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| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis des Einzelheftes M. 3.50, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 9.— |
| Heft 10 | Stuttgart, im Dezember 1921 | 1. Jahrgang |
Inhalt: Todesanzeige Abdul Baha’s. — Zum Hinscheiden Abdul Baha’s. — Todestag des gesegneten Herrn Abdul Baha. — Bei Abdul Baha! — Die zwei Klassen der Propheten. — Die Gottheit kann nur begriffen werden durch die göttliche Manifestation. — Abdul Baha an Mrs. Stannard. — Aus dem Leben und den Lehren Abbas Effendis. — Telegramme zwischen Stuttgart und Haifa. — Weihnachten. — Christbaum. Karaj Bahai — amikoj! — La nuloj kiuj kasas la sunon de l’vereco. — Religiaj antaujujoj. — Mitteilungen.
| Allah’O’Abha!
Stuttgart, 29. November 1921. Liebe Bahaifreunde! Nachstehendes erschütterndes Telegramm von Haifa ist heute bei mir eingelaufen: „his holiness abdul baha ascended to abha kingdom inform friends greatest holy leaf“ Uebersetzung: „Seine Heiligkeit Abdul Baha stieg zum Königreich Abhas empor, benachrichtigt Freunde (Unterschritt) Das grösste heilige Blatt (Abdul Baha’s Schwester) Die Augen unseres geliebten Meisters Abdul Baha’s haben sich für immer geschlossen. Ein furchtbarer Schlag und Schmerz für uns alle! Aber sein Geist soll und wird in uns weiterleben und an seiner Bahre wollen wir das Gelübde ablegen, nach seinen Grundsätzen und Lehren in wahrem Bahaigeist weiterzuleben, seine Lehren weiterzuverbreiten und dahin zu wirken, dass immer weitere Kreise der Segnungen der heiligen Sache teilhaftig werden. Wenn wir unser Leben nach diesen Grundsätzen einrichten und in diesem Geiste leben und arbeiten, so werden wir zum Heil der Menschheit das Andenken unseres Herrn und Meisters am meisten ehren. In tiefer Trauer Albert Schwarz. |
Zum Hinscheiden Abdul Bahas. [Bearbeiten]
Die erschütternde Nachricht vom Hinscheiden Abdul Bahas traf die Anhänger der großen Bahailehre umso überraschender, als keinerlei Bericht über ein Unwohlsein des geliebten Meisters bekannt war. Sind auch 77 Lebensjahre, ganz besonders unter den schweren Verhältnissen, unter denen unser über alles verehrter Herr während 40 jähriger Gefangenschaft und einer unausgesetzten anstrengendsten geistigen Tätigkeit stand, ein relativ hohes Alter, so dachte doch niemand an ein-so rasches Dahinscheiden dieses Größten unserer Zeit. Wie tröstlich war der Gedanke, wichtige Fragen und Anliegen vor ihn bringen zu dürfen, und wie groß war der Segen, der aus seinen Worten und seiner Feder uns zuströmte. Nun hat er seine irdische Laufbahn vollendet.
Sein Leben war von beispielloser Reinheit, ein unerreichter Dienst für die große heilige Sache Baha’o’llahs, voll Opfer für die Menschheit. Er war nicht allein Vater und Freund seiner Familie und der Nation, der er entstammte, sondern Helfer und Befreier für die ganze Welt und für jeden Einzelnen, ob Freund oder Feind. Das große Erbarmen über das furchtbare Elend, über die Gottferne, Verfinsterung und Verweltlichung des Menschengeschlechts verlieh ihm die Kraft zu seinem Erlöserwerk. So, wie er, hat wohl niemand gelitten ob der Kälte der Menschen zueinander, dem Nationalhaß und der Macht, der Finsternis in der Welt. In frühester Kindheit trat er schon seinen Leidensweg an, der ein Opfergang für die Menschheit werden sollte. Wie schwer hat der Knabe und später der reife Mann bis ins Greisenalter gelitten unter den Qualen derer, die um ihres Glaubens willen den Tod leiden mußten und besonders auch unter dem durch den Völkerhaß angeschürten Weltkrieg. Doch sein Auge blickte in zukünftige, bessere Zeiten, seine Seele war getragen von göttlicher Kraft, sein Geist erfüllt von ewiger Wahrheit, die über Zeit und Menschen steht, reinste göttliche Inspiration erfüllte ihn. So baute er uns durch Klarlegung und Erläuterung der Lehre Baha’o’llahs Brücken von einer nun abgeschlossenen Periode in eine neue Zeit hinüber, die als eine höhere Daseinsform auf geistiger Basis gedacht ist. Abdul Baha steht mit seinen geistig und praktisch anwendbaren Lehren an den Toren einer neuen Zeit. Er zeigt eine vorbildliche Weitherzigkeit für alle Wahrheit in Religion, Kunst, Philosophie und Wissenschaft. Durch ein Zusammenschmelzen der fundamentalen Religionsprinzipien zu einer göttlichen Wahrheit weist er der Menschheit neue Wege.
Ist unser geliebter Meister auch von
uns gegangen, sein Werk bleibt bestehen
und wird der noch so sehr in Dämmer
und Nacht gehüllten Menschheit Licht
bringen. Nicht ich, immer du, so war
er! Nie hatte er sein eigenes Interesse
im Auge, sondern nur das Wohl anderer;
er stellte seine Person stets weit
zurück hinter das Interesse der Lehre
Baha’o’llahs. Keine andere Benennung
verlangte er für sich als die: Abdul
Baha — Diener Gottes. Immer und
immer wies er darauf hin, daß man
nicht auf den Lichtbringer, sondern
auf das Licht selbst sehen soll. Wie
er in seinem Erdenleben im höchsten
Grade anspruchslos war und wenig Wert
auf irdischen Besitz legte, so ungeheuer
großen Nachdruck legte er auf geistigen
Reichtum, auf Erkenntnis, Herzensreinheit
und Lauterkeit des Charakters, auf
Wahrhaftigkeit und Nächstenliebe. Wohl
haben sich die irdischen Augen Abdul
Bahas für immer geschlossen, aber seine
Liebe lebt fort, sein geistiges Auge steht
über uns. Die geistigen Wellen die
er aussendet, werden höher und höher
steigen und alles Trübe, Starre und Seelenlose
mit der Zeit wegspülen und
in die Tiefen des Meeres der Vergessenheit
versenken. Und diese Wellen
werden Perlen zu Tage fördern,
die die Menschen reich und überglücklich
machen, so daß sie dereinst
nicht werden glauben können,
daß es eine Zeit wie die jetzige gab.
Und groß und größer, als ein Alles-Ueberwinder
wird dieser Erlösergeist vor
uns dastehen. Er war sich seiner heiligen
Mission und deren Erfüllung voll bewußt,
er sah das Land der Zukunft, in
dessen Ackerfurchen er den geistigen
Samen streute und von welchem er seinen
Arbeitern und Nachfolgern sagte,[Seite 155]
daß sie ihn pflegen sollen, und daß Gott
Tau, Regen und Sonnenschein zu seinem
Gedeihen und Wachstum schicken
werde.
Treten wir im Geist zum letztenmal vor die sterbliche Hülle, die diesen grossen Geist barg. Aus allen Nationen, von allen Farben kommen sie herbei, Menschen, die uns durch Glaube, Rasse, Sitten und Anschauungen fremd waren, alle diese haben seinen Geist verspürt, sind uns Brüder und Schwestern geworden durch die Erkenntnis dieser Gottesoffenbarung. Alle stehen mit tieferschüttertem Herzen an seiner Bahre. Alle kennen keinen heiligeren Wunsch als den, das Vermächtnis ihres Meisters anzutreten, das heißt, der Menschheit nach seinem Gebot zu dienen in heiliger Treue, mit aller Kraft ihrer Seele und aller Macht ihrer Gefühle. Und auch wir wollen unsern Treueid aus vollstem Herzen ihm ablegen, daß uns nichts größer und heiliger sein soll als sein Gebot der Liebe und des Dienstes, für die Menschheit, damit sein Ruf wach werde in vieler Herzen. Ja wir wollen alles daransetzen, wahre Lichtkinder — reine Menschen zu werden.
