| SONNE DER WAHRHEIT | ||
| Heft I | MÄRZ 1924 | |
| ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART | ||
Die Hauptpunkte der Bahailehre [Bearbeiten]
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.
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SONNE DER WAHRHEIT
| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, fürs Ausland 1,80 Goldmark. |
| Heft 1 | Stuttgart, im März 1924 | 4. Jahrgang |
Inhalt: Die drei Arten von Verfolgungen. — Tablet ’Abdu’l-Bahás an Dr. M. D. Skinner in Washington über Verleumdungen. — Den Geliebten des Herrn und den Dienerinnen des Barmherzigen in Hamburg, Gera, Schwerin und Warnemünde. — Das Leben des Báb. — Bericht an die Freunde im Osten und Westen. Report to the Friends in East and West. — Parolado de Abdul Baha. — Prego. — Words without deeds are worthless. — Will anyone write to a prisoner who is ill? — Visit. — Wer will einem kranken Gefangenen schreiben? — Auszug aus einem Brief der geistigen Arbeitsgemeinschaft Haifa. — Bericht aus Hamburg. — Bericht üb.d. Vortragsreise v. Hrn. Wilhelm Herrigel. — Besuch. — Bahaikongress — Bahai-Neujahr.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Wer sich starr an den Buchstaben hält, der zeigt dadurch, daß er den Wunsch nach Führerschaft in sich trägt. Wer sich anmaßt die Verordnung streng durchführen zu wollen, zeigt wohl ein intellektuelles Verständnis, aber das, was zu einer geistigen Führung gehört, geht ihm ab.
’Abdu’l-Bahá.
Es sei denn, daß der Mensch Gott erkennt, so kann er sich auch selbst erkennen, denn der Mensch muß zuerst das Licht der Sonne schauen und durch das Licht sich selbst erkennen. Ohne Licht ist nichts erkennbar.
’Abdu’l-Bahá.
Die Welt steht im Zeichen des Aufruhrs und die Aufwiegelung nimmt Tag um Tag zu. Ihr Antlitz ist der Abirrung und der Religionslosigkeit zugekehrt. Ihr Zustand wird so traurig werden, daß es heute zu enthüllen nicht angemessen und angängig wäre. Gar manche Tage werden darüber hingehen bis sie erlöst ist von ihrer schlimmen Last. Und im Zeitenlauf wird alles plötzlich zu Tage treten was in das tiefste Herz der Menscheit Entsetzen schleudern wird; dann und nur dann wird die göttliche Fahne entfaltet werden und die Nachtigall der Heiligkeit auf dem Baum des Lebens jubilieren....“
Baha’u’lláh.
Eine Äußerung, die am 12. Shavval 1295 A.H. (circa 1878 a.D.) dem geschätzten Lehrer Hayi Muhammad Ibráhim Jazdi gegenüber gemacht und von Mirza Hasan-i-Husháládi ausgewählt und im Bahái Bulletin von Teheran Nr. 14, vom 8. Sharn’I-Ilm 80 veröffentlicht wurde.
Die drei Arten von Verfolgungen.
Eine Rede ’Abdu’l-Bahás in Amerika.
Veröffentlicht im Star of the West, 5. Juni 1913.
Alle diejenigen, welche sich in der Sache Gottes erheben und sich betätigen,
werden verfolgt und mißverstanden. Dies war immer so und wird auch immer
so bleiben. Laßt euch weder von Freund
noch Feind euren Frieden und eure Freudigkeit stören, noch euch an eurer Vollendung verhindern. Laßt eure Seele auf Gott gerichtet sein, dann werden euch Verfolgungen und Verleumdungen nur
noch strahlender machen. Das, was eure Feinde beabsichtigen, wird auf sie selbst
zurückfallen. Anstatt euch, werden sie sich selbst schädigen. Die Unterdrückung
entfacht das Feuer der Liebe zu Gott. Ihr müßt Verfolgungen und Bitternisse
willkommen heißen. Ein Soldat mag wohl Waffen tragen, aber so lange er dem Feind in der Schlacht nicht gegenübergestanden hat, hat er noch kein Recht auf eine Charge in des Königs Armee.
Laßt euch durch nichts entmutigen. Gott ist euer Helfer. Er ist unbesiegbar, unüberwindlich. Bleibt fest im himmlischen Bunde. Betet um Kraft, sie wird euch gegeben werden, einerlei, wie schwierig die Zustände auch sein mögen.
Als ich nach Akka verbannt wurde, erlebte ich drei Arten von Verfolgungen. Zwei davon waren leicht zu ertragen. Als ich in Akka ankam, legte man Ketten um meine Glieder und Ringe aus Stahl um meinen Nacken und um meine Kniee. Während die Wächter dies taten, lachte und sang ich. Die Wächter waren sehr erstaunt und sagten: „Wie kommt dies, du lachst und singst? Wenn andere Gefangene in dieser Weise in Eisen gelegt werden, dann schreien und weinen sie.“ Ich erwiderte: „Es freut mich, daß ihr mir eine so große Freundlichkeit erweist; ihr macht mich sehr glücklich. Schon lange war es mein Wunsch, die Gefühle eines in Eisen gelegten Gefangenen kennen zu lernen und das an mir selbst zu erfahren, was andere Menschen schon: erlitten haben. Bis jetzt habe ich nur davon gehört; aber ihr lehrt mich jetzt, was es ist. Ihr habt mir diese Gelegenheit verschafft, deshalb singe ich und bin sehr glücklich. Ich bin euch sehr dankbar.“
Nach einiger Zeit wurden die Männer, welche mich zu bewachen hatten, wie liebevolle Brüder und Kameraden zu mir. Durch freundliche Handlungen bemühten sie sich, meine Gefangenschaft zu erleichtern. Sie sagten: „Damit Du nicht dem Spott des Volkes ausgesetzt bist, wenn Du auf die Straße gehst, wollen wir Deine Kleider so ordnen, daß die Ketten nicht zu sehen sind.“ Sie nahmen die Ketten, welche um meine Glieder gelegt waren, wickelten sie zusammen und legten mir diese gleich einem Gürtel um den Leib; dann ordneten sie die Kleider so, daß die Ketten nicht sichtbar waren. Eines Tages hatte ich den Wunsch, in das öffentliche Bad zu gehen. Die Wächter sagten: "Wenn die Ketten nicht beseitigt werden, wird es Dir nicht möglich sein, in das Bad zu gehen, und überdies würden dieselben auf der Straße die Aufmerksamkeit des Volkes erwecken.“ Ich sagte: „Ich will dennoch gehen.“ Die Wächter wanden dann die herabhängenden Ketten sorgfältig um meinen Leib und bedeckten sie mit meinen Kleidern. Als wir hernach durch die Straßen gingen, nahm ich die Ketten von meinen Lenden und warf die lose herunterhängenden Enden über meine Schultern, so daß sie von jedermann gesehen werden konnten, und ging, gefolgt von einer großen Menge spottender und höhnender Leute, in das öffentliche Bad, genannt Hamman. Die Wächter waren darüber sehr unglücklich, aber ich war glücklich und froh, weil es mir vergönnt war, in dieser Weise, in der Oeffentlichkeit auf dem Pfade Gottes zu wandeln.
Nach vielen Jahren wurden die Tore Akkas geöffnet, die Gefängnismauern
wurden (für mich) niedergerissen, und die Ketten, die der Sultan Abdul Hamid
um den Körper ’Abdu’l-Bahás gelegt hatte, wurden um den Nacken des Sultans
gelegt.*) Kurz gesagt, diese Art der Verfolgung war leicht zu ertragen. Außer
dieser gab es eine zweite Art der Verfolgung, der ich in Akka fortwährend
ausgesetzt war. Diese bestand darin, daß Spione und Feinde den Machthabern
fortwährend sagten, ’Abdu’l-Bahá habe
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sich gegen die Regierung verschworen, er zettle im Geheimen eine Revolution
an und lehre Grundsätze, die der mohammedanischen Religion entgegen seien. Infolge dieser Berichte und falschen Darstellungen war ich vielen Einschränkungen, Schwierigkeiten und persönlichen
Unbequemlichkeiten ausgesetzt. Aber gelobt sei Gott! Ich war dennoch voll
Freude und Begeisterung. Manchmal wurde diese Strenge noch verschärft und
gar oft wurde ich mit dem Tode bedroht. Oft drohte man mir mit Einkerkerung
in einem andern Festungsgefängnis; aber meine Feinde konnten nichts tun, das imstande gewesen wäre, meine vollkommene Glückseligkeit zu schmälern. Im Gegenteil, je mehr Lügen sie erfanden,
desto augenscheinlicher wurde meine Unschuld und meine Aufrichtigkeit, und umso beständiger lobte ich Gott und bezeugte meine Freude. Diese Art von Verfolgung war ebenfalls leicht zu ertragen.
Es gab aber noch eine dritte Art der Verfolgung, die ’Abdu’l-Bahá Sorge und großes Leid brachte. Es war eine Verfolgung, die schwer zu ertragen war, und diese bestand in den bitteren Worten und Kritiken der Freunde. Da, wo man Liebe erwartete, war Haß und Eifersucht zu finden; anstelle von Freundschaft und Güte kam Neid und Mißklang zutage; anstelle von Harmonie, erschienen Disharmonie und böse Wünsche: anstelle von Hilfe und Wertschätzung traten Verleumdungen, Lügen und üble Nachreden auf; dies ist schwer zu ertragen.
Weihet alle eure Kräfte dem Bündnis Gottes und konzentriert eure Gedanken auf dieses, denn — bei Gott! - solange ein Diener in der Sache Gottes nicht allen diesen Verfolgungen unterworfen ist, ist er nicht tauglich, die himmlischen Frohen Botschaften zu verbreiten. Folget 'Abdu'l-Bahá! Laßt euch durch nichts abhalten oder entmutigen. Gott ist euer Helfer und Gott ist unbesiegbar.
