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SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft VII | VIII.JAHRG. | SEPT. 1928 |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
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Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahá’i - Prinzipien.
1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.
Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.
2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.
In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.
3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.
4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.
5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.
Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.
6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.
Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.
7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.
8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.
Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.
9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.
Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.
10. Die soziale Frage muss gelöst werden.
Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.
11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.
Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.
12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.
Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.
Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.
Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahá’i-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahá’i-Bundes, Deutscher Zweig, Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 2.– Goldmark. |
Heft 7 | Stuttgart, im September 1928 ‘Izzat — Macht |
8. Jahrgang |
Inhalt: Die geheimnisvollen Mächte der Kultur. — Beantwortete Fragen. — Der Erziehungsgedanke in der Bahá’i-Lehre. — Einheit der Religion. — Prof. Forel und die Bahá’i-Lehre. — Ein Rundgang durch die Bahá’i-Zeitungswelt. — Neue Bücher.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.
Ein Baum wird keine Frucht tragen, ehe er nicht festgewurzelt ist. Ein Fundament wird nicht
beharren, ehe es sich nicht gesetzt hat. Es gibt nichts Größeres in dieser Menschenwelt als
Standhaftigkeit. Eine Seele, die standhaft ist, wird ein Kind des Königreichs Gottes und mit
der Macht des göttlichen Geistes bestätigt werden.
Worte von 'Abdu'l-Bahá!
O Bahai, du bist der wahre religiöse Mensch der Gegenwart, entsage eitler und haltloser Abwechslung, inhaltloser Zerstreuung. Siehe den armen Weltmenschen, er sucht fieberhaft die Leere seines Daseins zu füllen mit den trügerischen Surrogaten der Sensation, des Gesellschaftsabenteuers, des Klatsches, oder aber in der Hast und Hetze des Gelderwerbes, im Taumel des Genießens. Du aber, o Bahá’i, kniest an den Quellen des Lebens. Trinke den göttlichen Trank und gib anderen zu trinken, indem du sie an die Quellen führst.
Die geheimnisvollen Mächte der Kultur.
In persischer Sprache von einem hervorragenden Bahá’i-Philosophen geschrieben und von Johanna Dawud ins Englische übersetzt, übertragen ins Deutsche von Karl Klitzing, Schwerin (Meckl.).
Vorwort.
Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Mitleidigen. Unaufhörlicher Dank und Preis sei mit vollem Recht an der Schwelle der Einheit des Allmächtigen dargebracht. Er hat die Menschheit vor allen Wesen in der Welt des Daseins dadurch ausgezeichnet und erhaben gestaltet, daß Er verordnete, daß ihre wirkliche Stufe die der Weisheit und der Erkenntnis, die beiden großen Leuchten im Universum, sei.
Er hat den Spiegel der Schöpfung mit neuen und wunderbaren Offenbarungen Seines Willens geschmückt durch Wirkung und Einfluß dieser großen Geistes-Naturen.
So wird es euch, wenn ihr mit klaren Augen in der bestehenden Welt um euch blickt, durch die Gabe des Denkens und der Weisheit klar werden, daß die Welt mit einer neuen Offenbarung geschmückt und durch eine vortreffliche, neue Schenkung ausgezeichnet worden ist.
Dieses wichtigste Zeichen des unvergleichlichen Schöpfers hat die erhabenste Möglichkeit unter Seinen erschaffenen Wesen und in Seinem Himmel übertroffen. Und der Anfang des Buches Hadceth*), der lautet:
*) Eine Überlieferung oder Ausdrucksweise, welche Mohammed oder einem seiner Nachkommen (durch Ali) beigelegt ist, welche, nachdem sie mündlich eingesetzt worden sind, eine der Ursprünglichkeit der Religion ausmachen.
„Vor allen Dingen schuf Gott die Weisheit“, legt dafür Zeugnis ab. Er**) war fürwahr vor allen Dingen da und wurde in Menschengestalt geoffenbart. Der ist rein und heilig, der durch den Glanz der Lichter der Göttlichen Gnade die Eifersucht in den Welten des Lichtes in dieser dunklen Welt entfacht hat: „Er blendet die Erde mit dem Lichte ihres Herrn.“
**) Der Offenbarer, das Erkennungszeichen des Schöpfers. Der Übersetzer.
Erhaben und heilig ist der allmächtige Gott, der die Menschheit zum Aufgangspunkt der unendlichen Barmherzigkeit der Worte machte: „Der Allerbarmer inspirierte den Koran, schuf den Menschen und lehrte ihn die Auslegung***) desselben.“
***) Auslegung, auf arabisch al biyan, ist der Titel, den der Báb seinem bedeutendsten Werk und folglich seiner Verkündigung gegeben hat.
O ihr, die ihr weise seid, erhebt jetzt euer Haupt in Dankbarkeit für diese große Güte zum Lob zu dem Hofe des Herrn empor, der keinen Helfer hat. Und redet Ihn mit einfachen Worten an, indem ihr betet, daß ihr heute begnadigt seid und daß die Offenbarungen der Gottheit deutlich durch die geistige Erkenntnis der Menschen hervorgehe und daß das glimmende Feuer Gottes, das in die Herzen der Menschen gelegt ist, als Flamme emporlodere. Blickt mit einsichtsvollen Augen um euch und erkennet, daß diese Zeichen und Gedanken, alle Aeußerungen, Kenntnisse, Wissenschaften, Künste, alle Handfertigkeiten und wunderbaren Erfindungen aus dem Schatz der Weisheit und der Einsicht hervorgehen. Jede Nation und jeder Volksstamm, welche sich tief in diesen unendlichen Ozean versenkt hatten, haben alle anderen überflügelt. Der Ruhm, die Ehre u. die Wohlfahrt einer Nation hängen davon ab, daß sie, wie die Sonne, am Horizont tiefster Erkenntnis aufgeht. „Sind diejenigen, welche erkennen, und diejenigen, welche nicht erkennen, wirklich dieselben?“
Die Größe und der Ruhm des Menschen besteht darin, daß er der Dämmerungsort der Rechtschaffenheit unter den Geschöpfen ist. Kann ein größerer Segen für die Menschen erdacht werden, als die Gewißheit, daß für sie die Mittel zum Wohlergehen, zum Frieden, zum Glück, und Gedeihen der Menschheit durch göttlichen Beistand in Seinen Händen liegen?
Nein, bei Gott, es gibt keine größere Freude und kein vollkommeneres Glück als
dies. Wie lange wollen wir denn die Erfüllung unserer eigenen persönlichen
Wünsche mit den Flügeln der Selbstsucht zu erreichen suchen? Wie lange noch wollen
wir gleich den Wilden im Abgrund der Unwissenheit und des Elends verharren? Gott
hat uns Augen geschenkt, damit wir uns überall in der Welt umschauen und uns den
Ursachen der Zivilisation und des Fortschrittes zuwenden sollen. Ohren sind uns
gegeben, damit wir, indem wir den verständigen Lehren der Weisen Gehör schenken,
belehrt werden mögen, und dadurch, daß wir uns entschließen, ihrem hervorragenden
Beispiel zu folgen. Verständnis und innere Fähigkeiten sind uns verliehen worden, daß
wir sie zum Nutzen der Menschheit anwenden, und daß wir von der niederen Natur
des Menschen durch die Zuverlässigkeit und Genauigkeit unserer Urteilskraft befreit [Seite 99]
werden und uns fortwährend mit guten Handlungen betätigen. Auf diese Weise werden
wir einen sicheren Schutz in der uneinnehmbaren Feste der Erkenntnis finden und jederzeit
vorbereitet sein, eine neue Basis für die allgemeine Wohlfahrt unserer Mitwelt
zu legen, um ein neues System zu schaffen, durch welches wir unser Leben umgestalten und
es der Allgemeinheit schenken. Wie edel und gut ist der Mensch, wenn er den ihm
vorbestimmten Zustand erreicht. Und wie niedrig und verächtlich ist er, wenn er sich
dem allgemeinen Wohl gegenüber
Landschaft bei den Pyramiden. Ägypten.
verschließt und seine kostbaren Gaben für eigene selbstsüchtige Zwecke vergeudet. Das
größte Glück liegt in dem Glück anderer. Nur der, welcher das unvergleichliche Streitroß
des Strebens auf der Rennbahn der
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Gerechtigkeit und Zivilisation meistert, ist fähig, die wundervollen Bedeutungen der
materiellen und geistigen Welt zu begreifen. Denn steht nicht geschrieben: „Wir werden sie
unsere Zeichen in dieser Welt, wie auch in sich selbst erkennen lassen"? Im Geiz der
Menschen liegt ihr größtes Leiden.
Wer nachlässig und gleichgültig verbleibt und in seiner Selbstsucht verharrt, indem er beständig seinen sinnlichen Begierden fröhnt, sinkt auf den tiefsten Stand der Entartung und Unwissenheit herab. Er steht niedriger als die gefährlichsten und reißendsten Tiere. Denn es steht geschrieben: „Solche sind tatsächlich schlimmer, als unvernünftige Tiere, und vor Gott sind die Tauben und Stummen, die nicht hören wollen, niedriger als das Tier.“
Daher müssen wir unseren Ehrgeiz dareinsetzen und mit voller Begeisterung uns ernstlich bemühen, zur wahren Ursache des Wohlergehens, des Friedens, des Glückes, des Wissens, der Kultur, der Kunst, des Ansehens, des Ruhmes und der Wohlfahrt für alle Menschen zu werden und ihnen den rechten Pfad zu den Höhen wahrer Würde zu zeigen. So daß das herrliche Bereich der menschlichen Fähigkeit durch das reine Wasser der redlichen Absicht befruchtet wird, und der klare Strom des Strebens wachsen und mit den wohlriechenden Kräutern der persönlichen Tugend und den lieblichen Blumen des öffentlichen Lobes grünen möge. Und daß der Charakter des wahren Wertes zum Neide der Gebieter des bisherigen Wissens sich entfalten und heranreifen möge.
Möge das gesegnete Persien das Land der Offenbarung der menschlichen Eigenschaften in allen ihren Graden werden, und möge der Spiegel, der die Welt widerspiegelt, wirkliche Kultur zurückstrahlen.
