternen für
immer am Horizont EI Abhas leuchten.
Denkt über diese Geschichte nach, damit ihr die geheimnisvolle Macht der
Aufopferung und der Treue verstehen
lernt und erkennt, wie diese Märtyrer
von der frohen Botschaft des Königreichs
hingerissen waren.
Laßt uns nun einen Vergleich mit den
Tagen Christi anstellen! Er hatte nur
elf Apostel, denn der zwölfte wurde
mit zur Ursache seiner Kreuzigung. Der
Führer der Apostel war Petrus, und doch
wurde in der Nacht vor der Kreuzigung
Christi sein Glaube derart erschüttert,
daß er Christus dreimal verleugnete;
hernach wurde er aber gefestigt. Außer
Maria Magdalena waren zur Zeit der
Kreuzigung Jesu alle seine Anhänger (im Glauben) erschüttert. Sie aber war
stark wie eine Löwin. Sie versammelte
die anderen und sagte: Warum seid ihr
so erschüttert? Hat uns Christus nicht
seine Kreuzigung vorausgesagt? Raffet
euch auf und seid getrost! Was sie töteten war nur sein Leib; seine Wirklichkeit kann niemals sterben, denn sie ist ewig das Wort Gottes, der Sohn Gottes.
Warum seid ihr so wankelmütig?“ Auf
solche Weise wurde diese Heldin zur Ursache der Wiederaufrichtung des Glaubens der Apostel.
Ich hoffe, daß jedes von euch wie Maria Magdalena wird. Diese Frau war
allen Männern ihrer Zeit überlegen und
ihr wirkliches Wesen leuchtet nun für
immer am Horizont Christi. Seid rein - rein sein heißt selbstlos sein!“
Uebers. von Fr. Alice Schwarz.
[Seite 150]
La kruela apatio de la homoj kontraüe de suferoj de fremdaj rasoj.
Abdul Baha parolis: „Mi jus aüdis, ke
okazis terura akicdento en tiu Ci lando. Vagonaro falegis en riveron, pli ol dudek personoj estis mortigataj. Pri tiu &i akcidento
oni hodiaüi diskutos en franca parlamento,
kaj la direktoro de la Stata fervojo devas
diri sian opinion pri la okazintajo. Li estos
ekzamenata pri la stato de la fervojo kaj
la kalizo de la akcidento, kaj grava disputado okazos. Mi estas surprizita kaj mirigita pri la intereso por la okazintajo kaj
pri la ekcito, kiu kaüzis la morto de dudek
homoj, dum oni restas apatia pri la fakto,
ke en Tripolis estas mortigataj miloj da
italoj, turkoj kaj araboj.
. Tiu &i terura mortigado pogrande tute ne
maltrankviligis laregistaron. Tiuj &i kompatindoj homoj estas do ankaü homaj estajoj.
Kial oni montras tiom da simpatio tiujn
dudek personojn, dum oni ne havas intereson por multe da miloj? Ili Ciuj apartenas
al la homa raso, ili nur devenas el aliaj
landoj kaj apartenas al aliaj rasoj. Tiuj landoj, kiuj ne partoprenas la militon, malmulte
zorgas pri la suferoj de la maltfeli@uloj; la
mortigado pogrande ne interesas ilin. Kiom
maljusta, kiom kruela tio. estas! Mankas al
ili la nobla kaj vera sentado. La loßantoj
de aliaj landoj havas edzinojn, infanojn,
patrinojn, malgrandajn geknabojn. Ce ili
ekzistas apenaü domo, en kiu ne fluas maldoltaj larmoj; ekzistas apenaü hejmo, kiu
restis netuSita de la kruelam ano de la milito.
Bedaürindeni vidas Ciuflanke, kiom kruela,
partia kaj maljusta la homo estas, sed kiom
malofte kaj malfacile li instigas kredi al
Dio kaj obei liajn legojn. Kiom pli noble
estus, se la popoloj amus kaj helpus unu
la alian, anstataü almilitadi kaj mortigi unu
la alian per glavoj kaj kanonoj. Kiom pli
bone estus, se la homoj vivus en paco kaj
harmonio kiel aro da kolomboj anstataü
disSiri unu la alian kiel la lupoj.
Kial la homo estas tiel malmolanima?
Nur tial, Car li ne sufiCe konas Dion. Se
la homo konus Dion, li ne agus kontraü
la diaj legoj; se liaj pensado kaj celado estus
spirita, tia konduto estus neebla por li. Se
oni estus kompreninta la le&ojn kaj estus
vivinta laü la ordonoj de la profetoj de Dio,
la tero ne estus pli longe punata per militoj. Se la homo havus en si nur iom_ da
justeca sentado, tiaj statoj estas neeblaj.
Pro tio mi admonas vin: Preßu, preßu,
kaj direktu viajn vizaßojn al Dio, por ke
li per sia senfina pacienco kaj kompato
helpu al tiuj delogataj homoj. Preßu por
iii pri spirita kompreno, kaj instruu al ili
toleremon kaj kompaton, por ke al ili estu
malfermataj la spiritaj okuloj; por ke ili ricevu la talentojn de I’ spirito. Tiam paco
kaj amo iros manon en mano en la landoj,
kajla kompatintaj, malfelicaj homoj trovos
ripozon. Ni laboru kaj kunhelpu sentese
por estigi pli bonajn statojn. La terurajoj
en la mondo rompis al mi la koron kaj
laüte ekkriigas min; tiu Ci ekkrio atingu la
korojn de la kunhomoj. Tiam vidos la blinduloj, lamortintojrevivigos, kaj justeco regos
sur la tero. Mi vin &iuj petas, pre$u per
koro kaj animo, por ke tiu ©i mia deziro
estu plenumata.
Ni ne devas esti senkuraßaj, kiam nia nombro ne rapide pliigas.
Abdul Baha parolis: Kiam Kristo venis,
li malka$is sin en Jerusalem. Li invitis la
homojn eniri en la reglandon de Dio kaj
en la eternan vivon; ankaü li diris al ili,
ke ili devas alproprigi al si homajn perfektecojn, Kristo, tiu Ci radianta stelo, elver$is la Iumon de la vero, kaj fine li oferis
sian vivon por la homaro. Dum sia tuta
benita vivo li suferis subpremajojn kaj malfacilajojn, kaj malgraü tio la homaro montris
sin malamika. Ili malkonfesis kaj mokis
lin, ili traktis lin malbone kaj malbenis lin,
Malgraü ke li estis korpiginta kompato kaj
plej alta boneco kaj amo, li ne estis traktata kiel homo.
Li amis la tutan homaron, sed ili traktis
lin kiel malamikon kaj estis ne kapablaj
lin plene indigi. Liaj vortoj ne havis
valoron por ili kaj la flamo de lia amo ne
inspiris ılin. Pli malfrue ili ekkonis, kiu li
estis. Ili ekkonis, ke li estis la sankta kaj
dia lumo, kaj ke liaj vortoj enhavis eternan
vivon. Lia koro estis plena de amo por la
tuta homaro, per lia boneco li provis’ gajni
la korojn de {iuj homoj. Kiam ili fine
ekkonis tion kaj pentis sian konduton kontraü lia, li jam estis krucumita.
