Sonne der Wahrheit/Jahrgang 1/Heft 1/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft 1 MÄRZ 1921
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART

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Die Hauptpunkte der Bahailehre[Bearbeiten]

1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorger ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre ist Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha’o’llah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde.

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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Bahai-Verlag, Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis des Einzelheftes M. 3.50, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 9.—
Heft 1 Stuttgart, im März 1921 1. Jahrgang

Inhalt: Zum Geleit. — Auszug aus einem Sendschreiben A. B’s. — Einführung. — Die wahrhaft Gesegneten. — Abdul Baha über die Weltschöpfung. — Aus den "Worten der Weisheit" von Baha’o’llah — Beantwortete Fragen. — Abdul Bahas Ruf. — Wahrheit der Bahailehre. — Über die menschliche Seele. — Eine Stimme für den universalen Frieden. — Esperanto. — Das Erstrebenswerte. — Die zwei Religionen. — Soziales.


Die wahre Liebe in all ihren Formen ist
die göttliche Kraft, welche die Welt in den
Fugen hält. ABDUL BAHA.
(Phelps 5. 174. 136, 119.)
Wahrlich, es erfordert große Weisheit,
der Welt die Wahrheit zu bringen.
ABDUL BAHA.

Zum Geleit[Bearbeiten]

Schon lange ist es die Absicht des Bahai—Bundes, zur Verbreitung der Lehren und Prinzipien der Bahai—Religion eine Zeitschrift herauszugeben, die den Leser in die Gedanken der neuen Weltlehre einführen und über deren Entwicklung auf dem Laufenden erhalten soll. Diese Absicht ist erfreulicherweise nun zur Ausführung gekommen.

Der derzeitige Führer und Mittelpunkt der Bahaibewegung, Abdul Baha, der Sohn Baha'o’lla’s, des Gründers der Bahai-Lehre, hat durch ein besonderes Schreiben seine Zustimmung dazu gegeben und gleichzeitig bestimmt, daß diese Zeitschrift »SONNE DER WAHRHEIT« heißen soll.*) Sie bietet jedermann die Möglichkeit, sich über die Bahai-Bewegung, die über die ganze Welt verbreitet ist, genau zu unterrichten. Eine neue religiöse und geistige Epoche findet in derselben ihren Ausdruck. Wir stehen am Beginn eines neuen Zeitalters, das mit Baha'o'llah beginnt, der als großer Gottgesandter der Neuzeit seinen Stempel aufdrückt. Baha'o’lla's Weltmission ist einer neuen geistigen Sonne vergleichbar, durch deren Ausstrahlung neues Leben zu keimen beginnt. Abdul Baha ist der reine Spiegel, der die Strahlen dieser Sonne der Wahrheit aufnimmt und sie in die Welt hinaussendet.

*) Vergleiche das folgende Sendschreiben.


Über Abdul Baha's Leben und Wirken ist schon viel geschrieben worden, doch ist es heute noch nicht möglich, ein umfassendes und abgeschlossenes Bild weder seines Wirkens noch des ganzen Umfangs seiner Lehre zu geben; dies wird späteren Zeiten [Seite 2] vorbehalten bleiben. Für die höchsten Ideale tritt Abdul Baha ein: Einheit der Religion, Friede unter den Einzelnen. Friede unter den Völkern, Liebe von Mensch zu Mensch. Liebe von Volk zu Volk, Überbrückung der vorhandenen Gegensätze hinsichtlich Stand, Klasse und Nation, Ausgleich der widerstreitenden Interessen, friedliche Verständigung und Schiedsgerichte, Ersetzung der Macht und Gewalt durch Recht und Gerechtigkeit, und das alles durch die Allgewalt der Liebe, die von Gott stammt.

Wer Gelegenheit hat, mit Abdul Baha in nähere Berührung zu kommen, der erkennt, daß sich in ihm das Ideal höchster Menschlichkeit verkörpert und bei ihm tiefste Weisheit und Erkenntnis zu finden ist. In Haifa, am Fuß des alten Prophetenbergs Karmel lebt und wirkt dieser große Gottgesandte und Weltweise, unfern von Akka, wo er mit seinem Vater Baha'o'llah freiwillig 40 jährige harte Gefangenschaft teilte — der neuen Lehren und Ideale wegen, die er der Menschheit zu bringen hatte — im Kreis treuer Anhänger, besucht von Tausenden, die sich von seiner Lehre angezogen fühlen, geliebt und verehrt von den Einwohnern Syriens, denen er als Vater gilt.

Wie können diese Ideale Abdul Baha’s von uns erreicht werden? Die Antwort lautet: »Seid gut von Mensch zu Mensch, so wächst die Lieb von selbst«. Jedes soll in seinem Kreise die Religion der Liebe in die Tat umsetzen, und die Erfolge werden sich bald zeigen. Eine Liebe, die nicht in leeren Worten, sondern in Taten besteht, kann allein der Welt Heilung und Rettung bringen. Das Christentum hat durch fast zwei Jahrtausende wohl Liebe gepredigt, aber die Lehren Christi wurden wenig beachtet. Deshalb mußte ein neuer Gottesgesandter auftreten, durch den eindringlicher als je die Menschheit gemahnt wird. Er ist nicht, wie die früheren Religionsstifter für ein einzelnes Volk gekommen, Er ist sich seiner Weltmission von Anfang an bewußt gewesen.

Anläßlich einer ausgedehnten Reise nach Amerika und Europa besuchte Abdul Baha im April 1913 auch Deutschland und hielt sich mehrere Wochen in Stuttgart auf. Auf Deutschland setzt Abdul Baha große Hoffnungen für die Zukunft und bezeichnet es als den geistigen Mittelpunkt Europas.

Deutscher Geist, deutsche Arbeitsfreude, deutsche Wahrheitsliebe, deutsche Innerlichkeit, deutsches Gemüt, auf sie baut der große Meister. Deutschland wird nicht nur an dieser Lehre genesen, sondern es wird auch später für Europa und die ganze Welt führend und vorbildlich werden. Dazu bedarf es allerdings bei uns allen eines guten Willens zur Einkehr und namentlich zur Arbeit an uns selbst und an der Allgemeinheit. Dieses Ziel muß erstrebt werden, das muß uns inneren Halt und feste Zuversicht geben, um diese hohe ethische Lehre allen Hemmungen entgegen zum Sieg zu führen. Der Weg zu diesem Ziel heißt; Zu Gott zurück, dem Quell aller Kraft und alles Heils? Da Gott uns neue Wege weist, so hat jeder Mensch die Pflicht, mit Ernst und Treue am Fortschritt auf jedem ihm zugänglichen Gebiet und dadurch an der Höherentwicklung der Menschheit mitzuarbeiten. Dann wird unser jetzt schwerbedrängtes, darniederliegendes Volk zu einer hochentwickelten Geistesmacht heranreifen und der Welt zum Segen werden. „Versinkt ihr“ — so hat Fichte vor 100 Jahren den Deutschen zugerufen — „so versinkt die ganze Welt!“ Der Deutsche mit seiner Anlage zum [Seite 3]Weltbürgertum ift der Gegenwart immer voraus, aber die Zeit rückt näher, wo er seine Weltmission wird erfüllen können. — Wir dürfen und werden den Glauben an das deutsche Volk nicht aufgeben, sind vielmehr überzeugt, daß auf den krankhaften Zustand der Gegenwart bald die Zeit der Genesung folgt, welche durch Sturm und Not das lautere Gold deutschen Wesens wieder ans Licht bringt.

„Der Tag wird kommen — habt nur Geduld — an dem nicht nur über deutsche Lande, sondern über den ganzen Erdball ein Zelt gespannt wird“ — dann wird auch das Ideal der großen Gottgesandten Baha'o'llah und Abdul Baha verwirklicht sein.

Ihre Stimme hinauszutragen, auch dahin, wo sie bis jetzt noch nicht vernommen wurde, ist die Aufgabe dieser Zeitschrift! Möchte sie überall freundliche Aufnahme und rechtes Verständnis für die Tiefe und Bedeutung der Bahailehre finden! S.


Auszug aus einem Sendschreiben
an A. Sch. und Frau in Stuttgart

Ihr werdet sicherlich in dem Deutschen Bahai-Bund, den Ihr gegründet habt, gefestigt werden, denn die Kraft, die durch die pulsierenden Arterien der Welt strömt, ist die Macht des göttlichen Bündnisses. Ohne sie kann keine Vergeistigung und keinerlei Erleuchtung erlangt werden.

Was die Zeitschrift betrifft, über die Du schreibst, so ist es ratsam, sie in beiden Sprachen, teils deutsch teils in Esperanto, herauszugeben; aber alle Diskussionen in dieser Zeitschrift müssen in den Lehren Baha’o’llahs gipfeln und dürfen nicht den Glauben und die Überzeugung anderer bekämpfen. Sie soll die Lehren Baha’o’llahs feststellen und erklären. Heute liegt der Zeitgeist in den Lehren Baha’o’llahs, und alle einsichtsvollen Menschen sind fähig und bereit, auf diese zu hören. Gib ihr den Namen „Sonne der Wahrheit“ und ihr Motto sei: Einheit der Menschheit, universaler Friede und universale Religion.

Auf Euch sei Baha El Abha.

26. April 1919. sig.) Abdul Baha Abbas.

(Aus dem Persischen und Englischen übersetzt.)


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Einführung[Bearbeiten]

Mehr als zu irgend einer Zeit gährt es heute im Innern der Völker; namentlich auch wir in Deutschland erleben eine Umwälzung auf allen Gebieten des politischen, des materiellen und des geistigen Lebens, wie kaum eines der früheren Geschlechter. Eine neue Kulturperiode mit neuen Aufgaben und anderer Geistesrichtung kommt zum Durchbruch. Eine Menge religiöser, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher sozialer und allgemein kultureller Fragen wird aufgeworfen. Probleme über Probleme tun sich auf und fordern ihre Lösung. Ratlos stehen wir vielfach vor den schweren Aufgaben unserer Zeit und schauen uns nach großen Führern, nach Geistesheroen um, die willens und fähig, sind, uns aus all den Nöten der Gegenwart herauszureißen. Die staatliche Gesetzgebung und Verwaltung vermag das nicht zu tun; denn höchstgesteigerter Egoismus, Mammonismus, Lug und Trug in Handel und Wandel feiern nach wie vor ihre Triumphe. Ein frecher Lügengeist vergiftet das Volksleben und das Verhältnis der Völker zueinander auch noch nach dem Krieg. Die Sonne der Wahrheit ist verfinstert. Die Wolken des Hasses verhindern den Strahlen der göttlichen Liebe ihren Weg zu den Menschenherzen.

Man sieht immer mehr ein: mit äußeren Machtmitteln sind die schlimmen Erscheinungen unserer Tage nicht auszurotten; die Menschen dürfen nicht nur von außen, sie müssen von innen her, angefaßt werden. Es ist eine durchgreifende Sinnesänderung, eine vollständige innere Umwandlung unseres Geschlechts nötig, wenn es besser werden soll. Eine solche Besserung kann aber nur eine geistige Macht vollbringen, die den Menschen in seinem Innersten umzugestalten, seinen Gedanken eine andere Richtung und seinem Willen andere Ziele zu geben vermag. Das ist allein die Religion. Aber nicht Lehren der Moral und der guten Sitte, nicht äußeres Kirchentum, nicht Gefühlsseligkeit, nicht strenge Rechtgläubigkeit tun es; es muß eine Religion der Tat und der Wahrheit, echter Liebe und reinen Geistes, sein.