Unser geliebter Herr weilt jetzt in den Gefilden der Seligen, emporgetragen von Cherubim und Seraphim zur Schwelle Gottes, und doch ist er uns so nah; als spürten wir seinen vom Körper befreiten Geist deutlich um uns. Er wird uns nie verlassen, sondern in und durch uns wirken. Zwei Worte, die er einst sprach, sollen uns zu unermüdlichem Eifer anspornen:
„Wenn Ihr wüßtet, welch große Dinge sich nach meinem Hingang in der heiligen Sache ereignen werden, so würdet Ihr Tag und Nacht um meine Erlösung und meinen Tod beten!“
„Freunde! Die Zeit ist nahe, in der ich nicht mehr unter Euch sein werde. Ich habe alles getan, was getan werden konnte. Ich habe Tag und Nacht mein ganzes Leben lang gearbeitet. Ich habe der Sache Baha’o’liah’s nach meinem besten Vermögen gedient. O, wie ich mich darnach sehne, daß die Gläubigen die Verantwortung für die Sache auf ihre Schultern nehmen! Jetzt ist die Zeit der Verkündigung des Königreichs Abhas! Jetzt ist die Stunde der Einigung und des Einvernehmens! Dies ist der Tag geistigen Einklangs der Freunde Gottes. Alle Hilfsquellen meiner körperlichen Kräfte sind erschöpft und mein Lebensgeist wird nur durch die Kunde von der Einheit des Volkes Baha’s aufrecht erhalten. Ich lausche nach Ost u. West, nach Nord und Süd, ob sich nicht vielleicht das Lied der Liebe und Bruderschaft aus den Versammlungen der Gläubigen erhebe. Meine Tage sind gezählt, und außer dieser Freude gibt es keine Freude für mich. O wie ich mich darnach sehne, die Freunde vereint zu sehen gleich einer Kette schimmernder Perlen, gleich dem leuchtenden Siebengestirn, gleich den Strahlen der Sonne und gleich den Gazellen auf einer Wiese! Die Nachtigall singt bedeutungsvoll, wollt Ihr nicht lauschen? Der Paradiesvogel lockt, wollt Ihr nicht hören? Der Bote des Bündnisses befiehlt euch, wollt Ihr nicht gehorchen? O, ich warte; ich warte immer auf die frohen Botschaften, daß die Gläubigen das Sinnbild der Aufrichtigkeit und Duldsamkeit sind, daß sie die Verkörperung der Liebe und Freundschaft und die sichtbaren Symbole der Einheit und Eintracht bilden. Wollt Ihr mein Herz nicht erfreuen? Wollt Ihr mein Sehnen nicht stillen? Wollt Ihr meinem Verlangen nicht nachkommen? Wollt Ihr meine Sehnsucht nicht erfüllen? Wollt Ihr meinem Ruf nicht antworten? O, ich warte, ich warte geduldig...!“ A. T. Sch.
Todestag des gesegneten Herrn Abdul Baha. [Bearbeiten]
Was waren das für schreckliche Stunden heute
Nacht am Totenbett des geliebten Meisters! Um
1 Uhr Nachts (Montag früh) wurden wir geweckt,
dem Meister gehe es sehr schlecht. Schnell gingen
wir hinunter in das jammernde Haus, an sein Lager;
ich wußte lange nicht, ob er noch in seinem Körper
weilte oder ob er hinübergegangen ist in sein Reich.
Er ist nicht mehr unter uns! Ach nein, so sollen wir
nicht sagen, sein Geist ist uns vielleicht tausendmal
näher, aber unfaßbar, unglaublich ist es, so schnell,
so unerwartet, dieser größte Verlust. Ich und alle
sind wie erstarrt. Ich weiß nichts zu sagen, weiß
nicht, was geschehen wird. Ruah Khanom sagte mir
weinend an seinem Lager, wo er still, unsagbar schön
und wie schlafend dalag, daß sie ihm noch am Abend
gesagt habe, ob ich noch einige Zeit hier bleiben
dürfe: „She may stay, she will be a beautiful teacher“
habe er geantwortet. Ich weiß aber nicht,[Seite 156]
was nun wird; das Herz, das Haupt, der Geist dieser
Stadt, dieses Landes, unserer ganzen Welt weilt
nicht mehr in einem menschlichen Körper! Wenn
euch dieser Brief erreicht, ist die Trauerbotschaft
längst über die ganze Welt gegangen... Wir stehen
im Geist dessen, der sein Leben opferte, das ein
Martyrium war von der ersten bis zur letzten Minute
für uns und die Welt, der jetzt erlöst ist von
seinen Leiden und eingegangen ist zur ewigen Herrlichkeit... Freitag und Samstag hatte der Meister
Fieber, Samstag war es schlimmer, Sonntag wieder
ganz gut. Die Todesursache ist nicht bekannt, wohl
Schwäche. Eine halbe Stunde vor seinem Tode
etwas Atembeschwerden. Er sagte kurz vor dem
Hinüberschlafen seiner Tochter, daß er hinübergehen
werde.
Bei Abdul Bahal [Bearbeiten]
Ich hoffe, daß eine große Liebe unter euch zustande kommt und dieselbe sich von Tag zu Tag vergrößert.
Ich habe euch hierher gerufen, euch zu sagen, daß ihr euch im Königreich Gottes versammeln und euch untereinander sehr, sehr lieben sollt. Liebt ihr euch untereinander, wie ihr sollt, so ist es gerade so, als liebet ihr mich. Je mehr ihr euch untereinander liebet, desto näher seid ihr mir. Ich gehe von dieser Erde, aber die Liebe bleibt, und ich hoffe, daß ihr die Ursache sein werdet, diese große Liebe unter den Menschen zu verbreiten und ihr durch den Beistand Gottes befähigt werdet, in dieser Welt seine Liebe zu festigen. Baha’o’llah erduldete alle diese Kümmernisse und Leiden, nur um die Liebe in diese Welt zu tragen. — —
Eine Besucherin sagte: Ich wünschte, ich könnte gleich dieser Rose süße Düfte verbreiten.
Abdul Baha antwortete: Man sollte noch mehr sein, als diese Rose, denn ihr Duft währt nur kurze Zeit, dann verwelkt sie, aber kein Winter hat Einfluß auf eine geistige Rose.
Eine andere Dame sagt: Wenn es nur möglich wäre, hinaus zu gehen, um das, was wir in Akka erhalten haben, zu verbreiten.
Abdul Baha: Wie ich zuvor gesagt habe: Erst ist der Mensch ein Schüler, dann wird er ein gelehrter Mann und zuletzt ein Lehrer. Zuerst ist er ein Patient und muß vollkommene Gesundheit erhalten, dann erst wird er ein Arzt. Was ich wünsche, ist, daß diejenigen, welche das Königreich erreicht haben, Aerzte werden, da alle Menschen in der Welt krank sind und des Arztes bedürfen, auf daß sie durch dessen Hilfe von ihren geistigen Krankheiten geheilt werden. — — —
Das Leben der Menschen ist nicht nur für diese Erde, deshalb muß der Lebensbaum eines jeden Menschen Frucht hervorbringen und wird, wenn er keine Frucht bringt, abgehauen und verbrannt, da er für andere Zwecke nutzlos ist.
Was ist die Frucht des menschlichen Baumes? Sie ist die Liebe Gottes und die Liebe zur Menschheit, die darin besteht, allen Menschen auf Erden in Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit Gutes zu erweisen, die Verehrung Gottes und die Erziehung der Seelen.
— — — Es ist sicher, daß ihr für diese Sache viele Trübsale erdulden werdet, es werden sich große Hindernisse euch in den Weg stellen, und viele Schwierigkeiten werdet ihr zu überwinden haben; aber all diesem müßt ihr entgegentreten, alle Differenzen und Meinungsverschiedenheiten unter euch aufgeben und für ein und dasselbe Ziel arbeiten. Stattet euch aus mit göttlichen Eigenschaften, auf daß ihr durch das Wort Gottes unterstützt werdet und Gottes Gnade auf euch herniederkomme. Wisset, daß ihr dieses ohne die Hilfe des heiligen Geistes nicht erreichen werdet.
Die Macht des Wortes Gottes wird nur durch selbstlose, reine Absichten angezogen.
Ihr müßt euch gänzlich von eurer Selbstsucht befreien und euch frei machen von alten Vorurteilen und Ansichten, sonst könnt ihr nie ganz aufrichtig für die Sache eintreten. Um fähig zu sein, dies zu tun, müßt ihr euch ganz aufopfern und kein Verlangen nach Ruhe und Bequemlichkeit haben; sogar euer Glück und Vergnügen müßt ihr opfern.
Ihr müßt Leiden und Trübsale erdulden
und müßt es ertragen, daß die Menschen
euch feindlich gegenüberstehen.
Ja, es ist sogar möglich, daß eure Verwandten
sich gegen euch auflehnen. Ihr[Seite 157]
müßt aber standhaft und fest bleiben,
und wenn ihr es bleibt, dann seid versichert,
daß ihr triumphieren und die
Ursache zur Einigkeit für die Menschheit
sein werdet. Ihr müßt imstande sein,
alles aufzugeben.
Auch Christus sagte zu einem reichen Manne: „Gehe hin und gib alles auf, was du hast, und nimm Dein Kreuz auf Dich und folge mir nach.“ Dieser Ausspruch Christi bezeugt, daß, wenn man nicht von allem befreit ist, man kein wahrer Nachfolger von ihm sein kann.“
3. Juli 1909.
Matth. 10, V. 8 steht geschrieben : Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch. Das bedeutet, daß der Mensch die Gnaden des Königreichs Gottes umsonst erhält; darum müßt ihr sie auch andern so geben, wie ihr sie empfangen habt, also keine Belohnung oder Entschädigung von den Menschen erwarten; ihr müßt Gott um Belohnung bitten. Eine große Anzahl der Gläubigen hat mit vielen Schwierigkeiten das Königreich Gottes erreicht, sie gaben viel auf, um zu diesem Ziel zu kommen.
