Sonne der Wahrheit/Jahrgang 4/Heft 12/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft XII FEBR. 1925
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


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Die Hauptpunkte der Bahailehre
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1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.



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SONNE    DER  WAHRHEIT
Organ des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig
Herausgegeben vom Verlag des Bahai-Bundes, Deutscher Zweig Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark.
Heft 12 Stuttgart, im Februar 1925 4. Jahrgang

Inhalt: Worte der Weisheit aus den Tablets von 'Abdu'l-Bahá. — Die Lebensgeschichte 'Abdu'l-Bahás. - Bericht an die Freunde im Osten und Westen. — Report to the Friends in the East and West. — Esploro de la vero. — Bahai-Arbeit in Wien. — Mitteilungen. — Inhalts-Uebersicht für das Jahr 1924/25.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion


Das Verständnis für die göttlichen Worte und das Erfassen der Äußerungen der idealen Taube steht nicht in Verbindung mit äußerlich erlerntem, sondern hängt von der Reinheit des Herzens, von der Keuschheit der Seele und der Freiheit des Geistes ab. Es gibt zurzeit Diener, die keinen Buchstaben nach seiner Form erlernt haben und die auf den Höhen des Wissens stehen. Der Garten ihres Herzens ist geschmückt mit Rosen der Weisheit und Tulpen der Einsicht durch den Tau der göttlichen Gnade. Gesegnet sind die Aufrichtigen durch das Licht dieses Tages.

Baha’u’lláh.

(aus Bahai v. Horrace Holley Pag. 201.)



Tablet von 'Abdu'l-Bahá.

O ihr Heimatlosen und ihr Wanderer auf dem Weg zu Gott!

Wie sehr auch Wohlergehen, Zufriedenheit und Freiheit angestrebt wird und sehr begehrt ist und zur Freude des menschlichen Herzens wird, kann dies in keiner Weise mit den Prüfungen, der Heimatlosigkeit und der Gegnerschaft, die man auf dem Weg zu Gott erduldet, verglichen werden. Denn solch eine Verbannung und solch ein Exil sind von göttlicher Gnade gesegnet und sind sicherlich von der Barmherzigkeit der Vorsehung gefolgt. Die Freude der Ruhe im eigenen Hause und die köstliche Sorglosigkeit wird schwinden während dessen der Segen der Heimatlosigkeit immer dauern wird und sich seine weitreichenden Folgen zeigen werden.

Abrahams Verbannung aus seinem Heimatland war die Ursache der Bekanntwerdung der Verleihung des All-Glorreichen und das Sinken des Sterns Kanaans enthüllte den Augen das Leuchten des Joseph. Die Flucht Moses — des Propheten vom Sinai — offenbarte die Flamme des brennenden Feuers Gottes und das Auftreten Jesu, hauchten den Odem des Heiligen Geistes in die Welt. Der Auszug Mohammeds - des Geliebten Gottes — aus seiner Geburtsstadt war der Anlaß zur Erhebung von Gottes heiligem Wort und das Exil und die Verbannung der „Geheiligten Schönheit” führte zur Verbreitung des Lichts Seiner göttlichen Offenbarung in allen Ländern.

Seid sehr achtsam o ihr Einsichtsvollen!

Uebersandt von Shoghi Effendi.

Uebers. v. Fr. A. Sch.




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Worte der Weisheit aus den Tablets von 'Abdu'l-Bahá

Aus „Divine Pearls“ (Göttliche Perlen).

O ihr, die ihr angezogen seid von den Düften Gottes! Kniet nieder und danket Gott, daß Er euch erwählte, in Sein wundervolles Königreich einzutreten!

Der Liebende des Ostens hat in vollkommener Liebe Seine Hände ausgestreckt, um die Geliebten des Westens zu umarmen und in dieser Liebe und Vereinigung glücklich zu sein.

Die Sache ist groß! Groß! Und das Königreich Gottes überspannt Himmel und Erde. Ruhm sei Ihm, der die Herzen vereinigt hat!

Ich flehe zu Gott, eure Gesichter zu erleuchten, daß sie wie die Sterne am Firmament dort oben strahlen.

Wahrlich, durch Gott, den Alleinigen, sind die reinen Herzen wie klare und leuchtende Spiegel, die aufeinander wirken, und die Herzen entdecken die Geheimnisse der Herzen.

Wenn zwischen den Gläubigen nicht Einigkeit und Zuneigung herrscht, wird mein Herz brechen, und der Kummer wird mich niederdrücken.

In das Königreich einzutreten, ist leicht, aber fest und standhaft zu bleiben ist schwer.

Treue ist der Magnet, der die Bestätigung des Gnadenvollen an sich zieht.

Dienst ist der Magnet, der himmlische Kräfte anzieht.

Mache dich zum Diener aller und diene allen gleich.

Betrachte nicht das Gegenwärtige, sondern schaue auf das Zukünftige und auf das Ende.

Bemühe dich in allen Angelegenheiten, keinem Menschen Kummer zu bereiten. Strebe darnach, Einigkeit und Harmonie zu verbreiten. Die geringste Streitigkeit heute kann zukünftig die größten Schwierigkeiten verursachen.

Sei ein Tautropfen für jede Wiese und ein Wasser des Lebens jedem Baume.

Hüte dich vor allem, die Gefühle eines Menschen zu verletzten oder das Herz irgend eines Menschen zu betrüben oder die Zunge zu Vorwürfen zu bewegen oder Fehler an jemanden zu finden, einerlei ob er Freund oder Fremder, Gläubiger oder Feind sei. Bete und flehe zu Gott um Vergebung und um Gnade für alle Menschen.

Wenn jemand gesegnet und von Gott erwählt ist, so wird ihm die Verleumdung aller Geschöpfe keine Schwierigkeit bereiten, und wenn ein Mensch nicht angenommen ist an der Schwelle Gottes, so wird das Lob und die Bewunderung aller Menschen ihm nichts helfen.

Wenn du dich in den Dienst der Sache Gottes stellst, werden alle Schwierigkeiten überwunden und alle Unruhe wird weichen.

Bei Gott, dem Wahrhaftigen, Seine Gaben sind in solcher Fülle vorhanden, daß sie fließen wie ein Strom, überfluten wie ein Meer und herabströmen wie Regen.

Wahrlich, die Augen sind geblendet vom Hineinschauen in die Sonne; es ist unmöglich, sie zu betrachten wegen der Intensität ihrer Strahlen. Wahrlich, das Meer kann nicht in ein Gefäß gefaßt werden. Das Unvermögen der Augen bereitet der Sonne ebensowenig Kummer, wie dem Meere die Enge des Gefässes.

Wahrlich, der Geist ist begrenzt, und der Glanz des Lichtes ist so groß, daß er von dem menschlichen Geist nicht erfaßt werden kann.

Ihr sollt mit dem Herzen schauen, damit ihr lernt, die göttlichen Geheimnisse zu verstehen, die hinter Schleiern ruhen.

Betrachtet das Universum und entdeckt die Zeichen, die darin offenbart sind.

Gesegnet ist Er, Der Sein Jahrhundert mit dem Kommen Seines Königreichs gekrönt hat.

Die Welt ist harmonisch in allen Dingen, und die Beziehung aller Dinge zu einander ist mächtig, und nichts fehlt darin.

Außer der Zuflucht und dem Schutze des Höchsten hat der Mensch kein Obdach.

Seid nicht traurig über Eure kleine Zahl, und danket Gott für die Macht Eures Geistes.

Gib dich in Gottes Hand; gib deinen Willen auf und wähle Gottes Willen; verlasse deinen Wunsch und halte dich an Gottes Wunsch.

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Weltliche Gefolgschaft ist vergänglich, aber himmlische Vereinigung ist ewig.

Sei ein Balsam für jede Wunde, ein Heilmittel für jeden Kranken, eine Quelle der Harmonie für die Menschen.

Diese Welt ist ein Gefängnis für himmlische Seelen, diese irdische Welt ist nur ein Kerker und nicht ein Nest für Göttliche Vögel.

Sei ein Engel des Friedens und ein Heiliger in der Welt.

Diese Epoche ist gesegnet. Strenge dich an, damit du nach den Forderungen dieses leuchtenden Zeitalters lebst.

Du mußt beten, du mußt flehen, du mußt demütig sein zu jeder Zeit und in jedem Augenblick.

Alle Gesichter sind dunkel außer dem Antlitz, welches das Licht der Liebe Gottes widerspiegelt. Dieses Licht ist nicht vorübergehend, es ist ewig. Es ist nicht zeitlich, sondern wirklich.

Wenn das Herz klar und rein geworden ist, leuchtet das Antlitz, denn es ist der Spiegel des Herzens.

Benütze all deine Zeit dazu, die Herrlichkeit Gottes zu verkünden und die Seelen zu führen.

Uebers. v. J. Pleßner.



Die Lebensgeschichte 'Abdu'l-Bahás

von Jinab-i-Fadil. (Schluß.)

