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SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft XII | VII.JAHRG. | FEBR. 1928 |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
[Seite 176]
Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahá’i - Prinzipien.
1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.
Baha’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Baha’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Baha’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.
2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.
In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.
3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.
4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.
5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.
Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.
6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.
Dies ist eine besondere Lehre Baha’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.
7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.
8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.
Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.
9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.
Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.
10. Die soziale Frage muss gelöst werden.
Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Baha’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.
11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.
Baha’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weitsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.
12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.
Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.
Vor mehr als 50 Jahren befahl Baha’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.
Baha’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahá’i-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahá’i-Bundes, Deutscher Zweig, Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,80 Goldmark, im Ausland 2.– Goldmark. |
Heft 12 | Stuttgart, im Februar 1928 Mulk (Oberherrschaft) |
7. Jahrgang |
Inhalt: Die Notwendigkeit eines vollkommenen Meisters. — Beantwortete Fragen. — Wie die Bahá’i-Botschaft nach Najef kam. — Inhalts-Verzeichnis über das Jahr 1927/28.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.
Jedes Martyrium hat seine Ursache und seinen Zweck im Einzelleben wie im Völkerleben, ob wir dies begreifen und einsehen ändert an der Tatsache nichts.
'Abdu'l-Bahá.
Was dem Einen Reform und Verbesserung bedeutet, nennt der Andere unberechtigten Umsturz und Verschlimmerung, der Dritte, der wahre Weise lobt und tadelt nicht, er weiß, die Wahrheit liegt irgendwo zwischen Reform und Umsturz. Die Zeit kommt erst und wird die Spreu vom Weisen trennen.
'Abdu'l-Bahá.
Der Ausdruck höchster Vollendung des menschlichen Wesens
auf diesem Planeten in diesem und in künftigen Zeitaltern ist in
vollem Einklang mit den Lehren Bahá’u’lláhs zu leben, und in treuer
Liebe zu 'Abdu’l-Bahá zu halten. Die Prinzipien der Religion der
„Gesegneten Vollkommenheit“ schmücken den Geist mit den höchsten
Attributen des Reiches Abhá’s, sie erleuchten die Herzen mit
der Sonne der Liebe Gottes, machen den Menschen zum Diener
der Menschheit, zum Bannerträger des Universalen Friedens und
zu einem leuchtenden Stern am Himmel der Rechtschaffenheit.
'Abdu'l-Bahá.
(aus Bahá’i-Scriptures.)
Die Notwendigkeit eines vollkommenen Meisters.
Ansprache von 'Abdu'l-Bahá in der Theosophischen Vereinigung in New-York 4. Dezember 1912.
Uebersetzt von A. Schwarz.
Wer nicht mit der Welt der Wirklichkeit bekannt ist, wer die bestehenden Wesenheiten nicht kennt, wer die Wirklichkeit der Dinge nicht wahrnimmt, wer die wirklichen Geheimnisse der bestehenden Dinge nicht entdeckt und wer nur eine oberflächliche Auffassungsfähigkeit für die Dinge hat — stellt die Verkörperung reiner Unwissenheit dar. Solche Menschen glauben nur an das, was sie von ihren Eltern und Voreltern gelernt haben. Sie haben kein eigenes Hören, kein Sehen, keine Vernunft noch Intellekt, sie beziehen sich lediglich auf Ueberlieferungen; sie denken gleich wie ihre Väter und Ahnen. Solche Leute bilden sich ein, daß das Reich Gottes ein nebensächliches Bereich oder Gebiet sei.
Solche Leute bilden sich beispielsweise ein, daß diese Welt der Lebewesen erst sechs oder sieben Jahrtausende alt sei, als ob Gott vor dieser Zeit von siebentausend Jahren keine Schöpfung, keine Welt, geschaffen hätte. Sie glauben, daß Gott etwas Zufälliges sei, denn für sie hängt die Gottheit von den bestehenden Dingen ab, indessen, so lange als ein Gott lebt, Er tatsächlich auch eine Schöpfung gehabt hat. Solange als es ein Licht gibt, gab es Empfänger dieses Lichts, denn das Licht kann sich nicht darstellen, es sei denn, daß es Menschen gibt, die es sehen und erkennen. Die Welt Gottes setzt eine Schöpfung, Empfänger der Gnaden und die Existenz der Welt voraus,
Nein, die Gottheit kann man sich nur als außer der Schöpfung bestehend, vorstellen, sonst wäre es als ob man sich ein Reich vorstellen wollte ohne Volk. Ein König muß notwendigerweise ein Königreich und ein Heer und ebenso notwendig Untertanen haben. Ist es möglich ein König zu sein und kein Land, keine Armee und keine Untertanen zu besitzen? Dies ist undenkbar. Wenn wir sagen wollten, daß es eine Zeit gegeben hätte, in der es kein Land, kein Heer und keine Untertanen gegeben hätte, wo käme dann ein König, ein Regent her? Ein König muß notwendigerweise Land, Soldaten und Untertanen haben.
Folglich hat es, ebenso wie die Wirklichkeit der Gottheit keinen Anfang hat — das
heißt, Gott ist immer Schöpfer gewesen, Gott ist immer die Vorsehung gewesen, Gott
ist immer der Lebenspendende gewesen, Gott ist der Verleihende gewesen -— niemals
eine Zeit gegeben, in der die Eigenschaften Gottes nicht zum Ausdruck gekommen wären.
Die Sonne ist die Sonne ihrer Strahlen und ihrer Hitze wegen. Wenn wir uns
vorstellten, daß es jemals eine Zeit gegeben hätte, in der die Sonne ohne ausstrahlende
Wärme und ohne Licht gewesen wäre, so würde daraus zu schließen und zu beweisen
sein, daß es keine Sonne überhaupt gegeben habe, und daß die Sonne erst später in
Erscheinung getreten sei. Ebenso könnten wir sagen, daß es eine Zeit gab, in der Gott
keine Schöpfung besessen, keine Geschöpfe, keine Empfänger Seiner Wohltaten gehabt
hätte, daß Seine Namen und Eigenschaften nicht offenbart worden seien — dies würde
eine gänzliche Verneinung der Göttlichkeit bedeuten, denn es würde bedeuten, daß die
Gottheit etwas zufälliges war. Um dies noch deutlicher zu machen: wenn wir denken, daß
vor fünfzigtausend Jahren, oder vor hunderttausend Jahren keine Schöpfung bestanden
hätte, daß keine Welten, kein menschliches Lebewesen, keine Tiere existiert hätten,
so würde dies besagen, daß es vor fünfzigtausend Jahren keinen Gott gegeben hätte.
Denn wenn wir sagen wollten, daß es eine Zeit gab, in der ein König lebte aber keine
Untertanen, keine Armee und kein Land, das er hätte regieren können, so kämen wir
zu dem Schluß, daß es eine Zeit gab, in der noch kein König war, und daß der König
etwas zufälliges gewesen sei. Wie die Wirklichkeit der Gottheit ohne Anfang ist, so
ist gleichfalls die Schöpfung ohne Anfang. Dies ist so klar wie die Sonne. Wenn wir
dieses ineinandergreifende Räderwerk der Kraft betrachten und ihre unendliche
Ausdehnung wahrnehmen und ihre zahlreichen Welten, dann wird es leicht verständlich,
daß die Zeitdauer dieser großen Schöpfung mehr als sechstausend Jahre — ja uralt ist.
Wir lesen aber im 1. Buch Mosis, daß die Existenzdauer der Schöpfung nur 6000 Jahre
alt ist. Dies hat nun seine besondere Bedeutung; es darf dies nicht wörtlich genommen
werden. Zum Beispiel heißt es im Alten Testament, daß am ersten Tag dies und jenes
geschaffen worden sei — am ersten Tag! Dann erzählt die Geschichte weiter, daß die
Sonne noch nicht erschaffen war! Wie können wir von einem Tag reden, wenn die
Sonne noch nicht geschaffen war, da der Tag doch von der Existenz der Sonne abhängt?
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Da noch keine Sonne erschaffen war, woran konnte dann der erste Tag erkannt werden?
Daher dürfen diese Dinge nicht buchstäblich genommen werden.
Um es kurz zu fassen: meine Absicht ist, zu sagen, daß das Reich Gottes, Seine göttliche Oberherrschaft eine urewige Herrschaft ist. Sie ist keine zufällige Herrschaft, und sie setzt die Gegenwart der Untertanen, einer Armee, eines Landes voraus, denn sonst kann der Zustand der Herrschaft, der Autorität und des Königreichs nicht ausgedacht werden. Man könnte sich auch einbilden, daß diese Schöpfung eine zufällige wäre, und folglich wäre man gezwungen, sich vorzustellen, daß der Schöpfer zufällig sei, weil die göttliche Gnade immer flutet und die Strahlen der Sonne der Wahrheit ununterbrochen leuchteten. Der Göttlichen Gnade widerfährt kein Stillstand, wie es auch den Sonnenstrahlen nicht möglich ist aufzuhören zu scheinen, dies ist klar und augenscheinlich.
'Abdu'l-Bahá Abbas — der Diener Gottes.
So gab es denn viele heiligen Manifestierte Gottes. Vor eintausend Jahren, vor
zweihunderttausend Jahren, vor einer Million von Jahren strömte die Gnade Gottes herab,
die Strahlen Gottes leuchteten und das Reich Gottes regierte.
Warum öffenbaren sich diese heiligen Manifestationen Gottes? Welche Weisheit
ruht hinter ihrem Kommen, und welche Resultate zeitigt ihr Kommen? Es ist klar, daß
die Persönlichkeit des Menschen zwei Seiten hat. Die eine Seite seines Wesens ist das
Ebenbild Gottes, die andere ist die satanische Seite, und die menschliche Wirklichkeit
steht zwischen diesen beiden — dem göttlichen und dem satanischen Wesen. Es
ist offenbart, daß über diesen Körper hinaus der Mensch mit einer weiteren Wirklichkeit
begnadet ist, einer Wirklichkeit, welche in der Welt der Vollkommenheit ist, und welche
den überirdischen Körper des Menschen darstellt. Wenn er redet, gebraucht der
Mensch den Ausdruck: „ich sage", „ich
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sah“. Wer ist dieses ich? Es ist klar, daß dieses „ich" etwas von seinem Körper
verschiedenes ist. Es ist klar, daß, wenn der Mensch denkt, es den Anschein hat, als ob
er mit einer anderen Person beratschlagen würde, Mit wem berät er sich? Es ist klar,
daß dies eine andere Wirklichkeit oder jemand außerhalb dieses Körpers stehendes
ist, mit dem er in Beratung tritt wenn er an sich denkt, indem er sagt: „soll ich dies oder
jenes tun? Was wird daraus entstehen, wenn ich dies tue?“ oder wenn er seine andere
Wirklichkeit frägt: „was ist schlimmes daran, wenn ich dies tue?“ Und dann übermittelt
ihm jene Wirklichkeit im Menschen ihre Ansicht über den in Frage kommenden
Punkt. Deshalb ist diese Wirklichkeit im Menschen augenscheinlich und klar bewiesen
eine andere als die seines Körpers, mit welcher der Mensch Beratung pflegt und nach
deren Meinung der Mensch frägt.
