Sonne der Wahrheit/Jahrgang 8/Heft 8/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
 
Heft VIII VIII.JAHRG. OKT. 1928
 
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


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Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahá’i - Prinzipien.


1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.

Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.


2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.

In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.


3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.

Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.


4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.

Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.


5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.

Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.


6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.

Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.


7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.

Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.


8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.

Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.


9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.

Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.


10. Die soziale Frage muss gelöst werden.

Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.


11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.

Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.


12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.

Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.

Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.


Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.


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SONNE    DER  WAHRHEIT
Organ des Bahá’i-Bundes, Deutscher Zweig
Herausgegeben vom Verlag des Bahá’i-Bundes, Deutscher Zweig, Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 2.– Goldmark.
Heft 8 Stuttgart, im Oktober 1928
‘Ilm — Erkenntnis
8. Jahrgang

Inhalt: 'Abdu'l-Bahá über das Wesen und die Entwicklung der Atome. — Die geheimnisvollen Mächte der Kultur. — Mein Freund Emil. — Ein Besuch bei 'Abdu'l-Bahá. — Das Weltbild der Gelehrten. Leitsätze für die Bahá’i-Arbeit.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.



O Sohn des Menschen!

Verherrliche Meine Gebote, daß Ich dir die Geheimnisse der Unendlichkeit offenbare und dich mit den Lichtern der Ewigkeit erleuchte.

Bahá’u’lláh.

Die gesegnete Verheißung von Bahá’u’lláh lauter: »Wir wollen demjenigen helfen, der sich erhebt, um Unserer Sache zu dienen, durch ein Heer der höchsten Gemeinschaft und durch eine Armee von nahen Engeln.«



'Abdu'l-Bahá über die Zukunft Deutschlands.

Die Zukunft Deutschlands liegt klar vor mir. Die Deutschen sind im allgemeinen sehr religiös. Sie sind edel und fortschrittlich. Die heilige Sache Gottes wird unter einem solch gut gearteten Volk sich entwickeln. Der Stern der Religion Bahá’u’lláhs wird strahlend am Horizont dieses Landes aufgehen. Die Fahne des universalen Friedens wird über dem deutschen Volk wehen trotz allem und allem. Man ist in Deutschland friedliebend und wünscht freundschaftliche Beziehungen mit allen Nationen aufrecht zu erhalten!

Aus Tagebuchblättern 16. Okt. 1914


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'Abdu'l-Bahá über das Wesen und die Entwicklung der Atome.

Von Hildegard William.

Unter Atom soll hier der von Gott gegebene, unsichtbare, ja kaum mehr mit dem Gedanken zu fassende physische Lebensurbaustoff verstanden werden. Aus diesem Urbaustoff ist alles Leben aufgebaut, alles, was das Weltall erfüllt, vom Sonnen- und Planetensystem bis zum kleinsten Weltallssplitterchen. Die Atome offenbaren sich in dauernder Bewegung oder Schwingung. Und je nach der Schnelligkeit (mit Menschenwort gesprochen), der Art und dem Grad der verschiedenen Schwingungen treten für uns alle die mannigfachen Erscheinungen im Universum zu Tage. Es ist also im letzten Grunde alle Erscheinungswelt das Gleiche, es gibt keinen festen, flüssigen, luftförmigen Stoff nach unsern Begriffen — alles besteht nur aus schwingenden Atomen. Hier tritt uns ein wichtiges Gesetz entgegen: Das Gesetz von der Einheit alles Seins. Darüber haben wir schon aus Urzeiten her Kunde. Am kürzesten drückt Hermesi, der Aegypter, dies Gesetz in seinen Worten aus: „Es ist unten wie oben.“ 'Abdu'l-Bahá sagt dazu folgendes: „Universale Wesen gleichen und können verglichen werden mit Einzelwesen, denn beide sind einem Natursystem, einem universalen Gesetz und göttlicher Organisation unterworfen. So finden wir, daß die kleinsten Atome im universalen System den größten Wesen des Universums gleich sind. Es ist klar, daß sie unter der Einwirkung eines Natursystems und eines universalen Gesetzes aus einem Laboratorium der Macht zum Sein kommen. Darum können sie miteinander verglichen werden.“




Gruppe von einigen prominenten Bahá’i in Khorassan.


In engem Zusammenhange mit diesem Einheitsgesetz steht das sogenannte Entwicklungsgesetz. Entwicklung ist hier im weitesten Sinne als Weiterwandern, Höherwandern der einzelnen Atome von einem Reiche des Universums — Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschenreich — zum andern zu denken. Z. B. wenn wir von der Entwicklung eines Samenkornes reden, so meinen wir, wie aus ihm eine Pflanze wächst und reift und uns schließlich wieder Samenkörner schenkt. Das eigentliche Wesen des Samenkornes macht also eine Wanderung durch die wachsende, blühende, reifende Pflanze. Und als eine solche Wanderung müssen wir uns auch die Entwicklung eines Atoms z. B. aus dem Pflanzen- ins Tierreich denken. (Atom immer nur als Ureinheit, als Urbaustoffteilchen alles Seins gedacht, das nur seinen Schwingungsrhythmus und damit seine erkennbaren Eigenschaften ändert.) In diesem Sinn faßt auch 'Abdu'l-Bahá [Seite 115] das Entwicklungsgesetz auf. Hören wir was Er darüber sagt: „Die Atome der Elemente, aus denen sich alles in die Erscheinung tretende Leben und Sein in diesem unbegrenzten Universum zusammensetzt, befinden sich in ständiger Bewegung (Schwingung), wobei sie fortlaufende Grade der Weiterentwicklung durchmachen. Stellen wir uns z. B. ein Atom im Mineralreich vor, das sich zum Pflanzenreich aufwärts entwickelt, indem es an der Zusammensetzung und der Faser eines Baumes oder einer Pflanze teilnimmt. Von da wandert es ins Tierreich und wird schließlich durch das Gesetz der Entwicklung und den Vorgang der Zusammensetzung zu einem Teile des menschlichen Körpers. Das heißt, es hat die dazwischenliegenden Grade und Stufen der Erscheinungswelt durchlaufen, indem es auf seiner Reise an der Zusammensetzung verschiedener Organismen teilgenommen hat. Diese Bewegung oder Entwicklung ist fortschreitend und immerwährend, denn nach der Auflösung des menschlichen Körpers, in den es eingegangen ist, kehrt es zum Mineralreich zurück, woher es gekommen war, und wird fortfahren, die Erscheinungsreiche zu durchlaufen wie zuvor. Dieses Bild mag zeigen, daß die zusammensetzenden Grundstoffatome der Erscheinungen fortschreitender Uebertragung und Bewegung durch die Reiche der Materie hindurch unterliegen.

Bei seinem unaufhörlichen Fortschritt und Reisen wird das Atom von dem Wesen und den Kräften jedes Grades oder Reiches, das es durchläuft, durchdrungen. Im [Seite 116] Mineralreich besaß es mineralische Affinität, im Pflanzenreich offenbarte es das Wesen der Vermehrung oder die Kraft des Wachstums, im tierischen Organismus äußerte es den Geist dieser Stufe, und im Menschenreich wurde es mit menschlichen Kennzeichen und Wesenszügen ausgestattet.

Ueberdies sind die Formen und Organismen der Erscheinungswesen und des Seins in allen Reichen des Universums unzählbar. Die pflanzliche Ebene oder das Pflanzenreich z. B. besitzt eine Verschiedenheit von zahllosen Typen und materiellen Aufbauformen pflanzlichen Lebens, von denen jede abweichend und in sich verschieden, keine zwei ganz gleiche in Zusammensetzung und Einzelheiten sind. Denn es gibt in der Natur keine Wiederholungen und die Wachstumskraft kann nicht an irgendein gegebenes Vorbild oder eine bestimmte Form gefesselt werden. Jedes Blatt hat seine eigene, besondere Identität, sozusagen seine eigene Eigenheit als Blatt. Daher wird jedes der zahllosen elementaren Atome während seiner unaufhörlichen Reise durch die Daseinsreiche als Bestandteil des organischen Aufbaus nicht nur mit den Kräften und dem Wesen der Reiche, die es durchläuft, durchdrungen, sondern es spiegelt auch die Kennzeichen und Eigenschaften der Formen und Organismen jener durchwanderten Reiche wieder. Da jede dieser Formen ihr eigenes und besonderes Wesen besitzt, so hat jedes Grundstoffatom des Universums die Möglichkeit, eine endlose Verschiedenheit dieser individuellen Wesensarten auszudrücken. Kein Atom ist dieser Möglichkeit oder dieses Ausdrucksrechtes beraubt, noch kann von irgendeinem bestimmten Atom gesagt werden, daß ihm gleiche Möglichkeiten wie andern Atomen versagt sind, nein, alle genießen den Vorzug, die bestehenden Wesensarten dieser Reiche zu besitzen und ihre Kennzeichen in der Materie ihrer Organismen wiederzuspiegeln. Bei den verschiedenen Umformungen oder Uebergängen von Reich zu Reich ist das durch die Atome in jeder Stufe ausgedrückte Wesen dieser betreffenden Stufe eigentümlich. So drückt z. B. das Atom im Mineralreich nicht pflanzliches Wesen aus; und wenn es durch den Vorgang der Entwicklung das Wesen der pflanzlichen Stufe annimmt, spiegelt es nicht die Eigenschaften des tierischen Wesens zurück, u.s.f

Es ist danach klar, daß jedes Grundstoff-Atom des Universums die Fähigkeit besitzt, alle vorhandenen Wesensarten zum Ausdruck zu bringen. Das ist eine scharfsinnige und streng folgerichtige Vorstellung. Denkt hierüber nach, denn hierin liegt die wahre Erklärung des Pantheismus. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, ist der Pantheismus eine Wahrheit; denn jedes Atom im Universum kann alle Wesenszüge des Lebens, die durch Wandlung und Umformung offenbart werden, besitzen.

