Sonne der Wahrheit/Jahrgang 4/Heft 4/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft IV JUNI 1924
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


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Die Hauptpunkte der Bahailehre
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1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.

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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, im Ausland 1,80 Goldmark.
Heft 4 Stuttgart, im Juni 1924 4. Jahrgang

Inhalt: Universale Liebe. — Eines der ältesten Tablets von ’Abdu’l-Bahá. — Die Wiedergeburt. — Das Leben Baha’u’lláh’s. — Bericht an die Freunde im Osten und Westen. — Report to the Friends in East and West. — El la libro „Vivo kaj instruoj de Abdul Baha Abbas“. — Tabuleto de Abdul Baha. — Der Geit der Einheit. — Bericht.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion


„Wir erbitten von Gott, daß wir von diesem lebenspendenden Wasser des Himmels kosten und aus dem geistigen Kelch der Ruhe trinken mögen, und dadurch frei von allem werden, was uns abhält, uns Seiner Liebe zu nähern. Herrlichkeit sei mit dem Volk der Herrlichkeit.

Baha’ u’ lláh.


Die Menschheit hat den tiefsten Punkt des niedersteigenden Bogens erreicht und hat begonnen den aufsteigenden Bogen zu beschreiten.

’Abdu’l-Bahá.



Universale Liebe.

"Das höchste zu erlangende Ziel für den Menschen ist die universale Liebe, denn diese Liebe bildet den Magnet, der die Existenz der Erde ewig dauernd macht, die Kräfte der Wirklichkeit anzieht und das Leben mit unendlicher Liebe erfüllt. Wenn diese Liebe das Menschenherz beseelt, so werden ihm alle Kräfte im Universum zum Bewußtsein kommen und in ihm erfüllt werden, denn es ist eine göttliche Kraft, die ihm eine göttliche Ruhe verleiht. Der Mensch wird keinen Fortschritt machen, bis er von dieser Liebe durchglüht ist. — Leider, leider hat die Welt diese Wirklichkeit der Religion noch nicht entdeckt, die sich hinter der symbolischen Form verbirgt.“

Abdu'l-Bahá.


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Eines der ältesten Tablets von ’Abdu’l-Bahá.

Übersandt von Shoghi Effendi.


O Du Phönix, der Du aufsteigst aus der unverlöschlichen Flamme im heiligen Baum!

Baha’u’lláh — möge mein Leben, mein Geist als Opfer dargebracht werden für Seine geringsten Diener — hat in Seinen letzten Lebenstagen die nachdrückliche Verheißung ausgesprochen, daß durch die Ströme der Gnade Gottes und durch die Hilfe und den Beistand aus Seinem göttlichen Reich, Seelen erstehen und heilige Wesen erscheinen werden, die als Sterne das Firmament der göttlichen Führung schmücken werden, die den Tagesanbruch der liebevollen Güte und Barmherzigkeit erhellen und die die Einheit Gottes bekunden werden. Es werden Seelen sein, die leuchten im Licht der Heiligkeit und Reinheit, Seelen, die ein reiches Maß göttlicher Inspiration empfangen werden und die die Fackel des Glaubens hochhalten und die fest stehen und unerschütterlich sind. Seelen, die heranreifen, um Leuchten zu werden an den Himmeln Seiner Offenbarung, die mächtige Kanäle Seiner Gnade sind. Seelen, die das Mittel zur Bestätigung von Gottes herrlicher Fürsorge sind, Herolde, die den Namen des lebendigen Gottes verkünden und die die Begründer des erhabenen Fundaments der Welt werden.

Diese werden ununterbrochen arbeiten, Tag und Nacht, sie werden weder Kummer noch Schmerz empfinden, sie werden keine Zurückweisung in ihren Bemühungen scheuen, sie werden keiner Ruhe pflegen, sie werden alle Rast und alle Bequemlichkeit verachten und losgelöst sein jeden Augenblick ihres Lebens, um sich der Verbreitung der göttlichen Düfte und der Verkündigung von Gottes heiligem Wort zu weihen. Ihr Gesicht wird himmlische Freude widerstrahlen und ihr Herz wird voll Freude sein. Ihre Seele wird inspiriert sein und ihr Fundament sicher stehen. Sie werden durch alle Länder, durch die ganze Welt reisen. Sie werden ihre Stimme in jeder Versammlung erheben und jede Vereinigung schmücken und beleben. Sie werden in jeder Sprache reden und jeden verborgenen Sinn auslegen. Sie werden die Geheimnisse des Gottesreichs offenbaren und jedermann die Zeichen Gottes künden. Sie werden hell leuchten wie ein Licht im Herzen einer jeden Gemeinschaft und schimmern wie ein Stern an jedem Horizont. Das sanfte Wehen, das aus den Gärten ihrer Herzen kommt, wird die Seelen der Menschen verjüngen und durchduften und die Kundgebung ihres Geistes wird wie Segensströme die Menschen und Nationen der Welt stärken.

Ich warte sehnsüchtig, daß diese Heiligen erscheinen und dennoch, wie lange zögern sie? Mein Gebet und mein heisses Flehen am Frühmorgen und Abends ist, daß ihr heiliges Antlitz den sterblichen Augen enthüllt werde, daß die Heerscharen des göttlichen Beistands ihren Sieg erringen und die Wogen der Gnade, die von Seinem überirdischen Ozean aufsteigen, über alle Welt hinfluten. Betet auch ihr und fleht zu Gott, daß durch die wunderbare Hilfe der urewigen Schönheit diese Seelen entschleiert werden vor den Augen der Welt.

Die Herrlichkeit Gottes sei mit euch und mit dem, dessen Antlitz leuchtet im ewigen Licht, das aus Seinem Reich der Herrlichkeit hervorbricht.


Übersetzt von Frau A. Schwarz.



Die Wiedergeburt.

Man muß den Baum an seinen Früchten erkennen und ein wahrer Bahai muß als ein solcher mehr durch seine Handlungen, als durch seinen Namen bekannt werden.

In allen heiligen Schriften ist viel von der Wiedergeburt die Rede. Laßt uns nun einmal untersuchen, was diese Wiedergeburt in Wirklichkeit zu bedeuten hat.

Wenn ein Kind aus der dunklen Welt des Mutterleibes in diese Welt geboren wird, dann entwickelt es seine Fähigkeiten und Kräfte, wie Gesicht, Gehör und Gefühl etc., von deren Vorhandensein es vor seiner Geburt noch keine Ahnung [Seite 51] hatte, weil sie in jener dunklen Welt noch nicht angewendet werden konnten. Nach seiner Geburt ist ein Kind, als wäre es gegen zuvor ein ganz neues Wesen, mit neuen Kräften und Fähigkeiten.

So sollte es auch mit einem Menschen sein, der in das Königreich Gottes geboren wird. Er sollte so verändert und umgewandelt werden, daß er ein neuer Mensch wird; er muß ganz verschieden werden von dem, was er zuvor war in Glaube und Tat. Wenn die Menschen, nachdem sie in die Bahaisache eingetreten sind, bleiben, wie sie zuvor waren und keine Früchte ihres Glaubens aufweisen, dann würden sie der Sache einen besseren Dienst erweisen, wenn sie keine Bahai würden. Was nützt uns eine Lampe, wenn sie kein Licht gibt? eine Blume, die nicht duftet? eine Frucht, wenn sie nicht schmackhaft ist?

In dem persischen Teil der verborgenen Worte lesen wir:

„O ihr dem Anschein nach tadellose, innerlich aber verdorbene Menschen! Ihr seid wie klares, jedoch bitteres Wasser, das äußerlich kristallrein zu sein scheint, von dem aber, wenn es der göttlich Prüfende versucht, nicht ein Tropfen angenommen wird“.

Die „Gesegnete Vollkommenheit“ (Baha’u’lláh) hat die Wiedergeburt oder geistige Auferstehung mit einem Eisen verglichen, das ins Feuer gelegt wird. Dieses Eisen ist kalt, hart und rostig, wenn es aber ins Feuer kommt, nimmt es die Eigenschaften des Feuers an; es wird feuersprühend, weich und flüssig, und ist befreit von Schmutz und Rost. So sollte ein Mensch sein, der in das Königreich Gottes eingetreten ist; er sollte die hohen Attribute Gottes annehmen. Ein kleiner, aber echter Diamant oder eine einzige Perle ist mehr wert als hunderte und aberhunderte gewöhnlicher Steine und Kiesel. Darum muß beim Legen des Glaubensfundaments darauf bestanden werden, daß beim Eintritt in das Königreich Gottes, das ganze Leben eine Wandlung erfährt.

Übersetzt von Wilhelm Herrigel.



Das Leben Baha’u’lláh’s. (Fortsetzung.)

