SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft I | MÄRZ 1925 | |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
Die Hauptpunkte der Bahailehre [Bearbeiten]
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.
SONNE DER WAHRHEIT Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark. |
Heft 1 | Stuttgart, im März 1925 | 5. Jahrgang |
Inhalt: Brief von Shoghi Effendi. — Makelut-Allah. — Bericht an die Freunde im Osten und Westen. - Report to the Friends in the East and West. — Einiges über die Bahailehre von Hede Dannheisser. - La amo al Dio. — Bericht aus Haifa vom Februar 1925. — Frühlingsanfang—Bahai-Neujahr. — Mitteilung.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Es steht eine Macht hinter dieser Sache — eine geheimnisvolle Macht, weit, weit entfernt
vom Gesichtskreis der Menschen und Engel. Diese unsichtbare Macht ist die Ursache aller
äußeren Wirkungen. Sie bewegt die Herzen und versetzt Berge, sie waltet über den verwickelten Angelegenheiten der heiligen Sache. Sie inspiriert die Freunde. Sie macht alle Mächte des Widerspruchs zunichte und schafft neue geistige Welten. Dies ist das Geheimnis des Königreichs Abhás.
’Abdu’l-Bahá.
Gebet von ’Abdu’l-Bahá.
Festige unsere Schritte, o Gott, auf Deinem Weg und stärke unsere Herzen Dir zu gehorchen. Wende unser Angesicht nach der Schönheit Deiner Einheit und erfreue unsere Brust mit den Zeichen Deiner göttlichen Einheit. Schmücke unsere Körper mit dem Gewand Deiner Schönheit und nimm die Schleier der Sündhaftigkeit von unseren Augen. Reiche uns den Kelch Deiner Gnade, damit das Wesen alles Lebendigen Dein Lob verkündige von dem Erscheinen Deiner Größe. Offenbare Du Dich ihnen o Gott durch Deine gnädigen Äußerungen und dem Geheimnis Deines göttlichen Seins, damit die heilige Begeisterung des Gebets unsere Seele erfülle — eines Gebets, das Worte und Buchstaben übersteigt und über dem Stammeln der Silben und Laute steht, damit alle Dinge in ein Nichts vergehen vor der Offenbarung Deiner Herrlichkeit. O Herr! Dies sind Diener, die treu und standhaft in Deinem Bund und Testament sind; die festhielten an dem Seil der Beständigkeit in Deiner Sache und sich an den Saum Deines Gewandes der Herrlichkeit klammern. Stehe ihnen bei, o Herr, mit Deiner Gnade, bestätige sie mit Deiner Macht und stähle ihre Lenden im Gehorsam gegen Dich.
Du bist der Vergebende, der Barmherzige.
Brief von Shoghi Effendi.
An meine sehr geliebten Bahai-Brüder u. -Schwestern in Deutschland.
Zu Händen des deutschen geistigen Nationalrats.
Treuergebene und befähigte Kinder unseres geliebten 'Abdu'l-Bahá.
Zu meiner größten Freude habe ich von dem geistigen Nationalrat durch den liebwerten Herrn Konsul Schwarz den Bericht Eurer Tätigkeit erhalten, der so lebendig den unauslöschlichen Geist der Liebe und Aufopferung wiedergibt, der Euch zum Dienst für die Sache des geliebten Herrn anspornt. Eure unaufhörliche Arbeit ist des höchsten Lobes wert; der Erfolg, den Ihr bis dahin erreicht habt, ist wohl verdient. Die erquickende Lebendigkeit Eurer Arbeit, die Einheitlichkeit Eurer Absichten und die kürzlich gemeinsam geplanten Vorsätze, die sich in Eurer weitreichenden Gemeinschaft widerspiegeln, sind die charakteristischen Merkmale Eurer Tätigkeit. Sie gemahnen uns fortwährend an des Meisters innige Liebe für Euch und an Seine großen Hoffnungen, die Er in Euch setzte, an Seine oft erwähnte Anerkennung der völligen Ergebenheit, der unbedingten Aufrichtigkeit, der unvergleichlichen Fähigkeit Seiner Geliebten in Deutschland. Durch das bisher von Euch Erreichte und durch das, was Ihr Euch entschlossen habt, künftighin zu vollbringen, habt Ihr Seinen reichen Segen verdient und im wahren Sinn bewiesen, daß Ihr der unübersteigbaren Zuneigung, die Er für Euch hegte, würdig seid.
Die Anzeichen der verheißenen Auferstehung Eures schmerzlich behandelten Vaterlandes, können jetzt leicht wahrgenommen werden. Das materielle Gedeihen nimmt ständig zu, Deutschlands Macht und weltliches Ansehen wird weithin wahrgenommen und vor allem das Dämmern eines geistigen Erwachens, ohnegleichen in Eurer Geschichte, scheint zum mindesten für dasselbe angebrochen zu sein. Des Herrn gewisses und oftmals wiederholtes Versprechen wird sich in Kurzem erfüllen.
Der Nationalrat verdopple daher seine Bemühungen, einen neuen Anlauf zu einer sich immer mehr ausdehnenden Tätigkeit zu nehmen und fasse den ernsten Entschluß, nicht nachzulassen, bis er sein Ziel erreicht hat. Sie mögen mit völliger unterstützender Haltung, sowohl moralisch als auch finanziell aus der großen Schar der Gläubigen in Eurem Land, die Lehrer fern und nah hinaussenden, damit sie sich auch über die Landesgrenzen ausbreiten und mit aller Intelligenz und in wirksamer Weise suchen, einen frischen Antrieb den neu errichteten Zentren zu bringen, die Zahl ihrer Anfänger zu vermehren, ihren Bedürfnissen zu entsprechen und Hand in Hand mit ihren Bestrebungen zu gehen. Laßt den, der darnach verlangt, das Anbrechen des Tages zu beschleunigen, an dem ganz Deutschland zum Erwachen der Erkenntnis dieser einzigen Botschaft der Welterlösung kommen wird, sich aufmachen, um seinen Anteil an der Arbeit beizutragen, der so glorios begann und so erfolgreich fortgeführt wird. Laßt ihn durch sein geschriebenes und gesprochenes Wort, sowohl privat als in der Oeffentlichkeit im Verlauf seiner Reisen und bei allen Gelegenheiten mit allen Arten und bei allen Zuständen der Menschen, mit der Reinheit des Herzens, mit festem Entschluß und mit vollem Verständnis die Sache Gottes lehren.
Wir versichern Euch, liebe Freunde, daß wir Eurer aller jedesmal herzlichst und innigst gedenken, wenn wir die drei heiligen Grabstätten besuchen. Wir wollen für Euch die Hilfe und den Schutz von oben erflehen. Wir wollen Den bitten, der Euch so sehr liebte, Euch immer reicher zu segnen, Euch zu beschützen und Euch vor der Arglist der Gottlosen zu behüten, Euch einander noch näher zu bringen, Euren Glauben zu vertiefen, Euch klar schauen zu lassen, Euer Arbeitsfeld zu erweitern und Euer edles Bemühen zu unterstützen.
Wir alle lieben Euch, wir alle beten für Euch, wir alle erwarten freudige Botschaft aus Eurem Land.
Euer aufrichtiger Bruder
(gez.) Shoghi.
Haifa, Palästina, 2. Febr. 1925.
Abdul-Bahá
Malekut-Allah.
(Persisch-arabisches Wort für Himmelreich.)
„Von Karmels Zinne schau’ weit hinaus,
Wie winzig die Palmen, wie klein jedes Haus,
Weit ab das Getriebe von Kison’s Tal
Und fern auch des Tages Freude wie Qual!
Und sieh’ auch, wie ferne blaut Akka’s Stadt
An Jammer und Lust gleichmäßig satt,
Gedämpft verklingt seiner Gassen Streit,
Seiner weißen Mauern Freude und Leid!
Wer weist Dir den Weg in die obere Stadt,
Die Liebe und Frieden in Ewigkeit hat? -
Du wähnst, auf des Karmels luftiger Zinne
Würdest Du Gottes viel besser inne?
Oh, Tochter, in Akka’s sengender Glut,
Hat Baha’u’lláh segnend geruht!
Er heißt Dich wallen im Pilgergewand
Nach Gottes Gefallen zum bessern Land!“ -
„Denn einst" — so sprach seine Lippe es aus, -
„Wenn heim wir uns fanden ins Vaterhaus,
Dann ist alle Not der Erde vorbei,
Im himmlischen Reich sind wir selig und frei!
Den Frieden der Seele dort nichts mehr stört,
Kein Sehnen — das Herze mehr drückt und beschwert
Und wie jetzt von Karmels heiligen Zinnen
Die Türme von Akka fernab zerrinnen.
So wird einst im Lichte der Ewigkeit
So klein uns erscheinen der Erde Leid!
Dort türmt sich kein Tempel, nicht nah noch fern,
Denn jeder Planet wird zum Zelte des Herrn!
[Seite 4]a EEE
Dort brennt nicht die Sonne, noch scheinet der Mond
Denn Gott ist die Leuchte, die ewig tront,
Und Bronnen des Heils durchrauschen den Grund
Und Gottes Atem trinkt jeglicher Mund.“
„Auf, auf, laßt uns folgen im Pilgergewand
Baha’u’lláh zum bessern Land!