Von dem Aufbau und der Zusammensetzung der Elemente, von ihrer Auflösung, ihrem Verhältnis und von der Einwirkung anderer Wesen auf sie hängen Formen, endlose Tatsachen und unzählige Wesen ab. Aber es ist klar, daß dieser Erdball in seiner gegenwärtigen Form nicht auf einmal in die Erscheinung getreten ist, sondern daß dieses universale Sein allmählich durch verschiedene Phasen hindurchging, bis es in seiner gegenwärtigen Form vor uns steht.

So wächst und entwickelt sich der menschliche Embryo im Mutterleibe allmählich und erscheint in verschiedenen Formen und Zuständen, bis er im Grade vollendeter Schönheit die Reife erlangt und in vollendeter Form mit äußerster Anmut erscheint. Und in gleicher Weise war der Samen dieser Blume, die ihr hier seht, im Anfang ein unbedeutendes und kleines Ding, und es wuchs und entwickelte sich im Erdenschoß. Nachdem es in verschiedenen Formen erschienen war, kam es in vollkommener Frische und Anmut zu diesem Zustand. Auf dieselbe Weise zeigt sich, daß der Erdball, als er erst einmal ins Sein getreten war, im Schoß des Universums gewachsen ist, sich entwickelt hat und in mancherlei Formen und Zuständen erschien, bis er schließlich diese gegenwärtige Vervollkommnung erreichte und mit unzähligen Wesen geschmückt ward und als eine fertige Organisation erschien.

So war der menschliche Embryo im Mutterschoß zuerst in einer seltsamen Form, dann aber entwickelte sich der Körper von Gestalt zu Gestalt, von Zustand zu Zustand, von Form zu Form, bis er schön und vollkommen in Erscheinung trat. Aber selbst in seinen seltsamen Formen im Mutterleibe, die so völlig von seiner endlichen Form und Gestalt abweichen, ist er ein Embryo der höheren Gattung und nicht des Tieres. Seine Gattung und sein Wesen unterliegen keinem Wechsel. Auch wenn wir gelten lassen, daß die Spuren von Organen, die verschwunden sind, noch gegenwärtig vorhanden sind, so ist das nicht ein Beweis dafür, daß die Gattungen abwandelbar und nicht ursprünglich angeboren sind. Es beweist höchstens, daß [Seite 117] Form und Gestalt und die Organe des Menschen sich fortentwickelt haben. Der Mensch war immer eine bestimmte Gattung, ein Mensch, nicht ein Tier. Ist das ein Beweis dafür, daß sich die Gattung gewandelt hat, wenn der menschliche Embryo im Mutterleibe von einer Form zur andern übergeht, so daß die zweite Form der ersten in keiner Weise ähnelt? Daß er ein Tier war und daß sich seine Organe fortentwickelten, bis er ein Mensch wurde? In der Tat nein! Wie kindisch und unbegründet ist dieser Gedanke!“



Die geheimnisvollen Mächte der Kultur.

In persischer Sprache von einem hervorragenden Bahá’i-Philosophen geschrieben und von Johanna Dawud ins Englische übersetzt, übertragen ins Deutsche von Karl Klitzing, Schwerin (Meckl.).

(Fortsetzung.)

Und einige sich im Irrtum befindende Personen wenden sich, nachdem sie einen kleinen Kreis von Menschen zusammengebracht haben, welche den Prinzipien ihrer eigenen Religion gegenüber achtlos, was die Grundlagen des wahren Gesetzes betrifft, unwissend und ihres Urteilsvermögens beraubt sind, gehen hin und sagen: „Dies sind die Gesetze aus den Ländern der Ungläubigen und daher unseren Gewohnheiten entgegen. Wer immer die Gebräuche anderer Nationen annimmt, gehört wahrlich zu jenen!“

Andere glauben, daß derartige Neuerungen möglich seien durch langsame und allmählich fortschreitende Entwicklung, wobei eine Sache der andern folgt, und fügen hinzu: „Es liegt kein Grund zur Eile vor.“

Wieder andere glauben, daß die Perser diese Dinge, welche zur Verbesserung ihrer Politik, ihrer öffentlichen Einrichtung und ihrer Zivilisation nötig sind, selbst ausfindig machen sollten, und daß keine Notwendigkeit vorliege an der Inspiration anderer Nationen teilzunehmen. Jede Gruppe sollte auf ihren eigenen Umkreis beschränkt bleiben.

O Volk Persiens! Wie lange willst du irren, wie lange von nichtigen Vorstellungen dich leiten lassen? Wie lange willst du in deinen Meinungsverschiedenheiten, deinem nutzlosen Streit, deiner Unachtsamkeit und Unwissenheit verharren?

Nebenbuhler sind erwacht, während wir gleichgültig schlafen! Andere Nationen arbeiten mit Interesse an der Verbesserung ihrer öffentlichen Wohlfahrt, aber ein jeder von uns ist von seinen weltlichen Begierden gefangen genommen und „ist immer wieder aufs Neue verstrickt.“

*) Durch ähnliche Einwendungen versucht eine gewisse reaktionäre Geistlichkeit sogar heute noch (März 1919), das Volk gegen die Verfassung aufwiegeln zu können, und kurzsichtige Höflinge betreiben ihre Politik so weit, den Schah Muhamed Ali daran zu hindern, seine Untertanen aus den Bestimmungen, die sein Vater anordnete, Nutzen ziehen zu lassen.

Der Herr des Weltalls ist mein Zeuge, daß ich, Sein Diener, nicht die Absicht habe, falsche Hoffnung zu erwecken, oder die Herzen der Menschen durch diese Tatsachen an mich zu ziehen, daß ich keine Belohnung suche, sondern daß ich nur meine Gedanken aus Gehorsam gegen den Willen Gottes ausspreche. Indem ich meine Augen von der Welt und ihren Bewohnern abgewandt habe, habe ich unter der beschützenden Gnade des Herrn der Einheit Zuflucht gefunden.

„Von euch verlange ich nichts, denn Gott ist in der Tat meine Belohnung.“

Diejenigen, welche sagen, daß diese neuzeitlichen Ideen dem Geist anderer Nationen angepaßt und in keiner Weise auf die jetzigen Forderungen des persischen Königreiches anwendbar seien, vergessen, daß diese anderen Länder in früheren Zeiten ebenso waren, wie wir es jetzt sind. Wie kommt es, daß diese Prinzipien und diese Zivilisation zur Ursache des Fortschrittes für jene Länder geworden sind? Haben die Völker Europas irgend einen Verlust dadurch erlitten, daß sie diese Ideale suchen? Oder haben sie nicht im Gegenteil die höchste Stufe des materiellen Wohlstandes erlangt?

Jahrhunderte lang ist Persien unverändert geblieben, indem es seine alten Gebräuche beibehielt. Welchen Vorteil und welchen Fortschritt hat es dadurch erlangt? Wären dies keine Erfahrungsbeweise, so würden diese Tatsachen möglicherweise durch diejenigen, in deren Geistesspiegel das helle Licht der guten Absicht erloschen ist, bezweifelt worden sein. Aber diese Ursachen und Wirkungen sind in anderen Ländern auf die Probe gestellt worden, und die Vorteile der Kultur treten so deutlich an den Tag, daß sie selbst von den absichtlich Blinden erkannt werden müssen.

Jetzt, nachdem wir unser Vorurteil abgelegt haben, müssen wir in gerechter Beleuchtung prüfen und entscheiden, welche von diesen zahlreichen Grundlagen der Wohlfahrt Persiens zuwider, oder dem öffentlichen Interesse entgegengesetzt wären. Kann die Vergrößerung des Wissens oder die [Seite 118] Erweiterung von Wissenschaft und nützlich angewandten Künsten, und die Bildung von neuen und belehrenden Einrichtungen, die das Volk aus den Tiefen der Unwissenheit zu den erhabenen Höhen des Wissens und der Tugend erheben, billigerweise als schädlich betrachtet werden?

Ist die Einsetzung einer gerechten Regierung nach den Vorschriften des Göttlichen Gebotes, welches wirklich die größte Stütze des menschlichen Glückes, die standhafteste Verteidigung der Rechte des Volkes unter ihrem starken Schutz und das Recht der öffentlichen Freiheit ist, dem Glücke und der Sicherheit unserer Landsleute entgegen?

Ist es den Geboten der Weisheit zuwider, in die Zukunft mit klaren Augen zu schauen oder zu versuchen, die künftigen Ergebnisse der Gedanken in der Welt abzumessen und sie mit dem gegenwärtigen Zustande der Angelegenheiten zu vergleichen, oder die allgemeine Wohlfahrt des Staates anzustreben? Ist es nicht ratsam, Mittel und Wege zur Vereinigung mit benachbarten Ländern zu suchen und bindende Verträge mit großen Nationen abzuschließen, die Gelegenheit zu Freundschaftsbündnissen mit begünstigteren Völkern wahrzunehmen oder den Umfang des Handels nach Osten und Westen hin auszudehnen?

Ist es den Vorschriften der Sparsamkeit entgegen, die Ausfuhr der Naturalerzeugnisse unseres Landes zu vergrößern und dadurch seine Bewohner zu bereichern? Sind diese Dinge dem gesunden Menschenverstand und der wahren Religion entgegen? Sollten wir uns nicht bemühen, die Vollmachten der Gouverneure der Bezirke und Provinzen einzuschränken und ihrer Gewalttätigkeit und Ungerechtigkeit, die tatsächlich den Frieden und das Glück unseres Landes zerstörten, Grenzen zu setzen?

Sollten wir sie nicht zwingen, die Rechtspflege nach rechtsgültigen Gesetzen zu handhaben, und würde es nicht besser sein, die schweren Strafen, wie die Todesstrafe und Einkerkerung, allein von dem Befehl seiner Majestät und von der Entscheidung der Gerichtshöfe, die sich in der Hauptstadt des Staates befinden, abhängig zu machen, so daß die Strafe nach genauer Untersuchung des Straffalles an Hand der Gesetzesparagraphen bemessen würde?