Die wunderbaren Fähigkeiten Baha’u’lláhs jedoch erweckten die Opposition erbitterter Widersacher, die alle Bemühungen machten, der Bewegung Einhalt zu tun. Im Jahr 1847 wurde Er für etliche Tage gefangen gesetzt wegen Seines Einspruchs, den er wegen der Gefangennahme einiger bedeutender Jünger des Báb einlegte. Kurz darauf, nach der Freilassung des Báb, fand eine große Konferenz der Gläubigen in Badasht statt. Dort trafen viele hervorragende Jünger zusammen, um über Wege und Mittel zu beraten, wie die Lehre zu verbreiten sei. Während dieser Tage lebten sie in Zelten, die außerhalb der Stadt aufgeschlagen waren. Baha’u’lláh besuchte diese Konferenz und wurde wegen Seiner großen Weisheit und Einheit der Gedanken von all den verschiedenen Anwesenden gewählt. Inmitten dieser eindrucksvollen Konferenz erschien Kurratu’l-Ayn mit unverschleiertem Antlitz und erklärte, daß ein neuer Tag angebrochen sei, die Zeit der Emanzipation der Frauen, der Wiedergeburt der Seelen, der Tag, an dem Mann und Frau sich aus den Gräbern der Unwissenheit und des beschränkten Glaubens erheben, und die Sonne von Gottes Schönheit wahrnehmen werden, die nun am unsichtbaren Horizont aufgestiegen sei. Vor dieser Versammlung hatte sie an den Báb geschrieben, daß sie erkenne wie Er in Seiner Weisheit Seine neue Lehre nur nach und nach offenbare, der Fähigkeit der Menschen entsprechend, ob Er ihr nicht Erlaubnis erteile, mehr zu lehren, und wenn sie zurückgewiesen werde, so wolle sie freudig sich selbst opfern, um das neue Gotteslicht zu verbreiten.

Während der großen Belagerung von Masenderan, die nach der Konferenz in Badasht stattfand, ging Baha’u’lláh mit 11 Gläubigen zu den maßgebenden Behörden, um für die Belagerten einzutreten. Aber als Antwort darauf wurde Er mit Seinen 11 Gefährten gefangen genommen und ein großer Volkshaufen sammelte sich aus den umliegenden Distrikten und suchten sie, bewaffnet mit aller Art von Waffen, zu töten. Schließlich verbargen die Garden sie in einer Moschee, und der Gouverneur selbst trat dazwischen, um Baha’u’lláh und Seine Gefährten zu retten. Etliche mohammedanische Mullas, die durch Baha’u’lláh in einer Diskussion über wissenschaftliche Dinge in Verlegenheit gekommen waren, traten jetzt heran und stifteten das Volk an, die Moschee anzugreifen und Baha’u’lláh Beleidigungen entgegenzuschleudern. Die Volksmenge wurde so erregt, daß die Garden es für unmöglich hielten, die Gefangenen zu schützen; so brachen sie denn Steine aus der Mauer, und durch diese Oeffnung verließen Baha’u’lláh und Seine Gefährten die Moschee und verbargen sich in einem wohlbewachten Hause, das der Pöbel nicht [Seite 52] kannte. Späterhin wurde Er und die Seinen in Freiheit gesetzt, wonach sie nach Teheran zurückkehrten. Nach dem Märtyrertod des Báb reiste Baha’u’lláh nach Bagdad und Kerbela, wo Er viele Menschen durch Sein Beispiel und Seine große Erleuchtung inspirierte. Nach Abwesenheit von einem Jahr ging Er nach Teheran zurück, wo das Regiment des Terrors gegen die Nachfolger des Báb begonnen hatte. Der Premierminister sandte nach Seiner Sommerresidenz in nächster Nähe Teherans, mit der Bitte, sogleich zu fliehen und sich in Sicherheit zu bringen. Aber Baha’u’lláh wies dies zurück und blieb, wo Er war. Kurz darnach kam ein Volkshaufe vor den Palast, holten Ihn heraus und zwangen Ihn mit Hand- und Fußfesseln baarfuß meilenweit unter der Verhöhnung des Volks zu laufen. Er wurde in ein unterirdisches Verließ mit einer Anzahl von Gläubigen verbracht, um Seinen Nacken, Seine Hände und Füße schwere Fesseln gelegt und diese am Boden verankert. Hier verblieb er vier Monate lang. Jeden Tag wurde ein Gläubiger aus dem Verließ heraufgeholt, um vom Volk auf einem öffentlichen Platz getötet zu werden. Aber die Anwesenheit Baha’u’lláhs war für die Gefangenen so herrlich, daß diese standhaften Seelen sich um Ihn im Gefängnis scharten und überaus glücklich waren. Er sang: „Gott ist unser Erhalter.“ „Uns genügt Gott“. Und die dunkle Zelle wurde verwandelt in himmlisches Licht. In ihrer Verzichtleistung auf alles Irdische und in ihrer geistigen Freude sangen und sprangen sie sogar noch unter dem Schwert ihres Henkers.

Da man durchaus keinen Vorwandt zur Hinrichtung Baha’u’lláhs finden konnte, und da Er zu den Edelleuten des Landes gehörte, beschloß die Persische Regierung schließlich, Ihn zu verbannen und auf diese Weise die neue Bewegung auszutilgen. Er bekam den Befehl, sofort Teheran zu verlassen, um nach Bagdad zu gehen. Es wurde Ihm nicht einmal Zeit gewährt, Geld oder die nötigsten Kleidungsstücke für sich selbst oder Seine Familie zu beschaffen, sondern alle wurden gezwungen, sofort die Pferde zu besteigen und sich auf den Weg zu machen. Es war tiefer Winter und schwere Schneestürme und bittere Kälte waren die Gefährten der Verbannten, die von Wachen gefolgt, über die gefährlichen Gebirgsstraßen zogen. Nach furchtbaren Entbehrungen und Leiden erreichten sie Bagdad. Dies geschah im Jahre 1853.

Von Bagdad aus leuchtete nun die Sonne der Wahrheit heller denn je zuvor, und Baha’u’lláh lehrte Seine universalen Prinzipien. Die „kleinere Wiederverkörperung" war beendet, und die „universale Wiederverkörperung“ erschien. Es gab viele Anhänger des Báb, die ihrem Glauben treu blieben, aber wegen der schrecklichen Verfolgungen dies geheim hielten. Viele folgten Ihm, als sie hörten, daß Baha’u’lláh in verhältnismäßiger Freiheit in Mesopotamien lebte, nach Bagdad nach.

Die Menschheit ist stets geneigt, sich ihren geistigen Führern entgegenzustellen, doch nun waren viele Nachfolger des Báb, die sich mit großem Mut erhoben hatten, daran, die Lehren zu empfangen, die denen der persischen religiösen Führer ihrer Zeit weit voraus waren; sie waren aber unfähig, die wundervollen und fortschrittlichen Lehren Baha’u’lláhs zu fassen. Sie meinten, daß er die Verordnungen des Báb aufheben wolle, daher erhob sich viel Diskussion.

Ein weiterer Anlaß der Verwirrung zu jener Zeit war das Auftreten einer Epidemie, die in der Welt immer wieder auftritt — die Anmaßung der Führerschaft, — diese befiel die ersten Apostel und verursachte, daß viele der Anhänger des Báb sich als überaus bedeutend fühlten. Baha’u’lláh hatte Sich damals noch nicht als Manifestation erklärt, und sie hatten daher keinen Grund, Ihn anzugreifen; und dennoch erkannten sie, daß einer unter sie getreten sei, an dessen Macht ihre Sucht nach Führerschaft scheitern werde. Andererseits gab es viele, die wahre Einsicht hatten, die, sobald sie Baha’u’lláh sprechen hörten, Ihn als ihren neuen Führer erkannten und Ihn verstanden. Schließlich, nachdem Er etwa ein Jahr in Bagdad war, entschied Baha’u’lláh, sich für eine gewisse Zeit zurückzuziehen, daß die Gläubigen zur Entscheidung gelangen möchten, wem sie nachfolgen wollen. So ging Er denn in aller Stille und selbst Seine Familie wußte nicht, wohin Er gegangen sei, noch die Stunde Seines Weggangs. Am Morgen, als Seine Abwesenheit entdeckt wurde, suchten sie Ihn nach allen Seiten hin, und überall, wo Er sich sonst aufhielt wurden genaue Nachforschungen angestellt. Aber keine Spur noch ein Anzeichen konnte irgenwo aufgefunden werden.

Zwei lange Jahre kam kein Wort von Baha’u’lláh, und die Anhänger des Báb, die aufrichtig und treu waren, kamen zur vollen Erkenntnis, welch ein großes und glorreiches Licht sich zurückgezogen habe. Sie waren verwirrt und verzweifelt, sie waren wie Schafe ohne Hirten, wie Lämmer, deren Licht erloschen ist. Jetzt sahen sie klar, daß nur Baha’u’lláh ihr Bollwerk und ihr Erhalter, ihre Quelle des Lichts der Weisheit sei.

