| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis des Einzelheftes M. 3.50, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 9.— |
| Heft 3 | Stuttgart, im Mai 1921 | 1. Jahrgang |
Inhalt: Ansprache beim Geburtsfest Abdul Bahas. — Ein Tablet Abdul Bahas an A. Sch. — Eigenschaften des neuen Gottgesandten. — Prophezeiung von Abdul Baha. — Führer — Meister — Prophet. — Antwort Abdul Bahas auf verschiedene Fragen. — Brief von Mrs. J. Stannard. — Brief von Prof. Vambèry an Abdul Baha. — Was ist der heilige Geist? — Die Ausgießung des hl. Geistes. — Frühling. — Der Meister von Akka. — Rede von Abdul Baha, dem Haupt der Bahai-Bewegung, an die Esperantisten in Edinburgh, 7. Januar 1913. — Vortoj de Abdul Baha al la Esperantistoj en Washington. — Vortoj de Abdul Baha. — Mitteilungen. — Zur Berichtigung. — Eingesandt.
| Wenn ihr wüßtet, welch große Dinge sich nach meinem Hingang in der heiligen Sache ereignen, dann würdet Ihr Tag und Nacht um meine Befreiung und meinen Tod beten. Abdul Baha | Dies ist nicht nur das goldene, sondern das diamantene Zeitalter, dies ist das Jahrhundert des Lichts, dies ist der Cyklus der Liebe, dies ist das herrliche Dämmern der Sonne der Wahrheit. Abdul Baha. |
Ansprache beim Geburtsfest Abdul Bahas.[Bearbeiten]
Heute, am 23. Mai, feiert die Bahai-Welt ein großes Freudenfest. Dieser Tag fällt wie ein Sonnenstrahl durch die düsteren Schatten unserer ernsten Zeit. An diesem Tag ist Abdul Baha Abbas im Jahre 1844 geboren und mit ihm, der zum Mittelpunkt des neuen Bundes, den Gott mit den Menschen schloß, erkoren war, ist eine unversiegbare Quelle der Liebe und Weisheit für alle Völker und alle Rassen aus dem Paradies Gottes hervorgegangen. Doch nicht allein das Geburtsfest Abdul Baha’s feiern wir heute, sondern auch zugleich den Tag der Erklärung, des Ali Mohammed El Bab, der als Vorläufer Baha’o’llah’s die Wege zu dessen allumfassender Lehre bahnte.
Dieser Gedenktag fällt gleichfalls auf den 23. Mai des Jahres 1844.
Und in jedem Land, in jeder Stadt, wo der hl. Name bekannt ist, unter dem Gott der Allmächtige in diesem neuen Zyklus verherrlicht und angebetet wird, feiern die Bahai heute ein Freudenfest.
Noch dürfen wir uns glücklich preisen, Abdul Baha unter uns zu wissen, noch strömen seine segnenden Worte über alle Welt, und die Bahai schöpfen ihre Kraft zu neuer Arbeit aus seinen Sendschreiben Der Segen, der aus Abdul Baha’s Händen strömt, den können selbst seine treuesten Diener nicht völlig ermessen, denn er reicht über Jahrhunderte hinaus und gründet heute Fundamente, auf denen ein neues Geschlecht weiterbauen kann, das hoch über dem heutigen Denken und Fühlen der breiten Masse stehen wird.
Schauen wir auf das Leben Abdul Baha’s
zurück! Wo es nur denkbar war,
wurde den großen, bahnbrechenden Gedanken
dieses Führers und Lehrers (zu
dem Abdul Baha durch seinen Vater
Baha’o’llah eingesetzt ward) Steine und
Hemmnisse in den Weg gelegt. In seiner
Kindheit schon erfuhr er die Macht des
Hasses, der Finsternis dem Licht gegenüber,
sah er seinen geliebten Vater in
Ketten und Gefangenschaft, fälschlich
angeschuldigt und verleumdet. Er war
die treueste Stütze der hl. Lehre, und
auf ihn fiel beim Abschied Baha’o’llah’s
von dieser Erde die ganze Verantwortlichkeit
dieser hohen Mission. Heute als
nimmermüder Greis von 77 Jahren steht[Seite 42]
er an der Spitze der Bahaibewegung, getragen
von göttlicher Macht, zu wirken
und zu arbeiten.
In den letzten Jahren ist die Lehre auf besonderen Befehl Abdul Baha’s in allen Ländern mit Eifer gelehrt und verbreitet worden. Es ist die Zeit angebrochen, in der die Menschen zur Erkenntnis dieser großen Wahrheit kommen, und heranreifen sollen zu wirklichen „Kindern des Lichts.“ Der Sieg dieser hl. Lehre ist uns gewiß.
Die Menschen müssen eines Tages erkennen, daß sie am Rand eines entsetzlichen Abgrundes wandeln, daß sie mit dem tödlichen Haß und der Vernichtungswut in Herz und Sinn nicht weiter kommen, daß nur durch Liebe die Welt vor dem Zusammenbruch gerettet werden kann.
Muß der Allmächtige die Völker noch mehr heimsuchen, bis sie zu dieser Erkenntnis kommen? Sie sollten doch das Heil, das er der Welt durch Baha’o’llah’s Mund verkündigt, erkennen und sich darnach sehnen, daß Liebe und Friede verwirklicht werde unter allen Menschen.
Um das Erz nutzbar zu machen, um es aus dem Urzustand in feine, edle Form zu gestalten, benötigt man der Kraft des Feuers und der Instrumente. Hat Gott nicht auch durch die Leiden, die an Hunderttausende herangetreten sind, ihre Seelen aus dem materiellen Denken zu einer höheren Welt der Erkenntnis geläutert? Ist das Leid, das uns widerfährt, nicht eine neue Schule, die uns höher entwickeln und verfeinern soll?
Sind wir einmal imstande, alles, was uns Gott bestimmt hat, als Weisheit verstehen zu lernen, dann ist auch schon dem größten Leid die Spitze gebrochen, und die Kraft wird uns geschenkt, dies Leid zu tragen.
Bedenken wir, welch ein gewaltiger Aufwand an Kraft von Abdul Baha gefordert wird, um alle seine Aufgaben zu erfüllen, um allen seinen Dienern die Stärke zu verleihen, die sie brauchen, um in diesem brandenden Meer, zu dem die Welt geworden ist, den Mut nicht sinken zu lassen, sondern mit aller Energie die Gebote und Lehren Baha’o’llah’s und die Anweisungen Abdul Baha’s unter den Menschen zu verbreiten.
Die geistige Bewegung, die diese Lehre hervorbringt, wird eine grundstürzende Umwandlung der bestehenden Verhältnisse zur Folge haben. Schon jetzt vollzieht sich vor unseren Augen der „Weltuntergang“, von dem die Bibel spricht, aber nicht so, wie wir ihn uns gewöhnlich vorstellen. — Nicht nach dem Denken der Menschen — nein, diese Vorstellung ist viel zu äußerlich. Die Säulen, auf die sich bisher die Welt stützte, geraten ins Wanken, sie stürzen zusammen, und aus den Trümmern ersteht eine neue Welt und zwar in einer Spanne Zeit, die an der Ewigkeit gemessen, wie ein Augenblick ist.
Mit Ali Mohammed El Bab begann die neue Zeit.
Um Baha’o’llah, der den Kernpunkt eines neuen Denkungskreises schuf, dreht sich die ganze Umwälzung.
Die Gebote, die er uns vor mehr als 50 Jahren in unverrückbaren Worten gab, müssen sich erfüllen, es gibt kein Ankämpfen dagegen, nur ein Erfüllen — und glücklich der, welcher dies tut, Ein blindes Abirren ist nur zum Schaden des Einzelnen und der Massen, weil es eine Hemmung des geistigen Fortschrittes bedeutet.
Möchten sich doch endlich die Augen der maßgebenden Persönlichkeiten öffnen, daß Friede, Liebe und Gedeihen unter den Völkern sich Bahn brechen kann. Möchten doch die eiserstarrten Herzen sich der warmen Sonne der Menschlichkeit öffnen.
Wir müssen alles daran setzen, um den Lebensabend unseres geliebten Meisters schön zu gestalten; unsere Liebe soll ihn tragen, unsere Treue ihn stützen. Wir wollen alle dazu beitragen, daß seine hl. Lehre als geistiger Duft die Welt erfüllen kann.
So wollen wir ihn feiern und ehren und unser heißes Gebet zu Gott sei, daß die reine, große Menschenliebe, die er uns in allem seinem Tun zeigt, unter allen Menschen lebendig werde und wir uns als Kinder eines Vaters über alle Landesgrenzen hinweg die Hände reichen zu gemeinsamer Arbeit und zum Aufbau des Reiches Gottes auf Erden.
