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| SONNE DER WAHRHEIT | ||
| Heft IX | NOV. 1922 | |
| ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART | ||
Die Hauptpunkte der Bahailehre
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten -— das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre ist Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha’u’llah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde.
| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis des Einzelheftes M. 15.—, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 45.— |
| Heft 9 | Stuttgart, im November 1922 | 2. Jahrgang |
Inhalt: Botschaft von Abdul Baha. — Vier Epistel Abdul Bahas nach Amerika. — Abdul Baha über Christus. — Abdul Baha über Deutschland. — Die schlimmsten Feinde der Bahaisache. — Sen spiriteco ne povas esti vera felıco kaj vera progreso. — Doloroj kaj zorgoj. — La perfektaj homaj sentoj kaj virtoj. Die drei Arten von Märtyrertum. — Aus „zehn Tage im Lichte Akkas“. — Abdul Bahas Todestag. — Zu Baha’ Ullahs Geburtstag. — Bericht über den Stuttgarter Bahai-Kongreß (15.—18. September 1928). — Oeffentliche Bahai-Versammlungen.
| Heutigen Tages sind die himmlischen Kräfte und die hilfsbereiten göttlichen Heerscharen die Verteidiger und Helfer der Seelen, die sich mit den Lehren der Gottessache befassen und die treu zum Bunde stehen. Abdul Baha. Schafft eine Seelenverwandtschaft unter Euch, die nichts erschüttern kann; bildet |
eine Gemeinde, die nicht aufgelöst werden kann, tragt einen Geist in Euch, der nie aufhört, nach geistigen Schätzen zu trachten, die nichts zu zerstören vermag. Möge das göttliche Licht Euch zur höchsten Vervollkommnung führen, in welcher der Ruhm und der Fortschritt der Menschheit besteht. Abdul Baha. |
FÜR STUTTGART vom Juli 1912. Überbracht von Mr. Nagel. Bekunde den Bahais meine Sehnsucht nach ihnen, grüße sie von mir und sage ihnen: Ich trage Euch stets in meinen Gedanken, ich erbitte himmlische Bestätigung für Euch. Ich hoffe, daß Ihr, wie Kerzen, von dem Licht der Liebe Gottes entzündet und fruchtbare Bäume werdet, daß Ihr Euch wie ein brausendes Meer erhebt, daß Ihr herrliche Melodien anstimmt, wodurch die allerhöchsten Heerscharen beglückt werden. Ich hoffe, daß ich das Echo Eurer Lieder höre, wo immer ich auch sein mag. |
Vier Epistel Abdul Bahas nach Amerika. [Bearbeiten]
An die Freunde und Dienerinnen Gottes in den nordöstlichen Staaten von Amerika.
Ihnen sei Gruß und Lob gesagt.
O Ihr himmlischen Boten!
Dies sind die Naurooz-Tage. Ich gedenke immer der lieben Freunde! Ich erbitte für jeden von Euch Bestätigung und Unterstützung an der Schwelle der Einheit, so daß Eure Versammlungen in dem Freistaat Amerika entzündet werden wie Kerzen, die das Licht der Liebe Gottes in den Herzen entfachen und die Strahlen der himmlischen Lehren die Staaten von Amerika erleuchten wie die unendlich vielen Sterne unter der göttlichen Führung die Welt erhellen.
In einigen der nordöstl. Staaten am Atlantischen Meer — wie Maine, New Hampshire, Massachusetts, Rhode Island, Connecticut, Vermont, Pennsylvania, New Jersey und New York — sind Gläubige zu finden; aber in vielen Städten dieser genannten Staaten sind bis heute die Menschen noch nicht erleuchtet mit dem Licht des Königreichs und haben die himmlischen Lehren noch nicht erkannt. Deshalb eilt, wenn es euch möglich ist, in jene Städte und leuchtet dort wie Sterne mit dem Licht der göttlichen Führung. Gott spricht in dem erhabenen Koran: „Die Erde war dunkel und dürr, dann schufen wir den Regen, daß er auf sie falle und gleich darauf wurde sie grün und prangend, und alle Arten von Pflanzen schoßen üppig auf! Das will sagen, daß wenn der Frühlingsregen niedergeht, der schwarze Boden belebt wird und mannigfaltige Blumen hervorbringt. Dies bedeutet, daß die Seelen der Menschen, solange sie der materiellen Welt angehören, dunkel wie die Erde sind. Wenn aber der himmlische Regen herabfällt und die leuchtenden Strahlen sichtbar werden, dann werden die Herzen belebt und befreit von der Dunkelheit ihrer Natur, und die Blumen der göttlichen Geheimnisse wachsen und gedeihen üppig. Also muß der Mensch die Ursache der Erleuchtung für die menschliche Welt werden und die heiligen Lehren verbreiten, die in den heiligen Büchern durch göttliche Inspiration geoffenbart sind. Es steht in den heiligen Büchern: „Reiset nach Ost und West und erleuchtet die Menschen mit dem Licht der größten Führung, damit sie einen Anteil am ewigen Leben ererben". Gelobt sei Gott, daß Ihr in den nördlichen Staaten aufs beste dazu fähig seid. Auf den üppigen Boden ist der Regen der göttlichen Gaben gefallen. Ihr müßt jetzt himmlische Gärtner werden und reinen Samen in den vorbereiteten Boden streuen. Die Ernte eines jeden anderen Samens hat ihre Grenzen, aber die Gnade und der Segen des Samens der göttlichen Lehren ist unbegrenzt. In den künftigen Jahrhunderten werden viele Ernten eingesammelt werden. Bedenkt die Arbeit früherer Generationen. Bei Lebzeiten Jesu Christi gab es nur wenige treue, gläubige Seelen, aber die himmlische Gnade kam so überreich herab, daß nach einigen Jahren zahllose Seelen in den Schatten des Neuen Testaments traten. — Gott sprach im Koran: "Ein Korn wird sieben Garben geben und jede Garbe wird 1000 Körner tragen“. Mit anderen Worten: Ein Korn wird 1000 Körner geben, und wenn Gott es will, so wird er die Zahl noch verdoppeln. Es ist oftmals geschehen, daß eine gesegnete Seele die Führung einer ganzen Nation wurde. Wir dürfen aber nicht auf unsere eigene Geschicklichkeit und unsere Fähigkeit sehen, sondern müssen in dieser Zeit auf die Gnade und die Güte Gottes blicken, der den Tropfen gemacht hat, um das Meer zu schaffen und das Atom, um die Macht der Sonne zu zeigen.
Mit Gruß und Lob
(sig.) Abdul Baha Abbas.
Uebers. 26. April 1916.
Ahmad Sohrab schreibt dazu: Beinahe 2 Monate
vergingen. Indessen wurde obiges Tablet nach Amerika geschickt und zirkulierte bei den Bahai-Freunden.
Es hatte einen großen Eifer und tiefes Interesse in
der Verbreitung der Lehre zur Folge. Später äußerte
sich Abdul Baha bei mancherlei Gelegenheiten dahin, daß
das Tablet nicht vollendet sei, und daß, wenn die Zeit
gekommen, er ein weiteres Tablet für die Führung
der Freunde schreiben werde. Daher war ich sehr
glücklich, als dieses Versprechen am Freitag 2. Febr. 1917 erfüllt wurde. Indem er in einem kleinen Zimmer in seinem Hause in Haifa auf- und abging, diktierte er folgenden geistigen „Firman“ für die Gläubigen der nordöstlichen Staaten, der mit einem Gebet
schließt, das von den Lehrern gelesen werden soll, wenn sie auf den Kampfplatz treten, um das Licht zu verkündigen.
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Tablet II.
An die Gläubigen Gottes und die Dienerinnen des Barmherzigen in den nordöstlichen Ländern der Vereinigten Staaten Amerikas: Maine, New Hampshire, Massachusetts, Rhode Island, Conecticut. Vermont, Pennsylvania, New Jersey, New York.
Er ist Gott!
O Ihr wahren Freunde!
Alle Länder gelten in den Augen Gottes des Alleinigen als ein Land und alle Städte und Dörfer sind vor ihm gleich. Es hat keines ein Vorrecht vor dem andern. Alle zumal sind sie Felder Gottes und der Wohnsitz der Menschen. Durch Glaube und Festigkeit erlangen ihre Bewohner Heiligkeit und Gerechtigkeit, und manche Länder und Wohnorte gelangen dadurch zur größten Auszeichnung.
So wurde z.B., trotzdem sich gewisse Länder Europas und Amerikas durch die Reinheit der Luft, die Güte des Wassers, den Anmut der Gebirge, der Fluren und Wiesen auszeichnen und deshalb anderen vorgezogen werden, Palästina ein Ehrenplatz vor allen Ländern der Welt; denn alle göttlichen Manifestationen von der Zeit Abrahams an bis zur Zeit des Erscheinens des "Siegels der Propheten“ haben entweder in diesem Land gelebt oder wanderten hier ein und aus, und die Lichter der Propheten haben von diesem Horizont gestrahlt. Aus diesem Grund ist Palästina vor allen Ländern ausgezeichnet. Weil der Kontinent Amerika im Ansehen des Alleinigen das Reich der Ausstrahlung des Lichtes ist, das Königreich der Offenbarung der Geheimnisse, die Heimat der Gerechten und der Sammelplatz der Freien, so ist jeder Teil dieses Kontinents gesegnet; daß aber diese neun Staaten im Glauben und in der Gewißheit besonders begnadet sind, geht daraus hervor, daß sie geistige Vorrechte erlangten. Sie müssen den Wert dieser Gnade schätzen, denn sie haben eine große Gunst erlangt, und um sich dankbar für eine solche Gnade zu erweisen, müssen sie sich aufmachen und die göttliche Lehre verbreiten, so daß der gesegnete Vers des Koran erfüllt wird:
„Gott ist das Licht des Himmels und der Erde; sein Licht gleicht einem Licht in einer Nische an der Wand, darin eine Lampe steht... Sie ist mit dem Oel des gesegneten Baumes gefüllt, einem Oel, das man weder im Osten noch im Westen findet. Es braucht wenig, daß das Oel darin brennt, obgleich es kein Feuer berührt. Wenn es aber brennt, so ist es Licht über Licht. Gott wird zu diesem Licht führen, wen Er will.“
Es heißt weiter: „Die Welt der Natur ist die Welt der Finsternis, denn sie ist der Ursprung von tausenden von Uebeln; noch mehr: sie ist Finsternis über Finsternis“. Die Erleuchtung der Welt hängt von der Fülle der Sonne der Wirklichkeit ab. Die Gnade der Führung ist wie ein Licht, das in der Lampe der Wissenschaft und Weisheit entzündet ist, und diese Lampe ist der Spiegel des menschlichen Herzens. Das Oel dieser helleuchtenden Lampe kommt von den Früchten des gesegneten Baums und es ist so geläutert, daß es brennt, ohne angezündet zu werden. Wenn die Leuchtkraft der Flamme, die Durchsichtigkeit des Glases und die Reinheit des Spiegels zusammen wirken, so wird es Licht über Licht werden.