Uebers. von W. Herrigel.
- ) Siehe Prediger 4, 14. d. Uebers.
Tablet 'Abdu'l-Bahás an Dr. M.G. Skinner in Washington
über Verleumdungen.
Veröffentlicht im „Star of the West“, 27. September 1913.
Er ist Gott!
O Du mein Doktor!
Dein Brief ist eingetroffen. Du hast über Deine Ziele geschrieben. Wie gesegnet sind diese, besonders die der Verhütung von Verleumdungen. Ich hoffe, daß Du darin bestätigt werden mögest, weil die Verleumdung die schlimmste menschliche Eigenschaft und die größte Sünde ist, und dies besonders dann, wenn sie durch die Zunge der Gläubigen Gottes verübt wird. Wenn ein Mittel erfunden würde, durch das die Tore der Verleumdung für ewig geschlossen würden und jedes einzelne der Gläubigen seinen Mund nur zum Lobe der andern öffnete, dann würden die Lehren Baha’ulláhs verbreitet, die Herzen erleuchtet und der Geist der Menschen veredelt, und die Menschheit würde ewiges Glück erlangen.
Ich hoffe, daß die Gläubigen Gottes jegliche Art von Verleumdung vermeiden, daß jedes einzelne das andere in herzlicher Weise lobt und daß sich jedes dessen bewußt wird, daß die Verleumdung derart die Ursache des Zornes Gottes ist, daß wenn ein Mensch den andern auch nur mit einem Wort verleumdet, er entehrt wird unter allen Leuten, und dies deshalb, weil die Gewohnheit, an andern Menschen Fehler zu finden, die abscheulichste Eigenschaft des Menschen ist. Die Menschen sollten die guten Eigenschaften der Seelen enthüllen und nicht ihre bösen. Die Freunde müssen die Fehler der andern übersehen und nur von ihren Tugenden und nicht von ihren Mängeln sprechen.
Es wird berichtet, daß Christus - möge mein Leben ein Opfer für Ihn
sein — eines Tages in Begleitung seiner Jünger an dem Körper eines toten Hundes vorüberging. Einer der Jünger sagte: „O, wie ist der verwest!” Ein anderer äußerte: „Wie ist er entstellt!” Ein
dritter schrie: „Was ist das für ein Verwesungsgeruch und wie widerlich sieht
er aus!” Aber Christus sagte: „Blicket seine Zähne an, wie weiß sie sind. ” Achtet
darauf, daß er nicht auf alle das Häßliche des Kadavers sah, sondern seine
Augen suchten vielmehr nach etwas Gutem und fanden so die schönen weißen
Zähne. Er beobachtete und sah nur das
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Weiß der Zähne und übersah dabei ganz und gar die Verunstaltung des Körpers,
die Auflösung der Organe und den üblen Geruch.
Solcher Art sind die Eigenschaften der Kinder des Königreiches Gottes. Dies ist das Betragen und die Lebensart der wirklichen Bahái. Ich hoffe, daß alle Gläubigen diese erhabene Stufe erlangen mögen.
Auf Dir und auf ihnen sei Bahá’El-Abhá.
Uebers. von W. Herrigel.
Den Geliebten des Herrn und den Dienerinnen des Barmherzigen in Hamburg, Gera, Schwerin, Rostock und Warnemünde.
Durch Dr. Hermann Großmann, Hamburg, Deutschland.
Meine innig geliebten Brüder und Schwestern in der Liebe Gottes!
Der Brief unseres geliebten und hochgeschätzten Mitarbeiters, Dr. Großmann, mit den beigefügten Baháischriften und Berichten wie auch die höchst willkommenen und ermutigenden Rundschreiben der Hamburger und Geraer Bahái-Versammlungen sind alle eingegangen und voll Stolz und Dankbarkeit gelesen worden. So unerwartet waren diese Botschaften, die aus jener äußersten Ecke Deutschlands zu uns getragen wurden, und so schön ihr Geist, daß wir alle zugleich überrascht, erfreut und begeistert waren. Wie wunderbar, wie allbesiegend ist der Geist unseres geliebten Herren, der der furchtbaren Not, die nun über ganz Deutschland herrscht, zum Trotz und ungeachtet der Verwirrung und des groben Materialismus, in den die Menschheit jetzt gesunken ist, diese starken, strahlenden und hoffnungsvollen Bahái-Zentren erstehen läßt, verkettet und gefestigt, selbst in den äußersten Gebieten eures großen Landes. -
Ich habe die Freunde im Heiligen Land an allen Euren Nachrichten teilnehmen lassen und will sie allen Bahái-Zentren im ganzen Osten zusenden, damit die Freunde ’Abdu’l-Bahás tiefer als je es fühlen mögen, wie Seine Verheißung in Erfüllung geht. Die geistige Versammlung in Haifa wird Euch bald eine gesonderte Botschaft senden, worin sie den Empfang eurer Rundschreiben anzeigt, und sie wird sich freuen, an Euren Nachrichten mit den Freunden im Osten und im Westen teilzuhaben.
Deutschland liegt gegenwärtig in den Wehen nie gekannter Trübsal, und die unmittelbare Zukunft mag noch immer dunkel und beunruhigend erscheinen, trotzdem wollen wir, die des Meisters Spuren folgen, immer Seine gewisse und nachdrückliche Verheißung im Gedächtnis tragen, daß Eures Vaterlandes gegenwärtiges Befinden in Kürze zu materiellem Wohl gedeihen und einer geistigen Erneuerung, — herrlicher denn je zuvor, gewandelt werden wird und es in den Augen der Welt ein weites, reiches und bereites Feld für die Verkündigung der Bahái-Prinzipien bieten wird.
Laßt uns denn ein Herz fassen und uns bestreben, an Geist zu wachsen, unsere Anzahl zu vermehren, daß wir, wie niederdrückend und verwirrend auch die Bedingungen rings um uns seien, ausdauern mögen mit klarem Blick, standhaftem Hoffen und vereintem Mühen, den Sieg der Bahái-Offenbarung über die Welt zu vollenden.
Ich warte begierig auf jede Nachricht, die Ihr mir sendet, denn ich dürste nach den frohen Botschaften vom Fortschritt der Sache in Eurem großen und verheißungsvollen Land.
Euer Mitarbeiter: (gez.) Shoghi.
Haifa, Palästina, 31. Dez. 1923.
Deutsche Uebers. v. Dr. Herm. Großmann, Hamburg.
Das Leben des Báb.
von Jinab-i Fadil veröffentlicht im Star of the West vol. 14 Nr. 7. (Fortsetzung.)
Die Belagerung von Mazindaran, die um jene Zeit stattfand, hat ihresgleichen nicht in der
religiösen Weltgeschichte. Etwa 400 der Nachfolger des Báb wurden in einem Dschungel zusammengetrieben. Dort waren sie umstellt von mehreren tausend Wachen, die mit Kanonen und Flinten bewaffnet waren, und die Verstärkungen
erhielten durch Scharen, die an die Tausende
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zählten. Im Mittelpunkt des Dschungel war ein altes Grabmal, dort verschanzten sich die Gläubigen und eine Belagerung begann, die neun Monate anhielt. In den letzten drei Monaten der Belagerung war die kleine Schar am Hungertod. Sie lebten von ihren Pferden und kochten dann
das Leder der Geschirre, sie aßen Gras und Wurzeln, um sich am Leben zu erhalten. Und dennoch verbrachten sie ihre Zeit mit Beten und in geistiger Verbindung, und die mächtige Regierung war sichtlich unfähig, sie zu besiegen.
Da entschloß sich der General zu einer anderen Taktik. Er sandte den Belagerten den Koran, auf den er einen Vertrag oder Abkommen geschrieben hatte mit der Bedingung, daß, wenn sie aus ihrer Verschanzung herauskämen und ihrer Wege gingen, ihr Leben erhalten bleiben solle. Im Glauben an die Aufrichtigkeit der Absicht in diesem Dokument, begaben sie sich aufs offene Feld. Es wurde ihnen gesagt, sie möchten die Waffen niederlegen, und als dies geschehen war, wurde ihnen ein Mahl bereitet; als sie daran teilnahmen, schossen die Soldaten auf sie und töteten sie alle,
Zwei andere Ereignisse ähnlicher Natur trugen sich in Süd- und Zentral-Persien zu.
Die Bewegung schien der vollen Zerstörung anheim gegeben zu sein. Obgleich die Jünger des Báb sich heldenmütig verteidigten, so mordete sie doch die Regierung willkürlich auf jede Weise hin. Doch ist es seltsam, daß sich ihre Zahl ständig vergrößerte und daß die Sehnsucht nach Wahrheit heller und heller aufflammte.
Schließlich beschlossen der Schah und ein Premierminister in heller Verzweiflung den Báb zu beseitigen. Es wurde dem Gouverneur in Tabriz befohlen, ihn aus dem Gefängnis zu nehmen. Eine wichtige Versammlung wurde dann gehalten, an der sehr viele Würdenträger teilnahmen. Der Báb wurde ausgefragt, dann als Ketzer erklärt und zum Tod verurteilt. Ein Befehl wurde erlassen, daß der Báb die Bastonade erhalten solle. Aber bei Lebensgefahr weigerten sich die Befohlenen, diese Anordnung auszuführen, denn sie waren voller Respekt und Hochachtung für den edlen Gefangenen. Dies versetzte die Feinde in eine derartige Wut, daß einer der ihren in seinem Zorn das Urteil vollstreckte.