Als die erfolgreichen Bemühungen und die Reformation der Jung-Türken die Aufhebung der zu Unrecht unter der despotischen Monarchie in Haft gehaltenen Gefangenen durchsetzten, ging 'Abdu'l-Bahá aus der düsteren Feste Akkas in das Licht und die Freiheit nach Haifa und auf den Berg Karmel. Hier atmete Er 11 Monate lang die reine Luft des Berges Gottes und verbrachte Seine Zeit mit dem Lehren der Gottessache, nach dem die Atmosphäre Akkas Seine Gesundheit ernstlich bedroht hatte. Er war wie ein zur Freiheit gelangter Vogel. Eines Tages bestieg Er, ohne jemand zuvor zu benachrichtigen, ein Schiff und reiste nach Port Said in Aegypten. Dies war Seine erste freiwillige Reise nach den langen Jahren der Verbannung und Einkerkerung,

'Abdu'l-Bahá hatte eine große Vorliebe für die Natur, die ein Spiegel der Schönheit Gottes ist und fühlte Sich außerordentlich wohl in der reinen Luft Aegyptens inmitten tropischer Bäume und Blumen. Dies war eine herrliche Zeit für die sehnsuchtsvollen Bahais, die aus allen möglichen Völkern, Rassen und Klassen sich in Liebe und Eintracht um Ihn scharten, Seinen heiligen Lehren lauschten und glücklich in Seinem Glück waren. Wenn auch im Anfang Seines Aufenthalts in Aegypten durch falsche Ueberlieferung religiöse Vorurteile gegen 'Abdu'l-Bahá aufkamen und einige der Tageszeitungen aufreizende Artikel gegen die heilige Lehre veröffentlichten; wurden doch in kurzem viele theologische Gruppen, Zeitungs-Verleger und andere maßgebende Persönlichkeiten durch Besuche bei Ihm, am Quell Seines Wissens und Seiner Weisheit eines Besseren belehrt. Sie alle wurden angezogen durch die Macht Seiner großen Liebe und als sie die Notwendigkeit der Bahai-Lehre in dieser bedeutungsvollen Zeit erkannten und einsahen, taten auch sie den Mund auf zu Seinem Lob und Preis. In den Morgenstunden zu der damaligen Zeit brachten die Zeitungsverkäufer Zeitungen mit aufwiegelnden Artikeln zu den Wohnungen vieler Bahai-Besucher und manch einer der Freunde wollte darauf einen Gegenartikel schreiben. Einmal brachten Bahai die Zeitungen zu 'Abdu'l-Bahá und trugen Ihm diesen Wunsch vor. Er aber sagte:

„Es sind dies die Herolde des Königreichs. Gott benützt sie dazu, die Menschen von unserem Kommen zu benachrichtigen. Laßt sie schreiben was sie wollen. Sie werden kommen, um zu forschen und dann die Wahrheit erkennen und werden dann selbst ihre jetzt veröffentlichten Artikel widerrufen!“

Nach einigen Tagen geschah dies auch wirklich.

Im Verlauf dieser 11 Monate wurde der Wert der Bahailehre und die Größe 'Abdu'l-Bahás mehr und mehr bekannt und viele Menschen wurden erquickt durch den Trank der reinen Lehre Baha’u’lláhs. Auf dieser Reise nach Aegypten beschworen die persischen Gläubigen 'Abdu'l-Bahá, nach Persien zu kommen, da es vielen Tausenden nicht vergönnt sei, Ihn in Akka zu besuchen, es hielten Ihn aber damals die religiösen Vorurteile jenes Lands hievon ab. Des Meisters Reise nach Aegypten brachte auch Seine abendländischen Freunde auf den Gedanken, Ihn im eigenen Land zu sehen, wo Seine Lehren ohne Einschränkung gelehrt werden konnten. Da ihre eigenen Besuche in Akka nur mit vielen Schwierigkeiten bewerkstelligt werden konnten, schrieben die europäischen und amerikanischen Freunde 'Abdu'l-Bahás viele Bittschriften, in denen sie Seine Anwesenheit in ihrem Kreise erflehten und diese dringlichen Rufe veranlaßten schließlich diesen hocherhabenen [Seite 188] geistigen Lehrer nach dem Land der Freiheit im Westen zu reisen.

Das Jahr 1911 brachte 'Abdu'l-Bahá ins Abendland. Nachdem Er etliche Monate in Europa zugebracht hatte, ging Er nach Aegypten zurück. Im nächstfolgenden Jahr 1912 machte Er seine längste und letzte Reise. Er breitete Seine Schwingen aus und flog nach den Vereinigten Staaten und Canada; späterhin nach Deutschland, Oesterreich, Ungarn und Frankreich. Während dieses Reisejahrs hätten es die Freunde 'Abdu'l-Bahás gerne gesehen, daß Er mit dem Riesendampfer „Titanic“ gereist wäre, Er aber lehnte es ab und als dieses Riesenschiff unterging, wurde Seine Weisheit erkannt. Die Reise im Abendland dehnte sich auf annähernd zwei Jahre aus, während deren Er in verschiedenen Kirchen, Universitäten und in vielerlei Gemeinschaften sprach und die große Hl. Sache lehrte. Er sprach über die Prinzipien der Einheit der menschlichen Welt, über die Organisation der Welt unter dem Banner der universalen Gerechtigkeit und Liebe. Er erklärte, daß die Menschheit in einen neuen Cyklus eintritt, und daß der Geist Baha’u’lláhs Geist und Leuchte dieser neuen Zeit ist. Sein wortwörtlicher Anruf wurde in vielen Zeitungen und Journalen Europas und Amerikas veröffentlicht und klang an das Ohr der ganzen Welt, besonders im Westen. Die Gelehrten und Weisen, die Ihn besuchten, wurden von Seiner einzigartigen Persönlichkeit stark angezogen und viele Menschen sagten, daß es ihr langgehegter Wunsch gewesen sei, einer solchen Persönlichkeit einstmals zu begegnen und kennen lernen zu dürfen, den Meister, Der wie ein Spiegel aller Propheten sei, Der das wirkliche Geistesleben in Sich trage.

Unzweifelhaft war die Reise 'Abdu'l-Bahás nach dem Abendland einzig in ihrer Art, für die ganze Welt eine bedeutungsvolle historische Begebenheit und zu seiner Zeit wird man erkennen, daß die Gedankenrichtung der ganzen Welt von dieser Zeit an einen anderen Weg eingeschlagen hat. 'Abdu'l-Bahá durchdrang die Athmosphäre mit dem Keim des geistigen Verstehens, der Versöhnung zwischen allen Rassen und Nationen, das Resultat davon wird die Eintracht der ganzen Welt bringen. In der Bahaiwelt verursachte diese Reise eine unwiderstehliche seelische Ergriffenheit, die Zeitalter um Zeitalter sich vergrößern wird.

Mit Seiner Reise nach Europa und Amerika beabsichtigte 'Abdu'l-Bahá, die Menschen vor dem bevorstehenden Weltkrieg zu warnen und gleichzeitig die Prophezeiungen Baha’u’lláhs die Er 40 Jahre zuvor geoffenbart hatte, zu erklären. Bei zahlreichen Vorträgen sagte Er, daß ein großer Krieg drohe und daß die Herrscher der Nationen und die einflußreichen Männer eine große Verantwortung damit übernehmen müssen. Er forderte sie auf, das Feuer dieses umsichgreifenden Weltbrandes durch einen internationalen Schiedsgerichtshof, oder ein Weltparlament auszutragen. Obgleich viele Menschen zu jener Zeit den Ernst dieser Warnung nicht einsahen, versicherte Er sie immer wieder, daß eine furchtbare Gefahr drohe. Nach Seiner Rückkehr in den Osten sagte Er in vielen großen Versammlungen:

„Wir fuhren über den Ozean und die Meere und klopften an den Toren Europas und Amerikas an und warnten die Menschen vor der großen Trübsal, aber sie schliefen so tief, daß sie nicht erweckt werden konnten.“

Im Jahr 1913 kehrte Er nach Aegypten zurück nach Haifa, wo viele orientalische Bahais aus verschiedenen Religionen und Nationen, voll heißer Sehnsucht nach Ihm ausschauten. Sie eilten herbei und scharten sich um Ihn, wie die Motten das Licht der Liebe umflattern. Als später der Krieg ausbrach und die Tore Palästinas geschlossen wurden, als Hungersnot und allerhand Elend auftrat, viele Familienoberhäupter getötet wurden oder in politische Konzentrationslager mit Juden, Mohammedaner und Christen gerieten, war über diese schwerste Zeit das Haus 'Abdu'l-Bahás das Tor der Hoffnung für alle sorgenbeladenen Menschen. Er beschützte sie und half ihnen wie ein liebevoller Vater, und die Leute wurden wieder hoffnungsfreudig und froh, denn Er lebte unter ihnen.

Obgleich nach der Rückkehr 'Abdu'l-Bahás nach Palästina manche der eifersüchtigen Gegner neue Wege des Widerspruchs beschritten und hofften türkische Generale gegen 'Abdu'l-Bahá aufhetzen zu können, war die generelle Lage anders geworden. Besonders nach dem Krieg warf der Baum der Befreiung auf dem Gebiet religiöser Gedanken, — was eines der größten Prinzipien Baha’u’lláhs ist, — seine Schatten über das Land. Die Gegenströmung war zwecklos und das Licht 'Abdu'l-Bahás leuchtete uneingedämmt in alle Welt hinaus.

Als Baha’u’lláh im Jahre 1892 aus diesem Leben schied, war die hl. Lehre im Abendland noch nicht bekannt. Von dem Zeitpunkt an, als die Konstitution in der Türkei (1908) erklärt wurde, machte 'Abdu'l-Bahá die schicksalsschwerste Zeit Seines Lebens durch, dank der Gegnerschaft Seiner Widersacher und verkündete dennoch gleichzeitig, getragen von göttlicher Macht, die Hl. Lehre in Europa und Amerika. Die Grundgedanken der Bewegung wurden verbreitet, die Zahl der Gläubigen nahm zu und der Einfluß der Lehre machte sich mehr und mehr fühlbar. Tiefe Denker in allen Ländern begannen nach der Bewegung zu forschen, so daß in jenen 16 Jahren die historische [Seite 189] Entwicklung der Lehre viele ereignisreiche Begebnisse aufzuweisen hat.