In diesen neun gesegneten Staaten reiste und wanderte Abdul Baha von Ort zu Ort, erklärte die Weisheit der heiligen Bücher und verbreitete die Himmelsdüfte. In den meisten dieser Staaten gründete er einen göttlichen Bau und öffnete die Tore der Lehre. In jenen Staaten säte er reinen Samen und pflanzte gesegnete Bäume. Nun müssen die Gläubigen Gottes und die Dienerinnen des Barmherzigen diese Felder tränken und mit innigem Gebet in diesen himmlischen Pflanzungen arbeiten, damit der Same wachse, sich entwickle und gedeihe und viele reiche Ernten eingebracht werden können.
Das Königreich Gottes ist wie ein Landmann, der im Besitz eines Stücks guten und unbebauten Bodes ist. Himmlischer Samen wird darauf gesät, die Wolken göttlicher Vorsehung regnen herab, und die Strahlen der Sonne der Wirklichkeit leuchten.
Auch in diesen neun Staaten erschien
der göttliche Gärtner, ging durch diese
Länder und streute den reinen Samen der
göttlichen Lehren in dies Feld; der Regen
der Gnade Gottes kam herab und das
Licht der Sonne der Wahrheit leuchtete,
d.h. — die göttliche Bestätigung strahlte
mit höchstem Glanz auf sie herab.
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Ich hoffe, daß jede dieser gesegneten Seelen ein unvergleichlicher einzigartiger Gärtner werde, so daß der Osten und Westen Amerikas wie ein köstliches Paradies ergrünt und alle von den „Erhabenen Heerscharen“ den Ruf vernehmen: „Ihr seid gesegnet und abermals gesegnet!“
Mit Gruß und Lob
Abdul Baha Abbas.
O Du gütiger Vater! Gelobt seist Du,
daß Du uns die Heerstraße der Führung
gezeigt, die Tore des Königreichs geöffnet und Dich selbst geoffenbart hast
durch die Sonne der Wirklichkeit. Den
Blinden hast Du das Sehen geschenkt,
den Tauben hast Du Gehör verliehen;
die Toten hast Du zu neuem Leben erweckt und hast denen den rechten Weg
gezeigt, die in der Irre gingen. Du hast
den Lechzenden zu dem Quell der Führung gelenkt, dem Durstigen gestattet,
die See der Wirklichkeit zu erreichen
und den ziehenden Vogel zum Rosengarten Deiner Gnade geführt.
O Du Allmächtiger! Wir Menschen sind Deine Diener und bedürfen Deines Schutzes! Wir sind Dir ferne und sehnen uns nach Deiner Gegenwart; wir dürsten nach dem Wasser aus Deiner heiligen Quelle; wir sind krank und rufen nach Deiner Heilung. Wir wandern auf Deinem Weg und haben weder Ziel noch Hoffnung außer in Dir und der Verbreitung Deiner Düfte. — Unsere Seelen erheben den Ruf: „O Gott! Führe uns den rechten und den geraden Weg!“ Möchten doch alle Menschen ihre Augen öffnen zum Anblick Deines Lichts und frei werden von der Macht der Finsternis! Möchten sich doch alle um die Lampe der Führung scharen! Möchten doch die Darbenden einen Teil Deines Segens erhalten und die Beraubten die Vertrauten Deiner Geheimnisse werden.
O Allmächtiger! Schaue auf uns mit dem Blick der Barmherzigkeit! Gewähre uns himmlische Bestätigung! Begnade uns mit dem Wehen des heiligen Geistes, damit uns Hilfe werde beim Dienst in der heiligen Sache und wir wie strahlende Sterne leuchten mit dem Lichte der Führung! Wahrlich, Du bist der Mächtige, der Kraftvolle; Du bist der Allwissende, der Allsehende!
(sig.) Abdul Baha Abbas.
Abdul Baha sprach gelegentlich: „Die
Gläubigen müssen in völliger Harmonie
sich aufmachen, um die Gottessache zu lehren und sich die Hände reichen bei
der Verbreitung der Düfte Gottes und
sicher wissen, daß die Bestätigungen Baha ’Ullah’s auf sie herabkommen werden...“
... „Die Gnaden des Reiches Gottes sind groß, der Blick der Liebe der „Gesegneten Vollkommenheit" ruht auf Euch, die unsichtbaren Heerscharen stützen Euch. Geht jetzt voran auf dem Feld der Lehrtätigkeit, dann werdet ihr die größten Erfolge sehen. Wendet Euer Gesicht nicht ab wegen Schwierigkeiten oder Opposition. Je größer die Schwierigkeiten, desto größer muß Eure Festigkeit und Sicherheit sein. Dann werdet Ihr bemerken, daß der Ruhm der heiligen Sache noch weiterhin verbreitet wird und die Bestätigungen des Königreichs Abhas in noch größerem Strahlenglanz erscheinen. Doch zuvor müßt Ihr Euch zum Lehren aufmachen und die Menschen zu der Offenbarung des Königreichs rufen, damit Gottes Hilfe Euch überall umgebe. Solltet Ihr diesen Dienst nicht tun und solltet Ihr dies Ziel auf dem Feld der Tätigkeit nicht erreichen, so werden die nach Euch Kommenden dies Werk vollbringen. Es ist jedoch meine Hoffnung, daß Euch schon jetzt geholfen werde, diesen großen Dienst zu vollbringen.
Uebersetzt von Frau A. Schwarz. (Forts. folgt).
Abdul Baha über Christus.
(10. Mai 1914)
Frage: Was halten Sie von Christus?
Abdul Baha: Bedenke, mit welcher Erkenntnis Baha ’Ullah die Bahais begnadet
hat, daß, wenn man ihnen auch die ganze
Welt böte, sie dennoch Christus niemals
verleugnen würden. Sie lieben Christus mehr als das eigene Leben. Wenn man
mich z.B. unter das Schwert eines Scharfrichters stellte und mich so zwingen wollte, meinen Glauben an Christus zu leugnen, andernfalls man mich enthaupten
würde, so würde ich mein Leben mit
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größter Freude und Glückseligkeit dahingeben, um ihm in seinen heiligen Fußstapfen zu folgen.
Uebers. von Frau A. Schwarz.
Frage: Wer war Jesus?
Antwort Abdul Bahas: Jesus war eine Manifestation Gottes. Alles an ihm gehörte Gott. Ihn zu kennen heißt Gott erkennen. Ihn zu haben heißt Gott haben. Ihm zu gehorchen bedeutet Gott gehorchen. Jesus war die Quelle der göttlichen Vollkommenheit. Er war eine Erscheinung aller göttlichen Eigenschaften. In dieser Erscheinung wurde das Licht der Sonne der Wirklichkeit auf die Welt reflektiert. Durch diesen Spiegel wurde der Welt die Kraft und der Wille Gottes übermittelt. Die Sonne der Wirklichkeit wurde in ihm widergespiegelt.
Aus Notizen von Montfort Mills, übersetzt von Wilhelm Herrigel.
Abdul Baha über Deutschland.
Aus den Notizen v. Ahmad Sohrab. 24. Okt. 1914.
Auch wir kämpfen mit Deutschland und haben es besiegt. Dieser Kampf ist jedoch nicht ein Krieg, der den Tod bringt sondern ein lebengebender Kampf. Es ist dies für Deutschland keine Niederlage, sondern ein Sieg, und dieser wird für Deutschlands ewigen Ruhm förderlich sein. Die Sache Gottes wird Deutschland unüberwindlich machen.
Die schlimmsten Feinde der Bahaisache.
(Aus „Star of the West“ vom 24. 6. 15).*)
Diejenigen, welche in Wirklichkeit Autorität besitzen, sind bekannt durch ihre Demut und Selbstaufopferung, sie zeigen keine überlegene Haltung gegenüber den Freunden.
