Sonne der Wahrheit/Jahrgang 1/Heft 4/Text

Aus Bahaiworks
Wechseln zu:Navigation, Suche

[Seite 57]

SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis des Einzelheftes M. 3.50, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 9.—
Heft 4 Stuttgart, im Juni 1921 1. Jahrgang

Inhalt: Ein Wort Baha’o’llahs. — Eine Ansprache Abdul Bahas. — Der Meister von Akka. — Aus einem Bericht von M. Holbach. — Ueber die Veränderung der Arten. — Ueber Rassenunterschiede. — Religiöse Vor urteile. — Untergang des Abendlandes? — Die Bedeutung von Christi Auferstehung und Himmelfahrt. — Das zweite Kommen Christi und der Tag des Gerichts. — Parolado de Abdul Baha en la Pariza Esperantistagrupo (12 II. 13.) Hôtel.... — Eingesandt. — Zur Berichtigung.


Wir wollen nur das Wohl der Welt und das Glück der Völker, wir wünschen, dass alle Nationen in einem Glauben vereint und alle Menschen Brüder werden, dass das Band der Liebe und Einigkeit zwischen den Menschen gestärkt werde, dass die fruchtlosen Kämpfe und die zerstörenden Kriege aufhören und der höchste Friede, der Friede alter Frieden, auf Erden kommen möge. Diese handvoll Staub, die Welt, ist eine Heimat, lasst sie dies in Einigkeit sein. Gebet die Ueberhebung über andere auf, denn sie ist die Ursache van Uneinigkeit und Missklang. Trachtet nur nach dem, was Harmonie unter den Menschen hervorbringt. Baha’o’llah.

Ein Wort Baha’o’llas[Bearbeiten]

O ihr Diener! Schreibt die Ermahnungen des Greistes mit der Feder der Ergebenheit und der Tinte der Demut und der Ueberzeugung auf die Tafel eures Herzens und haltet euch bewußt jeden Augenblick an sie, damit auch nicht ein Buchstabe davon vernachlässigt werde. Macht die größten Anstrengungen, euch von allem anderen außer Ihm, abzuwenden; denn das ist die Wurzel von den Blättern der Gebote, die auf dem göttlichen Baume wachsen.

Diese Welt ist ein Schein ohne Wirklichkeit, sie ist eine Nichtexistenz, geschmückt mit der Gestalt der Existenz. Hängt eure Herzen nicht an sie. Trennt euch nicht von eurem Schöpfer und zählet nicht zu den Achtlosen. Wahrlich ich sage euch: Die Welt gleicht einer Fata morgana, in der sich Wasser wieder spiegelt. Der Durstige geht begierig darauf zu, aber bald sieht er sich betrogen und enttäuscht. Die Welt gleicht dem Bild einer Geliebten. Sieht es der Geliebte von Ferne, so hält er es für Wirklichkeit, kommt er ihm aber nahe, so sieht er, daß es leblos ist, und mit Schmerz und Enttäuschung wendet er sich von ihm ab.

O Meine Diener! Wenn sich in diesen Tagen und in der jetzigen Welt längst vorherbestimmte Dinge ereignen, die euren Wünschen entgegenstehen, dann laßt euch dadurch nicht niederdrücken, denn glückliche und göttliche Tage werden darauf folgen und geistige Welten der Herrlichkeit werden euch alsdann offenbar werden. In allen diesen Tagen und Welten ist wirkliches Leben und geistige Nahrung für euch bestimmt und[Seite 58] vorgesehen. Ihr werdet gewißlich dahin gelangen, wo ihr das Gewand der Sterblichkeit mit dem Gewand der Unsterblichkeit vertauscht und das Paradies Abha’s betretet, welches die ewige Wohnung der herrlichen, geheiligten Seelen ist.

Zu eurer wahren Existenz werdet ihr nur gelangen, wenn ihr euch erhebt aus dem dunkeln Staub der Nichtexistenz. Seid nicht bekümmert über die Leiden dieser vergänglichen Tage und laßt euch nicht entmutigen, wenn euer irdischer Körper auf dem Pfad zu dem Geliebten vernichtet wird, denn jeder Zerstörung folgt ein Aufbau, und in jeder Drangsal ist ein Paradies der Ruhe verborgen.


Eine Ansprache Abdul Bahas.[Bearbeiten]

(Haifa, 3. 1. 21.)

Meine Gesunidheit ist gut, denn ich achte sehr auf sie. Ich weiß, daß dies notwendig ist zum Wohl der heiligen Sache. Doch zuweilen, wenn ich fühle, daß nicht vollständige Einigkeit, Harmonie und Liebe in gewissen Gruppen der Freunde herrscht, erträgt dies meine Gesundheit nicht, und ich bekomme Fieber. — —

Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes ist universal wie die Sonne, deren Licht auf jeden Ort der Erde ohne Unterschied fällt. Da und, dort erscheinen gewisse Seelen, die das Licht aufnehmen, ins Gottesreich eintreten und himmlische Gnade erlangen. Sie werden erleuchtet und wiederspiegeln göttliche Eigenschaften. Sie werden in der Führung anderer zum Reich Gottes bestätigt, so daß ihre Worte die Hörer beeinflussen und der hl. Geist Gottes ihre Seelen erfüllt. Diese Seelen suchen durch ihre Worte Eindruck auf die Zuhörer zu machen und gewahren, daß sie bei den Freunden hochgeachtet werden. Es ist aber bedauerlich, daß sie dann oft nachlässig werden und allmählich vom Bahai-Geist abweichen. Sie werden selbstgefällig und fangen an zu glauben, der Einfluß ihrer Worte sei ihrer Persönlichkeit zuzuschreiben. Sie erheben sich nach und nach über die anderen Freunde, werden unverträglich und kritisieren das Leben und den Dienst der anderen. Ihre Selbstüberhebung erreicht einen solchen Grad, daß sie glauben, sie seien mit der himmlischen Mission betraut, die Lehre zu reformieren. Dies ist ein großer Fehler. Dieser Fehler beruht auf der Nachlässigkeit im rechten Prüfen der Lehre. Diese Selbstüberhebung trennt sie allmählich von der Hilfe des heiligen Geistes. Daher verlieren diese Menschen nach und nach ihren Glorienschein, ihr Ansehen bei andern. Selbst die, welche sie zum Reich Gottes geführt haben, werden allmählich kalt und verlassen sie. Dann fühlen sie sich unglücklich, sie welken und verblassen.

Der Grund dieses Mißlingens ist, daß sie nicht gänzlich ihrem selbstischen Ich abgestorben und nicht wiedergeboren sind. Wenn sie an der Sache festhalten, schreiben sie Briefe an mich. Ich lese ihr ganzes Wesen daraus. Ich antworte ihnen in großer Liebe, damit sie ihr inneres Wesen ändern und vorbereitet werden zur zweiten Geburt, von der S. H. Christus gesprochen hat; denn jeder Freund, der wiedergeboren ist, wird ein Stein an dem Gebäude des himmlischen Bauwerks.

Leider verstehen aber manche Seelen meine liebevollen Wünsche und Ermahnungen nicht. Ohne sich zu trennen vom eigenen Selbst und dem Wunsche nach nichtigem Ruhm denken sie, sie seien immer noch ein Stein in dem himmlischen Gebäude. Solche Seelen werden hochmütig; ihr Stolz ruht auf dem [Seite 59]Mißverstehen und Mißbrauch meiner Liebe. Wo keine Demut ist, da ist kein Erfolg. Wo Eitelkeit ist, da ist Mißerfolg. Diese Seelen verursachen meistens Disharmonie bei den Freunden, aber dies ist nur vorübergehend, denn die Wahrheit enthüllt sich selbst. Die Folge der Ueberhebung ist das Sinken dieser Seelen selbst, weil sie das Heilmittel meiner Liebe und Zuneigung nicht richtig auf sich wirken ließen. Es wurde ihnen zum Gift. Die Sache der „Gesegneten Schönheit“ ist nicht eine gewöhnliche Vereinigung oder Gesellschaft, die geformt und ungeformt werden könnte durch gewisse Individuen. Der Architekt dieses göttlichen Gebäudes ist weise genug gewesen (er bedarf solcher Personen nicht). Neue Gesetze werden, wenn sie sich als notwendig erweisen, den Zeiterfordernissen entsprechend von dem „Haus der Gerechtigkeit“ und nicht von Einzelnen gegeben werden. Dieser stets wiederkehrende Fehler einzelner Persönlichkeiten, der mich in meiner weitherzigen Sympathie und Liebe betrübt, ist für mich eine göttliche Prüfung. Er bringt mir aber auch Kummer, der meistens mit Fieber endigt.