Der gesegnete Bab und Baha’o’llah waren die Nächsten Bringer dieses Königreichs. Sie vermittelten dasselbe, obwohl sie viele Schwierigkeiten und Trübsale zu erdulden hatten, den Menschen. Der gesegnete Bab gab seine Brust viel hundert Kugeln preis; Baha’o’llah verbrachte fast sein ganzes Leben im Gefängnis, aber die Geliebten Gottes gelangten durch Hingabe ihres Lebens, durch Leiden und Unterdrückung zum Königreich. Ihr Haus und ihre Ehre wurde vernichtet, ihr sämtliches Eigentum wurde beschlagnahmt, ihre Familie und ihre Kinder gefangen genommen, und zum Schluß wurden sie gemartert und getötet.
Jetzt bedenket, wie schwer es für diese Menschen war, das Königreich zu erreichen. Trotzdem haben sie alles geopfert und ihr habt dasselbe umsonst erhalten. Dies ist die Bedeutung dessen, was Christus meinte, und der Zweck dieser Erklärung ist, euch zu ermutigen, nötigenfalls das Königreich mit ebensoviel Schwierigkeiten und Opfern zu erreichen wie jene; denn es ist möglich, daß auch ihr viele Trübsale und Schwierigkeiten erdulden müßt. Die Menschen werden euch beschuldigen, verklagen und kränken, aber ihr müßt Festigkeit und Standhaftigkeit beweisen. Würden keine Prüfungen und Trübsale sein, so würde nichts Großes vollbracht werden. Wenn aber Prüfungen kommen, dann werden viele sich vervollkommnen, und das sind diejenigen, die aufrichtig gläubig und fest in der Sache sind. Diese werden vorwärtsschreiten; die andern aber, welche schwach sind, werden, wenn sie verschont werden, zurückbleiben.
Wahrlich von den ersten Tagen meinen Kindheit an habe ich mich selbst dem Dienst Abbas gewidmet und alle Schwierigkeiten und Trübsale erduldet, zu denen auch meine lange Gefangenschaft gehört. Für die Grundlegung der Einigung der Menschen und aller Religionen und Glaubensbekenntnisse der Welt habe ich gewirkt; denn unter ihnen ist Haß und Streit, und wäre es möglich, so würden sie sich gegenseitig töten. Jede Sekte behauptet, im Einklang mit dem Worte Gottes zu sein und glaubt, daß ihre Lehre mit demselben übereinstimme. Aber das göttliche Wort soll die Menschen zur Einigkeit und Harmonie führen, soll-Leben gebend und nicht Tod bringend sein. Die göttlichen Lehren sind eine Macht, welche die Herzen und alle die verschiedenen Religionen und Nationen gegenseitig anziehen und vereinigen soll.
Bezüglich der verschiedenen Religionen, findest du also, daß sie sich gegenseitig hassen. Ihr aber sollt alle Religionen und Nationen lieben und ihre Vertreter nicht als Fremde, sondern als Glieder der ganzen Menschheitsfamilie und eurer eigenen Familie betrachten.
Baha’o’llah sagte: Ihr seid alle Zweige
eines Baumes und Blätter eines Zweiges,
das heißt: Ihr sollt alles, was Streit
und Unfriede verursacht, vermeiden. Betrachtet
jeden Einzelnen, gleichviel von
welcher Nation oder Religion er ist, als
einen von eurer Familie, verkehrt mit
ihm in Liebe und Harmonie; seid nicht
die Ursache des Kummers und des Verdrusses
für irgend jemand. — Behalte deine
Sorgen für dich selbst und erfreue
alle Herzen, sogar die deiner Feinde,
sei aufrichtig gegen alle Menschen, ohne
Unterschied der Parteien und Nationen
und handle gegen sie in Liebe und Treue.
Nimm das Vermögen anderer mehr in
acht, als dein eigenes, tue niemanden,
auch wenn man dir Feindseligkeit zeigen[Seite 158]
sollte, Böses. — Wenn ihr so handelt, seid
ihr wahre Bahais. Seid demütig und versucht,
euch immer zu beherrschen, befolgt
die Vorschriften Gottes und handelt,
wo ihr auch seid, nicht nach euren
eigenen Wünschen und Begierden,
damit ihr würdig seid, Gottes Hilfe zu
erhalten.
Seid versichert, daß viele euch verfluchen und anklagen werden; sie werden euch feindlich gesinnet sein und euch auf alle Weise verletzen, ja selbst soweit gehen, daß sie euer Blut vergießen.
Seid aber trotzdem achtsam, daß ihr nicht für irgend jemand die Ursache des Kummers werdet, nicht einmal durch ein Wort; tut nichts, was jemanden Kummer bereiten oder ihn verletzen könnte. — —
Miss K. führt die Worte an: „Ich esse nicht, aber mein Herr gibt mir Speise.“
Abdul Baha sagte: „Ich bin die Speise.“
Miss K.: Das klingt ähnlich, wie Jesus sprach.
Abdul Baha sagte: Jesus war das Brot, das vom Himmel kam, ich aber bin die Speise, die durch die gesegnete Schönheit zubereitet wurde.
Die zwei Klassen der Propheten. [Bearbeiten]
Frage: Wie vielerlei Propheten gibt es?
Antwort: Im allgemeinen unterscheidet man zwei Arten von Propheten. Die einen sind die unabhängigen Propheten, welche eine Nachfolgerschaft bekommen und die anderen sind die abhängigen, welche selbst Nachfolger sind.
Die unabhängigen Propheten sind die Gesetzgeber und Gründer von einem neuen Zyklus. Ihr Erscheinen bewirkt, daß die Welt ein neues Gewand anzieht, die Fundamente der Religion werden neu gelegt und ein neues Buch wird geoffen bart. Ohne einen Vermittler empfangen sie Gaben von der Wirklichkeit der Gottheit, und ihre Erleuchtung ist eine himmlische Erleuchtung. Sie sind gleich der Sonne, welche von sich aus Licht gibt und das Licht nicht von einem anderen Stern empfängt. Sie sind die Quellen der himmlischen Gaben und die Spiegel der göttlichen Wirklichkeit.
Die anderen Propheten sind Nachfolger und Verbreiter der Lehre der ersteren; sie sind Zweige, welche nicht unabhängig sind. Sie empfangen die Gaben von den unabhängigen Propheten, und das Licht der Führung von den universalen Propheten kommt ihnen zu gut. Sie sind gleich dem Mond, welcher nicht von sich aus leuchtet, sondern sein Licht von der Sonne empfängt.
Manifestationen universaler Art sind z.B. Abraham, Mose, Christus, Mohammed, der Bab und Baha’o’llah. Aber die anderen, welche nur Nachfolger und Verbreiter sind, sind beispielsweise David, Jesaias, Jeremias und Ezechiel. Denn die unabhängigen Propheten sind Gründer; sie setzen eine neue Religion ein und machen aus den Menschen neue Kreaturen; sie verändern die allgemeine Moral, verbreiten neue Gebräuche und Regeln und erneuern die Gesetze. Ihr Erscheinen gleicht der Frühlingszeit, welche die Erde in ein neues Gewand kleidet und ihr neues Leben gibt.
Die zweite Art von Propheten, die Nachfolger der ersten, verbreiten das Gesetz Gottes, sie machen die Menschen mit der Religion Gottes bekannt und verkündigen sein Wort. Von sich aus haben sie keine Macht, ausgenommen die, welche sie von den unabhängigen Propheten empfangen.
Frage: Zu welcher Kategorie gehören dann Buddha und Confucius?
Antwort: Buddha setzte auch eine neue Religion ein, und Confucius erneuerte die guten alten Sitten und Tugenden; aber ihre Institutionen wurden gänzlich zerstört. Der Glaube und die Riten der Buddhisten und der Anhänger von Confucius blieben nicht im Einklang mit ihren ursprünglichen Lehren. Der Gründer des Buddhismus war eine wundervolle Seele. Er stellte die Einheit Gottes fest, aber später verschwanden die ursprünglichen Prinzipien seiner Lehren gänzlich und allerlei Gebräuche und Zeremonien kamen auf und verbreiteten sich, bis sie zuletzt in der Anbetung von Bildern und Statuten endigten.
Denket nun über folgendes nach:
Christus wies häufig darauf hin, daß
die zehn Gebote des Pentateuchs befolgt
und aufrecht erhalten werden sollen. [Seite 159]
Unter diesen zehn Geboten befindet sich
eines, in welchem gesagt ist: „Du sollst
dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis
machen, weder des, das oben im Himmel,
noch des, das unten auf Erden, oder
des, das im Wasser und unter der Erde
ist. Bete sie nicht an und diene ihnen
nicht.“ Gegenwärtig sind aber in manchen
christlichen Kirchen viele Bilder
und Gleichnisse zu sehen. Daher ist es
einleuchtend und klar, daß die Religion
Gottes ihre ursprünglichen Prinzipien
unter den Menschen nicht beibehalten
hat, sondern, daß sie allmählich verändert
und abgeändert wurden, bis sie
endlich ganz und gar zerstört und vernichtet
waren. Deswegen wurde die Manifestation
erneuert und eine neue Religion
eingesetzt. Wenn die Religionsprinzipien
nicht verändert und abgeändert
worden wären, dann würde kein
Bedürfnis vorliegen, sie zu erneuern.
