Sonne der Wahrheit/Jahrgang 1/Heft 2/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft II APRIL 1921
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART

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Die Hauptpunkte der Bahailehre[Bearbeiten]

1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorger ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes, Gemeindewesen wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre ist Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha’o’llah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde.

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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis des Einzelheftes M. 3.50, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 9.—
Heft 2 Stuttgart, im April 1921 1. Jahrgang

Inhalt: Abdul Baha über die Weltschöpfung. —— Abdul Baha über Gott und Natur. — Das Universale Zeitalter. — Sendschreiben Abdul Bahas an W. Brewster über Swedenborg und die Theosophie. —— Abdul Baha über die Dreieinigkeit. — Ansprache Abdul Bahas über die Stellung der Frau. — Bahai-Lehre und Arbeit. — Das Bekenntnis Petri. — Abdul Baha über den Koran. — Abdul Baha über Buddha. — Admono de Abdul Baha. — Rede von Abdul Baha, dem Haupt der Bahai-Bewegung, an die Esperantisten in Edinburgh, 7. Januar 1913. —— Briefkasten. — Eingesandt. — Mitteilungen.


Freue dich nicht, wenn das Glück dir lächelt und traure nicht, wenn du gedemütigt wirst, denn zu ihrer Zeit werden beide aufhören und nicht mehr sein.
Baha’o’llah.
Verherrliche Meine Gebote, dass ich dir die Geheimnisse der Unendlichkeit offenbare und dich mit den Sonnen der Ewigkeit erleuchte.
Baha’o’llah.

Abdul Baha über die Weltschöpfung*)[Bearbeiten]

(Fortsetzung)

Man hat schon S. H. dem Bab den Vorwurf gemacht, die Babi und später die Bahai hätten die Lehre von der Seelenwanderung übernommen. O nein, wir Bahai haben von Bab und nochmehr von der „Gesegneten Vollkommenheit“ Baha’o’llah die Lehre von der Wiederkehr aller Dinge geoffenbart bekommen. Diese Wiederkehr aller Dinge geht aus unserer Geschichtsauffassung und Naturphilosophie hervor. Schon im Bajan, dem Offenbarungsbuch „Seiner Heiligkeit“ des Bab ist gezeigt, daß sich die Geschichte unserer Planeten in sieben Weltperioden wiederholt, entsprechend den sieben mosaischen Welttagen (sechs Schöpfungstage und ein Ruhetag). Jede prophetische Periode ist ein Zyklus der Wiederkehr des Vergangenen. Wie wir z. B. eine Zeitperiode Moses, Christi, Mohammeds haben, so sind wir jetzt in den Endzyklus eingetreten. In diesem siebten Zyklus hat sich der Logos, Gottes Lebenshauch, manifestiert in der „Gesegneten Vollkommenheit“ Baha’o’llah, dessen Vorläufer und Wegbereiter Ali Mohammed — El Bab — war und zu dessen Ausleger und Verkündiger meine Person gewählt wurde. Wenn dieser Weltzyklus zu Ende ist, dann bricht der letzte, der jüngste Tag an: die Welt kehrt in Gott zurück, indem alles in ihm untergeht. Dies bedeutet für die Gottfernen, Ungläubigen und Gottlosen ihre Vernichtung, dh. das Weltgericht, für die Gottgläubigen, für die Strebenden und Gottsucher aber die ewige Seligkeit.

Schon Ali Mohammed El Bab lehrte: Jedes Ding hat sein Paradies nämlich seine Vollkommenheit oder Reife und seine Hölle, womit seine Unvollkommenheit und Unreife gemeint ist. Gott der Herr hat dies so bestimmt. Wir, der Ton, sollten ihn, den Töpfer, nicht nach dem „Warum“ fragen, dessen Beantwortung wir in dieser Zeitlichkeit doch nicht verstehen würden.

Alles Geschaffene, dh. Emanierte, bewegt sich in einem Zyklus, besser gesagt, in einer elliptischen Kurve.

Bab und Baha’o’llah lehrten: Die

*) Nach den Aufzeichnungen von Dr. F. im Sommer 1910.

[Seite 26] Schöpfung, das Emanierte, ist der absteigende Bogen des Logos (Lebenshauches Gottes), und die Entwicklung ist der aufsteigende Bogen; dieser aber ist nichts anderes als die Wiederkehr oder Rückkehr aller Dinge in Gott, sei es zur Vernichtung, sei es zur absoluten Vollendung. — Es ist demnach unrichtig, wenn die göttlichen Wahrheiten Baha’o’lla’s den Lehren des griechischen Philosophen Platon gleichgestellt werden. Platons Lehre von der periodischen, Wiederkehr der Einzelerscheinungen und der Einzelwesen stimmt vielmehr überein mit dem altindischen Dogma der Seelenwanderung und des Karmas (Karma-Schicksal, das man sich in früheren Daseinsformen zugezogen hat.)

So wenig die Seele eines Tieres nach dem Tode (dh. nach der Auflösung seines Leibes) in den Körper einer Pflanze eingehen kann, ebenso wenig kann die Seele eines Menschen nach seinem Tod in den Leib eines Tieres eintreten. Nein, seine materielle Natur stammt aus der größten Emanationsentfernung von Gott, denn das Stoffliche ist im Emanationsbogen der äußerste Pol. Je mehr ein Geschöpf im Stofflichen gefangen ist, desto größer ist seine Entfernung von Gott im Emanationskreislauf.

Der Vollkommenheit des rein Geistigen steht die Unvollkommenheit der Materie gegenüber. Der Geist des Menschen ist im stofflichen Leib wie in einem Käfig oder in einem Gefängnis gefangen und sehnt sich bewußt oder unbewußt nach dem kosmischen Geist (dh. Gott) zurück, dessen Ausstrahlung er ist, und der Tod, (dh. der Zerfall des Stofflichen in seine Elemente), ist die Befreiung des erlösten oder noch nicht erlösten Geistes. Hat der Geist während des irdischen Lebens seine Erlösung von der Welt und dem Ich nicht erlangt, so wird ihm durch die läuternde Gnade Gottes in den geistigen Welten der Ewigkeit noch Gelegenheit zur Reife und zur Vollendung gegeben.

Die „Gesegnete Vollkommenheit“ Baha’o’llah hat in allen ihren prophetischen Schriftenbetont:

  1. Gott ist vor der Welt und ohne sie da.
  2. Er ist völlig unabhängig von ihr und selbst unveränderlich.

Der heidnische Pantheismus früherer Zeiten lehrt dagegen: „Die wahrnehmbare Welt ist als Wissensobjekt Gottes ewig wie er, das Subjekt, selbst und existiert notwendigerweise in Gott.“ Nein und abermals nein! Baha’o’llah die letzte Manifestation, hat gelehrt, daß es in Gottes freiem Willen lag, die Welt zu emanieren oder sie für sich und in sich unerschaffen zu lassen. Gott hat die Welt als Objekt nicht nötig, wohl aber hat die Welt Gott, ihren Urheber, seit ihrer Emanation nötig.

So wenig die Sonne von ihrer Substanz oder Wesenheit der Erde etwas mitteilt, ebensowenig gibt Gott der Welt etwas von seiner Gottheit. Wie die Sonne vielmehr nur ihre Eigenschaften (Licht, Wärme und Kraft) der Erde gibt, so läßt Gott seine Attribute in die Welt ausstrahlen. Wie das Wort aus dem Redner, die Schrift aus dem Schreibenden, das Werk aus dem Schöpfer hervorgeht, so fließt und strahlt das Stoffliche (Ding), das Geistige (der Mensch) und das Übergeistige (der Prophet) aus Gott. Gott wirkt in seiner Emanation dynamisch (kraftspendend).

Alles Stoffliche ist gegliedert wie ein Planetensystem. Im Zentrum ist der göttliche Dynamos und um ihn kreisen in rasendem Tanz die Stoffpartikelchen, die sogenannten Atome. Je schneller die Bewegung, um so fester und dichter erscheint uns die Materie. Der menschliche Geist ist nicht innerhalb des Leibes; denn er ist erhaben über allen Ausgang und Eingang, über alles Kreisen und Drehen, das nur dem Wesen des Materiellen anhaftet. Der menschl. Geist (oder auch die Seele) ist ein Strahl, ein Reflex aus Gott, und das Verhältnis von Geist und Leib ist wie das der Sonne und des Spiegels. Der Geist belichtet den Leib. „Es ist der Geist der sich den Körper baut,“ der ihm sein Leben und seine Schönheit verleiht.

Genau genommen ist es unrichtig, wenn man den Leib als den Käfig oder das Gefängnis des Geistes bezeichnet. Der Geist ist vielmehr dem Leib lebenslänglich verliehen. Löst sich der Leib auf, so ist der geliehene Geist frei, um zu dem Verleiher — Gott — zurückzukehren. Oder aber, Gott der Herr ruft den verliehenen Geist zurück, und der Leib, das Organ des Geistes, lost sich alsbald auf. Darüber wäre noch viel zu sagen! Es ist aber spät geworden. Schließen wir mit den prophetischen[Seite 27] Worten S. H. des Bab, in seiner Schrift Suratu tauhid (Verkündigung der Einheit Gottes): „Gott war wissend vor der Existenz aller Dinge, und sein Wissen hat die Existenz eines Objekts des Wissens nicht nötig. Wahrlich, das reine Sein (Gott) verbindet sich mit nichts, und die Ursache der irdischen Welt liegt im freien Willen Gottes, der mit seinem Lebenshauch (Wort, Logos) die Welt emanierte und dadurch zu seiner Schöpfung stempelte.“ Dr. F.