Aber welche Religion soll das sein? Wir haben sieben Hauptreligionen, die teilweise wieder in verschiedene Konfessionen zerfallen. Ist es eine von diesen und welche? Die meisten werden wohl die Religion oder Konfession nennen, der sie selbst angehören. Andere aber werden sagen: Keine von diesen allen, denn sie haben während ihres. hundert- oder tausendjährigen Bestehens gezeigt, daß sie so, wie sie geschichtlich sich entwickelt haben, nicht imstande sind, die Menschen im großen und ganzen umzuwandeln, ihre niederen Triebe zu unterdrücken und den Geist zur Herrschaft zu bringen. Nein, das kann nur eine Religion tun, die eine wirklich praktische Angelegenheit des Menschen ist, die auf die heutigen sozialen Fragen genau eingeht, die der Liebe als Grundprinzip des Verhältnisses aller Menschen zueinander tatsächlich Geltung verschafft, die endlich Frieden und Einigung unter den Völkern zustande bringt und so das Sehnen vieler Jahrtausende erfüllt. Unser Staatschristentum hat das nicht fertig gebracht und deshalb haben auch viele mit ihm gebrochen. Sie schauen nach einer anderen Religion aus, nach einer Religion, die noch mehr als das Christentum universalen Charakter hat, nach einer Religion, die als höhere Einheit das Wesentliche aller bisherigen Religionen in sich begreift, ihren göttlichen Kern herausschält, und die menschlichen Umhüllungen beiseite legt. — Ein Gott, eine Religion! Diesen Ruf hört man jetzt vielfach in religiös interessierten Kreisen. Auch die Religion unterliegt dem Gesetz der Entwicklung; das zeigt die Religions- und Dogmengeschichte unwiderleglich. Wie aus den niederen die höheren, aus den polytheistischen die monotheistischen Religionen sich emporentwickelt haben, so muß sich auch aus dem bisherigen Vielerlei der Religionsformen die universale Einheitsreligion herausgestalten, die das Wahre und Beständige, die Ewigkeitswerte aller religiösen Erscheinungsformen in sich schließt, die Wissen und Glauben versöhnt, die auch dem modernen Kulturmenschen das zu bieten vermag, was[Seite 5] ihm eine positive Stellung zum Sinnlichen wie zum Übersinnlichen ermöglicht. Daß die Einheitsreligion keine Utopie ist — so wenig als der universale Friede — beweist auch ein Ausspruch unseres großen Philosophen Kant, dem Verfasser der Schrift „Zum ewigen Frieden“: „Es ist nur eine Religion, aber es kann verschiedene Arten des Glaubens geben.“

Aus einer solchen Universalreligion wird dann auch ganz von selbst eine in ihrem Grundcharakter einheitliche Kultur erwachsen, denn jegliche Kultur ist tief in der Religion verankert. Damit soll aber durchaus nicht gesagt sein, daß Kultur und Religion sich nicht auf national ausprägen sollten und dürften. Im Gegenteil: Die Eigenart eines jeden Volkes hat ihre Berechtigung so gut wie die Individualität unter den einzelnen Menschen. Einheit ist nicht Einerleiheit, und der internationale Gedanke hebt die Berechtigung des nationalen nicht auf. Aber der Geist der menschlichen Kultur sollte einheitlicher werden, denn er einigt tiefer als Rasse, Nationalität und Sprache; und diese im Geistigen liegende Einigung ist eine wichtige Seite unserer deutschen Aufgabe.

Eine solche Einheitsreligion, die ihrem ganzen Wesen nach höchste Toleranz in allen religiösen Fragen bedeutet und mit vollem Wirklichkeitssinn und der nötigen Weltoffenheit dem praktischen Leben sich gegenüberstellt, muß aber nicht erst künstlich zurechtgemacht, aus Bestandteilen der alten geschichtlichen Religionen zusammengefaßt oder neu gestiftet werden, sie ist schon vor mehr als einem halben Jahrhundert im Orient, der Wiege aller Religionen, in die Erscheinung getreten und hat im Osten und Westen bereits viele Millionen Anhänger gefunden. Es ist die Bahailehre. Im Grunde keine neue Religion, sondern die Religion im allgemeinen Sinn, deren ewige Wahrheiten göttlich, absolut und daher unwandelbar sind; denn wenn es überhaupt Wahrheit gibt, so kann es nur eine geben, wie nur ein Gott ist und nichts außer ihm. Diese unmittelbar aus Gott quellende Wahrheit kann aber nicht verstandesmäßig erforscht und gefunden, sie muß intuitiv erfaßt, innerlich geschaut werden. Mit den Augen des Sehers, mit den Ohren des Propheten, mit dem Blick des Gotterleuchteten wird sie wahrgenommen, nicht mit dem menschlichen Gehirn und den äußeren Sinnen. Dem natürlichen Menschen fehlt das Organ hiezu: „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes und kann es nicht erkennen.“ Die großen Propheten des Alten Bundes, die religiösen Genies aller Völker, die Begründer der verschiedenen Religionen haben die Wahrheit erkannt und sie ihren Mitmenschen so verkündigt, wie diese ihrer Kulturstufe gemäß das Wort der Wahrheit zu fassen vermochten. Durch jeden neuen Gottgesandten ist die ewige Wahrheit deutlicher, den Menschen eindringlicher dargelegt worden; sie konnte auch vermöge der fortschreitenden geistigen Erkenntnis besser erfaßt werden. Wohl ändert diese Wahrheit ihr äußeres Gewand, ihre Form, ihre Darstellung im Wort; ihrem Wesen nach ist sie aber immer dieselbe: sie ist ewig, wie Gott ewig ist. Sie geht jeder Weltzeit aufs neue auf, wie die Sonne jedem Weltentag aufs neue scheint; sie list aber immer dieselbe, mag sie uns auch verschieden warm, verschieden hell erscheinen.

Nun ist die Sonne der Wahrheit aufs neue aufgegangen; ein neuer Gottesoffenbarer ist in der Person des Baha’o’llah („Glanz Gottes“) gekommen. Seine Lehre ruht auf allen vorausgehenden großen Religionen und ist herausgewachsen aus der jüngsten Offenbarungsreligion, dem Islam. Sie ist die Synthese, die Zusammenfassung aller Weltreligionen, die Erfüllung aller ihrer Forderungen und Verheißungen, sie ist die wirkliche Universalreligion, die alle Völker einigen, alle Menschen gleichermaßen befriedigen und sie der Verwirklichung ihrer göttlichen Bestimmung, ihrer Idee — der reinen Menschlichkeit als Abglanz der Göttlichkeit — entgegenführen will.

Frei von allen einengenden, verwirrenden Dogmen, ohne eigentlichen Priesterstand, der bisher in allen Religionen mehr oder weniger zur Machtentfaltung und zur Verweltlichung neigte, will sie die Verwirklichung des Gottesreiches auf Erden — dem seit Jahrtausenden ersehnten und erstrebten Hochziel aller religiösen Heroen der Menschheit — anbahnen und herbeiführen und so das, was die großen Gottesmänner ahnend geschaut, zur Erfüllung bringen: „Es soll eine Herde und ein Hirte sein.“

[Seite 6]Dem Entwicklungsgedanken gemäß, von dem ja auch die religiöse Erkenntnis beherrscht ist, mußte eine solche Einheitsreligion in der Zeit, da alles zum Zusammenschluß, Zur Einigung drängt, kommen. Die konfessionelle und kirchliche Ausprägung der Religion hat auch ihre Zeit, sie bildet ein Stadium in der religiösen Entwicklung der Menschheit, ist aber nicht das Endziel derselben. Die Zeit ist jetzt gekommen, wo die Menschen, soweit sie dazu fähig und guten Willens sind, über diese Entwicklungsstufe hinausgeführt werden sollen, hinauf zu den lichteren und reineren Höhen wahrer Religiosität, da der Buchstabe —— Geist, jeder Ritus, jedes Wunder zum Symbol wird; hinaus über die niederen Regionen starrer Rechtgläubigkeit und dumpfen Kirchentums, hinweg von der engen, düstern Priesterreligion hin zum freien, geläuterten Prophetenglauben, zum erhabenen Standpunkt der Klassiker der Religionen aller Zeiten und Völker. Der Weg zu diesem Ziel wird freilich für das Menschengeschlecht im ganzen ein schwerer und langer sein, aber er wird und kann erreicht werden unter der Beihilfe des Geistes Gottes. Der uralte Kampf zwischen Priester- und Prophetenreligion, zwischen Rechtgläubigkeit und rechter Gläubigkeit, zwischen Orthodoxie und Liberalismus wird neu entbrennen. Es wird ein langer Entwicklungsprozeß sein, den das religiöse und ethische Denken der Menschen im allgemeinen durchzumachen hat, bis es auf der Höhe der Bahailehre angelangt ist. Es wird aber auch mit dieser Religion gehen wie einst mit dem Christentum, als es zu unseren Vorfahren gebracht wurde; sie muß einen Anpassungs- und Verschmelzungsprozeß durchmachen, sie muß nationalisiert, also für uns germanisiert werden; natürlich unbeschadet ihrer religiösen und ethischen Grundlagen und das ist auch ganz im Sinne Abdul Baha’s, der einer nationalen Ausprägung der Bahailehre sich durchaus nicht entgegenstellt, im Gegenteil sie für selbstverständlich hält, wie er auch den Austritt aus der Kirche oder irgend einer Religionsgemeinschaft, der man angehört, nicht befürwortet, sondern von den Bahai verlangt, daß sie in ihren angestammten Glauben erst recht hineinwachsen.

Von uns Deutschen mit unserer aus- gesprochenen religiösen Anlage, unserer Gemütstiefe und Innerlichkeit hofft er ganz besonders, daß wir diese Lehre mit offenem Sinn und warmem Herzen aufnehmen und, wie wir einst das Christentum nach unserer deutschen Art aufgefaBt und gestaltet haben, sie mit freiem, frommem germanischem Geist erfüllen.

J.

Die wahrhaft Gesegneten[Bearbeiten]

Worte von Abdul Baha, veröffentlicht im Star of the West, 5. Juni 1916.

Gesegnet sind die Barmherzigen, denn sie werden das ewige Leben ererben.

Gesegnet ist, wer sich in Freude und Harmonie mit allen Menschen verbindet, denn er befolgt die Gebote Baha’o’llah’s.

Gesegnet ist, war die Fehler anderer übersieht, denn er wird sich der, göttlichen Glückseligkeit erfreuen.

Gesegnet ist, wer die ganze Menschheit liebt, denn er beachtet die Anweisung Baha’o’llah,s.

Gesegnet ist, wer gütig gegen seine Feinde ist, denn er wandelt in den Fußstapfen Christi.

Gesegnet ist, wer die Lehren geistiger Brüderschaft verkündigt, denn er wird ein Kind des Lichts sein.

Gesegnet ist der, dessen Herz barmherzig und mitleidvoll ist, denn er wird auf niemanden Steine werfen.

Gesegnet ist, wer über niemanden Böses spricht, denn er hat das Wohlgefallen des Herrn erlangt.

Gesegnet ist, wer die Sünden anderer nicht aufdeckt, denn er wird begünstigt werden an der Schwelle des Allmächtigen.

Gesegnet ist, wer gerne verzeiht, denn er wird die geistigen Gnaden Gottes gewinnen.

[Seite 7]Gesegnet ist, wer für Freundschaft und Vereinigung der Menschen arbeitet, denn er wird einen großen Teil der Gaben des barmherzigen Gottes erlangen.

Gesegnet ist, wer Eintracht und Harmonie lehrt, denn er wird leuchten wie ein Stern am Himmel.

Gesegnet ist, wer aufrichtige Freundlichkeit und gegenseitiges Zusammenarbeiten betätigt, denn er wird umgeben sein von himmlischem Segen.

Gesegnet ist, wer die Bekümmerten tröstet, denn er wird ein Freund Gottes sein.


Abdul Baha über die Weltschöpfung*)[Bearbeiten]

*) Nach den Aufzeichnungen von Dr. F. im Sommer 1910.


Miss St. sagt: Meister, du hast vorgestern uns gelehrt, daß die altheidnische Lehre des Aristoteles so laute:

„Die wahrnehmbare Welt existiert als Objekt des göttlichen Willens und Erkennens von Ewigkeit her; diese Welt ist notwendigerweise in Gott von jeher, also ewig wie er selbst.“ Alle Religionsstifter, von Zoroaster und Buddha an, bis herab auf Bab und Baha’o’llah lehren jedoch, daß Gott die Welt erschaffen habe, oder, daß er sie emanieren, dh. aus sich fließen ließ, woraus sich ergibt, daß Gott ewig ist, die Welt aber zeitlich. Es gibt jedoch viele Bahai und Bahai-Freunde, besonders in Amerika und England, welche sagen, daß die Bahai-Lehre über Schöpfer und Schöpfung ähnlich der des Aristoteles sei, und daß die Bahai von dir, o Abbas Effendi, gelehrt würden, daß Darwin recht habe, wenn er sage, daß die Welt so gut wie ewig und die Erde ein Planet sei, auf dem organisches Leben seit Millionen von Jahren existiere. Nach der Bibel wäre aber die Schöpfung ein Akt von 6 Tagen und die ganze Schöpfung noch nicht 10 000 Jahre alt. Hochverehrter Meister, hast du heute Zeit, uns diese, wie wir annehmen wollen, bloß scheinbaren Widersprüche aufzuklären?

Der Meister: Wir haben wohl alle heute etwas Zeit, über dieses ebenso schwierige wie wichtige Thema zu reden und der Ort — im Angesicht des unermeßlichen Meeres — ist gut gewählt für unsere Unterhaltung. Bei der hohen Bedeutung der Schöpfungsgeschichte will ich jetzt ausdrücklich anordnen, daß meine Worte sofort niedergeschrieben werden, damit ich sie nachher überprüfen kann, bevor sie je irgendwo im Druck erscheinen. (Der arabische Vortrag wird Wort Für Wort ins Englische übersetzt und von drei Personen, einem Perser, Miss St. und Dr. F. nachgeschrieben).

Der Meister: Die „Gesegnete Vollkommenheit“ Baha’o’llah hat i. J. 1891 für seinen Jünger Muhamed Nabil in Bagdad die Schöpfungsgeschichte zusammengestellt in der religiös-philosophischen Schrift „Lauh i hikmat“ (Essay regarding wisdom, deutsch: Abhandlung über die Weisheit.) Baha’o’llah fing schon 1869 an, kurz nach dem Märtyrertod des Badi (Überbringer des Sendschreibens von Baha’o’llah an Schah Nasreddin, 1869 grausam hingerichtet), diese Schrift zu verfassen. Nabil erhielt sie jedoch erst 1891. Unser gr. franz. Bahai Mr. Dreyfus hat sie ins Französische übersetzt und wird sie herausgeben unter dem Titel „Sur la Sagesse“. -

Nabil ist ein sehr getreuer und verständnisvoller Anhänger und Jünger Baha’o’llah’s gewesen. Schon in Bagdad (1852—1864) war er unter den Bevorzugten, welche von Baha’o’llah Unterricht in Theologie und Philosophie erhielten.