Im Anfang steht der Baum in vollkommener Schönheit und voll Blüten und Früchten da, aber zuletzt wird er alt und unfruchtbar, er verwittert und verfällt. Dies ist der Grund, warum der rechte Gärtner immer wieder einen jungen Baum von derselben Art pflanzt, welcher wächst, sich von Tag zu Tag besser entwickelt und einen immer grösseren Schatten im Garten verbreitet und herrliche Früchte trägt. So ist es auch mit den Religionen: im Laufe der Zeit verändert sich ihre ursprüngliche Grundlage, die Wahrheit der Religion Gottes verschwindet gänzlich und der Geist der wahren Religion ist nicht mehr zu finden; Ketzerei tritt zu Tage und die Religion wird wie ein Körper ohne Seele. Aus diesem Grunde muß sie erneuert werden.
Die Buddhisten und die Anhänger von Confucius beten jetzt Bilder und Statuen an. Sie beachten die Einheit Gottes in keiner Weise und glauben, wie die alten Griechen, an eingebildete Götter. Aber im Anfang war dies nicht so, da hatten sie gute Prinzipien und Verordnungen.
Bedenkt ferner, wie viele die Prinzipien der Religion Christi vergessen haben und wie viele Abweichungen aufkamen. Z. B. Christus verbot seinen Nachfolgern Rache und Körperverletzung; er gebot ihnen, daß sie denen, die ihnen Unrecht und Böses tun, Wohltaten und Barmherzigkeit erweisen sollen. Aber wie viele blutige Kriege wurden schon zwischen den christlichen Nationen ausgefochten, wie viele Unterdrückungen und Greueltaten wurden verübt, und wie viel Raubgier und Blutdurst ist unter ihnen zu finden. Viele dieser Kriege wurden sogar im Namen der Religion geführt. Es ist also augenscheinlich und klar, daß die Religionen in den vergangenen Zeiten gänzlich verändert wurden; und deshalb wurden sie erneuert.
Die Gottheit kann nur begriffen werden durch die göttliche Manifestation. [Bearbeiten]
Frage: Welche Verbindung hat die Wirklichkeit der Gottheit mit den göttlichen Offenbarungen (Manifestationnen?)
Antwort Abdul Bahas: Wisset, daß
die Wirklichkeit der Gottheit oder die
einheitliche Wesenheit reine Heiligkeit
ist, d. h., daß sie geheiligt und erhaben
ist über alles Lob. Alle Vorstellung von
den höchsten Eigenschaften und der Existenz
Gottes ist menschliche Einbildung.
Die Wirklichkeit der Gottheit ist unsichtbar,
unbegreifbar, unnahbar, ein
reines Wesen, das nicht beschrieben werden
kann, denn die göttliche Wesenheit
umgibt alle Dinge. Das, was umgibt, ist
aber größer als das, was umgeben wird;
und das was umgeben wird, kann nicht
das in sich fassen, durch was es umgeben
wird, noch kann es seine Wirklichkeit
begreifen. Der menschliche Geist mag
Fortschritte machen, so viel er will, und
wenn er den höchsten Grad der Fassungskraft
und die äußerste Grenze des
Verständnisses erreicht, so sieht er doch
die göttlichen Zeichen und Eigenschaften
nur in der erschaffenen Welt, aber nicht
in der Welt Gottes. Denn die Wesenheit
und die Attribute des einzigen Allmächtigen
befinden sich auf den Höhen der
Heiligkeit und Erhabenheit und für den
menschlichen Geist und den menschlichen[Seite 160]
Verstand gibt es keinen Weg, auf
dem er diese erhabene Position erreichen
könnte. „Der Weg ist verborgen, und
das Suchen ist verhüllt.“
Es ist klar, das das menschliche Begriffsvermögen eine Eigenschaft des Menschen ist, und daß der Mensch ein Zeichen (Werk) Gottes ist. Wie kann nun eine Eigenschaft des Zeichens den Schöpfer der Zeichen erfassen? Das heißt: Wie kann der Verstand, welcher eine Eigenschaft des Menschen ist, Gott begreifen? Folglich ist die Wirklichkeit der Gottheit der menschlichen Fassungskraft verborgen und vor der Vernunft aller Menschen verhüllt. Es ist absolut unmöglich, sich zu dieser Höhe zu erheben. Wir sehen also, daß alles, was niederer ist, unfähig ist, die Wirklichkeit dessen zu erfassen, was höher ist. Der Stein, die Erde, der Baum mögen sich entwickeln so viel sie wollen, es wird ihnen trotzdem sie alle gleich erschaffen sind, doch nie gelingen, die Wirklichkeit des Menschen zu begreifen oder sich die Kräfte des Gesichts, des Gehörs und der anderen Sinne vorzustellen. Wie kann daher der Mensch, das Geschöpf, die Wirklichkeit der reinen Wesenheit (den Schöpfer) verstehen? Diese Ebene der Erkenntnis ist unerreichbar für den Verstand; keine Erklärung ist zulänglich, um sie zu erfassen, und es gibt keine Macht, welche sie auch nur andeuten könnte. Was ist ein Stäubchen gegenüber der ganzen Welt und was für eine Beziehung besteht zwischen dem begrenzten menschlichen Geist und dem unendlichen Weltall? Der menschliche Geist ist unfähig, Gott zu erfassen, und die Seelen werden verwirrt, wenn sie versuchen, ihn zu erklären. „Die Augen sehen Ihn nicht, aber Er sieht die Augen. Er ist der Allwissende, der Weise.“ (Koran S. 6.)
Für diese höchste Existenz ist daher jede Darstellung und Erklärung mangelhaft, jede Lobpreisung und jede Beschreibung ist unzureichend, jede Vorstellung ist eitel und jede Betrachtung ist unzulänglich. Aber für dieses Wesen der Wesen, für diese Wahrheit der Wahrheiten, für dies Geheimnis der Geheimnisse gibt es in dieser Welt Wiederspiegelungen, Erscheinungen und Ebenbilder. Die Dämmerungsorte dieses Lichtes, der Ort dieser Widerspiespiegelungen und die Erscheinung dieser Manifestationen sind die heiligen Ausgangspunkte, die universalen Wirklichkeiten und die göttlichen Wesen, welche die wahren Spiegel des heiligen Wesens Gottes sind. Alle Vollkommenheiten, alle Gaben, alle Herrlichkeit, die von Gott kommt, sind in der Wirklichkeit der heiligen Manifestationen sichtbar, gleich der Sonne, welche in einem reinen, polierten Spiegel in all ihrer Vollkommenheit und Wohltat widergespiegelt wird. Wenn nun gesagt wird, die Spiegel seien die Manifestation der Sonne, und die Ausgangsorte der aufgehenden Sterne, so ist damit nicht gemeint, daß die Sonne von ihrer erhabenen Höhe herabgestiegen und in dem Spiegel verkörpert sei, noch daß die unbegrenzte Wirklichkeit auf diesen Ort der Erscheinung beschränkt sei, da sei Gott vor! Dies ist der Glaube der Anhänger des Anthropomorphismus, d. h. Vermenschlichung der Gottheit. Nein, alle Beschreibungen und Verherrlichungen beziehen sich auf die heiligen Manifestationen. Das heißt, alle Beschreibungen, Eigenschaften und Namen, welche wir erwähnen, fallen auf die göttlichen Manifestationen zurück: denn dadurch, daß noch niemand zu der Wirklichkeit der Gottheit gelangt ist, ist auch niemand imstande, sie zu beschreiben, zu erklären oder richtig zu verherrlichen. Alles das, was der Mensch von den Namen, Eigenschaften und Vollkommenheiten Gottes weiß, entdeckt und versteht, bezieht sich daher auf diese heiligen Manifestationen. Es gibt keinen anderen Zugang zu Gott, denn „der Weg ist verborgen, und das Ziel ist verhüllt.
Aber trotz alledem sprechen wir von
den Namen und Eigenschaften der göttlichen
Wirklichkeit, und wir preisen sie
dadurch, daß wir ihr Gesicht, Gehör,
Macht, Leben und Weisheit zuschreiben.
Wir benützen diese Namen und Eigenschaften
nicht, um die Vollkommenheit
Gottes zu beweisen, sondern um in Abrede
zu stellen, daß er der Unvollkommenheit
fähig wäre. Wenn wir uns in
dieser Welt umsehen, so finden wir, daß
Unwissenheit gleich bedeutend ist mit
Unvollkommenheit und daß Wissen Vollkommenheit
ist; deshalb sagen wir
das heilige Wesen Gottes sei Weisheit.
Schwachheit ist Unvollkommenheit, und
Kraft (oder Macht) ist Vollkommenheit;
daher sagen wir, das. heilige Wesen[Seite 161]
Gottes sei höchste Kraft oder Macht.
Damit ist nicht gesagt, daß wir sein
Wissen, sein Sehen, seine Macht und sein
Leben begreifen können, denn dies alles
steht hoch über unsrer Erkenntnis. Die
wesentlichen Namen und Eigenschaften
Gottes sind identisch mit seiner Wesenheit
und sein Wesen steht hoch über
unserer Fassungskraft.
