Bahai Briefe/Heft 30/Text

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Die Welt ist nur ein Land...




... und alle Menschen sind seine Bürger.
Richtet Verstand und Willen auf die Erziehung der Völker und Geschlechter der Erde, damit... alle Menschen zu Stützen einer Ordnung und zu Bewohnern einer Stadt werden... Wahrlich, der ist ein Mensch, der sich heute dem Dienst am ganzen Menschengeschlecht weiht.
Bahá’u’lláh


Festausgabe der „BAHA’I-BRIEFE” zur Interkontinentalen Konferenz in Frankfurt

Oktober 1967 Heft 30


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Zwei Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts sind vorüber, alles spricht dafür, daß dieses Jahrhundert dynamischer, explosiver, unruhiger als jedes vorangegangene in die Weltgeschichte eingeht. Unser Planet ist räumlich kleiner geworden, zugleich sind aber tiefe Klüfte zwischen Völkern und Rassen in der politischen Vorstellungswelt aufgebrochen. Seine Bewohner sind wie zu keiner anderen Zeit vor die Entscheidung gestellt, in Gemeinschaft miteinander zu leben oder im Kampf gegeneinander unterzugehen. Gewiß tritt diese Situation nicht überall gleich kraß zutage. Planetar gesprochen, ist jedoch der Weltfrieden unteilbar geworden, wie die Geschehnisse in Vietnam, China und im Nahen Osten erschreckend vor Augen führen. Jedem denkenden Menschen muß heute die Gefahr, in der die Menschheit schwebt, gegenwärtig sein.
Die Reaktion des menschlichen Bewußtseins kann recht verschiedenartig sein. Resignation, Angst, Entfremdung und Skepsis sind kennzeichnend für die innere Verfassung vieler Menschen im Westen wie im Osten. Was ist nicht alles schon von »Gläubigen« und »Ungläubigen« an Ideen und Ideologien hervorgebracht worden! Wie mächtig gaben sich einst die Institutionen und Gedankengebäude, die heute jämmerlich versagen, weil man völlig veränderten Gegebenheiten mit den alten Vorstellungen und Denkmodellen nicht mehr gerecht wird. Selbst wenn wir mit Vernunft und gutem Willen hier und dort einzelne Probleme zu lösen versuchen — wo ist die unbestrittene Führung, die uns nicht nur die nächsten Schritte weist, sondern auf die Fragen nach dem Warum und Wozu dieser stürmischen Entwicklung eine positive, aufbauende Antwort zu geben vermag?

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Diese Führungskraft vermittelt die Religion als die Verbindung zwischen Gott, dem Schöpfer aller Dinge, und dem Menschen. Aus der Religion, ihrem Wesen nach dynamisch, schöpferisch und fortschreitend, erfahren wir die Erkenntnis des Entwicklungsprinzips als Grundlage allen Lebens und damit nicht nur der Kultur, sondern in erster Linie des individuellen und gesellschaftlichen Bewußtseins. Dieses Bewußtsein wird von der Religion entscheidend geprägt, was sich bei den Hoch- und Offenbarungsreligionen kulturgeschichtlich eindeutig nachweisen läßt. Nichts außer Gott ist absolut; so ist auch die Offenbarung des Willens Gottes jenem Prinzip fortschreitender Entfaltung unterworfen. Diese Erkenntnis wurzelt zutiefst in der Wahrheit, daß Gott sich in unseren Tagen wieder geoffenbart und neue Grundgesetze für ein neues Zeitalter niedergelegt hat: durch Bahá’u’lláh. Er hat vor nunmehr einhundert Jahren Herrschern, Geistlichen und Gelehrten, Anhängern aller Religionen und der gesamten Menschheit die Tragweite Seiner Sendung verkündet.
Wo immer heute Bahá’í leben und wirken, nehmen sie diese vor einhundert Jahren erfolgte Proklamation zum Anlaß einer weltweiten Unterrichtung über diese Sendung. In Verbindung damit werden sechs internationale Konferenzen stattfinden, auf unserem Kontinent vom 7. bis 10. Oktober 1967 in Frankfurt/Main. Die vorliegende Festausgabe der »BAHA'I-BRIEFE« steht ganz im Zeichen jener Verkündung durch Bahá’u’lláh. Sie will darüber hinaus ihren Lesern in kurz gefasster Form ein Bild vom Wesen und Werden der Bahá’í-Religion vermitteln.
Die Redaktion



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Ein neues Zeitalter ist angebrochen[Bearbeiten]

Der Mensch unserer Tage ist Zeuge eines Um- und Aufbruchs, für den es in der Geschichte dieses Planeten keine Parallele gibt. Wissenschaft und Technik warten fast jeden Tag mit neuen bahnbrechenden Erkenntnissen auf; immer tieferes Wissen schöpft kühner Menschengeist. Barrieren, die bis vor kurzem noch als unüberschreitbar galten, versinken zu Bedeutungslosigkeit. Auf dem Gebiet des Glaubens bahnt sich ein nicht minder erregender Umschwung an. Über Jahrhunderte sorgsam gehütete Traditionen und Vorstellungen geraten, langsam zwar, aber dennoch allgemein erkennbar, ins Wanken. An allen Enden dieser Erde beginnt der Mensch seine Existenz, seine Aufgabe und das Wesen seines Glaubens aufs neue zu überdenken. Es ist ein lebenserhaltender, ja lebensnotwendiger, wenngleich für viele Kreise sicherlich schmerzhafter Vorgang, der sich hier vollzieht. Aber die Zukunft der Menschheit fordert ihr Recht.

Noch können wir nur dunkel ahnen, welche gewaltigen Kräfte jener geistige Impuls freigesetzt hat, der Mitte des 19. Jahrhunderts die Erde erschütterte. Bislang in seinem Ursprung und seinem Wesen nur von wenigen schemenhaft erkannt, werden seine Auswirkungen indes von Tag zu Tag deutlicher. Wer sich jedoch der Mühe unterzieht, tieferen Einblick in dieses umwälzende geistige Geschehen zu nehmen, wer sich vor allem anschickt, ohne Vorurteile die geistes- und religionsgeschichtlichen Zusammenhänge aufzuspüren, dem eröffnet sich ein atemberaubendes Bild, ein verheißungsvoller Ausblick. Bahá’u’lláh ist der Träger göttlicher Offenbarung für unsere Zeit und kommende Jahrhunderte, „der Geist der Wahrheit, der in alle Wahrheit leiten“ wird. Kraft unerforschlichen göttlichen Ratschlusses und Befehls hat Er durch Seine Feder „Himmel und Erde ins Wanken“ gebracht und all das verkündet, „was zukünftig ist“. „Regt euch, ihr Völker“, ist eine Seiner schicksalshaften Warnungen, die Er, Gefangener einer fanatischen mohammedanischen Geistlichkeit und Regierung, vor rund einhundert Jahren aussprach, „in der Erwartung der Tage göttlicher Gerechtigkeit, denn die verheißene Stunde ist nun da... Die ganze Erde ist jetzt im Zustand der Trächtigkeit; der Tag naht, da sie die edelsten Früchte hervorbringen wird, da ihr die stolzesten Bäume, die entzückendsten Blüten, die höchsten himmlischen Segnungen entsprießen werden“.

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Bahá’u’lláh (1817 bis 1892) ist der Begründer der Bahá’í-Religion. Diese jüngste in der Kette der Offenbarungsreligionen entstand in Persien und kreist um drei Zentralgestalten: El Báb, Bahá’u’lláh und ‘Abdu’l-Bahá. El Báb („das Tor“) erhob im Mai 1844 im Alter von 25 Jahren in Schiras den Anspruch, der Herold dessen zu sein, der nach den heiligen Schriften früherer Offenbarungen die Menschen vereinen und ein Zeitalter des Weltfriedens heraufführen soll. Die persische Regierung und die islamische [Seite 748] Geistlichkeit taten sich gegen Ihn zusammen; Er starb 1850 den Märtyrertod.

1863 verkündete Bahá’u’lláh („Herrlichkeit Gottes“), Er sei jener, den der Báb angekündigt habe, der Gottgesandte für dieses Zeitalter. Fast 40 Jahre war Er verbannt und gefangen. In dieser Zeit erklärte Er in über 100 Büchern und Sendschreiben Seine Offenbarung und verkündigte Seine Botschaft den Herrschern in Ost und West. Bahá’u’lláh ernannte Seinen ältesten Sohn ‘Abdu’l-Bahá („Diener der Herrlichkeit“) zum authentischen Erklärer Seiner Lehren. ‘Abdu’l-Bahá unternahm vielbeachtete Lehrreisen nach Europa und Amerika. Er starb 1921. Bis 1957 wirkte Shoghi Effendi, ein Enkel ‘Abdu’l-Bahás, als Hüter der Bahá’í-Religion.


Die Verkündigung

Die Bahá’í-Weltgemeinde nimmt die einhundertste Wiederkehr jener Zeitspanne, in der Bahá’u’lláh einige Seiner wesentlichsten Sendschreiben und Gesetze offenbarte, zum Anlaß, Seine epochale Sendung aus höchster Verantwortung für die Zukunft der Menschheit den Völkern der Erde kundzutun. 1864 war Bahá’u’lláh nach Adrianopel (Edirne), 1868 nach der Strafkolonie ‘Akká in Palästina verbannt worden. In jenen Jahren hatte Er Seinen Ruf mit großem Nachdruck an die Herrscher der Welt, an Könige und Kaiser, Staatsmänner und Fürsten, aber auch an die Vertreter und Geistlichen der Religionen gerichtet.