Der Meister von Akka.[Bearbeiten]

(Schluß.)

Dieser Mann, der so freigebig spendet, muß reich sein, denkst du? Nein, weit gefehlt! Einst war seine Familie die wohlhabendste Persiens. Aber dieser Freund der Niederen ist wie der große Nazarener von den Mächtigen unterdrückt worden. 40 Jahre lang waren er und seine Familie Verbannte und Gefangene. Ihr Eigentum hat man konfisziert und verschwendet, und man hat ihm nur wenig für sich gelassen. Da er nun nicht viel hat, muß er selbst sehr wenig für sich verwenden, damit er den Armen mehr geben kann. Seine Gewänder sind gewöhnlich nur aus Baumwolle und von der billigsten Qualität, die man kaufen kann. Oft senden ihm seine Freunde in Persien — denn dieser Mann ist tatsächlich reich an Freunden, tausende und zehntausende sind es, welche auf sein Wort ihr Leben hingeben würden — kostbare Kleidungen. Diese trägt er einmal aus Hochachtung, für den Geber, dann gibt er sie weg. So geschah es vor einigten Monaten. Die Frau des Meisters wollte sich auf eine Reise begeben, sie fürchtete, daß ihr Gatte seinen Mantel wegschenken und dann selbst keinen für sich haben würde; so ließ sie bei ihrer Tochter einen zweiten Mantel zurück und bat sie, dem Vater nichts davon zu sagen. Nicht lange nach ihrer Abreise sagt der Vater zu seiner Tochter, als vermute er den Vorgang: „Habe ich noch einen Mantel?“ Die Tochter konnte es nicht verneinen, sie sprach aber dem Vater von der Weisung der Mutter, Der Meister erwiderte: „Wie könnte ich glücklich sein, wenn ich zwei Mäntel hätte und wüßte, daß es manchen gibt, der nicht einen einzigen besitzt?“ Er war auch nicht zufrieden, bis er den zweiten Mantel verschenkt hatte.

Mehrere Jahrzehnte war dieser Mann Gefangener in Akka gewesen. Aber seine Kerkermeister sind seine Freunde geworden. Der Gouverneur der Stadt, der Kommandeur der Garnison achten und lieben ihn, als sei er ihr Bruder. Keines Mannes Meinung oder Empfindung hat größeres Gewicht als die seine. Er ist der Liebling aller Einwohner der Stadt, hoch oder gering. Und wie könnte es auch anders sein? Denn für diesen Mann ist es wie für Jesus von Nazareth Gesetz, Gutes zu tun denen, die ihn beleidigen. Haben wir in Ländern, die sich des Namens Christi rühmen, je von einem gehört, der dieses Leben lebt?

Höre, wie er seine Feinde behandelt. Ein Beispiel von den vielen, die ich hörte, wird genügen.

Als der Meister nach Akka kam, lebte dort ein Mann aus Afghanistan, ein ernster und strenger Muselmann. Füh den war der Meister ein Ketzer. Er empfand und nährte in sich eine große Feindschaft gegen den Meister und hetzte [Seite 60]andere gegen ihn auf. Wenn, sich Gelegenheit bot, das Volk zu versammeln, wie in der Moschee, klagte er ihn mit bitteren Worten an. „Dieser Mann“ sagte er zu allen, „ist ein Betrüger. Warum sprecht ihr mit ihm? Warum habt ihr mit ihm zu schaffen? Und wenn er dem Meister auf der Straße begegnete, hielt er sorgfältig sich das Gewand vor sein Gesicht, damit sein Blick nicht unrein werde.

So tat dieser Afghane. Der Meister jedoch handelte anders. Der Afghane war arm und lebte in einer Moschee; es mangelte ihm oft sogar an Nahrung und Kleidung. Der Meister sandte ihm beides: er nahm beides an, aber ohne Dank. Er wurde krank; der Meister besorgte ihm einen Arzt, Nahrung, Medizin und Geld. Auch das nahm er an; aber als er seine Hand ausstreckte, damit der Arzt seinen Puls fühlen konnte, hielt er mit der anderen den Mantel vor das Gesicht, daß er den Meister nicht sehe. 24 Jahre lang fuhr der Meister fort, ihm Gutes zu tun, und dennoch verharrte der Afghane in seiner Feindschaft. Dann endlich, eines Tages kam der Afghane zur Türe des Meisters und fiel reuig und weinend ihm zu Füßen: „Vergib mir!“ rief er aus. 24 Jahre lang habe ich Dir Uebles getan, 24 Jahre lang tatest Du mir nur Gutes. Jetzt weiß ich, daß ich im Unrecht war.“

Der Meister bat ihn, sich zu erheben, und sie sind Freunde geworden.

Dieser Meister ist so schlicht, wie seine Seele groß ist. Er verlangt nichts für sich, weder Bequemlichkeit noch Ehren, noch Ruhe. 3 oder 4 Stunden Schlaf genügen ihm. Seine übrige Zeit und alle Kraft gehören der Hilfe jener, welche leiden im Geiste oder am Körper. „Ich bin der Diener Gottes“, sagt er. — Das ist Abbas Effendi, der Meister von Akka.

M. H. Phelps.


Aus einem Bericht von M. Holbach.[Bearbeiten]

Unter den Bahai-Pilgern, die jetzt in Haifa weilen, ist eine Gruppe Indier. Darunter ist ein junger Hindu der höchsten Kaste. Er hat das Meer durchkreuzt und lebt nun mit Zoroastern, Juden und Mohammedanern im Pilgerhaus. Er hat die Mauern der Kasten durchbrochen, welche für die christlichen Missionare eine solch unüberwindliche Schranke sind. Es ist außerordentlich interessant, mit diesen Indiern sich zu unterhalten und Einblick zu bekommen in ihren Geist. Einer von ihnen, ein Jurist von Beruf, erklärte mir, daß sie alles meiden, was sich auf ihre Religion beziehe, damit das Tor zur Erforschung und Erörterung des Christentums sich ihnen öffne; der Glauben ihrer Vorväter sei ihnen nur leere Form geworden. Auch sagte er mir, daß in den Hindu-Schriften eine Prophezeihung stehe, wonach Unglaube auf Erden herrschen und dann ein neuer Prophet erscheinen und die Religion wiederherstellen soll. Ein anderer Pilger ist Lehrer an einer Regierungsschule in Indien, in der drei Viertel der Zöglinge Mohammedaner sind. So ist es unvermeidlich, daß der freie Geist dieses Mannes, erfüllt von den hohen Idealen der Verbrüderung aller Menschen, die Gemüter seiner Zöglinge durchdringt. Diese zukünftigen Bürger des indischen Kaiserreichs werden von den Gefahren der engherzigen Vaterlandsliebe befreit und gelöst sein aus den Fesseln der Glaubensvorurteile. Denn der Bahai-Geist ist heute überall lebendig in den Seelen der Menschen und wirkt in dem neuen Zeitabschnitt des Friedens und der Liebe.

Abdul Baha besucht zur Zeit Akka und lebt in dem Haus Baha’o’llah’s, das zum Gefängnis gehört, wo er als Kind mit seinem Vater und den 70 verbannten Persern gelebt hat, die vor 46 Jahren ihrem Führer selbst in die türkische Sträflingskolonie nachfolgten.

Es ist wundervoll, wenn man die ehrwürdige Gestalt des verehrten Bahai-Führers durch die engen Straßen dieser alten Stadt gehen sieht und die hohe Achtung bemerkt, mit der er von den türkischen Beamten, den Offizieren der Garnison und dem Gouverneur gegrüßt wird. Sie besuchen ihn beständig und lauschen mit Aufmerksamkeit seinen Worten. Der Meister lehrt in Syrien nicht wie im Westen, aber er tut gute Werke, und Mohammedaner und Christen erfreuen sich gleicher Weise seiner Wohltaten. Trotz seiner geschwächten[Seite 61] Gesundheit ist er oft vom Sonnenaufgang bis nach Mitternacht tätig, Streitigkeiten zu schlichten oder Leidenden beizustehen. Die Christen, die Abdul Baha mit unparteiischen und freundlichen Augen betrachten, erinnern sich bei seinem selbstlosen Leben an ein anderes Leben, dessen tragisches Ende auf der Schädelstätte die christliche Welt beweint.