Die Kunde verbreitete sich, daß der Báb zum Tod verurteilt sei, was große Aufregung in der Stadt hervorrief. Am 9. Juli 1850 wurde er barhaupt und barfuß vorgeführt und gezwungen, durch die Straßen zu gehen zu seiner Hinrichtung, wobei ihm Tausende folgten.
Einer der getreuesten Jünger des Báb, der mit ihm im Gefängnis geschmachtet hatte, hoffte, mit seinem Meister den Märtyrertod sterben zu dürfen. So wurden denn diese beiden mit Seilen an die Mauer der Zitadelle im offenen Hof gefesselt und einem Trupp armenischer Soldaten wurde befohlen auf sie Feuer abzugeben. Alle schossen auf einmal. Als sich der Rauch verzog, sah man, daß der Körper des Jüngers von Kugeln durchbohrt war. Aber der Báb war nirgends zu sehen. Erst glaubte man, daß ein Wunder geschehen sei, aber bei näherer Untersuchung fand man den Báb in einem Raum der Zitadelle. Die Kugeln hatten nur die Stricke, die ihn an der Mauer festhielten, durchschossen, er war zu Boden gestürzt und unverletzt geblieben. Er wurde zurückgebracht, und den Soldaten ward befohlen, nochmals Feuer zu geben; sie aber verweigerten den Gehorsam und sagten zueinander, daß der Báb ein großer Heiliger sein müsse. Ein anderes Aufgebot von Soldaten wurde kommandiert und diesmal durchlöcherten die Kugeln seinen Körper, jedoch ohne sein Gesicht zu verletzen. So stieg die Seele des Báb zum Himmel empor.
Sein Körper wurde aufgehoben und außerhalb der Stadt vor den Augen der Volksmasse als ein Zeichen der Ungnade fallen gelassen. Eine kleine Zahl von Soldaten hatten den Ort zu bewachen. Als die meisten eingeschlafen waren, kamen einige seiner Jünger und bestachen die beiden, die noch wachten und gelangten so in den Besitz des Leichnams. Sie brachten ihn in eine Seidenweberei, wo er sorgfältig in Seidentücher eingehüllt und später im geheimen nach Teheran verbracht wurde. Dort verblieben die Ueberreste des Báb viele Jahre hindurch. Nach dem Hingang von Bahá’u’lláh, ließ ’Abdu’l-Bahá seine Ueberreste nach dem Berg Karmel bringen, wo er in einem Grabgebäude beigesetzt wurde; heute besuchen alle Pilger, die nach dem heiligen Land reisen, das Grab des Báb.
Zwei Jahre nach dem Märtyrertod des Báb kam großes Leid über seine Nachfolger durch
einige fanatische Jünger, die in ihrer Unwissenheit einen Anschlag auf das Leben des Schah
machten, was zu einer heftigen Verfolgung aller Anhänger der Bewegung führte. Der Schah, der
sehr despotisch und mächtig war, befand sich
in seinem Sommerpalast. Diese auf Irrwege geratenen Jünger versteckten sich im Park des
Palastes, und als er den Palast verließ, überfielen sie ihn mit Pistolenschüssen. Der Schah
wurde leicht verwundet und verschiedene Anwesende getötet. Da es den Anschein hatte, als
ob die Bewegung sich gegen die Regierung
richte, erließ der Schah den Befehl, alle Gläubigen in Persien ausfindig zu machen. Viele wurden in Teheran, — darunter 40 bedeutende Männer — verhaftet und in ein unterirdisches Verließ
geworfen, in Ketten gelegt und aufs kärglichste ernährt. Täglich wurden zwei der Gefangenen
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auf Befehl des Schah hingerichtet, nachdem Torturen aller Art zuvor über sie verhängt waren.
Der Schah teilte Gläubige an die verschiedenen Gewerbe- und Handeltreibenden aus, damit sie
von jeder Gruppe nach der ihnen gut dünkenden Weise getötet wurden.
Die geistige Entschlossenheit und Seelenstärke dieser Märtyrer war so wundervoll, daß selbst einige ihrer Feinde sich von der Richtigkeit der Lehre überzeugten. Während der größten Torturen sangen sie die herrlichen Strophen des Báb, und einer aus ihrer Schar tanzte sogar während seiner Hinrichtung. Die Regierung gab die Genehmigung dazu, alle Gläubigen zu töten und ihren Besitz an sich zu ziehen. Es bestand die Ansicht, daß jeder, der einen Anhänger des Báb töte, sich dadurch den Himmel erwerbe.
Eine Abteilung Soldaten erhielt den Befehl, das Haus Bahá’u’lláhs zu zerstören; Männer, Frauen und Kinder, 19 an der Zahl wurden mit Steinen beworfen und ins Gefängnis gebracht. Auf diese Weise hoffte man die Lehre gänzlich auszurotten.
Obwohl der Báb die sechs Jahre seiner Tätigkeit hauptsächlich im Gefängnis und in Verbannung zubrachte und er beständig von Wachen und Feinden umgeben war, so war er doch die ganze Zeit über friedlich und glücklich, und es ging von ihm ein himmlisches Leuchten aus.
Uebers. v. Fr. A. Schwarz. (Schluß folgt.)
Bericht an die Freunde im Osten und Westen.
(Fortsetzung.)
’Abdu’l-Bahá in Budapest.
Geliebte Freunde!
Die folgenden Berichte über die Reise unseres geliebten ’Abdu’l-Bahá nach Budapest und Wien entnehme ich einem Werk von Sejd Mahmud „The beauties of Traces“ und den Niederschriften einer Reisebeschreibung von unserem Freund Herrn Herrigel, der am Vorabend der Abreise unseres teuren Meisters die Aufforderung erhielt, Ihn nach Budapest und Wien zu begleiten.
Am 8. April 1913 8 Uhr entführte uns der Abendzug den geliebten Herrn. Hätte nicht die Hoffnung auf eine Rückkehr ’Abdu’l-Bahás nach Stuttgart bestanden, so wäre der Abschied von Ihm ein unendlich schweres Loslösen gewesen.
Es lag den Reisebegleitern Sayed Ahmad Bageroff, Ahmad Sohrab, Sejd Mahmud, Sejd Assad Ulláh wie auch Herrn Herrigel sehr viel daran, daß unser geliebter Herr möglichst bequem die Nacht verbringen möchte und von der Zollrevision nach Mitternacht verschont blieb. Am nächsten Morgen war Wien erreicht, wo der Bruder von Sejd Ahmad Bageroff mit Frau und Kindern den Meister empfingen. Nach ganz kurzem Aufenthalt ging die Fahrt nach Budapest weiter, bis Budapest um 2 Uhr erreicht war. Im Hotel Ritz nahm ’Abdu’l-Bahá Wohnung. Gleich darauf fanden sich Herr Direktor Stark mit Frau und Tochter, der Domherr Prälat Dr. Giesswein, Professor Nagler, Rechtsanwalt Dr. Geza, Professor Goldzieher, Direktor Moor-Chicago und Sirdar Umraosing Sheer-Gil (ein Hindu mit großem weißem Turban) ein, die der Herr im Vestibül empfing. Einer der Anwesenden begrüßte ’Abdu’l-Bahá mit folgenden Worten: „Im Namen der hier Anwesenden begrüße ich Ihre hohe Anwesenheit und möchte unseren Dank dafür aussprechen, daß Sie in Ihren Jahren alle Reisestrapazen auf Sich genommen haben, um des Wohlergehens der Menschheit willen. Solche Mühen und solches Opfer ist für uns das größte Beispiel, dies lasse uns gesagt sein, wie wir leben und der Menschheit dienen sollen.“ Der geliebte Herr erwiderte:
„Gelobt sei Gott, wir hoffen, daß alle Bestätigung erlangen im Dienst für die
Menschheit. Man kann heute keinen größeren Dienst der Menschheit erweisen,
als die Einheit der Menschheit klar zu
legen und zum universalen Frieden aufzurufen, damit die Seelen befreit werden
von den alten Ueberlieferungen und dem
bedauerlichen Aberglauben und Fanatismus, der religiöser, politischer oder patriotischer Art ist. Solange dieser Fanatismus besteht, kann kein Wohlergehen, kein ungestörtes Glück unter den
Menschen existieren. Als tiefes Dunkel im Osten herrschte und blinder Fanatismus wütete, trat Baha’u’lláh wie eine
Sonne am östlichen Horizont auf und verkündete die Einheit der Menschheit
und sagte, daß alle Völker Verehrer und die Diener eines Gottes sind. Sie stammen alle von einer Herkunft ab, alle sind die Kinder Gottes und Er ihr Vater, der
sie alle liebt, und der für sie sorgt, warum sollten denn wir nicht gütig zueinander sein? Warum sollten wir uns befehden und Krieg miteinander führen. Die Sonne Gottes scheint uns allen, der
Tau Seiner Gnade fällt auf alle, seht, wie gütig Er zu allen Seinen Geschöpfen ist,
daß Seine Gnade gleichmäßig auf allen Seinen Geschöpfen ruht. Die Menschheit
ist die Gestaltung und die Schöpfung,
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Gottes, was jetzt geschieht, heißt das nicht das Gebäude Gottes zerstören und
stolz darauf zu sein an einem Tag tausende von Menschen zu töten und ein
ganzes Königreich in Verwirrung zu bringen? Es ist dies wie ein Wolf, der
sich rühmte, das Lamm zerrissen zu haben. Welch eine Unkenntnis liegt hierin.