Vor einiger Zeit wurde ein Tablet geschrieben, in welchem erklärt wurde, daß niemand für irgend eine Autorität bestimmt sei. Der Sache als wahrer Diener zu dienen, wozu jedermann angewiesen ist, dafür ist kein Tablet erforderlich. Wenn ein solcher Dienst wahr und selbstlos geleistet wird, so bedarf es hiezu keiner Ankündigung, noch irgend eines geschriebenen Dokuments. Laßt den Diener bekannt werden durch seine Taten, durch sein Leben! Von Gott anerkannt zu werden, sollte allein sein Ziel sein. Wenn Gott eine Seele auf eine hohe Stellung beruft, so geschieht dies deshalb, weil Gott ihr als eine Gabe die Fähigkeit für diese Stellung verliehen hat, und weil diese Seele darum gebeten hat, in seinem Dienste angenommen zu werden. Kein Neid, keine Eifersucht, keine Verleumdung noch üble Nachrede, kein Komplott- oder Ränkeschmieden wird Gott je bewegen, eine Seele von dem ihr bestimmten Platz zu entfernen, denn durch die Gnade Gottes sind solche Handlungen der Menschen eine Prüfung für diesen Diener; es wird dadurch seine Kraft, seine Geduld, seine Ausdauer und seine Aufrichtigkeit unter widrigen Umständen erprobt. Diejenigen aber, die einem solchen Diener Neid, Eifersucht, etc. erzeigen, berauben sich ihrer eigenen Stellung, nicht einen andern der seinen; denn durch ihre Handlungsweise beweisen sie, daß sie nicht nur unwürdig sind für eine der Stellungen, auf die sie warten, berufen zu werden, sondern sie beweisen damit auch, daß sie der ersten Prüfung, die an sie herantritt — nach der sie sich über den Erfolg ihres Nächsten freuen sollten, wie Gott sich darüber freut — nicht standhalten können. Nur durch eine solch aufrichtige Freude kann die Gabe Gottes in ein reines Herz kommen.
Der Neid schließt das Tor der göttlichen Freigebigkeit, und Eifersucht verhindert den Menschen, zu dem Königreich Abhas zu gelangen.
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Nein, bei Gott! Niemand kann einen andern seiner rechtmässigen Stellung berauben, dieser kann er nur dadurch verlustig gehen, daß er nicht willens ist, Gottes Willen zu tun, oder dadurch, daß er versucht, die Sache Gottes zur Befriedigung seiner eigenen Wünsche und seines Ehrgeizes zu gebrauchen. Nur eine von allen diesen Dingen getrennte Seele oder ein aufrichtiges Herz erhält Antwort von Gott. Dadurch, daß ein Diener dem andern zum Erfolg verhilft, legt er in Wirklichkeit das Fundament für seinen eigenen Erfolg. Ehrsucht ist ein Greuel vor dem Herrn.
Wie bedauerlich ist es doch, daß manche die Angelegenheiten der Sache und ihre Wirksamkeit wegen irgend eines persönlichen Grolls oder eines eingebildeten Unrechts als Mittel zur Rache gebrauchen; sie wirken störend auf die Arbeit eines andern ein oder versuchen sie, dieselbe zum Mißlingen zu bringen. Solche Menschen machen ihren eigenen Erfolg zunichte; würden sie doch die Wahrheit erkennen! — — - Abdul Baha ist der Ausleger der Worte der „Gesegneten Vollkommenheit“, ihrer Ziele, ihrer Absichten und ihres Zwecks. Er ist ferner der Ausleger seiner eigenen geschriebenen Worte und niemand außer Abdul Baha kann sagen, daß dies oder jenes damit gemeint sei. In den göttlichen Worten liegt der Geist der Einheit. Wenn sie jemand derart auslegt, daß dadurch Trennung und Uneinigkeit entsteht, so ist er in der Tat im Irrtum.
Wenn die Offenbarung Baha 'Ullahs nicht auf die ganze Welt und ihre verschiedenen Nationen anwendbar wäre, dann könnte sie nicht eine in ihrer Art einzig dastehende und universale Offenbarung sein, aber ihre Elastizität paßt sich von selbst allen Zuständen an, und ihr Geist ist ein solcher, der sich von selbst zu jedem Förderungsmittel formt, das nötig ist, um den göttlichen Plan der Einigkeit zu schaffen.
Wenn aber manche nur dem harten und starren Buchstaben des Gesetzes folgen, so berauben sie die Offenbarung ihrer großzügigen Eigenschaft — des Geistes — und bemühen sich, sie in eine harte, feste, unbiegsame Form zu pressen.
In diesen Tagen muß jedermann geprüft werden, weil die Zeit, in der die Erwählten ihren inneren Wert beweisen können, in der Tat sehr kurz ist. Die Tage der Offenbarung neigen sich für sie zu Ende. Die ersten Geistesfrüchte müssen reifen, u. Liebe, Selbstaufopferung u. Trennung von allem Irdischen hervorbringen. Die ersten Früchte sind die besten, und alle diejenigen, welche verfehlen, durch Prüfungen zu dem Banner (der Wahrheit) zu gelangen, werden zu denen verwiesen, von denen es heißt: „Viele sind berufen!“
- ) Aeußerungen Abdul Bahas, die er als Antwort auf einige Fragen gab, die Dr. Eduard Getzinger während seines Aufenthalts in Haifa (vom 26. Januar bis 5. Februar 1915) an ihn stellte.
Sen spiriteco ne povas esti vera felico kaj vera progreso.
Vi komprenos, ke materia progreso kaj spirita progreso estas du tute diversaj afoj. . Efektiva progreso enmane iras kun la spiriteco; nur sur tiu ©i vojo okazos, ke la plej alta kai plej granda paco regas la mondon. Se la homoj vivus laüi la konsiloj kaj instruoj de la profetoj, se dia lumo povus brili en &iujn korojn, kaj se la homoj estus efektive religiaj, tiakaze ni baldaüi havus „pacon sur tero“ kaj la reglandon de Dio inter la homoj. La legojn de Dio oni povas kompari kun la animo, kaj la materian progreson kun la korpo; kiam la animo ne vivigus la korpon, tiam tiu &i baldaü Cesus ekzisti, Estas mia sincera prego, ke la spiriteco en la mondo tiam pli kresku kaj progresu, por ke la moroj kaj kutimoj de la homoj plibonigu, kaj paco kaj harmonio regu inter ili.
Milito kaj rabado kun siaj kruelafoj ilin akompanantaj estas abomeno antaü Dio kaj alportas kun si sian propran punon, Car la Dio de la amo estas ankaü Dio de la justeco, kaj iu homo devas neeviteble rikolt, kion lisemis. Ni provu kompreni la legojn de Ciopovulo, kaj ni aranfu nian vivon tiel, kiel Li gin volas, Vera felico dependas de spiritaj havajoj kaj de tio, ke ni Ciam malfermigas niajn korojn por ricevi la diajn donacojn.
Sela koro sin de turnas de benadoj, kiujn
Dio al ni prezentas, Cu gi povas esperi
felilon? Se gi ne konfidas al la dia kompato, Cu $i tiam. povas trovi trankvilon?
Konfidu Dion! Liaj donacoj estas eternaj,
fidu liajpn benadojn, Car ili estas belegaj.
Kredu al la Ciopovulo, ar li vin ne seniluziigas. Lia boneco daeras eterne; lia suno
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j taj filoj de Dio. La majesta suno de I’ vero
senlese donas lumon, kaj la nuboj de lia
kompato estas plenigitaj per la akvo de la
amo,; per kiu li refreSigas la korojn de tiuj,
kiuj al li konfidas. Lia refreSiganta venteto
alportas kuracadon por la elsekigitaj animoj de la homoj. &u estas safe, deturni
sin de tia amrica patro, kiu super$utas nin
per siaj benadoj, kaj esti la sklavo de la materio?
En sia senfina boneco Dio honoris nin kaj donis al ni la estrecon pri la materia mondo. Cu ni devas farigi pro tio $iaj . sklavoj? Ne, ni kontraie pretendu nian naskig — rajton, kaj klopotu vivi kiel spiri
denove levigis en oriento. De I’ malproksima horizonto de Persujo $iaj radioj disvasti$as al Ciuj direktoj, kaj disigas la plej
densajn nubojn de la superstico. La lumo
de I!’ unueco de la homaro eklumigas la
mondon, kaj baldaü la standardo de la dia
harmonio kaj de I’ solidareco de nacioj alteflirtas je Cielo. Ja, la spiro de la Sarıkta
Spirito inspiros la tutan mondon.
Popoloj kaj nacioj! Laboru kaj estu feliCa. Kunvenu sub la tendo de la unueco de I’ homaro.
Doloroj kaj zorgoj.
Abdul Baha parolis: En la mondo ni estas influataj de du sentoj, de $ojo kaj de doloro.
La &0jo donas al ni flugilojn! En tempoj de la £ojo nia forto estas pli viva, nia jugpovo pli akra kaj nia prudento pli klara. - En tia tempo Sajnas al ni, kvazan ni estas ‘pli kapablaj, por batali kun la mondo, kaj ekkoni la metion, en kiu ni povas plej bone “utiligi nin.
Sed kiam mal$ojo nin premas, tiam ni malfortigas, nia energio forlasas nin, nia percepta povo malpliigas kaj nia inteligento estas kvazaü vualita. La realajoj de la vivo -Sajne malaperas je nia percepta kapablo, la okuloj de nia spirito ne pli povas ekvidi la sanktajn sekretojn kaj ni &£ estas en stato, ke ni farigas kvazaü senvivaj estajoj.
Ne estas homoj, kiuj restas ne tuSitaj de tiuj du influoj; sed &iuj zorgoj kaj Ciu Cagreno estißas el la mondo de Il’ materio. La spirita mondo donas al ni $ojon!
La suferoj estas la sekvo de materiafoj, kaj &iuj Cagrenegoj, Ciu zorgo estigas el la mondo de la iluzioj. Ekzemple, komercisto perdas sian negocon; zorgo estas la sekvo de tio. Laboristo estas maldungata, kaj la malsato estas gasto Ce li. Kamparano havas malbonan rikolton, kaj timemo plenigas lian animon. Jes domo forbrulas fistunde; per tio li estas senhejma, ruinigata kaj malespero ekkaptas lin.