Von der Erde gebürtig, doch droben zu Haus,
Nach Malekut’s Höhen schau’n sehnend wir aus.
(Frei nach ’Abdu’l-Bahás Worten, Juni 1910. Zu einer Dame, die in tiefem seelischen Leid war.) Karmel.
Bericht an die Freunde im Osten und Westen.
Abduw'l-Bahä in Stuttgart. (Schluß)
Unaufhaltsam geht die Zeit dahin, und unbarmherzig rückte die Stunde heran, in der wir mit wehem Herzen und bebenden Lippen Abschied von dem Herrn nehmen sollten. Da sich 'Abdu'l-Bahás Gesundheitszustand wesentlich gebessert hatte, stand Seiner Abreise nichts mehr im Wege. Wir alle wollten es ja nicht wahr haben und glaubten in kindlicher Einfalt, daß ein Wunder geschehen müsse, das uns den Meister hier zurückhalten würde. In der kurzen Zeit Seines hiesigen Aufenthalts waren wir mit unserer ganzen Seele, mit jedem Gedanken Sein eigen geworden, beseelt durch Seine Liebe, beglückt im Bewußtsein Seines hl. Schutzes war uns die ganze Welt versunken, und nun sollten wir wieder in den nüchternen Alltag zurückkehren.
Um noch ein letztes Mal in Sein geheiligtes Antlitz blicken zu dürfen, noch einmal Seinen Segen zu empfangen, fanden sich Seine ergebenen Freunde in aller Frühe im Hotel ein. Er sprach zu ihnen:
„Heute sage ich euch lebewohl, es gibt zwei Arten von Abschied. Es gibt einen Abschied, der schnell vergessen wird; dies ist ein gewöhnlicher Abschied und mit wenigen Ausnahmen wird ein solcher schnell wieder vergessen. Es gibt aber noch eine andere Art von Abschied, der wird nicht vergessen und dies ist der Abschied, den die Nachfolger Baha’u’lláhs von einander nehmen, dieser bleibt in ewigem Gedenken. Obgleich sie durch räumliche Trennung weit von einander entfernt sind, ist ihr Geist doch immer zu einander hingezogen. Die Trennung bedeutet sogar noch einen gewissen Reiz, sodaß sie immer an einander denken müssen. Es besteht auch tatsächlich eine solche Einigkeit im Geist, die ihnen die Empfindung gibt, als ob sie immer beieinander wären. In Persien gibt es viele Bahai, die mich 50 Jahre lang nicht gesehen haben, aber ich bin Tag und Nacht bei ihnen und verkehre mit ihnen. Es ist meine Hoffnung, daß ihr zu aller Zeit beschützt und behütet sein möget. Die Finsternis des Materialismus hat den europäischen Horizont verdüstert. Obgleich die Menschen in materieller Zivilisation sehr weit vorangeschritten sind, ist doch die Sonne der Erleuchtung niedergegangen. Vielleicht könnt ihr das Mittel und die Ursache der geistigen Erleuchtung werden. Vertraut auf das Königreich Abhás. Wenn Seine Hilfe kommt, so wird alles leicht, und jede Schwierigkeit verschwindet. Der Horizont Persiens war noch verfinsterter als der Europas, aber die Bewohner Persiens wurden dennoch erleuchtet. In nicht zu ferner Zeit wird die Sonne der Wirklichkeit alle Menschen erleuchten. Die Gnade Baha’u’lláhs wird einen Tropfen in ein Meer verwandeln. Die Alten erhalten neues Leben. Die Kranken werden gesunden. Die jetzt Unbekannten werden in der Welt berühmt werden. Das kleine Kind wird die Reife erlangen. Die Gnade Baha’u’lláhs wird dies alles möglich machen. Ihr müßt in größter Liebe und Zuneigung miteinander verkehren, und wenn ihr an irgend einem der Freunde einen Fehler entdeckt, dann dürft ihr nicht lieblos gegen ihn sein, übersehet diesen Fehler und Gott wird euch alsdann auch eure Fehler übersehen und vergeben. Kurz: Ich sage euch nun lebewohl. Ich erwarte von euch stets gute Nachrichten und werde glücklich sein, sooft ich solche empfange...
Zu den Schwestern Stäbler sprach der Herr:
‚Obgleich dies ein äußerlicher Abschied ist, in Wirklichkeit hat Meine Begegnung
kein Ende, unsere Begegnung ist ewig, denn wir waren wie gesammelte Tropfen
zusammengebracht, und in Kurzem werden diese Tropfen ein Meer bilden‚ es besteht keine
Trennung zwischen den Tropfen und Wellen einer See. Wir sind die Reben
eines Weinbergs, die Blumen eines Rosengarters, deshalb gibt es zwischen uns
keine Trennung oder Störung. Wir sind unter dem Schutz Baha’u’lláhs. Die
Strahlen der Sonne der Wirklichkeit scheinen auf uns, das Licht einer Sonne
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erleuchtet uns, der Odem eines Rosengartens erfüllt mit seinem Duft unsere
Nasen, wir trinken von einer Quelle, deshalb sind wir immer zusammen. Wir
sind unzertrennbar.
Ich bin nach Stuttgart gekommen, und wenn ich auch nur wenige Tage hier sein konnte, werden die Resultate doch endlos sein.
Zu anderen Freunden sprach Er:
„Ich muß Euch lebewohl sagen, aber ich möchte nur bei euch sein, So schön es ist, sich zu begegnen, so schwer fällt der Abschied. Unser Abschied bedeutet aber kein Sichentfernen, denn die Liebe Baha’u’lláhs hat uns so vereint, daß es keine Trennung mehr gibt. Wenn sich auch ein weiter Weg zwischen uns legt, so wird dieser doch keine Entfernung für unsere Herzen bedeuten. Bei einem Wiedersehen ist der Geist beglückt und nicht der Körper. Unser Herz fühlt den Geist, und dieses geistige Empfinden ist dauernd. Ich überlasse euch dem Schutz und der Hilfe Baha’u’lláhs.“
Und wieder sprach Er:
„Dies ist die letzte Versammlung hier in Stuttgart. Es ist heute der letzte Tag, an dem ich hier bin. Ihr seid nun eingetreten in das Königreich Abhás. Es ist leicht einzutreten, aber sehr schwer, fest und standhaft zu bleiben. Ihr müßt fest und standhaft bleiben und immer Treue und Ausdauer beweisen. Es mögen wohl schwere Prüfungen über euch kommen, und es gibt viele Anfechtungen, aber bleibet fest und getreu der hl. Sache. Wenn der Mensch fest bleibt, wird er über alle Schwierigkeiten siegen. Seid nicht wie ein wankender Strohhalm, sondern seid fest wie Berge, wie Pyramiden. Wenn jemand einen Berg besteigt und er steigt immer höher, kommt er zum Schluß doch am Gipfel des Berges an, wenn der Weg vielleicht auch sehr steinig war. Ist er aber oben, dann hat er auch eine reine Luft, aber in dieser reinen, starken Atmosphäre auszuhalten, ist sehr schwierig. Laßt euch durch Welt-Menschen nicht beeinflussen. Ueberseht die Fehler der andern, vergebet ihnen ihre Fehler, dann wird Gott auch die euren verzeihen. Hat jemand eine Ungeschicklichkeit begangen, so müßt ihr darüber hinwegsehen. Ich bitte für euch alle um Bestätigung. Wenn ich Stuttgart verlasse, steht ihr unter dem Schutze Baha’u’lláhs. Ich bete für euch, daß die Gnade Baha’u’lláhs euch immer und überall umgeben wird, daß ihr Tag für Tag tiefer in die hl. Lehren eindringt, daß ihr Tag für Tag Fortschritte machen werdet. Ich werde euch nie vergessen."
Dann nahm Er von jedem einzelnen Abschied.
Zu anderen Freunden gewandt, sprach Er:
„Ich möchte euch noch viel sagen, aber meine Brust schmerzt mich. Ich hoffe immer gute Kunde von euch zu erhalten. Ihr müßt in großer Eintracht miteinander verkehren, ich habe den Samen hier ausgestreut, ihr müßt ihn jetzt begießen und ihn wie die Gärtner pflegen, bis die Pflanzen wachsen und ihr die Ernte seht. Ich werde euch nimmer vergessen, ihr seid immer in meinem Herzen.“
„Ich liebe euch sehr. Zeit und Raum bedeuten keine Trennung für uns. Wenn ich auch im Osten sein werde, wird mein Herz und meine Seele doch bei euch sein. Ich werde eure geistigen Wahrnehmungen und Empfindungen spüren. Sooft ich gute neue Nachricht von euch empfange, werde ich sehr glücklich sein. Seid versichert, daß ich euch nie vergessen werde. Wir sind alle geeint unter dem Banner Bahá’u’lláhs. Wir sind alle unter dem Schutz des großen Bündnisses Gottes; deshalb hat körperliche Trennung keinerlei Einfluß auf uns. Die wahre Quelle der Wirklichkeit, die Grundlage, ist die Liebe Gottes, die ewig ist. Wir alle sind vereint im Königreich Bahá’u’lláhs, welches die Liebe ist. Das ist ewige Vereinigung. Seid dessen ganz gewiß, daß ich nicht getrennt bin von euch. Ich werde mich immer eurer erinnern. Vertrauet darauf.“
Als der geliebte Herr das Hotel verließ, das in allernächster Nähe des Bahnhofs liegt, folgten ihm alle Freunde, um in Seiner hl. Nähe die kurze Frist bis zum Abgang des Zugs bleiben zu können.