Oftmals nimmt sich ein Mensch vor, etwas bestimmtes auszuführen; beispielsweise überlegt er sich und entschließt sich dazu, eine Reise zu machen. Dann überlegt er, d. h,, er befrägt seine innere Wirklichkeit und beschließt wieder diese Reise aufzugeben. Wie kommt das? Warum gibt er seine ursprüngliche Absicht auf? Daraus geht hervor, daß in ihm eine Wirklichkeit ist, die er befragt, und diese Wirklichkeit zeigt ihm den Kummer, den ihm eine solche Reise bereiten würde, an. Deshalb achtet der Mensch auf diese Wirklichkeit und gibt den Reiseplan auf.
Ferner sieht der Mensch Dinge im Traumzustand. Er reist nach Osten, nach Westen, obgleich sein Körper bewegungslos ruht. Sein Leib ist da, doch es ist die Wirklichkeit in ihm, die die Reise in die Ferne macht, obgleich sein Körper im Schlafzustand ist. Es ist kein Zweifel, daß eine Wirklichkeit vorhanden ist, etwas anderes als die sichtbar körperliche physische Wirklichkeit: Zum Beispiel ist ein Mensch gestorben und in die Erde gebettet. Wir sehen ihn in der Welt des Traums und reden mit ihm. Da nun jene Person begraben liegt, wer ist dann die Person, die ihr in euren Träumen seht, zu ihr sprecht, und die auch zu euch redet? Auch dies beweist, daß eine weitere Wirklichkeit, verschieden von der körperlichen, die stirbt und begraben wird, vorhanden ist. Somit ist es klar, daß im Menschen eine Wirklichkeit lebt, die anders ist, als die physische, und die nicht sein Körper ist. Z. B. wird der Körper schwach, jene Wirklichkeit aber ist im normalen Zustand ihrer Existenz. Dieser Körper wird wieder kräftig, aber jene Wirklichkeit im Menschen ist in normalem Zustand, unveränderlich. Es mag am Körper des Menschen vielleicht ein Arm verloren gehen, die Wirklichkeit des unsichtbaren Menschen aber verliert nichts u. verbleibt in seinem ureigensten normalen Zustand. Dieser Körper legt sich zur Ruhe und ist gleichsam tot, die Wirklichkeit aber in diesem ruhenden Körper bewegt sich frei, sie begreift Dinge und gibt ihnen Ausdruck, ja, sie entdeckt das Wesen der Dinge.
Dies folgert, daß im Menschen eine Wirklichkeit ist, die einen anderen Charakter trägt, als seine Materie, die Körper genannt wird. Diese Wirklichkeit, die anders ist als seine physische, wird der himmlische Leib des Menschen genannt; wir nennen diesen Körper den Astral-Leib, der dem menschlichen Körper entspricht. Diese Wirklichkeit entdeckt den innersten Begriff der Dinge; der menschliche Körper dagegen entdeckt nichts. Diese Wirklichkeit begreift die Geheimnisse der Existenz. Sie entdeckt wissenschaftliche Tatsachen. Sie entdeckt technische Dinge. Sie entdeckt die Elektrizität, den Telegraf, das Telefon und anderes mehr, sie entdeckt gleichfalls alle Künste und doch ist diese Wirklichkeit, die alle diese Entdeckungen macht eine andere als die des Körpers, denn wäre es der Körper, so wäre ja auch das Tier fähig, diese wissenschaftlichen und wunderbaren Entdeckungen zu machen, denn das Tier teilt mit dem Menschen alle körperlichen Begrenzungen und körperlichen Kräfte. Was ist denn diese Macht, die im Tierreich nicht vorhanden ist, und welche die Wirklichkeiten der Dinge entdeckt? Es besteht kein Zweifel darüber, daß es die innere Wirklichkeit des Menschen ist; diese Wirklichkeit aber begreift alle Dinge, wirft Licht auf die inneren Mysterien der Existenz, entdeckt das Gottesreich, erfaßt die Geheimnisse Gottes und unterscheidet den Menschen vom Tier. Diese Wirklichkeit durchringt den innersten Kern des Daseins, und es ist Tatsache, daß der Mensch mit dieser Wirklichkeit ausgestattet ist, über die kein Zweifel besteht.
Die menschliche Wirklichkeit steht zwischen zwei Welten, dem Tierreich und der
Welt des Göttlichen. Würde das Tier im Menschen vorherrschend, so würde der
Mensch unter die Bestie sinken. Würden die himmlischen Mächte beim Menschen
vorherrschend, so würde der Mensch das erhabenste Wesen der Existenz werden. Zum
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Beispiel lebt Haß im Menschen, auch der Kampf um die Existenz, in der Natur des
Menschen liegt Gedeih im Kriegsgewerbe, ihm ist Eigenliebe angeboren, es wohnt
Eifersucht in ihm u. s. f.; alle Unvollkommenheiten, die wir im Tierreich finden,
finden wir auch im Menschen. Z. B. finden wir im Tier wie im Menschen Grausamkeit.
Wir finden z. B. im Fuchs, das, was der Mensch schlau oder hinterlistig nennt, im
Tier finden wir Gier und Unwissenheit. All dies vereinigt sich auch im Menschen. Im
Tier lebt Ungerechtigkeit und Tyrannei, desgleichen auch im Menschen. Es ist die
Wirklichkeit des Menschen in seiner äußeren Form in das Gewandt des Tieres gekleidet,
in das Kleid der Natur der Welt der Dunkelheit; dies ist die Welt der Unvollkommenheit,
die Welt der niedersten Stufe.
Andererseits finden wir Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Treue, Wissen, Weisheit, Klarheit, Barmherzigkeit und Mitleid im Menschen, daß in ihm Verstand, Verständnis, die Auffassungsgabe, und die Fähigkeit, die Wirklichkeit der Dinge zu entdecken, wohnt. All diese großen Vollkommenheiten finden wir im Menschen. Folglich können wir sagen, daß der Mensch ein Geschöpf ist, das zwischen Licht und Dunkelheit steht, daß er aus dreierlei Art, drei Phasen besteht. Eine ist die menschliche Wesenheit, eine die göttlich-himmlische und eine die materielle oder tierische. Letztere ist Dunkelheit. Die himmlische ist Licht im Licht.
Nun zurück zum Thema. Die heiligen Manifestationen Gottes treten in die Welt, um die physische, tierische, dunkle Wesenheit des Menschen zu ändern, so daß die Finsternis in ihm zerstört wird, seine Unvollkommenheiten beseitigt werden, damit der geistig-himmlische Zustand zu Tage trete, seine gottähnliche Wesenheit die Oberhand gewinne und seine Vollkommenheit sichtbar werde. Seine angeborenen großen Fähigkeiten mögen erkannt und alle Tugenden der Welt der Menschheit dadurch in ihm lebendig werden. Auf diese Weise sind alle Gottgesandten Erzieher der Welt der Existenz und Lehrer der Menschheit. Diese hl. Manifestationen befreien die Menschen von der Welt der Finsternis und des Materialismus. Sie befreien den Menschen aus dem Düster, dem Irrtum, der Verstecktheit, der Unwissenheit, der Unvollkommenheit und von allen üblen Eigenschaften. Auf diese Weise kleiden sie ihn mit dem Gewandt der Vollkommenheit und dem der hohen Tugenden.
Die Menschen sind unwissend; die Gottgesandten machen sie weise; sie sind vertiert, die Manifestationen machen sie menschlich. Sie sind grausam, die Gottesgesandten bringen ihnen Königreiche des Lichts. Sie sind ungerecht, die Manifestierten machen sie zu Gerechten. Die Menschen sind selbstsüchtig, hochmütig und weltlich; die Gottgesandten befreien sie von Selbstsucht, machen sie demütig und erhaben. Sie sind materiell, unmündige Kinder, und kleinlich, die Manifestierten machen sie Gott ähnlich, reif und großzügig. Sie sind niedrig und gering, jene machen sie edel und erhaben.
Ich wiederhole: Die heiligen Manifestationen befreien die Menschheit von den Unzulänglichkeiten und kleiden sie in ein himmlisches Gewandt. Wären die hl. Gottgesandten nicht, so würden alle Menschen auf der Stufe des Tieres stehen, sie wären unwissenden Geschöpfen ähnlich, die nie eine Schule und nie einen Erzieher gesehen haben. Für solche würde unzweifelhaft die Bezeichnung „Unwissende“ bestehen bleiben.
Ueberlaßt diese Berge und Hügel des Materialismus sich selbst, und sie werden zum Urwald, in dem ihr keinen früchtetragenden Baum findet. Ein treuer Gärtner aber verwandelt diese Wildnis in einen Garten, zieht die Bäume zur Fruchtbarkeit und bringt unzählige Arten von Blumen und Sträuchern darin zum Blühen. Auf gleiche Weise arbeiten die hl. Manifestationen als ideale Gärtner. Die Welt der Existenz ist nichts als ein Urwald von Verwirrung. Die materielle Stufe ist mit einer Wildnis zu vergleichen, die unfruchtbare Bäume und unbrauchbare Früchte hervorbringt. Da die Gottgesandten ideale Gärtner sind, erziehen sie diese menschlichen Bäume zum Früchtetragen und gewähren ihnen frisches Grünen und Gedeih, damit sie von Tag zu Tag wachsen und Früchte tragen, um dadurch die Welt zu einem dauernden Blühen in allerhöchster Reinheit zu bringen.