Sind diese Fragen wirklich als ein Angriff auf die Fundamente der Gesellschaft anzusprechen?

Um die Tore der Bestechung zu schließen, der Verdorbenheit der Rechtssprechung abzuhelfen, ist jetzt ein Verfahren, allgemein unter dem schönen Namen „pishkash"*) bekannt, welches die Herzen der Machthaber heutigen Tages dermaßen besticht, daß dem Bettler eine gerechte Auslegung des Gesetzes versagt ist, und Billigkeit und Unparteilichkeit völlig abhanden gekommen sind. Kann dies **, wirklich als zerstörend für die Ausübung einer unparteiischen Rechtssprechung angesehen werden? Sollten wir wirklich nicht die große Schar von Soldaten, die ihr Leben bei vielen gefahrvollen Vorfällen im Dienste der Regierung und der Nation aufs Spiel setzen, vor dem Umfange ihrer Not und vor schwerer Bedrängnis bewahren und uns bemühen, ihr Schicksal zu bessern und ihre Rationen, Uniformen und Wohnräume besser auszugestalten und darauf bedacht sein, die Offiziere in der Kriegsschule zu belehren und für den Kampf vorzubereiten? Sollten wir sie nicht mit Gewehren und Kriegsausrüstung versehen, und können wir für unseren Wunsch, dies zu tun, getadelt werden?***)

*) Pishkash ist der Name, der in Persien für eine Art bestechliches Geschenk, welches von einem Untergebenen seinem Vorgesetzten überreicht wird, gebräuchlich ist.

**) Die Forderung, die Strafe nach der Vorschrift des Gesetzes zu bemessen. Der Übersetzer.

***) In Persien gibt es, mit Ausnahme von einigen Regimentern die unter dem Befehl von russischen Offizieren stehen, kein wirkliches Heer. Die Soldaten, welche im ganzen Lande unter Befehl gehalten werden, empfangen weder Kleidung noch Löhnung und sind infolgedessen gezwungen, ein Handwerk auszuüben, durch das sie sich selbst erhalten. So können sie ihrem Beruf die meiste Zeit nicht nachgehen und verschaffen sich ihren Unterhalt durch Plünderungen. 'Abdu'l-Bahá erkennt, daß ein organisierter Staat zur gegenwärtigen Zeit verpflichtet ist, ein Heer zu halten. Aber über die Notwendigkeit, den Krieg zu verhindern, siehe Ansprachen 'Abdu'l-Bahás in Amerika II. Teil, Seite 32.

Es wird wohl von manchen gesagt, daß die Zeit für diese in Vorschlag gebrachten Besserungen noch nicht gekommen sei, aber wenn sie es richtig erkannt hätten, würden sie sich darüber klar geworden sein, daß, wenn dies der Fall ist, es nur dem Mangel an Einheitlichkeit in der öffentlichen Meinung und dem Mangel an Mut und Entschlossenheit bei den Ministern und Maßgebenden im Staat zuzuschreiben ist. Es ist natürlich klar und einleuchtend, daß nationale Angelegenheiten sich nie um ihre eigene Achse drehen werden, bis das ganze Volk belehrt ist und die öffentliche Meinung zu einem einzigen Ziel hinführt.

Die Minister, bis herab zum untersten Beamten im Staat, müssen von jedem Argwohn völlig frei werden und müssen das Gewand der Reinheit und des unbefleckten Lebens anlegen. Der gebesserte Zustand, den wir so ernstlich wünschen, wird nicht erreicht werden, bis die Einrichtungen der öffentlichen und privaten Angelegenheiten einen [Seite 119] solchen Grad von Vollkommenheit erlangt haben, daß es für jeden Menschen unmöglich wird, um eines Haares Breite von dem richtigen Pfade abzuweichen, selbst, wenn er sich bemühen sollte, es zu tun, damit alle Regierungsgewalt nach den Gesetzen der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit gehandhabt werden kann, und damit die verantwortlichen Minister es als Unmöglichkeit ansehen, nach rechts oder links abzuweichen. und unabweisbar den Weg der Gerechtigkeit gehen.

Alle Parteilichkeit und Verderbtheit der Rechtspflege durch Bestechung, Beeinflussung, durch persönliche Neigung oder Feindschaft muß aufgehoben werden, und beide Parteien müssen ohne Bevorzugung vernommen werden. Es darf der Lasterhafte weder freigesprochen, noch der Unschuldige verurteilt werden.

Die Mittel und Wege zur Schaffung wahren Glücks und wahrer Wohlfahrt sind großen Fehlgriffen unterworfen, und viel hängt von der Meinung, Fähigkeit, Gottesfurcht, Wahrhaftigkeit, Güte und Größe des Eifers der Regierung und ihrer Führer ab. Und was Seine Majestät anbelangt, so hat sie wahrlich ihre Pflicht erfüllt und hat die öffentlichen Angelegenheiten, von denen die Wohlfahrt des Volkes abhängt, unter die geschickte Leitung seiner Staatsvertreter gestellt.

Und wenn diese Beamten*) das Gewand der Reinheit und Vortrefflichkeit beibehalten und dessen Saum nicht mit Niedrigem beschmutzen, wird die Hilfe des Allmächtigen ihnen nicht mangeln, sondern wird sie zur Ursache des Glücks für die ganze Welt machen. Er wird alle Arten von Wohltaten sowohl von ihrer Zunge, als auch aus ihrer Feder fließen lassen, so daß sich die Städte Persiens durch das helle Licht der Gerechtigkeit hervorheben werden, welches, gleich einer lodernden Fackel, den bewohnten Erdball erleuchten wird. „Dies ist nichts anderes als das Werk des Allmächtigen Gottes.“

*) D. h. die Staatsminister.

Aber, wenn diese Leute sich anders benehmen, so werden schlechte Ergebnisse daraus erwachsen. Dies ist wahrlich der Fall gewesen, und es ist von Menschen in gewissen fremden Ländern gesehen worden, daß nach der Einsetzung des Parlamentes dieselbe Versammlung die Ursache der öffentlichen Verwirrung wurde, und diese neue Einführung große Katastrophen hervorrief.

Die Einsetzung von Räten und die Gründung beratender Körperschaften sind die soliden Grundlagen der Politiker. Aber es sind einige Richtlinien unvermeidlich, um solche Organisationen richtig einzuführen.

Erstens: Die gewählten Mitglieder müssen religiös, gottesfürchtig, hochherzig und gesetzestreu sein.

Zweitens: Sie sollen genaue Kenntnis von den Göttlichen Geboten, den wichtigsten, grundlegenden Angelegenheiten und den Gesetzen über Gewinn und die Verbindungsmittel der inneren Angelegenheiten und der ausländischen Beziehungen haben. Sie sollen Kenntnis von den Wissenschaften und Künsten, die für die Zivilisation nötig sind, besitzen, und endlich mit dem Einkommen, welches aus ihrem persönlichen Hab und Gut hergeleitet wird, sich zufrieden geben.

Man soll sich nicht einbilden, daß es eine schwierige, oder gar unmögliche Sache sein wird, Regierungsbeamte, die diese Eigenschaften besitzen, zu finden. Mit Gottes und Seiner Heiligen Hilfe und durch das ernstliche Bestreben wackerer Männer können alle Hindernisse überwunden werden.

„Die Schwierigkeiten derer, die bei allen Dingen Schwierigkeiten machen, können in einem Augenblick überwunden werden.“

Wenn aber in entgegengesetzter Weise die Mitglieder ungebildet sind, keine Kenntnis von politischen Angelegenheiten haben, es an Ehrgeiz fehlen lassen, keinen Eifer zeigen, töricht und träge sind und ihre persönlichen und privaten Vorteile suchen, dann kann ein Rat, der so gebildet ist, unmöglich etwas Gutes leisten. Wenn früher ein armer Mann, um zu seinem Recht zu kommen, einem Anderen ein Geschenk machen mußte, so muß er jetzt verpflichtet sein, die Forderungen der ganzen Gesellschaft zu befriedigen.

Nach vorstehender Betrachtung ist es einwandfrei klar, daß die Hauptursache von Bedrückung und Ungerechtigkeit und die Uebelstände in der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten von dem Mangel an wahrer Frömmigkeit und dem Fehlen allgemeiner Bildung herrührt.

Nehmet zum Beispiel ein wahrhaft frommes Volk an, welches im Lesen und Schreiben geübt ist und eine Reihe von Wissenschaften beherrscht. Sollte eine Handlung begangen werden, die der Gerechtigkeit Gottes und des Landesfürsten entgegen ist, müßte man zu allererst die örtliche Regierung anrufen, und dann, wenn keine Abhilfe geschaffen wird, müßte die Frage zur Diskussion vor den Hohen Gerichtshof gebracht werden, woselbst die Abweichung der betreffenden [Seite 120] örtlichen Regierung von den Pfaden der Gerechtigkeit auseinandergesetzt wird. Der hohe Gerichtshof soll alsdann von jener Ortsbehörde eine Erklärung einfordern.

Natürlich sollte demjenigen, der den Irrtum und die Verdorbenheit, welche die örtliche Regierung untergraben, aufdeckte, Dankbarkeit erzeigt werden und er sollte von der Oeffentlichkeit belohnt werden. Aber die Mehrheit der Bevölkerung ist, infolge des Mangels an Erziehung, unfähig, ihre Forderungen verständlich zu machen. Vor allem ist es ein Volk, welches durch seine niedere Stufe und seinen Mangel an Erziehung, die Freuden der Wohltaten einer wahren Gerechtigkeit noch nicht erfahren durfte. Es hat in der Tat noch nicht von dem reinen Wasser guter Absichten getrunken und würdigt und empfindet daher die Klarstellung des öffentlichen Unrechts nicht. Es hat noch nicht begriffen, daß der größte Ruhm für den Menschen, und das allgemeine Glück der Welt in den Freuden der Seele, im Ehrgeiz nach Erhabenem, in gutem Willen, in Tugend und in Keuschheit besteht.