Als Baha’u’lláh Sein Haus in Bagdad verlassen hatte, reiste Er nach Kurdistan und in die Gebirgseinsamkeit dieses Landes nach einem Ort genannt Suleymanjyé. Hier lebt Er in einer Höhle, gekleidet mit dem Gewandt eines religiösen Eremiten. Diese wilden Berge waren voll [Seite 53] von Einsiedlern und Verzweifelten und, wer nach diesem Bereich reiste, hielt sein Leben in seiner Hand. Als jedoch diese Leute Baha’u’lláh kennen lernten, erfüllte ihr Herz eine große Liebe und Hochachtung. Sie wußten nicht, wer Er war, sie sagten nur, daß Er die Verkörperung göttlicher Attribute sei.

Baha’u’lláh hatte eine überaus melodische Stimme, und in der Nacht in der Höhle in den Bergen, sang er in persisch die herrlichsten Gedichte und Gebete. Dann erwachten die Leute, die in nächster Umgebung hausten, stunden auf und näherten sich dem Eingang der Höhle, um dem wundervollen Gesang zu lauschen. Späterhin wurden diese Gebete gesammelt und gedruckt und in einem Werk zusammengefaßt zur Erinnerung an diese heiligen Stunden. Dieses Buch befindet sich jetzt im Besitz der Gläubigen.

Eines Tages begegnete Baha’u’lláh in den Bergen von Suleymanyé einem kleinen Knaben, der bitterlich weinte. Er nahm das Kind zärtlich auf Seinen Arm und frug es nach seinem Kummer. Der kleine Junge erwiderte, daß sein Lehrer eine Zeile auf seine Tafel geschrieben und ihm aufgegeben habe, diese genau nachzuschreiben. Als er dies nicht so gut wie die andern Schüler gekonnt hätte, habe er vom Lehrer Schläge bekommen, „und deshalb weine ich", sagte das Kind. Baha’u’lláh tröstete ihn liebevoll und sagte ihm, daß Er ihn schreiben lernen wolle. Er nahm die Tafel zur Hand und schrieb darauf in wundervoller Handschrift ein bezwingendes Sinngedicht und sagte dem Kind, es solle dies seinem Lehrer bringen. Als dieser das tiefsinnige Epigramm las, das in wundervoller Handschrift niedergeschrieben war, war er sehr überrascht und erkundigte sich, wo der Schreiber dieser Worte zu finden sei. Auf diese Weise kam der dortige Gelehrte zur Kenntnis der Anwesenheit Baha’u’lláhs in jener Gegend.

Bald verbreitete sich der Ruf Seines Wissens und Seiner Kenntnisse in ganz Kurdistan und die Achtsamen, die Ihn als einen Heiligen betrachteten, kamen zu Ihm mit ihren Problemen über geistige und mystische Dinge. Schließlich erreichte die Kunde, daß ein heiliger Mann im Gebirge Kurdistans lebe, die Familie Baha’u’lláhs, die sich sogleich sagte, daß dies kein anderer sein könne, als Baha’u’lláh selbst, und daß man unverzüglich nach Ihm sehen müsse.

(Fortsetzung folgt.)

Uebers. v. Fr. A. Schwarz.



Bericht an die Freunde im Osten und Westen.

Abdu’l-Bahá’s Reise von Budapest nach Wien.

(Fortsetzung.)


Am Morgen des 18. April rüsteten sich die Begleiter unseres geliebten Meisters zur Abreise. Viele waren gekommen, um dem Meister Lebewohl zu sagen, sie alle waren tief erschüttert von dem Hauch der Reinheit und Größe, die sie von Ihm ausgehen fühlten. Viele Besucher waren im Gedanken an die direkt bevorstehende Trennung sehr traurig, Er aber tröstete sie und gebot ihnen, die heiligen Lehren zu befolgen, die Botschaft zu verbreiten und die Menschen zur Eintracht zu führen. Zur Bahn geleiteten ihn viele Freunde. Jeder in seiner Art bat um Hilfe und um geistigen Beistand in ihrem Bemühen in der heiligen Lehre. Es waren keine Bahai in dieser Stadt, als der Fuß des Meisters sie betrat, und bei Seinem Abschied waren 30 Menschen um Ihn versammelt, die Seine ergebenen Freunde geworden waren. Seine Abschiedsworte waren eine Verheißung der Bestätigung in ihrem Dienst. Die Augen der Abschiednehmenden konnten sich nicht losreißen vom Antlitz des Meisters und die Hände streckten sich voll Verlangen nach Ihm aus.

Gegen Abend erreichte der Zug Wien. ’Abdu'l-Bahá stieg mit Seinen Begleitern im Grand Hotel ab. Leider hatte sich Sein Befinden verschlimmert, so daß Er in dieser Nacht keinen Schlaf finden Konnte.

Trotz der ruhelosen Nacht war der Meister am nächsten Morgen glücklich. Der türkische Gesandte hatte vom Konsul in Budapest die Adresse ’Abdu’l-Bahás erfahren und frug an, ob er Ihn aufsuchen dürfe. Der Meister begab sich jedoch in Begleitung von Seid Ahmad Bageroff und Herrn Herrigel selbst zu ihm. Obgleich der Gesandte der Lehre fremd gegenüberstand, so interessierte er sich doch lebhaft für die Erzählung ’Abdu’l-Bahás von Seiner Reise nach Amerika, und ganz besonders für die letzte Zeit der Gefangenschaft in Akka. Er dankte in bewegten Worten für das Gehörte und bat den Meister, sein Gast zu sein. Ins Hotel zurückgekehrt sagte der Meister:

"Die Menschen erwarten die Wiederbelebung des Islam von einer Persönlichkeit in offizieller Stellung, aber es geschieht das Gegenteil!“

Am selben Tag kamen Besuche, die ihre außerordentliche Freude über des Meisters Anwesenheit bekundeten. Er sagte zu ihnen:

„Eure Liebe zog mich zu euch hin, ich kam nicht zu meinem Vergnügen hierher [Seite 54] oder um meine Reiselust zu befriedigen, ich kam um der Menschen willen. Wo wir einen für Gottes Wahrheit empfänglichen Menschen antreffen, finden wir Freude und Glück. Durch unser Beisammensein erhoffe ich Resultate, die der Anlaß dazu sind, die Herzen und Seelen der Menschen durch das große Licht der Führung zu erleuchten, damit ihre Augen hellsehend werden und ihre Herzen ewiges Glück und eine nicht endende Freude erfahren. Unter dem Schutz des Zeltes der Einheit der Menschen werden sie Seelenfrieden, die Ruhe des Herzens und einen neuen Geist erlangen und in den Ländern, wo Friede und Versöhnung herrscht, werden sie Glück und Ruhe finden. Alle sind Menschen und alle sind die Geschöpfe eines lebendigen Gottes!"

Nach diesen Worten sprach Er über die indogermanischen Sprachzweige und über die ersten Generationen des Abendlandes, die aus dem Osten gekommen sind vom Ganges in Indien, woher sie nach Persien ursprünglich auswanderten. Er sprach von der großen Anzahl von Nomaden, die nach Kaukasien und von da nach Europa kamen, den Indogermanen, deren Sprache nach und nach eine Verschiedenheit annahm und die sich in Stämme abzweigten. Wegen des verschiedenen Klimas und der Landstriche wurde ihre Hautfarbe verschieden:

„Wir hoffen, da sie ursprünglich von einer Familie stammen, daß sie sich wieder als eine Familie zusammenfinden und die verwandtschaftlichen Bande eng knüpfen werden. Wenn sie anfänglich körperlich verwandt waren, so sollen sie nun mit Herz und Seele verwandt werden!“

Nachdem der Meister die Besuche entlassen hatte, machte Er einen Spaziergang durch die Straßen, die anläßlich eines Blumentags einen festlichen Eindruck machten. Der Geliebte beschenkte alle Bittenden, da Ihm gesagt wurde, daß der Ertrag für arme kranke Kinder bestimmt sei. Am Schwarzenbergplatz trat er auf eine junge Mutter zu, die einen kleinen Knaben an der Hand führte, Er streichelte und liebkoste das Kind und schenkte ihm Blumen.

Am Abend begab Er sich in die Versammlung der Theosophischen Gesellschaft Adyar im Hause von Prof. Thorn.

Sein Thema handelte von der tierischen und der menschlichen Wirklichkeit und von der Entwicklung und dem Fortschritt der Seele zu dem ewigen Zustand. Die Zuhörer waren entzückt. Obwohl der Meister sehr ermüdet und noch krank war, hatte Er gewünscht, schon vor der Ansprache eine Anzahl Menschen privat zu sprechen.

