Sonne der Wahrheit/Jahrgang 4/Heft 5/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft V JULI 1924
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


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Die Hauptpunkte der Bahailehre
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1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.

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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark.
Heft 5 Stuttgart, im Juli 1924 4. Jahrgang

Inhalt: O Gott, mein Gott! — Durch die Erhabene Feder Baha’u’lláhs geoffenbart. — Die Zusammen hänge der Existenz.. — Auszug aus Notizen, die Mrs. M. Maxwell gelegentlich ihrer neulichen Haifareise machte. Veröffentlicht im National Baha’i Bulletin Juni 1924. — Bericht an die Freunde im Osten und Wes ten. — Report to the Friends in East and West. — Das Leben Baha’u’lláhs. — Vortol de Baha’wllah. Notiz. — Zum Bahai-Kongreß.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion


„Gewisse Menschen glauben, daß die Tugenden der Menschen allein durch persönliche Fähigkeiten erreicht werden können, es ist aber gewiß, daß, wenn die göttliche Gnade nicht mit ihnen ist, sie keine Früchte zeitigen werden".

Abdu’l-Bahá,


„Alles ist Gegenstand der Zersetzung, des Zerfalls, der Erniedrigung und des Wechsels, außer dem Geist des Glaubens, der beides besitzt, Wiederherstellung und Wiederkehr“.

Abdu’l-Bahá,



O Gott, mein Gott!

Dies ist der Tag den Deine geheiligten Lippen und Deine Feder der Herrlichkeit bezeugen und ihn zu einem Tag göttlichen Segens und göttlicher Gunst machen. Du hast ihn mit Deiner Schenkung beehrt, mit Deiner Gunst begnadet und ihn mit Deiner Herrlichkeit geschmückt und ihn zu einem Tag der Freude und Glückseligkeit für die gestaltet, die sich dem Licht Deiner göttlichen Offenbarung zuwandten. Du hast ihre Herzen dadurch beglückt, hast mit dem Glanz der Freude das Leben derer erleuchtet, die der Offenbarung Deiner Herrlichkeit auf dem geheiligten Berg gedenken.

Heilige ihn, o Gott, mit Deiner Gnade und mache ihn zu einem Tag der Freude und des Segens für Deine Geliebten. Sie sind fest und treu zu Deinem Bund gestanden, es sind Deine Freunde, die Dein Lob singen und insbesondere für diesen Deinen Diener ihr Angesicht nach Deinem heiligen Königreich wandten und die Herrlichkeit Deiner Macht und Kraft erflehten, um Deinen Thron der Größe wandelten und an der Schwelle Deiner göttlichen Gnade sich anbetend niederwarfen.

Du bist der Gnadenvolle, der Gütige, der Allbarmherzige.


Ein Gebet das von Abdu’l-Bahá zu Ehren des Nawruz-Tags geoffenbart wurde.

Uebers. Fr. A. Schw.


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Durch die Erhabene Feder Baha’u’lláhs geoffenbart.

Im Namen Gottes, des Allerheiligsten, des Allwissenden, des Mächtigen!

Du, der du dich zu Gott wendest und in Seiner Nähe mit Seiner Gunst überflutet wirst! Wisse, wahrlich, der Manifestierte ist nicht aus den vier Elementen (Erde, Luft, Feuer, Wasser) gebildet. Wahrlich, Er ist das Geheimnis der Einheit, die ursprüngliche Identität, das Ewige Wesen und die unbekannte Wirklichkeit, wahrlich; außer Ihm selbst ist niemand befähigt, Ihn zu erkennen. Wir können es uns nicht vergegenwärtigen, daß Er nicht in einem der vier Elemente erschienen ist oder in einer der vier Aeußerungen der Natur, durch Hitze, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit, weil diese alle auf Sein Gebot und durch Seinen Willen erschaffen wurden, Er war und wird immer von allem anderen getrennt und gesondert sein. Er thront in Wahrheit auf dem Sitz höchster Erhabenheit und durch Seine geoffenbarten schöpferischen Tablets wird das Feuer der Liebe in euren Herzen entzündet.

Gibt es in der Welt irgend etwas, ausgestattet mit Aeußerungen, das befähigt wäre, mit Ihm zu reden? Oder irgend einen Offenbarer, der sich mit Ihm in Seiner Sache erheben könnte? Oder existiert einer, der für sich selbst Existenzfähigkeit beanspruchen könnte? Nein, bei deinem Herrn dem Erhabenen! Alle sind vergänglich, alles ist wie ein Nichts. Wäre einer außer Ihm bekannt, sein heiliges Wesen würde durch seine Aehnlichkeit nie bewiesen, noch würde seine Identität durch seine Gleichartigkeit oder seine Einzigkeit durch irgend eine erschaffene Erscheinung klar werden.

Er ist ein von niemand befahrener Ozean, weil alles im Himmel und auf Erden von Ihm durch Sein Wort erschaffen wurde.

Bei Mir Selbst, — dem Wahren Einen —: Würden Seine Diener Ihn in Seiner Wirklichkeit kennen, sie würden sich von allem absondern und Ihm als ihrem König untertan sein; alle Herrscher würden ihre Kronen niederlegen und nach der Richtung des Pfades Seines Wohlwollens eilen. Er hat sich vor ihnen verborgen und sie haben ihr Angesicht anderem zugewandt und steigen mit Adlerflügeln in den Himmel ihres Aberglaubens und ihrer Einbildungen.

Bezeuge mit deinem innersten Wesen, dann durch dich selbst, dann mit deiner Zunge: „Wahrlich, es gibt keinen Gott außer Ihm! Keiner außer Ihm selbst kann Ihn erkennen und niemand kann Ihm je nahe kommen! Wahrlich, Er ist keine Offenbarung durch Sich selbst, Er ist eine Offenbarung in Seiner Identität.

Dies erwähnten wir für euch in den Göttlichen Geheimnissen, es ist die ewige Essenz.

Wahrlich, die Körper sind die Throne für Seine Manifestation; außer Ihm hat niemand davon Kenntnis. Würdet ihr mit den Augen der Wirklichkeit und des inneren Bewußtseins auf diese Körper schauen, die in der Welt der Schöpfung in dem euch bekannten Tempel (Moses, Jesus z.B.) erschienen, ihr bezeugtet, daß sie, trotzdem sie durch die Elemente erschaffen sind, in einem solchen Grad geheiligt sind, daß keine Aehnlichkeit zwischen ihnen und den Menschen ist.

Betrachte den Diamanten, kann er mit einem Kiesel verglichen werden? Es wurde im Buch El Bejan von der Gegenwart deines Herrn, des Mächtigen, des Kraftvollen, des Potentaten, geoffenbart: Wären die Körper nicht Tempel, dann wären sie nicht als Seine Diener erschaffen worden. Bei genauer Betrachtung findet ihr, daß alles im Himmel und auf Erden durch diese Tempel erschaffen wurde. Alle Welten deines Herrn erflehen Hilfe von der Erscheinung: der Manifestation Gottes, des Beschützers, des Selbst-Bestehenden.

In jeder Welt erscheint Er gemäß der Fähigkeiten der betreffenden Welt. In der geistigen Welt z. B. offenbart Er Sich Selbst und erscheint im Zeichen des Geistes. In der Welt der Namen und Eigenschaften und in den nur Gott bekannten Welten erscheint Er körperlich. All diese Welten erhalten ihre Stellung durch diese Manifestation. Er kommt in Seiner Gestalt, daß Er, ihr Herr, sie leitet und sie näher zum Thron Seines Gebotes führt. Er verursacht, daß sie erreichen, was ihnen verheißen wurde. Wie Seine Wirklichkeit unbekannt ist, so ist auch alles mit Ihm Verbundene bis zu einem gewissen Grad nicht bekannt.

Denke über deine Wirklichkeit nach, besteht sie nicht im Ausdruck und im System der fünf Sinne? Wäre dem nicht [Seite 67] so, so würden die Glieder untätig werden, die Augen würden nie sehen, die Ohren nie hören, die Zunge nie sprechen, die Hand nie greifen und die Gestalt sich nie bewegen, trotzdem Er über alles regiert. Denn Gott hat uns in Abhängigkeit von Sich selbst erschaffen. Er sieht also durch das Auge, hört durch das Ohr und spricht mit der Zunge.

Beim Nachdenken über diese Seine Führung wirst du finden, daß Seine Würde durch diesen Zusammenhang und diese Werkzeuge nicht beeinträchtigt wird.

Betrachtet einen Goldschmied: wahrlich, er macht einen Ring und, obgleich er ihn selbst gefertigt hat, schmückt er doch seinen Finger damit. Obwohl Gott der Erhabene ist, erscheint Er in der Gestalt Seiner Geschöpfe. Dies geschieht durch Seine Gnade, damit Seine Diener nicht vor Ihm fliehen, sondern sich Ihm nähern, in Seiner Gegenwart bleiben, Seine wundervollen Melodien hören mögen und damit ihnen geholfen werde durch das, was von Seinem Mund ausgehet und durch das, was Er vom Himmel Seines Willens offenbart. Darin ist eine Weisheit verborgen. Würdest du mit der Beständigkeit Gottes darüber nachdenken, so würdest du jeden Augenblick entdecken, was du vorher nicht gefunden hast.

Wahrlich, wenn Gott, der Erhabene, in Seiner Ihm entsprechenden Form und Gestalt und in Seinem erhabenen Rang erschiene, es würde sich Ihm niemand nähern können, oder es ertragen, Ihm nahe zu sein.