Unglücklicherweise bildet es sich ein, daß Macht und Ruhm der Anhäufung weltlicher Güter und ähnlicher Nichtigkeiten folgen. Jetzt urteilet scharf! Wenn ein Mensch eine Meinung äußert, wird er sehen, daß der Allmächtige Gott ihn unter Seinen Geschöpfen mit dem Kleid der Ehre, Tugend und Einsicht beschenkt. „Wahrlich, wir haben den Menschen zum Ebenbild Gottes geschaffen.“ Er ist geschaffen worden, um vom Morgen der Einheit durch den Segen der Göttlichen Manifestationen hervorzugehen.

Der Mensch ist die Quelle von Göttlichen Wundern und der Mittelpunkt der Geheimnisse des Himmlischen Königreiches geworden.

Warum nun sollte er diesen reinen Mantel mit dem Makel von selbstsüchtigen Wünschen beflecken und diese ewigen Ehren mit den niedrigsten Graden vertauschen?

„Hältst du deinen Körper für etwas Geringes, während in dir das erhabene Weltall entfaltet ist?“

Wenn es nicht meine besondere Absicht wäre, diese Abhandlung kurz zu halten, so würde ich einige Worte über verschiedene Dinge von geistiger Bedeutung anführen und die hohe Würde und den erhabenen Ruhm wahrer Menschlichkeit erklären. Ich will dies jedoch bis zu einer späteren Gelegenheit aufschieben.

Im Mittelpunkt der Welt des Daseins, gebührt die größte Würde und die höchste Ehre, sowohl äußerlich als innerlich, von Anfang bis zu Ende den Propheten Gottes, obgleich zu allen Zeiten nur Armut ihr Hauptanteil gewesen ist; aus gleicher Ursache ist den Heiligen und Geliebten Gottes allgemeine Ehre zugeschrieben. Sie suchten keinen Reichtum oder eigenen Vorteil für sich, ebensowenig wie sich die Könige und Regenten, deren Ruhm infolge ihrer gerechten Regierung und ihrer Größe die Welt erfüllte, nicht nur mit ihren persönlichen Neigungen und dem Erlangen von Reichtümern befaßten, sondern die allgemeine Wohlfahrt und die Hebung der Bevölkerung in ihren Ländern und die allgemeine Wohlhabenheit als ihre größte Sorge ansahen. Ihr Ruhm wurde nicht durch Gold oder Silber erkauft, sondern wurde durch die Reinheit ihrer Grundsätze und die Vornehmheit ihrer Bestrebungen erworben.

Diejenigen großen Staatsmänner, die den Willen Gottes über ihren eigenen stellen, sind strahlende Leuchten der Wissenschaft unter den gelehrten Männern. Sie nützen ihre Weisheit für die allgemeine Wohlfährt ihrer Landsleute.

Sie erweisen sich als würdige Beispiele des ehrlichen und tugendhaften Strebens, und mit geringer Erwartung auf Belohnung geben sie ihr Leben für die Besserung des öffentlichen Wohls hin. Mit großer Weisheit eben sie dem Volke gerechte Verordnungen, dadurch, daß sie das Friedensbanner unter den Nationen aufrichten. So ersteigen sie die höchsten Gipfel des Ruhmeshügels und der Ehre. Ebenso setzen die gelehrten und berühmten Ulemas,*) der Sammelplatz der gründlichen Gelehrsamkeit und die Führer zur eifrigen Ausübung der Frömmigkeit und Gottesfurcht, ihr Vertrauen auf Ihn und halten an dem Gewande der Seligkeit fest. Der Spiegel ihrer Gedanken ist mit den Zeichen erhabener Wirklichkeit geschmückt und spiegelt die Sonne der allumfassenden Kenntnis wieder. Sie befassen sich Tag und Nacht sorgfältig mit der Erwerbung werthabender Wissenschaften und Lehren und mit der Erziehung ihrer erwählten Schüler.

(Forts. folgt.)

*) Die Körperschaft der Geistlichen, welche berufen ist, ihr Gutachten über religiöse Fragen abzugeben.

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Mein Freund Emil.

Ein Bild der Entwicklung eines Schwachbegabten in drei Hilfsschuljahren von Emil Jörn, Warnemünde.

Ich muß von meinem vierzehnjährigen Freund Emil erzählen. Er ist drei Jahre lang mein Schüler gewesen, und in dieser Zeit hat sich ein Band der Freundschaft um uns geschlungen, das, denke ich, nie zerreißen wird. Emils geistige Anlagen sind keineswegs gut. Als er zu mir in die Hilfsschule kam — das ist eine besondere Klasse für Schwachbegabte, die in der Allgemeinschule nicht mit fortkommen können, da hatte er schon fünf Jahre lang die Fibel studiert und mußte nun noch das sechste Mal von vorne wieder anfangen. Es fiel ihm auch da noch schwer, z. B. die ähnlichklingenden Vokale ä, ö und ü zu unterscheiden. Auch die Grundfarben blau, gelb, rot und die Mischfarben erster Ordnung grün, orange, lila, machten ihm Mühe. (Zu gelb sagte er grün). Ein Bild vom Leuchtturm erklärte er für den Kirchturm und blieb hartnäckig dabei. Wenn wir mit der Klasse den Leuchtturm bestiegen, blieb er unten, aus Furcht, er könnte fallen.

Er stammt aus sehr armem Hause. In der Familie sind einundzwanzig Kinder, von denen aber nur noch er und seine Schwester Marie zu Hause sind. Der 78 jährige Vater ist stark schwerhörig, und die zweite Mutter hat epileptische Anfälle. Aber alle Glieder der Familie, soweit ich sie kenne, sind gutherzig, bieder und treu. Als ich zu Weihnachten in das Haus einen Arm voll Kleidungsstücke bringen konnte, erklärte mir der Vater: „Wissen Sie, Herr Lehrer, in der Schule muß wieder mehr Religion sein. Denn aus der Religion kommt die Ehrfurcht, und wo Ehrfurcht ist, da kommt alles wieder in Ordnung, auch die Nerven.“ Ich sagte ihm, daß er damit genau den Grundsatz ausgesprochen habe, auf dem meine Arbeit an den Schwachbegabten in der Hilfsklasse beruhe. Aber davon möchte ich nun erzählen.

'Abdu'l-Bahá hat einmal gesagt, daß die geistige Belebung Schwacher am besten geschehe, wenn man ihnen neue wirklich geistige Gesichtspunkte geben könne. So erzählte ich denn gleich zu Anfang, als ich vor drei Jahren die Hilfsklasse übernahm, von dem großen Kinderfreund 'Abdu'l-Bahá, der wie alle andern Worte Jesu, so auch die Botschaft an die Kinder erneuert habe: „Lasset die Kindlein zu Mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes.“ Das hatte auf Emil gewirkt. Jedem Besucher, der später dem Unterricht beiwohnte, erzählte er: "'Abdu'l-Bahá ist ein großer Kinderfreund.“

Unser ganzes Beisammensein und unsere tägliche Arbeit in der Klasse ruht auf folgenden geistigen Worten: 1. „Wir wollen freundlich und gütig zu allen Menschen sein“. 2. „Seid ein Muster der Reinlichkeit unter allen Menschen.“ 3. Nach Matth. 5: „Zürnet und scheltet nicht; wer mit seinem Bruder zürnt, ist des Gerichtes wert.“ 4. „Habt ein reines Herz und gehorchet der Stimme des Fleisches nicht.“ 5. „Eure Rede sei ein wahrhaftiges Ja oder Nein.“ 6. „Wenn dich einer schlägt, so schlage ihn nicht wieder, sondern sei gütig zu ihm und hilf ihm, wo du kannst.“ 7. „Liebet eure Feinde und betet für sie.“

Es ist unsere besondere Freude, daß wir uns täglich und „stündlich“, möchte ich sagen, bemühen dürfen, nach diesen heiligen Geboten zu leben und unser ganzes Beisammensein danach zu regeln. Und wenn es gelingt, alle Schwäche in uns und alle Schwierigkeiten um uns zu überwinden und so recht von Herzen gut und glücklich zu sein, nach dem königlichen Wort: „Liebet euch untereinander", dann sagen die Kinder ganz von selber: „Herr J., heute war ein feiner Tag, so muß es immer sein." Und mein ganz besonderes Erlebnis ist es, zu sehen, wie von diesem Gehorsam gegen die Gebote Gottes belebende Kräfte ausgehen für die schwachbegabten Kinder. „Alle Heilung kommt von Gott“, sagt 'Abdu'l-Bahá. Er hilft uns, wenn wir Ihm dienen wollen. Er hilft uns. Auch aus dem Munde der Schwachen und Unmündigen wird Ihm Lob zubereitet. Das sehen wir weiter an unserem Freund Emil.

Seine Entwicklung kam in Fluß. Das haben viele mit großer Freude gesehen, auch seine früheren Lehrer. Es war zunächst meine Aufgabe, den vierzehn Kindern Mut und Vertrauen zu ihrer eigenen Kraft einzuflößen. "Ich freue mich so, daß ihr zu mir gekommen seid. Ihr seid sehr lieb. Das glaube ich. Ich hab’ es dem lieben Gott versprochen, daß ich euch sehr lieb haben will. Wir wollen zusammen das Gutsein lernen. Das könnt ihr. Ich sage euch, daß ihr das könnt, besser als viele Gelehrte und Kluge in den andern Klassen. Jesus hat das auch gesagt. Darum wollen wir jeden Tag uns Mühe geben, lieb und freundlich zusammen zu sein. Seid auch gut und freundlich zu den höheren und Mittelschülern, wenn ihr sie auf dem Schulhof trefft. Sie müssen denken, was ist mit den Schülern los, sie sind nun so nett! Seht zu, wie ihr allen Menschen helfen könnt. Dann sind wir nicht mehr die Letzten im Schulhaus. Dann sind wir in Ia. Jesus hat auch gesagt: Das sind die Ersten, die helfen können.“ O, es wird herrlich, so schön wie der Sonnenschein, der hier so lachend zu uns in die Fenster scheint. „Darauf erhob sich zum erstenmal der Emil in seiner ganzen Breite und sprach: „Denn wollen wir man ruhig die Dummen bleiben.“ Sagt es und setzt [Seite 122] sich, die andern hinter ihm ansehend. Es war wie ein stilles Erwidern bei den andern: Es ist gut, was er sagt.