Am nächsten Morgen (20. April) fand Herr Herrigel Gelegenheit, dem Meister zu sagen, daß manche Menschen an die Bahais in Deutschland herantreten und vorgeben, Interesse für die Lehren zu haben, aber in Wirklichkeit nur pekuniären Vorteil daraus ziehen wollen. Er sagte darauf:

„Ihr müßt sehr vorsichtig in dieser Beziehung sein, denn es werden zukünftig viele solche Leute an euch herantreten, ihr müßt sie prüfen. Ihr sollt niemand unterstützen, der arbeiten kann, aber nicht arbeiten will“.

'Abdu'l-Bahá sprach über die Theosophische Gesellschaft und wandte sich zu Herrn Herrigel mit folgenden Worten:

„Du mußt mit den hiesigen Theosophen sehr freundlich verkehren, sie stehen der heiligen Sache viel näher als alle anderen Leute in Wien, denn sie haben das Dogma abgelegt. Dein guter Einfluß wird sich bei ihnen geltend machen. Du hast die Gabe, überzeugend von der Lehre mit ihnen reden zu können, du mußt ihnen Schriften senden und mit ihnen in Fühlung bleiben. Später sollst du wieder hierher kommen und diese Leute lehren. Wien wird später noch ein großer Mittelpunkt in der heiligen Sache werden. Lehre sie mit Weisheit und sprich zu ihnen, wie ich gestern Abend zu ihnen gesprochen habe!“

Herr Herrigel berichtete dem Meister von seiner Uebersetzung der Botschaft an die Juden in deutsch. Er sagte:

„Sehr gut! sehr gut! Dieser Vortrag ist auch wichtig für die Christen, denn es wurde uns von katholischer Seite aus der Vorwurf gemacht, wir versuchten Christus zu leugnen, während ich den Juden in jener Synagoge in San Francisco die Wirklichkeit und Triftigkeit Christi bewiesen habe. Du mußt den Vortrag allerorts verbreiten!“

Im Laufe des Vormittags kamen Herren aus der Theosophischen Gesellschaft, zu denen ’Abdu’l-Bahá unter anderem über das Einsiedlerleben sprach und mit verschiedenen Beispielen über untätiges Klosterleben bewies, wie nutzlos ein solches Leben verbracht wird, ja daß solche Leute für andere häufig eine Last sind, die außerhalb des Klosterlebens für diese arbeiten müssen. Einer der Herren sprach von anderen Mönchen und Nonnen, die der Außenwelt auf mancherlei Weise nützlich sind. Der Meister sagte hierauf: [Seite 55]

„Wo dies der Fall ist, müssen wir diese Menschen achten und ihnen Liebe entgegenbringen, denn alsdann dienen sie der Menschheit. Ein freiwillig zurückgezogenes Leben zu führen, um den Mitmenschen zu dienen, ist nicht verboten, dies ist eine andere Sache.“

Und weiter sprach der Meister:

„Ich bin sehr glücklich darüber, daß ich in der gestrigen Versammlung war, in einer Versammlung, bei der die Menschen an Geistiges glauben und an eine Welt, die über allem materiellen steht. Ich hoffe, daßı es ihnen gelingt, die materielle Welt zu besiegen und die Häupter oder Führer, wie Philosophen zu überzeugen. Heute hat die Welt der Materie die Oberhand über die Welt der Religion, denn die Menschen, die an Religion glauben, sind in Nachahmung verfallen und die materiellen Menschen sind in die Welt der Materie versunken. Es ist sicher, daß die Materie und die Nachahmung überwunden wird, und daß die Vergeistigten und die, an die göttliche Offenbarung Denkenden alle Welt besiegen. Ich hoffe, daß die Lichter der Geistigkeit über dieser Stadt scheinen werden, daß das Dunkel der Materie weicht. Ihr müßt euch aufs äußerste darum bemühen und seid dessen gewiß, daß die Zeit kommt, in der Europa durch dieses Licht erleuchtet wird. Jetzt umhüllt dunkler Fanatismus und Aberglaube die Menschen und ihr Sinn steht nach dem materiellen. So lange als die menschliche Kraft nicht genügt, diesem zu widerstehen, ist die Macht des heiligen Geistes vonnöten, um die Wirklichkeit zu entdecken und um die Hüllen des Fanatismus und des Aberglaubens weg zu ziehen und um die Dunkelheit der Materie verschwinden zu machen, denn es gibt nur eine Wirklichkeit, die nicht vermehrt oder vermindert werden kann, das ganze bildet eine Einheit“.

Die Anwesenden frugen über die Bedeutung des „Lehrers“ und über Gott. Er antwortete:

„Lehrer bedeutet: der richtige Erzieher, der die Offenbarung der göttlichen Eigenschaften ist. Eine Seiner Eigenschaften ist das Auferziehen, und eine weitere Seiner Eigenschaft ist Väterlichkeit, denn Er ist der Urheber des Seins und der Existenz. Er ist der Schöpfer der Namen und göttlichen Eigenschaften, Er ist ein Spiegel, der die Sonne der Wirklichkeit wiederspiegelt. Aber das Wort Lehrer nach der Auffassung der Philosophen benennt eine Person, die ihresgleichen nicht hat. Bis heute sind zwei Lehrer unter den Philosophen in die Welt getreten, einer war Aristoteles, der weise war in allen Wissenschaften und Künsten seines Zeitalters, der zweite ist Farabi (ein Perser), der sich als den zweiten Lehrer benannte. Als König Padischa die größten Meister ihres Fachs zu sich berief, widersetzte sich Farabi allen Anwesenden, ja selbst dem ersten Meister der Musik und überzeugte sie alle, daraufhin gaben sie ihm den Namen — der zweite Meister. Der dritte war Sina (ein Araber). Auch zu seiner Zeit erfolgte eine solche Einberufung der Meister der Wissenschaft, die er alle besiegte außer dem Musikmeister, der auf gleicher Stufe mit ihm stand; man gab ihm daher nicht den Titel Meister, sondern Präsident oder Haupt, denn in der Musik fand er seinesgleichen. Solche Menschen tragen den Namen Lehrer bei den Philosophen. Wir nennen Christus einen Lehrer, d.h. den Mittelpunkt der himmlischen Erleuchtung, der wie ein Spiegel in äußerster Reinheit das Sonnenlicht widerspiegelt. Wir bezeichnen mit dem Namen Lehrer die Manifestation Gottes, den Mittelpunkt der menschlichen Vollkommenheit, der auf Erden unter den Menschen lebt und der höchste Vermittler zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf ist“.

Als am Nachmittag ’Abdu’l-Bahá einen Spaziergang machte, kam Er an der großen Karls-Kirche vorüber und trat ein, da sie leer war und sagte:

„Wie schön ist dieser Dom für das Auge geschmückt, aber wie leer ist er an Geist und Wirklichkeit“.

Den Abend brachte der Meister in der türkischen Gesandtschaft zu.

Nächsten Tages besuchte ’Abdu’l-Bahá den Zoologischen Garten, beim Anblick der Raubtiere sagte Er:

„Sieh dir diese wilden Tiere an, wie sie zum Sklaven des Menschen geworden sind, so stehen alle Kräfte der Natur unter der Macht und Herrschaft des Menschen!“

Der Tag verlief mit Unterredungen und Diktaten von Tablets. Am Abend fand wieder eine Versammlung bei den Theosophen statt, die zu Ehren ’Abdu’l-Bahás anberaumt war. Seine Worte handelten von der Seele, die in allen [Seite 56] Dingen vorhanden ist und die sich in Form und Erscheinung offenbart. Er sprach ausführlich über die Verbindung zwischen dem Erschaffenen und den Einflüssen und den Zusammenhängen. Die Aufrichtigkeit und Ergebung der Freunde war auch nach diesem Vortrag augensichtlich. Auf dem Rückweg zum Hotel dankte der Meister für die Bestätigung und den Sieg des Königreichs Abhás und sagte:

„Wir erwarteten ein solches Beisammensein mit so vielen vergeistigten Menschen nicht in dieser Stadt, ich sah in vergeistigte Gesichter, die von dem Licht Gottes erleuchtet sind."

Am 22. April nach dem Frühgebet sandte der Geliebte gesegnete Sendschreiben an Seine Freunde. Hierauf kamen Besuche, zu denen Er unter anderem sagte:

„Das Vorrecht des Menschen liegt in seiner Vergeistigung und in der göttlichen Kultur, in innerer Ruhe und dauerndem Glück. Der Mensch erreicht diesen Zustand dadurch, daß er in das Reich Gottes eintritt und dadurch, daß er nach den göttlichen Geboten handelt. Diese Vollkommenheit ist wie ein leuchtender Stern am Firmament der Seele. Wenn ein solches Glück und eine solche Vergeistigung erlangt ist, so steht jede andere Art von Glück im Licht des ersteren und jede Freude hängt davon ab“.