Die Manifestationen der Göttlichen Erkenntnis und die rosenfarbigen Morgendämmerungen der Offenbarung*) verdienen die äußerste Verherrlichung und Anerkennung, denn durch die leuchtenden Strahlen ihrer vollkommenen Weisheit und ihres umfassenden Wissens wurden die vergessenen Völker von Jathreb**) und Batha***) aus den Tiefen der Unwissenheit zu dem höchsten Gipfel der Erkenntnis und Einsicht emporgehoben. Sie wurden zum Mittelpunkt der Künste und der Gelehrsamkeit, der Literatur und hohen Wissenschaften.
*) D. h. die Propheten und Botschafter Gottes.
**) Die Stadt Medina.
***) Die Stadt Mekka.
Es ist in der Tat allen urteilsfähigen Menschen klar, daß die die Welt erleuchtende Majestät des Schahs heutigen Tags dazu ausersehen ist, den Fortschritt, die Wohlfahrt und die Bildung der Bevölkerung Persiens wie auch den Ausbau ihrer Städte zu fördern. Er hat beschlossen, unparteiisch Recht zu sprechen, so daß durch das Licht der Gerechtigkeit Persien den Neid der Reiche des Ostens und Westens wachrufen wird und den Duft längst vergangener Zeiten und die Lebensfreude in allen Zweigen seines Volkes wiederherzustellen vermag. Es erscheint diesem Diener daher erforderlich, aus voller Dankbarkeit und aus Liebe zu Gott die mannigfaltigen Vorzüge Seiner großen Güte in einer Abhandlung zum Ausdruck zu bringen. Dieser Diener hat seinen Namen verschwiegen, damit diese Absicht offenbar und damit klar werde, daß er von keinen anderen Wünschen getragen ist. Aber da ihm wohl bewußt ist, daß die Tugend sich in gerechten Taten zeigt, bietet er als ein treuer Diener Gottes diese wenigen Worte der Ermahnung den Söhnen seines Vaterlandes an.
Der allwissende Herr ist mein Zeuge, daß ich nichts als das Rechte suche.
Als ein Wanderer in der Unermeßlichkeit der Liebe Gottes bin ich durch die Welt gezogen, deren Tadel und Lob, Wertschätzung und Verachtung ich gering achte.
„Wahrlich, wir ermahnen euch um der Sache Gottes willen und erwarten weder eure Belohnungen, noch euren Dank.“
Die Hand ist verborgen, aber die geschriebenen Worte sind hinausgegangen. Das Pferd galoppiert rasch, aber der Reiter ist unsichtbar!
O Volk Persiens! Blicke in die Gärten des Altertums und neige dein Haupt in stiller Betrachtung, und schaue um dich mit den Augen der Weisheit. Tue Buße, denn hier siehst du die Tragödie eines Volkes!
In früheren Zeiten war Persien wirklich das Herz der Welt u. stand wie eine leuchtende
Fackel über den Nationen. Sein Glanz und sein Fortschritt brachen vom Horizont der
Menschheit gleich der wahren Morgendämmerung hervor u. warfen sein Licht des Wissens
in die Nationen des Ostens und Westens. Der Ruhm der siegreichen Könige
Persiens drang zur Kenntnis der Bewohner bis an die Pole. Die Majestät des Königs
der Könige demütigte die Monarchen der Griechen und Römer. Persiens führende
Weisheit erfüllte die Weisen mit Ehrfurcht,
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und die Herrscher des Kontinents nahmen sich seine Verfassung zum Beispiel.
Die Perser wurden unter sämtlichen Nationen ein siegreiches Volk, hochgeachtet, und wegen ihrer Kultur und ihren Wissenschaften wahrhaft bewundert. Ihr Land wurde der erhabene Mittelpunkt aller Wissenschaften und Künste, die Fundgrube der Bildung und eine Quelle der Tugenden.
Die Weisheit und Kenntnis dieses Volkes erweckte die Bewunderung aller Nationen der Welt, und seine Weisheit und Veranlagung bildeten für alle Menschen die Ursache zur Nacheiferung.
In der Geschichte der Perser, die im Alten Testament*) berichtet ist, und dessen geistigen Inhalt die Nationen Europas angenommen haben, ist es deutlich gesagt, daß zur Zeit von Cyrus, der in den persischen Büchern Bahman Ibn Isfandiar genannt wird, die persische Herrschaft sich von den Grenzen Indiens und Chinas bis in die äußersten Gegenden des Jemens und Aethiopiens ausdehnte. Das unermeßliche Reich war in dreihundertundsechzig Provinzen eingeteilt, über deren jede ein Satrap gesetzt war.
*) Vergleiche Jesaias XIV. 28, XV, 1, XVII usw.; Daniel VII, VIII usw.
Die römische Geschichte berichtet, daß dieser eifrige König die alles erobernden Römer mit einem gewaltigen Heere gänzlich vernichtete und die Pfeiler der Königreiche der Welt erschütterte.
Und wenn man die Geschichte von Abu al Fada, einem der Zuverlässigsten der arabischen Schriftsteller, studiert, so liest man, daß seine**) Eroberungen sich über alle Weltteile ausdehnten.
**) Die Eroberungen des persischen Königs. Der Übersetzer.
Es ist weiter, sowohl in seinen Werken als auch in denjenigen anderer Geschichtsschreiber, erwähnt, daß Faridoon***), einer der Könige der pishdadianischen Dynastie, ein Fürst von großer Pracht und mit großem Scharfsinn, von unvergleichlicher Vollkommenheit, Weisheit und Einsicht und ein berühmter Eroberer, der allen Königen, welche ihm vorangingen und nachfolgten, überlegen war, die ganze damalige Welt unter seine drei Söhne verteilte.
***) Name eines alten und berühmten Königs Persiens. Der Anfang seiner Regierung fällt um 750 v. Chr.
Kurz, aus der Geschichte der bedeutendsten Nationen geht klar hervor, daß das erste große Königreich in der Welt und der größte Staat, der durch seine Bewohner gebildet wurde, der beherrschende Thron und das führende Diadem Persiens war.
Deshalb o Volk Persiens, müssen wir aus dem Rausch sinnlichen Verlangens erwachen und nachlässige Schläfrigkeit und müßige Trägheit abschütteln.
Laßt uns sehen, ob die Begeisterung und der Ehrgeiz der mit Vernunft begabten Menschen dieses gepriesensten Landes, das ehedem eine Quelle der Zivilisation für die ganze Erde, der Ursprung des Ruhmes und des wahren Glückes für die Menschheit bildete, das den Neid der Welt weckte und die Ursache der Nacheiferung für alle morgenländischen und abendländischen Völker war, es ertragen können, der Spott und die Schande für alle Rassen und Nationen zu sein.
Und sollen die Grausamkeiten aus gegenwärtiger Zeit auf die unvergänglichen Seiten des Buches der Zeit eingeschrieben bleiben?
Soll diese Nation, welche die edelste der Nationen bildete, jetzt sich mit einem so außerordentlich bedauerlichen Zustand zufrieden geben? Und soll dies Land, welches das gesündeste Klima besitzt, wegen seines Mangels an Industrie und Unternehmungen und dem Fehlen moderner Erfindung unter den Nationen der Welt als rückständigstes angesehen werden? Zeichneten die Perser eines früheren Zeitalters sich nicht auf jedem Gebiet menschlicher Tätigkeit aus? Bildeten sie nicht das Titelblatt im Buche der Weisheit? Leuchteten sie nicht durch die Gnade Gottes am Horizont der Wissenschaft wie ein großes Licht? Wie kommt es, daß wir uns jetzt mit unserem traurigen Zustand zufrieden geben? Wie kommt es, daß wir fortfahren, den Weg sinnlicher Begierden zu wandeln? Und nachdem wir gegen alle Ursache des Fortschritts, der an der Schwelle des Allmächtigen Gottes höchst erwünscht ist, blind waren und nichtswürdig nur unser persönliches Fortkommen und unsere selbstsüchtigen Interessen suchten, wie kommt es, daß dieses ausgezeichnete Land, das wie eine Lampe das Licht der Gelehrsamkeit, den Glanz der Wissenschaften und der Künste von den Säulen der Würde und des entschlossenen Strebens, den Höhen der Weisheit, Stärke und Menschlichkeit verbreitete, jetzt infolge unserer Trägheit, Eitelkeit und Nachlässigkeit, aus Mangel an Wissen, Gestaltung, Eifer und Ehrgeiz seines Volkes erdulden mußte, daß die Strahlen. seines Wohlstandes verdunkelt, ja beinahe erloschen sind?
„Die sieben Himmel und die sieben Welten sind voller Mitleid für den Geliebten.“
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Es darf nicht angenommen werden, daß die Perser bei ihrer natürlichen Veranlagung an Einsicht, Scharfsinn, Weisheit, Verstand, Wahrnehmungsgabe wie auch an körperlichen Fähigkeiten anderen Menschen nachstehen. Im Gegenteil, sie sind allen Nationen und Volksstämmen durch die Ursprünglichkeit ihres Geistes Vorbilder gewesen und könnten es noch jetzt sein. Ebenso besitzt das Königreich Persien eine einzigartige Fruchtbarkeit, das gemäßigteste Klima und große Naturschönheiten. Einsicht jedoch ist erforderlich, und Industrie und Unternehmungen, Erziehung und Tatkraft sind notwendig. Beharrlichkeit und Begeisterung allein können uns helfen.
In gegenwärtiger Zeit sind Europa und einige Teile Amerikas unter den fünf Erdteilen durch die Vortrefflichkeit ihrer Regierung und ihrer hohen Stufe in Kunst und Wissenschaft berühmt, während sie in alten Zeiten die am wenigsten genannten Nationen und in ihrer geistigen Entwicklung die rückständigsten Völker der Erde waren. Mit Recht wurden sie Barbaren genannt. Vom fünften bis zum fünfzehnten Jahrhundert des christlichen Zeitalters, einer Epoche, die das Mittelalter genannt war, ereigneten sich unter ihnen überdies so viele schreckliche Begebenheiten und traurige Vorfälle, daß diese zehn Jahrhunderte bei den Europäern als das „dunkle Zeitalter der Geschichte” angesehen werden.
Die Grundlage der Zivilisation und des Fortschrittes in Europa wurde im fünfzehnten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung geschaffen. Die Wirkung der Bemühungen weiser Männer um sein Emporkommen, wie auch der Aufstieg des Wissens im allgemeinen datieren von jenem Zeitabschnitt an.