Abdul Baha über Gott und Natur[Bearbeiten]

Die Natur steht unter der Herrschaft eines allgemeinen, unvergleichlichen Gesetzes. Die Natur ist der Zustand, die Wirklichkeit, die anscheinend aus Leben und Tod, oder anders ausgedrückt, aus der Zusammensetzung und Auflösung aller Dinge besteht. Diese Natur ist einer unabänderlichen Einrichtung, einer absoluten Organisation, bestimmten Gesetzen, einer vollkommenen Ordnung und einem vollkommenen Plan unterworfen, wovon sie niemals abweicht. Für den, der mit genauer Aufmerksamkeit und mit tiefem Blick alles prüft, von den kleinsten Atomen bis zu den größten Weltkörpern, erscheint alles hinsichtlich der Anordnung und Zusammensetzung, der Form und Bewegung, aufs beste organisiert; alles steht unter der Macht eines absoluten Gesetzes, von dem es nie abweichen kann.

Wenn du dich in der Natur selbst umsiehst, findest du, daß sie weder Verständnis noch eigenen Willem hat. Die Natur des Feuers ist die des Brennens, es glüht ohne zu wollen, ohne Verständnis; das Wasser folgt seiner Natur, indem es fließt, es läuft ohne Einsicht, ohne Willen; die natürliche Sonne ist hellglänzend, sie strahlt ohne eigenen Willen und Verständnis; der Dampf erhebt sich seiner Natur gemäß in die Luft, er steigt ohne Willem, ohne Bewußtsein empor. Dies beweist klar, daß die natürlichen Bewegungen aller Dinge unwillkürlich sind; es gibt keine willkürlichen Bewegungen, außer denen der Tiere und vor allen denen der Menschen.

Der Mensch kann aber den natürlichen Zustand der Dinge verändern und die Natur beherrschen. Er hat das Wesen der Dinge entdeckt, und dadurch ist er imstande, den Naturkräften zu gebieten; alle von ihm gemachten Erfindungen rühren von dieser Entdeckung der inneren Beschaffenheit der Dinge her. Er hat z. B. den Telegraphen erfunden, der den Osten und Westen verbindet. Dies beweist, daß der Mensch der Natur gebieten kann.

Wenn du in der Existenz solche Einrichtungen und Gesetze betrachtest, kannst du dann von ihnen sagen, sie seien bloße Wirkungen der Natur, die doch keine Einsicht, kein Wahrnehmungsvermögen hat? Es ist klar, daß die Natur, die an sich ohne Wahrnehmung und Intelligenz ist, unter den Händen des Allmächtigen steht, der der Herr der Natur ist und alles, was er will, in ihr erscheinen läßt.

Eines der Dinge, die in der Welt der Existenz erscheinen und deren die Natur bedarf, ist auch das menschliche Leben. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist der Mensch der Zweig, die Natur die Wurzel. Ist es möglich, daß der Wille, die Intelligenz, die Eigenschaften, welche sich im Zweig vorfinden, in der Wurzel nicht vorhanden sind?

Daraus ergibt sich, daß die Natur in ihrer eigentlichen Wesenheit unter der Leitung der Macht Gottes, des Ewigen, des Allweisen, steht. Er hält die Natur in Gesetzmäßigkeit und steht als höchster Regent über ihr.

Das Universale Zeitalter[Bearbeiten]

(Aus „Aus Some answered questions“ v. L. C. Barney)

Frage an Abdul Baha: Was ist die richtige Erklärung der Zeitalter oder Epochen, die in dieser Welt auf einander folgen?

Antwort Abdul Bahas: „Jeder Weltkörper an dem endlosen Firmament hat eine bestimmte Zeit des Umlaufs, die von verschiedener Dauer ist und nach der wiederum ein neuer Zyklus beginnt. So vollendet die Erde alle 365 Tage, 5[Seite 28] Std. 48 Min. und einige Sekunden ihren Umlauf um die Sonne, und dann fängt ein neuer Zyklus an, dh. der alte Umlauf erneut sich. Gleichermaßen gilt dies für das ganze Universum. Für die Himmel sowohl als für die Erde gibt es Zeitalter für große Ereignisse, für wichtige Tatsachen und Begebenheiten. Ist ein Zyklus beendet, so beginnt ein neuer, und der vergangene wird wegen der großen neuen Geschehnisse vollständig vergessen. Es bleibt kein Zeichen noch eine Spur davon übrig. Wie du weißt, sind uns keine Berichte, die 20 Tausend Jahre zurückliegen, überliefert, obgleich wir den bestimmten Beweis haben, daß das Leben auf der Erde sehr alt ist. Es begann nicht erst vor hunderttausend, zweihunderttausend, 1 Million oder 2 Millionen Jahren; es ist uralt, doch die einstigen Spuren sind vollständig verwischt.

Jede der göttlichen Manifestationen hat gleichfalls einen Zyklus, in welchem deren Gesetze und Lehren herrschen und befolgt werden. Wenn eine solche Periode, durch das Kommen einer neuen Manifestation vollendet ist, so beginnt ein neues Zeitalter. Auf diese Weise beginnen und enden große Zeitperioden und werden immer wieder erneut, bis ein universaler Zyklus die Vollendung dieser Welt bringt, wenn solch wichtige Ereignisse und große Begebenheiten eintreten, die jede Spur des Vergangenen auslöschen. Wir haben früher Ausführungen und Erklärungen über dieses Thema gegeben, es bedarf daher keiner Wiederholung.

Wir sagen also, daß ein universaler Zyklus in der existierenden Welt eine lange Zeitdauer und unzählige und unermeßliche Zeiträume und Epochen bedeutet. In einem solchen Zyklus erscheinen die Geoffenbarten mit großem Glanz im Reich des Sichtbaren bis eine große und universelle Manifestation die Welt. zum Mittelpunkt ihres Strahlenglanzes macht. Ihr Kommen veranlaßt die abschließende Reife für die Welt. Die Dauer ihres Zeitalters ist sehr groß. Späterhin werden sich unter deren Schatten andere erheben, die, den Bedürfnissen der Zeit entsprechend, gewisse Befehle, die sich auf materielle Fragen und Angelegenheiten beziehen, erneuern; sie werden aber ein Schatten der universalen Offenbarung blieben. Wir stehen im Cyklus, der mit Adam begann und dessen universale Manifestation Baha’o’llah ist.

Sendschreiben Abdul Bahas an W. Brewster über Swedenborg und die Theosophie (Auszug)[Bearbeiten]

O Du, der Du nach Wahrheit suchst und vom Königreich Gottes angezogen bist! — — —

Du hast geschrieben, daß Du ein Schüler seist in der geistigen Schule der fortschreitenden Entwicklung Glücklich ist Dein Zustand! Wenn sich die verschiedenen geistigen Schulen mit der universalen Schule des Königreiches Gottes verbinden, dann wird eine solche Erkenntnis und Wissenschaft ans Licht gebracht, daß der Mensch erkennen wird, daß alle erschaffenen Dinge wie Buchstaben und Worte sind. Er wird unterrichtet werden in den Lektionen über die verschiedene Bedeutung derselben; er wird die Zeichen der Einheit in den Atomen und Elektronen wahrnehmen, er wird die Stimme des Herrn des Königreichs hören, er wird die Bestätigung des Heiligen Geistes erfahren und wird eine solche Begeisterung und Freude in sich verspüren, daß es ihm nicht möglich ist, noch länger in der vergangenen Sphäre der Existenz zu verweilen; er wird sich vorbereiten zum Eingang ins Königreich und wird sich eilends aufmachen, in das unermeßliche Reich der Macht einzutreten. Sobald ein Vogel flügge geworden ist, hält er sich nicht mehr auf dem Boden auf, er schwingt sich vielmehr auf zu den höchsten Gipfeln. Ausgenommen sind die Vögel, deren Füße in der Schlinge stecken, deren Flügel beschnitten oder deren Federn gebrochen sind.

[Seite 29]O Du Sucher nach Wahrheit! Das Königreich Gottes ist nur ein Reich. Der einzige Unterschied liegt darin, daß jetzt die geistige Frühlingszeit angebrochen ist; wir sehen wieder ein neues, wunderbares Treiben und Verjüngen in allen Dingen. Die Berge und Wiesen sind zu neuem Leben erwacht; die Bäume grünen aufs neue und sind bekleidet mit prächtigen Blättern, Blüten und Früchten. In gleicher Weise bilden die vorhergegangenen göttlichen Offenbarungen ein unzertrennbares Glied mit den nachfolgenden Zeitaltern; ja noch mehr, sie sind identisch mit ihnen. Da sich die Welt beständig selbst entwickelt, so werden die Strahlen der Sonne der Wahrheit immer stärker, die Emanation wird immer größer, und die Sonne scheint nun im Zenit.