Welche Undankbarkeit der Gottesgabe gegenüber. Er legte in uns Kräfte und
Veranlagungen, mit denen wir den Menschen dienen und sie nicht in Aufruhr
und Angst versetzen sollen. Danket Gott, daß dieses Zeitalter lichtvoll ist; es
ist das Zeitalter der Wissenschaft und der Künste, das Zeitalter der Enthüllung
der Wirklichkeit der Dinge, das Zeitalter
für Recht und Gerechtigkeit, des Fortschritts für Geist und Seele. Wir sollten
der Bedeutung dieses Zeitalters entsprechend handeln.“
Ein Berichterstatter war zugegen, der über den Ursprung der heiligen Lehre frug. Der geliebte Herr gab einige Details über die hl. Lehre, die dieser sich notierte. — Am Abend stand dann auch in deutsch und ungarisch ein Artikel über die Ankunft 'Abdu'l-Bahás und über Seine hohen Lehren in den Zeitungen, in voller Anerkennung der Mission dieses großen Philanthropen.
Die Besucher überbrachten 'Abdu'l-Bahá eine Einladung von der Theosophischen Gesellschaft für Donnerstag, den 10. April, worauf sie mit einer Zusage aus Seiner hl. Gegenwart entlassen wurden. Am frühen Morgen des 10. April bereitete der Geliebte eigenhändig den Tee für alle und sprach sich lobend über die Aussicht von Seinem Zimmer aus, das auf die Donau führte mit ihren breiten Brücken, den Schiffen und den schön angelegten Gartenanlagen an den Ufern. Dann machte 'Abdu'l-Bahá, von den Herrn Seiner Reisebegleitung gefolgt einen Spaziergang über die große Donau-Kettenbrücke nach Ofen. Seine Persönlichkeit und Würde erregte die Aufmerksamkeit der Passanten, wovon sich einige nach der Herkunft dieses edien Greises erkundigten. Diese Gelegenheit benützte Herr Herrigel und gab den Fragestellern eine Schrift über die hl. Lehre. Unter diesen war auch ein Herr, der sich als ein junger Orientalist herausstellte und daher von Herrn Herrigel aufgefordert wurde, mit dem Meister Selbst zu reden: ’Abdu’l-Bahá unterhielt Sich lebhaft mit ihm und gestattete ihm, Ihn eine Strecke Wegs zu begleiten. Als der Meister die Brücke passiert hatte, kam ein indischer hoher Offizier — Amra Sinkham — ein alter Bekannter aus Pandschab-Indien — zufällig des Wegs. Er begrüßte ehrerbietig den Geliebten, der ihn anredete und hauptsächlich über die Theosophen mit ihm sprach:
„Obgleich sie den Frieden fordern und in diesem bedeutungsvollen Zeitalter das Auftreten eines vollkommenen Menschen als Notwendigkeit erwarten, wissen sie doch nichts von der neuen Manifestation - Baha’u’lláh, - welche die helleuchtende Sonne ist. Sie erwarten, daß das Kind, das in Indien geboren ist, und das in Europa erzogen wird, das Zentrum einer großen Sache werde, sie wissen nicht, daß der Welterzieher nicht die Erziehung durch andere benötigt. Es ist, wie wenn sie aus einem Docht und Oel eine große Sonne machen wollten; dies Licht muß ein himmlisches, kein irdisches sein. Vollkommenheit ist in Ihm, Seine Weisheit ist eigenster Besitz und kein erworbener, der Einfluß, den Er hat, muß eine Gabe sein die unbegrenzt ist, und die nicht aus begrenztem Wissen der Welt herrührt.“
Der Geliebte blickte auf die Ruinen, die Zeichen der türkischen Eroberung sind und sprach:
„Wenn Perser und Türken nicht gegeneinander gekämpft hätten, so hätten sie alle Reiche der Welt für sich erobert, u. alle Königreiche würden in ihrer Macht sein. Zu welcher Zeit es auch war, daß die Türken gegen Europa kämpften, ergriffen die Perser die Gelegenheit, ihnen in den Rücken zu fallen, und ebenso die Türken. Sie ließen sich nicht in Ruhe, sie dachten nur an das eigene Interesse und Wohlergehen bis beide Reiche ihre Größe einbüßten und diese kultivierten und aufblühenden Reiche in Verfall gerieten. Als Sultan Selim einige europäische Länder eroberte, hörte er plötzlich, daß Schah Tamasb in sein Reich eingefallen sei; er sah sich gezwungen, umzukehren. Hätte damals Persien und die Türkei nicht gegeneinander gearbeitet, so wären sie nicht so elend und ihrer Größe beraubt in den Staub gesunken.“
Am selben Tag erwähnte bei einem Besuch bei 'Abdu'l-Bahá Professor Vambery den General Omrasan Khan als einen der bekanntesten Philosophen, mit dem er gerne über die heilige Sache sprechen wolle und ihn zu gerne zu 'Abdu'l-Bahá gebracht hätte, er jedoch krank zu Hause sei. Der Meister sagte:
„Ich will ihn selbst aufsuchen.“
Am Abend besuchte der geliebte Herr die Versammlung der Theosophen, die - etwa 50 Personen - den Meister mit großem Interesse erwarteten. Der Vorsitzende begrüßte 'Abdu'l-Bahá mit
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folgenden Worten: „Wir begrüßen 'Abdu'l-Bahá Abbás im Namen aller Schwestern und Brüder,
wir sind unbeschreiblich beglückt, daß dieser Gesegnete unter uns weilt; alle anerkennen diese
große Gunst, alle haben einen Teil dieser Prinzipien verstanden, alle wissen, daß die Abendländer glauben daß alle geistigen Reichtümer aus dem Osten kamen und kommen werden und hoffen daher, daß die Abendländer, bei denen das
materielle vorherrschend ist, die nur mit den physischen Augen sehen, die mehr oder weniger
der Vergeistigung beraubt sind, eines Tages dieses großen Segens teilhaftig werden. Diese hier
Versammelten sind äußerst glücklich und dankbar, daß der größte vergeistigte Orientale und
Lehrer aus dem Osten heute zu ihnen spricht und ihnen gestattet, aus dem Quell Seiner Gaben
zu schöpfen.“ Diese Anrede erfolgte in Ungarisch. 'Abdu'l-Bahá erwiderte, daß Er sehr erfreut sei, zu einer so geistig-edlen Gemeinschaft reden zu können. Er nannte sie wiederholt eine
edle, geistige Gemeinschaft. Da ihre Bestrebungen auf Frieden und Menschheitsverbrüderung
gerichtet seien. Er sprach ausführlich über dies Thema. Die Worte des Meisters waren so eindrucksvoll, daß der Vorsitzende nochmals das Wort ergriff und in warmer Herzlichkeit seinen Dank aussprach, wozu ihm, wie er sagte, die Worte fehlten um seinem Empfinden Ausdruck zu verleihen. Die Begeisterung war so groß, daß
unmittelbar eine zweite Einladung an den Meister auf Samstag 12. April erging.
A.S.
(Fortsetzung folgt).
Report to the Friends in East and West.
(Continuation).
’Abdu’l-Bahá in Budapest.
The following report of the journey of our beloved ’Abdu’l-Bahá to Budapest and Vienna is an extract from the work of Sejd Mahmoud „Ihe beauties of traces“ and of the notes of a diary by Mr. Herrigel, who, on the evening before the departure of the beloved Lord was invited by Him to take part in the journey to Budapest and Vienna.
April 8th 1913 at 8 o’clock in the evening the train carried our Beloved away from us. The hope of the return of 'Abdu'l-Bahá to Stuttgart made it possible to bear His absence, otherwise it would have been a very hard farewell.
The attendants of our Lord took great care that the journey should be made most comfortably for the Master during that night and also, took care that He was not disturbed by the duane in the middle of night. Next morning Vienna was in sight, were some of the Persian friends, brother of Mirza Bageroff Sejd Ahmad Bageroff with his wife and children remained with the Beloved at the station. for a quater of an hour, because the train had to be changed for Budapest, where it arrived at 2 o’clock.
The Beloved wanted to stay in Hotel Riz. Shortly after His arrival Director Stark and family Archedeacon Gießwein, Prof. Nagler, Dr. Geza a lawyer, Prof. Goldzieher a great Orientalist, Director Moor-Chicago and Sindar Um«roasing Sheer-Gil — a Hindu — came to call at the Hotel. The Beloved welcomed them in the vestibul. One of them addressed the Beloved with following, words: „In the name of those present I welcome the blessed Presence of 'Abdu'l-Bahá‚ and praise you and offer you our thanks and gratitude for taking upon yourself, at you age, the difficulties of the journey, for the sake and comforting humanity. The hard troubles and such sacrifices ’AbdwI-Bahä takes upon Himself are the best examples to us, that we may krow how to live and how to serve humankind. The Beloved replied:
„Praise be to God, we hope, that all of you will be confirmed in the service
of humankind. To-day we can render no greater service to man, than to spread
unity in the world of humankind and to work for universal peace so, that souls
may be rescued from the old traditions
and harmful superstitions and the fanaticism of religious, political or patriotical prejudices. As long as this fanaticism exists, comfort and perfect happıness cannot exist in the human world. When
the East was in great darkness and was surrounded from all sides by darkness
of fanaticism Baha’u’lláh arose like a
sun from the sky of the East and proclaimed the unity of mankind and said, that
all people are human beings and servants of one God; they are all from one family
and God is their loving father, they are all dear to Him. He is kind to all, He
loves them all and provides their necessities for life and protects them, why
should we be unkind to each other and fight and quarrel amongst one another.
The Divine sun is shining on all, the rain of His mercy falls upon all. See how kind
He is to all His creatures, how His bounty is poured down equally upon all of
them. Humankind is the work and building
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of God. Is it just to ruin the building.of God and to be proud of proclaiming that we have the courage to kill
thousands of people in one hour, nay rather to disturb a whole kingdom? This
is just like a wolf who takes pride in divouring sheep. What ignorance this is.