Akka, Karfreitag 1914.
M. Holbach.


Ueber die Veränderung der Arten.*)[Bearbeiten]

Wir kommen zu der Frage der Modifikation (Veränderung), der Gattungen (Arten) und ihrer organischen Entwicklung und wollen einmal erforschen, ob der Mensch vom Tier abstammt.

Diese Theorie hat bei einigen europäischen Philosophen und Physiologen Glauben gefunden, und es ist schwer, ihre Unrichtigkeit begreiflich zu machen. Aber in der Zukunft wird dieser Irrtum klar werden, und die europäischen Gelehrten werden die Unrichtigkeit dieser Theorie selbst einsehen.

Wenn der Mensch mit offenem Blick auf das Erschaffene sieht, den Zustand, die Organisation und die Vollkommenheit der Welt betrachtet, dann wird er sich überzeugen, daß es in der Welt der Möglichkeit nichts Wunderbareres gibt, als was bereits existiert. Das Universum ist in keiner Weise unvollkommen. Selbst wenn alle Geschöpfe reine Intelligenz würden, könnten sie sich nichts ausdenken, das besser wäre als das schon Bestehende. Wenn die Schöpfung nicht mit äußerster Vollkommenheit geschmückt worden wäre, so würde sie überhaupt sinnlos sein.

Wir gehen davon aus, daß die Welt der Existenz dem Organismus des menschlichen Körpers ähnlich ist und der Mensch das vollkommenste, höchst organisierte Geschöpf ist. Wenn es nun eine Zeit gegeben hätte, in der der Mensch dem Tierreich angehörte, also, in seiner Art unvollkommen gewesen wäre, so wäre auch die Schöpfung unvollkommen gewesen, da sie ohne dieses höchste Glied, den vollkommenen Menschen, gewesen wäre; denn wenn wir vom Menschen sprechen, so meinen wir damit den vollkommenen Menschen, den Gipfel der geistigen und sichtbaren Vollkommenheit in dieser Welt, der unter den andern Wesen ist wie die Sonne. Sich einzubilden, daß die Sonne zu einer gewissen Zeit nicht existiert habe, sondern

*) Aus „Some answered questions“ v. L. C. Barney: „Ueber den Ursprung des Menschen“ v. Abdul Baha.

Anmerkung der Schriftleitung: Diese Ausführungen sind zugleich eine Auseinandersetzung mit dem Darwinismus und seiner Abstammungs- oder Deszendenztheorie. Die wichtigsten Grundlagen derselben bilden die Veränderlichkeit, wie sie durch äußere Einflüsse und Verhältnisse (Klima, Bodenbeschaffenheit, Nahrung etc.) unter den Lebewesen hervorgebracht wird, ferner die Vererbungsfähigkeit der so entstehenden Merkmale der besonderen Arten und die natürliche Zuchtwahl (Zuchtwahl- oder Selektionstheorie), endlich das Ueberleben des Passendsten im Kampf ums Dasein. Die Hauptstärke des Darwinismus beruht in der von Kant geforderten mechanischen Erklärung der organischen Natur, in welcher gezeigt werden soll, wie alle Lebewesen und ihr zweckmäßiger Bau im Laufe einer langen Entwicklung geworden sein können. also in dem Ersatz der vorher geplanten durch die gewordene Zweckmäßigkeit. Aber von den Darwinschen Theorien hat sich nicht alles als haltbar erwiesen, und die heutige Naturwissenschaft hält als bleibende Errungenschaft des Darwinismus eigentlich nur noch den Entwicklungsgedanken fest, der merkwürdigerweise auch schon dem Mosaischen Schöpfungsbericht zugrundeliegt. Darauf ist auch in den Ausführungen Abdul Bahas über die Weltschöpfung (s. Heft 1 und 2) hingewiesen, wenn es dort (S. 9) heißt: „Darwin kann sich mit seiner Entwicklungslehre auf Moses berufen.“ Uebrigens muß gesagt werden daß der Satz, der Darwin so häufig von solchen zugeschriebenwird, die seine Schriften nicht genau kennen: der Mensch stamme vom Affen ab, sich nirgends bei Darwin findet, und nur eine vulgäre Entstellung seiner Lehre „über die Abstammung des Menschen“ bedeutet. In den nächstfolgenden Nummern werden weitere Ausführungen Abdul Bahas über den Ursprung des Menschen, über den Unterschied zwischen Mensch und Tier und über die Entwicklung der menschlichen Rasse Aufnahme finden.

[Seite 62]etwa ein Planet gewesen wäre, hieße so viel, als daß zu dieser Zeit die Beziehungen zum Lebensprinzip nicht in Ordnung waren.

Es gibt aber auch noch einen andern, deutlicheren Beweis. Von all den unendlich vielen Wesen, welche die Welt bewohnen, ist jedes einzelne aus gewissen Elementen zusammengesetzt. Die Vollkommenheit, die in allen Geschöpfen vorhanden ist, sei es Mensch, Tier, Pflanze oder Mineral, ist verursacht durch die eigenartige Zusammensetzung ihrer Elemente, durch die angemessene Vermengung und Zusammensetzung der kleinsten Teile und durch die Verbindung und den gegenseitigen Einfluß des Geschaffenen untereinander, denn die ganze Schöpfung ist in ihren einzelnen Teilen verbunden wie die Glieder einer Kette. Da nun auch der Mensch in seinem Wesen und seiner Eigenart ganz und gar von der Zusammensetzung der Atome und der verschiedenen Grundelemente seines Organismus, der Art und Weise ihrer Vereinigung und ihres gegenseitigen Einflusses abhängig ist, so muß folgerichtig der Mensch auch schon vor zehn- oder hunderttausenden von Jahren genau aus den gleichen irdischen Elementen, mit derselben Mischung der kleinsten Stoffteilchen, mit demselben Gleichmaß und derselben Art der Zusammensetzung und derselben Verbindung und Abhängigkeit von andern Dingen bestanden haben wie jetzt. Wenn in Millionen von Jahren die gleichen Grundbestandteile des Menschen wieder zusammengebracht, in der gleichen speziellen Proportion gemengt und die Elemente nach der gleichen Methode vereinigt werden, so wird (physiologisch) wieder der gleiche Mensch in die Existenz treten wie er heute ist. Das sollte klar sein. Wenn z. B. jemand nach 100 tausend Jahren eine Lampe mit Oel, Docht, Brenner, kurz allen den nötigen und gleichen Bestandteilen in Verbindung bringt, dh. sie zusammensetzt, wie diese Lampe hier zusammengesetzt ist, so wird er nach dieser Zeit dieselbe Lampe haben, wie heute. Das ist sicher ein folgerichtiger und augenscheinlicher Beweis der Richtigkeit meiner Worte. Aber die Argumente, welche manche europäischen Gelehrten aufstellen, sind zweifelhaft und nicht überzeugend.

Ueber Rassenunterschiede.[Bearbeiten]

(Von Abdul Baha.)

Nach dem Schöpfungsbericht im 1. Buch Mose sprach Gott bei der Erschaffung des Menschen: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ Diese Darlegung zeigt, daß der Mensch das Bild und der Abglanz Gottes ist; dh. die Vollkommenheiten Gottes, die göttlichen Eigenschaften wurden zurückgestrahlt oder geoffenbart im menschlichen Wesen. Wie der Glanz und das Licht der Sonne, wenn sie auf einen polierten Spiegel fallen, wunderbar reflektiert werden, ebenso können auch die göttlichen Eigenschaften in dem menschlichen Sein zurückgestrahlt werden. Dies zeigt uns klar, daß der Mensch das edelste aller von Gott erschaffenen Wesen ist. Wenn man die Schöpfung betrachtet, so findet man, daß das Mineralreich mit gewissen Eigenschaften ausgestattet ist. Wir nehmen ferner wahr, daß das Pflanzenreich außer den Eigenschaften des Mineralreichs noch andere Eigenschaften hat, nämlich die Fähigkeit der Vermehrung und die Kraft des Wachstums. Das Tierreich besitzt außer den Kräften des Minerals und denen des Pflanzenreichs[Seite 63] noch weitere besondere Eigenschaften. Die Menschheit ist ausgestattet mit den Eigenschaften des Mineralreichs, des Pflanzenreichs und des Tierreichs, und ist außerdem noch im Besitz der besonderen menschlichen Vorzüge. Dies beweist klar, daß der Mensch das am höchsten stehende, das edelste und erhabenste aller Wesen ist. Der Mensch ist der Mikrokosmos (Welt im Kleinen), und diese endlose Welt ist der Makrokosmos (Welt im Großen).