So war Emil immer, lehrhaft-bereit und trotz all seiner Schwäche führend. In dieser Weise verkehrte er mit den Kindern und auch mit den Erwachsenen, auch mit mir. Er war immer der erste, der zusprang und den großen Korbsessel holte, wenn Besuch kam, das ließ er sich nicht nehmen. Einmal auf einem größeren Ausflug mit der ganzen Schule ging er auf das ganze Lehrerkollegium zu, das unter einem Baum stand und forderte alle auf: „So, denn wollen wir nun man mit Gott weitergehen." Das war ihm voller Ernst. „Heute morgen bin ich mit Gott aufgestanden, und nun wollen wir mit Gott anfangen", schrieb er einmal in einem Aufsatz. Der Wille, gut zu sein, war schnell bei ihm durchgekommen. Wie oft hat er sich eine bestimmte Schülerin vorgenommen und sie ermahnt, das Lügen und Betteln zu lassen — nachdem er selbst einige Ungenauigkeiten in der Aussage überwunden hatte.

Am 4. Dezember 1926 steht in meinem Schultagebuch: Einer sagt: "Anni ist aber schmutzig.“ Darauf Emil: „Nicht so laut, daß es nicht jeder hört.“ Wie oft brachte er mir einen Spruch: „Dies müssen Sie mal allen Kindern sagen. Lesen Sie mal." „Du sollst nicht stehlen.“ „Ja, das ist die Hauptsache Herr J., daß alle Kinder danach tun.“ Ein anderes Mal brachte er das Wort: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Wir schrieben es auf seine Bitte hin in unser Sammelbuch. Als wir fertig waren, fügte er hinzu: „Es hätt noch dabei stehen müssen: Aber die Kranken müssen was zu essen haben.“ Als wir sangen: „Gott, laß uns ruhig schlafen und unsern kranken Nachbar auch", sagte er: „Herr J., ich hab’ keinen kranken Nachbar.“ Er hatte einen ungestümen Tätigkeitsdrang, und weil er zu wenig Herrschaft über seine Glieder hatte, waren seine Schuhe immer bald zu Ende. Da mußte er denn öfter längere Zeit zerrissene Schuhe tragen, weil wir eben keine neuen auftreiben konnten. Endlich konnte ich ihm sagen: „Du kannst heute mittag bei Frau Rektor vorgehen, wegen deiner Schuhe.“ Da drehte er sich beschämt um, geht, es war in der Pause, zwei Mal um die ganzen Tische herum, stellt sich still hin und putzt die beiden Waschschüsseln blitzblank, zeigt sie mir und sagt: „Sehen Sie mal.“ So wollte er seine Dankbarkeit beweisen.

Sehr, sehr viel Arbeit machte ihm jeden Morgen das Wort von der musterhaften Sauberkeit. Das müssen wir ja der Vollständigkeit wegen sagen. Denn zu Hause hatte er nicht die nötigen Mittel, wie er sagte: all die verschiedenen feinen Bürsten, die wir in der Schule hatten. Das ist doch so einfach nicht. Als er einmal nachmittags mit in meine Wohnung kommen mußte, um hier gründlich gereinigt zu werden, hat er mir das fast übelgenommen. Hat mich lange Zeit nicht besucht. Ich hatte ihn so auf der Straße getroffen.

Aber goldig war das Gemüt des Jungen. Auch seine geistige Ausbildung machte nun Fortschritte, langsam, aber stetig. Mit den Sinnesübungen setzte es ein. Ich meine: hier wurde er zuerst selbstständig und selbsttätig. Darauf kam es bei seiner Naturanlage an. Er mußte einen Gesichtspunkt herausfinden, von dem aus er selber Kraft dahintersetzen konnte. Dann war in seiner Weise eine schöpferische Natur. Dazu kam sein starkes Geltungsbedürfnis. Er musste immer irgendwie die Führung übernehmen. Das hatte er, weil er älter war als die andern, zu seiner Entwicklung nötig. "Soll ich mal die Farbenzettel vorlesen?" "Die Stoffreihe?“ (Sammet, Seide, Leinen, Wolle, Baumwolle, Rips, Trikotseide, Kattun). „Die Knospenreihe ?“ (In 16 Vasen steckten allerlei Blumen- und Blattknospen im Interesse der Naturkunde, die auf Ausflügen gesammelt waren.) Viel studierte Emil bei der Wage im Kaufmannsladen. Er wog sein Butterbrot, seinen Apfel, das Stück braunen Zucker, das er sich auf einem Schoner hatte schenken lassen. "Soll ich mal alles herschnurren, was hier im Laden ist?“ Auch die vier Kornarten konnte er bald unterscheiden. Manche Lyzeumsschülerin kann es nicht. Aber wenn die Kinder damit handeln und spielen dürfen, dann lernen sie es. Emil konnte alle Gewichtsstücke von 1--1000 Gramm bei verbundenen Augen durch bloßes Betasten bestimmen. Zuletzt hielt er nur seine Hände nach hinten. Einer gab ihm ein Gewicht in die Hand, und er sagte nach dem Gefühl, wieviel Gramm es waren. Ebenso war es mit dem Längenschätzen, mit dem Material zur Ausbildung des Geruchssinnes usw. Das Lesen machte ihm immer etwas Schwierigkeiten. Als er aber einige Male imstande war, wichtige Uebungen aus der Fibel ganz schnell vorzulesen mit dem wundervollen Hinzufügen: „So muß es flitzen, Kinder!“, da hatte er gewonnen. Er mußte immer wie ein Vater, Philosoph und Helfer mit allen umgehen dürfen, dann machte er schnelle Fortschritte. Auch im Rechnen zeigte sich das. Im Einmaleins machte er Fortschritte, als er sich angewöhnt hatte, den Satz jedesmal auch rückwärts herzuschnurren — mit einer Stimme‚ daß man sich die Ohren zuhalten mußte.

Emil hat in drei Jahren nicht einmal den Unterricht versäumt. "So was gibt’s nicht, sagt meine Mutter." Aber zuletzt, wie wir uns an die lateinische Schrift heranwagten, da wurde es ihm fast zu bunt. „Was eine Arbeit!“ meinte er. Wie ich nicht zufrieden war, tröstete er mich: „Nur die Ruhe kann es machen, Herr J.“

Am meisten hat er im Aufsatzschreiben geleistet. [Seite 123] Es waren lauter freiwillige Arbeiten, die er mir mitbrachte, nur um von seinen Erlebnissen zu berichten. 63 solche Niederschriften von 2—3 Seiten lieferte er in einem Jahr. Sie zeigen auch, wie er als selbstständige Natur in seiner Weise teilnahm am Leben der Erwachsenen. Ich werde am Schluß einige Aufsätze mitteilen.

Und nun sollte der Junge konfirmiert werden. Das hat er sehr ernst genommen, und er war aufrichtig böse, wenn einer von seinen Mitkonfirmanden die Stunde oder den Kirchenbesuch versäumte. Sein Vaterunser sprach er mit einer solchen Hingabe, daß jedes die Aufrichtigkeit fühlte. Eınmal war er etwas krank. „Emil, du siehst heute morgen so blaß aus?“ „Ja, ich muß wohl nach Hause gehen, aber beten will ich erst.“ „Ich möchte ja auch gern, daß Ostern in meinem Zeugnis steht: hat in drei Jahren überhaupt nicht gefehlt.“ Dann: „Erzählen Sie mal eine Geschichte, es mag wohl besser werden.“ „Erzählen Sie nur noch eine, es wird besser.“ Dann in der Pause: "O, bis um 12 halte ich aus.“ (Die Stunden von 12—1 gingen immer etwas über seine Kraft). Um 12 Uhr: "Wenn ich jetzt nach Hause ginge, wär’s eine Lüge und lügen mag ich nicht.“ Uebrigens war es uns durch freundliche Hilfe möglich geworden, dem Jungen volle Einkleidung zu besorgen. Von der Entlassungsfeier sprach er schon wochenlang vorher. „Ich werde Ihnen eine Ueberraschung machen, eine solche Freude haben Sie noch nicht gehabt.“ Und es war wirklich fein. Wie die scheidenden Schüler sich einzeln von den Lehrern und Lehrerinnen verabschiedeten und die Reihe nun an Emil kam, daß er mir die Hand reichen wollte, sprach er die folgenden Worte: „Ich danke Ihnen, Herr Lehrer J., für die gute Lehre und den Unterricht, den Sie an mir und meiner Seele gewandt haben, und obwohl ich Ihnen viel Aergernis gemacht habe, so bitte ich Sie jetzt um Verzeihung, Sie mögen es mir verzeihen und nicht mehr gedenken. Ich will mich ernstlich bemühen, den rechten Weg zu wandeln und nach Ihrer Lehre zu tun. Amen.“ Die Kollegen drängten sich herzu und freuten sich mit. Seine Mutter hat ihm diese Worte eingeprägt. Sie hat seinerzeit dieselben Worte ihrem Lehrer vorgetragen, als sie entlassen wurde. Und am Palmsonntag gingen wir beide zu verschiedenen Kindern vom „Gärtlein", um zu gratulieren. Wie fein er da war im blauen Konfirmationsanzug. Der hatte wirklich als ein Mensch guten Willens am Altar gestanden. Wie fest und klar und sicher klangen die Worte durch die ganze Kirche, die er aufsagen mußte. Freilich sagte er nachher zu mir: „Soll ich mal vormachen? Sehen Sie, so haben meine Knie gezittert.“

Das ist die Entwicklungsgeschichte meines jungen Freundes, wie es durch die göttlichen Segnungen allmählich licht wurde in der Seele dieses prächtigen Jungen. Es ist so mit ihm, wie er einmal sagte: „Wissen Sie, Herr J., was mein Vater sagt? Mein Vater sagt, ich hab’ ganz gute Talente mitgekriegt, es kommt bloß so langsam durch. Ich kann immer nicht so. Und worum kann ick nich so? Hier sind tau vael um mi rüm. Ick möt ümmer son’ Jütt Museck för mi hebbe.“ (Hier sind zuviel um mich herum. Ich muß immer so ne kleine Mauseecke für mich haben.)