Betrachte z. B. den Thron, den Sitz und den Stuhl. Sie werden alle durch Seine Geschöpfe gemacht, diese sind durch die Bestätigung, welche von den Himmeln Seiner Gnade und den Wolken Seiner Güte herniederströmt, dazu befähigt. Er nimmt Besitz von Seinem Thron. Ehe Er ihn besteigt, hält diesen niemand für sehr wichtig, denn er er scheint ihnen als einfacher Gegenstand, als ihrer Hände Arbeit. Wenn Er aber von Seinem Thron Besitz nimmt, lösen sich alle Bande des Verwandtseins und die Teile des Thrones werden der Thron des Barmherzigen Gottes selbst und die Wirklichkeiten aller im Himmel erschaffenen Dinge bewegen sich um Ihn.

Denn nur der größte Scharfsinn, der beste Beobachter kann ihren Wert erkennen. Jeder klar und geistig schauende Mensch wird erkennen, daß sie vor der Schöpfung des Himmels und der Erde erschaffen wurden und daB diese immer der Thron des Barmherzigen waren, sind und sein werden, daß keine Verwandtschaft, keine Verbindung, keine Aehnlichkeit oder Beziehung zwischen diesem Thron und allem anderen besteht, daß alle diese Dinge mit ihrer innersten Stimme bezeugen: „Wahrlich, diese Körper sind die Throne des Barmherzigen Alleinzigen!“ Sie haben weder in der Schöpfung noch in der Welt der Emanation Ihresgleichen. Ihre Elemente erscheinen alle in solcher Weise, daß du wahrlich finden wirst, daß durch Ihr Feuer das Feuer im Universum erscheint, und durch den Gesegneten Zweig der Einigkeit, — in dem Erhabenen Sinai Mose, des Gesetzgebers — gesprochen hat. Durch Ihr Wasser findet jede Seele Leben und Unsterblichkeit. Betrachte in gleicher Weise die anderen Elemente, aber mit bestätigter Gewißheit. Sie waren die Erwähnung des Orts, von dem Er Besitz nahm. Wie viel höher als dies wird dadurch die Stellung Seines Stuhles und des, auf dem Er steht ? (die Propheten). Alles, was Wir in diesem Tablet je offenbart und bekannt gemacht haben, steht im Einklang mit der Sprache der Menschen in der Schöpfung; alles andere liegt in der Hand der Macht des Alleinigen. Wahrlich, Wir hätten Aeußerungen, diese Stufe betreffend, doch deren Erwähnung ist in diesen Tagen ungeeignet, in denen die Menschen vom Herrn der Herren abgewichen sind und Ihn verloren haben; sie haben sich einen Götzen durch die Hände der Begierde gemacht, tanzen um dieses goldene Kalb und sind von ihm angezogen.

Gesegnet bist du durch das, was Gott für dich auserwählt hat, weil du auf dem Pfad Seines Wohlwollens gewandelt bist, bis du vor Sein glänzendes Antlitz tratest.

Seine Offenbarungen an Seine Geschöpfe geschehen immer durch Seine Geschöpfe, wie Er Sich Selbst unter ihnen in Wirklichkeit offenbarte und sie befreite von den Tiefen der Einflüsterungen der Gottesleugner, die gegen Ihn zeugen und die jeden Augenblick andere Götter als Gott annehmen und die im geoffenbarten Buch der Macht Menschen der Unterdrückung und des Irrtums genannt sind. [Seite 68]

Wärest du untergetaucht in das Meer der Kraft und Macht, so würdest du mit Sicherheit wissen, daß Gott in jedem einzelnen Ding wahrlich wunderbar ist, das Er erschaffen hat. Er ist der Schöpfer alles dessen, was Er wünscht. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Kraftvollen, dem Mächtigen! Alle Macht ist in Ihm, denke darüber nach! Ich bitte Gott, Seine Sache in allen Ländern zu offenbaren, daß die Diener eine solche Stufe erreichen können, daß Er ihnen Seine Wünsche ohne Schleier und Hülle erklären, sie die Wunder Seiner Erkenntnis lehren und ihnen die Früchte vom Baum Seiner Gnade und Seines Wohlwollens schenken kann, daß sie in Seinem Reichtum zufrieden, und daß alle durch Seine Macht mächtig werden. Er ist der Unüberwindliche, der Höchste, der Unerreichbare!

Bei dem Einen, durch dessen Gebot sich alles bewegt, hätte Ich die Menschen gefunden, wie Ich sie erschaffen habe, Ich hätte das Tor der Tore der Barmherzigkeit und der inneren Bedeutung geöffnet, so daß sie all die Geheimnisse mit ihren Augen gesehen und all die Länder durch den Namen ihres Herrn überwunden hätten. Aber sehet die Geschöpfe an und hört, was aus ihrem Munde spricht, deshalb ist die Gnade beschränkt bis auf die von dir entdeckten Tropfen.

Wahrlich, dein Herr ist Zeuge und gut unterrichtet darüber. Würden Wir uns Selbst noch klarer offenbaren, als Wir es getan haben, so würden Uns Hunde und Verläumder umgeben. Der Hahn des Thrones hat gekräht, die Taube hat gegirrt. Hütet euch! Haltet euch stets zu den Dankbaren.

Nun überdenket die in dem Tablet erwähnten gesegneten Verse: „Diese Körper sind in der Form verschiedener Körper erschienen“. Würdest du sie mit den Augen der Wirklichkeit betrachten, du fändest sie geheiligt von den Elementen, es besteht keine Verwandtschaft zwischen ihnen; wie auch der Diamant anderen Steinen gleicht und zu den Kristallen gerechnet wird, und trotzdem keine Aehnlichkeit mit ihnen hat.

Im nächsten Vers sagt Er: „Wären sie nicht die Tempel der Göttlichen Offenbarungen Gottes, die Körper der Geschöpfe wären nicht erschaffen worden“. Würdest du andächtig darüber nachdenken, du würdest finden, daß alles Erschaffene auf Erden und im Himmel durch ihre äusseren Tempel erschaffen wurde, damit all den Welten durch die Erscheinung der Göttlichen Manifestation geholfen werde, z.B. der Welt des Geistes durch Geister, der Welt der Körper durch Körper, der Welt der Namen und Eigenschaften durch Namen und Eigenschaften, damit sie alle dadurch geoffenbart werden können.

Er sagt gleichfalls, daß kein Mensch die Wirklichkeit eines Wesens erkennen kann, ebensowenig kennen sie die mit ihm verwandten Dinge.

In folgenden Worten gab der Geliebte ein Gleichnis über den Thron, dem Sitz der Manifestation der Gebote Gottes. Er sagt: „Würde ein einsichtsvoller Mensch mit den Augen der Wirklichkeit diesen Thron betrachten, er fände, daß Er immer der von Gott gegründete Sitz war und daß keine Beziehung oder Verwandtschaft zwischen Ihm und den anderen erschaffenen Dingen besteht, daß alle existierenden Elemente der Welt durch diesen Thron in die Erscheinung traten.“ Denn Er hat gesagt: „Alles Erwähnte steht im Einklang mit der Sprache der Menschen in der Schöpfung; andere Aeußerungen können in diesen Tagen nicht in Betracht kommen.“

Nun betrachte mit scharfem Unterscheidungsvermögen die Größe der Manifestation, die Größe Seines Tempels, die Größe des mit Ihm Verwandten, die Größe des Tags und der Stunde Seines Kommens! Darum haben all die himmlischen Bücher von dieser großen Stunde prophezeit und haben sie die „Größte Botschaft" genannt.

Gesegnet bist du, der du Kenntnis von dieser Stunde erhalten, dich an diesem Tage vom Grab der Nachlässigkeit erhoben und den Geist des Glaubens und der Erkenntnis der Schönheit Abhás erlangt hast. Solche Menschen haben Anteil an der Arche der Befreiung. Sie trinken vom Wein des Lebens; sie sind getreu dem Bündnis und Testament am Tag der Auferstehung! Sie gehören Bahá zu und sind die Diener des Mittelpunktes des Bündnisses.

Übers. A.K.M.D.

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Die Zusammenhänge der Existenz.

Wahrlich, ich las deinen Brief, der deine Verwunderung über gewisse Befehle im Gesetze Gottes über die Jagd auf unschuldige Tiere ausdrückt. Wundere dich nicht darüber. Denke über die ewige mögliche Wirklichkeit nach, über Geheimnisse, Weisheiten, Verbindungen und Verwandtschaften! Die Welt als Schöpfung ist in allen Dingen harmonisch und die Verbindung ist mächtig in ihr und ohne Fehl.

Jedes Wesen ist Konsument und Speise in der physischen Schöpfung. Die Pflanze saugt das Mineral auf, das Tier ernährt sich von der Pflanze, die Tiere dienen den Menschen als Speise und die Erde nimmt wiederum den menschlichen Leichnam auf. Die physischen Körper werden von Tot zu Tot, von Leben zu Leben verwandelt. Hieraus ergibt sich, daß alle Dinge der Verwandlung und Veränderung unterworfen sind, ausgenommen der Urheber aller Existenz der keiner Wandlung noch Veränderung unterworfen ist, da Er der Kern alles Lebens in allen Wesen und Arten, in allen möglichen Wirklichkeiten der Welt der Schöpfung ist.

Wenn du das Wasser, das die Menschen trinken und die Luft die sie atmen durch ein Mikroskop genau betrachtest, so gewahrst du, daß jeder Atemzug und jeder Schluck Wasser unzählbare Lebewesen enthält. Dies ist unumstößliche Tatsache, da die existierenden Wesen Konsument und Speise sind und sich gegenseitig als Nahrung dienen, worauf sich die Existenz aufbaut und besteht; ohne dies würden die Zusammenhänge zwischen den existierenden Dingen aufhören. Wenn etwas der Existenz beraubt wird, sich auflöst und verwest, wird es auf eine höhere Stufe der Existenz befördert. Z. Beispiel die Mineralbestandteile gehen auf das Pflanzenreich über, dieses pflanzliche Leben hört auf zu bestehen und wird zu einem Bestandteil des Tierreichs erhoben, und durch Verlassen dieses Zustandes schreitet es vorwärts in die Existenz des Menschen.

Dies vollzieht sich durch die Gnade Gottes, des Allmächtigen.

