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SONNE DER WAHRHEIT | ||
Heft VIII | OKT. 1924 | |
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART |
Die Hauptpunkte der Bahailehre [Bearbeiten]
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.
SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark. |
Heft 8 | Stuttgart, im Oktober 1924 | 4. Jahrgang |
Inhalt: Gebet. — Telegramm an Consul Schwarz, Stuttgart. — Vortrag ’Abdu’l-Bahás zu St. Johns Westminster. — Die Reincarnation. — Vortrag von ’Abdu’l-Bahá. — Bericht an die Freunde im Osten und Westen. — Report to the Friends in East and West. — Esploro de la vero. — Die Lebensgeschichte ’Abdu’l-Bahás - des Dieners Gottes. — Die Ehe. — Der heilige Baum. — Bahai-Nachrichten.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Die Liebe zu Gott macht den Menschen rein, heiligt ihn und kleidet ihn mit dem Gewand der Tugend und Reinheit. Wenn der Mensch sein ganzes Herz Gott weiht und in Verbindung mit der „Gesegneten Vollkommenheit“ tritt, so wird die göttliche Gnade auf ihn fallen. Diese Liebe zu Gott ist rein
geistiger Natur.
Die Seelen, deren Gewissen durch das Licht der Liebe Gottes erleuchtet sind, glänzen wie Kerzen und gleichen Sternen der Heiligkeit am Himmel der Reinheit. Die wahre und größte Liebe ist die Liebe Gottes, sie ist erhaben über alles Vorstellungsvermögen und alle Denkfähigkeit der Menschen....
’Abdu’l-Bahá.
Aus Tablets nach Amerika.
Gebet.
Du bist Der, Dessen alle gedenken, Den alle preisen!
Dieser Dein Diener, o Herr mein Gott, mein Meister und meine Sehnsucht, sucht den Schlaf im Bereich Deines Erbarmens und möchte gerne unter dem Zelt Deiner Huld ruhen, vertrauend auf Deine Gnade und Deine Hut. Bei Deinem Auge, das nicht schläft, o mein Herr, flehe ich zu Dir, mein Antlitz vor allem andern zu beschirmen außer Dir und es hell zu machen, um die Wunder zu schauen und um auf den Tagesanbruch Deiner Offenbarung zu blicken. Du bist wahrlich Der, vor dessen Zeichen der Alleinherrschaft die höchste Gewalt hinschwindet. Es gibt keinen anderen Gott als Dich, den Allmächtigen, den Allüberwinder, den Unbedingten.
’Abdu’l-Bahá
Übersandt von Shoghi Effendi.
Telegramm an Consul Schwarz, Stuttgart.
Convey friends my fondest love, may your congress achieve highest success.
Shoghi.
Übermittle den Freunden meine innigste Liebe. Möge euer Kongreß den höchsten Erfolg erzielen.
(sig.) Shoghi.
Vortrag ’Abdu’l-Bahás zu St. Johns Westminster.
17. September 1911.
O edle Freunde! O ihr Sucher nach dem Königreich Gottes! Die Menschen auf der ganzen Welt suchen nach Gott. Alles was existiert ist von Gott. Aber die Wirklichkeit der Gottheit ist über alle Vernunft heilig!
Die Bilder der Gottheit, welche wir uns vorstellen, sind das Ergebnis unserer Fantasie, sie bestehen in dem Reich unserer Einbildung. Sie stimmen nicht mit der Wahrheit überein, und die Wahrheit läßt sich nach ihrem Wesen nicht in Worten ausdrücken.
Die Gottheit kann nicht verstanden werden, denn sie ist das Verstehen selbst.
Der Mensch, der eine wirkliche Wesenheit besitzt, wird wohl von Gott verstanden; aber das Verständnis, das der Mensch für die Gottheit hat, ist nur mangelhaft, und keineswegs vollkommen. Gott ist die eigentliche Wahrheit und Wesenheit und nicht irgend eine blasse Vorstellung, die der Mensch sich davon zu machen vermag. Die Gottheit allein umfaßt alles, kann aber nicht umfaßt werden.
Obgleich das Mineral, die Pflanze, das Tier und der Mensch eine wirkliche Wesenheit besitzen, so besitzt dennoch das Mineral keine wirkliche Kenntnis von der Pflanze, denn es kann sie nicht erfassen. Es kann sich dieselbe nicht vorstellen noch kann es das höhere Reich über ihm verstehen.
Ganz so ist es mit der Pflanze. Welchen Fortschritt sie auch erreichen wird, wie hoch sie sich auch zu entwickeln vermag‚ sie wird doch das Tier nie begreifen noch dasselbe verstehen können. Sie ist ganz außer Fühlung mit demselben, sie besitzt weder Ohren noch Gesicht, noch Verstand.
Ebenso verhält es sich mit dem Tier. Wie verfeinert seine Gefühle auch werden mögen, es wird sich doch nie eine wirkliche Vorstellung von der Welt, dem Menschen oder seiner speziellen geistigen Fähigkeiten machen können.
Das Tier kann nicht die Rundung der Erde noch ihre Bewegung im Raum noch die zentrale Stellung der Sonne noch die Gewalt der Elektrizität begreifen lernen; noch viel weniger kann es sich etwas, wie den alles durchdringenden Aether vorstellen. Obgleich das Mineral, die Pflanze, das Tier und selbst der Mensch wirkliche Wesen sind, so verhindert die Verschiedenheit ihrer Reiche, die Glieder des niederen Grades, die Wesenheit und die Natur des höheren Grades zu verstehen. Da dem so ist ,wie könnte alsdann das weltlich Vergängliche den Herrn der Heerscharen verstehen ?
Es ist klar, daß das ganz unmöglich ist.
Aber das Wesen Gottes, die Sonne der Wahrheit, scheint über alle Horizonte und verbreitet ihre Strahlen über alle Dinge. Jedes Geschöpf ist der Empfänger eines gewissen Teils dieser Kraft, und der Mensch, der die Vollkommenheit des Minerals, der Pflanze, des Tieres sowohl als auch seiner eigenen Fähigkeiten umfaßt, wurde zum edelsten aller Wesen erschaffen. Es steht geschrieben, daß der Mensch zum Bilde Gottes erschaffen wurde. Geheimnisse, die verschleiert waren, hat er entdeckt, Verborgenheiten, die verhüllt waren, hat er ans Licht gebracht. Durch Wissenschaft und Kunst bringt er geheime Kräfte in die Region der sichtbaren Welt. Der Mensch erkennt die verborgenen Gesetze in den erschaffenen Dingen und befaßt sich mit ihnen.
Endlich ist der vollkommene Mensch, der Prophet, ein Wesen, das die Reinheit
und Klarheit eines vollkommenen Spiegels besitzt, ein Mensch, der die Sonne
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der Wahrheit widerspiegelt. Von einem solchen Propheten und Botschafter
können wir sagen, daß das Licht der Gottheit mit himmlischer Vollkommenheit
ihm innewohnt.
Wenn wir behaupten, daß die Sonne im Spiegel gesehen wird, wollen wir damit nicht sagen, daß die Sonne selbst von den heiligen Höhen ihres Himmels in den Spiegel eingetreten sei. Das ist unmöglich. Das göttliche Wesen wird in den Manifestierten gesehen und ihr Licht und ihr Glanz ist in äußerster Herrlichkeit sichtbar in ihnen.
Deshalb wurden die Menschen immer von den Propheten Gottes gelehrt und geführt. Die Propheten Gottes sind die Vermittler Gottes. Alle Propheten und Botschafter Gottes kommen von einem heiligen Geist und überbringen die Botschaft Gottes, welche sich dem Zeitalter in welchem sie erscheinen, anpaßt. Das eine Licht beseelt sie alle, sie bilden eine Einheit mit einander. Aber das Ewige wird nicht vergänglich noch wird das Vergängliche ewig werden.
Paulus‚ der große Apostel sagt: Die wir alle mit offenen Augen wie in einem Spiegel die Herrlichkeit Gottes sehen, werden durch den Geist des Herrn in dasselbe Ebenbild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit verwandelt.
O Gott, Du Vergeber! O Himmlischer Erzieher! Diese Versammlung wird durch die Erwähnung Deines heiligen Namens geschmückt. Deine Kinder wenden ihre Angesichter zu Deinem Königreich, ihre Herzen werden beglückt und ihre Seelen getröstet.
Barmherziger Gott! Lasse uns Reue empfinden über unsere Uebertretungen! Nimm uns auf in Dein himmlisches Königreich und gib uns eine Wohnstätte, worin kein Irrtum mehr sein wird, schenk uns Frieden, verleihe uns Weisheit und öffne uns die Tore Deines Himmels.
Du bist der alleinige Geber! Du bist der Verzeihende! Du bist der Barmherzige.
Die Reincarnation.
Lehre von 'Abdu'l-Bahá.
Die Wiedergeburt ist eine alte Meinung, welche, sowohl bei den meisten Nationen und Glaubensbekenntnissen, als auch bei den griechischen und römischen Philosophen und Gelehrten, den alten Aegyptern und den vornehmen Assyrern bestanden hat. Aber alle diese Ansichten und Aberglauben sind vor Gottes Angesicht eitel. Das wichtigste, das von jenen, die sich zur Wiedergeburt bekannt haben, erreicht wurde, war, daß es die Gerechtigkeit Gottes erfordert, jedem das seinige zu geben.