In dieser bedeutenden Schrift „Lauh i hikmat“ zeigt die „Gesegnete Vollkommenheit Baha’o’llah, wie die philosophische Lehre von der Ewigkeit der Welt aufzufassen ist und wie sie sich verhält zu dem prophetischen Schöpfungsbericht in den hl. Schriften.


[Seite 8]1. Die Propheten haben in ihren Darstellungen von der Schöpfung der Welt Rücksicht auf die Bildungsstufe der Völker genommen; ihre Berichte sind deshalb der jeweiligen Zeit und Kultur angepaßt und müssen symbolisch ausgelegt werden. Daher darf z. B. ein Schöpfungstag des mosaischen Schöpfungsberichts nicht als ein Tag von 24 Std. aufgefaßt werden.

2. Die Weisen des Altertums, obgleich den Propheten zu vergleichen, sind keine Religionsstifter. Ihre philosophischen Systeme über den „Ursprung der Welt“ sind nicht etwa religiöse, zeitgemäße Gleichnisse; nein, es sind wissenschaftliche Lehren, welche alles Wissen und Erkennen ihrer Zeit in der Schöpfungsgeschichte niederlegen, woraus sich folgendes ergibt:

a) Die Schöpfungsgeschichte der hl. Schriften der prophetischen Religionsstifter aller Zeiten und Völker sind zeitgemäße, symbolische Darstellungen religiöser Wahrheiten.
b) Die philosophischen Systeme über den Ursprung der Welt sind wissenschaftliche Fixierungen eines zeitlichen Erkennungsvermögens.

3. Der Prophet und der Philosoph haben beide recht, denn sie stellen eine und dieselbe Wahrheit, nur in anderer Beleuchtung, von seiner anderen Seite und einem anderen Standpunkt aus, dar.

Die Philosophien und Gelehrten sagen: Die wahrnehmbare Welt existiert von Ewigkeit her, denn Gott ist das Subjekt, das ewig ist, und die Welt muß, als Objekt des göttlichen Willens und Erkennens, logischerweise auch ewig sein. Die Propheten und Religionsstifter sagen: die wahrnehmbare Welt ist von Gott geschaffen worden, sie ist also zeitlich nach ihm da. Gott, der Schöpfer, ist die Ursache, das Primäre, das Ewige. Die Welt, die Schöpfung, ist die Wirkung, das Sekundäre, das Zeitliche. Baha’o’llah, die Gesegnete Leuchte, lehrt nun:

I. Es gibt nur einen Gott und nichts außer ihm.

11. Gott sprach: Ich war ein verborgener Schatz und begehrte erkannt zu werden, deshalb erschuf ich das Universum. Ich erschuf es nicht etwa aus dem Nichts, sondern durch Selbstentäusserung; mein Hauch wurde zum schöpferischen Befehlswort, zum Logos (siehe Ev. Joh. Einleitung), welcher Form und Gestalt gebend sich auswirkte.

III. Gott ist die reine, ursachlose Einheit.

IV. Gott ist die Ursache der Welt; die Folge (dh. die Welt) ist mit und in der Ursache (dh. in Gott) zugleich und notwendig gegeben. Warum dies? Weil Gott, die Ursache, vollkommen und unveränderlich ist; die Folge ist also in der vollkommenen und ewigen Ursache eingeschlossen.

V. Gottes Dasein geht — dem Wesen nach — der Welt voraus. Gottes Sein geht zeitlich der Welt nicht voraus, denn die Welt war von jeher in Gott.

VI. Gott hat drei Eigenschaften der Welt gegenüber voraus:

a) Gott ist wesentlich zuerst da, weil er die Ursache ist; die Welt

ist wesentlich nach ihm da, weil er — Gott — sie mit seinem Hauch emaniert hat.

b) Gott ist sich selbst genügend. Gott vermag die Welt durch Selbstentäußerung hervorzubringen. Die Welt ist also nicht sich selbst genügend.
c) Gott ist notwendig, denn Gottes Wesen ist Existenznotwendigkeit. Gott braucht die Welt nicht, aber die Welt braucht ihn; denn ohne ihn die Ursache, wäre sie, die Folge, nicht da.

Manche Philosophen (z. B. Aristoteles) sagen: die Welt als Objekt ist ewig, weil Gott als Subjekt ewig ist.

Baha’o’llah lehrt: Die Welt ist nur in sofern ewig, als sie, die Folge, in der Ursache alles Seins — in Gott — noch unerschaffen ruhte; dh. die Welt war, solange sie unerschaffen in Gott ruhte — als ein Teil Gottes — ewig und trat zeitlich in die Erscheinung, als der ewige Gott sie emanierte.

Der Prophet und Religionsstifter Mose sagt: Gott der Schöpfer war von Ewigkeit her, und er begehrte durch Selbstentäußerung die Welt zu erschaffen, damit er vom Geschöpf erkannt würde.

Aus seinem Hauch (Logos) entfaltete er die Welt

O meine Töchter, wollt ihr es in philosophischer Weise erkennen, so läßt es sich in kurzem so ausdrücken: Der Philosoph und Weltweise betont die [Seite 9] logische Präexistenz des Kausalverhältnisses von Gott dem Schöpfer zu der Welt der Schöpfung.

Der Prophet und Religionsstifter betont die zeitliche Präexistenz des Kausalverhältnisses von Gott dem Schöpfer zu der Welt der Schöpfung. Baha’o’llah, die gesegnete Vollkommenheit, die große Leuchte der Gegenwart, führt die zeitliche Präexistenz Gottes vor der Welt zurück auf die logische Präexistenz des Kausalverhältnisses von Gott zur Welt; oder mit anderen Worten: Baha’o’llah verknüpft den Emanationsgedanken der Philosophen und Gelehrten mit dem Schöpfungsgedanken der Propheten und Religionsstifter. Er versöhnt und vereinigt Wissenschaft und Glauben, Erkenntnis und Wollen, Kennen und Können, Wollen und Vollbringen. Kehren wir nun zu der Niederschrift Baha’o’llah’s („Lauh i hikmat“) zurück: Das Schöpferische Befehlswort Gottes, der Logos, ist nicht etwa ein Funken aus Gott, sondern der Logos ist der Lebenshauch Gottes. Im Logos, im Lebenshauch Gottes, liegt die potenzielle Schöpfung; in ihm, dem Logos, dem Lebenshauch Gottes, ruhen bereits alle Existenzmöglichkeiten, alle Daseinsformen der Schöpfung. Lassen wir Baha’o’llah selbst reden: „Wahrlich, es ist kein Unterschied zwischen dem Wort Gottes (Logos) und der Welt.“ — Das Wort Gottes, der Logos, ist Gottes höchste, überströmende (= emanierende) Liebe, Güte und das „Seiende“ in allem, was ist und gewesen ist; dh. Güte und Liebe, als Logos gedacht, sind der ruhende Pol in der Flucht der Erscheinungen.

Die mosaische Schöpfungsgeschichte wird sowohl von Gelehrten, als von Laien vielfach mißverstanden. Gott schuf die Welt nicht etwa aus dem Nichts. Die frühchristlichen Kirchenlehrer haben, in unrichtiger Auslegung der Bibel, von einer „Creatio ex nihilo“, dh. „Schöpfung aus dem Nichts“ gesprochen. Das ist ein Irrtum. Moses lehrte: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht u. s. f.“ Hier steht nirgends geschrieben, Gott schuf die Welt aus dem Nichts. Nein, aus nichts wird nichts. Nichts sollte die Antithese, das Gegenteil von Gott sein. Die Antwort darauf lautet: Es existiert nur Gott und kein Nichts außer ihm (wörtlich). Die richtige Auslegung der Worte Moses lautet vielmehr: „Im Anfang der Weltentstehung selbst emanierte (entäußerte) Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war wüste und leer, und es war finster über der Tiefe (über den Abgründen der Welt), und der Hauch Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach das Wort (dh. den Logos) „Licht“ und es ward Licht!“ (Siehe die 2 ersten Verse des Evang. Joh.)

Moses lehrt, daß die Welt in 6 Schöpfungstagen entstanden sei! Das ist ein Gleichnis, eine symbolische Einkleidung der uralten Wahrheit, daß sich die Welt allmählich entwickelt hat. Darwin kann sich mit seiner Entwicklungslehre auf Moses berufen. Gott ließ die Welt nicht plötzlich entstehen, sondern der Lebenshauch Gottes wird zum schöpferischen Befehlswort Gottes, zum Logos, welcher fortzeugend die Welt erschafft. Wir haben eine fortlaufende und nicht eine einmalige Schöpfung. Moses Schöpfungstage sind Zeitspannen von Jahr-Millionen. Von Pythagoras über Ibn Sina (als Avicenna bekannt) bis zu den „getreuen Brüdern von Basra“ herüber zu Darwin und zu den gesegneten Manifestationen Bab und Baha’o’llah bezeugen so wohl Forscher als Propheten — die fortlaufende Schöpfungstätigkeit des Logos (Lebenshauches Gottes). Die Entwicklungs- und Abstammungslehre der Darwinisten und Monisten ist nicht eine materielle, atheistische Theorie, sondern eine religiöse Wahrheit, welche von gottlosen, verblendeten Menschen zu Unrecht wider Religion und Bibel ins Feld geführt wird! Lassen wir die Gesegnete Vollkommenheit Baha’o’llah noch einmal wiederholen, was er im „Lauh i hikmat“ lehrt: „Wahrlich, es ist kein Unterschied zwischen dem Wort Gottes und der Welt. Das Wort Gottes, der Logos, ist seine höchste, überfließende Güte (überströmende Liebe). Ja, das Wort Gottes, der Logos, ist das einzig Seiende, die schöpferische[Seite 10] Wirklichkeit (die zeugende Wesenheit) in allem was ist, gewesen ist und sein wird.“ Baha’o’llah lehrt ferner: „Das Leben auf der Erde ist also nicht von Anfang an auf einmal dagewesen, sondern es hat sich stufenweise entwickelt. Die Atome aller Elemente sind zu ihrer naturgesetzlich erfolgten Zusammenordnung und Ineinandergliederung potentiell prädisponiert.

Das ist die Art and Weise, wie das schöpferische und ewig zeugende Wort Gottes, das heißt der Logos, in allen Atomen sich manifestiert und auswirkt. Im Mineralreich zeigt sich der Logos als Anziehung und Abstoßung, demnach als Erdmagnetismus. Im Pflanzenreich wirkt der Logos als Aufbau und Zersetzung des Zelleneiweißes. Im animalischen Reich offenbart sich der Logos als Nervensubstanz, als Instinkt. Im Menschenreich baut der Logos die Vernunft und Phantasie über dem Instinkt auf, und hier beginnt die Verantwortlichkeit des Geschöpfs.

Im übergeistigen Reich der Auserwählten Gottes, der Träger der Geistesentwicklung, gibt es drei Stufen im Einswerden ihres Geistes mit dem absoluten Geist, dem Lebenshauch Gottes. Die höchste Stufe stellt der Prophet, die reinste Manifestation des Logos, dar. Der Prophet ist eine für eine gewisse Zeit irdische Persönlichkeit, voll göttlicher Weisheit und der alles durchdringenden Kräfte des Logos; der Prophet erkennt sich selbst als einen Teil des Absoluten und ist schon seinem Erdendasein über Raum und Zeit erhaben. Im Propheten hat der Logos die Stufenleiter der Selbstentwicklung zurückgelegt, er kehrt von seiner Emanation aus dem Hauche Gottes zum Ausgang, dh. ins Göttliche und Absolute zurück. Die durch Vermittlung des Propheten vollkommen erlösten Seelen, die auserwählten Gläubigen mit der verliehenen und erworbenen Vollkommenheit haben ihren Eigenwillen versenkt in den Willen Gottes und sind reif geworden für den unmittelbaren Eintritt ins ewige Reich Gottes. Die Menschen aber, die leben und vergehen im Sinnlichen, lassen sich vom Logos nicht zu einer höheren Geistigkeit emporheben, sie lassen sich nur unvollkommen erleuchten vom höheren Lichte, von der Geistessonne des Logos, sie mögen sich ihrer Unvollkommenheit mehr oder weniger klar bewußt sein, sie wollen und können sich aber aus der vergänglichen Welt der Sinne und ihrer Begierden nicht völlig losreißen und werden ihre Läuterung noch im Jenseits abschließen müssen: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen,“ sagt Christus. Ja wahrlich, auch für die Schwachen u. Unvermögenden u. Irrenden ist im Reich Gottes gesorgt. Nicht auf irdischen Planeten spielt sich die Weiterentwicklung und Läuterung der unvollkommen ausgereiften Seelen ab, sondern in den ungezählten geistigen Welten Gottes; auch nicht in eigener Anstrengung und ermüdender Buße, sondern im schöpferischen Licht, in der verklärenden Barmherzigkeit und der läuternden Gnade Gottes, des Ewigen, Allmächtigen und Allgütigen. Die Fürbitten aller Heiligen und Propheten helfen dem Strebenden aus seiner irdischen Mangelhaftigkeit u. begleiten und fördern seine himmlische Läuterung und ewige Vollendung.