Der Kaiser von Frankreich, Napoleon III., der mächtigste Herrscher seiner Zeit auf dem europäischen Festland; Papst Pius IX., oberstes Haupt der größten christlichen Kirche und damals Zepterträger weltlicher wie geistlicher Gewalt; Alexander II., allmächtiger Zar des weiten russischen Reiches; die berühmte Königin Viktoria, deren Herrschaft sich über das größte Imperium ausdehnte, das die Welt je gesehen hat; Wilhelm I., der spätere Besieger Napoleons III., König von Preußen und neu ausgerufener Kaiser des geeinigten Deutschlands; Franz Joseph, selbstherrlicher Kaiser und König der österreichisch-ungarischen Monarchie; der tyrannische ‘Abdu’l-'Azíz, Sultán der Türkei, der die zusammengefaßte Macht des Sultanats und Kalifats verkörperte; der berüchtigte Nasiri’d-Din Sháh, despotischer Beherrscher Persiens und mächtiger Potentat des schiitischen Islam — mit einem Wort: Die meisten Vertreter von Herrschergewalt Seiner Zeit wurden einer nach dem andern von Bahá’u’lláh eindringlich angesprochen und ermahnt; sie hatten in verschiedenem Maße die Kraft, die von Seinen Rufen und Warnungen ausging, in ihrer ganzen Wucht zu ertragen.1)

In der „Sure der Könige“ wurden darüber hinaus alle Herrscher kollektiv angesprochen und aufgefordert, sich dem Rufe Gottes zu öffnen. Vor hundert Jahren, im Herbst 1867, richtete Bahá’u’lláh unter anderem diese Worte an die Monarchen in Ost und West:

„O Könige der Erde! Hört auf die Stimme Gottes... Befolgt, was Ich euch sage, hört darauf mit euren Herzen und gehört nicht zu

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denen, die sich abgewandt haben. Euer Ruhm besteht nicht in eurer Herrschaft, sondern vielmehr in eurer Nähe zu Gott und im Befolgen Seines Gebotes, wie es in Seinen heiligen und verwahrten Tablets herniedergesandt wurde. Sollte einer von euch über die ganze Erde herrschen und über alles, was darinnen und darauf besteht, ihre Meere, ihre Länder, ihre Berge und ihre Ebenen, und doch nicht von Gott erwähnt werden, so würde ihm all dies nichts nützen — o Könntet ihr es doch erkennen!... Hütet euch, daß ihr den Odem Gottes nicht hindert, über eure Herzen zu wehen, den Odem, durch welchen die Herzen derer, die sich Ihm zugewandt haben, lebendig gemacht werden können...“ 2)

Und weiter finden sich diese eindringlichen Worte:

„Legt die Gottesfurcht nicht ab, o Könige der Erde, und hütet euch, die Grenzen zu überschreiten, die der Allmächtige bestimmt hat... Seid wachsam, daß ihr niemandem ein Unrecht zufügt, und sei es auch so klein wie ein Senfkorn. Beschreitet den Pfad der Gerechtigkeit... Legt eure Streitigkeiten bei und setzt eure Kriegsrüstung herab, so daß die Last eurer Ausgaben erleichtert und eure Gemüter und Herzen beruhigt werden. Heilt die Zwistigkeiten, die euch zerspalten, und ihr werdet nicht länger Kriegsrüstungen benötigen, ausgenommen, was der Schutz eurer Städte und Gebiete erfordert... Entscheidet gerecht zwischen den Menschen und seid die Symbole der Gerechtigkeit unter ihnen... Wenn ihr den Ratschlägen, die Wir in unvergleichlicher und unzweideutiger Sprache in diesem Tablet geoffenbart haben, keine Beachtung schenkt, dann wird von allen Seiten göttliche Züchtigung über euch kommen, und der Urteilsspruch Seiner Gerechtigkeit wird gegen euch verkündet werden. An jenem Tage werdet ihr dann keine Macht haben... Euer wahrer und dauernder Ruhm liegt nur in eurem Festhalten an den Geboten Gottes, in dem Befolgen Seiner Gesetze, in eurem Entschluß, sie erfüllt zu sehen und unbeirrt den rechten Weg zu wandeln...“

Machtvoll ist dieser Ruf Bahá’u’lláhs:

„Ihr seid nur Vasallen, o Könige der Erde. Er, der König der Könige, ist im Gewande Seiner wunderbarsten Heiligkeit erschienen und lädt euch vor sich, den Helfer in der Gefahr, den Selbstbestehenden. Hütet euch, daß euch nicht der Hochmut davon abhalte, den Quell der Offenbarung zu erkennen, daß die Dinge dieser Welt euch nicht wie mit einem Schleier von Ihm, dem Schöpfer des Himmels, ausschließen. Erhebt euch und dient Ihm, der Sehnsucht aller Völker, der euch durch ein Wort erschuf und verordnete, daß ihr für alle Zeiten die Wahrzeichen Seiner Herrschaft sein sollt. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Es ist nicht Unser Wunsch, Hand an eure Königreiche zu legen. Unsere Bestimmung ist, die Herzen der Menschen zu ergreifen und zu besitzen...“

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An die Christen

„O Könige der Christenheit! Höret ihr nicht die Worte Jesu, des Geistes Gottes: ‚Ich gehe von hinnen und komme wieder zu euch!‘ Warum also versäumtet ihr Ihm zu nahen, als Er in den Wolken des Himmels zu euch wiederkam, auf daß ihr Sein Antlitz schautet und zu denen gehörtet, die in Seine Gegenwart gelangen? An einer anderen Stelle sagte Er: ‚Wenn Er, der Geist der Wahrheit, kommt, wird Er euch in alle Wahrheit leiten.‘ Und doch — seht, was geschah: Als Er die Wahrheit brachte, weigertet ihr euch, das Angesicht Ihm zuzuwenden, und verharrtet dabei, euch mit euren Zerstreuungen und Phantastereien zu vergnügen. Ihr botet Ihm kein willkommen, noch suchtet ihr Seine Gegenwart, um die Verse Gottes aus Seinem eigenen Munde zu hören und teilzuhaben an der vielfältigen Weisheit des Allmächtigen, des Allherrlichen, des Allweisen... Ihr selbst und alles, was ihr besitzt, wird vergehen. Wahrlich, ihr werdet zu Gott zurückkehren und zur Rechenschaft gerufen werden für eure Taten in der Gegenwart Dessen, Der die ganze Schöpfung versammeln wird...“

An Kaiser Napoleon III. richtete Bahá’u’lláh unter anderem folgende Worte:

„O König von Paris! Sage den Priestern, sie sollen die Glocken nicht länger läuten. Bei Gott, dem Wahren! Die Mächtigste Glocke ist in der Gestalt des Größten Namens erschienen, und die Finger des Willens deines Herrn, des Hocherhabenen, des Höchsten, schwingen sie weit im Himmel der Unsterblichkeit in Seinem Namen, der Allherrliche. So sind die mächtigen Verse deines Herrn aufs neue zu dir herabgesandt worden, auf daß du dich erheben mögest, Gottes zu gedenken, des Schöpfers von Himmel und Erde, in diesen Tagen, da alle Geschlechter der Erde trauern, die Grundmauern der Städte erzittern und der Staub des Unglaubens alle Menschen einhüllt, ausgenommen solche, die dein Herr, der Allwissende, der Allweise, zu verschonen gewillt war...“ „Für das, was du getan hast, wird dein Reich in Verwirrung gestürzt werden, und dein Kaiserreich wird deinen Händen entgleiten zur Strafe für das, was du begonnen hast... Hat dein Pomp dich stolz gemacht? Bei Meiner Leben! Er wird nicht von Dauer sein, nein, er wird bald dahinschwinden, es sei denn, du hälst dich standhaft an dieses feste Seil...“


An den Papst

Papst Pius IX. offenbarte Bahá’u’lláh unter anderem das folgende:

„O Papst! Zerreiße die Schleier! Er, der Herr der Herren, ist gekommen, von Wolken überschattet, und der Ratschluß ist erfüllt worden durch Gott, den Allmächtigen, den Unendlichen... Wahrlich, Er ist wieder vom Himmel herniedergekommen, wie Er von dort zum ersten Male herniedergekommen war. Hüte dich, mit Ihm

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zu streiten, wie es die Pharisäer mit Ihm (Jesus) taten ohne ein klares Zeichen oder einen Beweis... Hüte dich, daß dich nicht irgendein Name von Gott ausschließt, dem Schöpfer von Himmel und Erde. Lasse die Welt hinter dir und wende dich deinem Herrn zu, durch welchen die ganze Erde erleuchtet worden ist... Wohnst du in Palästen, während Er, der König der Offenbarung, in der trostlosesten Behausung lebt? Überlasse sie denen, die sie begehren, und wende dein Antlitz mit Freude und Wonne dem Reiche Gottes zu... Erhebe dich im Namen deines Herrn, des Gottes der Barmherzigkeit, inmitten der Völker der Erde und ergreife den Kelch des Lebens mit den Händen des Vertrauens; trinke du zuerst davon und biete ihn sodann solchen an, die sich Ihm inmitten der Völker allen Glaubens zuwenden... Betrachte jene, die sich dem Sohne (Jesus) widersetzten, als Er zu ihnen mit Macht und Herrschaft kam... Beachte, wie zahlreich heutzutage die Mönche sind, die sich in Meinem Namen in ihren Kirchen abgeschlossen haben und die, als die festgesetzte Zeit erfüllt war und Wir Unsere Schönheit enthüllten, Uns nicht erkannten, obwohl sie zur Abendzeit und zur Morgendämmerung nach Mir rufen...
Das Wort, das der Sohn verbarg, ist offenbar geworden. Es wurde in Gestalt des Menschentempels am heutigen Tage herabgesandt. Gepriesen sei der Herr, welcher der Vater ist! Wahrlich, Er ist zu den Völkern in Seiner größten Majestät gekommen. Wende dein Angesicht Ihm zu, o Schar der Rechtschaffenen!... Dies ist der Tag, da der Fels (Petrus) ausruft und jauchzt und den Lobpreis seines Herrn, des Allbesitzenden, des Höchsten, verherrlicht mit den Worten: ‚Seht, der Vater ist gekommen, und was euch verheißen ward in Seinem Reich, ist erfüllt!... Mein Leib sehnt sich nach dem Kreuze, und Mein Haupt erwartet den Wurf des Speeres auf dem Pfade des Allbarmherzigen, auf daß die Welt von ihren Übertretungen geläutert werde...
O höchster Priester! Neige dein Ohr dem zu, was der Gestalter modernden Gebeins dir rät, wie es von Ihm, der Sein größter Name ist, verkündet wird... Übergib dein Königreich den Königen und tritt hervor aus deiner Wohnung, dein Angesicht zum Reiche Gottes erhoben. Dann verkünde, losgelöst von der Welt, das Lob deines Herrn zwischen Erde und Himmel... Hüte dich, dir die Dinge der Welt und ihre Reichtümer anzueignen... Sei so, wie dein Herr gewesen ist... Wahrlich, der Tag der Ernte ist gekommen, und alle Dinge sind voneinander geschieden worden...“