Jetzt scheint es, daß der Schah von Persien die Zuflucht der Bedrückten, mit göttlichem Beistand und in Uebereinstimmung mit den Anstrengungen der Manifestation von universaler Prophetenwürde*) das Zelt der Gerechtigkeit über dem ganzen Land aufgeschlagen hat. Der helle Morgen seiner Huld ist auf die Morgendämmerung der guten Absicht gefolgt, so daß die Quellen des Rechts und der Güte in diesem herrlichen Königreich sicherlich fließen werden. Er wird die Pfeiler der Wissenschaft und Zivilisation errichten und in Ausführung bringen, was zum Fortschritt führt, und zwar in einer Weise, daß im Vergleich zu vergangenen Zeiten dieses Herrliche Zeitalter in Wahrheit ein beneidenswertes sein wird. Bisher war es nicht bekannt, daß der Landesherr, in dessen leitenden Händen die diese Angelegenheiten beherrschenden Zügel liegen, und von dessen Wohltätigkeit die Besserung der Eigenschaft der Menschen abhängig sein wird, gleich einem gütigen Vater für den Fortschritt und die Zivilisation seines Volkes streben wollte. Daher war ich und meinesgleichen schweigsam. Aber jetzt ist es für diejenigen, welche Einsicht besitzen, klar geworden, daß der König selbst ohne Widerstreben beschlossen hat, eine sichere Grundlage zum Fortschritt und eine gerechte Regierung für alle seine Untertanen einzurichten. Dies ist in der Tat das Kennzeichen seiner Güte.
*) Bahá’u’lláh.
Erstaunlich ist es, sagen zu müssen, daß das ganze Volk sich nicht erhob, und Gott für die große Gabe, welche wirklich ein sicheres Zeichen der Gnade des Erhabensten Herrn ist, Lob und Dank zollte, daß es sich nicht auf den Flügeln der Freude und Dankbarkeit in die ewigen Regionen des wahren Glückes erhob und nicht aus vollem Herzen Gebet und Fürbitte an den einen rühmlichen Hof des Allmächtigen Gottes für die täglich zunehmende Güte unseres mächtigen Fürsten richtete.
Einige in der Tat, deren Meinungen und Gedanken durch den vergifteten Keim persönlichen Grolls verdorben worden sind, deren ruhiges Urteilsvermögen durch den Staub der Selbstsucht umhüllt und durch die Nebel der Eigensucht und dergleichen verdunkelt worden sind, die ihre Kräfte verringerten in der Befriedigung ihrer weltlichen Wünsche und Begierden, und die auf falschen Wegen ihre Selbsterhebung suchten, haben das Banner des Argwohns aufgerichtet und ihre Stimmen zur Klage erhoben.
Zu diesem Zwecke frugen sie jammernd: „Warum ist der Schah dem öffentlichen Wohl gegenüber unachtsam? Und warum sucht er nicht Ruhe und Frieden für sein Volk?“
Aber jetzt, nachdem Seine Majestät beschlossen hat, diese großen Maßnahmen zu treffen, kommen sie mit anderen Einwendungen. Einige sagen, daß diese Gedanken dem Geiste Persiens fremd, für die gegenwärtigen Bedürfnisse ungeeignet und den alten Gewohnheiten des Landes zuwider seien.
(Fortsetzung folgt.)
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Beantwortete Fragen.
Worte 'Abdu'l-Bahás
gesammelt und aus dem Persischen übersetzt von Laura Clifford Barney. Autorisierte und überprüfte deutsche Uebersetzung von Wilhelm Herrigel.
(Schluß.)
Wenn aber andererseits ein Mensch einem andern einen Becher Wasser gibt, so ist ihm der Empfänger dafür dankbar. Ein gedankenloser Mensch mag nun sagen: Die Sonne, die der Erde Licht gibt und sich als höchste Wohltat auf ihr offenbart, muß verehrt und gepriesen werden; warum sollten wir der Sonne für ihre Gaben nicht dankbar sein, wenn wir einen Menschen loben, der eine so einfache Tat der Freundschaft ausübt? Wenn wir es aber richtig untersuchen, dann werden wir finden, daß diese scheinbar unwichtige Freundlichkeit des Menschen seinen bewußten Gefühlen zuzuschreiben ist, und deshalb ist sie lobenswert. Das Licht und die Wärme der Sonne dagegen sind nicht dem Gefühl und dem Bewußtsein zuzuschreiben und deshalb ist es nicht nötig, ihr Lob und Preis zu spenden, sie verdient es nicht.
Ebenso ist auch eine gute Tat eines Menschen, die an sich zwar lobenswert ist, etwas Unvollkommenes, solange sie nicht von der Liebe zu Gott und von der Erkenntnis Gottes verursacht ist. Wenn ihr gerecht nachdenkt, werdet ihr sogar finden, daß die guten Taten derer, die Gott nicht kennen, im Grunde genommen auch durch die Lehren Gottes verursacht werden. Die früheren Propheten nämlich brachten die Menschen soweit, diese Taten zu vollbringen, sie erklärten ihnen die Schönheit und die herrlichen Wirkungen solcher Taten. Diese Lehren wurden dann unter den Menschen verbreitet, sie drangen allmählich durch, und die Menschen wandten, einer nach dem andern, ihr Herz diesen vortrefflichen Lehren zu. Als man dann sah, daß diese Taten als schön angesehen und für die Menschen zur Ursache der Freude und Glückseligkeit wurden, handelte man in Uebereinstimmung damit.
Aus diesem Grunde kommen auch solche Taten von den Lehren Gottes. Um dies aber einzusehen, ist Gerechtigkeit erforderlich und nicht Streit und Uneinigkeit. Gelobt sei Gott! Du*) warst in Persien und hast gesehen, wie durch die heiligen Düfte Bahá’u’lláh’s die Perser der Menschheit gegenüber wohlwollend wurden. Wenn sie früher einem Angehörigen einer andern Rasse begegneten, marterten sie ihn und waren von Haß, Feindseligkeit und Bosheit gegen ihn erfüllt; sie gingen sogar so weit, daß sie ihn mit Kot bewarfen. Sie verbrannten das Evangelium und das Alte Testament und wuschen ihre Hände, sobald sie mit diesen Büchern in Berührung gekommen waren. Heute sagt die Mehrzahl von ihnen die Bibel in ihren Versammlungen auswendig her und erklärt deren Sinn. Heute erzeigen diese Leute sogar ihren Feinden Gastfreundschaft. Diese blutdürstigen Wölfe sind so sanft geworden wie die Gazellen in den Ebenen der Liebe Gottes. Du hast ihre Gebräuche und Gewohnheiten gesehen und hast gehört, wie sie von der Lebensart der früheren Perser sprechen. Wäre eine solche Umwandlung der Sitten, eine solche Besserung des Benehmens auf andere Weise als durch die Liebe zu Gott möglich gewesen? Im Namen Gottes, nein! Wenn wir solche Sitten und Gebräuche mit Hilfe der Wissenschaft und Gelehrsamkeit einführen wollten, so würden sie nach tausend Jahren noch nicht überall verbreitet sein.
*) D.h. die Verfasserin.
Heute sind sie, dank der Liebe zu Gott, mit größter Leichtigkeit unter die Menschen gekommen.
O denkende Menschen, seid daran gemahnt!
Der Erziehungsgedanke in der Bahá’i-Lehre.***
II.
Die Bahá’i-Lehre legt größten Wert auf eine gute Schulbildung, in der sie eine der Grundlagen für den Fortschritt der Menschheit sieht, während Unwissenheit die Ursache von Rückschritt und Unglück ist. Bahá’u’lláh sagt:
„Erkenntnis bildet gleichsam Schwingen für die menschlichen Wesen; sie ist eine Leiter für ihren Aufstieg. Sich Wissen anzueignen, ist allen zur Pflicht gemacht.“ (1)
Was wir unter diesem „Wissen“ zu verstehen haben, geht klar aus Seinen weiteren Worten hervor:
„Es sollen dies aber solche Wissenschaften sein, die der Menschheit Nutzen bringen, und nicht solche, die nur mit Worten beginnen und mit Worten endigen.“ (2) „Es ist gestattet, Wissenschaften und Künste aller Art zu studieren, jedoch nur solche Wissenschaften, die von Nutzen sind und zur sittlichen und geistigen Hebung der Menschheit dienen.“ (3) Den Ausgangspunkt allen Studiums muß dabei die Religion als Trägerin des sittlichen und geistigen Entwicklungsgedankens bilden. "Die Schulen müssen die Kinder zuerst in den Grundlagen der Religion erziehen, damit sie durch die in den Büchern Gottes enthaltenen Verheißungen und Drohungen davon abgehalten werden, das zu begehen, was verboten ist, und damit sie geschmückt werden mit dem Mantel der göttlichen Gebote.“ (3) Denn „Alles, was vom Himmel des göttlichen Willens herabkam, führt zur Ordnung der Welt und zur Förderung der Einigkeit und Harmonie unter den Menschen.“ (4)
Aber diese religiöse Grundlage der Erziehung darf keinesfalls zu Einseitigkeit und Vorurteil in Glaubenssachen führen, lehrt uns doch gerade die Bahá’i-Lehre, in allen Religionen die gemeinsame Grundlage zu erkennen und uns von allen Vorurteilen frei zu machen. Bahá’u’lláh sagt daher:
„Diese Belehrung darf aber nicht in einer Weise geschehen, durch die blinder Fanatismus und ungesunde Frömmelei gezeitigt würden, denn dadurch würden die Kinder nur Schaden erleiden.“ (3)
Die religiöse Erziehung muß im Gegenteil dazu führen, daß die Kinder selber erkennen lernen.
„In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Nein! Jeder muß mit seinen eigenen Augen sehen, mit seinen eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, bis er sie findet.“
('Abdu'l-Bahá.)
