Sonne der Wahrheit/Jahrgang 4/Heft 6/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft VI AUG. 1924
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


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Die Hauptpunkte der Bahailehre
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1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.


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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark.
Heft 6 Stuttgart, im August 1924 4. Jahrgang

Inhalt: Gibt es einen Fortschritt nach dem Tode. — Vorläufiges Programm für den Bahai-Kongress. — 'Abdu’l-Bahá’s Glück. — Bahá’u’lláh und die neue Zeit. — Bericht an die Freunde im Osten und Westen. — Report to the Friends in East and West. — Vortoj de 'Abdu’l-Bahá’. — Bahai-News. — Mitteilungen aus der Bahaiwelt.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion


O Sohn der Schönheit!

Alles, was Ich durch Meinen Geist und durch Meine Vorsehung, durch Meine Gnade und durch Meine Schönheit für dich durch die Zunge der Macht zum Ausdruck brachte und mit der Feder der Kraft niederschrieb, wahrlich, Wir offenbarten es deiner Fähigkeit und deines Erkenntnisvermögens entsprechend und nicht nach Meinem Zustand und Meiner Vollkommenheit.

Bahá’u’lláh.


O Menschensohn!

Meine Trübsal ist Meine Vorsehung. Äußerlich scheint sie Feuer und Rache zu sein, innerlich aber ist sie lauter Licht und Gnade. Trachte eifrig darnach, ein ewiges Licht und ein unsterblicher Geist zu werden. Dies ist Mein Gebot, beachte es wohl.

Bahá’u’lláh.


Gibt es einen Fortschritt nach dem Tode.

In der nächsten Welt ist der Fortschritt möglich, aber er hängt allein von der Gnade Gottes ab und nicht vom Streben und den Anstrengungen der Menschen. Während man hier durch eigenes Streben Fortschritte machen kann, so ist man im andern Sein von einer Stufe zur andern absolut nur von der Gnade Gottes und Seiner grossen Barmherzigkeit abhängig. Der Fortschritt des Mineralreiches z. B. nach der Stufe des Pflanzenreiches hin, hängt nicht von seinem eigenen Willen ab, sondern er geschieht durch die Gnade Gottes. Dasselbe bezieht sich auch auf das Pflanzenreich in Bezug auf den Fortschritt zum Tierreiche und ebenfalls von diesem wieder zur Menschenseele, deren Fortschritt nach dem Tode allein von der Gnade Gottes abhängt.

Was ich damit sagen wollte, ist, daß in der nächsten Welt der Fortschritt von einer Stufe zur anderen allein von der Gnade Gottes abhängt, während man in diesem Leben die menschliche Vollkommenheit durch eigenes Streben erreichen kann.

'Abdu’l-Bahá.



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Vorläufiges Programm für den Bahai-Kongreß.

Samstag, 20. September:

3 Uhr nachmittags: Begrüßung und Empfang im Bürgermuseum, Langestraße 4, großer Saal;

5 Uhr: Wahl des Nationalrats; Einigkeitsfest für die Freunde, die nicht zu Wahl-Delegierten bestimmt sind;

8 Uhr: Bewirtung und zwangloses Beisammensein.


Sonntag, 21. September:

9 Uhr vormittags: Berichte der Ortsgruppen;

11 Uhr: Oeffentlicher Vortrag;

1 Uhr: Gemeinsames Mittagessen im Bürgermuseum;

3 Uhr: Referate.


Montag, 22. September:

1/2 11 Uhr: Zwanglose Zusammenkunft in der Bahai-Bibliothek auf der Wagenburg, Wagenburgstraße Nr. 5;

Sämtliche Veranstaltungen finden im Bürgermuseum statt.



'Abdu’l-Bahá’s Glück.

Was ihr tun könnt, um mich glücklich zu machen?

Der erste Anlaß zu meinem Glück ist, aus eurem Angesicht das Licht der Wahrheit leuchten zu sehen und eure Herzen rein und geläutert zu wissen. vom Wasser des Wissens. Es gibt zwei Arten von Glückseligkeit. Es gibt animalisches und menschliches Glück. Das animalische Glück besteht im Anblick von grünen Wiesen, von prangenden Wäldern, reiner Luft und frischem Wasser. Ein solcher Anblick der Natur belebt die Phantasie, steigert die Empfindung der Gemütswelt und macht den Menschen zu einem frohen, freudigen Geschöpf. Der Aufbau des menschlichen Glücks jedoch hängt von der unsichtbaren Tätigkeit des Intellekts ab, es hängt von der Befolgung der Gesetze Gottes ab, von der Wissenschaft Gottes, von der geistigen Empfänglichkeit und der Anziehung des Herzens. Ich wünsche, daß euch dieses Glück begegne, denn dieses Glück ist ewig. Animalische Freude jedoch ist in einem Augenblick vorüber. Heutigen Tags besteht die Freude der Ueberzahl aller Menschen in Animalischem. Betet zu Gott dem Allmächtigen, daß unser Glück in Wirklichkeit göttlich und nicht animalisch sei. Die Sphären unseres Intellekts sind unendlich weit. Unser Fortschritt sei ideal und nicht rein materiell. Unsere diesbezüglichen Fähigkeiten seien hervorragend, unsere Loslösung sei vollkommen und unsere Heiligung und Heiligkeit sei himmlisch. Dies bedeutet die Vollkommenheit für die Menschheit und alles außer diesem ist unvollkommen.

(Aus dem Tagebuch v. Ahmad Sohrab.)

Uebersetzt von Frau A. Schwarz.



Bahá’u’lláh und die neue Zeit.

(Von ]. E. Essiemont.)

Kapitel 6: Das Gebet.

„Das Gebet ist eine Leiter, auf der jedermann zum Himmel emporsteigen kann.“

(Muhammed.)

Zwiesprache mit Gott.

'Abdu’l-Bahá sagt:

„Das Gebet ist die Zwiesprache mit Gott“.

Um Gottes Wunsch und Willen den Menschen bekanntzugeben, muß Er mit ihnen in einer Sprache sprechen, die sie verstehen können und dies tut Er durch den Mund Seiner Heiligen Propheten. Solange diese Propheten auf Erden [Seite 83] leben, sprechen sie zu den Menschen von Angesicht zu Angesicht und übermitteln ihnen die Botschaft Gottes. Nach ihrem Tod gelangt ihre Botschaft zu dem Geist des Menschen durch ihre Berichte, Ihre Aussagen und Niederschriften. Dies ist aber nicht der einzige Weg, durch den Gott mit den Menschen redet. Es gibt „eine Sprache des Geistes“, die von Sprache und Schrift unabhängig ist, durch die man mit Gott verbunden ist und welche die Herzen inspiriert, die nach Wahrheit suchen, wo sie auch sein mögen oder welche ihre Nation, Rasse oder Sprache auch sei. Durch diese Sprache fährt dieser Gottesgeoffenbarte fort, mit den Getreuen nach Seinem Scheiden aus dieser Welt in Verbindung zu stehen. Christus fuhr fort, nach Seiner Kreuzigung mit Seinen Jüngern zu verkehren und sie zu inspirieren. Ja Er beeinflußte sie mächtiger, denn zuvor und bei den anderen Propheten war dies ebenso. 'Abdu’l-Bahá spricht viel von dieser geistigen Sprache. Er sagt z. B.:

„Wir sollten mit der Himmelssprache sprechen, — in der Sprache des Geistes, denn dies ist die Sprache für Geist und Herz. Sie ist so verschieden von unserer Sprache, wie diese sich von der Sprache der Tiere unterscheidet, die sich in Schreien und Lauten kundgibt.

Es ist die Sprache des Geistes, die mit Gott spricht. Wenn wir im Gebet uns von allem äußerlichen trennen und uns zu Gott wenden, so ist es, als ob wir in unserem Herzen die Stimme Gottes hörten. Ohne Worte reden wir. Wir verbinden uns, wir reden zu Gott und vernehmen Seine Antwort.... Wir alle können die Stimme Gottes hören, wenn wir in einen wirklichen geistigen Zustand eintreten“.

(Aus einer Ansprache berichtet durch Miss Ethel J. Rosenberg).


Bahá’u’lláh erklärt, daß die höhere geistige Wirklichkeit nur durch diese geistige Sprache übermittelt werden kann. Das gesprochene oder geschriebene Wort ist völlig unzulänglich. In einem kleinen Buch „Die sieben Täler“ genannt, in dem Er den Weg eines Reisenden aus der irdischen Wohnung zur himmlischen Heimat beschreibt, sagt Er, die fortgeschrittene Stufe dieser Reise betreffend:

„Die Sprache ist unfähig, einen Bericht hierüber zu geben und Worte sind zu arm hiezu. Die Feder ist zu diesem Zweck unzulänglich und die Tinte hinterläßt nur dunkle Zeichen... Nur das Herz kann dem Herzen die Stufe des Wissenden mitteilen; dies ist nicht die Arbeit eines Boten, noch kann es in die Schrift gefaßt werden.


Der hingebungsvolle Gebetszustand.