An den deutschen Kaiser

In seinem „Buch der Gesetze“ wandte sich Bahá’u’lláh 1873 in ‘Akká unter anderem mit folgenden Worten an Kaiser Wilhelm I.:

„Sprich: O König von Berlin! Höre auf die Stimme, die aus diesem offenbaren Tempel ruft: Wahrlich, es gibt keinen Gott außer Mir, dem Immerwährenden, dem Unvergleichlichen, dem

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Altehrwürdigen der Tage. Hüte dich, daß dich nicht Stolz hindere, den Tagesanbruch göttlicher Offenbarung zu erkennen, daß irdische Wünsche dich nicht wie durch einen Schleier abschließen von dem Herrn des Thrones im Himmel und auf Erden hienieden. Dies rät Dir die Feder des Höchsten... O Ufer des Rheins! Wir haben euch mit Blut bedeckt gesehen; denn die Schwerter der Vergeltung wurden gegen euch gezückt; und es soll noch einmal geschehen. Und wir hören das Wehklagen Berlins, obgleich es heute in sichtbarem Ruhme strahlt.“

Gott hat Seine Geschöpfe nie ohne Führung gelassen. Noch immer war das Wort Gottes der mächtigste Impuls und Anstoß aller Entwicklungen, allen wahren Fortschritts auf der Erde. Und dieses göttliche Wort wird auch in Zukunft niemals versiegen. Bahá’u’lláh lehrt, daß die göttlichen Offenbarer von Anbeginn der Schöpfung bis heute als eine in sich geschlossene Einheit zu betrachten sind, als die Glieder einer Kette, und daß jeder Gottesoffenbarer auf den Worten Seines „Vorgängers“ aufbaut, zugleich aber auch Dessen Erfüllung und Wiederkehr ist. Entsprechend der wachsenden Fähigkeit der Menschen, geistige Wahrheiten aufzunehmen, ist ihnen jeweils ein größeres Ausmaß göttlicher Offenbarung zuteil geworden — wie dies jeweils die Entwicklungsstufe der Menschenwelt ihrer Zeit erforderte. Ohne eine tiefe Verwurzelung in der Religion und eine Erneuerung durch diese ist keine echte, fortschreitende Kultur denkbar.


Das Zeitalter der Einheit

Die Völker und Nationen unserer Erde sind heute so eng zusammengerückt und aufeinander angewiesen, daß jede Erschütterung, und möge sie an einem noch so entfernten Punkt auftreten, unweigerlich alle Teile erfaßt. Schon eine flüchtige Betrachtung der heutigen Weltlage macht dies deutlich. Die Menschheit schickt sich an, in das Zeitalter der Einheit einzutreten. Dieser Schritt ist offensichtlich keineswegs einfach, aber er ist entwicklungsbedingt, naturnotwendig — und gottgewollt! „Gottes Plan“, betont Shoghi Effendi, „ist kein anderer, als auf Wegen, die Er allein bereiten und deren volle Bedeutung Er allein ergründen kann, das Große, das Goldene Zeitalter für eine lange zersplitterte und gequälte Menschheit einzuleiten... Ihr gegenwärtiger Zustand ist finster. Die fernere Zukunft aber ist strahlend...“ „Diese fruchtlosen Streitigkeiten“, so hat Bahá’u’lláh vor hundert Jahren prophezeit, „diese verderblichen Kriege werden vergehen und der ‚Größte Friede‘ wird kommen... Dieses Blutvergießen und diese Zwietracht müssen aufhören, und alle Menschen müssen wie ein Volk und eine Familie sein... Bald wird die Ordnung des heutigen Tages aufgerollt und eine neue an ihrer Statt ausgebreitet werden... Alle Menschen werden einen gemeinsamen Glauben haben, ein einziges Volk werden. Alle werden in einem gemeinsamen Vaterland wohnen, welches der Planet selbst ist.“

„Was wir gegenwärtig erleben“, schreibt Shoghi Effendi, „während dieser schwersten Krise in der Geschichte der Zivilisation, die uns an Zeiten [Seite 753] gemahnt, da ‚Religionen untergingen und geboren wurden‘, das ist das Jünglingsalter in der langsamen und schmerzensreichen Entwicklung der Menschheit, die Vorbereitung zur Erreichung des Zustands des Mannesalters und der Reife, dessen Verheißung in den Lehren Bahá’u’lláhs enthalten und in Seinen Weissagungen eingeschlossen ist.“

‘Abdu’l-Bahá erläutert dieses Gesetz der Entwicklung wie folgt: „Alle erschaffenen Dinge haben ihren Grad oder ihre Stufe der Reife. Die Zeit der Reife im Leben eines Baumes ist die Zeit, da er Früchte trägt... Das Tier erreicht eine Stufe vollen Wachstums und der Vollkommenheit, und im Menschenreich gelangt der Mensch zur Reife, wenn das Licht seines Verstandes seine größte Macht und Entwicklung erreicht... Ähnlich gibt es Zeiten und Stufen im gemeinsamen Leben der Menschheit. Einmal durchwanderte sie ihre Kindheitsstufe, späterhin ihre Jugendzeit, aber jetzt ist sie in ihre lange vorhergesagte Reifezeit eingetreten, deren Beweise überall in Erscheinung treten... Was den Bedürfnissen des Menschen in seiner früheren Geschichte angemessen war, ist weder passend noch genügend für die Erfordernisse des heutigen Tages, dieser Zeit des Neuen, der Vollendung... In jeder Sendung wurde das Licht göttlicher Führung im Brennpunkt einer Hauptaufgabe gesammelt... In dieser wunderbaren Offenbarung, diesem glorreichen Jahrhundert, ist die Grundlage der Religion Gottes und das unterscheidende Merkmal Seines Gesetzes das Bewußtsein der Einheit der Menschheit.“ 3)

Und Bahá’u’lláh selbst betont unermüdlich die Tragweite Seiner Sendung und die Folgenschwere des Gottesgerichts, das die Menschheit erwartet, wenn sie sich Seiner umfassenden Botschaft verschließt: „Regt euch, ihr Völker, in der Erwartung der Tage göttlicher Gerechtigkeit, denn die verheißene Stunde ist nun da!... Gebt hin, was ihr besitzt, und ergreift, was Gott brachte, Er, der den Menschen den Nacken beugt!... Wenn ihr versäumt, euch zur festgesetzten Stunde Gott zuzuwenden, so wird Er, wahrlich, gewaltig Hand an euch legen und euch mit schmerzlicher Trübsal von allen Seiten bedecken. Wahrlich, streng ist die Züchtigung, mit der euch euer Herr dann heimsucht!“ — „Wir haben wahrlich Unsere Pflicht nicht versäumt, die Menschen zu ermahnen und ihnen zu bringen, was Wir von Gott, dem Allmächtigen, dem Allgepriesenen, geheißen wurden. Hätten sie auf Mich gehört, sie hätten die Erde als eine andere Erde gesehen... Gibt es noch irgendeine Entschuldigung für irgend jemanden in dieser Offenbarung? Bei Gott, dem Herrn des mächtigen Thrones, nein! Meine Zeichen sind um die Erde gegangen, und Meine Macht hat das ganze Menschengeschlecht umfaßt, und dennoch liegen die Menschen in einem seltsamen Schlaf.“ 4)

Dieter Schubert


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1) vgl. Shoghi Effendi, „Der verheißene Tag ist gekommen“, Frankfurt/Main 1967
2) dgl., S. 45 ff.
3) „Der verheißene Tag ist gekommen“, S. 179 f.
4) dgl., S. 24 ff.


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Zu neuem Denken und Tun[Bearbeiten]

Die Botschaft Bahá’u’lláhs stellt uns eindringlich vor Augen: Der heutige Mensch ist nach dem Heilsplan Gottes verpflichtet, sich in den Dienst der ganzen Menschheit zu stellen, wie jede Zelle dem ganzen Organismus dient. Die organisch strukturierte Weltordnung der Zukunft weist jedem Menschen, ungeachtet seiner Rasse, Volkszugehörigkeit, seines Standes und Geschlechtes, eine seiner sinnvollen Entfaltung gemäße Rolle zu.