Per tiuj &i ekzemploj mi montras al vi, ke la Cagrenegoj Cirkaüantaj nin, Ciuj niaj zorgoj kaj doloroj, honto kaj mizero esti$as el la mondo de I’ materio, dım la spirita regno neniam kaüzas malfojon., Homo, kiu vivas je sia pensado en tiu Ci regno, konas nur $ojon. La malbono, la voluptemo estas hereditaj, $i ne preteriras
nin, sed $i tußas nur la suprajon de la vivo; la profundoj estas krietaj kaj klaraj.
La homaro estas premata per mizero, zorgoj kaj Cagreno, neniu povas sin savi je ili, la mondo estas malsekigita per larmoj; sed dank’ al Dio, la kuracilo estas antan niaj pordoj. Ni forturnu niajn korojn de la materia mondo, kaj ni vivu en la spirita mondo. Gi sole povas doni al ni liberon! Kiam malfacilajoj nin malhelpas, tiam ni nur bezonas alvoki Dion kaj per lia granda kompato estos helpata alni. Kiam zorgoj kaj malfacilajoj nin premas, tiam ni direktu nian vizaßon al la re$lando de Dio. Ciela konsolo estos elverSata super ni. Kiam ni estas malsanaj kaj en mizero, tiam ni petegu Dion pri helpo, kaj li respondos viajn pregojn.
Kiam niaj koroj estas plenigitaj de Cagrenegoj de I’ mondo, tiam ni direktu niajn okulojn al la dia kompato, kaj li sendos al ni tielan trankviligon. Se ni estas kaptitaj en la materia mondo, tamen nia spirito povas levigi en la Zielon, kaj ni fakte estos liberigataj. Kiam niaj tagoj alproksimißas la finon, ni memoru pri la eternaj mondoj, kaj ni estos plenaj de Sojo.
Cie &irkaü vi vi vidas la pruyojn por la pereemeco de la materiajoj, Gojo, trankviligo, paco kaj konsolo ne estas troveblaj en la pereemaj aferoj de la mondo. Cu ne estas malsa$o, ne ser£i la trezorojn tie, kie oni povas ilin trovi? La pordegoj de la spirita re$lando estas malfermitaj al &iuj, kaj ekstere de la reßlando estas absoluta mallumo.
Dank’ al Dio, ke vi havas tiun Ci ekkonon;
en {iuj zorgoj de la vivo vi povas ricevi
la plej altan konsolon. Kiam viaj tagoj prok
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simißas al fino, tiam vi scias, ke atendas
vin eterna vivo. Kiam materia timo envolvas vin en mallumajn nubojn, tiam spiritaj
radioj lumigas vian vojon. Vere, tiuj homoj,
kies spirito estas lumigita per la spirito de
la Ciopovulo, havas la plej altan konsolon,
Mi mem estis kvardek jarojn, en mallibero;
sen &i tiu konsolo estus estinta por mi neeble,
la suferojn elteni nur unu jaron, neniu tian
malliberon postvivas pli ol unu jaron. Sed,
dank’ al Dio, mi estis tute felı&a dum la
kvardek jaroj. Ciutage, vekigante, mi havis
la senton, kvazaü mi aüdus bonajn sciigojn,
. f
F
kaj &iunokte senfina $ojo min plenigis, Kiam mi ne estus havinta tian, spiritan konsolon; Cu vi opinias, ke estus estinte eble por mi vivi &iujn kvardek jarojn en mallibero?. Pro tio sviriteco estas la plej granda donaco de Dio, kaj vivi eterne estas „sin direkti al Dio“. Ciutage vi kresku en la spiriteco, vi estu fortigatajen Cio bona; diaj konsoloj helpu al vi pli kaj pli, vi estu liberigatajper la Sankta Spirito, kaj la potenco de I!’ Ciela. reßlando vivu kaj efiku inter vi. Tio estas mia sincera deziro, kaj mi preßas al Dio, ke li donacu al vi &i tiun favoron.
La perfektaj homaj sentoj kaj virtoj.
Abdul Baha parolis: „Estus dezirinde, ke vi &iuj estas felilaj kaj dankaj al Dio por la granda privilegio, kiun vi posedas.
Tiu &i kunveno estas nura spirita. Gloron al Dio! Viaj koroj batas por li, viaj animoj sopiras la reßlandon de Dio, viaj klopodoj estas spiritaj kaj viaj ideoj suprenigas for dela monda polvo. Viapartenas alla mondo de idealoj, vi ne kontenti$as pri tio, ke vi vivas kiel la bestoj kaj pasigas viajn tagojn mangßante, trinkante kaj dormante. Vi estas eiektive homoj. Viaj pensoj kaj intenco] estas direktataj je tio, atingi homan perfektecon. Vi vivas por fari bonon kaj havigi al aliaj felicon. Via plej granda deziro estas, konsoli la funebrantojn, fortigi la malfortulojn kaj esperigi Ja malesperantajn homojn. Tage kaj nokte via pensado estas direktata alla Ciela reßlando kaj viaj koroj estas plenigataj per la amo de Dio.
‚Tiamaniere vi scias nenion pri kontraüstaro kaj malamo, Car {iu vivanta estajo estas al vi kara; ankaü vi kapablas Sati la bonon en {iu kreitajo. Tio estas perfektaj homaj sentoj kaj virtoj. Kiam homo havas neniun el &i tiuj virtoj, tiam estus pli bone por li, se li Cesus ekzisti. Kiam lampo ne lumas, tiam estas pli bone, &in forjeti. Kiam arbo ne portas fruktojn, tiam estas pli bone orhaki $in, Car Sinur malhelpas la Sardenon.
Vere!l Estas por homo multe pli bone morti, ol plue vivi sen virtoj. Ni havas okulojn por vidi; sed kion ili ütilas al ni, se ni ilin ne uzas. Ni havas langon por glori Dion kaj por disvastigi liajn misiojn; sed kiom malutila $i estas, se ni restas mutaj.
Ls Cioamanta Dio kreis la homon, por ke li elradiu de si la dian lumon kaj lumigu la mondon per siaj vortoj, siaj faroj kaj sia tuta vivo. Kiam li estas senvirta, li ne estas plibona al besto, kaj besto, ne havanta inteligenton, estas malalta estajo..
La Ziela patro donis al la homo la valoran talenton de la inteligento, por ke li fari&u spirita lumo, kiu trapenetras la mallumon de la materialismo kaj alportu bonecon kaj verecon en la mondon. Kiam vi serioze obeas la instruojn de Baha’ Ullah, tiam vi efektive farigas la lumo de la mondo, la animo por la korpo de la mondo, konsolo kaj helpo por la homaro kaj fonto de la savo por la tuta universo. Klopodu kore kaj anime obei la ordonojn de la „Benita Perfekteco“ (Baha’ Ullah), kaj estu certigataj, ke eterna vivo, eterna $ojo kaj Cıela reßlando apartenos al vi, se vi sukcesas, vivilaü la donitaj ordonoj. Ciela helpo estos sendata al vi, por tagon post tago vin fortigi.
Estas mia arda prego, ke Ciu el vi atingu & tiun perfektan £ojon.
Die drei Arten von Märtyrertum.
Das Martyrium vollzieht sich auf verschiedene Art. Die erste besteht darin, tapfer und entschlossen in den Tod zu gehen auf dem Weg zu Gott, wie es jene wundervollen Seelen in Persien einst taten, die keinen Augenblick in der Beharrlichkeit schwankend wurden und noch unter den Händen der Henker treu zu ihrem Glauben standen.
Die zweite Art ist die, ganz allmählich sein Herz von dieser Welt zu lösen,
bewußt und willig alle weltliche
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Eitelkeit und Versuchung zu überwinden, sein
Selbst dem Willen Gottes zu ergeben und
mit der Fähigkeit die uns gegeben ist,
den andern zu dienen, so daß alle Worte
und Handlungen zu einer sprechenden
Mahnung für die andern werden und ein
würdiges Lob und ein ewiger Ruhm für
Gottes heiligen Namen sind.
Die dritte Art besteht darin, die härtesten und schwersten Dinge mit solcher Willigkeit und Selbstaufopferung zu vollbringen, daß man es zuletzt als Freude erachtet, z.B. Armut zu suchen und sie willig auf sich zu nehmen mit demselben Lächeln, wie man ein Vermögen entgegennimmt, die Traurigen und Bekümmerten zu seinen Gefährten zu machen, anstatt die Geselligkeit der Achtlosen und Frohen zu suchen, sich in einfacher Weise zu kleiden, so daß der Anblick für die Armen ein Trost und für die Reichen ein Beispiel ist, sich Gott völlig hinzugeben und froh zu sein bei den schwersten Prüfungen, selbst wenn der Schmerz über das Erträgliche hinausgeht“.
Der Mensch, der diese Bedingung erfüllen kann, wird in Wirklichkeit ein Märtyrer. Strebet darnach, dann werden Eure guten Taten Eure Gewänder, Eure Lobpreisungen Eure Juwelen und die Reinheit Eures Geistes Euer Reichtum sein.
(Auszug aus einem Brief v. Monawar Khanum (Tochter des Meisters) an eine Gläubige in Paris.)
Aus „Zehn Tage im Lichte Akkas“.
Von Julie M. Grundy 1907.
Eine Rede von Mirza Assad Ullah.
„Persisch ist die Sprache des göttlichen Wortes, in dem sich Baha ’Ullah geoffenbart hat.
Gott sei gepriesen, daß ihr nach Akka gekommen seid. Mr. M... ist ein Lehrer. Es ist gut, daß er zu Abdul Baha gekommen ist. Er sollte kommen wie ein Schüler, um zu lernen wie Abdul Baha lehrt. Diese Offenbarung ist einer Schönschrift zu vergleichen, welche der Lehrer seinen Schülern als Muster vorschreibt, damit sie dieselbe nachschreiben sollen. Sie ist von Gott. Alle diejenigen, welche lehren, müssen kommen, damit sie die Wahrheit andern weitergeben können.