Nun wird von jedermann, welcher an den Folgen irgend eines Unglücks leidet,
gesagt, daß er gesündigt habe. Wenn ein kleines Kind blind, taub, oder mit
irgend einem Körperfehler zur Welt kommt, wie käme es dazu, irgend eine
Sünde begangen zu haben, daß wir sagen könnten, diese Unvollkommenheit ist
eine Strafe für das Kind? Da ein solches Kind irgend eine Sünde vor seiner
Geburt nicht getan hat, so muß es gesündigt haben, als es in einem früheren
Körper lebte, der verursachte, daß es diese Strafe nun zu erleiden hat; d.h. die
Philosophen und Leute der älteren Religionen glaubten, daß jedes Leiden von
irgend einer Sünde komme, die vom Leidenden verübt wurde; und somit müsse,
weil das kleine Kind in diesem Leben nicht gesündigt haben konnte, seine
Verunstaltung oder Krankheit eine Strafe für eine Sünde in einem vorhergegangenen
Leben sein. Die Bibel spricht über diese Streitfrage und erklärt, daß die
Sünden der Väter die Kinder heimsuchen werden bis ins dritte und vierte Glied.
In diesem Sinne wäre jedes Leben eine Wiedergeburt, vielleicht von irgend einem
Vorfahren (Ahn), der Jahrhunderte vor uns gelebt hat. Diese Wirklichkeit
würde die große Tatsache unserer Verantwortlichkeit noch größer machen,
wenn die fünfte und sechste Generation den Nachwirkungen unserer Fehler oder
Tugenden nicht entgehen kann. In der Tat, diese Leute standen der Wirklichkeit
der Schöpfungsgesetze unwissend gegenüber; denn hätte die Natur alles in
einer vollkommenen Weise hervorgebracht, wie hätte die umfassende Macht
Gottes geoffenbart werden können, und
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wie könnten die folgenden Erklärungen wahr sein? „Gott tut nach Seinem Willen
und Gott tut, was Er wünscht". Obgleich die Tatsache der Wiedergeburt in
den göttlichen Büchern erwähnt ist, so ist mit diesem Wort nur die Wiederkehr
der Eigenschaften, der Charaktere, der Vollkommenheiten, der Wahrheiten und
der Leuchten (der Vergangenheit) welche in jedem Zeitalter erscheinen, gemeint,
und nicht die Wiederkehr gewisser individueller Personen und Seelen.
Man sagt z.B., das Licht der Lampe ist dasselbe wie das der vergangenen Nacht; oder, die Blumen des vergangenen Jahres blühen in diesem Jahr wieder in dem Garten. In diesem Sinn ist die Wiederkehr des Individuellen, die wirkliche Identität, das eigenste Wesen nicht gemeint, es ist damit vielmehr gesagt, daß dieselben Eigenschaften und Zustände, die im vergangenen Frühjahr vorhanden waren, in diesem Frühjahr wieder erschienen sind. Wenn z.B. jemand sagt, die Früchte dieses Jahres sind dieselben, wie die des letzten Jahres, so heißt dies, daß in Bezug auf die Frische und den Wohlgeschmack sie dieselben sind, wie die vorjährigen, obgleich es keinem Zweifel unterliegt, daß die wirklichen Früchte und die eigene Identität der Früchte des vergangenen Jahres nicht zurückgekehrt sind.
Wie viel Gutes und wie viel Ruhe haben die Freunde Gottes in ihrem Leben auf dieser sichtbaren Erde gehabt, daß sie wünschen würden, ihre Wiederkehr möge stattfinden und sich dauernd wiederholen? Ist all das Elend, sind all die Katastrophen, die Ungerechtigkeiten, die Versuchungen und Schwierigkeiten in diesem einen Leben nicht genug für sie, um sich eine Wiederholung in dieser Welt zu wünschen ? Ihr Kelch war nicht von solcher Süßigkeit, um sich darnach zu sehnen, daß er sich noch einmal fülle. So suchen auch die Freunde des allmächtigen Gottes nie irgend eine Vergeltung oder Belohnung, außer der Vereinigung und die Begegnung mit Gott im Königreich El Abhás, und sie wünschen nur auf der Geistesstufe vorwärtszukommen, um die erhabene Höhe zu erreichen.
Sie sehnen sich nur nach den ewigen Verleihungen und dem unaufhörlichen Segen, welcher über das menschliche Verstehen geheiligt ist. Deswegen, wenn du mit einem geistigen Auge siehst, so wirst du finden, daß die ganze Menschheit in dieser irdischen Welt leidet, es existiert nicht ein einziger Mensch, der ein solch geruhiges Dasein führte, das als eine Belohnung für seine guten Taten in einem früheren Leben angesehen werden könnte; es gibt nicht eine Seele, die so glücklich wäre, daß dies die Frucht ihrer erlittenen Schmerzen sein könnte.
Wäre das Leben des Menschen in seinem geistigen Sein nur auf ein Leben in dieser Welt beschränkt, so würde sich die Schöpfung als nutzlos erweisen und die göttlichen Eigenschaften würden dann kein Ergebnis und keine Wirkung: haben. Dann wären alle Dinge und alle erschaffenen Wesen und die Welt der Schöpfung unvollkommen.
Wie der Wert und die Fähigkeit im Leben eines Kindes vor der Geburt in jener dunkeln, engen Welt nicht sichtbar ist, so wird der ganze Wert des Wachstums und der Entwicklung des Menschen erst geoffenbart und begreiflich werden, wenn er in das ewige Leben eingegangen ist; in gleicher Weise werden Belohnung, Bestrafung, Paradies, Hölle, und die Vergeltung der Taten und Handlungen, welche der Mensch in dem gegenwärtigen Leben vollbringt, geoffenbart und bewiesen werden, wenn er in die Welt versetzt wird, welche fern dieser Welt ist. Wenn das Leben und Wachstum eines Kindes nur auf den Zustand vor der Geburt begrenzt wäre, dann würde sich die Existenz des Kindes in jenem Zustand als zwecklos und eitel erweisen, in gleicher Weise würde sich diese Welt gänzlich belanglos und unverständlich erweisen, wenn das Leben dieser Welt mit seinem Tun und Handeln und den daraus folgenden Resultaten, in der Welt nicht sichtbar geworden wäre.
Daher wisse, daß der „Wahrhaftige“ die unsichtbaren Welten durchdringt; die menschliche Erkenntnisfähigkeit ist unfähig, dies zu erfassen und der Verstand des Menschen hat nicht die Macht, sich dies auch nur vorzustellen.
A.Sch.
Vortrag von 'Abdu'l-Bahá
in „Forum der neuen Gedanken“
am 27. August 1912.
'Abdu'l-Bahá wurde in schönster Weise wie folgt eingeführt: „Es ist ein Redner unter uns, der, wenn er seine Lippen öffnet, von Gott spricht. Wenn man in Seine Augen schaut, erkennt man, daß Er in Gott lebt, Seine Worte sind der Beweis, daß Er ein Prophet von hohem Rang ist, ein Evangelist mit großer universaler Macht, der in hl. Liebe zu Gott und den Menschen steht. Es bereitet mir große Freude, Ihnen in 'Abdu'l-Bahá den Redner des Abends vorzustellen.
'Abdu'l-Bahá: "Wenn ich das Auditorium überblicke, so erkenne ich den Ausdruck der Weisheit auf dem Gesicht der Anwesenden. Daher werde ich heute Abend das Thema des metaphysischen Problems besprechen, welches die Entwicklung oder Wanderung des Phänomenalen durch die verschiedenen Grade behandelt, damit klar zu Tage tritt, daß der Ursprung des Phänomenalen mit dem Ausgangspunkt identisch und übereinstimmend ist und daß in allen existierenden Wesen eine ideale Einheit besteht. Aber dieses Thema, wovon ich Ihnen eine Erklärung geben will, ist sehr ernst und tief‚ und damit Sie darin vollständig klar sehen, bitte ich, darüber ernstlich nachzudenken; es bezieht sich auf göttliche Philosophie und erfordert Ihre ganze Aufmerksamkeit.