Diese Entwicklung zur Einheit fordert die konsequente Überwindung zwischenmenschlicher, nationaler, rassischer, religiöser und sozialer Vorurteile. Die Herzen müssen sich öffnen, im Bewußtsein der geistigen Einheit der Menschheit müssen selbstgeschaffene Grenzen fallen. Bahá’u’lláh wendet sich an uns alle mit den Worten: „Wißt ihr, warum Wir euch aus dem gleichen Staube erschaffen haben? Damit sich keiner über den anderen erhebe. Erwägt immer im Herzen, wie ihr erschaffen wurdet. Da Wir euch alle aus dem gleichen Stoff erschufen, ziemt es euch, wie eine einzige Seele zu sein, in gleicher Weise zu wandeln, in gleicher Weise zu essen und im gleichen Lande zu wohnen, damit aus eurem innersten Wesen durch eure Taten und Handlungen die Zeichen der Einheit und das Wesen der Loslösung sichtbar werden mögen.“

Räumlich, verkehrs- und nachrichtentechnisch ist eine schicksalhafte Verkettung in den existentiellen Lebensbedürfnissen der Völker eingetreten. Meere, Wüsten, Gebirge, Flüsse verloren ihren realen Grenzcharakter zwischen Staaten, Volkswirtschaften und traditionellen Kulturen. Dieser planetarischen Entwicklung der äußeren zivilisatorischen Bedingungen, die fortschreitend auch den Entwicklungsländern zugute kommt, steht eine ideologisch, politisch und glaubensmäßig pluralistisch aufgerissene Gesellschaft gegenüber. Eine interessengespaltene Menschheit errichtet immer neue Grenzen und Mauern eigennütziger Ansprüche.

Wer kann seine Augen noch vor der Gefahr verschließen, daß in einer materialistischen Welt die zivilisatorisch-technischen Errungenschaften wahrer Kultur zuwiderlaufen? Der prestigebestimmte Konsum- und Besitzmensch von heute entzieht bewußt oder unbewußt der Gesellschaft seine aktiv dienende Funktion.

Das leuchtende Gold des Wortes Gottes der Hochreligionen wurde im Laufe der Jahrhunderte mit menschlichen Elementen verschmolzen, wodurch es seine ursprüngliche Strahlungskraft verlor. „Die törichten Geistlichen haben das Buch Gottes weggelegt und sich mit dem befaßt, was sie sich selbst geschaffen haben.“ (Bahá’u’lláh). So wurde das Licht der Religion verdüstert und büßte [Seite 755] in erstarrten Formen seine mächtige Lebenskraft ein. Bahá’u’lláh wendet sich an die „Führer der Religionen“: „Meßt das Buch Gottes nicht mit solchen Maßen und Wissenschaften, die euch geläufig sind, denn das Buch selbst ist die untrügerische Waage, die unter den Menschen aufgestellt worden ist! Auf dieser vollkommenen Waage soll alles gewogen werden, was die Völker und Geschlechter der Erde besitzen... Verfälscht nicht das heilige, allumfassende Urwort Gottes und versucht nicht seine Heiligkeit zu entwerten und seinen erhabenen Charakter herabzuwürdigen.“

Hier setzt Bahá’u’lláh für die innere Führung des einzelnen und der Gemeinschaft ein unfehlbares Kriterium freier Daseinsgestaltung. Die Selbstverwirklichung des Menschen und die gesellschaftlichen Gruppen aller Bereiche müssen zu ihrer Sinnerfüllung aus dieser Tiefendimension schöpfen. Denken und Meditation, Wissenschaftlichkeit und Religiosität sind nicht dualistisch, sondern als schöpferische Einheit zu verstehen. Beide Grundhaltungen sind auf Wahrheitsfindung ausgerichtet. Wenn die Quelle aller Erkenntnis das Wort Gottes ist, wird der gemeinsame Ursprung recht geleiteter Einsichten deutlich. Heisenberg sagt mit Recht, daß Glaubensbekenntnisse, „die für die Haltung im Leben verbindlich sein sollen“, im Blick auf das heutige naturwissenschaftliche Weltbild unmöglich „allein auf wissenschaftliche Erkenntnis zu begründen“ sind. „Die Naturwissenschaft steht nicht mehr als Beschauer vor der Natur, sondern erkennt sich selbst als Teil dieses Wechselspiels zwischen Mensch und Natur.“ 1)

Damit wird die nicht zu überschätzende Bedeutung des Bahá’í-Grundsatzes der Übereinstimmung zwischen Religion und Wissenschaft offenkundig. Das Ethos der Wissenschaft liegt in ihrer unabdingbaren Bindung an die göttlich geoffenbarte Wahrheit. Dogmatisierung der Religion einerseits und völlige Säkularisierung der angewandten Wissenschaft andererseits bedrohen heute offensichtlich die innere und äußere Einheit und damit die Sicherheit der Menschheit.

Religion und Wissenschaft sind gleicherweise dem Entwicklungsprinzip unterworfen. Wissenschaftliche Wahrheit ist nur dann segensreich, wenn sie dem Lebenssinn des Menschen, den Gott bestimmt, gerecht wird. Ihr Auftrag ist heute, die Forschungsergebnisse dem materiellen, sozialen, geistigen und kulturellen Wohlergehen aller Völker und Rassen dienstbar zu machen.

Die Frage nach der Wahrheit hat Bahá’u’lláh gemäß der heutigen Entwicklungsstufe des Menschen in bezwingender Klarheit und Eindringlichkeit beantwortet. Die Antwort gilt für jeden Menschen, dem es um die wahrlich freimachende, Gewißheit des Herzens verleihende Erkenntnis zu tun ist. Der intellektuell orientierte Leser mag von der Priorität und Unabhängigkeit seiner Vernunft überzeugt sein. Er sollte aber versuchen, das Vorurteil abzubauen, logisches und kritisches Denken sei quasi autark genug, um auf den Glaubensbezirk seiner inneren Erfahrungen verzichten zu können. Niemand vermag [Seite 756]756 zu bestreiten, daß er sich selbst ein Geheimnis ist und daß seine Existenz und deren Bewältigung sich nicht nur durch rationale Entschlüsse erschöpfen. Die Zunahme psychosomatischer Krankheiten im Zeichen der Kontaktarmut und Ungeborgenheit vieler Menschen, insbesondere in den dichtbesiedelten Industriegebieten, spricht eine deutliche Sprache. Besinnlichkeit, Stille, Meditation, Intuition, Gebet als Zwiesprache mit Gott - diese Kraftquellen sind für das volle Selbstverständnis des Menschen und seine Lebenserfüllung nicht wegzudenken. In diesem Sinne verstehen wir das Wort Bahá’u’lláhs: „Die Quelle aller Gelehrsamkeit ist die Erkenntnis Gottes, erhaben sei Sein Ruhm! Diese Erkenntnis kann auf keine andere Weise erlangt werden als durch die Erkenntnis Seiner göttlichen Offenbarung.“

Eine fundamentale Lehre des Bahá’í-Glaubens ist die Erkenntnis, „daß religiöse Wahrheit nicht absolut, sondern nur relativ ist, daß die göttliche Offenbarung wohlgeordnet, dauernd und fortschreitend und nicht starr oder endlich ist.“ Im Fortschreiten der göttlichen Offenbarung liegt die wegweisende Führung der Menschheit zu ihrer wahren Bestimmung, das Königreich Gottes auf Erden zu errichten. Die Bahá’í-Offenbarung als „der Höhepunkt eines prophetischen Zyklusses und die Erfüllung der Verheißung aller Zeiten“ betrachtet die voraufgegangenen Religionen „in keinem anderen Lichte denn als verschiedene Stufen in der ewigen Geschichte und andauernden Entwicklung einer göttlichen und unteilbaren Religion, von der sie selber nur ein abzulösender Teil ist.“ (Shoghi Effendi).

Diese grundlegende Erkenntnis findet in den Häusern der Andacht der Bahá’í (Mashriqu'l-Adhkar) als einer von Bahá’u’lláh angeordneten zentralen Einrichtung für die Gläubigen ihren sichtbaren Ausdruck. In diesen Gotteshäusern, für alle Menschen offen, wird das Wort Gottes aus allen Heiligen Schriften der Offenbarungsreligionen gelesen oder gesungen, ohne Predigt, ohne Exegese. Den Andachten, in welchen sich die Menschen zur Einigung und Erleuchtung ihrer Herzen unter das Wort Gottes stellen, ist eine ritus- und kultfreie Form eigen.

Wahrheitsfindung sollte eigenem Entschluß und selbständigem unermüdlichem Willen zum Forschen entspringen. Der Mensch des 20. Jahrhunderts ist dem Jünglingsalter entwachsen. Seine geistige und intellektuelle Reife, seine soziale Rolle in der oft noch von anonymen Kräften bestimmten Gesellschaft erfordern Mut, Unerschrockenheit, gepaart mit tiefer Gläubigkeit, Liebe und Gerechtigkeitssinn. Wer in unserer Zeit den Pfad der Wahrheitssuche einschlägt, wird erkennen, daß Gott durch Bahá’u’lláh Sein heilbringendes Wort, ausgestattet mit unleugbaren schöpferischen Kräften, zur Heraufführung des Zeitalters eines neuen geeinigten Menschengeschlechts verkünden hieß. Seine Botschaft entreißt die friedlos zerrissene Menschheit dem Dunkel der Ungewißheit und Hoffnungslosigkeit. Als Sprecher [Seite 757] Gottes führt Er die Menschen „zum Lichte wahren Verstehens.“

Freiheit ohne Ordnung führt in allen Lebensbereichen letztlich zu anarchischen Zuständen, wofür die Weltgeschichte wahrlich genug zwingende Beweise geliefert hat und heute gefahrdrohend liefert. Das Problem der Macht und ihres Mißbrauchs ist damit aufs engste verknüpft. Bahá’u’lláh erteilte durch Seine in dieser Ausgabe ausschnittweise wiedergegebenen Sendschreiben an machtgierige Herrscher Seiner Zeit eine unmißverständliche Lektion. Er ließ keine Zweifel daran, welches Unheil droht, wenn die Völker und ihre Regenten nicht auf Sein Wort hören sollten. „Wir haben euch eine Zeit bestimmt, o Menschen! Wenn ihr versäumt, euch zur festgesetzten Stunde Gott zuzuwenden, so wird Er, wahrlich, gewaltig Hand an euch legen und euch mit schmerzlicher Trübsal von allen Seiten bedecken. Wahrlich, streng ist die Züchtigung, mit der euch euer Herr dann heimsucht! ... Das Wesen alles dessen, was Wir für dich offenbarten, ist die Gerechtigkeit.“

Die heute weltumfassende Bahá’í-Gemeinschaft ist dazu berufen, den Heilsplan Gottes, welcher Seiner auf Gerechtigkeit und Liebe aufgebauten Weltordnung zugrunde liegt, fortschreitend und beispielhaft zu verwirklichen. Die auf den Gesetzen Bahá’u’lláhs beruhende Gemeinschaftsordnung, „einzig in der gesamten Geschichte der politischen Einrichtungen“ und „ohne Gegenstück in den Annalen aller anerkannten Religionssysteme der Welt“ (Shoghi Effendi), soll das Modell der künftigen Gesellschaftsstruktur sein. Die Bahá’í-Weltgemeinde, als Keimzelle für die Gottesherrschaft auf Erden, bestimmt durch die Gesetze göttlicher Gerechtigkeit und Liebe, erstreckt sich z. Zt. auf 311 Länder und Territorien und fußt auf der Tätigkeit von 81 Nationalen Geistigen Räten, mehr als 6000 Geistigen Räten und mehr als 28000 Bahá’í-Zentren im Zeichen weiteren Wachstums.