Die Lehren Christi wurden nach seiner Himmelfahrt verbreitet. — Er war das lebendige Beispiel. Dadurch, daß er seinen Jüngern die Füße wusch, lehrte er sie die Lektion des Dienens und der Liebe. Er zeigte ihnen seine Eigenschaften, und sie folgten ihm. Jeder Tag, den ihr in Akka zubringt, wird wie ein Jahr sein. Dies wird euch klar werden, wenn ihr wieder nach Amerika zurückgekehrt seid.“ — Hier machte Assad Ullah eine Pause und sprach längere Zeit nicht mehr. Dann baten wir ihn, er möchte weiter sprechen. Er sagte: „Es ist nicht schwierig für mich zu sprechen; es ist meine Beschäftigung. Warum ist es nicht schwierig für mich? Weil ich bei alledem, was ich wissen möchte, auf das Universum blicke, während die Lehren der Wissenschaft und der Philosophie Büchern entnommen sind, und Bücher sind fehlerhaft. Die ganze Welt ist mein Buch. Es macht mir deshalb keine Mühe zu sprechen, denn ich spreche einfach von dem, was ich in diesem großen Buch sehe. Die Bücher der Wissenschaft zu lesen würde mein Auge anstrengen; mich an alles, was sie sagen, zu erinnern und es zu wiederholen, würde mein Gehirn ermüden. Wenn ich das Buch des Universums lese, so lese ich die Essenz aller Bücher. Alle Propheten Gottes haben dieses Buch gelesen und wurden auf diese Art gelehrt. Diejenigen, welche wahres Wissen lieben, werden es ebenso machen. Wenn ein Prophet erschien und eine neue Botschaft brachte, so wurde er vielfach als irrsinnig betrachtet. Die Propheten sind fähig, von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu sprechen, weil ihr Wissen von Gott ist und nicht aus Büchern. Wo sind die Bücher der Menschen? Sie sind zum Teil verdorben und vernichtet. Das Buch von Gott ist ewig und unvergänglich. Die Botschaften Gottes sind wie Aufgangspunkte der Sonne. Sie sind Quellen des Lichts und der Erkenntnis.
Im persischen Alphabet werdet ihr Punkte oder
Pünktchen finden, welche die Buchstaben bilden
und sie verändern. Diese Buchstaben bilden
Wörter; die Wörter geben Sätze, und Sätze
bringen Gedanken zum Ausdruck. Beginne z.B.
mit dem Buchstaben „Alif“ oder „A“; dann
„Alif Bay“ oder „Ab“ und füge andere Buchstaben und Wörter hinzu bis die Bedeutung offenbar ist. Im ersten Punkt, im Alif, war die Bedeutung noch verborgen und mußte erst enthüllt
werden. Diese Bedeutung wird nicht eher erschlossen, als bis das Alif als Anfang oder als
erster Punkt dem Satz vorangestellt wird. So
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ist es auch mit dem Samen der Blumen. Die
Blume ist in dem Samen und kommt aus ihm bei
der Reife hervor. Ebenso geben gesammelte
Worte ein Kapitel, und die Kapitel bilden ein
Buch. Die Propheten der Einheit Gottes bilden
ein heiliges Buch. Die Welt ist ein Buch. Es entspringt dem Punkt der Einheit. Der Bab sagte:
„Ich bin der erste Punkt im Buch der Welt.“
Alle Dinge sind gut, wenn wir sie richtig sehen. Eine Blume ist schön; wir wünschen ihren Duft einzuatmen und sie zu besitzen. Wenn wir etwas Häßliches sehen, so wünschen wir uns davon zu entfernen. Etwas Gutes wünschen wir immer zu besitzen. Die Propheten kamen in die Welt als lebendige Beispiele, damit sich die Menschen ihre guten Eigenschaften und ihre Wesensart aneignen möchten. Der Rizwan ist in dieser Jahreszeit nicht in seiner vollen Schönheit; wenn aber seine Blumen blühen, wenn ihr die mancherlei Düfte einatmet, welche im Sommer die Luft erfüllen, wenn ihr auf ihr liebliches, herrliches Aeußere blickt, so wird euch das glücklich machen, und alle eure Sinne werden erfreut. Euer Geruchsinn wird beglückt durch himmlische Düfte. Eure Augen blicken auf unvergleichliche Farben, ihr genießt köstliche Früchte, ihr hört den süßen Gesang der Vögel. All dies Schöne ist für euch da, es ist dazu bestimmt, euch glücklich zu machen. Warum sollten wir Gott nicht preisen für die Schönheit dieses Gartens, in welchem alles Gott lobt? Wenn ihr aber an einen andern Ort geht, welcher diese Schönheiten nicht besitzt, z. B. an einen Sumpf, welcher voller Fliegen und Moskitos ist, so werdet ihr sofort wünschen, davon wegzukommen. Dies ist ganz natürlich. So ist es auch mit dem Volk Gottes, welches die Schönheit und Liebe Gottes in seinem Verhalten zur Menschheit beweist. Wir sehnen uns, bei diesen Menschen zu sein. Wir lieben die Schönheit ihrer guten Eigenschaften, sie erfrischen unsere geistigen Sinne. Wir sind erfüllt von ihrer Schönheit. Sie sind Blumen und Früchte im Garten Abhas, im Rizwan der „Gesegneten Vollkommenheit."
Ein Beispiel gibt uns auch eine Orange. Als Lehrer der Wahrheit wird dich dieses Beispiel ermutigen. Jeder, der von dir gelehrt wird, wird ein Hilfsmittel werden, das 20 andere in dasselbe reine Licht führt. Aus einem Kern kannst du, wenn er gepflanzt wird, 1000 Orangen gewinnen, und das Resultat vergrößert sich dann immer mehr. So ist es auch mit dem Wort Gottes. Ein Lehrer streut ein Samenkorn aus; der eine, den er gelehrt hat, lehrt einen andern, und zuletzt wird das Resultat seiner Aussaat 1000 Gläubige sein. Wenn schon im Pflanzenreich eine solche Vermehrung vor sich geht, um wieviel höher und größer werden die Resultate im Reich des Menschen sein!
Wie die Beschreibung von Akka von einem,
welcher hier gelebt, verschieden ist von dem
Eindruck, den ihr selbst während der Fahrt durch
diese Straßen empfangen habt, so ist es auch mit
einem wirklichen Jünger von Abdul Baha. Ohne
die Frage zu kennen, welche an ihn gestellt wird,
entnehme ich aus den Reden des Fragenden, wie er sich zur Sache stellt. Eine vollkommene Rede
muß jedermanns Verlangen entgegenkommen und
befriedigen. Um richtig zu lehren mußt du
durch die Wirrnis menschlicher Ideen wandern,
wie ich es getan habe. Du wirst dann das Geheimnis des Lehrens dadurch lernen, daß du allen
Arten von Menschen begegnest und alle möglichen Fragen erörterst und beantwortest. Niemand lehrt lieber als ich. Die Wahrheit und
Wirklichkeit der Auslegung muß aber den Lehren Abdul Bahas entsprechen. Dieser verlangt
von einem Lehrer, daß er die Wahrheit widerspiegeln soll wie ein Spiegel. Der Lehrer
sollte auf dem Gesicht eines jeden Zuhörers
sehen, was dieser nötig hat und was er wünscht,
um das vortragen zu können, was den Zuhörer
festigt, stärkt und entwickelt. Das heißt, es
gibt einen Schlüssel der Erkenntnis, welcher jedes
Tor öffnen kann und uns befähigt, mit der Botschaft der Wahrheit einzutreten. Dies mag
schwierig scheinen, es ist aber leichter zu beweisen, wenn du diesen Schlüssel besitzest. Du
mußt den Sucher auf die rechte Straße führen,
dann ist der Fortschritt unausbleiblich. In Chicago habe ich viele Damen gelehrt. Ich will nun
dir auch eine schöne Lektion geben, denn du bist
noch eine verhältnismäßig neue Gläubige, ein
junges Kind im Königreich El Abhas. Menschliche
Herzen sind Spiegeln ähnlich und ihr Licht ist
die Erkenntnis Gottes. Wenn das Licht trüb
ist, kann der Spiegel die Erkenntnis Gottes nicht
klar widerspiegeln. Aber das Licht Gottes ist
niemals trüb. Wir können uns immer auf seine
musterhafte Reinheit und Macht verlassen. Verlasse dich auf das Licht und es wird seine Kraft
in dir immer vergrößern. Es ist sehr notwendig,
den Spiegel glatt und rein zu halten und seine
Oberfläche immer dem Licht zuzuwenden. Wenn
der Spiegel rein ist, wirst du vollkommene Erkenntnis, völlige Macht und wahres Licht haben.