Ich bitte Gott, dich zu erleuchten, daß du die Geheimnisse, die in der Wirklichkeit der Existenz verborgen sind, verstehst und den Schleier, der dich verhüllt, hebst, damit du die verborgenen Geheimnisse und Wirklichkeiten in klarstem Lichte erkennst.

Chicago, 13. Sept. 1902. Uebers. M. Döring.



Auszug aus Notitzen, die Mrs. M. Maxwell anlässlich ihrer neulichen Haifareise machte. Veröffentlicht im National Baha'i Bulletin Juni 1924.

„Shoghi Effendi wünscht nicht, daß wir uns in irgend einer Weise an seine Persönlichkeit hängen. Wir sollen es vielmehr halten, wie er es hält und die Liebe und Sehnsucht unseres Herzens, der unendlichen Sonne der Wahrheit, dem Báb, Baha’u’lláh und Abdu’l-Bahá zuwenden, um durch Verehrung dieser Göttlich-Geliebten zu einer völligen Liebe für einander zu gelangen, weil dies das Zeichen des wirklichen Glaubens und der aufrichtigen Hingabe ist.“

Er sagt: Jegliche Art von Trennung oder Abzweigung, von Selbstüberhebung von einem Festhalten an einem gewissen Gruppenbewußtsein oder in der Annahme, daß „Bahai“ auch in einer Zweiheit gedacht werden könne, ist eine Widerspiegelung der Gedanken der heutigen materiellen Welt und nicht des Reichs der Wahrheit und Einheit, das die Bahai nach Gottes Bestimmung widerspiegeln und offenbaren sollen.

Wir müssen derartige begrenzte Vorstellungen gänzlich aus unserem Denken verbannen und bedenken, daß das Bahaibewußtsein in der absoluten Einheit besteht. Es ist nicht notwendig, daß alle Bahai genau gleich denken und fühlen, es ist aber notwendig, daß alle im Befolgen der göttlichen Verordnungen einig sind und daß sie im Dienst an der Sache Gottes zusammenarbeiten.

Wir dürfen niemals, auch nicht für einen Augenblick, an solche begrenzte Annahmen denken oder über sie sprechen, sondern müssen in uns selbst und in den andern eine Einheit und eine Solidarität der Gedanken und des Handelns schaffen. Dies wird eine gewaltige geistige Macht erzeugen, der sich alle begrenzten, engen und widersprechenden Vorstellungen und Zustände der Welt unterwerfen wird.

Shoghi Effendi wünscht, daß die Bahai für sich selbst und in der Gemeinschaft so leben, daß sie in der Welt das Licht Bahás widerspiegeln.

Ruhá Khánum wiederholte mir folgende bedeutungsvollen Worte, die der geliebte Meister zu Seiner Familie sprach. Er Sagte in der Hauptsache: [Seite 70] Ich bin ein liebevoller und nachsichtiger Vater für alle. Ich bin sehr gütig. Ihr kennt nur meine Liebe, meine Barmherzigkeit, meine Vergebung, meine Milde; aber dies wird nicht immer so bleiben. Die Zeit wird kommen, da ich nicht mehr hier bei euch sein werde, um diese Liebe so reichlich auszuschütten und zwar deshalb, weil ihr erzogen, diszipliniert, an Gehorsam gewöhnt, und weil ihr dahin kommen müßt, göttliche Vorbilder zu werden.

Shoghi Effendi bespricht die Angelegenheiten und Zustände der Sache mit erstaunlicher Offenheit und Freimütigkeit; er liebt keine Geheimtuerei. Er sagte uns oftmals, daß diese Offenheit, Freimütigkeit und Wahrhaftigkeit das beste Heilmittel für viele unserer Schwierigkeiten sei. Er selbst ist uns ein Beispiel für freie und offene Beratung.

Der Geist der Kritik ist Shoghi Effendi äußerst zuwider; er läßt auch nicht einen Hauch der Kritik eines Gläubigen gegen einen anderen zu und obschon er die Wahrheit über jede Angelegenheit hören möchte, muß eine solche Aussage auf lauterer Absichten beruhen. Er entdeckt sofort die geringste Unaufrichtigkeit in den Beweggründen und in den Bemühungen, ihn beeinflussen zu wollen.

Als eines Tages die Frage erörtert wurde, ob man sich der Autorität des „Geistigen Rates“ zu unterwerfen habe, sagte Shoghi Effendi: Der Meister hat hierin keinen Spielraum für persönliche Meinungen gelassen; dies ist nicht Sache der Vernunft, sondern Sache des Glaubens. Manche der Anweisungen und Erlasse mögen eigentümlich erscheinen, aber wir müssen eben Glauben und Vertrauen an sie haben, und das Zeichen des Glaubens ist Gehorsam. Die ganze Sache beruht auf Glauben und der Gehorsam ist der Beweis des Glaubens, er ist das Resultat des Glaubens. Wenn wir nicht gehorchen, so kommt dies daher, weil wir nicht an die Gebote unseres Meisters glauben. Ich kann es nicht anders ansehen.

Eine hier anwesende Gläubige stellte eines Tages folgende sehr klare Frage an den Meister: „Vorausgesetzt, daß der Wille und die Entscheidung der Mehrheit eines Kongresses gegen meine persönliche Ueberzeugung geht, habe ich alsdann meine Ueberzeugung dem Willen der Mehrheit unterzuordnen?“

Der Meister antwortete: „Die persönliche Ueberzeugung muß dem Willen der Mehrheit nachgeben. Der Meister ließ über diesen Punkt keinen Zweifel übrig. Er gab nicht bloß den Befehl, sondern er erklärte auch den Grund dieses Befehls. Er sagte: „Wenn jedermann seiner eigenen Ueberzeugung folgen wollte, dann würde kein Resultat erzielt werden, es würde Verwirrung herrschen, weil keine zwei Meinungen übereinstimmen; deshalb muß dem Wille der Mehrheit Folge geleistet werden.“

Bei einer andern Gelegenheit sagte Shoghi Effendi, er habe ausführlich nach Amerika geschrieben, daß die Lehrtätigkeit das Allerwichtigste sei; sie überschatte alles andere, selbst den Bau des Mashriqu’l-Adhkar. Die Gläubigen sollten zur jetzigen Zeit die Hauptsache und das Wichtigste in die Hand nehmen und ihre Kräfte nicht nach vielen Richtungen hin zersplittern... Die Freunde müssen dem Nationalrat Vertrauen schenken und ihm ihre zu lösenden Fragen und das nötige Geld anvertrauen. Wenn dieses Vertrauen gegenseitig wächst und sich vertieft, wird die Sache Gottes stark werden. Die Freunde im Osten haben großes Vertrauen und Zutrauen und er hoffe, daß auch die Freunde in Amerika ein gleiches Vertrauen haben.

Shoghi Effendi sagte: „Die brennenste Frage ist für uns die Verbreitung der heiligen Sache und die vollkommenste und weise Art, den Menschen die Botschaft zu übermitteln. Die Menschheit im allgemeinen ist vorbereitet und verlangt nach den göttlichen Lehren und die Prinzipien Baha’u’lláhs begegnen dem allgemeinen Bedürfnis. Aber dies ist nicht genügend. Wir müssen die Menschen zu wirklichen Bahai machen, zu Bahai, die Verfechter der Wahrheit und eifrige Anhänger der Sache Gottes werden. Um ein Bahai zu werden, müssen gewisse Dinge angenommen werden und zwar vor allem der Glaube an die Manifestation Gottes in dem Báb, Baha’u’lláh und ’Abdu’l-Bahá. Die Prinzipien der Baha’u’lláhs, welche heute in der Welt verbreitet werden, sind nur ein Teil der Bahaireligion. An diese Prinzipien zu glauben und sie zu lehren, genügt nicht. Es ist ja notwendig, diese Prinzipien zu lehren, weil die Welt durch sie. erweckt wird und durch sie eine wahre Zivilisation zustande kommt, aber es ist nicht nur der Glaube an die Manifestation Gottes und die Anerkennung und Verehrung der Quelle des Lichts, durch die die Welt erneuert wird.“

Uebers. von Wilhelm Herrigel.




Bericht an die Freunde im Osten und Westen.

’Abdu’l-Bahá’s Rückkehr von Wien nach Stuttgart. (Fortsetzung.)

Einen Tag vor der Abreise ’Abdu’l-Bahás von Wien, den 23. April 1913, kam Herr: C. zu dem geliebten Meister; er war eben bei der Baronin Berta von Suttner gewesen, der bekannten [Seite 71] Kämpferin für den Weltfrieden, die u.a. das vielgelesene Buch „Die Waffen nieder“ geschrieben hat. Sie ließ sich durch Herrn C. bei ’Abdu’l-Bahá auf nachmittags anmelden. Als der Meister dies hörte, freute Er sich darüber und sandte der Mitarbeiterin an der großen Aufgabe des Völkerfriedens einen herrlichen Strauß Rosen durch seine Sekretäre. Um 4 Uhr wurde ihr Besuch bei ’Abdu’l-Bahá gemeldet, der sie überaus herzlich empfing. Mit größtem Interesse lauschte sie Seinen Worten und es schien, als ob zwei längst befreundete Menschen beisammen seien. ’Abdu’l-Bahá erinnerte sie dabei, daß sie voriges Jahr zu gleicher Zeit in Chicago und Los Angeles miteinander gewirkt hatten, jedoch ohne einander zu begegnen. Baronin von Suttner war sichtlich ergriffen von Seinen Worten und dankte Ihm unter Tränen für die Inspiration, die sie von Ihm empfangen habe. Am Abend fand die letzte Versammlung der Theosophischen Gesellschaft in privatem Kreise statt, bei der ’Abdu’l-Bahá von Seinen Freunden in Wien Abschied nahm. Viele der Anwesenden baten den Meister um Seinen Segen im Bewußtsein dessen, daß dieser Bote aus dem Reich Gottes ihnen geistige Kraft und neuen Lebensmut zu verleihen imstande sei, ja, als Er Sich in das Nebenzimmer begab, um etwas zu ruhen, folgten sie Ihm, knieten vor Ihm nieder und erbaten Seine Segnungen.