What ingratitude to the gift of God. He gave us the forces and capacities to
serve humankind and not to distroy it and to cause misery. Thank be to God,
that this century is enlightened, that the century of knowledge and arts has dawned. Now is the century of justice and right, the century of progress of spirit and soul. We should act according to the
century.“
Reporters were present and inquired about the origin of the holy Cause and the Beloved gave detailed reports about the holy Teachings. The same evening an article was read both in German und Hungarien about the arrival of 'Abdu'l-Bahá and about His high teachings in acknowledgment of the mission of this great Philantrop.
The visitors presented an invitation to 'Abdu'l-Bahá for the Theosophical society for Tuesday 10th of April and were dismissed from the holy Presence.
Early next morning the Beloved prepared tea Himself and praised the beautiful view from His window leading to the Danube with its large bridges, ships and the beautifully laid out parks and avenues.' Later on 'Abdu'l-Bahá took a walk, accompanied by His servants, acoss the large bridge of Ofen. His personality and dignity attracted the attention of the passersby, some of whom inquired who the fine looking venerable patriarch was. Mr. Herrigel made use of this apportunity and handed phamphlets to the people. Amongst them, there was a young man who proved to be acquinted with oriental languages and was therefore requested to speak personally with the Master. The Beloved kept up a lively conversation with him and allowed him to walk by His side for some time. When the Beloved passed the bridge an Indian officer of distinction — Amra Sinkham — an old friend of Penschab-India passed by and bowed respectfully. The Beloved, addressed him and spoke to him about Theosophists and said: .
„Nevertheless they demand peace and live in this remarkable century of the present and await the manifestation of a perfect man as a necessity, they do not know about the new Manifestation Baha’u'lláh, who is the brillant sun. They expect that the child born in India and brought up in Europe will be the centre of a new cause, they do not know, that the Educator of the world is not in need of education. It seems as if they were trying to make a large sun shine by means of a wick and oil; this light must be a heavenly and not an earthly one. Perfection is in Him and His own Power and not an acquired wisdom. The influence He has must be a gift of God, limitless and not confined by the barriers of the limjtted knowledge of the world.“
The Beloved looked at the ruins, the signs of the conquest of the Turks and said:
„If the Persians and Turks had not conspirated against each other they would have conquered every kingdom. Each time the Turks fought against Europe, the Persians made use of the opportunity to attack them from behind and like the Turks, they never maintained peace, they only thought of their own interest and welfare until both kingdoms lost their might and these cultivated and fluorishing kingdoms came to grief. When Sultan Selim had conquered a few European countries, he suddenly heard, that Schah Tamasb had invaded his country, he was obliged to return. If on that occasion Persia and Turkey had not fought against each other, they would not have been robbed of their greatness and would not have fallen to the ground.“
The same day Professor Vambery mentioned General Omrasam Khan to the Beloved as being one of the best known philosophers to whom he would have liked to have spoken about the holy Cause and would have liked to have brought him to 'Abdu'l-Bahá, but he was ill and could not leave his house. The Master said:
„I will call on him.“
That evening the Beloved visited the meeting of the Theosophists, were about 50 persons were
assembled awaiting the Lord with the greatest anticipation. The chairman welcomed ’Abdır!
Bahä with following words: „We welcome 'Abdu'l-Bahá in the name of all our sisters and brothers,
we are extremely happy, that this blessed One dwells amongst us, each one of us appreciates
the great favour each one has understood some
of the Principles, every one know that the Western people believe, that all spiritual \wealth
came and will ever come from the East and therefore we hope that the Western people,
where material life is prodominent, who see but
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material things, who are more or less bereft of
spirituality will take part in His great blessing
some day. The people here present are most
happy and thankful, that the greatest spiritual
Oriental teacher of the East spoke to them
to.day and allowed them to drink from the source of.His wisdom.‘“ These words were spoken in
Hungarian. 'Abdu'l-Bahá answered, that He was
greatly pleased to have addressed such a noble
spiritual assembly. He repeatedly called them
a noble spiritual gathering,: because they are
most diligent, in their endevours for peace and
fellowship. He spoke in detail on this subject.
The words of the Master were so impressive,
that the chairman again addressed Him and said,
that words fail to express his feelings. The delight was so great, that immediatly a second invitation for Saturday 12th of march was given
to the Beloved.
A. Sch. (to be continued.)
Parolado de Abdul Baha.
la 3an de Aprilo 1913, 8°/, h. vespere en la Bürgermuseum, Stuttgart.
El malproksima lando mi venas al vi. 20 milojn da mejloj mi estas vojaßinta Zis mi atingis vin. .
Mi estis mallibera dum 40 jaroj kaj estis .ankoraü juna viro, kiam oni metis min en tenojn, kaj miaj haroj blankigis antaü ol estis malfermata la pordo de la malliberejo. Post &iuj tiuj rigoraj suferoj de la malliberejo mi volonte akceptis Ciujn la penatojn de longa voja$o, kaj mi nun trovißas Ci tie per unuigi min kun vi kaj kunveni kun vi. Mia intenco estas ke mi laieble lumigas la mondon de la homaro. Ciuj homoj unuigu en plena ameco kaj amikeco. Religiaj antaüjugoj, naciaj kaj rasaj diversajoj devas esti nepre forlasitaj. La homaro devas farigi sendependa, Car la fundamento die Dia religio estas la komuna sento inter {iuj, la solidareco. Sed la fundamentoj de religio estas hodiaü forlasitaj; Ciuj religioj konsistas el dogmoj, Car nun tiuj dogmoj diferencas, reciproke devenas esti- la fundamento de iu bona kameradeco. Pripensu kaj rigardula komplikajojn, kiujeestashodiaü enla Balkano, kiom da sango estis tie verßita. Kiom miloj da patrinoj perdis siajn filojn, kiomaj infanoj farigis orfoj; kiom da domoj estas ruinitaj; kiom da vilaßoj estas detruitaj, kaj kiom da urboj estas dezertigitaj. La balkanaj Statoj farigis vulkano. Ciujtiuj ruinoj — de kie ili devenas? De la reciproka antaüjugo, de la dogmoj. Ili estis kaüzitaj per superstico kaj opiniaj kaj rasaj diversecoj. La karaktero de la Dia religio estas la amo, 'kaj la sanktaj libroj pruvas tion Car la esenco de la Dia religio. Ciu nacio kaj &iu popolo havas hodiaü sian tute fiksitan apartan dogmon. nn
Ciu objekto de la mondo estas elmetata al Sangoj, Sed tia Sango estas bezono de la vivo, ekzemple tiuj jloroj antaü ni. li devenas el la semo kaj kreskadas $is la perfekeco, sed kiam ili atingis tian staton de periekteco ili malprogresas. Tio estas la neSangebla le&o de la naturo de la kreado. Sammaniere evoluas la homo de la juneco $is sia maturo estas transiginta, li komencas malsuprenigi. Alsama San$o estas ankaü elmetataj Ciuj religioj, Ciuj eklezioj de la mondo do obeas al la sama lego. Hi estis fondataj kaj devas flori kaj evoluj, sed kiam ilia tasko estas tute plenumita ili komencas retroiri. Tiel venis Moseo antaü multaj miloj da jaroj: Li starigis la lefon de Dio, Li publikigis la 10 ordonojn kaj post kiam tin lego estis fondita kaj fiksifa $i estis pli malirue Sangada. La Sangado okazis tiel komplete, ke de la orgino nenio plu estis videbla. Poste venis roma imperio kaj dezertigis la sanktan landon, tial ke tiu popolo forgesis la religion de Dio, kaj torlasis sian leßaron. La Jsraelidoj havis fine nur grandan faskon de superstico. Kiam tin religio devojigis tiel, Dio sendis Lian Sankta MoSto Kriston. Lia sankta MoSto Kristo aperis, kiel lumo de la suno, kaj Li de nove iondis la Dian religion. Li revivigis la legaron donata de Moseo, kaj plenumis $in.
El tio vi vidas, ke la religio estas submetita al Sango. Same ankaü nia hodiaüa religio estas plena je supersti@o. Gi estas nur ankoraü tradicio, kion ni Suas. Tial ni devas penadi niaj animoj tago kaj nokto por revivigi la fundamentojn de la Dia religio. Tiuj tradicioj kaj tiuj dogmoj similas al la $eloj; ni devas liberigi la interajon, lakernon el la Selo.
La mondo de la homaro estas, eklumigi
la homaron. Laünature tagigos post iu
malhela nokto brilega tago. Ni esperas, ke
tin malhelo estos disigata kaj la radioj de
la suno relumigos la realon. Ni konfidas,
ke post la malhelo reaperos brilega tago.
Ni esperas, ke post la malvarma vintro revenos nova printempo, tiu reireSigos la na
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turon tiel tiel ke la arboj de la homaro
rebur$onos kaj reverdißos, kaj produktas
foliojn, florojn kaj fruktojn.
Dankon al Dio’. La lumigita jarcento komencis. Danku Dion. Car tiu spirita printempo komencis, dankon al Dio, ke nun malkorrigas la esenco de £iuj objektoj. Tiu &i jarcento estas la jarcento de la lumo. Tiu ©i periodo estas la periodo de la scienco. Tiu &i ciklo estas la ciklo de l’realo. Tiu ci periodo estas la periodo de la progreso kaj de la liberaj pensoj. Tiu &i tago-estas la plej granda tago de nia estro. Tiu &i epoko estas la epoko de la eterna vivo. Tiu ©i tago estas la tago de la blovado de la sankta spirito. Tiu © tempo estas la tempo en kiu clio ekvekißis al nova vivo. Mi deziras tial, ke Cio estu unuigata al unu harmonio.
Celadu kaj laboru ke la flago de la mondo de la homaro kaj de la unueco estu starigata inter la homoj, tiel ke la lumoj de la universala paco brilas kaj de oriento kaj okcidento sin öirkaüprenos kaj ke tiu natura mondo estu spegulo de la Dia regno. Eterna lumo ekbriligu kaj tiu tago alvenu, post kiu nenia nokto povas veni. En tiuj tagoj &iuj ajn turnu la vizaßon al Dio, tiel ke la spirita perfektigo kuniros kun la natura perfektigo.