O Du, der Du Verlangen hast nach dem Königreich Gottes! Jede Manifestation ist das Herz der Welt und der praktische Arzt für jeden Kranken. Die Menschheit ist krank, aber dieser geschickte Arzt (Baha’o’llah) hat das Heilmittel; er gibt göttliche Lehren, Ermahnungen und Verordnungen, welche das Heilmittel für jedes Leiden und der Verband für jade Wunde sind. Dieser weise Arzt entdeckt unzweifelhaft zu jeder Zeit, was den Patienten fehlt und darnach verschreibt er die Medizin. Wenn Du daher die Lehren der Schönheit Abhas mit den Erfordernissen und Bedürfnissen der gegenwärtigen Zeit vergleichst, dann wirst Du finden, daß sie für den kranken Körper der Welt das rascheste Heilmittel sind; ja noch mehr, sie sind das Mittel, welches zur Erlangung einer immerwährenden Gesundheit dient.

Die Verordnungen der praktischen Ärzte der Vergangenheit und der Zukunft werden nicht die gleichen sein, sie werden vielmehr dem Leiden des Patienten angepaßt sein. Obschon die Medizin verändert ist, so dient sie doch ein und demselben Zweck, nämlich der Heilung der Kranken. In den früheren Zeitaltern hätte der kranke Körper der Welt diese starke und überwältigende Arznei gar nicht ertragen können. Deshalb sagte Christus: „Ich hätte euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“ Im jetzigen Zeitalter des Lichts sind daher gewisse Lehren universal gegeben, damit das, was von dem Gnadenreichen herabkommt, den Osten und den Westen erfülle, damit die Einheit des Reiches der Menschheit sichtbar werde, und die Sonne der Wahrheit das Bewußtsein der Menschheit erleuchte.

Das Herabkommen des „Neuen Jerusalem“ ist die himmlische Religion, welche das Wohlergehen der Menschheit sichert und welche der Glanz ist von dem Licht des Reiches Gottes. In Wirklichkeit war Emanuel Swedenborg ein Vorläufer von dem zweiten Kommen Christi und ein Herold auf dem Pfade zum Königreich Gottes.

Es ist einleuchtend, daß der Buchstabe ein Bestandteil ist vom Wort. Ein Glied von etwas zu sein bedeutet aber abhängig sein, dh. der Buchstabe erhält erst Leben durch das Wort; er hat geistige Verwandtschaft mit ihm und wird als Teil von ihm betrachtet. Die Apostel waren die Buchstaben und Christus war das Wesen des Wortes. Die Bedeutung des Worts, welch letzteres die immerwährende göttliche Ausströmung ist, wirft ihren Glanz auf diese Buchstaben. Da aber der Buchstabe kein Teil des Wortes ist, so ist er in Wirklichkeit verwandt mit diesem.

Ich hoffe, daß Du Dich aufmachen und alles das bewirken wirst, was Emanuel Swedenborg voraussagte. Sei dessen gewiß, daß Dir beigestanden wird. Die Kräfte des Heiligen Geistes werden unaufhörlich auf Dich herabkommen.

[Seite 30]Die Macht des Wortes wird dich derart durchdringen, daß der Buchstabe zum reflektierenden Spiegel des Wortes wird, und die Strahlen von dem Licht des Wortes werden die ganze Welt erleuchten. Das „Himmlische Jerusalem“, welches auf dem Gipfel der Weltentwicklung errichtet wird — das Heiligste von dem Heiligen des Allmächtigen — welches jetzt sein Banner gehißt hat, umfaßt alle Vollkommenheiten und alle Lehren der früheren Zeitalter. Es ist der Herold der Einheit der Menschheit; das Banner des universalen Friedens, der Geist des ewigen Lebens, das Licht der göttlichen Vollkommenheit, die alles umfassende Gabe des Reiches der Existenz, der Schmuck und die Größe der Schöpfung und die Quelle der Ruhe für die Menschheit.

Wende Deine Aufmerksamkeit den hl. Niederschriften zu. Lies und betrachte die Tablette „Kharagat“, „Tajalleyat“, „Worte des Paradieses“, „Frohe Botschaften“, „Tarasat“ und das „Buch van Akdas“. An diesem Tag sind die göttlichen Lehren das Heilmittel für die Krankheiten der Menschheit, der Verband für den verwundeten Körper der Welt. Sie sind der Geist des Lebens, die Arche der Errettung, der Magnet der ewigen Herrlichkeit und die alles durch-durchdringende Macht im Geistes- und Seelenleben der Menschen.


Abdul Baha über die „Dreieinigkeit“[Bearbeiten]

Frage: Was ist die Bedeutung der Dreieinigkeit, dh. der Lehre von den drei Personen in der Gottheit?

Antwort: Die göttliche Wirklichkeit, welche erhaben ist über alle menschliche Fassungskraft, und welche sich die Gelehrtesten und Weisesten nicht ausdenken können, liegt außerhalb aller menschlichen Vorstellung. Das göttliche Wesen läßt keine Teilung zu, denn Teilung und Vielfältigkeit kommt nur vor bei Geschöpfen, die der irdischen Welt angehören.

Die göttliche Wirklichkeit steht hoch und heilig über der Einzelheit, wie vielmehr alsdann über der Mehrheit. Das Herabsteigen dieser göttlichen Wirklichkeit in irdische Zustände und Stufen würde gleichbedeutend sein mit Unvollkommenheit; es wäre der Vollkommenheit widersprechend und daher absolut unmöglich. Gott war und ist von Ewigkeit her heilig und erhaben über alles Menschliche; was diesbezüglich von den Gottesoffenbarern erwähnt ist, bedeutet die Widerspiegelung der Gottheit und nicht ein Herabsteigen in die Zustände der Existenz.

Gott ist reine Vollkommenheit, aber die Geschöpfe sind unvollkommen. Für Gott würde ein Herabsteigen in die Zustände des Irdischen die größte Unvollkommenheit bedeuten. Seine Manifestation, sein Erscheinen im Menschen gleicht der Widerspiegelung der Sonne in einem klaren, reinen, polierten Spiegel. Alle Geschöpfe sind Zeichen von Gott, ebenso alle irdischen Dinge, über welche die Strahlen der Sonne ausgegossen sind. Aber über den Ebenen, den Bergen, den Bäumen mit ihren Früchten ist nur ein Teil dieses Lichtes ausgegossen, durch welches sie sichtbar werden und zu dem Bild ihrer Existenz gelangen; der vollkommene Mensch, die göttliche Manifestation, ist einem klaren Spiegel zu vergleichen, in welchem die Sonne der Wirklichkeit mit all ihren Eigenschaften und Vollkommenheiten sich sichtbar widerspiegelt. In dieser Weise war die Wirklichkeit Christi wie ein klarer, polierter Spiegel von größter Reinheit. Die Sonne der Wirklichkeit, das Wesen der Gottheit, widerspiegelte sich in diesem Spiegel und offenbarte ihr Licht und ihre Wärme in ihm. Aber die Sonne der Wirklichkeit stieg nicht von dem erhabenen Standort ihrer Höhe und von dem Himmel ihrer Reinheit herab, um in dem Spiegel zu wohnen und in ihm zu bleiben. Nein, während sie in dem Spiegel erscheint und in ihrer Schönheit und Vollkommenheit offenbar wird, verbleibt sie fortwährend an ihrem erhabenen Ort.

Wenn wir nun sagen, wir hätten die eine Sonne in zwei Spiegeln gesehen — einmal in Christus und einmal im Heiligen[Seite 31] Geist — dh., wenn wir drei Sonnen gesehen haben, die eine im Himmel und die beiden anderen (widergespiegelten) auf Erden, so sprechen wir die Wahrheit.

Der Sinn dieser Worte ist, daß Christus ein klarer Spiegel war, in welchem die Sonne der Wirklichkeit dh. das Wesen der göttlichen Einheit mit ihren unendlichen Vollkommenheiten und Eigenschaften sichtbar wurde. Die Dreieinigkeit ist nicht so zu verstehen, als ob sich die Sonne des göttlichen Wesens verteilt und vermehrt hätte, denn die Sonne der Wahrheit ist nur eine Sonne, aber sie erscheint in verschiedenen Spiegeln. Deshalb sagte Christus: „Der Vater ist in dem Sohn“. Er wollte damit sagen, daß die göttliche Sonne in ihm, dem Spiegel, zum Vorschein komme und gesehen werden könne.

Der Heilige Geist ist die Gabe Gottes, welche in der Person Christi sichtbar wurde. Die Stufe der Sohnschaft ist das äußere Wesen Christi, und der Heilige Geist ist die Stufe des Geistes Christi. Es ist aber erwiesen und gewiß, daß das Wesen der Gottheit einzig in seiner Art ist und seinesgleichen nicht hat.

Dies ist die Bedeutung der drei Personen in der Gottheit. Wenn es anders wäre, so würden die Grundlagen der christlichen Religion auf Voraussetzungen beruhen, welche die Vernunft nie fassen kann, und wie kann die Vernunft gezwungen werden etwas zu glauben, das sie nicht begreift? Durch den Verstand kann immer nur das erfaßt werden was in eine verständliche Form gekleidet ist; andernfalls ist es ein bloßes Produkt der Einbildung.