A. Schwarz.
Ein Tablet Abdul Bahas an A. Sch.[Bearbeiten]
O Du himmlische Tochter!
Dein Brief ist angelangt; er berichtete in beredten Zeilen, daß Ihr am Tag der Erklärung S.H. des Erhabenen (Bab) mit größter Freude und gegenseitiger Anregung eine Versammlung abgehalten habt, daß das Fest sehr vergeistigt war, und daß durch den Segen dieses Festes das Licht der Führung zu einer neuen lodernden Flamme entfacht wurde. Die Aufrichtigkeit in dem Streben nach Eurem Ziel und Eure Ergebenheit in der Liebe zu Gott wird die Ursache sein, noch viele solcher Feste zu veranstalten, und bei jedem Fest wird eine neue Geistesflamme aufsteigen aus dem Feuer der Liebe zu Gott und herrliche Früchte werden daraus erwachsen.*
- Mit Dir sei Baha El Abha.
- (sign): Abdul Baha Abbas.
- 13. Juli 1914.
Eigenschaften des neuen Gottgesandten.[Bearbeiten]
Der neue große Meister wird an folgendem erkannt werden:
1. Er wird der Erzieher der Menschheit sein. 2. Seine Lehren müssen universal sein und der Menschheit die rechte Erkenntnis bringen. Sein Wissen muß ein intuitives und spontanes, kein erworbenes sein. 4. Seine Wissenschaft muß unerschöpflich sein und seine Weisheit eine allumfassende, so daß er die Fragen aller Weisen beantworten kann. 5. Der Scharfsinn seiner Worte und die Größe seines Einflusses muß so bedeutend sein, daß selbst seine schlimmsten Gegner entwaffnet werden. 6. Alle Verfolgungen und Leiden, die über ihn kommen, haben keine Macht über ihn. 7. Sorgen und Trübsal können ihm nichts anhaben. Sein Mut und seine Ueberzeugungskraft muß übermenschlich sein. Tag für Tag muß er gefestigter und eifriger (in seiner Aufgabe) werden. 8. Er muß ein Freudenbringer sein und ein Bote des Königreichs der Glückseligkeit. 9. Er muß der Gründer der universalen Zivilisation, der Vereiniger aller Religionen, der Bannerträger des Universalen Friedens und die Verkörperung aller höchsten und vornehmsten menschlichen Tugenden sein.
Wenn ihr diese Bedingungen in einem Menschen verwirklicht findet, so unterstellt euch seiner Führung und Erleuchtung.
- Abdul Baha.
Prophezeiung von Abdul Baha[Bearbeiten]
„Die Aussicht vom Pilgerhause ist sehr anziehend; man kann von dort auch In das gesegnete Grab Baha’o’llah’s sehen. In der Zukunft wird der Zwischenraum zwischen Akka und Haifa ausgebaut werden, und die zwei Städte werden sich vereinigen und sich die Hände reichen; sie werden die zwei Endpunkte einer mächtigen Hauptstadt werden. Wenn ich jetzt über diese Landschaft sehe, schaue ich so klar, daß sie eine der ersten Handelsplätze der Welt wird.
*) Es ist dies die Antwort auf ein Schreiben an Abdul Baha, das ihm über die Feier seines Geburtstages berichtete. In seiner großen Bescheidenheit nennt er aber sich selbst gar nicht, sondern erwähnt nur, daß der Bab, der Vorläufer Baha’o’llahs, an diesem Tag seine göttliche Sendung kundgab.
[Seite 44]
Diese große Bucht des Mittelmeeres
wird in den schönsten Hafen umgestaltet
werden, worin die Schiffe aller Nationen
Raum und Schutz finden werden.
Die großen Schiffe aller Völker werden
in diesen Hafen einlaufen und werden
Tausende von Männern und Frauen aus
allen Teilen der Welt bringen. Die
Berge und Ebenen werden mit den modernsten
Gebäuden und Palästen geziert
sein. Industrie wird eingeführt werden
und Einrichtungen verschiedener menschenfreundlicher Errungenschaften werden
zu finden sein. Die Blüten der Zivilisation
und der Kulturen aller Nationen
werden hierher gebracht werden,
um ihre Düfte zu vermengen und um
den Weg zur Brüderschaft zu erleuchten.
Wundervolle Anlagen, Obstgärten,
Haine und Parks werden überall
angelegt werden. Bei Nacht wir die
große Stadt elektrisch beleuchtet sein.
Der ganze Hafen von Akka bis Haifa
wird eine Kette von Lichtern bilden.
Machtvolle Scheinwerfer werden auf beiden
Seiten des Berges Karmel aufgestellt
werden, um den Schiffen als Signale zu
dienen. Der Berg Karmel selbst, vom
Fuß bis zur Spitze wird in ein Lichtmeer
getaucht sein. Wenn ein Mensch auf
dem Gipfel des Berges Karmel steht,
oder wenn die Passagiere der Dampfer
dahinkommen, werden sie den erhabensten
und majestätischsten Anblick der
ganzen Welt genießen!“
„Von allen Teilen des Berges wird die Symphonie „Ya Baha El Abha“! sich erheben und das Ertönen seelenvoller Musik, die von klangvollen Stimmen begleitet ist, wird emporsteigen zum Throne des Allmächtigen.“
„Wahrlich Gottes Wege sind geheimnisvoll und unerforschlich. Welch äußerlicher Zusammenhang besteht zwischen Shiraz und Teheran, Bagdad und Konstantinopel, Adrianopel und Akka und Haifa?*) Gott schuf langmütig Stufe um Stufe zur Verbindung dieser verschiedenen Städte nach seinem eigenen, bestimmten, ewigen Plan, so daß die Verheißungen der Propheten erfüllt werden. Der goldene Faden der Verheißung des tausendjährigen Reichs läuft durch die ganze Bibel, und es war so bestimmt, daß Gott zur rechten Zeit dessen Kommen bewerkstelligt. Nicht ein einziges Wort wird bedeutungslos oder unerfüllt bleiben.“
Dann sprach Abdul Baha über die Rückkehr der Juden nach dem gelobten heiligen Land und daß jetzt alle Zeit erfüllt sei.
Führer — Meister — Prophet.[Bearbeiten]
In unserer Zeit des Niedergangs, der Zerfahrenheit und der Schwäche ruft man allerorten nach Führern, nach kraftvollen, den Durchschnittsmenschen weit überragenden, von ihrer besondern Sendung tief durchdrungenen und überzeugten Persönlichkeiten, die die Massen mit sich fortreißen und dem ihnen vorschwebenden Hochziel entgegenführen. Man ersehnt solche Führernaturen heute für alle Gebiete des menschlichen Lebens: auf dem der Religion wie auf dem der Politik und Volkswirtschaft und hat schon während des Kriegs hilfesuchend nach ihnen ausgeschaut. Aber vergebens — unserem Volk ward kein Heros geschenkt, der ihm hätte ein Retter sein können, als ihm das Wasser an die Kehle ging, und bis heute fehlt ihm der große Mann, hinter den es sich entschlossen stellen und dem es die Lenkung seiner Geschicke anvertrauen könnte.
Warum sendet uns Gott nicht solche Geistes- und Volkshelden, wie er es in früheren Zeiten getan, wie sie uns
*) Die Verbannungsorte Baha’o’allahs.
[Seite 45]
Deutschen vor 100 Jahren in Fichte
und Arndt, in Goethe und Schiller, in
Freiherr v. Stein und Wilh. v. Humboldt
— vor 50 Jahren in Bismarck und Moltke
geschenkt wurden? Die Antwort ist
schwer zu geben. Vielleicht deshalb,
weil er uns auf eigene Füße stellen
oder uns vor uns selbst recht klein
machen will, um später uns umsomehr
erhöhen zu können. Vielleicht auch, um
unsern Rettung, suchenden Blick einem
Gottgesandten zuzuwenden, der mehr
ist als Führer und Held im Sinne Carlyles,
der alle die verschiedenen Gestalten
des Heldentums in sich vereint, der
Lehrer, Führer, Meister, Prophet für
die ganze Welt ist, und den merkwürdigerweise
noch so wenig kennen. „Das
Licht scheint in der Finsternis, aber
die Finsternis hat es nicht begriffen.“
Dieses Wort gilt auch auf Abdul Baha angewandt.