Allgemeine Schulpflicht ist darnach für die Bahá’i-Lehre Selbstverständlichkeit, und es ist Aufgabe der Behörden, für ihre Durchführung Sorge zu tragen. Bahá’u’lláh sagt darüber:
„Wir verordnen, daß jeder Vater seinen Söhnen und Töchtern eine gute Schulbildung ... angedeihen lassen muß. Wird dies von jemandem vernachlässigt, so ist es Pflicht der Vertrauensmänner des Hauses der Gerechtigkeit (d. i. eine von Bahá’u’lláh vorgesehene Art von Gemeindeverwaltung), den für die Erziehung der Kinder erforderlichen Betrag von den Eltern, sofern diese bemittelt sind, einzuziehen, sind aber die Eltern unbemittelt, so soll die Angelegenheit dem Hause der Gerechtigkeit übertragen werden.“ (5)
Dabei bricht die Bahá’i-Lehre vollständig mit der bisher üblichen Bevorzugung der Knaben hinsichtlich der Erziehung. 'Abdu'l-Bahá sagt:
„Wenn die Frauen die gleichen erzieherischen Vorteile genießen würden wie die Männer, so würden die Resultate beweisen, daß beide die gleichen geistigen Fähigkeiten besitzen. Die Frau ist dem Mann in mancher Hinsicht überlegen: sie ist weichherziger, empfänglicher, ihre innere Sehkraft ist stärker als die des Mannes. Daß die Frau gegenwärtig in verschiedenen Richtungen rückständig ist, ist nicht zu leugnen, diese vorübergehende Rückständigkeit ist aber nur dem Mangel an Erziehungsgelegenheit zuzuschreiben. Wenn eine Mutter gut erzogen ist, so werden ihre Kinder auch auf den Pfad der Weisheit geführt werden, wenn sie religiös ist, so wird sie ihren Kindern zeigen, wie sie Gott lieben sollen, wenn sie sittlich ist, so wird sie ihre Kinder auch auf den Pfad der Rechtschaffenheit führen. Deshalb ist es klar, daß das Wohl der zukünftigen Generation von den Müttern unserer Zeit abhängig ist.“ (6)
So verstehen wir es, daß die Bahá’i-Lehre sogar geradezu die Erziehung der Frau vor die des Mannes stellt: Bahá’u’lláh erklärt die Erziehung der Frau als von größerer Wichtigkeit als die des Mannes.
„Wenn die Mutter unwissend ist, so wird die Erziehung der Kinder auf falscher Fährte sein, selbst wenn der Vater großes Wissen hat, denn die Erziehung beginnt mit der Muttermilch. Ein Kind an der Brust ist wie ein zarter Zweig, den der Gärtner ziehen kann wie er will.“ (7)
Die Bahá’i-Lehre lehrt, daß jeder Mensch von Grund auf gut ist und erst im Verlaufe seiner weiteren Entwicklung zu dem Charakter wird, als der er uns entgegentritt. „Bedenke," sagte 'Abdu'l-Bahá gelegentlich einer Unterredung in Paris, „daß alle Seelen der göttlichen Natur gemäß erschaffen sind, und daß sich alle unbewußt zur Zeit ihrer Geburt in einem Zustand der Reinheit befinden. Aber später unterscheiden sie sich insofern von einander, als die einen gewisse Vollkommenheit und die andern Mängel und Fehler erlangen ... aber alle Seelen sind ihrem Wesen nach gut und rein, später aber werden sie befleckt und verunreinigt.“ (8)
Das bedeutet indessen keineswegs, daß alle Menschen ursprünglich die gleiche geistige
Entfaltungsfähigkeit besitzen.
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„Die Seelen sind verschieden in ihrer Fähigkeit, das Licht des Geistes zu empfangen und zu offenbaren ..... Jede Seele muß sich nach ihrer individuellen Fähigkeit entwickeln.“ (9) Indessen ist die Seele „wohl durch ihre ererbten Eigenschaften beeinflußt, sie verliert aber nie die Möglichkeit — welches ihr Zustand auch sei — durch das Licht des Geistes Gottes belebt zu werden. Das eine Gehirn vermag schneller zu arbeiten als das andere, die eine Seele vermag leichter Intelligenz zu erlangen als die andere, aber die Macht und Gegenwart des göttlichen Geistes hängt nicht von intellektuellen Fähigkeiten ab.“ (9) Hier liegt nun ‚ die Aufgabe des Lehrers oder Erziehers, die in ihrem Ursprung gute Kinderseele so zu entfalten, daß sie von Flecken und Fehlern bewahrt bleibt. Dabei muß er den von Anfang an verschiedenen Veranlagungen und Fähigkeiten Rechnung tragen, d. h. seine Erziehungsarbeit im stärksten Maße individuell gestalten. Dadurch wird er, bis zu einem gewissen Grade, die Möglichkeit haben, die Unterschiede auszugleichen und so alle Kinder der geistigen Entfaltung zu erschließen. „Du magst zehn Kinder eines Landes in der gleichen Schule, unter dem selben Lehrer kennen, die auf die gleiche Weise behandelt und herangebildet sind. Eines dieser Kinder mag großen Fortschritt machen, andere wieder auf dem selben Punkte bleiben. In der angeborenen Natur sind Verschiedenheiten des Gedächtnisses, der Auffassung und der Intelligenz. Da ist ein höherer, ein mittlerer und ein niederer Grad, die dem Unterschied in den Grundstufen der Schöpfung entsprechen. Wenn wir den Einfluß der Erziehung anerkennen, müssen wir uns auch mit der angeborenen Anlage vertraut machen.“ (7)
Von größter Bedeutung ist dabei die geistige Stufe und der Charakter des Lehrers, ist er doch zugleich Erzieher. Seine Aufgabe besteht nicht nur in der Vermittelung von Kenntnissen, sondern ganz besonders auch in der Pflege der jungen Seelen. Nur wer an sich selbst die höchsten sittlichen Anforderungen stellt und sich bemüht, in allen seinen Taten und Gedanken wahre Liebe und Wahrhaftigkeit zu offenbaren, wird dazu fähig sein, gleiche Eigenschaften in den Kindern zu entwickeln. Bahá’u’lláh sagt darüber:
„Die Wirkung des durch den Lehrer gesprochenen Wortes ist abhängig von der Reinheit seiner Absichten und seiner Trennung vom Irdischen. Manche begnügen sich nur mit Worten, aber die Wahrheit der Worte wird durch Taten bezeugt und hängt von der Lebensführung ab. Taten offenbaren die Stufe des Menschen. Die Worte müssen in Uebereinstimmung mit dem sein, was aus dem Munde des Willens Gottes hervorgeht und in den heiligen. Schriften berichtet ist." (10)
Die hohe Wertung des Lehrers für den Fortschritt der Menschheit spiegelt sich auch in dem folgendem Wort Bahá’u’lláhs:
„Wenn jemand seinen Sohn oder Kinder eines anderen erzieht, so ist es, als erziehe er Meine (Gottes) Kinder. Auf einem solchen sei Meine Herrlichkeit, Meine Vorsehung und Meine Barmherzigkeit, die alle Menschen der Welt umfaßt." (5) Es ist uns darnach ohne weiteres verständlich, daß die Bahá’i-Lehre dem Lehrer eine besondere soziale Stellung einräumt, die darin zum Ausdruck kommt, daß sie ihn im Erbrecht neben die direkten Nachkommen stellt, auch ohne daß ein besonderes Testament vorhanden ist. (11)
Dr. H. Gr.
1. Tablet Taschalliat, 3,
2. Frohe Botschaften, 11,
3. Bahá’u’lláh in „Worte des Paradieses“, 8,
4. desgl. 6,
5. Tablet Ischrakat, 7,
6. Ansprachen in Paris, Kapitel 49,
7. 'Abdu'l-Bahá in „Divine-Philosophy, Kap. II,
8. Sonne der Wahrheit I, S. 92,
9. desgl. II, S. 74,
10. Worte der Weisheit,
11. Kitab-el-Akdas, vergl. Dreyfus, Einheitsreligion, 1920, S. 21.
Einheit der Religion.
Von H. Küstner.
Ein Hauptgebot Bahá’u’lláhs ist die Einführung der Einheitsreligion mit dem Glauben an den
Einen Gott, den Schöpfer aller Dinge. Wer heute die religiöse Zerrissenheit der Menschheit sich
vor Augen führt, der kann die Bedeutung dieser Forderung ermessen. Er wird sich auch nicht
wundern, wenn ihm, sofern er diese Forderung andern gegenüber vertritt, entgegengehalten wird,
die Durchführung dieses Gebots Bahá’u’lláhs sei unmöglich, ganz unmöglich. Und in der Tat, es
scheint sehr schwer zu sein, eine Einigung hier zu erreichen, solange die Menschen sich nicht
von der Gewohnheit abwenden, Andersgläubige als zur Hölle verdammt zu betrachten.
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„Andersgläubige“! Ja, in diesem Wort liegt auch zugleich der Grund des Religionshasses. Die meisten
Menschen machen keinen Unterschied zwischen Glaube und Religion, oder noch besser gesagt, zwischen
Kirche und Religion. Sie halten den Andersgläubigen immer vor, daß ihre Religion falsch
sei, während sie ihnen billigerweise nur vorwerfen könnten, daß ihr Glaubensbekenntnis,
ihre Art der Religionsausübung falsch sei.*)
*) Siehe hiezu 'Abdu'l-Bahá in S.d.W. III S. 152.