Dennoch können wir nicht sagen, daß die göttliche Gnade und die Herrlichkeit Gottes
aufgehört hätte oder die Sonne der Wahrheit auf ewig untergegangen sei, in einem
Sonnenuntergang, auf den kein Morgen folgt, in eine Dunkelheit, auf die kein Licht, in einen
Tod, auf den kein Leben, in einen Irrtum, auf den keine Wahrheit folgt. Ist anzunehmen,
daß die Sonne der Wahrheit auf ewig untergehe? Nein, die Sonne wurde erschaffen, um
Licht der Welt zu spenden und alle Dinge zu beleben, wie kann sie also untergehen?
Dies würde das Ende der
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göttlichen Gnade bedeuten, diese aber ist endlos und ewig. Ihre Sonne scheint immer,
ihre Wolken spenden immer Regen, ihr Wind weht stets, ihre Gaben sind allumfassend,
ihre Spende ist immer vollkommen. Folglich müssen wir immer in Erwartung
stehen und hoffnungsvoll zu Gott beten, daß Er Seine hl. Manifestationen senden möge
mit vollkommener Macht, durchdringender, göttlicher Kraft, mit dem Wort Gottes, damit
diese Gottgesandten sich von allen anderen Wesen in jeder Art und Weise unterscheiden,
ebenso wie die Sonne sich von allen anderen Gestirnen unterscheidet.
Obgleich die Sterne leuchten, hat die Sonne eine weit höhere Leuchtkraft. Ebenso unterscheidet sich der hl. göttliche Manifestierte auf jede Weise in Herrlichkeit und Vollkommenheit von allen anderen Wesen, so daß erwiesen ist, daß ein Gottgesandter der wahre Lehrer und der richtige Erzieher, die Sonne der Wahrheit ist, die mit großem Licht ausgestattet ist, und daß Er von göttlicher Macht getragen wird. Es ist uns nicht möglich, irgend einen Menschen zu erziehen und dann zu glauben, daß dieser ein hl. Gottgesandter sei. Ein Manifestierter muß mit göttlichem Wissen begabt sein, das nicht durch Schulbildung erworben werden kann, Er muß Erzieher sein und nicht der Erzogene; Er muß vollkommen und nicht unvollkommen; stark und nicht schwächlich, reich und nicht armselig sein. Mit einem Wort: Er muß fähig sein, die Menschheit aus der Dunkelheit auf eine höhere Stufe zu erheben und mit der durchdringenden Macht Seines Wortes den universalen Frieden und die Einheit der Menschen und Religionen heraufzuführen; alle Glaubensrichtungen, Abzweigungen und Sekten, alle Völker und Länder in ein Vaterland und zu einer Menschheit zusammenzufassen. So ist es denn unsere Hoffnung, daß die Gnade Gottes uns alle umfasse und die göttlichen Gaben sichtbar werden, die Strahlen der Sonne der Wahrheit unsere Augen und Herzen erhellen und unseren Herzen und unserer Seele die beglückende Botschaft bringe und unsere Gedanken erhaben und unsere Bemühungen erfolgreich gestalte.
Es ist mein Hoffen, daß wir den Gipfel des menschlichen Strebens und Ziels erreichen.
Beantwortete Fragen.
Worte 'Abdu'l-Bahás
gesammelt und aus dem Persischen übersetzt von Laura Clifford Barney. Autorisierte und überprüfte deutsche Uebersetzung von Wilhelm Herrigel.
(Fortsetzung.)
41. Kapitel.
Die universalen Zyklen.
Frage: Wie verhält es sich mit den Zyklen, die aufeinander in dieser Welt folgen?
Antwort: Jeder einzelne der leuchtenden Himmelskörper an diesem grenzenlosen Firmament hat für seinen Lauf einen Zyklus, der von verschiedener Dauer ist, und jeder dreht sich in seiner eigenen Bahn und beginnt immer wieder einen neuen Zyklus. So vollendet die Erde in 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und einiges eine Umdrehung; alsdann beginnt sie wieder einen neuen Zyklus oder mit andern Worten: der erste Zyklus wird wieder erneuert. So gibt es für das ganze Weltall, sowohl für die Himmel als für die Menschen, Zyklen mit großen Ereignissen, mit wichtigen Tatsachen und Geschehnissen. Wenn ein Zyklus beendet ist, beginnt ein neuer, und der großen Ereignisse wegen, die der neue mit sich bringt, wird der alte gänzlich vergessen, und es bleibt weder eine Spur noch ein Bericht von ihm übrig. Wie ihr wißt, haben wir keine Berichte aus der Zeit, die 20000 Jahre zurückliegt, obwohl nachgewiesen wurde, daß das Leben auf dieser Erde schon sehr alt ist. Es ist nicht nur 100000 oder 200 000 oder eine Million oder zwei Millionen Jahre alt, es ist außerordentlich alt, aber die alten Berichte und Spuren sind gänzlich vernichtet.
So hat auch jede der göttlichen Manifestationen einen Zyklus, und während der
Dauer ihres Zyklus’ gelten ihre Gesetze und Gebote. Wenn ihr Zyklus durch das
Erscheinen einer neuen Manifestation vollendet ist, beginnt ein neuer Zyklus. So haben die
Zyklen ihren Anfang, ihr Ende und ihre Wiedererneuerung, bis ein universaler
Zyklus in der Welt vollendet ist und wichtige und große Ereignisse eintreten, die jede
Spur und jeden Bericht von der Vergangenheit gänzlich verwischen. Alsdann beginnt
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in der Welt ein neuer universaler Zyklus, denn dieses Weltall hat keinen Anfang. In
Bezug auf dieses Thema haben wir schon zuvor Beweise und Zeugnisse gegeben, die
wir also nicht zu wiederholen brauchen.
Ein universaler Zyklus bedeutet also in dieser Welt eine lange Zeitdauer und unzählige und unberechenbare Perioden und Epochen. In einem solchen Zyklus erscheinen die göttlichen Manifestationen im Reiche des Sichtbaren mit ihrem Glanz, bis eine große und universale Manifestation die Welt zum Mittelpunkt Ihres Lichtes macht. Ihr Erscheinen verursacht, daß die Welt zur Reife gelangt, und das Ausmaß Ihres Zyklus’ ist sehr groß. Unter Ihrem Schatten werden sich hernach ändere Manifestationen erheben, die je nach den Bedürfnissen der Zeit gewisse Gebote in Bezug auf materielle Dinge und Angelegenheiten erneuern. Sie werden aber dabei immer unter dem Schatten der universalen Manifestation bleiben.
Wir leben in dem Zyklus, der mit Adam begann, und seine universale Manifestation ist Bahá’u’lláh.
42. Kapitel.
Die Macht und der Einfluß der göttlichen Manifestationen.
Frage: Welches ist die Macht- und Vollkommenheitsstufe der Throne der Wirklichkeit, der Manifestationen Gottes, und wo ist die Grenze ihres Einflusses?
Antwort: Betrachtet die irdische Welt, d. h. die Welt der Materie! Das Sonnensystem ist dunkel und finster, und in ihm ist die Sonne der Mittelpunkt des Lichts. Alle Planeten dieses Systems drehen sich um ihre Macht und haben Anteil an ihren Gaben. Die Sonne ist die Ursache des Lebens und des Lichts, sie ist für alle Wesen des Sonnensystems das Mittel des Wachstums und der Entwicklung, denn ohne die Gabe der Sonne könnte kein lebendes Wesen existieren, sie alle würden in Finsternis gehüllt sein und umkommen. Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß die Sonne der Mittelpunkt des Lichts ist, und daß sie für die Wesen des Sonnensystems die Ursache des Lebens bedeutet.
So sind auch die heiligen Manifestationen Gottes die Mittelpunkte des Lichts der Wirklichkeit, der Quelle der Geheimnisse und der Gaben der Liebe. Ihr Licht wird widergespiegelt in den Herzen und Gedanken der Menschen; sie gießen ewige Gnade über den Geist der Menschheit aus, sie geben der Welt geistiges Leben und leuchten mit dem Licht der Wirklichkeit und wahrer Bedeutung. Die Erleuchtung der Gedankenwelt kommt von diesen Mittelpunkten des Lichts und der Quellen der Geheimnisse. Ohne die Gaben ihres Glanzes und ohne die Unterweisungen dieser heiligen Wesen würde die Seelen- und Gedankenwelt in undurchdringliche Finsternis gehüllt sein. Ohne die unwiderleglichen Lehren dieser Quellen der Geheimnisse würde die Menschheit der Weideplatz tierischer Gelüste und Eigenschaften werden. Das Dasein aller Dinge würde unwirklich sein und es würde kein wahres Leben geben. Wenn daher im Evangelium gesagt ist: „Im Anfang war das Wort", so bedeutet dies, daß das Wort zur Ursache alles Lebens wurde.
Betrachtet den Einfluß der Sonne auf die irdischen Wesen, die Wunder und herrlichen Ergebnisse, die durch ihre Nähe und Ferne, durch ihren Aufgang und Untergang offenbar werden. Die eine Jahreszeit ist der Herbst, die andere der Frühling, wieder eine andere der Sommer oder der Winter. Wenn die Sonne den Aequator überschreitet, wird der lebengebende Frühling mit Glanz offenbar, und zur Zeit der Sommersonnenwende erreichen die Früchte den Gipfel der Vollkommenheit, das Getreide und die Gewächse bringen Frucht hervor, und die Lebewesen auf der Erde gelangen zur höchsten Entwicklung.
So scheint auch die heilige Manifestation Gottes, die Sonne in dem Reich Seiner Schöpfung, auf die Welten des Geistes, der Gedanken, der Herzen und ruft einen geistigen Frühling und neues Leben hervor, die Macht der herrlichen Frühlingszeit wird sichtbar, und wunderbare Segnungen treten zutage. Wie ihr wißt, wurden zur Zeit des Erscheinens jeder Manifestation Gottes in der Welt der Gedanken und des Geistes außergewöhnliche Fortschritte gemacht. Betrachtet z. B. in diesem göttlichen Zeitalter die bisherige Entwicklung in der Welt des Geistes und der Gedanken, und jetzt sind wir erst am Anfang seiner Morgendämmerung. Binnen kurzem werdet ihr sehen, daß neue Gaben und göttliche Lehren diese dunkle Welt erleuchten und diese traurigen Regionen in das Paradies Eden verwandelt werden.
Wenn wir die Zeichen und Gaben jeder heiligen Manifestation erklären wollten,
würde es zu lange währen. Denket selbst darüber nach, und ihr werdet zur Wahrheit
über dies Thema gelangen.
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43. Kapitel.
Die zwei Klassen von Propheten.
