SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft IV | VIII.JAHRG. | JUNI 1928 |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahá’i - Prinzipien.
1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.
Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.
2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.
In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.
3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.
4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.
5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.
Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.
6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.
Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.
7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.
8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.
Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.
9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.
Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.
10. Die soziale Frage muss gelöst werden.
Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.
11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.
Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.
12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.
Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.
Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.
Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahá’i-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahá’i-Bundes, Deutscher Zweig, Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 2.– Goldmark. |
Heft 4 | Stuttgart, im Juni 1928 Rahmat — Barmherzigkeit |
8. Jahrgang |
Inhalt: Beantwortete Fragen. — An die beim Ridwanfest versammelt gewesenen Freunde! — Das Neue in der Bahá’i-Lehre. — Der Sinn unserer Zeit. — Die Stellung der Frau in der Bahá’i-Lehre. — Bahá’i-Lehre und soziale Frage. — Einen Gedanken täglich für den Frieden.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.
» Wie vortrefflich und edel ist der Mensch, wenn er die Stufe erreicht, zu der er bestimmt ist,
und wie niedrig und unentwickelt ist er, wenn er seine Augen für das allgemeine Wohl schließt
und seine Fähigkeiten nur zum Selbstzweck anwendet. Das größte Glück liegt in der Beglückung
anderer.«
» Alles was zum universalen Wohlergehen beiträgt, ist göttlicher Natur.«
'Abdu'l-Bahá.
O du Sucher nach dem göttlichen Licht!
Wer sich frei macht von seinem eigenen Ich und von Einbildungen, wer erlöst ist von Leidenschaften und Sinneslust und wer sich ferne hält von den im Wege stehenden Dogmen, der wird ohne Zweifel die Welt der Wahrheit erreichen. Er wird frei werden von aller Finsternis und ins Reich des Lichts eingeführt werden. Er wird aus dem Abgrund des Irrtums aufsteigen und zu den höchsten Höhen des Wissens gelangen. Gott sei gelobt, du hörtest den Ruf Bahá’u’lláhs und wandtest dein Gesicht dem Mittelpunkt der Wirklichkeit zu, dadurch wirst du in ein Meer des Wissens versenkt werden und darfst ein Heerrufer für die Einheit der Menschheit sein. — —
'Abdu'l-Bahá.
(Aus einem Tablet an einen Universitätsprofessor in Illinois-Urbana.)
Beantwortete Fragen.
Worte 'Abdu'l-Bahás
gesammelt und aus dem Persischen übersetzt von Laura Clifford Barney. Autorisierte und überprüfte deutsche Uebersetzung von Wilhelm Herrigel.
(Fortsetzung.)
Der Mensch soll der größte Repräsentant Gottes sein; er ist das Buch der Schöpfung,
weil alle Geheimnisse der Geschöpfe in ihm vorhanden sind. Wenn er unter den Schatten
des wahren Erziehers kommt und in richtiger Weise erzogen wird, dann wird er zum
Wesen der Wesen, zum Licht der Lichter, zum Geist der Geister. Er wird zum Mittelpunkt
der göttlichen Offenbarungen, zur Quelle der geistigen Eigenschaften, zum
Aufgangsort des himmlischen Lichts und zum Gefäß der göttlichen Inspirationen. Wenn
er aber diese Erziehung nicht genießt, offenbart er satanische Eigenschaften, wird zum
Inbegriff tierischer Laster und zur Ursache aller dunklen Zustände.
Die Mission der Propheten ist, die Menschen zu erziehen, damit sich dies Stückchen Kohle in einen Diamant verwandle und dieser fruchtlose Baum zu einem fruchtbaren veredelt werde, der die süssesten und köstlichsten Früchte trägt. Wenn der Mensch diese edle Stufe im Menschenreich erlangt, dann kann er auch fernerhin in der Vervollkommnung Fortschritte machen, aber nicht über seine Stufe als Mensch hinaus, denn solche Stufen sind begrenzt, aber Gottes Vollkommenheit ist unbegrenzt.
Fortschritt in der Vervollkommnung gibt es sowohl vor als nach der Zeit, in der wir diese materielle Gestalt aufgeben, aber nicht über unsere menschliche Stufe hinaus. Im vollkommenen Menschen sind somit die Geschöpfe vollendet. Es gibt kein anderes Geschöpf, das höher wäre als ein vollkommener Mensch. Wenn aber der Mensch diese Stufe erreicht hat, kann er in der Vervollkommnung immer noch Fortschritte machen, aber nicht über seine Stufe als Mensch hinaus, weil es in der Schöpfung keine höhere Stufe gibt als die eines vollkommenen Menschen, zu der er sich selbst entwickeln kann. Er macht nur Fortschritte in seiner Stufe als Mensch, denn die menschliche Vervollkommnung ist unbegrenzt. So gelehrt ein Mensch auch sein mag, wir können uns immer noch einen gelehrteren Menschen vorstellen. Da nun die Vervollkommnung des Menschentums unbegrenzt ist, so kann der Mensch auch dann noch Fortschritte machen, wenn er diese Welt verlassen hat.
65. Kapitel.
Erklärung eines Verses im Kitàbu’l Aqdas.
Frage: Im Kitàbu’l Aqdas heißt es: ‚Er gehört zu dem Volk des Irrtums, obwohl er alle guten Taten aufweist.‘ Welche Bedeutung hat dieser Vers?
Antwort: Dieser gesegnete Vers will sagen, daß die Erkenntnis Gottes die Grundlage allen Erfolgs und jeder Erlösung ist und daß die guten Taten als Früchte des Glaubens die Resultate dieser Gotteserkenntnis sind.
Wenn der Mensch diese Erkenntnis nicht besitzt, dann wird er von Gott getrennt sein, und wenn diese Trennung von Gott besteht, haben gute Taten keine vollkommene Wirkung. Mit diesem Vers soll aber nicht gesagt sein, daß die von Gott getrennten Seelen alle gleich sind, einerlei, ob sie gute oder böse Taten verrichten. Seine Bedeutung ist vielmehr die, daß die Gotteserkenntnis die Grundlage bildet, und daß die guten Taten die Resultate dieser Erkenntnis sind. Aber dennoch ist es gewiß, daß zwischen den guten Menschen und den Sündern und Gottlosen, denen Gott verhüllt ist, ein Unterschied besteht. Ein Mensch z. B., dem Gott wohl verhüllt ist, der aber doch gute Grundsätze und einen guten Charakter hat, verdient die Gnade Gottes, während ein Sünder mit schlechten Eigenschaften und einem schlechten Charakter dieser Gaben und Segnungen Gottes beraubt ist. Hierin liegt der Unterschied.
Dieser gesegnete Vers sagt uns also, daß gute Taten allein — ohne Gotteserkenntnis — nicht die Ursache ewiger Errettung, ewigen Erfolgs und ewiger Glückseligkeit sein können und dem Menschen nicht zum Eintritt ins Königreich Gottes verhelfen.
66. Kapitel.
Die Existenz der vernünftigen Seele nach dem Tod des Körpers.
Frage: In welchem Zustand lebt die vernünftige Seele, nachdem dieser Körper abgelegt
ist und der Geist seine Freiheit erlangt hat? Wir wollen annehmen, daß die Seelen,
die durch die Gaben des Heiligen Geistes
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unterstützt werden, zur wahren Existenz und zum ewigen Leben gelangen, was wird aber
aus den andern Seelen, d. h. aus den verhüllten Geistern ?*)
*) Unter „verhüllten Geistern“ sind hier solche Seelen zu verstehen, die keinen Glauben haben. Vergl. Kapitel 55: Seele, Geist und Vernunft.
Antwort: Manche Menschen glauben, der Körper sei der selbstbestehende, der wesentliche Bestandteil, der Geist dagegen sei unwesentlich und vom Körper abhängig. Aber das Gegenteil ist der Fall, die vernünftige Seele ist der wesentliche Bestandteil und der Körper ist von ihr abhängig. Wenn das Unwesentliche, d. h. der Körper aufgelöst wird, so besteht der Geist weiter.
Das Mausoleum auf dem Karmel, in dem der Báb und 'Abdu'l-Bahá ruhrn.
Wohngebäude 'Abdu'l-Bahás in Haifa. Der Aufbau ist neu errichtet
und enthält die Arbeitsräume von Shoghi Effendi.
Die vernünftige Seele oder der menschliche Geist kommt nicht herab, um in den Körper
einzutreten, denn sowohl Herabkommen als Eintreten sind Merkmale des Körpers, die für
die Seele nicht in Frage kommen. Der Geist tritt niemals in den Körper ein und verläßt
ihn auch nicht, er hat keinen Wohnort nötig. Nein, der Geist ist mit dem Körper verbunden,
wie dies Licht hier mit diesem Spiegel verbunden ist. Wenn der Spiegel rein und gut ist,
dann wird das Licht der Lampe in ihm sichtbar, wenn aber der Spiegel mit Staub bedeckt
wird oder zerbricht, dann entweicht das Licht.
Die vernünftige Seele oder der menschliche Geist ist weder in diesen Körper
eingetreten, noch verdankt er ihm sein Dasein; wie sollte daher die Seele nach der
Auflösung des Körpers einen Stoff nötig haben,
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durch den sie existieren könnte? Im Gegenteil, die Seele ist das Wesen, durch das der
Körper seine Existenz erlangt. Die Persönlichkeit der vernünftigen Seele ist von Anfang
an vorhanden, sie ist nicht von dem Werkzeug — genannt Körper — abhängig. Aber dem
Zustand und der Persönlichkeit der vernünftigen Seele ist in dieser Welt Gelegenheit
geboten, sich zu entfalten; sie wird entweder Fortschritte machen und die Stufe
der Vollkommenheit erreichen oder sie wird in den tiefsten Tiefen der Unwissenheit
verbleiben, wo ihr die Zeichen Gottes verhüllt sind.
Frage: Wodurch wird der Geist des Menschen, d. h. die vernünftige Seele, nachdem sie diese sterbliche Welt verlassen hat, Fortschritte machen?