Je mehr man Glauben im Herzen hat, desto mehr
ist der Spiegel Gott zugewendet und desto fester
wird die Seele in Gott. Je größer die Festigkeit,
desto größer das Verständnis und desto größer
der Friede. Wenn du das Licht siehst, das von
deinen Worten ausgeht und dennoch nicht geistig
wächst, so kommt das von deiner eigenen Nachlässigkeit und Schwäche. Der Geist des Menschen ist die Wiege des Herrn. In sie wird die
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neue Geburt gelegt, das neue Wesen, welches
ewig lebt. Wenn du nur wenige Seelen lehrst, so
hast du geistige Größe erlangt. Jede Seele wird
dir hundert geistige Kinder einbringen. Du bist
im Königreich. Dankbarkeit und Liebe werden
sie zu dir führen. Du bist wie eine Lampe. Die
Seelen, welche du schon erleuchtet hast, wurden
an deiner Flamme entzündet. Du wirst der
Brennpunkt dieser Strahlen sein, der Mittelpunkt
von welchem sie ausgehen. Christus lehrte Petrus. Petrus pflanzte die Saat weiter und tausend Seelen erhoben sich im Reiche Christi. Die
Gesegnete Vollkommenheit pflegte immer nur
eine Seele zu lehren und von dieser einen Seele
erhoben sich viele. Wenn das Herz rein ist, wird
es in die Wahrheit geführt und die Macht zu
lehren wird dir gegeben werden. In Amerika
hatte ich zuweilen keinen Uebersetzer. Um in
der Sprache der Liebe zu sprechen, müssen wir
ein Werkzeug haben, durch welches sich diese
Liebe offenbaren kann. Liebe lebt auch dann im
Herzen, wenn man sie zu verbergen sucht und
nicht willens ist, sie auszusprechen. Die Liebe,
welche in unserem Herzen ist, beweist sich und
spricht durch unsere Handlungen. Nehmen wir
z.B. an, ich hätte einen großen Wunsch, eine
Arbeit zu verrichten. Kann ich meinen Wunsch
ausführen und die Arbeit verrichten ohne die
Hand? Güte und gute Eigenschaften können
sich nur in Handlungen offenbaren. Die Rose
offenbart sich durch ihre Farbe, ihren Duft
und durch ihre Schönheit. Erkenntnis ist unser
größtes Besitztum, aber ohne sie auszusprechen
oder niederzuschreiben können wir sie andern
nicht übermitteln. Wenn wir sie nicht auf diese
Weise zum Ausdruck bringen, bleibt sie verborgen und unentdeckt. Betrachte z.B. eine Eigenschaft wie die des Mitleids oder die der Großmut.
Wenn wir die Zunge nicht gebrauchen, um diese
Eigenschaften auszusprechen, bleiben sie verborgen und verhüllt. Alle menschlichen und göttlichen Eigenschaften werden deshalb sichtbar
durch die Kräfte, welche Gott dem Menschen gegeben hat und durch die Macht, welche Gott
selbst besitzt. Die Zunge, das Auge und die
Ohren sind notwendig, um den Menschen zu vervollkommnen und ihn zu befähigen, die Wirklichkeit zum Ausdruck zu bringen. Gott erschuf
den Menschen in der Absicht, daß er seine ihm
verliehenen Kräfte vervollkommnen soll. Wenn
wir diese Eigenschaften und die Kräfte, welche
nötig sind, um sie auszudrücken, nicht besitzen
würden‚ dann könnten wir das Werk Gottes nicht
widerspiegeln. Gott sprach durch seine Manifestation: „Ich habe den Menschen erschaffen,
und durch den Menschen wird mein Ebenbild geoffenbart“. Dadurch, daß der Mensch die Eigenschaften Gottes widerspiegelt, kann er zur höchsten Stufe gelangen. Diese Macht des Ausdrucks
ist der Geist. (Forts. folgt.)
Zu Baha’ Ullahs Geburtstag.
(12. Nov. 1817).
Mehr als ein Jahrhundert ist verflossen, seit
Baha ’Ullah am 12. Nov. 1817 in Teheran geboren wurde. Kaum 60 Jahre sind es her, daß er
mit seiner Welt-Mission in die Oeffentlichkeit
trat und seinen Geist, von Gottes Kraft getragen, in Wort und Schrift hinaussandte unter die
Menschheit. Blieb seine Lehre auch bis zu seinem Exil in Akka zunächst auf den Orient beschränkt, so ist sie doch heute, besonders durch
die Reisen und die persönliche Fühlungnahme Abdul
Bahas, seines Sohnes und würdigen Nachfolgers,
auch im ganzen Abendland und in Amerika viel
verbreitet. Beachteten auch die meisten Menschen die von Osten kommende neue Lehre
nicht, so erkannten doch die, welche sich näher
mit ihr befassten, den göttlichen Ursprung dieses neuen Rufes an die Menschheit zur Liebe,
zum Frieden und zur Einigkeit. Sie sahen in
Baha ’Ullah das verkörperte Wort, eine große
göttliche Manifestation, die den Willen Gottes
seinen Geschöpfen zu übermitteln hatte. Für
alle Menschen wurden durch Baha ’Ullah die
„Tore zum Gottesreich“ geöffnet; er lud die
ganze Menschheit ein, an dem „göttlichen Mahl"
teilzunehmen, er schloß kein Volk aus, bei ihm
gibt es kein auserwähltes Volk, wie sich Israel
zu sein dünkte, er wollte alle Völker brüderlich
zusammenführen, wollte die hohen Wälle, die
zwischen Rasse und Rasse, zwischen Volk und
Volk, zwischen Religion und Religion aufgerichtet wurden, mit dem großen Wort der „Einheit der Menschheit" niederreißen. Es fiel wie Hüllen von den geistigen Augen der von Baha
’Ullahs Geist Berührten und sie waren überwältigt von der Erkenntnis dessen, was er der Welt
verkündete. Sie erkannten, daß der Tag angebrochen sei, an dem ein neuer Geist über die
Welt flutet, und wie aus dem Schlaf erwacht,
sahen sie in Baha ’Ullah den Führer und Retter
der Menschheit, nach dem sie schon lange ausgeschaut. Baha ’Ullah’s Geist hebt die Menschen aus dem Sumpf des Materialismus und
Egoismus heraus, macht Krieg und Streit zunichte, um Frieden auf die Erde zu bringen.
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Er lehrt uns, die menschliche Seele als Gottesschöpfung hochzuachten und zu lieben, und
in dieser Liebe hat kein Krieg und Haß mehr Raum.
Er weist uns den Weg zu Gott zurück, er weiß, daß die Menschheit nur auf diesem wahrhaft vorwärts kommen kann. Zu Gott und mit Gott leben, sich unter das „Wort“ stellen, darin liegt das Heil des Einzelnen und der ganzen Menschheit. So wird Gott die Welt erneuern durch seine Boten Baha ’Ullah und Abdul Baha, deren Führung wir uns im vollen Glauben anvertrauen dürfen.
Wir alle können nicht in vollem Ausmaß erfassen, welch eine Gnade es ist, daß uns die Augen geöffnet wurden, daß wir zu denen zählen dürfen, die Gott zu seinem Dienst berief. Ein großer Vorzug ist es auch, daß Abdul Baha im Jahre 1913 auf seiner großen Reise durch den Westen nach Deutschland und im besonderen nach Stuttgart kam und daß manche von uns mit eigenen Augen Abdul Baha, den Mittelpunkt des Gottesbündnisses, gesehen haben und aus dem Quell seiner Liebe und dem Born seiner Weisheit unmittelbar schöpfen durften.
Wir haben nun die Pflicht, unsere Mitmenschen auf die universale Bahai-Lehre aufmerksam zu machen und das uns übermittelte Vermächtnis Abdul Bahas zu schützen, das er uns in Enkel Shoghi Effendi als seinem Nachfolger bestimmt hat. Dieser hat nun die Aufgabe, das von seinen großen Vorfahren der Welt Gebrachte zu verwirklichen und hat jetzt mit einer großen Organisation in allen Bahai-Zentren begonnen.
Aus tiefstem Herzen wollen wir dankbar sein, daß wir in diesem bedeutungsvollen Zeitalter leben dürfen, in dem Gott mit einem neuen Namen überall und in allen Zungen angerufen und gepriesen wird und sich die Weissagung der alten Propheten von dem neuen Gottesnamen und das Apostelwort von dem einen Herrm, dem einen Gott und Vater und dem einen Glauben erfüllt.
Unabsehbar ist die Wirkung, welche die große Bahailehre in sich trägt; unsere Seele kann nur ahnen, was in der Erfüllung dieser großen Zeit liegt — ein neu beseeltes, geeinigtes Menschentum, wenn auch erst in ferner Zukunft!
Das Leben Baha ’Ullahs war mit seinen schweren Leiden und Verfolgungen ein großes Opfer für die ganze Menschheit. Und auch unser geliebter Abdul Baha sowie der Vorläufer der beiden, sind Märtyrer für die heilige Sache Baha ’Ullahs geworden. Im Aufblick auf sie haben die Gläubigen in Persien freudig ihr Leben für die Lehre hingegeben. Dieses Martyrium ist eine Grundlage, auf der für künftige Jahrtausende, der Tempel Gottes ruhen kann, unter dessen Dach die ganze Menschheit Raum findet. Lasset uns auch Steine und Sandkörner an diesem Bau sein und mitarbeiten, um die Schranken der Religionen und Rassen zu überwinden; denn die ganze Menschheit ist ein Schöpfer-Gedanke. Dieser eine Werde-Gedanke muß uns klar zum Bewußtsein kommen. Klein ist menschliches Sinnen und Denken, und groß sind Gottes Werke. Wer dieser heiligen Sache Einhalt tun will, der wird es nicht vermögen, der Geist dieser großen Bewegung, der sich in so vielerlei Einigungsbestrebungen kund gibt, ist zu mächtig, als daß er aufgehalten werden könnte.
Die Menschheit schreit heute nach geistigen Gütern; gesättigt und angewidert vom rein Materiellen muß sie zurück zu urewigen Idealen. Bei der Bahai-Lehre werden die Sucher alles, was sie bewegt und was sie ersehnen, finden. Es gilt aber, alles Niedrige und Kleinliche abzulegen und nur auf die große heilige Sache zu schauen. Der Weg zur Gralsburg ist gefunden! Haltet den Gralspokal in Händen, hebt ihn empor, laßt ihn erglühen, daß die Menschen zu ihm aufschauen und vor Gottes, des Allmächtigen Gnade in die Knie sinken und mit uns in den Lobruf ausbrechen:
„Ja Baha EI Abha!“
A. Sch.
Abdul Bahas Todestag.
Am 28. November ist ein Jahr verflossen, seit
die Trauerkunde aus Haifa zu uns kam, daß
unser geliebter Meister die Welt verlassen habe.