Dr. F.

(Fortsetzung folgt.)

Aus den „Worten der Weisheit“ von Baha’o’llah*)[Bearbeiten]

Verkehret mit allen Menschen in Liebe und Eintracht. Eine freundschaftliche Gesinnung verursacht Friede und Einigkeit, und Einigkeit ist die Quelle der Ordnung in der Welt. Gesegnet sind die, welche gütig sind und einander in Liebe dienen.

An diesem Tag muß der Wahrheitsuchende seine Gedanken von den Überlieferungen der Vergangenheit frei machen;

*) Die Sprache Baha’o’llahs und Abdul Bahas (Arabisch und Persisch) ist nach orientalischer Art bilderreich, mit uns fremdartigen, sich oft wiederholenden Wendungen und Ausdrucken. Bedauerlich ist, daß der zarte Duft und der dichterische Schwung, den sie ursprünglich besitzt, durch die oft ungenügende Uebersetzung ins nüchterne Englische verloren geht. Durch die Uebertragung desselben in die deutsche Sprache

[Seite 11]er muß sein Haupt mit der Krone der Selbstentäußerung und seinen Leib mit dem Kleid der Tugend schmücken. Dann wird er zur Erkenntnis der Einheit und Einzigkeit Gottes gelangen. Das Herz muß von dem verzehrenden Feuer des Irrtums frei werden, damit es das helle Licht der Wahrheit empfangen und die Herrlichkeit Gottes begreifen kann.

Die Bahai müssen dem Herrn mit Weisheit dienen, andere durch ihr Leben belehren und das Licht Gottes in ihren Taten offenbaren. Die Wirkung der Taten ist in Wahrheit mächtiger als die der Worte. Der Fortschritt des Menschen hängt von Treue, Weisheit, Keuschheit, Intelligenz und guten Taten ab. Durch Unwissenheit, Mangel an Glauben, Unwahrhaftigkeit und Selbstsucht wird er herabgewürdigt. Wahrlich, der Mensch ist so lange nicht würdig, Mensch genannt zu werden, bis er von den Eigenschaften des Barmherzigen durchdrungen ist. Er ist nicht Mensch wegen seines Reichtums, seiner Schönheit, seiner Gelehrsamkeit und äußeren Verfeinerung. Gesegnet ist der, welcher sich nicht an allerlei andere Namen hält, sondern das Ufer des Sees der göttlichen Einzigkeit und Heiligkeit sucht und die Melodie der Taube der Tugend liebt. An diesem Tag, müssen die Menschen ihrem Gott mit Reinheit und Tugend dienen.

Die Wirkung des durch den Lehrer gesprochenen Worts ist abhängig von der Reinheit seiner Absichten und dem Getrenntsein vom Irdischen. Manche begnügen sich damit, nur mit Worten zu lehren, aber die Wahrheit der Worte muß durch Taten erprobt und durchs Leben erwiesen werden. Die Taten allein offenbaren die Entwicklungsstufe des Menschen. Die Worte müssen in Übereinstimmung mit dem ‘sein, was aus, dem Munde des Willens Gottes hervorgeht und in den heiligen Schriften berichtet ist.

Alles Gute kommt aus Vertrauen zu Gott, Gehorsam gegen seine Gebote und Ergebenheit in seinen Willen.

Die Grundlage der Religion ist, das anzuerkennen, was durch Gott geoffenbart wurde und den in seinem Buch gegebenen Gesetzen zu gehorchen.

Der Ursprung der Glückseligkeit ist, mit dem zufrieden zu sein, was Gott für uns bestimmt und verordnet hat.

Die Quelle der Liebe ist, vorwärts zu schreiten hin zu dem Geliebten, alles außer ihm aufzugeben und unsere Hoffnung nur auf ihn zu setzen.

Das Prinzip des wahren Glaubens besteht darin, die Worte zu vermindern und die Taten zu vermehren. Der, dessen Worte seine Taten übertreffen, wisse, daß für ihn Nichtsein besser wäre als Sein und der Tod besser als Leben.

Die Quelle alles Wissens ist die Erkenntnis Gottes. — Ehre sei ihm! — Und diese Erkenntnis kann nur erlangt werden durch seine Manifestationen.

Kraft und Mut wird der gewinnen, den das Wort Gottes verkündet und fest in seiner Liebe verbleibt.

Die Ursache alles Segens ist, die Segnungen Gottes zu offenbaren und immer und für alles dankbar zu sein.

Die Quelle aller dieser Eigenschaften ist Wahrheit und Gerechtigkeit. Sie befreit den Menschen von Irrtum und blinder Nachahmung, so daß er die Offenbarungen Gottes unter dem Gesichtspunkt der Einheitlichkeit betrachten und alle Geschehnisse mit klarem Blick überschauen kann.


verliert dann der Text nach Form und Inhalt noch mehr von seiner Ursprünglichkeit, und so kommt es, daß die deutschen Uebersetzungen nicht voll befriedigen können. Dieser Mangel wird von niemand mehr empfunden und bedauert als von uns selbst. Es kann ihm erst dann abgeholfen werden, wenn die persischen Originalschriften von einem Sprachgelehrten einmal direkt in unserer Sprache wiedergegeben werden können. Wenn dies möglichst vollkommen geschehen soll, müßte freilich der Uebersetzer auch tief in die Bahailehre eingedrungen und zugleich Orientalist und Dichter sein. Solange aber keine solche Persönlichkeit gefunden ist, müssen wir uns eben mit den vorhandenen Uebersetzungen zufrieden geben und ihre Mängel aus den angegebenen Gründen entschuldigen.

Orientalische Höflichkeitsformeln, Titulaturen, Redewendungen etc. (wie Seine Heiligkeit, Gesegnete Vollkommenheit, es möge mein Leben ein Opfer für ihn sein u. a.) die im Original stehen, gebrauchen wir nur bei wörtlicher Wiedergabe eines Textes, sonst nicht.

Wie mit der Sprache der hl. Schriften und der göttlichen Propheten, so geht es auch mit der Sprache Baha’o’llahs und Abdul Bahas: wir müssen uns erst mit ihr vertraut machen, dann werden wir ihre Schönheit — soweit sie überhaupt wiedergegeben werden kann — immer mehr empfinden. Die Schriftleitung.

[Seite 12]

Beantwortete Fragen[Bearbeiten]

Frage: Wie stellt sich die Bahailehre zu der Göttlichkeit Christi und zum Christentum? Anerkennen die Bahai in Jesus nur einen Propheten?

Diese Frage ist sehr klar beantwortet in einem Sendschreiben Abdul Bahas, das folgende Stelle enthält: „Die Höhe und Erhabenheit der Stufe Christi ist klar aus dem. Büchern und Sendschreiben Seiner Heiligkeit Baha’o’llahs ersichtlich. Das Ziel der Bahaisache ist dasselbe wie das der Bibel und der Evangelien. Sie erneuert nur deren Botschaft. Die Bahai müssen über den Inhalt des Alten und Neuen Testaments unterrichtet sein. Was die Stellung der Bahai zu der Sendung Jesu Christi betrifft so glauben sie, daß er das verkörperte Wort Gottes (der Logos) ist.“ — — — — „Die Bibel ist hoch angesehen bei allen Bahai. Eine der geistvollen Äußerungen Christi in der Bergpredigt ist kostbarer denn alle Schriften der Philosophen.“

Frage: Wie denken Sie über die Bedeutung Christi?

Antwort des Meisters: „Denke darüber nach, mit welcher Erkenntnis Baha’o’llah die Bahai begnadigt hat, daß, wenn man ihnen auch die ganze Welt böte, sie dennoch Christus nicht verleugnen würden. Die Bahai lieben Christus mehr als ihr eigenes Leben; Wenn man mich z. B. unter das Schwert des Scharfrichters brächte und mich zwingen wollte, meinen Glauben an Christus zu verleugnen, so würde ich mit großer Freude mein Leben nach seinem Vorbild hingeben, anstatt meinen Glauben an ihn abzusagen.“

Bezüglich der kirchl. Gebräuche sagte Abdul Baha: „Die meisten Menschen sind noch van Formen gebunden; sie haben ihren Geist nicht zu dem höchsten Gipfel der Anbetung erhoben. Sie sind noch unfähig, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Gleich Kindern bedürfen sie noch eines äußeren Symbols. Gleich Lahmen können sie ohne Krücken nicht gehen. Sie besuchen das Gotteshaus, aber sie verstehen nichts von Gott. Sie hören die Stimme Gottes, aber sie antworten nicht.“


Ein amerikanischer Geistlicher, welcher auf einer Weltreise die Missionen besichtigte und auf seiner Heimreise Palästina besuchte, sprach unlängst bei Abdul Baha vor und fragte ihn hinsichtlich der Bahai-Lehre über die grundlegende Einheit der Religionen: „Wie lange wird es währen, bis die Glieder der verschiedenen religiösen Gemeinschaften diese Lehre annehmen werden?“

Abdul Baha sagte: „Ich hoffe, daß dies im 20. Jahrhundert geschehen wird.“ Der Geistliche fragte weiter: „Welche der großen Weltreligionen ist dem Ideal der universalen Brüderschaft am nächsten?“ Er erhielt zur Antwort: „Es gibt in jeder Religion vorbereitete Seelen. Gott wirkt unter allen Bekenntnissen und bereitet viele Seelen Für die himmlische Gemeinschaft zu. Diese Seelen sind durch unsichtbare und geistige Bande verknüpft und werden durch den Heiligen Geist zur Reife gelangen.“

Ist die Vereinigung der Religionen möglich? Wenn ja, wann, wie und auf welchem Wege wird dies verwirklicht werden?

Abdul Baha : „Wenn die Gläubigen ihre Dogmen und Kirchengebräuche beiseite legen, dann wird die Vereinigung der Religionen in Aussicht sein und der wirkliche Inhalt der Heiligen Schriften wird entschleiert werden. Gegenwärtig haben die Mißverständnisse die Oberhand. Wenn diese Mißverständnisse und blinden Nachahmungen beseitigt sind, dann wird die Sonne der religiösen Einigkeit aufgehen.“

[Seite 13]

Abdul Bahas Ruf[Bearbeiten]

O Völker! Die Tore des Reiches Gottes sind geöffnet. Die Sonne der Wahrheit strahlt über der Welt. Die Quellen des geistigen Lebens fließen, der Brunnquell eines neuen Tages bricht hervor. Das größte, glorreichste Licht ist jetzt erschienen, um die Herzen der Menschen zu erleuchten.

Wacht auf und höret die Stimme Gottes, die allen Menschen in allen Erdteilen zuruft: „Kommt zu mir, o Kinder der Menschen o ihr Menschenkinder, kommt zu mir! Ihr, die ihr dürstet, trinkt von diesem süßen Wasser, das in Strömen herabkommt auf alle Teile der Erde!

Jetzt ist es Zeit! Jetzt ist die auserwählte Zeit! Schauet zurück auf Christi Zeiten. Hätten die Menschen damals erkannt, daß Gottes Geist durch seinen göttlichen Mund zu ihnen spricht, so hätten sie nicht Jahrhunderte darüber hingehen lassen, bis sie seine Lehre annahmen. Und heute nun — ist es recht von euch, daß ihr schlaft auf dem Bett der Trägheit und Gleichgültigkeit, indes „der Vater“, dessen Kommen Christus verkündete, unter uns trat und das große Tor segensreicher Gaben und göttlicher Gnade öffnete?

Laßt uns nicht zu jenen zählen, die in vergangenen Zeitaltern gegen seinen Ruf taub und für seine Schönheit blind waren, sondern, laßt uns unsere Augen auftun, damit wir ihn sehen und unsere Ohren öffnen, daß wir ihn hören. Laßt uns reines Herzens sein, daß er komme und in unseren Tempeln (Körpern) wohne.

In diesen Tagen werden Glauben und Taten von uns gefordert; es ist nicht die Zeit für tatenlose Worte. Laßt uns erwachen aus dem Schlaf der Gleichgültigkeit, damit wir das große Fest zu erkennen vermögen, das für uns bereitet ist. Erst laßt uns Selbst daran teilnehmen und dann den anderen laden, welcher dürstet nach dem Wasser der Erkenntnis und hungert nach dem Brot des Lebens.

Diese großen Tage eilen dahin und, einmal vorüber, können sie nicht mehr zurückgerufen werden. Laßt uns deshalb vorwärtsschreiten und arbeiten, solange die Sonne der Wahrheit noch scheint und „der Mittelpunkt des Bündnisses Gottes“ noch sichtbar ist, denn nach einer kurzen Zeit kommt die Nacht, und der Weg zum Weinberg wird alsdann so leicht nicht mehr zu finden sein.