Aber die Geheimnisse des Makrokosmos, des Weltalls, sind ausgedrückt oder geoffenbart im Mikrokosmos oder der Welt im Kleinen. Der Baum z. B. ist mit der größeren Welt, sein Same mit der kleineren Welt zu vergleichen. Aber der ganze Baum ist mittelbar in dem Samen enthalten. Der ungeheure Baum, ist verborgen in dem kleinen Samen. Wenn letzterer angepflanzt wird, ist es ihm erst möglich sich zu entfalten. Gleicherweise ist der Makrokosmos der göttlichen Natur versteckt und partikularisiert enthalten im Mikrokosmos, im Menschen, in diesem Menschen, den man das Eben- oder Abbild Gottes heißt. Laßt uns nun herausfinden, warum er das Ebenbild und Abbild Gottes ist, und welches das Maß und Kennzeichen bildet, an dem seine Gottebenbildlichkeit gemessen und erkannt werden kann. Es kann nichts anderes sein als die göttlichen Eigenschaften der Menschen, die nach seinem Bilde geschaffen sind. Jeder Mensch, der mit den göttlichen Eigenschaften ausgestattet ist, der gottgewollte Moral und himmlische Vollkommenheit zeigt, der edler Natur ist, ist wirklich ein Abbild und Gepräge Gottes. Wenn ein Mensch reich ist, können wir ihn deshalb ein Ebenbild Gottes heißen? Oder ist menschliche Ehre das Maß und Merkmal, nach dem er das Abbild Gottes genannt werden könnte? Oder können wir die Hautfarbe als Kennzeichen betrachten? Können wir z. B. sagen, derjenige, der einer weiße Farbe hat, ist irgendwie mehr ein Abbild Gottes? Ist einfach die weiße, Farbe ein Merkmal, wonach man den Menschen beurteilen kann? Oder ist es vernünftig von uns, die dunkle Farbe zu wählen und zu sagen, ein farbiger Mensch ist das Bild Gottes, gerade wegen seiner Farbe? Soll der rothäutige Mann das göttliche Abbild sein? Oder hat die gelbe Rasse einen Vorzug? Können wir einfach sagen, weil dieser und jener gelbe Farbe hat, ist er ein Abbild Gottes? Nein! Deshalb kommen wir zu dem Schluß, daß die Farben nicht wichtig sind. Farben sind unwesentlich in der menschlichen Natur. Was wesentlich an der menschlichen Erscheinung ist, das ist die Offenbarung der göttlichen Eigenschaften und Gaben, das ist das göttliche Leben, das ist die Taufe durch den Heiligen Geist. Die Farbe ist nicht wichtig. Jeder Mensch, der das Abbild Gottes, die Offenbarung seines Wesens ist, ist Gott angenehm, von welcher Farbe er auch sei. Laßt ihn weiß, gelb oder braun sein, das tut nichts. Der Mensch soll nicht einfach wegen seiner körperlichen Eigenschaften als Mensch bezeichnet werden. Der Mensch muß nach seiner Vernunft und nach seinem Geist beurteilt werden; dies ist das einzige Kennzeichen des göttlichen Ebenbides. Von größter Wichtigkeit ist auch der Charakter des Herzens. Ein reines Herz ist vor dem Angesichte Gottes kostbar. Daß Gott den Menschen mit der Gabe der Gottebenbildlichkeit ausgestattet hat, ist ein hoher Vorzug. Diese hohe Stufe hängt aber, wie gesagt, nicht von der Farbe ab.

[Seite 64]

Religiöse Vorurteile.[Bearbeiten]

(Aus „Evangelium der Liebe und des Friedens“, Kap. 13*)

Das Fundament der Lehre Baha’o’llah’s ist die Einheit der Menschheit und sein größter Wunsch war, daß Liebe und Güte in den Herzen der Menschen wohnen möchten.

Weil nun Baha’o’llah die Menschen ermahnte, Streit und Mißklang zu beseitigen, so möchte ich die Hauptgründe der Uneinigkeit unter den Nationen klarlegen. Die Hauptursachen derselben sind die falschen Auslegungen der religiösen Lehren durch die Priester und Lehrer. Sie bringen ihren Zuhörern den Glauben bei, daß ihre eigene Religions-form die einzig wahre und Gott wohlgefällige sei, und daß die Anhänger anderer Bekenntnisse von dem alliebenden Vater verdammt und seiner Gnade und Barmherzigkeit beraubt seien. Aus diesem Grunde entstehen unter den Völkern Unfrieden, Geringschätzung, Streit und Haß. Wenn diese religiösen Vorurteile beseitigt werden könnten, dann würden sich die Nationen bald der Harmonie und des Friedens erfreuen.

Ich war einmal in Tiberias, wo die Juden eine Synagoge haben. Ich wohnte ihr gegenüber und hörte den Rabbiner zu seiner Gemeinde folgendes sprechen:

„O ihr Juden, ihr seid in Wahrheit das Volk Gottes! Alle andern Rassen und Religionen sind vom Teufel. Gott hat euch, die Nachkommen Abrahams, erschaffen und seine Segnungen über euch ausgeschüttet. Zu euch sandte Gott Mose, Jakob und Joseph und viele andere große Propheten. Diese Propheten gehörten alle eurer Rasse an.

Für euch brach Gott die Macht Pharaos und verursachte die Trockenlegung des Roten Meeres; für euch sandte er Manna herab als Nahrung und gab euch Wasser aus dem Felsen, um euren Durst zu stillen. Ihr seid in der Tat das auserwählte Volk Gottes, ihr steht über allen Völkern der Erde! Deshalb sind alle andern Rassen von Gott verabscheut und verdammt. Ihr werdet in Wahrheit regieren, die Welt unterwerfen und alle Menschen zu euren Sklaven machen.

Entweihet euch nicht dadurch, daß ihr euch mit andern Religionsangehörigen verbindet; schließet keine Freundschaft mit solchen Menschen!“

Als der Rabbiner seine beredte Ansprache beendigt hatte, waren seine Zuhörer voll Freude und Befriedigung. Es ist nicht möglich, die Glückseligkeit dieser Juden zu beschreiben.

Doch weh! Sie sind die Irregeführten gleich jenen, welche die Trennung und den Haß auf Erden verursachen. Heute gibt es noch Millionen von Menschen, welche Götzen anbeten, und die großen Religionen der Welt bekriegen einander selbst. Die Christen und die Mohammedaner stritten sich 1300 Jahre lang, obgleich ihre Meinungsverschiedenheiten und ihre. Streitigkeiten mit sehr wenig Mühe zu überwinden gewesen wären, so daß Friede und Harmonie zwischen ihnen hätte herrschen können und die Welt endlich zur Ruhe gekommen wäre.

Im Koran steht geschrieben, daß Mohammed das Volk ermahnte und sprach:

„Warum glaubt ihr nicht an Christus und an das Evangelium? Warum wollt ihr Mose und die Propheten nicht annehmen? Denn die Bibel ist sicherlich das Buch Gottes; Mose war in der Tat ein hoher Prophet, und Jesus war erfüllt mit dem Heiligen Geist. Er kam zur Welt durch die Macht Gottes, geboren aus dem Heiligen Geist und von der gesegneten Jungfrau Maria.“

*) Dieses inhaltsreiche, wichtige Ansprachen Abdul Bahas enthaltende Buch (übersetzt von W. Herrigel) wird in nächster Zeit in neuer, revidierter Ausgabe erscheinen. Schriffltg.

[Seite 65] In dieser Weise belehrte Mohammed sein Volk über Jesus und Mose. Er tadelte es wegen seines mangelnden Glaubens an diese großen Lehrer und lehrte es gleichzeitig die Lektion der Wahrheit und der Duldsamkeit. Mohammed war von Gott gesandt, um unter einem Volk zu wirken, das so wild und unzivilisiert war wie die wilden Bestien. Es hatte kein Verständnis und Gefühl für Liebe, Sympathie und Mitleid. Die Frauen waren so gering geschätzt und verachtet, daß es die Männer über sich brachten, ihre Töchter lebendig zu begraben. Sie konnten sich Frauen wählen, so viel sie wollten, und diese machten sie dann zu ihren Sklaven.