Schwer hat uns damals diese Nachricht getroffen,
uns aber doch nicht verzagt gemacht. Wir wußten: Wenn er auch körperlich nicht mehr bei uns
ist, sein Geist ist nicht geschieden, er ist uns
immer nah. Oftmals hat er uns ja gesagt: „Ich
bin immer bei euch und wären wir auch noch
so weit entfernt!“ Dieses Wort ward uns zum
Trost im Trennungsleid, und auch heute wieder,
am ersten Jahrestag seines Todes, hilft es uns
den schmerzlichen Gedanken überwinden, daß er
von dieser Welt gegangen ist und keine Aussicht mehr besteht, ihn, wie wir gehofft, noch
einmal hier zu sehen. Wir können nun sein Andenken nicht besser ehren, als wenn wir an
seinem Todestag aufs neue geloben, in seinem
Geist zu leben, dann werden wir hier und dort
stets mit ihm vereint sein.
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Bericht über den Stuttgarter Bahai-Kongreß
16.—18. September 1922.
Mit dem Hinscheiden Abdul Bahas (28. Nov 1921) ist die Bahai-Bewegung in ein neues Stadium eingetreten. Solange unser von Baha ’Ullah als Lehrer und Führer eingesetzter „Meister“ an der Spitze der Bewegung stand, und mit der ihm zukommenden Autorität als „Mittelpunkt des Bundes“ sozusagen in patriarchalischer Weise die inneren und äußeren Angelegenheiten der Bahaisache lenkte und ordnete, war eine feste äußere Organisation nicht in dem Maße nötig wie jetzt, wo die immer mehr sich ausdehnende Bewegung unter der Leitung des Enkels unseres Meisters, Shoghi Effendi, steht. Dieser sieht seine nächste Aufgabe auch gerade in der Durchführung der organisatorischen Maßnahmen, die schon von Baha ’Ullah und Abdul Baha festgelegt worden sind und hat deshalb im letzten Frühjahr Vertreter der Bahai aller Länder nach Haifa berufen, um mit ihnen die Art der nötigen Organisationen zu besprechen. Wie den Freunden bekannt ist, war auch Deutschland hiebei vertreten. Diese Vertreter der deutschen Bahai sind von Shoghi Effendi besonders beauftragt worden, die Organisation in Deutschland ordnungsgemäß durchzuführen. Schon aus diesem Grunde war eine Versammlung von Vertretern sämtlicher Bahaigruppen Deutschlands notwendig, und es lag nahe, im Zusammenhang damit wieder, wie im Vorjahr, einen allgemeinen Bahai-Kongreß zu veranstalten, der denn auch vom 16.—18. Sept. hier in Stuttgart als dem von Abdul Baha bestimmten deutschen Bahai-Zentrum tagte. Die mancherlei Vorarbeiten hiezu und die Festsetzung eines genauen Programms wurden von einer besonderen Arbeitsgemeinschaft in die Hand genommen, und so verlief die ganze Veranstaltung in guter Ordnung und ohne jegliche Störung. Die Leitung des Kongresses hatte Konsul Schwarz als Vorsitzender der „Geistigen Arbeitsgemeinschaft Stuttgart" übernommen.
Die Versammlung begann programmmäßig am Samstag, den 16. Sept. nachmittags 3 Uhr in einem der Säle des Bürgermuseums (Langestr. 4), der die vielen Besucher kaum zu fassen vermochte. Der Vorsitzende begrüßte in herzlicher, ernst-heiterer Weise die Erschienenen, drückte seine Freude darüber aus, daß der Einladung zu dem Kongreß so zahlreich Folge geleistet wurde und wies auf die Wichtigkeit der nunmehrigen Versammlung hin, in der das Testament des geliebten, nun von dieser Erde geschiedenen Meisters verlesen werden soll. Der erste Teil des umfangreichen Schriftstücks wurde von Frau Alice Schwarz, der zweite und dritte Teil von Frau Margarete Meier vorgelesen. Hierauf folgte eine Ansprache des Vorsitzenden, in der er die Anwesenden ermahnte, treu zum Bunde zu stehen und namentlich auch Treue zu wahren dem durch das Testament Abdul Bahas zum Protektor der heiligen Sache eingesetzten nunmehrigen Führers Shoghi Effendi, in welchem wir jetzt, wie vorher in unserem großen Meister, die hohe Idee des neuen Gottesbündnisses verkörpert sehen. Er will nun die Organisation, wie sie nötig und vorgesehen ist, schaffen; zu den bisherigen örtlichen Organisationen soll zunächst eine weitere Organisation treten, ein Rat von 9 Mitgliedern („national body" — Nationaler Rat), welcher die das ganze deutsche Reich betreffenden Bahai-Angelegenheiten zu beraten und zu ordnen hat. Später soll dann zur Bildung des eigentlichen „Hauses der Gerechtigkeit" und des Kollegiums eines engeren Rats („hands“) für Shoghi Effendi übergegangen werden, so daß eine Orts-, Landes- und Weltorganisation besteht, deren Haupt Shoghi Effendi mit seinem ihm zur Seite gestellten Kollegium bildet. — Außerdem sind aber auch verschiedene Komitees (für Uebersetzung, Lehre, Korrespondenz, Empfang von Fremden, Krankenbesuche etc.) einzurichten, und die hiefür tauglichen Personen zu wählen.
Den näheren Ausführungen über die Art, die Notwendigkeit und Wichtigkeit der vorzunehmenden Wahl seitens des Vorsitzenden folgte eine dankbar aufgenommene musikalische Darbietung. Frl. Mezger erfreute die Anwesenden mit einigen gut vorgetragenen Liedern, die Herr Tyssen mit feiner Anpassung auf dem Klavier begleitete, und Herr Fengler zeigte sich als gewandter Meister auf der Violine. In den dazwischen liegenden Pausen wurde auch der Büchertisch vor dem Saal, wo sämtliche Bahaischriften auflagen, fleißig besucht. Besonderes Interesse erregte das neu übersetzte Buch von M. Phelps: Leben und Lehren Abdul Bahas.
Nach dem musikalischen Intermezzo nahm
Herr Herrigel das Wort, gab einleitend auch
seinerseits der Freude über die große Beteiligung an dem Kongreß Ausdruck, erzählte, wie er
gerade in diesem Saal einst zur Bahailehre geführt wurde und wies dann darauf hin, daß diese
Sache nun so gewachsen sei, daß heute nicht nur
Süd- und Norddeutschland, sondern auch
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Amerika, Persien, Syrien, Aegypten, Rußland und Oesterreich bei dem Kongreß vertreten seien.
Nun wurde in die eigentlichen Verhandlungen eingetreten und durch den Vorsitzenden die Anwesenheit der Delegierten für die einzelnen Ortsgruppen festgestellt, nämlich
für Eßlingen: Frl. Köstlin,
„ Fellbach: Herr Häfner,
„ Göppingen: Herr Brückner,
„ Heilbronn: Herr Scheffler,
„ Zuffenhausen: Frau Schweizer,
„ Karlsruhe: Frau Braunger,
„ Gera: Herr Hahn,
„ Leipzig: Herr Benke,
„ Wien: Herr Pöllinger.
Diese, sowie Herr Kunze-Berlin erstatteten Bericht über die Tätigkeit ihrer Ortsgruppe, über die Entstehung und Entwicklung derselben, über Förderungen und Hemmungen, die sie erfuhren, über Zahl, Art und Verlauf der Zusammenkünfte etc. Viel Erfreuliches über den Eifer und die Hingabe an die große Sache, auch manches offene Bekenntnis über die persönliche Stellung zur Bahailehre und zur Religion überhaupt, über den inneren Stand des Herzens vor und nach der Annahme der Lehre u.s.f. konnte man hören, und mancher wird sich für sich oder für seine Ortsgruppe etwas gemerkt und entsprechende Vorsätze gefaßt haben.
Die darauf folgende Ansprache von Herrn Konsul Schwarz gab dem auch treffend und gebührend Ausdruck. Er rühmte den Geist der Aufrichtigkeit, der aus den Ausführungen der Delegierten gesprochen und betonte, daß die auswärtigen Bahaigruppen, soweit sie noch klein und schwach seien, gerade durch die nun vorzunehmende Organisation gestärkt und gestützt werden müssen. Freilich die Organisation allein mache es nicht, es komme auf den Geist an, der sie erfüllt.
Der Schluß des Abends war programmgemäß einem zwanglosen Zusammensein im Saale gewidmet, während dem Tee, Gebäck und Obst herumgereicht wurden und die Anwesenden Gelegenheit hatten, sich gegenseitig auszusprechen. Wie während der ersten Pause, so kam auch jetzt wieder „Frau Musica“ zu ihrem Recht, indem noch einige Violinstücke mit Klavierbegleitung vorgetragen wurden. Nachdem zum Schluß noch unter der Leitung von Frau Schlag einige Kinder die Anwesenden durch kleine Rezitationen und Blumenspenden erfreut hatten, konnte der Vorsitzende den ersten Versammlungstag schließen.
Tags darauf, am Sonntag, versammelte man sich morgens 9 Uhr wieder im Bürgermuseum, um nach einer orientierenden Ansprache des Vorsitzenden zunächst einige kürzere Vorträge zu hören. Es sprachen unter andern über Esperanto und seine Bedeutung: Herr Oberlehrer Bieg-Eßlingen, Herr Prof. Christaller-Stuttgart und Herr Gastner-Karlsruhe; über Pazifismus und Bahailehre: Herr Dr. Brauns-Karlsruhe; über die Einheit des Ursprungs aller Religionen: Frau Helling-Freiburg i.B.; über Bahailehre und Jugendfrage: Herr Kunze-Berlin. Manches gute Wort fiel in den verhältnismäßig kurzen Ausführungen, und vielleicht können wir in der „Sonne der Wahrheit“ manches von dem Vorgetragenen, soweit es uns zur Verfügung gestellt wird, veröffentlichen.