Post lia Cieliro multaj jaroj pasis, is kiam
ili sciis, kiu li estis. En la tempo de sia
cieliro Kristo havis nur malmulte da disciploj. Nur relätive malgranda nombro kredis liajn instruojn kaj obeis liajn leßojn. La
nesciantoj diris: „Kiu estas tiu ©i homo, li
ja nur havas malmulte da disciploj?“ Sed
[Seite 151]
tiuj, kiuj lin uste taksis, diris: „Li estas la danku Dion por tio, ke li elektis vin por
suno, kiu brılos en oriento kaj okcidento,
li estas la manifestacio de Dio, kiu vivigos
la mondon.“ Tio, kion ekkonis la unuaj
disciploj, estis efektivigata multe pli malfrue
en la mondo.
Pro tio vi en Eüropo ne devas esti senkuraßaj, Car vi estas malmulte da kreduloj,
aü Car la homoj opinias, ke via afero ne
estas sufie grava. Ne perdu la kuraßon,
kiam nur malmulte da personoj vizitas viajn
kunvenojn. Ni estu mal$ojaj, kiam ili vın
ridindigas kaj kontraüparolas; la apostoloj
de Jesuo Kristo devis suferi la saman. Oni
insultis kaj persekutis ilin, oni malbenis kaj
malbone traktis ilin, sed laste la apostoloj
restis la venkintoj, kaj oni ekkonis, ke iliaj
malamikoj estis malpravaj.
Se la afero ripetißus kaj la sama okazus
te vi, ne estu malgajaj, sed gojigitaj kaj
suferi, same kiel la sanktuloj en iamaj tempoj suferis. Estu afablaj al la homoj, kiam
ili kontraüstaras al vi, estu firmaj en via
kredo, kiam ili kontraüparolas; ser&u ilin
kaj traktu ilin afable, kiam ili vin evitas kaj
forkuras de vi. Ofendu neniun, pre$u por
&iuj; provu lumigi vian lumon en la mondo
kaj flirtigu vian flagon supren al la Cielo.
La belega bonodoro de via nobla vivo lien
enpenetros. La lumo de I’ vero, flamigita
en viaj koroj, lumos $is la plej malproksima
horizonto.
La indiferenteco kaj la moko de la mondo
estas sensignifaj, via vivo, kontraie havas
plej grandan gravecon. Ciuj &i, sertantaj
la veron en diela re£lando, lumas kiel steloj;
ili egalas fruktarbojn, Sarßatajn per delikataj fruktoj, kaj marojn plenajn de bonegaj
perloj. Kredu nur al la kompato de Dio
kaj disvastigu la dian veron.
Parolado de Abdul Baha en la pregejo de pastro Wagner (Foyer
de L’ame) en Parizo je la 26. de Novembro 19Il.
Abdul Baha parolis: Mi estas kortusita
pri la plenamaj vortoj, direktataj al mi, kaj
mi esperas, ke vera amo kaj simpatio Ciutage plüßas inter vi. Estas dia volo, ke la
amo estas vivoenergio en la mondo, kaj vi
&iuj scias, kun kia $ojo mi parolas pri amo.
En pasintaj tempoj la profetoj estis sendataj en la mondon, por servi al la afero de
la vero. Moses dekretis la legon de la vero,
kaj ©iuj profetoj israelaj post li provis $in
disvastigi.
Jesuo flamigis la toröon de la vero kaj
altetenis fin, por ke la tuta mondo estu
lumigata. Post li la apostoloj elektitaj de
li portis la lumon de lia majstro malprok
simen kaj instruis en malluma mondo.
Tiam venis Mohamed, kiu disvastigis la
komprenon de la vero inter sova$a popolo.
Ciutempe tio estis la misio de la elektitoj
‘de Dio.
Ankaü la plej arda deziro de Baha’Ullah
estis denove ekbruligi en Ciuj landoj la lumon de !’vero preskaü estingißantan. Ciuj
sanktuloj de Dio provis disvastigi kore kaj
anime la lumon de la amo kaj unueco super
la tuta mondo, por ke malaperu la mallumo
de la materialismo kaj brilu la lumo de la
spirito inter la homoj. Tiam malaperus
&u malamo, &iu kalumnio kaj Ciu mortigado, kaj anstataü tio regus amo, unueco
kaj paco. .
Ciuj manifestacioj de Dio okazis en la
intenco, konduki la homojn sur la vojojn
de la virtoj. Tamen ni batalas ankorati liam
unu kun la alia. Sed kial nur? Kial ni ne
amas unu la alian, kaj kial ni Ciuj ne vivas
en unueco? La kaüzo estas, ke ni fermis
niajn okulojn kontraüe de la principo, ke
estas nur unu Dio, ke li estas la patro de
ni &iuj, ke ni estas gardataj kaj Sirmataj per
lia favoro kaj amanta zorgemo. La majesta
suno de la vero brilas por ni Ciuj, la akvo
de la dia kompato estas donata al iuj liaj
infanoj. Tiu Ci amanta patro deziras pacon
al &iuj siaj kreitajoj — kial ili pasigas sianı
tempon en milito? Li amas kaj gardas
&iujn siajn infanojn — kial ili forgesas lin?
Li äirkaüas nin Ciujn per sia patra zorgemo
— kial ni ne zorgas pri niaj fratoj?
Kiam ni pripensas, ke Dio nin amas kaj
zorgas pri ni, tiam ni devus aranfi nian
vivon tiamaniere, ke ni pli kaj pli simili&us al li. Dio kreis nin Ciujn, se ni estas
liaj infanoj kaj amas la saman patron, kial
ni agas kontraü liaj deziro kaj volo? Ciuj
disioj, kiuj ni vidas Ciuflanke, Ciuj disputoj kaj kontraüdiroj devenas de tio, ke la
lomoj kroligas al moroj kaj societaj kutimoj kaj forgesas pri tio la simplan veron,
kiun enhavas iu religio. Estas la diversaj
eksteraj manipuladoj de la religio, kiuj kaüzas disputon kaj malamon, dum la realeco
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estas liam la sama. La realeco estas la
vero, kaj fi ne povas esti dividata. La vero
estas la gvidado de Dio, Si estas la lumo
de la mondo, fi estas amo kaj kompatoLa ecoj de la vero estas ankaü homaj virtoj, kiuj estas inspiritaj de la Sankta Spirito.
Weihnachten.
Weihnacht! Wie ein Märchen aus
glücklichen Kindheitstagen klingt dieses
Wort wieder an unser Ohr. All die lieben Weihnachtslieder, die wir als Kind
unter dem Christbaum gesungen, all die
Freuden, die wir unter dem Glanz der
Kerzen empfunden, zittern in unserer
Seele nach wie ferne Aeolsharfentöne
und lassen uns auf Augenblicke das
Trübe und Traurige unserer Zeit vergessen.
Weihnachten, die Zeit, da man im alten
Rom die Saturnalien und im heidnischen
Germanien das Fest der Wintersonnenwende feierte, hat durch das Christentum eine tiefere, geistige Bedeutung bekommen: an die Stelle der sieghaft aufsteigenden Sonne wurde das durch Jesus
Christus in die Welt gekommene göttliche Licht gesetzt; die ursprüngliche
solarische Bedeutung des Festes verwandelte sich in eine christlich-religiöse. Und
war auch der Lichterbaum bis ins Mittelalter herein und darüber hinaus unsern
Vorfahren noch fremd, so wurde doch
am: „Christfest" der Geburt Jesu als dem
„Licht der Welt" gedacht, und Luther
konnte deshalb in seinem ewig schönen,
kindlich gläubigen Weihnachtslied singen — auch ohne daß er unter dem Christbaum stand: „Das ewig’ Licht geht da
herein, gibt der Welt ein’ neuen Schein“.