Unter dieses halb vertierte Volk wurde Mohammed mit seiner göttlichen Botschaft gesandt. Er lehrte die Menschen, daß der Götzendienst ein Unrecht sei, daß sie anstatt diese Götzen—Christus, Mose und die Propheten verehren sollten. Unter seinem Einfluß wurden sie aus dem unwürdigen Zustand, in welchem er sie fand, herausgehoben, und zu einem erleuchteten und zivilisierten Volk gemacht. War dies nicht ein gutes Werk, das allen Lobes, aller Achtung und der Liebe wert ist?

Blicket auf das Evangelium unseres Herrn Jesu Christi und sehet, wie herrlich es ist. Dennoch mangelt den Menschen sogar heute noch das Verständnis für die unschätzbare Schönheit dieses Evangeliums, und sie legen seine Worte der Weisheit falsch aus. Christus verbot den Krieg. Als Petrus — in der Annahme seinen Herrn zu verteidigen — dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr abgehauen hatte, sagte Christus zu ihm: „Stecke dein Schwert in die Scheide!“ Aber trotz des direkten Befehls des Herrn geben sie vor, den Menschen zu dienen und — streiten; sie führen Krieg und töten einander, und seine Ermahnungen und Lehren scheinen ganz vergessen zu sein.

Ihr dürft aber dem Meister und den Propheten nicht die bösen Taten ihrer Nachfolger zuschreiben. Oder sind Christus oder die andern göttlichen Lehrer schuld, wenn die Priester, die Lehrer und das Volk ein Leben führen, das der Religion, der sie angehören, direkt entgegen ist?

Das islamitische Volk wurde gelehrt, daß Jesus von Gott kam, daß er vom Geist geboren war und daß er von allen Menschen verherrlicht werden müsse. Mose war ein Prophet Gottes; an seinem Tag und für jenes Volk, zu dem er gesandt war, offenbarte er das Gesetz Gottes.

Mohammed anerkannte die erhabene Größe Christi, sowie die Größe Moses und der andern Propheten. Wenn in gleicher Weise alle Menschen die Größe Mohammeds und die der andern Gottgesandten anerkennen würden, dann würden Streit und Mißklang bald von der Erdoberfläche verschwinden, und Gottes Königreich würde zu den Menschen kommen.

Diejenigen Anhänger des Islam, welche Christus verherrlichen, werden dadurch nicht erniedrigt. Christus war der Prophet der Christen, Mose war der Prophet der Juden; warum sollten die Nachfolger des einen Propheten nicht auch die Propheten der andern anerkennen und sie hochhalten? Wenn die Menschen nur die Lektion der gegenseitigen Duldsamkeit, des Verständnisses und der brüderlichen Liebe lernen wollten, dann würde die Einigkeit in der Welt bald eine feststehende Tatsache werden.

Baha’o’llah machte das Lehren von Liebe und Einigkeit zu seiner Lebensaufgabe. Laßt uns daher alle Vorurteile und alle Unduldsamkeit ablegen und von ganzem Herzen darnach streben, Verständnis und Einigkeit zwischen den Christen und Mohammedanern herbeizuführen.


[Seite 66]

Untergang des Abendlandes?[Bearbeiten]

Wir und mit uns noch viele Millionen erhoffen und ersehnen eine Zeit, in der die Völker ihre Zwiste und widerstreitenden Jnteressen ebenso ausgleichen wie einzelne Personen, Stände, Berufe, Volksklassen. Freilich, solange die Völker nicht wieder in gegenseitiger Achtung des Rechts miteinander leben, solange blinder Haß und Rachgier zu den törichtesten Maßnahmen verleiten, kann von dauerndem Frieden nicht die Rede sein. Daß der Weltkrieg trotzdem das blutige Vorspiel des Völkerfriedens war, ist jedem, der an menschliche Vernunft noch glaubt, Gewißheit. Lodernde Gluten lassen sich aber nicht plötzlich löschen, ein brandendes Meer wütet noch lange, nachdem der Sturm sich gelegt hat. Auch die andauernd feindselige Haltung unserer westlichen Nachbarn kann nicht als Beweis angesehen werden, daß die neue Zeit noch nicht angebrochen sei. Der Friede der Völker wird kommen, auch wenn Wilson ihn weder schaffen konnte noch schaffen wollte. „Der Untergang des Abendlandes“, wie ihn Spengler*) in seinem allbekannten Buch in Aussicht stellt, steht nicht bevor. „Eben dieses Abendland hat die Bedingungen für ein höheres Menschendasein geschaffen. Alle Hochgedanken des Morgenlandes, wie sie zu allen Zeiten dort in Erscheinung traten, sind Botschaften, Morgenrotstrahlen einer höheren Welt“ (J. Tews, Deutsche Schule 1921, 1).

In diese selbst kann nur der schaffende Mensch, der Mensch der Maschine eintreten, der die Verwirklichung alles Hohen und Höchsten, was der Menschengeist ersonnen, täglich vor Augen hat und darin lebt. Daß diese Schöpfungen des menschlichen Geistes zur Vernichtung von Millionen von Menschenleben und zur Zerstörung unschätzbarer Güter im Kriege mißbraucht wurden, wird von niemand mehr beklagt als von denen, die auf der Höhe der Menschheit wandeln, besonders auch von Abdul Baha, der bei jeder Gelegenheit auf diese traurige Erscheinung hinweist. Es ist das ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten, in die tierische Natur des unkultivierten Menschen. Aber alle die Kräfte, die Tod, Elend und Armut brachten, können auch den Menschen von dem Fluch der niederdrückenden, schweren körperlichen Arbeit erlösen und allen, nicht nur einer Oberschicht, die Möglichkeit eines Aufstiegs über die bisherige Bildungs- und Gesittungshöhe eröffnen.

Das Abendland trägt also alle Keime höchsten Menschendaseins in sich und zwar in einer weit entwickelteren Form als das Morgenland, jedenfalls aber noch nicht in dem Stadium, das schon dem Abstieg, dem Zerfall angehört. Ob die jetzigen Völker diese Keime weiter entwickeln, oder ob sie nur Vorläufer, Wegbereiter der nach ihnen Kommenden sein werden, die dann die große Zeit heraufführen, die wir erhoffen und die schon vor Jahrhunderten und Jahrtausenden von den Besten des Menschengeschlechts erhofft und ersehnt wurde, das allein ist die grosse geschichtliche Frage, die heute so viele Gemüter beschäftigt, die Frage, die uns in unendliche Zeiträume hineinblicken läßt und auch in Weiten der räumlichen Verteilung der Rassen und Völker, hinter denen andere, kleinere Fragen weit in den Hintergrund treten.

Wohl gibt es wie im Einzel- so auch im Völkerleben ein Kommen und Gehen, ein Auf und Ab, ein Vor- und Rückwärts; aber es ist undenkbar, daß wir schon im Kulminationspunkt der menschlichen Entwicklung angelangt sind, daß wir den Gipfelpunkt der heute möglichen


  • ) Spengler will Geschichte voraussagen. An Stelle der einen entwicklungsgeschichtlichen Menschheitskultur setzt er sechs Kulturen, die auf bestimmten Entwicklungsstufen gleiche Momente aufweisen. Die Kultur des Abendlandes zeigt nach Spengler heute die gleichen Niedergangselemente wie die ägyptische, persische, griechisch-römische usw. Den Zeitstrümungen sich entgegenzusetzen ist nach seiner Meinung vergeblich. Spengler ist also Pessimist, er beendet mit seinem Werk die philosophische Strömung von Schopenhauer bis L. v. Hartmann. Eine andere Stellung nimmt z. B. Marx ein. Er sagt auch

Geschichte voraus, indem er die ökonomischen Verhältnisse der Völker und Länder untersucht und vergleicht. Damit begründet er die materialistische Geschichtsauffassung, die aber auch einen tiefen idealischen Zug in sich hat, weil sie glaubt, daß der Verlauf der Geschichte sich notwendig so gestalten müsse, daß die ganze Menschheit eines Tages von Ausbeutung, Unterdrückung und Klassenkämpfen befreit werde. Die Idee der allgemeinen Menschheitsverbrüderung soll dann — auch nach dem Glauben des Sozialismus — als letztes und höchstes Ziel alles Weltgeschehens auf der Erde verwirklicht werden.