Antwort: In der göttlichen Welt ist der Fortschritt des menschlichen Geistes allein von den Gaben und der Gnade des Herrn abhängig oder aber von der Vermittlung und den aufrichtigen Gebeten anderer menschlicher Seelen, und ebenso von Wohltaten und wertvollen guten Werken, die im Namen der betreffenden Seele verrichtet werden.
Die Unsterblichkeit der Kinder.
Frage: In welchem Zustand befinden sich Kinder, die im kindlichen Alter sterben oder tot geboren werden?
Antwort: Diese Kinder stehen unter dem Schatten der Gunst Gottes, und da sie keine Sünde begangen haben und nicht von den Unreinheiten der weltlichen Natur befleckt sind, sind sie Mittelpunkte der Offenbarung göttlicher Mildtätigkeit, und das Auge des Mitleidigen ruht auf ihnen.
67. Kapitel.
Ewiges Leben und Eintritt in das Königreich Gottes.
Ihr habt mich gefragt über das ewige Leben und den Eintritt in das Königreich Gottes.
Der allgemeine Ausdruck für das Königreich ist Himmel. Diese Bezeichnung ist aber nur ein Vergleich, keine Wirklichkeit oder Tatsache, denn das Königreich Gottes ist kein materieller Ort, es ist erhaben über Zeit und Raum. Es ist eine geistige, eine göttliche Welt und der Mittelpunkt der Herrschaft Gottes. Es ist frei von allem Körperlichen und es steht rein und heilig über den Vorstellungen der Menschen. Die Beschränkung auf den Raum ist dem Körper eigen und nicht dem Geist. Raum und Zeit umgeben den Körper, aber nicht die Vernunft und den Geist. Bedenket, daß der Körper des Menschen auf einen kleinen Platz beschränkt ist, er bedeckt nur zwei Spannen Erde. Aber der Geist des Menschen wandert in alle Länder und Himmelsrichtungen, ja sogar durch den grenzenlosen Himmelsraum; er umgibt alles, was existiert, und macht Entdeckungen in den höchsten Sphären und unbegrenzten Fernen. Dies rührt daher, daß der Geist an keinen Ort gebunden ist, für ihn sind Erde und Himmel eins, er macht in beiden Entdeckungen. Aber der Körper ist auf den Raum beschränkt und kennt nichts, was außer ihm ist.
Es gibt zweierlei Leben, das des Körpers und das des Geistes. Das Leben des Körpers ist ein materielles, aber das des Geistes bringt die Existenz des Königreiches zum Ausdruck, der darin besteht, den Geist Gottes zu empfangen und belebt zu werden durch den Odem des Heiligen Geistes. Wenn auch das materielle Leben vorhanden ist, so gilt es doch den Heiligen als absolute Nichtexistenz und Tod. So ist z. B. der Mensch und dieser Stein vorhanden, aber welch ein Unterschied besteht zwischen dem Dasein des Menschen und dem des Steins! Wenn auch der Stein existiert, so ist er doch, verglichen mit dem Dasein des Menschen, nicht existierend.
Das ewige Leben bedeutet für die Seele die Gabe des Heiligen Geistes, wie die Blume die Gaben der Jahreszeit, der Luft und der Düfte des Frühlings empfängt. Bedenket, diese Blume hatte ursprünglich ein Leben gleich dem des Minerals, aber durch das Kommen des Frühlings, durch die Gaben aus seinen Wolken und die Wärme der Sonne erlangte sie ein anderes Leben, ein Leben der äußersten Frische, Schönheit und des Wohlgeruchs. Im Vergleich mit dem zweiten Leben dieser Blume war ihr erstes Leben Tod.
Dies bedeutet, daß das Leben des Königreichs das Leben des Geistes, das ewige Leben ist und daß es über dem Raum steht gleich dem Geist des Menschen, der an keinen Raum gebunden ist. Wenn ihr z. B. den menschlichen Körper untersucht, so werdet ihr keinen besonderen Ort für den Geist finden, denn er hat nirgends einen Platz, er ist nicht materiell. Seine Verbindung mit dem Körper gleicht der Verbindung der Sonne mit dem Spiegel. Die Sonne ist nicht innerhalb des Spiegels, aber sie hat Verbindung mit ihm.
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So ist auch die Welt des Königreichs erhaben über alles, was durch das Auge oder
durch die andern Sinne, wie Gehör, Geruch, Geschmack oder Gefühl wahrgenommen
werden kann. Wo hat die Vernunft, deren Dasein doch anerkannt wird, ihren Sitz im
Menschen? Wenn ihr den Körper mit den Augen, den Ohren oder den andern Sinnen
untersucht, so werdet ihr sie nicht finden, aber trotzdem ist sie vorhanden. Die
Vernunft hat also keinen Ort, aber sie ist verbunden mit dem Gehirn. Ebenso ist
es auch mit dem Königreich. Wie die Liebe nirgends einen Ort hat, aber doch mit dem
Herzen des Menschen verbunden ist, so hat auch das Königreich keinen Ort und ist dennoch
mit dem Menschen verbunden.
Der Eintritt in das Königreich erfolgt durch die Liebe zu Gott, durch Trennung vom Irdischen, durch Heiligkeit und Keuschheit, durch Wahrhaftigkeit, Reinheit, Standhaftigkeit, Ehrlichkeit und durch Aufopferung des Lebens.
Diese Erklärungen zeigen, daß der Mensch unsterblich ist und daß er ewig lebt. Denn für den, der an Gott glaubt und die Liebe zu Gott in sich hat, ist das Leben vortrefflich — d. h. ewig; aber das Leben jener Seelen, denen Gott verhüllt ist, ist dunkel; im Vergleich zu dem Leben der Gläubigen ist ihr Leben Nichtexistenz.
Das Auge und der Nagel z. B. sind beide lebendig, aber im Vergleich zu dem Leben des Auges ist das Leben des Nagels ein Nichts. Dieser Stein und dieser Mensch existieren beide, aber der Stein ist im Vergleich zu dem Dasein des Menschen nichtexistierend, er hat kein Wesen. Erst wenn der Mensch stirbt und sein Körper aufgelöst wird, wird er dem Stein und der Erde gleich. Daher ist es klar, daß das Mineral im Vergleich zu dem Menschen nicht existiert.
So ist es auch mit den Seelen, denen Gott verhüllt ist. Wenn sie auch in dieser und in der andern Welt leben, so sind sie doch im Vergleich zu dem heiligen Leben der Kinder des Königreichs Gottes tot und von Gott getrennt.
68. Kapitel.
Schicksal.
Frage: Ist die in den heiligen Büchern erwähnte Prädestination*) eine Verordnung Gottes? Wenn dem so ist, sind dann die Bemühungen, ihr zu entrinnen, nicht nutzlos?
*) Vorherbestimmung.
Antwort: Es gibt zweierlei Arten von Schicksal, erstens das bestimmte, zweitens das abhängige oder bewegliche Schicksal. Das bestimmte Schicksal kann nicht verändert oder abgewendet werden, aber dem abhängigen Schicksal kann man entgegentreten. So ist z. B. die Bestimmung dieser Lampe, daß das Oel in ihr verbrennt und aufgezehrt wird. Ihr Erlöschen ist also ihre unumstößliche Bestimmung, ihr festgesetztes Schicksal. So ist auch im Körper des Menschen eine Lebenskraft erschaffen, und sobald diese aufgebraucht und zerstört ist, wird der Körper sicherlich aufgelöst, wie ohne Zweifel die Lampe erlischt, sobald das Oel in ihr ausgebrannt ist.
Aber das abhängige Schicksal kann mit dem Schicksal einer Lampe verglichen werden, in der wohl Oel vorhanden ist, die aber durch einen heftigen Wind ausgelöscht wird. Dies ist ein abhängiges Schicksal. Es ist weise ihm zu entrinnen, sich selbst vor ihm zu schützen und vorsichtig und achtsam zu sein. Aber das bestimmte Schicksal, das dem Aufzehren des Oels in der Lampe gleicht, kann nicht verändert, abgewendet oder aufgehoben werden. Es muß sich ereignen; das Verlöschen der Lampe ist unvermeidlich.
69. Kapitel.
Der Einfluß der Sterne.
Frage: Haben die Sterne irgendwelchen Einfluß auf die menschlichen Seelen oder nicht?
Antwort: Einige der Himmelskörper haben eine unbestreitbare und deutliche Wirkung auf die Erde und die irdischen Wesen, was keiner weiteren Erklärung bedarf. Betrachtet die Sonne, die durch die Hilfe und Vorsehung Gottes die Erde und alle irdischen Wesen entwickelt. Ohne das Licht und die Wärme der Sonne könnte keines der irdischen Geschöpfe leben.
Was nun den geistigen Einfluß der Sterne auf die Menschheit betrifft, so sei hierüber
folgendes gesagt: Obwohl dieser Einfluß der Sterne auf die Menschheit etwas seltsam
erscheinen mag, so wird doch der tiefer über dies Thema Nachdenkende nicht so sehr
darüber überrascht sein. Damit will ich aber nicht sagen, daß die Regeln, welche die
früheren Astrologen von den Bewegungen der Sterne ableiteten, mit den Ereignissen
im Zusammenhang standen; denn die Regeln dieser früheren Astrologen waren
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Gebilde der Einbildung, die von den ägyptischen, assyrischen und chaldäischen Priestern
herrührten; ja sie waren sogar den Phantasien der Hindus, den Fabeln der Griechen, Römer
und anderer Sternenanbeter entnommen. Ich aber sage: Dies grenzenlose Weltall gleicht
dem menschlichen Körper, dessen Glieder alle in größter Kraft miteinander verbunden sind.
Wie eng sind die Organe, die Glieder und Teile des menschlichen Körpers zu gegenseitiger
Hilfe und Unterstützung miteinander verbunden, und wie groß ist ihr Einfluß auf einander! So
haben auch die Teile dieses unendlichen Weltalls ihre Glieder und Elemente, die miteinander
verbunden sind und einander geistig und materiell beeinflussen.