Integrierende Elemente der administrativen Einrichtungen der Bahá’í-Gemeinde sind: Mitverantwortung jedes einzelnen durch aktive und passive Wahlrechte, geheime Persönlichkeitswahl ohne Wahlvorschläge, autoritative und unabhängige Treuhandräte in höchster Verantwortung vor Gott, Hochhaltung des Beratungsprinzips, Führung stets in den Händen eines gewählten Gremiums, unter Ausschluß jeglicher diktatorischer und persönlicher Machtausübung. Leitgedanke für alle Entscheidungen ist die Förderung und Erhaltung der geistigen Einheit der Menschheit als oberstes Gemeinwesen und das erneuerte Bündnis Gottes als Achse der Einheit.

Das Bahá’í-Weltgemeinwesen wird, wie verheißen ist, in der Fülle der Zeit das Reich Gottes als irdisches Ereignis hervorbringen, eine föderative Weltfamilie, ein Friedensreich, das sich in einer schöpferischen Weltkultur manifestieren wird. Apokalyptische Endzeiterwartung wird sich im Anbruch eines neuen planetarischen Zeitalters in noch unabsehbarer Höherentwicklung des Menschengeschlechts erfüllen. Bahá’u’lláh hat vor hundert Jahren verkündet, daß die Völker zunächst die [Seite 758] Phase des „Geringeren Friedens“ durchschreiten müßten, weil sie Seinem Rufe kein Gehör schenkten. Die Wandlung des einzelnen, die Vergeistigung und Heiligung der Menschheit durch die Führung Gottes bilden die Voraussetzung des „Größten Friedens“, des Goldenen Zeitalters auf Erden. Nicht eher werden Kriegswaffen abgeschafft sein.

Die Weltordnung Bahá’u’lláhs zielt auf die Bildung eines Weltbundesstaates ab, der als wesentliche Einrichtung ein Weltparlament, eine Weltregierung, ein Weltschiedsgericht, eine Weltexekutive sowie eine Weltsicherheitspolizei haben wird.

Vor hundert Jahren richtete Bahá’u’lláh Seinen Ruf an die ganze Menschheit. Die Welt ist seitdem nicht zur Ruhe gekommen. Drohend steht eine Situation vor aller Augen, die von den Politikern als ein „Gleichgewicht des Schreckens“ beschrieben wird. Dieser Zustand wird so lange währen, wie die „Ratschläge des Allmächtigen unerwogen beiseite gelassen werden“. Jeder ist mitverantwortlich für die Zukunft des Menschengeschlechts. Ist es da nicht die erste Pflicht eines jeden, jene „Ratschläge des Allmächtigen“ zu prüfen und am Aufbau einer neuen Welt mitzuhelfen?

Dr. Eugen Schmidt


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1) „Das Naturbild der heutigen Physik“



Das Werden der Bahá’í-Religion[Bearbeiten]

22. MAI 1844:

Der Báb (1819—1850) erklärt Seine Sendung dem ersten Jünger, Mullá Husayn.

HERBST 1844:

Der Báb reist nach Mekka, die Jünger verkünden Seine Sendung im ganzen Land. Mullá Husayn überbringt Mirza Husayn ‘Ali (Bahá’u’lláh, 1817—1892) ein Sendschreiben des Báb. Mírzá Husayn‘Alí bekennt sich zum Báb.

SOMMER 1847:

Der Báb wird in die Festung Mah-Kú verbannt. Ein geplantes Zusammentreffen zwischen Ihm und dem Schah wird durch den Ministerpräsidenten verhindert.

[Seite 759] JULI 1848:

Der Báb wird in Tabríz in Anwesenheit des Thronfolgers von namhaften Würdenträgern der islamischen Geistlichkeit verhört.

9. JULI 1850:

Der Báb wird mit einem ergebenen Anhänger auf einem Kasernenhof in Tabríz öffentlich erschossen.

AUGUST 1852:

Höhepunkt der Bábí-Verfolgungen auf Grund eines Attentats auf den Schah. Tausende von Bábí werden hingemetzelt, viele gefangengenommen. Bahá’u’lláh wird in den Siyáh-Chál („Schwarzes Loch“), das berüchtigste Gefängnis Teherans, gebracht, wo Er die erste Offenbarung empfängt.

JANUAR 1853:

Bahá’u’lláh wird mit Seiner Familie nach Bagdad verbannt.

1854 - 1856:

Bahá’u’lláh als Einsiedler in Kurdistan. Nach zweijährigem Aufenthalt kehrt Er nach Bagdad zurück.

21. APRIL 1863:

Bahá’u’lláh erklärt in Bagdad Seine Sendung als der von El Báb und allen Ihm vorangegangenen Gottgesandten verheißene Offenbarer.

3. MAI 1863:

Verbannung Bahá’u’lláhs und Seiner Angehörigen von Bagdad nach Konstantinopel (Istanbul).

DEZ. 1863:

Verbannung Bahá’u’lláhs und Seiner Angehörigen von Konstantinopel nach Adrianopel.

1867:

Bahá’u’lláh offenbart die Súriy-i-Mulúk, ein Tablet an die Könige; außerdem zahlreiche Sendschreiben an weltliche und geistliche Herrscher und Würdenträger der Welt.

AUGUST 1868:

Weiterverbannung Bahá’u’lláhs und Seiner Angehörigen in die Gefängnisstadt ‘Akká (Palästina).

1870/71:

Sturz Napoleons III., und Entmachtung von Papst Pius IX.

UM 1880:

Bahá’u’lláh zieht nach Bahjí, einem Gehöft bei ‘Akká, wo Er zwar als Staatsgefangener, doch in relativer Freiheit Seinen Lebensabend verbringt.

28. MAI 1892:

Hinscheiden Bahá’u’lláhs in Bahjí. In Seinem Testament ernennt Er Seinen ältesten Sohn, ‘Abbás Effendi (1844-1921), genannt ‘Abdu’l-Bahá (Diener der Herrlichkeit), zum Mittelpunkt Seines Bündnisses und zum authentischen Erklärer Seiner Worte.

23. SEPT. 1893:

Der Bahá’í-Glaube wird erstmals in den USA bekannt.

1902:

Beginn der Errichtung des ersten Hauses der Andacht in ‘Ishqábád (Turkmenistan, Rußland).

[Seite 760]

SEPT 1908:

Ausbruch der Jungtürkischen Revolution, die die Freilassung ‘Abdu’l-Bahás und Seiner Gefährten zur Folge hat.

1910/11:

‘Abdu’l-Bahá reist nach Ägypten, Frankreich und England, wo Er öffentlich vor großen Zuhörerkreisen spricht.

1912:

‘Abdu’l-Bahá reist nach USA, spricht in verschiedenen Städten und legt in Wilmette/Ill. den Grundstein des ersten Hauses der Andacht für den Westen.

1913:

‘Abdu’l-Bahá besucht Europa, u. a. Deutschland (Stuttgart, Eßlingen, Bad Mergentheim).

1917 - 1925:

Sturz des Zarenhauses Romanow. Zusammenbruch des Kaiserreichs Österreich — Ungarn und Ende der Habsburger Monarchie. Sturz des deutschen Kaiserhauses. Zusammenbruch des Osmanischen Reiches und Aufhebung von Sultanat und Kalifat. Sturz der Kadscharendynastie in Persien.

28. NOV. 1921:

Hinscheiden ‘Abdu’l-Bahás in Haifa. Durch Seinen „Willen und Testament“ wird Sein Enkel, Shoghi Effendi (1897—1957), zum „Hüter der Sache Gottes“ ernannt.

10. MAI 1925:

Offizielle Anerkennung des Bahá’í-Glaubens und dessen Unabhängigkeit vom Islam durch Gerichtsurteil in Ägypten.

1937 - 1945:

Auflösung der Bahá’í-Gemeinde, Verbot der Bahá’í-Religion und Vernichtung der gesamten Bahá’í-Literatur in Deutschland.

1937:

Auf Veranlassung von Shoghi Effendi und in Vollzug des von ‘Abdu’l-Bahá niedergelegten „Göttlichen Planes“ beginnt die systematische Verbreitung der Bahá’í-Religion in der ganzen Welt.

1953:

Es bestehen zwölf Nationale Geistige Räte und etwa 2500 Bahá’í-Zentren und Gemeinden.

4. NOV. 1957:

Hinscheiden von Shoghi Effendi. Die von ihm bestimmten obersten „Sachwalter“ des Glaubens arbeiten an dem von ihm aufgezeichneten Plan weiter.

APRIL 1963:

Wahl des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, der obersten gesetzgeberischen Körperschaft in der Bahá’í-Religion, durch die Mitglieder der Nationalen Geistigen Räte der ganzen Welt in Haifa.
Weltkongreß der Bahá’í in London.