Am Morgen des 24. April war Frau S... die erste, die sich im Besuchszimmer einfand, sie erzählte dem Meister, daß ihr Gatte nichts von Religion wissen wolle, nervös werde und sie von ihren Besuchen bei ’Abdu’l-Bahá abzuhalten suche, von dessen hoher Gegenwart er nichts hören und sehen wolle, Sie selbst spreche aber allerorts von der großen Offenbarung Gottes durch Baha’u’lláh und dem Mittelpunkt des Bundes und bekenne sich als Bahai. Der Meister sprach zu ihr:

„Du mußt mit deinem Gatten sehr liebevoll sein, achte sehr auf ihn und sei ihm nicht böse, auf diese Weise wird er eine andere Auffassung bekommen und wird Gott allmählich näher kommen!“

Zu einer Mutter, die mit ihrem Sohn Abschied von dem geliebten Herrn nahm, sagte Er:

„Halte stets Versammlungen in deinem Hause ab und gedenke der Worte, die du von mir hörtest. Ich werde Segen und Hilfe für dich erbitten und du wirst die Resultate dieser rein geistigen Liebe fühlen. Ich kam aus Persien und du lebst hier und doch, in wie kurzer Zeit hat sich eine seelische Verbindung angebahnt, um deretwillen du niemals von mir vergessen werden wirst. Mein Herz und meine Seele wird immer mit dir sein. Der Körper hat damit nichts zu tun, die wahre Wirklichkeit ist die Seele, die geistige Verwandtschaft hat!“

Donnerstag, den 24. April, vormittags, reiste 'Abdu'l-Bahá mit Seinen Reisebegleitern von Wien ab. Nach einer langen, ermüdenden Fahrt, während welcher der Meister wenig Schlaf fand, erreichte Er morgens 2 Uhr Stuttgart. Zu dieser nächtlichen Stunde erwarteten Ihn Seine Getreuen auf dem Bahnhof und geleiteten Ihn nach Seinem Hotel. Mit Seinem Kommen ging in unserem Herz die Sonne auf. Die Tage, die Er ferne von uns weilte, waren uns endlos erschienen, denn wir hatten von Tag zu Tag auf Seine Rückkehr gewartet. Aber diese Wartezeit hatte auch in manch einer Seele den tiefen Sinn Seiner Worte zur Erkenntnis gereift und den festen Entschluß, Sein zu werden mit ganzer Seele, zur Entscheidung gebracht.

Wer hätte dem Wunsch widerstehen können, Ihn baldmöglichst wieder zu sehen, Ihn, der für manchen der Inhalt seines Lebens geworden war? So zog es auch mich mit unbezwinglicher Gewalt in Seine heilige Nähe. Wohl ging ich lange vor dem Hotel, Sein Fenster im Auge, auf und ab und frug mich, ob es angängig sei, nach der langen ermüdenden Reise schon frühzeitig am Vormittag den geliebten Herrn aufzusuchen, aber ich entschloß mich, wenigstens nach Seinem Befinden zu fragen. In der Erwartung, dies bei einem der persischen Freunde in Erfahrung zu bringen, stand ich vor Seiner Türe, als diese von unserem geliebten Meister selbst geöffnet wurde. Er lud mich mit einem wundervollen Lächeln und einer Handbewegung ein, bei Ihm einzutreten. Wie sehr hatte ich mich getäuscht, als ich dachte, der Meister würde ruhen, o nein, Er hatte bereits mehrere Tablets diktiert, Besuche empfangen und war, trotz Seiner Erkältung, nimmer müde, zu den Freunden vom Reich Gottes zu reden. Er sprach:

„Jetzt bin ich wieder in Stuttgart, es scheint, daß diese Stadt würdig ist, der Mittelpunkt für Deutschland zu werden; ich hoffe, daß sich die heilige Lehre in dieser Stadt ausbreiten und feste Wurzeln schlagen möge.

Er wurde gefragt, wie man die heilige Lehre am besten verbreiten könne, worauf Er antwortete:

„Befolgt genau die Anweisungen Baha’u’lláhs, handelt nach Seinen Gesetzen; es gibt viele Menschen, die die Schriften lesen, sie aber im geeigneten Moment vergessen. Der wahre Bahai lebt genau nach den heiligen Geboten.“

Auch über den Aufenthalt in Budapest und Wien sprach Er, und über Bad Mengentheim schloß Er mit den Worten:

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„Dieser Ort ist der lieblichste Aufenthalt und es hat mir dort besser gefallen als in irgend einem anderen Bade; es läßt sich dort gut ausruhen.“

Auf die Frage von Consul Schwarz an den Meister, ob Er dieses Bad nicht mit einem längeren Aufenthalt segnen möchte, erwiderte Er:

„Ich würde es gerne tun, aber ich habe keine Zeit, ich muß die heilige Botschaft Baha’u’lláhs verbreiten !“

Eine Dame frug, was sie tun solle, um eine Bahai nach Seinem Sinne zu werden, worauf Er sagte:

„Lies die Schriften Baha’u’lláhs, aber lies sie nicht nur, sondern befolge sie auch und lebe nach denselben!“

Zur Tochter dieser Dame sagte Er:

„Du bist meine geliebte Tochter und meine Enkelin, übersetze die Worte Baha’u’lláhs und Sendschreiben von ’Abdu’l-Bahá, es wird dich unendlich fördern und dich in der Lehre voranbringen; täglich sollst du dich damit beschäftigen.“

Den Tag über verließ der geliebte Meister Sein Zimmer nicht, empfing jedoch alle, die an Seine Türe klopften. Unter anderem wurde Er gefragt, ob ein Selbstmörder zu Gottes Nähe gelangen könne. Er erwiderte:

„Es ist eine große Sünde vor Gott, seinem Leben ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Gott weiß am besten, wie lange ein Mensch auf dieser Erde weilen soll. Man darf den Herrn wohl um eine Entlassung bitten, aber sich aus der Welt zu stehlen, ist eine schwere Sünde, ein großes Unrecht. Bete viel für diese Seele, daß sie Gottes Vergebung erlange!“

Nach diesen Worten verfiel der Meister in tiefes Schweigen. Es war, als ob ein Schatten über Seine Seele ziehe.

Die Stuttgarter Freunde hatten für den Abend dieses Tags einen Vortrag ’Abdul-Bahá’s ausgeschrieben und brachten die Bitte vor, der Meister möchte doch persönlich zu den erwartenden Gästen sprechen.

A. Sch. (Fortsetzung folgt.)



Report to the Friends in East and West.

’Abdu’l-Bahá’s return from Vienna to Stuttgart.

(Continuation).

On April 23th 1913, the day before ’Abdu’l-Bahá left Vienna, Mr.C. went to see the beloved Master. He had just called on baroness Berta von Suttner, the famous fighter for universal peace, who has written among other works the well known book „Down with the arms!“ She sent word through Mr..C, to ask ’Abdu’l-Bahá, if He would receive her in the afternoon. When the Master heard this, He was very pleased and sent through his secretaries a wonderful bouguet of roses to the helper in the great task of having peace among the nations.. At 4 she called on ’Abdu’l-Bahá, who received her most heartily. With the greatest interest she listened to His words and it seemed, as if two old friends were together. ’Abdu’l-Bahá reminded her, that they had both worked in Chicago and Los Angeles at the same time last year, although without having met each other. Baroness von Suttner was visibly touched by His words and thanked Him with tears for the inspiration she had received from Him. The same evening the last meeting of the Theosophical Society took place in a private circle, where ’Abdu’l-Bahá took leave from His Vienna friends. Many of them asked the Master for His blessing, well knowing that this messenger of the Kingdom of God could give them spiritual power and new vital energy; even when He entered an adjoining room for a little rest, they followed Him, went on their knees before Him and begged Him for His blessings. In the morning of April 24th Mrs. S. was the first one, who entered the reception-room and told the Master, that her husband didnot care about religion, was nervous and tried to keep her from her visits to ’Abdu’l-Bahá, about whose high presence he did not wish to hear and to see anything. But she said, she herself spoke everywhere of the Great Manifestation of God through Baha’w’lläh and of the centre of the holy Cause, and confessed to be a Bahai. The Master answered:

„You must be very affectionate to your husband, pay attention to him and don’t be angry with him. In this way he will get another opinion and will gradually become nearer to God.“

To a mother, who took leave from the beloved Master with her son, he spoke as follows:

„Always hold meetings in your home and think of the words, you heard from me. I shall beg for blessings and help for you, and you will feel the results of this pure spiritual love. I came from Persia and you are living here and yet, in what a short time a spiritual communication has begun, for the sake of which [Seite 73] I shall never forget you. My heart and my soul will always be with you. The body doesn’t matter; the true reality is the soul, which has mental affinity.“

In the morning of Thursday, April 24th ’Abdu’l-Bahá left Vienna with His fellow-travellers. After a long tiring journey He arriveed at Stuttgart at 2 in the morning. At this late hour His friends awaited Him at the station and accompanied Him to His hotel. With His arrival the sunn rose in our hearts. The days He had spent far away from us, had seemed endless to us; for we had expected His return from day to day. But the time of waiting had disclosed to many a soul the deep mind of His words and brought about the firm decision of becoming a follower of Him with the whole soul.