Demgemäß beziehen sich alle diese Eigenschaften, Namen und Lobpreisungen auf die Manifestationen und alles das, was wir uns außer diesen denken und voraussetzen, ist weiter nichts als Einbildung; denn wir haben keine Mittel, durch die wir imstande wären, das, was unsichtbar und unerreichbar ist, zu begreifen. Deshalb ist gesagt: „Alles das, was du dir durch die Einbildung in scharfsinnigen, geistigen Bildern ausgemalt hast, ist weiter nichts als eine Schöpfung gleich dir selbst und kehrt wieder zu dir zurück.“ Wenn wir uns die Wirklichkeit der Gottheit vorstellen wollen, so ist es klar, daß diese Einbildung das Umgebene ist, und wir sind die Umgebenden, und es ist sicher, daß das, was umgibt, größer ist als das, was umgeben wird. Von diesem Standpunkt ausgehend ist es daher augenscheinlich und gewiß, daß es bloße Einbildung ist, wenn wir uns eine göttliche Wirklichkeit außerhalb der heiligen Manifestationen denken wollen; denn der Weg, der uns direkt zur Erkenntnis der Wirklichkeit der Gottheit führt, ist uns abgeschnitten, und alles, was wir uns selbst einbilden, ist nur Vermutung.
Bedenket, wie viele Völker der Welt Einbildungen anhängen und die Götzen ihrer Gedanken und Mutmaßungen anbeten. Sie sind sich dessen nicht bewußt; sie glauben, ihre Einbildungen seien die Wirklichkeit, welche nicht im entferntesten begriffen werden kann, und welche erhaben ist über alle Beschreibung. Sie betrachten sich selbst als das Volk des einigen Gottes und die anderen als Götzenanbeter. Die Götzenbilder der Heiden haben wenigstens eine materielle Existenz, während die Götzen der Gedanken und der Einbildungen der Menschen nichts sind als ein Phantasiegebilde; sie haben nicht einmal eine materielle Existenz. Sei du gewarnt, der du Erkenntnis besitzest! Wisse, daß die Eigenschaften der Vollkommenheit, der Glanz der göttlichen Gaben und das Licht der Inspiration in allen heiligen Manifestationen augenscheinlich und sichtbar sind; aber das herrliche Wort Gottes (der Logos), Christus, und der größte Name, Baha’o’llah, sind Manifestationen und Beweise, welche über der Einbildung stehen; denn sie besitzen alle Vollkommenheit, welche die anderen Manifestationen von ihnen abhängig machen. So waren beispielsweise alle Propheten Israels Mittelpunkte der Inspiration; aber welch ein Unterschied besteht zwischen der Inspiration des Wortes Gottes (in Christus und Baha’o’llah) und den Offenbarungen von Jesaia, Jeremia und Elia!
Bedenket, daß das Licht der Ausdruck der Vibrationen des Aethers ist; die Augennerven werden beeinflußt durch diese Schwingungen, wodurch das Sehvermögen entsteht. Das Licht der Lampe verdankt seine Existenz der Vibration der ätherischen Materie, ebenso das Licht der Sonne; aber welch ein Unterschied besteht zwischen dem Licht der Sonne und dem der Sterne oder dem der Lampe!
Der Geist erscheint und offenbart sich im embryonalen Zustand und ebenso in der Kindheit und Reife des Menschen, wo er sich in einem Zustand der Vollkommenheit zeigt. Der Geist ist ein und derselbe, aber in dem unentwickelten Zustand mangelt ihm das Gesicht und das Gehör. In dem Zustand der Reife und Vollkommenheit dagegen erscheint er im höchsten Glanze. In derselben Weise besteht ein Unterschied beim vegetabilen Leben; im Zustand des Samens, der Blätter und der Frucht. Die Kraft des Wachstums erscheint in äußerster Vollkommenheit; aber welch ein Unterschied besteht zwischen dem Zustand der Blätter und dem der Früchte! Denn von einer Frucht können 100 000 Blätter hervorgehen, obgleich beides durch denselben vegetabilen Geist gewachsen ist und sich entwickelt hat. Beachtet den Unterschied, welcher besteht zwischen den Tugenden und Vollkommenheit Jesu Christi und Baha’o’llah’s und den Eigenschaften der Propheten Israels, wie Ezechiel oder Samuel. Sie alle waren Öffenbarer der göttlichen Inspiration, aber zwischen ihnen besteht ein unendlicher Unterschied.
Wenn die Eigenschaften nicht identisch
sind mit der Wesenheit, dann wäre
eine Verdopplung des Ewigen nötig, und[Seite 162]
es würde somit ein Unterschied zwischen
den Attributen und der Wesenheit Gottes
bestehen. Da aber eine Präexistenz
notwendig ist, so müßte die Reihe der
Präexistenzen unendlich werden und das
wäre ein offenbarer Irrtum.
Mein Gruß sei mit Euch!
(Aus „Some answered questions“, London 1908)
Abdul Baha arı Mrs. Stannard [Bearbeiten]
„Weihe deine ganze Zeit dem Dienste des Königreichs Gottes und der Verbreitung seiner Prinzipien. Laß die Verbreitung des Wortes Gottes deine eigenste und höchste Angelegenheit sein. Du wirst immer umgeben sein von den unsichtbaren Engeln der Bestätigung, und sie werden dir immer zur Hilfe kommen. Wo immer du eine Versammlung betrittst, da erhebe deine Stimme und sage:
„O ihr Gläubigen Gottes? Dieser Tag ist der Tag eurer Anziehung. Dieser Tag ist der Tag, in welchem ihr die Düfte Gottes verbreiten sollt! Dies ist der Tag, an dem ihr das Banner des Königreichs Abhas entfalten müßt! Dies ist der Tag des Friedens und der Harmonie! Dies ist der Tag, an dem die Einheit des Menschengeschlechts verkündet wird! Dies ist der Tag der Vergebung und Barmherzigkeit! Dies ist der Tag der Wahrheit ei Gerechtigkeit! Dies ist der Tag der Ruhe und Glückseligkeit! Dies ist der Tag der Erweckung und Erleuchtung! Vergeudet eure, kostbare Zeit nicht damit, daß ihr Fehler an einander suchet und einander verleumdet. Reinigt den Spiegel eures Herzens von dem Schmutz der menschlichen Schwächen. Wenn ihr lebt wie die andern, worin unterscheidet ihr euch dann von ihnen? Baha’o’llah hat euch auf eine solch erhabene Höhe wahrer Gedanken berufen, daß der Ausblick von ihr erschreckend wirkt. Er hat euch nicht erwählt, daß ihr mit Wasser und Staub zufrieden sein sollt.“
Du mußt in einem solch geistigen Zustand leben, daß schon deine bloße Anwesenheit in den Versammlungen auf die Zuhörer mächtig wirkt und in ihren Herzen das Feuer der Liebe Gottes ententzündet wird. Stärke deinen Trieb, für die große Sache zu arbeiten, weitere deine Ideale. Breite die Schwingen des Mitleids über alle Regionen der Erde aus.
Wenn gewisse Leute zu dir kommen, um sich über andere zu beklagen, dann höre nicht auf sie; laß sie nicht die Fehler anderer in deingr Gegenwart ausschwatzen. Sage ihnen: Ich kam hieher, um die Menschen zum Königreich Abhas einzuladen, um euch zu Einigkeit und Harmonie aufzufordern, um die Toten zu erwecken, um diejenigen, welche unachtsam sind, achtsam zu machen, um die Schlafenden zu erwecken, um den vermoderten Gebeinen neues Leben einzuhauchen und um die Posaune der Auferstehung ertönen zu lassen. Freunde, es ist die höchste Zeit für euch, böse Nachreden und unfruchtbare Gerüchte beiseite zu lassen. Mit solchem Tun ist Gott nicht zufrieden, und die Menschen sind damit auch: nicht befriedigt. Eure Zeit ist zu kostbar, um mit solch nichtigen Dingen verbracht zu werden. Ihr seid zum Bild und Gleichnis Gottes erschaffen. Euer Erst-Geburtsrecht ist mehr wert als die Schätze aller Kaiser. Erhebet euch mit Herz und Seele und laßt diese goldenen Tage nicht ohne Resultate dahinschwinden. Dieser Tag ist der Tag des Glanzes der Sonne der Wirklichkeit! Dieser Tag ist der Tag des Herrn des Königreichs! Dieser Tag ist der Tag des Glanzes der herrlichen Verheißungen! Dieser Tag ist der Tag der Freude und des herrlichsten Wohlgeruchs.“
Kleinliche Streitereien und Eifersüchteleien bringen den Menschen dahin, daß er alle Spuren der Geistigkeit verliert, sie schließen ihn aus von der göttlichen Begleitung durch die unsichtbaren Engel; durch sie wird er untergetaucht in die See der Einbildungen; durch sie wird er kalt und pessimistisch und gerät in die Tiefen der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Du sollst auf niemand hören, der über ein anderes spricht, denn sobald du auf den einen hörst, mußt du auch auf den andern hören, und so wird der Kreis endlos vergrößert.
Deshalb sage ihnen: O Freunde! Laßt uns zusammenkommen und alle unsere eigenen Gedanken vergessen, laßt uns in völliger Harmonie sein, unsere Stimmen erheben und allesamt ausrufen: „Ya Baha El Abha.“
Übers, von W. Herrigel.