Im Wartesaal richtete Er noch segnende Abschiedsworte an die Freunde, zog die Kinder zu Sich heran, liebkoste sie zum Abschied und beschenkte sie. Ein unsagbarer Schmerz legte sich auf mein Herz, als ich Ihn am Fenster Seines Abteils stehen sah, wie Er in tiefer Rührung segnend Seine Hände hob und uns zunickte, bis Seine Gestalt unseren Augen entschwand.
In fassungslosem Schmerz blieben wir zurück. Es war uns, als ob unser Leben und alle
Hoffnung mit Ihm gegangen sei, und in den ersten Stunden nach Seinem Gehen blieb ein
tiefer Schmerz in unserer Seele, allein Seine Worte erfüllten sich und je weiter die
Strecke war, die
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sich zwischen Ihn und uns legte, desto lebendiger wurde Sein Geist in uns, lebten Seine Worte
auf. In diesen Stunden ist in manch einem Herzen der feste Entschluß gereift, mit ganzer
Kraft und aller Treue sich der hl. Lehre Baha’u’lláhs zu weihen und lieber Prüfungen und Stürme aller Art zu begegnen, als von dem Dienst für den Meister zu lassen und sollte es mit der
Aufgabe der ganzen Persönlichkeit, ja mit dem Leben geschehen.
Beim Abschied im Wagenabteil vor Pforzheim zu Frau Schweizer und Frl. Theurer, die einige Stationen mitreisten:
„Ich liebe euch sehr. Ihr seid unter dem Schutz von Bahá’u’lláh unter dem Schutz Gottes. Ich bitte für euch, daß ihr Beistand und Hilfe bekommen werdet und gestärkt werdet durch das Licht Bahá’u’lláhs. Ich liebe euch besonders. Ich bin sehr von euch angezogen. Ich liebe deine Kinder, speziell deine Kinder sehr. Küsse sie von mir. Ich hoffe immer nur gutes von Stuttgart zu hören. Grüßt alle Freunde in Stuttgart, wenn ihr zurückkommt. Lebt wohl! Alláh’u’Abhá.“
Hier folgt noch eine Botschaft des Geliebten Meisters, die Herr Konsul Schwarz und Frau Schwarz aus Paris vom 3. Juni 1913 den Gläubigen in Stuttgart überbrachten.
Zuerst gab der Meister eine detaillierte Beschreibung von Maria Magdalena, ihrer Treue und Standhaftigkeit in der Sache Christi, und daß sie allein das Werkzeug war, die Bewegung der Apostel zu festigen. Dann sagte Er:
„Darum liebe ich sie sehr!“
Consul Schwarz drückte sein Bedauern aus, schon abreisen zu müssen, und nicht länger in Paris in der hl. Nähe des Herrn verbleiben zu können. Der geliebte Meister sagte:
„Ihr seid bei Mir. Ihr seid in Meinem Herzen. Ihr geht nicht fort, Ihr seid in Meiner Gegenwart!“
Dann nach einer Weile der Stille erhob Er Seine Stimme und richtete folgende Ansprache an Herrn und Frau Consul Schwarz:
„Bestellet wundervolle Bahai-Grüße einem Jeden und Allen Gläubigen Gottes und sagt: „Jesus Christus sagt, daß Leute von allen Teilen der Welt kommen werden, von fernen Gegenden und eintreten werden in das Königreich, aber die Söhne des Königreichs werden hinausgehen. Wie viele Einwohner Persiens sind der Gnade seiner Heiligkeit Baha’u’lláhs beraubt, und Ihr tratet nun aus entfernten Teilen der Erde in das Königreich der gesegneten Vollkommenheit ein. Deshalb müßt ihr Danksagung spenden dem Herrn der Menschheit, daß Ihr im höchsten Grade der Freude und der Glücklichkeit seid und daß Gott durch Seine hohe Gnade Euch erwählt hat und Euch erlaubt hat in das ewige Königreich einzutreten. Der Wert dieser Verleihung ist augenblicklich noch nicht bekannt, er wird in der Zukunft gewürdigt werden. Die geistige Stufe der Apostel, welche in das Königreich Christi eintraten, war in ihren Tagen nicht bekannt.
Als Maria Magdalena die Sache Christi ergriff, gab ihr keiner irgend welche Bedeutung und keiner erwähnte auch nur ihren Namen. In der Oeffentlichkeit wurde ihr nicht die geringste Bedeutung zugeschrieben, aber späterhin wurde sie bekannt und der große Vorzug in das Königreich Christi einzutreten, wurde gewürdigt. — So ähnlich, weil Ihr in das Königreich Baha’u’lláhs heute eingetreten seid, ist eure geistige Stufe nicht verstanden.
Sie wird aber allenthalten vollkommen verstanden werden in der Zukunft. Wenn die Samenkörner ausgestreut werden in das Land, so ist nichts da, die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden anzuziehen, aber wenn diese Körner in volle Garben gebunden sind und wenn viele Ernten eingeholt werden, dann wird diese geistige Stufe offenbar sein. Ich hoffe immer gute Nachrichten von Euch zu erhalten, so glückliche Nachrichten, daß sie Freude den Herzen der Freunde im Orient bringen werden, — damit sie in ihren Versammlungen von Euren guten Diensten sprechen werden. Möget Ihr täglich Gott näher treten, möget Ihr von Tag zu Tag erleuchteter werden! Möge Eure Zahl tatsächlich wachsen! Möge Eure Liebe und Zuneigung täglich größer werden! Die Erreichung dieser erhabenen und letzten Stellung hängt von der Festigkeit in den Geboten Gottes in diesen Tagen ab.
Deshalb ermahne ich euch, standhaft zu sein in dem Befehl Gottes! Ich trage
euch immer in meinem Gedanken. Euere Anziehungskraft, Euere Entzündung und
Aufrichtigkeit in der Sache Gottes werden nie vergessen werden. Euere Angesichter
sind in Meinem Herzen. Ich werde mich Eurer immer erinnern und
immer beten zu der Herrlichkeit Baha’u’lláh für Euren Beistand und Festigung.“
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Zum Schluß führe ich ein Tablet an, das vom 6. Mai 1913 datiert, aus Paris von unserem geliebten Herrn an die Gläubigen Gottes und an die Dienerinnen des Gnadenreichen in Stuttgart und Eßlingen gerichtet war.
Er ist Gott.
O Ihr Söhne und Töchter des Königreichs!
Die Tage in Stuttgart — wie glücklich waren sie! Die Versammlungen — wie erleuchtet waren sie! Der Hauch des heiligen Geistes — wie war er in Schwingung gebracht! Der Ruf des Reiches Abhás — wie erhob er sich zu den höchsten Höhen der erhabenen Heerscharen. Wenn mir die in Stuttgart verbrachten Tage in Erinnerung kommen, dann ist Herz und Seele beglückt.
Gelobt sei der Herr der Heerscharen der in diesem Land den Ruf zum Königreich erhob, die Herzen mit geistigen Gefühlen bewegte, die Seelen beglückte, und die Gemüter mit den göttlichen frohen Botschaften erhob.
Ich hoffe, daß die Bestätigungen Baha’u’lláhs ununterbrochen auf euch herabkommen, daß ihr jeden Augenblick einen neuen Geist empfangt, damit sich das Reich Gottes rasch verbreitet und die Kunde vom Kommen Baha’u’lláhs alle Länder neu belebe. Die in eurer Mitte verbrachten Tage waren durchgeistigt und erleuchtet. Das himmlische Manna kam herab, die ewige Schenkung war enthüllt, die seelischen Regungen waren andauernd. Die Augen erstrahlten und die Ohren lauschten mit der höchsten Wonne dem himmlischen Gesang. Ich flehe zu Gott, Er möge euch diese himmlische Gabe in Ewigkeit verleihen und euch die Ueberzeugung für die Richtigkeit der Lehren Seiner Herrlichkeit Baha’u’lláh so tief in das Herz schreiben, daß eure Seelen durch den Odem des heiligen Geistes neu belebt werden.
Ueber euch sei Bahá El Abhá.
(sig.) 'Abdu'l-Bahá Abbás.
Hiermit schließt der Bericht.
Report to the Friends in the East and West.
'Abdu'l-Bahá in Stuttgart.(Conclusion.)
Time went by relentlessiy and without mercy the hour drew near when we would be compelled to say goodbye to the Master with a sore heart and trembling lips. As the health of 'Abdu'l-Bahá was greatly improved, there was no longer any reason to postpone His departure. None of us wished to believe it and in the simplicity of our hearts, we all hoped some miracle would happen to detain the Master here. During His short sojourn here we had become His with our hearts and souls, inspired by His love blessed in the. knowledge of His protection, the whole world had become absorbed for us, and now we were again to return to every-day common life.
In order to gaze once again into His holy countenance, once again to receive His blessing, His devoted friends went to the hotel early in the morning. He addressed them thus.