APRIL 1967:

Anzahl der Nationalen Geistigen Räte auf 81, Zahl der Bahá’í-Zentren und Gemeinden in aller Welt auf 28 217 gestiegen.


[Seite 761]



Gott anzubeten...[Bearbeiten]

Seit alters her hat der Mensch Orte geschaffen, an denen er Gott anbetete und verehrte. Juden, Hindu, Buddhisten, Christen, Moslem versammelten und versammeln sich in Synagogen, Tempeln, Kathedralen, Moscheen und anderen Gebetshäusern zum Lobpreis ihres Schöpfers.

Heute und noch mehr in der Zukunft darf und wird es keine Trennung mehr geben. In einer


(Fortsetzung Seite IV)


[Seite 762]



100 JAHRE BAHA’I-RELIGION[Bearbeiten]

Die Offenbarung Bahá’u’lláhs kennzeichnet seit der Mitte des 19. Jahrhunderts den jüngsten Abschnitt in der Entwicklungsgeschichte der Weltreligionen. Mit ihr erfüllen sich die Prophezeiungen vorangegangener Religionsstifter und Propheten. Es sind jetzt 100 Jahre, daß Bahá’u’lláh Seine programmatische Botschaft an die Herrscher und geistigen Würdenträger der Welt richtete. Alle Seine Lehren und Gesetze sind ausgerichtet auf das hohe Ziel einer göttlich begründeten, gerechten Weltordnung. Die Bahá’í-Religion bedeutet somit nicht nur eine Erneuerung der ewigen Wahrheiten, die allen Offenbarungsreligionen der Vergangenheit innewohnen; sie vermittelt darüber hinaus den göttlichen Heilsplan zur Überwindung der gegenwärtigen Krise der Menschheit. Wesentliche Prinzipien dieser Welt-Religion im wahren Sinne, die Bahá’u’lláh zwischen 1853 und 1892 niederlegte, sind

• das unabhängige Forschen nach Wahrheit, das sich befreit hat von allen Banden engstirnigen Festhaltens an fortschrittshemmenden Überlieferungen

• die Einheit und organische Ganzheit des Menschengeschlechts, die Grunderkenntnis und zentrale Wahrheit eines weltumfassenden Glaubens

• die Einheit aller Religionen in ihren geistigen Grundlagen

• die Überbrückung aller Vorurteile, seien sie religiöser, sozialer, rassischer oder nationaler Art

• die Übereinstimmung von Religion und Wissenschaft

• gleiche Rechte für Mann und Frau

• die gesetzliche Verpflichtung zur besten Erziehung aller Menschen

II [Seite 763]

• die allgemeine Einführung einer Welthilfssprache neben der Muttersprache

• die Begrenzung des Reichtums und die Behebung sozialer Not

• die Bildung eines Weltbundesstaates und eines Weltschiedsgerichtshofs zur Schlichtung von Streitigkeiten unter den Völkern

• göttlich bestimmte Gerechtigkeit als Grundpfeiler der menschlichen Gesellschaft

• die Würdigung jeglicher Arbeit, die im Geiste des Dienens getan wird, als Gottesdienst

• die Religion als Bollwerk der Liebe und Verständigung für den Schutz aller Völker und Rassen

• das Wirken für einen dauerhaften, umfassenden Frieden als erhabenstes Ziel menschlicher Tätigkeit.


Die Bahá’í in aller Welt „stehen fest zu dem von Bahá’u’lláh verkündeten Grundprinzip, daß Gottesoffenbarung ein fortdauerndes und fortschreitendes Geschehen ist, daß alle großen Religionen göttlich in ihrem Ursprung sind, ihre Grundsätze miteinander in völligem Einklang stehen, ihre Ziele und Absichten ein und dieselben und ihre Lehren nur Widerspiegelungen der einen Wahrheit sind, daß ihr Wirken sich ergänzt ... und ihre Sendungen aufeinanderfolgende geistige Entwicklungsstufen der Menschheit darstellen”. (Shoghi Effendi)

Der Auftrag Bahá’u’lláhs ist „zu verkünden, daß die Zeiten der Kindheit des Menschengeschlechts nun vorüber sind, daß die gegenwärtigen Erschütterungen das Nahen jener Zeit künden, da die Schwerter in Pflugscharen verwandelt werden sollen, das von Jesus Christus verheißene Reich begründet und der Friede auf dieser Erde endgültig gesichert sein wird”. So wenig wie einer der Ihm vorangegangenen Offenbarer „erhebt Bahá’u’lláh den Anspruch auf Endgültigkeit Seiner Offenbarung; Er erklärt ausdrücklich, daß in den späteren Phasen der endlos weiterschreitenden Menschheitsentwicklung ein noch größeres Maß der Wahrheit offenbart werden muß“. (Shoghi Effendi)

III [Seite 764]







klein gewordenen Welt, einer Welt der Nachbarschaft, errichten die Bahá’í ausschließlich aus eigenen Mitteln Häuser der Andacht, die Symbole der Einheit, Sinnbilder für eine geeinte, friedliche Welt, Stätten der Ausstrahlung göttlichen Lichtes sein sollen. Nach den Geboten Bahá’u’lláhs werden sie später von Gebäuden umgeben sein, die sozialen, erzieherischen, humanitären und wissenschaftlichen Zwecken dienen. Das erste europäische Haus der Andacht wurde in Langenhain im Taunus gebaut und 1964 eingeweiht *). — Die Bahá’í-Religion kennt keine bezahlte Geistlichkeit, keine Riten und keinen formstarren Gottesdienst mit Predigten und Textauslegung durch Priester. In den „Häusern der Andacht” wird das Wort Gottes nach den heiligen Schriften aller Offenbarungsreligionen gelesen oder gesungen. Bis jetzt gibt es derartige Bauwerke außer jenem im Taunus in Wilmette/USA, Kampala/Afrika und Sydney/Australien. Das erste „Haus der Andacht” in ‘Ishqábád/Turkmenistan ist 1963 einem Erdbeben zum Opfer gefallen. Ein weiterer Bau wird in Kürze in Panama errichtet werden.



*) Öffentliche Andachten finden jeden Sonntag um 15 Uhr statt.

IV [Seite 765]



DIE EMPFÄNGER GÖTTLICHER BOTSCHAFTEN[Bearbeiten]

Pius IX.

Graf Giovanni Mastai-Feretti, geboren 1792 in Sinigaglia.

Er wurde 1827 Erzbischof von Spoleto. In den Revolutionswirren 1831 verhalf er Louis Napoleon, später Kaiser Napoleon III., und dessen Mutter Königin Hortense zur Flucht in die Schweiz. In Spoleto und später in Imola galt er als liberal. 1840 wurde er Kardinal; 1846 zum 254. Papst gewählt, nahm er den Namen Pius IX. an. In der Folgezeit entpuppte er sich als erregbarer Gefühlsmensch. Da er sich in seinem universalen Pontifikat nicht der Volkserhebung gegen Österreich anschließen konnte, verlor er seine Beliebtheit. Vor dem Aufstand 1848 abenteuerliche Flucht nach Gaeta, dort zwei Jahre als Flüchtling. Mit Hilfe Napoleons III. in den Vatikan zurückgekehrt, erwies er sich immer mehr als ein Gegner der Liberalen und Demokraten; mit seinem Minister Antonelli regierte er den Kirchenstaat streng autokratisch. Pius IX. erließ 1854 die Bulle über die „unbefleckte Empfängnis Mariä“. Im Verlauf der italienischen Einigung verlor er nach 1860 den nördlichen Teil des Kirchenstaats; französische Truppen sicherten ihm jedoch noch Rom und Umgebung. Während des Vatikanischen Konzils 1869/70 wurden die Unfehlbarkeit und das Universalepiskopat des Papstes zum Dogma erhoben. Als Napoleon III. in Sedan gefangen genommen wurde, besetzten italienische Truppen Rom und beschränkten die staatliche Oberhoheit des Papstes auf den Vatikan. Dies erfolgte kurz nachdem Pius IX. ein mahnendes Sendschreiben von Bahá’u’lláh empfangen und abgelehnt hatte. Herrschsüchtig, unversöhnlich und verbittert verbrachte dieser Papst die letzten Lebensjahre, bis er 1878 starb.


[Seite 766]



Viktoria

Königin von Großbritannien, geboren am 24. Mai 1819, folgte schon 1837 ihrem Onkel Wilhelm IV. auf den Thron. Sie lebte von 1840 an in glücklicher Ehe mit ihrem Vetter Franz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, herrschte liberal und paßte sich dem Parlament an; doch zog sie sich nach dem frühen Tod ihres Gatten (1861) immer mehr von der Öffentlichkeit zurück. Auf ein Sendschreiben Bahá’u’lláhs schickte sie den Oxforder Orientalisten Professor Browne nach ‘Akká; Browne gab einen eindrucksvollen Bericht von seiner Begegnung mit Bahá’u’lláh. 1876 wurde die Regentin zur Kaiserin Indiens proklamiert. Ihre Gestalt und lange Regierung wurden für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Sinnbild des britischen Weltreichs. Sie erlebte noch die Jahrhundertwende und starb 1901.


[Seite 767]



Napoleon III.

Geboren in Paris am 20. April 1808, als Prinz meist Louis Napoleon genannt, war ein Sohn König Ludwigs Bonaparte von Holland und der Königin Hortense, Tochter der Kaiserin Josephine, dadurch Neffe Napoleons I. und Thronprätendent der Bonapartisten in Frankreich. Er lebte von 1815 an zunächst im Ausland und besuchte unter anderem das Gymnasium in Augsburg. Mit Schriften, Reden und mißglückten Staatsstreichen — 1836 in Straßburg, 1840 in Boulogne — kämpfte er gegen den „Bürgerkönig“ Louis Philippe für seinen Anspruch auf den Thron. Schließlich geriet er in Festungshaft in Ham, entfloh aber 1846 nach London. Durch die Revolution von 1848 wurde er Präsident der Zweiten Republik in Frankreich und schließlich durch einen Staatsstreich 1851 mit nachfolgender Volksabstimmung 1852 Kaiser.