Unter Religion versteht man in der Grundbedeutung das Gebundensein an eine höhere Macht. Als solche höhere Macht, an die das Menschenreich sich gebunden fühlen kann, kommt logischerweise nur die göttliche Macht in Betracht. Religion ist das Gebundensein an Gott. Und dieses Gefühl des Gebundenseins, wer hat es in unser Herz gelegt? Wer anders als Gott, der Schöpfer. Hat Er aber dieses Gefühl bloß allein in die Herzen einer gewissen „rechtgläubigen“ Gruppe von Menschen gelegt? O nein, Er, der alle Menschen erschaffen hat, Er, der Vater aller Menschen, hat die Liebe zu Ihm in die Herzen aller Menschen gelegt (siehe Verb. Worte ar. 19). Also müssen wir allen Menschen das Gefühl zuerkennen, das wir Religion nennen. Es gibt in der Tat im wahrsten Sinn des Wortes keinen Menschen ohne Religion. Sogar der strengste Gottesläugner ist in seinem tiefsten Innern gebunden, also religiös, und zwar richtet sich seine Religion ebenfalls zu Gott, dem Schöpfer seiner Seele. Wenn wir uns dies klar machen, so verstehen wir die Fassung, die Bahá’u’lláh Seinem Gebot gegeben hat: „Die Religion ist nur eine.“ Sicherlich, wenn wir der Frage auf den Grund gehen, finden wir, daß die Einheitsreligion nicht erst geschaffen zu werden braucht, sondern daß sie bereits vorhanden ist, seit die Welt besteht. Denn alle Menschen haben immer und zu jeder Zeit an den „Einen Gott“ geglaubt. Der Umstand, daß wir Christen an das Vorhandensein sogenannter Heiden zu glauben gelernt haben, rührt davon her, daß eben tatsächlich zur Zeit des Auftretens von Christus überall in der damaligen Welt die Religion verfinstert war, überwuchert von dem Unkraut der Aeußerlichkeiten und Nebensächlichkeiten, gerade wie wir es jetzt in unserer Welt sehen. Denn was trennt denn z. B. die christlichen Glaubensgemeinschaften von einander? Etwa der Glaube an Jesus, den Stifter des Christentums? Oder der Glaube an den alleinigen Gott? Oder glaubt eine der Gemeinschaften nicht an die zehn Gebote? Nein, nur Aeußerlichkeiten, reine Lächerlichkeiten trennen sie voneinander. Sie sind in die Nacht versunken und haben sich, was das Schlimmste ist, so an ihre Nacht gewöhnt, daß sie den neuen Sonnenaufgang nicht gewahr geworden sind. Also nur deswegen sind wir in der Lage, von Heiden zu reden, weil die Religionen zur Zeit Christi, ja schon zur Zeit Mose, in Nacht versunken waren.
„Ja, aber die damaligen Römer und Griechen, Aegypter und die andern Völker waren doch offensichtliche Heiden und glaubten nicht an den einigen Gott“, kann uns entgegengehalten werden. O nein, sie waren nur in den Fehler verfallen, den einigen Gott in seine verschiedenen Attribute aufzuteilen und für jede Seiner Eigenschaften einen Einzelgott aufzustellen, um sich so die betreffende Eigenschaft Gottes besser vor Augen halten zu können. Und wie es so geht, trat schließlich die Hauptperson zurück hinter der Personifikation ihrer Eigenschaften. Daher mußte Gott durch Mose’s Mund der Menschheit gebieten: „Du sollst dir kein Bild noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, was oben im Himmel ist... usw. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht.“ (2. Mose 20, 4—5. Siehe auch 5. Mose 6, 4:) „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr.“
Denn, um es vorweg zu nehmen, die damaligen Griechen, Römer, Aegypter usw., und jedenfalls auch die Germanen,*) die Aegypter auch schon zu Mose Zeiten, gehörten der sabäischen Ur-Religion an, deren Stifter und Gründer Henoch gewesen ist, der nach 1. Mose 5, 21—24 etwa 60 Jahre nach dem Tode Adams geboren wurde und etwa 70 Jahre vor Noahs Geburt von Gott von der Erde weggenommen wurde, also vor Noah und vor der Sintflut auf Erden gewandelt hat. Und Henoch, dessen dürfen wir nach den Berichten, auch der Bibel, gewiß sein, war ein Bekenner des einigen Gottes, des Schöpfers aller Dinge.
*) Vergl. hiezu die Ausführungen 'Abdu'l-Bahás in S.d.W. IV S. 54 Spalte 1 in der Mitte.
Dies führt uns nun dazu, uns etwas näher mit der Reihenfolge der Propheten zu befassen. Wir
Bahá’i wissen und glauben, daß Bahá’u’lláh die Erfüllung des gegenwärtigen Weltzyklus bedeutet,
der durch Adam, den sogenannten ersten Menschen eingeleitet wurde. Nach unserer Ansicht ist
aber Adam nicht der erste Mensch in dem Sinne, daß es vor ihm Gebilde in Menschengestalt
überhaupt nicht gegeben hätte, sondern er ist der erste Mensch, der das „Bild Gottes“
trägt, mit andern Worten: die erste Manifestation Gottes in unserem heutigen Zyklus. (Siehe
hiezu auch Phelps in der deutschen Uebersetzung S. 146, Zeile 16 v. oben und Verb. Worte ar. 19).
Und logischerweise müssen sich alle folgenden Manifestationen von ihm ableiten lassen. Die
Berichte über die vor der Sintflut liegende Zeit sind sehr spärlich. Aber hier gibt uns die
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Wissenschaft einen kleinen Anhalt gerade durch das Vorkommen der Sintflut. Die Sage von der
Sintflut (große Flut, nicht Sündflut) läßt sich nämlich bei allen Völkern, bei der amerikanischen
Rasse, den Indianern, sowohl wie bei der afrikanischen Rasse, von den Asiaten zu schweigen,
nachweisen. Nun ist wohl nicht anzunehmen, daß auf der ganzen Erdkugel zur gleichen Zeit überall
eine große Flut stattgefunden hat. Wohl schreiben auch manche Gelehrte die Bildung der
Kohlenschichten in der Erdrinde einer Flutkatastrophe zu, und da solche Kohlenschichten überall
vorkommen, würde das für eine allgemeine, die ganze Erde heimsuchende Flut sprechen. Man
wird aber richtigerweise annehmen müssen, daß die Katastrophen, denen die Kohle ihr Dasein
verdankt, lange vor dem heutigen Zyklus stattfanden, lange vor Adam und Noah, und daß es
sich hiebei um eine Evolution der ganzen Erdrinde gehandelt hat, wobei bezweifelt werden
mag, ob es damals schon Menschen im heutigen Ansehen gab. Die Erdrinde zu Adams und Noahs
Zeiten besaß wohl bereits die heutige Oberfläche, und die tief im Schoße der Erde ruhenden
Kohlenflöße müssen damals schon längst gebildet gewesen sein. Dies läßt sich auch aus der
Bibel ableiten. Nach den geschichtlichen Forschungen ist die Mitteilung der Bibel bestätigt,
daß die Stadt Ninive von Nimrod gegründet wurde. Ninives Ruinen kann man heute noch sehen.
Sie werden eben ausgegraben. Und Nimrod, der Ninive baute, war ein Enkel von Noah. Man wird
also ruhig annehmen dürfen, daß die Sintflut Noahs nicht eine allgemeine Flut war.
Wie erklären wir es aber dann, daß wir überall auf der ganzen Erde die Erinnerung an die Sintflut vorfinden? Ganz einfach, wir haben hier den Beweis, daß Noah und seine Söhne nach der Sintflut, die an irgend einem Punkt in Asien, der Völkerwiege, stattgefunden hat, die Botschaft von dem einigen Gott und damit zusammenhängend auch die Mär von der Sintflut in alle Welt hinausgetragen haben. Und Noah war ein Abkömmling von Adam und Henoch! Wir haben hier also schon den Beweis, daß alle heutigen Religionen auf Adam und Henoch, zum mindesten aber auf Noah zurückgehen, oder auf ihnen fußen. Das Vorhandensein der Sintflutsagen ist ein unwiderleglicher Beweis! Und Henoch und Noah waren nach der Bibel Bekenner des „Einen Gottes“!
Nach dem Zeugnis von Abu’l-Fazl war Henoch der Stifter des Sabäismus (siehe Nebucadnezars Traum, Wirklichkeit II, 12), und von der Zeit Henochs bis zur Zeit Moses bekannten sich alle östlichen Völker zu seiner Religion. Wir wissen nun, daß alle Religionsstifter in einem inneren Zusammenhang stehen. Keiner steht für sich allein. Ein jeder beruft sich immer auf einen Vorgänger und verkündet das Kommen eines Nachfolgers unter gleichzeitiger Angabe von Merkmalen, an denen man die Echtheit seines Nachfolgers prüfen kann.
Wir wissen von Abraham, dem Freund Gottes, wie ihn Bahá’u’lláh nennt, daß er seines Glaubens an den einigen Gott wegen aus seiner Heimat Chaldäa fliehen mußte. Also schon damals eine Verfinsterung der Religion, sozusagen sogar an ihrem Strahlungspunkt! Die Reihe läßt sich dann fortsetzen: Isaak, Jakob, und nicht zu vergessen Joseph den Träumer, auf den die ägyptische Religion, wie sie Mose seinerzeit traf, zurückzuführen ist, die sich aber zu Mose Zeiten ebenfalls wieder in einem Zustand der Verfinsterung befand. Wohl fehlen in der Bibel klare Hinweise dafür, daß es sich bei diesen Männern um Gottgesandte handelt. Für Mose aber, der uns die Berichte über sie hinterließ, wird dies, der ganzen Art der Abfassung seiner Berichte nach, selbstverständlich gewesen sein, wie so vieles andere. Daß Abraham, Isaak, Jakob Propheten sind, ist zu entnehmen dem Ev. Luc. 13. 28: „Da wird sein Heulen und Zähneklappern, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen...“ Dazu weist diese Stelle auch klar auf eine kommende Einheitsreligion „im Reich Gottes“ hin.
Für unsere von der Bahá’ilehre geschärften Augen läßt sich der Faden sehr gut verfolgen. Ganz deutlich wird der Faden von Abraham an. Nach den Verheißungen Gottes an Abraham stammt aus dem Samen von Isaak die jüdische und die christliche Religion, und aus dem Samen von Ismael, dem Sohne Abrahams und der Hagar, die mohammedanische Religion mit ihren 12 Fürsten (12 Imams). Alle Religion auf unserer Erde ist auf eine Quelle zurückzuführen. Mose nun sagt ganz deutlich das Kommen des Herrn der Heerscharen in der Fülle der Zeiten voraus, und er gibt auch ganz bestimmte Merkmale für die Echtheit eines Propheten. „So du aber in deinem Herzen sagen würdest: Wie kann ich merken, welches Wort der Herr geredet hat... usw.“ (5. Mose 18, 21 u. 22.) Von Mose an bis auf Christus, Mohammed und Bahá’u’lláh ist die Linie für ein aufmerksames Auge ganz klar und man braucht weiter keine Worte darüber zu verlieren.