Alles Phänomenale‚ was im Universum existiert und in engem Zusammenhang
steht, ist in steter Bewegung und ist fortschreitend in allen Stadien. Nimmt man
beispielsweise ein Sandkorn oder das kleinste Teilchen eines besonderen Elements,
oder mit anderen Worten, ein Atom oder ein Molekül, so sind alle universalen Dinge
oder Wesen durch Elemente zusammengesetzt und diese einzelnen Elemente sind in dem
Mineralreich enthalten. Diese mineralischen Elemente aus dem Mineralreich hervorgehend
sind in das Pflanzenreich übergegangen, nach ihrer mineralischen Beschaffenheit
wurden sie zur pflanzlichen Identität. Diese einzelnen Elemente,
welche in diesen Pflanzen enthalten sind, gelangen vom Pflanzenzustand in das
animalische Reich durch die Nahrungsaufnahme der Tiere, sie machen einen
Verwandlungsprozeß durch; und wieder wird dieses einzelne Element des Tierreichs
auf gleiche Weise in das Menschenreich übertragen, und somit ist es zu
einem Teil des Menschen geworden. Einst war es Mineral, dann durchwanderte es
die verschiedenen Grade bis es endlich in das Menschenreich eintrat. Dies ist
nur ein Beispiel, aber die Wirklichkeit des Vorgangs ist der, daß jede gegebene
Identität oder jedes Atom verwandlungsfähig, fortschrittlich und in immerwährender
Bewegung ist. Durch das ganze zusammenhängende Universum wirst du
bezüglich des Phänomenalen endlose Gleichnisse beobachten. Zum Beispiel
betrachte die Pflanzen und du wirst Miriaden von Gleichnissen finden, die in den
Formen und allem was zur Pflanzenwelt gehört, unbegrenzt sind. Das Pflanzenreich
hat keinen Mangel an Mannigfaltigkeit der Formen und der Bilder. Unter den Miriaden
von Formen findet man nicht zwei Blumen von gleicher Farbe
und gleicher Gestaltung. Jede Blume hat eine bestimmte Identität im Pflanzenreich,
jedes Blatt einen sich unterscheidenden Charakter und Aussehen in
dem unendlich variierenden Pflanzenleben. Daraus können Sie ersehen, daß die
Gestaltungen im Pflanzenreich unendliche sind. Gleicherweise sind die
Gestaltungen im Tierreich unbegrenzt, ebenso sind auch die Formen der mineralischen
Erscheinungen unbegrenzt variierend. Ein jedes Atom der Atome im Phänomenalen
und jedes einzelne Element der Miriaden von Elementen (das heißt, wir sprechen
von den einzelnen abstrakten Elementen) machen alle durch diesen Vorgang der
Wiederholung eine Verwandlung von einem Grad zum andern durch
und durchwandern so alle Stadien. Dies ist fortwährende Entwicklung.
Auf jeder Stufe besitzt es besondere Eigenschaften. Zum Beispiel besitzt es im
Mineralreich mineralische Eigenschaften, im Pflanzenreich nimmt es den Zustand des
Wachstums an, in dem animalischen Reich das animalische Prinzip und im
Menschenreich besitzt es die Eigenschaft des Menschen. Und auf jeder von diesen
Stufen besitzt es endlose Formen und
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Bilder. Ebensowenig wie man das Prinzip des Wachstums auf irgend eine Art
und Form beschränken kann, — denn ein jedes Blatt hat seine eigene besondere
Form, seine eigene Individualität als Blatt, — so hat jedes Atom der unzähligen
Atome des Phänomenalen seine Erscheinung in den Miriaden von Gleichnissen und Formen in der fortschreitenden Bewegung im Universum. In einem jeden dieser Blätter ist eine besondere
Eigenschaft enthalten, deshalb ist jedem Atom des Universums Gelegenheit gegeben,
sich auf den verschiedenen Stufen zu äußern. Es gibt keine Ausschaltung
oder Zurücksetzung hierin, weshalb nicht gesagt werden kann, daß es im Universum
irgend welche Atome gebe, von denen man sagen könnte, daß ihnen eine
Entwicklung versagt wäre. Nein, vielmehr besitzen alle diese unendlichen
Grade in den vorhandenen Eigenschaften, wir können nur sagen, daß die verschiedenen
Verwandlungen oder Vorgänge sich in all den angenommenen Formen
in ihrer Aufnahme von den vorhergehenden Stadien unterscheiden. Zum Beispiel
besitzt das Mineral nicht die Eigenart der Pflanze, aber der Tag kommt, an
dem das Mineral durch die Verwandlungskraft sich als Mineral auflöst und
die Pflanzeneigenschaften annimmt, dann besitzt es die pflanzliche Wirksamkeit
und ebenso kommt der Tag, daß dieses sich von der Pflanze ins animalische
Reich vorwärts entwickelt, wodurch es die Eigenschaft der Tiere annimmt. Und
gleichfalls erscheint der Tag, an dem es durch die Verwandlung in den Besitz der
menschlichen Eigenschaften gelangt. Daraus könnt Ihr in jedem Atom der Atome
des Universums ersehen, daß alle Eigenschaften des Universums in ihm ruhen.
Denket über dieses Thema, welches sehr tief und abstrakt ist, nach, denn in ihm
ist der wahre Begriff des Pantheismus enthalten. Deshalb sagen wir, daß Pantheismus
wahr ist, denn ein jedes Atom des Universums ist im Besitz aller wirkenden
Eigenschaften des Lebens durch die ihm innewohnende Kraft der Transformation.
Deshalb ist wahrlich Gott der Ursprung des Phänomens. Demnach
ist Er die Wirklichkeit des Phänomenalen, denn ohne die Ursache in Gott ist
nichts im Besitze der Verwirklichung oder der Offenbarung. Diese Möglichkeit
besteht nur durch die Gnade Gottes. Gerade wie die Flamme oder der
Lichtstrahl, der aus einer Lampe hervorbricht, sich allein durch die Lampe
verwirklicht, ebenso sind alle Erscheinungen durch die göttliche Gnade hervorgebracht
und verwirklicht. Dies ist die Erklärung der pantheistischen Erwähnung des
Existenzplanes. Alle Erscheinungen werden durch Gott verwirklicht.
Und warum dies? Weil die Eigenschaften der Wesen in der Existenz keiner andern
Ursache entspringen als der Gnade Gottes. Deshalb ist in der neuen Zeit Baha’u’lláhs
erste Lehre die Einheit der Menschheit.
Wenn der Mensch, der Verständnis und Scharfsinn besitzt, die Welt der Menschheit betrachtet, findet er, daß das Licht der göttlichen Gnade die Menschheit auf der ganzen Welt erreicht, gleichwie sich die Strahlen der Sonne über das irdische Dasein ergießen. Durch die aus der Sonne hervorbrechenden Strahlen offenbaren sich alle Erscheinungen. Gäbe es kein Licht, würde nichts sichtbar sein und nichts könnte gesehen werden, denn wodurch werden die Dinge sichtbar oder offenbar? Durch das Licht. Würde das Licht ausgelöscht werden, so würden alle Erscheinungen unsichtbar sein, da in der Dunkelheit nichts gesehen werden kann, folglich ist es nur das Licht, durch welches diese wahrgenommen werden können. Gleicherweise sind alle Erscheinungen und die Welt der Wirklichkeit die Empfänger der Gnaden aus der Quelle des göttlichen Verleihers. Und alle diese Stadien und die ganze Menschheit ist eine Schöpfung, und alle Seelen sind die Spuren der göttlichen Gnade. Auf diesen Stufen gibt es keine Ausnahmen, alle haben ihre Gaben durch die göttliche Gnade erhalten. Kannst Du eine Seele finden, die der göttlichen Nähe beraubt wäre? Unmöglich! Kannst Du eine Seele finden, die ihre täglichen Lebensbedürfnisse von Gott nicht erhielte? Unmöglich! Gott ist gütig gegen alle und alle sind die Offenbarer der göttlichen Gnaden. Dies ist die Bedeutung der Einheit der Welt der Menschheit.
Es kann sein, daß manche Seelen schwach sind und deshalb müssen wir
uns bemühen, sie zu stärken, andere wieder sind unwissend und nicht von den
Gnaden Gottes unterrichtet, wir müssen uns bemühen, sie in Kenntnis davon zu
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setzen. Einige Seelen sind krank, wir müssen uns ihrer annehmen, daß sie gesunden.
Manche Seelen sind in kindlichem Zustand, ihnen muß geholfen werden die Reife zu
erreichen, aber dies in der allergrößten Güte. Wenn ein Mensch
zu einem Kranken geht, muß er dies mit vielem Takt und im gütigsten Geiste tun.
Mit größter Liebe muß er gepflegt werden, der Patient soll nicht, weil er krank
ist, gehaßt werden. Aus diesem Grunde müssen wir allen Geschöpfen die größte
Liebe, Nachsicht und Geduld erweisen, wir dürfen keine Seele als ausgestoßen
betrachten. Sehen wir sie als ausgestoßen an, so handeln wir gegen die Lehren
Gottes. Gott ist gütig zu allen. Ist es dann möglich für uns, gegen jemand
unfreundlich zu sein, und ist dies etwa erlaubt? Gott sorgt für alle, steht
es uns zu, in eines Menschen Leben hindernd einzugreifen? Gott hat alle nach
Seinem Bildnis und Gleichnis erschaffen, sollten wir irgend eine Seele hassen?
Wenn wir dies tun, sind wir gegen Gott, dann handeln wir gegen Ihn und stimmen
mit dem Satan überein. Und erwähnen wir einen solchen Namen, so bezeichnen
wir nicht eine außerhalb uns existierende Person, sondern wir bezeichnen damit
die menschliche Fähigkeit der niedrigen Natur, und diese symbolisiert den Satan.
Diese niedrige Natur stellt nicht eine Person an sich dar, sondern es bedeutet
die natürlichen Fähigkeiten in der menschlichen Welt, welche wir das Ego
heißen können. Wir können es als das böse Ich bezeichnen, welches mit Satan
benannt wird, dieses steht nicht außerhalb des Menschen, sondern in ihm."
Bericht an die Freunde im Osten und Westen.
'Abdu'l-Bahá in Stuttgart (27. April 1913).
(Fortsetzung).