Who could have resisted the wish of seeing Him again as soon as possible, Him, who had become for many the ideal of their life? I too was drawn towards His holy Presence by an irresistible force. I walked up and down before His hotel, looking up to His window and wondered, if it would be allowed to call on the beloved Master after His long and fatiguing journey; but I resolved to make at least inquiries about His health. I hoped one of the Persian friends would satisfy my interest and was standing before His door, when it was opened by our beloved Master Himself. With a wonderful smiling and with a movement of His hand He invited me to come in. How much I had been mistaken, when I thought the Master would rest. On the contrary: He hat already dictated many Tablets, had received visits and in spite of His cold He never became tired to speak to the friends of the Kingdom of God. He spoke to me as follows:

„Now I am back again in Stuttgart; it seems that this town is worthy of becoming the centre for the German Bahais. I hope that the holy Cause will spread and take root in this town.“

He was asked how the holy Teaching could be best spread and He answered:

„You must obey exactly the instructions of Baha’u’lläh and observe His laws. There are many people, who read the scriptures, but forget them at the right moment. The true Bahai lives strictly according to the holy commandments.“

He also talked about His stay in Budapest and Vienna, and about Bad Mergentheim he said:

„This town is the loveliest place to stay in and I liked it much better than any other. People can rest there very well.“

When Consul Schwarz asked the Master, if He wouldn’t bless this place by a longer stay, He answered:

„I should like to do it, but I have] no time; I must spread the holy message of Baha’u’lláh.“

A lady asked, what she should do in order to become a Bahai according to His idea. He answered:

„Read the Scriptures of Baha’u’lláh, but don’t read them only, but follow: them and live according to them.“

To the daughter of this lady He said:

„You are my beloved daughter and my granddaughter, translate the words of Baha’u’lláh and the Tablets of ’Abdu’l-Bahá, it will help you greatly and assist you in your spiritual groth. You must study it daily.“

During the whole day the beloved Master didn’t leave His room, but received all those, who knocked at His door. When He was asked, if one who commits suicide could approach God, He answered:

„It is a great sin to finish the life prematurely. God knows best, how long a man shall stay on this earth. One may ask God for a dismission, but it is a sin and a great wrong to steal away from the world. Pray much for this soul, that it may be pardoned by God.“

After these words the Master kept silent for a long time. It was as if a shadow passed over His mind.

The Stuttgart friends had announced a discourse of ’Abdu’l-Bahá for the evening and asked the Beloved to speak personally to the waiting audience.

A. Sch. (to be continued).



Das Leben Baha’u’lláh’s.

Von Jinab-i-Fadil (Fortsetzung und Schluß).

Es lebte zu jener Zeit ein Arzt in Bagdad, der dem persischen Konsulat nahestand; dieser kam häufig zu der Familie Baha’u’lláhs, da er große Sympathie für sie hegte, insbesondere wegen des großen Schmerzes, der ihr das Fortgehen Baha’u’lláhs verursachte. Eines Tages nun brachte dieser Arzt die Botschaft ins Haus, daß ein Kaufmann, der nach Hamadan gereist sei, um einige Ballen Ware zu verkaufen, auf der Rückreise von räuberischen Beduinen überfallen worden sei, [Seite 74] Da diese kein Geld bei ihm vorfinden konnten, hätten sie ihn schwer verwundet und ihn nach den Bergen zurückgeschleppt, dort zu Boden geworfen und seinen Körper mit Steinen zugedeckt und seien entflohen. Ein Hirte, der des Weges gekommen sei, habe Blutspuren entdeckt, die ihn zu dem armen Erschlagenen führten, der noch einige Lebenszeichen aufwies. Ein Arzt sei raschestens herbeigeholt worden, doch da der Sterbende unfähig war, zu sprechen, schrieb er mit seiner letzten Kraft auf einen Zettel, daß Geld in seine Kleider eingenäht sei. Zugleich habe er gebeten, das Geld dem Heiligen bringen zu wollen, damit es Seiner Sache diene.

Diese Erzählung überzeugte die Gläubigen in Bagdad, daß es niemand anders als Baha’u’lláh sein könne, der in den Bergen von Kurdistan wohne. Einer der Getreuen sagte: „Ich will fort und Baha’u’lláh suchen und Ihn bitten, zurückzukehren. Willigt Er nicht ein, so bleibe ich bei Ihm.“ Seine Gefährten erwiderten, daß die Reise sehr gefahrvoll sei, da sich im ganzen Gebirge Räuber versteckt hielten. Er beharrte aber ganz entschieden auf seinem Vorhaben. Nach vielen Schwierigkeiten, die ihm begegneten, gelangte er schließlich in jene Gegend und fand Seine Höhlenwohnung. Er überbrachte Baha’u’lláh viele Briefe, in denen er angefleht und gebeten wurde, nach Bagdad zurückzukehren. Schließlich willigte Baha’u’lláh ein und machte Sich mit Seinem Gefährten auf den Heimweg.

Seine Rückkehr nach Bagdad brachte einen wundervollen Aufschwung der Lehre. Allein schon Seine Erscheinung, so majestätisch und Ehrfurcht gebietend, zog Menschen aus allen Lebensstellungen zu Ihm hin, denn man brauchte nur in Sein Antlitz zu blicken, um zu sehen, daß Er eine außergewöhnliche Persönlichkeit sei. Bald strömten die Besuche dauernd in Sein Haus. Die rauhen Kurden aus den Bergen, mit Fellen bekleidet, kamen nun, ihren Meister aufzusuchen, der noch vor kurzem bei ihnen gewesen war. Führer von verschiedenen Religionen, wie Juden, Muselmannen und Christen suchten um Audienz nach; die verschiedenen Konsuln und andere Würdenträger, die in Seiner Gegenwart verstummten, kamen nach Bagdad, warteten darauf, Seine Worte der Weisheit zu hören. Es kamen auch zahlreiche Leute, die zu dem hl. Grab nach Bagdad pilgerten. Viele dieser ernsten Männer kamen zu Baha’u’lláh, um Seine Lehren zu prüfen und nahmen, als sie heimwärts zogen, die neue Botschaft mit sich. Durch Baha’u’lláhs Anwesenheit schien ein neuer Geist über die Herzen der Gläubigen zu kommen. Er lehrte sie, daß der Weg, die Lehre zu verbreiten, für jeden Gläubigen der sei, eine göttliche Leuchte der Führung für alle Menschen zu werden. Je mehr sie durch die Feinde der hl. Sache gekränkt wurden, desto mehr zeigte sich ihre Liebe und Güte. Auch andere Gläubige aus allen Teilen des Landes verließen Heimat und Verwandtschaft und kamen nach Bagdad, um mit Baha’u’lláh zusammen zu sein, Der in diesen Menschen edle Charaktereigenschaften entwickelte, Eisen in Gold wandelte, bis viele der hl. Lehre beitraten, überzeugt durch das vergeistigte Leben dieser ersten Nachfolger.

Nun standen die Feinde der hl, Sache wieder gegen diese auf. Es wird von einem religiösen Führer berichtet, der sich zu Baha’u’lláh sehr hingezogen fühlte, und als er erfuhr, daß Seine Feinde einen Anschlag gegen Ihn planten, beschloß, Baha’u’lláh zu warnen. Am nächsten Morgen begab er sich auf den Weg und traf Baha’u’lláh an dem herrlichen Ufer des Flusses Dajlah, das Er so sehr liebte, spazieren gehend und von Seiner Offenbarung sprechend. Der Mann war sehr erstaunt, daß Baha’u’lláh die ihm drohende Gefahr nicht zu kennen schien und wartete, bis Er in Sein Haus zurückkehrte und sprach Ihm dann von dem heraufziehenden Unheil. Baha’u’lláh beruhigte ihn und sagte:

„Gott arbeitet mit unsichtbaren Mitteln!“

Trotz allen Verfolgungen wurden jedoch die Gläubigen nicht mutlos und niedergeschlagen, Sie hatten festes Vertrauen in Baha’u’lláh. Sie waren so angefacht vom Geist der Selbstaufopferung und der Ergebung für die Gottessache, daß wenn selbst ihnen alles geraubt worden wäre, sie davon nicht berührt worden wären, denn sie lebten im Paradies der Nähe Baha’u’lláhs.

Während des Aufenthalts in Bagdad wurden durch die Feder Baha’u’lláhs viele Bücher und Tablets offenbart. Das Buch Ighan wurde in dieser Zeit geschrieben, sowie die „Verborgenen Worte“, die „Sieben Täler“, „Juwelen der Geheimnisse auf der höchsten Reise“, ein großes Tablet, genannt „Das Tablet von Jakob“ und viele andere erleuchtete Episteln. Baha’u’lláh schrieb und sprach in prachtvollen Epigrammen, die Gemüt und Geist so stark beschäftigten, daß sie allerorts gelesen wurden.

Philosophen und Poeten sehnten sich darnach, Baha’u’lláh zu begegnen, und Seine Lehren fern und nah zu verbreiten. Bagdad war aus diesem Grund der Mittelpunkt göttlichen Lichts.

Die Feinde Baha’u’lláhs, die Ihn von Bagdad verbannt haben wollten, traten zu einer Beratung zusammen. Sie baten einen bedeutenden Gottesmann, einen guten, aufrichtigen Menschen, der viele Nachfolger hatte, um eine Unterredung. Dieser Gottesmann war kein Jünger Baha’u’lláhs, als er aber von der obigen Absicht hörte, lehnte er ab, da er nichts damit zu tun haben wolle, indem er sagte: daß sie diese Sache niemals untersucht hätten und daher nicht die Wahrheit wissen [Seite 75] könnten, woraufhin er die Versammlung verließ. Die andern beschlossen schließlich, einen aus ihrer Mitte zu Baha’u’lláh zu einer Unterredung zu schicken. Auch dieser Mann war gut und aufrichtig und als er zu Baha’u’lláh kam, bestaunte er als ein Wunder die hohe Leuchte Seines Geistes. Er frug, was er denen sagen solle, die ihn hierher geschickt hätten. Baha’u’lláh erwiderte:

„Du mußt ihnen alles sagen, was du hier gesehen und empfunden hast.“

Der Gesandte sagte: „Sie bezweifeln Ihre Größe und Ihr Wissen nicht. Was sie in Wirklichkeit verlangen, ist ein Wunder, das sie sehen wollen.“ Baha’u’lláh antwortete:

„Ihr habt in allen heiligen Büchern gelesen, daß die Wunder sich nicht auf den Wunsch der Menschen vollziehen, sondern nach dem Willen Gottes. Wenn Gott dem Willen der Menschen folgen würde, würde die Weltordnung gestört, denn es gibt viele Menschen und jeder trägt einen anderen Wunsch im Sinn, der sich von dem der andern Menschen unterscheidet. Dennoch magst du deinen Freunden sagen, daß sie miteinander beraten und ein Wunder wählen sollen; wenn ich dies Wunder tue, dann müssen sie alle glauben.“

Der Gesandte kam froh zu seinen Kollegen zurück. Während sie die Botschaft vernahmen, sagte einer derselben: „Wenn Baha’u’lláh durch seine unsichtbare Macht dieses Wunder vollbringt, würden wir ihn dann auch anerkennen und seine Nachfolger werden?“ Auf diese Frage hin gaben sie ein „nein“ zur Antwort. So wurde nun die Angelegenheit der Wunderverrichtung fallen gelassen.