Was mit dieser Aufzählung bewiesen werden will, ist, um es zu wiederholen, daß alle die heutigen
und die früheren Religionen auf Henoch, den Stifter der sabäischen Religion, zurückzuführen
sind, und daß alle die verschiedenen Zersplitterungen, die wir heute vor Augen haben, nur
Absplitterungen von einer einmal bereits vorhandenen Einheitsreligion sind. Dies gilt höchst
wahrscheinlich nicht nur für die angeführten
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Propheten, sondern auch für die Propheten der von uns heute als heidnisch betrachteten Religionen
der Hindu, der Brahmanen, Konfuzianer, der heidnischen Neger usw. Sie alle waren zweifellos
einmal Bekenner der Einheit Gottes. Wem diese Zusammenhänge, die bisher nur verschüttet
dalagen, die über kurz oder lang, vielleicht in etwas anderer durch noch auftauchende, von mir
nicht berührte geschichtiche Zusammenhänge bedingter Form, von der Allgemeinheit*) erfaßt werden
müssen, einmal klar geworden sind, für den ist es selbstverständlich, daß einmal wieder alle
die vielen Religionen und Glaubensgemeinschaften sich vereinigen werden zu einer Herde. Er
wundert sich, daß die Menschen nicht schon lange nach diesem rettenden Seil gegriffen haben. Also
für uns ist es klar, daß die Einheitsreligion nicht erst geschaffen werden muß, sondern daß sie
bereits besteht, und daß die Menschen, auch wenn sie von unserer Bahá’ilehre nichts wissen
oder wissen wollen, nur die Augen aufmachen müssen, um die allherrliche „Eine Sonne“ zu sehen,
die je und immer alles belebt und belebt hat. Jetzt verstehen wir auch, warum Christus
in seinen Abschiedsgesprächen im Johannsevangelium so nachdrücklieh, so flehend und geradezu
ängstlich seine Jünger gebeten hat, ja immer sich an den Vater zu halten. „Wer mich siehet,
siehet den Vater“, sagte er nicht zu seiner Verherrlichung, wie man sonst immer annimmt, nicht
dazu, um sich eine besondere Folie, ein besonderes Ansehen zu geben, o nein, nur um sich
völlig nichtexistierend zu machen gegenüber dem Vater, gegenüber dem einigen, alleinigen Gott.
*) Im „Kunstwart" (Dez. 1925) schreibt Alb. Trentini in einem Aufsatz „Eine neue Religion“: „Auch der religiöse Trieb und das religiöse Vermögen des Menschen „entwickeln“ sich; die vergleichende Religionsgeschichte pflegt mit Recht die vielen Einzelreligionen nur als verschiedene Ausprägungen eines u. desselben Ergebnisses der menschlichen Gotterfassung darzustellen und überdies zu zeigen, daß sie untereinander in einem deutlich wahrnehmbaren Folgeverhältnis stehen. Daß auch Religion sich entwickelt, .... erscheint uns heute als durchaus natürlich.“ Und Prof. Dr. Hch. Wolf schreibt in seiner „Angewandten Kirchengeschichte" (Buchhandlg Th. Weichert, Leipzig) S. 100: Es sind innere Erlebnisse und Erfahrungen, welche uns die religiösen Helden mitteilen: nicht nur die jüdischen Propheten u. Psalmisten, sondern auch die griechischen Denker und Dichter, ein Sophokles, ein Plato. Wir müssen darin ein tiefes, heiliges Geheimnis erkennen, wie Gott immer von neuem Boten erweckt, die uns Sein Wesen und Seinen Willen offenbaren ... . und mit Jesus ist die Offenbarung keineswegs abgeschlossen als etwas Starres und der Vergangenheit Angehöriges ...."
Allmählich kommt über die Menschheit das Erwachen. Viel tragen zu diesem Bewußtwerden vor allem die Funde der Altertumsforscher in Babylon, Ninive, in Heliopolis-Palmyra usw. bei. So fand man auf der Akropolis von Susa einen von König Hammurabi stammcnden Stein mit den „Gesetzen der Gerechtigkeit“. Von diesen „Gesetzen der Gerechtigkeit" sagt Theodor Kappstein in seinem Buch „Die Reigionen der Menschheit“, weil sie den zehn Geboten Moses im Grund gleich sind, daß sie einem Selbsterhaltungstrieb der Menschen entsprungen seien. Wir sehen hier allerdings noch, daß man erst fähig ist, die Tatsachen zu finden, daß man aber mit diesen Tatsachen gar nichts anzufangen weiß. Denn die Behauptung von Kappstein ist nicht gerade einleuchtend, und ihre Unrichtigkeit ist jedem Einsichtsvollen, vorurteilslos Denkenden offensichtlich. Widerlegt doch die Naturwisseischaft, auf die sich diese Gottesverneiner stützen, selbst solche These. Sie sagt, daß der Mensch, als dem Tierreich entstammend, von Natur aus zum Kampf veranlagt ist und daß diese Veranlagung eben dem Selbsterhaltungstrieb entspringt. Es wird jedermann einleuchten, daß dieser niedere tierische Trieb nicht solche edlen Satzungen hervorbringen kann, wie sie in den „Gesetzen der Gerechtigkeit“ der Babylonier und später in den zehn Geboten Moses und der Lehre Christi enthalten sind, wo diese doch das selbstloseste Nachgeben, also gerade das Gegenteil der natürlichen Veranlagung, ihre Unterdrückung, verlangen. Unwillkürlich ergibt sich doch der Schluß, daß solche Satzungen nicht der (nach Anschauung der Naturwissenschaft rein tierischen) Natur des Menschen entspringen können, sondern daß sein Selbsterhaltungstrieb ihnen gerade zuwiderläuft. Ihr Ursprung muß deshalb außerhalb des Menschengeistes liegen.
Nein, die Uebereinstimmung der „Gesetze der Gerechtigkeit“ der Babylonier mit den „Zehn Geboten“ Moses beweist nur das Vorhandensein einer einheitlichen Quelle der Religion, der immer vorhanden gewesenen Einheitsreligion.
Uns, den von Bahá’u’lláh sehend gemachten, ergibt ein Blick in die Geschichte über die Religionsverhältnisse zu Jesu Zeiten in verstärktem Maß, daß die religiöse Sehnsucht der Menschheit zu allen Zeiten einem Ziele zustrebte, daß das Sehnen der Menschen zu allen Zeiten nach dem Einen, Urewigen ging, von dem es heißt, daß wenn Er auch nur einen Augenblick Seinen Geist von Seiner Schöpfung zurückziehen würde, sie sofort in nichts sich auflöste und daß es zu allen Zeiten nur eine Religion gegeben hat, die Religion Gottes.
Bei der Behandlung unseres Themas nicht fehlen darf eine kleine Untersuchung und Beweisführung darüber, wie der Islam im Christentum bezw. im Heiligen Buch der Christenheit, der Bibel, verankert ist. Wer schon Gelegenheit hatte, sich mit dem Koran zu befassen, wird gefunden haben, daß der Koran ganz besonders eindringlich zum Glauben an den alleinigen Gott aufruft. Und wenn, wie wir gefunden haben, die Propheten der Juden und Christus ebenfalls den Glauben an den alleinigen Gott als vornehmstes Gebot aufstellten, so müssen doch auch hier Verbindungen bestehen. Und in der Tat ist dem so.
Wir haben schon angeführt, daß nach den
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Verheißungen Gottes an Abraham aus dem Samen von Isaak die jüdische und die christliche
Religion, und aus dem Samen von Ismael, dem Sohn der Hagar, die mohammedanische Religion mit
ihren 12 Fürsten (Imams) stammt. Dem Ismael erklärte der Engel des Herrn nach 1. Mose 16,
V. 12, daß er „ein wilder Mensch sein und seine Hand wider ihn sein werde, auch daß er gegen
seine Brüder wohnen solle.“
Die Verheißung der 12 Fürsten an ihn, der 12 geistigen Fürsten, der 12 Imame der mohammedanischen Religion, finden wir in 1. Mose 17, 20. Dabei ist die Verheißung, daß Gott ihn zum großen Volke machen werde.
In 1. Mose 21, 20 ist gesagt: „Und Gott war mit dem Knaben“. Dies bedeutet, daß Gott auch den Ismael zu einer Manifestation ausersehen hatte. Sowohl die biblische, wie die weltliche Geschichte sind darin einig, daß die Araber jene dem Ismael verheißene große Religion sind, denn seine Nachkommen bevölkerten den nördlichen und den westlichen Teil von Arabien, und bildeten schließiich das Hauptelement der arabischen Nation. So erfüllte sich auch jene weitere Verheißung Gottes an Abraham in 1. Mose 15, 18: „Deinem Samen will ich dies Land geben von dem Wasser Aegyptens an bis an das große Wasser Euphrat“.
Wenn wır nun, wie es dem göttlichen Willen gegenüber auch richtiger ist, den Hauptnachdruck bei der Verheißung des: „Gebens von Land“ auf die geistige Beherrschung legen, darauf, daß der Geist Abrahams, der der Glaube an den einigen Gott war, das Land beherrschen werde, so wird es uns offenbar, daß damals nicht nur die Juden, sondern auch der andere Zweig von Abrahams Nachkommenschaft, die heutigen Araber, dem Glauben an den einigen Gott anhingen. Und aus diesem Volk stammt und zu diesem Volk kam Mohammed. Mohammed begegnet uns auch in der Auslegung Daniels vom Traum Nebukadnezars. Dort ist das Reich, das von den Flüssen symbolisiert wird, das Reich der mohammedanischen Religion. Und dieses Reich wird, nebenbei erwähnt, von dem herabrollenden Stein, der Bahá’u’lláh bedeutet, zuerst zermalmt! Welche Erfüllung!
Das Erscheinen von Mohammed wird von Daniel auch vorausgesagt. Im 11. Vers des 12. Kapitels im Buche Daniel ist von der Zerstörung des täglichen Opfers der Juden und dem Erscheinen der Greuel der Verwüstung die Rede. Es heißt, das tägiiche Opfer werde zu einer bestimmten Zeit aufgehoben werden. Das Erscheinen von Mohammed war die Erfüllung dieser Prophezeiung, denn seine Nachfolger verjagten die Juden aus Palästina und kein Jude durfte mehr darin wohnen. Erst wenn 1290 Tage nachher ein ganz großes Ereignis eintreten werde, werde dies wieder aufgehoben werden. Diese 1290 Tage weisen, hier nebenbei gesagt, auf das. Jahr 1863, das Jahr, in welchem sich Bahá’u’lláh als der Erlöser der ganzen Erde erklärte.