Damit wir den geistigen Zustand erreichen, in dem eine Zwiesprache mit Gott möglich ist, sagt 'Abdu'l-Bahá:

„Wir müssen suchen, diesen Zustand zu erlangen, dadurch, daß wir uns von allen Dingen loslösen, auch von den Menschen der Welt, und uns allein Gott zukehren. Es bedarf einiger Anstrengungen des Menschen, um in diesen Zustand zu gelangen, aber er muß sich darum bemühen, daran arbeiten. Wir können durch Gedanken hierzu gelangen und dadurch, daß wir weniger an materielle Dinge und mehr an Geistiges denken. Je mehr wir uns von dem einen entfernen, desto näher kommen wir dem andern. Die Wahl steht uns frei“.

„Unsere geistige Wahrnehmung, unser geistiges Schauen muß sich öffnen, damit wir die Zeichen und Spuren des Geistes Gottes in allem wahrnehmen. Alles kann uns das Licht des Geistes widerspiegeln“.

(Aus einer Rede, berichtet von Miss Ethel J. Rosenberg) und wieder sagt Er:

„Der höchste und erhabenste Zustand ist der Zustand des Gebets. Das Gebet ist die Verbindung mit Gott... Der Betende muß mit losgelöstem Geist, bedingungsloser Unterwerfung des Willens, gesammelter Aufmerksamkeit und geistiger Leidenschaft beten... Automatische Formgebete, die das Herz nicht berühren, sind nutzlos.

Wie hold, wie köstlich, wie befriedigend, wie vergeistigt ist das Mitternachtsgebet! Während anderer Augen schlummern, sind die Augen des Betenden weit geöffnet. Während anderer Gehör ausgeschaltet ist, wird das Ohr des Flehenden durch die zarten Töne Gottes berührt. Während andere tief schlafen, wacht der Anbeter des idealen Geliebten. Um ihn ist eine seltene herrliche Stille, ruhig, magisch, erhaben, und inmitten dieser der Betende, der mit der Natur und mit dem Urheber der Natur verkehrt“.

(Tagebuch von Mirza Ahmad Sohrab, 3. September 1914).


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Die Notwendigkeit eines Uebermittlers.

'Abdu'l-Bahá sagt:

„Ein Vermittler zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer ist notwendig — ein solcher, der das ganze Licht der göttlichen Herrlichkeit in sich aufnimmt und es auf die Menschheit zurückstrahlt, wie die Erde die Atmosphäre in sich aufnimmt und die Wärme der Sonnenstrahlen verteilt".

(Göttliche Philosophie Seite 8).


„Wenn wir beten wollen, müssen wir uns auf gewisse Dinge konzentrieren. Wenn wir uns zu Gott wenden, müssen wir unser Herz zu einem gewissen Mittelpunkt lenken. Wenn der Mensch auf andere Weise Gott anbetet, als durch die Vermittlung Seiner Manifestationen, so muß er sich zuerst ein Bild von Gott machen, und diese Vorstellung ist ein Gebilde seines Geistes. Da das Endliche das Unendliche nicht verstehen kann, so ist Gott in Seinem Wesen unverständlich. Was der Mensch mit seinem eigenen Geist aufnimmt, versteht er, Was er verstehen kann ist aber nicht Gott. Die Vorstellung von Gott, die sich ein Mensch macht, ist nur eine Phantasie, ein Bild, eine Vorstellung, eine Illusion. Es besteht keine Verbindung zwischen einer solchen Vorstellung und der Erhabenheit Gottes.

Wenn ein Mensch Gott erkennen will, so muß er Ihn im vollkommenen Spiegel in Christus oder Baha’u’lláh finden. In jedem dieser Spiegel wird er die Sonne sich widerstrahlen sehen.

Wie wir die materielle Sonne durch ihre Strahlung, durch ihr Licht und ihre Hitze erkennen, so erkennen wir Gott, die geistige Sonne, wenn sie aus dem Tempel des Manifestierten leuchtet, durch Seine vollkommenen Attribute, durch die Schönheit Seiner Eigenschaften, durch die Herrlichkeit Seines Lebens“.

(Aus einer Ansprache an Mr. Percy Woodcock in Akka 1909). Und wieder sagt Er:

„Ohne daß man den heiligen Geist unmittelbar empfängt, kann man nicht direkt zur Gnade Gottes gelangen. Ueberseht diese unverkennbare Wahrheit nicht, denn es ist klar, daß ein Kind ohne einen Lehrer nicht gelehrt werden kann und das „Wissen“ eine Gnade von Gott ist. Die Erde bedeckt sich nicht. mit Gras und Pflanzen, ohne daß Regen auf sie fällt. In diesem Falle ist die Wolke die Vermittlerin zwischen der göttlichen Gnade und der Erde... Das Licht hat einen Ausgangsort und wenn man es anderswo, als in seinem Mittelpunkt suchen wird, so wird man nie dazu gelangen... Richte Deine Achtsamkeit auf die Tage Christi; es bildeten sich Menschen ein, daß es ohne die messianische Uebermittlungen unmöglich sei, zur Wahrheit zu gelangen, aber diese Einbildung war gerade der Anlaß ihrer Beraubung !“

(Tablets von 'Abdu'l-Bahá Bd. III, S. 591/92).

Ein Mensch, der Gott anbetet ohne sein Gesicht dem Gottgesandten zuzuwenden, ist wie ein Mensch in einem unterirdischen Kerker, der durch Einbildung sich die Herrlichkeit der Sonne vorzustellen sucht.


Unumgängliche obligatorische Gebete.

Die Verrichtung des Gebets ist in deutlichen Worten den Bahais geboten. Baha’u’lláh sagt im Kitabul Agdas:

„Lies die Worte Gottes jeden Morgen und Abend. Wer dieses vernachlässigt, ist dem Bündnis Gottes und Seinem Wohlgefallen nicht treu und wer sich heutigentags hievon abwendet, gehört zu denen, die sich von Gott losgesagt haben. Fürchte Gott o mein Volk! Ueberhebt Euch nicht durch zu vieles Lesen (der heiligen Worte) und Gebetsverrichtung bei Tag und Nacht. Einen Vers mit Freude und Glück zu beten ist besser für Euch als alle Offenbarungen des allmächtigen Gottes gleichgültig zu lesen, Singt die Tablets Gottes in solchem Ausmaß, daß Ihr nicht ermüdet und nicht übersättigt werdet. Ueberladet eure Seele nicht bis zu ihrer Erschöpfung und Abspannung, sondern erquickt sie vielmehr, damit sie sich emporschwinge auf den Flügeln der Offenbarung zum Dämmerungsort der Beweise. Dies bringt euch näher zu Gott, — würdet Ihr dieses doch verstehen !“

'Abdu'l-Bahá sagte zu einem Korrespondenten:

„Geistiger Freund! Weißt Du, daß das Gebet unerläßlich und obligatorisch ist, und der Mensch sich unter keinem Vorwand davon ausschließen darf, es sei denn, er sei geistig erkrankt, oder es hielte ihn ein unüberwindliches Geschehnis davon ab“.

(Tablet von 'Abdu'l-Bahá Band III Seite 683).

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Ein anderer Korrespondent frug: „Warum soll man beten?“ Welche Weisheit liegt darin, da Gott alle Dinge geschaffen hat und alle Angelegenheiten in bester Ordnung vollzieht. Worin liegt also die Weisheit im Bitten und Flehen und in der Darbringung der eigenen Wünsche und des Hilfesuchens?

'Abdu'l-Bahá erwiderte:

„Wisse wahrlich, es geziemt einem Schwachen, den Starken anzuflehen und es schickt sich für einen um Gnade Bittenden, zu dem herrlichen Gnadenvollen zu flehen. Wenn jemand seinen Gott bittet, sich zu Ihm wendet, und um Gnade aus Seinem Ozean ruft, so bringt dieses Flehen Licht in sein Herz, Erleuchtung seiner Erkenntnis, Leben in seine Seele und erhebt sein ganzes Wesen.

Wenn Du zu Gott flehst und folgende Worte sprichst, — Dein Name ist meine Heilung — so beobachte, wie sehr Dein Herz beglückt, Deine Seele vom Geist der Liebe Gottes erhoben und Dein Gemüt vom Reiche Gottes angezogen ist. Durch diese Angezogenheit nimmt Deine Gewandtheit und Fähigkeit zu. Je grösser das Gefäß ist, desto mehr Wasser kann es aufnehmen und wenn der Durst groß wird, wird die Wohltat des erfrischenden Wassers dem Gaumen des Menschen überaus angenehm. Dies ist das Geheimnis des Gebets und der Grund seine Wünsche klarzulegen“.

(Aus einem Tablet an einen amerikanischen Gläubigen, übersetzt durch Ali Kuli Khan. Oktober 1908).


Das Gebet ist die Sprache der Liebe.

Zu jemanden, der anfrug, warum das Gebet notwendig sei, da doch Gott alle Wünsche des Herzens kenne, sagte Er:

„Wenn ein Freund den anderen liebt, so will er dies auch aussprechen. Obgleich er weiß, daß der Freund seiner Liebe gewiß ist, wird er es dennoch tun wollen.... Gott kennt die Wünsche aller Herzen, aber der Impuls zu beten ist ein natürlicher, der der Liebe des Menschen zu Gott entspringt...

Das Gebet braucht keine Worte, es kann durch Gedanken und Gebetsstimmung verrichtet werden. Wenn die Liebe und der Wunsch dazu fehlt, ist es unnütz, gezwungen zu beten. Worte ohne Liebe bedeuten nichts. Wenn ein Mensch zu Dir spricht und dies als eine unangenehme Pflicht empfindet und er weder Liebe noch Freude daran hat, mit Dir zusammen zu sein, wünschest Du alsdann Dich mit ihm zu unterhalten ?“

(Artikel in Fortnightly Review Juni 1911 von Miss E. S. Stevens).