Er gleicht nicht dem
plötzlich aufleuchtenden und nach einer
gewissen Zeit wieder verschwindenden
Kometen, er ist zu vergleichen dem
ewig sich gleich bleibenden, ruhigen
Sonnenlicht. Eigentlich ist es ja das
Dreigestirn Bab, Baha’o’llah und Abdul
Baha, das der Welt am östlichen Horizont
aufgegangen ist; aber Abdul Baha
steht uns doch als Führer, als geistiger
Mittelpunkt der Bahaibewegung,
als Meister der Lehre am nächsten.
Er ist aber nicht nur Meister, er ist auch Prophet; nicht Prophet im hergebrachten Sinn, dh. Weissager — „das in erster Linie, denn Prophezeiungen im engeren Sinn spielen eine geringe Rolle in ihren Schriften, und sie sind das Unwichtigste an ihnen“ — sondern ein „Seher ewiger Wirklichkeiten“, der allerdings auch wie die früheren „Nabi“ (Propheten) „die Gabe des Hellsehens und der Zukunftsschau hat, weil sein inneres Auge und Ohr geöffnet ist für die übersinnliche Welt und er das große Ziel erschaut, dem die Menschheit zustrebt: die Herrschaft Gottes im Himmel und auf Erden“ (Dr. Hauers Ausführung im Stuttg. Neuen Tagbl. Nr. 105: „Der Prophet als Dichter und Hellscher“ kann so zum Teil wörtlich auf Abdul Baha angewandt werden). Und solcher Prophetengeist, solche Prophetenkraft tun unserer Zeit bitter not; sie geben ihr Halt und Ziel, sie bilden den Fels, im brandenden Meer, die sichere Zuflucht im Chaos der Welt.
Zu diesem Gottgesandten schauen namentlich seine Gläubigen auf als zu ihrem Meister und Vorbild, ihrem Lehrer und Führer. Sie stellen sich in den Strahlenbereich dieser geistigen Sonne, um sich zu stärken an seiner reiferen, verklärten Wesenheit und um seiner überhaupt würdig zu werden. Hier ist Ehrfurcht und Liebe das Grundverhältnis zwischen Meister und Schüler; Ehrfurcht vor der Würde und Hoheit, die uns in ihm entgegentritt und Liebe gegenüber der unbegrenzten Güte und unsagbaren Milde, die sein ganzes Wesen ausstrahlt. Und dabei doch bei aller inneren Größe diese rührende Bescheidenheit und Demut, die klein ist vor sich selbst und nichts ist vor dem Höchsten, die nichts anderes sein will, als der „Diener Gottes“ (wörtl, Bedeutung von Abdul Baha) an der Menschheit.
Ihm ist deshalb auch jede Verherrlichung
seiner Person, jeder Personenkultus,
jede Auszeichnung durch Titel etc.
zuwider. Er verschmäht derartige Aeußerlichkeiten
und ist weit erhaben über
sie. Diener des Höchsten zu sein gilt
ihm als größte Ehre; Lehrer und Verbreiter
der Lehren seines Vaters Baha’o’llah
zu sein als der höchste Ruhm. Wie
einst Jesus Christus als einfacher Mensch
durch die Welt ging, wie er sich nur die
einfache Bezeichnung „Menschensohn“
beilegte und alle Verherrlichung und
Vergöttlichung weit von sich wies, so
verschmäht auch Abdul Baha alle übertriebene
Verehrung seitens der Gläubigen.[Seite 46]
Die größte Ehre tun sie ihm an,
wenn sie Baha’o’llah’s Lehre gemäß leben,
wenn sie seine Worte in Taten verwirklichen.
Dann fühlt er sich glücklich,
dann ist ihm, wie er in einem Sendschreiben
sagt, körperlich und seelisch
wohl. Durch größte innere Harmonie,
durch Liebe zum Meister und untereinander
können sie also nicht nur seinen
seelischen sondern auch seinen körperlichen
Zustand günstig beeinflussen. —
Es hangt demnach teilweise auch von
uns ab, wie der 77 jährige Greis im Silberhaar,
dessen Geburtstag wir am 23.
Mai feiern dürfen, und dem wir gewiß
alle ein recht langes Leben wünschen,
als Führer, Meister und Prophet seines
hl. Amtes walten kann. Dessen müssen
wir immer eingedenk sein, wenn Zeichen
von Uneinigkeit da oder dort zutage
treten wollen, daß wir dadurch dem lieben
Meister den größten Kummer und
Schmerz bereiten; das verträgt sich aber
keinesfalls mit der Liebe zu ihm, und
in Liebe wollen wir doch alle mit ihm
verbunden sein. J.
- Ein Licht, das leuchten will, muß sich verzehren;
- Trost, Licht und Wärme spendend, stirbt es still.
- Ein Licht, das leuchten will, kann nichts begehren,
- Als dort zu stehen, wo’s der Meister will.
| Ein Licht, das leuchten will, dem muß genügen, Daß man das Licht nicht achtet, nur den Schein. Ein Licht, das leuchten will, muß sich drein fügen, Für andre Kraft und für sich nichts zu sein. |
Ein Licht das leuchten will, darf auch nicht fragen, Ob’s vielen leuchtet oder einem nur. Ein Licht, das leuchten will, muß Strahlen fragen; Wo man es braucht, da läßt es seine Spur. |
- Ein Licht, das leuchtet in des Meisters Händen,
- Es ist ja nichts, als nur ein Wiederschein;
- Des ew’gen Lichtes Abglanz darf es spenden,
- Ein Licht, das leuchten will für ihn allein. H.v.R.
- Der christliche Hausfreund. 13. Juli 1919.
Antwort Abdul Bahas auf verschiedene Fragen.[Bearbeiten]
Du hast über die Unpersönlichkeit der Gottheit geschrieben. Persönlichkeit ist nur in der Manifestation und nicht in dem Wesen der Gottheit. Die Wirklichkeit der göttlichen Welt ist frei von aller Beschränkung und Einengung. Der reine, Spiegel, welcher der Offenbarer der Sonne der Wahrheit ist, und in welchem diese sich in voller Erscheinung zeigt, ist begrenzt, nicht aber die Strahlen der Sonne selbst. Die Seele beherrscht den ganzen Körper, und ihr Wille wirkt in allen Teilen und Gliedern des Menschen. So ist auch die größte Heiligung in allen ihren Graden in dieser materiellen Form der Manifestation augenscheinlich. Man versteht unter „Gott sehen“ die „Offenbarung Seiner Selbst“. Die Erscheinung der Sonne in ihrer vollen strahlenden Pracht in einer klaren Spiegelfläche ist gleichbedeutend mit der Erscheinung des Wesens der Sonne selbst. Wenn die Seele der Frommen sich von dem Körper löst, wird ihr unwirkliches Sehen in wirkliches Schauen verwandelt, ähnlich wie ein Mensch, der sich noch auf der Stufe der Kindheit und Unvollkommenheit befindet und deshalb alle Dinge nur oberflächlich und äußerlich anschaut, die Welt der Wirklichkeit anders ansieht, wenn er mit dem Verstandes- und Beurteilungsvermögen und der Fassungskraft des Alters ausgestattet ist.
Es ist sicher, daß die göttliche Allgegenwart
eine unbeschränkte ist, sei
es in dieser oder in der andern Welt. Es
ist ein Nahesein, welches erhaben ist
über alle Fassungskraft der Vernunft.
Der Mensch wird um so mehr die Nähe
des Lichtes der Sonne der Wahrheit erreichen,
je mehr er darnach sucht. Die[Seite 47]
göttliche Nähe hängt von unserer Reinheit
und Vollkommenheit ab; die Entfernung
ist die Folge unserer Beschränktheit,
Trägheit und Unvollkommenheit.
Bezüglich der Frage, ob sich Seelen untereinander in der geistigen Welt erkennen, ist zu sagen: Diese Tatsache ist gewiß, denn das Königreich Gottes ist die Welt des Schauens aller verborgenen Wirklichkeiten. Wenn der Mensch die verborgenen Dinge, über welche er während seines irdischen Daseins achtlos hinweggeht, in der himmlischen Welt entdeckt und ihre Wesenheit erkennt, wieviel mehr wird er die Personen, mit welchen er hier verkehrte, wiedererkennen. Ohne Zweifel werden diese heiligen Seelen, welche mit reinen Augen und geistigem Gesicht begabt sind, in alle Geheimnisse des ganzen Königreichs des Lichtes ein geweiht werden und die geoffenbarte Schönheit Gottes schauen. Gleicherweise werden sie allen Freunden Gottes der vergangenen und der gegenwärtigen Zeiten in der himmlischen Versammlung begegnen.