1853 vermählte er sich mit der spanischen Gräfin Eugenie de Montijo, einer Gefährtin seiner ehrgeizigen Pläne. Mit England und der Türkei verbündet, bekämpfte er 1854 bis 1856 Rußlands Ansprüche im Krimkrieg. Gegen den Preis Savoyens und Nizzas unterstützte er 1859 erfolgreich die italienische Freiheitsbewegung gegen Österreich. Dann neigte sich sein Stern. Sein Eingreifen in Mexiko erwies sich 1867 als Fehlschlag, in der Zeit, als ihm von Bahá’u’lláh in einem zweiten Sendschreiben — nachdem er das erste verhöhnt hatte — sein Niedergang vorausgesagt wurde. Im deutsch-französischen Krieg geriet er 1870 bei Sedan in Gefangenschaft, in Paris wurde die Republik ausgerufen. Napoleon III. starb 1873 in London im Exil als gescheiterter Mann.


[Seite 768]



Wilhelm I.

Geboren 1797, war von 1858 an Regent, ab 1861 König von Preußen. Anfangs liberal gesinnt, wurde er später sichtlich konservativ und militaristisch. Von 1862 an hatte er in Bismarck einen überragenden Staatsmann an seiner Seite, der auch im Kriege gegen Frankreich seine Ausrufung zum Deutschen Kaiser durchsetzte. So wurde er später als der „Alte Kaiser“ in Deutschland beliebt und verehrt. Er starb 1888. Auch er wurde von Baha’u’lläih mit warnenden Worten angesprochen. Die Erfüllung der darin enthaltenen Prophezeiungen von dem zweimaligen Niedergang Deutschlands haben die folgenden Generationen schmerzlich erlebt.


[Seite 769]



Alexander II.

Zar von Rußland, geboren am 29. April 1818, war der Sohn Nikolaus I. Er folgte seinem autokratischen Vater 1855 auf den Thron und beendete 1856 den für Rußland unglücklichen Krimkrieg, 1861 die Leibeigenschaft. Recht und Verwaltung gestaltete er liberaler. Er erhielt ein Sendschreiben Bahá’u’lláhs aus dessen Gefangenschaft in ‘Akká, auf das er nicht reagierte. Alexanders Außenpolitik, die 1872 im Dreikaiserbündnis Deutschland — Österreich — Rußland gipfelte, hatte nur begrenzte Erfolge. Seine letzten Jahre waren tragisch; 1881 wurde er in Petersburg ermordet.


[Seite 770]



Franz Joseph

Geboren 1830 in Wien, gelangte als Nachfolger seines Oheims Ferdinand I. 1848 auf den österreichischen Kaiserthron. Er regierte ziemlich absolutistisch. Der Verlust von Österreichs Machtstellung in Italien ist ihm zuzuschreiben. Nach dem gegen Preußen ebenfalls verlorenen Krieg konnte er durch die Angliederung Ungarns zur Doppelmonarchie Österreichs Weltgeltung noch für einige Zeit verlängern. Seine fast mythisch gewordene Gestalt wurde beliebt. Fast alle seine Familienangehörigen starben eines gewaltsamen Todes. Vor dem Zusammenbruch seines Reiches endete 1916 sein langes Leben. Die Schicksalsschläge traten bald ein, nachdem er ein warnendes Sendschreiben Bahá’u’lláhs unbeachtet gelassen hatte.


[Seite 771]



‘Abdu’l-‘Azíz

Seit dem 16. Jahrhundert war das türkische Weltreich im Niedergang begriffen. Auch ‘Abdu’l-‘Aziz, geboren 1830, auf dem Thron seit 1861, setzte die rückständigen Methoden fort. Für manche Verfolgungen der Bahá’í, für die Strenge und Verlängerung der Gefangenschaft Bahá’u’lláhs in Adrianopel und ‘Akka sind er und seine Ratgeber verantwortlich. Nachdem Bahá’u’lláh mehrmals fruchtlose Mahnungen und Warnungen an ihn gerichtet hatte, wurde er 1876 in seinem Harem von Ministern und Generälen ermordet. Wenige Jahrzehnte später erlosch seine Dynastie. 1922 wurde das Sultanat, 1924 das Kalifat abgeschafft.


[Seite 772]



Násiri'd-Dín

aus der Qájár (= Kadscharen) — Dynastie, wurde 1829 (1830?) geboren und kam 1848 auf den Pfauenthron. Durch seinen Befehl wurden die Bábí, die Anhänger von El Báb, verfolgt und nahezu vernichtet. Über 20000 starben den Märtyrertod. Auch die Hinrichtung des Báb und die Einkerkerung Bahá’u’lláhs gehen auf sein Konto. Der Sháh war und blieb ein unerbitterlicher Feind der Bábí und später der Bahá’í. Er wurde von Bahá’u’lláh als „der oberste der Unterdrücker“ bezeichnet. Seine Umgebung war korrupt. 1896 wurde er ermordet. Die Dynastie der Qájár verlor völlig an Bedeutung und erlosch 1925. Seither ist der Iran in einem langsamen, von vielen inneren Widerständen gehemmten Modernisierungsprozeß begriffen.


[Seite 773]






DIE JAHRHUNDERTHALLE IN FRANKFURT-HÖCHST war Schauplatz der europäischen Bahá’í-Konferenz vom 7. bis 10. Oktober 1967 aus Anlaß der hundertsten Wiederkehr jener Tage, in denen Bahá’u’lláh den Herrschern der Welt Seine Sendung verkündete. Sechs solche Konferenzen fanden gleichzeitig in Frankfurt, Kampala (Uganda), Wilmette, Neu Delhi, Sydney und Panama statt; sie waren am Samstag, 7. Oktober, durch eine weltweite telefonische Ringschaltung miteinander verbunden. Mit diesen interkontinentalen Konferenzen begann die Proklamationszeit, die die Bahá’í der ganzen Welt zu verstärkten Bemühungen um die Verbreitung der Lehren und Gebote Bahá’u’lláhs vereinigt. Unter anderem fand ein öffentlicher Vortragsabend statt. Paul Haney sprach als Vertreter des Bahá’í-Weltzentrums in Haifa/lsrael über das Thema „Die Verkündigung Bahá’u’lláhs — Beginn eines neuen Zeitalters”. — Unser Bild zeigt einen Teil der rund 1700 Konferenz-Besucher, die aus 49 Ländern gekommen waren.


[Seite 774]



Worte von Bahá’u’lláh[Bearbeiten]

Ich bezeuge vor Gott die Größe, die unfaßbare Größe dieser Offenbarung. Wieder und immer wieder haben Wir in den meisten Unserer Tablets für diese Wahrheit Zeugnis abgelegt, auf daß die Menschheit aus ihrer Nachlässigkeit erwache.

*

Neues Leben regt sich in diesem Zeitalter in allen Völkern der Erde, und dennoch hat niemand seine Ursache entdeckt oder seine Triebkraft wahrgenommen. O ihr Menschenkinder, die Grundabsicht, die den Gottesglauben und Seine Religion beseelt, ist, das Wohl der Menschheit zu schützen und ihre Einheit zu fördern.

*

Das Wohlergehen der Menschheit, ihr Friede und ihre Sicherheit sind dann und nur dann zu erreichen, wenn ihre Einheit fest begründet ist. — So mächtig ist das Licht der Einheit, daß es die ganze Erde zu erleuchten vermag ...

*

Was in dieser hervorragenden, erhabensten Offenbarung kundgemacht wurde, ist ohne Beispiel in der Geschichte, noch werden zukünftige Zeitalter Gleiches erleben.

*

In dieser mächtigsten Offenbarung haben alle Sendungen der Vergangenheit ihre höchste und letzte Vollendung gefunden.

*

Der Tag naht heran, da Wir die Welt und alles, was darinnen ist, aufgerollt und eine neue Ordnung an ihrer Statt ausgebreitet haben werden.

*

Die Absicht, die der ganzen Schöpfung zu Grunde liegt, ist die Offenbarung dieses erhabensten, dieses heiligsten Tages, des Tages, der als Tag Gottes in Seinen Büchern und Schriften [Seite 775] bekannt ist — der Tag, den alle die Propheten, die Auserwählten und die Heiligen wünschten miterleben zu können. Dies ist der Tag, an dem Gottes vortrefflichste Gunstbezeigungen über die Menschen ausgeschüttet wurden, der Tag, an dem Seine mächtigste Gnade allen erschaffenen Dingen eingeflößt wurde.

*

Mächtig, unvorstellbar mächtig ist dieser Tag! Jeder Prophet hat das Kommen dieses Tages angekündigt, und jeder Bote sehnte sich voll Verlangen nach dieser Offenbarung — einer Offenbarung, bei deren Enthüllung alle erschaffenen Dinge ausriefen und sprachen: „Die Erde ist Gottes, des Erhabensten, des Größten!“ Der Tag der Verheißung ist gekommen, und Er, der der Verheißene ist, verkündet laut vor allen, die im Himmel, und allen, die auf Erden sind: „Wahrlich, es gibt keinen andern Gott! Was von Ewigkeit her in der Weisheit Gottes, des Kenners des Sichtbaren und des Unsichtbaren, verwahrt war, ist geoffenbart. Glücklich das Auge, das sieht und das sich dem Antlitz Gottes, des Herrn alles Seins, zuwendet.“

*

Dies ist der Tag, an dem der Ozean des Erbarmens Gottes den Menschen kundgetan wurde, der Tag, an dem das Tagesgestirn Seiner Güte seinen Glanz über sie ausgoß, der Tag, an dem die Wolken Seiner gnadenreichen Gunst die Gesamtheit der Menschheit überschatteten.