Frage: Wie viele Arten von Propheten gibt es?
Antwort: Im allgemeinen unterscheidet man zwei Arten von Propheten. Die einen sind die unabhängigen Propheten, die als Führer gelten, die andern sind die abhängigen Propheten, die der Führerschaft der ersteren unterstellt sind.
Die unabhängigen Propheten sind die Gesetzgeber und die Gründer eines neuen Zyklus’. Ihr Erscheinen bewirkt, daß die Welt ein neues Gewand anlegt, die Fundamente der Religion gegründet werden und ein neues Buch geoffenbart wird. Ohne einen Vermittler empfangen sie Gaben von der Wesenheit Gottes und ihre Erleuchtung ist eine himmlische Erleuchtung. Sie gleichen der Sonne, die von sich aus Licht gibt. Das Licht ist ihre unbedingte Notwendigkeit, sie empfängt es nicht von einem andern Stern. Diese Dämmerungsorte des Morgens der Einheit sind die Quellen der Gaben und die Spiegel des Wesens der Wirklichkeit.
Die andern Propheten sind Nachfolger und Verbreiter der Lehren der ersteren, denn sie sind von ihnen abhängige Zweige; sie empfangen die Gabe der unabhängigen Propheten und ziehen Gewinn aus dem Licht der Führung der universalen Propheten. Sie gleichen dem Mond, der nicht von sich aus leuchtet, sondern sein Licht von der Sonne empfängt.
Manifestationen der universalen Prophetenschaft, die unabhängig erschienen, sind z. B. Abraham, Mose, Christus, Muhammed, der Báb und Bahá’u’lláh. Aber die andern, die nur Nachfolger und Verbreiter ihrer Lehren sind, sind Salomo, David, Jesaia, Jeremias und Hezechiel. Die unabhängigen Propheten sind Religionsstifter, sie gründen eine neue Religion und machen aus den Menschen neue Geschöpfe, sie verändern die vorhandene Moral, bringen neue Sitten und Verordnungen, erneuern den Zyklus und das Gesetz.
Ihr Erscheinen gleicht der Frühlingszeit, die alle irdischen Wesen in ein neues Gewand kleidet und ihnen ein neues Leben gibt.
Die zweite Art von Propheten, die Nachfolger, fördern gleichfalls das Gesetz Gottes, sie machen die Menschen mit der Religion Gottes bekannt und verkündigen Sein Wort. Von sich aus haben sie keine Kraft noch Macht, außer der, die sie von den unabhängigen Propheten empfangen.
Frage: Zu welcher Klasse gehören Buddha und Konfuzius?
Antwort: Auch Buddha war der Gründer einer neuen Religion und Konfuzius der Erneuerer der Sitten und alten Tugenden, aber das, was sie einrichteten, wurde gänzlich zerstört. Der Glaube und die Riten der Anhänger Buddhas und des Konfuzius blieben nicht im Einklang mit ihren ursprünglichen Lehren. Der Gründer des Buddhismus war eine wunderbare Seele. Er verkündigte die Einheit Gottes, aber später verschwanden die ursprünglichen Prinzipien seiner Lehren gänzlich, und törichte Gewohnheiten und Zeremonien kamen auf und wuchsen so sehr, daß man schließlich Bilder und Statuen anbetete.
Denket nun über folgendes nach: Christus wies häufig darauf hin, daß die zehn Gebote im Pentateuch befolgt werden müssen, und Er bestand darauf, daß sie aufrecht erhalten werden sollten. Unter diesen Geboten befindet sich eines, in dem gesagt ist: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen... Bete sie nicht an und diene ihnen nicht.“ Gegenwärtig sind aber in manchen christlichen Kirchen viele Bilder und Gleichnisse zu sehen. Daher ist es einleuchtend und klar, daß die Religion Gottes ihre ursprünglichen Prinzipien unter den Menschen nicht beibehalten hat, sondern daß diese allmählich verändert und abgeändert wurden, bis sie ganz und gar zerstört und vernichtet waren. Aus diesem Grunde wurde die Manifestation erneuert und eine neue Religion eingesetzt. Wenn aber die Religionen nicht verfälscht und abgeändert würden, dann wäre keine Erneuerung erforderlich.
Im Anfang stand der Baum in seiner vollkommenen Schönheit und voller Blüten und
Früchte da, aber zuletzt wurde er alt und fruchtlos, er verwitterte allmählich und
verfiel. Dies ist der Grund, warum der wahre Gärtner wieder einen unvergleichlichen
jungen Baum von derselben Art pflanzt, der wächst, sich von Tag zu Tag entwickelt und
einen immer größeren Schatten in dem göttlichen Garten verbreitet und herrliche Früchte
trägt. So ist es auch mit den Religionen; im Verlauf der Zeit verändert sich ihre
ursprüngliche Grundlage, die Wahrheit der Religion Gottes verschwindet gänzlich und
ihr Geist ist nicht mehr zu finden. Ketzerei tritt zutage und die Religion wird wie ein
Körper ohne Seele. Darum wird sie erneuert.
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Die Anhänger Buddhas und des Konfuzius beten heute Bilder und Statuen an. Sie achten durchaus nicht mehr auf die Einheit Gottes und glauben wie die alten Griechen an eingebildete Götter. Aber im Anfang war es nicht so, da lauteten ihre Prinzipien und Verordnungen ganz anders.
Beachtet ferner, wie sehr die Prinzipien der Religion Christi vergessen wurden und wie viele Ketzereien um sich griffen. Christus verbot seinen Anhängern z. B. Rache zu nehmen und Körperverletzung zu verüben. Er gebot vielmehr, denen, die Unrecht und Böses tun, Wohltaten und Barmherzigkeit zu erweisen. Bedenket nun, wieviele blutige Kriege schon unter den christlichen Nationen ausgefochten wurden und wieviele Unterdrückungen und Greueltaten verübt wurden und wie überall Raubgier und Blutdurst zu finden waren. Viele dieser Kriege wurden auf Befehl der Päpste geführt. Es geht aber klar daraus hervor, daß die Religionen im Laufe der Zeit gänzlich verfälscht und abgeändert werden. Aus diesem Grunde werden sie erneuert.
44. Kapitel.
Erklärung des Tadels, den Gott den Propheten erteilte.
Frage: In den heiligen Büchern ist mancher Vorwurf und Tadel zu finden, der an die Propheten gerichtet ist. Wer ist damit angesprochen und wem gilt solcher Tadel?
Antwort: Alle göttlichen Reden enthalten Verweise, die zwar scheinbar an die Propheten gerichtet sind, sich aber in Wirklichkeit durch eine Weisheit, die absolute Barmherzigkeit ist, an das Volk wenden, damit dieses nicht entmutigt und verzagt werde. Scheinbar sind sie an die Propheten gerichtet, aber in Wirklichkeit gelten sie dem Volk.
Außerdem repräsentiert der mächtige und unabhängige König sein Land. Was er sagt ist das Wort aller, und jedes von ihm getroffene Abkommen ist das Abkommen aller; denn die Wünsche aller seiner Untertanen sind in seinen Wünschen eingeschlossen. So ist auch jeder Prophet der Ausdruck des ganzen Volkes, und das, was Gott zu ihm spricht und ihm verheißt, gilt dem ganzen Volk. Im allgemeinen würden auch die Worte des Tadels und der Verweise für die Menschen zu hart sein und ihnen das Herz brechen. Deshalb macht die vollkommene Weisheit von dieser Form der Anrede Gebrauch, wie dies auch in der Bibel klar gezeigt ist. Als z. B. die Kinder Israel rebellierten und zu Mose sagten: „Wir vermögen nicht hinaufzuziehen gegen das Volk (die Amalekiter), denn sie sind uns zu stark“, da tadelte Gott Mose und Aron, obgleich Mose vollständig gehorsam war und sich nicht gegen Gott auflehnte. Ein solch großer Mann, welcher der Vermittler der göttlichen Gaben und der Ueberbringer des Gesetzes ist, muß unbedingt den Geboten Gottes gehorchen. Diese heiligen Seelen gleichen den Blättern eines Baumes, die vom Wind und nicht durch ihren eigenen Willen bewegt werden; denn sie werden von den sanften Lüften der Liebe Gottes angezogen und ihr Wille ist Seinem Willen vollständig untergeordnet. Ihr Wort ist das Wort Gottes, ihr Befehl ist der Befehl Gottes, ihr Verbot ist das Verbot Gottes. Sie gleichen der Glaskugel, die ihr Licht von der Lampe empfängt. Obwohl das Licht scheinbar von dieser Glaskugel ausgeht, kommt es in Wirklichkeit doch von der Lampe. So ist es auch mit den Propheten Gottes, den Mittelpunkten der Offenbarung.
Ihre Bewegung und ihre Ruhe kommen von göttlicher Inspiration und entspringen nicht menschlichem Verlangen. Wenn es nicht so wäre, wie könnte dann der Prophet des Vertrauens würdig und wie könnte er der Botschafter Gottes sein, der die Gebote und Verbote Gottes zu übermitteln hat? Alle Mängel, die in den hl. Büchern in Bezug auf die Manifestationen erwähnt sind, beziehen sich auf Fragen obenerwähnter Art.
Preis sei Gott, daß ihr hiehergekommen und mit den Dienern Gottes zusammengetroffen seid! Habt ihr in diesen irgend etwas anderes wahrgenommen als die Düfte des Wohlgefallens Gottes? Sicherlich nicht. Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, daß sie sich Tag und Nacht bemühen und kein anderes Ziel haben als das Wort Gottes hochzuhalten, die Menschheit zu erziehen, die Massen zu bessern, geistigen Fortschritt und universalen Frieden zu fördern, gütig und freundlich zu sein gegen alle Menschen und Nationen. Sie opfern sich selbst für das Wohl der Menschheit, sie sind losgelöst von den Dingen dieser Welt und arbeiten, um die Menschen auf den Weg der Tugenden zu führen.