La natura civilizacio ne povas sole feliligi la mondon, la spirita civilizacio devas helpi la naturan. La homoj de la scienco kaj de la filosofio estas la fondintoj de la natura perfektigo.
Lia mo$to Kristo estis la fondinto de la spirita, Dia civilizacio. La natura civilizacio servas al la mondo de la homoj, sed la spirita civilizacio fondas la mondon de la moroj. Ci tui du specoj de zivilizacio devas iri kune. La materia civilizacio similas al tiuj lampoj, sed la spirita civilizacio similas al la lumo interne la lampo. La Lampo sen lalumo estas senutila objekto, tial devas en tiuj tagoj iri nia filosofio kaj scienco kun la spirita civilizacio.
La natura civilizacio estas kvazaü la korpo, sed la spirita civilizacio similas al la animo, kiu vivigas la korpon. Tiom longe kiom la animo vivigas la korpon, ni havas vivindan estajon; sed korpo sen animo estas nevivantajo. Mia deziro estas, ke vi Ciuj atingu la gradon de la spirita civilizacio, same hiel vi faris grandajn progresojn en la natura scienco, vi progresos ankaü en la spirita mondo. Tiam brilos la lumoj de la Dia regno tra la tuta mondo. Eklumigu la suno de la realeco la orienton kaj la okeidenton.
Prego.
„O,atabla, bonegaeternulo. Tiu &ikunveno estas Via brutaro. Vi estas la plej bona gvidisto. Ciuj tiuj homoj estas Viaj infanoj; Vi estas ilia afabla patro.. O Dio, sendu al ili Viajn benojn, malfermu la pordojn de Via direktado.
Vi, nia estro, asistu al ili kun viaj Diaj armeoj. Vidigu iliajn okulojn, aüskultigu iliajn orelojn, freSigu iliajn korojn, gojigu ilian spiriton, por ke ni &iuj ricevu rican parton de Via Dia senfina maro.
Estu nia protektanto, rifugejo en Viaregno. O Dio, ni estas malricaj, malfermu por ni la tresorojn de Via lielo. O Dio, ni estas neindaj, farigu nin amantoj de Via regno. O Dio, starigu la unueeon de niaj koroj kaj kunigu .niajn animojn. Instigu {un eniri en la sanıktejon, por ke Ziu milito kaj disputado finu kaj estu forgesita kaj por ke la mondo de la homoj atingu la plej altarı punkton de la paco.
Certe, Vi estas la donanto, la bon — la kompatemulo — — — — — — — — .
Mi tre $ojas ke mi trafis vin hodiaü kaj mi petas speciale por vi Ciuj, kaj mi scias, ke Cielaj benajoj surfluos al vi.
Words without deeds are worthless.
In recognition of the fact that the Bahaiteaching can best attain its real valure by practical exercise and that also our still very small circle can best thrive by practical manifestation of the teaching, we Bahais in Leipzig have during these present hard times, daily furnished poor people with a warm meal, since the beginning of 1923 and that out of our own money Frau Jenny Scholz most kindly prepares the meals. On Christmas Day a small festivity was prepared for 10 poor people with songs and a distribution of presents. Each one received Bahai-Literature.
Their beaming eyes showed us the warm gratitude they felt.
Helmut Scholz, Leipzig-Lindenau. A.S.
Will anyone write to a prisoner who is ill?
Will any of you write to a prisoner who is ill? His nerves have been completely shattered by human unkindness, which threatens to discourage him from the endeavour to improve and mend his ways. But he has recognised the light of His beauty and felt His loving warmth. Prove to him that you can really love, as your Master has taught you, prove to him, that in reality you are free from prejudices, according to His command. Let him know that he has a home with you in the whole world, even if everyone else rejects him. Haste is necessary! Please send your letters to the Schriftleitung of fhe „Sonne der Wahrheit“, Alexanderstr. 3, Stuttgart from where they will be forwarded.
G.
Hamburg sends its news of the close Connection of the friends and of fixed weekly Bahaimeetings directed by Dr. Großmann. They founded a Bahai childrens class, but few children
though enthusiastic listeners of Dr. Großmann. In March they will probably publish a Bahai
children’s magazine to connect all Bahai-children and bring them in touch with one another. The
Hamburg friends beg the Bahais to send their address to Dr. Großmann Hamburg, Petkumstr.
17 if they are intereshed in it; they are free of charge.
Mr. Herrigel-Stuttgart reports of his lectures. Accepting an invitation from the Bahais in Gera he left Stuttgart Saturday January 19fh where he was warmly welcomed by Mr.and Mrs. Kurt Döring. The same evening a meeting took place in a small circle of friends. For Sunday a general meeting was prepared to which the invitations had been issned. In a saal kindiy offered by the family Klinger anattentive audience listened to the lecturer about the real sense of religion and about the real Christianity and Bahaism, awakening a new moral life. The listeners were greatly attracted, it was to see that new friends became aware of the truth of the holy Teachings.
From Gera he went on Monday next to Leipzig and was welcomed by the dear friends Mr. and Mrs. Markgraf in whose house a meeting of the friends look place. Tuesday 22nd a general meeting look place in the saal of the „Evangelisches Vereinshaus‘“. Mr. Herrigel spoke about the Bahai-Cause and its uniting, peace-bringing might and mentioned the miracles perfouned by miting millions of people of all religions and nations, After his lecture the wish was expressed to learn more about the holy Cause and one of the Iisteners was kind enough to offer: her home for the next evening where a large circle met. They were doubly impressed and determined that the Bahais and the new friends shoud meet.
Berlin. 24th of January Mr. Herrigel went to Berlin where he was invited to stay in the home of the honourable Miss Anna Grünhagen. This evening he was invited by the „Allgemeinde‘‘ the chairman of which, Mr. Heymann asked Mr. Herrigel to speak on the Principles of Bahä’u’Iläh. About 70 people were present and greatly impressed and thanked in warm words. Friday 25th January Mr. Herrigel spoke in the Aula of the great girl-school in Berlin, where by invitations about 100 persons gathered listening ättenlively to the lecture: „The Bahai-teaching, the gospel of love and peace“. This evening too one could recognise by the shining eyes of almost all present, how many of them are hungering for. the bread of life. Saturday 26th another meeting took place in the presence of about 150 people about „Unity and Reality of all. religions“ and the psychological and philosophie basis of the Bahai-teachings. The president of latter meetings was Mrs. Plessner whose introducary. and final words made a good impression. Another lecture is appointed for Friday 8th of February. \
Warnemünde. An invitation fromthe friends of Warnemünde and Rostock took Mr. Herrigel to the hospital home of Mr. Jörn. Mr. Krieger in Rostock opened his beautiful home to the friends on January 30rd. The friends asked to meet again in order to be made acquainted with the holy Teachings. Next day a circle of interested people gathered again when Mr. Jörn was very busy expounding the holy Cause to grown up, as well as to the young people. Here also the wish was expressed that the lecturer might stay longer in Warnemünde.
Schwerin. February 2nd Mr. Herrigel lectured in a large Hotel and though the weather was wretched yet about 150 people were present. He spoke about, Reality and Unity of all religions. February 4th there was a meeting in the home of the „Guttempler-Orden‘ with about 25 persons. The happy way they bid farewell to Mr. Herrigel proved that new friends had been won.
Hamburg. 5th february Mr. Herrigel went to
Hamburg and was kindiy received by that family Großmann who had anounced his lecture on
placards. Next evening a great number of listeners gathered in the „Balm’s Gesellschafts
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haus" to whom Mr. Herrigel spoke about the Bahai-Cause, the suporter of religions forces.
The next evening in a long meeting he introduced a circle-of about 20 people. Accompanied
with the best wishes he went back to Berlin.
Berlin. A meeting took place in the house of Frau Schurgast who welcomed the friends in true Bahai love. Mr. Herrigel made the’ friends acquainted with ‚AbdwlI-Baha. Nothing could bring him so near the friends as this theme. How overwhelming must the personality ‘of the Master have been, that after long years the memory of Him impresses to such an extent. His followers guided by Him guard the precious good and comunicate it to the happy recipients.
Visit.
We were greatly pleased by a visit from Mr. S. Schopflocher, who comming from Haifa, brought us a message of love aud affection from our beloved Guardian Shoghi Effendi. He was deeply impressed by his personality, the spirit and high wisdom of Shoghi Effendi — the great gift our beloved 'Abdu'l-Bahá gave to the Cause in him. From here Mr. Schopflocher passes through Paris to Canada, his home. His sincerity in His service proves to us the true Bahaispirit which he made him dear to us.
Wer will einem kranken Gefangenen schreiben?
Wer von euch will einem kranken Gefangenen schreiben? Menschliche Lieblosigkeit hat seine Nerven völlig zusammenbrechen lassen und droht, ihm den Mut zum Aufstieg und zur Gesundung ganz zu zerbrechen. Aber er hat das Licht Seiner Schönheit erkannt und seine belebende Wärme empfunden. Zeigt ihm, dass ihr wahrhaft lieben könnt, wie es euch euer Meiter gelehrt, zeigt, dass ihr in Wahrheit frei von Vorurteilen seid, wie Er euch geboten hat. Lasst es ihn wissen, dass er bei euch eine Heimat hat in der ganzen Welt, wenn ihn auch alle andern verstossen. Eile ist not! Bitte sendet eure Briefe an die Schriftleitung der Sonne der Wahrheit, Alexanderstrasse 3, Stuttgart, die das weitere veranlassen wird.