„I am saying farewell to you to-day. There are two kinds of farewell. There is a farewell, which is quickly forgotten, that is a common farewell and with a few exceptions, it is quickly forgotten. But there is another kind of farewell, which won’t be forgotten and that is the farewell, which the followers of Baha’u’lláh take from each other; it is remembered for ever. Although in space they are far apart from each other, yet in spirit they always feel drawn together. This separation even has a certain charm namely that they are always thinking of each other. A unity of spirit of this kind actually exists and they feel as though they were..always together. There are many Bahai in Persia, who havc not seen 'Abdu'l-Bahá for 50 years, and yet I am with them day and night and have intercourse with them. I sincerely hope you may be guarded and protected through all times. Materialism has darkened the European horizon. Although humanity is far advanced in material civilisation, yet the sun of enlightenment has gone down.
Perhaps you can become the means and the cause of spiritual enlightenment.
Trust the Kingdom of Abhá. When His help comes, everything will be easy and
every difficulty will disappear. The horizon of Persia was still darker, than
that of Europe, but the inhabitants of Persia nevertheless became enlightened.
In a time not far off, the sun of reality will enlighten all men. The grace
of Baha’u’llah will change a drop into an ocean. Old people will get new life. The
sick will become well again. Those who are now unknown in the world, will
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become celebrated. A small child will gain grace, of Baha’u’lláh will
make all this possible. You must communicate with each other in greatest love
and affection, and should you discover a fault in anyone of the friends, you
must not be unkind towards him, but ignore this fault and God will also over
look and pardon your faults. In short, I now say goodbye to you. I shall always
expect to get good news of you and shall be happy every time if I receive it.
The Master addressed the sisters Stäbler as follows:
Although this is an outward parting, yet my meeting is endless and our meeting is eternal, because we were drops brought together and in a short time these drops will form an ocean, there is separation betwcen the drops and waves We are the trees of one vineyard, the flowers of one garden, therefore there is no separation of disturbance between us, We are under the protection of Baha’u’lláh. The rays of the sun of reality are shining upon us, the light of one sun enlightens us, the breath of one garden of roses fills our nostrils with its perfume, we drink from one source, therefore we are always together. We are inseparable.
I came to Stuttgart and even although I could only remain here a few days, the results will nevertheiess be endless.
To the other friends He said:
„I must say farewell to you, but I should like to be with you always, as beautiful as it is to meet, just as hard it is to part. But our parting means no separation, for the love of Baha’u’lláh has united us to such an extent, that there can be no parting. Although a wide space lies between us, it means no. distance between our hearts. The spirit rejoices at meeting again, not the body. Our heart feels the spirit, and this spiritual perception is lasting. I leave you under the protection and help of Baha'u'lláh.“
This is the last meeting here in Stuttgart. This is the last day, I am here, you have now entered the kingdom of Abha. It is easy enough to center, but very difficult to remain firm and steadfast. Many trials may be in store for you and there are many temptations, but remain firm, he will overcome ali difficulties. Do not be like a reed in the wind, but remain firm like mountains, like pyramids. If anyone begins, climbing a hill and he keeps on mounting higher and higher he finally reaches the top of the hill, even if the road was very stony. When he is up on the summit he breathes pure air, but it is difficult to hold out in the pure strong atmosphere. Do not allow yourselves to be infiuenced by worldly people. When I ieave Stuttgart, you are under the protection of Baha’u'lláh. I pray that the grace of Baha’u’lláh may ever and everywhere remain with you, and that day by day you may enter more deeply into the holy Teaching and that you may, progress day by day. I will never forget you.“
Then He took leave of each one separately. To other friends He said:
„There is much I would still like to say to you, but my chest is painful. I hope to get good news of you always.
You must communicate with one another in unity, I have sown the seed here and you must water and attend to it like a gardener, until the plants grow and you see the fruit. I will never forget you, you are ever in my heart.“ „I love you very much. Time and space mean no separation for us. Even when I am in the East, my heart and soul are still with you. I will feel your spiritual perceptions and sentiments. Whenever I get good news of you, I shall be very happy. Be assured, that I will never forget you. We are all united under the banner of Baha’u’lláh. We are all under the protection of the great Covenant of God, therefore bodily separation has no influence whatever upon us. The true source of reality, the foundation, is the love of God, which is eternal. We are all united in the kingdom of Baha’u'lláh, which is love. That is eternal union. Be assured that I am not separated from you. Trust me, that I will always remember you.
“When the beloved Master left the hotel, which is quite near to the station, all the friends followed Him, in order to be near Him for the short time until the train left.
In the waitingroom He addressed a few more parting words to the friends, drew the children
towards Him, caressed them and gave them gifts. In expressible grief took hold of my heart, when
I saw Him standing at the window of His compartment, holding up His hands in deep emotion,
blessing us and waving to us until His figure disappeared from our sight.
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We remained behind in uncontrollable grief, It seemed as though our life and all hope had departed with Him. But this grief in our souls only remained during the first hours after His departure, His promise was fulfilled, the greater the distance grew between Him and us, the more vivid His spirit became within us, the more His words revived. During these hours the firm determination took root in many a heart to dedicate life to the holy teaching of Baha’wiläh and rather to endure trials and storms of all kinds, than to leave the service of the Master, even should it be at the loss of personality, or even life.
At the parting in the compartment just before reaching Pforzheim, He said to Frau Schweizer and Fräulein Theurer, who travelled a short distance:
„I love you very much; you are under the protection of Baha’u’lláh and under the protection of God. I pray that you get help and assistance and become strengthened by the light of Baha’u’lláh. I am particularly fond of you. I am much attracted to you. I love your children, particularly your children, very much. Kiss them for me, | hope always to get good news from Stuttgart. Great all the triends in Stuttgart, when you return. Goodbye! Alláh’u’Abhá.
Here follows a message from the beloved master from Paris on June 3rd 1913, to the believers in Stuttgart, which was delivered by Herr Consul Schwarz and Frau Schwarz.
The Master first gave a detailed description of Mary Magdalen, of her loyalty and steadfastness in the cause of Christ and that she alone was the means of establishing the work of the apostles! Then He said:
„Therefore I love her so dearly!“
Consul Schwarz expressed his regrets at being obliged to leave and not to be able to remain longer in Paris in the holy Presence of the Master. The beloved Master said:
„You are with me. You are in my heart, You are not going away, you are in my presence.“
Then after a short while of silence He raised His voice and addressed the following words to Herr and Frau Consul Schwarz:
Give beautiful Bahai-greetings to every single believer in God and say: His Holiness Christ said that people from all parts of the world, from distant regions would come to enter the kingdom, but the sons of the kingdom will go out of it. How imany inhabitants of Persia are robbed of the grace of His Holiness Baha’u’lláh and now you have entered the kingdom of the blessed Perfection from distant parts of the earth. Therefore you must give thanks to the Master of humanity, that you are in the highest grade ot joy and happiness and that God in Hıs grace has chosen you and permit ted you to enter the eternal kingdom.
The value of this bestowal is stili unkown in future it will be esteemed. The spiritual grade of the apostles, who entered the kingdom of Christ was not kown in their day. When Mary Magdalen took up the cause of Christ, no one paid her any attention whatever and no one even mentioned her name. In public not the smallest importance was attached to them, but later on it became known and the great privilege of entering the kingdom of Christ was estimated. In like manner your spiritual grade is not comprehended, now that you have entered the kingdom of Baha’u’lláh. But in future it will be entirely understood. When the seed is sown in the ground, there is nothing to attract the attention of passers-by; but these seeds are tied into sheaves and many harvests are brought in then this spiritual grade will become evident. I hope to get good news from you always, such news, as will always fill the hearts of the friends in the East with joy, so that they may speak of your good services in their meetings. May you daily draw nearer to God, may you day by day become more enlightened! May your members daily increase! May your love and affection daily become greater! The attainment of this supreme and last position depends upon the firmness in the commands of God during these days. Therefore I warn you to remain firm to the commandments of God. You are ever in my thoughts, your power of attraction, your earnestness and sincerity in the cause of God, will never be forgotten, your faces are in my heart. I will always remember you and will pray to His holiness Baha’u’lláh for your assistance.
To the believers of God and the maid servants of the Merciful in Stuttgart and Eßlingen upon them be Baha’u’lláh El Abhá.
He is God!
O ye sons and daughters of the kingdom!
The Stuttgart days! How happy they were! The meetings! How illumined
they were! The heavenly Confirmations!
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How manifest they were! The Breathe of the Holy Spirit! How it was set in
motion! The Call of the kingdom of Abhá! How it ascended to the apex of
the Supreme Concourse! Whenever the hours spent in Stuttgart are remembered,
soul and heart are made happy! Blessed is the Lord of Hosts, Who in
that country upraised to the summons of the kingdom; and stirred the hearts with
spiritual perceptions, gladdened the souls and rejoiced the spirits with the divine
glad-tidings. I hope that the Confirmation of Baha’u’lláh may descend upon you
unceasingly that every moment you may receive a new spirit, so that the kingdom
of God may be spread very rapidly and the gospel of the appearance of Baha’u’lláh
may reawaken all regions. The days, that I lived in your midst were
spiritual and illumined. The heavenly food descended, the eternal bestowal was
unveiled the emotions of consciousness were incessant, the eyes were radiant
and the ears were listening with utmost intentness to the celestial song. I beg
God to make this confirmation continual and that the reality of the teachings of
His Holiness Baha’u’Jäh may become incarnated so that the hearts may become
attracted and the souls quickened through the Breath of the holy Spirit.