Laßt uns aber zu unserem Thema zurückkehren. Zum Beispiel, im Alten Testament
lesen wir im Buch Jesaia, Kap. 48, V. 12: „Höre mir zu, Jakob, und du Israel, mein
Berufener: Ich bins, Ich bin der Erste, dazu auch der Letzte.“ Es ist klar, daß damit
nicht Jakob, genannt Israel, gemeint ist,
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sondern das Volk Israel. Ferner heißt es im 43. Kapitel desselben Buches im 1. Vers:
„Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat,
Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset, ich habe dich bei deinem Namen
gerufen, du bist mein.“
Ferner finden wir im 4. Buch Mose, Kap. 20, V. 23 und 24 die Worte: „Und der Herr redete mit Mose und Aron zu Hor am Gebirge, an den Grenzen des Landes der Edomiter und sprach: Laß sich Aron sammeln zu seinem Volk; denn er soll nicht in das Land kommen, das ich den Kindern Israel gegeben habe, darum, daß ihr meinem Munde ungehorsam gewesen seid bei dem Haderwasser.“ Und im 13. Vers lesen wir: „Das ist das Haderwasser, darüber die Kinder Israel mit dem Herrn haderten, und er geheiligt ward an ihnen.“
Bedenket nun, das Volk Israel hatte sich gegen den Herrn aufgelehnt, aber scheinbar galt der Verweis Mose und Aron. Auch im 5. Buch Mose, Kap. 3, V. 26 heißt es: „Aber der Herr war erzürnet auf mich um euretwillen und erhörete mich nicht, sondern sprach. zu mir: Laß genug sein, sage mir davon nicht mehr.“
Die Reden und Verweise beziehen sich in Wirklichkeit auf die Kinder Israel, die dafür, daß sie sich gegen die Befehle Gottes aufgelehnt hatten, eine lange Zeit in der dürren Wüste jenseits des Jordans gefangen gehalten wurden, und zwar bis zur Zeit Josuas — Ehre sei ihm! Diese Worte und Verweise schienen Mose und Aron zu gelten, aber in Wirklichkeit galten sie dem Volk Israel.
Ebenso wird im Qu’ran*) zu Muhammed gesagt: „Wahrlich, wir haben dir einen offenbaren Sieg verliehen, auf daß dir Gott deine früheren und späteren Sünden vergebe.“ Obwohl diese Worte scheinbar an Muhammad gerichtet waren, galten sie doch in Wirklichkeit dem ganzen Volk. Wie schon zuvor erwähnt, gebrauchte die vollkommene Weisheit Gottes diese Form der Anrede, damit die Herzen des Volkes nicht beunruhigt, geängstigt und gequält würden.
*) Sure 48 der Manifestation Gottes.
Wie oft bekennen die Propheten Gottes und Seine universalen Manifestationen in ihren Gebeten ihre Sünden und Fehler! Dies geschieht aber nur, um die andern zu lehren, sie zu ermutigen und sie anzuspornen, demütig und sanftmütig zu sein, und um sie zu veranlassen, ihre Sünden und Fehler zu bekennen, denn diese heiligen Seelen sind rein von jeder Sünde und über jeden Fehler erhaben. Im Evangelium lesen wir, daß ein Mann zu Christus kam und Ihn „guter Meister“ nannte. Christus antwortete: „Warum heißest du mich gut? Niemand ist gut, denn der einige Gott.“ Dies sollte aber - Gott verhüte es — nicht heißen, Christus sei ein Sünder, sondern Seine Absicht war, die Menschen, mit denen Er sprach Ergebenheit, Demut, Sanftmut und Bescheidenheit zu lehren. Diese heiligen Wesen sind Lichter, und das Licht vereinigt sich nicht mit der Finsternis, sie sind Leben, und Leben und Tod sind nicht miteinander verbunden, sie sind Führer und Führung und Irrtum können nicht beisammen sein, sie sind der Gehorsam selbst, und Gehorsam und Auflehnung können nicht nebeneinander bestehen.
Zusammenfassend wiederholen wir, daß die Anreden, die die hl. Bücher in Form von Verweisen enthalten, zwar scheinbar an die Manifestationen Gottes gerichtet, in Wirklichkeit aber für das Volk bestimmt sind. Dies wird euch klar werden, wenn ihr die hl. Bücher sorgsam studiert.
Mein Gruß sei mit Euch!
45. Kapitel.
Erklärung des Verses im Kitabu’l-Aqdas*)
„Niemand kommt dem Dämmerungsort des Befehls an äußerster Sündlosigkeit gleich.“
In dem hl. Vers lesen wir: „Niemand kommt dem Dämmerungsort des Befehls**) an äußerster Sündlosigkeit gleich.“ In der Tat, Er ist der Offenbarer im Reiche der Schöpfung, von dem gesagt ist: „Er tut, was er will.“ Wahrlich, Gott hat sich selbst diese Stufe vorbehalten und hat keinem anderen einen Anteil an diesem unverletzlichen Zustand gelassen.
*) Kitabu’l-Aqdas, d. h. Das heiligste Buch, das Hauptbuch Bahá’u’lláhs, das den größten Teil der Gebote enthält. Es ist die Grundlage der Prinzipien der Bahá’i-Lehre.
**) Die Manifestation Gottes.
Wisset, daß es zwei Arten von Sündlosigkeit gibt, eine ursprüngliche und eine
erworbene. So gibt es auch ein ursprüngliches und ein erworbenes Wissen, und auch mit
andern Namen und Eigenschaften verhält es sich ebenso. Ursprüngliche Sündlosigkeit
ist ausschließliches Eigentum der universalen Manifestation, denn für diese ist sie ein
unbedingtes Erfordernis, und ein unbedingtes Erfordernis kann nicht von seinem
Gegenstand getrennt werden. Die Strahlen sind ein unbedingtes Erfordernis der Sonne,
sie können nicht von ihr getrennt werden.
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Wissen ist ein unbedingtes Erfordernis Gottes, es kann nicht‚von Ihm getrennt
werden. Könnte diese von Ihm getrennt werden, dann würde Er nicht Gott sein.
Könnten die Strahlen von der Sonne getrennt werden, dann würde sie nicht die
Sonne sein. Wenn also die äußerste Sündlosigkeit von der universalen Manifestation
getrennt werden könnte, dann würde sie nicht die universale Manifestation sein und
die unbedingt notwendige Vollkommenheit würde ihr fehlen.
Aber die erworbene Sündlosigkeit ist kein natürliches Erfordernis, im Gegenteil, sie ist von der Gabe der Sündlosigkeit nur ein Strahl, der von der Sonne der Wirklichkeit auf die Herzen der Menschen herableuchtet und den Seelen einen Teil von ihrer eigenen Wesenheit schenkt. Obwohl diese Seelen keine ursprüngliche Sündlosigkeit besitzen, stehen sie doch unter dem Schutz Gottes, d.h., Gott bewahrt sie vor der Sünde. So wurden viele der heiligen Wesen, die keine Dämmerungsorte der äußersten Sündlosigkeit waren, unter dem schützenden Schatten und der Obhut Gottes vor der Sünde bewahrt; denn auch sie waren die Vermittler der Gnade zwischen Gott und den Menschen. Wenn Gott sie nicht vor Irrtum beschützt hätte, dann würde ihr Irrtum verursachen, daß selbst gläubige Seelen in den Irrtum geraten würden, und dadurch würde das Fundament der Religion Gottes zerstört werden. Dies aber würde Gottes nicht würdig sein.
Ursprüngliche Sündlosigkeit ist also eine besondere Eigenschaft der universalen Manifestationen, erworbene Sündlosigkeit dagegen wird jeder heiligen Seele gewährt. Das Allgemeine Haus der Gerechtigkeit *) z. B. wird — wenn es unter den notwendigen Bedingungen zusammengesetzt ist und seine Mitglieder aus allen Völkern gewählt sind — unter dem Schutz und unter der Obhut Gottes sein. Wenn dies Haus der Gerechtigkeit einmütige Entscheidungen trifft oder mit einer Mehrheit über eine Frage, die nicht in dem Buch **) erwähnt ist, entscheidet, so wird eine solche Entscheidung, ein solcher Befehl vor Irrtum behütet werden. Nun haben aber die Mitglieder des Hauses der Gerechtigkeit keine individuelle, ursprüngliche Sündlosigkeit, aber die Körperschaft des Hauses der Gerechtigkeit steht unter dem Schutze Gottes, dies ist verliehene Unfehlbarkeit.
*) Baitu’l Adl, d. h. das Haus der Gerechtigkeit, ist eine von Bahá’u’lláh eingesetzte Einrichtung für die zukünftige Verwaltung der Städte. Das Allgemeine Haus der Gerechtigkeit wird die Gesetze der Nationen festsetzen und das Internationale Haus der Gerechtigkeit hat die Funktion eines Schiedsgerichtshofs.
**) Kitabu’l Aqdas.
Wir hörten also, daß der „Dämmerungsort des Befehls“ die Offenbarung dieser Worte. sei: „Er tut, was Er will." daß dieser Zustand ausschließliches Eigentum dieses hl. Wesens sei, und daß andere keinen Teil an dieser unbedingten Vollkommenheit haben. Da die universalen Manifestationen sicherlich ursprüngliche Sündlosigkeit besitzen, ist alles, was von ihnen ausgeht, identisch mit der Wahrheit und entspricht der Wirklichkeit. Sie stehen nicht unter dem Schatten der früheren Gesetze. Ihr Wort ist das Wort Gottes, ihr Tun ist gerechtes Tun. Kein Gläubiger hat das Recht sie zu kritisieren; jeder hat ihnen unbedingten Gehorsam zu leisten, denn die Manifestationen erheben sich mit vollkommener Weisheit.
Das Wort und das Tun der universalen Manifestation ist also absolute Weisheit und steht im Einklang mit der Wirklichkeit. Wenn jemand das verborgene Geheimnis ihrer Gebote und Handlungen nicht versteht, dann sollte er sich nicht dagegen auflehnen, denn die universale Manifestation tut, was sie will. Wie oft kommt es vor, daß gegen eine Handlung eines weisen, vollkommenen, intelligenten Menschen von Leuten, die die Weisheit einer solchen Handlung, nicht verstehen, Einwendungen gemacht werden; sie sind darüber erstaunt, daß dieser weise Mann etwas derartiges sagen oder tun konnte. Ein solcher Widerstand rührt von ihrer Unwissenheit her, aber die Weisheit des Weisen ist rein und frei von Sünde. So tut auch der sorgfältige Arzt in der Behandlung des Kranken, was er will und der Patient hat kein Recht, Einwendungen dagegen zu machen; was der Arzt sagt und tut ist recht. Alle sollten die Manifestation als die Offenbarung der Worte betrachten: „Er tut, was Er will und befiehlt, was Ihm beliebt.“ Sicherlich wird der Arzt auch einmal eine Medizin entgegen den Gedanken anderer Menschen anwenden, aber denen, welche die medizinische Kunst und Wissenschaft nicht kennen, ist ein Widerspruch nicht erlaubt. Nein, im Namen Gottes, sie alle sollten im Gegenteil gehorsam sein und alles tun, was ihnen der gewissenhafte Arzt sagt. Der geschickte Arzt tut daher, was er will, aber der Patient hat nicht das gleiche Recht. Die Geschicklichkeit des Arztes muß zuerst festgestellt werden, wenn sie aber einmal festgestellt ist, dann heißt es von ihm: „Er tut, was ihm beliebt.“
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So gilt auch bei den Worten und Befehlen eines hervorragenden Heerführers der Satz:
„Er tut, was er will.“ Wenn der Kapitän eines Schiffes in der Navigationskunst geübt
ist, so tut er in allem, was er sagt und tut, was er will. Und weil nun der wirkliche
Erzieher der vollkommene Mensch ist, so gilt auch von ihm in allen seinen Worten und
Geboten: „Er tut, was ihm beliebt.