In dieser Erklärung ist nun gezeigt, welches die Bedeutung der drei Personen in der Dreieinigkeit ist, und andererseits ist ebenso die Einheit Gottes bewiesen.


Ansprache Abdul Bahas über die Stellung der Frau[Bearbeiten]

(New York 19.11 12)

In der Bahailehre hat Baha’o’llah eine leuchtende Krone auf die Stirne der Frau gesetzt, deren strahlende Edelsteine durch alle Zeiten und Jahrhunderte schimmern und leuchten werden. Dies muß sie sehr glücklich machen!

In allen früheren Religionen wurde der Mann gegenüber der Frau bevorzugt. Das Weib stand unter dem Mann und wurde als Hörige angesehen, auch noch im Mosaischen Zeitalter. Die Lehren Baha’o’llah’s haben jedoch Mann und Frau gleichgestellt. Er verlangte, daß (auch im Orient) die soziale Gleichstellung der Frau in die Tat umgesetzt werde und erklärte, daß dann die Frau außerordentliche Fortschritte machen und bald kein Unterschied mehr zwischen Mann und Frau bestehen werde. Dies ist eine Wohltat, für welche die Frauen ewig dankbar und worüber sie außerordentlich erfreut sein sollen.

Um Baha’o’llah in gebührender Weise dafür zu danken, müssen sie sich Tag und Nacht bemühen, in ihrer geistigen Entwicklung fortzuschreiten und darin gut gefestigt zu werden. Der Befehl Baha’o’llah’s ist ein Befehl der Gerechtigkeit; er sagte: die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau steht im Einklang mit dem Zeitgeist von heute, sie ist begründet und gültig. Bis zum heutigen Tage bestand keine völlige Gleichheit, die Männer waren mehr oder weniger die Stärkeren, und die Frauen haben in gewissen Teilen der Welt bis auf den heutigen Tag die Stufe der Männer nicht erreicht; doch Baha’o’llah erteilte den Frauen diese: außerordentliche Wohltat und lehrte die Männer sie hochzuachten.

Die Frauen werden aus diesem Grunde großen Fortschritt machen. Sie haben auf allen Gebieten der Wissenschaften und der Künste bereits sich in bemerkenswerter Weise hervorgetan und haben ihre gebührende Anerkennung gefunden.

Heutigen Tages ist die erste Pflicht des Weibes, ihren Mitmenschen die ethischen[Seite 32] Gesetze zu lehren und zu beweisen, daß die Frau fähig ist, das Studium der Künste und Wissenschaften aufzunehmen, so daß sie also in allen Lebensaufgaben dem Manne gleichgestellt ist. Die Frauen müssen dies den Männern klarlegen, alle müssen Zeugenschaft ablegen von der Tatsache, daß besonders die Bahaifrauen gleichwertig sind in der Moral und in der Erlangung menschlicher Vorzüge, daß sie gleichstehend sind in den menschlichen Tugenden, in der Kunst und Wissenschaft, in der Reinheit und Heiligkeit. Durch die Bahaifrauen muß die Welt Fortschritte machen und sittlich gehoben werden. Durch die Bahaifrauen muß das hohe Lied des Königreichs Abha’s erklingen. Sie sind die Erzieher der Menschheit, die Leuchten der menschl. Gesellschaft. Sie sind voll Überzeugung und Energie. Wenn ihre Willensstärke größer ist als die des Mannes, ihre gewissenhafte Moral und sittliche Anschauung über der des Mannes steht und sie in allen menschlichen Tugenden leuchten gleich Sternen, dann werden die Männer bekennen, daß dieser Befehl Baha’o’llah’s ein Befehl der Gerechtigkeit ist, daß diese Lehre Baha’o’llah’s gut und diese Krone, welche Baha’o’llah den Frauen aufs Haupt gesetzt hat, wohlverdient ist.

Während sie in früheren Zeiten unterdrückt waren, sind sie heute in Ehren gehalten, während sie früher in ihren Hoffnungen getäuscht waren, sind sie nun glücklich; während sie in vergangenen Zeiten die Beraubten waren, haben sie heute, Gott sei gelobt, einen guten Anteil erhalten. Einst schwach, sind sie, Gott sei gelobt, heute stark geworden; einst unwissend, sind sie nun klug geworden. Während sie in der Vergangenheit dem Mann gegenüber für minderwertig gehalten wurden, ist dies heute durch die göttliche Gnade aufgehoben. Gleich einer Lampe leuchten sie, und gleich Sternen funkeln sie. Sie sind fruchttragende Bäume geworden, sie sind Zeichen der göttlichen Führung und augenscheinliche Beweise der guten Lehren Baha’o’llah’s. Die Gnade Baha’o’llah’s ist so groß, daß er das Aufsteigen der Frauen zum Horizont des ewigwährenden Ruhms verursachte. Es ist meine Hoffnung, daß Ihr euch stets bemühen werdet. Euch dieser göttlichen Gnade bei allen Menschen und der ganzen Welt gegenüber würdig zu erweisen.

Anmerkung: Die vorstehenden Ausführungen gelten natürlich in erster Linie Für die Frauen des Orients, für welche die Bahailehre eine wirkliche Befreiung bringt. Schriftltg.


Bahailehre und Arbeit[Bearbeiten]

(Vgl. Dr. Dreyfus, Einheitsreligion, S. 34 ff.)

Wenn die Bahailehre großen Wert auf die Gefühlsseite der menschlichen Natur legt, so vernachlässigt sie deshalb durchaus nicht ihre praktische Seite; und aus diesem Grunde kann von ihr gesagt werden, daß ihr Reich in gewisser Hinsicht auch von dieser Welt ist. Baha’o’llah sagt: „Die Besten des Volks sind diejenigen, welche durch Arbeit erwerben und das Erworbene für sich und ihre Angehörigen in der Liebe Gottes, des Herrn der Geschöpfe, verwenden.“ (Verb. Worte 82.)

Außerdem ist im Kitab-el Akdas geboten, daß jedermann einen Beruf erlernen und ausüben soll, durch den er sich seinen Lebensunterhalt erwirbt und ihn so für seine eigene Wohlfahrt und die Wohlfahrt anderer verwertet. Müßiggang ist in allen Gesellschaftsklassen und in allen Zonen der Urheber alles Übels.

Die Bahailehre gestattet nicht, daß der Priesterstand unter die bezahlten Berufsklassen gezählt wird. Die Verpflichtung des Bahailehrers, seinen Lebensunterhalt in praktischer Art und Weise zu erwerben,*) verbunden mit

*) Aehnlich wie es der Apostel Paulus getan hat. [Seite 33] dem strengen Verbot irgend eine Bezahlung für seine Lehrtätigkeit anzunehmen, ist das beste Vorbeugungs- und Verhinderungsmittel gegen eine eventuelle Gründung eines Bahai-Priesterstandes. Es ist bekannt, daß das Fehlen einer Priesterschaft eines der wesentlichsten Kennzeichen in Baha’o’llahs Religion ist; und dieses Verbot einer derartigen äußeren Einrichtung rechtfertigt die zahlreichen Stellen in seinen Schriften, in denen er seine Nachfolger vor allem warnt, was über kurz oder lang zur Bildung einer Priesterschaft, oder was einer solchen ähnlich wäre, führen könnte.

Auch das Klosterleben in allen seinen Formen ist in der Bahai-Religion verboten, ebenso was den Menschen unter dem Schein der Religion von der Ausübung seiner natürlichen Tätigkeit abhält.

Baha’o’llah ermahnt die katholische Priesterschaft, sie möchte mehr im praktischen Leben stehen und tritt für die Aufhebung des Zölibats (Ehelosigkeit) ein. Nur unter dieser Bedingung könnten sie in Wahrheit Pastoren (Hirten) sein und das schönste und wirkungsvollste Beispiel im Leben geben.

Wir haben bereits gesehen daß die Bahailehre dem Menschen eine berufliche, lohnende Beschäftigung zur Pflicht macht, durch die er sich seine Existenzmittel erwerben kann. Daher ist es klar, daß sie Privatbesitz und erworbenes Vermögen als zu Recht bestehend erklärt. Baha’o’llah sagt: Der Mensch bedarf eines gewissen Wohlstandes, der durch ein Gewerbe oder einen sonstigen Beruf erworben wird.

In der Bahai-Religion ist also kein Platz für gewisse kommunistische Theorien. Solche mögen wohl dem Geist gewisser Utopisten verlockend erscheinen, in Wirklichkeit aber würden sie jedes persönliche Unternehmen und damit jeden Fortschritt verhindern. Die Bahailehre sucht also das Wohl der menschlichen Gesellschaft immer dadurch zu fördern, daß sie das begünstigt, was zur Entwicklung des Einzelnen beiträgt.

Die Abgabe vom neunzehnten Teil des Stammvermögens, wie es Baha’o’llah verlangt, wird den Einzelnen immer daran verhindern, ein zu großes Vermögen, von dem die Masse keinen Nutzen hat, anzusammeln, denn jede Vermehrung dieses Vermögens ist wieder dieser Abgabe unterworfen.