In Bezug auf die Verschiedenheit der Stufe des armen Lazarus und des reichen Mannes ist zu sagen: der erste war geistig, während der zweite materiell war. Der eine war auf der höchsten Stufe der Erkenntnis, der andere dagegen in dem tiefsten Abgrund der Unwissenheit. Dieser Unterschied wird sicherlich von allen Menschen, nachdem sie diese irdische Welt verlassen haben, erkannt werden. Diese Verschiedenheit bezieht sich aber nicht auf eine Ort, sondern auf den Zustand der Seele und das Bewußtsein, denn das Königreich Gottes ist über Raum und Zeit erhaben. Es ist eine andere Welt und ein anderes Universum. Aber den heiligen Seelen ist die Gabe der Vermittlung der Erkenntnis verheißen; und sei versichert, daß die geistig Geliebten in der göttlichen Welt einander erkennen werden; sie werden auch die Vereinigung untereinander suchen, aber eine geistige Vereinigung.
Ich hoffe, daß wir in allen göttlichen Welten beisammen sein werden.
Gleicherweise wird eine Liebe, welche gegenseitig empfunden wurde, in der Welt des Königreiches nicht vergessen werden. Ebenso wirst du das Leben, welches du in den materiellen Welt gelebt hast, in der geistigen Welt nicht vergessen. — — — —
- gez. Abdul Baha Abbas.
Brief Von Mrs. J. Stannard.[Bearbeiten]
Geehrter Herr! Im Hinblick auf den kürzlich erfolgten Tod des hervorragenden Gelehrten und Orientalisten Arminius Vambéry, fühle ich, daß der mitfolgende Brief, den er noch wenige Wochen vor seinem Tod an Abdul Baha geschrieben hatte, ein historisches Dokument wird, das für die ganze Welt von Interesse und Wichtigkeit ist. Für diesen, bis jetzt noch nicht veröffentlichten Brief, habe ich glücklicherweise die Erlaubnis zur Veröffentlichung erhalten.
Geschrieben in persischer Sprache, offenbart die feinsinnige Ausdrucksweise und Höflichkeit, wie völlig dieser wunderbare Gelehrte das Herz des religiösen Ostens verstand und welche Sympathie er hatte, für alle wahren und edlen Ziele. Viele Menschen kennen vielleicht Vambéry nur als einen hervorragenden und unermüdlichen Anthropologen und Forscher; aber für andere, welche die unendlichen Bestrebungen und die Gedanken des nahen Ostens kennen, bedeutet er weit mehr. Sein rastloses, tätiges Leben umfaßt mehr auf Erfahrung gegründetes Wissen als solches im allgemeinen in der Laufbahn von 3 gewöhnlichen Diplomaten gefunden wird. Seine sprachwissenschaftlichen Errungenschaften sind bemerkenswert, denn er sprach und schrieb über 15 Sprachen.
[Seite 48]
Infolge seines durchdringenden Geistes
und seines Scharfsinns besaß er
natürlich ein außerordentliches, treffendes
Urteil über Menschen und auch über
sonstige Dinge, und aus diesem Grunde
war er vier Jahre lang der spezielle Ratgeber
des nun entthronten Sultans Abdul
Hamid. Eine besonders schwere Jugendzeit,
die er in so verwirrenden Umgebungen
wie es die Türkei, Persien und
der Balkan waren, durchkämpfte, gab
ihm unvergleichliche Gelegenheit für Beobachtungen
und Studien.
In Fragen der religiösen Philosophie konnte er sich, sowohl in Persien als in Arabien, mit den besten islamitischen Theologen in Diskussionen einlassen. Ausgestattet mit einem originellen, geistigen Wissen, flößten seine Reden den gelehrten Mullahs großen Respekt ein. In den europäischen Zeitschriften erschienen viele biographische Skizzen über dies „außerordentliche Genie“, und nun werden sicherlich noch mehr erscheinen. Es ist aber zweifelhaft, ob irgend eine dieser Biographien imstande ist, das innerste der Seele und die hohe Aspiration dieses Gelehrten in seinem höheren Alter so darzutun, wie es der Inhalt des folgenden Briefes tut. Es ist, als fühlten wir die Glut einer Flamme, welche aus dem Herzen eines Mannes hervorbricht, der immer nach einer großen Wahrheit, nach einer zwingenden Ueberzeugung gesucht hat, und daß er nun eine erfreuliche Erfahrung gemacht hat und befriedigt ist.
Die denkwürdige Begegnung zwischen Abdul Baha und dem Professor Vambery ging im April d. J. in Budapest vor sich, wo dem großen Bahaiführer von den dortigen Gelehrten, den Orientalen und den Sozialreformern große Huldigungen dargebracht wurden. Als Abdul Baha nach Aegypten zurückkam, schrieb er an Professor Vambery und sandte ihm ein Geschenk, worauf er den folgenden Brief erhielt.
Zum besseren Verständnis für diejenigen, welche die östliche Ausdrucksweise nicht kennen, möchte ich nur noch hinzufügen, daß dieser Briefstiel im Orient nur von den Geistlichen angewandt wird, wenn sie an einen hohen und großen Lehrer und Führer schreiben.
Ramleh, den 22. Sept. 1913.
- gez. J. Stannard.
Brief von Prof. Vambèry an Abdul Baha.[Bearbeiten]
Diese ergebene Bittschrift übergebe ich der heiligen und geheiligten Gegenwart von Abdul Baha Abbas, welcher der Mittelpunkt ist von aller Erkenntnis, welcher berühmt ist in der ganzen Welt, und welcher geliebt wird von allen Menschen.
O Du edler Freund, der der Menschheit Führung verleiht, möge, mein Leben ein Opfer für Dich sein!
Der liebevolle Brief, den an diesen Diener zu schreiben Du Dich herabgelassen hast, sowie der Teppich, welchen Du gesandt hast, gelangten richtig in meine Hände.
Die Zeit, in welcher ich mit Dir*) zusammen war, und die Erinnerung an den Segen Deiner Gegenwart, werden immer im Gedächtnis dieses Dieners bleiben, und ich sehne mich nach der Zeit, in welcher ich wieder mit Dir zusammenkommen werde. Obschon ich viele Länder und Städte des Islam bereist habe, so habe ich doch nirgends sonst einen so hohen Charakter und eine solch erhabene Persönlichkeit getroffen, und ich bezeuge, daß es unmöglich ist, eine solche irgendwo anders zu finden. Aus diesem Grunde hoffe ich, daß Deine Ideale und Ausführungen mit Erfolg gekrönt werden und unter allen Umständen gute Resultate zeitigen, und zwar deshalb, weil ich hinter diesen Idealen und Taten gar leicht die ewige Wohlfahrt und das Wohlergehen der Menschheit entdecken kann.
Um zuerst Informationen und Erfahrungen zu sammeln, stellte sich dieser Diener in die Reihen der verschiedenen Religionen; das heißt, äußerlich wurde ich ein Jude, ein Christ, ein Mohammedaner und ein Zoroastrier. Dabei entdeckte ich, daß die Bekenner dieser verschiedenen Religionen nichts besseres zu tun wissen als einander zu hassen und zu verfluchen; ferner erkannte ich,
*) Die wirkliche Anrede bedeutet eigentlich so viel als „Hoheit“ oder „Exzellenz.“
[Seite 49]
daß alle diese Religionen in den Händen
der Regenten zu Mitteln der Tyrannei
und Unterdrückung wurden, daß sie also
für die Menschheit zur Ursache der Zerstörung
werden.
Wenn wir diese schlimmen Resultate betrachten, so finden wir, daß notwendigerweise jedermann gezwungen ist, sich auf die Seite Deiner erhabenen Persönlichkeit zu stellen, und die wesentliche Grundlage für eine universale Religion, wie sie durch Deine Bemühungen gelegt ist, mit Freuden anzunehmen.
Ich habe den Vater Eurer Erhabenheit von der Ferne gesehen. Ich habe mir die Person des Sohnes vergegenwärtigt und bin voll Bewunderung.
Den Prinzipien und Zielen Eurer Exzellenz bringe ich die größte Hochachtung und Ergebenheit zum Ausdruck, und wenn mir Gott der Allerhöchste ein langes Leben verleiht, so will ich Dir unter allen Umständen dienen.
Dafür bitte und bete ich aus der Tiefe meines Herzens.
- Dein Diener
- gez. Vambéry.
Was ist der heilige Geist?[Bearbeiten]
- (Aus „Some answered questions“ v. L. C. Barney.)