[Seite 67] irdischen Daseinsform als individuelle und als soziale Wesen erreicht haben. Und namentlich können wir nicht glauben, daß wir Deutsche unsere Rolle unter den Völkern nun ausgespielt, die uns von Gott übertragene Mission erfüllt hätten. „Jedes Volk hat seinen Tag in der Geschichte, aber der Tag der Deutschen ist die Ernte der sagt Schiller. Und der Philosoph Schelling drückt sich einmal so ans: „Zu eigentümlich an Gemüt und Geist ist das deutsche Volk gebildet, um auf dem Weg anderer Nationen mit diesen Schritt halfen zu können. Ihm ist daher das höchste Ziel bestimmt, alle Stufen, die andere Völker gesondert darstellen, allein zu durchlaufen, um am Ende die höchste und reinste Einheit, deren die menschliche Natur fähig ist, darzustellen.“ Auch Abdul Baha schätzt das deutsche Volk und namentlich die deutschen Bahai sehr hoch, er weiß, daß keiner andern Nation die Religion so Herzenssache ist, wie der deutschen; er hofft deshalb, daß Deutschland der Mittelpunkt der Bahaibewegung in Europa werde, und daß wir Schwaben, denen die deutsche Gemütstiefe und Religiosität ganz besonders eigen ist, das Herz dieser Bewegung bilden, das belebendes Blut allen andern zuführt. Wir dürfen darum den Glauben nicht aufgeben, daß wir noch zu Großem berufen sind. Mögen wir jetzt auch am Boden liegen, mögen uns andere Völker auch den Fuß auf den Nacken setzen; wir werden wieder aufstehen. Auch uns gilt das Schriftwort: „Wenn du mich demütigst, machst du mich groß.“ Wir müssen jetzt durch das Caudinische Joch, aber ein Sklavenvolk werden wir nicht werden; ein Sklave wird nur, wer zu seiner äußeren auch noch die innere Freiheit verliert. Die können uns aber unsere Hasser und Bedrücker nicht nehmen. Das deutsche Volk wird das Volk der Geistigkeit, ein Herrenvolk auf allen Geistesgebieten bleiben; den deutschen Geist können sie nicht knebeln, und er wird umsomehr nach Freiheit und Betätigung streben, je mehr wir äußerlich geknechtet sind. Die Zeiten äußerer Niederlage sind immer Zeiten innerer Erhebung eines Volkes gewesen. Denken wir an die Geschichte Israels und an unsere eigene Geschichte! Aber Völker sind ebensowenig wie schwere Steine von oben zu heben, sie müssen von unten angefaßt werden. Bei Eden unteren, bisher vernachlässigten Volksschichten muß die Erneuerung einsetzen durch eine echt deutsche sittlich-religiöse Erziehung, durch zielbewußte Willensbildung, durch Stärkung der natürlichen moralischen Kräfte in dem jungen Menschenkind. Der Wille zur Pflicht, der nach Kant das höchste Gut ist, muß dem Kind von klein auf als der Inbegriff aller bürgerlichen und allgemein menschlichen Tugend gelten. Die Masse empor! Das ist die deutsche Zukunftspädagogi. Deutsche Persönlichkeitsbildung in der Massenschulung! Das ist die Erziehungslosung für das neue Deutschland. Der Volksschullehrer muß sich, wie schon Diesterweg verlangt hat, erheben zum wahren Volkspädagogen. Von der Schule und vom Lehrerstand wird es zum großen Teil abhängen, wie bald wir wieder hoch kommen und innerlich gesunden, ob die sozialen Probleme, die uns aufgegeben sind, gelöst werden können, denn die soziale Frage ist im Grund eine Erziehungsfrage. Daher wollte auch Fichte vor 100 Jahren eine von Grund aus neu eingestellte Volkserziehung. „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“ Das gilt für jede neue geistige Bewegung, das gilt auch für die Bahaisache. Deshalb tritt auch Abdul Baha mit allem Nachdruck für den Volksschullehrerstand und eine gute Schulbildung (Einheitsschule) ein; er kennt die Bedeutung einer tüchtigen Lehrerschaft und einer soliden Volksbildung auch für die rasche Verbreitung der Bahailehre, die ja bei jedem Einzelnen selbständiges Denken und Urteilen und einen gewissen Grad von Allgemeinbildung voraussetzt.

Wo ist es aber mit der allgemeinen Schulbildung besser bestellt als gerade bei uns in Deutschland? Deshalb wird auch aus diesem Grunde unser band der Hort der Bahaibewegung in Europa werden. Und wenn die religiöse Erneuerung, die die Bahailehre bringt, zutage tritt, wenn Ernst gemacht wird mit der Religion der Liebe, der Duldung, der Einigung; wenn der Gedanke des universalen Friedens und des Ausgleichs der vorhandenen religiösen, nationalen und Rassengegensätze immer mehr an Boden gewinnt, dann können wir und mit uns das Abendland nicht[Seite 68] untergehen, im Gegenteil: selbst wenn es zum äußeren Ruin käme, würde neues geistiges, sittliches und wirtschaftliches Leben aus den Ruinen blühen und ein nie geahnter Aufstieg würde erfolgen auf Grund der inneren Erneurung und Umbildung, auf Grund der unverwüstlichen Lebenskräfte, die in unserem Volk vorhanden sind, die, wenn auch jetzt vielfach verschüttet und scheinbar verschwunden, doch unter dem Schutt weiter glühen und weiter leben, um, wenn wir die schwere Krisis, in der wir stehen, überwunden haben, um so lebenskräftiger wieder an die Oberfläche zu kommen. Möge jeder in seinem Teil dazu beitragen, dem Untergang entgegenzuarbeiten eingedenk des Jesu-Wortes: Ihr seid das Licht der Welt! Ihr seid das Salz der Erde!


Die Bedeutung von Christi Auferstehung und Himmelfahrt.[Bearbeiten]

(Von Abdul Baha.)

Die Auferstehung der Gottesoffenbarer bezieht sich nicht auf den Körper, sondern auf ihr Werk, das sie verrichtteten und aufbauten auf ihre Handlungen und ihre Lehren. Ihre Worte und ihre Gleichnisse haben eine geistige und göttliche Bedeutung und beziehen sich nicht auf materielle Dinge.

Denken wir z. B. an das Kommen Christi vom Himmel. Im Evangelium ist in manchen Stellen klar gesagt, daß des Menschen Sohn vom Himmel kam, im Himmel war und in den Himmel ging. Im Evangelium Johannis, Kap. 6, 38 steht geschrieben: „Ich bin vom Himmel gekommen, und im 42. Vers heißt es: Und sie sagten: „Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er sagen: Ich kam vom Himmel?“ In Johannis 3, 13 heißt es: „Und niemand fährt auf gen Himmel, als der vom Himmel kam, nämlich des Menschen Sohn, welcher im Himmel ist.“

Bedenke, daß gesagt ist: Des Menschen Sohn ist im Himmel, während Christus noch auf Erden weilte.

Beachte weiter, daß gesagt ist, Christus kam vom Himmel, obwohl er aus dem Schoße der Maria kam und sein Körper von Maria geboren wurde. Es ist klar, daß, wenn gesagt ist, des Menschen Sohn sei vom Himmel gekommen, dies keine äußere sondern eine innere Bedeutung hat; es bedeutet eine geistige und nicht eine materielle Tatsache. Christus, obwohl sichtbar von der Maria geboren, kam in Wirklichkeit doch vom Himmel, dh. vom Mittelpunkt der Sonne der Wirklichkeit, von der göttlichen Welt und dem geistigen Königreich.

Wie bewiesen ist, daß Christus von dem geistigen Himmel des göttlichen Königreiches kam, so hat auch sein Verschwinden unter der Erde für 3 Tage eine tiefere Bedeutung und ist keine äußere Tatsache. In derselben Weise ist die Bedeutung seiner Auferstehung aus dem Grab eine symbolische; sie ist eine geistige und göttliche, keine materielle Tatsache, und ebenso ist seine Himmelfahrt ein geistiges und kein natürliches Geschehnis.

Es ist ja wissenschaftlich festgestellt und bewiesen, daß der sichtbare Himmel ein grenzenloser, weiter Raum ist, in dem sich unzählige Sterne und Weltkörper bewegen.