Weiter sagte Er:

„Diese Stadt ist wie ein Ameisenberg, dessen Ameisen fliegen möchten. Meine Hoffnung ist, daß ihr zu diesen Seelen zählen werdet, die aus dem beschränkten Kreis der Materie in den grenzenlosen Aether aufsteigt und euren Flug nach dem Gottesreich nehmt!“

Den nächsten Morgen kamen Theosophen zu Besuch und baten den Meister um Seinen Segen, daß sie in geistiger Erkenntnis fortschreiten können, Er sprach zu Ihnen:

„Für die Menschheit gibt es zweierlei Art von Fortschritt, einen körperlichen und einen geistigen. Körperliche Fortschritte sind zeitlich und haben die Vergänglichkeit zur Folge. Wenn der Mensch noch so gute Fortschritte macht, so kann er doch nie ein volles Glück und wirkliche Ruhe finden und die Erinnerung an ihn wird nicht bestehen bleiben, er wird vergessen werden. Der geistige Fortschritt aber schafft ewiges Glück und ist eine Quelle der Erziehung und des Schutzes für die Menschheit, ja er bedeutet ewiges Glück für die Menschheit. Es ist aber nötig, sowohl diesen als auch jenen Fortschritt zu pflegen bei den Menschen, sowohl das materielle als auch das geistige. Im Vergleich zu der geistigen Hilfe ist die physische Hilfe begrenzt. Die Führung der menschlichen Seele jedoch und geistige Hilfe sind unbegrenzt, und wenn beide zugleich vorhanden sind, ist es um so besser. Sicherlich besteht Vollkommenheit in der Vereinigung geistiger Tugenden und körperlicher Veranlagungen. Das Licht einer Lampe hängt von der Reinheit und Feinheit des Glases ab. Wenn aber ein Mensch nicht fähig ist, göttliche Führung oder geistige Hilfe geben zu können, so sollte er nicht traurig darüber sein, denn er ist sodann entschuldigt, doch muß er suchen, daß er die Gnade Gottes erwerbe und versuche die Seelen zu führen. Ebensowenig soll der Mensch, der keinen Anteil an weltlichem Gut hat, bekümmert sein. — Wie viele Millionen Menschen helfen anderen, aber da es in physischen Dingen geschieht, so sind ihre Spuren begrenzt, Menschen aber, die sich bemühen und die Verbreitung der Führung sind und die das Gotteswort festzuhalten suchen, wie die Jünger, werden ein dauerndes Gedenken haben, sie sind in den Besitz des ewigen Lebens gekommen. Wir müssen suchen, diese Gnade, diese Gabe und diesen Segen Gottes zu erlangen und gleich den Jüngern die Seelen zu führen.

Die Besucher frugen, wie sie diese Kraft erlangen könnten, Er sagte zu ihnen:

„Tretet ein ins Reich Gottes, daß euch auf jede Weise geholfen werde. Es gibt Frauen in Persien, die vermögenslos sind, aber sie setzen alles daran, um geistig zu führen und zu helfen. Ich hoffe, daß ihr angestrengt arbeitet, um der Anlaß der Führung für euch selbst und für andere zu sein. Aber das Glück der Menschen, das durch die seelische Freiheit und Unabhängigkeit des Herzens kommt, macht den Menschen, wenn er auch ohne jeden Pfennig ist, dennoch glücklich und ohne diese seelische Befreiung ist er mit allem irdischen Reichtum, den die Erde bieten kann, dennoch nicht glücklich. Der Hang zu dieser irdischen Welt steht den Kindern zu. Der Mensch soll an den göttlichen Gaben hängen, damit er sich eine äußere und innere Vollkommenheit erwerbe. Alle Arten der weltlichen Verleihungen sind andersartig und alle [Seite 57] gehen dahin. Vergleicht daher die heilige Sache Baha’u’lláhs nicht mit anderem, denn diese Lehre umschließt und enthält alle anderen Dinge. Die Nachfolger jeder Religion oder Gemeinschaft finden ihre eigene Grundlage in dieser Lehre und gleichzeitig macht diese heilige Lehre die Menschen zu neuen Geschöpfen, sie läßt sie neu geboren werden, sie wandelt die Lüge in Wahrheit und Unwissenheit in Wissen, sie klärt was unklar ist, sie wandelt Angst und Furcht in Mut und Gelassenheit, sie macht die Stummen beredt und verleiht den Tauben das Gehör. Es handelt sich nicht allein um die Umstellung der Denkweise, sondern der Mensch soll täglich innerlichen Fortschritt machen, er soll die Einheit der gesamten Menschheit zu Wege bringen, er soll die Herzen der Menschen mit der Liebe Gottes erleuchten. Die Bahai-Lehre ist der Jakobsbrunnen, sie reinigt die Seelen von aller Unreinheit und veredelt und heiligt sie. Ich hoffe, daß ihr aus diesem Quell trinken werdet und daß ihr eine solche Kraft empfangt, daß ihr die Seelen führen und zur Erkenntnis bringen werdet. Diese heilige Stufe wünsche ich für euch, ich hoffe, daß ihr in das Königreich eintretet und Ruhe und ewiges Glück erlangt. Wenn ihr auch alle Schätze der Erde besäßet, so würde vor euch doch ein Ende in Trübsal und Mühsal stehen!“

Die Anwesenden frugen: „Wie können wir in das Reich Gottes kommen?" Der Meister antwortete ihnen:

„Dadurch, daß ihr die Lehre Baha’u’lláhs euch zu eigen macht und daß ihr nach Seinem Befehl handelt. Wenn ihr die Lehre in euch aufnehmt und euch darin vollendet, werdet ihr sehen, wie gesegnet ihr sein werdet!“

Später kamen weitere Besuche, zu denen 'Abdu'l-Bahá folgende Worte sprach:

„Wir kamen nach Europa und trafen Perser, Leute die in keiner Weise mit Religion oder auch mit einer Organisation materieller Art zu tun haben, die aber versuchten, gegen uns aufzutreten. Sie sagten zu Christen, daß wir weder der Anlaß der Würde und Kultur Persiens, noch der Anlaß zum Untergang Persiens seien. Wir haben uns in die Umwälzungen in jenem Land keineswegs eingemischt. Es ist seltsam, daß diese Personen außerhalb Persiens sich erlauben, uns derartiges zuzuschreiben, die selbst unter sich keineswegs einig waren, ja sie stellten sich alle gegeneinander. Es wäre notwendig, daß sie jetzt gleicher Ansicht wären und über die Errettung und die Zukunft ihres Landes ernstlich nachdächten. Persien bedarf einer großen Kraft. Wir sollten bemerken, daß alle klugen Menschen der Nation, besonders die Philosophen die Tragweite und Wichtigkeit dieser Frage in Betracht ziehen. Bryan, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Amerika, der oftmals in den Orient reiste, zählt zu den wohlbekannten klugen Menschen, die wissen, daß der Orient und insbesondere der Fortschritt der Mohammedaner allein davon abhängt, daß sie sich an die Bahailehre halten. Ein Fremder betont mit solchem Nachdruck diese Lehre, aber der Perser selbst erkennt dies nicht. Gott ließ solch eine Sonne am Firmament des Ostens aufgehen und die Perser schlafen immer noch. Es kommt so oft vor, daß ewiges Heil in das Haus von einem Menschen kommt, dieser sich aber mit aller Macht dagegen auflehnt“.

Nach diesen Worten sprach ’Abdu’l-Bahá über die erste Zeit des Islam und sagte:

„Die Nachkommen jener Menschen, die im Anfang der heiligen Offenbarung Mohammeds den Propheten verfolgten und ihn schmähten, nahmen in kurzer Zeit seinen Namen an — wie die Nachkommen des Ibn Safian und Abbas, die durch den Namen des Propheten Mohammed und durch ihren Gehorsam ihm gegenüber bekannt wurden — und trugen die Fahne ihres Ruhms hinaus. Ebenso ist den Persern der Wert dieser Gabe nicht bekannt, und die Gnade, die Gott den Persern gewährte. Bald kommt die Zeit, in der diese selben Leute hochgeehrt sein werden im Osten und Westen, dadurch, daß sie diesen Namen tragen werden; ja sie werden stolz auf das Land Persien sein und darauf dieser Nation anzugehören“.

A. Sch.

Fortsetzung folgt.


[Seite 58]



Report to the Friends in East and West.

(Continuation).