Aber auch im Neuen Testament finden wir Hinweise auf Mohammed, und zwar an einer Stelle, die allen Christen bisher ganz unklar geblieben ist, im 11. Kapitel der Offenbarung. Dort lesen wir im 2. und 3. Vers:
„Aber den Vorhof außerhalb des Tempels wirf hinaus und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben, und die heilige Stadt werden sie zertreten 42 Monde.
Und ich will meinen zwei Zeugen geben, daß sie weissagen sollen tausend zweihundert und sechzig Tage, angetan mit Säcken.“
Die zwei Zeugen, die hier erwähnt sind, sind nach den Erklärungen 'Abdu'l-Bahás Mohammed und Ali, der erste Imam, die 42 Monate gleich 1260 Tagen des 2. Verses und die 1260 Tage des 3. Verses sind die 1260 Jahre von Mohammed bis 1844, dem Jahr des Erscheinens des Báb.
Wir können diesen Stellen entnehmen, daß die Seher Gottes ebenfalls immer von der Religion als einem Ganzen sprachen und dachten. Nur die Nachfolger der einzelnen Propheten haben das Trennende aufgerichtet, aber auch erst in Zeiten, äls der wahre Geist der ihnen gebrachten Religion anfing, sich zu verflüchtigen.
Wir aber harren eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in welcher Gerechtigkeit wohnet, und der Zeit, da Jesu Wort sich erfüllt, daß da nur eine Herde und ein Hirte sein werde.
Prof. Forel und die Bahá’i-Lehre.
Am 1. September wurde der bekannte, schweizerische Psychologe, Sozialhygieniker und Ameisenforscher Prof. Dr. August Forel 80 Jahre alt.
Im stattlichen Alter von zweiundsiebzig Jahren, in dem andere Menschen bereits beschaulich
zu werden pflegen, lernt Prof. Forel bei seinem, leider allzufrüh auf einer Faltbootfahrt
verunglückten, Schwiegersohn, dem vortrefflichenn Nervenarzt Dr. Brauns in Karlsruhe-Rüppurr,
wie er selbst in seiner „Autoergographie“ (Verlag Felix Meiner, Leipzig) schreibt, „als Ersatz
für seine Religion du Bien social“ (Genf 1917), die Bahái-Lehre kennen. Ihre
Prinzipien der Völkervereinigung und -Veredelung, der Ueberbrückung aller rassischen,
nationalen, religiösen und sozialen Gegensätze ziehen ihn in starkem Maße an. Er
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tritt mit 'Abdu'l-Bahá, dem damals noch lebenden Mittelpunkt der Bahá’i-Bewegung, in Briefwechsel
und stellt fest, „daß auch Monisten dazu gehören“ (Autoergographie S. 77). Was Forel unter
Monismus versteht, sagt er in dem erst kürzlich in deutscher Uebersetzung erschienenen
Werkchen „Kleine Philosophie für jedermann“ (Verlag Kaden & Co., Dresden, 1928): „die unlösliche
Einheit zwischen den Funktionen des Gehirns (den Neurokymen) des Menschen und der Tiere
und den ihnen entsprechenden Seelen.“ Er ist keineswegs ein „Freidenker“ im Sinne jener unter
dieser Bezeichnung vielfach bestehenden religionsfeindlichen Strömung, vielmehr kommt er
gerade aus wahrer innerer Religiosität zum wahren Freidenkertum. So schreibt er in dem zuletzt
genannten Buch: „Manche Freidenker (ich meine solche, die sich nur so nennen) glauben, einen
Krieg gegen die Religion führen zu müssen, anstatt ihren Mitmenschen Freiheit zu lassen,
außerhalb dessen, was wissenschaftlich bewiesen werden kann, zu glauben, was sie mögen. Diese
Leute verwechseln Religion mit Konfession. Unter Religion im weitesten Sinne müssen
wir verstehen ... alle unseren guten (sozialen) Gefühlen zugeführte Nahrung, die ihnen gemäß ist.
Eine solche Anschauung trifft naturgemäß in der Bahá’i-Lehre in Worten wie den folgenden auf
verwandten Geist: „Was wir uns einbilden, ist nicht die Wirklichkeit Gottes; er, der Unfaßbare,
der Unausdenkliche, steht weit über der höchsten Vorstellung des Menschen“ ('Abdu'l-Bahás Ansprachen
in Paris, Kap. 5) oder: „Das Wesen des Glaubens ist, wenig Worte zu machen und eine
Fülle von Taten aufzuweisen. Wisse, daß für den, dessen Worte seine Taten übertreffen, der Tod
besser wäre als sein Leben“ (Bahá’u’lláh, Verborgene Warte) oder Worte 'Abdu'l-Bahás über
die falschen Auslegungen religiöser Lehren durch Priester- und Lehrertum, wodurch so viel
Gegensätze und Streitigkeiten in der Menschheit hervorgerufen worden sind: „Sie bringen ihren
Zuhörern den Glauben bei, daß ihre eigene Religionsform die einzig wahre und Gott wohlgefällige
sei und daß die Anhänger anderer Bekenntnisse von dem alliebenden Vater verdammt und seiner
Gnade und Barmherzigkeit beraubt seien. Aus diesem Grunde entstehen unter den Völkern
Unfriede, Geringschätzung, Streit und Haß. Wenn diese religiösen Vorurteile beseitigt
werden könnten, so würden sich die Nationen bald der Harmonie und des Friedens erfreuen.“
(Ansprachen in Paris, Kap. 13.) Und Bahá’u’lláh, der Begründer der Bahá’i-Lehre, sagt: „Ihr seid
alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres.“
1922 veröffentlichte Forel einen Artikel „La religion des Baháis“ („Idee libre“ de A. Lorulot, Conflans Honorine, Avril 1922) und gründet 1923 mit dem Perser Isfahani in Lausanne die erste Bahá’i-Gruppe in der Schweiz. Mit größtem Nachdruck setzte er sich seitdem für die Bahá’i-Ideen ein, die er in mehreren seiner späteren Schriften sowie in gelegentlichen Artikeln als eines der Mittel zum wahren Menschentum empfiehlt, eine logische Fortentwicklung seiner früher verfolgten Tendenzen, stimmten doch ihre Grundsätze „derart mit meiner wissenschaftlichen Religion der sozialen Wohlfahrt überein, daß ich die letztere fahren ließ und Bahái wurde.“ (Der Weg zur Kultur, Anzengruber-Verlag, Leipzig, 1924) „Eine Religion“, sagt Forel weiterhin in dem Buch, „die keine Dogmen und keine Priester zuläßt, die außerdem sowohl Monisten und Freidenker (aber keine Fanatiker) wie Islamiten, Buddhisten, Brahmanen, Juden und alle Schattierungen der Christen auf Grund der friedlichen sozialen diesseitigen Arbeit für unsere Nächsten auf der ganzen Erdkugel in sich schließt — das war gerade mein Ideal. Immerhin blieb mir die Deutung „Gottes“ in der orientalischen blumenreichen Sprache der Baháis zu sehr metaphysisch und daher unklar. Deshalb schrieb ich an 'Abdu'l-Bahá selbst. Seine Antwort kam mir erst später, nach seinem in hohem Alter erfolgten Tode zu. Sowohl aus dieser Antwort als aus einer späteren Korrespondenz (und teilweise aus persönlichen Rücksprachen) mit seinem Nachfolger Shoghi Rabbani in Haifa, Palästina, und mit anderen hervorragenden Anhängern der Baháilehre aus den Vereinigten Staaten, aus Frankreich, Deutschland, Persien usw. ging nun immer klarer hervor, daß die Baháireligion ausschließlich im Geist der alten Urpropheten und nicht in demjenigen ihrer später erstarrten und entstellten dogmatischen Klerisei ihre Reform durchsetzen will. Somit können ein Monist, ein Evolutionist und ein weitblickender Freidenker ebensogut Bahái werden, wie die Christen, Islamiten, Juden usw., die an einen „persönlichen“ Gott glauben. Die metaphysische Deutung „Gottes“, d. h. der für den Menschen überhaupt erkennbaren Weltallmacht, ist jedem Bahái frei überlassen. In einem Artikel über die Verfolgungen der Bahá’i in Persien von seiten der fanatisch aufgepeitschten Mohammedaner, der in der Wiener „Neuen Freien Presse“ vom 26. April 1925 erschien, schreibt Forel: „Ich kann nur versichern, daß mir alle Bahá’is, die ich kennen lernte, durch ihre hohen ethischen Eigenschaften, ihre Aufopferungsfähigkeit und ihre wahrhaft internationale Güte tief imponiert haben.“
Dr. H. Gr.
Ein Rundgang durch die Bahá’i-Zeitungswelt.
An der starken Entfaltung der Bahá’i-Bewegung haben ihre Zeitungen einen außerordentlichen Anteil. Sie erfüllen dabei eine dreifache Aufgabe: die Kenntnis der Lehre zu verbreiten, sie im Kreise der Freunde zu vertiefen und — insbesondere durch Berichterstattung aus der Arbeit - ein Band der Zusammengehörigkeit um die Freunde in der Welt zu schlingen. Dieser letzten besonderen Aufgabe entspricht es, daß der größere Teil der regelmäßigen Veröffentlichungen mehr internen Charakters ist. Hier sind vor allem die regelmäßigen Rundberichte zu erwähnen, die von einer großen Zahl von Bahá’i-Zentren an die verschiedenen anderen Zentren ihres Landes oder in der Welt verschickt werden und in der Regel Arbeitsberichte und Zitierungen aus den Schriften Bahá’u’lláhs und 'Abdu'l-Bahás enthalten. Diese Rundberichte sind teils vervielfältigt, teils gedruckt, in einigen Fällen, wie bei den „Bahá’i News Letters“, dem Mitteilungsblatt des amerikanischen Bahá’i-Nationalrats, sogar von erheblichem Umfang, und sie sind es ganz besonders gewesen, wodurch sich die Bahá’i in der Welt näher gekommen sind und wodurch sie gelernt haben, sich wirklich als eine große zusammengehörige Familie zu fühlen, jene Verbundenheit, die gerade die Bahá’i in so hohem Maße auszeichnet und oft auch von Außenstehenden gerühmt worden ist. Im internationalen Austausch ist die Sprache dabei teils Englisch, teils Esperanto, wie überhaupt Esperanto in der Bahá’i-Welt mehr und mehr zum unentbehrlichen Verständigungsmittel wird, insbesondere im Verkehr mit Ländern wie Persien, Japan, Rußland, Finnland, dem Balkan usw. In Form und Stil ist in den meisten dieser Veröffentlichungen der Briefcharakter bevorzugt, wodurch sie eine persönliche Note erhalten.