Was wird nun aus Emil? Eine wichtige Frage. Wird er sich einem Erwerb zuwenden können? Vorläufig will ein Milchfuhrmann in einem benachbarten Dorf ihn annehmen. Dafür hat er etwas Vorbildung. Mußte er doch von klein auf hier auf der „Kühweide“ seinen Schimmel hüten, seinen „Hans", den er so liebte. So stellte er sich bei einer kleinen Aufführung in der Klasse schon einmal als Fuhrmann“ vor, in großen Stiefeln und mit der Peitsche in der Hand, indem er strahlend deklamierte:

„Bin ich nicht ein lustiger Fuhrmannsbub ?“ ...


„Aufsätze“ unseres Freundes Emil.

Von der Schule. Gestern war ein feiner Tag in der Schule, aber die letzte halbe Stunde hat H. uns verdorben. Wir haben da alles: Korn, Reis, Hafer, Mais und eine Wagschale, damit wiegen wir. Wir haben eine Uhr und einen Spiegel, auch schöne Tische und Stühle. Jeder von uns hat seinen Tisch allein. Vorigen Sonnabend haben wir die neuen Lesebücher gekriegt. — Am Sonnabend haben wir die Rostocker Chaussee ausgemessen, einen Kilometer. Das ist so weit von Hennig bis zur Schleuse. Nachher wollten wir die Westmole auch noch aufmessen, aber das Wetter war zu schlecht. — Freitag haben wir (in der Klasse) den Rhein aufgebaut mit den Städten Köln, Koblenz, Straßburg, Basel, Mainz. Die Städte haben wir mitgezeichnet, und um zwölf Uhr waren wir fertig. Morgen wollen wir noch weiter bauen. Wir wollen das alles aufschmücken und sauber machen, damit die Leute nicht sagen können: das sieht aber aus.

Von Kröger. Gestern hab’ ich mit K. Eilgut gefahren. Nachher sind wir hingewesen und haben den Möbelwagen weggefahren nach der Bahn, und morgen wollen wir nach dem Strandweg und da auch noch einen Transport machen, aber den müssen wir mit zwei Wagen fahren, wir wollen eine Villa auspacken.

Gestern. Wir haben gestern von P.’s was abgefahren. Da waren viele Kisten bei, die sollen alle mit weg. Aber die haben wir uns alle mit nach Hause genommen und zwei Mark haben wir auch noch gekriegt. Mein Vater sagte zuletzt: [Seite 124] Hole die Schaufel, wir müssen draußen noch alles sauber machen.

Biblisches Bild. Ich sehe einen Mann, der ringt mit dem Engel. Und unten liegt sein Hut und sein Mantel und der Handstock. Da sind Kamele, die reiten da. Und Gebirge sind da. Jakob sagt: Ich lasse dich nicht, du mußt mich segnen.

Bild Seite 108. Ich sehe den Herrn Jesus und viele Priester, die sitzen im Kloster, und die lesen alle die heilige Bibel. Maria und Josef suchen Jesus. Und da sprach er: Warum soll ich nicht in meines Vaters Haus sein?

Bild Seite 189. Ich sehe ein Pferd und einen Mann, der ist vom Pferd gefallen. Und einen Helm sehe ich an der Erde und einen Schild auch. Saul sieht einen Lichtstrahl und hört eine Stimme von oben: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“


Solche „Aufsätze“ könnte ich noch viele hier herschreiben. Ich frage: Sieht man nicht den lieben Kerl förmlich vor sich? Ich finde, daß einzelne Worte ausgesprochen künstlerischen Wert haben, und ich muß daran denken, daß Tolstoi, der russische Dichter, erzählt, wie er mit seinen Buben und Mädeln aus den Taglöhnerfamilien ähnliche Schilderungen schrieb. Er war aufs höchste erfreut über die naive Schönheit in den Arbeiten und schloß seinen Bericht darüber mit den Worten: „Ich weiß wirklich nicht, sollen diese Bauernkinder bei uns schreiben lernen oder wir bei ihnen?"

Auch von schwachen Kindern können wir manches lernen. Von meinem Freund Emil habe ich viel gelernt. Denn vor dem Thron Gottes sind wir alle unzulänglich, sind alle Schwestern und Brüder und dürfen uns über niemanden erheben.



Ein Erlebnis mit 'Abdu'l-Bahá.

Von Anise Rideout. Aus dem Englischen übersetzt von Karl Klitzing, Schwerin.-M.

Es war mir ein großes Vorrecht, während der letzten Tage, die 'Abdu'l-Bahá in Amerika zubrachte, in New York zu sein. Ich hatte eine Frage, die ich gern gestellt hätte, aber da ich fürchtete, die Antwort würde dahin lauten, daß ich zu Menschen sprechen müßte, zögerte ich immer. Am letzten Tage endlich, fast im letzten Augenblick meines Aufenthaltes, kam es mir zum Bewußtsein, daß es feige von mir war, zu zögern. Als ich an jenem Tage in Seine Gegenwart kam, sagte Er gleich:

„Sind noch Fragen zu stellen?“

Ich stellte sofort die Frage: „Welches ist die beste Art und Weise, die Bahá’i-Botschaft zu verbreiten ?“

'Abdu'l-Bahás Aussehen wurde sehr ernst, Seine Stimme laut, als Er darauf die folgende Antwort gab:

„Zuerst mußt du einen Durst nach Geistigkeit bekommen. Dann: Lebe das Leben! Lebe das Leben! Lebe das Leben! Die Art, diesen Durst zu bekommen, ist, über das künftige Leben nachzudenken. Studiere die Heiligen Worte, lies deine Bibel, lies die Heiligen Bücher, studiere besonders die Heiligen Aussprüche Bahá’u’lláh. Verwende auf Gebet und Betrachtung viele Zeit, dann wirst du diesen großen Durst kennen lernen, und nur dann kannst du beginnen, das Leben zu leben!

Um das Leben zu leben mußt du die allergütigste Frau sein. Du mußt die lauterste sein. Du mußt völlig wahrhaftig sein und ein durchaus sittliches Leben führen.

Besuche die Nachbarn, wenn sie krank oder besorgt sind. Biete ihnen deine Dienste an. Versuch, ihnen zu zeigen, daß es dein Wunsch ist, ihnen zu dienen.

„Speise die Armen! Teile mit ihnen, was du hast. Sei mit dem Platze zufrieden, an den Gott dich gestellt hat. Sei treu in deiner Fürsorge für diejenigen, die Er dir anvertraut hat. Wanke nie darin. Zeig durch dein Leben, daß du etwas besonderes hast, sodaß es alle merken und sagen: ‚Was hat dieser Mensch vor mir voraus?

„Zeig der Welt, daß du auch unter der Last des größten Leidens, der Armut und Krankheit etwas hast, was dir Trost, Stärke, Frieden gewährt, daß du über alles, was in deinem Leben vorkommt, glücklich, ruhig und zufrieden bist.

„Dann werden sie das auch wollen, was du hast, und werden keine weitere Belehrung brauchen, als daß du ihnen sagst, was mit dir ist.“

(Star of the West, Juni 1928, Seite 69.)

[Seite 125]


Ein Besuch bei 'Abdu'l-Bahá.

Wir entnehmen die nachfolgende Unterredung mit gütiger Erlaubnis des Herausgebers dem unlängst im Verlag „Esperantista Voco" Jaslo (Polen) erschienenen Werkchen „Vortoj de Profesors Th. Eart“, in dem sie unseres Wissens zum ersten Male, und zwar auf Esperanto, veröffentlicht ist,

Am 15. Februar, gegen 4 Uhr nachmittags, hatte einer meiner Schüler aus der Schule für politische Wissenschaften, ein Perser, die Liebenswürdigkeit, mich zu einer persönlichen vertraulichen Unterredung mit 'Abdu'l-Bahá zu führen. Er machte den Uebersetzer, und während beinahe einer Stunde konnte ich in einem gemütlichen Zimmerchen, in dem sich außer uns noch einige Perser befanden, und wo wir Tee aus Gläsern tranken, den berühmten Mystiker*) über verschiedene Dinge und besonders über Esperanto befragen. Sehr lang und natürlich, sehr beredt waren Seine Antworten, aber bedauerlicherweise mußte mein junger Freund, der aus Ehrfurcht nicht unterbrechen wollte, eben wegen ihrer Länge die Uebertragung oft verkürzen.

*) Die Bezeichnung dürfte einer ungenügenden Kenntnis der Bahá’i-Lehre entspringen, die jedoch gerade von der Mystik hinweg zu einem freien Erfassen und Erkennen der großen Weltgesetze hinführt.

Ein Greis ist 'Abdu'l-Bahá, aber müde — wenigstens während unserer Unterredung — erschien er durchaus nicht. Er sprach immer deutlich, laut, sehr wohlgelaunt und lächelte oft, wenn Er Anekdoten erzählte.

Auf welche Weise, fragte ich ihn, glauben Sie, daß eine internationle Sprache zum allgemeinen Frieden beitragen wird?