Das Erscheinen, die Offenbarung und die Macht 'Abdu'l-Bahás waren so göttlich, daß lange bevor die Sache in abendländischen Gegenden Wurzel gefaßt hatte, Er das Verlangen der Freunde, in Persien, den Kindern englischen Unterricht zu geben, erfüllt, und trotz allen Kummers und aller Wechselfälle in Akka und Haifa eine Schule gründete, worin die junge Bahai-Generation in Kontakt gebracht wurde mit abendländischer Erziehung, wohl wissend, daß die Zeit kommen werde, in der sie als Vermittler oder Lehrer in der Verkündigung der Lehre tätig sein würden.

Die letzten Lebensjahre brachte 'Abdu'l-Bahá in Haifa zu und behütete und pflegte wie ein vollendeter Gärtner den Garten der Bahai-Lehre bis zum 28. November 1921 bis Er aus Seiner irdischen Heimat in die höhere Welt einging. Dies war aber der Höhepunkt des Kummers und Leids für Seine Familie und für die Bahais in Haifa und Akka wie auch für alle sich hieran anschließenden Länder. Niemand fand den Schlaf, der Schmerz selbst der kleinen Kinder war maßlos. Weinen und Wehklagen durchdrang das edle Heim 'Abdu'l-Bahás und ebenso viele andere Häuser die ganze Nacht hindurch bis zum andern Morgen.

Als die Trauerkunde durch Telegramme hinaus in die Welt gelangte, wurde der ganze Körper der Bahai-Bewegung auf’s Tiefste erschüttert. Es wurde erkannt, daß nicht allein der Erzieher der Seelen dahingegangen war, sondern auch der geistige Vater der ganzen Welt. Als ein Wunder erschien es, daß sich bei diesem größten Verlust so viele Fernstehende der Hl. Sache in ihrem Schmerz mit den Gläubigen verbanden. Am nächsten Tag, als die gesegneten Ueberreste zu Grabe getragen und auf dem Berg Karmel Seite an Seite mit dem Báb, beigesetzt wurden, im Mausoleum, das 'Abdu'l-Bahá auch für sich selbst erbaut hatte, nahm der Gouverneur von Palästina (Sir Samuel) und andere Würdenträger, Führer verschiedener Religionen, Dichter und bedeutende Männer bis herab zur ärmsten Witwe und den Waisen Haifas, teil. Alle im tiefen Schmerz über den Verlust dieses gütigsten Vaters vereint. Die ganze Bevölkerung der Stadt schloß sich dem Leichenzug an, zu den Höhen des Berg Karmel.

'Abdu'l-Bahá erreichte ein Alter von 77 Jahren nach einem wechselvollen Leben der Verbannung und Gefangenschaft, das Ihm unaussprechliche Leiden und Kummer gebracht hatte. Durch despotische Macht, durch Vorurteile und Eifersucht und religiöser Unduldsamkeit hatte Er Sich mit unausdenklichen Widersetzlichkeiten von allen Seiten her abzufinden, die sowohl Ihm, als auch Seiner Lehre galten. Und wahrlich, die Macht des Geistes beschützte Ihn derart, daß Er Sein ganzes Leben der Verkündigung und dem Dienst dieser großen Sache weihen konnte. Nicht einen Augenblick ließ Er diese große Hl. Sache außer Acht und keine Minute in Seinem Leben ging verloren. Eine so große Kopfarbeit konnte nur durch einen mächtigen Geist aufrecht erhalten bleiben. Laßt uns folgenden Punkt genau beachten: wenn die ungeheure Menge Seiner persönlichen und allgemeinen Tablets, die nach dem Osten und Westen verschickt wurden allein Seine ganze Zeit ausfüllten, so müßten wir bestaunen, wie groß Seine Fähigkeit war. Das Ausmaß Seiner Arbeit steht aber in gar keinem Verhältnis zu Seiner Lebensdauer. Die geistigen Pflichten, die Er erfüllte und Seine Opfer um Seiner Lehre willen, stehen über jedem Begriffsvermögen. In Seinen letzten Lebensstunden war Er wie Jemand, der seine Aufgabe voll erfüllt hat und sich anschickt, eine Reise anzutreten.

Daher ging Er auch von dieser Welt so schnell mit nur ganz kurzem vorausgehenden Kranksein in die ewige Heimat ein. Er nannte sich 'Abdu'l-Bahá und Sein Leben lang war Er 'Abdu'l-Bahá, denn all Sein Denken und Reden war Baha’u’lláh und der Erklärung und der Verkündigung der Hl. Sache geweiht. Man konnte in Ihm die reine Verkörperung der Bahai-Lehre sehen. In Wirklichkeit war es eine göttliche Notwendigkeit, daß Baha'u'lláh solch einen Diener besitzen mußte, und daß dies große Wesen Sich selbst für solch ein herrliches Licht opfern sollte um ein Beispiel für die ganze Welt zu sein. 'Abdu'l-Bahá vollendete Sein geistiges Werk und verbreitete die Lehre Baha'u'lláhs vollständig, sogar Seine Gegner und die neidischen Widersacher anerkannten Ihn allmählich infolge Seiner großen Macht und zwar:

Erstens durch die Macht Seiner Feder, deren verständliche und tatsächliche Beredtsamkeit und Schönheit derart war, daß niemand sich ihr widersetzen konnte. Ein jeder der Freunde an den ein Tablet gerichtet war, erkannte, daß dies für ihn allein geschrieben sei und wie ein Buch der Ratschläge für sein eigenstes Leben war.

Zweitens: Die Macht des Schauens durch die 'Abdu'l-Bahá jede Seele besser kannte als sie sich selbst. Auch im Lesen von Briefen besaß Er diese Gabe und Er pflegte zu sagen:

„Mein himmlischer Vater gab mir eine Macht, durch die ich aus dem geschriebenen Wort den Geist einer jeden Seele erkenne.“

Drittens: Die Macht der Liebe und der Vergebung, die so groß war in 'Abdu'l-Bahá, daß, wenn Seine Feinde die tatsächlichen Folgen Seiner Liebe sahen, vermuteten, Er hätte ihre Widersetzlichkeit nicht erkannt. Es wurde oftmals erklärt, daß Er Seine Feinde mehr liebte [Seite 190] als Seine Freunde und bei einer Gelegenheit als ein Bahai Ihm über jemand sprach, dem Er sehr viel geholfen hatte und der Sein Feind war und zwar ein solcher, der Ihm nach dem Leben trachtete, sagte 'Abdu'l-Bahá:

„Ich kenne ihn sehr gut, aber er ist aufrichtig. Ich liebe einen aufrichtigen Menschen, auch wenn er mein Feind ist. Seine Widersetzlichkeit kommt aus seiner Unwissenheit und in kurzem wird er es bekennen und bereuen.“

Bei einer anderen Gelegenheit sagte 'Abdu'l-Bahá zu einem Besucher:

„Du kommst nach Haifa‚ wo die Atmosphäre rein ist. Dies ist die Quelle des Stroms, und ihr Wasser ist rein. Hier gibt es nichts als Liebe und Schönheit. Gott schuf mich zur Liebe, wie alle Seine Kinder ohne Ausnahme, meine Feinde inbegriffen!“

Viertens: Seine Großmut, die so weit ging, daß es schien, als ob Er keinen Sinn für den weltlichen Wert hätte. Die kostbaren Geschenke, die Ihm aus allen Teilen der Welt zu Seinem persönlichsten Gebrauch zugesandt wurden, sah man später im Besitz anderer. Jedermann empfing aus der Hand 'Abdu'l-Bahás Geschenke, indessen Seine Familie in denkbar größter Einfachheit lebte.

Fünftens: Seine Furchtlosigkeit. Zur Zeit, als Ihm am heftigsten entgegengetreten wurde von der Regierung und der Bevölkerung, wandelte und sprach Er unter dem Volk mit einer solchen Macht, als ob eine Armee hinter Ihm stünde. Sein Vertrauen und Seine geistige Verbindung mit Gott, Seine Hingabe und der Geist der Aufopferung gehen über menschliche Begriffe hinaus.

Sechstens: Seine Weisheit und Seine fördernden Fähigkeiten, welche die Gabe zeigten, die Angelegenheiten der ganzen Welt zu handhaben. Er gab jeder Seele, hoch oder nieder, arm oder reich, im Osten oder Westen, was im Einklang mit deren geistigen Bedürfnissen stand. Seine Macht wurde jeder Seele offenbar nach dem Grad ihrer Begriffsfähigkeit.

Siebentens: Die geistigen Kenntnisse die 'Abdu'l-Bahá besaß, um alle geheimen Bücher und die Lehren Baha’u’lláhs zu erschließen.

Achtens: Seine Macht der Erklärung und das Lehren der heiligen Sache in einer logischen, wissenschaftlichen und vernünftigen Weise, um ganz den Geist dieses Zeitalters widerzuspiegeln.

Neuntens: Die unsichtbare Bestätigung die unaufhörlich Sein ganzes Leben wie der Schutz Gottes mit Ihm war. Wenn alle Einzelheiten der Vorkommnisse in Seinem Leben in einem Teleskop tiefster Intelligenz geschaut werden könnten, würde offenbar, was für eine große unsichtbare Kraft und welcher Wille Ihn ständig umgab.

Uebers. v. A. Sch.



Bericht an die Freunde im Osten und Westen.

Abdu’l-Bahá in-Stuttgart. (Fortsetzung.)