Der sozialistische Gedanke bezüglich Verstaatlichung der Produktionsmittel, Begrenzung des Kapitalertrags, Regulierung der Arbeitsteilung etc. mag ja seine Vorzüge haben; aber der Sozialismus kann der Menschheit nicht durch äußere Gesetze aufgedrängt werden, er muß aus der inneren Gesinnung kommen. Wenn die Gesellschaft als Ganzes nicht bereit ist, Maßregeln einzuführen, so ist dies bloß durch Gewalt möglich, und dies würde zur Enteignung ihres Besitzes und zu einem allgemeinen Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung führen. Gewalt kann aber keinen dauernden Zustand schaffen.

Im Gegensatz zu gewissen Theoretikern erwarten die Bahai den Fortschritt nicht vom Aufruhr, sondern von der bewußten und dauernden Ausübung von Liebe und Brüderlichkeit. Baha’o’llah sagt: „O ihr Reichen auf Erden! Die Armen unter euch sind Euch anvertraut, deshalb beschützt sie und seid nicht ganz und gar mit eurem eigenen Wohl beschäftigt.“ .

Jahrelang ermahnte Abdul Baha seine Landsleute unaufhörlich, sie möchten eine solche Philanthropie ausüben. Es war lange vor der Zeit, in der die Freiheitsideen in Persien ihren Anfang nahmen, als Abdul Baha seinen Nachfolgern bereits andeutete, was sie von der Anwendung des Genossenschaftssystems zu erwarten hätten. Er warnte sie davor, sich in politische Kämpfe einzumischen; denn mit solchen Dingen sollten sich nur die abgeben, die infolge ihres Berufes oder ihrer Studien hiefür zuständig sind. Anderseits aber schärfte er ihnen ein, sie möchten — durch Bildung gemeinnütziger Vereine, Vereine für wissenschaftliche Forschungen, für ethische Kultur etc. — ihre Bemühungen lieber auf solche Verbesserungen konzentrieren, deren Verwirklichung allein von ihnen selbst abhängig ist.

Auf diese Weise ist die scheinbar passive Rolle, welche die Bahais in den politischen Ereignissen in Persien und der Türkei spielten, zu erklären. Wenn sie aber davon Abstand nahmen, sich an jenen politischen Agitationen zu beteiligen, welche die öffentliche Ordnung beunruhigten, wer möchte alsdann nicht einsehen, daß die Veränderungen, welche[Seite 34] nun eingetreten sind, der langsamen Durchsickerung jener liberalen und fortschrittlichen Ideen zuzuschreiben sind, die von den Bahailehren stammen?

In diesen kurzen Worten wollten wir bloß den universalen Charakter er Bahai-Religion und ihrer Moral andeuten ten und feststellen, daß sie in der Tat eine praktische Religion ist, die in jedem Land geübt werden kann, daß sie, wie wir glauben, das beste Mittel ist für die Entwicklung und den Fortschritt sowohl des Einzelnen als der Gesellschaft.

An dem Tag, da das Dogma zu herrschen aufhört, wird die menschliche Vernunft zu regieren anfangen. Der Mensch wird nicht mehr länger versuchen, die ewigen Mysterien in der Zurückgezogenheit der Klöster usw. zu erforschen; denn die Wissenschaft leuchtet mit ihrer Fackel jeden Tag tiefer in das Gebiet der Natur hinein, von dem selbst das Übernatürliche nicht ausgeschlossen ist, und in dieser Hinsicht trat die wissenschaftliche Forschung an die Stelle der Kirche. Aber die Religion bleibt immer die solideste und notwendigste Grundlage von allen sozialen Organisationen und das einzig richtige Band der menschlichen Gesellschaft. Um ihren Zweck zu erfüllen, darf sie aber nicht stereotyp in ihren früheren Formen verharren; sie muß sich vielmehr gleichzeitig entwickeln mit dem Fortschritt der Menschheit, von dem sie ja die treibende Kraft ist.

Wenn alsdann die verschiedenen religiösen Zeremonien (nahezu alles, was von den älteren Religionen noch vorhanden ist) in Wegfall kommen, wenn uns einst kein Glaubensbekenntnis mehr aufgedrängt werden kann, dann ist es umso wuchtiger, daß unsere Taten durch unsere Moral mehr und mehr zu jenem schönen Ideal gelangen, über das wir alle einig sind, Je mehr wir dies verstehen, desto mehr müssen wir uns — um richtig zu leben — mit aller Kraft bemühen, dem göttlichen Werk zu dienen.

Die Bahailehre zeigt jedermann den Weg, den er gehen muß, um zu diesem Resultat zu gelangen. Auf diese Weise erklärt sich sowohl ihr rascher Fortschritt, den sie bis jetzt in der Welt gemacht hat, als auch die Tatsache, daß sie allen denen, welche sie eingehend studieren, als der Inbegriff ihrer höchsten Erwartungen erscheint.


Das Bekennfnis Petri[Bearbeiten]

(Aus „Some answered questions“ v. L. C. Barney).

Frage an den Meister: „Im Evangelium Matthäus ist gesagt: „Du bist Petrus, und auf diesen Fels will ich meine Gemeinde bauen.“ Was bedeuten diese Worte?

Antwort Abdul Baha’s: Dieser Ausspruch Christi ist eine Bestätigung der Stellung des Petrus, die er in seiner Antwort kundgab, als Christus frug: Wer glaubst du, daß ich bin? und Petrus antwortete: „Ich glaube, daß du der Sohn des lebendigen Gottes bist! Darauf sagte ihm Christus: „Du bist Petrus“ denn Petrus oder Kephas bedeutet in Aramäisch „der Fels“ — „und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“ Die anderen Jünger antworteten Jesus: Die Leute sagen, du seist Elias, wieder andere, du seist Johannes der Täufer, oder einer der alten Propheten. (Luc. 9, 21).

Christus wollte die durch Eingebung gesprochenen Worte des Petrus bestätigen, und antwortete in feiner Anspielung auf seinen Namen: Du bist Petrus — und auf diesen Fels will ich meine Gemeinde bauen.“ Christus wollte damit sagen, daß der Glaube, daß er der Sohn des lebendigen Gottes sei, das Grundlegende der Religion Gottes ist, und daß auf diesem Glauben der Grundstein der Kirche Gottes (der religiösen Gemeinschaft) ruhe, welcher göttliche Einrichtung ist. — — —

Das Vorhandensein des Grabes Petri in Rom ist zweifelhaft; es ist nicht authentisch festgestellt, und es wird auch behauptet, daß es sich in Antiochien befinde. — — —

Wenn wir das Lieben gewisser Päpste mit der Religion Christi vergleichen, so sehen wir große Unterschiede. Christus war obdachlos und nährte sich auf die einfachste Weise. Die Päpste dagegen

*) Es ist bekannt, daß der wirkliche Name des Petrus „Simon“ war; doch Christus hieß ihn Kephas, was dem griechischen Wort petras = Fels entspricht.

[Seite 35]fahren in prunkvollen Karossen, verbringen ihr Dasein in Freude, Luxus und Reichtum und sind in einer Weise verehrt, wie dies Königen nicht zuteil wird.

Christus hat niemand ein Leids getan, und war darauf bedacht, keines Menschen Gefühle zu verletzen; doch viele Päpste töteten unschuldige Menschen, wie uns die Geschichte zeigt. Wie viel Blut haben die Päpste nur darum vergossen, um vergängliche Macht an sich zu reißen und sie sich zu sichern. Wegen Meinungsverschiedenheiten hielten sie viele Diener der Humanität und der Gelehrsamkeit in Gefangenschaft und Kerker, namentlich solche, die die Geheimnisse in der Natur entdeckt hatten. In welch hohem Grad widersetzten sie sich der Wahrheit! Denkt über die Lehren Christi nach und vergleicht die Gewohnheiten und Sitten der Päpste damit. Erwägt, ob zwischen den Lehren Christi und der Art der Herrschaft der Päpste irgend eine Ähnlichkeit zu finden ist. Es liegt uns jede Kritik fern, doch die Geschichte des Vatikan ist sehr bezeichnend. Ich will nur darlegen, daß die Lehre Christi eine Sache für sich und von der Art der päpstlichen Herrschaft durchaus verschiedene ist sie stimmen nicht miteinander überein. Bedenkt, wie viele Protestanten auf Befehl des Papstes getötet, wie viele Strafen und Torturen über sie verhängt wurden, wie viel Tyrannei und Unterdrückung stattfand! Können bei Christus solche Taten entdeckt werden? Nein, im Namen Gottes! — Diese Menschen folgten Christo nicht nach, indes die heilige Barbara deren Bild hier vor uns steht, in seinen Fußstapfen wandelte und seine Befehle in die Tat umsetzte.