Upon ye be Bahá El Abhá.
(sig.) Baha’u’lláh Abbas.
Revealed Paris 6h May.
Einiges über die Bahailehre von Hede Dannheisser.
„Wo der Geist ohne Furcht ist, das Haupt man hoch trägt,
Wo Erkenntnis frei ist,
Wo die Welt nicht in Stücke gebrochen wird von engen, häuslichen Mauern,
Wo Worte aus Tiefen der Wahrheit kommen,
Wo unermüdet das Streben den Arm zur Vollkommenheit ausstreckt,
Wo der klare Strom der Vernunft seinen Weg nicht verliert in dem trockenen Sand der Gewohnheit,
Wo der Geist, von dir geleitet, zu immer sich weitendem Denken und Handeln geführt wird -
Zu diesem Himmel der Freiheit, laß, Vater, mein Land du erwachen!“ (Tagore)
Von der großen Zahl der religiösen und ethischen Lehren unserer Zeit, ist wohl die Bahailehre am wenigsten bekannt. Sie macht keinen Lärm und ist in ihren äußeren Formen einfach und kaum merkbar. Aber gerade oder vielmehr trotz dieser Stille und Einfachheit ist diese Lehre dazu angetan, die Quelle von Frieden und Glück, Liebe und Güte zu werden, sowohl für den Einzelnen, als für die ganze Menschheit.
Was verkünden uns die Begründer der Lehre, Baha’u’lláh und 'Abdu'l-Bahá? — Nichts Neues wollen sie uns bringen, nein, denn alles, was wirklich echt und wahr ist, kann nicht neu geschaffen werden, es kann nur in neue Form gegossen, neu gestaltet werden. So verkünden uns die Weisen aus Persien auch nur, was uns unsere Urväter verkündeten, nur die Form, in welcher dies geschieht, ist unserer Zeit und unserer Denkungsweise angemessen. Die Bahailehre ist also nur eine neue Manifestation der alten göttlichen Lehren, welche uns in jedem Zeitalter durch einen der großen Propheten verkündigt worden sind. Denn:
„Zu jeder Stunde, zu allen Zeiten, zu jedem Tage, zu jeder Nacht, Er kommt, kommt, immer kommt er —“ (Tagore)
Gott — und von diesem und seinen Forderungen handelt die Lehre — ist von Anbeginn der Welt, also ewig, dasjenige Wesen, welches am meisten gesucht wird. Er ist nie erkennbar im physischen Sinne, er ist nie bei uns und trotzdem ist er in jeder Minute, zu allen Zeiten zu uns gekommen und kommt immer wieder. Durch die Bahailehre ist Gottes Lehre wieder neu dargestellt, also ist sie eine neue Manifestation Gottes,
Aber nicht nur für unser ethisches Leben ist die Bahailehre ein Wegweiser, sondern auch auf
sozialem, wirtschaftlichem und wissenschaftlichem Gebiet. Also ist sie dazu angetan, sich wirklich im praktischen Leben auszuwirken. Mit übersinnlichen Problemen beschäftigen sich die Bahai nicht
viel. Sie haben genug mit den gegebenen Tatsachen zu tun und dann stehen sie auf dem
Standpunkt: daß wahre Wissenschaft und wahre Religion Hand in Hand gehen müssen, daß man
in der Hauptsache nur glauben soll, was wissenschaftlich beweisbar ist. Die Bahailehre nimmt
also, gleich der Naturwissenschaft, einen entwicklungsgeschichtlichen Standpunkt ein. Die Bahailehre lehrt uns, so zu leben, daß wir ohne Furcht allem Kommenden entgegensehen können.
Aus diesem Grunde ist die Lehre nicht weltfeindlich, sie betrachtet die Erde und das Leben nicht
als „Jammertal“ und Strafe, sie steht, wie man sagt, mit beiden Füßen auf der Erde, sie freut sich
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an deren Schönheit und sucht das Leben zu erhalten und es zu vertiefen und immer zu neuen
Erkenntnissen seiner Wunder zu gelangen.
Die grundlegende Forderung Baha’u’lláhs ist, wie bei allen Religionen, die Liebe zu Gott und damit auch zu den Menschen. Die Liebe ist diejenige Kraft, die alles im Weltall hält und bewegt. Deshalb ist Gottes erste Eigenschaft, daß er liebevoll ist. Wenn wir also mehr von Gott in uns haben wollen, müssen wir uns bestreben, mehr Liebe in uns aufzubringen, alles mit Liebe zu betrachten, alles mit Liebe zu tun, alles was geschieht, mit Liebe hinzunehmen,
’Abdu’l-Bahá sagte einmal:
„All die Propheten sind gesandt, all die Bücher geoffenbart worden, damit das Gesetz der Liebe gefördert werde. Laßt uns mehr und mehr Liebe haben, die alle Gegensätze aufhebt, eine Liebe, die alle Schranken bricht, eine Liebe, groß in Barmherzigkeit, Großherzigkeit, Duldsamkeit und edlem Bemühen, eine Liebe, die über alle Hindernisse triumphiert, eine grenzenlose, unwiderstehliche, umfassende Liebe! Jeder muß ein Zeichen der Liebe sein, ein See der Liebe, eine Sonne der Liebe, ein Stern der Liebe, ein Hafen der Liebe, eine Perle der Liebe, ein Palast der Liebe, ein Berg der Liebe, eine Welt der Liebe, ein Universum der Liebe! Hast Du Liebe? Dann ist deine Macht unwiderstehlich. Stehst Du im Einklang damit? Dann werden all die Sterne dein Lob singen!“
Liebe ist das Weltenprinzip, Liebe ist die aufbauende, lebenfördernde Kraft, Liebe ist die Stärke Gottes, der sich aus Liebe hingibt, aus Liebe opfert und immer wieder aus Liebe erhaltende und aufbauende Kräfte aus sich selbst schafft.
Deshalb ist die erste und letzte Forderung in allen Religionen Liebe! Aber die Liebe muß ein Teil von Gottes Liebe sein, darf nicht eng und egoistisch nur auf das eigene Selbst und seinen kleinen Kreis gerichtet werden. „Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst!“ Wenn wir dies uralte Wort richtig und immerwährend befolgen würden, dann hätten wir das Reich Gottes. — Dann wäre das ganze Leben eine einzige große Glücksymphonie. — Doch dies kurze Wort ist wohl der Schlüssel zum verlorenen Paradies, in das wir nimmer kommen können, denn wir können den Schlüssel dazu nicht gebrauchen, obwohl er uns gegeben ist. Dieses einfache Wort schließt eine solche Selbstverleugnung, eine machtvolle Beherrschung aller egoistischen Triebe, eine solch vollkommene Hingabe an Gott in sich, daß es nur ganz wenige Menschen erfüllen konnten, sie werden heute noch mit Verehrung und Liebe umgeben und als Verkörperung Gottes betrachtet, wie Buddha, Christus u.a.m. Aber auch diese Menschen, welche von ihren Anhängern als Gott verehrt werden, betrachten die Bahai nur als Menschen, allerdings als gottähnliche, mit Gottesgeist erfüllte Menschen. Sie besaßen die Liebe im höchsten Maße, die in allen Lebendigen den Mitbruder sieht, die nicht nach rechts und links schaut, sondern liebt und bereit für jeden ist und sei es auch der Feind des Landes, der Feind seiner Freunde, der Feind seiner Blutsverwandten, ja der eigene Feind. Er liebt mit einer göttlichen Kraft, er verzeiht mit einer Liebe und Stärke, die wir nicht begreifen können, weil sie uns unnatürlich dünkt und die wir im geheimen „Schwäche“ nennen möchten, wenn sie uns nicht doch zur Bewunderung zwingen würde. — So sprach Christus am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Hohnlachen war die Antwort auf diese gewaltige Liebestat und heute wird Christus als Gott verehrt.
Baha’u’lláh ruft uns wiederholt zu:
„Wir sind alle Blätter eines Baumes und Früchte eines Zweiges. — Darum sollen wir untereinander in Liebe verbunden sein. Und der Baum, der uns trägt, ist Gott.
Das Blatt am Baum ist ein Bestandteil von ihm, so sind auch wir ein Produkt des Geistes Gottes.
Aber kein Blatt am Baum gleicht vollkommen dem
anderen, jedes besitzt seine individuelle Eigenart, wodurch es sich von den anderen unterscheidet. So ist es auch bei uns. Wir haben den gleichen Lebensurgrund und den gleichen
Lebensausgang, aber wir sind eigenartig in unserer Individualität. Jeder von uns erlebt rein
äußerlich besehen das Gleiche, Geburt — Leben — Tod. Der Anfang und das Ende des Lebens
sind unabhängig von unserem Willen, wir werden unwissend geboren, ohne unser Zutun. Wir
werden, falls wir nicht das Leben freiwillig und damit sündhaft gegen Gott, aufgeben,
abberufen mitten aus dem Leben heraus. Was in dieser Zeit, also in der Spanne zwischen Geburt und
Tod mit uns geschieht, ist uns schon in der Geburtsstunde mitgegeben und ruht weniger in
der äußeren Gestaltung des Leben, in der Umwelt und den Verhältnissen, als vielmehr in unserer Seele, in unserem Innenleben. Wie wir nun die gegebenen Tatsachen verwerten, ob wir
das Gute und Schöne was in uns ist, pflegen, oder es verdorren lassen, das ist unsere Sache,
wir haben alles Material in uns, wir müssen es nur richtig zu nützen wissen. Wie in der Eichel
ein ganzer Baum ruht, so ruht auch in uns
Menschen ein geistiges Bild der eignen Vervollkommnung, das genau so, wie die Eiche in der
Eichel zur Entfaltung und Verkörperung gelangen kann, oder aber verdorrt, falls es ihm an der
richtigen Nahrung und Pflege fehlt, Die Nahrung
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ist aber in dieser Hinsicht unser Wille zum Guten. Alle Erziehung, alles Beispiel kann
wohl Förderung oder Behinderung bedeuten, aber
sie kann unseren Willen nicht in dem Maße beeinflussen, als dieser unser Tun bestimmen kann.