„Dank der Erleichterung des internationalen Verkehrs. Wenn die Menschen sich gegenseitig besser kennen werden, werden sie auch ein viel tieferes Verständnis füreinander haben. Sie werden feststellen, daß unter verschiedenen Kleidern die Menschen doch dieselben sind, daß unsere Religionen vieles Gemeinsame haben: die Mohammedaner stehen z. B. den Christen viel näher als man allgemein urteilt. Der Unterschied der Sprachen läßt uns besonders deutlich den Unterschied im Glauben, in den Sitten, in den Wünschen erkennen, aber wenn wir einmal neben unseren Muttersprachen eine zweite allgemeine Sprache haben, werden wir auch die wahrhafte, wesentliche Aehnlichkeit aller erkennen. Im Orient z. B. und in Nordafrika ist durch die allgemeine Verbreitung der arabischen Sprache ein großer Teil des früher herrschenden Mißtrauens und des Unfriedens, der hauptsächlich der Verschiedenheit der Sprachen entsprang, beseitigt worden. Dasselbe wird sich ereignen, wenn alle Völker und Rassen einst dieselbe Sprache benützen können.“

Werden die Orientalen leicht Esperanto lernen?

„Ja, sie lernen hinreichend schnell englisch oder französischh warum sollten sie dann bei Erperanto, das doch viel leichter ist, auf große Schwierigkeiten stoßen?“

Glauben Sie, daß die Bahá’i unsere Sprache (Esperanto) auf Ihren Rat hin gerne lernen werden?

„Ja. Das kann für sie natürlich nicht die Hauptsache sein. Aber wenn sie die Wichtigkeit einer allgemeinen Sprache für die Verwirklichung unserer Ideale erkennen werden, werden sie natürlich meine Anordnung mit Freuden befolgen und für die Verbreitung des Esperanto, nicht nur im Orient, sondern auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo unsere Schüler sehr zahlreich sind, arbeiten.“

Trafen Sie schon viele Esperantisten auf ihrer Reise?

„Ja. Sie empfingen mich sehr liebenswürdig in Edinburg und vor zwei, drei Tagen auch hier in Paris. Ich beabsichtige nun nach Deutschland zu reisen, wo ich sie wahrscheinlich auch besuchen werde. Sie sind mir sehr sympathisch.“

Eine andere Sache: Wie müssen wir uns ungerechten Angriffen gegenüber verhalten? Sollen wir schweigen oder diese zurückweisen?

„Wir sollen ganz einfach die Wahrheit sagen, aber niemals angreifen und ganz und gar nicht persönliche Rache suchen. Wenn irgend jemand meinen Sohn töten würde, hätte ich durchaus kein Recht, den Mörder zu töten. Es ist Pflicht der Gemeinschaft, nicht des Einzelwesens, Gerechtigkeit durch Strafe zu üben.“

Aber, wenn die Gemeinschaft sich gleichgültig verhält?

Dann müssen wir ruhig abwarten. Am Ende wird die Wahrheit, das Gute, die Gerechtigkeit siegen und der Friede wird triumphieren!“

Nach diesen Worten erbat ich Urlaub. 'Abdu'l-Bahá verabschiedete mich und dankte mir freundlich für meine Sympathie zu Seinem jungen Landsmann, denn, obwohl Er in seinem Vaterlande verfolgt wurde, „liebt Er es von ganzem Herzen.“

(L. J., März 1913).

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Das Weltbild der Gelehrten.

Von Dr. Auguste Henry Forel.

(Aus dem Englischen übersetzt von Margarete Schwarz und Karl Klitzing, Schwerin.)

Wahre Wissenschaft sollte sich nur mit den dem Menschen erkennbaren Dingen beschäftigen. Nun können wir aber die Dinge nur mit Hilfe unserer Sinne — Gesicht, Gehör, Gefühl usw. — wahrnehmen. Sie vermitteln mit Hilfe der Nerven unserem Gehirn die Eindrücke der äußeren Welt. Das menschliche Gehirn, über das ich von 1872 bis 1907 sorgfältige Untersuchungen angestellt habe, wobei ich es wie auch seine Funktionen mit dem der Tiere verglich — dieses menschliche Gehirn ist ein Organ, das im Durchschnitt 1230 Gramm wiegt, wobei auf des Großhirn allein ungefähr 1000 Gramm entfallen. Es ist aus winzigen, miteinander in Verbindung stehenden Nervenzellen oder Neuronen zusammengesetzt, von denen es Millionen enthält, die durch Fasern und Fäserchen miteinander verbunden sind. Aus der Entfernung erscheinen diese Verzweigungen von einer weißen Schicht, die wir Nerven nennen, überzogen, und zwar liegen diese Nerven in dem Gehirn selbst oder sie vermitteln den jeweiligen Eintritt und Austritt.

Die Nerven unserer Sinne führen ins Gehirn, um ihm ihre Empfindungen zuzuführen. Die sogenannten motorischen Nerven verlassen das Gehirn, um unsere Muskelbewegungen zu leiten; diese Funktion nennen wir „unseren Willen". Aber zwischen den beiden Nervenarten, im Innern des Großhirns, wandert die lebendige Kraft, die unsere Aufmerksamkeit hervorruft, von einer Neurone zur anderen, um dortselbst unsere Empfindungen und Gefühle zu vereinigen, sodaß sich aus ihnen unmittelbare Wahrnehmungen, weiterhin Begriffe und schließlich abstrakte Gedanken mit Hilfe von gesprochenen oder geschriebenen Worten bilden. Alle diese Kombinationen wollen fortgesetzt in unser Selbstbewußtsein, das die synthetische Macht über sie ist, zurückgerufen sein.

Bevor die motorischen Nerven das Großhirn verlassen, wird die Aufmerksamkeit zu den oben erwähnten Kombinationen geleitet und konzentriert sich auf eine Gruppe von Neuronen, „Erreger“ genannt, die an jeder Seite des Gehirnzentrums gelegen sind. Mit Hilfe der motorischen Nerven bewirkt die Aufmerksamkeit die Uebertragung der oben erwähnten Kombinationen auf die Wirbelsäule, dann auf das äußere Nervensystem unserer Muskeln, sobald die Ausführung einer Willensbewegung notwendig wird. Die Wirbelsäule selbst dient nur den reflexiven Bewegungen. Nach dieser nötigen Einführung gehen wir nun zum Hauptthema über.


Aus Unwissenheit streiten die Menschen und führen leider sogar Kriege, die auf Mißverständnissen beruhen, und diese Mißverständnisse ergeben sich zum größten Teil aus Worten, die die Leidenschaft des Hasses erregen. Dies ist gerade das Gegenteil der Wissenschaft, wie uns einige Beispiele zeigen sollen:

Die Menschen beginnen oft Kriege, weil sie gegenseitig ihre Sprache nicht verstehen, z. B. die Deutschen nicht die der Franzosen und umgekehrt. Aber warum nimmt nun ein Deutscher, der in Frankreich geboren ist, im Kriegsfalle Partei für die Franzosen, und warum macht ein Franzose, der in Deutschland geboren ist, es ebenso? Dies habe ich stets beobachtet. Aus diesem Grunde schuf Dr. Zamenhof, der in Polen lebte und über diesen jeder Vernunft entbehrenden Haß verzweifelt war, seine herrliche internationale Sprache, Esperanto, die sich mehr und mehr verbreitet. Aber später wird es nötig sein, diese Sprache zu verbessern, sodaß sie für einen Begriff auch nur ein Wort und mehrere Wörter für mehrere Begriffe besitzt.

Nun gebraucht man den Vorwand, daß Rassenunterschiede bestehen. Aber wenn man hierbei, alle geringwertiger seienden Rassen mit einem leichteren Großhirn (nach Wedda etwa 800 oder 850 Gramm anstatt 1000 Gramm) ausnimmt, ist es ein fundamentaler Irrtum. Alle Europäer, Chinesen, Japaner, Hindus, Semiten, Amerikaner usw. sind als Rassen gleichwertig. Es ist daher nötig, nach anderen wirklichen Ursachen für den Haß und die Kriege zu suchen als die Sprachen- und Rassenverschiedenheiten. Hier sind fünf solcher Ursachen:

1. Glaubensbekenntnisse: Es ist nötig, klar zwischen Religion und Bekenntnissen oder Glauben zu unterscheiden. Der Ausdruck „Glauben“ sollte für Bekenntnisse, Riten, Formalitäten usw., zu Dogmen gewordenes Menschenwerk, gebraucht werden. Sie sind verschieden in jedem Glauben und werden von der Geistlichkeit über die ganze Welt gelehrt. Die Verschiedenheit der Glaubensbekenntnisse trennt die Völker und führt zu Kriegen, die aber zu Unrecht als „Religionskriege" bezeichnet werden. Wahre Religion vielmehr verbindet die Völker.*)

*) 'Abdu'l-Bahá lehrt, daß „die erste Gabe Gottes an die Menschheit die Religion ist, weil die Religion in göttlichen Lehren für die Menschen besteht, und ohne Zweifel die göttlichen Lehren allen anderen Belehrungsquellen vorzuziehen sind. Die Religion hat der Menschheit stets zum Fortschritt verholfen. Aber unter „Religion“ ist das durch Erforschung Erhärtete und nicht das auf rein menschlicher Einbildung Gegründete zu verstehen — die Grundlagen der göttlichen Religion und nicht der menschlichen Nachahmungen. Wir verstehen unter Religion dasjenige Band, das die Menschenwelt vereinigt. Dies ist immer das Wesentliche der Religion gewesen, zu diesem Zwecke sind alle Offenbarungen in die Welt gekommen.“

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2. Herrschsucht: Der Egoismus weckt im Menschen die Neigung zum Herrschen. Der Mann wünscht über die Frau zu herrschen, zeitweise die Frau über den Mann. Der Mensch wünscht über die Tiere und die Erde zu herrschen, alle Dinge zu beherrschen und zu kontrollieren, vor allem aber über andere menschliche Wesen zu herrschen. Er wünscht, ihnen durch brutale Kraft, List, Handfertigkeiten, Wort und Schrift usw. überlegen zu sein. Der Vater oder die Mutter oder beide wünschen gewöhnlich, ihre Kinder auf verschiedene Weise zu beherrschen. Die Herrschsucht, sei es die des einzelnen oder die der Gesamtheit, ist leider erblich. Sie ist ein sehr großes Hindernis für die friedliche, brüderliche und unparteiische soziale Zusammenarbeit, die wir so dringend nötig haben.