Schließlich holten die Feinde der hl. Sache die Genehmigung von der Regierung ein, um Baha’u’lláh aus Bagdad zu verbannen, Zuerst sollte Er allein gehen. Später wurde diese Bestimmung abgeändert, indem Seine Familie und wenige Gläubige die Erlaubnis erhielten, Ihn zu begleiten. Die Verbannten verließen Bagdad und machten den ersten Halt in einem wundervollen Garten außerhalb der Stadt und blieben 12 Tage daselbst. Ein Zelt wurde für Baha’u’lláh aufgeschlagen und rund herum um dieses die Zelte der anderen. Die Tage des Aufenthaltes in diesem Garten sind „die Rizwan-Tage“ genannt und sind von höchster Bedeutung, denn Baha’u’lláh erklärte hier einigen wenigen Nachfolgern Seine hohe Mission und begann damit den Palast für den Frieden und die Einheit der Welt zu bauen. Er offenbarte viele wundervolle Sprüche, die von dem neuen Tag Gottes berichten.

Als diese 12 Tage vorüber waren, bestiegen sie alle ihre Pferde und Esel und zogen, von türkischen Soldaten bewacht, weiter. Die Gläubigen, die nicht mit ihnen gehen durften, waren gänzlich gebrochen. Es war, als ob Baha’u’lláh ein König sei, der auf eine herrliche Reise ginge. Er zog ins Exil, aber in Seinem Geist leuchtete ein großes Licht.

Die Kleinasiatische Wüste, die sie durchzogen, um nach Konstantinopel zu gelangen, ist voll von zerklüfteten Gebirgszügen — eine unwirtliche Gegend, deren weite, unbewohnten Strecken das Versteck von Räubern und wilden Tieren sind. Bei brennender Hitze, in der heißesten Jahreszeit, reiste Baha’u’lláh und Seine Gefährten vier Monate lang. Nur einmal auf dem ganzen Weg machten sie einen Halt von neun Tagen dadurch, daß sie zu einem Reisenden stießen, der von einer Räuberbande überfallen worden und seiner Waren beraubt worden war. Dieser hatte türkische Soldaten um Hilfe angerufen, die sie ihm aber versagten. Dann kam er zu Baha’u’lláh und bat Ihn, Sich für ihn zu verwenden. Baha’u’lláh berief die Soldaten zu Sich und sagte ihnen, daß sie alles tun müßten, um diesem Unglücklichen zu helfen. Somit mußten die Wachen die Verbannten allein lassen und die Gegend absuchen, bis sie die Räuber aufstöberten und die gestohlenen Güter dem Kaufmann zurückbrachten. Als dies geschehen war, zeigte sich Baha’u’lláh bereit, weiter zu reisen.

Nach viermonatlicher Reise durch die Wüste Klein-Asiens erreichten die Verbannten die Seestadt Samsoun, woselbst sie an Bord gingen und über das Schwarze Meer zum Bosporus und nach Konstantinopel fuhren, Dort wurden sie von Regierungsbeamten empfangen und alle in einem kleinen Haus untergebracht. Vier Monate blieben sie in Konstantinopel und von diesem zentralen Punkt, dem Sitz zwischen Asien und Europa, aus, verbreitete sich der Ruhm Baha’u’lláhs wie ein Lauffeuer. Viele bedeutende Persönlichkeiten besuchten Ihn dort und staunten über die Weisheit Seiner Antworten auf ihre Fragen.

Als die Feinde Seinen Einfluß und die Verbreitung Seiner Lehren gewahr wurden, beschlossen sie in ihrer Eifersucht, Ihn von Konstantinopel zu vertreiben. Er wurde von mehreren einflußreichen Leuten gebeten, an den Sultan der Türkei einen Brief zu schreiben, worin Er diese Sache vortragen solle. Baha’u’lláh entschied Sich, dies nicht zu tun, sondern zog es vor, Seine Angelegenheiten in die Hände Gottes zu legen.

Da die Feinde immer mehr wegen Seines Einflusses Angst bekamen, erwirkten sie einen Befehl zu Seiner Verbannung von Konstantinopel nach Adrianopel, dem äußersten Punkt der europäischen Türkei, die dann in mehrtägiger Reise zu Wagen von Konstantinopel aus erfolgte. Hier lebte Baha’u’lláh und Seine Gefährten fünf Jahre [Seite 76] unter Bewachung der türkischen Regierung. In Adrianopel schrieb er zwei wundervolle Tablets, die das „Tablet des Befehls“ und das „Tablet der Stadt der Einigkeit“ genannt sind. In diesen Tablets erteilt Er Anweisungen für eine geeinte Menschheit und eröffnet der Welt Seine Göttliche Mission als dem Gottgesandten und dem Mittelpunkt, um den sich alle Namen drehen, und als die Erfüllung der Prophezeiungen der hl, Schriften. Auch schrieb Er in jener Zeit viele herrliche Episteln, eine jede wie eine Lichtflamme, die die Gläubigen inspirierte und erleuchtete. Er schrieb zwei Tablets, eines in persisch, das andere in arabisch und nannte beide „Das Tablet an Ahmad“. In dem arabischen Tablet an Ahmad sagt Baha’u’lláh:

„Wer leidvoll und enttäuscht und verzweifelt ist, dem gebt dies Tablet in die Hand, dann wird Freude und Glück in sein Herz einziehen.“

Es war jetzt sehr schwierig für Baha’u’lláh, wegen der strikten Bewachung der Feinde, mit Seinen Nachfolgern in anderen Ländern zu verkehren. Dennoch gelang es Gläubigen, hin und zurück zu reisen, und Briefe zu Baha’u’lláh zu bringen und Seine Tablets mit Anweisungen und Ermutigung wieder mit hinaus in die Welt zu nehmen. Von Seinem Beispiel der Aufopferung beseelt, machten sich die Freunde auf, um die Botschaft bis ans Ende der Welt zu tragen, daß der Verheißene gekommen sei und der Tag der Auferstehung angebrochen sei, der Tag der Verbrüderung und der internationalen Einheit.

Nach fünfjährigem Aufenthalt in Adrianopel war Sein Einfluß so mächtig und die Zahl Seiner Nachfolger so groß, daß die Feinde der Sache beschlossen, Ihn wieder, — aber diesmal allein - an einen sehr entfernten Ort, und Seine Familie und die anderen Mitglieder der Gemeinschaft in eine andere Stadt zu verbannen. Als diese herzzerreißende Kunde zu der kleinen Schar gelangte, war sie vor Entsetzen gelähmt. Sie hatten auf allen weltlichen Besitz verzichte, um bei Baha’u’lláh sein zu können und nun erklärten sie voll Entschiedenheit, daß sie ferne von ihm nicht leben könnten.

Es waren Beamte in Adrianopel stationiert, die verschiedene europäische Staaten vertraten und diese boten Ihm ihre Unterstützung an, daß Er nach Europa gehen und im Frieden Sein Leben beschließen möge, oder, daß ein Protest gegen Seine Verfolgung erlassen werden solle. Baha’u’lláh erwiderte:

„Nein, meine Befreiung liegt in Gottes Hand und nicht in eines Menschen Macht.“

Seiner Familie und dem kleinen Kreis der ergebenen Anhänger wurde schließlich erlaubt, bei Ihm zu bleiben und alle wurden nun nach Gallipoli verbannt. Hier wurde der letzte Befehl zurückgenommen und es kam nochmals ein neuer Befehl heraus, wonach sie abermals von Ihm getrennt werden sollten. Jetzt bekundete Baha’u’lláh Seine geistige Autorität. Er schrieb eine ausdrückliche Epistel, genannt das „Tabat von Ra’is“. Obgleich dies Tablett an einen, der weltliche Autorität über Sein Leben und Seinen Tod besaß, gerichtet ist, würde doch ein Mensch, der von den Tatsachen nicht unterrichtet ist, annehmen, daß dies Schreiben an einen demütigen Untertan gerichtet ist. In diesem Tablet spricht Baha’u’lláh mit göttlicher Macht, und weist den Befehl, der Trennung von Seiner Familie und den Nachfolgern, zurück. Auch spricht Er prophetisch über das Blutvergießen, das in Adrianopel einsetzen werde.

Der Befehl über die Trennung wurde zurückgezogen und ein Dampfer bereit gehalten, um sie alle nach Alexandrien zu bringen. Als sie dort (1868) nach fünftägiger Reise ankamen, wurden sie in ein anderes Schiff gebracht, das nach Haifa in Palästina fuhr. Nach abermaliger dreitägiger Reise gelangten sie nach Haifa. Nach der Rast während einer Nacht wurden sie in kleine Bote gebracht und nach Akka gerudert, eine Entfernung von etwa 9 Meilen.