In the morning of April 18th the secretaries of our beloved Lord were ready for the departure of 'Abdu'l-Bahá to Vienna. Many friends had come to say farewell to the Beloved, all were deeply impressed by the Majesty and augustness of His personality. Many of the visitors were very sad at the thought of the hard separation, but He consoled them and asked them to follow the holy teachings, to spread the glad Tidings and to lead people to unity, Hungarian, Turks, American and the Hindostan friends came to the station. Each one in his language begged for blessings in their endeavours the spread the holy Cause. There were no Bahai in this town when the biessed feet of the Beloved touched this ground, but at His departure about 30 people were gathered around Him as devoted friends. His farewell words were a promise of their confirmation in their. service. These friends could not take their eyes from His holy countenance and their hands were stretched towards Him full of longing.

Toward evening Vienna was reached. ’Ab dwlI-Bahä and His travelling companions took rooms in the Grand Hotel. Alas, His health was not good and He could find no sleep that night. In spite of this restlessness He felt happy ext morning. The turkish ambassador heard the news of the Master’s arrival through the Consul in Budapest and asked for permission to call at the Hotel. But the Beloved Himself went to call on him accompanied by Seyyed Ahmad Bageroff and Mr. Herrigel. Though the ambassador was a follower of Islam, he showed great: interest in ihe journey of the Master to America and especially in the news of the emprisonment in Akka. He thanked the master in the warmesi terms and invited Him to be his guest. Returning to the hotel 'Abdu'l-Bahá said:

„People await the regeneration of the Islam by a person in an official position, but just the contrary happens“.

This afternoon visitors called, showing extreme joy at the arrival of 'Abdu'l-Bahá. He said to them:

„Your love attracted me, I did not come here for pleasure or to see this country, y came for the sake of men. Where we meet a soul open to the, reallity we enjoy happiness and good luck. I hope for good results through our meeting that the heart and souls of men may be illuminated, that eyes may be opened and hearts may be gladdened with everlasting joy. Beneath the shade of the tent of unity of mankind the soul will win peace for the soul, tranquility of heart and a new spirit and in countries where peace and reconciliation reigns they will find luck and tranquility. All are human beings and all are created by one living God!“

After these words He spoke about the Indogerman languages and about the first Generations of the West who came from ihe East, from the Ganges in India where they had originally emigrated fom Persia. He spoke about the large number of tribes who had emigrated to Europe, the Indogermans whose language in the course of time changed and from which side lines were formed. On account the differences of climate and countries their colour also varied. He continued:

„We hope, that ‘because they were originally one family, they will in future unite again and that they will be firmly bound together. Because they were originaly related by body they ought to become related by heart and soul !“

After the Beloved dismissed His guests He took a walk trough the town of Vienna which made a joyful impression on that day it being flower-day for the benefit of poor and sick children. At Schwarzenberg-Place He approached a young mother who was leading her little boy of two years by the hand, He caressed the child and gave him some of His flowers and put some money into his little hands. In the evening He visited the Theosophical-society „Adyar“ in the house of Professor Thorn. He lectured about animal and human reality and about the development and progress of the soul to the everlasting station. The listeners were full of enthusiasm. Though the Beloved was very tired and did not feel at all well, He nevertheless decided to speak to a number of persons beforei the lecture commenced.

Next morning April 20th Mr. Herrigel took the opportunity to inform ’Abdu’l-Bahá that some people in Germany oniy pretended interest in the holy Teachings but in reality they hoped to gain material advantages. He said:

„You must be very careful in this matter because in future many such people may approach us, you must examine carefully. You should not support any body who is able to work but will not do so!“ [Seite 59]

'Abdu'l-Bahá spoke about the Theosophical Society and turned to Mr. Herrigel saying:

„You must confer very kindly with the Theosophsists here, they are nearer to the holy Cause then anyone else in Vienna, because they have put aside all dogmas. Their good influence will improve them. You have the gift of conviction, you must send pamphlets to them and remain in contact with them. Later on you must come here again and teach the Cause. Later Vienna will become a great centre of the holy Cause. Teach them with wisdom and speak to them, as we spoke to them yesterday!“

Mr. Herrigel reported to the Master about his translation of the message to the Jews in German, He said:

„Very good very good, this lecture is also very important for the Christians, because we were reproached by the Catholics that we try to deny His Holiness Christ, whilst we proved to the Yews in the Synagogue at San Francisco the reality and the validity of Christ. You must spread this pamphlet widely“.

Gentlemen of the Theosophical Society called during the morning until noon and spoke also of the life of hermits and proved by several exemples how useless such a life is, He explained, that such people are often a burden to others ontside of monastry life who have often to labour for those people. One of the gentleman spoke about monks and nuns who are very useful for the public, the Master replied:

„Where this is the case, we must highly esteem these people and show great love to them, because in that case, they serve human kind. Volontarily to live a secluded life to serve men is not forbid den, this is another matter‘“.

He continned:

„l am very happy, that I was present at the meeting, in a gathering where people believe in spiritual things and in a world beyond the material world. I hope, that they may succeed in overcoming the material world and that they may convince the head or leaders, called philosophers. To day the material world has overcome the world of religion, be cause people belonging to religion are sunk in imitation and the material people are submerged in the world of matter. It is certain that matter and imitation will be overcome, because the spiritual people and those believing in divine Manifestation will overcome all the world. I hope, that the lights of spirituality will shine all over this world, that the darkness of matter will vanish. You must strive to your utmost, and be assured that the time will come when Europe will be enlightened Iy this light. Fanaticism and supersti#on veil people at this time and their endeavour is fixed upon materialism. As long as human power is not sufficient to resist, the power of the holy Spirit is needed to discover the reality and to destroy the veils of fanaticism and prejudice, and to make the darkness of the material world, disappear there is but one reality which cannot be increased or diminished, all is one“.

The Beloved was asked about the meaning of teacher and about God. He replied:

„Teacher means the real educator being the manifestation of divine attributes. One of His attributes is the education and another of His attributes is fatherhood, because He is the Creator of all being and of all existence. He is the possessor of names and divine virtues, He is the mirror reflecting reality. But the word teacher according to the idea of the philosophers is a person not to be compared to other persons. Up to today two teachers amongst the philosophers have appeared, one of them was Aristoteles who was wise in all the knowledge and arts of his time, the second was Farabi (a persian) calling himself the second teacher. When King Padisha called the most celebrated men of their faculties, Farabi was opposed to all, went to the first professor of music and convinced them all, upon which they called him by the name of the second teacher. The third was Sina (an arab) at his time such a meeting ofallgreat man ofscience also took place, he overcame them all except the master of music, being at the same station as himself, therefore he did not get the title of master, but president or head, because in music he found someone equal to himself. Such men are called teachers amongst the Philosophers. We call His Holiness Christ a teacher, that is to say the centre of divine illumination, like a mirror reflecting in utmost beauty the rays of sun we give the name teacher the Manifestation of God, to the point of human perfection living on earth amongst men, the [Seite 60] most high mediator between creator and creation“,

When 'Abdu'l-Bahá took a walk in the afternoon He passed the great Charles-Church and entered because there was no service and said:

„How beautifully this church is adorned for the eyes but how empty in Spirit and reality“.

The Beloved spent the evening in the turkish embassy. The next day 'Abdu'l-Bahá visited the zoological gardens. The sight of the wild anials He said:

„Look at these wild beasts, how they became the slaves of men, thus all forces of nature stand under the power and sovreignity of men“.

The day passed with visits and dictation of Tablets. In the evening again a meeting in the Theosophical circle took place in honour of 'Abdu'l-Bahá. He spoke about the soul existing in all kingdoms manifestating itself in form and phenomen. He spoke in detail about the connection and influence between the created things The sincerity and devotion of the friends was very evident that day. On the way back to the hotel the Master thanked for the confirmation and the victory of the Kingdom Abhäs and said:

„We did not expect a meeting with so many spiritual people in this town, we saw the shining faces illumined by the light of God!“

On April 22nd after the morning-prayer the Beloved sent blessed Tablets to His friends, afterwards visitors came, He addressed them in the following words:

„The privilege of man lies in his spirituality and in divine culture, in inmost tranquillitiy and everlasting spiritual luck. Men can attain this station by entering the kingdom of God and by acting according to the divine commandsments. This perfection is like a brillant star one firmament of the soul. If such luck and such spirituality is reached, every other kind of happiness is enlightened by the former one and all joy depends on it.

Furthermore He said:

„Ihis town is like an anthill, whose ants would like to fly. It is my hope, that you will be of those souls, who will rise from this terrestical sphere to the limitless ether and that you will ascend to the kingdom of God“.