Ein Fest des Lichts ist also Weihnachten auch in der christlichen Zeit geblieben und als solches wird es auch immer gefeiert werden, wo Christen - und
namentlich deutsche Christen — wohnen, die sich dieses Fest ohne den strahlenden Weihnachtsbaum nicht denken können.
Auch den Bahai (als „Lichtkindern")
muß es als solches lieb und teuer sein.
Sein Kerzenglanz ist ihnen nicht nur ein
Sinnbild des in Jesus Christus in die Welt
gekommenen göttlichen Lichts, sondern
auch ein Symbol des neuen Lichts der
Gottesoffenbarung in Baha ’Ullah. Wie
oft gebrauchte er und Abdul Baha das
Bild der Kerze, wenn von der Bahailehre gesprochen wird oder von dem Glanz des
göttlichen Königreichs, der in den Gläubigen sich widerspiegeln soll. Das Licht
ist auch in dieser Lehre der Inbegriff
des Guten und Göttlichen, das Zeichen
der Reinheit und Heiligkeit, der Herrlichkeit und Schönheit des Gottesreichs.
Das Licht ist aber auch die Quelle alles
Lebens. Wie die Sonne natürliches Leben spendet für die Erde, so erzeugt das
Licht des göttlichen Worts wahres, geistiges Leben in der menschlichen Seele.
Dieses Leben äußert sich in der Liebe
zu Gott und den Menschen, im selbstlosen, aufopfernden Dienst für das Heil
der ganzen Menschheit. Ein Leben in
heiliger Liebe zu leben und damit den
andern voranzuleuchten, das ist die Aufgabe jedes Bahai. Wer aber viel Liebe
ausstrahlt, dem muß auch von andern
viel Liebe zufließen; seine Liebesquelle
muß nicht nur aus dem göttlichen Liebesquell immer wieder gespeist werden,
sondern auch jeder Einzelne muß dem
andern beı jeder Gelegenheit neue Liebeskraft spenden. Wer viel und herzlich
liebt, der ist auch großer Liebe bedürftig; wer liebt, will wieder geliebt werden, und deshalb schulden wir uns gegenseitig aufrichtige, warmherzige
Liebe. Diesen Liebesgeist in den Einzelnen wie unter den verschiedenen Klassen,
Nationen, Religionen und Rassen neu zu
entfachen, das ist die Hauptaufgabe der
Bahaibewegung, und mit dieser Tätigkeit beweist sie am besten ihre Berechtigung und ihre Notwendigkeit in dieser
liebearmen Welt.
Licht, Leben, Liebe, diese drei
himmlischen Strahlen sind es also, die
uns vom Weihnachtsbaum entgegenleuchten; aber auch noch drei andere
glänzen uns entgegen und spiegeln sich
im Angesicht dessen, der sich ihnen zuwendet. Sie heißen: Friede, Freude,
Freundlichkeit. „Friede auf Erden!“ „Siehe, ich verkündige euch
große Freude!“ Das sind Worte aus
der Engelsbotschaft an die Hirten bei
Bethlehem. Und der Apostel sagt
[Seite 153]
einmal: „Es ist erschienen die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes“ etc.
Hier haben wir in Bibelworten dieses
Strahlenbündel beisammen. Auch wenn
ringsum größter Unfriede herrscht, nationale und Klassengegensätze, wirtschaftliche und Geisteskämpfe ausgefochten werden, Empörungen und Revolutionen toben: vom Weihnachtsbaum
strahlen die Kerzen in gleicher weihevoller Stille wie früher. So wollen auch
wir unter seinem Lichterglanz unser Innenleben, unsere Geistesflamme neu entzünden und unabhängig machen vom äusseren Weltgetriebe, wollen einkehren in
die Stille, in der wir allein Gott finden
können, und dann werden wir auch zur
rechten Weihnachtsfreude kommen,
denn Stille bringt Frieden, und Friede
bringt Freude, Ruhe, Glückseligkeit und
Geborgenheit in Gott. Erfüllt von diesen Gefühlen werden wir aber auch
herzliche Freundlichkeit bezeigen können allen denen, die uns begegnen und
mit denen wir zu tun haben. Dadurch
werden wir für andere leuchtende Beispiele werden und nach dieser Seite das
Wort Abdul Bahas erfüllen: „Werdet
wie ich bin!“ Wer das Glück hatte, bei
seinem Hiersein mit ihm zusammenzukommen, der konnte beobachten, mit
welch unsagbarer Freundlichkeit und
Güte er jeden behandelt, mochte er Bahai sein oder nicht, und wie seine Augen in wunderbarem Glanze strahlten,
wenn er sich unter Kindern befand, wie
er ihnen beglückt Gaben austeilte und
ihnen zulächelte, als stünde er mit ihnen
unter dem Weihnachtsbaum. Diejenigen, die dabei waren, werden dies nie
vergessen. Wir alle aber wollen den Vorsatz fassen, im Glanze der Weihnachtskerzen unsere Herzen aufs neue mit
Liebe zu entzünden und sie auf unsere
Umgebung auszustrahlen, denn die
Macht der Liebe allein ist es, die die Welt
erlösen kann.
Jahreswende.
Dort ist das Tor, das an des Jahres Ende,
Zur Mitternacht gebaut, trennt Zeit von Zeit.
Wir müssen da hindurch, ob auch die Hände
Nur tastend greifen in die Dunkelheit.
Jenseits des Tores wissen wir doch stehen
Den heil’gen Führer schon mit ausgestreckter Hand;
Wenn wir von ihm geleitet fürder gehen,
Ist jenseits dann noch fremdes, dunkles Land?
(Aus „Fallende Tropfen“ von M. Fesche).
Aus einem Schreiben von Nazar K. Kevorkian, Vezir Khan an die Freunde in Stuttgart.
Aleppo, Syrien, 1. September 1922.
Allah o Abha!
Mit der Einsetzung Abdul Bahas, als dem
Mittelpunkt des Bundes, wurde die Einheit Gottes und seine Sache verkündet. Die Absichten weltlich gesinnter Hypokriten, die immer
suchten, den Lauf dieses Lebensquells in einen
falschen Kanal zu leiten und ihre Mitbrüder zum
Treubruch zu bringen, wurden zu ihrem großen
Aerger enttäuscht. Sie haben sich von dem
Bündnis ausgeschlossen und es hat sich das
Wort erfüllt. Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und am Tisch des Gottesreichs sitzen; aber die Kinder des Königreichs werden ausgestoßen werden in die
äußerste Finsternis, wo Heulen und Zähneklappern sein wird.
Abdul Baha, der Aufgangspunkt der Sonne El
Abhas, wollte nicht, daß wir nach seinem Tode
ohne Führung bleiben sollen und dem Beispiel
des Vaters folgend gab er uns den „erwählten
Zweig“ durch sein herrliches Testament. Wie
wir bisher zu unserem Meister aufblickten, so
sehen wir jetzt auf Shoghi Effendi, als den
Hüter der hl. Sache. Baha ’Ullah redet in seinem Buch vom Mittelpunkt des Bundes von einer
„Erbschaft an die, denen nichts gleich kommt“.
Das trifft zu bei unserem geliebten Shoghi
Effendi.