Antwort: Der hl. Geist ist der Ausfluß der Gnade Gottes: er bildet gleichsam die leuchtenden Strahlen, die von den Offenbarungen Gottes ausgehen. Der Brennpunkt der Strahlen der Wahrheitssonne war Christus, und von diesem herrlichen Brennpunkt, der die Wirklichkeit Christi bedeutet, strahlt die Gnade Gottes auf die anderen Spiegel, die die Apostel darstellen Herabkommen des hl. Geistes auf die Apostel bedeutet, daß die herrlichen göttlichen Gnaden sich in ihnen wiederspiegelten und in ihrem Wesen zu Tage traten. Das Einfließen und das Ausfließen, das Herabkommen und das Aufsteigen sind übrigens nur Merkmale für das Körperliche und nicht für den Geist; nur fühlbare materielle Wirklichkeiten treten ein und aus, aber intellektuelle und geistige Wirklichkeiten wie z. B. Intelligenz, Liebe, Weisheit, Phantasie, Gedanken treten nicht ein noch aus, auch steigen sie nicht herab, sondern haben vielmehr unmittelbare, innere Verbindung mit den Menschen.
Z. B. ist das Wissen, das durch Intelligenz erlangt ist, ein intellektueller Zustand, und Eintreten und Austreten des Verstandes sind eingebildete Zustände. Der Verstand steht aber in Verbindung mit der Errungenschaft des Wissens, wie sich ein Gemälde in einem Spiegel wiederspiegelt. Es ist also klar erwiesen, daß intellektuelle, geistige Wirklichkeit nicht eingeht noch herab kommt, und es ist deshalb ausgeschlossen, daß der hl. Geist herab- oder hinaufsteige, eintrete oder austrete. Es kann also nur sein, daß der hl. Geist in seinem Licht gleichsam wie die Sonne im Spiegel erscheint.
In gewissen Bibelstellen wird vom Geist Gottes gesprochen, als ob er eine bestimmte Person darstelle, als ob er verkörperter Geist sei, oder die Verkörperung der göttlichen Gnade und Güte bedeute. Wir müssen aber immer auf das Licht und nicht auf die Lampe sehen. Im Evang. Johannis ist in Bezug auf den Verheißenen, der nach Christus kommen soll, im Kap. 16, Vers 12 und 13 gesagt. „Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt's jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist derb Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten; denn er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.“
Ueberlegt diese Worte genau und bedenkt, daß klar gesagt ist: „denn er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden.“ Daraus geht hervor, daß der Geist der Wahrheit auch in einem Menschen verkörpert werden kann, der eine wirkliche Individualität ist, der Ohren zum Hören und eine Stimme zum Sprechen besitzt. Auch wird der Name „Geist Gottes“ in Verbindung mit Christus gebraucht, ähnlich wie man von einem Licht spricht und damit beides meint, das Licht und die Lampe.
Die Ausgießung des hl. Geistes.[Bearbeiten]
Frage: Was ist die Bedeutung der Ausgießung des hl. Geistes auf die Apostel, wie sie in der Bibel berichtet ist, und wie vollzog sie sich?
Antwort: Die Ausgießung des hl. Geistes ist nicht etwa mit dem Eingehen der Luft in den Menschen zu vergleichen; sie ist eher ein Bild und Gleichnis als ein wirklicher oder buchstäblich zu nehmender Vorgang. Sie ist wie das Einfallen des Bildes der Sonne in einen Spiegel, in welchem die Lichtfülle dann sichtbar wird. Nach dem Kreuzestod Christi waren die Jünger verstört und ihre Ansichten und Gedanken waren disharmonisch und sich widersprechend; erst späterhin wurden sie gefestigt und geeinigt, und am Pfingstfest faßten sie den Entschluß, sich von allen weltlichen Dingen loszusagen. Mit größter Entäußerung entsagten sie nun allen Annehmlichkeiten des Lebens, opferten Leib und Seele ihrem geliebten Herrn, wurden zu heimatlosen Wanderern und achteten ihres eigenen Lebens nicht. Da wurden sie der Hilfe Gottes teilhaftig, und die Macht des hl. Geistes offenbarte sich in ihnen; sie wurden Träger des Geistes Christi, und die Liebe Gottes lenkte sie. Es wurde ihnen zu jeder Zeit geholfen. Sie zerstreuten sich nach verschiedenen Himmelsrichtungen, um die Gottessache zu lehren und Beweise und Zeugnis dafür abzulegen.
Somit bedeutet die Ausgießung des hl. Geistes auf die Apostel die Aufnahme des Christusgeistes, durch den sie Festigkeit und Treue erlangten. Durch den Geist der Liebe Gottes wurden sie neubelebt; sie merkten, daß Christus in ihnen lebte, ihnen half und sie beschützte. Sie waren zuvor wie Tropfen und wurden nun zum Meer, sie waren wie schwache Fliegen und wurden nun königliche Adler, sie waren ohne Einfluß und wurden nun mächtig. Sie waren wie Spiegel, die die Sonne wiederspiegeln, und das Licht Gottes leuchtete aus ihnen wunderbar.
Frühling.[Bearbeiten]
Früher als sonst ist diesmal die Zeit
des Vorfrühlings, die Zeit des verborgenen
Fließens der Lebenssäfte, des geheimnisvollen
Schaffens in der Natur, des
erstens Sprossens und Blühens, des fröhlichen
Vogelsangs und Kinderjauchzens
gekommen und gegangen. Die Tage, die
jedes Menschen Brust höher schwellen
und ihn etwas ahnen lassen von den
Wundern der göttlichen Schöpferkraft,
von der Gott-Natur, von dem tiefen
Sinn des uralten Mythus, der die Sonne
als die zeugende, die Erde als die empfangende
und gebärende Gottheit betrachtet,
dauern aber immer noch fort;
denn noch zeigt sich unsern trunkenen
Augen die Natur im Brautschleier. Wir
stehen mitten drin in lauter Wundern —
wo wir hinsehen in Feld und Wald, in
Wiese und Garten, überall tun sich tiefe
Geheimnisse des natürlichen Lebens vor
unsern Augen auf. Was ist Lieben? Wie
entsteht es? Welchen Sinn hat es? Woher kommt
es? Wohin geht es? Solche
Fragen stürmen auf uns ein, wenn wir
die erstem Frühlingsblumen, diese Lieblingskinder
der Sonne und der Menschen,
hervorsprießen und ihre Köpfchen teils
verlangend teils dankend ihrem Erzeuger
(der Sonne) oder teils beglückt
teils traurig ihrer Mutter (der Erde) zuwenden
sehen — Aber das sind Fragen,
die wir nie befriedigend zu beantworten
vermögen, die uns ewige Rätsel bleiben
werden und sollen. „Alles Irdische ist
ja nur ein Gleichnis“ — und wie wir
ein Gleichnis nie ganz ausschöpfen können
in all seinen Bedeutungen und Beziehungen,
so werden wir auch die natürlichen
Vorgänge des Lebens, Wachsens,
Reifens und Sterbens nie ganz ergründen.
Dazu fehlt uns auf dieser Welt
das Organ, die Tiefe der Intuition, die
Vollkommenheit der Ausbildung unserer
Sinne und unseres Verstandes. Umsomehr
werden wir aber Befriedigung
und Freude empfinden, wenn wir die Natur
um uns her statt durch die verschieden
gefärbte Brille des Verstandesmenschen
mit den klaren, hellen Kindesaugen
des Gemüts- und Naturmenschen betrachten.
Dann geht uns da und dort ein[Seite 51]
Licht auf, und wir erkennen ahnend, was
kein Verstand der Verständigen bisher
gesehen hat.
Aber nicht nur die Natur, auch jedes Individuum, jedes Menschenleben, jede Volks- und Rassengemeinschaft, jedes soziale Gebilde überhaupt, ja das Dasein der ganzen Erde und des Universums, sie alle haben ihren Frühling, die Zeit ihrer ersten schönen Entfaltung. Die Menschenknospe tritt uns entgegen im zarten Kind, die Menschenblume im heranreifenden kraftstrotzenden Jüngling, in der heranblühenden lieblichen Jungfrau. Der Knospe im Volksleben gleicht das erst im Entstehen begriffene, sich seiner Zusammengehörigkeit und seiner in ihm schlummernden Kräfte noch nicht recht bewußte Naturvolk mit seinen primitiven sozialen Einrichtungen, seinem kindlich naiven Denken und Fühlen, seinen einfachen Sitten und Gebräuchen. Der Blüte aber entspricht das zur vollen Entfaltung des persönlichen und sozialen Lebens auf allen seinen Gebieten gekommene Kulturvolk, das seine Eigenart und seinen Willen zur Macht andern Völkern gegenüber zur Geltung bringt. Wir sehen im Einzel- wie im Volksleben, in der Einzelzelle wie im Zellenstaat (den Organismen), im einzelnen Himmelskörper wie im ganzen Weltall dasselbe Gesetz der Entwicklung: ein Auf- und Absteigen, ein Blühen und Vergehen ein Leben und Sterben.
