Sonne der Wahrheit/Jahrgang 3/Heft 12/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft XII FEBR. 1924
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


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Die Hauptpunkte der Bahailehre

1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.

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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis vierteljährlich 1,50 Goldmark, fürs Ausland 1,80 Goldmark.
Heft 12 Stuttgart, im Februar 1924 3. Jahrgang

Inhalt: Gebet von 'Abdu'l-Bahá. — An die innig geliebten Freunde in Deutschland zu Händen des Geistigen Bahai-Nationalrats. — Das Leben des Báb. — Das Buch Ighan. — Bericht an die Freunde im Osten und Westen. — Report to the Friends in East and West. — Interparoladoj. — Communication of the National Body. — Christmas festivity in Eßlingen. — Christmas festivity in Stuttgart. — Bahai-Kongreß betr. - Auszug aus einem Brief an Dr. H. Grossmann, Hamburg v. Mirza Aziz’ullah Bahadur. — Nachrichten aus verschiedenen Ortsgruppen.


Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion

„Wenn der Ozean meiner Gegenwart verebbt ist und das Buch des Ursprungs beendet ist, so wendet euch zu Ihm, den der Herr erwählt hat, der da aus dem uralten Stamm entsproßte.“

Baha’u’lláh.


Verkehrt mit allen Religionen in Freundschaft und Einvernehmen, daß sie durch euch die süßen Düfte Gottes einatmen, hütet euch, laßt euch durch die Menschen nicht von der Flamme törichter Unwissenheit versengen. Alle Dinge gehen von Gott aus und zu Ihm kehren sie wieder zurück. Er ist der Quell aller Dinge und in Ihm wird alles beendet.

Baha’u’lláh.



Gebet von Abdu’l-Bahá.

Er ist Gott!

O Herr, mein Gott, mein innig Geliebter! Diese Diener haben Deine Stimme gehört, Deinem Wort ihr Ohr geschenkt und auf Deinen Ruf geachtet. Sie haben an Dich geglaubt, sie waren Zeugen Deiner Wunder, sie haben Deine Beweise anerkannt und für Deine, Offenbarungen Zeugnis abgelegt. Sie sind auf Deinen Pfaden gewandelt, sie sind Deiner Leitung gefolgt, sie haben Deine Geheimnisse entdeckt, sie haben die Geheimnisse Deines Buches, die Verse Deiner Schriften, die Verkündigungen Deiner Episteln verstanden. Sie haben sich an den Saum Deines Gewandes geklammert und sich festgehalten an dem Kleid Deines Lichtes und Deiner Grösse. Ihre Tritte sind gestärkt worden in Deinem Testament. Herr, entzünde in ihren Herzen die Flamme Deiner göttlichen Anziehungskraft und lass den Vogel der Liebe und des Verständnisses in ihren Herzen singen. Laß sie zu mächtigen Zeichen werden, zu strahlenden Standarten, vollkommen wie Dein Wort. Verherrliche durch sie Deine Sache, entfalte Deine Fahnen, verkünde weit und breit Deine Wunder. Lass Dein Wort durch sie triumphieren und stärke die Lenden Deiner Geliebten. Löse ihre Zungen, daß sie Deinen Namen preisen und begeistere sie, daß sie Deinen heiligen Willen und das was Dir gefällt vollbringen. Erleuchte ihre Gesichter in Deinem Reich der Herrlichkeit; mache ihre Freude vollkommen, indem Du ihnen hilfst, damit sie sich erheben für den Sieg Deiner Sache. Herr, wir sind schwach, stärke uns, daß wir die Düfte Deiner Heiligkeit verbreiten; wir suchen mühsam — mache uns reich aus den Schätzen Deiner göttlichen Einheit; wir sind nackt — kleide uns mit dem Gewand Deiner Güte; wir sind sündhaft — vergieb uns unsere Sünden durch Deine Gnade, Deine Gunst und Deine Barmherzigkeit. Du bist in Wahrheit der Helfer, der Gnädige, der Allmächtige. Der Ruhm der Ruhmreichen sei mit denen, die fest und stark sind.

Uebers. von Fr. Braunger.

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An die innig geliebten Freunde in Deutschland zu Händen des Geistigen Bahai-Nationalrats.

Meine vielgeliebten Freunde!