Auszug aus einem Brief der geistigen Arbeitsgemeinschaft Haifa. .
Der letzte Bericht aus Haifa gibt bekannt, daß die Freunde in Burma sich die größte Mühe geben, die Menschen durch tätige Arbeit für die hl. Lehre zu begeistern. Mrs. Stannard besuchte mehrere Städte in Indien während eines Jahres; derzeit arbeitet sie in Kalkutta.
Port Said berichtet, daß in Kummu’s Sa’âyidih wieder Ruhe herrscht und die Freunde emsig arbeiten. Die Versammlungen in Port-Said finden regelmäßig statt, eine besondere Sammlung wurde für die Notleidenden in Japan gemacht.
Aus Eschkabat wird unter dem 24. November gemeldet, daß Aqà Sippid Mihdi, der nach Moskau reiste, um die Angelegenheiten der Geistigen Arbeitsgemeinschaft in Eschkabat zu erledigen, zurück ist, es war ihm möglich, die Behörden der russischen Regierung davon zu überzeugen, daß die Bahai-Lehre für alle edlen Prinzipien dient. Er hat die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Bahai-Zeitung „Khurshid-i-Khâver“ erwirkt, die demnächst in Moskau oder Kurtistan herauskommen soll. „Beantwortete Frägen“ werden in russisch übersetzt, desgl. wichtige Tablets in russische Sprache übertragen.
Der kleine Freundeskreis in Moskau hält regelmäßig Versammlungen ab. — Die geistige Arbeitsgemeinschaft in Marw berichtet von einem Frauenkomitee; jedes Mitglied bezahlt freiwillige Beiträge an die geistige Gemeinschaft; ihr Hauptaugenmerk richtet sich auf Kranke, Wittwen und Waisen. Die Freunde in Marw setzten sich hauptsächlich aus persischen Emigranten, einigen ansäßigen Kaufleuten und Arbeitern zusammen, sie haben einen lokalen Fundus für die Interessen der heiligen Sache geschaffen.
Die Knaben- und Mädchenschulen sind für alle Glaubensrichtungen geöffnet, derzeit sind Bahai, Mohammedaner und Juden Schüler derselben. Die Hälfte des Schulgeldes wird aus dem lokalen Fundus bestritten wie auch eine reichhaltige Bibliothek in persischen, russischen und türkischen Büchern und Zeitschriften zur Verfügung ist, obgleich auch in Rußland schwierige finanzielle Lage herrscht.
Unser geliebter Beschützer Shoghi Effendi arbeitet derzeit für die Weiterführung des Wegs nach dem hl. Grabgebäude von der deutschen Kolonie aus, ein Plan, den 'Abdu'l-Bahá selbst vorgezeichnet hat. Die Umgebung des hl. Grabes des Báb und des Meisters machen auf die Beschauer einen so tiefen Eindruck, daß jeder die Empfindung hat auf heiliger Erde zu stehen.
Bericht aus Hamburg.
Unentwegt schreitet die Arbeit in der heiligen Sache im Norden voran, in enger Zusammenarbeit der Freunde in Hamburg, Schwerin, Rostock und Warnemünde. Unsere Versammlungen finden seit Ende Januar wieder jeden Montag im Gemeindehaus St. Georg statt und zwar in Form von Lehrabenden, die von Dr. Hermann
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Großmann geleitet werden. Von 5. bis 8. Februar war zu unserer großen Freude Herr Wilhelm
Herrigel aus Stuttgart bei uns. Er hielt einen
öffentlichen Vortrag über das Thema „Zukunftsreligion". Am nächsten Abend sprach er in einer
gutbesuchten Versammlung über die Entwicklung
des Geistes in den verschiedenen Reichen. Möchte der Erfolg seines Vortrags der sein, uns das
Interesse aus weiteren Kreisen gewonnen zu haben. Am 3. Februar riefen wir zum erstenmal
die Kinder zusammen und begründeten das „Rosengärtlein"; es ist nur eine kleine Zahl von
Kindern, aber mit Begeisterung und größter Aufmerksamkeit lauschten sie den Erzählungen und
den belehrenden Worten unseres Dr. Großmann, der vorderhand ihre Zusammenkünfte leitet. Im
März wird voraussichtlich die erste Nummer der vom hiesigen „Rosengärtlein“ herausgegebenen
Bahaikinderzeitung, die an alle Bahaikinder und
ihre Freunde kostenlos verteilt werden soll, erscheinen. Wir bitten alle Freunde, die die Zeitung zu erhalten wünschen, ihre Adresse und die Zahl der gewünschten Zeitungen mitzuteilen an Dr. Hermann Großmann, Hamburg 21, Petkumstraße 19.
Mit der deutschen Gesellschaft für psychische Forschung in Hamburg, wurde Fühlung genommen, es soll ein Bahaizirkel errichtet werden, der den Mitgliedern, die sich für die Lehre interessieren, Gelegenheit bietet, sich eingehender damit zu befassen. Unsere Neunzehn-Tage-Briefe, die jetzt an nahezu 50 Versammlungen und Freunde verschickt werden, beantworten uns die Freude in aller Welt mit viel Liebe.
Bericht über die Vortragsreise von Herrn Wilhelm Herrigel.
Auf Einladung der Freunde in Gera, Leipzig, Berlin, Warnemünde, Rostock, Schwerin und Hamburg trat ich am Samstag, den 19. Januar 1924, eine Vortragsreise an und reiste zunächst nach Gera, wo ich bei Familie Kurt Döhring liebevoll als ihr Gast aufgenommen wurde. Am gleichen Abend hatten wir in der Wohnung meiner Gastgeber eine gesegnete Versammlung im engeren Kreise von Freunden. Auf Sonntag abend war eine allgemeine Versammlung anberaumt, zu der Einladungen an ihre Bekanntenkreise ergangen waren. In dem kleinen Saal, den uns die Freunde, Herr und Frau Klinger, zur Verfügung gestellt hatten, fand sich eine aufmerksame Zuhörerschaft ein, denen ich zunächst das wahre Wesen der Religion erklärte und ihnen den Zusammenhang des wahren Christentums mit der Bahailehre und deren erneuernde Kraft auf allen Gebieten des Lebens vor Augen führte. An dem herzlichen Dank, der mir von allen Seiten zuteil wurde, und an den leuchtenden Augen der meisten Anwesenden, konnte ich wahrnehmen, daß uns diese Versammlung neue Freunde zugeführt und die dortigen Freunde mehr befestigt hat.
Von Gera nach Leipzig.
Am Montag, den 21. Januar, reiste ich nach Leipzig, wo ich am Bahnhof Plagwitz von einigen Freunden empfangen und bei Herrn und Frau Marggraf in Leipzig - Schleusig untergebracht wurde. Dort fand auch am selben Abend eine Versammlung statt, zu der sich die Freunde aus den verschiedenen Stadtteilen eingefunden hatten.
Auf Dienstag, den 22. Januar, war eine öffentliche Versammlung im Saal des Ev. Vereinshauses angesetzt, in der ich über die Bahailehre und ihre menschheitsvereinigende und friedebringende Kraft sprach und darlegte, welche Wunder diese bereits in der Vereinigung von Millionen von Menschen aus allen Religionen und Nationen wirkte. Nach diesem Vortrag wurde von vielen der Wunsch ausgesprochen, mehr über die Bahailehre hören zu dürfen und eine der anwesenden Damen war so liebenswürdig, uns zu diesem Zweck für den folgenden Abend ihre geräumige Wohnung zur Verfügung zu stellen. Dort kamen am Mittwoch abend ein großer Kreis von Interessenten aus verschiedenen Lagern zusammen. Mein Vortrag, in dem ich sie tiefer in das Wesen der Bahailehre einführte, fand allgemein gute Aufnahme, und es wurden nach Schluß desselben weitere Versammlungen festgesetzt, an denen sich Freunde aus verschiedenen andern Richtungen beteiligen wollen.
Von Leipzig nach Berlin.
Am folgenden Tag, Donnerstag, den 24. Januar, fuhr ich nach Berlin, wo ich von Freunden am Bahnhof herzlich begrüßt und im Auto in mein schönes Quartier bei unserer ehrwürdigen Bahaifreundin, Fräulein Anna Grünhagen, Schöneberg, gebracht wurde. Für den Abend hatte ich eine Einladung von der Allgemeinde des Herrn. Dr. Bruno Wille erhalten, wo ich auf Wunsch des Leiters, Herrn Heyermann, über künftige Bahaigemeinden und die Verordnungen, die Bahá’u’lláh in dieser Richtung gab, sprach. Von den Anwesenden, etwa 70 Personen, wurde der Vortrag sehr gut aufgenommen, wovon die tiefempfundenen Dankesworte des Herrn Heyermann und der innige Händedruck beinahe aller Anwesenden, das beste Zeugnis ablegten.
Auf Freitag, den 25. Januar, war ein Vortrag in der Aula der großen Mädchenschule in
Berlin-Schöneberg anberaumt, wo sich auf Einladung durch gedruckte Karten etwas über 160
Personen einfanden, die dem Vortrag über das
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gewünschte Thema: „Die Bahailehre, ein Evangelium der Liebe und des Friedens" aufmerksam zuhörten. Auch hier konnte man an den leuchtenden Augen und dem warmherzigen Dank der meisten Anwesenden sehen, wie viele
Menschen nach diesem Brot des Lebens hungern.