[Seite 154]
Tausende und abertausende von Berufenen
sind da, die bereit sind, alles zu opfern für
den, den sie aufrichtig lieben, Shoghi ist der
über allen stehende Erwählte. Tausende widerspiegeln die Wirklichkeit Abdul Bahas, aber kein
einziger kann sie so getreulich und herrlich widerstrahlen wie dieser gesegnete Enkel.
Der Erfolg der hl. Sache, die Verwirklichung
ihrer hohen Ideale, der Fortschritt für unsere
Seelen — dies alles hängt von der Entwicklung der Bahaiwelt ab, die sich mit voller Zuversicht und Liebe dem nunmehrigen Mittelpunkt des Bundes zuwendet, zu ihrer Führung
und weisen Leitung. Dies ist des Meisters Wille.
Erinnert euch, daß er „der Dritte" ist, auf
dessen Kommen die „Gesegnete Vollkommenheit"
in den letzten Tagen seines Lebens in jenem
wundervollen und zugleich geheimnisvollen Tablet hinwies. — — -
Liebe Brüder und Schwestern! Der alte Himmel und die alte Erde verschwinden mit Windeseile. Dies ist der Sinn der gegenwärtigen Zeit und ihrer Rastlosigkeit. Jedes Ding dankt seine
Form und Existenz den aufbauenden Kräften der Elemente. Ist ihre Kraft gebrochen, so kann das
Ding seine Form nicht beibehalten und löst sich
somit auf. So werden auch die geistigen Kräfte,
die bisher die menschlichen Geschöpfe zusammenhielt, schwächer und schwächer und wir können von Tag zu Tag deutlicher den zunehmenden Verfall wahrnehmen, der eine solche Wucht
annimmt, daß er alles zerstören wird. Wenn die
Neugestaltung der Dinge nicht bald einsetzt, so
wird die Menschheit unabwendbar auf den primitiven Zustand zurückkommen. Die Kriege, die
sozialen Revolutionen, genannt Bolschewismus
und Sozialismus, die egoistische und materialistische Politik, die den internationalen Verbindungen im Wege steht, der beklagenswerte Rückgang der Ideale auch bei den Gebildeten
der Gesellschaft, dies alles sind Symptome einer
niedergehenden Zivilisation auf materiellem und
moralischem Gebiet.
Das Material zu einem neuen, geistigen Bau
ist durch Baha ’Ullah schon länger als ein halbes Jahrhundert zurecht gelegt. Wann und wo
wird mit dem Bau begonnen werden?......
Uebers. von Fr. Alice Schwarz.
Aus „Zehn Tage im Lichte Akkas“.
Von Julie M. Grundy 1907.
Aus einer Rede von Mirza Assad Ullah.
Unabhängigkeit ist das größte Geschenk für
den Menschen. Die Erkenntnis vom Guten und
Bösen macht uns verantwortlich. Andernfalls
würden wir sein wie Engel, welche die Boten
des göttlichen Willens sind. Nachdem der
Mensch aus Staub und Erde erschaffen war,
sollte er sich erheben und sich zu einer höheren Stufe entwickeln. Dies wiederspiegelt sich
in der ganzen Schöpfung. Die Augen, die Ohren,
der ganze Körper des Menschen beweisen diese
hohe Absicht.
Die Kenntnisse eines Kindes sind nicht von
der Größe des Kindes abhängig, sondern von
der Fähigkeit seines Verstandes. Ein Berg ist
sehr groß, aber er besitzt kein Verständnis. Im
Vergleich zu ihm ist ein Vogel klein, er hat
aber dennoch Leben und Kraft zum Fliegen,
welche der Berg nicht hat. Wenn du diese
Wahrheit lehren willst, dann blicke nicht auf
deine eigenen Unfähigkeiten und Mängel. Blicke
auf die Macht und auf die Gaben Gottes, welche
unbegrenzt sind. Wenn der Mensch auf sich
selbst blickt, dann ist seine Aussicht hoffnungslos, weil er in sich allein keine Fähigkeit sieht.
Wenn er aber auf die Gaben Gottes sieht, wird
er ermutigt und gestärkt werden und er wird
fühlen, daß nichts zu groß ist, um es nicht
ausführen zu können. Die Vögel, welche über den Berg Karmel fliegen, können die obersten
Regionen der Atmosphäre erreichen, sie atmen
die Lüfte des Lebens ein und sehen Schönheiten, welcher sich die Geschöpfe hier unten nicht
erfreuen können. Dies sind die relativen Unterschiede zwischen der Manifestation Gottes und
der Menschheit. Alle Felder der Erde mit ihren
Körnern und Samen sind für den Unterhalt der
Vögel da, worin sie ihre Nahrung finden, ohne
zu sorgen und ohne etwas zu pflanzen. Ihr
Unterhalt ist ihnen von Gott vorgesehen. In
derselben Weise hat der Mensch genügend Unterhalt und Freude, denn Gottes Gaben der
Liebe liegen im Menschen. Gott wünscht, daß
sich der Mensch dieser Gaben erfreuen soll, aber
während er dies tut, soll er sich in die höheren
Regionen des Geistes aufschwingen. Es gibt
nur einen Maßstab, der vollkommen ist, nämlich die Manifestation Gottes. Er ist unfehlbar; andere sind es nicht. Ihm schulden wir
unbedingten Gehorsam. Das Gericht Gottes ist in Seiner Manifestation. Die Seele muß sein
wie eine vollkommene Saat, sodass der Hauch
des Geistes rein und frei durch sie wehen kann.
Die Wahrheit ist wie eine See mit reinem, lebendigem Wasser.
Bewusst sollten wir nach nichts anderem dürsten als nach diesem Wasser.
Die Größe eines Menschen hängt von der
[Seite 155]
Entwicklung seiner Seele ab und davon, wieviel er
von dem Wasser der Wahrheit trinkt. Die Manifestation der Gesegneten Vollkommenheit ist
ein Meer. Sie ist die Wahrheit.
Die Erde sagte zur See: „Ich wurde mehr ausgezeichnet als du!“ Die See erwiderte: „In
welcher Hinsicht wurdest du mehr ausgezeichnet?“ Die Erde antwortete: „Weil die „Gesegnete Vollkommenheit" auf mir lebte und wandelte!“ Wer kann dies verstehen? Niemand
als diejenigen, deren geistige Augen geöffnet
sind. Baha ’Ullah sagte in einem Tablet, daß er
die Sprache der Wogen, der Bäume, der Vögel
und aller lebenden Geschöpfe verstehe. Um wieviel glücklicher sind wir, die wir die „Gesegnete Vollkommenheit verstehen, als diejenigen,
welche ihn nicht verstehen. Er kennt die Geheimnisse aller lebendigen Dinge, er blickt in
ihre Rätsel und in ihre Wesenheit. Am Tage
der geistigen Auferstehung redeten alle Propheten in der Sprache des Geistes. Nur diejenigen, welche durch die göttliche Posaune
erweckt wurden, können diese Sprache hören und verstehen. Für diejenigen, welche nicht
erweckt sind, gibt es keine Auferstehung. Wenn
wir uns schlafen legen, schliessen wir unsere
Augen und verlieren unser Bewußtsein. Der
Morgen bringt einen neuen Tag; wir erwachen,
kehren zum Bewußtsein zurück und öffnen unsere Augen, damit das Licht eintreten kann.