In einer anderen Rede sagt Er:

„Im tiefsten Gebet fleht der Mensch nur um die Liebe Gottes, nicht weil er Ihn oder die Hölle fürchte, oder auf Gnade und auf den Himmel hofft... Wenn der Mann sich in ein Mädchen verliebt, ist es ihm unmöglich, den Namen seiner Geliebten nicht auszusprechen. Wie viel schwerer ist es, sich des Namens Gottes zu enthalten, wenn ein Mensch zur Liebe Gottes gelangt ist... Der vergeistigte Mensch findet sein Entzücken nur darin, daß er mit Gott verkehrt“.

(Aus Notizen von Miss Alma Robertson und andern Pilgern. November und Dezember 1900).


Gemeinsames Gebet.

Ueber den Wert der gemeinsamen Gebete sagt 'Abdu'l-Bahá folgendes:

„Es mag jemand sagen: ich kann wenn ich will, zu Gott beten, wenn mich mein Gefühl, mein Herz zu Gott hinzieht, ob ich nun in der Wüste oder in einer Stadt oder sonst wo sein möge. Warum sollte ich dahin gehen, wo andere sind, an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Stunde und mein Gebet mit dem ihren vereinigen, wenn ich nicht in Gebetsstimmung bin.

So zu denken ist nutzlose Einbildung, denn wo viele beisammen sind, ist auch die Macht stärker. Einzelne kämpfende Soldaten, die für sich fechten, haben nicht die Kraft einer geeinten Armee; wenn alle Soldaten in diesem geistigen Kampf zusammenstehen, dann unterstützen die geeinten geistigen Gefühle einander, und ihr Gebet wird erhört“.

(Aus den Notizen von Miss Ethel J. Rosenberg).


Befreiung von Ungemach.

Nach den Lehren der Propheten kommen Krankheiten und andere Arten von Trübsal vom Ungehorsam gegenüber dem göttlichen Gebot. Selbst Unglück, wie Hochwasser, Orkane und Erdbeben werden von ’Abdu’l-Bahá indirekt dieser Ursache zugeschrieben. Er sagt diesbezüglich:

„Ereignisse wie diese geschehen aus der Verbindung der einzelnen Teile im Universum, denn jeder kleine Teil steht in Verbindung mit jedem großen Teil [Seite 86] und was den einen beeinflußt, beeinflußt auch den anderen oder alle Teile. Auf diesen Zusammenhang hat die Handlungsweise des Menschen einen Einfluß. Wenn ein Versprechen gebrochen wird, so verursacht dies eine Störung. Ich setze z. B. den Fall, daß zwei Nationen uneinig sind. Es mag nur ein Meinungsunterschied sein, nichts was sich auf Materielles bezieht, nichts was berührbar, was sichtbar ist und dennoch hat diese Widerwärtigkeit eine sichtbare Wirkung. Sie schafft Krieg, was tausenden von Menschen das Leben kostet. Ebenso ist es, wenn der Mensch sein Versprechen Gott gegenüber nicht hält, mit anderen Worten, wenn er das „Bündnis bricht“, so ist die Wirkung physikalischer Natur und es treten Widerwärtigkeiten auf“.

(Tägliche Lektionen in Akka aufgenommen, Seite 25).


Die Leiden, die auf einen solchen Fehltritt folgen, bedeuten keine Rachsucht, doch wirken sie erzieherisch und heilsam. Sie sind Gottes Stimme, die dem Menschen verkünden, daß er vom richtigen Pfad abgeirrt ist. Wenn die Leiden schrecklich sind, so kommt dies nur daher, weil die Missetat noch schwerer ist. „Der Tod ist der Sünde Sold“. Ebenso wie die Trübsale die Folge von Ungehorsam sind, so kann auch die Befreiung aus Trübsalen nur durch Gehorsam erreicht werden. Es gibt keine Ausnahme oder eine Ungewißheit über diese Frage. Sich von Gott abzuwenden, bringt unabwendbares Unglück und sich zu Gott hinzuwenden bringt unbedingten Segen.

Da die ganze Menschheit ein Organismus ist, so hängt jedes einzelne nicht nur von seiner eigenen Führung, sondern auch von der seines Nebenmenschen ab. Wenn einer Uebles tut, so leiden alle, mehr oder weniger darunter, wofern wenn einer Gutes tut, dies allen zugute kommt. Jeder hat seines Nächsten Last zu tragen in gewissem Sinne und bis zu einem gewissen Grad, und die Besten der Menschen sind die, welche die schwerste Last tragen. Die Heiligen haben im Uebermaß gelitten; die Propheten haben das Aeußerste zu erleiden gehabt. Baha’u’lláh sagt in Seinem Buch Iquan:

„Denn es wird berichtet, daß jeder Prophet und seine Gefährten Trübsal erlitten haben, wie z.B. Armut, Krankheit und Verachtung, und daß die Häupter ihrer Nachfolger als Geschenke in die Städte geschickt wurden“.

Dies geschieht nicht deshalb, weil die Heiligen und Propheten mehr Strafe als andere Menschen verdient hätten. Trotzdem leiden sie oft für die Sünden Anderer, und erwählen sich das Leiden um anderer willen. Ihr Opfer geschieht für die Wohlfahrt der Welt und nicht um Ihrer selbst willen. Das Gebet des wirklich Wohlwollenden der Menschheit gegenüber ist nicht, daß Er als Einzelner der Armut, dem Siechtum oder dem Unglück entgehe, sondern daß die Menschheit aus der Unwissenheit, dem Irrtum und den Wehen herausgehoben werde, die sie unabwendbar selbst über sich bringt. Wenn Er sich Gesundheit oder Reichtum für sich selbst erbittet, geschieht es darum, um dem Reich dienen zu können, und wenn Ihm Gesundheit und Reichtum verweigert wird, so nimmt Er dies hin mit „strahlender Ergebung“, wohl wissend, daß eine große Weisheit in allem liegt, was Ihm auf dem Wege Gottes bestimmt ist.


’Abdu’l-Bahá sagt:

„Kummer und Leid kommen nicht zufällig zu uns. Es sind die Sendboten göttlicher Gnade zu unserer Vollendung. Wenn Kummer und Leid an den Menschen herantritt, so wird er seines Vaters im Himmel gedenken, der ihn allein aus seiner Demütigung erlösen kann. Je mehr der Mensch gezüchtigt wird, desto größer ist die Ernte seiner geistigen Tugenden, die er aufzuweisen hat“.

(Pariser Reden Seite 45).


Auf den ersten Blick hin mag es ja ungerecht erscheinen, daß der Unschuldige für den Schuldigen leiden sollte. Aber ’Abdu’l-Bahá versichert uns, daß es nur scheinbare Ungerechtigkeit ist und daß im Lauf der Zeit die wahre Gerechtigkeit zu Tage tritt. Er schreibt:

„Was das Leiden der Säuglinge, der Kinder und Kranken betrifft, die von den Händen der Bedrücker berührt sind, so gibt es für diese Seelen eine Vergeltung in einer anderen Welt... Dieses Leiden ist die größte Gnade von Gott. Wahrlich diese Gnade des Herrn ist weitaus besser als alle Annehmlichkeiten dieser Welt und das Wachstum und die Entwicklung, die dieser vergänglichen irdischen Welt zugehören“.

(Tablets von ’Abdu’l-Bahá BandII Seite 337).


Gebet und Naturgesetz.

Manch einem wird es schwer, an die Erhörung des Gebets zu glauben, denn er denkt, daß die Beantwortung des Gebetes in willkürlichem Widerstreit zu den Naturgesetzen steht. Ein Beispiel möge hier diesen Zweifel beheben. [Seite 87] Wenn ein Magnet über Eisenspähne gehalten wird, so werden diese von ihm emporgehoben und heften sich an ihn. Dies greift aber dennoch nicht in das Gesetz der Schwerkraft ein. Die Schwerkraft wirkt auf den Eisenstaub ebenso wie vorher ein. Was erfolgte, ist, daß eine höhere Macht eingesetzt hat — eine andere Kraft, deren Auswirkung genau so gleichmäßig und berechenbar ist als die Schwerkraft. Die Bahaianschauung ist, daß das Gebet höhere Mächte in Bewegung setzt, die bis jetzt verhältnismäßig wenig bekannt sind; aber es besteht keim Recht zur Annahme, daß diese Kräfte in ihrer Auswirkung willkürlicher sind, als die Naturkräfte. Der Unterschied besteht nur darin, daß sie bis jetzt noch nicht genau studiert und experimentell untersucht sind, und ihre Wirkung scheint dank unserer Unkenntnis daher geheimnisvoll und unberechenbar zu sein. Eine weitere Schwierigkeit, welche manch einen verwirrt, ist, daß das Gebet als eine zu schwache Kraft erscheint, um große Resultate hervorzubringen, wie sie ihm oftmals zugeschrieben werden. Auch hier möge ein Gleichnis diesen Zweifel beheben. Eine schwache Kraft übertragen auf das Schleusentor eines Behälters, kann einen enormen Strom von Wasserkraft freimachen und regulieren, oder auf eine Steuermaschine eines Ozeandampfers übertragen, kann sie den Kurs eines mächtigen Schiffes bestimmen. Vom Gesichtspunkt des Bahai aus, ist die Kraft, die die Beantwortung des Gebetes ist, die unerschöpfliche Macht Gottes. Die Sache des Bittenden ist es nur, die notwendige schwache Kraft aufzubringen, um den Fluß in Gang zu setzen, oder den Weg der göttlichen Gnade zu bahnen, der stets da ist, um denen zu dienen, die gelernt haben, sich richtig einzustellen.