Das Licht der Erkenntnis ist erschienen, das die Dunkelheit aller abergläubischen Einbildung vernichten wird. Die Engel der erhabenen Heerscharen steigen herab, um allen denen zu helfen, die sich aufmachen, ihrem Herrn zu dienen, den Sieg über die Herzen zu erringen, die frohe Botschaft vom Kommen des Herrn zu verkünden und die Seelen seiner Geschöpfe zu vereinigen.

[Seite 14]

Wahrheit der Bahailehre[Bearbeiten]

Abdul Baha sagt: Die Menschheit ringt nach Erkenntnis, dh. nach Wahrheit. - Freilich aber im höheren Sinne, nicht im alltäglichen, denn was ist alltägliche Wahrheit? -

Das menschliche Denken wird gelenkt von Vorstellungen und Auffassung. Beide hängen ab von dem individuellen Charakter und der Geistesart des Menschen, und es wird ein ewiger Streit unter den Menschen bestehen über das, was Wahrheit ist.

Die höchsten Dinge sind uns ganz verschlossen und nur vom Glauben abhängig. Und über die Moral des alltäglichen Lebens sind Vorstellungen und Auffassung so verschieden wie es Völker und Individuen gibt.

Zudem sind bewußte und unbewußte Unwahrheiten so allgemeine Äußerungen des Menschen, greifen so tief in das tägliche Leben hinein, sind so ausgesprochene Kampfmittel, ganz besonders unserer heutigen Zeit, daß fast eine Verzweiflung den nach Wahrheit ringenden Menschen überkommen muß im Gedanken, die Menschheit zu einem Glauben bekehren zu wollen, dessen Grundideen und Gebote Wahrheit und Wahrhaftigkeit sind.

Und doch gibt es Wahrheiten für jeden Menschen. Abgesehen von denen der Mathematik und den Gesetzen des Alls gibt es Wahrheiten der Logik, des Gewissens und Empfindens.

Die Gerechtigkeit, eine der obersten menschlichen Tugenden, ist ein Ergebnis solcher eben genannter Wahrheiten.

Diese auf Wahrheit aufgebaute göttliche Gerechtigkeit ist das Wesen der Lehre Baha’o’llahs.

Ein Prinzip des Baha’o’llah sagt: Du sollst nichts glauben, was mit der Wahrheit im Widerspruch steht! Und ferner: Die Religion soll in Übereinstimmung sein mit Wissenschaft und Vernunft!

Das sind Grundsätze, die keine der bisherigen Religionen vertreten hat. Und dies bedeutet für unsere wissenschaftlich fortgeschrittene Zeit geradezu eine Lebensnotwendigkeit in Bezug auf unser religiöses Empfinden und Erkennen.

Es liegt ein großes moralisches Kraftbewußtsein, ein Vertrauen auf seine innere Wahrheit darin, das Unbeweisbare der Gottesidee der Phantasie zu entziehen und es den Denkgesetzen anzuvertrauen.

Jede der vielen kirchlichen und andersgläubigen Religionen glaubte bisher, sich der Wunder, Legenden und Mysterien bedienen zu müssen, um eine überirdische Kraft vorzutäuschen, selbst da noch, wo die Natur Gott aus sich selbst erklärte.

Unsere Zeit kann sich entweder bei solchen Dingen gar nichts denken, oder aber, sie wird durch die Unmöglichkeit solcher Vorstellungen abgestoßen oder deutet sie allegorisch und symbolisch.

Über all diesen Phantasien erhebt sich die Lehre des Baha’o’llah zu der Transzendenz des Wahren, Gesetzmäßigen, Ewigen, indem sie verkündet: es gibt nur einen einzigen, über Raum, Zeit und Vorstellung erhabenen Gott, der universeller Geist und Gesetz ist und nichts außer ihm.

Befreit von allen menschlichen Kleinlichkeiten und Zutaten wird die neue Lehre zu einer Weltreligion werden, an der nichts mehr herum gedeutet und gezweifelt werden kann, die in ihrer Selbstverständlichkeit und Einfachheit nicht nur alle Völker, sondern auch alle Menschen — sowohl die geistig höher stehenden als die weniger entwickelten — eint! — Nicht mehr der Glauben macht[Seite 15] selig, wird es heißen, sondern die Wahrheit hat den Menschen befreit.

Wie nahe verwandt ist der große Denker und Geist des deutschen Volkes dieser religiösen Idee in seinem Bekenntnis über Gott und Welt:


Im Namen dessen, der sich selbst erschuf,

von Ewigkeit in Schaffendem Beruf;

In seinem Namen, der den Glauben schafft,

Vertrauen, Liebe, Tätigkeit und Kraft;

In jenes Namen, der, so oft genannt,

dem Wesen nach blieb immer unbekannt.

Soweit das Ohr, so weit das Auge reicht,

du findest nur Bekanntes, das ihm gleicht;

Und deines Geistes höchster Kennerflug,

hat schon am Gleichnis, hat am Bild genug;

Es zieht dich an, es reißt dich heiter fort,

und wo du wandelst, schmückt sich Weg u. Ort;

Du zählst nicht mehr, berechnest keine Zeit;

und jeder Schritt ist Unermeßlichkeit.

Was wit ein Gott, der nur von außen stieße,

im Kreis das All am Finger laufen ließe!

Ihm ziemt’s, die Welt im Innern zu bewegen,

Natur in sich, sich in Natur zu hegen;

Sodaß, was in ihm lebt und webt und ist,

nie seine Kraft, nie seinen Geist vermißt.

(Goethe, Gott und Welt.)

Die nächste, Folge dieser bedeutenden Erkenntnis ist, Gott im Geist und in der Tat anzubeten, dh. nicht mehr in sklavischer Furcht des Altertums vor Gott auf den Knieen zu liegen, in Frömmelei und Gottgefälligtum, sondern unser Gebet ist die Tat, die Gott allein ehrt, Selbstzucht und Nächstenliebe, und damit treten wir in den Wirkungskreis, den die Weltreligion uns zum Bewußtsein bringt und zur Pflicht macht, den des ethischen und praktischen Sozialismus.

Prof. Waldschmidt.

Ueber die menschliche Seele[Bearbeiten]

(„Ans den Ansprachen Abdul Bahas in Paris“.)

Eure Seelen sind wie die Wogen auf dem Meer des Geistes. Obgleich jede einzelne eine besondere Woge ist, so ist doch der Ozean nur einer. Alle sind in Gott geeinigt. Seine Seele erhebt den Menschen über die übrige Schöpfung. Seite 27.)

Die Seele ist es, welche die menschl. Kreatur zu einem himmlischen Wesen macht. Durch die Macht des hl. Geistes, welche durch seine Seele wirkt, ist der Mensch fähig, die göttliche Wirklichkeit der Dinge wahrzunehmen. Alle die großen Werke der Kunst und Wissenschaft sind Zeugnisse von dieser Macht des Geistes.

Die Seele ist unsichtbar, aber trotzdem ist es die Seele, welche des Menschen Fähigkeiten dirigiert und sein ganzes Wesen regiert. (Seite 77.)

Die Seele hat zwei Hauptfähigkeiten: Wie die Außenwelt durch die Augen, Ohren und das Gehirn des Menschen mit der Seele im Zusammenhang steht, so übermittelt auch die Seele ihre Wünsche und Absichten den Händen und der Zunge durch das Gehirn und bringt sich dadurch selbst zum Ausdruck. Die zweite Fähigkeit der Seele zeigt sich in dem Reich der Vision, wo die Seele, in welcher der Geist wohnt, ihr Wesen und ihre Funktion hat ohne die Hilfe den materiellen, körperlichen Sinne. Der Geist in der Seele ist das wahre Wesen des Lebens. (Seite 78.)

Die Seele kann ohne den Körper leben, aber ohne Seele stirbt der Körper. (Seite 79.)

Bei der menschlichen Seele gibt es keine Abwärtsbewegung. Sie bewegt sich nur in der Richtung zur Vollkommenheit; Wachstum und Fortschritt allein bilden die Bewegung der Seele. Der Weg zur Vollkommenheit ist unendlich,[Seite 16] deshalb ist der Fortschritt der Seele auch unendlich. Die Seele ist ohne Grenzen. — Der Glaube des Weiterlebens der Seele nach dem Tod findet sich in allen Religionen. (Seite 81.)

In der geistigen Welt gibt es kein Zurückgehen. (Seite 82.)

Die Seele ist keine Kombination von Elementen, nicht zusammengesetzt aus vielen Atomen, sie besteht aus einer unteilbaren Substanz und ist deshalb ewig. unsterblich, da sie ganz außerhalb der physischen Schöpfung steht. Sie ist ein einfaches (nicht zusammengesetztes) Element und kann deshalb nie zu existieren aufhören. (Seite 83.)

Das Verständnis Für das nächste Leben ist von unserer göttlich geistigen Geburt (Wiedergeburt) abhängig. (S. 87.)

Vom Tier unterscheidet sich der Mensch dadurch, daß er eine vernünftige Seele hat und die menschliche Intelligenz besitzt. Die Seele ist die Vermittlerin zwischen Körper und Geist. — Wenn Verstand und Seele des Menschen durch den Geist erleuchtet werden, dann umfaßt er die ganze Schöpfung, denn der Mensch ist der Gipfelpunkt derselben. — Erleuchtet durch den Geist und durch das Wirken der Seele macht ihn seine hohe Intelligenz zur Krone der Schöpfung. Wendet aber der Mensch seine Seele ganz dem Materiellen zu, dann ist er niedriger als das Tier. — — Wenn die geistigen Eigenschaften der Seele, welche offen sind für den Hauch des hl. Geistes, nicht benützt werden, dann nehmen sie ab, werden schwächer und zuletzt ganz unfähig. (Seite 89.)

Wenn die geistige Natur der Seele so gekräftigt wird, daß sie sich die materielle Seite unterordnet, dann nähert sich der Mensch dem Göttlichen; er wird so sehr veredelt, daß die Tugenden der himmlischen Heerscharen in ihm offenbar werden. — Die Seele ist die Vermittlerin zwischen Körper und Geist. — Wenn eine Seele das Leben des Geistes in sich hat, dann trägt sie gute Früchte und wird ein göttlicher Baum. — Wendet euer Gesicht beständig dem Licht zu, damit es so erleuchtet werde, daß alle eure Gedanken, Worte und Taten im geistigen Glanz erstrahlen, welcher eure Seele umgibt. (Seite 90.)

In ihren Seelen sollen die Menschen das Ziel der himmlischen Vollkommenheit sich vorhalten und in ihnen einen Wohnort schaffen Für die unerschöpflichen Gaben des göttlichen Geistes.


Eine Stimme für den universalen Frieden[Bearbeiten]

(Brief Abdul Bahas an den Verlag der „Times“ vom 4. Okt. 14.)

Nach der Erklärung der konstitutionellen Regierung in der Türkei (i. J. 1908) durch das Kommitee der Union und des Fortschrittes reiste ich nach 40 Jahre langer Gefangenschaft 3 Jahre lang (1910—13) durch die Länder Europas und durch den großen Erdteil Amerika. Ohne Rücksicht auf mein vorgeschrittenes Alter und die damit zusammenhängenden Folgen hielt ich mit lauter Stimme ausführliche Ansprachen vor großen Versammlungen und in historisch bekannten Kirchen. Daselbst erklärte ich alle Prinzipien, die in den „Tablets“*) und in den Lehren Baha’o’llahs von Krieg. und Frieden handeln. Vor annähernd 60 Jahren verkündete Baha’o’llah seine Lehre und erhob den Ruf zum „Universalen Frieden“. In zahlreichen „Tablets“ und mehreren Schriften sagte er in ausführlichen Worten die gegenwärtigen, katastrophalen Ereignisse voraus. Er erklärte, daß die Menschheit vor der „größten und verhängnisvollsten Gefahr“ stünde und sah voraus, daß das Ausbrechen eines Weltkrieges unglücklicherweise unabwendbar und unvermeidlich sei; denn das leicht entzündbare Material, das in den höllischen Arsenalen Europas angehäuft sei, werde durch einen zündenden Funken zur Explosion gelangen. Dabei werde der „Balkan zum Vulkan“, und „das Aussehen Europas werde sich verändern.“ Aus diesen und andern Gründen lud er die Menschheit zur Errichtung des „Universalen Friedens“ ein. Er verfaßte eine Anzahl von Sendschreiben

*) Mit „Tablets“ werden die Sendschreiben Baha’o’llahs und Abdul Bahas bezeichnet.

[Seite 17] an die Könige und Regenten und schilderte ihnen das zerstörende Übel des Kriegs sowie den wohltätigen und edlen Einfluß des Universalen Friedens: Der Krieg zerstört das Fundament der Menschheit. Der Totschlag ist ein unverzeihliches Verbrechen Gott gegenüber, denn der Mensch ist" ein Gebilde, geformt durch die Hand des Höchsten. Der Friede ist verkörpertes Leben, der Krieg, ist personifizierter Tod. Frieden ist göttlicher Geist, Krieg ist teuflische Eingebung. Frieden ist das Licht der Welt, Krieg ist tiefste Finsternis. Die großen Propheten und Philosophen, sowie die hl. Schriften waren Vorboten des Friedens und Warner vor Krieg und Uneinigkeit. Liebe und Frieden ist die göttliche Grundlage, ist das aus dem himmlischen Reich Ausströmende ist die Basis aller göttlichen Religionen.