Ein strahlend schöner Sonntagmorgen war angebrochen, an dem Gläubige, wie immer ihre Liebe dem großen Meister durch eine Fülle herrlicher Blumen darbringen wollten. Er ruhte auf der Chaiselongue und reichte den Besuchern mit grosser Herzlichkeit die Hand. Er fühlte sich etwas wohler. Die Anweisungen des Arztes waren nach Möglichkeit befolgt worden und hatten auch eine sichtliche Besserung hervorgerufen. Der Meister sprach zu den Anwesenden wie folgt:
„Allem Anschein nach soll ich noch länger hier bei euch bleiben, und es muß eine große Weisheit darin liegen. Die Zukunft wird es zeigen. Diese Bestimmung beweist mir, daß die Gläubigen die Fähigkeit besitzen, meinen längeren Aufenthalt hier zu würdigen. Ich mußte mich erkälten, um längeren Aufenthalt zu nehmen, um in euch das Feuer der Liebe zu entfachen. Wenn ich von euch gehe, werde ich sehnsüchtig eure guten Nachrichten erwarten. Ich hoffe die Botschaft zu empfangen, daß ihr immer vom Feuer der Liebe Gottes durchglüht seid. Tag um Tag werdet ihr vorwärtsschreiten auf dem Weg zu Gott. Wenn die Strahlen der Sonne Licht und Wärme geben und der Regen zur angemessenen Zeit eintritt, dann werden sich alle gut entwickeln. Ich hoffe, daß ihr Tag für Tag euch mehr entfaltet durch die große Gnade des allbarmherzigen Gottes. Möchtet ihr doch jedermann die größte Liebe und herzliches Entgegenkommen zeigen.
Wenn jemand zu einem türkischen Pascha geht, so gibt er Bakschisch, so gebe ich auch diesen lieben Kindern hier Bakschisch. Ich will diese kleinen Paschas durch Bakschisch (in Form von Süßigkeiten) gewinnen. Ich liebe Kinder so sehr, denn sie sind dem Königreich Gottes am nächsten. Ich hoffe, daß der Tag anbrechen wird, an dem diese Kinder als festgewurzelte Bäume die besten Früchte tragen werden. Ich liebe die Kinder so sehr, denn sie sind die Lieblinge Baha’u’lláhs.
Lobpreist Gott den Allmächtigen, Allgütigen tausendmal in jeder Stunde, daß
Er euch führte, daß Er euch erwählte aus allen anderen Menschen. Ihr habt
auf den Ruf aus dem Gottesreich gehört. Alle Menschen schlafen, ihr aber seid
erwacht, alle Menschen sind blind, ihr aber seid sehend geworden. Möget ihr stets
im Strahl der göttlichen Gnade stehen. Diese Ruhmeskrone, mit der Gott euer
Haupt gekrönt hat, überdauert die Gegenwart, die leuchtenden Juwelen dieser
Krone werden von Tag zu Tag strahlender werden und werden in zukünftigen,
späten Zeiten leuchten. Denkt daran, mit welchem Diadem Christus Seine Jünger
krönte und die, die Seine Lehren annahmen.
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Zu jener Zeit schätzte man diese Stufe nicht. Später aber wurde es bekannt,
welche Krone sie trugen und die Menschen wußten es zu schätzen.
Die Apostel Christi wurden von ihren Zeitgenossen verleumdet, verspottet und getadelt. Wenn sie sich auf der Straße zeigten, wurde nach ihnen gedeutet und von ihnen gesagt: „Dies ist auch ein Anhänger des Nazareners, er ist ein Narr, ein Tor, was ist diesem eingefallen, daß er ein Freund des Nazareners werden konnte.“ Ich will damit sagen, daß die Stufe der Apostel in ihrer Zeit nicht erkannt war; nach ihrem Tod aber wurden sie von den Menschen höher geschätzt. Die Strahlen dieser diamantenen Krone leuchten über alle Lande hin. Schätzt den Wert dieser göttlichen Gabe hoch ein und seid bestrebt, dieses Licht euer ganzes Leben leuchten zu lassen, daß es dieses ganze Land licht mache. Erkennt den Wert dieser heiligen Gottessache; ich will Gott, den Herrn aller Gnaden, darum anflehen. Ich bin sehr glücklich über die hiesigen Freunde, denn ihre Gesichter sind vergeistigt, ihre Herzen entflammt von Seinem Reich; große Ausblicke eröffnen sich euch, denn ihr seid an der Schwelle Gottes begnadet. Ich will für jedes von euch beten und ich flehe um Beistand für euch alle. Große Hoffnungen setze ich auf die Freunde in Stuttgart und ich bin dessen gewiß, daß ich nicht enttäuscht werde. Eure Herzen wenden sich sehnsuchtsvoll dem Königreich Abhás zu. Ich verkünde euch die frohe Botschaft, daß ein jedes von euch der Schwelle Gottes näher kommen wird. Die Tore des Königreichs sind weit aufgetan vor euren Augen. In nicht ferner Zeit werdet ihr die herrliche Verleihung des Allmächtigen schätzen. Ihr habt mir Blumen gebracht, nehmt sie hin, ich teile sie an euch aus!“
Das Empfangszimmer des geliebten Herrn hatte sich rasch angefüllt und bot keinen Raum mehr zum Sitzen. Kopf an Kopf gedrängt lauschten die Freunde den Worten 'Abdu'l-Bahás u. Er sprach:
„Ich erflehe himmlischen Erfolg und eine wahre Größe für euch. Ich bitte zu Gott, daß ihr mit allem, was in der Natur verborgen ruht, bekannt werdet. Daß alle Härte in Wohlgefälligkeit gewandelt werde. Nie werde ich diese Stadt vergessen, denn ich fühle die reine Liebe zu Gott hier. Die Einwohner dieser Stadt sind nicht wie die anderer Städte, die in reinem Materialismus untergehen und zwar so völlig, daß kaum eine Spur von Vergeistigung zu finden ist. Alle denken an Wohlleben, an Essen und Schlafen, an Tanz und Lustbarkeit, sie haben keine Ahnung von Gott und Seinem Reich auf Erden. Stuttgart ist aber nicht so, und deshalb hoffe ich, daß diese Stadt ihre Strahlen weit hinaus senden wird!“
Dann wandte Er Sich an einen Bahai aus der Umgebung, Herrn Pfund, den Er zuvor scherzhaft einen Löwen an Aussehen genannt hatte und sagte:
„Dieser Mann ist wie ein Löwe. Jene Tiere leben in der Wildnis, dieser Mann aber gehört in die Gefilde Gottes. Es besteht ein großer Unterschied zwischen den Löwen des Dschungels und den Löwen Gottes, beide Arten haben Mut, der erstere schlägt und tötet, der zweite dagegen bringt Leben und Geist. Du gehörst nun zu den Löwen dieser Art. Des Menschen Tapferkeit hängt von der Beschaffenheit seines Herzens ab, er opfert sich auf und gibt sich ganz hin auf dem Weg zu Gott. Du sagst, daß du, seitdem du die Lehren kennst, ein anderer bist? So soll es auch sein, es kann niemand nur dem Namen nach Bahai sein. In Persien gibt es viele Leute, die früher bestechlich waren, als sie dann aber Bahai wurden, verwandelte sich ihr Charakter dermaßen, daß sie sich, als sie von ihren Verfolgern angegriffen und des Lebens bedroht wurden, nicht einmal widersetzten."
Gegen Mittag standen Autos bereit, um den geliebten Herrn und Seine Reisebegleiter in die Umgebung Stuttgarts zu führen. Nur zu früh hatte der Lenz die Anemonen und Schlüsselblumen dem laubbedeckten Waldesboden entlockt, als wolle sich, Sein Kommen ahnend, die Natur im Festgewand zeigen. Der Duft des sonnenbeschienenen Waldes würzte die Luft, es lachte die Au und der Friede der über der Landschaft lag, kündete feierlich den Tag des Herrn.
Jetzt, nach 11 Jahren, da ich diese gesegneten Tage an meiner Seele vorüberziehen lasse, klingt und singt und jubelt mein Herz, alle Erinnerungen sind wach, die sich so tief und unauslöschlich in mein Herz geschrieben haben, in meiner Seele läuten die Osterglocken, und mein heißes Dankgebet steigt zu Gottes Thron für alle Seine Gnade und unaussprechliche Liebe.
Auf der Rückfahrt über die Höhen Stuttgarts machte der geliebte Meister im Heim des Dr.
Edwin Fischer — dem ich zeitlebens großen Dank schulde, da er es war, der mich der heiligen
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Lehre Baha’u’lláhs nahebrachte — einen kurzen Besuch und begab Sich dann zum
Mittagsmahl in das Haus von Konsul Schwarz.
'Abdu'l-Bahá legte häufig Seinen Tischnachbarn reichlich Speise vor und freute Sich, wenn es ihnen gut schmeckte. Er sagte unter anderem, daß es am bekömmlichsten sei, zwei, höchstens dreierlei Speisen zumal zu sich zu nehmen und keine solche, die sich gegensätzlich sind. Wir alle kennen die völlige Enthaltung des Meisters von Alkohol und Tabak, und was Er in Bezug hierauf offenbarte.
Nach Tisch ruhte 'Abdu'l-Bahá kurze Zeit. Indessen hatten sich auf Einladung Freunde der Familie Sch. eingefunden, doch war es sehr fraglich, ob der geliebte Herr zu ihnen reden würde, da Er am Nachmittag einer Einigkeitsfeier im Frauenklub anwohnen sollte, und auch zugesagt hatte. In tiefes Gebet versunken, schritt 'Abdu'l-Bahá in Seinem Zimmer auf und ab, als Er gefragt wurde, ob Er die Harrenden mit einem Gruß beehren wolle. Und wie beglückt waren diese, als der Meister unter sie trat. Er begrüßte sie und sprach seine Freude darüber aus, mit dem Hochadel Süddeutschlands in Berührung zu kommen. Er sprach über die Vergeistigung und den edlen Sinn des deutschen Volkes über die Notwendigkeit der Harmonie, den Internationalen Frieden, über Eintracht und Zusammengehörigkeit der Nationen und über die Basis der Religion Gottes.