Die Stadt Akka umgibt eine hohe Mauer und ihre eisernen Tore werden des Nachts geschlossen. Die Straßen wurden damals nie gereinigt. Es gab kein Trinkwasser außer filtriertem Meerwasser. Diesen unhygienischen Zuständen in einem sehr heißen Klima verdankten die Gefangenen eine schwere Epidemie, an der etliche starben. Es wurde gesagt, daß, wenn ein Vogel über Akka hinflöge, er sterben müsse. Das Gefängnis, in dem Baha’u’lláh und Seine Gefährten eingekerkert waren, war der ungesündeste Platz in Akka. Die Gefängnisräume waren düster und dumpf, ohne Fenster und voll von Ungeziefer. Die Soldaten hinter den eisernen Toren, die als Gefängniswärter den Gefangenen beigegeben waren, waren von rauestem Charakter und hatten den Befehl, zu schießen, wenn einer der Gefangenen Anstalt machen sollte, zu entfliehen. Einige Zeit erhielten sie weder Wasser noch Brot und Männer, Frauen und Kinder waren in bedauernswürdigstem Zustand. Als sie schließlich Brot erhielten, war dies nahezu ungenießbar und das ihnen gereichte Wasser machte sie krank, und hatte für einige den Tod zur Folge. Die Feinde waren ihrer Sache sicher, daß innerhalb von wenigen Monaten alle gestorben sein würden, da Menschen nicht lange unter solchen Zuständen leben können. Und man bedenke, was dies für Baha’u’lláh und Seine Familie war, die adliger [Seite 77] Abstammung und an großen Luxus gewöhnt waren. Aber ihr unerschütterlicher Glaube und die Bestätigung des hl. Geistes hielt sie aufrecht und in den vielen schweren und schmerzlichen Monate ihrer Gefangenschaft war ihr Herz mit Himmelsfreude erfüllt.

Nach einiger Zeit wurden die Einschränkungen etwas abgeschwächt und zweien der Freunde wurde erlaubt, einmal täglich auszugehen, um in den Bazaren Lebensmittel einzukaufen. Sie gingen in Begleitung von Soldaten, die den Befehl hatten, streng über ihnen zu wachen und wenn sie ein Wort sprechen sollten, außer dem notwendigsten, sie sofort niederzuschießen.

Bevor Baha’u’lláh nach Akka kam, ereignete sich etwas sonderbares. Einer Seiner Anhänger faßte den Entschluß, sich in Akka niederzulassen und einen Laden zu eröffnen. Er war schon einige Zeit lang da und wußte nichts vom Schicksal seines Herrn, denn der Ort, wohin Baha’u’lláh verbannt worden war, blieb von der türkischen Regierung geheim gehalten. Da begegnete er eines Tages zwei Gläubigen, die Einkäufe machten. Sie erkannten sich in stummer Freude. Durch diesen Gläubigen wurde der Verkehr mit der Außenwelt bewerkstelligt. Der Arzt, der Baha’u’lláh und die Seinen besuchte, als sie durch das infizierte Wasser Akkas erkrankt waren, liebte sie überaus und erbat sich die Erlaubnis, ihnen dienstbar sein zu dürfen. So nahm er denn, wenn er aus dem Gefängnis wegging, die Sendschreiben und Tabletts mit, um sie an die Nachfolger zu senden, wie er auch ihre Briefe in Empfang nahm und zu dem Empfänger brachte.

Als die Gläubigen erfuhren, wo Baha’u’lláh eingekerkert war, machten sich diese zu Fuß auf den Weg, zogen über Berge und durch die Wüste, um zu ihrem großen Lehrer zu gelangen. Nachdem sie viele Monate gereist waren, trafen sie in Akka ein. Zu Baha’u’lláh zu gelangen, war unmöglich, aber sie gingen vor die Stadt und außerhalb der Stadtmauern am Strand warteten sie, bis Baha’u’lläh an das Fenster des Gefängnisses kam. Sie sahen Ihn einige Minuten und kehrten darauf mit hocherhobenem Herzen zurück, da sie ihren geliebten Herrn gesehen und von Ihm erkannt worden waren.

In dieser Zeit der Gefangenschaft in Akka offenbarte Baha’u’lláh wundervolle Bücher und Tablets, die die fernen Freunde überaus glücklich machten. Zu Ende des zweiten Jahres ihrer Gefangenschaft trat ein trauriges Ereignis ein. Einer der Söhne Baha’u’lláhs — der reinste Zweig genannt — ein junger Mensch von 17 Jahren, von überaus vergeistigtem schönen Charakter, erging sich eines Tages auf dem flachen Dach des Gefängnisses. Er war Sekretär Baha’u’lláhs und schrieb Seine Tablets nach Diktat. Als er, ein Gebet singend, auf- und abschritt, machte er einen Fehltritt und stürzte in die Schachtöffnung einen Stock tief herunter. Er war so schwer verletzt, daß er bald darauf sein Leben aushauchte. Ehe er starb, frug ihn Baha’u’lláh, ob er einen Wunsch habe. Er antwortete: „Meine einzige Bitte ist, daß meine Schmerzen und mein Tod ein Opfer für die Freunde Gottes seien, durch das sich die Gefängnistore Öffnen und Baha’u’lláh ein größeres Feld der Freiheit gestattet werde.“

Als diese Bitte den Staatsbeamten bekannt wurde, waren diese gerührt und da sie, wie auch die Stadtbewohner, nach und nach in den zwei Jahren etwas von der Vornehmheit der Lebensanschauung dieser Verbannten, ihrer Liebe und Selbstlosigkeit wahrgenommen hatten, öffneten sich die Gefängnisse und es wurde ihnen genehmigt, ein kleines Haus in der Stadt zu mieten. Baha’u’lláh hatte keine Erlaubnis, das Haus zu verlassen, aber für die Gläubigen waren die Zustände hier besser als in den Baracken. Sieben lange Jahre brachte Er zwischen den vier Wänden dieses Hauses zu und sah weder ein grünes Blatt, noch fließendes Wasser, noch hörte er die Vögel singen, die Er in Seiner Heimat so sehr geliebt hatte. Die ganzen Jahre war Abdu’l-Bahá ein Band zwischen Baha’u’lláh und der Außenwelt. Er ging unter die Menschen, erzählte ihnen in größter Freundlichkeit Geschichten und brachte Ihnen Kenntnisse und Wissen bei. Die Geistlichkeit und die Regierung lernten Abdu’l-Bahá lieben. So nahm Er denn auch ab und zu einen der bedeutenden Männer zu Baha’u’lláh mit, dessen machtvolle Persönlichkeit so voll Majestät war, dessen Worte so erleuchtet waren, daß viele zu Gläubigen wurden und sich anboten, ihm jeglichen Dienst zu erweisen, der im Bereich ihres Einflusses lag.

Schließlich, nach neunjähriger, strenger Haft, wurde Baha’u’lláh durch deren Einfluß erlaubt, das Haus zu verlassen, doch innerhalb der Stadt zu bleiben. Erst später wurde Ihm gestattet, Sich außerhalb der Stadtmauern im sogenannten Garten Rizwan, etwa 2,5 Meilen von Akka entfernt, aufzuhalten. Schließlich bezog Er einen Palast - Bahji -, außerhalb Akkas. Dort lebte Er, bis Er 1892 in Seine geistige Heimat emporstieg.

Baha’u’lláh wurde von Seinen Feinden nach Akka in Palästina gegen Seinen Willen verbracht, als Verbannter und Gefangener. Durch diese Handlung der Feinde, die Ihn nach dem hl. Land führte, haben sich viele herrliche, göttliche Prophezeiungen des alttestamentlichen Propheten erfüllt und viele Menschen, Christen, Juden und Mohamedaner kamen, um sich davon zu überzeugen, und um den neuen Glauben anzunehmen.

Es steht eine Prophezeiung im Alten Testament, wonach am letzten Tage Gottes Er das Tal Achor [Seite 78] zu einem Tor des Hoffens für alle Nationen mache *). Diese Prophezeiung konnte keine materielle Bedeutung haben, denn die kl. Stadt Akka mit ihren hohen Mauern und eisernen Toren, ihren armen Bewohnern, konnte an sich nie ein Tor der Hoffnung für alle Völker werden. Daher muß diese Prophezeiung geistig ausgelegt werden und bedeutet, daß von diesem dunklen Ort ein geistiges Licht ausgehen werde, das in die Herzen der Menschen allerorts leuchte.

Akka ist sehr heiß und voll von lästiger Flöhe. Im Koran steht eine eigentümliche Zeile die heißt: „Gesegnet ist der Mensch, der von den Flöhen in Akka gestochen wird.“ Eine andere lautet: „Glücklich der, der die Zwiebeln von Akka ißt“, was sich zweifellos auf den üblen Geruch, der dort herrscht, bezieht. Außerhalb Akkas ist ein stehendes ekliges Wasser, zu dem man einige Stufen hinabsteigt. Diese Quelle heißt „ain o’lbagar“ und Mohammed prophezeit darüber und sagt, wie glücklich der Mensch sein werde, der das Wasser von „ain o’lbagar“ versuche. Es ist unmöglich, daß diese Prophezeiungen eine wörtliche Erfüllung erfuhren; deshalb ist es klar, daß die Größe Akkas sich auf geistiges bezieht.

Von Akka aus gingen die geistigen Lehren Baha’u’lláhs in alle Welt hinaus. Die Feinde wandten alles an, um das Licht zu verlöschen, es leuchtete jedoch immer stärker. Die Freunde erhoben sich allerorts, um zu lehren und um die Tablets Baha’u’lláhs zu verbreiten. In vielen Teilen Persiens wurden sie gemartert, aber dies schloß die Freunde nur noch fester aneinander. Die Bewegung ging nach Indien, dann in die Türkei, nach Rußland und in gewisse Teile Europas.