Wenn ein Mensch wirklich schläft und seine
Seele untätig ist, so können wir sagen, der Bewohner des Hauses sei abwesend und diese
Seele schlummere. Aber eine tätige Seele ist
wach und bewohnt ihr Haus. Das Universum
ist ein ungeheures Haus und der, welcher in ihm
lebt, ist Gott. Vor dem Erscheinen der Gesegneten Vollkommenheit war es, als ob der
Herr des Universums schlafen würde. Als
Baha ’Ullah kam, öffnete er die Fenster des
universalen Geistes; ein neuer Tag dämmerte
und das Licht floß auf uns hernieder vom Himmel. Alle Dinge wiederspiegeln dies neue Licht
des dämmernden Morgens; Künste, Wissenschaften und alle menschliche Intelligenz wurden mit
neuem Licht erfüllt. Die Macht der Sonne
brachte überall neues Leben hervor. Die so erweckte Erde wurde belebt und mit neuer Energie erfüllt. Dies ist das Licht, welches z. Zt.
des Kommens einer Manifestation in der menschlichen Lampe erscheint. Fortschritt, Entwicklung und Zivilisation müssen ihm unvermeidlich
folgen, gerade wie alle Menschen von einer
neuen Erfindung oder Entdeckung Nutzen ziehen.
Viele wurden durch dieses neue Tageslicht erweckt, aber sie wissen nicht, woher es kam,
noch können sie sagen, wonach sie suchen.
Sie wissen nur, daß ein Licht gekommen ist und ihren Schlummer gestört hat. So sind sie, während sie suchen, erfüllt mit Ungewissheit und
Bangigkeit. Wenn sie dem Licht von dem
„Neuen Tag Gottes" begegnen, so ist es gerade,
wie wenn ein Mensch neue Ideen hört und darüber nachdenkt, ohne ihren Sinn zu verstehen.
Als Amerikanerin wurdest du erweckt durch den
„Neuen Tag"; du hast den Ruf Gottes gehört,
du bist lebendig und der Geist ist in dir tätig.
Ich will dir eine einfache Illustration geben.
Wenn eine Mahlzeit aufgetragen ist, versammeln
sich alle im Hause in einem Zimmer, um daran
teilzunehmen und sich an der Speise zu laben.
Eine Glocke gibt das Zeichen und ruft uns zu
Tisch. Die Stimme Baha ’Ullahs ist eine Glocke
im Zentrum des Universums, von welcher der
göttliche Ruf zur himmlischen Tafel, wo das Fest
bereitet ist, ertönt. Die Erkenntnis von diesen
Dingen ist dem Sammeln köstlicher Steine zu
vergleichen. Nachdem du sie erworben hast,
wirfst du sie nicht weg, sondern verwahrst sie.
- - -
Frage: „Werden die Manifestationen ihre
Individualität in der nächsten Welt beibehalten ?“
Antwort: Der Mensch ist aus drei Elementen zusammengesetzt, dem physischen, dem
seelischen oder vernunftsmäßigen und dem geistigen oder potenziellen. Das physische Element beginnt und endigt hier, das vernunftmäßige beginnt ebenfalls hier, aber seine volle
Entwicklung ist hier nicht zu Ende. Das geistige oder potenzielle Element ist von unserem
Willen, Gott zu erkennen, abhängig. Wenn wir
belebt sind mit Erkenntnis des Willens Gottes,
dann können wir sagen, daß wir immer existiert haben und niemals zu existieren aufhören
werden, denn der Wille Gottes währt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Diese drei Elemente, welche
den Menschen ausmachen, sind ihm von Gott
verliehen und sind Seine Gaben. Alles Leben
kommt von dem Wort, welches von der Manifestation Seines Willens kommt. Der Geist wird
geboren und vereinigt sich mit dem Geist durch
die Macht des Wortes. Geist ist der vollkommenste Mensch und der ist ewig. Die Manifestationen sind Geist. Christus ist auch in
Mose. Alle Manifestationen haben ihre eigene
vernunftmäßige (seelische) Identität, aber in der
geistigen Identität sind sie eins. Wenn daher
das Vernunftmäßige (Seelische) in des Menschen
irdischer Entwicklung kein Ende hat und das
Geistige, welches der Wille Gottes ist, ewig ist,
so muß die Identität der Manifestation im höchsten Horizont fortdauern. Sie existiert immer
und ewig auf ihrer eigenen Stufe.
Baha’Ullah kann mit einer Lampe verglichen
werden, welche das Universum erleuchtet. Nimm
[Seite 156]
z.B. an, es seien drei Menschen in einem Zimmer; jeder sucht eine Antwort auf seine Frage,
welche verschieden ist von den Fragen der andern. Obschon diese Fragen verschiedene Punkte
(göttliche Offenbarungen) in sich schließen, so
wird sie doch das Licht der Gesegneten Vollkommenheit alle erleuchten und die Antworten
offenbaren. So genießen wir die Frucht von Ihm,
welche wächst und reift, weil der Regen auf
die Erde hernieder gekommen ist. Wir sehen
deshalb durch das Licht, welches durch den Spiegel der Gesegneten Vollkommenheit scheint. Er
strahlt das Licht zurück auf die Seele, und die
Seele sieht sofort das Licht. Durch Ihn wachsen
wir auch heran, um einander zu verstehen und
um zu erkennen, was in dem menschlichen Gemüt liegt. Alle Seelen sind geistig erleuchtet;
alle Seelen werden Frucht tragen. Wir müssen
darnach streben, sie zu verstehen und das anzuerkennen, was sie besitzen. Wenn wir das
Wort Gottes erforschen und es lehren, werden wir diese Macht, andere Seelen zu erwecken, entwickeln. Abdul Baha stellt keine Fragen. In seiner Gegenwart mag jeder von
uns über den Gegenstand, welchen Er erklärt,
seine besonderen Meinungen und Ideen haben,
bevor Er aber seine Erklärungen beendigt
hat, wird Er allen unseren Ideen entgegengekommen sein und alle unsere Fragen beantwortet haben. Wenn eine Seele böse Eigenschaften zeigt, so fühlen wir uns bedrückt und
enttäuscht und wünschen sogleich, uns von ihr
abzuwenden. Andererseits suchen wir uns mit
einer Seele zu verbinden, welche gute Eigenschaften zeigt. Die Gesegnete Vollkommenheit
kam, um uns zu lehren, wie wir Seine Erkenntnis in uns aufnehmen und Seine Mildtätigkeit
kundgeben sollen, damit wir dadurch, daß wir
Ihm gleich werden, uns in Einigkeit und Liebe
unter einander verbinden. Sein Wort ist Einigkeit. Sein höchstes Ziel ist Einheit. Dies ist
auch unser Ziel. Dies ist unser Maßstab der Vollkommenheit. Die „Gesegnete Vollkommenheit“
offenbarte ein Tablet, in welchem gesagt ist:
„Ein gottloser Mensch fragte: Was ist das Paradies? Wir antworteten: Das Paradies ist da,
wo ich lebe, die Hölle ist da, wo du lebst, inmitten Krankheit und Greueln.“ Der Zweck einer Manifestation ist, alles, was böse in einer
Seele ist, auszutreiben und an seine Stelle das
natürliche Wachstum der Tugenden zu setzen,
wie Jesus ausging und Teufel austrieb. Eine
böse Seele gleicht einem steinigen Feld, in welches der Same schöner Blumen gesät ist, dem
aber kein Wachstum folgen kann. In seinen
Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten erschuf Gott den Menschen vollkommen. Deshalb
wird eine Seele dadurch, daß sie die guten Eigenschaften Gottes wiederspiegelt, das himmlische
Wachstum in sich selbst bezeugen und in der
Erkenntnis Seines Willens Ruhe und Frieden
finden. Ein guter Mensch offenbart die Eigenschaften des Himmels, ein böser Mensch diejenigen der Hölle. Der Himmel ist auf Erden,
sofern diese guten Eigenschaften in unserem Leben hier und jetzt bezeugt werden. Der Himmel ist nicht über uns. Der Zustand vollkommener Glückseligkeit ist gefunden, wenn wir in
der Gegenwart Abdul Baha’s sind. Da sind wir
im Himmel. Wenn das Herz rein ist, dann
kannst du nicht anders als glücklich sein. Eine
gute Seele ist wie eine schöne Rose. Du erfreust dich nicht an ihrer Schönheit, sondern
du atmest auch ihren Duft ein und wirst entzückt von jeder guten Eigenschaft, die sie offenbart.