Das Auge z. B. sieht, und der ganze Körper wird dadurch beeinflußt, das Ohr hört, und alle Glieder des Körpers werden dadurch erregt. Hierüber gibt es keinen Zweifel. Das Weltall gleicht einem lebendigen Menschen. Die Verbindung zwischen den Gliedern der Geschöpfe muß notwendigerweise eine Wirkung und einen Einfluß haben, sei es materiell oder geistig.
Für diejenigen, die den geistigen Einfluß auf materielle Dinge leugnen, führen wir folgendes Beispiel an: Wunderbare Laute und Töne, Melodien und entzückende Stimmen sind Störungen der Luft, denn Schall oder Laut ist die Bezeichnung für die Schwingung der Luft, und durch diese Vibrationen werden die Nerven des Trommelfells der Ohren berührt, und der Mensch hört. Bedenket nun, daß die Schwingung der Luft, die an sich ein unbedeutendes Ereignis ist, den Geist des Menschen sowohl angenehm berührt als in Schrecken versetzt und eine große Wirkung auf ihn ausübt. Sie veranlaßt Weinen und Lachen, ja sie kann den Menschen derart beeinflussen, daß er sich in Gefahr stürzt. Betrachtet daher die Verbindung zwischen dem Geist des Menschen und den Schwingungen der Atmosphäre, die derart ist, daß der Mensch dadurch von einem Zustand in einen andern versetzt und zuweilen gänzlich überwältigt und der Geduld und Ruhe beraubt wird... Bedenket, wie seltsam dies ist, denn von dem Sänger geht nichts aus, das in den Zuhörer eintritt, und doch wird eine große geistige Wirkung erzielt. Deshalb ist es gewiß, daß eine derartige Verbindung unter den Geschöpfen eine geistige Wirkung und Beeinflussung ausüben muß.
Es wurde schon erwähnt, daß die Glieder und Teile des menschlichen Körpers aufeinander wirken und einander beeinflussen. Das Auge sieht z. B., und das Herz wird davon ergriffen, das Ohr hört, und der Geist wird dadurch beeinflußt, das Herz ist ruhig, und die Gedanken werden heiter, wodurch für alle Glieder des menschlichen Körpers ein Wohlbefinden verursacht wird. Welch wunderbare Verbindung und welch herrliche Uebereinstimmung! Da nun diese Verbindung, diese geistige Wirkung und dieser Einfluß zwischen den Gliedern des menschlichen Körpers, der eines der vielen begrenzten Geschöpfe darstellt, vorhanden ist, so besteht sicherlich zwischen diesen unbegrenzten Himmelskörpern ebenfalls eine geistige und materielle Verbindung. Wenn auch diese Verbindung durch die heutige Wissenschaft nicht entdeckt werden kann, so ist doch ihr Vorhandensein zwischen allen Wesen absolut gewiß.
Laßt uns noch einmal zusammenfassen: Die Geschöpfe, sowohl groß als klein, sind durch die vollkommene Weisheit Gottes miteinander verbunden und beeinflussen einander. Wäre dies nicht so, dann würde in dem universalen System und in der allgemeinen Ordnung der Schöpfung Verwirrung und Unvollkommenheit zu finden sein. Da aber die Geschöpfe durch größte Macht miteinander verbunden sind, so sind sie, jedes an seinem Platz, in Ordnung und vollkommen.
Dies Thema ist einer genaueren Prüfung wert.
70. Kapitel.
Der freie Wille.
Frage: Verfügt der Mensch in allen seinen Handlungen über einen freien Willen oder handelt er unfrei und gezwungen?
Antwort: Diese Frage berührt eines der wichtigsten und schwierigsten göttlichen Probleme. So Gott will, werde ich ein anderes Mal zu Beginn der Tafel eine ausführliche Erklärung über dies Thema geben, aber jetzt wollen wir es kurz wie folgt erklären:
Es gibt vieles, das dem freien: Willen des Menschen untersteht, z. B. Gerechtigkeit,
Unparteilichkeit, Grausamkeit und Ungerechtigkeit, wie auch alle guten und bösen Handlungen.
Ohne Zweifel sind diese Handlungen in den meisten Fällen dem freien Willen des
Menschen überlassen. Es gibt aber auch manches, dem der Mensch willenlos unterworfen ist,
z. B. Schlaf, Tod, Krankheit, Abnahme der Kräfte, Unglück und Mißgeschick. Dies alles ist
nicht dem freien Willen des Menschen überlassen, und er ist nicht
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dafür verantwortlich, denn er ist gezwungen, es über sich ergehen zu lassen. Aber in der
Wahl von guten und bösen Handlungen hat der Mensch seinen freien Willen, und er
führt sie auch aus gemäß seinem eigenen Willen.
Je nach seinem Wunsch kann der Mensch z. B. seine Zeit zum Lobe Gottes verbringen oder er kann sich mit andern Gedanken beschäftigen. Er kann durch das Feuer der Liebe Gottes ein leuchtendes Licht und ein Wohltäter sein, der die Menschheit liebt, oder er kann die Menschheit hassen und sich mit materiellen Dingen bereichern. Er kann gerecht sein oder grausam. Diese Taten sind dem eigenen Willen des Menschen unterworfen, und folglich ist er für sie verantwortlich.
Nun aber taucht eine andere Frage auf. Der Mensch ist absolut hilflos und abhängig, weil alle Kraft und alle Macht Gott allein gehören. Sowohl seine Erhöhung als seine Erniedrigung sind von dem Gutdünken und dem Willen des Allerhöchsten abhängig.
In Römer 9, 20 u. 21 wird Gott mit einem Töpfer verglichen, der Macht hat, „aus einem Klumpen zu machen ein Gefäß zu Ehren und das andere zu Unehren.“ Das Gefäß zu Unehren hat nun kein Recht mit dem Töpfer zu rechten und zu sagen: Warum machst du mich nicht zu einer kostbaren Tasse, die von Hand zu Hand geht? Mit diesem Vers soll gesagt sein, daß die Stufe der Geschöpfe verschieden ist. Was sich auf der niedrigsten Stufe der Existenz befindet, wie das Mineral, hat kein Recht sich zu beklagen und zu sagen: O Gott, warum hast du mir nicht die Vorzüge der Pflanze gegeben? Auch die Pflanze hat kein Recht sich zu beklagen, weil sie nicht die Vorzüge der Tierwelt besitzt. Und dem Tier steht es ebenfalls nicht zu, sich über den Mangel menschlicher Vorzüge zu beklagen. Nein, alle diese Geschöpfe sind vollkommen auf ihrer eigenen Stufe, und sie müssen danach streben, die höchsten Vorzüge auf ihrer eigenen Stufe zu erlangen. Die niedrigeren Geschöpfe haben weder ein Recht auf die Stufe der übergeordneten, noch sind sie tauglich dafür; nein, sie müssen vielmehr innerhalb ihrer eigenen Stufe Fortschritte machen.
Sowohl Ruhe als Bewegung des Menschen sind von Gottes Beistand abhängig. Ohne Gottes Beistand kann der Mensch weder Gutes noch Böses tun. Aber mit der Hilfe des großmütigen Herrn ist er fähig, sowohl Gutes als Böses zu tun; wenn aber die Hilfe abgeschnitten ist, ist der Mensch völlig hilflos. Darum ist in den heiligen Büchern von der Hilfe und dem Beistand Gottes die Rede. Der Zustand des Menschen gleicht dem eines Schiffes, das durch die Kraft des Windes oder des Dampfes bewegt wird; wenn diese Kraft aufhört, kann das Schiff sich nicht mehr fortbewegen. Mit dem Steuer kann das Schiff nach jeder beliebigen Richtung gelenkt werden, und für die gewünschte Richtung gibt ihm die Dampfkraft seine Bewegung. Wird das Schiff nach Osten gesteuert, geht es nach Osten, wird es nach Westen gesteuert, geht es gen Westen. Diese Bewegung rührt aber nicht vom Schiff her, nein vielmehr vom Wind oder vom Dampf.
So empfängt auch der Mensch in allen seinen Handlungen oder in der Ruhe Kraft von der Hilfe Gottes, er hat aber die Wahl, diese Kraft zum Guten oder zum Bösen anzuwenden. Wenn z.B. ein. König einen seiner Untertanen zum Befehlshaber einer Stadt einsetzt und ihm laut Gesetz die Wege der Gerechtigkeit und der Ungerechtigkeit zeigt, so ist der König nicht dafür verantwortlich, wenn der Befehlshaber eine Ungerechtigkeit begeht, auch dann nicht, wenn der Befehlshaber in der Autorität des Königs handelt. Wenn er aber gerecht handelt, so tut er dies auch in der Autorität des Königs, der darüber erfreut und mit solchem Tun zufrieden sein wird.
Obgleich dem Menschen also die Wahl zwischen dem Guten und Bösen überlassen ist, ist er doch unter allen Umständen von der stützenden Hilfe des Lebens abhängig, die nur von dem Allmächtigen kommt. Das Reich Gottes ist sehr groß, und alle Wesen sind Gefangene in der Hand Seiner Macht. Der Diener kann nichts durch seinen eigenen Willen tun. Gott ist machtvoll, allmächtig und der Helfer aller Wesen.
Diese Frage ist nun deutlich erklärt. Mein Gruß sei mit euch!
71. Kapitel.
Visionen und Verkehr mit Geistern.
Frage: Manche Menschen glauben, sie machen Entdeckungen in der geistigen Welt, das bedeutet aber, daß sie mit Geistern verkehren. Welcher Art ist dieser Verkehr?
Antwort: Es gibt zweierlei Arten geistiger Entdeckungen. Die eine beruht auf Einbildung und wird auch nur von wenigen Menschen behauptet, die andere gleicht der Inspiration, und diese ist wirklich, so wie die Offenbarungen des Jesaia, des Jeremia und des Johannes wirklich sind.