Kurz, die Bedeutung der Worte: „Er tut, was ihm beliebt,“ ist die: Wenn die Manifestation etwas sagt oder befiehlt oder etwas tut und die Gläubigen verstehen die darin verborgene Weisheit nicht, so sollten sie sich auch nicht mit einem einzigen Gedanken widersetzen, noch zu wissen begehren, warum sie dies sagte oder jenes tat. Die andern Seelen, die unter dem Schatten der universalen Manifestationen stehen, unterwerfen sich den Geboten des Gesetzes Gottes und dürfen auch nicht um Haaresbreit davon abweichen; sie müssen ihre Taten und Handlungen mit dem Gesetz Gottes in Einklang bringen. Wenn sie davon abweichen, dann werden sie dafür verantwortlich gemacht und vor Gott getadelt. Es ist gewiß, daß sie keinen Anteil haben an der Vergünstigung: „Er tut, was er will,“ denn dies Vorrecht steht ausschließlich den universalen Manifestationen zu.
Auch Christus — möge Mein Geist ein Opfer für Ihn sein — war die Offenbarung dieser Worte: „Er tut, was ihm beliebt;" aber die Jünger hatten keinen Anteil an diesem Vorrecht, denn da sie unter dem Schatten Christi standen, konnten sie nicht von Seinem Willen und Gebot abweichen.
Wie die Bahá’i-Botschaft nach Najef kam.
Autobiographie von Jenabi Fazel aus der „Star of the West“. Uebersetzt von Edith Horn.
Das Reisen im Orient ist reich an Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten, die einem im Abendland nicht begegnen. Wir haben keine komfortablen Reisemöglichkeiten. In manchen Ländern im Orient sind noch keine Eisenbahnstrecken gebaut, folglich muß man zu Kamel oder Esel weite Strecken durchqueren, um die Düfte aus dem Rosengarten der Liebe und Verbrüderung in die Ferne zu tragen. Mein Ziel waren Najef und Kerbela, zwei der wichtigsten Punkte der mohammedanischen Welt. Najef liegt unweit Bagdads in Mesopotamien. Es ist wohl eine kleine Stadt, aber deshalb von größter Bedeutung für den Islam, da sie die Hauptgemeinde der Scheichs beherbergt. Najef liegt inmitten einer sandigen Einöde, in der keinerlei Vegetation weit und breit zu finden ist. Von einer Anhöhe aus sieht man in der Ferne einen kleinen Fluß, der einen Arm des Euphrat bildet. In Najef befindet sich das Grab von einem der ersten Imams des Islam, das eine vergoldete Kuppel trägt. Dort befindet sich auch das mohammedanische Seminar, in dem Studenten aus aller Welt studieren. Es leben daher auch die Häupter und Führer der Schiiten-Schule in jenem kleinen aber bedeutenden Mittelpunkt. Im Jahr 1909 wurde ein ausführliches und herrliches Tablet von 'Abdu'l-Bahá nach Persien gesandt, worin Er mir befahl, nach Arabien zu gehen und der mohammedanischen Priesterschaft die Bahá’i-Botschaft zu überbringen. Unverzüglich nach Erhalt dieses Befehls machte ich mich zu der ereignisreichen Reise auf den Weg.
In jeder Stadt, die ich betrat von Teheran bis Najef verkündete ich den Ruf aus dem Königreich. Versammlungen wurden gehalten, und das Volk dazu eingeladen. In Kaschan, wo viele Bahá’is sind, hielt ich mich einige Tage auf, sie drangen in mich, länger zu bleiben, aber als ich ihnen sagte, daß 'Abdu'l-Bahá mir befohlen habe, unverzüglich nach Najef zu reisen, gaben sie sich zufrieden. Ich schrieb einen Brief an die Geistige Arbeitsgemeinschaft in Teheran und legte ihr die Angelegenheit vor. Die Freunde schrieben mir zurück: „Da Du den direkten Befehl von 'Abdu'l-Bahá erhalten hast, diese Mission zu erfüllen, so ist es das Beste, Du machst Dich unverzüglich auf den Weg!“ Das Reisen im Orient geht langsam vor sich, und es dauerte eine geraume Zeit, bis ich meinen Bestimmungsort erreichte, folglich kam die Nachricht vom Zweck meiner Reise nach Najef lange vor meinem Eintreffen daselbst zur Kenntnis der Ulemas. Es war ihnen telegraphiert worden, daß ein Mann unterwegs sei, um ihnen diese wichtige Botschaft zu künden.
Der Abendländer kann die heftige Abwehr des Orientalen gegen diese herrliche Lehre nicht begreifen.
Die Führer der islamischen Religion haben seit dem Kommen des Báb im Jahr 1844 alle
Kraft daran gesetzt, den Baum dieser Lehre zu entwurzeln, so hatten sie denn auch bevor ich
ankam, schon ihre Pläne gefaßt und beschlossen, mich, sobald ich die Stadt betrete, festzunehmen,
in das Gefängnis zu werfen und nach Gutdünken mit mir zu verfahren. Sie bestellten eine Anzahl
Spione, die über meine Reise auf jeder Station
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Bericht zu erstatten hatten. Etwa 100 Meilen vor Najef nahte sich mir ein Unbekannter, der, wie
er sich ausdrückte, den wärmsten Wunsch hegte, mich zu begleiten, und mir auf der Reise behilflich
zu sein, der aber, wie es sich später herausstellte, gleichfalls ein Spion war.
Nach dem Zusammentreffen mit verschiedenen wichtigen Persönlichkeiten und nachdem ich in einigen Städten und in manchen Versammlungen gesprochen hatte, traf ich in Najef ein. Da ich die Absicht hatte, einige Zeit hier zu bleiben und in freundlicher Weise mit den Religionsführern in Fühlung zu treten, ging ich drei Tage umher um eine Wohnung zu suchen und um Lebensmittel zu beschaffen. In diesen Tagen traf ich an der Schule des Scheiks viele meiner ehemaligen Schüler, sie erkannten mich wieder und suchten mich auch auf, und damit wuchs die Zahl meiner Freunde Tag für Tag, und einem jeden sprach ich von der göttlichen Botschaft.
Am dritten Tag verließ ich meine Wohnung und ging in die große Versammlungshalle zu den Gelehrten und ihren Schülern. Kaum hatte ich die Halle betreten, als ich auch schon ihren glühenden Zorn wahrnahm, sie sahen mich an wie reißende Wölfe. Einige sagten mir, daß eine Anzahl Ulemas mich dringend in meiner Wohnung sprechen möchten, es würde deshalb besser für mich sein, umzukehren, denn jene seien auf dem Weg zu mir. Sie sagten, daß sie von meinem Kommen nicht unterrichtet seien, sonst hätten sie mich schon früher aufgesucht, und es wäre meine Pflicht gewesen, sie rechtzeitig von meiner Ankunft zu berichten.
Als ich die Pforte meines Hauses erreichte, fand ich Ulemas vor, deren Zahl ständig wuchs; ich führte sie in mein Empfangszimmer und begann, ihnen von den Prinzipien der hl. Lehre zu sprechen. Ich kannte ihre Pläne nicht, wußte nicht, daß sie mich verfolgen würden, und daß es ihre Absicht war, die Lehre anzugreifen. Es war jene Zeit, in der die Regierungen von Persien und der Türkei nach vielen Kämpfen ihre Freiheit erhalten und konstitutionelle Regierungsformen angenommen hatten, die türkische Regierung hatte nominell diese gewählt. Demzufolge konnten die Ulemas im Namen der Religion mir nichts anhaben. Schiitische und Sunnitische Universitäten veranstalteten Versammlungen und ersannen Pläne, wie sie mich, nicht im Namen der Religion, sondern im politischen Sinn, verfolgen könnten.
Als ich meine Unterhaltung mit diesen Männern beendet hatte, erhob sich einer von ihnen und sagte: „Wir sind gekommen im Namen der Ulemas, um zu untersuchen, was Sie bei sich führen!“ Sie begannen darauf, meine wenigen Habseligkeiten zu durchsuchen. Ich sagte ihnen, daß ich nicht viel besäße, daß sie ruhig alles durchsehen möchten. Ich hätte gar nichts außer Bahá’i-Literatur. Sie nahmen eine Anzahl Bahá’i-Bücher, Schriften von Bahá’u’lláh und andere geistige Literatur die Lehre betreffend, wie auch viele Tablets und Briefe mit, verließen mein Haus und gingen zu ihren Führern.
Da sie der Ansicht waren, daß ich entfliehen könnte, ließen sie eine Anzahl ihrer Leute als Wächter beim Hause zurück. Eine halbe Stunde später kamen viele Menschen auf das Haus zugelaufen unter ihnen der Konsul, als Vertreter der persischen Regierung. Es war ein ungeordneter Volkshaufen und aus ihren Gesichtern sprach Haß und Feindseligkeit, während ihre Lippen unziemliche Worte sprachen. Der persische Vertreter hielt sie aber in Schach; sobald sie Mine machten, mich anzugreifen und mir Schaden zuzufügen, schritt er ein. Schließlich ergriffen sie mich und meine ganze Habe und brachten mich in das Haus des Konsuls. Was von meinem Besitz übrig blieb, wurde geplündert, und ich wurde aus dem Haus des Konsuls ins Gefängnis geführt und mir Fesseln an die Füße gelegt. In meinem engen und dunklen Verließ begann ich den Herrn der Herrlichkeit anzurufen. Als Gefährte befand sich in meiner Zelle ein Bahá’i, also war ich nicht allein. Wir sagten zueinander, daß uns 'Abdu'l-Bahá hierher befohlen habe, um die Ulemas zu lehren, wie wäre es aber jetzt möglich, inmitten all’ dieser Schwierigkeiten, unsere Arbeit zu tun? Wie konnten wir ahnen, daß unsere Gefangennahme die Aufmerksamkeit von Tausenden und Abertausenden auf die Lehre lenken würde. Unsere Gefangensetzung war am Vormittag erfolgt, und wenige Stunden später sahen wir eine große Menge Menschen, die das Gefängnis stürmten. Sie stürzten in unsere Zelle, nahmen mir die Fesseln ab und trugen mich beinah auf ihren Schultern nach der großen Halle der Führer des Islam.