Die Anwesenden dankten dem Meister innig für Seine Worte. Er reichte einem jeden die Hand und nahm nochmals unter ihnen Platz, indem Er den jüngsten Knaben des Hauses auf Seinen Knien hielt. Er scherzte mit ihm und sagte:
„Seht wie rein die Liebe dieses Kindes ist, sein Herz ist lauter, und man liest auf seinem Gesicht die Reinheit seiner Liebe. Die wahre Herzensliebe aller Menschen sollte so sein, ganz besonders die der Freunde Gottes, denn wenn die Liebe Gottes verspürt wird, dann werden die Herzen rein wie die der Kinder, die kein Arg in sich tragen, und die ihren Gefühlen keinen Zwang auferlegen. Wenn sie Liebe für einen Menschen empfinden, so zeigen sie dies, wenn sie nicht lieben, so gehen sie einfach fort; sie tragen nichts scheinheiliges in sich. Die Kinder müssen eine ausgezeichnete Erziehung erhalten, denn sie sind wie junge Zweige am Baum der Menschheit und nehmen das in sich auf, was sie in den Jahren ihres Wachstums sehen und hören. Sie müssen Anteil an der Liebe Gottes bekommen, dann werden sie vergeistigt."
Ein junges Mädchen wollte Abdu’l-Bahá als Zeichen der Dankbarkeit eine Erinnerung in Form ihres schönsten Schmuckstücks überreichen, Er aber sprach:
„Die Erinnerung bedarf solcher Dinge nicht, sei dessen gewiß, daß ich dich niemals vergessen werde.“
Um 5 Uhr begab Sich 'Abdu'l-Bahá in den Frauenklub, Kanzleistraße. Ein große Menge Menschen hatten sich eingefunden. Der Meister sprach:
„Wie geht es euch allen? Ihr fühlt euch glücklich? Auch ich bin glücklich. Es macht mir sehr viel Freude, euch hier zu sehen. Möge es uns wie hier, auch vergönnt sein im Königreich Abhas vereint zu sein. Möchten wir uns alle wiederfinden in der himmlischen Versammlung. Möge Gott uns in das Reich des Lichts versenken. Möchten wir doch zu einer Vereinigung gelangen, nach der es keine Trennung mehr gibt. Möchten wir doch eine Glückseligkeit erreichen, durch die es keine Sorgen mehr gibt. Dies hoffe ich.
Gelobt sei Gott, daß die Strahlen der Sonne der Wahrheit über uns ausgegossen sind. Die Zeichen Gottes wurden uns offenbart, die Tore des Paradieses vom Königreich Abhá sind aufgetan. Der Baum des Lebens hat seine schützenden Zweige über uns ausgebreitet. Der Odem des heiligen Geistes belebt uns. Wir müssen deshalb außerordentlich froh und glücklich sein, wir müssen durch die frohen Botschaften beglückt und freudig sein.
Mögen unsere Tage dahingehen im Dank für Seine Gnade und wir uns aufmachen, um der Sache des Königreichs zu dienen. Mögen wir frei werden vom Anhaften aller Fehler der menschlichen Natur und angezogen werden vom Lichte Gottes. Möchten wir rein und heilig werden und möchten wir erlöst und befreit werden von allen Mängeln, die uns in diesem zeitlichen Leben anhaften. Möchten unsere Herzen dem Königreich Gottes anhängen und frei von allen Flecken der Leidenschaften der Erde sein. Dies erhoffe ich für euch alle.
Erfreut euch nun der vor euch aufgetragenen Speise.“
Tee wurde daraufhin gereicht und verschiedene Tablets gelesen. Als der Geliebte, in ziemlicher Erschöpfung am Abend ins Hotel Marquardt zufuhr, sprach Er einen heiligen Segen über die ihn begleitenden Freunde aus.
A. Sch.
Report to the Friends in East and West.
'Abdu'l-Bahá in Stuttgart (26. April 1913).
(Continuation).
It was a radiant Sunday morning when the believers as usual wished to present their love to the Master with a profusion of lovely flowers. He was resting on a couch and shook hands in the most friendly manner with the visitors. He was feeling somewhat better. The doctors orders had been minutely followed and the improvement thereby brought about. The Master addressed those present in the following words:
„It is evident that my stay with you is to be prolonged and great wisdom must lie therein. The future will prove it. This fact proves to me that the believers possess the faculty to appreciate our sojourn here. I had to catch a cold in order to prolong my sojourn and to inspire you with the flame of love. When I leave you, I will longingly await good news of you. I hope to receive the news that you are penetrated with the flame of the love of God. Day by day you will advance on your way to God. When the rays of the sun import light and warmth and rain falls in due time, all will develop well. I hope that day by day you may develop through the all merciful grace of God. May you show to everyone great love and friendliness.
If anyone goes to a Turkish Pascha, he gives Bakschisch, so I also give Bakschisch to these dear children here. I also wish to gain these small Paschas through Bakschisch (in the form of sweets). I love children dearly, they are nearest to the kingdom of God. I hope the day will break when these children will become firmiy rooted trees which bear the best fruit. I love the children so dearly because they are the favourites of Baha’u’lláh!
Praise God the Almighty, the All-merciful a thousand times every hour that He elected you amongst all other humankind. You heard the call from the Kingdom of God. All other people are sleeping, but you are awakened; all other people are blind, but you are seeing. May you ever remain in the rays of the divine grace and this crown of glory with which the Lord has crowned your heads outlasts the present, the shining jewels of this crown will day by day become more brilliant and will radiate in future times and cycles. Think of the crown with which His Holiness Christ crowned His disciples and those, who accepted His teachings. At that time this degree was not appreciated. Later on it became known what crown they wore and people learned to appreciate it. The disciples of His Holiness Christ were slandered, ridiculed and blamed by their contemporaries. When they appeared in the street they were pointed at and it was said of them: these are followers of the Nazarene, these are idiots, fools, how could they become friends of the Nazarene?“ With this I wish to say, that the degree of the diciples was not recognised during their time; after their death they were highly esteemed by the people. The rays of this crown of diamonds shine over all countries. Be sure men will appreciate this divine gift highiy and endeavour to let this light shine all their life long, so that it may enlighten the whole world. Recognise the value of this holy divine Cause. I will pray for you to God, the Almighty. I am very happy over the friends here, as their faces are spiritualised, and their hearts full of His Kingdom, great prospects are revealed to you, because you are fovoured on the Threshold of God. I will pray for each single one and all of you and will implore help for you. I place great hopes on the friends in Stuttgart and I am certain I won’t be disappointed. Your hearts are turned with longing towards the Kingdom of Abha. I announce the glad tidings to you, that each one of you is approaching nearer to the Threshold of God. The doors of the Kingdom are widely opened before our eyes. In a time not far off you will appreciate this glorious bestowal of the Almighty. You have brought me flowers, take them, I divide them amongst you.“
The reception room of the beloved Master had quickly become crowded and there was no more room to sit down. Crowded shoulder to shoulder the friends listened to the words of Baha’u’lláh. He said:
„I implore heavenly success and true greatness for you. I request God to let
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you become acquainted with all secrets
hidden in nature. That all hardness may
be turned into what is well pleasing to
God. Never will I forget this town, as
I feel that the true love of God dwells
here. The inhabitants of this town are
not like those of other towns, who are
so entirely submerged in materialism
that there is hardly any sign of spiritualism to be found. Their minds are entirely occupied with good living, eating
and sleeping, dancing and amusements,
they have no thought of God and of
His Kingdom upon earth. Stuttgart is
not so, therefore I hope that this town
may spread it rays far and wide.“
Then He turned to a Bahái, Mr. Pfund, who was near, whom He had jokingly called a lion to look at and said:
„This man is like a lion. Those animals live in the wilderness, but this man belongs to the abode of God, There is a vast difference between the lions of the jungle and the lions of God, both kinds have courage, the first strike and kill, the second on the contrary brings life and spirit. He belongs to this kind of lion. The courage of man depends upon the condition of his heart, he sacrifices and devotes himself entirely on the way to God. You say, that since you have become acquainted with the Holy teachings, you are a different person! So it ought to be, no one can only be a Bahái by name. There are many people in Persia, who were formerly open to bribery, but when they became Bahái, their character changed to such an extent, that they did not even defend themselves when they were attacked by their persecutors and their lives were threatened.“
Towards noon motors were in readiness to take the beioved Master and His travelling companions through the surroundings of Stuttgart. Only too soon had spring allured anemones and buttercups irom the damp forest ground, it was as though nature divining His coming desired to display herself in her festive robes. The scent of the forest ground bathed in sunshine perfumed the air, the meadows glowed and the peace which lay over the landscape solemnly proclaimed the day of the Lord.
Now after 11 years, when I recall these blessed days to my memory, my heart sings and rejoices, all memories are awakened, which are so deeply and indelibly engraven in my heart, Easter bells ring in my soul and a warm prayer of gratitude for all His mercies and inexpressible love rise to the Threshold of God.