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Bedenket, daß des Menschen Denkweise von zweierlei Art ist. Die eine ist wahr, wenn
sie mit absoluter Wahrheit übereinstimmt. Diese Vorstellungen finden ihre Verwirklichung
in der irdischen Welt, in richtigen Ansichten, korrekten Theorien, wissenschaftlichen
Entdeckungen und Erfindungen.
Die andere Art der Vorstellungen beruht auf leeren Gedanken und nutzlosen Ideen, die weder Früchte tragen noch Resultate hervorbringen und die keine Wirklichkeit haben. Nein, diese Einbildungen schwellen an gleich den Wogen des Meeres und vergehen wie eitle Träume.
So gibt es auch zwei Arten von geistigen Entdeckungen. Die eine Art besteht in den Offenbarungen der Propheten und den geistigen Entdeckungen der Auserwählten. Die Visionen der Propheten sind keine Träume; nein, sie sind geistige Entdeckungen, sie haben Wirklichkeit. Sie sagen z. B.: „Ich sah jemand in einer gewissen Gestalt, und ich sprach zu ihm und erhielt Antwort.“ Eine solche Vision geht im wachen Zustand vor sich und nicht im Schlaf. Sie ist eine geistige Entdeckung, die sich zeigt, als ob sie eine Erscheinung im Traume wäre.
Die andere Art der geistigen Entdeckungen beruht lediglich auf Einbildungen. Aber diese Einbildungen werden derart verkörpert, daß arglose Menschen glauben, sie hätten Wirklichkeit. Der klarste Beweis hiefür ist, daß von diesem Geisterzitieren noch niemals Resultate oder Früchte hervorgebracht wurden; nein, es sind nur Erzählungen und Gerüchte.
Wisset, daß der Mensch die Dinge in ihrem Wesen erfaßt und ihre Wahrheiten, Eigenheiten und Geheimnisse entdeckt. So wurden z. B. alle Künste, Erfindungen, Wissenschaften und Kenntnisse durch das menschliche Wesen entdeckt. Diese Wissenschaften, Kenntnisse, Erfindungen und Künste waren einst alle verborgen und verhüllt, bis sie der Mensch allmählich entdeckte und sie aus dem Reich des Unsichtbaren auf die Ebene des Sichtbaren führte. Daraus geht hervor, daß das Wesen des Menschen die Dinge umfaßt. Der Mensch z. B. weilte in Europa und entdeckte Amerika, er lebt auf der Erde und macht Entdeckungen am Himmel. Er bringt die Geheimnisse der Dinge ans Licht und erkennt das Wesen alles Existierenden. Diese, der Wirklichkeit entsprechenden Entdeckungen sind der Offenbarung ähnlich, die sich in geistigem Verstehen, göttlicher Inspiration und der Verbindung der menschlichen Gedanken äußert. Der Prophet sagt z. B.: „Ich sah, ich hörte, ich sagte dies und das.“ Es ist deshalb offenbar, daß der Geist ein großes Wahrnehmungsvermögen besitzt, und zwar ohne die Vermittlung eines der fünf Sinne, wie Gesicht oder Gehör usw. Zwischen den geistigen Seelen gibt es geistiges Verstehen, geistige Wahrnehmung und Gemeinschaft, die rein ist von Einbildungen und Phantasiegebilden, eine Vereinigung, die geheiligt ist über Zeit und Raum. So steht in den Evangelien geschrieben, daß Moses und Elias auf dem Berg Tabor zu Christus kamen, und es ist klar, daß dies keine materielle Zusammenkunft war. Es war ein geistiger Zustand, der wie eine physische Zusammenkunft zum Ausdruck kam.
Eine andere Art von Umgang, Anwesenheit und Verkehr mit Geistern beruht auf Einbildungen und Phantasiegebilden, die nur scheinbar eine Wirklichkeit haben.
Der Geist, der Gedanke des Menschen entdeckt zuweilen Wahrheiten, und von diesem Gedanken und dieser Entdeckung gehen Zeichen und Resultate hervor. Dieser Gedanke hat eine Grundlage. Es geht aber vieles von dem Geist des Menschen aus, das den Wogen der See der Einbildung gleicht und keine Früchte, keine Resultate hervorbringt. So sieht der Mensch z. B. im Schlaf eine Vision, die sich später genau erfüllt, ein andermal aber hat er einen Traum, dem keinerlei Erfüllung folgt.
Der Sinn unserer Ausführungen ist, daß das, was wir Umgang und Verkehr mit Geistern nennen, von zweierlei Art ist. Die eine Art ist nichts als Einbildung und die andere gleicht den in den heiligen Büchern erwähnten Visionen, wie den Offenbarungen des Johannes, des Jesaia und der Begegnung Christi mit Mose und Elias. Diese haben Wirklichkeit, sie rufen in den Gemütern und Gedanken der Menschen wunderbare Wirkungen hervor und verursachen, daß die Herzen angezogen werden.
(Forts. folgt.)
An die beim Ridwanfest versammelt gewesenen Freunde!
Haifa, 9. Mai 1928.
Liebe Freunde!
Mit außerordentlicher Freude und neuen Hoffnungen empfing unser lieber Beschützer Euer Schreiben vom 21. April, das von Euch allen unterschrieben ist und die langersehnte und freudig begrüßte Nachricht Eurer Wieder-Uebereinstimmung und Verbrüderung enthält.
Nichts konnte Shoghi Effendi mehr beglücken, als das Bewußtsein, daß seine so sehr geliebten deutschen Brüder und Schwestern die Vergangenheit mit all ihren Trübungen vergessen haben, von jetzt ab wie ein Herz und eine Seele in die Zukunft blicken und neuen Antrieb schöpfen für die große und edle Aufgabe, die ihnen auferlegt ist.
Betrachtet Euer großes Land mit seiner so zahlreichen Bevölkerung, Euer Vorrecht ist es, ihnen die Segnungen der Bahá’i-Lehre zu übermitteln. Wenn Ihr dies nicht mit allem Eifer tut, werden andere kommen, die Euch die Kräfte aus der Hand nehmen und sie voll Triumph ihren Mitmenschen bringen werden.
So laßt uns denn mit aller Kraft, voll Hoffnung und Lebendigkeit, mit wahrem Verständnis und Liebe uns aufmachen und unseren besten Willen einsetzen zur Verbreitung und zum Fortschritt unserer so wertvollen Sache. Dann wird unser dahingeschiedener Meister aus Seinem Königreich uns stärken, uns helfen und uns führen.
Mit den herzlichsten Grüßen von unserem Beschützer bin ich Euer aufrichtiger Bruder in Seinem Dienst
Soheil Afnan.
Meine lieben Mitarbeiter!
Eure hochwillkommene Botschaft, die mir durch eine so stattliche und erlesene Anzahl treuer und ergebener Mitarbeiter in der heiligen Sache übersandt wurde, hat mich in der Tat mit Vertrauen und Hoffnung und frohem Mut beseelt. Ich bete für die so sehr geliebten deutschen Freunde, daß es ihren treuen und unermüdlichen Bemühungen gelingen möge, jede noch vorhandene Spur von Entfremdung aus ihrem Kreis zu bannen, damit unseres Meisters herrliche Verheißung und Seine Wünsche für sie sich an ihnen erfüllen mögen. Ich wünsche Euch allen Erfolg, Glückseligkeit und unbegrenzte geistige Entwicklung in der heiligen Sache.
Euer treuer Bruder
Shoghi.
Das Neue in der Bahá’i-Lehre.
Von Ruhi Afnan.
Aus dem Englischen übersetzt von Karl Klitzing-Schwerin.
Schon im Anfang des 16. Jahrhunderts, als die Finsternis des Mittelalters einem neuen Licht Platz machte und die Menschen veranlaßte, bestehende Grundsätze zu bezweifeln und nach der Wirklichkeit der Dinge zu forschen, als die Grundlagen überlebter Dogmen und abergläubischer Annahmen zu wanken begannen und die Wissenschaft nach vielen Jahrhunderten des Schlummers ihren Weg zu Fortschritt und Entdeckungen antrat, wurde unter den Gebildeten eine große Bewunderung geweckt für alle solche Ideen, die für die Welt einen neuen Fortschritt bedeuteten, und welche für eine zeitgemäße Lösung der gewaltigen Probleme eintraten, die immer die Menschen beschäftigen. So wichtig ist die Originalität geworden, daß sie derzeit als das bedeutendste Zeichen angesehen wird, durch welches sich die Qualitäten eines Denkers bemessen lassen. Derjenige, welcher neue Theorien oder neue Grundsätze aufstellt, wird von wissenschaftlich Gebildeten als ein Genie und als Entdecker der Wahrheit angesehen, wenngleich auch vielleicht seine Theorie unbewiesen bleibt oder sein Grundsatz auf schwachen Füssen stehen mag.
Dies ist zweifellos ein deutliches Zeichen dafür, daß die Menschheit Vorstellungen und Dogmen
abgelegt hat, die noch im Mittelalter ihr Denken beherrschten und ihre Handlungen beeinflußten.
Es beweist das Verlangen des Menschen, eine Antwort auf seine Fragen zu finden, die ihm noch
ein Rätsel bedeuten und zeigt, daß er nicht rückständig bleiben will, daß er die Naturgesetze zu
enthüllen und auszunutzen sucht, um sie seiner eigenen Existenz dienstbar zu machen. Da die
Menschheit zu ihrer Ausdehnung neue Länder, zu ihrem Bestehen neue Quellen des Wohlstandes, zur
Lösung ihrer sozialen Frage neue Möglichkeiten und zur Erleichterung ihrer Arbeit und zur
Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit neue Bindungen braucht, wird sie immer bereit sein, alles Neue
dankbar aufzunehmen, das diese Forderungen erfüllt. Und jedem schöpferischen Geist, der durch
seinen Geist und sein Schaffen Verdienste um die Menschheit erwirbt, gebührt Dank und
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Anerkennung. Obgleich die Originalität ein wichtiges Kennzeichen ist, um den Grad des Geistes der
verschiedenen Denker zu bemessen, sollte sie doch nicht als alleinige Norm angesehen werden. Um
den Erfolg eines Menschen richtig zu würdigen, sollten wir den Geist beachten, der ihn leitet, und
das Ziel, auf das er hinarbeitet. Z. B., kann ein Arzt, der jeden Augenblick eine neue Medizin
ersinnt und diese an seinen Kranken erprobt, nicht als tüchtig bezeichnet werden, vielmehr derjenige,
welcher die Krankheit erkennt und die zu ihrer Beseitigung geeigneten Heilmittel anwendet.