Bahaigebete.

Baha’u’lláh und ’Abdu’l-Bahá haben zahllose Gebete ihren Anhängern für verschiedene Zeiten und für verschiedene Zwecke gegeben. Die Größe der Erkenntnis und der tiefe geistige Inhalt, der in diesen Worten zum Ausdruck kommt, muß jeden nachdenklichen Leser tief beeinflussen; doch nur bei regelmäßigem Gebrauch und in dem wichtigsten Moment des täglichen Lebens kann ihre Bedeutung völlig verstanden und ihre zum Guten wirkende Macht erkannt werden. Aus Platzmangel können wir leider nur beschränkt eine ganze kleine Auswahl von Gebeten anführen. Eine große Anzahl kann der Leser in den angeführten Werken der Bahailiteratur finden.

„O mein Gott, lasse Deine Schönheit meine Speise und Deine Gegenwart mein Trank sein. Laß mein Vertrauen sich auf Deinen Willen stützen und bringe meine Taten in Einklang mit Deinem Gebot. Lasse mich Dir dienen und lasse mein Tun ein Lobpreisen für Dich sein. Lasse meine Hilfe nur von Dir kommen und verstatte meinem Heim Deine heilige Behausung zu sein. Du bist der Herrlichste, der Allgegenwärtige, der Liebevolle."

„Ich zeuge dafür mein Herr und mein Gott, daß Du mich erschaffen hast, um Dich zu erkennen und Dich anzubeten. Ich bezeuge in diesem Augenblick meine Schwäche und Deine Macht, meine Armut und Deinen Reichtum. Es gibt keinen anderen Gott denn Dich, den Beschützer, den in sich selbst Bestehenden“. Baha’u’lláh.

„O Gott, mein Gott, einige die Herzen Deiner Diener und offenbare ihnen, was Du großes beabsichtigst, mögen sie Deinem Befehl gehorchen und sich an Dein Gesetz halten, Hilf ihnen, o Gott, in ihrem Streben und gib ihnen Kraft, Dir zu dienen. O Gott, überlasse sie nicht sich selbst, sondern leite ihre Schritte durch das Licht des Wissens und erfülle ihre Herzen durch Deine Liebe. Wahrlich, Du bist ihre Hilfe und ihr Gott“. Baha’u’lláh.

„O Du gütiger Herr, Du hast die ganze Menschheit aus dem einen Stamm erschaffen, Du hast bestimmt, daß alle zu einer Familie gehören. In Deiner heiligen Gegenwart sind sie alle Deine Diener und die ganze Menschheit ist behütet durch Dein schützendes Dach. Alle haben sich eingefunden an dem Tisch Deiner Gnade. Alle sind erleuchtet durch das Licht Deiner Vorsehung.

O Gott, Du bist gütig gegen alle, Du hast für alle Vorsehung getroffen, Du beschützest alle, Du schenkst ihnen allen das Leben. Du hast jedem einzelnen Talente und Fähigkeiten verliehen und hast alle versenkt in den Ozean Deiner Gnade.

O Du gnädiger Gott und Du gütiger Vater, einige sie alle. Lasse die Religionen mit einander übereinstimmen und schließe alle Nationen in eine Einheit zusammen, damit sie sich als eine Familie betrachten und die Erde als eine Heimat erkennen. Mögen sie alle miteinander in vollkommener Uebereinstimmung leben.

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O Gott, hisse das Banner der Einheit der Menschheit. O Gott schaffe den größten Frieden.

Schmelze Du o Gott ihre Herzen zusammen.

O Du gütiger Gott und Vater, mache unsere Herzen froh durch den Duft Deiner Liebe. Berausche unsere Augen mit dem Licht Deiner Führung. Entzücke unser Gehör mit den Tönen Deines Wortes und beschütze uns alle in der Feste Deiner Vorsehung.

Du bist der Mächtige, der Allesvermögende. Du vergibst und Du bist es, der die Unzulänglichkeit aller Menschen übersieht“. ’Abdu’l-Bahá.

„O Du Allmächtiger, ich bin ein Sünder, aber Du bist der Vergebende. Ich bin voll Schwächen, Du aber bist der Mitleidige. Ich irre in der Finsternis, Du aber bist das Licht der Verzeihung.

Deshalb, o Du allgütiger Gott, vergib mir meine Sünden, schenke mir Deine Gnade, übersieh meine Fehler, gewähre mir ein Obdach, versenke mich in den Quell Deiner Geduld und heile mich von allem Leiden und von aller Krankheit.

Mache mich rein und heilig. Laß mich teilhaftig werden der herniederströmenden Heiligkeit, damit Kummer und Leid schwinde, Freude und Glück über mich komme, daß Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in Freudigkeit und Vertrauen gewandelt werde und Mut anstelle von Furcht trete.

Wahrlich, Du bist der Verzeihende, der Mitfühlende, Du bist der Großmütige, der Geliebte“. ’Abdu’l-Bahá.

"Barmherziger Gott, schenke mir ein Herz, das wie ein Spiegel erleuchtet sei mit dem Licht Deiner Liebe und gib mir Gedanken ein, die die Welt durch geistige Gnade in ein Paradies wandeln. Du bist der Mitfühlende, der Gnadenvolle, der Allgütige!“ ’Abdu’l-Bahá.

Das Bahaigebet ist jedoch nicht an die vorgeschriebene Formel — so wichtig als diese auch sei — gebunden. Baha’u’lláh lehrt uns, daß unser ganzes Leben ein Gebet sein soll, daß unsere Arbeit im richtigen Geist getan, ein Gebet ist, daß jeder Gedanke, jedes Wort und alles Tun der Herrlichkeit Gottes diene und daß das Gute, an unserem Nächsten getan, ein Gebet ist im wahrsten Sinne des Wortes.

Uebersetzt von Frau A. Schwarz.



Bericht an die Freunde im Osten und Westen.

’Abdu’l-Bahá in Stuttgart. (Fortsetzung.)

Am Vorabend des öffentlichen Vortrags unseres geliebten Meisters, der auf den 25. April (1913) festgesetzt war, erschien in den Tageszeitungen ein Artikel über die Bahai-Lehre und ein Inserat, daß ’Abdu’l-Bahá im großen Saal des Bürgermuseums sprechen würde. Der Gesundheitszustand ’Abdu’l-Bahás hatte sich jedoch verschlimmert, so daß der behandelnde Arzt Ihn bat, Er möge Sich in keiner Weise anstrengen und auch das Zimmer nicht verlassen. Folglich konnte Er einer kleineren Versammlung am Nachmittag nicht beiwohnen. Am Abend verschlimmerte sich Sein Bronchialkatarrh derart, daß der Arzt dringend bat, der Meister möchte sich aufs äußerste schonen und das Zimmer nicht verlassen. Als dies die Freunde vernahmen, waren sie nicht nur sehr in Sorge um Seinen Zustand, sondern auch sehr bekümmert darüber, daß so viele Interessenten diesen Abend umsonst kommen würden, um den großen orientalischen Religionsführer sprechen zu hören, der jahrzehntelang schwerste Kerkerhaft um Seiner hl. Mission willen erduldet hatte.

Am Abend rief ’Abdu’l-Bahá Seine Sekretäre und einige deutsche Freunde zu Sich und sprach:

„Ich bin gesundheitlich verhindert, zu der Versammlung heute Abend zu sprechen, gehet ihr und redet. Der Segen aus dem Reiche Abhás wird mit euch sein“.

Er wandte sich an einen deutschen Bahai und sagte:

„Sei dessen gewiß, daß wenn du völlig vertraust und du dich zu Seinem Königreich hinwendest, du mit deinen Worten Erfolg haben wirst. Ich habe niemals eine Lehranstalt besucht, doch als ich noch ganz jung war, sprach ich einst in Bagdad zu einer großen Versammlung, ich redete zu den Menschen, so wie sie es benötigten, da sah ich plötzlich den Vali (Gouverneur) eintreten. Im selben Augenblick fühlte ich, daß ihm meine Worte mißfielen und ich las deshalb einen Koranvers im Sinne dessen, daß Gottes Geist nur in dem Manifestierten [Seite 89] gesehen werden kann und daß dieser Gottesgeist wieder in einem neuen Gottgesandten erkennbar werden wird. Auch aus dem Arabischen führte ich einen Vers im gleichen Sinne an. Der Vali verweilte und hörte achtsam zu. Nachher lud er mich in sein Haus ein. Einige der anwesenden Gelehrten wurden darob sehr eifersüchtig. Ich möchte hiemit sagen, daß, wenn Er hilft, wir ganz vertrauensvoll sein dürfen. Die Hilfe Baha'u’lláhs überwand allezeit die Schwierigkeiten, die vor mir standen. Ich bleibe hier und ihr gehet und Sein heiliger Beistand wird mit euch sein“.