Beim Betreten der Halle sah ich, daß die Elite der theologischen moslemetischen Welt anwesend
war. 'Abdu'l-Bahá hatte die Namen einiger Anwesenden erwähnt und mit diesen saßen alle
maßgebenden Priester in der Halle. Die Tablets und die Bahá’i-Schriften, die sie am Morgen
beschlagnahmt hatten, waren unter sie verteilt, und es schien mir, daß ein jeder einige Blätter davon in
Händen hielt. Ich wurde mit Fragen überschüttet, und ebensoviele Antworten kamen zurück. Es
ist ja allgemein bekannt, daß Bahá’u’lláh 12 Jahre in Bagdad lebte und Najef liegt ganz nahe bei
Bagdad, und die Einwohner dieser Provinz kannten die Größe und Majestät Bahá’u’lláhs, Dessen
Weisheit niemand zu leugnen vermag. Was den mohamedanischen Theologen und Schriftgelehrten
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als Anathema erscheint, ist, daß Bahá’u’lláh die islamitischen Gesetze geändert hat.
Erstens glaubt die mohammedanische Geistlichkeit an die Unreinheit aller Religionen und Nationen, ausgenommen ihre eigene. Bahá’u’lláh wendet sich nun an die ganze Menschheit und sagt: „Wir alle sind die Blätter eines Baumes und die Früchte eines Zweigs“. In meiner Antwort machte ich ihnen klar, daß das Gemeingut der Religion nichts Ungewöhnliches sei, sie könnten dasselbe Prinzip in ihrem eigenen Koran finden, ich führte diesbezügliche Aussprüche auch an. Die Besprechung dauerte vier Stunden. Als die Priester müde waren, schickte man mich in meine Zelle zurück und schloß die Eisen wieder um meine Gelenke und ließ mich allein.
Am nächsten Tag fand eine noch größere Versammlung statt, und als sie sich über die Fragen geeinigt hatten, nahm man mir wieder die Fesseln ab und führte mich vor die hohe Gerichtsbarkeit; so ging es sieben Tage lang fort, und an jedem Tag mehrte sich die wißbegierige Menge und lauschte der Botschaft und den Beweisen über die Richtigkeit des Rufs aus dem Königreich. Viele der Hörenden nahmen die Lehre an, andere verspotteten und verhöhnten sie. In diesen sieben Tagen konnte ich, nur solange die Versammlungen währten, meine Glieder bewegen.
Bei den Mohammedanern sind allerlei seltsame Erzählungen über die Bahá’i im Umlauf. Zum Beispiel wird gesagt, daß die Bahá’i so mächtig seien, daß ihnen im Gefängnis Flügel wüchsen, mit denen sie wegfliegen können, wenn es ihnen beliebt, um sich der frischen, belebenden Luft zu erfreuen. Tatsache ist, daß Bahá’is häufig im Gefängnis durch ihr wunderbares Leben die Wärter bekehrten, und diese ihnen gestatteten, das Gefängnis nach Belieben zu verlassen.
In meinem Fall hörte der Wärter nicht auf den Ruf des Königreichs, sondern verstärkte tagtäglich meine Fesseln aus Furcht, daß ich aus dem Gefängnis fortfliegen könne. Am siebenten Tag sah ich durch einen Mauerspalt einige Menschen, die Holz bearbeiteten. Sie sprachen dabei über mich, aber ich konnte nicht alles verstehen, was sie sagten. Als sie zu uns in die Zelle kamen und uns in den Hof führten, begriff ich, daß sie beschlossen hatten, Holzklötze an meine Hände zu legen und mich aus der Stadt zu verweisen. Sie hatten zwei Blöcke ausgesägt, um meine Hände hindurchzuzwängen und führten mich dann fort. Der Bürgermeister der Stadt hatte einen Feiertag angesagt, so daß jedermann Zeit hatte, zum Gefängnis zu kommen und uns in dieser schmachvollen Lage zu sehen. Doch wir waren glücklich, denn wir hörten von den Lippen des Volks die Worte und Lehren Bahá’u’lláhs, die sie in den letzten Tagen aufgefangen und in den Schriften gelesen hatten. Sie verschickten uns von Najaf nach Bagdad unter Bewachung von türkischen Soldaten. Zwischen diesen beiden Städten liegt Kerbela; als wir dort anlangten, warfen die Wärter uns ins Gefängnis, um selbst ausruhen zu können und sich zu erholen. Im Gefängnis traf ich etliche angesehene Araber als Gefangene an, und da sie gütig zu mir waren, sprach ich zu ihnen von der Lehre. Unverzüglich waren sie überzeugt von der Richtigkeit derselben und waren so ergriffen von meinen Erlebnissen, die mir in den letzten Tagen begegnet waren, daß sie darüber weinten. Im Gefängnis schrieb ich einen Brief an den Gouverneur von Kerbela und bat ihn flehentlich um eine Audienz. Dieser Mann war sehr liberaler Gesinnung, und als ich Gelegenheit fand, mit ihm über die Lehre zu reden, verspürte er den Geist, der in ihr liegt und war wie verwandelt. Er sagte mir, daß es ihm nicht möglich sei, in Kerbela etwas für mich zu tun, daß er aber sich darum ernstlich bemühen werde, in Bagdad meine Freiheit zu erwirken. Er erzählte mir, daß die mohammedanische Geistlichkeit, da sie ihn auf religiösem Gebiet nicht verfolgen könne, ihn politischer Pläne beschuldige unter der Anklage, daß er den vormaligen despotischen Herrscher der Türkei — Abul Hamid — unterstütze.
Wir brauchten vier Tage, um die Entfernung von Kerbela nach Bagdad zurückzulegen, ich ritt die ganze Reise über auf einem Esel mit in die Blöcke gespannten Händen. Es war Hochsommer und die Hitze beinahe unerträglich. Wenn der Esel ermüdete, und mich nicht weitertragen wollte; so warf er mich ab. Mit gefesselten Händen konnte ich mir nicht helfen, und wenn ich abgeworfen wurde, traten die mürschen Treiber an mich heran, stießen mich und sagten: „O Du ungeschickter Mann, warum stehst Du nicht auf und besteigst Deinen Esel.“ Es geschah vielleicht 17 mal, daß ich abgeworfen und wieder auf des Esels Rücken gesetzt wurde.
Die Macht und die Hilfe Bahá’u’lláhs war so groß, daß in jeder Stadt, in der wir rasteten, mir
die Kraft verliehen wurde, Menschen mit der hl. Lehre bekannt zu machen. Drei Tage lang war
ich in Bagdad, und in jenem Gefängnis war es mir vergönnt, zu vielen Seelen zu reden. Späterhin
planten die Feinde, mich nach Persien zu schicken, wo viele räuberische Stämme bereit
waren, mich zu überfallen und zu töten. Die Ulemas hatten sich bereits mit den Häuptlingen in
Verbindung gesetzt, da es ihnen im Namen des Gesetzes nicht möglich sei, mich zu töten, so
möchten sie mich schon an der griechischen Grenze überfallen und töten. Sie hatten aber mit dem
Schutz des Bündnisses nicht gerechnet. Der Konsul, der den Auftrag hatte, mich an die
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persische Grenze zu bringen, trug schon die Liebe zur hl. Sache im Herzen und der türkische
Gouverneur ließ meine Hände beim Aufbruch aus der Stadt nicht fesseln. Niemand konnte sich
Rechenschaft geben, warum dies vergessen worden sei, denn es ist dies bei allen Gefangenen
wichtiger Brauch. An der persischen Grenze übergab man mich den persischen Autoritäten, die, anstatt
mich in die Hände einer der vielen wilden Stämme auszuliefern, mit Liebe und Güte behandelten,
daß ich wirklich erstaunt darüber war. Bei der Fortsetzung der Reise trafen wir viele gesetzlose
Stämme und fanatische Menschen, die am Wege bereit standen, um mich zu töten, es war
ihnen aber nicht möglich einen Ueberfall zu machen, weil diese Männer mit uns waren. Plötzlich
stießen wir auf einen großen Trupp bewaffneter Kurden, sie traten an den Fuhrmann heran
und frugen: „Kennt ihr die beiden Bahá’i, die in Kerbela und Najef gefangen wurden und nach
Persien zurückgebracht werden sollen?“ Der Fuhrmann, der mir und meinem Gefährten ergeben
war, antwortete: "Nein, ich habe nichts von ihnen gehört, warum fragt ihr nach ihnen?“ „Wir
wollen sie gefangen nehmen und sie auf den Befehl der Behörde beiseite schaffen!“ war die
Antwort der Kurden.
Man war soweit gegangen, Steckbriefe von uns zu veröffentlichen, die in der Stadt verbreitet wurden. In all’ diesen Fährlichkeiten aber beschützte uns Gott, bis wir in Teheran anlangten. Die Regierung jener Stadt hatte beschlossen, um die Lehre zu unterdrücken, uns beide Männer für einige Zeit gefangen zu setzen, bis sich die Erregung gelegt hätte.
Ich blieb einen Monat lang in Teheran, ohne mit jemand zu verkehren und reiste später in das hl. Land, um 'Abdu'l-Bahá aufzusuchen. Als ich vor dem Meister stand, erzählte Er mir zu meinem größten Erstaunen von all’ den Einzelheiten dieser Reise, als ob Er dabei gewesen wäre und Zeuge jeder einzelnen Begebenheit gewesen sei. 'Abdu'l-Bahá sprach über die Pläne, die Strategie und die Absichten jener Ulemas und beschrieb die Ereignisse, die eintraten. Er sagte: „Als ich dich in jenes Zentrum des Islam schickte, war es meine Absicht, daß die Botschaft verbreitet und die Literatur über die Lehre ausgestreut würde, der Zweck ist erfüllt, und eine große Anzahl Männer und Frauen sind von der hl. Lehre jetzt dort unterrichtet!“
Späterhin kam eine Anzahl jener Ulemas, die Bahá’i geworden waren, zu 'Abdu'l-Bahá und waren nun selbst mit die Verbreiter der Bahá’i-Prinzipien beschäftigt.