Originalität ist ein wichtiges Kennzeichen, aber sie soll nicht das Alleinmaßgebende für uns sein. Die
Gefahr, in diesen Irrtum zu verfallen, besteht für diejenigen, welche in der Lehre Bahá’u’lláhs nur
nach Originalität suchen. Weder Bahá’u’lláh noch irgend einer der alten Propheten forderte die Menschen
auf, ihre Lehren anzunehmen, weil sie originell waren, weil sie eine neue Anschauung oder einen neuen
Grundsatz vertraten. Ihre Mission hatte weder den Zweck, die Opposition der Wissenschaftler
herauszufordern, noch ihre Kritik wachzurufen. Ihre Absicht war eine ganz andere. Um dies zu verstehen,
haben wir zuerst unsere Vorstellung von Gott, dann das Wesen seiner Propheten und endlich den Zweck
ihrer Mission richtig zu stellen.
Wenn wir Gott als einen Begriff ansehen, welchen der Mensch in seinem ursprünglichen Zustand sich machte, den er ebensowenig sich erklären konnte, wie die ihm unbekannten Phänomene, wenn wir glauben, daß der unendliche Geist nichts anderes als eine unserer Vorstellungen ist, eine Schöpfung unseres Geistes, wenn wir die Religion von einem praktischen Standpunkt betrachten und sie nur für ein Mittel ansehen, um die Volksmassen zu beruhigen u. sie in den Schranken des Gesetzes zu halten, dann können wir die Propheten nur als große Denker und Uebermjttler von Sittenlehren ansehen. Wenn wir sie in diesem Lichte betrachten, werden wir ihr Wirken wie die Arbeit irgend eines bedeutenden Philosophen einschätzen und zwar seiner neuen Gedanken und eigensten Grundsätze wegen. Die Bahá’i-Lehre nimmt einen gegenteiligen Standpunkt zu dieser Anschauung ein. Wir sehen Gott nicht als eine bloße Vorstellung an, die durch den Menschen unterhalten wird, um die Geheimnisse der Natur zu erklären, sondern vielmehr als eine Wesenheit, die unabhängig und unberührt von irgend einer menschlichen Meinung besteht, als eine Kraft und Wirklichkeit, die der Mensch eher durch seinen Geist als durch Einbildungskraft wahrnimmt. Religion ist daher eine Wahrheit, der er zu seinem eigenen Schaden und Nachteil gleichgültig gegenüber bleiben kann. Wenn wir diesen Standpunkt einnehmen, werden die Propheten eine völlig andere Bedeutung für uns gewinnen, ihre Aufgabe wird anders erscheinen und das Merkmal, nach dem wir sie bemessen, wird nicht nur die Ursprünglichkeit ihrer Lehren sein.
Als Gott in Seiner Allmacht das Universum und den Menschen erschuf, hätte Er nach Seinem Belieben eine wohlwollende Zurückgezogenheit ihm gegenüber einnehmen, das Flehen und die Gebete außer Acht lassen und Sich seinen Problemen gegenüber gleichgültig zeigen und ihm bei seinen Einfällen und in seinen Leidenschaften freie Hand lassen können, damit er die Früchte seiner Handlungen ernte ohne Ansehen, wie bitter sie auch sein würden. Oder konnte Er dem Menschen die Fähigkeit nehmen, zwischen Gut und Böse zu entscheiden, indem Er ihn schuf, nur das Gute automatisch zu tun. Oder letzten Endes, und dies, glaube ich, ist der beste Plan, konnte der Schöpfer dem Menschen die große Gabe des freien Willens verleihen. Es konnten aber mit jener Freiheit Belehrungen verbunden sein, wie diese anzuwenden sei, um den Menschen jeden Weg, wie gefahrvoll er auch sein möge, einschlagen zu lassen. Wenn aber der Zustand der Menschheit gefahrdrohend, ihre Probleme zu sehr verwickelt und ihre Leiden schrecklich werden, sendet Er wieder einen Manifestierten mit den erforderlichen Mitteln, um sie zu erwecken.
Wir können Gott mit einem liebevollen Vater und die Menschen mit folgsamen Lämmern vergleichen. Der gute Hirte wird nicht zulassen, daß die Herde in die Irre gehe, um sich in Sümpfen und Morasten zu verlieren und den reißenden Wölfen eine willkommene Beute zu werden, sich der Gefahr auszusetzen und unachtsam zu sein, noch wird er seine Herde auf schmale Pfade führen, um sie der Freude der freien Bewegung innerhalb einer begrenzten Fläche zu berauben, und sie nur an den Wegrändern grasen lassen. Der gute Hirte gestattet seiner Herde, sich auf grünen Weiden zu tummeln und gibt ihnen Freiheit, umherzuschweifen. Er ist immer auf der Hut und stellt ihnen, wenn sie in Gefahr geraten oder in Schwierigkeiten kommen, aus denen sie sich nicht heraushelfen können, seinen Schäferhund und geht selbst hin, um sie in die Hürde zurückzuführen.
Zum gleichen Zweck sendet Gott der Menschheit die Propheten, um die Lebensfragen der
Völker zu lösen und sie aus dem Morast zu ziehen, in dem sie sich verzweifelt abmühen. Um den
Wert ihrer Worte zu bemessen, haben wir sowohl ihre Lehren als auch die bestehenden Schwierigkeiten,
denen die Menschen gegenüberstehen, zu prüfen, um zu erkennen, wie zutreffend die Propheten die
sozialen Uebel erkannt haben, wie
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vollkommen ihre Anweisungen sind und wie weise sie verfahren. So kommen wir denn zu dem
Schluß, daß bei den Propheten die Ursprünglichkeit ihrer Gedanken nicht das Wesentliche ist und
als Merkmal angenommen werden kann. Wir mögen etwas Neues finden, was unser Interesse erweckt, aber
wir sollten unser Vertrauen in sie nicht allein darauf setzen.
Die Frage für jemand, der sich mit dem Studium der Bahá’i-Lehre befaßt, sollte nicht allein darauf gestellt sein, was Bahá’u’lláh Neues bringt, sondern vielmehr darauf, ob Er die Ursache aller Erkrankungen, die die Menschheit befallen haben, erkannt hat. Ist sein Programm umfassend und vollkommen? Ist der Geist und die Nutzanwendung Seiner Lehre fähig, eine Besserung in der Welt zu bewirken?
Obgleich wir kein Recht haben, die Bahá’i-Bewegung auf die Ursprünglichkeit ihrer Lehren hin zu bewerten, wollen wir doch aus reinem Interesse und der Wissenschaft halber versuchen, die Lehrsätze, die neu und nicht auf die Lehren früherer Verkündigungen zurückzuführen sind, klarzulegen.
'Abdu'l-Bahá teilt die Lehren der Propheten in zwei Teile ein, in solche, die unerläßlich und ihnen allen zu eigen sind, und in solche, die in der Bedeutung untergeordnet, und den Erfordernissen ihrer Zeit angemessen sind.
Der erstere Teil ist in folgenden Worten zum Ausdruck gebracht: „Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit allen deinen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst!“ Dies Gesetz besteht in den Lehren aller Propheten von jeher. In keinem Entwicklungsgrad des menschlichen Fortschritts kann dieses göttliche Gesetz aufgehoben werden. Zu allen Zeiten und unter allen Umständen haben wir Gott und Seine Geschöpfe zu lieben. Christus sagt uns: „Nicht ein Jota oder Punkt des Gesetzes soll auf Erden verloren gehen, bis alles erfüllt ist.“ Mohammed drückt denselben Gedanken mit den Worten aus: „Dies ist das Gesetz Gottes und du sollst in dem Gesetz Gottes keine Veränderung suchen.“ In den geoffenbarten Strophen im Arabischen Teil der „Verborgenen Worte“ sagt Bahá’u’lláh: „Dies ist aus dem Reich der Herrlichkeit herabgekommen, durch den Mund der Macht und Kraft geäußert und durch die Botschafter von alters her offenbart, wovon Wir das Wesentlichste herausgenommen und in das Gewand der Kürze gekleidet haben... Diese drei Aussprüche, die aus den Schriften dieser drei Gesandten Gottes gewählt sind, zeigen deutlich, daß die Hauptgrundlage aller Religionen, d. h. das Gesetz der Liebe immer besteht und nicht verändert werden kann. Die Propheten selbst machen keinen Anspruch auf die Ursprünglichkeit dieses Gesetzes mit dem Eintreten für dasselbe.
Der zweite Teil der Lehren, den wir wohl als eine Beifügung zu dem Grundsatz bezeichnen können, verändert sich mit den Bedürfnissen des Zeitalters und paßt sich den Problemen der Menschheit und ihren veränderten Zuständen an.
Zu Mose Zeiten war der Ausdruck „dein Nächster" gebräuchlich, um die Angehörigen des Stammes Israel damit zu bezeichnen. Palästina war zu jener Zeit von kriegerischen Stämmen bevölkert. Kein Empfinden für Liebe und wahre Religion beseelte sie. Um sich nun vor solchen barbarischen und übelwollenden Menschen zu schützen, mußte der Stamm Israel geeinigt werden, und um dies zu ermöglichen, mußten sie Zuneigung zu ihren Stammesgenossen fassen und sich gemeinsam vor fremden Angriffen schützen.