Im Bürgermuseum hatten sich indessen über 600 Personen eingefunden, die auf das Kommen ’Abdu’l-Bahás harrten. Als Seine nächsten Vertrauten diese Menschenansammlung sahen, beschloßen sie, ’Abdu’l-Bahá davon in Kenntnis zu setzen und wenn es irgendwie möglich sei, den Meister zu bitten, im Auto nach dem Bürgermuseum zu fahren und sich auf kurze Augenblicke den Menschen zu zeigen, wenn Er auch in Seinem Krankheitszustand nicht zu ihnen reden könne. Es würde dies völlig genügt haben, denn Sein Erscheinen mußte einen tiefen Eindruck hervorrufen, der seine Wirkung nicht verfehlen konnte. Als sie dem Meister ihre Bitte vortrugen, erhob Er Sich unverzüglich und sagte:

„Den Aerzten gegenüber habe ich mich verpflichtet, mich zu schonen, aber ich gebe meine Gesundheit gerne für die heilige Sache und im Dienst der Freunde Baha’u’lláhs hin.

Unterdessen hatte Herr Herrigel den Anwesenden mitgeteilt, daß ’Abdu’l-Bahá erkrankt sei und daher nicht persönlich von Seiner heiligen Mission zu ihnen sprechen könne, was eine schmerzliche Enttäuschung unter dem Auditorium hervorrief. Da öffneten sich plötzlich die Flügeltüren und von Ahmad Sohrab und Konsul Schwarz geleitet, betrat der Meister den Saal. — Eine Bewegung tiefer Ergriffenheit und Sympathie ging durch die Reihen, es schien den Anwesenden wie ein Wunder, daß ihr heißer Wunsch, ’Abdu’l-Bahá zu sehen, dennoch erfüllt wurde. Obgleich es niemand für möglich hielt, daß der Meister persönlich das Wort ergreifen würde, betrat Er das Podium und hielt folgende Ansprache:

„Es ist Mein größtes Hoffen, daß ihr sehr glücklich und freudig seid. Möge die göttliche Güte euch alle umgeben. Obgleich ich mich nicht wohl fühle, bin ich heute Abend hierhergekommen, da ich so viel Liebe für euch empfinde. Ich bin überaus glücklich, mich heute Abend in dieser erleuchteten Versammlung zu befinden, doch da ich krank bin, werde ich mich nur kurz fassen und muß Sie deshalb um Verzeihung bitten.

Eine große Bewegung hat in jedem Zeitalter eingesetzt. Das 19. Jahrhundert wird in der Geschichte als ein Jahrhundert der demokratischen und republikanischen Freiheit bezeichnet werden. Doch ein noch höheres Ziel ist der internationale Friede. Dieses Jahrhundert ist das Jahrhundert des Lichts, das Zeitalter des Wissens, und darum soll die Errungenschaft der Tätigkeit dieses Zeitalters die internationale Versöhnung sein. Seid versichert, daß das Banner des Internationalen Friedens in diesem Zeitalter gehißt werden wird, denn der Geist unserer Zeit verlangt die Verwirklichung dieses Friedens. Alle Propheten Gottes sind die Gründer des Friedens und der Freundschaft gewesen. Der größte Gründer des Friedens und Heils ist Jesus Christus gewesen. Doch die Welt hatte bis zur jetzigen Zeit noch nicht die Fähigkeit, Seine hohen Ideale aufzunehmen. Aber Gott sei es gedankt, daß unsere Zeit die Fähigkeit besitzt, diese wundervollen Lehren zu verstehen. Ich bin durch dieses Land gereist und finde es außerordentlich hoch kultiviert und wohl organisiert. Deutschland ist in der Tat eines der höchst kultivierten und in der Wissenschaft hervorragendsten Länder der Welt. Das deutsche Land ist vielen andern Ländern überlegen. Die Regierung ist gerecht. Die deutsche Nation ist eine sehr edle Nation, und von jedem Gesichtspunkt betrachtet ist sie ausgezeichnet. Deshalb ist das Deutsche Reich auch würdig, den Gedanken des internationalen Friedens auch in andern Ländern zu verbreiten. Ein Mittelpunkt ist notwendig zur Verbreitung jeder guten Sache. Es ist mein größtes Hoffen, daß Deutschland der Mittelpunkt für die Verbreitung des allgemeinen Friedens werde. 6000 Jahre lang ist die Menschheit in Krieg und Streit verwickelt gewesen. Blut ist übergenug vergossen worden. Mütter haben ihre Söhne verloren. Väter haben über den Leichen ihrer Kinder geweint und viele Kinder sind zu Waisen geworden. Gut bevölkerte Städte und Dörfer sind zerstört und verwüstet. Es ist selbstverständlich, daß diese Greuel gegen den Willen des Herrn sind. Wir sind alle [Seite 90] Gottes Schafe und Gott ist unser Hirte. Er ist gütig gegen alle. Gott ist immer im Frieden mit allen Seinen Kindern. Wenn Gott, der Hirte, freundlich ist, warum bekämpft sich dann die Herde? Gott hat alle Menschen ins Leben gerufen. Er hegt uns alle, Er erzieht uns alle. Nichts ist verwerflicher in Gottes Augen, als Menschenmord, denn der Mensch ist das göttliche Gebilde. Wenn jemand das Gebäude eines andern zerstört, so wird der Besitzer zweifellos äußerst ungehalten werden. Mord und Raubgier sind die Attribute der Tiere. Das Tierreich ist das Reich, in welchem die Wildheit sich entfaltet. Das menschliche Geschlecht ist aber zur Liebe geschaffen. Die Menschheit muß das Licht des Königreichs Gottes empfangen. Bedenket, daß Jesus Christus Sein Leben geopfert hat, damit die Grundlage, die Ursache, zur Errichtung des Friedens unter den Menschen, geschaffen werde, daß Liebe im Reich der Menschheit errichtet werde. Desgleichen galten alle Offenbarungen Gottes der Sache des Friedens und der Versöhnung. Philosophen und Geistesgrößen aller Zeitalter waren die Verbreiter der Liebe und Freundschaft unter den Menschen. Ist es zulässig, daß wir die Gebote der Propheten vergessen? Ist es zulässig, daß wir den Geboten Christi zuwider handeln? Ist es zulässig, daß die weisen Ratschläge der Philosophen und großen Denker in den Wind geschlagen werden? Der Mensch muß das Leben fördern und nicht den Tod verbreiten. Der Mensch muß die Ursache der Erleuchtung der Menschheit sein und nicht die der Verfinsterung.

Christus hat gesagt: „Gott ist die Liebe! Im alten Testament steht: Gottes Gunst ist die Gnade der Liebe. Darum müssen wir ein Ebenbild Gottes sein. Es besteht kein Zweifel, daß das Ebenbild Gottes Liebe, Friede und Erlösung ist, es ist die Einheit des Menschengeschlechts, es ist göttliche Gerechtigkeit. Ist es unserer würdig, diese göttlichen Eigenschaften zu vergessen und uns mit den teuflischen Eigenschaften zu erfüllen? Das Ebenbild Gottes gewährt ewiges Leben, das satanische Ebenbild ewige Zerstörung. Wie können wir uns von diesem wunderbaren Ebenbild Gottes abwenden und dem satanischen Ebenbild nachfolgen? Gedenket der Greuel, die sich in den letzten Monaten auf dem Balkan abspielten. Das ganze Land ist vollständig zu Grunde gerichtet. Aus den Kehlen von tausenden von Müttern dringt Jammern und Klagen. Das Weinen der Waisen wird im Osten und Westen hörbar. Es ist genug des Kriegs und des Mordens. Das strahlende Jahrhundert ist angebrochen. Das Jahrhundert wissenschaftlicher Vollendung dämmert herauf. Das Zeitalter der Veredlung des Menschengeschlechts steht vor uns. Das Zeitalter der All-Liebe unter den Menschenkindern ist angebrochen, sodaß der Osten und der Westen sich von nun an in Liebe und Freundschaft zusammenschließen werden. Die Menschheit bildet eine Familie. Alle Menschen sind Nachkommen Adams. Diese Oberfläche der Erde ist ein Vaterland. Sehet doch, wie hold dies ist! Ich bin ein Orientale, ihr seid Abendländer und dennoch sind wir in äußerster Liebe in dieser Versammlung beisammen und wir betrachten einander mit Güte und Zuneigung. Ich sehe euch alle als die wirklichen Glieder Meiner Familie an und empfinde die größte, herzlichste Zuneigung zu euch. Ich bitte Gott, daß Er mich stärken möge, eure Augen der Wahrheit zu öffnen. Möge ich das Werkzeug des Glücks eurer Herzen werden. Das ist das Wohlgefallen des Herrn der Menschheit.