Groß, wahrhaftig, ist dieser Tag! Die Hinweise, die in allen Heiligen Schriften auf ihn als den Tag Gottes gegeben wurden, bestätigen seine Größe.

An diesem Tag ist ein Tor geöffnet, weiter als Himmel und Erde zusammen. Das Auge des Erbarmens Dessen, der das Verlangen der Welt ist, ist auf alle Menschen gerichtet.

Dies ist der Tag, an dem die unsichtbare Welt ausruft: „Groß ist deine Glückseligkeit, o Erde, denn du wurdest zum Fußschemel deines Gottes gemacht und zum Sitz Seines mächtigen Thrones erwählt!“


[Seite 776]



—————

Sei freigebig im Glück und dankbar im Unglück.

Sei des Vertrauens deines Nächsten wert und schaue hellen und freundlichen Auges auf ihn.


Sei ein Schatz dem Armen,

ein Mahner dem Reichen,

eine Antwort auf den Schrei des Bedrückten,

und halte dein Versprechen heilig.


Sei gerecht in deinem Urteil

und behutsam in deiner Rede.


Sei zu keinem Menschen unbillig,

sondern erweise allen Sanftmut.


Sei wie eine Lampe für die, so im Dunkeln gehn,

eine Freude den Betrübten,

ein Meer für die Dürstenden,

ein schützender Port für die Bedrängten,

Stütze und Verteidiger für das Opfer der Unterdrückung.


Laß Sauberkeit und Redlichkeit all dein Handeln auszeichnen.

Sei eine Heimat dem Fremdling,

ein Balsam dem Leidenden,

dem Flüchtling ein starker Turm.


Sei dem Blinden Auge

und ein Licht der Rechtleitung für den Fuß des Irrenden.


Sei ein Schmuck für das Antlitz der Wahrheit,

eine Krone für die Stirn der Treue,

ein Pfeiler am Tempel der Redlichkeit,

der Lebenshauch dem Körper der Menschheit,

ein Banner für die Heerscharen der Gerechtigkeit,

ein Himmelslicht am Horizont der Tugend,

Tau für den Urgrund des Menschenherzens,

eine Arche auf dem Meer der Erkenntnis,

eine Sonne am Himmel der Gnade,

ein Stein im Diadem der Weisheit,

ein strahlendes Licht am Firmament deiner Zeitgenossen,

eine Frucht am Baume der Demut.


Dich vor der Glut der Eifersucht

und vor der Kälte des Hasses zu schützen,

darum bitten Wir Gott.

Er, wahrlich, ist nahe,

bereit zur Antwort.


(„Ährenlese“ CXXX; „Brief an den Sohn des Wolfes“, S. 88 f.)
—————



[Seite 777]







‘Abdu’l-Bahá (1844-1921)


[Seite 778]







In diesem Schrein am Berg Karmel in Haifa/Israel, dem Weltzentrum der Bahá’í, sind die sterblichen Überreste von El Báb, dem Herold und Vorläufer der Bahá’í-Religion, beigesetzt.


[Seite 779]



VON UNSEREM Büchertisch[Bearbeiten]

ÄHRENLESE
aus den Schriften Bahá’u’lláhs

Shoghi Effendi, der autorisierte Ausleger der Bahá’í-Lehren, besorgte diese Auswahl von 165 Textstellen, die vom Wesen der Gottesoffenbarer, der geistigen Natur des Menschen und der neuen, im Aufbau begriffenen Weltordnung handeln. Die wesentlichen Wahrheiten der Bahá’í-Religion sind hier in einem grundlegenden Kompendium vereint.

240 Seiten, Ganzleinen DM 18,90; sFr. 20,40


Abdu’l-Bahá
BEANTWORTETE FRAGEN

Bei Tischgesprächen in ‘Akká äußerte sich 'Abdu’l-Bahá zu einer Vielfalt von geistigen und philosophischen Fragen: Wesen und Bedeutung der Offenbarer, die wahre Natur des Menschen, einige christliche Themen, Willensfreiheit, Reinkarnation und vieles andere mehr.

306 Seiten, Ganzleinen DM 15,80; sFr. 17,


BAHÁ’U’LLÁH
UND DAS NEUE ZEITALTER
von Dr. J. E. Esslemont

Eine grundlegende Einführung in die Geschichte und die Lehren des Bahá’í-Glaubens. Das umfassende Handbuch und Nachschlagewerk. In viele Sprachen übersetzt.

324 Seiten, Ganzleinen DM 16,80; sFr. 18,10
kartoniert (cellophaniert) DM 13,90; sFr. 15,—


CHRISTUS UND BAHÁ’U’LLÁH
von George Townshend

Ein hervorragender Theologe und Wissenschaftler überprüft hier die Aussagen der Bibel über die „Wiederkunft” Christi im Lichte der göttlichen Offenbarung. Das Buch wendet sich an alle Christen, für die das „Dein Reich komme“ noch eine lebendige Bedeutung hat.

128 Seiten, Ganzleinen DM 6,70; sFr. 7,20


WAS IST DIE BAHÁ’Í-RELIGION...?

Eine umfassende Darstellung des neuen Glaubens. Klar werden Anspruch und Lehren der Bahá’í-Religion in vier großen Themenkreisen behandelt: Grundzüge der Bahá’í-Religion — Menschen nach Gottes Bild — Erkenntnis — Geist der [Seite 780] Gemeinschaft. Objektive Darlegung und geoffenbartes Textgut verbinden sich zu einem abgerundeten Bild.

68 Seiten, kartoniert DM 1,50; sFr. 1,60


BAHÁ’Í-BRIEFE
Blätter für Weltreligion und Weltbewußtsein

Viermal im Jahr erscheinende Zeitschrift. Die „Bahá’í-Briefe“ informieren über alle Ereignisse und Entwicklungen in der Bahá’í-Weltgemeinschaft.

DM 0,80 je Heft


BAHA’I-VERLAG GMBH

6 Frankfurt am Main, Westendstraße 24, Telefon 72 36 26

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Die nationalen Bahá’í-Zentren erteilen gern jede Auskunft:

Der Nationale Geistige Rat der Bahá’í in Deutschland e.V.

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Der Nationale Geistige Rat der Bahá’í in Österreich

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Der Nationale Geistige Rat der Bahá’í in Luxemburg

Luxemburg
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Der Nationale Geistige Rat der Bahá’í der Schweiz

CH-3000 Bern
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Tel. (031) 44 10 20



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Die „BAHA’I-BRIEFE“ werden vierteljährlich herausgegeben vom Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í in Deutschland e. V., 6 Frankfurt, Westendstraße 24. Alle namentlich gezeichneten Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion dar.

Redaktion: Dipl.-Volkswirt Peter A. Mühlschlegel, 6104 Jugenheim, Goethestraße 14, Telefon (0 62 57) 74 67, u. Dieter Schubert, 7021 Oberaichen, Viehweg 15, Telefon (07 11) 74 97 67.

Vertrieb: Georg Schloz, Bahá’í-Haus, 7 Stuttgart-Zuffenhausen, Friesenstraße 26, Telefon (0711) 87 90 58 oder (07 11) 87 32 48.

Druck: Buchdruckerei Karl Scharr, 7 Stuttgart-Vaihingen, Scharrstraße 13.

Preis: DM —.80 je Heft einschließlich Versandkosten, im Abonnement DM 3.20 jährlich. Zahlungen erbeten an Bahá’í-Verlag GmbH., 6 Frankfurt, Westendstr. 24, Postscheckkonto Stuttgart 35 768, mit dem Vermerk „BAHA’I-BRIEFE“.

An der Zeitschrift bestehen keine wirtschaftlichen oder finanziellen Beteiligungen im Sinne des Hessischen Pressegesetzes, § 5 Abs. 2.


[Seite 781]


Der gespaltene Himmel

Huschmand Sabet


„Ein Buch, das manchen auf Tradition Bedachten herausfordern mag, das aber jenen zahlreicheren suchenden Menschen freien Geistes zu denken gibt, deren Zahl ständig im Steigen begriffen ist, in einem Abendland, das allen Glauben in den alten und pessimistischen Religionen und in einem pseudo-optischen Atheismus zu verlieren beginnt.“ Professor Alessandro Bausani, Universität Neapel.

184 Seiten, Ganzleinen DM 12,80.


Soeben erschienen im

VERBUM-VERLAG — STUTTGART 1 — POSTFACH 321


[Seite 782]


Shoghi Effendi

Der verheißene Tag ist gekommen


Shoghi Effendi, der Urenkel Bahá’u’lláhs, des Begründers der Bahá’í-Weltreligion, schrieb dieses Werk aus der Sicht unserer Tage heraus. Es gibt einerseits rückblickend ein fesselndes und erschütterndes Bild der geschichtlichen Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart und verdeutlicht andererseits das Wesen, die Wichtigkeit und die Größe des Führungsanspruches Bahá’u’lláhs und Seiner Lehren.

„Dieses ursprünglich an die Bahá’í im Westen gerichtete bedeutsame Buch ist eine Herausforderung an jeden. In raschem und dramatischem Fluß berichtet es die Geschichte des neuesten Gottesboten, der sich an die ganze Menschheit wandte, auf den aber nur einige wenige hörten. Es stellt den Niedergang der alten Ordnung und die verborgene Geburt der neuen dar. Es zeigt aber auch die tiefe Schwärze der heutigen Dunkelheit und verheißt eine neue Morgendämmerung für die Menschheit.”

Firuz Kazemzadeh, a.o. Professor für Geschichte an der Yale Universität New Haven, Connecticut

212 Seiten, Ganzleinen DM 7,40; sFr. 8,10

BAHÁ'Í-VERLAG GMBH

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