Als Christus erschien, hatte das Römische Reich seine Macht bereits über den größten Teil der zivilisierten Welt ausgedehnt. Gesetz und Ordnung waren fest gegründet. Christi Wirken war daher darauf gerichtet, die Religion von Dogma und Aberglauben zu befreien, das befleckte und abgetragene Gewand, das den strahlenden Körper der Religion vor den Augen des Volkes verbarg, herabzureißen, die Denkungsart des Menschen zu bessern und sie in jeder Hinsicht gottselig zu machen. Um dies zu vollbringen, erklärte Er, daß die Bezeichnung „dein Nächster“ die Anhänger anderer Gemeinschaften, und selbst den Feind in sich einschließe.
Mohammed trat dagegen, wie seinerzeit Moses, unter verhältnismäßig wilden Stämmen auf. Da zu jener Zeit noch keine Regierung eingesetzt werden konnte, um das Land zu verwalten, hatte er sein Volk vor etwaigen räuberischen Ueberfällen zu schützen. Einige wenige gottesfürchtige, dem Gesetz ergebene Menschen fanden sich unter den wilden Volksstämmen, die ihren Lebensunterhalt durch kriegerische Raubzüge erwarben. Mohammed erklärte daher, daß unter „dein Nächster“ alle Menschen „des Buches“ zu verstehen seien, d. h. alle diejenigen, die zur wahren Religion gehörten, denn zu ihnen hatte er Vertrauen und auf ihre menschenfreundliche Gesinnung durfte er sich verlassen.
Bahá’u’lláh nun, der Seine Botschaft vor mehr als 60 Jahren verkündete, wurde geboren, als
große Unruhe in der Welt herrschte; die napoleonischen Kriege waren beendet, Europa war
verwüstet, das Volk durch die Bedrückung der Autokraten beunruhigt und die Stände sahen die
Notwendigkeit neuer Reformen ein. Da Bahá’u’lláh die große Bedeutung eines dauernden Friedens
erkannte, lehrte Er, daß mit „dein Nächster“ alle Menschen auf Erden zu verstehen sind, Freund
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oder Feind, Reich oder Arm, Gläubiger oder Ungläubiger, Morgenländer oder Abendländer,
Farbiger oder Weißer.
So sehen wir, daß, ebenso wie sich die Zustände für die Menschen verändern, auch die Bedeutung jenes der Religion zugrunde liegenden und unabänderlichen Gesetzes dementsprechend anwendbar ist, und finden wir erst eine Veränderung, so können wir auch eine gewisse Ursprünglichkeit entdecken. Die Bedeutung, die Bahá’u’lláh dem Gesetz der Liebe gegeben hat, ist im Vergleich zu den Lehren früherer Propheten zweifellos ursprünglich. Keiner der früheren Gottgesandten trat öffentlich für den universalen Frieden und für ein internationales Haus der Gerechtigkeit ein, um über den Völkern zu wachen. Keiner hat eine Welthilfssprache angeregt, um die Nationen näher zu einander zu führen und eine gegenseitige Verständigung zu schaffen. Keiner der vorhergehenden Propheten hat sich für die obligatorische Erziehung von Knaben und Mädchen eingesetzt. Keiner der alten Propheten gab den Männern und Frauen gleiche Rechte. Keiner der früheren Gottgesandten hat bestimmte Lehren eingesetzt, um die wirtschaftlichen Fragen zu lösen.
Wir können also eine Ursprünglichkeit für den fundamentalen Grundsatz, der den Bahá’i-Lehren innewohnt, namentlich für das Gesetz der Liebe aus dem einfachen Grund nicht in Anspruch nehmen, weil es immer bestanden hat und immer bestehen wird. Andererseits aber sind die Prinzipien zum Teil ursprünglich, weil sie die bestehenden Zustände abändern. Die Bedürfnisse des Menschen von heute sind gegen die aus früheren Zeiten verschieden, daher müssen die Gesetze, die heute notwendig geworden sind, auch andere sein.
Bisher haben wir die Frage der Ursprünglichkeit über die Prinzipien in der Bahá’i-Lehre in ihrem Verhältnis zu den verschiedenen Religionen in der Welt betrachtet. Lassen wir uns diese jetzt mit den verschiedenen fortschrittlichen Bestrebungen, die allerorts zutage treten, vergleichen. Das Auftreten eines jeden Gottgesandten führt auf Erden eine große soziale, geistige und religiöse Erneuerung herbei. Als z. B. Christus erschien, hatten die alten Religionen der Römer und Griechen ihren Einfluß auf die Herzen ihrer Anhänger verloren. Sie konnten die Führung der Menschen nicht mehr beeinflussen oder sie in den Schranken der Sittlichkeit halten. Von der Religion abgefallen, wandten sich die Menschen der Philosophie zu und erhofften durch diese genaue Befolgung der Sittengesetze. Sie glaubten, daß durch Bekanntgabe dieser Philosophien die sittliche Erziehung des Einzelnen gebessert werden könnte. Diese Hoffnung aber blieb vergebens. Die Menschen suchten weiter nach einem Heilmittel, bis das Christentum zu ihrer Befreiung nahte und die Seelen der Suchenden erlöste. Während dieses ununterbrochenen und ehrlichen Suchens waren die Menschen der Wahrheit, die später im Christentum verkündigt wurde, aus eigenem Instinkt nahe gekommen. Die Lehren lagen, sozusagen, in der Luft, jeder nahm sie unbewußt auf, so daß, als die Kunde dieser Lehre zu ihnen drang, sie nicht all zu viel Veränderung brachte, oder viele neue Prinzipien aufgenommen werden mußten.
Dies ist auch heute der Fall. Die aufgeklärten Menschen dieses zwanzigsten Jahrhunderts, der Engherzigkeit und der Dogmen der Kirche überdrüssig, bringen diese mit dem reinen Christentum nicht mehr in Einklang. Sie suchen Befriedigung auf anderen Gebieten und werden durch Naturwissenschaft und Philosophie gefesselt, hoffend, durch Wissen zur Lösung ihrer Probleme, sowie zur Begründung des Friedens und auf eine höhere Stufe sittlicher Vollkommenheit zu gelangen.
In wie weit die Menschheit sich erfolgreich mühen wird, können wir heute nicht sagen, auch liegt dies Thema, so verlockend es auch sein mag, außerhalb des Bereichs der Erörterung. Das Ergebnis wird sein, daß durch beständiges und ehrliches Ringen die Welt der Wahrheit, wie sie von Bahá’u’lláh verkündet ist, sehr nahe kommen wird.
Eines Tages, über die scheinbaren Unterschiede befragt, die zwischen Wissenschaft und Religion bestehen, führte 'Abdu'l-Bahá folgendes Beispiel an: Er sagte, daß der Prophet und der Wissenschaftler beide das gleiche Ziel haben. Sie suchen beide nach Wahrheit. Der erstere sieht das Ziel gleich einem Manne mit klarem Blick und geht geraden Wegs darauf zu. Der Forscher ist dagegen gleich einem blinden Mann. Er kennt sein Ziel und wird es schließlich auch erreichen, aber nur nach mühsamem Suchen des Wegs und nach Prüfungen und vielen Irrungen.
Was Bahá’u’lláh vor über 50 Jahren verkündet hat, ist heute nach und nach durch die ungläubigen aber beharrlich forschenden Gelehrten als Wahrheit erkannt worden. Durch bittere Erfahrungen haben die Völker eingesehen, daß ein internationaler Schiedsgerichtshof höchst notwendig ist, daß der Krieg durch die Einsetzung eines Schiedsgerichts zur Beilegung internationaler Streitigkeiten ein Ende finden muß, wenn die Zukunft der Zivilisation nicht aufs Schlimmste gefährdet werden soll; daß die Reichen gegen die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Armen nicht gleichgültig bleiben können und daß sie sich deren Armut nicht zunutze machen dürfen.
Für einen forschenden, gläubigen Menschen sind diese großen sozialen und geistigen
Umwälzungen, die mit dem Kommen eines jeden Propheten in Zusammenhang stehen, kein bloßer
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Zufall. Diese wichtigen und regelmäßig auftretenden Ereignisse stehen zweifellos mit einer
begründeten Ursache — dem Willen und der Weisheit Gottes — im Zusammenhang. Er, der alle
Dinge schuf und mit Seiner unsichtbaren Hand alle Wesen regiert, ist sicherlich die Ursache
dieser Erscheinungen. Wenn Gott die Propheten mit dem Auftrag sendet, die Menschheit zu erretten
und ihre Probleme zu lösen, ist Er es auch, der die Welt zur Annahme Seiner Lehren vorbereitet.
Er beeinflußt die Menschen, gibt ihnen Einblick in die Naturgesetze und macht sie zu aufrichtigen
Wahrheitssuchern. Diese Vorgänge nehmen von der Seele des Menschen die bedeutungslosen
Dogmen und Einbildungen hinweg, erfüllen sie mit hohen Idealen und bereiten sie für die Annahme
der göttlichen Prinzipien vor. Das Sich-Einsetzen für diese fortschreitenden Bestrebungen liegt
daher im Plane Gottes, der, zur Erlösung der Welt, wieder durch Seinen Gesandten geoffenbart wurde.
Ein Vorzug muß Bahá’u’lláh unbedingt zuerkannt werden: Da Er ein Gesandter, mit klarer Erkenntnis Seiner Bestimmung, mit vollem Bewußtsein der Bedürfnisse der Menschheit und mit einer vollkommenen und deutlichen Botschaft von Gott ist, stellt Er ein Programm auf, desgleichen die Welt noch nicht gesehen hat.