Für jedes Wort von Gott gibt es mancherlei
Bedeutungen, mancherlei Auslegungen. Je nach
der geistiger Vision des Lehrers sind diese Auslegungen verschieden. Die Auslegung von Abdul Baha ist immer die höchste und vollkommenste.
Warum? Weil seine Erkenntnis von der unsichtbaren Quelle der Erkenntnis herabkommt und
der heilige Geist durch Ihn spricht. Deshalb
schließt Er alle Bedeutungen in sich. Wenn
ein Lehrer das Wort Gottes richtig erklären
will, so beschränkt er sich nicht auf eine einzige
Art von Auslegung, sondern gebraucht, je nach
der Fähigkeit der Zuhörer, vielerlei. Die Auslegung von Abdul Baha ist immer die zuverlässigste Form und das beste Beispiel, dem wir folgen sollten. Um die Harmonie zu zeigen,
welche in der Bedeutung der göttlichen Wahrheit existiert, gibt Er uns oft eine geistige Erklärung und läßt ihr eine materielle folgen. Wenn
wir z. B. in eine Fabrik gehen, so geht der eine
auf diesem Weg, der andere auf jenem Weg zu
den Maschinen und wenn wir herauskommen, so
haben wir verschiedene Erklärungen und verschiedene Ansichten über das, was wir gesehen
haben. Ferner sind im Samen viele Entwicklungskräfte verborgen, und wir mögen sprechen
von welchen wir wollen, so werden wir befriedigt sein. Regen und Sonnenschein bringen in
den Blumen viele schöne Farben und Düfte hervor. So bringen die Lehren von Gott, je nach
unseren Fähigkeiten, geistige Blumen aller Art
in uns hervor. Das Auge sieht die Rose, die
Nase riecht ihren Duft. Es gibt vielerlei Wege,
um denselben Gegenstand wahrzunehmen. In
ähnlicher Weise können wir uns an der Schönheit und an dem Duft des himmlischen Wachstums in unserer eigenen Seele und in den Seelen anderer erfreuen. Die Sinne handeln in Harmonie, alle wollen uns in ihrer eigenen Weise
und Sprache die Schönheit der Rose zum
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Ausdruck bringen. Jedes Ding hat eine Sprache, mit
der es redet und sich äußert. Ich komme in
dein Zimmer, du begrüßt mich mit Wort und
Blick. Ich lese dieselben Grüße von diesen
Blumen auf deinem Tisch. Mein Ohr lauscht auf
diese Grüße, meine Augen bezeugen sie, meine
Nase riecht sie. Die Zunge ist der wirklich
Sprechende, denn, als ich das Zimmer betrat,
hatte ich dir etwas schönes zu erzählen — etwas,
was die Ohren nie zuvor gehört hatten. Der
Mensch ist die wirkliche Zunge des Universums,
er ist von seinem Schöpfer dazu bestimmt, Gott
zum Ausdruck zu bringen und Seine Schönheit
und Liebe darzutun.
Die Gesegnete Vollkommenheit verkörperte
alle Sprachen der Existenz, Alle Erkenntnis war
in den einen Kelch gegossen, von welchem Abdul
Baha trank. Den Propheten Gottes war diese
Erkenntnis verhüllt; der Wein der inneren Bedeutung war ihnen verschlossen. Abdul Baha
leerte diesen Kelch. Wir müssen von Seinen
Lehren trinken. Die Gesegnete Vollkommenheit
sagte, der Ozean habe in seiner eigenen Sprache
gesprochen und gesagt: „O Gott! O Gott! Mein
Geliebter!" Die Gesegnete Vollkommenheit verstand die Sprache des Ozeans. Er hörte Himmel und Erde die Herrlichkeit Gottes erzählen.
Um zu wissen, was Er wußte, müssen wir die
Sprache des Geistes verstehen. Die Propheten
kannten sie; sie waren fähig, zu allen Menschen
in ihrer eigenen Sprache zu sprechen, einerlei,
ob es Juden, Mohammedaner oder Christen waren!" - — —
Am Nachmittag kam Mirza Assad- Ullah, um
wieder nach uns zu sehen. Wir erwähnten die
roten Anemonen, welche zu dieser Jahreszeit
die Berge und Felder Palestinas wie mit einem:
Teppich bedecken. Er sagte: „Die Blumen werden jetzt nach und nach kommen. Die rote Anemone, „Schaquaik“ und von den Persern ,Scha-ka-yek‘ genannt, ist der Frühlingsbote. Die
Berge des Libanon, östlich von Akka, wo die
Gesegnete Vollkommenheit häufig wandelte, sind
bedeckt mit diesen dunkelroten Blumen. Je
öfter du Abdul Baha siehst, desto mehr wirst
du die unerschöpfliche Quelle der Erkenntnis in
Ihm erkennen. Er ist die Schatzkammer Gottes,
worin alles, wessen die Menschheit bedarf, gefunden werden kann, ohne Geld und ohne Kaufpreis.
In Ihm gibt es immer etwas neues zu lernen und
in Besitz zu nehmen, wir finden immer neue Gedanken in Seinen Worten und Erklärungen. Was
du von Ihm empfängst, wird gemessen an
deiner Aufnahmefähigkeit. Die Gaben Gottes
sind unbegrenzt, wenn sie auch noch so groß und
zahlreich sind. Warum muß der Mensch immer
wieder auf seine menschlichen Schätze, welche
alt und abgenützt sind, zurückkommen, Die
Schöpfung selbst wiederholt sich nicht. Obgleich die Wahrheit nur eine ist, drückt sie sich
doch mannigfaltig aus und keine zwei Dinge sind
gleich im Königreich Gottes. Die Propheten
sind Repräsentanten oder Manifestationen der
Wahrheit. Die Wahrheit ist beständig und unveränderlich, alles Menschliche dagegen ist veränderlich und unbeständig. Es geht vom Tod
zum Leben und vom Leben zum Tod; der Mensch
kommt und geht, er ist nicht an diese Erde gebunden, er ist niemals beständig. Das menschliche Leben ist ein Punkt in einem Kreis. Wenn
du einen brennenden Stab im Kreise schwingst,
so gibt es einen Kreis von Feuer. Der Mensch
ist ein Punkt in dem Kreislauf des Lebens. In
einem fortdauernden Prozeß kommt er immer
wieder zum Ausgangspunkt zurück. Jeden Tag
wird er aufs neue geboren, jeden Tag stirbt er.