Die Bedeutung von Christi Auferstehung ist deshalb folgende:

Die Jünger waren verwirrt und beunruhigt nach dem Martertod Christi. Die Wirklichkeit Christi, welche verherrlicht ist in seinen Lehren, seinen Gaben, seiner Vollkommenheit und seiner geistigen Macht, war verborgen und [Seite 69]verhüllt für 2 oder 3 Tage nach seinem Kreuzestod und war nicht offenbar und ersichtlich. Nein. Sein Werk galt vielmehr als verloren, denn die kleine Zahl der Gläubigen war verwirrt und ängstlich. Die Sache Christi war einem leblosen Baume gleich; und als dann nach 3 Tagen die Jünger wieder überzeugter und standhafter wurden, als sie anfingen, der Sache Christi zu dienen und sich entschlossen, die göttlichen Lehren zu verbreiten, seine Lehren praktisch zu befolgen und ihm zu dienen, wurden die Wirklichkeit Christi und seine Gaben wieder offenbar. Seine Religion fand Leben, die Wahrheit seiner Lehren und Verheißungen wurde klar bewiesen und sichtbar. Mit anderen Worten: die Sache Christi glich einem leblosen Körper, bis sie durch den Heiligen Geist zum Leben durch die göttliche Gnade erweckt wurde.

Dies ist die wahre Bedeutung von Christi Himmelfahrt und Auferstehung. Die Geistlichkeit verstand weder den Sinn der Evangelien noch begriff sie die Symbole und brachte so Wissenschaft und Religion in Widerspruch. Die Auffahrt Christi mit seinem physischen Körper in den sichtbaren Himmel steht z. B. im Gegensatz zu den mathemat. Wissenschaften. Wenn die Wahrheit darüber offenbar und das Symbol gedeutet wird, wird die Wissenschaft in keiner Weise dem widersprechen, sondern im Gegenteil wird sie dies bekräftigen.


Das zweite Kommen Christi und der Tag des Gerichts.[Bearbeiten]

Ein Besucher Abdul Bahas: Es ist in den hl. Schriften gesagt, daß Christus wiederkommen werde, und daß sein Kommen mit der Erfüllung gewisser Anzeichen zusammenhänge; daß, wenn er komme, dies durch folgende Erscheinungen kund getan werde: Die Sonne werde verfinstert, der Mond werde kein Licht spenden, und die Sterne werden vom Himmel fallen..., und dann würden die Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, alle Völker der Erde werden trauern und „sie werden des Menschen Sohn kommen sehen in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“

Abdul Baha sagt darauf: Baha’ollah hat diese Worte in „Kitab el Ighan“ *) erklärt, es bedarf daher keiner Wiederholung; denke darüber nach, und du wirst diese Worte verstehen.

Aber ich habe etwas hinzuzufügen: Auch bei seinem ersten Kommen kam Christus vom Himmel, wie es ausdrücklich in den Evangelien steht. Christus selbst sagt: „Und Niemand ist zum Himmel aufgestiegen, der nicht vom Himmel gekommen ist, auch des Menschen Sohn, der im Himmel ist!" Es ist allen klar, daß Christus vom Himmel kam, obgleich er sichtbar aus dem Schoß der Maria geboren wurde.

Beim ersten Kommen kam er also vom Himmel, obgleich er sichtbar aus Marias Schoß kam, und in gleicher Weise wird es bei seinem zweiten Kommen vom Himmel Sein, obgleich er sichtbar aus dem mütterlichen Schoß hervorgeht. Die Vorbedingungen, die in den Evangelien für das zweite Kommen Christi angegeben sind, sind die gleichen wie die beim ersten Kommen genannten, wie wir dies schon mehrfach erwähnten.

Das Buch Jesaia kündet an, daß der Messias den Osten und Westen erobern werde, und daß alle Nationen der Welt unter sein Zelt treten werden, ferner, daß sein Reich aufgerichtet und er von einem unbekannten Orte kommen werde, daß die Sünder gerichtet würden, und daß die Gerechtigkeit eine solche Höhe erreichen werde, daß der Wolf und das Lamm aus einer Quelle trinken, der Leopard und das Zicklein auf einer

*) Kitab el Ighan: ein Frühwerk Baha’ollah’s, geschrieben in Bagdad vor der Erklärung seiner Welt mission.

[Seite 70] Wiese weiden, das Kind und die Natter zusammen spielen werden.*) Beim ersten Kommen ging augenscheinlich keines dieser Zeichen in Erfüllung. Aus diesem Grund verwarfen die Juden Christus und nannten den Messias „Masikh“ **) (Gott möge ihnen vergeben!) Sie verachteten ihn als den Zerstörer des Hauses Gottes, sahen ihn als den Uebertreter des Sabbatgebots und des Gesetzes an und verurteilten ihn zum Tode. Dennoch hatten diese Zustände eine innere Bedeutung, die die Juden nicht verstanden, und dadurch gingen sie der Erkenntnis der wahren Wesenheit Christi verlustig. Das zweite Kommen Christi wird ähnlich sein; die Zeichen und Ereignisse, die vorausgesagt wurden, haben eine symbolische Bedeutung, sind also nicht wörtlich zu nehmen. — Wenn z. B. gesagt ist, daß die Sterne vom Himmel fallen werden, so ist zu bedenken, daß es unzählige Sterne gibt, und die neuzeitliche Astronomie Hat festgestellt und wissenschaftlich erhärtet, daß der Sonnenball etwa 1 1/2 Millionen mal größer ist, als die Erde und daß manche Fixstern tausendmal größer sind als die Sonne.

Sollten diese Sterne auf die Erde fallen, wie könnten sie daselbst Raum finden? Es wäre etwa so, wie wenn tausend Millionen Himalaya-Gebirge auf ein Senfkorn fielen. Wissenschaftlich und vernümftig gedacht ist so etwas ganz unmöglich. Was noch bedeutungsvoller ist, sind die Worte Christi: „Das Kommen des Menschensohns ist wie das Kommen des Diebs in der Nacht!“ Vielleicht ist schon der Dieb im Hause und des Hauses Herr weiß nichts davon.

Es ist klar und verständlich, daß diesen Zeichen eine symbolische Bedeutung zu Grunde liegt, und daß sie nicht wörtlich zu nehmen sind. Sie sind erschöpfend in Kitab el Ighan erklärt.

Parolado de Abdul Baha en la Pariza Esperantistagrupo (12.II.13.) Hôtel....[Bearbeiten]

La homaj entreprenoj en la materia mondo de la ekzistado estas dividitaj en du specoj: en ĝeneralaj kaj specialaj. La resultato de ĉiu universala peno estas senfina, sed tiu de speciala estas fina. En la nuntempo estas jenoj problemoj universalaj, kiuj interesigas ĉiujn. Iliaj resultatoj estas same universalaj; ĉar la homaro estas dependa de ili. La hodiaŭaj internaciaj leĝoj estas tre gravaj, ĉar la internacia politiko proksimigas la homojn. Estas ĝenerala principo, ke en la mondo de la homa celado al ĉiu universala aiero estas atentigata, ĉar la el tio kaŭzataj resultatoj kaj benoj estas senlimaj. Tial ni diru, ke ĉiu universala afero estas dia, sed ĉiu speciala estas homa. La universala lumo por tiu planedo venas de la suno, laŭ homa eltrovo Hodiaŭ vespere tiu ĉambrego estas ilumigata per elektra lumo, la speciala lumo. La celado, fondi la solidarecon inter la nacioj kaj enigi la spirifon en la korojn de la homidoj, egalas al la diaj radioj el la suno de la realeco kaj la plej brila radio estas la alveno de la universala lingvo. Ĝia plenumo estas la plej granda virto de la nuntempo, ĉar tia instrumento forigos la nekomprenojn inter la popoloj de la tero kaj kunigi iliajn korojn. Tiu ilo kapabligas ĉiun membron (= anon) de la homa familio informiĝi pri ĉiuj sciencaj verkoj de siaj kunhomoj.

La fundamento de la scio kaj la bonegecoj de la celadoj en tiu mondo estas instrui, kaj esti instruata. Sciencojn akiri kaj instrui estas dependa de la lingvo kaj kiam la internacia helplingvo estos universala (tion oni certe povas supozi), tiam estas supozeble certe, ke la akiro de konadoj kaj la informadoj estos same universalaj. Sendube al vi estas konate, ke en la pasintaj tempoj inter diversaj nacioj kun sama lingvo regis solidara spirito.

Ekzemple ekzistis en la oriento multaj diversaj nacioj: Coptoj en Egiptujo, en Sirioj,

*) Bei diesem Gespräch wurde von Abdul Baha nur der allgemeine Inhalt gewisser Bibelstellen angeführt, nicht der wörtliche Text.