Welche Freude ist es für mich wieder mit Euch zu korrespondieren und Euch den geprüften, jedoch standhaften Verehrern ’Abdu’l-Bahás nach langem Stillschweigen meine herzl. Sympathie, Liebe u. Zuneigung auszusprechen. Eure Sorgen und Leiden waren ein beständiger Anlaß der Besorgnis und des Schmerzes, und dies nicht nur allein für mich, sondern ebenso für die Damen der Familie sowohl als auch für alle Freunde.

Es ist wirklich wahr, daß die Menschheit größtenteils von einer beispiellosen Krankheit und Elend betroffen ist, jedoch Euch, die Ihr die erwählten und bevorzugten Kinder 'Abdu'l-Bahás seid, hat durch eine für uns unerforschliche Weisheit das reichste Maß der Not betroffen, und Ihr tragt die Last Eurer Sorgen mit Heldenmut, unerschütterlichem Glauben und ungebeugtem Mut, was der Bewunderung wert ist; dies habt Ihr gemein mit den schwer geprüften Leidensgenossen in Persien.

Euer einziger Trost liegt in den ewig neuen Worten unseres verstorbenen Meisters, Der voll Zuversicht erklärte, daß die Zeit nicht ferne sei, da Deutschland seine gegenwärtige Erniedrigung abwerfen wird und sich, mächtig, geeint und befreit erheben wird, um nicht nur seinen Platz in der Beratung der Nationen einzunehmen, sondern auch um siegreich das Banner der heiligen Lehre im Herzen Deutschlands aufzurichten.

Eure unaufhörliche Tätigkeit seit Seinem Hingang aus unserer Mitte hat sich dauernd ausgedehnt, wie sich auch leider Eure Drangsale und Nöte vermehrt haben; ich glaube aber zuversichtlich, daß in nicht allzulanger Zeit der Glaube an Gott in Eurem Land auflodern wird und die Botschaft der Erlösung in diesem in Verwirrung geratenen Kontinent öffentlich verkündigt werden wird.

Ich bin sehr gespannt, von dem Geistigen Bahai-Nationalrat häufig, detaillierte Berichte über die bisherigen und gegenwärtigen Zustände in der heiligen Sache in ganz Deutschland zu erhalten mit einem Bericht der Tätigkeit der verschiedenen Bahai-Zentren, die sich in letzter Zeit in eurem Land gebildet haben.

Eure Bahai-Zeitung erhalte ich regelmäßig und lese sie mit großem Interesse. Ich verlange dringend‚ daß Ihr einen Artikel in derselben bringt, der in deutsch und englisch erscheinen soll mit einem Bericht der laufenden Tätigkeit in der Bewegung in ganz Deutschland, was ein weiterer Schritt bedeutet, von dem ich gewiß bin, daß dadurch die Herzen unserer geistigen Brüder und Schwestern in der ganzen Welt erfreut werden.

Die Angehörigen der hl. Familie und ich selbst haben kürzlich mit den hiesigen Freunden im hl. Land zusammen dazu beigetragen, um das derzeitige Elend in Deutschland zu lindern; wir vertrauen darauf, daß unsere bescheidenen Bemühungen in gewissem Maß die Not des kommenden Winters bei Euch lindern helfen wird.

Indem ich hoffe, von Euch einzeln und insgesamt zu hören, gedenke ich stets Eurer in meinem Gebet.

Ich verbleibe Euer Bruder und Mitarbeiter.

Shoghi.

Haifa, Palästina, 4. Dez. 1923.

Uebers. v. Fr. A. Schwarz.



Das Leben des Báb.

von Jinab-i Fadil veröffentlicht im Star of the West vol. 14 Nr. 7.

Im Süden Persiens liegt am Persischen Golf eine wunderschöne Provinz, Farz genannt; sie ist reichlich groß und war schon Jahrhunderte vor Christi der Sitz der persischen Könige und Machthaber, auch ist dies der älteste Stammsitz der Parsen. In der persischen Literatur wird dies Land als der wirkliche Sitz der Gelehrsamkeit gepriesen. Dort lebten dichteten und starben auch im 13. Jahrhundert die berühmten Dichter Hafiz und Sadi, Ihre Grabstätte wird alljährlich von vielen Pilgern besucht.