Am Morgen des 30. April 1913 fühlte sich der Meister weit besser, Seine Stimme war klarer. Herr Herrigel, Herr Consul Schwarz, Herr Ruoff und verschiedene andere Freunde waren die ersten, welche sich über des Meisters Befinden erkundigten. Um 10 Uhr versammelte sich eine Gruppe Gläubige in Seiner Gegenwart und Er sprach zu ihnen:

„Wir kamen nach Stuttgart und waren euere Gefährten. Wir sind sehr mit euch verbunden. Wir streben darnach, daß der Osten und der Westen mit Gottes Hilfe geeinigt werden möge. Meine Reise nach dem Westen ist eine Einleitung zu dieser langgesuchten Vollendung. Dies ist der Anfang dieser Dämmerung. Ich hoffe, daß die Lichter der Einheit über alle Regionen leuchten mögen. Die Menschen können verglichen werden mit Wassertropfen; wenn diese Tropfen alle gesammelt werden, dann werden sie ein Meer bilden. Ich hoffe, daß sie alle geeinigt und miteinander verbunden werden, dann wird die See der Einheit der Menschheit herrlich wogen. Die Bewohner der Welt sind gleich zerstreuten Schafen, wir hoffen diese zerstreuten Schafe zu einer Herde zu sammeln und sie unter die göttliche Erziehung des idealen Schäfers zu bringen. Sie mögen Trost und Ruhe trinken von der Quelle des ewigen Lebens. Dies ist mein Lebensziel. Was sagt ihr dazu? Stimmt dies überein mit eueren Gedanken oder ist dies euerem Denken entgegen? Die Schafe Gottes sind weit zerstreut. Sie sind zerstreut über die Berge und Täler und über die brennende Wüste Sahara, und sie sind beständig umgeben von blutdürstigen Wölfen. Wie wundervoll würde es sein, wenn sie auf dieser grünen göttlichen Ebene zusammengebracht werden könnten und da leben würden in äußerster Freude beschützt und erhalten durch den liebevollen Hirten. Die Bürger dieser Welt sind wie die Kinder und der wirkliche Vater ist Gott. Wie gut würde es sein, wenn alle diese Kinder unter die Erziehung des [Seite 191] himmlischen Vaters gebracht werden könnten und jedermann bestrebt wäre, die Unterweisungen dieses freundlichen Vaters zu erlangen!“

Unter den Freunden war auch Herr Schweizer, zu ihm sagte der geliebte Herr:

„Ich sehe aus deinen Zügen, daß du gute Fähigkeiten besitzest, ich verheiße dir, daß du, sofern du dich erhebst, um die Botschaft des Königreichs Abha’s zu verbreiten, wunderbar bestätigt sein wirst."

Herr Schweizer sagte, daß er hoffe, mit Wort und Tat ein Lehrer der heiligen Sache zu werden. Der Herr antwortete ihm:

„Sehr wahr, wenn ein Mensch, das was er lehrt nicht auch lebt, dann werden seine Worte wirkungslos sein. Wenn sich jemand Bahai nennt aber nicht versucht nach den Lehren zu leben, so gleicht er einem Menschen der zum Frieden und zur Ruhe auffordert, auf der andern Seite aber unschuldige Menschen enthauptet. In der Offenbarung Baha’u’lláhs werden Taten gefordert. Ich hoffe deshalb, daß dir beigestanden werde, sowohl in Worten als mit deinem Tun zu lehren. Vertiefe dich in die „Verborgenen Worte" und lebe darnach.“

Herr Schweizer übersetzte zu jener Zeit „Der glänzende Beweis“ von Mirza Abul Fazl, der Meister sprach über diesen folgendes:

„Abul Fazl, dessen Buch du eben übersetzest ist ein Mann der die heilige Lehre mit der Tat und mit dem Wort lehrt. Seine Reise nach Amerika war von großem Segen begleitet. Seine Stufe ist eine höhere als die der Apostel. Er ist der aufrichtigste Diener der heiligen Sache. Er hat ihr alles geopfert. Er war keinen Augenblick untätig, entweder er lehrte oder schrieb über die heilige Sache oder aber machte er Reisen um sie zu verbreiten. Ich liebe ihn sehr. Er heiratete nicht, um frei zu sein für die hl. Sache, so arbeitete er sein ganzes Leben lang und und gönnte sich nicht einen Augenblick der Ruhe.“

Unter den Freunden, die gekommen waren, um sich nach dem Befinden des geliebten Herrn zu erkundigen, war auch ein junges Brautpaar, die ihr Verlöbnis dem Meister berichteten, zu ihnen sprach Er:

„Eine Ehe, die nach den Geboten der Religion Gottes geschlossen wird, ist sehr gesegnet. Ein junger Mann weiß den Segen der Ehe noch nicht in seinem vollen Ausmaß einzuschätzen, wenn er aber älter wird, kommt ihm der Wert und die Bedeutung seiner Ehe erst richtig zum Bewußtsein. Wenn er sieht, daß er sich durch das heilige Band der Ehe eine traute Familie gegründet hat, dann fühlt er sich im Himmel der Glückseligkeit. Doch am meisten wird er sich des Segens der Ehe bewußt, wenn er alt und betagt ist.

Die Ehe ist gleichsam eine Feste zur Erhaltung der Reinheit des Menschen; sie schützt ihn vor unmoralischen Handlungen, denn sie bewahrt seine Keuschheit und Reinheit. In den Augen Gottes gibt es keine höhere Eigenschaft als Keuschheit und Heiligkeit, bestehend in sittlichem reinem Lebenswandel.

Die höchste Tugend des Menschen ist die Keuschheit und die wunderbarste Gabe Gottes ist die Reinheit. Diese beiden Eigenschaften sind nur für den Menschen bestimmt; wo diese fehlen, da wird der Mensch zum Tier und die Ergebnisse daraus sind Leidenschaften.

Deshalb ist die Ehe vor Gott sehr erwünscht. Er liebt die Menschen sehr und will, daß Mann und Frau zusammenleben sollen in innigster Vereinigung der Seelen; Er will, daß reinste Liebe und Reinheit die familiäre Atmosphäre bilden.

Es beglückt mich immer aufs Höchste, wenn ich irgendwo ein Ehepaar finde, das sich mit heiliger Liebe liebt, und das einig ist. Deshalb hoffe ich, daß auch ihr in äußerster Liebe und Zärtlichkeit zusammenleben werdet, und daß ihr eine Familie gründet, in der Freude und höchstes Glück herrscht."

Und wieder sprach der Meister:

„Morgen muß ich Stuttgart verlassen, Gott sei gelobt, daß ich hierher kam und euch sah. Mein Kommen ist der Beginn der Verbindung des Ostens mit dem Westen, und ich hoffe, daß der Erfolg groß sein wird. Ihr müßt euch unter allen Umständen mit großer Kraft erheben und die hl. Lehren der Gesegneten Vollkommenheit verkünden, Seine Bestätigungen werden mit euch sein.

Ihr sollt einander in selbstlosester Liebe dienen und euch lieben in unwandelbarer Nächstenliebe. Ihr steht unter dem Schutz des Allerhöchsten.

Wer einem meiner Diener hilfreich beisteht und sei es nur, daß er ihm ein Glas Wasser reicht, der ist gesegnet.

Ihr sollt mit eurem Leben, in Worten und Werken ein Beispiel euren Mitmenschen sein. [Seite 192] Seht nicht auf die Unvollkommenheit eures Nächsten, sondern sucht das Gute in ihm und überseht das andere.

Euer wirklicher Vater ist Gott und ihr alle seid Seine Geschöpfe auf einer Aue, die Blätter an einem Lebensbaume."

Der Arzt, Dr. Faber, der sich nach dem Befinden des geliebten Herrn erkundigen wollte, erzählte Ihm, daß er mit einigen Herrn über die heilige Lehre gesprochen habe und diese seien der Ansicht, daß diese Sache zum Wohl der Menschheit wäre, sie aber zu erfüllen, sei unmöglich; er habe ihnen geantwortet, daß früher auch niemand an den Telegraph, das Telephon und die Auswirkungen der Elektrizität gedacht und geglaubt hätte. Und der Herr sprach:

„Niemand konnte sich in früheren Zeiten die heutige Wissenschaft ausdenken, hätte früher jemand gedacht, daß die Frau die gleichen Rechte wie der Mann fordern würde und daß sie mit diesem Wunsch durchdringen werde? Bis heute ist ihnen dies Recht in neun Provinzen in Amerika eingeräumt worden. Du hast eine gute Antwort gegeben. Niemand konnte sich diese Entwicklung und diesen wissenschaftlichen Fortschritt denken. Wer hätte daran gedacht, daß eines Tages die Menschen fliegen würden und von einer Stadt zur andern mühelos gelangen werden. Und, wenn die Menschen sagen, daß Krieg und Feindseligkeit etwas Natürliches und Reform und Einheit etwas Unmögliches sei, so sagen wir: Die materielle Welt bedarf des Kampfes, aber die Menschheit braucht Frieden und Reform. Genügte die materielle Welt, so wäre keine Erziehung nötig, wenn alles nur Materie wäre, so brauchte es gar keine Erziehung. Ferner ist die Verschiedenheit der Veranlagung oder die Andersartung des Einzelnen kein Anlaß zur Uneinigkeit.“

Ich möchte hier eine Erzählung des geliebten Herrn einfügen, die beweist, daß Er die Liebe als Höchstes schätzt; es war am Sonntag, den 27. als der Meister Consul Sch. die Ehre Seines Besuchs schenkte und in seinem Haus die Mahlzeit einnahm. Jedesmal, wenn diesem Hause die Gnade des hohen Besuchs des Meisters zuteil wurde, pflegte Er ein wenig zu ruhen, diesmal aber begab Er Sich in ein Empfangszimmer und rief alle Familienglieder zu Sich und forderte uns auf, sich um Ihn zu setzen. Unvergeßlich sind mir Seine Worte, und das strahlende Leuchten, das auf Seinem heiligen Antlitz lag, als Er folgendes sprach:

„So oft ich euer Haus betrete, empfinde ich jedesmal eine so starke Liebe. Hört, was ich euch erzählen will. 15 Meilen von Bagdad entfernt, tief in der Wüste, lebte ein sehr armer Mann, der sich kümmerlich mit Dornsammeln ernährte, Er war ganz mittellos, aber er war ein großer Gläubiger, der so gut als es ihm möglich war, nach den Gesetzen Gottes lebte. Weil dieser Mann eine so große Sehnsucht hatte, beschloß ich, ihn aufzusuchen. Es war ein furchtbar heißer Tag, und wir besaßen keine Mittel, um einen Wagen oder ein Reittier zu mieten, um rascher und leichter diesen Freund in der Wüste aufsuchen zu können. Weil er aber so sehr bat, unternahm ich den weiten Weg in enormer Hitze zu der armseligen Binsenhütte dieses Armen. Bei Nacht war ich und einige Freunde aufgebrochen, um ein großes Stück Wegs hinter uns zu haben, ehe die Tagesglut einsetzte. Als die Sonne aufstieg und die Hitze mehr und mehr zunahm, sang ich, um neue Kraft zu schöpfen, Tablets von Baha’u’lláh, und so kam gegen Mittag als ich ganz erschöpft und stark erhitzt war, die Hütte des armen Mannes in Sicht. Als dieser unser Kommen bemerkte, eilte er uns voll Seligkeit entgegen und bat uns inständig, in seine Behausung einzutreten. Es war darin womöglich noch heißer und dazu sehr eng. Wir aber sangen heilige Tablets von Baha’u’lláh, was unsere Seele allen äußerlichen Beschwerden enthob. Und der arme Mann lud mich zu seinem Mahl.