In allen Versammlungen des Abendlands rief ich ans: O ihr Denker auf Erden, o ihr Philosophen des Westens, o ihr Gelehrten und Weisen der Erde! Eine drohende, schwarze Wolke zieht herauf, die in kurzem den Horizont der Menschheit überziehen wird, ein heftiges Gewitter steht über euch, das das Lebensschiff der Menschheit zertrümmern wird, und ein ungestümer Strom wird bald die Länder und Nationen Europas überschwemmen. Erwacht! Erwacht! Kommt zur Einsicht, und haltet im Geist des Zusammenwirkens mit größtem Nachdruck und mit Hilfe Gottes die Flagge der Einheit der Menschheit hoch, damit die Gedanken des Universalen Friedens verbreitet und die Bewohner der Erde vom Krieg, diesem größten Übel, erlöst werden.

Bei meinen Reisen in Europa und Amerika begegnete ich selbstlosen und reinen Seelen, die meine Vertrauten und Gefährten bei der Verbreitung des Universalen Friedens wurden, die mit mir einig gingen, und deren Stimmen sich mir anschlossen bei der Verkündigung des Prinzips der Einheit der menschlichen Welt. Doch leider waren es deren sehr wenige. Die Träger der öffentlichen Meinung und die großen Staatsmänner glaubten, daß das Aufstellen ungeheurer Armeen und die Steigerung der militärischen Macht den Frieden und das gute Einvernehmen unter den Nationen fördern würden. Demgegenüber erklärte ich, daß diese Meinung auf falschen Voraussetzungen basiere, denn es sei eine unumstößliche Gewißheit, daß diese geschulten Soldaten und disziplinierten Armeen eines Tages in die Schlacht geführt würden und daß der angehäufte Zündstoff durch einen kleinen Funken endlich explodieren werde. Dann werde ein Weltbrand entstehen, dessen hellauflodernde Flammen den ganzen Horizont einnehmen. Da die Gedankensphäre jener eingeengt und Ihr geistiges Auge blind war, konnten sie die Wahrheit dieser Erklärung nicht erkennen. Blitzschnell wurde der Balkan in einen tätigen Vulkan verwandelt. Beim Beginn des Balkankriegs frugen etliche einflußreiche Persönlichkeiten bei mir an, ob dieser Krieg. der erwartete Weltkrieg sei. Es wurde ihnen aber zur Antwort, daß er im Weltkrieg endigen werde.

Was ich damit klar legen will; ist folgendes: Seine Heiligkeit Baha’o’llah warnte vor nahezu 50 Jahren die Nationen vor dem Ausbruch dieser größten Gefahr“.

Während das Unglück des Kriegs schon längst den Weisen und Gelehrten klar ist, so ist es jetzt mit allem Nachdruck allen Menschen klar geworden. Kein gesunder Menschenverstand kann heute die Tatsache leugnen, daß der Krieg das fürchterlichste Unglück für die Menschheit ist, daß er die göttlichen Grundlagen zerstört, daß er die Ursache des schrecklichsten Todes ist, daß der Krieg Zerstörung bevölkerter, fortgeschrittener Städte bedeutet, daß er das weltvernichtende Feuer die zerstörendste Katastrophe und das bedauernswerteste Unglück ist. Der Schrei der Wehklage steigt aus jedem Land zum Himmel empor; der Jammer und die Klagen haben einen mächtigen Widerhall an den Grundsäulen der Erde gefunden; die zivilisierten Länder sind gestürzt. Die Augen vergießen, Tränen beim Jammern der vaterlosen Kinder, die Herzen brennen gramvoll beim durchdringenden Schluchzen und fassungslosen Klagen der hilflos umherirrenden Frauen. Der Geist trostloser Mütter ist durch endlosen Kummer und tiefes Leid gestört, und der qualvolle Anblick der sich zu Recht beklagenden Väter steigt zum Thron des Allmächtigen empor. Wehe, die Welt der Schöpfung ist gänzlich ihrer natürlichen[Seite 18] Ruhe beraubt. Das Klirren der Waffen, der Knall "der Gewehre und das Dröhnen der Kanonen wird wie das Rollen des Donners am Himmelsgewölbe vernommen und die explodierenden Geschosse haben den Kampfplatz in einen Totenacker verwandelt, der die Leichname von tausenden und abertausenden junger Menschen birgt, die Blüten vieler Lander, die einmal wichtige Faktoren in der sich entfaltenden Zivilisation der Zukunft gewesen wären. Was ich auch anführen mag, die Resultate dieses Verbrechens, das an der Menschheit begangen wird, sind schlimmer als es jemals durch die Feder oder die Zunge geschildert werden kann.

O ihr Regierungen der Welt, seid barmherzig gegen die Menschheit! O ihr Nationen der Erde, schaut auf das Schlachtfeld dieses fürchterlichen Gemetzels und Blutbades! O ihr Weisen der Menschheit, forscht gütig nach den Verhältnissen der Bedrückten. O ihr Philosophen des Abendlandes, ergründet ernstlich die Ursachen, die zu diesem gigantischen Kampf, der seinesgleichen nicht hat, führte! O ihr weisen Führer der Welt, denkt ernstlich darüber nach, daß ihr ein Gegenmittel für die Folgen dieser chronischen zerstörenden Krankheit findet! O ihr Intellektuellen der Menschheit, erfindet Mittel diesem allgemeinen Morden und Blutvergießen Einhalt zu tun. Es ist jetzt höchste Zeit! Es ist jetzt die richtige Zeit dafür! Erhebt euch, macht alle Anstrengungen, entrollt die Fahne des Universalen Friedens und hemmt die unwiderstehliche Furie dieser rasenden Flamme, die Verwüstung und Ruin überall hinbringt.

Obgleich ich in Gefangenschaft 40 Jahre lang lebte, so war ich doch noch niemals so traurig. und so von Mitleid und Kummer betroffen wie in dieser Zeit. Mein Geist ist eine brennende Flamme, mein Herz ist gebrochen, traurig, schwer und verzagt, meine Augen weinen und meine Seele steht im Feuer. O ich bin so bedrückt so sorgenvoll. Ihr Völker, weint und klagt, jammert und betrauert. euer Schicksal! Dann eilt, eilt! Vielleicht werdet ihr fähig, mit dem Wasser neuer Ideale geistiger Demokratie und himmlischer Freiheit dieses vielfach aufflackernde, die Welt verzehrende Feuer durch eure vom Himmel eingegebenen Gedanken zu löschen, so daß ihr die Menschheit einführen könnt in das goldene Zeitalter internationaler Gleichheit und des Weltbündnisses. O du gütiger Gott! Höre auf den Ruf dieser hilflosen Nationen. O du gütiger Gott! Erzeige Mitleid diesen armen Waisen! O du Unvergleichlicher, Allmächtiger! Hemme diesen zerstörenden Strom! O du Schöpfer der Erde und derer, die darauf wohnen, lösche diese furchtbare Flamme. O höre unseren Ruf, komme zum Schutz der Waisen!

O du alleiniger Tröster! Tröste die Mutter, deren Herz gebrochen und deren Seele mit dem Blut unwiederbringlichen Verlustes erfüllt ist. O du Barmherziger, Allerbarmer, laß die verweinten Augen und brennenden Herzen der Menschen deine Gnade erblicken. Lege den Sturm und laß diesen Weltkrieg in Frieden und Versöhnung enden. Wahrlich, du bist der Allesvermögende, der Mächtige, und wahrlich, du bist der Sehende und Hörende! [Seite 19]

Abdul Baha über Esperanto*)[Bearbeiten]

Eines der besten Mittel, die Einheit des menschlichen Geschlechts zu verwirklichen, ist die Schaffung einer universalen Sprache. Baha’o’llah gab in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts das Gebot, eine Einheitssprache zu schaffen, die in allen Schulen und Hochschulen der ganzen Welt gelehrt werden soll, so daß künftighin neben der Muttersprache nur noch die Welthilfssprache zu erlernen wäre. Auf diese Weise würden die Menschen einander näher gebracht; sie könnten sich gegenseitig verständigen und besser verstehen lernen, und es würde so mit der Zeit das gegenseitige Mißtrauen verschwinden.

Wie viele Sprachen müssen nur in den höheren Schulen erlernt werden, so daß die Schüler die meiste Zeit dem Studium fremder Sprachen widmen müssen. Diese lange Zeit könnte aber durch die Einführung einer Hilfssprache zu ihrer weiteren Ausbildung verwendet werden, was sicher von großem Nutzen für die Menschheit sein würde.

Als dieser Gedanke von Baha’o’llah in die Welt hinausgesandt wurde, nahmen geistig vorbereitete Menschen denselben auf und beschäftigten sich mit der Schaffung einer Welthilfssprache. So entstand das Volapük von Pfarrer Schleier, Konstanz, doch wurde diese Sprache durch das von Dr. Zamenhof ins Leben gerufene Esperanto, weit überholt und ist dieses schon über die ganze Erde verbreitet.

Deshalb ist es Pflicht für jeden Bahai, das Gebot Baha’o’llahs zu befolgen und möglichst diese leicht erlernbare Sprache sich anzueignen.

Lassen wir Abdul Baha an dieser Stelle selbst reden. Er sprach am 5. 4. 1913 zu den Esperantisten in Stuttgart u. a. folgendes:

„Lasset uns alle streben, daß die Esperanto- Sprache weite Verbreitung findet, daß sich eine große Kameradschaft unter den Menschen herausbildet.

Jede allgemein nützliche Sache kommt aus dem Göttlichen. Die Sonnenstrahlen scheinen jedem gleich; deshalb sind sie göttlich. Die Wohltaten des Regens kommen allen zugut, deshalb ist er göttlich; die göttlichen Segnungen genießt jedermann. Jedes Mittel, die Menschheit zu einigen, kommt aus göttlichen Quellen. Somit können wir sagen, daß die universale Hilfssprache göttlich ist, denn wir sehen ihre guten Wirkungen. Es ist absolute Pflicht von jedermann heutzutage, die Erlernung der allgemeinen Hilfssprache zu fördern; denn diese Sprache wird das Mittel werden, das Banner des Universalen Friedens und der Brüderschaft zwischen allen Menschen zu erheben.

Parolado de Abdul Baha Abbas cefo de la ßahaj—movado en Runveno de la esperantistoj en Stuttgart am 5““de Aprilo 1913 Ϯ)[Bearbeiten]

En la Dia afero ne ekzistas io pli granda, ol kunigi la homojn al unueco, ĉar la unueco kaj harmonio inter la homoj ĉiam alportas en unua vico progreson. Se ni pririgardas la homaron, tiam ni trovos, ke la opinioj estas tre diversaj koncerne la resultato de la unueco.

Patriotismo estas unu el la rimedoj, kiuj iom unuigas la homojn. Sed patriotismo ne sufiĉas, por unuigi la tutan homaron. Ni scias de pasinta tempo, ke inter la diversaj popoloj estis multaj internaj militoj.

Alia speco de la unueco estas la raso. Ĝi sola ankaŭ ne povas efektivigi la solidarecon de l'homaro, ĉar ni scias el la estinteco, ke ĉiam regis malpaco inter samrasanoj.

Aparta speco de unueco konsistas en la sameco de la lingvo. Ĝia efiko estas pli ampleksa. Ofte lingvo fariĝis la rimedo, unuigi diversajn naciojn kaj rasojn. Tion oni spertis precipe en la orientaj landoj. Ekzemple la Egiptanoj estis aparta nacio. Ankaŭ la Asirianoj fondis grandan regnon. La civilisacio de la Kaldeanoj estis eminenta en la malnova kultur-mondo. Unu lingvo fine superis la aliajn kaj unuigis la Kaldeanojn, Asirianojn kaj Egiptanojn, ke ili eĉ forgesis siajn gentnomojn kaj unuiĝis. Hodiaŭ ili

*) Esperantisten, die sich für die Bahai-Lehre interessieren, wollen sich wegen Literatur an Herrn Bönning Libanonstr. 54 wenden.

Ϯ) Esperantistoj interesiĝantaj je la Bahaismo demandu literaturaĵ ojn de Soro Bönning, Libanonstr. 54, Stuttgart.

[Seite 20]

estas nomataj araboj, Kial? Ĉar la araba lingvo fariĝis reganta lingvo super la aliaj. Se ni hodiaŭ demandas egiptanon, al kiu nacio li apartenas, li respondas: Mi estas Araboj Same ni trovus tion ĉe la Kaldeanoj kaĵ Asirianoj. lli respondos: Ni estas Araboj! Tio ĉi pruvas al ni, ke la lingvo estas kapabla, unuigi la popolojn.