Also, wie sich unser Leben gestaltet, hängt zum großen Teil von uns selbst ab. Man kann auch
einwenden, es gäbe Dinge, die mit eisernem
Willen nicht zu ändern sind, wie Krankheit, Umwelt usw. Aber gehört nicht auch ein starker
Wille dazu, sich zu fügen, sich mit den Tatsachen in würdiger Weise abzufinden und aus
ihnen das Beste zu machen, was eben zu machen ist? Die Tatsache also, daß jeder Mensch
aus dem selben Urgrund alles Lebens stammt
und in ihn wieder eingeht, sollte uns der Erkenntnis näher führen, daß wir alle Brüder und
Schwestern sind. Doch wir sehen und erkennen
nur die eine Tatsache der individuellen Ungleichheit an und diese verdunkelt und trübt
uns den Blick für die weit wichtigere Erkenntnis, der Gleichheit des Mysteriums der Geburt
und des Todes, das jeder Mensch erleben muß. Deshalb die häufige Ermahnung: „Wir sind alle
Blätter eines Baumes, Tropfen eines Meeres u.s.w.
Kein Mensch hat das Recht sich über andere zu erheben. Wir sind alle gleichberechtigte Glieder in der Lebenskette, keines steht über dem anderen. Es gibt und muß Unterschiede des Geschlechts, der Rassen, Nationen und der gesellschaftlichen Stände geben. Aber keinen Unterschied darf es im Bezug auf das Recht am Leben geben. Jeder hat die Pflicht das Beste aus sich zu machen, seine ganze Kraft zum Wohle der Allgemeinheit einzusetzen, aber jeder hat auch das Recht, auf ein würdiges und gesundes Leben, und auf so viel Freude und Sonne, wie nur möglich. Es geht nicht an, daß ganze Völker Sklavendienst verrichten müssen, nur weil sie eine andere Hautfarbe haben, wie die anderen, die sich das Recht anmaßen, die Herren zu spielen. Es geht nicht an, daß ein Volk wider das andere aufsteht und es niedermetzelt, nur um selbst an Land und Gut zu gewinnen. Es geht nicht an, daß ganze Schichten eines Volkes im Dunkeln hausen, während andere sich an der Sonne breit machen. Es geht nicht an, daß sich das gleiche Volk in Hader und Streit schwächt, nur weil seine Glieder in verschiedener Form den gleichen Gott verehren. Es geht nicht an, daß Politik Unfrieden stiftet, daß die Menschen sich mißtrauen, nur weil der eine republikanisch und der andere reaktionär gesinnt ist, und weil der eine Jude und der andere Christ ist.
Die Tropfen des Meeres vereinigen sich friedlich und die Blätter eines Baumes nehmen sich gegenseitig nicht die Nahrung. Das sind auch keine vernunftbegabten Wesen! Dieser Einwurf hat Berechtigung: Tropfen und Blätter folgen willenlos den Naturgesetzen. Aber besitzen wir unsere Vernunft, unseren Willen und die Erkenntnis der Liebe wirklich nur dazu, um im Unfrieden und ständigen Kampf gegeneinander zu leben? Wenn in der Natur Kampf tobt, so geschieht dies nur aus Uebermaß der Kräfte und bei diesem Kampfe wird, ob wir es merken, oder nicht, immer etwas Besseres geschaffen. Also bedeutet der Kampf der Naturkräfte, trotz scheinbarer Verwüstung die er anrichtet, Vorwärtsentwicklung. In der Tierwelt ist auch Kampf, aber die Arten unter sich halten Frieden und Kampf entsteht nur aus Not. Wir Menschen sind aber so stolz auf unseren Verstand, auf unsere Vernunft, auf unsere Ethik und Religion; warum benützen wir diese Gottesgaben nicht dazu, um friedlich miteinander zu leben? -
Aus dem Gebot der Liebe ergibt sich ein anderes, das Gebot der Toleranz. Toleranz? Ja! Duldsamkeit ist ein sehr wesentlicher Bestandteil der Bahailehre. Liebe und Duldung sind Schwestern, die eng miteinander verbunden sind. Duldsam gegen seine Freunde zu sein, das geht schon mitunter schwer, denn Duldung der anderen Individualität setzt, wenn es sich um denkende Wesen handelt, ein vollkommenes Eindringen in den anderen Menschen voraus, ein Verstehen seiner anderen Denkungsweise. Wenn dies über unsere Kraft geht, so müssen wir zur Duldsamkeit die Liebe zu Hilfe nehmen, die Liebe und das Vertrauen. Es ist schwer, duldsam gegen Menschen zu sein, die man liebt. Um wieviel schwerer ist aber Toleranz gegenüber fremden, uns gar feindlich gesinnten Menschen! Die Intoleranz ist aber der Hauptgrund zu Feindschaft, Mißtrauen, Haß, darum muß sie überwunden werden.
Die Bahailehre fordert ihre Anhänger auf, gegen die Nächsten, wie gegen die Fernsten, gegen Gleichgesinnte, wie gegen die erbittertsten Gegner, gegen Atheisten, wie gegen Priester. Allen Menschen sollen die Bahai das gleiche, duldende Vertrauen
entgegenbringen. Wir sollen niemand wegen seiner Ueberzeugung mißachten, auch wenn diese
Ueberzeugung der unseren genau entgegengesetzt ist. Wir sollen und müssen aber fest und unbeirrt an der unseren festhalten. Duldsamkeit darf nicht zur eignen Gesinnungslosigkeit und Wetterwendigkeit führen. Fest und bestimmt müssen wir das einmal für Richtig erkannte vertreten, aber mit größtmöglichster
Schonung der fremden Ueberzeugung und ohne jedwede Betonung und Herausforderung. Durch
Beispiele, nicht durch Reden und Ueberreden,
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nicht durch kleinliches und trotziges Rechtbehaltenwollen sollen wir unsere Mitmenschen für
unsere Ideale gewinnen.
Toleranz und Liebe bilden also die Grundpfeiler der Bahailehre. Aber ein Gebäude besteht nicht nur aus Grundpfeilern, sondern auch aus Mauern. So lehrt uns Baha’u’lläh noch vieles andere,
Gegenüber anderen Religionen und Glaubensbekenntnissen lehrt uns der weise Perser, daß jede Religion im letztlichen Grunde das Gleiche, nämlich „Verbundenheit mit der Urkraft des Lebens, mit Gott“ ist. Alle Bekenntnisse, von der christlichen, jüdischen, buddhistischen Lehre an bis zur freien Philosophie sind einig in der Tatsache, daß es eine Kraft gibt, die das ganze Weltgebäude zusammenhält und vernünftig regiert. Auch darin sind sie sich einig, abgesehen von wenigen Ausnahmen, daß die Liebe die treibende Macht ist, durch welche das Leben erhalten wird. Der eine Gott, verbindet alle die vielen Religionen und Glaubensbekenntnisse und eint sie in der Liebe zu Ihm, auch wenn sie sich in den äußeren Formen unterscheiden und sich dieses Unterschiedes willen gegenseitig feindlich gegenüberstehen, sich beschimpfen und bekriegen, so sind sie alle gleich in der Idee und vor Gott. Nur haben sie die Kraft der Erkenntnis noch nicht, dies zu erkennen und sich gegenseitig in gemeinschaftlicher Liebe zu Gott die Hände zu reichen und trotz ihrer verschiedenen Formen tolerant zu sein.
Die Bahailehre will die Brücke für alle die verschiedenen Bekenntnisarten bilden. Sie will durch die völlige Glaubensfreiheit, die sie in sich birgt, ihren Anhängern den eignen individuellen Glauben bewahren und durch die liebevolle Toleranz die sie lehrt, jede Disharmonie zur Unmöglichkeit machen.