Unter den Päpsten gab es besonders in den ersten Jahrhunderten des christl. Zeitalters aber auch gesegnete Seelen, die den Weg Christi gingen, Sie hatten wenig irdische Bedürfnisse und erduldeten große Prüfungen Gottes. Doch als die Päpste in den Besitz irdischer Machtherrschaft und zu weltlichen Ehren und Würden gelangten, vergaßen sie Christus vollständig und ergaben sich vergänglicher Macht Größe, Wohlergehen und Luxus. Sie töteten Menschen, widersetzten sich der Verbreitung der Wissenschaft und verfolgten die Männer der Wissenschaft, widersetzten sich dem Licht der Gelehrsamkeit und übten allerlei Bedrückung und Beraubung aus. Tausende von Seelen, Gelehrte und schuldlose Menschen verschwanden in den Gefängnissen Roms. Wie kann angesichts dieser Handlungen an eine Stellvertretung Christi geglaubt werden? —

Der Päpstliche Stuhl hat sich beständig der Wissenschaft widersetzt. Es wird selbst in Europa gesagt, daß sich die Religion mit der Wissenschaft in Widerspruch befinde und daß Wissenschaft zerstörend für die Grundlage der Religion sei, während doch die Religion Gottes die Verkündigerin der Wahrheit, die Urheberin von Wissenschaft und Weisheit ist. Sie fördert die Gelehrten, sie ist die Veredlerin der Menschheit; sie schaut die Geheimnisse in der Natur und erleuchtet den Horizont der Welt. Wie kann also gesagt werden, daß sie sich der Wissenschaft entgegenstelle? Da sei Gott vor — sie ist vielmehr Gottes höchste Gnade für die Menschen und das vornehmste Mittel zur Vervollkommnung der Menschheit. Sich der Wissenschaft entgegenzustellen ist töricht, und derjenige, der Wissenschaft und Gelehrsamkeit haßt, ist nicht Mensch, sondern gehört eher in das die Vernunft entbehrende Tierreich. Denn Wissen ist Licht, Leben, Glückseligkeit, Vollkommenheit Schönheit und der Weg, der zur Schwelle der göttlichen Einheit führt. Sie ist Ehre und Ruhm für die Menschheit und die größte Gnade Gottes. Wissenschaft ist identisch mit Führung, Unwissenheit ist Irregehen.

Glücklich die, welche ihre Tage dazu nützen, sich Wissen zu erwerben, die Geheimnisse in der Natur zu erforschen, um hindurch zu dringen zur Erkenntnis der reinen Wahrheit. Wehe aber denen, die in ihrer Unwissenheit zufrieden sind, deren Herz durch geistloses Hinnehmen beruhigt ist, die in die tiefsten Tiefen der Unkenntnis gesunken sind und die ihr Leben dadurch selbst arm machen.

[Seite 36]

Abdul Baha über den Koran[Bearbeiten]

Die Bahai lehren, daß es nur eine Religion, nur eine Wahrheit gibt, wie auch nur ein Gott ist. Alle Bahai sind gewissenhaft und tolerant in den Erklärungen aller religiösen Lehren. Abdul Bahas Abhandlungen sind öfters geschmückt mit Ausführungen über die Lehren Jesu, und es schmerzt ihn, daß Christen andere Glaubenslehren nicht immer richtig auslegen. Kürzlich wurde ihm ein Buch gezeigt, das von einem Engländer über die islamitische Religion geschrieben wurde, und er sagte: Die Wahrheit der islamitischen Religion ist nicht nur von den europäischen Missionaren und Gelehrten mißverstanden worden, sondern auch von den Mohammedanern selbst. Daran sind die Dogmen schuldig. Wenn wir den Islam studieren wollen, müssen wir mit betendem, demütigem Herzen zu seiner Quelle — dem Koran — zurückgehen. Die Erklärer und Theologen verwirren unsere Gedanken. Z. B. ist nach ihnen einer der wichtigsten Glaubenssätze: „Jeder, der bekennt, daß es keinen Gott außer dem einen Gott gibt, und daß Mohammed sein Prophet ist, wird erlöst sein.“ Wenn ihr nun den Koran leset, werdet ihr keinen Vers finden, auf den sich dieser Glaubenssatz gründen könnte. Im Gegenteil, ihr findet den folgenden, bedeutsamen Vers: „Die Menschen des Buchs, ob es Christen, Juden oder Moslems sind, und solche, welche glauben an die Einzigkeit und Einheit Gottes und an die Unsterblichkeit der Seele, die sich betätigen in Nächstenliebe, in Wohltätigkeit und Güte gegen die Armen und in der Versorgung der Waisen, sind die erlösten Menschen“.

Nun sehet ihr, welch ein großer Unterschied zwischen der Lehre des Korans und dem vermeintlichen Glaubenssatze ist. Nach diesem einen Beispiel möget ihr alle andern Irrtümer beurteilen.


Abdul Baha über Buddha[Bearbeiten]

„Die wirkliche Lehre Buddhas ist fast dieselbe, wie die Lehre Jesu Christi. Die Lehren aller Propheten haben ein und denselben Grundzug, aber die Menschen haben diese Lehren verändert. Wenn ihr die heutige Anwendung der buddhistischen Lehre betrachtet werdet ihr sehen daß sie keine lebendige Religion ist. Ihre Anhänger beten Götzen an, obgleich es ihre Lehrer verbieten.

Buddha sandte seine Jünger in die Welt, um die Lehre zu verbreiten. Er legte ihnen Fragen vor, um zu sehen, ob sie so vorbereitet seien, wie er es wünschte, Buddha sagte: „Wenn ihr nach dem Osten und Westen geht und die Menschen schließen ihre Türen vor euch zu und weigern sich, euch anzuhören, was werdet ihr dann tun?“ Die Jünger antworteten: „Wir werden dankbar sein, daß sie uns keinen Schaden zufügen.“ „Wenn sie euch schädigen und verspotten, was werdet ihr tun?“ „Wir werden sehr dankbar sein daß sie uns nicht schlimmer behandeln.“ „Und wenn sie euch ins Gefängnis werfen?“ „Wir werden dankbar sein, daß sie uns nicht töten.“ ”Was werdet ihr tun, wenn sie euch töten?“ fragte der Meister zuletzt. Die Jünger antworteten: „Wir werden dankbar sein, daß sie die Ursache unseres Märtyrertums sind. Was kann es Herrlicheres geben, als für den Ruhm Gottes zu sterben?“ Buddha sagte: „Es ist gut!“

Die Lehre Buddhas war gleich einem jungen und schönen Kinde jetzt ist sie ein alter, gebrechlicher Mann geworden. Gleich einem Greis kann sie nicht sehen, nicht hören, und sich an nichts erinnern. Die junge, einst gesunde Pflanze wurde ein alter, morscher Baum. Warum also so weit zurückschweifen? Ein mattes Licht verschwindet in der Ferne.*)'

Betrachtet ferner die Gesetze des Alten


*) Die folgenden Worte Gautamas (Buddhas), die er kurz vor seinem Tode zu seinem Jünger Ananda sprach, sagen mit wenig Worten viel:

”Ich bin nicht der erste Buddha, der auf die Erde kam, noch werde ich der letzte sein. Ich kam, um euch die Wahrheit zu lehren, und ich habe das Königreich der Wahrheit auf Erden gegründet. Gautama-Liddharta wird sterben, aber Buddha wird weiter leben, denn Buddha ist die Wahrheit und die Wahrheit wird nie sterben. Der, welcher an die Wahrheit glaubt und lebt in ihr, ist mein Jünger, und ich werde ihn lehren.

[Seite 37]

Testaments. Die Juden befolgen diese Gesetze nicht, folgen Mose und seinem Beispiel nicht nach. Ebenso ist es auch in den andern alten Religionen.“

Frage: „Woher erhalten wir die Kraft, dem rechten Pfad zu folgen?“ Antwort Abdul Bahas: „Lebet die Lehren; die Kraft dazu wird euch gegeben werden. Ihr kennet den zu gehenden Weg, ihr könnt ihn, nicht verfehlen; denn es besteht ein großer Unterschied zwischen gut und böse, zwischen Licht und Finsternis, Wahrheit und Lüge, Liebe und Hass, Weitherzigkeit und Engherzigkeit, Bildung und Unwissenheit, Glauben an Gott und Aberglauben, guten Gesetzen und ungerechten Gesetzen.“

Internationale Sprache.[Bearbeiten]

Admono de Abdul Baha.

O homoj! La portegoj de la reĝolando estas malfermataj, la suno de la vereco ŝajnas sur la mondo, la fontoj de la vivo fluas, kaj la tagiĝo de la kompatemo estas aperinta, la grandega kaj belega lumo nun manifestigas por eklumigi la korojn de la homoj!

Vekiĝu kaj aŭdo la voĉon de Dio, kiu alvokas vin el ĉiuj partoj de la supera mondo: Venu al Mi! ho homidoj! Venu al Mi, ho vi, kiuj soifas, venu kaj trinku de la dolĉa akvo, kiu torente fluas sur ĉiuj partoj de la mondo.

Nun estas la tempo, nun estas la agrabla tempo. Rerigardu al la tempo de Kristo. Se la popolo efektivigus la sanktan spiriton de Dio, kiu parolis el Sia Dia buŝo, ĝi ne estus atendinta 3 jarcentoj, antaŭ ol akcepti ĝin.