Einen ewigen Frühling beim einzelnen Volk, von dem manche träumen, kann es also nicht geben; vielmehr treten die Völker nacheinander in eine Frühlingszeit ein und verharren längere oder kürzere Zeit in derselben. Jedes hat seine Zeit des Aufstiegs und seine Zeit des Niedergangs. Jedes Volk glaubt, wenn sein Selbstbewußtsein erstarkt ist, „daß in ihm die Rettung der Welt liegt, daß es bloß lebt, um an die Spitze aller Völker zu treten und sie dem letzten Ziele, das ihnen allen bestimmt ist, zuzuführen“ (Dostojewski). — Die Idee der allgemeinen Menschheitsverbrüderung, soll als letztes und höchstes Ziel alles Geschehens auf der Erde nach und nach verwirklicht werden. Daß der Bahaismus durch die eindringliche Betonung der Einheit der Menschheit und der allgemeinen Menschenliebe diesen Idealzustand auf religiöser Grundlage herbeiführen will, der Pazifismus und der Sozialismus ihn aber auf Grund wirtschaftlicher, politischer und allgemein menschlicher Interessen zu erreichen suchen, ist bekannt. Würden diese Strömungen in der rechten Weise zusammenarbeiten, die einen von innen, die andern von außen her auf die Menschen einwirken, so müßte bald eine neue Zeit anbrechen, ein Zustand, wie er wohl von allen ersehnt, aber von vielen nicht für möglich gehalten wird. Und doch zeigt uns jeder neue Frühling, daß Gott in der Natur unmöglich Scheinendes schaffen kann. Kann er es aber hier, so kann er es auch im Volks- und Menschenleben. Und daß er es tun wird, das ist unser fester Bahaiglaube. „Das Reich Gottes kommt nur zu uns, wenn wir mit allen Kräften des Leibes und der Seele uns darnach strecken“ und vor allem unsre Herzen zubereiten, daß sie mit voller Willenswendung dem Lichte zustreben; denn Gottes Wege gehen von innen nach außen. „Der Glaube hat heute kein Licht mehr er ist nicht mehr Tat, nur noch gläubige Rechnung“ oder bestenfalls theologische Reflexion. „Revolutionierung“ des Herzens und der Gesinnung ist deshalb nötig; die vielgepriesene äußere Organisation tut es nicht. „Versetzt einmal die genußgierigen, selbstsüchtigen, geldhungrigen Menschen in ein Paradies — es wandelt sich schnell zur Hölle. Nur neue Herzen bauen sich ein neues Vaterland, eine neue Welt.“ Und neue Herzen, erfüllt mit dem rechten Bahaigeist mögen uns deshalb in dieser herrlichen Maien- und Pfingstzeit geschenkt werden!
Wie wichtig die Herzensreinheit ist, das geht auch aus folgendem Wort Baha’o’llah’s hervor: „O Sohn des Geistes! Mein erster Rat für dich ist: Besitze ein gutes, ein reines, ein erleuchtetes Herz, damit du das Königreich, das ewig, unvergänglich und ohne Grenzen ist, besitzen mögest!
Der Meister von Akka.[Bearbeiten]
- (Bericht von M. H. Phelps).
So klein diese Welt auch ist, so stolz wir auch auf unsere Verkehrsmittel sein mögen, so wenig wissen wir denncoch wirklich Zuverlässiges von fremden Ländern. Wie langsam dringen die aktuellen Gedanken, Hoffnungen und Bestrebungen anderer Völker, das Tiefe und Wirkliche ihres Lebens, zu uns, wenn es uns überhaupt je erreicht. Wir in den sogenannten „christlichen Ländern“ denken vielleicht, daß, wenn Christus heute wiederkäme, die frohen Botschaften den Telegraph beschäftigten, seine Worte und sein tägliches Leben uns mit doppelter Geschwindigkeit zur gefälligen Durchsicht beim Frühstückstisch oder im Eilzug unterbreitet würden, um uns die interessante Neuigkeit, ohne uns in unseren wichtigen Geschäften zu stören, zu übermitteln. O nein! Wir betrügen uns nur selbst. Der Mann von Nazareth könnte sein heiliges Leben an den Ufern des Jordans oder des Sees Genezareth eine ganze Generation hindurch führen und nicht die leiseste Kunde von ihm würde zu unseren Geistlichen oder Kauf Leuten, unseren Kirchen oder unseren Banken gelangen.
Stellen wir uns vor, daß wir uns in einem alten Hause der noch älteren Stadt Akka befinden, das einen Monat lang meine Heimat war. Der Raum, in welchem wir uns befinden, ragt hinaus gegen die gegenüberliegende Wand einer engen, gepflasterten Gasse, die ein fleißiger Mensch mit einem einzigen Besenstrich gereinigt hätte. Oben steht die leuchtende Sonne Palästinas; zur Rechten wirft man einen Blick auf die alten Seedeiche und das blaue Mittelländische Meer. Wie wir so sitzen, hören wir einen einzigen Laut, der sich vom Pflaster 30 Fuß unten erhebt, erst schwach, dann stärker werdend. Es ist wie Murmeln menschlicher Stimmen. Wir öffnen das Fenster und sehen hinunter. Eine Menge Leute steht da mit geflickten und zerlumpten Gewändern. Wir wollen hinuntergehen und sehen, wer sie sind.
Es ist eine merkwürdige. Versammlung. Viele von den Männern sind blind, viel mehr noch bleich, abgemagert oder altersschwach. Einige gehen an Krücken, manche sind so schwach, daß sie kaum gehen können. Die meisten Frauen sind dicht verschleiert, aber die unverhüllten lassen uns fürchten, daß, wenn der Schleier gelüftet würde, noch mehr Schmerz und Elend sichtbar würde. Einige tragen Kinder mit gequälten, blassen Gesichtern. Es sind zusammen etwa 100 Menschen außer den vielen Kindern. Sie gehören alle den Rassen an, denen man in den Straßen dort begegnet, Syrier, Araber, Aethiopier und viele andere noch.
Diese Leute lehnen gegen die Wand oder sitzen am Boden, augenscheinlich in wartender Haltung. Worauf warten sie? Wir wollen sehen.
Wir müssen nicht lange warten. Eine
Tür öffnet sich, und ein Mann tritt heraus.
Er ist von mittlerer Gestalt, stark
gebaut, trägt flatternde, helle Gewänder.
Auf seinem Kopfe sitzt ein hellgelber
Fez mit einem darumgewundenen
weißen Tuche. Er ist vielleicht 60 Jahre
alt. Sein langes, graues Haar ruht auf
den Schultern. Seine Stirn ist breit, voll
und hoch, seine Nase leicht adlerartig
gebogen, sein reicher Bart fast weiß.
Seine Augen sind graublau, groß, sanft
und durchdringend zugleich. Sein Verhalten
ist schlicht, aber es liegt etwas
Anmutiges, Würdiges, ja Majestätisches
in seinen Bewegungen. Er schreitet
durch die Menge und spricht Worte der
Begrüßung. Wir verstehen sie nicht,
aber wir erkennen die Güte und Milde
in seinem Ausdruck. Er stellt sich in
einem engen Winkel der Straße auf und
läßt die Leute zu sich herankommen.
Sie drängen sich etwas zu ungestüm
herzu. Er schiebt sie sanft zurück und
läßt einen nach dem andern an sich vorübergehen.
Sie kommen und strecken
ihre Hände aus. In jede Hand legt er
einige kleine Kupfermünzen. Er kennt
sie alle. Er berührt sie liebkosend im
Gesicht, auf den Schultern, am Kopfe.
Einige hält er an und stellt Fragen. Einen
bejahrten Neger, der herangehumpelt
kommt, grüßt er mit einer gütigen
Frage; des alten Mannes breites Gesicht
erhellt sich in sonnigem Lächeln, seine
weißen Zähne leuchten gegen sein ebenholzschwarzes
Gesicht auf, als er antwortet.
Er läßt eine Frau mit einem[Seite 53]
Kinde still stehen und Streichelt dasselbe
freundlich. Manche küssen im Vorbeigehen
seine Hand. Zu allen sagt er:
Marhabbah! Marhabbah! Gut so! Gut
so!
So kommen sie alle daran. Die Kinder drängen sich mit ausgestreckten Armen um ihn herum, aber er hat ihnen noch nichts gegeben. Als er sich jedoch zum Gehen wendet, wirft er eine Handvoll Kupfermünzen über die Schulter, um die sie sich nun balgen.