In einer Zeit, als im Orient Krieg geführt wurde, Streit und Feindschaft unter den Religionen und Haß unter den Sekten herrscht, beständiger Zusammenstoß zwischen den verschiedenen Gemeinschaften stattfand, Völker gegeneinander kämpften, die Völker des Ostens nicht Liebe sondern im Gegenteil Haß gegeneinander übten, erhob Sich Baha’u’lláh, wie eine Sonne. Er verkündete die Einheit der Menschen. Er lehrte Harmonie unter den Religionen. Er unterwies die verschiedenen Religionsgemeinschaften, freundlich mit einander zu sein. Alle Völker des Orients, die die Lehren Baha’u’lláhs angenommen haben, betätigen sich heute in äußerster Liebe für die ganze Menschheit. Juden, Mohammedaner, Christen, Buddhisten haben ihre einstmalige Feindschaft vergessen und sind die besten Freunde geworden, stets bereit im Dienst, einer für den andern das Leben zu opfern. Perser und Araber, Inder und Türken, die die Lehren Baha’u’lláhs angenommen haben, [Seite 91] wirken gemeinschaftlich in äußerster Liebe im Dienst der Menschheit. Ich fühle mich nicht wohl genug, mehr als dies zu sagen, daher will ich diese kurze Ansprache beenden und am Schluß nochmals feststellen, daß Deutschland, Gott sei es gedankt, ein Land von höchster Reinheit und Klarheit ist. Das Volk steht auf dem Höhepunkt der Kultur und der Zivilisation. Die Regierung ist sehr gerecht. Darum hoffe ich, daß das Licht des Universalen Friedens von Deutschland aus sich über die ganze Welt verbreiten werde. Ich will beten für das deutsche Volk und für diese Regierung. Ich will göttliche Hilfe für sie erbitten, sodaß jeder von euch ein Werkzeug für das Glück der Menschheit sein möge".

Als 'Abdu'l-Bahá Seine Worte beendet hatte, erhoben sich alle, um Ihm ihre große Ehrerbietung womöglich persönlich auszudrücken. Jedermann wollte an Ihn herankommen, um Ihm die Hand zu drücken, allein der Meister hatte rasch den Saal verlassen, geleitet von Seinen Getreuen, die Ihm nicht genug für das große Opfer Seines persönlichen Kommens und für Seine Worte danken konnten.

Durch diese aufopfernde Dienstfreudigkeit zeigte uns 'Abdu'l-Bahá wieder Seine Größe und lehrte uns, daß das eigene Ich gegenüber der Hingabe an eine heilige Pflicht nicht in Frage kommt, daß es keine Ruhe und Schonung für Ihn gab, sofern Er den Durstigen den Quell des Lebenswassers erschließen konnte. Gestützt und getragen durch Baha’u’lláhs Geistesnähe überwand Er alle körperliche Hinfälligkeit selbst in Seinem vorgeschrittenen Lebensalter.

(Fortsetzung folgt).

Fr. A. Schw.



Report to the Friends in East and West.

'Abdu'l-Bahá in Stuttgart.

(Continuation).


The day before the public discourse of our beloved Master, which was fixed for the 25th of april (1913), the newspapers published an article about the Bahai Cause and an advertisment, that ’Abdu’l-Bahá would speak in the hall of the „Bürgermuseum“. But His health had become worse so that His doctor asked Him not to exert Himself and not to leave His room. Therefore He couldn’t be present at a smaller meeting in the afternoon. In the evening His cold became worse, so that the doctor asked Him again, to be very careful and not to leave His room. When the friends heard this, they became very anxious about His health and were sorry, so many people would come in order to hear the speech of the great Oriental Master, who had been imprisoned about 40 years for His holy mission.

In the evening 'Abdu'l-Bahá said to His secretaries and several German friends:

„My poor health prevents me from speaking' to the audience to-night, go and speak yourselves in my name, the blessings of the kingdom of Abhá will be with you“.

He turned to a German Bahai and said:

„Be sure that you will have success in what you will say, if yow confide and turn to His Kingdom. I never visited a school, but when I was still quite young, I spoke one day in Bagdad to a big audience; I talked to the people as they were in need of. Suddenly I saw the Vali (governor) come in. Instantly I felt, that my words displeased him; therefore I read a verse of the Koran saying; that the spirit of God can only be seen in the Manifestation and that this spirit of God will be perceptible in a new- Prophet. Also from the Arabian language I recited a verse of the same sense. The Vali lingered and listened attentively. Afterwards he invited me to his house. On that account some of the scholars present became very jealous.

I mean to say herewith that, if He helps, then we can have confidence. The help of Baha’u’lláh always overcame the difficulties that I had before me. I shall stay here and you go to the meeting and His holy assistance will be with you“.

In the meantime 600 persons, who waited for 'Abdu'l-Bahá, assembled in the „Bürgermuseum“. When His intimate friends saw the large audience, they decided ta inform the Master of it and to ask Him to drive to the „Bürgermuseum" if possible in the automobile and to show Himself to the audience for a few minutes, even if He was not able in His weak condition to talk to them. This would have been sufficient and His appearance alone would have made a great impression. When they made the request to the Master. He immediately rose and said:

„I have promised the doctors I would be careful, but I willingly offer my [Seite 92] health for the holy Cause and for the service of the friends of Baha’u’lláh“.

In the meantime Mr. Herrigel had informed the audience, that ’Abdu’l-Bahá had become ill and therefore could not speak of His holy mission to them, which caused a great disappointment among the present. Suddenly the doors opened and introduced by Ahmad Sohrab and Consul Schwarz the Master entered the room. The audience was greatly moved and touched by His appearance. They believed it to be a wonder, that their great wish to see 'Abdu'l-Bahá was granted. Although nobody thought it possible, that the Master personally should speak to them, He entered the platform and made the following address:

„I hope most sincerely that you are very happy and joyful. May the Grace of God surround you all. Although I don’t feel well, I came here to-night, because I love you all so much. I am very happy to be present in this enlightened assembly to-night. But because I am ill, I shall just say a few words and I must ask you to pardon me. A great movement has taken place in every age. The 19th century will be called in history a century of democratic and republican freedom. But a still higher aim is universal peace. This century is the century of light, the century. of knowledge and therefore the result of the activity of this age shall be the international reconciliation. Be sure that the flag of the international peace will be hoisted in this age, for the spirit of our time requests the realization of this peace. All the prophets of God have been the founders of peace and friendship. The greatest founder of peace and salvation was Jesus-Christ. But up to the present time the world was not able to understand His high ideals. But thank God that our time has the ability of understanding these wonderful doctrines. I have travelled through this country and find it extremely cultivated and well organized. Indeed Germany is one of the most cultivated and civilized countries of the world. Germany is superior to many other countries. The government is just. The German nation is a very noble one and excellent from every point of view. Therefore the German empire is worthy of spreading the idea of universal peace also in other countries. A centre is necessary for the propagation of every good cause, It is my greatest hope that Germany may become the centre for the spreading of universal peace. During 6000 years the world has been involved in war and conflict. Blood has been shed more than enough. Mothers have lost their sons. Fathers have cried over the dead bodies of their children and many children have become orphans. Well populated towns and villages have been destroyed and devastated. It is a matter of course that these atrocities are against the will of God. We are all sheep of God and God is our shepherd. He is kind to all. God is always in peace with all His children. When God, the shepherd, is friendly, why does the herd fight with each other? God has created all men. He protects and educates us all. In His eyes nothing is more objectionable than the murder of men. For man is the divine creation. If somebody destroys the building of another, the proprietor will surely become very angry. Murder and rapacity are the attributes of the animals. The animal kingdom is the kingdom where wildness develops. But the human kind has been created for love. The humanity must receive the light of the kingdom of God. Remember that Jesus-Christ has sacrificed His life in order that the foundation and the cause for the establishment of peace amongst men should be created. All the manifestations of God came for the cause of peace and reconciliatiog. Philosophers and geniusses of all ages spread love and friendship amongst men. Is it allowed that we forget the commandments of the prophets? Is it allowed that we act contrary to the commandments of Christ? Is it allowed that the wise advives of the philosophers and great thinkers are slighted? Man must advance life and not kill. Man must be the cause of the enlightening of humanity and not of darkness. Christ has said: „God is love“. In the Old Testament one can read: The divine favour is mercy and love. Therefore we must be an image of God. There is no doubt that the image of God is love, peace and redemption, it is the unity of the human kind, it is divine justice. Is it worthy of us to forget these divine qualities: and to fill us with devilish ones? The image of God gives eternal life, the satanic one destruction. How can we turn away [Seite 93] from this wonderful image of God and follow the satanic one? Think of the atrocities which have taken place on the Balkan the last few months. The whole country has been entirely ruined. Thousands of mothers mourn and bewail their great loss. The crying: of the orphans can be heard in the East and West. It is time that there is an end to war and murder. The glowing' century has begun. The century of scientific perfection is dawning. The age of enobling human beings is approaching. The age of universal love amongst men has begun, so that the East and West shall join in love and friendship. Humanity forms one family. All men are descendants of Adam. This surface of the earth is one country. Look how marvellous this is. Tam an Oriental and you are inhabitants of the West and nevertheless we are united here with thoughts of affection and we regard one another with goodness and sympathy. I look at you as real mambers of my family and I have a great affection for you all.

I ask God to strengthen me to be able to open your eyes to the truth. May I become the means of your happiness.

At a time when war was carried on in the Orient, when conflict among the different religions and hatred among the different sects took place, when there was a constant fight between the different communities, and nations fought against one another, when the nations of the East did not love each other, but hated one another, Baha’u’lláh appeared like a sun.

He proclaimed the unity of men. He taught harmony among the religions and instructed them to be kind to each other. All the nations of the Orient, which have adopted the Cause of Baha’u’lláh, are working to-day with the greatest love for the whole humanity. Jews, Mohammedans, Christians, Buddhists have forgotten their former hatred and have become good friends, always ready to sacrifice their life one for another. Persians and Arabians, Indians and Turks, who have adopted the doctrines of Baha’u’lláh, are working together in greatest love in the service of humanity.