On the drive back over the heights of Stuttgart, the beloved Master paid a short visit to Dr. Edwin Fischer — to whom I am greatly indebted, as he was the one who first made me acquainted with the holy Teaching of Baha’u’lláh — and then proceeded to the house of Consul Schwarz for dinner.
’Abdwi-Bahä often heiped his neighbours at table plentifully to food and was much pleased, when they enjoyed it. Amongst other things He said, that it agreed best with health to take two, at the most three kinds of dishes at one time and never to eat things that were contrary to each other. We are all aware of His complete abstinence from alcohol and tabacco and what He revealed to us with regard to them. . !
After dinner 'Abdu'l-Bahá rested for a short time. In the meantime friends of the Schwarz family had come by invitation, but it was a great question whether the beloved Master would be able to address them as He had been requested to be present at a celebration of unity in the Womens Club and had promised to go. 'Abdu'l-Bahá was walking up and down in His room in deep prayer, when He was asked whether He would honour those awaiting Him with a greeting. And how overjoyed they were when the Master entered their midst. He greeted them and expressed His satisfaction at coming in touch with the high nobility of South Germany. He spoke about the spiritualism and noble sense of the German nation, about the necessity of harmony and international peace, about unity amongst nations and about the basis of Gods religion. All those present heartily thanked the Master for His words. He shook hands with everyone present and then sat down amongst them again, taking the youngest boy of the house on His knees, He joked with him and said:
„Behold how pure the love of this
child is, his heart is unsullied and the
purity of his love is written on his face.
True purity of heart of everyone should
be like this, especially of the friends of
God, because when the love of God is
felt, the hearts become pure like those
of children, who have no wickedness within them and who do put no restraint
upon their feelings. If they love anyone,
they show it, if they do not love, they
simply get out of the way; there is no
pretence about them. Children must receive an excellent education, because
they are the young twigs of the tree of humanity and during the years of
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their growth they imbibe what they hear
and see. They must have a share of
God’s love, then they will become spiritualised.“
A young girl wished to present 'Abdu'l-Bahá with her best piece of jewellery as a remembrance and as a token of her gratitude but He said:
„Remembrance does not require such tokens, be assured, that I will never forget you.“
At 5 o’clock 'Abdu'l-Bahá went to the Womens Club in the Canzleistraße. A great number of people had assembled there. The Master asked them:
„Hou are you all? Do you feel happy ? I am also happy. It gives me great pleasure to see you here. May we all also become united in the Kingdom of Abha. May we all find one another again in the heavenly assembiy, May God transmit us into the Kingdom of light. May we attain a reunion, from which there is no separation. May we attain happiness, where there are no more petty afflictions. This I ferventliy hope. God be praised that the rays of the sun of Truth are poured out upon you. The signs of God are revealed to you. The doors of the paradise of the Kingdom of Abha are opened before your eyes. The tree of life has spread its sheltering branches over the world. The breath of the Holy Spirit quickens us. We must therefore be very happy and rejoice and must be glad and rejoice over the glad Tidings.
May our days pass by in gratitude for His mercy and may we arise and serve the cause of the Kingdom of God. May we free ourselves from all the faults of human nature and become attracted by the light of God. May we become pure and holy, and delivered and freed from all imperfections attached to this life. May our hearts become attached to the Kingdom of God and free from all the passions of earth. This I implore for you all. Now enjoy the food, which is served.“
Tea was then handed around and different Tablets read aloud.
When the Beloved returned to the Hotel Marquardt in the evening much fatigued, He gave His Holy Blessing to all the friends who accompanied Him.
A. Sch.
(to be continned)
Esploro de la vero.
La akcepto de Bahaareligio postulas unue la rekonon de Baha’u’llah kiel manifestacion de Dio kaj Siajn ordonojn kiel Diajn ordonojn. Bahaanoj tiun ©i ne blinde akceptas; kontraüe, Baha’u’llah nepre avertis &iujn homojn kontraü blinda akcepto de iu ajn aütoritato.
Li ordonis al &iuj siaj sekvantoj justecon kaj klarigis: „Justeco liberigas la homon de superstico kaj blindaj imitadoj, por ke li ekkonu la manifestacion de Dio per la okulo de unueco kaj ion rigardu per hela okulo“.
Vortoj de saßeco.
Denove Li diris: Amu justeon pli ol &ion. Gin ne mal$atu, se vi Min deziras. Per $i vi estas fortigata. Rigardi propraokule la afojn kajne per la okuloj de aliaj, $in ekkoni per propra ekkono kaj ne per ekkono de. iu ajn alian en la mondo! Kaßitaj vortoj.
Ni devas vidi la belecon de Dio, manitestita en la homa templo Baha’u’llah kaj realigi Sin en nimem, alie la Bahaa kredo estas sen signifo por ni mem. La voko de la profetoj alla homaro estas Ciam tiu, ke Si malfermu la okulojn kaj ne fermu, uzu la prudenton kaj ne subpremu $in. Hela vido kaj libera penso, nelakeakredemo povas kapabligi la homojn, penetri en la nubojn de antaüjugoj, liberigi de la katenoj de blinda imago kaj atingi la verecon de nova manifestacio.
Sentime la Bahaano devas esplori la verecon kaj sia serCado ne devas esti limigata je materiaj ajoj. Siaj spiritaj fortoj devas esti akceptendaj kiel la fizikaj. Li devas uzi &iujn kapablojn, donita de Dio por esplori la verecon, kaj nenion kredi sen sufica fonto. La _ „interna lumo“ de sia propra decido kaj senpera ekkono devas esti la lasta, per kiu li provas la valoron, la pretendojn de aliaj aütoritatoj. Se la animo de la serioza serlanto estas pura kaj sen antaüjugoj, li ne maltrafos la dian belecon en la templo de manifestacio.
Baha’u’llah deklaris plue: „La homo ekkonu sian memon kaj ankaü la ajon, kiuj gvidas al la alto aüi malalto, al honto aü honoro, al riceco aü malrileco. Tableto Tarazat.
Ankaü Li diras: La radiko de öiu ekkono estas la ekkono de Dio. Al Li estu honoro! Kaj tiu &i ekkono ne estas ebla sen Lia manifestacio. Vortoj de saßeco.
La manifestacio estas perfekta homo, la
granda ekzemplo por lahomarp, la unua frukto sur la arbo de homaro, Tiel longe ni ne
konas Lin, ni ankaü ne ekkonas la katitajn
ebleeojn en ni mem. Kristo montrinte je la
hiliojn, kiel ili kreskas, deklaris, ke Salomono
ensiabeleco ne estisornamata kielili. Lalilioj
kreskas el nelarma bulbo. Se ni neniam
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rigardis la kreskajon de lilio, neniam la Carmon de la periekta floro, kiel ni .povas
ekkoni la realecon en la bulbo?
Ni povas distran£i Sin tia sorgeme kaj ekzakte elprovi, tamen ni ne povas eltrovi la dormantan belecon, kiu scias veki la $ardenisto. Tiel longe ni ne vidis la belecon de Dio, montrita en la manifestacio, ni ne havas ideon de la dia beleco, kiu estas kaßita en ni mem kaj en niaj kunhomoj. Reradiante la Dian belecon ni estas kvazaü spegulo transiginte bildon de beleco al beleco.
La manifestacion de Dio koni kaj ami kaj agi laü Siaj instruoj, kapabligas nin iom post iom la potena, dia naturo en ni mem realigi, tiam kaj ne pli frue ni komprenas la signifon kaj intencon de vivo.
Tagore diras: „Plenmano .da polvo, povis ka$i viajn signojn, kiam mi ne konis lian signiion. Nun, pli saßa, mi legas $in en Cio, kio estis kaßita. Gi estas pentrita sur la folioj de la floroj, ondoj Sprucas $in je Sia Saümo, montetoj Sin alte tenas sur la supro. Mi deturnas mian vizaßon de Vi, tial mi legis la signoj mal$uste kaj ne komprenis $ian signifon. Fruchtlese.
La amo al Dio,
La manifestacion de Dio ekkoni, signifas ami Lin. La unua ne estas ebla sen la alia. Akordi$ante kun Baha’u’llalı estas la intenco de la kreajo de homo, ke li ekkonu Dion kaj adoru Lin, Baha’wllah diris en iu ajn Siaj tabuletoj:
La kaüzo de la kreajo de £iuj hazartaj ajoj estas amo, kiel estas dirata en konatatradicio: Mi estis kaSita trezoro, kaj Mi amis esti konata! Tial Mi kreis la kreajon por ke esti konatal
En la „Kaßitaj vortoj“ Li diris: „Ho filo de homo! Mi amas vian kreajon tial Mi kreis vin. Amu Min, por ke Mi ekkonu vin kaj en la spirito de vivo vin certigu“.
„Ho filo de ekzistol Amu Min, por ke Mi amu vin. Se vineamas Min, Mia amo neniam povas atingi vin. Sciu tiu Ci, ho servisto!“
Ho filo de plej alta ekkono! Mi metis spiriton de Mia en vi por ke vi estu Mia amato, Kial vi forgesis Min, kaj serkas ami alian?