Ĉu estas decante nun por vi, dormi en la litoj de la inerteco kaj malzorgezo, dum la patro, kies veno Kristo profetis, venas al vi, kaj malfermas la plej grandan portegon de la bonfaremaj donoj kaj de Lia dia favoro? Ne similu ni al tiuj de pasintaj jarcentoj, kiuj estis surdaj por Lia voko kaj estis blindaj por Lia beleco, sed ni malfermu niajn okulojn por vidi Lin, ni streĉu niajn orelojn por ke ni povu aŭdi Lin, purigu niajn korojn por ke Li povu veni kaj loĝi en niaj temploj.

La nunaj tagoj estas la tagoj de la kredo kaj de faroj ne la tagoj de vortoj kaj lipservado. Ni vekiĝu el la dormo de la malzorgeco kaj ni realigu la grandan festenon, kiu estas pretigata por ni. Unue ni manĝu, ni mem poste ni donu la panon de la vivo, kaj la akvon de la ekkono al tiuj, kiuj estas soifaj kaj malsataj je ĝi.

Ĉi tiuj grandaj tagoj rapide foriros, kaj kiam ili estos forpasintaj, neniam oni povos revoki ilin.

Dum la radioj de la vereca suno brilas, kaj dum la centro de la Dia Interligo ankoraŭ estas videbla ni eliru por labori, ĉar post nelonge la nokto venos kaj la vojo al la vinberejo ne pli estos trovebla tiel facile.

La lumo de la kompreno, kiu forkurigos la mallumecon de ĉiu superstiĉa fantazio estas aperinta. La ĉiela armeo malsupreniris por helpi al ĉiuj, kiuj sin levigas por servi al sia majstro kaj por gajni la venkon je la urbo de koroj, por proklami la ĝojajn sciigojn de la veno de Dio kaj por unuigi la animojn de Lia kreitaĵoj.

Rede von Abdul Baha, dem Haupt der Bahai-Bewegung, an die Esperantisten in Edinburgh, 7. Januar 1913.[Bearbeiten]

Ins Englische und Esperanto übersetzt.

„Die Persönlichkeit Abdul Bahas und Seine Arbeit schätze ich sehr hoch, ich sehe in Ihm einen der größten Wohltäter der Menschheit.“ Dr. L. L. Zamenhoff.

Ĉiu movado en la mondo de la homaro, kiu portas kun si unuecon kaj konkordon, estas bona; kaj ĉiu afero, kiu kreas malkontenton kaj malharmonion, estas malbonaj

- - - -

Die Religion, welche ich euch lehre, wird solange blühen, als sich meine Jünger an die Wahrheit halten und ein reines Leben führen. Zur festgesetzten Zeit wird sich ein anderer Buddha erheben, und er wird euch dieselbe ewige Wahrheit offenbaren, welche ich euch lehrte.“

Ananda frug: „Woran werden wir ihn erkennen?“

Gautama antwortete: „Er wird bekannt werden als „Maitega“, welcher Name bedeutet; Er, dessen Name Freundlichkeit und Güte ist.

[Seite 38]

Ĉi tiu jarcento estas hela jarcento. Ĝiaj eltrovaĵoj estas multaj; ĝiaj elpensitaĵo; estas grandaj; ĝiaj entreprenoj estas multegaj. Pro tio ĉi tiu jarcento superas ĉiujn aliajn jarcentojn. Sed la plej granda entrepreno estas la unuiĝo de la lingvoj; ĉar tio estas pli bonefika, kaj plezurdona, ol iu alia entrepreno de la epoko. La unuiĝo de la lingvoj efektivigas grandan kunecon inter koroj. La unuiĝo de la lingvoj estas kaŭzo de konkordo. Ĝi forbalaas ĉian malkomprenon inter la popoloj; ĝi starigas konkordon en la homidaro. Ĝi donas pli vastan konceptpovon kaj pli grandan vidpovon al la homa intelekto. Hodiaŭ la plej grava laboro en la mondo de la homaro estas, kompreni kaj kompreniĝi. Ĉiu individua membro de la komunumo, pro la divastĝo de helpa internacia lingvo, povos sciiĝi pri okazantaĵoj kaj rilatiĝi kun etikaj kaj sciencaj eltrovaĵoj de la epoko. Helpa universala lingvo donos al ni la ŝlosilon — la ĉefŝlosilon — por la kompreniĝo de la sekretoj de pasintaj tempoj. Per internacia lingvo ĉiu nacio en la estonteco povos elserĉi tre facile kaj senpene siajn sciencajn eltrovaĵojn.

Estas bone sciate inter vi, ke Orientanaj, junuloj venantaj al la Oczidento, penegantaj studadi la eltrovitaĵojn de la Okzidento, devas dediĉi jarojn el sia vivo, por laborege akiri la lingvon de la lando al kiu ili iras, kaj nur poste ili povas sin turni al la studado de la speciala scienca fako, pri kiu ili interesiĝas. Ekzemple, ni supozu, ke junulo, el Hindujo aŭ Persujo aŭ Turkestano aŭ Arabujo, deziranta studadi la medicinon, venas al ĉi tiu lando. Li devas lernadi dum kvar jaroj la anglan lingvon, kaj nenian alian; kaj poste li povas komenci la studadon pri medicino. Sed se ĉi tiu internacia helpa lingvo estus parto de la programo de la instruo en ĉiuj lernejoj, dum sia infaneco li lernus tiun lingvon en la propra lando; kaj poste, en kiu ajn lando, al kiu li dezirus iri, li povus studadi sian specialan fakon de scienco tre facile, ne perdintc jarojn de sia vivo.

Hodiaŭ, eĉ se ĉiuj el ni lernis lingvojn, tamen, se in deziras vojaĝi alilanden, tiu povus esti grave malhelpata pro tio, ke li ne scias la specialan lingvon de unu lando. Mi tre profunde studadis orientajn lingvojn, kaj scias la araban lingvon pli bone ol la Araboj mem, kaj studadis la turkan, kaj la persan en mia propra naskiĝlando; kaj tamen, sciante ankaŭ aliajn lingvojn de la Oriento, kiam mi vojaĝis okcidenten, mi devis venigi kun mi tradukiston, kvazaŭ mi scius neniun lingvon. Nu, se ekzistus internacia lingvo ĝenerale parolata, la persa lingvo kaj la internacia sufiĉus por mi en ĉiuj landoj de la mondo. Pensu, kiel la internacia lingvo faciligos interkomunikadon inter ĉiuj nacioj de la mondo. Duono de nia vivo eluziĝas en la akiro de lingvoj, ĉar en ĉi tiu epoko de klereco ĉiu homo devas lerni lingvojn, por ke, se li esperas vojaĝi en Azio kaj Afriko kaj Europo, li povu interparoli kun la pepolo: sed tuj, kiam li akiris unu lingvon, jen alia estas bezonata. La tuta vivo do forpasas en la akirado de tiuj lingvoj, kiuj estas malhepo al internacia komunkado. Ĉi tiu internacia lingvo liberigis la homaron el ĉiuj ĉi tiuj problemoj. Mallonge, por kompreni kaj sin komprenigi, devas esti internacia ilo. La instruisto kaj la studento devas scii la lingvon unu de la alia, por ke instruisto povu transdoni sian scion kaj la studento povu akiri tiun scion. En la mondo de la homaro estas nenia pli granda afero, ol vin komprenigi al viaj kunhomoj; ĉar la civilizeco mem, la progresado de la zivilizacio, dependas de tiu ĉi procedo. Por akiri artojn kaj sciencojn, oni devas scii paroli, sin komprenigi, kaj kompreni samtempe. De ĉi tiu interkompreno dependas la akiro de sciencoj, kaj ĝi igos ĉiujn homojn kompreni pri ĉiuj aferoj de la vivo; kaj ĉi tiu procedo de kompreno kaj komprenigo dependas de la lingvo. Se do ĉi tiu helpa lingvo stariĝos, ĉiuj membroj de la homaro ricevos la eblon kompreni unu la alian.

Dum ni parolas, venas en mian cerbon epizodo, kiu okazis en Bagdad. Estis tie du amikoj, kiuj ne sciis la lingvon unu de la alia. Unu malsaniĝis, la alia vizitis lin, sed ne povis parole esprimi sian simpation, kaj do faris geston, volante diri: „Kiel vi fartas?“ Per alia signo la malsanulo respondis: „mi estas tuj mortonta?“ kaj la vizitanto, kredante, ke li diris, ke li ekrensaniĝas, diris: ”Dank’ al Dio.“ El tiaj ilustraĵoj vi konstatos, ke la plej bona afero en la mondo estas, povi vin komprenigi al viaj amikoj, kaj ankaŭ ilin kompreni; kaj ke en estas io pli malbona en la mondo, ol ne povi komuniki viajn pensojn al aliaj. Sed, se estus helpa lingvo, ĉiuj tiuj malfacilaĵoj estus forigitaj. daurigota.

[Seite 39]

Briefkasten.[Bearbeiten]

Das bestempfohlene Lehrbuch für Esperanto ist: Ausführliches methodisches Lehr- u. Übungsbuch von Schönherr. 13. Aufl., Verl. Adr. u. Snrel G. M. B. H. Dresden 1.