I don’t feel well enough to say more than this, therefore I will finish this short address and state once more, that Germany — thank God — is a country of the highest purity and clearness. The government is very just. The nation stands for the highest culture and civilization. Therefore I hope that the light of universal peace will spread from Germany over the whole world. I shall pray for the German nation and for this government. I shall ask God to help them, so that every one of you may be a means for the happiness of humanity“.

When Baha’u’lláh had finished, all the present rose in order to express Him the greatest respect. Everybody wished to approach Him and to shake hands with Him, but the Master had quickly left the room, accompanied by His friends, who could not thank Him enough for the great sacrifice of His coming and for His words.

By this self-sacrificing service ’Abdwl-Bahä showed us again His greatness and taught us that ones own self doesn’t matter in the devotion to a holy duty, that He didn’t rest and think of Himself in order to open to the thirsty, the source of life.

Supported and helped by the spirit of Baha’u’lláh He overcame His weak condition even in His advanced age of life.

(To be continued).

Fr. A. Sch.



Vortoj de Abdul Baha

legitaj de Sro Konsulo Schwarz, en la malgranda salonoen la „Supera museo*.

Stuttgart, la 6@° de Aprilo 1913, vespere.

Tiu estas vere benita tago, Car mi trovi$as en Stuttgart, multaj miloj da mejloj malproksime de mia hejmo, inter tia Satata kunveno. Viaj koroj estas lumigitaj kaj viaj vizaßoj diras la saman verecon.

Estas mia espero ke (iu el vi aüdu la sciigon pri la unueco de P’homaro, por ke la religio de !’Dio &iuloke estu disvastigota, por ke la objekto de la dogmaro de Kristo Cie estu respektota. Car la fundemento de

la religioj de I’Dio Ciam estas la sama. Ekzistas nur unu esenco de Dia kredo, Depost la komenco de !’kreajo liam la objekto de Ziuj religioj, ilia celo, estis la sama. Ciuj religioj de I!’Dio estis instruantaj la unuecon de l’homaro, Ili invitas Ciujn homojn je la paco, al la savo. Ili ordonis al &iuj homoj, ke ili faru amecon kaj amikecon. Ili estis engravurantaj la virtojn de l’homaro :en la koro de l’homaro. Ili estis vokantaj al &iuj homoj, eniri en la regnon [Seite 94] de l’Dio. Ili estis vokantaj la homojn je la eterna vivo.

Ciu religio de la Diaj religioj estas disigata. en du partoj. La unua parto — la fundamento de la religioj de l’Dio — pritraktas la moralecon, Gi instruas spiritualismon. Tio estas la scienco de Dio. Estas la amo de Dio, estas kompato por &iuj homoj de I’'mondo, estas la unueco de homaro, estas universala paco. Tiu unua parto de la religioj de l’Dio pritraktas la Dian virton, laspiritecon, resume $i apartenas al la regno de la etiko. Estas liam la sama el Äiuj religioj, depost Adamo is la unua tempo. Gi estas submetebla nek Sangon nek transformacion. Tio estas la fundamento de la religioj do l’Dio.

La dua parto ne estas grava. Tiu parto ne estas apartenata al la eksteraj transakcioj, kaj Si estas Sanebla laü la epoko .kaj laü la fazo de ’homaro, ekzemple dum la mosaja epoko, La dua parto de lareligioj apartenas al la regno de la interrilato. Gi estas Sangebla dum la epoko de Kristo. Ekzemple dum la mose’a epoko oni eksedzigis, Sed Krista‘ moSto Sangis tium legon, Car la "homaro praktißis tiun legon $is troaja ekseco. Dum la mose’a epoko la israelidaj vivis en la dezerto. Dum tiu tempo ili ne posedis malliberejon. Pro tio ni havas la Mosai’ an le&on, eksteran leßon: okulo post okulo, dento post dento. Se tiam iu Stelis valoron nur de 10 markoj, oni forhakis al &i la manon. Sen tiaj videblaj punoj ne estus ebligi la konservo de la ordo en ilia asocio. Pro tio oni Sangis tiujn legojn dum la krista epoko. Ni povas legi en la malnova testament6 dekalogon por la mortpuno. Ne bönaj ili estas laü la senco de Kristo en la krista epoko. Pro tio Kristo diris, ke tiuj legoj ne plu estus kompetentaj por sia epoko. Car tiuj legoj nur pritraktis la eksterajn aferojn de !’homaro. Tamen, la fundamento de la Mosai’a religio ne estis Sangebla. Resume, la fundemento de Ciuj religioj, la esenco de Ciuj religioj liam estas la sama kaj ununrua. La realeco, la eterna esenco estas lasama. Neniam Si estas nek mnitobligebla nek Sangebla. La celo de &iuj religioj de l’Dio estis amo, simpatio, afableco kaj boneco. Necese la religio devas kunigi la korojn de la homoj. Sed ofte, milfoje dum tiuj tagoj, oni faras la religio kiel kaüzo de la malamo kaj de la malboneco. Krista MoSto alpıenis multe da mizeroj kaj suferoj, por ke Li disvastigu amon kaj unuecon inter la homoj. Multaj tagoj kaj noktoj Li migradis en la dezerto. Volonte Li portis &iam mizeron. Li alprenis ‚iujn kalumniojn kaj fine Li suferis la krucon. Kial Li faris Ciuj &i tiujn ajojn? Lia celo estis: lumigi la homaron, per ke la unueco kaj similajo plenigu iliajn korojn. Paco kaj pardono devus esti kreota en Ciuj.

Ciuj profetoj de !’Dio penis,‘ por ke la homoj faru amon kaj unuecon. Sed kiel bedaürinde estas, ke hodiaü e£ la religioj estas malamikoj unu al la alia. Ili ver$as la sangon inter si, ili rabas unu la alian, ili detruas iliajn hejmojn, iliajn domojn. Cio £i-tio estas farata en la nomo de la religio. Krista MoSto diris al Petro: Enmetu vian glavon en laingon, Kaj la kristanismo deklaras sanktarı militon! Oifte ni devis aüdi, kiel unutempe la kristana pastraro deklaris sanktan militon kontraü la mahomedanoj. Vidu nur, kiel malproksime ni estas de la originaj instruadoj de Kristo. Kia granda diferencol La sciigioj de Kristo estas lumo kaj amo kaj kion ili diras hodiaü estas netravidebla mallumo. Same ankaü estas en laaliajreligioj. La komenco de &iuj religioj estas paco kaj savo. lli devys voki la homojn al la universala paco, devus ordoni, esti amema kaj kompatema. Sed hodiaü la fundamento de la religioj estas forgesita. Certigital dogmaj kaj superstico estas en la manoj de l’homaro, Tiuj-&i dogmoj ne estas komunaj kun la fundamento de la Diaj religioj. La diversaj religioj kaj sektoj estas diferencitaj; pro tio ili persekutas kaj malamas sin. Pro tio ni &iam devus peni, forgesi tiujndogmojn, fordoni tiun supersticon, por ke la fundamento de la Diaj religioj estu videbligenta. Tiuj dogmoj kvazaü estas nigraj nuboj kaj la fundamento de la religioj de I’Dio kvazaü estas mondlumiganta ideala suno. Ni devigas blovi la.spiron de I’Dio, por ke estas forblooita la malhelaj nuboj, por ke la ideala suno de I’vereco lumigu la homojn. Tiam la homaro estas lumigata!

Dum tempo, kiam la mallumo ampleksis la orienton, kiam la nuboj de la dogmoj malheligis la horizonton de la oriento, kiam okazis multaj militoj inter la religioj — ili verSis sangon kaj konsideris kiel ne virga unu la alian, okazis militon inter la gentoj kaj rasoj, konfliktoj inter la diversaj nacioj, resume la spirita horizonto de la oriento estis tre mallumigita — dum dia tempo Baha Ullah MoSto alvenis. Kiel traifita suno li eklumis al la horizonto de la oriento, Li proklamis la sciigojn pri la unueco de ’homaro. Ciuj homoj estas kvazaüi la $afoj [Seite 95] de l’Dio kaj Dio estas la vera Safisto, Tiu universala $Safisto estas tre favorema. Ciujn siajn Safojn Li amas. Se Li ne amus ilin, Li ne estus kreinta ilin; se li ne amus ilin, Li ne estus preninta ilin; se li ne amus ilin, Li ne estus gardinta ilin. : Ni vidas, ke tiu universala Safısto estas favorema' kiel nia ‚patro. Dume Dio estas favorema al Ciuj, kial ni devus esti nefavora unu al la alia? Li estas pacema kontraü iuj, kial ni devas batali unu la altan?