Während dieser Zeit ist der Freund der Armen nicht unbewacht geblieben. Verschiedene Männer mit rotem Fez und mit ernsten, gütigen Gesichtern folgen ihm vom Hause, stehen in seiner Nähe und sind ihm behilflich, indem sie die Menge ordnen, und nun entfernen sie sich mit ehrerbietiger Gebärde und in respektvoller Entfernung hinter ihm. Wenn sie ihn anreden, nennen sie ihn „Meister“.
Diese Szene kann man fast jeden Tag des Jahres in den Straßen von Akka beobachten. Es gibt noch andere ähnliche Szenen, die aber nur zu Beginn des Winters vorkommen. Bei kaltem Wetter, das nun anbricht, werden die armen Leute gekleidet, denn sie sind, wie in allen Städten, dünn gekleidet. Zu dieser Jahreszeit wirst du eines Tages, wenn du über Ort und Zeit orientiert bist, die Armen von Akka vor einem, der Läden, in denen man Kleider verkauft, versammelt sehen, um dort von ihrem Meister Gewänder zu erhalten. Vielen, besonders den Kraftlosen und Verkrüppelten, legt er selbst die Kleidung an und paßt sie mit seinen eigenen Händen und streichelt die Armen stillschweigend, als wollte er sagen: „Da, nun wirst du dich wohl fühlen“. Es gibt 5 oder 6 Hundert Arme in Akka, denen er jedes Jahr ein warmes Gewand gibt.
An Festtagen besucht er die Armen in ihren Häusern. Er plaudert mit ihnen, fragt sie über ihre Gesundheit und ihr Ergehen, erwähnt die Abwesenden mit Namen und läßt für alle Gaben zurück.
Aber nicht allein der Bettler erinnert er sich. Jenen achtbaren Armen, die nicht betteln wollen und im stillen leiden, jenen, deren tägliche Arbeit ihre Familie nicht unterhalten kann — denen schickt er im geheimen Brot. Seine linke Hand weiß nicht, was die rechte tut.
Alle Leute kennen und lieben ihn, die Reichen und die Armen, die Jungen und die Alten — selbst das Kind im Arm der Mutter. Wenn er von einem Kranken in der Stadt hört, Moslem oder Christ, oder irgend einer Sekte angehörend, so ist er täglich an seinem Krankenlager oder schickt einen zuverlässigen Boten. Wenn ein Arzt nötig ist und der Patient ist arm, so bringt oder schickt er einen und auch die notwendige Medizin. Wenn er ein leckes Dach findet oder ein zerbrochenes Fenster, das die Gesundheit gefährdet, beistellt er einen Handwerker und wartet, bis der Schaden repariert ist. Wenn jemand in Ungelegenheiten kommt, wenn ein Sohn oder Bruder verurteilt und ins Gefängnis geworfen worden ist, oder er ist zu schwach, so ist es der Meister, zu dem er direkt geht und um Rat und Hilfe bittet. In der Tat kommt alles zu ihm, um seinen Rat einzuholen. Reiche ebenso wie Arme. Er ist der gütige Vater des ganzen Volkes.
- Fortsetzung folgt.
Rede von Abdul Baha, dem Haupt der Bahai-Bewegung, an die Esperantisten in Edinburgh, 7. Januar 1913.[Bearbeiten]
- Ins Englische und Esperanto übersetzt.
Nu, Laŭdo estu al Dio. Ĉi tiu lingvo Esperanto elpensiĝis. Tio estas unu el la specialaj donacoj de ĉi tiu brilega jarcento: unu el la plej grandaj entreprenoj de ĉi tiu granda epoko. Antaŭe la homaro malsukcesis efektivigi tian elpensojn. Ĉi tiu unuiĝo de lingvoj preskaŭ neniam prezentis sin al la pensuloj de pasintaj epokoj: kaj vere ĝi estis neeblaĵo en tiuj temqoj, ĉar tiam ne ekzistis libereco iri kaj reiri, kaj nenia intervojaĝado nek intertraktado inter la diversaj landoj. Jam nun, kiam la rimedoj por interkomunikado kaj transportado multe pligrandiĝis, estas nepre necese, kaj estas fareble, efektivigi la uzadon de internacia lingvo.
Lia Sankta Moŝto Baha Ullah antaŭ multaj
jaroj verkis libron, nomatan „La plej
Sankta Libro“, kaj en tiu libro unu el la
fundamentaj principoj estas, ke devas esti[Seite 54]
elpensiĝo de helpa lingvo; kaj li klarigas
la bonon kaj profiton, kiuj venos per tia
ilo. Nu, ni danku la Sinjoron pro tio, ke
ĉi tiu lingvo Esperanto estas kreita. Ni do
ordonis al ĉiuj Bahai-anoj en la Oriento,
studadi ĉi tiun lingvon tre zorge, kaj post
ne longe ĝi disvastiĝos tra la tuta Oriento.
Mi petas ankaŭ al vi, Esperantistoj kaj ne-Esperantistoj,
energie klopodadi por la disvastigado
kaj propagandado de ĉi tiu lingvo;
ĉar ĝi akcelos la alvenon de tiu tago, tiu
miljara tago, kiun antaŭdiris profetoj kaj
viduloj, tiu tago en kiu estas dirite, la lupo
kaj la ŝafido trinkos el la sama fonto, la
leono kaj la cervo sin paŝtos sur la sama
herbejo. La signifo de ĉi tiu sankta Skribo
estas, ke la batalantaj rasoj, militantaj nacioj,
malamikaj religioj, alproksimiĝos unu al la
alia en la spirito de amo, kaj kunligiĝos
unu kun alia.
Kiel ni jam diris, plej grava afero en ĉi tiu mondo estas la efektivigo de helpa internacia lingvo. La uniĝo de lingvo aliformigos la homaron en unu mondon; forigos la malkomprenon inter la religioj; kaj kunigos la Orienton kaj la Okcidenton per la spirito de frateco kaj amo. La unuiĝo de lingvo ŝanĝos ĉi tiun mondon el multaj familioj en unu familion. Tiu ĉi helpa internacia lingvo kolektas la naciojn sub unu kovrilon, kvazaŭ la kvin kontinentoj de la mondo fariĝus unu kontinento; ĉar tiam ili povos interkomuniki diajn pensojn unu al la alia. La internacia helpa lingvo forigos nescion kaj superstiĉon, pro tio, ke ĉiu infano, el kiu ajn raso aŭ nacio, povos sekvi siajn studaĵojn pri la scienco kaj la arto, ĉar tiam li bezonos lerni nur du lingvojn — unu, lia nacian lingvon, kaj la alian la internacian helpa lingvon. Ni atendas tiun tagon, kiam eĉ la limoj de la naciaj lingvoj foriĝos. Kia pli granda donaco povus esti, ol tio? Kia pli malavara bonfaro povus esti, ol tio? Tiam la mondo de la homaro fariĝos rava paradizo, ĝuste kiel estas dirite, ke en la ĉielo estas unu lingvo. La materia mondo fariĝos la esprimado de la interna mondo. Tiam eltrovaĵoj malkaŝiĝos; elpensaĵoj multobligas; la sciencoj antaŭeniros per saltoj; la scienca terkulturado disvolviĝos laŭ pli vasta grado; ĉar tiutempe la nacioj povos rapide asimili la pensojn esprimatajn, ĉar ĉiuj tiuj pensoj esprimiĝos per la universala lingvo. Se ĉi tiu internacia lingvo estas faktoro por la estonteco, ĉiuj landoj en la Orinto povos rapide akiri la sciencojn de la Okcidento, ĉar iliaj loĝantoj povos legi la librojn kaj kompreni ilian signifon; kaj la Okcidentaj nacioj povos akiri la pensojn kaj ideojn de la Orinto; kaj per tio ambaŭ povos plibonigi sian staton. Mallonge, pro la starigo de ĉi tiu internacia lingvo, la mondo de la homaro fariĝos alia mondo, kaj eksterordinara estos ĝia progreso. Ekzemple, pripensu pri familio, kies diversaj membroj parolas diversajn lingvojn; kiel malfacile estas por ili komuniki siajn pensojn unu al alia, kai kiel mirinde estas, kiam ili povas facile kompreni reciproke siajn pensojn. Ĉar, se ili scias ĉiuj la lingvojn de la aliaj, ili progresos rapide. Do estas nia espero, ke la lingvo Esperanto disvastiĝos post ne longe tra la tuta mondo, por ke ĉiuj popoloj povu vivi kune en la spirito de amikeco kaj amo.
- Herausgegeben von der British Esperanto Association, London.