Die Frau des Mannes machte nun ein Feuer inmitten der Hütte an ihrer Feuerstelle, die ein Loch im Wüstensand darstellte und knetete aus einer Art Mehl und Wasser eine große Kugel. Diese legte sie direkt in die Glut und häufte noch Reisigmaterial darüber. Nach 10 Minuten nahm sie die Asche weg und hob mit den Fingern die nun völlig schwarze Kugel heraus, brach sie in Stücke und drückte in jedes Stück eine Dattel. Dieses Brot war vollständig teigig, durchaus unausgebacken, und dieses Mahl war die einzig immer wiederkehrende Mahlzeit der armen Wüstenbewohner, die sie sich zweimal täglich bereiteten. Aber diese Speise wurde mit einer solchen Liebe für mich bereitet, daß ich den Geschmack davon jetzt wieder auf der Zunge habe und oft an dieses königliche Mahl zurückdenke.“ [Seite 193]|

Wie groß ist Er, und wie bewertet Er die Liebe als höchste menschliche Tugend. Welch ein Beispiel der Größe gibt uns der Meister. Er selbst unterzieht Sich der schweren körperlichen Anstrengung, die ein Weltkind von sich gewiesen hätte. Er opfert Sich um einer Seele Freude zu machen. Er schätzt den treuen Nachfolger Baha’u’lláhs so hoch, daß Er ihn nicht nur des Opfers Seiner Bequemlichkeit würdigt, sondern Er ehrt ihn im fernen Westen, um seiner Liebe willen. Er spricht von einem königlichen Mahl, weil es in größter Liebe gereicht wurde. Braucht es noch weitere Beweise, um zu erkennen, wer Er ist?

Am selben Tag über das Mittagsmahl sprach Er im Kreis unserer Familie und Seiner persischen Reisebegleiter:

„Jesus Christus saß bei Seinem Abschiedsmahl mit Seinen Jüngern am Tisch und dieses Abendmahl wird heute noch in heiligem Gedenken gepflogen, Das Mahl, das sie zu sich nahmen, war ein Symbol dessen, daß Er sie mit göttlicher Nahrung ernährte. Er entflammte sie durch dieses Mahl die hl. Lehre, die ihre Seele und ihr Geist aufgenommen hatte, hinauszutragen über allen Tod lebendig und lebensstark zu machen.

Wir feiern heute dasselbe Liebesmahl, ich gab euch geistige Speise, ich lehrte euch die heilige Lehre von Baha’u’lláh, und dies Mahl wird nimmer vergessen werden. In zukünftigen Zeiten wird man von diesem Mahl sprechen. Ich gehe von euch, aber ihr lebt in mir, ich werde euch niemals vergessen.“

Bei einer Zusammenkunft am Nachmittag im Hotel Marquardt sprach der Herr:

„Denkt darüber nach, welch eine wundervolle Liebe durch die Macht Baha’u’lláhs zwischen uns entstanden ist. Der Schah von Persien kam zweimal nach Stuttgart, aber obgleich er ein König war, fand er doch keine wirklichen und wahren Freunde. Alles was ihm zuteil wurde, waren die offiziellen Ehrenbezeigungen, die ihm, wie jedem andern Fürsten erwiesen wurden. Aber wir, die wir 40 Jahre lang im Gefängnis waren, kamen hierher und fanden so viele herzliche Freunde, deren Liebe und Zuneigung ewig und nicht zeitlich ist. Deshalb ist es klar, daß diese Liebe und Freundschaft durch eine außerordentliche Macht zustande gekommen sein muß; anderenfalls wäre es unmöglich gewesen, unsere Herzen derart zu verschmelzen, denn vom weltlichen Standpunkt aus betrachtet, müßte der Schah von Persien der Gegenstand der Liebe und Verehrung gewesen sein. Die heiligen Gottesgeoffenbarten sind die wirklichen Könige des Daseins, und das gewöhnliche Volk, oder die einfachen Leute, die ihren Lehre folgen, sind größer als alle Souveraine der Erde. Denket daran, was die Macht des Königreichs Abhás vollbracht hat. Seine Verleihungen haben eine innige Verbindung zwischen den Seelen herbeigeführt. Seine Prinzipien haben uns in eine neue Aera der geistigen Brüderschaft geführt. In nicht allzu ferner Zeit werdet ihr sehen, daß das Licht des Reiches Abhás den Osten und den Westen erleuchten wird.“

Unter den Besuchen befand sich auch ein junger Musiker von einer Militärkapelle, der jetzt erst von der heiligen Sache gehört hatte. Der Herr sprach zu ihm:

„Die Musik ist eines der Zeichen Gottes. Ebenso wie irdische Musik dem Körper Erheiterung und Freude schafft, so erheitert auch die geistige Musik Herz und Seele. Die Propheten Gottes sind die himmlischen Künstler oder Musiker. Ich hoffe, daß du den unsichtbaren Chor des Königreichs hören mögest, sooft du dein Instrument spielst. Ebenso wie der Rhythmus eines Militärmarsches die Herzen der Krieger erhebt, so möge auch deine ätherische Musik die Seelen der Kämpfer für Frieden zur Seligkeit erheben.“

Am Nachmittag begab Sich unser geliebter Herr in Begleitung der Berichterstatterin mit ihrer Tochter und ihrem jüngsten Sohn, der 'Abdu'l-Bahá auf Seine Einladung folgen durfte, Hrn. Herrigel u. den persischen Freunden in Autos nach Bebenhausen, dem Jagdschloß des Königs von Württemberg. Es ist dies ein einstiges Kloster (mit einem wunderschönen architektonisch gebildeten Glockenturm) in dem im Frühjahr und Herbst die Majestäten wochenlang Aufenthalt nahmen. Während einer Fahrtunterbrechung in Steinenbronn stieg der geliebte Herr aus und verteilte Gebäck und Obst unter die Kinder der Dorfstraße. Plötzlich lief das Gerücht im Dorfe um, daß ein König, aus dem Osten da sei, und es drängten sich Kinder und Erwachsene herbei. Der Meister ließ Geld an die Kinder verteilen durch Mirza Ahmad Sohrab, der Meister sagte hernach zu ihm:

„Du hast hier eine ganze Armee gesammelt, damit kannst du gegen eine Macht kämpfen.“

In Bebenhausen besah Sich der Herr einen Teil des Schlosses und schrieb in das Fremdenbuch in persisch: [Seite 194]

„Der königliche Hof ist leer, weil ich das Angesicht des Königs nicht sehen kann. Die grüne Wiese ist wie abgemäht, weil sie nicht geschmückt ist mit der herrlichen Gestalt der Königin.“

Unvergeßliche Worte des Abschieds sprach der Meister auf der Rückfahrt zu uns:

„Gelobt sei Gott, daß ich nach Stuttgart gekommen bin und die Menschen zum Königreich Abhás gerufen habe. Ich bin glücklich, daß mir Gott beigestanden ist. Nun haben edle Seelen wie ihr den Ruf des Königreichs vernommen, ihr müßt euch nun mit Begeisterung und Mut erheben, um zu lehren und die frohen Botschaften Gottes zu verbreiten. Ich habe das größte Vertrauen in euch und erwarte immer gute Botschaft von euch zu erhalten. Nach mir müßt ihr eure Stimmen erheben und es im Namen Abhás laut in die Welt hinausrufen; ihr müßt die Menschen einladen in das Königreich Gottes einzutreten. Mein Herz ist bei euch. Mein Geist ist mit euch. Ich muß nun gehen, ich habe mein Werk vollbracht. Ich werde aber immer bei euch sein. Stuttgart hat wirklich die Fähigkeit, ein Mittelpunkt in dieser herrlichen Sache in Europa zu werden.“

Schluß folgt. A. Sch.



Report to the Friends in the East and West.

'Abdu'l-Bahá in Stuttgart. (Continuation.)