Aus dem Leben und den Lehren Abbas Eifendis. [Bearbeiten]
2. Kapitel (Schluss).
„Ich habe schon gesagt, daß mein Bruder mit inniger Liebe an dem Vater hing, und diese Anhänglichkeit schien sich mit den Jahren noch zu vergrößern. Nach des Vaters Weggang überfiel ihn eine große Verzagtheit. Er beabsichtigte auch wegzugehen, und wenn wir nach ihm suchten, fanden wir ihn oft in Tränen, ja er versank zuweilen in einen tiefen Schmerz, daß ihn niemand zu trösten vermochte. Seine Hauptbeschäftigung zu jener Zeit war das Abschreiben und das Auswendiglernen von Tablets des Bab. Die Kindheit und Jugend meines Bruders war in jeder Beziehung ungewöhnlich. Er machte sich nichts aus dem Spiel und den Zerstreuungen anderer Kinder. Er besuchte keine Schule noch verlangte er nach Studium. Das Reiten war sein einziger Zeitvertreib, den er liebte, worin er sich große Gewandtheit aneignete, und als sehr guter Reiter galt.
„Nach meines Vaters Abreise vergingen viele Monate, er kam nicht zurück, noch hatten wir weder direkt noch indirekt Nachricht von ihm. Wir waren in großer Sorge und stellten ständig Nachforschungen an und hofften irgend ein Gerücht zu hören, das uns auf seine Spur führen möchte.
„Es lebte ein alter Mediciner in Bagdad, der unser ärztlicher Berater und Freund zugleich war. Er hatte viel Zuneigung zu uns und unternahm von sich aus Nachforschungen nach meinem Vater. Er glaubte endlich eine Spur von ihm in einer bestimmten Oertlichkeit gefunden zu haben, ferne von Bagdad im Gebirge, und pflegte daraufhin alle Leute, die er traf aus jener Gegend, nach einem solchen Mann zu fragen. Diese Nachforschungen blieben lange erfolglos bis endlich ein Reisender, dem er meinen Vater beschrieb, sagte, daß er von einem Manne, auf den diese Beschreibung wohl passen könne, gehört habe, der offenbar von hohem Rang sei, sich jedoch einen Derwisch nenne, und in den Höhlen des Gebirgs lebe. Wie er sagte, sei er als ein Weiser bekannt, der mit großem Nachdruck über religiöse Dinge rede und dem die Menschen, die ihn hören, nachfolgen müssen; er aber wolle allein sein und habe daher seinen Aufenthaltsort in eine Höhle einer andern Gebirgsgegend verlegt. Ferner berichtete er, daß ein Knabe, der eine Dorfschule besuchte, Prügel bekommen habe und weggeschickt worden sei, wegen fehlerhafter Schrift. Während er weinend vor dem Schulzimmer stand, sei dieser hl. Mann vorüber gekommen und habe nach seinem Kummer gefragt. Als der Kleine seinen Schmerz berichtet hatte, sagte der Derwisch zu ihm: „Sei nicht traurig, ich will dir andere Buchstaben aufsetzen und dir zeigen wie man gut schreibt!“ er nahm die Tafel des Knaben und schrieb einige Wörter in wundervoller Schrift. Das Kind war überglücklich, er zeigte seine Tafel voll Stolz, da er nun einen bessern Lehrer hätte als früher in der Schule; die Leute waren darüber erstaunt, da Derwische meist ungelehrt sind. Daraufhin folgten sie dem Derwisch nach, der, da er zu beten und in der Einsamkeit zu meditieren wünschte, diesen Ort mit einem anderen vertauschte.
„Als wir dies hörten, waren wir überzeugt, daß dieser Derwisch wirklich unser Geliebter sei. Doch da sich uns kein Beförderungsmittel bot, irgend eine Nachricht an ihn zu senden, oder weiteres von ihm zu hören, waren wir überaus traurig.
„Es lebte in Bagdad ein aufrichtiger Babi, ein früherer Schüler von Kurratu l’Aeyn (eine für ihre Schönheit und Gelehrsamkeit berühmte Frau, die Jüngerin des Bab war und zur Märtyrerin wurde). Dieser Mann sagte uns, daß ihn keine Bande hielten, und ihm nichts am Leben liege, daß es kein größeres Glück für ihn gebe, als die Erlaubnis zu bekommen, nach ihm zu suchen, nach ihm, den alle so sehr liebten, und daß er ohne ihn nicht zurückkehren werde.
„Er war sehr arm, so: daß es ihm nicht
möglich war, sich einen Esel für die
Reise zu verschaffen, und er war ohnehin
nicht kräftig und. daher unfähig, zu
Fuß die Reise zu machen. Wir hatten
kein Geld, zu diesem Zweck noch etwas
Wertvolles durch dessen Verkauf wir[Seite 164]
uns hätten Geld verschaffen können,
außer einer einzigen Matte, auf der wir
alle schliefen. Diese verkauften wir und
kauften aus dem Erlös einen Esel für
diesen Freund, der sich nun auf die Suche
nach dem Herrn begab.
„Die Zeit verstrich, wir hörten nichts und verfielen in tieftste Niedergeschlagenheit und Verzweiflung. Endlich 4 Monate nach der Abreise unseres Freundes, kam eines Tages Kunde von ihm, daß er den nächsten Tag mit meinem Vater heimkehren werde. Die Familienmitglieder konnten an die Wahrheit dieser Kunde nicht glauben, doch schien sie meinen Bruder zu entflammen. Er frug und examinierte den Boten genau und war überaus froh. Er glaubte fest daran, daß sein Vater zurückkehren werde, aber niemand glaubte dies außer ihm. Dennoch kam mein Vater in der darauffolgenden Nacht heim. Wir erkannten ihn kaum wieder, sein Bart und sein Haar waren langgewachsen und verflochten — er war seiner Erscheinung nach wie ein wirklicher Derwisch. Das Begegnen meines Bruders mit seinem Vater, was das rührendste und ergreifendste, was ich je gesehen habe. Abbas Effendi warf sich vor ihm zu Boden, küßte und liebkoste seine Füße, weinte und schluchzte: „Warum: hast du uns verlassen, warum hast du uns verlassen?“ indes der große, seltsame Derwisch über seinem Jungen weinte. Diese Szene war von einem Eindruck, der nicht mit Worten beschrieben werden kann.
„Die Abwesenheit meines Vaters hatte über zwei Jahre gedauert. Nach seiner Rückkehr erreichte Bagdad den Ruhm, den er sich in den Bergen erworben hatte, und nicht nur die Babi, sondern auch viele andere kamen um seinen Lehren zu lauschen und noch viele mehr aus Neugier um ihn zu sehen.. Da er zurückgezogen leben wollte, waren ihm die Neugierigen eine große Plage und Störung. Dies erregte meinen. Bruder und er erklärte, daß er seinen Vater vor diesen Besuchen schützen wolle. Er schrieb zwei Plakate, eines an die Türe seines Zimmers mit der Aufschrift: „Die Fragesteller mögen sich hier melden, die aus Neugier kommen, mögen besser wegbleiben“, das andere an seines Vaters Türe mit der Aufschrift: „Laßt die Gottsucher kommen, kommen und kommen.“ Dann kündete er an, daß er alle Besuche zuerst empfangen wolle. Wenn er sah, daß es echte Wahrheitssucher waren, so führte er sie vor seinen Vater, andenfalls gestattete er ihnen nicht ihn zu sehen.
„So ging die Zeit dahin. Mein Vater lehrte viel, und seine Anhängerschaar war zahlreich. Viele darunter waren wilde, unerzogene Araber aus Irak (Persien). Alle erwiesen ihm höchste Ehrerbietung. Er wurde auch von vielen Babi aus Persien aufgesucht.
„In diesen Jahren pflegte Abbas Effendi die Moscheen aufzusuchen und mit den Doktoren (der Philosophie) und geleerten Männern zu sprechen. Sie waren erstaunt über sein Wissen und seinen Scharfsinn, und er wurde als ein junger Weiser bekannt. Sie frugen ihn: „Wer ist dein Lehrer — wer lehrte dich die Dinge, die du aussprichst?“ Seine Antwort war, daß sein Vater ihn gelehrt habe. Obgleich er nicht einen Tag die Schule besuchte, war er doch geübt in allem, was einem wohlerzogenen jungen Mann auszeichnet und der Anlaß vieler Bemerkungen derer, die ihn kannten. Seiner Erscheinung nach war mein Bruder zu jener Zeit ein auffallend gut aussehender Jüngling. Er war bekannt als einer der hübschesten jungen Leute in Bagdad.
Telegramme zwischen Stuttgart und Haifa. [Bearbeiten]
Stuttgart, 30.XL.192,
Greatest leaf Behiah Khanum Haifa!
All believers deeply moved by irrevocable los of our masters precious life we pray for heavenly protection of holy cause and promiss faithfulness and obediance to center of covenant.
Konsul Schwarz.
(Uebersetzt)
Größtes Blatt Behiah Khanum, Haifa:
Alle Gläubigen tiefergriffen durch unwiederbringlichen Verlust des wertvollen Lebens unseres Meisters beten um himmlischen Schutz für die heilige Sache und geloben Treue und Gehorsam dem Mittelpunkt des Bundes,
Konsul Schwarz.
Haifa, 5. 12. 9121.
Consul Schwarz, Stuttgart!
May his spirit assist us in serving his covenant and being united more then ever in promulgating his cause we greatly appreciate the sympathies of the friend.