Next morning Theosophists came in the Holy Presence asking confirmation and blessings that they might advance in spiritual perception, He said to them:

„There are too kinds of progress for men, a bodily one and a spiritual one, bodily progress is temporary and disappears. If man makes the best progress possible he never can attain real luck and full tranquillity and the remembrance of him will not last, he will be forgotten. But the spiritual progress causes everlasting happiness and is a source of education and success for mankind, it means eternal luck for mankind. But it is necessary for men to cultivate the progress of both the material progress as well as the spiritual one. Compared to spiritual help physical help is limited. But the guidance of the human soul and spiritual help are limitless. Surely perfection exists in spiritual virtues and bodily talents. The light of a lamp depends on cleanliness and refinement of the glass. But if man is not capable to spread divine guidance or spiritual help, he ought not to be sad about it because he is excused but he must try to win the grace of God to become able to guide souls, In the same way man who is not blessed with worldly goods must not be sad. — How many millions of people help each other, but because it is in physical matter, the traces are limited but men who endeavour by guiding souls and by spreading the holy Teachings and who try to keep the word of God like the disciples will always be remembered, they have attained eternal live. We must endeavour to get this grace, this gift and these blessings of God to guide souls as the disciples did in the time of His Holiness Christ“.

The visitors asked how they could reach this power. He hold them:

„Enter into the kingdom of God that you may be assisted at any time. There are women in Persia without any fortune, but they sacrifice all to lead souls in the spiritual way and to be of help wherever they can. I hope you will try day andnight to become the cause of guidance for yourself and for others. But the prosperity of men created by spiritual freedom and by independance of heart makes man happy, even if he is without any material posession, and without this spiritual freedom he cannot be happy even it all material wealth ofthe world is granted to him. The love of this. [Seite 61] mortal world belongs to children. Man should be attached to the divine gift that he may aquire complete and inner perfection. All sorts of worldiy endowments are of various kind, and all vanish, therefore do not compare the Cause of Baha’u’llah with other ones, because this teaching includes and contains all others. The followers of every religion or sect find their own foundations in this Cause and at the same time this holy teaching makes man a new creature, he is newly born, ignorance is changed into truth and wisdom, it clears everything which is unclear, and changes fear into courage and tranquility, itmakesthedumbspeak and the deaf hear. It does not anly speak in another way of thought, but day by day man shows progress, he ought to establish unity amongst men, he must enlighten the hearts of men with the love of God. The holy Teaching is the well of Jacob, it purifies souls from all uncleanliness, and enobles and uplifts them. I hope you will drink of this lifegiving water and that you may get enough power to guide souls to the perception of reality. I hope you will attain this blessed station, I pray to God, that you imay enter this kingdom and attain tranquillity and eternal felicity. Even if you posssessed all the wealth of the world, the end would he disappointment and sadness for you!“

(continuation follows.) A. Sch.



El la libro „Vivo kaj instruoj de Abdul Baha Abbas“.

La Historio de Lia Vivo. *)

Por intormigi la leganton pri la vivo de Abbas Efendi mi publikigis pli frue jam tinjn pa$ojn pri Liaj ecoj, kiuj estas nekutimaj kaj valoras rigardon antau dio. Ci tiuj ecoj estas sole la ekflorado de firma, ebena kaj hardita naturo, kiu estu rigardata de &iuj flankoj. Je la diversaj cirkonstan coj de !’vivo, li povas esti kiel decidema kaj serioza kaj cedema, tiel bonvola kaj kompate.na. En Lia granda familio, Li estas la certa kaj zorgema estro, sed ankaü la bonvola patro kaj amoplena edzo. Inter la viroj, Li estas firma kaj virema, Li estas la altrangulo kun nekutima kaj kun firma universala sento, Inter Liaj anoj, Li esias la plenumanto, la administranto kaj organizanto Ciuafere.

Profesoro Browne, kiu vizitisLin en Akka en la jaro 1890, Lin priskribas en sia libro „A Travellers Narative“ paßo 36 je la sekvanta maniero: „Maloite mi vidis homon, kies konduto faris tiom da enpreson en mi, kiel ties, Li estas mezgrandulo, firma konstruita kun rekta sintenado. Lia kapo estas kovrita per tuko blanka, malsupre kiu ondas longaj bukloj nigraj, kiuj atingas la Sultrojn. Lia lar$a frunto firma pensigas je vigla prudento kaj nefleksebla volo. Li posedas okulojn netimemajn.kiel de l’falko, kaj firme elpresigitajn, sed agrablajn fizionomioj. Tio &i estis mia unua enpreso pri Abbas Efendi, pri la Majstro, kiel Li estas noma, ta de la Bahaanoj pro altestimo. La interparalado ankoraü altigis la estimon, kiun faris plifrue Lia persono. Mi ne opinias, ke en la parolema, kapabla, prudenta raso, al kiu Li apartenas, unu trovigas, kiu scias paroli tiel konvinkinte, alduki tiel bonajn komparojn, kaj kiu tiel profunde scias la Sanktajn skribajojn de l’hebreoj, de la kristanoj kaj mahometanoj. Dum ni vidis &i tiajn ecojn, kunigitajn kun Lia majesta kaj viviganta esenco, mi ne miris plu pri la influo kaj la estimo, kiun Li ricevis el ekster la Cirkaüajo de l’anoj de sia pastro. Pri la grandeco kaj pri la potenco de Ci tin homo dubos neniu, kiu Lin estas vidinta unufoje.“

Tradukito de K. Täubler, Vieno.

  • ) Tia ä-supre estas parto el la dua Sapitro de la libro de Phelps. La unua Cap. aperis je Novembro 1928 kajero de la mema gazeto.


Tabuleto de Abdul Baha.

O servantoj de la mondo de la homaro!

Felica estas via siato, Car via celo estas homana kaj via espero estas la Unueco de la mondo de la homaro. Unu el la kaüzoj de malkompreno inter la nacioj estas la diverseco de lingvoj. Vi klopodas antaüenpusi la universalan helplingvon. Do, klopodu, ke vi posedu perfektan elekventecon en la esprimo de tiu Ci lingvo Esperanto kaj levigu por disvastigi Sin. Sed faru tiun & lingvon rimedo por disvastigi la Diajn Aromojn, Car tiu Ci estas la kaüzo de la vivo kaj la rimedo de la Savo. Sur vi estu BahaEl Abha

Abdul Baha Abbas

Port Said, Egiptujo, 9. Julio 1913.

[Seite 62]



Der Geist der Einheit.

Die sichtbare Welt ist die Welt der Uneinigkeit. Alle großen Bestrebungen auf politischem religiösem oder geistigem Gebiet werden durch die fortwährende Abzweigung neuer Gruppen gelähmt. Sie haben nicht von dem Geist der Einheit getrunken. Schon Jesu Jünger waren auf diesen Geist bedacht. Nicht weltliche Auffassung, nicht Jude, Grieche oder Römer, sondern allein Christus. Wäre die Menschheit diesem Geiste gefolgt, wäre es um sie anders bestellt.

Göttliche Gnade hat uns das Licht, welches uns den Weg zeigt, aus dieser Welt der Uneinigkeit herauszukommen, von neuem aufgehen lassen, Baha’u’lláh verkündet, daß alle Wesen dieser Welt in größter Güte Glieder einer Gemeinde sein sollen. Unser Gebet ist, durch die göttliche Gnade ausgezeichnet zu werden, täglich mit dem Geist der Einheit geschmückt zu werden.

In anderen religiösen und geistigen Bestrebungen wird oft auf die Art des Lehrens und auf örtliche Eigenarten eine große Bedeutung gelegt. Ja, es bildet sich auch hier die menschliche Gewohnheit heraus, einen Unterschied zwischen Nord- und Süddeutschland zu machen. Um die schöne Aufgabe zu erfüllen, ein Vorbild für unsere Mitmenschen zu sein, müssen wir uns nach dem Gebot Baha’u’lláhs vom Irdischen trennen. Um unsern Mitmenschen das Feuer, das in unserem Herzen glüht, mitzuteilen, kommt es auf den Geist, der aus unseren Absichten spricht, also nicht auf örtliche oder persönliche Eigenart an.

Das Sehnen unserer Herzen kommt in den Worten Baha’u’lláhs zum Ausdruck: O, mein Gott! Vereinige die Herzen Deiner Diener und offenbare Du ihnen Deine großen Absichten.

Schwerin, 17. Mai 1924. Karl Klitzing.



Bericht.

Die Bahaigemeinde Stuttgart feierte in ihrem Versammlungslokal des Bürgermuseums den Geburtstag ihres geliebten Meisters 'Abdu'l-Bahá. Eine Fülle der schönsten Frühlingsblumen waren aufgestellt und schmückten das herrliche Bild unseres Meisters.