Jene Menschen glaubten, das Licht Gottes auslöschen zu können, aber Gott sandte durch Seine eigene unsichtbare Kraft, die Strahlen der Sonne der Wirklichkeit über die Erde.
Dies sind meine Erlebnisse auf einer meiner Reisen.
Inhaltsübersicht über das Jahr 1927/28
Bahá’u’lláh Seite
Tablet an d. Kronprinz Friedrich v. Deutschland . . . . . 48
„O du, der du nach dem Horizont der Heiligen Sache schaust . . . . . 82
Wahrlich, Er ist aus dem unsichtbaren Himmel herabgekommen . . . . . 97
Die größte Unfehlbarkeit . . . . . 114
„Höre auf Meinen Ruf!“ . . . . . 161
'Abdu'l-Bahá
Gebete . . . . . . 1 17
Worte . . . . . 33 . 49 . 65 . 113 . 129 . 145 . 177
Aus „Göttlicher Philosophie“ übersetzt von W. Herrigel
Die göttlichen Manifestationen . . . . . 2
Der Tag der Erklärung des Bab . . . . . 5
Beantwortete Fragen: gesammelt von Laura Clifford Barney, übersetzt von W. Herrigel.
Einleitung . . . . . . 20
I. Teil:
Der Einfluß der Propheten auf die Entwicklung der Menschheit
1. Kap.: Die Natur wird regiert von einem universalen Gesetz . . . . . 21
2. „ Beweise und Zeugnisse vom Dasein Gottes . . . . . 22
3. „ Die Notwendigkeit eines Erziehers . . . . . 22
4. Kap.: Abraham . . . . . 25
5. „ Mose . . . . . 25
7. „ Mohammed . . . . . 27 . 36
8. „ Der Báb . . . . . 37
9. „ Bahá’u’lláh . . . . . 37
10. „ Überlieferte Beweise, erläutert durch Beispiele aus dem Buch Daniel . . . . . 57
11. „ Erklärung des 11.Kapitels der Offenbarung Johannes . . . . . 61 . 66
12. „ Kommentar über das 11. Kapitel Jesaja . . . . . 70
13. „ Kommentar über das 12. Kapitel der Offenbarung Johannes . . . . . 84
14. „ Geistige Beweise . . . . . . 86
15. „ Der wahre Reichtum . . . . . . 98
II. Teil:
Einige christliche Themen
16. „ Kap.: Es bedarf äußerer Formen und Symbole, um geistige Begriffe zu übermitteln . . . . . 99
17. „ Die Geburt Christi . . . . . 101
18. „ Die Größe Christi liegt in Seiner Vollkommenheit . . . . . 102
19. „ Die Taufe Christi . . . . . 102
20. Kap.: Die Notwendigkeit der Taufe . . . . . 103
2l. „ Das Symbol von Brot und Wein . . . . . 117
22. „ Wunder . . . . . 118
23. „ Die Auferstehung Christi . . . . . 119
24. „ Die Ausgießung des Heilg. Geistes über die Jünger. . . . . 120
25. „ Der Heilige Geist . . . . . 120
26. „ Das zweite Kommen Christi und der Tag des Gerichts . . . . . 121
27. „ Die Dreieinigkeit . . . . . 122
28. „ Erklärung des 5. Verses im 17. Kap. des Evangelium Johannis . . . . . 123
29. „ Erklärung des 22. Verses im 15. Kap. der ersten Epistel Pauli an die Korinther . . . . . 130
30. „ Adam und Eva . . . . . 131
31. „ Erklärung der Worte Christi über das Sündigen wider den Hl. Geist . . . . . 132
32. „ Erklärung der Worte: Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt . . . . . 146
33. „ Die Wiederkunft, von der die Propheten sprachen . . . . . 148
34. „ Petris Glaubensbekenntnis . . . . . 149
35. „ Prädestination . . . . . 150
III. Teil
Macht und Stellung der Manifestationen Gottes
36. Kap.: Die fünf Stufen des Geistes . . . . . 151
37. „ Die Gottheit kann nur durch den göttlichen Manifestierten begriffen werden . . . . . 162
38. „ Die drei Stufen der göttlichen Manifestation . . . . . 165
39. „ Der menschliche Zustand und der geistige Zustand der göttlichen Manifestation . . . 166
40. „ Das Wissen der göttlichen Manifestationen . . . . . 167
41. „ Die universalen Zyklen . . . . . 182
42. „ Die Macht und der Einfluß der göttlichen Manifestationen . . . . . 183
43. „ Die zwei Klassen der Propheten . . . . . 184
44. „ Erklärung des Tadels, den Gott den Propheten erteilte. . . . . . . 185
45. „ Erklärung des Verses: Niemand kommt dem Dämmerungsort des Befehls an äußerster Sündlosigkeit gleich . . 186
Entwicklung . . . . . 82
Worte 'Abdu'l-Bahá’s an Mrs. Watson . . . . . 92
Die Notwendigkeit eines vollkommenen Meisters, übers. von A. Schwarz. . . . . 78
Shoghi Effendi
Brief . . . . . 18 . 34
Aufsätze
Gottesverehrer und Menschenfreunde der französischen Revolution von Otto Maria Sänger-Karlsruhe . . 14
Die neue Erde von A. Diebold . . . . . 15 . 28
Frühling von Dr. A. Mühlschlegel . . . . . . 31
Das Christentum ; in der Baha’i-Botschaft von Lady Blomfield — Karl Klitzling . . . . . 41
Gedanken von Marie Luise Fack . . . . . 72
Das Wesen der Bahá’i Bewegung von Rektor Heinrich Jäger . . . . . 105
Rückblick und Ausblick von A. Diebold . . . . . 108
Das kommende Zeitalter der Gesundung von Ahmad Sohrab, in deutsch von H. Küstner . . . . . 109
Die Kirchenkonferenz in Lausanne von A. Diebold . . . . . 124
Wissenschaftliche Beweise des Lebens nach dem Tode von Martha Root, deutsch von W. Echtner-Prag . . . . 134
Lernt Esperanto von Gertner-Wandsbeck . . . . . 137
Die Baha’i Bewegung in Deutschland von Dr. H. Grossmann 1926/27 . . . . . 138
’Abdu’l-Bahá Abhás von Simon Ernst . . . . . 1532
Glauben und Werke von H. Küstner . . . . . 168
Erziehung zum Frieden von Martha Root . . . . . 174
Erzählungen
Die zwei strahlenden Leuchten von Jenabi Fazl deutsch von W. Herrigel . . . . . 8
Das Wunder, die Geschichte meiner Pilgerfahrt von Mrs. Watson — deutsch von Fanny Neuburger . . . . 74 . 88
Begebenheiten aus meinem Leben von Monee' reh Khanum, deutsch v. Karl Klitzing . . . 110 . 125 . 140 . 154
Wie die Bahá’i-Botschaft nach Najef kam von Jenabi Fazl, deutsch von Edith Horn . . . . . 188
Berichte
Morgenfeier am Östersonntag beim 5. Bahá’i-Kongreß 1927 . . . . . 45
5. Baha’i-Kongreß Ostern 1927 . . . . . . . 50
Arbeitsgemeinschaftsberichte . . . . . . . 53
Nachtrag zum Bahá’i-Kongreß . . . . . . . 71
Bahá’i-Arbeit beim XIX. Universalen Esperanto-Kongreß . . . . . 175
Gedichte
Osterlied von Dr. A. Mühlschlegel . . . . . 46
Weihnachtsahnen von Paul Häcker . . . . . 152
Reproduktionen
Die Ruinen der Festung Nur . . . . . 3
Marktleben in Akka . . . . . 19
Eukalyptus-Baum und Sakiá im Garten Ridwan . . . . . 35
Bahá’i-Kongreß-Bild Ostern 1927 . . . . . 51
Eingang zum Garten Firdawsi . . . . . . . 67
Ein von Bahá’u’lláh bewohntes Haus in Akka . . . . . 83
Ein von Bahá’u’lláh bewohntes Haus in Bagdad . . . . . . 99
'Abdu'l-Bahá Abbás . . . . . 115
Moneereh Khanum, die Gattin 'Abdu'l-Bahás . . . . . 141
Mrs. Watson zur Erzählung „Das Wunder“. . . . . . 147
Ansicht von Haifa . . . . . 147
Karawanserei in Syrien . . . . . 163
Das „große | Gefängnis“ in Akka . . . . . 163
'Abdu'l-Bahá Abbás, der Diener Gottes . . . . . 179
Den Nummern 1, 2, 3, 4, 5, 6,7 und 10 liegen Bahá’i-Nachrichten bei.
Druck von W. Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahá’ilehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Bahá’u’lláhs. Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Bahá’u’lláhs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Bahá’u’lláh vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi ('Abdu'l-Bahá) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Bahá’u’lláh den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Bahá’u’lláh sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. Das einzige Dogma der Lehre ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Bahá’u’lláh).
Die Hauptschriften Bahá’u’lláhs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt.
Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Bahá’u’lláh eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Bahá’u’lláh.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von 'Abdu'l-Bahá erstrebt wird. (Vgl. Nouveau, Larousse, illustré supplement, p. 66.)
Verlag des Deutschen Bahá’i-Bundes Stuttgart
Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35
In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.20
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.20
5. Die Universale Weltreligion, Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Bahá’u’lláh. Dtsch. v. A. Schwarz u. W. Herrigel . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 3.--
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrechte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.20
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . . . 3.--
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.50
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel, in Halbleinen geb. . . . . 4.50
In Ganzleinen gebunden . . . . 5.--
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 4.--
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . . . . —.20
18. Die Bahai-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase, deutsch von W. Herrigel, kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden M. 4.60
19. Bah’u’lláh und das neue Zeitalter, ein Lehrbuch von Dr. J. E. Esslemont, deutsch von W. Herrigel und H. Küstner. In Ganzleinen gebunden . . . . . 4.50
20. Sonne der Wahrheit, Jahrgang 3 - 6 in Halbleinen gebunden . . . . . 6.50
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