Bei Herrn Boening, Stuttgart, Libanonstr. 45. - können Bestellungen auf die „Sonne der Wahrheit,“ sowie auf Bahai-Literatur durch Esperantisten gemacht werden.

Jeden Donnerstag finden im Bürgermuseum Stuttgart, Langestr. 4 Abends präzis 8 Uhr Bahai-Vorträge u. Vorlesungen statt, wozu jedermann freundlichst eingeladen ist.

E. K. Groß-Strelitz! Für Ihre freundliche Anregung danken wir bestens, sobald neue Berichte über die Entwicklung der Lehre Baha’o’llahs im Ausland zu uns gelangen, werden wir sie hier gerne zur Veröffentlichung bringen.

Esslingen. Sollten der Redaktion der Sonne der Wahrheit die in Eßlingen zwischen dem 26. und 28. März gehaltenen Vorträge zur Verfügung gestellt werden, so werden sie hier gerne Veröffentlichung finden.


Eingesandt.[Bearbeiten]

Über Ostern fand in Eßlingen die erste Bahaikonferenz statt, die 3 Tage dauerte und von nah und fern gut besucht war. Eine Reihe von interessanten Vorträgen gaben den Besuchern viel Anregung und Anlaß zu näherer Aussprache. Den Schluß bildete eine Beratung über Organisations- und weitere Fragen. Man einigte sich dahin, daß Stuttgart die Zentrale des Bundes sein und bleiben soll, daß kein besonderer Bundesausschuß gewählt, sondern bei wichtigen Beratungsgegenständen, die den ganzen Bund betreffen, Delegierte nach Stuttgart zur gemeinschaftlichen Sitzung (mit dem dortigen Ortsausschuß oder Neunerrat) geschickt werden können und trennte sich dann mit dem Gefühl, den ersten Schritt zum engeren Zusammenschluß der verschiedenen Ortsgruppen getan und manche persönliche Bahai-Freundschaft angeknüpft zu haben. Ein wertvolles Band für die zerstreuten Bahaifreunde wird auch die jetzt erscheinende Zeitschrift „Sonne der Wahrheit“ bilden, in welcher im Laufe der Zeit auch die Bahai-Schriften und Sendschreiben, deren Herausgabe von mancher Seite gewünscht wurde, veröffentlicht werden können. Auch die stattgefundenen Vorträge könnten, wenn sie an die Schriftleitung eingesandt werden, ganz oder im Auszug zum Abdruck kommen.

(Siehe näheren Bericht!)


Mitteilungen.[Bearbeiten]

Vom 26.—28. März fand in Eßlingen eine Bahai-Konferenz statt, zu der Vertreter aus Karlsruhe, Leipzig, Freiburg i. B., Hoffenheim i. B., Innsbruck, Heilbronn, Göppingen, Reutlingen, Mergentheim, Waiblingen, Fellbach, Zuffenhausen herbeikamen, um persönliche Fühlung mit den Stuttgarter und Eßlinger Bahai-Gruppen zu nehmen.

Samstag, den 26. März, fand eine offizielle Begrüßung durch Herrn H. Schwab-Eßlingen statt, worauf sich Vorträge in folgender Reihe anschlossen: H. W. Herrigel-Stuttgart über: Bibel und Bahai-Lehre; H. Friedr. Schweizer-Zuffenhausen: die soziale Frage; Frau Helling-Freiburg: die Manifestation Gottes und die Erziehung der Menschheit; H. Hugo Bender: das Prinzip der Tat.

Für 27, März war gleichfalls ein reiches Programm angesetzt; so kam am Vormittag durch H. Hauptlehrer Strähler ein Vortrag mit dem Thema „das Suchen nach Wahrheit“, durch Frl. Köstlin über „Kindererziehung“ und durch Herrn Hauptlehrer Brieg über „Universale Sprache, Universaler Friede“ in ernster, eingehender Weise zum Gehör der aufmerksamen Zuhörer.

Nachmittags fand ein Kinderfest statt, das alljährlich zur Erinnerung an des Meisters Besuch i. J. 1913 festlich begangen wird und das in schönster Erinnerung aller Teilnehmer bleiben wird.

Am 28. März wurde über die Frauenfrage durch Fr. M. Schweizer-Zuffenhausen des längeren vorgetragen, Herr H. Schwab-Eßlingen hielt einen interessanten Vortrag über das „Weltbild der Gegenwart“ und den Schluß an diesem Morgen bildete ein Referat über die Kunst von H. Geiger-Stuttgart.“ Am Nachmittag fanden Beratungen über Bundesangelegenheiten statt, auch wurde eine photographische Aufnahme der Konferenz-Teilnehmer gemacht. Diese Ostertage werden ihre Früchte in späterer Zeit zeigen und die gesammelte Erfahrung und das persönliche Nähertreten der einzelnen Bahai von auswärts wird eine gemeinsame Arbeit an dem großen Werk der Menschenveredlung erleichtern und fördern. Geeint in den Prinzipien des großen Baha’o’llah, beschützt und getragen von der Liebe unseres edlen Meisters Abdul Baha wird die Arbeit, die sich jeder Bahai stellt, an sich und an seinen Mitmenschen sich als eine von Gott gesegnete erweisen.

Zu der am Osterfest stattgefundenen Bahai-Konferenz in Eßlingen sandte Abdul Baha folgendes Telegramm:

Bahai-Kongreß, pr. Adr.: Konsul Schwarz, Stuttgart.

Der Kongreß ist mit himmlischer Bestätigung gesegnet. Liebevolle Grüße

(sig.) Abbas.

Dies insbesondere zur Kenntnisnahme der Teilnehmer.

[Seite 40]Am 6. Februar 1921 fand in der Bahai-Bibliothek auf der Wagenburg eine Feier anläßlich der Vermählung von Herrn und Frau Professor Waldschmidt statt. Erst 3 Tage vorher wurde bei der öffentlichen Versammlung, die nicht stark besucht war, eine Einladung hiezu bekannt gegeben. Trotzdem hatten sich zur großen Freude der Festgeber 70 Freunde eingefunden. Es herrschte eine wirklich gehobene, freudige Stimmung. Die Tablets von Abdul Baha an die Familien Schwarz und Waldschmidt wurden verlesen und erregten große Freude und gehobene Stimmung. Alle waren begeistert und entzückt von ihnen. Die Freunde waren mehr als 4 Stunden beisamen. Es wurden während dieser Zeit von verschiedenen Seiten schöne Ansprachen in Poesie und Prosa gehalten. Frau Alice Schwarz begrüßte die erschienenen Gäste aufs herzlichste. Weihevolle Worte gab Herr Herrigel den Neuvermählten mit auf den Weg. Herr Jäger feierte den Ehemann als alten Seemann, Offizier und bedeutenden Künstler. In zu Herzen gehenden Worten sprach Herr Schwab von Eßlingen, der auch tiefempfundene Gedichte, Produkte seines einen Geistes vortrug. Frau Schlag und Fräulein Gehring feierten in poetischer, blumenreicher Sprache die Neuvermählten durch eine sinnige Dichtung, gedichtet von Frau Schlag selbst. Unter der ganzen Versammlung war ein guter, reiner Bahai-Geist und eine gegenseitige herzliche und aufrichtige Stimmung. Den Schluß bildete die Unterschrift eines Schreibens an unseren Meister Abdul Baha, das Zeugnis ablegte von der unbegrenzten Verehrung, Liebe und Aufrichtigkeit, die ihm alle zollen.


Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Fernsprecher 7975 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35
  1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von Sidney Sprague. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . . —.50
  2. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W. Herrigel —.50
  3. Das heilige Tablett, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . —.50
  4. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . 1.50
  5. Die Offenbarung von Baha’o’llah, von J. D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . 1.50
  6. Verborgene Worte von Baha’o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff 1.50
  7. Fünf Tablete, von Baha’o’llah. („Frohe Botschaften“ etc.) im Neudruck
  8. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrechte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflag . . 2.—
  9. Ein Jahr unter den Bahai in Indien und Birma, von Sidney Sprague. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . 1.50
  10. Religiöse Lichtblicke. Deutsch von Albert Renftle
  11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . —.50
  12. Ansprachen von Abdul Baha Abbas mit Bild des Verfassers. Deutsch von W. Herrigel. Neue Ausgabe . . . 7.—
  13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel, in Halbleinen geb. . . 10.60.
    In Ganzleinen gebunden . . . 12.—

Durch obige Preise werden alle früheren ungültig.


Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.

Die Zeitschrift betreffende Anfragen bittet man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3, richten zu wollen. Schritten, die über Geschichte und Inhalt der Bahailehre näher orientieren, können von dem Verlag des deutschen Bahaibundes, Stuttgart, Hölderlinstr. 35, bezogen werden.



Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.

[Seite 41]

Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.[Bearbeiten]

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion“ und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der, Nachfolger Baha’o’llahs. Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde“) und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation“, die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha’o’llahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha’o’llah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha’o’llah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten – eine bessere soziale Organisation.

In Baha’o‘llah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha’o’llah).

Die Hauptschriften Baha’o‘llahs sind der Kitab eI Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab eI Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben. genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete, Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert. Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha’o’llah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha’o’llah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustré supplement, p. 66.)