Alia principo, kiun proklamis Baha Ullah estis: la religio devas esti la kaüzo de la amikeco kaj afableco. Se la religio ne estas la kalizo de la kamaradeco, ameco kaj amikeco, tiam gi ne estas religio. Se la religio ne estas la kaüzo por la restado de la paco de I’ Dio, tiam $i ne estas religio. Tiam $i nur estas faskoda superstilo. Tiam estas pli bone, posedi nenian religion ol tian religion. Alia principo, kiun li proklamis estis: La religio devas esti konforma je scienco kaj prudento. Se la religio ne estas konforma je la scienco kaj prudento tiam Si estas fantasio. Lafundamento deareligioj Ciam estis konforma je la scienco kaj prudento devas aparteni al la regno de l’dogmoj. Pro tio ni devas finigi tiıjn dogmojn por ke la religioj povas unuifi en amo kaj amikeco. Ni devas serci la celon de la religio de I’ Dio. Tiuj, kiuj akzeptis la instruadojn de Baha komencasharmoniinun kun la.alia kaj unuißi,

Nuntempe estas okazante en la oriento multe da mirindaj kunvenoj, en kiuj la kristanoj, israelidoj kaj budaistoj unuigas en amo, lli konsideras unu la alian kiel ili estu anoj de unu familio, Ciam ili estas pretaj, eC oferi siajn vivajn unu por la aliaj. Ciuj i-tiuj artaj muroj, tiuj bariloj estas forigitaj, ili estas kvazat fratinoj kaj fratoj, ili kredas al la profetoj del’ Dio, ilikredas al Krista MoS$to. Kaj hodiaü tin amo kaj tiu unueco pli kreskas, Car la instruoj de Baha Ullah estis disvastigata pri Dia potenco. Li unuigis la anojn de tiuj religio kuj li estis kaüzigata kunigon kaj simpationinter ili, Li forprenis de ili Ciujn antaüjugjn, dogmojn kaj interbariloj. Li lumigis la spiritan horizonton de !’ oriento.

Mi vojaßadas tra la diversaj partoj de la mondo, por voki &iujn naciojn al la regno de l’ Dio, por konduki £iujn al la unueco de P’homoj, por peti ilin, fari Dian amon kaj simpation. Ekzemple dume mi estis en San Francisko mi estis invitata de rabeno, por paroli en lia sinagogo. Antaü Cirkaü 2000 israelidoj mi kreis la Dian mision de Jesuo Kristo, Estls strange! Mi montris la argumentojn de la sendo de Jesuo Kristo per intelegtaj argumentoj. Neniu el ili povis nuligi tiujn. argumentojn. Mi argumentis al ili, ke Krista MoSto estis la plej granda amıiko de Moseo. Jesuo Kristo disvastigis la malnovan testamenton. Li rimarkigis la nomon Mose super la tuta mondo. Li disvastigis la nomojn de la israelaj profetoj. Abdul Baha dirisaltiujisraelidoj: Jesua Krısta MoSto disvastigis la informojn de I!’ israelaj profetoj, kial vi ne amas Lin? Krista MoSto glorigis la israelidojn tra la tuta mondo; Li kaüzis, ke Ciuj nacioj estis respektanta la israelajn profetojn kaj Li argumentis al Ciuj homoj; ke la libro de Moseo estu la libro_de Dioj kaj per la benado de la kristanaro la biblio estis tradukata kaj disvastigata &iuloke, Tiamaniere, israelidj, Jesuo Kristo $atas vin! Li posedas tiom da amo por vi, kial vi konfesas Lin? Estas konata fako, ke Ciuj kristanoj kredas, ke Moseo estas la profeto de !’Dio kaj ke la biblio esta la verko de l’Dio. Ciuj kristanoj kredas, ke la profetoj de I’ israelidoj — Jesaja, Sahario k.a. — estis la profetoj de I’ Dio. Cu la kristanoj perdas ion, se ili kredas al la israelaj profetoj? Ne, respondis la israelidoj. Tiam, diris Abdul Baha al ili, kion vi perdos, se vi diros, ke Jesuo ankaü estis, profeto de I’ Dio, se la israelidoja kredas, ke Moseokaj la profetoj en la mal, nova testamento estis profetoj del’ Dio?! La malamikecoj kaj la antaü-jußoj, kiuj daüras 2000 jarojn, estos forgesitaj. Nun la lumanta epoko estas alvenata. Diru, ke la vorto de Jesuo Kristo estu la vorto de I’ Dio. — kaj tiuj konfliktoj inter la israelidoj kaj kristanoj estos finigata. Dank al Dio, ke la lumigita epoko estas aivenita. Landata estu Dio, ke la suno de realeco estas krepuskißita. Estas la epoko de la unueco de la homaro. Estas la epoko de la ekfiloro de la amo de !’Dio. Estas la epoko, dum kiu la Safido kaj la lupo trinkos el la sama fonto, tiu tago dum kiu la gazelo kaj la leono paßti$os sur la sama pa$tejo. Estas la epoko, dum kiu la regno de l’ Dio ekvenos su lamondo, Estas la epoko, dum kiu la radioj de la Ciela regno disvastigos tra la tuta.oriento kaj liuloke, Estas mia espero, ke penegos iuj de vien la unua kunveno, por ke tin mondo baldaü estu la edeno de Dio!

Akceptu la benon de !’ estro, Li donos pli bonan sanktigon al via tuta vivo. Estu benata al ni tiu horo!


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Bahai-News.

From 20-22 of September a Bahai-Congress will take place in Stuttgart, for which invitations have been issued to the various Groups. On this occasion the new election for the Spiritual National Body will also take place. A detailed account concerning this matter will be sent to the friends in a circular letter. May the blessing ofHis Holiness Baha’u’lläh and ’Abdu’l-Bahá rest upon our decision and may these days be a blessing for Germany.



Mitteilungen aus der Bahaiwelt.

Die Berichte, die wir den Zirkularbriefen entnehmen, sind in der Hauptsache folgende:

In Langa Port am Persischen Golf ist eine Geistige Arbeitsgemeinschaft gegründet worden, hauptsächlich durch die Bemühungen eines Gelehrten, der in die hohen Finanzkreise jener Stadt gewählt wurde.

Der erste Zirkularbrief aus Moskau (Rußland) ist in Haifa eingetroffen, wonach die bisher nur kleine Bahai-Gruppe sich wesentlich vergrößert hat und eine Geistige Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen werden konnte, die demnächst nach Landesbrauch bei der Regierung angemeldet und eingetragen wird. Die Adresse des Vorsitzenden der Geistigen Arbeitsgemeinschaft in Moskau ist: Mr. Zabihùllah Nándár. Petrovka. 15 ko 24 Moskau. Als die Freunde von der Verfolgung der Bahai in Mashad hörten, wurden sie beim persischen Gesandten in Moskau vorstellig, der auch daraufhin eine Eingabe an die Zentral-Regierung in Teheran machte, damit die Freunde Gottes vor den Fanatikern beschützt seien.

In der Provinz Khurasan hat der Fanatismus solche Formen angenommen, daß ein hochgeschätzter Bahai-Lehrer, der für die Liebe und den Frieden eintrat, vor kurzem von 2000 Muselmännern mit Waffen angegriffen, fürchterlich zerstümmelt und getötet wurde. Er sah lächelnd dem Tod entgegen, wohl wissend, daß er seines Meisters Willen erfüllen müsse. Sein Name ist Mirza Abdu'l-Majid, Sadiq’u-Ulama.

In vielen Teilen Khurasans sind die Freunde verfolgt, ins Gefängnis geworfen, und aus dem Land verwiesen worden, dem ungeachtet haben sie ihre unermüdlichen Bemühungen, der heiligen Sache zu dienen, fortgesetzt.

In Bandar Abbas am Persischen Golf hat eine Neuwahl der Geistigen Arbeitsgemeinschaft stattgefunden und die angegliederten Komitees haben sich ein großes Feld der Tätigkeit gesteckt.

Die Freunde in Isfahan, Abadih, Jazd, Himmat, Abad und Lahijan berichten von ihrer Entwicklung und ihrem Fortschritt. Die Bahai-Bibliothek erweitert sich. Das Komitee für Frauenfortschritt arbeitet fleißig. Diese Frauen gehen ihren Mitschwestern wie leuchtende Sterne voran.

In Burma nehmen die Bahai-Versammlungen mehr und mehr an Bedeutung zu.

In Bombay versammelten sich die Freunde, um für die sich feindlich gegenüberstehenden Nationen um Frieden und Liebe zu beten.

Nach Indien und China sind neuerdings Bahai-Lehrer entsandt worden.

Shoghi Effendi, unser geliebter Beschützer, ist erfreulicherweise wohl, es ist zu hoffen, daß ihn die guten Nachrichten der vielen treu ergebenen Freundesgruppen bald wieder nach Haifa zurückführen.

In England findet eine Religions-Konferenz anläßlich der Wembley-Ausstellung statt. Die Bahai-Botschaft wird dort am 26. September ihre Vertretung finden. Die näheren Berichte werden uns später zugehen. Eine Broschüre über die Einführung in die Bahailehre von Dr. Esslemont ist aus diesem Anlaß vom Nationalrat Englands veröffentlicht worden.

Die Bahais in England sandten ihre herzlichste Teilnahme den verfolgten Freunden in Khurasan, im besonderen den Verwandten der heiligen Seele Abdu’l-Majid, dessen Blut im Pfad der Lehre des großen Meisters vergossen wurde.

Der Nationalrat für England, wie auch die Geistige Arbeitsgemeinschaft für London ist jüngst neugewählt worden.

Aus Port Said kommen gute Nachrichten über ihre Tätigkeit, ebenso aus Alexandria und Ismailia.

In Kom-El-Sa’ayda (Ober-Aegypten) sind die Freunde zum zweiten Mal heftig angegriffen worden, durch Gottes Beistand blieben sie treu und standhaft. Die Geistigen Bahai-Gemeinschaften in Aegypten legten Berufung ein, sowohl bei dem Gouverneur als auch im Cabinet und im Parlament und protestierten gegen diese Gewaltakte, die der Gerechtigkeit und Freiheit, die die neue ägyptische Regierung anstrebt, völlig zuwiderlaufen.



Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.


Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.


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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)