On the morning of April 30th 1913 the beloved Lord felt somewhat better. His voice was clear. Mr. Herrigel, Mrs. Schwarz, Mr. Ruoff and some other friends were the first to ask after the precious health of 'Abdu'l-Bahá. About half past ten a group of believers entered into the holy Presence. He addressed them as follows:

„We came to Stuttgart and were your companions. We are nearly connected to you. We are striving that the East and the West may become united through the help of the Almighty. My journey to the West was an introduction to the long cherished thought for fulfilment. The commencement was made in this town. I hope that the lights of union may shine upon all countries. People can be compared to drops of water; if all these drops are gathered, they will become an ocean. I hope that they may all become united and connected with eachother, that the sea of unity of mlankind will elevate its waves. The inhabitants of the world are like scattered sheep, we hope to collect these scattered sheep into one flock and to bring them under the divine leadership of the ideal shepherd. May they find rest and tranquillity in the green meadows of eternal bliss and may they drink from the source of eternal life. This is the aim of my life. What do you say to that? Is this in accord with your thoughts or contrary to it. The sheep of God are scattered far and wide. They are scattered over mountains and valleys in the scorching desert of Sahara and they are always surrounded by bloothirsty wolves. How beautiful would it be could they be gathered together in one green divine plane where they could live in pure joy, protected and sheltered by the benevolent shepherd. The people of this world are like children and their real father is almighty God. How beautiful would it be could all these children be gathered under the leadership of one divine father and everyone strove to obtain instruction from this kind father?“

Mr. Schweizer was one of the friends, to whom the Beloved said:

„In your face I see that you have good capacities, I promise you, that if you arise and spread the glad tidings of the kingdom of Abhá you will be wonderfully confirmed.“

Mr. Schweizer said, that he hoped to become a teacher in the holy Cause by word and by deeds.

The Beloved said to him:

Very good, if man does not live according to his teaching words will have no effect. If somebody says he is a Bahai, but does not try to live according the holy Teachings, he is like a man, who advocates peace and tranquillity, and on the other hand kill innocent people. In the Manifestation of Baha’u’lláh deeds are required. I cherish the great hope, that you will be assisted in words as well as in deeds. Be absorbed in the "Hidden Words“ and live accordingly.

At that time Mr. Schweizer translated "the brilliant proofs‘“ by Mirza Abul Fazl; the Beloved uttered following words about him:

„Abul Fazl, whose work you are just translating is a man who teaches the holy [Seite 195] Cause in words and deeds. His journey to America was greatly sanctioned. His degree is higher than that of the disciples. He is the most faithful servant of the holy Cause, he sacrified all for God. He was never inactive, he either wrote, or taught or travelled to spread the glad Tidings. I love him dearly, he also did not marry in order to be free for the holy Cause, thus he worked all his life and never asked for a moment of rest.“

Amongst the friends present who came to inquire after the precious health of the Beloved, was a young engaged couple, who announced their engagement to the Master, to them He said:

„A marriage according to the laws of the religion of God is very blessed. A young man does not yet appreciate the blessing of a marriage to its whole extent, but when he grows older, the value and the significance of his marriage will become clear to him. When he sees, that he has founded a dear family through the holy tie of marriage, he feels as though he were in a heaven of bliss. But when he grows older and feeble, he will become more and more aware of the blessing of matrimony. Marriage is like a fortress to preserve the purity of man, it keeps him from immoral actions, because it preserves his chastity and purity. Before God there is no greater quality than a chaste and pure life.

The greatest vertue of man is chastity. The most wonderful gift of the Almighty is purity.

These two qualities only are destined for man; when they are lacking, man becomes like an animal and gives vent to his passions.

Therefore marriage is desirable before God. He loves man dearly and wishes man and women to live together in beautiful harmony of soul. He wishes purest love and purity reign in the home-atmosphere.

I am always much pleased when I meet a couple who love each other with a holy love and who live in harmony. Therefore I hope that you also may live together in utmost love and tenderness and that you may have a family in which greatest luck and joy will exist.

Here I should like to add a story of the beloved Lord showing how He places love above all else. It was sunday 27th of April, when the Master honoured the house of Consul Schwarz with His Presence and took lunch there. Usually it was the habit of 'Abdu'l-Bahá when He honoured our family with His Presence to take a little rest, this time He entered the drawingroom and called all the members of the family to sit around Him. — Never will I forget His words and the glance upon His heavenly Countenance when He spoke as follows:

„Each time I enter your house, I feel a great love. Listen what I relate to you: 15 miles from Bagdad in thie middle of the desert of Sahara there lived a very poor man who gained livelihood by thorns. He was deprived of all means but he was a sincere believer, who lived as much as he was able according to the laws of God. Because this man felt such a great longing I concluded to call on him. The weather was extremely hot and we had no means of getting a car or horses to reach this dear personage in the wilderness more easily. But he implored me so ardently, that I went this long way, notwithstanding the tropic heat, to the miserable tent of this poor man. In the night we started with some friends to walk a long distance before the rising of the sun, when the heat would have become intolerable. When the sun arose and the heat began to increase we sung Tablets of the Blessed Perfection so as to be able to endure the fatigue. Towards noon, when we were quite exhausted and growing extremely hot we saw the tent of that poor man from afar. When he saw us comming he ran to welcome us and earnestly implored us to enter his poor home. Inside it was still warmer and very narrow. But we sung holy Tablets from Baha’u’lláh uplifting our soul beyond all trouble. And the poor man invited us to his meal.

His wife lit a fire in a hole in the middle of the hut which represented her fire-place and kneaded a kind of flour with water into a large ball, putting it into the fire at once and put more fuel upon it. After 10 Minutes she took away the ashes and with her hands took the entirely black ball out of the glow, she broke it in pices and put a date into each peace. This bread was completely doughy, not at all properly baked and this meal was all the nourishment this poor thornpicker and his wife had to eat twice [Seite 196] every day. But this meal was offered with such heavenly love, that the taste of this royal meal is on my tongue as often as I think back to it.“

During His narrative He imitated the forming of the ball of meal, the putting it on fire and finally He touched His lips when He spoke of the never to be forgotten taste of this bread.

How great is our Lord and how He values love as highest human virtue. What an example of greatness the Beloved showed us in His narrative. He Himself undergoes greatest bodily fatigue, anyone else than He would have refused. He sacrifies Himself to rejoice the soul of one of His servants. He loves the faithfull followers of the Cause of God such an extent, that He sacrifies not only His comfort, but He also honours this poor thornspicker in the far West because of his love. He spoke of a „royal meal“ because it was offered in greatest love and it was all, these poor people could offer Him. Does it require more than this as a prof to recognise who He is? The same day, an hour later at the dinnertable He said:

„His Holiness Christ sat with His disciples at the table to take the Lords Supper and this Supper is up to the present still celebrated in His memory. The meal they partook of was symbolical that He nourished them with heavenly food. Through this meal He inspired them to spread this holy Teaching far and wide with which their soul and spirit was imbibed and to risk death and vexation to make this Teaching known and vital amongst men.

To-day we are celebrating the same Lords-Supper, I gave you spiritual food I taught you the holy Teachings of the Blessed Perfection and this meal will never be forgotten. In future days they will speak of this meal. I leave you, but you are living in me, I shall never forget you!"

But now to return to the 30th of April. At the meeting of the friends in Hotel Marquardt the Beloved adressed them as follows:

„Ihink of the heavenly love Baha’u’lláh created between us. The Schah of Persia came to Stuttgart twice, but although he was a king he didn’t find real friends. He only received the official honours which were offered to him the same as to any other sovereign. But we, who lived in prison for 40 years, found so many real friends whose love is eternal and not only temporal. Therefore it is evident that this love and friendship must have been created by an extraordinary power otherwise it would have been impossible to bend our hearts to such an extent because from a worldly point of view the Schah of Persia ought to be an object of love and veneration. The holy Manifestations are the real kings of this life and the common people who follow their Teachings are greater than all the sovereigns of the earth. Think, what the realm of Abhá has accomplished. His gifts have created a true relationship between souls. His Principles have led us into a new era of spiritual brotherhood. In a time not far off you will perceive that the light of the kingdom of Abhá will iliuminate the East and West.“

Amongst the visitors there was a young artist of music belonging to a military band who had lately heard of the holy Cause, the Beloved addressed Him saying:

„Music is one of the signs of God. Just as music causes material joy and happiness, thus spiritual music rejoices heart and soul. The Manifestations of God are the divine artists or musicians. It is my hope that you may listen to the invisible chorus of the kingdom every time you play your instrument. Just as the rythm of a military march inspires the hearts of the soldiers, thus may your ethereal music inspire the souls of the champions for peace and happiness.“

In the afternoon the Beloved took a motortrip accompanied by Mrs. Schwarz, her daughter and youngest son, Mr. Herrigel and thie Persian friends to Bebenhausen, the hunting-box of the king of Württemberg. It was formerly a monastery with a beautiful architectural bell-tower. In springtime and autumn the royal family took up their residence there for a month.

During a short sojourn in Steinenbronn the Beloved descended from the motor and divided cakes, fruit and sweets amongs the country children. Suddeniy there was a rumour in the village, that a king, coming from the East had arrived and many grown up people and children came to see Him. 'Abdu'l-Bahá ordered Mirza Ahmad Sohrab to divide money amongst the children, He laughlingly said:

You have gathered a great power. You can fight with it against any power.

In Bebenhausen the Beloved visited a part of the castle and wrote into the strangerbook.

„Ihe Imperial Court is empty, because I do not behold the royal face of the king. [Seite 197] The green field is mown, because it is not adorned by the stately figure of the Queen.

(sig.) 'Abdu'l-Bahá Abbás.


On the way back to Stuttgart He said to us;

Praise be to God, that I came to Stuttgart and called people to the kingdom of Abhá. I am happy, that I was assisted and confirmed. Noble souls like yours have listened to the call from the kingdom, now you must arise with enthousiasm and courage to teach the Glad Tidings of God. Always I trust in you and await good news from thee. According to 'Abdu'l-Bahá you must raise your voices in the Name of Abhá and loudly proclaim Him in all contries; you must invite people to enter into the kingdom. My heart is with you. My spirit is with you. I must leave you, I have done my work; but I shall be with you always. Verily Stuttgart possesses the capacities to become the centre in the holy Cause for Europe.