La modernaj nacioj havas tre multajn malpacojn kaj koniliktojn inter si, kies kaŭzoj plej ofte devenas de malkompreno pro diverseco de lingvo. El tio ĉi naskiĝis la ideo de la internacia lingvo. Tiuĉi efikus pli forte ol patriotismo aŭ rasa sento. Baha'u'llah, kiu aperis en la oriento, deklaris, ke estas necese serĉi universalan lingvon, por ke tiu ĉi internacia helplingvo fariĝu la plej forta kunligilo inter la diversaj nacioj, forigonte la malkomprenojn inter la popoloj. Ekzistas nun tiom da lingvoj, ke se ni lernus nur dek lingvoj, ni renkontus popolojn, kiuj ne komprenas tiujn lingvojn. Supozu: tamen Germano lernas la germanan lingvon; se li vizitas Francujon, li bezonas francan lingvon, male en Anglujo li devas uzi la anglan lingvon; vojaĝante Italujon, li devas scii la Italan lingvon. Kiu nun konas ĉiujn okzidentajn lingvojn, tiu ne povas uzi ilin en la oriento. Se iu homo estus nun tiel inteligenta, ke li scius ĉiujn lingvojn de la mondo, kian eminentan profiton li havus de tio? Tial estas la plej bona solvo, fondi unu helplingvon, uzebla por ĉiuj popoloj.

D-ro Zamenhof estas la fondinto de tia lingvo. Kiam nun tiuĉi lingvo estas instruata en ĉiuj publikaj lernejoj de la mondo, tiam la popoloj atingos la superan kulturstaton, tiam ĉiu devas lerni nur du lingvojn, la gepatran lingvon kaj la internacian lingvon. Se estas disvastigata la helplingvo sur la tuta mondo, malaperos multe da malkomprenoj, ĉar malkomprenoj, kiel jam dirite, kaŭzas la plej fortan malbonon kaj la kaŭzo de ĉiuj tiuj malkomprenoj ja estas la neekzisto de tia lingvo. Mi donas al vi plej proksiman ekzemplon. Mi staras antaŭ vi kaj tamen estas tute ne eble al mi komuniki al vi miajn plej internajn sentojn kaj ideojn. Se mi scius Esperanton kaj se Esperanto jam estus pli disvastigita, mi povus paroli kun vi sen tiuj ĉi du tradukantoj. Do internacia helplingvo estas certe la fundamento por la kunligo de la popoloj kaj granda potenco por unuigi la religiojn. En la oriento estas multaj hebreoj, kristanoj kaj mahometanoj. Sed ĝis nun ne intermilitis la kristanaj araboj kaj mahometanaj araboj, ĉar ili povis interkompreniĝi; ili povas interŝanĝi reciproke siajn pensojn. Sed ĉiam interbatalis Turkoj, Bulgaroj kaj Grekoj, ĉar ili neniam povis atingi la fundamenton de komuna lingvo. Tiuj ĉi estas ekzemploj, certaj pruvoj, ke internacia helplingvo unuigos la homaron. Se mi komprenus vian lingvon, mi povus paroli kun vi sen malfacilaĵoj. Ĉar nun tiu ĉi internacia helplingvo ne estas sufiĉe disvastigata, mi bezonas du tradukantojn. Ho, kiel malagrabla estas tio. Kiel bele kaj mirinde estus interkomprenigo per unu lingvo. Tiam la oriento kaj okcidento povus unuigi sin kaj ni estus kvazaŭ kiel unu nacio.

Ni devas labori kaj klopodi, ke tiu-ĉi lingvo fariĝu parto de la instruado en ĉiuj publikaj lernejoj. Se mi povus esprimi miajn pensojn en tiuĉi lingvo, mi povus diri al vi ankaŭ plimulton. Tio intimigus pli facile.

Estas absoluta devo de ĉiu nuntempano, ke li akcelu la ellernadon de la ĝenerala helplingvo. Car tiu ĉi lingvo estos la rimedo por altigi la signon de l'paco kaj de l'frateco inter ĉiuj.


La principo de universala lingvo[Bearbeiten]

Unu el la plej bonaj rimedoj por realigi la unuecon de la homaro estus la kreado de universala lingvo. Baha’o’llah donis jam antau 60 jaroj la ordonon, krei universalan lingvon kiu estu instruota en ĉiuj lemejoj popolaj kaj altgradaj de la tuta mondo, tiel ke estonte oni estas devigata lerni ekster la patrolingvo nur la mondhelplingvon. Tiamaniere estus la homoj unuigitaj, ili povus reciproke kompreni sin pli bone kaj la malkonfido malaperus iom post iom.

Kiom da lingvoj nun devas esti lernataj en la universitatoj, tiel, ke la lernantoj trionon de sia vivo devas de diĉi al la studado de fremdaj lingvoj. Se estus enkondukita la helplingvo, tiu longa tempo povus esti uzota por la pliperfektiĝo, kio certe estus granda profito por la homaro.

Kiam tiu ĉi penso de Baha’o’llah estis sendita en la mondon, homoj spirite preparitaj akceptis ĝin kaj okupis sin pri la kreado de mondlingvo. Tiamaniere naskiĝis „Volapük“ de pastro Schleyer en Konstanz (Germanio) kaj aliaj mondlingvoj; tamen ili ĉiuj estis superataj de la Esperanto de Dro. Zamenhof kiu estas disvastigita en la tuta mondo.

Tial estas devo per ĉiuj Bahai’anoj plenumi la ordonon de Baha’o’llah kaj lerni tiun ĉi facile lerneblan lingvon.[Seite 21]

Ni lasas tie ĉi paroli Abdul Baha mem Li diris la 5. 4. 1913 en Stuttgart al la Esperantistoj inter aliaj vortoj la sekvantajn:

”Tial ni ĉiuj propagandu Esperanton, por ke estigru granda amikeco inter la homoj. Ĉiu universala afero estas dieca. La sunradioj brilas por ĉiuj same, tial ili estas diaj.

La bononde la pluvo ĉiuj ĝuas, tial ĝi estas dia. Ĉiu estas partoprgnanto de diaj benoj, tial ili estas diaj. Ĉiu entrepreno celanta la unuigon de l'homaro estas dia. Tial ni povas certigi, ke la efikoj de I'universala helplingvo estas diaj, se ni konsideras ĝiajn resultatojn.

Estas absoluta devo de ĉiu nuntempano, ke li akcelu la ellernandon de la ĝenerala helplingvo. Ĉar tiuĉi lingvo estos la rimedo por altigi la signon de l'paco kaj de l'frateco inter ĉiuj.

Eldiroj de Abdul Baha[Bearbeiten]

La Baha'onoj devas fariĝi servistoj de la internacia pacideo. Ili devas kunlabori je la unuiĝo de la mondo. Ili devas esti varbantoj de la ĉiela amo inter la homaro, predikantoj de principoj progresemaj, forigantoj de la nuboj de religiaj, nacjaj kaj politikaj antaŭjuĝoj kaj defendantoj de la kunaj rajtoj homaraj, precipe rilate al la samrajteco de la geviroj. lli devas akordigi la religion kun la intelekto kaj scienco kaj flankenlasi ĉiujn teoriojn, kontraùdirantaj al la sperto kaj spirita ekkonebleco.

Tiaj estas ßaha'aj taskoj! Ĉu ne ankaù vi deziras ilin plenumi? Ĉu ne ankaù vi konsentas ilin? Ĉu ne ankaù vi deziras esti enskribota en la vicojn de tia armeo?

Do venu, rapidu sub tiun ĉi tendon! Ankaù vi penadu, ke la homaro atingu la plej altajn pintojn de la periekteco. Helpu forigi la antaùjuĝojn, militon kaj malpacon. Anstatàuu la dogmojn maltoleremajn per amo kaj paco. Semadu en la korojn la semon de la amo.

Tia estas la dogmaro de Baha’o’llah.

Das Erstrebenswerte[Bearbeiten]

Es wird so oft davon gesprochen, was für den Einzelnen als das Erstrebenswerteste angesehen werden soll. Für mich ist es Entäußern, Entsagen, selbstlos sein, Aufgabe jeglichen Ehrgeizes; Verzicht auf äußere Anerkennung, geistige Erkenntnis, Losgelöstsein von allem Äußerlichen.

Auf welche Weise diene ich dem Höchsten am hingebungsvollsten, wie kann ich der Bahai- Lehre aufs Tiefste nahekommen, wie kann ich Sie aufs Reinste verstehen, und wie kann ich ihr am Besten dienen? Nur durch absolute Hingabe und durch reinsten seelischen Zustand.

Die Bahailehre wirkt auf den Menschen umwandelnd und, wenn mit Hingebung und Wahrheitsliebe erfaßt, von Grund auf reinigend und klärend. Wie kann ich in diesen Spiegel schauen, wenn ich mich vor mir selbst schämen oder gar die Augen vor manchen Gedanken schließen müßte, um ihrer nicht gewahr zu werden.

Was uns Menschen heutiger Zeit mangelt, ist Selbsterkenntnis und Erkenntnisfähigkeit.

Weshalb Erkenntnis? Weil wir uns nur zu gerne selbst belügen. Und was ist schlimmer, seinen eigenen Menschen zu erkennen und Schmerz und Leid darüber zu empfinden oder wollentlich oder unwollentlich mit geschlossenen Augen sich selbst zu lieben und zu verzeihen, ohne mit festem Willensimpuls, ohne Energieentschluß sich selbst entgegenzutreten. Was bringt mehr Glück, sich selbst zu bilden, und zu schaffen, um unter Umständen dadurch auch anderen etwas sein zu können — und wenn es unter Schmerz geschieht, geschieht es doch mit unvergleichlicher Seeligkeit — oder mit geschlossenen Augen sowohl sich selbst als das Leben nicht sehen zu wollen in seiner Wirklichkeit, Denn wer empfände nicht Seligkeit bei neuen Erkenntnissen? Wer empfände nicht Mut, wenn er neue Wege sieht? Wer wäre nicht beglückt, bei innerstem Überwinden?

Und weshalb mangelt uns heute Erkenntnisfähigkeit? Weil wir grenzenlos oberflächlich, gleichgültig gegen geistige Tiefe und Wert, gegen Religion und Größe geworden sind. Unfähigkeit zur tiefen Erkenntnis liegt auch in unserem unausgesetzten Drang nach Neuem, nach Neustem, zu Grunde. Wir wollen Neues auf allen Gebieten, ohne uns das Vergangene zu eigen gemacht zu haben. Warum! waren Völker wie Ägypter, Assyrer und auch die Gothen in Religion {und Kunst groß und bedeutend? Weil sie von tiefer Erkenntnisfähigkeit waren, nicht heute diesem, morgen jenem nachjagten sondern, weil sie, durchdrungen von religiösem Gefühl, ihre Seele als etwas» Reines ansahen und rein zu halten trachteten, weil sie voll unsagbarer Ehrfurcht das Wissen von Gott und Göttlichem über alles stellten. Deshalb waren sie erkenntnisfähig. Vielleicht war noch[Seite 22] nie eine Zeit so gegensatzvoll. wie die unsrige, und noch nie die Sehnsucht nach Göttlichem und wahrer Religion so stark wie heute, neben krassem Materialismus, Wuchergeist und Oberflächlichkeit. Vielleicht war auch der Weg noch nie so schwer für den Einzelnen, da wir alle, vielfach losgelöst vom Alten, uns nur Form Scheinenden, nach neuer Erkenntnis suchen. Wer wahrhaftig sucht, wird erkennen, und wird erfassen, Deshalb sagt Baha’o’llah: „Wenn Du durch alle unermeßlichen Räume flögest und eiltest durch die Weiten des Himmels, Du wirst nirgends Ruhe finden, außer in der Befolgung meiner Gebote und in der Hingabe vor meinem Antlitz.“ Nie war eine Lebendige Religion ersehnter als heute, und vielleicht war es nie schwerer, zu erkennen, welches der vielen auftauchenden Bekenntnisses göttlichen Ursprungs sei.

Wir Anhänger der Weltreligion können der großen Lehre des Baha’o’llah nicht besser und wahrhaftiger dienen als in Befolgung dieser seiner Worte „Verherrliche meine Gebote, daß ich Dir die Geheimnisse der Unendlichkeit offenbare und Dich mit den Lichtem der Ewigkeit erleuchte.“ Und „Ich erschuf dich erhaben, aber Du hast dich selbst erniedrigt, daher erhebe dich zu dem, wozu du verschaffen bist.“

Diese Worte erdröhnen, klingeln nach und lassen, die sie hören, nicht wieder los. Sie werden sie begleiten, bis sie den Weg, den sie wissen, gehen werden, den Weg der Erkenntnis, und daraus folgend, den Weg der reinen, Tat und Aufopferung, den Weg der Menschenliebe und des Pflichtbewußtseins gegen sich selbst und andere. Laßt uns dieser großen Lehre mit der Tat dienen, nicht mit dem Worte allein! Die reinen, guten Taten, die die Bahailehre von uns verlangt, wird unseren Mitmenschen erleichtern, die Lehre zu erkennen, denn an der Tat wird erkannt, was gut ist. Wer dem Weg, des Erkennens und reinen Wollens geht, sich selbst in Zucht nimmt und zu veredeln sucht, in dessen Wesen zieht unsagbare Ruhe ein, ein Gefühl der Größe und Unsterblichkeit, das ihn über alles trägt, Darum sagt auch Buddah:

„Das ganze Sein ist brennend Leid,
Wer dies mit weisem Sinne sieht,
Wird bald des Leidenslebens satt;
Das ist der Weg zur Läuterung.“

Die Weltreligion hat aufs neue die Möglichkeiten der seelischen Entwicklung gebracht. Sie ist die Zukunft und verwirklichte Sehnsucht unserer Zeit. In ihr werden wir die stärkste Quelle des heutigen geistigen Lebens erkennen und finden, wir müssen nur den Willen und die Kraft dazu haben. Mit aller Energie muß man an dem, was man als recht erkannt hat, festhalten und sich nicht durch Äußeres, Nebensächliches ablenken lassen.