Vortoj de Abdul Baha al la Esperantistoj en Washington.[Bearbeiten]
- Aprilo 1912.
Jen Mia sendskribo:
Hodiaŭ estas por la homaro ĉefaĵo unligadi la ekzistantajn malkomprenojn inter la nacioj. Tio ĉi nur estas realigebla per unueco de la lingvoj, oni ne povas fondadi daŭrantan pacon kaj unuecon de la homa mondo, ĉar estas la funkcio de la lingvo prirakonti la sekretojn kaj la enigmojn de la homa koro. La koro estas kvazaŭ ŝranko; la lingvo signifas por tiu ŝranko la ŝlosilon. La ŝrankon ni nur povas malfermi per ŝlosilo, kiam estos malfermita la ŝranko ni rimarkos altprezajn ŝtonojn, kiujn enhavas la ŝranko. La problemo de lingvo internacia — lingvo helpa — tial estas de granda graveco.
Per tiu lingvo ni povas atingi internacian edukitecon. Ni povas lerni per lingvo la argumentojn de la pasinta historio kaj epokoj. La disvastigado de la sciencoj en tiu ĉi mondo nur okazas per la lingvo, per ĝi ankaŭ estas nur ebla la klariĝo de Diaj sciencoj. Tiom longe kiom daŭras la diverseco lingva kaj la nekomprenebleco de la alinaciaj lingvoi, ne estos atingata tiu glora celo.
Pro tio estas necese la unua servo por
la mondo de la homaro; t. e. la estiĝo de
unu lingvo internacia. — Ĉi kaŭzas la homan[Seite 55]
trankviligon kaj bonstaton, ĝi estas rimedo
por disvastigo de arto kaj scienco inter la
nacioj ĝi akcelos progreson kaj disvolvon
ĉiurasajn. Tial ni klopodu energie sciigi
tiun ĉi lingvon internacian al ĉiuj nacioj
kaj rasoj en nia mondo.
Mi esperas, ke estos perfekta tiu ĉi lingvo per la Dia fervoro, ke kunvenos inteligentaj homoj el la tutmondaj nacioj, por keili organizu kongresson kaj Mi esperas, ke tiu ĉi kongreso servos por la akcelo de tiu ĉi lingvo internacia.
- Esperantigis: Max Bender.
Vortoj de Abdul Baha.[Bearbeiten]
Vivu la vivon. Ne kaŭzu ĉagrenon al iu ajn. Amegu unu la alian. Estu bona al ĉiuj kaj amu ĉiujn kun pura animo. Se in agas kontraŭ ni, tiam ni toleru kiel eble. La amo al la homaro estu via plej alta celo. Se ankaŭ venas la grandega mizero, malgraŭe ni ĝoju, ĉar tio estas donacoj kaj favoro de la Dio. Silentu pri malbonaj ecoj de aliaj, helpu al la homoj per via preĝo kaj korektu iliajn erarojnper indulgo. Ĉiam konsideru al la bonaj ecoj kaj neniam al la malbonaj. Se homo havas dek bonajn kaj unu malbonan econ, tiam ni devas rigardi la dek bonajn kaj forgesi la unu malbonan. Se li havas dek malbonajn kaj unu bonan econ, tiam ni devas rigardi al la unu bona eco kaj la dek malbonajn forgesi.
Ne permesu al la alia malbonan vorton, eĉ se tiu ĉi estus via malamiko. Riproĉu tiujn, kiuj parolas pri la eraroj de aliaj. Ĉiuj niaj agoj devas esti farataj malsevere. La disvastigo de instruoj estas tre laudinda. Nur per obeo al la ordono ni povas ricevi la potencon kaj akcepton de la spirito, kaj tia homo, kiu posedas la potencon de la spirito, akceptos fa favoron de Dio, alie 1i estas kvazaŭ senluma lampo.
Abdul Baha ankaŭ diris, ke ĉiu semo en tiu ĉi granda belega epoko estas flegata de Dio, ĝis estos kreskaĵoj belegaj per la pluvo de la nuboj de Dia favoro. Disigu vian koron de vi mem kaj la mondo. Estu humila, servu unu la alian, sciu, ke ni estas malpli ol ĉiuj aliaj. Estu kvazaŭ animo en multaj korpoj, ju pli ni amas nin, des pli proksimeni estas al Dio; sed nia amo, nia uneco, nia obeo devas esti argumentataj ne nur per konfeso, sed per agadoj. Agu per singardo kaj saĝeco. Amu laveron estu gastema, estu respektema. Estu la kaŭzo de la resaniĝo por ĉiuj malsanuloj; estu konsolanto por ĉiuj malgajuloj; freŝa akvo por ĉiuj soifantoj: „ĉiela tablo por ĉiuj malsatantoj, gvidantoj por ĉiuj serĉantoj, pluvo por plantejo, steloj por ĉiu horiconto, lumo por ĉiuj lampoj, heroldoj por ĉiuj sopirantaj la Dian regnon. AK.
Mitteilungen.[Bearbeiten]
Am Samstag, den 23. April, sprach Herr Herrigel aus Stuttgart im Greifensaal in Ulm über die Bahaibewegung und die universale Weltreligion. Der Vortrag war von etwa 140 aufmerksamen Zuhörern besucht, von denen nachher verschiedene den Wunsch aussprachen, anderntags nochmals mit dem Redner zusammen kommen zu dürfen. Diesem Wunsch wurde entsprochen, und der Redner wird auch der Einladung, bald wieder zu kommen, gerne Folge leisten.
Am Dienstag, den 3. Mai, sprach Herr Herrigel zum dritten Male öffentlich im Saal zur Post in Göppingen. Anwesend waren etwa 75 Personen, von denen die meisten schon in den früheren Vorträgen zugegen waren. Thema „Bibel und Bahailehre“. Nach Schluß des Vortrags meldeten sich 37 Personen zu einer demnächst abzuhaltenden Versammlung im engeren Kreise.
Am Sonntag, den 1. Mai, sprach Herr
Prof. C. M. Remey aus Washington, welcher
auf seiner Rückreise von Palästina
(von Abdul Baha) über Italien, Deutschland,
Schweiz, Frankreich nach seiner
Heimat, Amerika, begriffen war, in[Seite 56]
Karlsruhe im engeren Kreise vor ungefähr
34 Bahaifreunden, in sehr interessanter
Weise über die Bahaibewegung
und über das Leben Abdul Bahas.
Der Monat Mai ist für die Bahaigeschichte von großer Bedeutung. Am 23. Mai erklärte sich Mirza Ali Mohammed — El Bab — als Wegbereiter für den großen Gottesoffenbarer, der nach ihm kommen und alle Religionen vereinigen werde. Am gleichen Tag, im Jahr 1844 wurde Abdul Baha geboren, der von seinem Vater Baha’o’llah zum Verkünder und Ausleger der neuen Lehre und zum geistigen Mittelpunkt der Bahaibewegung bestimmt wurde. Wir dürfen also dieses Jahr seinen 77. Geburtstag feiern. Der 28. Mai 1892 ist der Todestag Baha’o’llah’s. Sein Grab, das sich ganz in der Nahe Akkas befindet, besuchen jährlich Tausende, um die stimmungsvolle Umgebung dieser geweihten Stätte auf sich wirken zu lassen und dort zu beten.
Zur Berichtigung.[Bearbeiten]
In dem Artikel: Dan Universale Zeitalter, Heft II Seite 4 hat sich leider ein Druckfehler eingeschlichen. Im zweitletzten Satz muß es heißen anstatt ein Schatten, im Schatten der Universalen Offenbarung bleiben.
- D. Schriftleitung.
Eingesandt.[Bearbeiten]
Es mischte die Mitteilung von Interesse sein, daß die Bahailehre schon im Jahr 1905 durch den Deutschamerikaner Dr E. Fischer von Amerika nach Deutschland — und zwar zuerst nach Stuttgart — gebracht wurde. Im Sommer 1907 kam Frl. Knobloch von Amerika ebenfalls nach Stuttgart, um an der Verbreitung der Lehre mitzuhelfen. Die Beiden sind aber wieder jetzt in Amerika und sind in der weiteren Verbreitung der Bahailehre dort tätig. Weitere Mitteilungen hierüber behalten wir uns vor. D. Schriftl.
| Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Fernsprecher 7975 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35 | ||
Durch obige Preise werden alle früheren ungültig. Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages. | ||
Die Zeitschrift betreffende Anfragen bittet man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3, richten zu wollen. Schritten, die über Geschichte und Inhalt der Bahailehre näher orientieren, können von dem Verlag des deutschen Bahaibundes, Stuttgart, Hölderlinstr. 35, bezogen werden.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.