Um 11 Uhr begann die öffentliche Versammlung, die Konsul Schwarz mit Worten der Freude und des Dankes über den so zahlreichen Besuch eröffnete und die dann eingeleitet wurde mit einem in künstlerischer Weise von Fräulein J. Hauff und Herrn Fengler vorgetragenen Violinkonzert (D-moll von Bach), das von Herrn Tyssen gewandt und ausdrucksvoll begleitet wurde. Unter den zahlreichen Zuhörern, die der große Saal kaum zu fassen vermochte, war dadurch die Stimmung geschaffen für die nun folgenden großzügigen, eine gründliche Kenntnis der verschiedenen Bahaischriften verratenden und von einem tiefen Einfühlen in die Bahailehre Zeugnis gebenden Vortrag von Frau Alice Schwarz über „Entstehung und Entwicklung der Bahailehre und ihre Hauptprinzipien“. Ihm folgte die mit warmer Begeisterung erfüllte, packende Rede von Herrn W. Herrigel über „die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Bahailehre", die durch ihre spontane Art sichtlichen Eindruck machte und bei den Zuhörern — wie die erste — reichen Beifall fand.
Auf nachmittags 3 Uhr war die Versammlung der 57 (3 x 19) Delegierten für die
Wahl zum „National-Rat“ festgesetzt. Während der Vorbesprechung, der Bekanntgabe von
Wahlvorschlägen und der Wahlhandlung selbst
wurden im großen Saal für die dort Versammelten einige Ansprachen gehalten. Frau Schweizer-Zuffenhausen las einige Abschnitte aus der
neu herausgekommenen deutschen Ausgabe des
Phelps’schen Buches vor. Frau Helling-Freiburg
setzte ihren Vortrag vom Vormittag noch fort
und Mrs. Hoagg (eine amerikanische Bahai) und
Frau Alice Schwarz sprachen in interessanter
Weise über ihre Erlebnisse in Haifa. Die der
Wahl vorausgehende Aussprache unter den Delegierten, sowie die Wahl selbst leitete der Vorsitzende. Nachdem derselbe wiederholt auf die
Wichtigkeit der Wahl und des Amtes der zu
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Wählenden hingewiesen hatte und von verschiedener Seite darauf aufmerksam gemacht war, daß
der Nationale Rat ein Kollegium bilde, das die Interessen sämtlicher Ortsgruppen gleichmäßig zu vertreten habe, schritt man nach vorausgegangenem Gebet zur Wahl.
Die Namen sämtlicher von den Delegierten Vorgeschlagenen wurden bekannt gegeben und die Betreffenden vorgestellt.
Aus den 23 Namen mußten nun 9 gewählt werden. Die Wahlzettel wurden, nachdem den Wählern genügend Zeit zur Auswahl gegeben war, gesammelt und dann von einer Kommission, bestehend aus den Herren Döring-Gera, Eger-Eßlingen, Gollmer und Jäger Stuttgart und Schweizer-Zuffenhausen, gezählt. Die Namen der Gewählten sind in alphabetischer Ordnung folgende:
Herr Hugo Bender, Eßlingen, „ Dr. Brauns, Karlsruhe, „ Brückner, Göppingen, „ Paul Gollmer, Stuttgart, „ Wilh. Herrigel, Stuttgart, " H. Jäger, Stuttgart, Frl. A. Köstlin, Eßlingen, Herr Konsul Schwarz, Stuttgart, Frau Alice Schwarz, Stuttgart.
Das Wahlergebnis wurde hierauf der Versammlung im großen Saal bekannt gegeben. Nach Schluß der Versammlung traten die anwesenden Neugewählten sofort zusammen, um die erste offizielle Zusammenkunft zu bestimmen. Dieselbe wurde auf Sonntag, den 8. Okt. festgesetzt und ist inzwischen auch abgehalten worden. Das Wahlprotokoll wurde andern Tags gefertigt und samt den Zähllisten den Akten beigelegt.
So hat uns also der diesjährige Bahai-Kongreß auch den „Nationalen Rat" als Kollegium für die Bahaiangelegenheiten ganz Deutschlands gebracht, und wir hoffen und wünschen, daß die Wahl zum Heil der großen Sache, der ja jeder in seinem Teil zu dienen hat, ausschlagen und jede Beratung von Gottes Segen begleitet sein möge.
Mit Worten der Befriedigung und des Dankes an alle, die zu dem guten Gelingen des Kongresses beigetragen und der Versammlung etwas geboten hatten, schloß der Vorsitzende die Abendversammlung und damit den offiziellen Teil des zweiten Stuttgarter Bahai-Kongresses.
Herzlicher Dank gebührt auch Herrn Konsul Schwarz selbst, der trotz schwerer Unpäßlichkeit die Leitung des Kongresses von Anfang bis zu Ende leitete.
Am Montag Vormittag versammelte sich noch eine große Zahl hiesiger und auswärtiger Bahaifreunde in der Bahai-Bibliothek, Wagenburgstr. 5, wo durch Frau Alice Schwarz Worte des Meisters verlesen und Erfrischungen gereicht wurden.
Der Nachmittag war nach erfolgter Einladung der Eßlinger Freunde einem Besuch der dortigen Bahai-Gemeinde gewidmet. Die zahlreichen Freunde fanden sich auf der „Burg“ zusammen, wo sie vom Vorsitzenden der Eßlinger Ortsgruppe, Herrn Oberlehrer Schwaderer, in launiger, herzlicher Ansprache begrüßt und von den dortigen Bahaifreunden bewirtet wurden. Frl. A. Köstlin und Herr H. Bender waren bemüht, die Gäste durch Reigen- und Singspiele der Bahai-Kindergruppe zu unterhalten, und zum Schluß wurde noch, wie üblich, eine photographische Aufnahme der Versammelten gemacht.
Schön und harmonisch, wie er im ganzen verlaufen, schloß der Kongreß, der auch vom Wetter wunderbar begünstigt war, am Montag Abend ab, und das herrliche Abendrot, das am Himmel leuchtete, sah aus, als wollte es auf eine schöne Zukunft der Bahaisache deuten und uns das alte Prophetenwort illustrierend vor Augen stellen: "Um den Abend wird es licht sein!"
J.
Oeffentliche Bahai-Versammlungen
finden statt in:
1. Berlin-Schöneberg: Freitag 8 Uhr abends b. Fr. Blessner, Balzigerstr. 47, Portal 5.
2. Eßlingen: Dienstag 8 Uhr abends im Museum.
3. Gera: Mittwochs in der Zabelschule. Näheres bei Familie Döring, Blücherstraße 29.
4. Göppingen: Dienstag 8 Uhr abends bei Herrn Brückner, Wilhelmstraße 22 (beim Schwimmbad).
5. Heilbronn-Böckingen: Zu erfragen bei Frau Ott, Großgartachstr. 38.
6. Karlsruhe (Baden): Freitag abends 8 Uhr Lindenschule, Kriegsstr. 6. (Hotel Germania).
7. Stuttgart: Donnerstag 8 Uhr abends, Bürgermuseum, Langestraße 4.
8. Zuffenhausen: Freitag 8 Uhr abends, bei Familie Schweizer, Karlstr. 26.
Außerdem finden in den Wohnungen verschiedener Bahaifreunde auch noch Privatversammlungen statt.
Das längst von vielen sehnlichst erwartete Buch
Abdul Baha Abbas'
LEBEN UND LEHREN
von Myron H. Phelps, Deutsch von Wilhelm Herrigel
ist soeben im Verlag des Deutschen Bahaibundes, Hölderlinstraße 35 erschienen.
Preis in schönem Ganzleinenband M. 100.—. Porto und Verpackung M. 20.—.
Der Verfasser, ein außerhalb der Bahaibewegung stehender amerikanischer Gelehrter, besuchte im Jahr 1902 Abdul Baha in Akka, wo er einen Monat lang täglich mit Abdul Baha verkehrte und die ihm am meisten interessierenden Fragen über die philosophischen und psychologischen Grundlagen der Bahailehre von ihm beantwortet erhielt.
Nach einer interessanten Einleitung des Verfassers folgt eine von der Schwester Abdul Bahas stammende ergreifende Schilderung der Leiden und Schwierigkeiten, welche Baha’ Ullah, seine Familie und seine Anhänger in Teheran, Bagdad, Konstantinopel, Adrianopel und Akka zu erdulden hatten. Im Anschluß an die Schilderungen seiner eigenen Eindrücke läßt der Verfasser eine Reihe von hochinteressanten, ihm mündlich von Abdul Baha erteilten Erklärungen und Belehrungen folgen, die jedermann ein klares Bild von der Wichtigkeit der Bahailehre geben. Ein Auszug aus Baha’o’llahs Lehren bildet den Schluß dieses wertvollen Buches, dessen Anschaffung wir hiermit jedermann bestens empfehlen möchten.
Verlag des deutschen Bahaibundes.
MITTEILUNG VOM VERLAG.
Da die Herstellungskosten der „Sonne der Wahrheit“ seit der letzten Erhöhung des Abonnementspreises wieder ganz bedeutend gestiegen sind und weiter steigen werden, sind wir zu unserem Bedauern genötigt, den Bezugspreis auf M. 45.— vierteljährlich festzusetzen. Wir bitten unsere verehrl. Abonnenten, die Differenzen sowie etwaige rückständige Bezugsgebühren auf unser Postscheckkonto 25419 Stuttgart oder direkt an den Verlag einzahlen zu wollen.
Verlag des Deutschen Bahaibundes, Stuttgart, Hölderlinstr. 35.
Anfragen, Beiträge und alle die Schriftleitung betreffende Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstraße 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinsıraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha’o’llahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha’o’llahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha’o’llah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha’o’llah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha’o’llah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha’o’llah),
Die Hauptschriften Baha’o’llahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha’o’llah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha’o’llah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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