Durch Verschickung von Einladungskarten kam in Berlin am Samstag, den 26. Januar, im Saal des Lyzeumsklubs eine weitere Versammlung von mindestens 150 Personen zustande, zu der ich über das Thema: „Die Einheit und Wirklichkeit aller Religionen“ sprach und auf Wunsch verschiedener Besucher des zweiten Vortrags auch die psychologische und philosophische Grundlage der Bahailehre erläuterte. Stimmungsvoll umrahmt war dieser Vortrag von den erhebenden Liedern, die Fräulein Krausse mit Begleitung von Frau Fröhlich vortrug und unter denen auch das von Freund Carl Goll komponierte Lied vom „Neuen Bunde“ zur Geltung kam. Den Vorsitz bei den beiden öffentlichen Worträgen führte Frau Jetty Pleßner, deren Einleitungs- und Schlußreden einen sehr guten Eindruck machten. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß das Zustandekommen dieser Vorträge der unermüdlichen Tätigkeit und der groBen Opferwilligkeit von Herrn und Frau Pleßner zu verdanken ist. Ich bin dessen sicher, daß von den in Berlin ausgestreuten Samenkörnlein der Wahrheit viele Pflanzen der Liebe hervorsprossen und gute Früchte tragen werden. Ein weiterer Vortrag ist in Berlin auf Freitag, den 8. Februar, angesetzt, an welchem Tage ich von Hamburg kommend, nochmals Berlin berühren werde.
Von Berlin nach Warnemünde und Rostock
Auf Einladung der Freunde in diesen beiden Städten, reiste ich am 29. Januar nach Warnemünde, wo ich in dem gastlichen Heim von Herrn und Frau Jörn liebevolle Aufnahme fand. Aus besonderen Gründen wollten die Freunde an diesen Plätzen von öffentlichen Einladungen zu Versammlungen absehen. Durch die freundliche Vermittlung unseres lieben Freundes, Herrn Peter, stellten uns Herr und Frau Oekonomierat Krieger in Rostock in liebenswürdiger Weise ihre schönen Räume zur Verfügung, wo sich die Freunde mit einigen eingeladenen Interessenten am Abend des 30. Januar mit mir zusammenfanden. Am Schluße der Versammlung wurde von verschiedenen Anwesenden der Wunsch geäußert, daß ich doch bald wiederkommen und sie weiter in die Bahailehre einführen möchte.
Am Donnerstag, den 31. Januar, kam ein schöner Kreis von Interessenten in der Mädchenschule in Warnemünde zusammen, wo sich Freund Emil Jörn alle Mühe gibt, die Sache weiter zu verbreiten, und wie ich gelegentlich einer Zusammenkunft mit der Jugend wahrnehmen konnte, in besonders schöner Weise bestrebt ist, den Samen der Wahrheit in die Kinderherzen zu legen. Auch hier in Warnemünde wurde nach der Versammlung von verschiedenen Seiten der Wunsch geäußert, daß ich doch einmal länger in Warnemünde verweilen möchte, um sie systematisch tiefer in die Lehre einzuführen.
Von Warnemünde nach Schwerin.
Am 1. Februar reiste ich nach Schwerin, wo für Samstag, den 2. Februar, öffentlicher Vortrag angesetzt war. In aufmerksamer und liebevoller Weise wurde ich dort von den lieben Freunden, Herrn und Frau Klitzing, als Gast aufgenommen. Freund Dr. Großmann aus Hamburg hatte 8 Tage zuvor schon für den Vortrag vorgearbeitet. Trotz des regnerischen und stürmischen Wetters, versammelten sich Samstags abends etwa 150 Personen im Saale des Feldman’schen Restaurants. Ich sprach 1 1/4 Stund über das angekündigte Thema: „Die Wirklichkeit und Einheit aller Religionen“. Nach Schluß des Vortrags meldete sich ein Geistlicher zum Wort und erwähnte, daß ihn der Vortrag größtenteils sympatisch berührt habe. Er glaubte aber den kirchlich dogmatischen Glauben retten zu müssen, was ihm, von seinem Standpunkt aus betrachtet, durchaus nicht übel genommen werden kann.
Auf Montag, den 4. Februar, war im Guttemplerheim eine Versammlung für diejenigen angesetzt, die weiteres über die Bahailehre hören wollten. Es versammelten sich dort etwa 25 Personen, die ich in eingehender Weise tiefer in die herrliche Bahailehre einführte. Die freudigen Gesichter der Anwesenden und die herzliche Weise, in der sich beinahe alle von mir verabschiedeten, zeigten mir, daß wir in Schwerin weitere Freunde für unsere große Sache gewonnen haben.
Von Schwerin nach Hamburg.
Am Dienstag, den 5. Februar, reiste ich nach
Hamburg, wo ich im Hause der Familie Großmann liebevoll aufgenommen wurde. Unser lieber Freund, Dr. Hermann Großmann, und die Freunde hatten den öffentlichen Vortrag durch
Plakate angekündigt. Im Marmorsaal des Banschen Gesellschaftshauses fand sich am Abend
des 6. Februar eine stattliche Anzahl Interessenten ein, zu denen ich über das von Herrn Dr.
Großmann gewählte Thema: „Zukunftsreligion“: Die Bahailehre als Träger neuer
ethisch-rassischen und nationalen Gegensätze, sprach. Zum Schluß lud ich die Neuinteressierten
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ein, sich andern Abends in kleinerem Lokal desselben Hauses einzufinden, worauf etwa 20 der
Neuinteressierten kamen, die ich in zweistündigem Beisammensein tiefer in das Wesen der Bahailehre einführte und ihre Fragen beantwortete. Es ist sicher, daß auch in Hamburg, der auf diese
Weise ausgestreute Samen der hl. Lehre nicht verloren gehen wird und daß sich manche noch
nach Jahren, an die in diesem Vortrag gehörte Botschaft erinnern werden, wie dies meistens
überall der Fall ist.
Von Hamburg wieder nach Berlin.
Begleitet von den herzlichsten Wünschen der gastfreundlichen Familie Großmann, reiste ich am Freitag, den 8. Februar nach Berlin, wo für den gleichen Abend im Kurfürstenheim eine Abschiedsversammlung anberaumt war, über die eine Teilnehmerin an derselben folgendes berichtet: „Nach der Rückkehr unseres Freunds Herrigel aus Hamburg hatten Frau Schurgast und Frau Bernstein die Berliner Freunde in ihr Haus geladen, um den Abend vor seiner Abreise mit ihm zu verleben. Frau Fröhlich, die sich stets bei den hiesigen Veranstaltungen mit gütigster Bereitwilligkeit in den Dienst unserer Sache stellt, begleitete Frl. Lucie Jung, deren schöner Gesang eine würdige Umrahmung der Veranstaltung war. Mit innig liebevollen Worten begrüßte Frau Schurgast, die sich trotz der beinahe übermenschlichen Arbeitslast mit der immer gleichen Intensität für die Bahailehre einsetzt, mit echter Bahailiebe ihre Gäste. Frau Plessner gab zuerst einen Ueberblick als Einleitung. Dann sprach Freund Herrigel zum ersten Mal hier im großen Kreis über seine persönlichen Beziehungen zu ’Abdu’l-Bahá. Nichts kann uns Herr Herrigel so nahe bringen, wie dieses Thema. Wie überwältigend muß die Persönlichkeit des Meisters gewesen sein, wenn es noch heute nach Jahren in unserer schnellebigen Zeit möglich ist, daß die Wiedergabe von gemeinsamen Erlebnissen auf die Hörer eine Wirkung ausübt, als wären sie selbst dieses Geistes teilhaftig geworden. Seine Jünger, von ihm geführt und gesegnet, verwalten mit Umsicht das empfangene Gut und verbreiten es unter glücklichen Empfängern.
Besuch.
Bei seiner Durchreise durften wir eines Abends Herrn S. Schopflocher begrüßen, der aus Haifa kommend, uns eine Liebesbotschaft überbrachte, und uns die Worte unseres geliebten Meisters zuruft, mit denen Er Deutschland eine frohe, vergeistigte Zukunft verheißt. Nur zu kurz weilte Herr Schopflocher hier, dem wir innig für seinen Vortrag im Freundeskreis danken. Er kehrt über Paris nach seiner kanadischen Heimat zurück.
Bahaikongress.
Zu der in Nummer 12 der „Sonne der Wahrheit" gebrachten Notiz, haben wir heute nachträglich zu bemerken, daß der für Ostern in Aussicht genommene Kongreß erst im September stattfinden wird. Wir hören, daß seitens des Nationalrats Shoghi Effendi eine Einladung zum Kongreß erhalten hat. Angesichts der Kürze der Zeit bis Ostern wäre mit einer Teilnahme des Beschützers der heiligen Sache nicht zu rechnen, dagegen hoffen wir, daß es ihm möglich sein wird, an dem Kongreß teilzunehmen, wenn derselbe erst im Oktober stattfindet. Die näheren Mitteilungen über das Programm des Kongresses werden rechtzeitig bekannt gegeben. Wir möchten heute nochmals darauf hinweisen, daß die Bekanntgabe seitens der, im Bereich der einzelnen geistigen Arbeitsgemeinschaft zur Wahl delegierten rechtzeitig dem Nationalrat mitgeteilt werden muß.
Bahai-Neujahr.
Mit dem 21. März treten wir in das Jahr 80 der Bahai-Zeitrechnung ein. Möge dies ein bedeutungsvolles für die Entwicklung der hl. Lehre in allen Ländern werden und das Gebet unseres Beschützers — Shoghi Effendi — mit uns sein und sein inspirierter Geist unser Schiff durch die Stürme dieser, für die ganze Welt so schweren Zeit den Gestaden des Friedens und der Menschheitsvereinigung entgegenführen. Dazu müssen aber auch alle Mann an Bord und getreulich ihre Pflicht erfüllen. Der Segen des Meisters wird mit uns sein.
Der Verlag empfiehlt:
Einbanddecken zu „Sonne der Wahrheit“ zum Preis von 90 Pfg. — Komplettes Einbinden des Jahrgangs M. 1.80. — Den Dritten Jahrgang gebunden zu M. 6.50.
Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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