**) Masikh = Ungeheuer, im Arabischen gibt es ein Wortspiel über die Worte Nasih = Nessias, Nasikh = Monstrum.

[Seite 71] Asirioj kaj Babilonioj en Bagdad kaj laŭlonge de la riveroj Eufrato Tigriso Mesapotamiaj. Inter tiuj popolej estis malamego, sed iom post iom ili proksimiĝis pro komuna ŝirmo kaj komunaj interesoj, la araba lingvo montris sin kiel kunigilo, kaj ili fariĝis kvazaŭ unu nacio. Ili ĉiuj parolas arabe ĝis la hodiaŭa tago. Se vi en siriujo iun demandas pri lia nacieco, li diros: Mi estas arabo, kvankam li eble efektive estas greko aŭ judo k. t. p.

Ni diras, tiu estas germane, la alia estas italo, iranco, anglo k.t.p. Ĉiuj apartenas al la granda homa familio, do la lingvo formas limigilon inter ili. La plej grava laboro par la akcelo de la unueco kaj harmonio inter la nacioj estas la instruado de universala lingvo. Baha’o’llah skribis pri tio antaŭ 50 jaroj kaj diris: La perfekta unuiĝo inter la diversaj sekcioj de la mondo restos neplenumita sonĝo, tiel longe kiel ne estas starigita internacia lingvo. Malkomprenoj retenas la homojn de reciproka unuiĝo kaj nur malaperos per la ilo de ĝenerala fundamento de intetkomunikigo. Ĉiu inteligentulo devas konfirmi tion. La homoj en la oriento ne estis sufiĉe informataj pri la okazoj en la okcidento, kaj la okcidento ne povas simpatii kun la oriento. Iliaj pensoj estas enkastigitaj, la universala lingvo estos ĉefa ŝlosilo por malfermi. Libroj de la okcidento estos tradukataj en tiu lingvo kaj la loĝantoj de la oriento estos informataj pri la enhavo, same la orienta scienco fariĝos posedaĵo de la okcidento. Tio forigos la ekzistantajn malkomprenaĵojn inter la diversaj religioj. Religiaj antaŭjuĝoj efikas terure inter la homoj kaj kaŭzas militon kaj malpacon kaj sen komuna, sama lingvo estas neeble finigi ilin. Mi estas orientulo, rilate je la lingvo, viaj pensoj estas al Mi fremdaj same ankaŭ la miaj al vi. Komuna lingvo estas la plej forta ilo de la universala progreso kaj por la unuigo de okcidento kun oriento. Per ĝi la mondo al la universala komuna bonstato. Ĝi estos la kaŭzo de la amo inter la infanoj de la homoj kaj kreos bonan komunecon inter la diversaj konfesoj. Dank’ al Dio! ke Dro. Zamenhof konstruis la Esperantan lingvon. Ĝi posedas ĉiujn efikajn ecojn de ĝenerala akcepto. Ĉiuj de ni devas esti dankema al li por lia nobla verko, ĉar per tiu afero li servis bone al siaj kunhomoj. Li konstruis lingvon, kiu donas al ĉiuj homoj diajn benojn. Kun senlacaj penadoj kaj memofero, parto de liaj adorantoj promesas la akcepton de tiu lingvo. Ĉiu de ni tial devas studi tiun lingvon kaj peni, disvastigi ĝin, ke ĝi gajnas ĉiun tagon pli da anoj, kaj ke ĝi estu akceptota de ĉiuj nacioj kai registaroj kaj ke ĝi fariĝu parto de la instruado de ĉiuj puplikaj lemejoj. Mi esperas, ke la paroladoj en la estontaj konferencoj kaj kongresoj estu parolataj esperante, ke estonte en la lernejo oni devas lerni nur unu lingvon, la gepatran lingvon kaj la internacian lingvon, kiel komunan lingvon. Vidu, kiel malfacile estas hodiaŭ interkompreniĝi kun homoj. Seoni parolas ankaŭ 50 lingvoj oni povas vojaĝi tra lando kaj veni en embaraso. Mi mem konas diversajn orientajn lingvojn, sed neniun el la okcidentaj. Kiam jam pli frue tiu universala lingvo estus disvastigata super la globo, mi estus studinta ĝin kaj mi rekte povus diri al vi miajn pensojn, kio kaŭzus specialan amikecon inter ni. Mi petas, sendu, se vi povas, multajn instruistojn al Persujo, por ke ili instruu la junan popolon esperante.

Mi skribis al kelkaj kaj petis ilin por ke ili venu ĉi tien por studi Esperanton. Mi espcras, ke Esperanto tre rapide disvastiĝos, tiam la mondo de la homaro trovos eternan pacon, ĉiuj nacioj unuiĝos, kiel patrinoj kaj fratinoj, patroj kaj fratoj kai ĉiu sola membro de la politika korpo estos informata pri la pensoj de ĉiuj.

Mi ekstraordinare dankas al vi por tia alta celo, ĉar vi kunvenis al tiu festeno, por akceli tiun lingvon. Via espero estas servi al la homaro, kaj por tiu alta celo mi gratulas al vi el la profundeco de mia koro.

Fro. B. R. St.


Eingesandt.[Bearbeiten]

Am Sonntag, dem Vorabend des 23. Mai begingen die Bahai von Stuttgart und Umgebung die Feier des 77. Geburtstags Abdul Baha’s, an welchem Tag auch die Erklärung des Bab — des Vorläufers des gr. Gottesgesandten — gefeiert wurde. Gegen 90 Personen nahmen an der Feier teil, die am Spätnachmittag in den Räumen der Bahai-Bibliothek auf der Wagen.[Seite 72] burg stattfand. Die Begrüßungsansprache wurde von Frau Konsul Schwarz gehalten. Sie erinnerte an die Frühlingszeit vor 8 Jahren, als die hiesigen Bahai an diesem selben Ort in dem im Blütenschmuck stehenden Garten sich um Abdul Baha scharten und wies darauf hin, daß dieser Tag in der ganzen Bahaiweit doppelt festlich begangen werde und sprach zugleich den Wunsch aus, daß Abdul Baha noch lange Jahre in voller Gesundheit zum Segen der ganzen Welt uns erhalten bleiben möge. Herr Herrigel sprach in längerer Anrede von der Kindheit und Jugend des Meisters und berichtete Einzelheiten aus der Zeit seiner Gefangenschaft. Herr Jäger sprach über die Bedeutung. Abdul Baha’s als Führer, Meister und Prophet mit Hinweis auf den im 3. Heft erschienenen Artikel. Herr Konsul Schwarz sprach über die Bedeutung Abdul Baha’s und über die Pflichten der Bahai, wobei er insbesondere die vorbildlichen Eigenschaften des großen Meisters betonte. Zum Schluß verlas Herr Konsul Schwarz ein Glückwunschschreiben an Abdul Baha, das von den Anwesenden unterschrieben und ais Zeichen der großen Liebe und Verehrung für den Meister an ihn abgesandt wurde.


Zur Berichtigung.[Bearbeiten]

In dem Artikel „Eigenschaften des neuen Gottgesandten“ hat sich leider ein Nummerierungsfehler eingeschlichen. Der zweite Satz unter Nummer 2: „Sein Wissen muß ein intuitives und spontanes, kein erworbenes sein“ muß mit 3 nummeriert werden.


Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Fernsprecher 7975 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35
  1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von Sidney Sprague. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . . —.50
  2. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W. Herrigel —.50
  3. Das heilige Tablett, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . —.50
  4. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . 1.50
  5. Die Offenbarung von Baha’o’llah, von J. D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . 1.50
  6. Verborgene Worte von Baha’o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff 1.50
  7. Fünf Tablete, von Baha’o’llah. („Frohe Botschaften“ etc.) im Neudruck
  8. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrechte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflag . . 2.—
  9. Ein Jahr unter den Bahai in Indien und Birma, von Sidney Sprague. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . 1.50
  10. Religiöse Lichtblicke. Deutsch von Albert Renftle
  11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . —.50
  12. Ansprachen von Abdul Baha Abbas mit Bild des Verfassers. Deutsch von W. Herrigel. Neue Ausgabe . . . 7.—
  13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel, in Halbleinen geb. . . 10.60.
    In Ganzleinen gebunden . . . 12.—
Durch obige Preise werden alle früheren ungültig.

Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.

Die Zeitschrift betreffende Anfragen bittet man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3, richten zu wollen. Schritten, die über Geschichte und Inhalt der Bahailehre näher orientieren, können von dem Verlag des deutschen Bahaibundes, Stuttgart, Hölderlinstr. 35, bezogen werden.



Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.