Die Förderer weltlicher Bestrebungen kommen gleich einem Blinden an ihr Ziel; sie suchen es auch zu erreichen, sie machen aber ihren Weg langsamer, gehen durch Prüfungen und Enttäuschungen hindurch. Sie haben ihr Ziel noch nicht erreicht; es sind immer noch Hindernisse zu überwinden. Wenn sie sich selbst überlassen bleiben, werden sie, da ihr Verfahren richtig ist und da sie aufrichtig und ausdauernd sind, schließlich das Ziel auch erreichen. Wenn es ihnen jedoch an klarer Einsicht mangelt, werden sie verfehlen, die Probleme der Welt in ihrem vollen Umfang zu erfassen, und unfähig sein, diese alle zu lösen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit nur auf eines der vielen Probleme und beachten die anderen nicht, sie vergessen dabei, daß, so lange noch eine Ursache zur Beunruhigung vorhanden ist, die Wohlfahrt der Menschheit nicht gewährleistet ist. -
Wir können das Erscheinen des Propheten Gottes wohl mit verschiedenen Stationen auf einer langen, bedeutungsvollen Reise vergleichen. Was ein Reisender sucht, ist neue geistige Anregung, eine Aufmunterung, den Weg fortzusetzen, ein Wort der Führung, das ihn vor Gefahren und Schwierigkeiten bewahrt.
Nun ist die Menschheit auf ihrem Weg zum Fortschritt mit diesen Propheten Gottes — diesen Stationen der göttlichen Kraft — zusammengetroffen. Diese führen die Menschheit zur Erreichung ihrer höchsten Ziele, sie beleben sie mit neuem Geist und geben ihnen Kraft durch ihre Worte der Ermutigung und Zuversicht. Wer die Bahá’i-Bewegung studiert, sollte diese Lehre daher nicht nur als eine Quelle ursprünglicher Gedanken, sondern vielmehr als eine dynamische Kraft betrachten, die uns immer wieder durch Gott gesandt wird, um die menschliche Gesellschaft zu fördern. Er soll auch den Geist sehen, den die Lehre in ihren Anhängern erzeugt, und auf die Lösung der Weltprobleme, für welche sie den Weg weist.
Der Sinn unserer Zeit.
Erwachen und Werden vom Standpunkt der Bahá’i-Lehre aus betrachtet.
Unsere Zeit ist eine Zeit des Suchens und Tastens, des Vergehens und Aufbauens. Revolution, Umsturz auf allen Gebieten läßt Althergebrachtes und im Alten Erstarrtes zerbrechen, Gegenrevolutionen lösen die Revolutionen ab, ein Extrem folgt aufs andere, aber Revolution und Gegenrevolution bringen die Evolution hervor, die allmähliche Entwicklung zur Erfüllung und Vollendung. Denn das ist der Sinn unserer Zeit: ein Wendepunkt in der geistigen Entwicklungsgeschichte der Menschheit, zunächst noch ein Frühlingserwachen aus winterlicher Starre, aber doch schon für den, der erkennt, ein kraftvolles Reifen: der Vogel Phönix, der sich in seiner verlorenen Schönheit verbrennt, um aus der Asche zu neuer, größerer Schönheit zu erstehen.
Es ist nicht der erste Wendepunkt in der Geistesgeschichte der Menschheit. Durch Jahrtausende
hindurch wiederholt sich das gleiche Spiel bei den verschiedensten Völkern und Kulturen,
eine uralte Wiederkehr des geistigen Frühlingsanfangs zwischen kraftlosem Winter und treibender
Neukraft. Moses, Zoroaster, Buddha waren solche Wendepunkte, Christus erschien im Kulturzusammenbruch
der antiken römisch-hellenistischen Welt, und auf den Trümmern griechischer Philosophie
und römischer Kulturmacht erstand der gewaltige Neubau Seiner Leben atmenden
Lehre. Für Arabien lag der Wendepunkt in Muhammeds mahnender Stimme, und Renaissance
und Reformation rüttelten das Abendland aus in Unnatur verzerrter mittelalterlicher Spätgotik auf
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zu tatkräftig forschender Neuzeit. Scheinbar nur ein dauerndes Vergehen, Werden und Wechseln, in
der Tat aber ein ständiges Weiterentwickeln nach einem großen umfassenden Plan. Je weiter wir
zurückdenken, desto mehr zerfiel die Menschheit durch natürliche Schranken, wie Gebirge, Ströme
und Meere, getrennt, und jede dieser Menschheitsinseln entwickelte für sich einen Geist und eine
Kultur, gegenseitig nur wenig beeinflußt. Verschiedene Lebensbedingungen schufen verschiedene
Lebensformen, in der Lebensform schlugen Sitte, Anschauung, Wesen und Kultur ihre Wurzeln
und verstärkten zunächst die natürlichen Grenzen zwischen den verschiedenen Gruppen und
Völkern. Ihre Entwicklung wurde verschieden, für jedes ergaben sich zu anderen Zeiten verschiedene
Wendepunkte. Der Geist eines Mose, durch den für die Israeliten ein neues Leben erstand, paßte
nicht für den Aegypter und Assyrer, und der Indien belebende Geist eines Buddha konnte kein
Verständnis finden in Gebieten jüdischen Denkens und Empfindens. Christi Lehre der Nächstenliebe
und Duldung hatte keinen Eingang, wo arabische Unbändigkeit und Leidenschaft herrschte, während
Muhammeds strenges Gesetz, das diese bezähmte, christlicher Anschauung unverständlich erschien.
Aber doch waren alle die verschiedenen Wendepunkte Teile eines einheitlichen Planes. Der Weg zur Vollendung, zur Reife ist der Weg der Natur. Er vollzieht sich, jährlich wiederkehrend, in der Natur bei der Pflanze von der Knospe bis zur Frucht, aber er vollzieht sich bei ihr auch über die Jahre hinweg von dem ersten zartesten Keimen bis zum kräftigen Baum mit seinen hundertfältigen Verzweigungen, in dem sich die Bestimmung der Pflanze, neues Leben zu geben, in größter Kraft vielfältig erfüllt. Jeder Wendepunkt in der Menschheitsentwicklung brachte ein Knospen, Entfalten und Reifen, und wenn auch die Frucht am Schluß wieder abfiel, so war doch ihre Reife nicht umsonst gewesen, denn über der Starre und Stille des Winters hat sich immer ein neues Keimen darin vorbereitet, bis im neuen Frühling der Keimtrieb hervorbrach, und ein neuer Wendepunkt wurde. Mose Lehre verfiel in Veräußerlichung und Starrheit, aber Christi Lehre erhob sich aus ihr. Alte Weisheit der Veden verging, aber die höhere Weisheit Buddhas erstand. Sabbäischer einstiger Eingottglaube war im Aberglauben versunken, aber Muhammed gewann ihm eine noch größere Reinheit zurück. Jedesmal aber, wenn ein neuer Wendepunkt auf den alten folgte, war er ein Meilenstein in der geistigen Entwicklung der Menschheit, ein Zeichen, um wieviel sie seit dem letzten Wendepunkt — trotz vorübergehenden Stillstandes oder wohl auch einmal Rückschrittes — vorankam. Und immer kam sie für den, der sich zu erkennen bemühen mag, voran. Die verschiedenen Völker und Kulturgruppen jedoch mit ihren verschiedenen Wendepunkten sind wie verschiedene Teile eines einzigen Baumes: Wurzeln, Zweige, und Laubwerk. Jedes hat eine Aufgabe für sich, aber alle haben sie eine gemeinsame Aufgabe: die Entwicklung des Baumes, vor dem sie ein Teil sind.
Gebirge, Ströme und Meere trennten die Menschheit. Heute haben Eisenbahnen, Dampfschiff, Auto und Flugzeug, Telegraf, Zeitung und Film jede Schranke überwunden, und die Menschheit bildet eine einzige Einheit. Orientalen studieren europäische Kultur, und das Abendland holt sich orientalische Geistesweisheit herüber. Ein ständiger Austausch schweißt die Kulturen zu einer zusammen. So ist heute nicht mehr die Zeit verschiedener örtlich umzeichneter Wendepunkte, vielmehr ein einziger großer Wendepunkt, der alle Menschheit umfaßt. Weltsprache und Völkerbund, Völkerrecht und Weltschiedsgericht, Weltwirtschaft und Weltkongresse und Vereinigungen der verschiedensten Art — bedarf es noch weiterer Beweise?
Freilich: nicht ohne Widerstand weichen die trennenden Mauern: Vorurteile aller Art, rassische, nationale, soziale, kulturelle wie religiöse müssen überwunden werden. Hart prallen die Gegensätze noch einmal aufeinander, Revolution und Gegenrevolution sind in allem die Folge, aber aus beiden erkennen wir die Evolution, die zur Höhe emporführt. Und diesmal ist es ein hohes Ziel, denn die Menschheit hat einen Jahrtausende langen Weg hinter sich, Stein um Stein haben zahllose Wendepunkte getürmt; der Stein, der sich heute darauf baut, ist der letzte, der Schlußstein, und sein Name ist „Vollendung und Einheit“.
Jeder Wendepunkt hatte seinen Denkstein: Moses, Zoroaster, Buddha, Muhammed, Christus. Heute sind Bahá’u’lláh und 'Abdu'l-Bahá die Denksteine dieses gewaltigen Wendepunktes. Seit achtzig Jahren durchweht der Geist Ihrer Lehre die Welt, wie einst Christengeist und Muhammeds Kraft weithin die Völker durchwehte. Und was an Suchen und Tasten, an Werden und Entstehen heute die Erde durchdringt: in Ihrer Lehre ist es kräftig und wach, nicht als ein Neues, sondern als ein Finden und Erkennen uralter, ewiger Weisheit und Wahrheit.
Dr. H.Gr.
Die Stellung der Frau in der Bahá’i- Lehre.
Von Anna Maria Schweizer, Zuffenhausen.