Die Vergangenheit kehrt nie zurück. Die Zukunft kommt uns unvermeidlich entgegen. Die
Kindheit kann nicht fortdauern, die Jugend ist
nur einmal unser. Das Gesetz der Zeit ist unerbittlich. Bei Gott gibt es aber nur eine
Wirklichkeit, eine ursprüngliche Wahrheit. Die
Lehren mögen verschieden sein, aber ihre Bedeutung bleibt ewig bestehen. Die Propheten
erneuerten das Wort Gottes, welches durch
menschliche Auslegungen verdunkelt worden war.
Gott zeigt in jedem Zyklus neuen Glanz. Wir
sehen dies zur Genüge an Abdul Baha. Niemand
kann das wirkliche Wesen der Wahrheit verstehen. Wenn wir auf eine Rose blicken, so
können wir ihre Form und ihre Gestalt verstehen, aber das Wesen, die Wirklichkeit, welche
hinter ihrer Schöpfung liegt, können wir nicht
ergründen. Wer kann Gott begreifen und in
sich einschließen? Dies beweist, daß die Propheten nicht in ihrer Fülle und Vollkommenheit
erkannt werden können, denn sie kommen, um
uns Gott zu offenbaren. Wie kann ein menschlicher Geist Gott und Seine Erkenntnis voll in
sich aufnehmen? Wenn wir in einen Spiegel
blicken, so sehen wir nur einen Teil oder eine
gewisse Darstellung unserer Wirklichkeit. Die
Gesegnete Vollkommenheit hat oft in Seinen
Tablets gesagt, daß die menschliche Vernunft
— einerlei, wie hoch sie sich auch aufschwingen
möge — Gott nicht erfassen könne. Das, was
sich auf einer niederen Stufe befindet, kann die
Stufe über sich nicht verstehen. Das Pflanzenreich kann z. B. die Stufe des Tierreiches nicht
begreifen. Die Tiere können die Stufe des Menschen nicht verstehen u.s.w. Der Mensch schreitet unaufhörlich vorwärts, hin zum Reich des
Geistes, welches Gott ist und ewig währt. Wenn
daher der menschliche Geist ein Reich, welches
ewig ist, nicht begreifen kann, so können wir
auch die Propheten, welche von diesem Reich
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kommen, nicht vollständig verstehen. Sie haben unendliche Erkenntnis, denn gleich den Strömungen des Meeres haben sie unbegrenzte Kraft
und Stärke in sich. Wir erkennen daher die
Manifestationen an ihren vollkommenen und
göttlichen Eigenschaften, aber verstehen können
wir sie nur soweit, als wir uns zu ihrer Stufe
erheben.
Alle menschlichen Errungenschaften sind vergänglich, der göttliche Wille allein ist ewig. Der
Mensch besteht aus einem sterblichen Körper
und einem unsterblichen Geist. Gute Eigenschaften sind göttliche Vollkommenheiten, wiedergespiegelt im Menschen. Die Propheten kamen in diese Welt, um uns den Weg zur Unsterblichkeit zu zeigen. Gute Eigenschaften offenbaren ihr Licht, schlechte Eigenschaften sind
wie Finsternis. Wenn der Mensch den göttlichen Funken in sich fühlt, dann erscheinen
diese Tugenden wie Licht in seinen Handlungen.
Gott ist ewig. Abdul Baha’s Lehren beabsichtigen diese himmlischen Eigenschaften in uns
zu entwickeln, damit wir ewig und unsterblich
werden möchten. Der Boden der Seele muß
bereit gemacht werden für die Saat und ihre Entwicklung; dann wird die Frucht erscheinen. Wie
sich der Same zehnfach vermehrt, so vermehren
sich im gleichen Verhältnis auch gute und
schlechte Eigenschaften. Die Wirklichkeit des
Geistes kann nicht völlig verstanden werden.
Wir können sie nur durch ihre Attribute und
guten Eigenschaften erkennen.
Die Propheten hatten alle eine individuelle
Ausdrucksweise. In der äußeren Sprache ihrer
Lehren müssen wir ihre Terminologie verstehen,
um ihre Aeußerungen erfassen zu können. Mose
hatte seine charakteristische Art sich auszudrücken. Jesus sprach in Gleichnissen, Mohammed sprach, als ob Gott sprechen würde. Die
Propheten sind wie Wolken; das Wort Gottes
in ihnen ist der Regen, welcher Frucht hervorbringt aus einer ausgedörrten und durstigen
Welt. Alle Propheten sind sich gleich im Wesen
und in der Bedeutung und alle sind die Kinder
der Gesegneten Vollkommenheit.
Uebers. von W. Herrigel.
Bahai-Vorträge.
Am Samstag, den 21. Oktober 1922, hielt in
Karlsruhe auf Wunsch der dortigen Bahaifreunde Frau Alice Schwarz - Stuttgart
einen Vortrag im „Friedrichshof" über die Bahailehre, ihre Geschichte und ihre Prinzipien. Derselbe war gut besucht und wurde dankbar und
mit großem Interesse aufgenommen. Am Sonntag Nachmittag folgten die Bahaifreunde einer
Einladung von Frau Weiland zu einem Liebesmahl im „Schlößchen“. Das schöne, harmonische
Beisammensein wurde belebt durch gegenseitige
Aussprache, Vorlesen von Worten Baha ’Ullah’s
und Abdul Bahas, sowie durch musikalische Vorträge. Die Karlsruher Freunde haben gezeigt,
daß sie der Bahaisache treu zugetan sind und
für ihre Weiterverbreitung arbeiten.
Vom 16. Oktober bis 4. November war Herr Wilh. Herrigel auf einer größeren Vortragsreise, über die er in der Donnerstagsversammlung am 9. November ausführlich berichtete.
Das Hauptziel seiner Reise war Groß-Strelitz in Oberschlesien, wohin er schon vor längerer Zeit gerufen wurde. Sein Weg führte ihn über Gera, wo er die dortigen Bahaifreunde besuchte und einen gut aufgenommenen Vortrag
hielt, dann über Dresden, wo abends eine anregende Aussprache über die Bahaisache in
engem Familienkreis stattfand. Der Vortrag in Groß-Strelitz war leider vielen Störungen ausgesetzt, konnte aber doch, dank der Ruhe und Festigkeit des Redners, zu Ende geführt werden.
Auf dem Rückweg kam Herr Herrigel über Breslau und Frankfurt a. O. nach Berlin-Schöneberg, wo er eine Unterredung über die Bahailehre mit einigen Freunden hatte. Einer
Einladung nach Hamburg folgend, hielt er
dort einen öffentlichen Vortrag in der Aula des
Wilhelm-Gymnasiums sowie eine Versammlung
im Privatkreis. In Hamburg erhielt er eine
dringende Einladung, auch in Rostock in der
„Friedensgesellschaft" zu sprechen. Diesem Ruf
Folge leistend reiste er nach Rostock und
Warnemünde und hielt den anberaumten
Vortrag mit gutem Erfolg. Am 2. und 3. November waren dann wieder Versammlungen in
Berlin, von der dortigen „Allgemeinde" veranstaltet, und am 4. November trat Herr Herrigel, wohlbefriedigt von seiner dreiwöchentlichen
Tätigkeit, die Heimreise an.
Wir verbinden mit dem gebührenden Dank an
ihn den Wunsch, daß seine Arbeit in den verschiedenen deutschen Städten gesegnet werde
und der ausgestreute Same reiche Früchte
bringen möge.
[Seite 159]
Bericht aus Groß-Strelitz.