So sind alle Religionen, Konfessionen und sonstige Glaubenslehren bei den Bahai, vom frömmsten, kirchengläubigsten Christen, pietätvollsten Juden bis zum freiesten Naturwissenschaftler, vom weltfremden Buddhisten bis zum grübelnden Philosophen. Sie alle verbindet die Liebe miteinander, sie alle umschließt das Band gegenseitiger Toleranz und gegenseitigen Vertrauens. Sie alle leben im Sinne Gottes und beachten das Wort Baha’u’lláhs:
„Wir sind alle Blätter eines Baumes und Tropfen eines Meeres -—“ Alle Bahai lieben sich untereinander, haben Vertrauen zueinander und gewähren sich völlige Freiheit. -
Aber nicht nur auf dem Gebiet der religiösen Weltanschauung fordert Baha’u’lláh Liebe und Toleranz, nein, auch auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet ist das erste und letzte Gebiet duldende Achtung gegeneinander. Baha’u’lláh lehrt uns fremde Völker genau so zu lieben und zu achten, wie das eigne Volk, nicht feindlich gesinnt zu sein gegen irgend eine Nation der Erde, ganz gleich, wie diese uns gegenübersteht, sie mit brüderlicher Gesinnung anzusehen, auch wenn sie uns mit gegenteiligen Empfindungen gegenüber steht. Das ist keine Schwäche, das ist nicht Feigheit und nicht falsche Demut, im Gegenteil. Es ist seelische Kraft, denn Liebe ist stärker als Haß. Es ist seelischer Mut, denn wer gegen die Sitte verstößt, aus Ueberzeugung der besseren eignen Einsicht, beweist Mut. Es ist seelische Achtung vor uns selbst und vor den anderen Nationen, denn wir wünschen selbst geliebt und geachtet zu werden und halten uns dessen würdig. Doch die Bahai dünken sich auch nicht besser, wie ihre Mitbrüder und Mitschwestern, also bringen sie diesen diejenigen Gefühle der Freundschaft und der Achtung entgegen, die sie sich gegenseitig selbstverständlich bezeugen, denn sie wollen die Gebote der reinen Menschlichkeit und damit Gottes Gebote erfüllen.
Die Bahai verabscheuen daher den Völkerhaß und dessen schlimmste Sichtbarmachung, die Kriege, aufs heftigste. Sie sind Pacifisten aus tiefster, heiligster Ueberzeugung. Sie wollen den Frieden. Sie wollen einen Bund der Völker, der in friedevoller Zusammenarbeit das Wohl der ganzen Menschheit anstrebt. Mit allen Mitteln muß an der Völkerverständigung gearbeitet werden, dazu bedarf es jedoch auch der technischen Mittel. Baha’u’lláh rät, daß jedes Volk zum Zwecke der Verständigung mit den anderen Völkern, neben seiner nationalen Sprache eine allgemein gebräuchliche und verständliche internationale Welthilfssprache einführen sollte, denn dieses wäre ein gutes Mittel zur internationalen Verständigung. Jedes Volk sollte dem anderen mit Vertrauen und Achtung begegnen, denn Mißtrauen und Mißachtung stiften Zwietracht. Zur friedlichen Beseitigung internationaler Streitigkeiten soll ein internationaler Schiedsgerichtshof errichtet werden, welcher die Streitfragen unparteiisch prüft und dessen Schiedsspruch für alle beteiligten Völker unwiderruflich bindend ist.
Kriege dürfen selbstverständlich nicht geführt werden, denn sie widersprechen den Grundsätzen jeder Religion und jedem, noch so primitiven menschlichen Empfinden. Dem Bahai steht das Recht zu, sich der Teilnahme an kriegerischen Handlungen zu entziehen, obwohl er sonst der Regierung und den Gesetzen seines Landes unbedingt gehorchen muß.
(Fortsetzung folgt.)
[Seite 14]La nn
La amo al Dio.
La manifestacio de Dio ekkoni signifas ami Lin La unua ne estas ebla sen la alia. Akordi$ante kun Baha’u’lläh estas la intenco de la kreajo de homo, ke liekkonu Dion: kaj adoru l.in, Baha’u’lla diris en iu ajn de Siaj tabuletoj: „La kaüzo de la kreajo de &iuj hazardaj kreitajoj estas amo, kiel estas dirita en konata tradicio: „Ni estis kaßita trezoro, kaj Mi amis estu konata! Tial Mi kreis la kreajon por ke Mi estu konata!“
En la „Kaßitaj vortoj“ Li diris: Ho filo de homo! Ni amis vian kreajon tial Mi kreis vin. Amu min, por ke Mi ekkonu vin kaj en la spirito de vivo vin fortigu!“
„Ho filo de ekzisto! Amu min, por ke Mi amas vin. Se vine amas Min, Mia amo neniam povas aftingi vin. Sciu tion, ho servanto |“
„Ho filo de la plej alta ekkono! Mi metis spiriton de Mi en vi por ke vi amu Min. Kial vi forgesis Min kaj serlas ami alian ?“
Esti amato de Dio, Dion podedi kiel la plej fidelan akompananton kaj la plej bonan amikon, kiel senkompareblan amaton, en ties estanteco estas multego da $ojo. Tio estas la sola celo kaj la sola senco de lu vivo por Bahaano. Ami dion signifas, ami &ion, Car Cio estas dia. La vera Bahaano estas perfekta amanto. Li ssincere amas tion per pura koro. Lineniun malamas. Li mal$atas neniun malpli valora, Car li lernis vidi la vizaßon de amato en lies vizaßo kaj trovi Cie siajn postsignojn. Lia amo ne konas ıimon de sekto, nacio, klaso ai raso. Baha’wllah diris: „En pli fruaj epokoj estas dirita: ami la patrolandon, estas kredo; sed la lango de la beleco deklaris en la tago de tiu Äi manifestacio: Gloro ne decas al tiu, kiu amas sian propran landon, sed al tiu, kiu amas siajn samulojn. Kajree: Benata estas tiu, kiu preferas sian fraton al si mem, tiu apartenas al la popolo de Bahaa.
En alia tabuleto estat dirita: „Ciuj devas celadi ami kaj vivi en perfekta konsento kaj nenia diferenco estas videbla inter ili; ili devus partopreni unu kun la aliaj de gajno kaj perdo, de malfelico kaj bonfarto.
Abdul Baha diris nin, ke ni devas esti kiel unu animo en multaj korpoj, Car ju pli ni amas unu la alian des pli ni estos proksime al Dio. Abdul Baha diris al Krista pastro, &iuj profetoj estis senditaj, Ciuj libroj estis malkaßitaj por ke la le&o de la amo estos akcelata. Lasu nin posedi multe da amo,amo, kiu Cesigas Ciujn kontrastojn, amo, kiu venkas &iujn limojn, amo, kiu disrompas, Ciujn barilojn, amo, granda je kompatemo, nobleco, toleranco kaj nobla penado, amo, kiu triumfas pri &iuj, senlima, ne venkebla ampleksa amo. Ciu devas esti signo de amo, lago de amo, suno de amo, stelo de la amo, haveno de la amo, perlo de l’amo, pataco de l’amo, mondo de !’amo, universo de l’amo. Cu vi pavas amon? Tiam via potenco estas nevenkebla! Cu vi akordas kun $i? Tiam iuj steloj kantos vian laüdon!
Taglibrofolioj de Ahmadso hab.
Disigo.
Sindono al Dio sigifas disigon de Cio, kio ne estas dia, t.e. la em al egoismo kaj mondaj deziroj. La vojo al Dio povas direkti tra riceco aü malriceco, sano aü malsano, tra palaco aü malliberejo, tra roz$Sardeno aü torturejo; kiel ajn ankaü estır, laBahaano akceptas sian destinonkun „radia submeto“. Disigo ne signifas malsagan senintereson kontraü la &irkaüajoj, aü neageman rezignon en malbonaj statoj, ankoraü ne malestimon de bonaj ajoj kreitaj de Dio. La Bahaano nek estas malsenta nek apatia, ai asketa Li trovas sur la dia vojo multegon da interesoj, laboron kaj $ojon, sed neniel li devnjigos por sin amuzi kaj sopiri al io, kion Dio al li rifuzas. Se homo farigos Bahaano, tiam la volo de Dio estos sia volo, kaj se li kontraüas la dian planon, tio estus turmento por li. La lumo de la amo lumigas liajn malbelajn tagojn, Sangas suferon je &0jo, e© martirigon je rava ekstazo. La vivo estas levata al supro de la feliego kaj la morto estos $oja forvojaßo. Basa’u’llah diris: „Tiu, kiu portas amon en sia koro, por iu ajn krom por Mi — ankaü se Si estus pli malgranda ol mustardero vere, li ne povas eniri Mian regnon.
„Ho filo de la homaro! Se vi amas Min, deturnu vin de vi mem, se vi serlas Mian volon, ne rigardu vian propran, por ke vi mortu en Mi kaj Mi vivu en vi.
„Ho filo de la tero! Se vi Min deziras
posedi, deziru neniun krom Mi. Se vi
serCas Mian belecon, detrunu vian rigardon
[Seite 15]
de la mondaj homoj, ar Mia volo kaj la
volo de aliaj similas al fajro kaj akvo, ili
ne povas esti en la sama animo kaj koro.
„Ho Mia servanto! liberigu vin de la mondaj katenoj kaj sayu vin el la maliberejo de via memo. Satu la valoron de la nuntempo, Car neniam vi vidos fin, kaj trovas saman okazon javoran.
„Ho filo de la ekzisto! Sercu la martirigon sur Mia vojo, estu kontenta en Mi ka; dankema por Miaj ordonoj, por ke vi estu kun Mi en la loßejoj de la beleco, kiuj ankoraü estas ka$itaj por vi.“
Kaßitaj vorto|.
Obeemo.