'Abdu'l-Bahá sagte einmal:
„Der Tag wird kommen, an dem die Frau ihre Ueberlegenheit dem Manne gegenüber beanspruchen wird. Die Löwin ist stärker als der Löwe, die Stute ist schneller als der Hengst, und die Frau ist moralisch stärker als der Mann, ihre Intelligenz ist lebhafter und in der Regel empfänglicher, ihre Anschauung korrekter.“
Ein andermal sagte 'Abdu'l-Bahá:
„Als Christus gekreuzigt wurde, weinten die Jünger und gaben sich ihrem Kummer hin. Sie glaubten, daß ihre Sache ganz verloren sei, daß alle ihre Hoffnungen zerstört seien, bis Maria Magdalena zu ihnen kam, sie ermutigte und sagte: „Trauert ihr um den Körper unseres Herrn oder um Seinen Geist? Wenn ihr um Seinen Geist trauert, seid ihr im Irrtum, denn Christus lebt, Sein Geist wird uns nie verlassen.“ Durch ihre Ermutigung wurde die Sache gerettet.
„Welche große Festigkeit und Stärke haben die Frauen in diesen Tagen vor Gott aufzuweisen! Der Weg zur geistigen Ausbildung wird in diesem Zeitalter den Frauen, ständig leichter gemacht, denn sie sind in dieser Lehre hingebender und inniger als die Männer. Wie viele Frauen stehen in moralischer und geistiger Entwicklung höher als die Männer! Wie viel beredter sind sie in der Sache Gottes! Die Frauen werden an diesem Tage in großen Ehren gehalten.“
„In Persien wurde ein hübscher Jüngling von 20 Jahren — der Sohn einer gläubigen Frau — verachtet und unterdrückt weil er seinen Glauben an diese Offenbarung verkündigte. Er wurde gefangen genommen. Seine Unterdrücker boten ihm die Freiheit an, wenn er seinen Glauben ableugne. Er blieb aber fest und sagte: „Ich gebe mein Leben willig hin für meinen Glauben.“ Er war der Sohn einer gut bekannten und geachteten Familie. Seine Mutter wurde herbeigeholt und gebeten, sie möchte mit ihm reden, denn seine Verfolger dachten, ihr Einfluß werde ihm zum Widerrufen bewegen und ihm so sein Leben retten. Sie sagte ihnen aber gleich, daß ihre Worte keine andere Wirkung haben würden als die, daß sie seinen Glauben noch vergrößerten. Jene antworteten ihr, dann werde er eben getötet. Der Gouverneur ließ ihm sagen, daß sein Leben ihm geschenkt werde, wenn er seinem Glauben abschwöre. Er blieb aber standhaft und fest, Seine Freunde redeten ihm zu und baten ihn, er möchte sich um ihretwegen ändern. Seine Mutter aber stand ihm zur Seite, küßte ihn und. sagte: „Sei unerschrocken! Wanke nicht! Bleibe fest! Gib dein Leben für Gott hin! Sag nichts, womit Du Seine Lehre leugnen würdest! Verherrliche sie durch deinen Tod! Wenn du leugnest oder schwankend wirst, bist du nicht länger mehr mein Kind. So stand sie ihm bei, bis er enthauptet wurde, damit er die Wahrheit nicht verleugnen möchte, so redete sie ihm Trost zu bis zuletzt.“
'Abdu'l-Bahá sprach ferner davon, daß in diesem Zeitalter die Frauen schneller Fortschritte machen und zu einer weitaus höheren Stufe gelangen werden, als bisher.
„Gott wird ihnen beistehen! Kurratul Ayn (wörtlich Augentrost) war eine der größten und heldenhaftesten Frauen, die sich zu dieser Wahrheit bekannten. Sie kam aus einer Gelehrten-Familie und war selbst hochgebildet. Als sie eine Flugschrift des Báb gelesen hatte, bekannte sie sich augenblicklich als Gläubige. In einer ihrer leidenschaftlichen Reden sagte sie: „Was Gott rein erschaffen hat, soll ich unrein nennen?“ Mit diesen Worten riß sie den Schleier von ihrem Gesicht. (Nach der Ansicht der Mohammedaner wird die Frau als unrein angesehen.) Die letzte Nacht vor ihrem Märtyrertod brachte sie im Gebet zu. Sie war ein leuchtendes Vorbild für alle Frauen. Wenn diese Offenbarung (Bahá’u’lláh) nur eine Märtyrerin wie Kurratul Ayn hervorgebracht hätte, so würde dies ein genügender Beweis für den göttlichen Ursprung der Bewegung sein.“
„Die Erziehung des weiblichen Geschlechts ist notwendiger und wichtiger als
die des Mannes, denn die Frauen sind die Erzieherinnen des Mannes, wenn er noch im
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jugendlichen Alter ist. Ist der Erzieher mangelhaft und unvollkommen, wird der
Erzogene auch so werden. Der Vater erzieht das Kind nicht,
die Mutter ist die Erzieherin.“
Es ist gleichfalls geschichtlich festgelegt, daß Angelegenheiten, an denen die Frau nicht teil hatte, nie die Stufe der wirklichen Vollkommenheit erreichten. Jedes wichtige Unternehmen auf jedem Gebiet, bei dem die Frau teilnahm, hat eine Bedeutung erlangt; selbst in der Religion.
„Jesus Christus hatte zwölf Jünger, darunter eine Frau, namens Maria Magdalena. Judas Ischariot war zum Verräter geworden und die übrigen elf Jünger waren nach der Kreuzigung unsicher und verzweifelt. Maria Magdalena dagegen richtete sie wieder auf und gab ihnen neues Vertrauen!“
Weiter sprach 'Abdu'l-Bahá:
„Das Wichtigste des heutigen Tages ist der internationale Friede. Die Kinder werden von den Frauen erzogen. Die Mutter trägt die Mühseligkeiten der Erziehung, sie unterzieht sich den Schmerzen der Geburt und der Verantwortung der Erziehung. Deshalb ist es für die Mutter das Schwerste, ihre geliebten Söhne auf das Schlachtfeld zu senden. Frauen werden den Krieg nie gutheißen. Wenn das ganze weibliche Geschlecht dem Manne gleichgestellt an den Angelegenheiten der Welt — der Politik und Gesetzgebung — teilnehmen kann, dann wird es keine Kriege mehr geben, denn die Frau wird das zu verhindern wissen und den Hemmschuh dazu bilden. Das steht außer Zweifel.“
Um diese Worte zu unterstreichen, sei nur an die einzige Frau im Senat der Vereinigten Staaten Nordamerikas zur Zeit des Krieges erinnert: Alle Männer waren für den Krieg mit Deutschland, die Frau als einzige hat dagegen gestimmt. Auch in Australien konnte man die gleiche Erscheinung beobachten, doch haben hier die Frauen im Parlament insofern gesiegt, als der Präsident durch deren Verhalten keine Soldaten außer Freiwilligen auf den Kriegsschauplatz schicken konnte. — So arbeitet die Frau für den Frieden.
Bahá’i-Lehre und soziale Frage.
Zu dem Artikel auf Seite 25 im April-Heft der „Sonne der Wahrheit“ sei bezüglich der Frage der prozentualen Gewinnbeteiligung ergänzend folgendes bemerkt: In der Praxis wird sich die Entlohnung in der Weise gestalten, daß Vorauszahlungen von bestimmter Höhe geleistet werden, in Form von Lohn, während die eigentliche Schlußverrechnung später, etwa am Jahresschluß erfolgt, ähnlich, wie dies bereits in Deutschland im Steuerwesen üblich ist, wo auch Vorauszahlungen auf der Basis des Vorjahres gegen den mutmaßlich zu zahlenden Steuerbetrag, der erst auf Grund des Jahresergebnisses berechnet wird, zu leisten sind. Im übrigen sei darüber auf das demnächst in diesem Organ erscheinende Kapitel 78 der „Beantworteten Fragen" verwiesen.
Dr. H. Gr.
Einen Gedanken täglich für den Frieden:
Von Washington D.C. aus ergeht die Anregung, überall in der Welt jeden Tag um Mittag einen kurzen Augenblick dem Frieden zu widmen. Schon während des großen Weltkrieges hat diese Stadt als erste den Versuch zu einer solchen Kundgebung gemacht. Heute ergeht dieser Aufruf an 44 Länder in 11 verschiedenen Sprachen und wurde von zahlreichen Bewegungen, von hervorragenden Männern und Frauen und von Zeitschriften aufgegriffen. "Wenn die Mittagstunde in den Ländern schlägt“, so heißt es in dem Aufruf „und sich die Welt der Sonne zuwendet, werden unsere vereinigten Gedanken zu einem immerfließenden melodischen Strom werden, der die Seelen der Menschen zum Gleichklang bringt: O, allmächtiger Geist, erfüll unsere Herzen mit ewiger Liebe und Frieden!“
Nähere Auskunft erteilt: Elsa Tudor Leland, Brush Hill Road, Hyde Park P. O., Mass., U.S.A.
Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahá’i-Bundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck von W. Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahá’ilehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Bahá’u’lláhs. Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Bahá’u’lláhs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Bahá’u’lláh vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi ('Abdu'l-Bahá) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Bahá’u’lláh den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Bahá’u’lláh sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. Das einzige Dogma der Lehre ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Bahá’u’lláh).
Die Hauptschriften Bahá’u’lláhs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt.
Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Bahá’u’lláh eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Bahá’u’lláh.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von 'Abdu'l-Bahá erstrebt wird. (Vgl. Nouveau, Larousse, illustré supplement, p. 66.)
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In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.20
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.20
5. Die Universale Weltreligion, Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Bahá’u’lláh. Dtsch. v. A. Schwarz u. W. Herrigel . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 3.--
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrechte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.20
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . . . 3.--
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.50
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel, in Halbleinen geb. . . . . 4.50
In Ganzleinen gebunden . . . . 5.--
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 4.--
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . . . . —.20
18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60
19. Bah’u’lláh und das neue Zeitalter, ein Lehrbuch von Dr. J. E. Esslemont, deutsch von W. Herrigel und H. Küstner. In Ganzleinen gebunden . . . . . 4.50
20. Sonne der Wahrheit, Jahrgang 3 - 6 in Halbleinen gebunden . . . . . 6.50
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