Der Verbreitung der Lehre und der Vertiefung ihres Studiums hingegen dient eine Anzahl offizieller
Zeitschriften, die in verschiedenen Sprachen erscheinen. Die bekannteste unter ihnen ist
das in Chicago nun bereits im 19. Jahrgang erscheinende Bahá’i-Magazin „Star of the West“
(Stern des Westens), eine stattliche, vorzüglich geleitete illustrierte Monatszeitschrift. Sie ging
hervor aus der Zeitschrift „Bahá’i-News“ und wurde von Albert R. Windust und Gertrude Buikema
begründet. Die gegenwärtige Schriftleitung liegt in Händen von Prof. Stanwood Cobb. Ursprünglich
war diese Zeitung zweisprachig, englisch und persisch, wird indessen seit einigen Jahren nur
in englisch fortgeführt mit gelegentlichem Esperanto-Teil. In Deutschland erscheint im 8. Jahrgang
monatlich die „Sonne der Wahrheit“, seit Beginn als Organ des deutschen Bahá’iBundes, geleitet
von Frau Alice Schwarz. Mit der „Sonne der Wahrheit“ vereinigt wurde die durch
zwei Jahre hindurch von der Eßlinger Bahá’i-Arbeitsgemeinschaft herausgegebene, neunzehnmal
jährlich erscheinende Zeitschrift „Wirklichkeit“. Die Sonne der Wahrheit bringt fortlaufend
wertvolle Abdrucke bedeutsamer Bahá’i-Werke, insbesondere von 'Abdu'l-Bahá, sowie Artikel aus
den verschiedenen Gebieten in Beziehung zur Bahá’i-Lehre. Regelmäßige Abbildungen bieten
Ansichten aus Haifa, Akka und anderen bekannten Stätten des Bahá’i-Wirkens. Die ersten Jahrgänge
sind, dreisprachig — Deutsch, englisch und Esperanto — die neueren nur Deutsch, seitdem „La
Nova Tago“ als besondere offizielle Bahá’i-Esperanto-Zeitschrift erscheint. Durch die Bahá’i in
Birma (Indien) wird monatlich die Zeitschrift „The Dawn“ (die Morgendämmerung) in Englisch,
Birmesisch und Persisch veröffentlicht. Sie wurde 1923 begründet von Syed Mustafa Roumie und
wird gegenwärtig von S. G. Murtaza Ali und Kalifa Mohamad Yunus fortgeführt. Eine bedeutsame
indische Bahá’i-Zeitschrift ist „Kaukab’i Hind“ (Stern des Ostens), in Urdu-Sprache, zuerst
in Agra, jetzt in Dehli herausgegeben. Sie ist das am häufigsten, z. T. wöchentlich erscheinende
Bahá’i-Organ. Das Organ der Bahá’i in Askabad (Turkmenistan) in persischer Sprache ist die
gleichfalls stattliche Zeitschrift „Kurshid-’i-Khavai“. Die internationale Bahá’i-Esperanto-Zeitschrift
ist „La Nova Tago“, begründet von Friedrich A. Gerstner, nun durch Dr. Hermann Großmann, Wandsbek,
geleitet. Sie ist jetzt im vierten Jahrgang und dient einer doppelten Aufgabe: einmal der Verbreitung
der Kenntnis der Bahá’i-Lehre in Esperantisten-Kreisen und zum andern der Verbreitung des Esperanto
in Bahá’i-Kreisen. Sie erscheint vierteljährlich. In Australien wird im zweiten Jahrgang die
Zeitschrift „Herold of the South“ in Englisch und in Bahia (Brasilien) durch Eleonore Holzaple
„A Nova Era“ (das neue Zeitalter) in portugiesischer Sprache herausgegeben, beides wertvolle
Bereicherungen unserer regelmäßigen Bahá’i-Publikationen. Als besondere Bahá’i-Kinder- und
Jugend-Zeitung wird durch das deutsche Bahá’i-Jugend- und Erziehungs-Komitee im 5. Jahrgang,
vierteljährlich, die Zeitschrift „Das Rosengärtlein“ veröffentlicht (Deutsch), die kostenlos
abgegeben wird. Eine Reihe weiterer offizieller Bahá’i-Zeitschriften mußten aus verschiedenen
Gründen vorübergehend ihr Erscheinen einstellen, doch ist zu hoffen, daß sie in absehbarer
Zeit wieder fortgesetzt werden können, so u. a. eine schweizerische und eine japanische
Bahá’i-Zeitung. In dem Mutterlande der Bahá’i-Lehre, in Persien, ist leider bis heute die
Herausgabe einer eigenen Bahá’i-Zeitung trotz des
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außerordentlich großen Bedürfnisses nicht möglich gewesen, da in diesem Lande den Bahá’i der Druck
irgendwelcher Propaganda-Literatur untersagt ist. Als Besonderheit sei hier die von Muhammed Labib
eine Zeit lang mit außerordentlicher Mühe und großen Kosten herausgebrachte Zeitung „Bahaismo
kaj Esperanto“ erwähnt, die unter den persischen Bahá’i für die Erlernung des Esperanto warb und
infolge des Druckverbots in photographischer Vervielfältigung hergestellt wurde.
Dieser kurze Rundgang mag die starke Rolle zeigen, die die eigenen Zeitungen in der Bahá’i-Bewegung spielen. Er gibt zugleich ein Bld von der großen Bedeutung und starken Verbreitung der Bahá’i überhaupt. Und das besondere Kennzeichen auch dieser zahlreichen Publikationen wieder ist die starke Einheit und Zusammenarbeit, wodurch die Kräfte nicht durch ein Nebeneinander zahlreicher gleichartiger Zeitschriften zersplttert worden sind, sondern die Herausgabe überall nur nach dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit für die gesamte Bahá’i-Arbeit in der Welt erfolgt. So wird das Bahá’i-Zeitschriftenwesen getragen von der Liebe und Gemeinsamkeit aller, und die großen finanziellen Opfer, die ihm zum großen Teil gebracht worden sind und noch gebracht werden, sind ein Tribut der Freude, auch auf diesem Wege an dem großen Werk des Friedens und der Völkervereinigung mitarbeiten zu dürfen. (Weitere ergänzende Mitteilungen über hier nicht erwähnte Bahá’i-Zeitungen werden an die Adresse: Wandsbek, Postschließfach 8 erbeten).
Dr. H. Gr.
Berichtigung.
Wie wir erfahren haben, stammt der im Heft Nr. 3, Jahrgang VIII der S. d. W. veröffentlichen Artikel „Einbeit“ nicht wie angegeben, von Herrn Dr. Großmann, sondern von Herrn Oskar Schmitt, Hamburg.
Neue Bücher.
The Divine Secret of Human Civilization, Librairie „Quo Vadis?“, Genf. Oktav, 96 Seiten, Preis in elegantem Pergamentdeckel und Goldbuchstaben RM 1.90, kartoniert RM 1.10.
Das Büchlein ist in doppelter Hinsicht eine wertvolle Bereicherung unserer Bahá’i-Literatur und zwar in Bezug auf seinen Inhalt wie auch auf seine Aufmachung. Der Inhalt: Worte 'Abdu'l-Bahás, eine Ausführung der Bahá’i-Prinzipien, die vierzehn Punkte Wilsons und die Völkerbundakte, im ganzen für den Leser ein Dokument des gewaltigen Neugestaltens, das seit Bahá’u’lláh durch die Welt geht und ein Zeichen, wie sich Sein schöpferisches Wort in dem großen Werden erfüllt. Und alles in liebevoll-künstlerischer Aufmachung, die von gepflegtem feinem Geschmack zeugt, in blau und gold auf Büttenpapier gedruckt und mit dem Großen Namen geschmückt. Die Quo-Vadis-Buchhandlung hat mit dem Büchlein gleichsam ein Programm ihres Wirkens gegeben: dem aufrichtig Suchenden Wege zu weisen durch die geistige Not der Zeit und ihm in den Gedanken und dem Geiste Bahá’u’lláhs und 'Abdu'l-Bahás einen sicheren Führer erstehen zu lassen. Von diesen Gesichtspunkten aus wird das ganze Unternehmen, dem auch ein Vortragssaal mit eigenen Veranstaltungen angegliedert ist, geleitet. Wir wünschen dem „Quo-Vadis“-Unternehmen eine weitere Entfaltung und reichen Erfolg und hoffen, daß sich der neuen Veröffentlichung bald noch recht viele von gleich wertvollen Qualitäten hinzugesellen möchten.
Dr. H. Gr.
Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahá’i-Bundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck von W. Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahá’ilehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Bahá’u’lláhs. Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Bahá’u’lláhs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Bahá’u’lláh vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi ('Abdu'l-Bahá) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Bahá’u’lláh den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Bahá’u’lláh sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. Das einzige Dogma der Lehre ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Bahá’u’lláh).
Die Hauptschriften Bahá’u’lláhs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt.
Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Bahá’u’lláh eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Bahá’u’lláh.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von 'Abdu'l-Bahá erstrebt wird. (Vgl. Nouveau, Larousse, illustré supplement, p. 66.)
Verlag des Deutschen Bahá’i-Bundes Stuttgart
Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35
In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.20
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.20
5. Die Universale Weltreligion, Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Bahá’u’lláh. Dtsch. v. A. Schwarz u. W. Herrigel . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 3.--
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrechte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.20
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . . . 3.--
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.50
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel, in Halbleinen geb. . . . . 4.50
In Ganzleinen gebunden . . . . 5.--
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 4.--
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . . . . —.20
18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60
19. Bah’u’lláh und das neue Zeitalter, ein Lehrbuch von Dr. J. E. Esslemont, deutsch von W. Herrigel und H. Küstner. In Ganzleinen gebunden . . . . . 4.50
20. Sonne der Wahrheit, Jahrgang 3 - 6 in Halbleinen gebunden . . . . . 6.50
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