Aus den wundervollen Tablets und heiligen Büchern, die Baha’u’lláh in Akka offenbarte, geht hervor, daß ihr Urheber auf dem höchsten Berg der Erde steht und auf die Menschheit herabsieht mit den Augen des Mitleids in universaler Liebe. Er bittet alle, sich mit den Eigenschaften Gottes zu schmücken. Mit großer Kraft stürzt Baha’u’lláh Ueberlieferungen und Dogmen und zeigt der Menschheit ihre Zusammengehörigkeit zum Aufstieg, zum wahren Erfolg und Wohlergehen. Er verkündet ein neues Zeitalter, das Reich Gottes auf Erden; Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden allen Kindern Gottes.

  • ) Hose a 2; 15.


Uebers. von Fr. A. Schwarz.



Vortoj de Baha’u’llah.

Ho filoj de Adamo! Ho vi prudentuloj inter la homoi! Vere la vortoj kiuj malsupreniris el la Cielo de la Dia Volo estas la fonto de Unueco kaj harmonio por la mondo. Fermu viajn okulojn kontraü rasaj diferencoj, kaj bonvenigu Ciujn laü la lumo de unueco. Estu kaüzo de Romforto kaj antüenigoporlahomaroVivuinterlakunhomojvivon kiu elmontros signojn de Dio. Tiu £i plenmano da polvo—la mondo—estas unu hejmo: $i estu unueca. Fieron forlasu: Si estas kaüzo de malakordo. Sekvu tion kio kondukas al harmonio.

Ho amikoj! Asociu kun diuj popoloj de ‘la mondo kun afablo kaj bonkoreco. Kunkoreco estas la kaüzo de unueco, kaj unueco estas la fonto de bonordo en la mondo. Benataj estas tiuj kiuj estas afablaj kaj ame servemaj.

Ho filo de homo! Se vi volus praktiki kompaton, celu, ne vian propran intereson, sed la intereson de l’homaro. Se vi volus efektivigi justecon, elektu por aliaj kion vi elektas por vi mem.

Vere, per humileco la homo altigas al la tielo de gloro kaj potenco; kontraüe, per fiereco li degradißas al la plej malalta rango.

En ä tiu tago, tiu kiu serlas la Sunlumon de la Vero devas liberigi sian menson je la antikvaj dirajoj, ornami sian kapon per la krono de apartißo (de la mondo), kaj sian templon (personon) per la robo de virto, Tiel li alvenos alla oceano de Unueco kaj atingos la Ceestadon de la Unusola. La koro.devas kvitigi je la fajro de superstico por ke $i povu ricevi la lumon de certeco kaj percepti la Gloron do Dio.

Unueco, laü la vera senco, signifas ke Dio devas esti konstata kiel la unusola potenco kiu vivigas kaj regas Ciujn ajojn, kiuj estas nur elmontrajoj de $ia energio.

Dio, sola kaj unuobla, restas en sia propra stato kiu estas sanıkta super spaco kaj tempo, aludo kaj esprimo, priskribo kaj difino, alto kaj profundo.

Ho mia Dio! Ho mia Dio! Ornamu la kapojn de viaj elektitoj per la krono de amo, kaj iliajn templojn per larobo de virto.

Ho fratoj! Unu alla alia kun $entileco. kondutu, kaj de la mondo viajn korojn disigu. Pri potenco ne fanfaronu, kaj pri humiligio ne hontu, Per mia belo mi juras, ke ion el polvo mi kreis, kaj certe en polvon mi (ion reSangos. [Seite 79]

La principo de fido estas malpliigi vortojn kaj pliigi farojn, Tiu kies vortoj superas liajn farojn, sciu ke vere lia neestado estus pli bona ol lia estado, kaj lia morto pli bona ol lia vivo.

La radiko de Cia scio estas la scio pri Dio—Gloro estu al Lil—kaj tiu scio estas atingebla nur pere de Lia Elmontro.

Ho filoj de homoj! Cu vi scias kial ni kreis vin el unusama argilo? Por ke neniu rajtu glorigi super la alia. Pripensu liam kiamaniere vi kreigis. Car ni kreis vin &iujn el la sama Stofo, vi devus esti kiel unu animo, promenante per la samaj piedoj, mangante per unu bu$o, loßante en unu lando, por ke vi elmontru per via vivo kaj per viaj faroj kaj agoj, la signojn de unuigo kaj la spiriton de unueco. Jen mia konsilo al vi, Ho popolo de lumoj! Tial sekvu Sin por ke vi atingu la sanktajn fruktojn de la arbo de forto kaj potenco.

Ho amikoj! Per mortema belo ne kontertigu, forlasante la eternan belon, kaj al la mondo de argilo ne alligu vin.

Ho Silo de ekzisto! Pri &i tin mondo ne estu. okupata, Car per la fajro ni pruvas la oron, kaj per oro ni pruvas la servantojn.

Ho filo de l’homaro! Se bon$anco ridetas sur vin, ne oju, kaj se malfelico vin trafas, ne bedaüru, Car, siatempe, ili ambaü tesos kaj ne plu ekzistos,

Ho elmigrantoj! La lango speciale por Mia nomado ekzistas; per kalumnio fin ne malpurigu. Se la fajro de la memo venkas, per rememorado de viaj propraj kulpoj vin okupu, ne per kalumnio de miaj kreitajoj, Car Cu el vi pri si mem pli konscia kaj pli bone informita estas ol pri miaj servantoj.

Ho mia servanto! La plej malnoblaj el homoj tiuj animoj estas, kiuj sen frukto sur la tero aperas, Vere kiel mortintoj ili konsiderataj estas. Ne, en la apudesto de Dio, la mortintoj ol tiuj senzorgaj, malvirtaj animoj preferindaj konsiderataj estas.

Ho mia servanto! La plej bonaj el homoj tiuj estas, kiuj per laboro havon akiras, kaj elspezas por si mem kaj sia parencaro pro amo al Dio, la Sinjoro de l’kreitajoj.

Ho filo de homo! La pekojn de iu ajn ne,atudetu, dum vi mem estas pekanto. Se vi agas kontraüe al & tiu ordono vi ne. apartenas al Mi: tion Ci Mi atestas.


Ho filo de spirito! Sciu vere ke tiu kiu pri justeco admonas aliajn kaj mem faras maljustecon, ne apartenas al Mi, e£ se li alprenas Mian nomon.

Ho filo de ekzisto! Ne atribuu al vi mem, kaj ne promesu tion kion vi ne plenumos. Jen Mia ordono al vi: obeu $in!

Ho filo de ekzisto! Ekzamenu viajn agojn Ciutage, antaü ol vi estosjulata, Car la morto subite trafos vin, kaj tiam viaj agoj jugos vin.

La Bahaanoj devas servi la Sinjoron kun sa$o, instrui aliajn per siaj vivoj, kaj elmontri lalumon de Dio per siaj agoj. La efiko de agoj estas, ja, pli potenca ol tiu de vortoj.

La progreso de l’homo dependas de fideleco, saßeco, Casteco, inteligento kaj faroj, Li estas Ciam degradata per nescio, malfido, malvero kaj memamo. Vere la homo ne nomigäs ’homo’ $is kiam li inspirißas per la atrıbuoj de la Kompata. Li ne farigos homo per riceco kaj ornamo, sperto kaj kulturo.

Ho filoj de la tero! Sciu vere, ke koro en kiu restas la plej malgranda ero da envio, en Mian senmortan Cielon ja certe ne enrios, nek de Mia sankta regolando la bonodorojn de pureco eksentos.

Ho tiranoj sur la tero! De tiraneco viajn manojn detenu, Car Mi juris, ka la tiranecon al neniu Mi senkulpigos.

Ho Mia amiko laü paroloj: Pripensu iomete! Cu viiam aüdis, ke la Amiko kaj la fremduloj en la sama koro logas? Do, la fremdulojn forsendu por ke la Amato sian hejmon eniri povu.

En äi tiu tago Ciuj devas servi Dion kun pureco kaj virto. La efiko de la vorto parolita de instruisto dependas de la pureco de lia celo, kaj de lia aportißo (de mondaj deziroj). Kelkaj kontentigas per vortoj, sed la valoro de vortoj pruvißas per faroj, kaj dependas de vivö. Per faroj montrigas la stato de la homo.

La fonto de tiuj paroloj estas la justeco. Tio estas la libereco de la homo je superstico kaj imitado tiel ke li povu distingi la Elmontrojn de Dio per la okulo de unueco, kaj konsideri &iujn aferojn kun penetrema vido,

Baha’u’lláh.



Zum Bahai-Kongreß, 20. und 21. September 1924. Die Geistigen Bahai-Arbeitsgemeinschaften werden demnächst benachrichtigen, wie viele Wahldelegierte auf ihre Gruppe — den eingetragenen, volljährigen Bahai entsprechend - fällt. Wir bitten, eine diesbezügliche Wahl daraufhin vornehmen zu wollen. Damit das Programm fertig gestellt werden kann, erbitten wir die Anmeldungen der Referate möglichst frühzeitig.

Der Nationalrat.


[Seite 80]


Verborg. Worte in neuer Übersetzung.

Nachdem Shoghi Effendi diese herrlichen Worte aus dem persischen und arabischen Originaltext in wohlverständlicher, klarer Ausdrucksweise in englisch übersetzt hat, erscheinen dieselben demnächst in unserem Verlag nach obiger Uebersetzung in deutscher Sprache.

Bestellungen werden jetzt schon entgegengenommen. Preis des Exemplars Mk. 1.—.


Notiz.

Einer Zuschrift aus Freudenstadt zufolge erhalten wir die erfreuliche Nachricht, daß sich daselbst eine Gruppe gebildet hat, die gleichzeitig eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben rief. Wir wünschen der neuen Gruppe schönste Entwicklung und den Segen des Allerhöchsten.

(Die Schriftleitung.)



Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart

Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33

In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50

17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20


Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.


Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.


Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.

[Seite 81]

Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)