Family Abdul Baha.
(Uebersetzt)
Möge sein Geist mit uns sein, um seinem Bündnis zu dienen, uns mehr denn je einigen in der Verkündigung seiner Lehre. Wir anerkennen hoch das Mitgefühl der Freunde. Familie Abdul Bahas.
Weihnachten. [Bearbeiten]
Weihnachten, das schönste und deutscheste aller christlichen Feste steht wieder vor der Tür. Glückselige, erwartungsvolle Vorfreude leuchtet aus den Augen unserer Kinder. Sie zählen Tage und Stunden, die sie noch vom hl. Abend trennen, von dem sie die Erfüllung all ihrer offenen und geheimen Wünsche erhoffen. Ach, könnten wir Alten doch auch noch so hoffnungsfroh sein! Von Jahr zu Jahr wird es uns schwerer, das freudetrunkene Weihnachtslied zu singen: „Fröhlich soll mein Herze springen!“ Es will uns scheinen, als ob die Kerzen am Christbaum nicht mehr so. hell leuchteten wie früher, als ob der ewig grüne Tannenbaum etwas von seinem Zauber-Glanz und Waldesduft eingebüßt hätte. Unsere äußerlich und innerlich so lichtarme Zeit wirft ihre dunklen Schatten auch auf den Weihnachtsbaum und den Weihnachtstisch. Wir können nicht recht froh werden, die Not unseres Vaterlandes lastet zu schwer auf uns. Ja, wir müßten geradezu verzweifeln, wenn wir nicht wüßten und glaubten, daß das innere, das ewige Licht, das von diesem Fest und dem Kind in Bethlehem ausstrahlt, durch die äußeren Zeitumstände unberührt bleibt, daß dieses Licht trotz alledem der Welt einen neuen Schein gibt, der das Dunkel durchdringt und uns einen Blick tun läßt in eine bessere Zukunft,
Und über uns Bahai strahlt noch ein besonderer Hoffnungsstern, ein herrliches Dreigestirn, dessen heller Glanz uns mit froher Zuversicht auf den endlichen Sieg des Lichts über die Finsternis erfüllen kann. In der Tat es ist so, wie Graf Tolstoi gesagt hat, nachdem er die Bahailehre kennen gelernt hatte, man möchte nicht mehr leben, wenn man nicht die Hoffnung haben könnte, daß durch diese Lehre die Menschheit von Grund aus erneuert würde.
Wir wissen, daß ein neues, mächtiges Licht in der Welt wirkt, ein Licht von solcher Kraft daß es auch die dichteste Finsternis durchbricht; wir sehen, daß der uralte Kampf zwischen den beiden Reichen in ein neues, entscheidendes Stadium eingetreten ist, daß die neue Gottesoffenbarung in Baha’o’llah, vorbereitet durch den Bab und weitergeführt durch Abdul Baha, der Morgendämmerung gleich, die Welt erhellt, daß vor diesem göttlichen Licht die Macht des Bösen weichen muß. Von diesem alten und doch wieder neuen Christuslicht wollen wir uns durchstrahlen lassen, wollen ihm unser Inneres öffnen, daß es erleuchtend, erwärmend und belebend uns durchdringt und uns zu wirklichen Kindern des Lichts (Bahai) mache, die nicht bloß Licht in sich haben, sondern auch Licht um sich verbreiten und von denen mit Recht gesagt werden kann: „Ihr seid das Licht der Welt.“
Es gehört ein großer Idealismus dazu, zu glauben, diese Menschheit, wie sie sich heute zeigt, könne umgewandelt werden zu Kindern Gottes, zu Lichtkindern, Und doch dürfen wir bei aller Finsternis, die uns umgibt, den Glauben an die weltüberwindende Kraft des Lichts, des Inbegriffs alles Reinen, Göttlichen, wahr haft Lebendigen, nicht verlieren. Ebenso wie die Finsternis in einem dunkeln Raum weichen muß, wenn ein Licht angezündet wird, so muß auch alles Böse weichen, wenn der Urquell des Guten in seiner ganzen Kraft sich über die Welt ergießt. Nur muß jedes Einzelne bereitwillig sich dem Lichte öffnen, wie die Blumenknospe der Sonne. Eine neue geistige Sonne ist für die Menschheit aufgegangen; aufs neue kommt das Licht aus dem Osten; der Christusgeist, der logos, ist wieder Fleisch geworden in Baha’o’llah. Dieser Christusgeist muß in uns Gestalt gewinnen, Christus muß in uns selbst geboren werden, das ist auch der tiefste Sinn des Weihnachtsfestes. „Daß er in dir geboren werde und daß du sterbest dieser Erde und lebest ihm, nur dieses ja ist Bethlehem und Golgatha.“ Dieses Dichterwort möge hell über unsrem Christbaum leuchten.
J.
Christbaum. [Bearbeiten]
Hörst du auch die leisen Stimmen Aus den bunten Kerzlein dringen? Die vergessenen Gebete
Aus den Tannenzweigleid singen? Hörst du auch das schüchtern frohe, Helle Kinderlachen klingen?
Schaust du auch den stillen Engel Mit den reinen weißen Schwingen? Schaust auch du dich selber wieder, Fern und fremd nur wie im Traume, Grüßt auch dich mit Märchenaugen Deine Kindheit aus dem Baume?
La sekvantan telegramon funebrigan mi vicevis hodiaŭ de Haifa: „his holiness abdul baha ascended to abha kingdom inform friends greatest holy leaf“ (traduko) „Lia moŝto Abdul Baha eniris la reĝlandon de Abhas sciigi la amikojn
La okuloj de nia amata majstro Abdul Baha fermiĝis por ĉiam. Terura bato kaj grandega doloro por ni ĉiuj; Sed lia spirito eterne vivos en kaj per ni kaj ni volas Ĵuri apud lia tombo, ke ni propagandad liajn dogmojn kaj ke ni penadu akiri ĉiam pli vastajn rondojn por lia sankta afero. Vivante laŭ tiaj prinzipoj kaj laborante en tiu ĉi sento ni honoradas plej multe la memoron da nia sinjoro kaj majstro pligrandigante samtempe la bonstaton de la homaro. En profunda funebro Albert Schwarz. |
La nuloj kiuj kaŝas la sunon de l'vereco. [Bearbeiten]
La hodiaŭa tago estas bela, la aero estas pura, la suno brilas, nek naboj, nek nebuloj malheligis ĝiajn radiojn. Belege ili en penetras ĉiujn partojn de la urbo; en sama maniero la suno de vereco eklumu la animojn de la homoj.
Kristo diris (Matth. 24, 30): „Kaj ili vidos la homfilon venantan en la nuboj de la ĉielo.“ Baha'ollah: „Kiam Kristo aperis, li aperis sur la nuboj.“ Kristo diris, (Johs. 3, 13) ke li estas veninta el la ĉielo, ke li estiĝis el Dio, kvankam li estis naskita de Maria, sia patrino. Dirante, ke li estis venanta el la ĉielo, li ne opiniis la bluan firmamenton, sed li parolis pri la ĉielo de l'reĝlando de Dio, kaj ke li malsuprenvenis de tiu ĉi ĉielo en la nubojn. Same kiel la nuboj malhelpas la sunbrilon, tiel ankaŭ la nuboj de lia homeco kaŝis la radiojn de la dieco de Kristo al la homaro.
La homoj diris: „Li estas el Nazarath, naskita de Maria, ni konis lin kaj liajn fratojn. Kion li nur opinias? Kion li diras? Ke li estiĝis el Dio?
La korpo de Kristo estis naskita de Maria el Nazareth, sed lia animo estis de Dio. La kapablecoj de lia korpo estis limigitaj, sed lia spirita forto estis gran senfina, senmezura.
La homoj parolis: „Kial li diras, ke li
estas veninta de Dio? Se ili estus komprenintaj
la realecon de Kristo, ili estus
sciintaj, ke lia homa korpo estis nubo,
kiu kaŝis lian diecon. La mondo vidis
nur lian homan staturon, kaj tial ili miris
pri la ebleco, ke li estis malsuprenveninta
de la ĉielo. Baha'o'llah parolis: „Same[Seite 167]
kiel la nuboj kaŝas al nia rigardo la sunon
kaj la firmamenton, tiel la homeco de Kristo
kaŝis al la homoj lian veran dian karakteron.“
Mi esperas, ke vi turnas vin per klaraj okuloj al la suno de l'vereco, ke vi nek rigardas la materiaĵojn de l'tero, nek ligas viajn korojn al la nevaloraj kaj pasemaj amuzaĵoj. Donigu forton de tiu suno de l'vereco, tiam la nuboj de la antaŭjuĝoj ne povas kaŝi la radiojn de tiu ĉi suno antaŭ viaj okuloj kaj ĝi jam ne estos kaŝita. Spiru la aeron de pureco. Vi ĉiuj partoprenu la diajn donacojn de la ĉiela reĝlando. La mondo ne estu por vi malhelpaĵoj, kiu kaŝas la veron antaŭ viaj okuloj same kiel la homa korpo de Kristo kaŝis liatempe lian diecon al la popolo. Vi ricevu la klaran vidkapablon de la Sankta Spirito, por ke viaj koroj estu eklumataj kaj vi estu kapablaj, rekoni la sunon de la vero, kiu trapenetras ĉiujn materiajn nubojn, kaj kies brilo superlluegas la universon.