3.Geldgier. Aber der schlimmste individuelle und nationale Haß wird durch das Geld hervorgerufen, durch die allgemeine Geldgier, die heute die ganze Menschheit zersetzt. Hiergegen gibt es nur ein Mittel: der wahre Zukunftsstaat der Zusammenarbeit, mit dem ich mich an anderer Stelle befaßt habe. Es ist unmöglich, diese große soziale Frage an dieser Stelle erschöpfend zu behandeln.

4. Alkoholische Getränke. Durch die völlige Prohibition geben uns die Vereinigten Staaten, Finnland und Island ein vorzügliches Beispiel. Alle Länder sollten ihrem Beispiel folgen, denn der Handel mit Alkohol ist von allen Dingen das Verwerflichste. Der Alkohol vergiftet das Leben, vor allem unser Gehirn und unsere Seele, er verursacht Störungen und besonders in den Keimzellen jene Erscheinung, die ich „Gotteslästerei" genannt habe.

5. Zölle und Gebühren. Um den einzelnen Staaten Einkünfte zu verschaffen, richten sie Schranken auf und schaffen dadurch nationale Gegensätze. Das einfachste Heilmittel hiergegen ist freier internationaler Austausch, das, was wir Freihandel nennen. .

Es ist daher nötig, den Krieg nach und nach durch eine auf wahrhaftes Zusammenwirken begründete Gesellschaft der Nationen zu verhindern. Diese supranationale Gesellschaft muß das Heer eines jeden Staates übernehmen, um es nach und nach zu einem supranationalen Heere umzugestalten und so langsam aber sicher den Militärdienst durch Zivildienst zu ersetzen.

Unsere Bahái-Religion mit ihren zwölf Prinzipien ist daher eine wahrhafte Religion ohne Glaubensbekenntnis, supranational und geistig, ohne Dogmen oder Geistlichkeit. Im Dezember 1917, bevor ich von der Bahá’i-Bewegung Kenntnis bekam, veröffentlichte ich wie auch der Reverend Tschirn „Die Religion der sozialen Wohlfahrt“. Im März 1919 vervollständigte ich sie, indem ich ihr die Bezeichnung „Wissenschaftliche Religion‘ hinzufügte. Erst im Januar 1921 erfuhr ich im Hause meines Schwiegersohnes von der Bahá’i-Religion. Ich schrieb dann an 'Abdu'l-Bahá, der damals noch lebte. Er gab mir die Versicherung, daß Monisten und Darwinisten wie ich ebenso wahre Bahá’i sein können, wie es die Anhänger der verschiedenen Glaubensbekenntnisse zu sein vermöchten. Darauf zog ich meine „Wissenschaftliche Religion der sozialen Wohlfahrt" als im Lichte dieser Bewegung überflüssig geworden zurück und wurde wie mein Schwiegersohn, Dr. Arthur Brauns, Bahá’i.


Gewisse Anschauungsweisen geistiger Philosophie beherrschen meinen Glauben stark. Zunächst hinsichtlich der Bezeichnung „Gott“.

Die Bezeichnung "Gott" kann sehr verschieden ausgelegt werden. Alle monotheistischen Glaubensbekenntnisse haben einen „allmächtigen Gott.“ Aber während einige Ihn als ein persönliches Wesen erklären, sehen wir Monisten in Ihm die Repräsentation der metaphysischen Kraft des Universums, die den Menschen unerkennbar ist.

(Eine Uebereinstimmung dieser beiden Gottesbegriffe ist notwendig. Die Lehren Bahá’u’lláhs über diese Frage sind völlig klar, und in absehbarer Zeit werden die Gottesbegriffe, so verschieden sie auch in den verschiedenen Teilen der Welt bei den verschiedensten Temperamenten sind, sich zu der einen wahren Auffassung verdichten.)

Es gibt verschiedene Bedingungen von äußerster Wichtigkeit, die die Bahá’i erfüllen sollten, um wissenschaftlich zu bleiben. Sie sollten vor allem über den Nationen stehen und völlig über jeglichem Ritual bleiben. Sie sollten vor allem, insoweit sie Bahá’i sind, ihre Bahá’i-Wahrheiten nicht mit irgendwelchen ererbten Glaubensbekenntnissen noch sonstigen anderen Vorstellungen, in denen Wahrheit und Irrtum durcheinander enthalten sind, vermischen. Sie sollten sich vom Metaphysischen, d. h., dem Versuch, das Unerkennbare zu erkennen, freimachen und sich völlig mit dem beschäftigen‚ was hier auf Erden dem allgemeinen Wohl der Menschheit dient.

Confucius sagte ungefähr 500 Jahre vor Christus: „Die Menschen der vier Ozeane sind alle Brüder. Füge anderen nicht zu, was du nicht willst, das sie dir tun“, und der römische Dichter Terenz sagte etwa 170 Jahre vor Christus: „Ich bin ein Mensch, und ich denke, nichts Menschliches kann mir fremd sein.“

Unsere Pflicht als Bahá’i ist nicht nur, von Gott zu reden und an Ihn zu denken, sondern für das allgemeine Wohl tätig zu sein.


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Leitsätze für die Bahá’i-Arbeit.

Tu all Deine Arbeit stets nur um der Sache, nie um Deiner selbst willen.

Laß Deine Arbeit nur allein vom Geiste des Dienens und nie von dem des Herrschens erfüllt sein. Diene Gott und der Menschheit, dem einzelnen Menschen aber nur im Bewußtsein dessen, daß Du Gott dienst, denn Gott wünscht nicht, Seine Geschöpfe erniedrigt zu sehen.

Stärke Dein Selbstvertrauen, indem Du auf Gott vertraust, aber hüte Dich vor Ueberheblichkeit, denn wir sind nichts aus uns sondern alles durch Gott, und Gott beruft uns nicht um unserer Verdienste willen, sondern aus Liebe zu der Menschheit.

Erfülle Deine Arbeit mit reinstem Wollen und nach allerbestem Können als selbstverständliche Pflicht und überlaß es Gott, sie zum Erfolg zu führen. Dann wirst Du nicht durch scheinbare Mißerfolge verzagen. Sei Du Gottes Soldat, aber laß Gott den Feldherrn sein.

Kämpfe stets nur mit göttlichen Waffen, nie dagegen mit menschlichen Waffen, auch wenn scheinbar den menschlichen Waffen der größere Erfolg für die Sache beschieden sein möchte.

Denke daran, daß Du nie genug getan hast, und bemühe Dich darum, immer noch mehr zu tun. Aber hüte Dich vor Ueberanstrengung und Zerplitterung.

Unterscheide das Wichtige und Notwendige vom nur Wünschenswerten und weniger Wichtigen. Meide das Ueberflüssige, aber tu das Wichtige mit ganzer Kraft. Es ist besser, weniges ganz tun, als vieles nur halb.

Leiste Deine Arbeit so, daß sie auch Wert hat. Schlechte Arbeit schadet mehr, als sie nützen kann.

Wenn Du Deine Fähigkeiten nicht überschätzest, wirst Du davor bewahrt bleiben, schlechte Arbeit zu leisten. Wenn Du aber eine Arbeit für notwendig hältst und Deine Fähigkeiten dazu nicht ausreichend glaubst, suche Rat und Hilfe bei andern Freunden, die Dir nach ihren Fähigkeiten Rat und Hilfe sein können.

Aber: Unterschätze Deine Fähigkeiten auch nicht, denn mit Hilfe der Freunde kannst Du alles, was Dir selber fehlt, ergänzen.

Dr. H. G.


Warum denn zagen,

Warum denn klagen,

Wenn Stunden kommen

Voll bittrer Not...

Ist doch ein Gott!


Er läßt’s geschehen,

Daß Berge vergehen

Und Hügel fallen

Warum sich betrüben?

Steht doch Sein Lieben

Hoch über allem.


Auf Ihn nur schauen

Und Ihm vertrauen — ist Seligkeit.

Staub muß zu Staube

Und Erde zu Erden

Ja wieder werden,

Doch unser Glaube — Sei Ewigkeit.


M.L.F.



Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahá’i-Bundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.


Druck von W. Heppeler, Stuttgart.


[Seite 129]

Geschichte und Bedeutung der Bahá’ilehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Bahá’u’lláhs. Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Bahá’u’lláhs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Bahá’u’lláh vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi ('Abdu'l-Bahá) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Bahá’u’lláh den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Bahá’u’lláh sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. Das einzige Dogma der Lehre ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Bahá’u’lláh).

Die Hauptschriften Bahá’u’lláhs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt.

Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Bahá’u’lláh eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Bahá’u’lláh.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von 'Abdu'l-Bahá erstrebt wird. (Vgl. Nouveau, Larousse, illustré supplement, p. 66.)

[Seite 130]

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In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.20

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.20

5. Die Universale Weltreligion, Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Bahá’u’lláh. Dtsch. v. A. Schwarz u. W. Herrigel . . . 1.--

8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 3.--

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrechte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.20

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . . . 3.--

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.50

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel, in Halbleinen geb. . . . . 4.50

In Ganzleinen gebunden . . . . 5.--

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 4.--

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . —.50

17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . . . . —.20

18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60

19. Bah’u’lláh und das neue Zeitalter, ein Lehrbuch von Dr. J. E. Esslemont, deutsch von W. Herrigel und H. Küstner. In Ganzleinen gebunden . . . . . 4.50

20. Sonne der Wahrheit, Jahrgang 3 - 6 in Halbleinen gebunden . . . . . 6.50


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