Unsere deutsche Nation hat vor allen anderen die Gabe der Tiefe und des Ernstes, wenn es auch heute nicht so scheint; sie hat es oft schon bewiesen. Sobald sich der Einzelne der Pflicht sich selbst, seiner Nation und seinem Vaterlande gegenüber bewußt wird und sich dazu durchringt, wird er, entgegen allen äußeren und persönlichen Vorteilen, die Liebe zu seinem Vaterlande über alles setzen. Liebe zum Volk zieht aber notwendigerweise Aufopferungsfähigkeit, Selbsthingabe an das Ganze nach sich.

O Deutsche erwacht! Eine kleine Erkenntnis ist der Wag zu einer großen Erkenntnis. Nie wird euer Land, eure Nation Großes leisten, nie sich aus Unglück und Niederlager erheben können, wem nicht jeder seine Pflicht tut, seine Pflicht an sich und seinem Nächsten, an seiner Nation und letzten Endes an der ganzen Welt In der Liebe zum Vaterlande liegt ein großes Teil der uns so nötigen Aufopferungsfähigkeit, Niemand sollte in diesen Ideen mehr Leben, als die Heranwachsenden, die oft verblendet denken, ein zeitgemäßes Schlagwort, irgend eine interessante Idee hätte das Alles längst überholt.

„Diese große Idee ist uns so weit voraus, daß wir meinen, sie überholt zu haben. Denn das wahre ist gottähnlich, es erscheint nicht mittelbar, wir müssen es aus seinen Manifestationen erraten“, sagt Goethe.

Deutschland befindet sich in einem Geisteskampf ohnegleichen. Um so bedauernswerter ist es, daß so viele ohne Pflichtbewußtsein sind, ohne Liebe zum Göttlichen, ohne Ideale. Nietzsche hat nicht umsonst gesagt: „Wo ich hinschaue, Gliedmaßen und Bruchstücke, nur keine Menschen.“ Wer heute noch frägt, weshalb wir eine neue Religion brauchen, oder weshalb keine der bestehenden Religionen Weltreligion werden könne, der hat in den letzten Jahren nicht mitgelebt, hat die Zeit nicht erfaßt. Wir können darauf nur sagen: weil sie die Zeit verlangt, weil die Entwicklung hier steht. Wer es selbst überdenkt, objektiv, wird sich noch manche andere Erklärung geben müssen. Vielleicht auch die, weil die Menschen wahrhaftig und stark genug waren, sich die früheren großen Religionen rein und ursprünglich zu erhalten, weil diese Fähigkeiten nur wieder durch eine neue große Religion zur Lebendigen Tat bewegt werden können.

[Seite 23]

Die zwei Religionen[Bearbeiten]

„Jeder Mensch hat seine eigene Religion“. hört man oft sagen, Wenn man von Einheitsreligion und Universalreligion spricht, und es ist etwas Wahres dran. Wenn man Religion auffaßt als das, was sie im tiefsten Grunde ist: die persönlichste und innerste Beziehung des Menschen zu Gott und allem Göttlichen, das. Verbundenseins des Endlichen mit dem Unendlichen, des Irdischen mit dem Himmlischen, dann hat in der Tat jeder Mensch seine eigene Religion. Diese rein persönliche Religion ist nicht lehrbar, sie ist nur erfahrbar, ist inneres Erlebnis, das durchaus individuell ist. Man muß aber unterscheiden zwischen objektiver Religion, die sich in Lehre und Bekenntnis fassen läßt und subjektiver Religion, die im persönlichen Gefühls- und Willensleben zum Ausdruck kommt. Jene ist Kopf- und Verstandessache, diese Herzens- und Gemütsangelegenheit. So hätte also je-der religiöse Mensch nicht bloß eine, sondern zwei Religionen. Daß dem so ist, kann jeder an sich selbst erfahren. Solange die beiden Religionen in Harmonie sind, kommt uns dieser Dualismus nicht zum Bewußtsein; aber wenn sie in Widerspruch geraten, wenn der Kopf anders denkt, als das Herz fühlt, dann erkennen wir die zwei Seelen und auch die zwei Religionen in unserer Brust. Diese Erkenntnis ist uns oft schmerzlich und bereitet uns manche böse Stunde.

Der Widerstreit läßt sich- psychologisch so erklären, daß die Seelenkräfte des Denkens, Fühlens und Wollens sich mit dem zunehmenden Alter nicht gleichmäßig entwickeln. Das Denken schreitet unter den drei am raschesten voran, verändert sich am meisten. Der Mann denkt anders als der Jüngling: und das Kind, die Frau anders als das junge Mädchen. Fühlen und das von ihm abhängige Wollen — der Wille ist ja eigentlich nur die aktive Weiterentwicklung des- Gefühls — ändern sich während der Lebenszeit weniger. Das Gefühlsleben wird immer, auch beim gereiftesten und männlichsten Mann, etwas kindliches behalten; gerade die größten Männer sind oft nach ihrer Gefühlsseite betrachtet, am kindlichsten, und es ist ihnen deshalb bis ins höchste Alter ein kindlicher Glaube eigen (Francke; Wichern, Pestalozzi, Luther, Bismarck u. a.); Sie können noch in naiv kindlicher Weise beten, wie sie einst mit ihrer Mutter beteten, und doch — es ist merkwürdig — können sie vielleicht im nächsten Augenblick bei rein verstandesmäßiger Betrachtung den Sinn und die Erhörung des Gebets bezweifeln. Gefühlsmäßig ein Kind, verstandesmäßig ein Mann! Wie oft sind diese Gegensitze vereint.

Aber diese Vereinigung hat nicht nur ihren besonderen Reiz, sondern sie ist auch von hohem sittlichem Wert. Solange der Mensch kindlich fühlt, kann und wird er auch religiös sein; deshalb findet man beim weißlichen Geschlecht, bei dem das Gefühlsleben im allgemeinen stärker entwickelt ist als beim männlichen – vielfach so stark, daß jede geistige, seelische und körperliche Betätigung gefühlsbetont ist — auch ein viel tiefgründigeres religiöses- Leben und weniger religiöse Zweifel als beim Mann.

Können wir aus diesem Zweispalt herauskommen? Ja, wenn der Kopf das Herz beherrscht, wenn der Verstand das Gefühl und den Willen vollständig leitet wenn die verstandsmäßige Nüchternheit jede gefühlsmäßige Aufwallung zu unterdrücken vermag. Aber ist dies ein wünschenswerter Zustand? Ja und nein. Ja — weil dies ein Zustand äußerer und innerer Harmonie des menschlichen Wesens ist, und in Harmonie mit sich selbst zu kommen. ist gewiß eine schöne Aufgabe, namentlich für einen philosophisch oder mathematisch angelegten Kopf. Nein – weil diese Herrschaft des nüchternen Verstandes den Menschen leicht ausdörrt, ihn ledern, pedantisch und unfroh macht. Das schönste ist doch wohl, ein kindliches Herz und einen männlichen Verstand zugleich zu besitzen, das Herz nicht zu viel vom Kopf dirigieren zu lassen, weil dadurch manche gute Regung im Keime erstickt wird und manche gute Tat in der Folge unausgeführt bleibt. Solche Naturen mit warmem Herzen und kühlem Kopf, die wohl die spontanen Herzensregungen kontrollieren und regeln aber sie nicht ertöten, bewahren ewige Jugend, wirken erfrischend auf ihre Umgebung, verbreiten Licht und Wärme um sich her.

[Seite 24]Und der Bahai? Zu welchen wird er gehören? Ich glaube, ohne eine gewisse Kindlichkeit in seinem Gefühlsleben wird er schwerlich der Religion, der Liebe und Selbsthingabe ein richtiges Verständnis entgegenbringen können, wird er wohl kaum die Größe der Selbstaufopferung Baha’o’llah‘s und Abdul Baha’s begreifen. Und ein rechter Bahai sein heißt doch, sich in einem unwandelbaren Kindesverhältnis zu seinem himmlischen Vater fühlen, in Freud und Leid mit Vertrauen, Demut und Liebe zu ihm aufblicken und die ganze Menschheit als eine große Familie betrachten. Das ist nur möglich, wenn das Kind in, uns nicht erstirbt, wenn wir uns der Kindesnatur und der Kindesart nicht ganz entwöhnen. „So ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“, sagt Jesus, der große Kinderfreund, zu seinen als gereifte Männer vor ihm stehenden Jüngern. Und nicht minder groß ist die Kinderliebe Abdul Baha’s. Wer gesehen hat, wie er strahlenden Auges und leuchtenden Angesichts bei dem Kinderfest in Eßlingen (während seines Besuchs im Frühjahr 1913) sich über die dort versammelte Kinderschar beugte, der wird es nie mehr vergessen.

Warum diese Liebe zu dem Kind? Wei! das Kind vermöge seiner Unschuld, und seiner besonderen kindlichen Eigenschaften dem Gottesreiche vielfach näher ist als der Erwachsene, weil sich im Kinde das Gottesebenbild ungetrübter widerspiegelt als in den durch die Sünde verfinsterten Alten. Das Kind im Menschen ist das, was seinen sittlichen Wert ausmacht, was in den Augen Gottes mehr gilt, als alle männliche Weltklugheit und Verstandesschürfe. Daher muß das Herz über den Kopf die Herrschaft gewinnen, nicht umgekehrt; die warme Religion des Herzens muß die kühle, nüchterne Religion des Kopfes durchglühen und beleben, daß sie Früchte zeitigt und Werte schafft, die ihr sonst nicht erwachsen würden.

J.

Soziales[Bearbeiten]

Die wirtschaftlichen Verhältnisse müssen so geregelt werden, daß die Armut verschwindet und jedermann soweit als möglich seinem Rang und Stand entsprechend am allgemeinen Wohlergehen teilnimmt. Diese Zustände können nicht dadurch verbessert werden, daß man völlige Gleichheit zwischen den Menschen herstellt. Gleichheit ist ein Hirngespinst und undurchführbar. In der Menschheit ist es wie in einer großen Armee, bei der man Generäle, Hauptleute und Mannschaften braucht, alle mit ihren bestimmten Pflichten. Gewisse Stufen und Grade sind erforderlich zu einer geordneten Organisation. Es ist ebenso wichtig den Reichtum zu beschränken wie die Armut zu begrenzen. Jedes Extrem ist von Übel. Diese veränderungsbedürftigen Zustände dürfen nicht lang bestehen. Es müssen besondere Gesetze, eine gerechte Sozialpolitik eingeführt werden, die die Extreme von Reichtum und Mangel aufheben. Die Regierungen aller Lander sollten ihre Gesetze mit dem göttlichen Gesetz in Übereinstimmung bringen, die allen Gerechtigkeit widerfahren läßt. Dies ist der einzige Weg, auf dem der beklagenswerte Überfluß großer Reichtümer und erniedrigenden Mangels ausgeglichen werden kann. Solange dem nicht so ist, wird dem Gesetz Gottes entgegengehandelt. Die Grundlage der ganzen sozialen Zustände sind geistiger Natur, sie haben es mit dem! Reich des Herzens und des Geistes zu tun. In der Bahai-Lehre ist dies vollkommen erklärt und ohne Berücksichtigung derselben ist es unmöglich, bessere Lebensbedingungen ins Leben zu rufen.

(Aus Tischgesprächen von Abdul Baha.)

Die Zeitschrift betreffende Anfragen bittet man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3, richten zu wollen.

Schriften, die über Geschichte und Inhalt der Bahailehre näher orientieren, können von dem Verlag des deutschen Bahaibundes, Stuttgart, Hölderlinstr. 35, bezogen werden.


Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.

[Seite 25]

Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.[Bearbeiten]

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universal: Religion“ und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha’o’llahs. Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen, Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde“) und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation“, die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha’o‘llahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha’o’llah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Bahas) die Verbreitung. seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha’o’llah den Babismus, der mehr national: Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten – eine bessere soziale Organisation.

In Baha’o‘llah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha’o’llah).

Die Hauptschriften Baha’o‘llahs sind der Kitab eI Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab eI Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben. genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete, Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert. Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha’o’llah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha’o’llah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, ilustré supplement, p. 66.)