La materiaj aferoj, ne malheligu la ĉielan lumon de la spirito, por ke vi eniru kun la infanoj de Dio per dia favoro en la eternan raglandon.
Tio estas mia preĝo por vi ĉiuj.
Religiaj antaujuĵoj. [Bearbeiten]
La fundamento de la instruoj de Baha'o'llah estas la unueco de l'homaro, kaj lia plej granda deziro estis, ke amo kaj konsento loĝu en la koroj de la homoj.
Ĉar Baha'o'llah admonis la homojn, ke ili estu forigontaj disputon kaj malharmonion, mi klarigos al vi la ĉefmotivojn pri la maltrankviliĝo inter la nacioj. La kaŭzoj estas la malĝustaj klarigoj pri la religio per ĝiaj gvidantoj kaj instruistoj. Ili kredigas al iliaj auskultantoj, ke ilia propra religio estas la sola, kiu plaĉas al Dio. Ili kredigas, ke la amanta Patro kondamnas la anojn de ĉiu alia konfeso kaj rifuzis sian favoron kaj kompaton al ili. Pro tio ekestas inter la popoloj malkontento, malŝatemo, disputo kaj malamo, Se tiuj religiaj antaŭjuĝoj povus esti forigataj, la nacioj baldaŭ ĝojus pri harmonio kaj paco.
Jam mi restadis en Tiberias, kie la judoj havas templon. Mi loĝis tie en domo kontraŭe al la templo kaj aŭdis paroli la rabenon al lia komunumo la jenon:
„Ho Judoj, vi estas vere la popolo de Dio! Ĉiuj aliaj rasoj kaj religioj estas de la diablo. Dio kreis vin, la postenlojn de Abraham kaj li benis vin. Al vi li sendis Moses, Jakob kaj Josef kaj multe da aliaj eminentaj profetoj. Jli ĉiuj apartenis al via raso.
Por vi Dio disfrakasis la potencon de Faraono kaj kaŭzis la sekigon de la ruĝa maro; por vi li malsuprensendis manaon kiel nutraĵon, kaj el la roko li fluigis akvon, por kvietigi vian soifon. Fakte vi estas la elektita popolo de Dio, vi superas ĉiujn rasojn de la tero. Ĉiujn aliajn rasojn Dio kondamnas kaj abomenas. Vi vere regos kaj subigos la mondon, kaj ĉiuj homoj fariĝos viaj sklavoj.
Ne malsanktigu vin per tio, ke vi interligas kun personoj ne apartenantoj al via religio; ne amikiĝu kun tiaj homoj.“
Kiam la rabeno estis fininta sian fluan paroeadon, liaj aŭskultantoj estis plenaj de ĝojo kaj kontento. Estas neeble, priskribi la feliĉegon de tiuj judoj.
Ho ve! Ili estas la trompitoj same al tiuj, kiuj kauzas la disiĝon kaj la malamon sur la tero. Nuntempe ankoraŭ, ekzistas milionoj da homoj, kiuj adoras idolojn, kaj la grandaj religioj de la mondo atakas unu la alian. La kristanoj kaj la mohamedanoj disputis 1300 jarojn, kvankam iliaj opinioj-diferencoj kaj disputaĵoj povus esti subigataj per malmulte da peno; paco kaj harmonio povus esti regantaj inter ili kaj la mondo fine povus trankvile spiri.
En la Korano estas skribite, ke Mohamed admonis la popolon kaj diris: „Kial vi ne kredas al Dio kaj al la evangelio? Kial vi ne volas akcepti Moses kaj la profetojn? La Biblio certe estas la libro de Dio, Moses estis fakte granda profeto, kaj Jesuo estis plenigata per la Sankta Spirito. Kristo ekestis per la potenco de Dio, li estis naskita de la Sankta Spirito kaj de la benita virgulino. Maria, lia patrino, estis sanktulino de la ĉielo. Ŝi pasigis preĝante la tagojn en templo kaj ricevis sian nutraĵon el la ĉielo. Ŝia patro Zacharias venis kaj demandis ŝin, de kie ŝi ricevis nutraĵon, kaj Maria repondis: „El la ĉielo.“ Estas certe, ke Dio altigis Maria, super ĉiujn virinojn.
Tiamaniere Mohamed instruis sian popolon
rilate al Jesuo kaj Moses, kaj li
mallaŭdis ĝin pro ĝia manko de kredo al[Seite 168]
tiuj eminentuloj, samtempe li instruis la
lecionon de vero kaj toleremo. Mohamed
estis sendita de Dio al popolo, tiel sovaĝa
kaj necivilizita kiel la sovaĝaj bestoj. Ili
havis nek komprenon, nek sentojn de amo,
de simpatio kaj de kompato. La virinoj
estis tiom senvaloraj, ke la viroj, ĉe interigis
filinojn vivantojn. Estis permesate al
la viroj elekti laŭvole kelkajn aŭ multajn
edzinojn kaj ilin sklavigi.
Al tiu preskaŭ brutiĝinta popolo Mohamed estis sendita kun sia dia misio. Li instruis la mao ke idolservado estas maljustaĵo, ke ĝi devas adori Kriston, Moses kaj la profetojn anstataŭ ĉi tiujn idolojn. Sub lia influo la popolo estis eklumata kaj civilizita, kaj la malinda stato, en kiu li ĝin trovis iom post iom, malaperis. Ĉu tio ne estas bona faro, kiu meritas laŭdon, respekton kaj amon?
Rigardu la evangelion de nia Sinjoro Jesuo Kristo kaj ekvidu, kiom bela ĝi estas. Tamen eĉ nuntempe al la homoj mankas kompreno por la nesuperebla beleco de la evangelio, kaj malĝuste ili klarigas liajn vortojn de saĝeco. Kristo malpermesis la militon. Kiam Petro — en la supozo, defendi sian majstron — fortranĉis orelon al la servisto de l'ĉeipastro, Kristo diris al li: „Enmetu vian glavon en la ingon.“ Sub la preteksto servi la proksimulojn, la homoj batalas, almilitas kaj mortigas unu la alian malgraŭ nepra malpermeso de la Sinjoro; liajn admonojn kaj instruojn ŝajne ili tute forgesis.
Vi ne devas atribui al la majstro kaj al la profetoj la malbonfarojn de iliaj postenloj. Aŭ ĉu estas la kulpo de Kristo aŭ de alia instruisto, kiam la pastroj, la instruistoj kaj la popolo vivas precize kontraŭ la religio, al kiu ili apartenas.
La islama popolo estis instruata, ke Jesuo venis de Dio, ke li estas naskita de la Sankta Spirito, kaj Kristo devas esti glorata de ĉiuj homoj. Moses estis profeto de Dio, liatempe li malkaŝis la libron de Dio por tiu popolo, al kiu li estis sendita.
Mohamed respektis la majeston de Kristo, same la eminentecon de Moses kaj de la aliaj profetoj. Se la homoj sammaniere aprobus la eminentecon de Mohamed, baldaŭ malaperus disputo kaj malharmonio de la tero, kaj la reĝlando de Dio venus al la homoj.
Tiuj islamanoj, kiuj honoras Kriston, ne estas malŝatindaj pro tia. Kristo estis la profeto de la kristanoj Moses tiu de la Judoj; kial la postenloj, de iu proleto ne ankaŭ povas aprobi kaj respekti la proletojn de la aliaj? Se la homoj nur lernus la lecionon de reciproka toleremo, de kompreno kaj de frateca amo, la unueco de la mondo baldaŭ estus fiksa fakto.
Baha'o'llah rigardis la instruadon de tiu leciono de amo kaj unueco kiel sian vivotaskon. Ni forigu ĉiujn antaŭjuĝojn kaj ĉiun maltoleremon, kaj ni tutkore klopodu, efektivigi komprenon kaj unuecon inter la kristanoj kaj mohamedanoj.
Mitteilungen. [Bearbeiten]
Am Sonntag, 13. November fand in Göppingen ein, durch die dortigen Bahaifreunde einberufenes Einigkeitsfest statt, woran mehrere Gäste aus Stuttgart teilnahmen. Das Fest nahm einen überaus anregenden und harmonischen Verlauf. Es ist außerordentlich erfreulich, daß sich in Göppingen eine Bahai-Gruppe gebildet hat, die mit regem Interesse und Eifer der großen Sache Baha’o’llah’s dient.
Am Mittwoch, 16. November fand vom Deutschen Bahai-Bund aus ein Vortrag über die Bahai-Lehre im Liederkranzsaal in Heilbronn a. N. statt. Frau Alice Schwarz-Stuttgart sprach über die Principien des großen Weltenlehrers Baha’o’llah, und deren Nutzanwendung, sowie über den geschichtlichen Teil der großen Bewegung. Hieran schloß sich eine kürzere Ansprache und eingehende Fragenbeantwortung durch Herrn W. Herrigel-Stuttgart. Dem offiziellen Teil des Abends folgte ein längeres Beisammensein mit der Heilbronner Bahaigruppe und einer Anzahl neuer Interessenten für die große Sache.
Anfragen, Beiträge und alle die Schriftleitung betreffende Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstraße 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinsstraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.