A. Sch.

(to be continued.)



Esploro de la vero.

La akcepto de Bahaa religio postulas unue la rekonon de Baha’u’lian kiel manıfestacione de Dio kaj Sıajn ordonojn kiel diajn ordonojn. Tamen Bhaano ne blınde akceptu tion, Baha’u’llch avertis &ıujn homojn de blında akcepto de iu ajn aütoritao,

Li ordonis al Ciuj siaj sekvantoj justecon kaj klarigis: La vero liberigas la homon de superstico kaj de blindaj imitadoj, por ke li ekkonu la manifestacıon de Dio per la okulo de unueco kaj rigardu Cion per hela okulo,“ Vortoj de sageco.

Denove Li diris: „Amu justecon pli ol tion. Gin ne mai$atu, se vi Min dezıras. Per gi estas fortigata, la ajojn rigardi propraokule kaj ne per ekkono de iu ajn en la mond.“ ' Kaßitaj vortoj.

Ni devas vidi la majestecon de Dio manilestita en la homa templo Baha’u’llah kaj realigi Sin en ni mem, alıe la Bahaa kredo estas sensigniia por ni mem. La voko de la profetoj al la homaro estas Ciam tiu, ke &i malfermu la okulojn kaj ne fermu, uzu la prudenton ne subpremu $in. Hela vido kaj libera penso, ne sklava kredemo kapabligas la homojn, penetri la verecon de nova manifestacio,

Seniime la Bahaano devas esplori la verecon kaj sia ser£ado ne devas esti limigata je materiaj ajoj. Siaj spiritaj fortoj devas esti akceptkapablaj kiel la fızikaj. Li devas uzi Ciujn kapablojn, donita de Dio por esplori la verecon, kaj nenion kredi sen sufiCa fondo. La „interna lumo“ de sia pıopra decido kaj senpera ekkono devas esti plej alta aütorıtato, per kiu li ekzamenas la valoron de Cıuj aliaj pretendoj por aütoritato. Se la animo de la serioza serlanto estas pura kaj sen antaüujgoj, li ne maltrafos la dıan majestecon en la templo de manifestacio.

Baha’u’llah deklaris plue: „La homo devas ekkoni sin mem kaj tion, kio nin kondukas al la alto aü malalto, al honto aü honoro, al riceco aü malrıcero, Tabuleto Tarazat.

Ankaü Li diras: La radiko de iu ekkono estas la ekkono de Dio. AlLi estu honoro! kaj tiu &i ekkono ne estas ebla sen Lia manitestacio. Vortoj- de sageco.

La manifestacio estas la perfekta homo, la granda ekzemplo por la homaro, la unua frukto sur la arbo de l’homeco. Tiei longe ni ne konas Lin, ni ankaü ne ekkonas la kaßitajn eblecojn en ni mem. Kristo montris al la Iılioj, kiel ili kreskas kaj deklaris, ke Salomono en sia tuta pompo ne estis ornamita kiel ili. La lilioj kreskas el modesta bulbo. Se ni neniam rigardis la kreskon de lilio, neniam vidis la Carmon de la. periekta floro, kiel ni povas ekkoni la intima natureco en la bulbo?

Ni povas distrandi Sin tre sorgeme kaj ekzakte esplori, tamen nine povas trovi la dormantan belecon, kiun scias veki la fardenisto, Tiel longe ni ne vidis la belecon de Dio, montrita en la manifestacio, ni'ne havas ideon de la dia beleco, kiu. estas kaSita en nimem kaj en niaj kunhomoj. Radiante la dian beleco al beleco.

La fakto ke ni konas kaj amas la manifestacion de Dio kaj agas laü Siaj instruoj kapabligas nin iom post iom la potencan dian naturo realigi en ni mem, tiam kaj ne pli frue ni komprenas la signifon kaj la tendencon de la vivo kaj universo.

Tagore diras! „Mano plena da polvo povis ka$i viajn signojn, Car mi ne konis fian signifon. Nun plı saßa, mi legas Sin en Cıo, kio antaüe estis kasıta. Gi estas desegnita sur la foloj de la iloroj, ondegoj $Sprucas [Seite 198] in el $ia Saumo, montetoj Sin tenas alte sur $iaj pintoj. Mi deturnis mian vizagon de Vi, tal mi legis la signojn mal$uste kaj ne komprenis fian signiion.

Fruktrikolto.

La 15 an Januaron vespere paroladis sinjoro W. Herrigel fe ni en Weno, pri. la ce loj kaj la disvastißo de la Bahaiafero. La aüskuitaro konsistis Cirkaue de 150 personoj (multaj de ili estas Esperantistoj) kaj auskultis kun la plej granda ıntereso la historion de la movado. La parolado daürigis horon kaj duonon. Certe Ciuj Ceestantoj kunprenis la plej belan kaj daürantan impreson. Karlo Täubler.



Bahai-Arbeit in Wien.

Am 14. Jan. hatten wir die Freude unseren lieben Bruder Wilhelm Herrigel aus Stuttgart, den unermüdlichen Herold der Bahai-Botschaft, in Wien begrüßen zu können.

Am 15. abends 7 Uhr, fand im Saale der Landwirtschaftlichen Gesellschaft, Wien I, Schautlergasse 6, die erste Öffentliche Bahai-Versammlung in Wien statt. Die Freunde waren durch Einladungen, die Oeffentlichkeit durch Annoncen in den meist verbreiteten Tagesblättern von der Anwesenheit des Herrn Herrigel unterrichtet. Der Zuspruch war auch in der Tat ein recht lebhafter, der geräumige Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt; ein Teil der Zuhörer mußte sich mit Stehplätzen begnügen.

In seiner ungefähr zweistündigen Rede, erklärte Herr Herrigel mit der ihm eigenen schlichten Klarheit und der überzeugenden Kraft seines Wortes, die Bedeutung und die Ziele der Bahai-Bewegung, indem er insbesondere auf den hohen ethischen Wert derselben hinwies. Mit großer Wärme sprach der Redner von dem erhabenen Meister 'Abdu'l-Bahá und von seinen persönlichen Erinnerungen als er im Jahre 1913 das Glück hatte, Seine Heiligkeit in unsere Stadt begleiten zu dürfen.

Der Eindruck der Rede war ein mächtiger; nicht bloß die Freunde waren aufs Tiefste ergriffen, sondern auch die übrigen Anwesenden, welche den Ausführungen des Herrn Herrigel mit gespannter Aufmerksamkeit folgten, konnten ihre Bewegung kaum verbergen. Ein viel gelesenes Blatt „Das neue Wiener Journal“ brachte einen ausführlichen Bericht über die Versammlung, worin es unter anderem heißt:

„Die Lehre des Bahaismus, wie wir sie am 15. 1. nebenbei bemerkt, in einer sehr sympathischen, einfachen, unaufdringlichen Art kennen lernten, propagiert das Reich der Menschenliebe u. Menschenversöhnung. Baha’u’lláh, der Perserjüngling, der Begründer der nach ihm benannten Bahailehre, sieht nur in der allgemeinen gegenseitigen Liebe und Hilfsbereitschaft die Rettung der Welt. Er geht über das wunderbare, heute sehr unzeitgemäße Christuswort: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ hinaus und predigt: „Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst!“ Er predigt den großen Welteinheitsstaat, die Welteinheitssprache, die Welteinheitsschrift, die Welteinheitsgesetze. Er will alle Völker und Rassen zu einem Einheitsvolk zusammenschmelzen, er will alle Länder und Staaten zu einem Einheitsstaat vereinigen. Das uralte Bestreben nach Beseitigung aller nationalen und konfessionellen Bewegung im Bahaismus ihre restlose Lösung. Die Bahaiwelt wäre wirklich ein Paradies auf Erden. Es wird aber nicht zur Einführung dieses paradiesischen Zustandes kommen.

Der Vortragende gab dann auch einen statistischen Bericht über die Entwicklung der neuen Religion und ihre Ausbreitung.

Am 16.1. um 7 Uhr abends fand im Saale des „Neuen Frauenklubs“ Wien I. Tuchlauben 11, eine engere Zusammenkunft statt. Hier sprach Herr Herrigel über das Verhältnis der Bahai-Lehre zur Wissenschaft und beantwortete zahlreiche diesbezügliche Fragen.

Einer Einladung der Wiener Theosophischen Gesellschaft folgend, hielt Herr Herrigel am Abend des 17. 1. in diesem Kreise einen Vortrag, worin er unter anderem an die von ’Abdu’l-Bahá selbst gehaltene Ansprache im Jahre 1913 erinnerte.

Der 19. 1. versammelte die Freunde abermals im Neuen Frauenklub. Es war dies ein ganz besonders schöner Abend, an welchem Herr Herrigel viel Geist und Herzerhebendes aus den weniger bekannten Schriften 'Abdu'l-Bahás mitteilte.

In der Zwischenzeit wurde unser Stuttgarter Freund in mehrere Privatzirkel gebeten und empfing zahlreiche Besuche. Noch in letzter Stunde, nämlich am Abend des 22. 1., dank einer Aufforderung von Frl. Marie Stockert-Gmeinert, der Präsidentin „Der Vereinigung der Wiener Schriftstellerinnen und Künstlerinnen", konnte Herr Herrigel noch einmal die Bahai-Botschaft verkünden und auch dort in kurzen Umrissen die Grundsätze der Lehre klarlegen.

Von den Freunden hatte sich Herr Herrigel bereits in der letzten Zusammenkunft am Abend [Seite 199] des 21. 1. verabschiedet, nicht ohne sie mit ermunternden, herzlichen Worten zur Arbeit anzuspornen.