Esti amato de Dio, Dion posedi kiel la plej fidelan akompanon kaj plej bonan amikon, kiel senkomparan amaton, en tiu Ceesto estas multege da $ojo. Tio estas la unua celo kaj intenco de vivo por Bahaano. Dion ami signifas, ami Cion, Car Ciuj estas diaj. La vera Bahaano estas periekta amanto. Li amas &ion kun pura koro. Li neniun malamas, Li malSatas neniun, Car lilernis, la vizaßon de amato vidi en (iu vizaßo kaj siaj postsignoj trovi Cie. Lia amo ne konas limon de sekto, nacio, klaso kaj raso. Baha’u’llah dirs: En pli fruaj epokoj estas dirita: ami la patrolandon, estas kredo; sed la lango de beleco en la tago detiu Ci manifestacio deklaris: Homo ne decis al tiu, kiu amas sian propran landon, sed al tiu, kiu amas sian specon.“ Kaj ree: Benata jestas tiu, kiu sian fraton prefaras sin mem, tiu Ciapartenas al la popolo Bahaa.
En alia Tabuleton estas dirita: „Ciu devas serci amon kaj vivi een periekta unueco sen diferenco, tiel ke ne estas diferenco kaj dividi gajnon kaj perdon, malfelicon kaj bonfarton inter ili.
Abdu’l Baha’ diris nin, ke ni devas esti kiel unu animo en multaj korpoj, Car ju pli ni amas unu la alian des pli ni estos proksime Dion,
Abdu’l Baha’ diris al Krista pastro, Ciuj profetoj estis senditaj, Ciuj libroj estis malkaSitaj por ke la lego de amo akcelos. Ni posedu multe da amon, amon, kiu &iujn subpremojn ekzilas, amon, kiu venkas Ciujn kontraüulojn, amon, kiu disrompas, Ciujn barilojn amon, granda en kompatemo, nobleco, malsevereco kaj nobla penado, amon, kiu triumfas pro Cio, senlima, ne venkebla amo. Ciu devas esti signo de amo, lago de amo, haveno de amo, perlo de amo, palaco deamo, monto de amo, mondo de amo, universo de amo. Cu vi havas amon? Tiam via potenco estas nevenkeblal Cu vi akordas kun $i? Tiam &iuj steloj kantas vian laüdon.
Taglibrofolioj de Ahmad Schrab
9.6.1914.
Die Lebensgeschichte 'Abdu'l-Bahás — des Dieners Gottes.
Von Jinab-i-Fadil. Veröffentlicht im Star of the West Vol 15. Nr. 3. (Fortsetzung.)
Im Orient bringen die Leute Jahre damit zu, ihre Handschrift auszubilden. Dies wird als Kunst allerersten Rangs angesehen und mancher Mann rückt 20, ja sogar 50 Jahre daran, andern Schönschrift zu erteilen. 'Abdu'l-Bahás Handschrift war so wundervoll und der Inhalt des Geschriebenen so vollendet und in Uebereinstimmung mit allen heiligen Schriften des Orients, daß Originale Seiner Niederschriften als Vorlagen zur Abschrift dienten. Seine Kenntnis arabischer und persischer Schriften war so ausgedehnt, daß es vielen als ein wahres Wunder erschien, da Er doch zeitlebens nicht studiert hatte.
Die Weite Seines Schauens war so erstaunlich
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und wenn Er mit Arabern sprach, so empfanden diese die größte Hochachtung vor Ihm.
Mit Philosophen und Gelehrten führte Er eine Konversation, die sie in Erstaunen setzte. Ohne
sich zuvor mit irgend einer dieser Fragen beschäftigt zu haben, war Er sofort im Bild, besprach und erhob den Gedanken für Seine Zuhörer auf eine viel höhere Stufe, als sie es selbst
fähig waren, auszudenken.
Als Baha’u’lláh zum zweiten Male mit Seiner Familie und Seinen Anhängern verbannt wurde und vier Monate durch die unwirtlichsten Gegenden und Ortschaften Mesopotamiens reiste, war 'Abdu'l-Bahá stets Sein Beschützer und Beistand.
Ueber die viermonatliche Verbannung Baha’u’lláhs und Seiner Familie in Konstantinopel und während der fünf Jahre in Adrianopel kam die geistige Anziehungskraft 'Abdu'l-Bahás durch Seine Verbindung mit vielen bedeutenden Menschen mehr und mehr zum Vorschein, was diese in der Weise für Ihn einnahm, daß sie unternahmen, den Beschwerden, die Baha’u’lláh zu erdulden hatte, ein Ende zu machen und Ihm in jeder Weise behilflich zu sein. Z.B. nahm der türkische Gouverneur in Adrianopel so intensives Interesse an Ihm, daß er Tag und Nacht Seinen Worten lauschte. Als nun der Befehl zu einer weiteren Verbannung eintraf, war es ihm unmöglich, diesen persönlich zu übermitteln, da ihm der Gedanke der Trennung zu schrecklich war; es blieb ihm daher nichts übrig, als den Befehl schriftlich überreichen zu lassen.
Als Baha’u’lláh und eine Gruppe Seiner Jünger nach Akka verbannt und in den Baracken gefangen gehalten wurden, brach infolge der ungesunden klimatischen Verhältnisse der Stadt und wegen der mangelhaften Ernährung, wegen des ungesunden Wassers und der unhygienischen Zustände des Gefängnisses eine Epidemie aus, wodurch alle erkrankten und auch einige der Nachfolger durch den Tod erlöst wurden. 'Abdu'l-Bahá blieb lange Zeit von dieser Krankheit verschont und pflegte beständig die Kranken, erteilte ihnen die nötige Hilfe und kochte eigenhändig ihr Essen. So genasen durch Seine liebevolle Pflege alle übrigen. Nach zwei Jahren dieser schrecklichen Gefangenschaft Baha’u’lláhs, während deren keiner Seiner Nachfolger die Erlaubnis erhielt, die Stadt zu betreten, um ihn zu besuchen, und in den folgenden neun Jahren, in denen Baha’u’lláh auf ein kleines Haus in Akka angewiesen war, erlangte 'Abdu'l-Bahá durch Seine Beziehungen zu maßgebenden Persönlichkeiten die Erlaubnis, in ein großes, bequemes Haus, genannt Kasr-Bahaji zu ziehen. Dies war von wundervollen Gärten umgeben, die durch die nimmermüde Tätigkeit 'Abdu'l-Bahás ins Leben gerufen worden sind.
Uebersetzt von Frau A. Schwarz.
(Fortsetzung folgt.)
Die Ehe.
'Abdu'l-Bahá zu Ahmad Sohrab am 22. Dezember 1918.
Da du nun nach Amerika zurückkehrst, mußt du daran denken, dir eine Frau zu nehmen. Du mußt dir ein Mädchen wählen, die mit deinen geistigen und intellektuellen Idealen übereinstimmt, sie muß weise und intelligent und bestrebt sein, in sich das Symbol der Vollkommenheit zu verwirklichen. Sie soll an allen Problemen deines Lebens mit Interesse teilnehmen, und dein Kamerad und Begleiter in jeder Phase deines Lebens sein. Sie muß sympatisch und freudig sein, Herzensgüte und warmen Impuls besitzen. Dann mußt auch du dich für ihr Glück aufopfern und sie mit einer heiligen Liebe lieben.
Bevor ein Mann sich eine Frau erwählt, muß er mit Besonnenheit und Ernst darüber nachdenken, daß dieses Mädchen die Gefährtin seines Lebens wird und daß dies nicht eine vorübergehende Angelegenheit ist. Sie ist die Seele, mit der er jeden Tag seines ganzes Lebens verkehren muß. Sie ist seine Gattin und seine intime Vertraute, deshalb muß sich Tag für Tag ihre Liebe und Anhänglichkeit vergrößern.
Das stärkste Band, das Mann und Frau vereint, ist die Treue und das Vertrauen. Beide müssen gegenseitig die größte Treue und Vertrauen betätigen und nicht eine Spur von Eifersucht zwischen sich aufkommen lassen, denn diese zerstört das Fundament der Liebe.
Mann und Frau müssen ihre Kenntnisse, ihre Talente, ihr Vermögen, ihre Titel, ihren Körper
und ihren Geist erst Baha’u’lláh und dann sich gegenseitig weihen. Ihre Gedanken müssen
erhaben und ihre Ideale hoch, ihre Herzen geistig sein; ihre Seelen müssen die Ausgangspunkte
der Strahlen der Sonne der Wirklichkeit sein. Sie dürfen über die Zufälligkeiten des wechselvollen
Lebens nicht mißgestimmt werden. Ihre Herzen müssen weit sein, so weit wie das Universum Gottes ist. Sollten sie in ihren Ansichten auseinandergehen, so müssen sie diese unter sich
selbst ausmachen und nicht außerhalb der Familie bekannt geben, da die Mitmenschen zu
sehr geneigt sind, aus einem Sandkorn einen Berg zu machen. Sollte es durch Umstände zu
irgend einer Beleidigung zwischen den beiden kommen, so sollen sie diese nicht mit sich
herumtragen, sondern die Natur der Sache [Seite 127]
aufklären und sie so bald als möglich aus der Welt schaffen. Sie müssen immer Kameradschaft
und Freundschaft der Eifersucht und der Heuchelei vorziehen und gleich wie zwei reine Spiegel das Licht des Sterns der Liebe und Schönheit gegenseitig wiederspiegeln.
Ihr müßt gegenseitig alle eure edlen und himmlischen Gedanken austauschen. Macht euer Heim zu einer Stätte der Ruhe und des Friedens. Seid gastfreundlich und öffnet die Türen eures Heims den Freunden und Fremden und bewillkommnet alle mit lächelndem Gesicht und laßt sie alle empfinden, daß es Mein Heim ist.