Sindono absolute enhavas obeemon ec kontraü ordono kiun la prudento ne tute povas kompreni. Komence povas tion Sajni ne akordebla kun la averto blinde akcepti de aütoritatan, sed fakte ne estas tiel. La maristo nepre obeas la ordonon de la kapitano, ankaü se li ne konas la kialon, sed lia akcepto de la aütoritato ne estas blinda. Li certe scias, ke la Sipestro estas fundamente pruvita kaj ke li kiel maristo povas doni sufiCe da pruvojn de sia kapableco.. Se ne estus tiel, li estus efektive malsaßulo servi al li. Same la Bahaano nelimigata devas obei al la kapitano de sia savo; efektive li estus malsa£ulo, se li ne unue certigas sin, ke tiu Ci kapitano povas doni bonegajn pruvojn de sia fidemo. Troviginte tiajn pruvojn, estus malsafa ne obei, Car nur obeemo al la safa majstro ni povas rikolti la benojn de sia saßeco haj akiri tiun Ci sagecon. Se la kapitano ne estus saßa, kajla Sipana trupo ne obeus al li, kiel povus la Sipo atingi Sian havenon ai la maristo lerni la arton de navigado. Kristo montris klare, ke obeemo estas la vojo por ekkoneco. Li diris: „Mia instruo ne estas mia, sed ties, kiu min sendis. Se iu volas fari ties volon, tiu sciigos, &u tiuj instruoj estas de Dio aü Cu mi parolas de mi mem.“
Simile diris:Baha’u’lläh: Kredo al Dio kaj la ekkono de Li povos nur esti plene akırata per la agoj de Cio, kion Li ordonis kaj estas malka$ata en la libro per la majesta plumo.
Tabuleto Taschalliat.
Bericht aus Haifa vom Februar 1925.
Die vielen interessanten Briefe, welche wir aus allen Himmelsrichtungen bekommen, erinnern uns an die heiligen Worte der Gesegneten Schönheit, daß das Herz der Welt in dem Feuer der Liebe Gottes erglüht, und daß deren Stärke das Leben der Menschen reinigt, daß sie in der Erkenntnis des wahren Zieles, eines edlen Lebens, in dieser physischen Welt, wachsen mögen. Von Indien hören wir, daß viele Leute sich für die Bahai-Sache interessieren. Einer der Rajahs hat eine Gesellschaft gegeben, bei deren Gelegenheit auch von der Bahai-Bewegung gesprochen wurde. Der Rajah sagte, daß Indien solche Grundsätze, wie sie die Bahai-Lehre verkündet, sehr nötig habe.
Die Fünfte All-Indische- und Burma-Bahai-Versammlung hat in Bombay stattgefunden, und sie ist besser ausgefallen, wie alle vorhergehenden. Sie tagte vom 29.—31. Dezember. Viele Gegenstände der Bahai-Lehre wurden besprochen.
Die Freunde von Bonder Abbas und Bushire, zwei Hafenstädte am persischen Golfe sind sehr tätig in der Göttlichen Sache.
Wir werden benachrichtigt, daß die persische Regierung ein Rundschreiben an alle persischen Zollbeamte ergehen ließ, weiches verkündete, daß die Photographie 'Abdu'l-Bahás nicht nach Persien gebracht werden darf. Dies erinnert uns an die Worte Jesus Christus, daß die Kinder des Königreiches die Segnungen entbehren sollen, und daß Leute, von fremden Ländern den Weg zum geraden Pfade finden werden.
Der Bericht von der Nationalen Geistigen Versammlung in Deutschland, voll der guten Nachrichten von der Bahai-Bewegung in diesem Lande, erfüllte das Herz des Hüters der Sache, des Geliebten Shogi Effendi, mit unsäglicher Freude. Wir beten, hauptsächlich bei den Heiligen Schreinen, daß die Göttliche Hilfe fortfahren möge, die deutschen Freunde in ihren Bemühungen zu stärken, die Menschen näher den Lehren unseres geliebten Meisters 'Abdu'l-Bahá zu bringen. Es ist ein bewiesener Grundsatz, daß, wo eine Gruppe sich in Seinem Namen versammelt, und sie harmonisch für dasselbe universale Ziel arbeitet, Sieg und Erfolg das natürliche Ergebnis ist.
Ein Telegramm berichtet, daß wolkenbruchartige Regen in Napriz, eine kleine Stadt in der persischen Provinz Fars, große Zerstörungen angerichtet haben, und daß 500 Häuser der Freunde jener Stadt vernichtet sind; auch 24 Dörfer dieses Distrikts hat das gleiche Loos getroffen.
Die Geistige Gesellschaft von Teheran hat großherzige und sofortige finanzielle Hilfe geleistet. Beim Empfang des Telegramms sandte der Geliebte Shogi Effendi telegraphisch 150 LE. um dringenden Fällen zu helfen. Die Freunde in Haifa wollen auch an ihrem 19 Tag-Feste, das morgen beginnt, Unterschriften für unsere leidenden Brüder und Schwestern sammeln. Mögen wir alle gestärkt werden, als wahre Bahai, die Leiden in der weiten Welt lindern zu helfen,
Die Freunde in Kairo bereiten die Errichtung einer Nationalen Geistigen Versammlung für Egypten vor.
Wir freuen uns, mitteilen zu können, daß die Bahai-Studenten der amerikanischen Universität Beirut eine Jungmänner-Gesellschaft gebildet haben, und daß sie hoffen mit andern Bahai-Zentren, in andern Teilen der Welt, in Verbindung zu kommen.
Ein energischer junger Mann möchte gern eine Auto-Verbindung zwischen Teheran und Haifa einrichten, um Pilger geradenwegs von dort hierher zu bringen. Das wird das Reisen zwischen Persien und dem Heiligen Lande sehr erleichtern.
Frühlingsanfang — Bahai-Neujahr.
Baha’u’lláh, der mit Seiner weltweisen Lehre die ganze Menschheit zusammenschließt, bestimmte für Seinen Zyklus den Frühlingsanfang (21. März) als den Beginn eines neuen Jahres. Bis dahin ist keine Einheit weder in der Zeitrechnung noch im Jahresanfang zwischen dem Morgen- und Abendland zu finden.
Die Christen, Mohammedaner, Juden u.s.f. rechnen nach der Zeit der Gründung ihrer Religion. Da nun aber der „Vater” aller Völker und Rassen erschien und Seine heiligen Gesetze der Welt kund gab, ist mit Ihm auch hierin künftighin eine Einheit geschaffen.
Der Beginn des Bahai-Zeitalters ist mit einem neuen Frühlingsanfang zu vergleichen. Haß und Egoismus sind wie Kälte und Erstarrung, sie regierten die Welt, ein Frost war auf das Höchste gefallen, was den Menschen heilig sein soll, bis die Liebessonne für die neue Zeit aufging und im Reich Baha’u’lláhs die Eisrinde zu schmelzen begann. Die Herzen beginnen zu blühen, eine umfassende Menschenliebe bricht sich Bahn, und der Erkennende erwacht zu einem neuen Bewußtsein.
Des Winters Härte ist vorüber, der allbezwingende Lenz nimmt seinen Einzug. Er sei uns ein Symbol des Erwachens eines neuen geistigen Lebens. Das Vergangene hat sich überlebt, ist überwunden, nach neuen höheren Worten sehnen sich die Menschen. Ein Neuland liegt vor uns, zu dem die einen mühelos, die anderen in schwerem Ringen gelangen bis zuletzt alle Völker unter dem schützenden Dach Seines Tempels vereint, zu dem Einen allgütigen Vater beten werden. Oeffnen wir unsere Herzen dem großen Führer. Durch ihn arbeiten wir an allem Fortschrittlichen, an der Entwicklung des Menschen. Der feste Glaube an unsere hl. Sache trägt schon den Sieg in sich. Stellen wir uns deutlich vor Augen, daß das Reich Gottes, unseres Herrn, seinen Einzug gehalten hat, und danken wir ihm mit demütigem Geist und übervollem Herzen. Heute darf keines unter uns mehr achtlos dahinleben, wach sein müssen wir, das anstreben und zu vollenden suchen, was das Wohl der Welt bedeutet.
In kurzer Frist wird sich erfüllen, was Baha’u’lláh voraussah; im Laufe eines Jahrhunderts werden die Gesetze in allen Ländern Wirkung haben, wird die mächtige Erkenntnis der Einheit der Menschheit allgemein anerkannt sein.
Alles ist von diesem geistigen Mittelpunkt abhängig, von dieser Sonne der Wahrheit.
Wir müssen in dieses neue Jahr treten mit der Fackel der Führung in den Händen, hoch erhobenen Hauptes das Dunkel der menschlichen Irrtümer aufklären und den Sieg der Wahrheit verkünden zu einem neuen Auferstehungstag für die ganze Menschheit.
A.Sch.
Mitteilung.
Am Sonntag, den 19. April 1925 findet im Festsaal der Hochschule für Musik, Stuttgart, Urbansplatz 2, vormittags 11 1/4 Uhr, ein öffentlicher Vortrag über die Heilige Sache statt. Die Veranstaltung wird umrahmt sein von musikalischen Vorträgen der Frl. Lydia Kindermann und des Organisten der Markuskirche, Herrn Dr. Hermann Keller.
Am Dienstag, den 21. April 1925, abends 8 Uhr, findet im blauen Saal und Nebensaal des Kunstgebäudes, Eingang vom Schloßplatz, in Stuttgart das diesjährige Rizwanfest statt. Wir bitten zu beiden Veranstaltungen recht zahlreich zu erscheinen,
Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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