Am Montag, den 23. Oktober, sprach Herr
Herrigel in Groß-Strelitz o. S. über die Bahaibewegung und -Lehre. Von den 200 bis 300 Anwesenden waren wohl 50 erschienen, um den
Vortrag zu stören und zu verhindern. Es war
eine Leistung von Herrn Herrigel, den Vortrag,
wenn auch mit Unterbrechungen, zu Ende zu
führen. Eine Frucht des Vortrags ist schon jetzt
zu sehen. Von einigen Seiten wurde ich um
Bahailektüre angegangen und gleich nach dem
Vortrage wurden auch viele Schriften gekauft.
Der Einfluß aber, den Herr Herrigel durch sein
ruhiges, sachliches und bestimmtes Auftreten insbesondere auf meine Familie gemacht hat, ist
ein voller Erfolg. Mit Dankbarkeit gegen Herrn
Herrigel und meinen Vetter aus Chicago, der
den Vortrag durch seine finanzielle Hilfe ermöglicht hat, werde ich stets an diesen Vortrag denken.
Rampold.
Bericht aus Hamburg.
Am Sonntag, den 29. Oktober hielt Herr Herrigel in der Aula des Wilhelmgymnasiums in
Hamburg einen einführenden Vortrag über
die Bahailehre, zu dem sich gegen fünfzig Zuhörer eingefunden hatten. Es ist zu hoffen, daß der Abend zu den alten Freunden noch recht viel neue gewinnen half. Daß der Vortrag seinen
Eindruck auf die Anwesenden nicht verfehlt hat,
bezeugte sowohl der am Schluß von verschiedenen Hörern lebhaft geäußerte Wunsch, mehr
über die Lehre zu erfahren, als auch die große
Anzahl Schriften, die am Büchertisch verkauft
wurden. Der Montag sah dann noch einmal
einen kleineren Kreis der Freunde beisammen,
dem Herr Herrigel einige grundlegende Fragen
aus der Lehre klarlegte. Ein weiterer Einführungsabend, der in etwa drei Wochen geplant
ist, möchte neue Freunde gewinnen und unsere
hoffnungsfreudig begonnene Arbeit weiter ausdehnen.
Hamburg, 1. 11. 1922.
Hermann Großmann.
Bericht aus Rostock,
Deutsche Friedensgesellschaft, Ortsgruppe
Rostock. Am 31. Oktober 1922 hatten wir
die ganz besondere Freude, Herrn Wilh. Herrigel, Stuttgart, in unserer Mitte begrüßen zu
können. Durch einen glücklichen Zufall war es
gelungen, Herrn Herrigel auf seiner Vortragsreise durch Norddeutschland im letzten Augenblicke noch zu gewinnen. . Und so sprach er nun vor etwa 60 Mitgliedern und Freunden in
Hetelts Restaurant über die Bahai-Weltreligion. Abgesehen von unseren Mitgliedern, Lehrer
Jörn - Warnemünde, der selbst Bahai ist, hatten die wenigsten ja von der Bahaibewegung gehört, und so wurden nun alle von dem warmen, fesselnden Vortrag überaus erfreut. Die
Notwendigkeit der religiös-sittlichen Vertiefung des Friedensgedankens leuchtete klar aus
dem Vortrag hervor, und weiter auch die
freudige Gewißheit, daß die Bahais der ganzen
Welt entschlossen sind, an solcher Vertiefung
mit heiligem Eifer zu arbeiten, um also das
Reich des Friedens, des Rechts und der Gerechtigkeit zu erbauen. — Um auf den religiösen
Charakter des Abends vorzubereiten, sprach einleitend Herr Landgerichtsrat Eberhardt-Schwerin
— der 1. Vorsitzende der Schweriner Ortsgruppe der Fr.-Ges. — über den Rechts- und Friedensgedanken bei den alttestamentlichen Propheten. Der Vorsitzende der Rostocker Ortsgruppe der
Fr.-Ges., Herr Dr. Fr. C. Witte, faßte in einem
warmen Schlußwort die Empfindungen zusammen, die der Abend in den Zuhörern ausgelöst
und dankte insonderheit dem Herrn Herrigel mit
dem Gelöbnis, den Friedensgedanken durch Wort
und Wandel im Geiste der Bahai-Lehre zu verkünden.
R.E.
Druckfehlerberichtigung.
Im Novemberheft Seite 130 muß in der Ueberschrift stehen: Episteln, Seite 137 rechts ist
Zeile 6-8 versetzt. Seite 140 links ist zu lesen: das seinen Enkel Shoghi Effendi als seinen Nachfolger bestimmt hat. Seite 143 links muß es heißen: von Anfang bis zu Ende durchführte.
An unsere Leser.
An den Plätzen, wo Baha’Ullah und Abdul Baha geweilt und gewirkt, hat H. Konsul Schwarz bei seinem Besuch des hl. Landes Aquarelle u. Federzeichnungen gefertigt. Vier von diesen sind als Postkarten vervielfältigt worden und zwar 3 Aquarelle in Vierfarbendruck (Platz, wo Baha’Ullah seine Zelte
aufstellte — Bahajee, Wohnhaus Baha’Ullahs und seine
Grabstätte — Privathaus Abdul Bahas in der Nähe
des hl. Grabes) und eine Federzeichnung, die das
Grab des Bab und Abdul Bahas mit dem Berg Karmel im Hintergrund wiedergibt. Die Karten enthalten die Bezeichnung der Darstellung in Persisch,
Deutsch, Englisch und Esperanto. Der Erlös der
Karten soll in erster Linie Bahailiteraturzwecken dienen. Der Preis einer Serie von 4 Karten beträgt
für Deutschland einschließlich Porto 100 Mk.
Zu beziehen sind sie vom Verlag des Deutschen
Bahaibunds. Hölderlinstr. 35.
[Seite 160] KE
MITTEILUNG VOM VERLAG.
Unsere seitherigen Bücherpreise stehen infolge der fortgesetzten Geldentwertung nicht im entferntesten mehr im Einklang mit den Herstellungskosten einer Neuauflage und den laufenden Buchbinderkosten. Aus diesem Grunde wurde in der letzten Sitzung des Nationalrats beschlossen, von jetzt
ab höhere, den Zeitverhältnissen auch nur einigermaßen entsprechende Preise
festzusetzen.
Aus demselben Grunde wurde beschlossen, die „Sonne der Wahrheit” künftig in einem billigeren Umschlag erscheinen zu lassen.
Verlag des Deutschen Bahaibundes, Hölderlinstr. 35.
Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Fernsprecher 7675 — -— Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33
In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . 20.--
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . 25.--
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . .20.--
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . 20.--
5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . . 50.--
6. Die Offenbarung Baha’o’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . 50.--
7. Verborgene Worte von Baha o’Ilah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 50.--
8. Baha’o lab, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 220.--
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 250.--
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . 50.--
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . 50.--
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . 20.--
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,
in Halbleinen gebunden . . . . . 270.--
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 300.--
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,
in Halbleinen geb. . . . . 570.--
In Ganzleinen gebunden . . . . 600.--
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Dhelps.
Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 500.--
Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.
Anfragen, Beiträge und alle die Schriftleitung betreffende Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung:
Stuttgart, Alexanderstraße 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha’o’llahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha’o’llahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha’o’llah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha’o’llah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha’o’llah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha’o’llah),
Die Hauptschriften Baha’o’llahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha’o’llah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha’o’llah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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