Gott hat zwischen Mann und Weib eine solche Einigkeit und Harmonie geschaffen, daß niemand eine höhere Stufe der Einigkeit in dieser Welt sich denken kann. Den Baum eurer Einigkeit müßt ihr immerwährend mit dem Wasser der Liebe und Zuneigung bewässern, damit er durch alle Jahreszeiten hindurch frisch und grün verbleiben und die köstlichsten Früchte für die Heilung der Nationen hervorbringen möge.
Kurz gesagt, ihr beide müßt solch ein Leben führen, daß euer Heim ein Abglanz des Paradieses Abhás werde; und wer bei euch eintritt das Wesen der Reinheit und Sauberkeit empfinde und unwillkürlich ausruft: „Hier ist das Heim der Liebe; hier ist der Palast der Liebe, hier ist das Nest der Liebe, hier ist der Garten der Liebe!“ Wie zwei entzückend singende Vögel müßt ihr beide auf den höchsten Zweigen des Baumes des Lebens wohnen und die Lüfte mit dem Gesang der Liebe und Glückseligkeit erfüllen.
Müht euch, daß eure Liebe im Mittelpunkt eures geistigen Wesens in das Herz eures Bewußtseins aufgebaut werde und laßt dieses Fundament der Liebe nie und nimmer erschüttert werden.
Und wenn euch Gott liebe herzige Kinder schenkt, dann seid um ihre Erziehung und Bildung bemüht, damit sie unvergängliche Blumen im göttlichen Rosengarten, Nachtigallen des idealen Paradieses, Diener der Welt der Menschheit und die Früchte des Lebensbaumes werden.
Lebt in einer Weise, daß euer Leben für andere ein Vorbild sei und sie zu einander sagen: „Schaut wie sie leben, wie zwei Tauben in einem Nest in vollkommener Liebe, Freundschaft und Harmonie! Es ist, als hätte Gott sie in innerster Tiefe ihres Wesens von Ewigkeit zur Liebe für einander erschaffen.“ Wenn solch ideale Zustände existieren, habt ihr einen großen Teil des ewigen Lebens erhalten und tief aus dem Brunnen der Wahrheit getrunken, eure Tage im Paradiese der Herrlichkeit verlebt und die Imortellen des göttlichen Geheimnisses gepflückt.
Seid zu einander wie himmlisch Liebende und göttlich Geliebte. Lebt euer Leben im Paradies der Liebe. Baut euer Nest auf den Zweigen des Baumes der Liebe. Schwimmt auf dem uferlosen Meer der Liebe. Wandelt in dem ewigen Rosengarten der Liebe. Bewegt euch im Sonnenschein der Liebe. Umgebt euch mit den Düften der Liebesblumen. Macht eure Ohren mit den seelenerweckenden Melodien der Liebe vertraut. Berauscht euch mit dem Wein der Liebe. Seid fest und standhaft auf dem Pfad der Liebe. Erhebt euch in die klare Athmosphäre der Liebe. Trinkt in vollen Zügen den Lebenstrank der Liebe. Macht eure Ideale zum Gastmahl der Liebe und eure Gespräche zu weißen Perlen aus dem Meer der Liebe.
Uebersetzt v. A. Sch.
Der heilige Baum.
Fast ein Jahrhundert ist’s zur Stunde,
Da quoll ein Baum empor, geschwellt von Riesenkraft,
Er senkt die Wurzeln bis zum tiefsten Grunde,
Aus allen Quellen schöpft er Lebenssaft.
Mit tausend Armen streckt er sich ins Blaue
Und badet sich in goldenen Sonnenfluten,
Er spielt mit Winden und mit Blitzesgluten
Und netzt sich mit der Nächte klarem Tau.
Und immer höher über alle Gipfel
Dringt sein Geäst, und immer breiter spannt
Sich sein Gezweig, bis es das ganze Land
Weit überrauschend überdacht mit grünem Wipfel.
Süß lockend tönt’s im Laube von Gesang,
Und durch die Krone braust des Sturmes Weise
Geheimnisvoll wie mit Orgelklang.
Und dann verhallt sie weihevoll und leise.
Von Blüten schimmerts hell an allen Zweigen,
Ihr Duft erfüllt die Täler ringsumher,
Bis sich von goldigreifen Früchten schwer
Die schwanken Aeste tief zur Erde neigen.
So gibt der Baum zurück, was er empfangen,
Verzaubert und verklärt der Welt zurück,
So spendet er an Lust und reinem: Glück,
Was Herz und Geist nur immerdar verlangen.
Auch sie, die vor der Sonne sich: verschließen,
In Staub gebückt, von Alltagslast erdrückt.
Sie ruhn in seinem Schatten und genießen
Die Früchte, die sie selber nicht gepflückt.
Ein neuer Tag glüht auf, ein neu Jahrhundert,
Mit neuen Schaffenstrieben weiht es ein
Und „Er“, den wir bis heute nur bewundern,
Er soll uns künftig Lebensführer sein!!!
Die Stimme ruft’s, antwortend in die Lüfte,
Umrauscht von Harfen und von Flötenklang,
Erhebt sich hundertstimmig ein Gesang -
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Nachhallend klingt es weit durch Tal und Klüfte.
„Er“, der uns Bronnen
Sprudelnden Lebens verspürte, berührte
Der uns zu Sonnen göttlichen Schauens entführte,
Er, der die Geister mit sich auf Flügeln erhebt,
Preist ihn, den Meister, -
Preist ihn, mit dem, was ihr wirket, schafft und strebt.
J. D. Karlsruhe.
Bahai-Nachrichten.
Der Wiener Esperanto-Kongreß 1924.
Im Rahmen des Esperanto-Kongresses fand die Bahai-Lehre in einer Bahai-Feier am 10. August statt. Zahlreiche Besucher hatten sich eingefunden, die Herrn Friedrich Gerstner über die Ziele der Bahai-Bewegung hörten, auch Tablets wurden verlesen.
An dem Kongreß selbst wurden zahlreiche Flugblätter verteilt, wie auch bei dem Nachkongreß in Budapest. Die Lehre fand viel Interesse, und es wurde mit Bedauern erklärt, daß die Lehre nicht durch geübte Esperanto-Redner auf dem Kongreß selbst vertreten war.
Am 11. August fand eine Bahai-Sitzung statt, in der die Gründung einer Internationalen Zeitschrift in Esperanto von den Besuchern des Bahai-Kongresses beschlossen wurde; der Wunsch wurde ausgesprochen, daß die Zeitschrift in Haifa verlegt werden soll. Herr Friedrich Gerstner, der auf dem Weg nach Palästina ist, wird der Angelegenheit seine ganze Arbeitskraft zuwenden. Wie die Bahai-Lehre ein weltumschlingendes Band darstellt für die Anhänger aller Religionen, so soll Esperanto die weltumfassende Sprache für alle Länder und Zungen werden. Aus den neuerlichen Erfahrungen geht wieder hervor, daß auf die Erlernung des Esperanto viel mehr Nachdruck gelegt werden sollte und Bahai-Redner ausgebildet werden müssen. Es ist für sprachgebildete Freunde Pflicht, sich dieser Sache anzunehmen, denn es ist dies ein Weg, die Bahai-Lehre weit und breit bekannt zu machen.
F. Gerstner.
The Vienna Esperanto Congress.
A Bahai-celebration of the holy Cause took place on the 10th of August in the form of the Esperanto-Congress. A great number of visitors came, to listen to Mr. Friedrich Gerstner upon the object of the Bahai movement, Tablets were also read aloud.
During the Congress itself a great many pamphiets were divided, as well as during the later Congress in Budapest. The teaching aroused great interest and great regrets were expressed, that a practised lecturer in Esperanto was not also present, as a representative of the Holy Cause. On August 11th a Bahai meeting took place, where the founding of a Bahai journal in Esperanto was decided upon by the Bahai visitors of the Congress. The wish was expressed that the journal should be published in Haifa. Mr. Friedrich Gerstner, who is on his way to Palastine, will give his whole attention to the matter. If the Bahai teaching forms a tie all over the world for the followers of all religions, Esperanto will likewise be a language for all tongues and all countries. Later experiences go to prove the great necessity of learning Esperanto and Bahai-lecturers should by all means be taught to acquire it. It is the duty of all friends who have a gift for languages to take this matter in hand, as it is a way to let the Bahai-Teaching become known far and wide.
Benachrichtigung.
Der dritte deutsche Bahai-Kongreß vom 20. bis 22. September war von den Ortsgruppen stark besucht und ist zur hohen Befriedigung der Bahaimitglieder verlaufen. In einer besonderen Nummer der Sonne der Wahrheit wird das ganze Programm mit den Referaten und Vorträgen veröffentlicht werden. Möge die Inspiration und heilige Begeisterung, die durch diesen Kongreß in allen Freunden neu erweckt wurde, durch göttliche Bestätigung recht gute Früchte in der Zukunft tragen.
Die Schriftltg.
Communication.
The third German Bahai-Congress on the 20th at 22th September was largely attended by the Spiritual Assemblies of Germany and passed off to the entire satisfaction of the Bahai members. The whole programme with the expositions and lectures will be published in a special number of the Sun of Truth.
May the inspiration and holy enthousiasm newly awakenend in all the friends through this Congress bear good fruit through divine bestowal.
Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
[Seite 129]
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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