Fräulein Stäbler eröffnete den Abend mit schönem Gesang. Nach dem Gebet hielt Frau Alice Schwarz eine Ansprache, welche wohl allen Anwesenden tief zu Herzen ging, war es doch ein Flehen aus tiefster Seele, wir alle möchten die Größe unserer Zeit erkennen, alles Trennende überbrücken und übersehen in größter gemeinsamer Liebe die herrlichen Gebote 'Abdu'l-Bahás befolgen. Jeder Einzelne müsse dazu beitragen, Shoghi Effendi’s Herz glücklich und froh zu machen. Dies könnten wir nur durch Einigkeit, gegenseitige Wahrhaftigkeit, Treue und Liebe.

Unter Frl. Stäblers Leitung sang ein von ihr geleiteter und ins Leben gerufener Chor schöne Bahai-Lieder. Erfrischungen wurden gereicht. Herr Herrigel hielt eine Ansprache über die Bedeutung des Tages, gedachte des Báb, und sprach über die große Umwälzung der Erfindungen, welche seit dem Tag der Erklärung über die Erde gegangen ist.

Zum Schluß sprach Herr Kommerzienrat Schwarz Worte der Liebe und Verehrung für 'Abdu'l-Bahá, er erzählte von der wunderbaren Zeit, welche er mit seiner Gattin in Akka zubrachte und bat alle, in Liebe und Einigkeit zusammenzuhalten, rief uns den Brief des ‚größten heiligen Blatts“ in Erinnerung und sprach den Wunsch aus, unsere Liebe möchte Shoghi Effendi’s Herz so erfreuen, daß er sich dadurch zu uns gezogen fühlt und sein Herz mit Freude erfüllt werde.

Diese weihevolle Feier wird den Freunden in schönster Erinnerung fortleben, denn Er war fühlbar mitten unter uns.

A.v.M.



Es war am 4. April 1913, da unser geliebter Meister ’Abdu’l-Bahá in Eßlingen die Kinder zu sich rief und diese sich um ihn scharten. Alljährlich veranstalteten seitdem die Freunde in Eßlingen zum Gedächtnis dieses Tages ein Festlein für die Jugend. Am 27. April ds. Js. wieder versammelten sich nahezu 250 Freunde aus Eßlingen, Stuttgart, Zuffenhausen, Fellbach und Heilbronn in den Räumen des Museums, denselben, in denen vor 11 Jahren der Meister geweilt hatte, um mit den Kindern des Rosengärtleins das Fest der Jugend mitzufeiern.

Goldener Sonnenschein flutete draußen über die blühenden Bäume und helles Licht strahlte aus den Augen der Kinder. Man weiß nicht, was man von dem Gebotenen zuerst erwähnen soll, jedes war eine Leistung für sich: die frischen Gesangsvorträge der Mädchen, oder die Rezitationen von den Worten Baha’u’lláhs und ’Abdu’l-Bahás in deutsch und Esperanto, was die Kinder des Rosengärtleins zu lernen sich unablässig mühen.

Den Höhepunkt bildete wohl die Aufführung eines von unserem Freund Dr. Grossmann, Hamburg, für die Eßlinger Jugend verfaßten Festspiels: „Das Märchen vom verlorenen Schatz“. — In sehr ausdrucksvoller Weise stellten Erna Kauffmann das arme Waisenkind und Gertrud Nachmann die gütige Fee dar, die mit ihren [Seite 63] Wald- und Seegeisterchen dem Waisenkind den Weg zum wahren Leben wiesen. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen die Reigen und rhythmischen Tänze der Geisterlein, für deren Einübung wir Frl. Fuchs aus Eßlingen sehr zu Dank verpflichtet sind. In ihren bunten Gewändern spazierten die lieben Elflein saalauf - saalab, den Festteilnehmern Erfrischungen der köstlichsten Art anbietend. „Das Fest wird schöner mit jedem Jahr“, hörte ich verschiedene Freunde sagen. Ja, und ein Blick in und aus diesen strahlenden, maifrischen Kinderaugen, aus denen nur Frohsinn, Freude und Liebe leuchteten, überwanden die kleinlichen Sorgen und Zwistigkeiten der Zeit. Der Frühling, die Jugend, die Liebe hatten auf ganzer Linie gesiegt und die Herzen erobert!

A.Sp.


Brithday festiral of ’Abdu’l-Bahá.

The Baháis of Stuttgart gathered together in Burgermusum to celebrate the holy Brithday of His Holiness ’Abdu’l-Bahá and the day of declaration of His Holiness El Báb. The beautiful picture of our Beloved was decorated with numbers of flowers. Miss Julia Stäbler sung holy songs and thereby got the audience into a mood of prayer. After the prayer Mrs. Alice Schwarz gave a lecture which appealed deepiy to the hearts of all present, it was a supplication from the depths of her soul that every one might recognise the great importance of this time, that everything might be forgotten which could separate the hearts of the friends and overlooked in an allembracing love, in this great love for ’Abdu’l-Bahá and in following His commands. She said, that each and all must endeavour to gladden the heart of our beloved Guardian and add to the happiness of Shoghi Eftendi. This can only be attained by unity and faithfulness to one another and by obediance and love.

Then a chorus instructed by Miss Julia Stäbler sung some sweet Bahai-songs. Mr. Wilhelm Herrigel gave a lecture on the influence of this important and new Revelation, he also spoke about the great changes the decoveries and inventions which had taken place since the Báb had come to manifest. A lovely poem on ’Abdu’l-Bahás Birthday was also written and recited by Miss Isolde Hönes.

Consul Schwarz lectured on the love of ’Abdu’l-Bahá, he spoke of his experiences in His Presence here, and of the deep impression made upon himself and his wife at the centre of the holy Cause, in Haifa, what kind of love he experianced and what a paradise this love means for humankind. He implored all friends to get in nearest contact with one another and called the letter of Bahaijji Khanum in the memory of the friends and expressed the wish, that everything might be done to rejoice the heart of Shoghi Effendi and to attract him by purity and faithfulness to his German servants. This blessed meeting, devoted to His Holiness EI Bäb and our most beloved Master ’Abdu’l-Bahá will ever be remembered by the friends, because „Me was with us in our midst“.

A.v.M.


Report from Eßlingen.

On April 4 th 1913 our beloved Master ’Abdu’l-Bahá honoured Eßlingen with His holy Presence And gathered the children around Him. In memory of this day, the friends of Eßlingen annually arrange a festival for the Bahai-youth on Sunday April 27.th. About 250 persons were gathered together in Eßlingen, they came from Stuttgart, Zuffenhausen, Fellbach and Heilbronn, they met in the Museum in the same saal in which 11 years before the Beloved was present. It was a beautiful sunny day, the sun shining brightly in nature and in the eyes of the children. Very good musical performances as well as recitales of the Words of Baha’u’lláh and ’Abdu’l-Bahá in German and Esperanto took place. A piece written by Dr. Großmann-Hamburg was performed: „the fable of the lost treasure“. Some of the young girls represented the benevolent fairy and the poor orphan, surrounded by little pucks guiding the girl the right way for life most charmingly. In rythmic dances taught to the young people by a lady of Eßlingen, made the same good impression. The fairies offered the friends refreshments. This joyful day and the glistening eyes of all these happy children helped one to forget the daily miseries and disharmony of the present troublied times, Springtime, youth and love won the victory.



Bahai-Arbeit.

Auf Einladung des Evangelischen Vereins in Gross-Strelitz hielt unser lieber Freund, Herr Emil Rampoldt dorten am 21. Mai ds. Js. vor etwa 60 Personen dieses Vereins einen Vortrag über die Bahaibewegung und die Bahailehre, der von den meisten Anwesenden mit Beifall aufgenommen wurde.

Den seitens der Geistlichkeit gemachten Einwendungen begegnete Freund Rampoldt in taktvoller aber bestimmter Weise. Wir beglückwünschen ihn zu dieser ersten Arbeit an der Oeffentlichkeit und sind überzeugt, daß sie nicht vergeblich getan sein wird.



Bahai-Kongress.

Unser diesjähriger Kongress wird am Samstag den 20. und Sonntag den 21. September im Bürgermuseum in Stuttgart tagen. Ein ausführliches Programm folgt in einer der nächsten Ausgaben der „Sonne der Wahrheit“.


[Seite 64]


Das Rosengärtlein

heisst die von unserem lieben Bahaifreund Hrn. Dr. Hermann Grossmann in Hamburg, Petkumstrasse 19 ins Leben gerufene und herausgegebene Kinderzeitschrift, von der dieser Tage die dritte Nummer erschienen ist. Es ist eine dankenswerte Aufgabe, die Kinder in den Geist der Bahailehren einzuweihen und ihnen den hohen Wert derselben in geeigneter Weise vor Augen zu führen. Möge dieser Arbeit Heil und Gottes reicher Segen beschieden sein.



Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart

Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33

In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’u’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha’u’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50

17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20


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Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.


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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)