Herr Herrigel hat uns während seines leider nur allzu kurzen Aufenthaltes unendlich viel gegeben und in uns allen den sehnlichen Wunsch zurückgelassen, ihn recht, recht bald wieder sehen zu dürfen.

Möge der Segen des Allgütigen mit uns sein, auf daß die prophetischen Worte unseres geliebten Meisters 'Abdu'l-Bahá sich erfüllen und Wien einst ein bedeutendes Zentrum der heiligen Sache werde.

Berichtet von Frl. Ida Hitten und Frl. Eleonore Wachsberger.



Mitteilungen.

Schwerin. Unsere liebe Schwester, Frau Pleßner war vom 24. Dez. 24 bis 6. Febr. 25 hier und hat im ganzen fünfmal, teils in öffentlichen Versammlungen, teils im Kreise der Freunde gesprochen.

Der Ehrenvorsitzende der hiesigen Friedensgesellschaft, Herr Landgerichtsrat Eberhard, hatte sich den Freunden in liebenswürdiger Weise angeboten, an einem Abend gemeinsam mit Frau Pleßner zu sprechen über das Thema: „Der Friedensgedanke im neuen Testament.“ Nach seinen von Herzen kommenden und mit warmem Beifall aufgenommenen Ausführungen ergriff unsere liebe Frau Pleßner in der zahlreich besuchten Versammlung das Wort, um auf die Bahailehre überzuleiten und die Worte des Vorredners mit dieser zu krönen. Frau Pleßner, die hinreißend und überzeugend sprach, fand den Weg zu den Herzen ihrer Zuhörer. Es setzte eine lebhafte Aussprache ein. Dieser Abend bildete die Hauptversammlung und war selten schön. Die Erschienenen wurden nicht müde, den Worten der lieben Rednerin zu lauschen. Die 8 Uhr begonnene Versammlung mußte wegen der vorgerückten Stunde nach 12 Uhr geschlossen werden. Frau Pleßner hat durch ihre unermüdliche Wirksamkeit am hiesigen Orte viele neue Freunde für die heilige Sache gewonnen. Infolgedessen ist unser Heim für die wöchentlichen Versammlungen zu klein geworden, es werden diese künftig wöchentlich am Donnerstag abend in einem gemieteten Raum stattfinden.

Lisbeth Klitzing.


Gera. Am 4. und 5. Nov. 1924 wurden wir durch den Besuch des Herrn Wilhelm Herrigel aus Stuttgart erfreut. In zwei Versammlungen, bei denen auch eingeladene Aussenstehende zugegen waren, sprach Herr Herrigel über die Bahailehre, wodurch er bei den Neuerschienenen Interesse erweckte und den bisherigen Freunden neue Anregungen gab.

Durch die freundliche Vermittlung von Herrn und Frau Köhler in Orlamünde, die aus der Geraer Bahaigruppe hervorgingen, kam am Donnerstag, den 6. Nov. in Jena ein öffentlicher Vortrag zustande. Herr Herrigel sprach zu den zahlreich Versammelten über die Notwendigkeit eines Führers und Helfers für die so sehr leidende Menschheit. In warmen, zu Herzen gehenden Worten gab er einen kurzen Ueberblick über die Geschichte der Bahaibewegung, erläuterte die Lehren Baha’u’lláhs und verkündete, was die Bahailehre bereits in der Welt vollbracht hat.

Am Freitag, den 7. Nov, versammelte sich dann ein Kreis von Interessenten um Herrn Herrigel, der die Anwesenden in mehrstündigem Beisammensein tiefer in die Bahailehre einführte. Das allgemeine Interesse kam in dem Wunsch zum Ausdruck, daß Herr Herrigel bald wiederkommen und weitere Vorträge und Belehrungen geben möchte.

K.u.L.D.


Radio. Am Abend des 18. Dez. 1924 hielt Frau Alice Schwarz einen Radio-Vortrag, Sendstelle Stuttgart. Von verschiedenen Städten liefen Berichte ein, daß der Vortrag deutlich verstanden wurde. Briefliche und persönliche Nachfragen über die heilige Sache Baha’u’lláhs erfolgten darauf. Ein Auszug des Vortrages wurde in der offiziellen Programm-Zeitung des Süddeutschen Rundfunk A.-G. vom 4. Januar 1925 mit einem Bild 'Abdu'l-Bahás veröffentlicht. Der nächste Vortrag findet den 15. März, abends 7.30 Uhr statt. Rednerin Frau Gertrud Bauer-Cannstatt.



Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.



Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart,


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Inhalts-Uebersicht für das Jahr 1924/25.


Ali Mohammed El Báb: Seite

Ein Gebet . . 98

Das Leben des Báb, erzählt von Jinab-i-Fadil . . . 4 21


Baha’u’lláh:

Worte Baha’u’lláhs . . . 66

Das Leben Baha’u’lláhs, erzählt von Jinab-i-Fadl . . . . 37 51 73


'Abdu'l-Bahá:

Gebete: Gebet z. Neujahrsfest . . . . 65

Gebet z. Kongress . . . . . . 97

Abendgebet . . . . . 193

Gebet . . . . . 129

Tablets: Ueber Verleumdungen . . . 3

Wem wir unser volles Vertrauen schenken sollen . . . 28

Die heilige Flamme brennt im Osten und Westen . . . 33

Die erste Botschaft 'Abdu'l-Bahás an die Welt . . .34

Eines des ältesten Tablets . . . 50

Die Zusammenhänge der Existenz . . . 69

Botschaft an alle Bahais d. Welt . . . 98

Ermahnng‚ die hl. Sache z. lehren . . . 145

Gebet für die Menschheit . . . . 169

Der Weg der Gottesgesandten geht durch Trübsale . . . 185

Ansprachen: Die 3 Arten v. Verfolgungen . . . 2

’Abdu’l-Bahá sehnt sich nach Leiden . . . 17

Das Geheimnis d. Opfers . . . 18

Universale Liebe . . . 49

Die Wiedergeburt .. 50

Gibt es einen Fortschritt nach dem Tode? . . . 81

’Abdu’l-Bahás Glück . . . 82

Der verlorene Sohn . . . 99

Die Loslösung v. Irdischen . . . 99

Wir müssen uns erheben, um zu vollenden was d. Herr von uns verlangt . . . 101

Der Geist der Wahrheit . . . 102

Stürme und Trübsale . . . 104

Vortrag in St. Johns Westminster . . . 114

Die Reincarnation . . . . 115

Vortrag im Forum der neuen Gedanken . . . 117 170

Ueber die Ehe . . . 126

Das Leben ’Abdu’l-Bahás, erzählt von Jinab-i-Fadil . . . 110 125 178 187


’Abdu’l-Bahá in Europa

In Budapest . . . 6 23 40 53

In Wien . . . . 70

In Stuttgart . . . 88 105 119 174 190


Shoghi Effendi:

Telegramme: An Konsul Schwarz . . 114

Nach d. Kongress . . . 180

Briefe: An die Freunde in Hamburg, Gera, Rostock,

Schwerin und Warnemünde . . . 4

An die Freunde in Leipzig . . . 21

Zu ’Abdu’l-Bahás Todestag . . . 165

Antwort auf das Telegramm vom Bahai-Kongress . . . 170

Aufsätze:

Oomoto geistige Bewegung i. Japan . . . 33

Zu 'Abdu'l-Bahás Geburtstag. A. Sch. . . . 47

Der Geist der Einheit K. Klitzing . . . 62

Aus einer Haifareise v. Mrs. Maxwell . . . 69

Das Gebet aus Baha’u’lláh und die neue Zeit v. J. E. Esslemont . . . 82

Zum 12. November v. A. Schwarz . . . 143

Ueber den Neid v. A. Liebling . . . 173

Buchbesprechung v. J. Tyssen . . . 174


Erzählungen:

Die Geschichte des Badi, erzählt v. Hadi Mirza Haydar Ali . . . 28

Die Geschichte der Prinzessin erzählt v. Jinab-i-Avari . . . 34


Gedichte:

'Abdu'l-Bahá v. J. Höns . . . 48

Der heilige Baum v. J. D. . . . 127

Mein Dank v. Paul Häcker . . . 182


Berichte und Mitteilungen:

Berichte aus Hamburg, Gera, Leipzig, Berlin,

Warnemünde, Rostock, Schwerin . . . 13 14 15 16

Bahai Nachrichten . . . 30 96 128

Bericht aus Schwerin . . . . 48 143

Geburtstagsfeier des Herrn . . . 62

Radio . . . 144 172

Berichte über Weihnachtsfeiern . . . 182

Kongressberichte . . . 131 144 146 164

Vortragsberichte . . . 199


English: Vortragsberichte.

’Abdu'l-Bahá in Europe

In Budapest . . . 8 25 43 58

In Vienna . . . . 73

In Stuttgart . . . 91 107 122 176 195

Bahai News . . . . . 31 96 128

Birthday festival of 'Abdu'l-Bahá . . . 63

Radio . . . . . 144

Christmas Report . . . 184


Esperanto:

Parolado de 'Abdu'l-Bahá .. . . 10

Prego . . . . 11

Unueco . . . . 29 46

El la libro vivo Kaj instruoj de 'Abdu'l-Bahá Abbas . . . . . 61

Vortoj de Baha’u'lláh . . . . 78

Vortoj de 'Abdu'l-Bahá . . . . 109

Alvoko de 'Abdu'l-Bahá .. . . . 109

Esploro de la vero ...... . 124

Kiu estas Bahaano? . .... 18

Esploro de la vero . .... . 197





Einbanddecken für den IV. Jahrgang der Sonne der Wahrheit beliebe man bis längstens 10. März beim Verlag zu bestellen, Preis Mk. 1.—. Völliges Einbinden des Jahrgangs übernimmt der Verlag, Preis Mk. 2,—.


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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)