In Schiras, der Hauptstadt von Farz lebte eine Familie aus dem Kaufmannsstand, die Generationen zurück wegen ihrer Gläubigkeit, ihrer moralischen Lebensführung und ihrer Freigebigkeit hochgeachtet war. Dieser Familie wurde am [Seite 179] 30. Oktober 1819 ein Sohn geboren — der Báb. Sein Vater, Kaufmann von Beruf, starb, als sein Kind noch ganz klein war, worauf der älteste seiner drei Onkel, gleichfalls Kaufmann, den Knaben zu sich nahm, für ihn sorgte und ihn aufzog. Die Erziehung des Báb beschränkte sich nur auf das rein elementare, und er kam schon sehr früh als Teilhaber in das Geschäft seines Onkels.

Als Kind bemerkte man an ihm schon eine beachtenswerte Frühreife, er schrieb in früher Jugend wundervolle Abhandlungen in persisch und arabisch. Wer sie las, staunte über sein Wissen, denn es war allgemein bekannt, wie kurz seine Schulzeit gewesen war. Die arabischen Gelehrten hatten besonders großes Interesse an seinen Schriften in ihrer Sprache und fanden es sehr erstaunlich, daß ein Ungelehrter in so wundervollem arabisch schreiben könne.

Als er im Geschäft tätig war, bemerkte seine Familie gewisse außergewöhnliche Züge an dem jungen Mann. Er ging stets um die Mittagszeit von Hause weg, suchte einen ruhigen Ort auf, um dort zu beten, zu meditieren und um Gebete zu singen und zu lesen. Er verblieb stundenlang daselbst in tiefer geistiger Gemeinschaft mit Gott. Als die Familie dies feststellte, bemühten sich die Verwandten mehr Sinn für den Erwerb, für Wohlstand und Ansehen in dem Báb zu erwecken, fanden aber bald, daß er kein Interesse an weltlichen Dingen hatte. — Der Báb war an Leib und Seele gleich schön; seine Haare waren schwarz und seine dunkelbraunen Augen strahlten gleich Sternen; von seinem Antlitz ging ein Leuchten aus. Sein Wesen war sympathisch, seine Haltung hoheitsvoll, doch bescheiden und einfach. Sein Charakter war so einwandfrei, daß selbst seine Feinde keinen Fehler an ihm finden konnten. Man kann sich kaum ein reineres, dem Dienst für die Menschheit geweihtes Leben denken. Er widerstrahlte das geistige Licht und übertrug auf seine Umgebung ein so veredelndes Leben, daß seine Größe allgemein anerkannt und ihm größte Hochachtung und Respekt entgegengebracht wurde. Wo er auch hinkam, wurde ihm der Ehrenplatz eingeräumt, und die Anwesenden warteten unwillkürlich bis er zuerst zu reden anfing. Er war voll Freudigkeit, Zuversicht und Bescheidenheit, es schien, als ob der Geist Gottes von diesem jungen Menschen ausginge.

Einige Jahre vor seiner Erklärung, die i.J. 1844 erfolgte, trat er aus dem Geschäft seines Verwandten aus und machte eine Pilgerfahrt nach Kerbela in Mesopotamien, dem Zentrum der Schiiten. Das Grab Hosseins, des gemarterten Enkels Mohammeds ist in Kerbela, wohin Tausende von Pilger jedes Jahr wallfahren, um daselbst lange Gebete zu verlesen. Wenn der Báb seine eigenen Gebete vor der Menge verrichtete, ließen die Leute von den üblichen Gebeten ab und wandten ihm ihre ganze Aufmerksamkeit zu. Die Mohammedaner hatten in arabisch und persisch viele Gebete, die ihnen über alle Beschreibung schön dünkten. Daher waren sie auch fähig, die erhabene Schönheit und Inspiration der Gebete des Báb zu würdigen. Monatelang blieb der Báb in Kerbela und viele Menschen fühlten sich durch seine inspirierten Aussprüche und durch sein Leben, das er wie ein Heiliger führte, sehr zu ihm hingezogen.

Mit 23 Jahren heiratete der Báb ein junges Mädchen, eine Verwandte seiner Familie. Ein _ Sohn wurde ihm geboren, der aber nur wenige Monate alt wurde; kurz nach dessen Tod wurde der Báb verhaftet und ins Gefängnis geworfen.

Die religiösen Anschauungen der Muhammedaner waren sehr von ihrer Grundlehre abgeirrt, die Menschen hatten ihre geistige Wahrnehmungskraft eingebüsst und hielten das Dogma für die geistige Wahrheit.

Zu jener Zeit beseelte Gott die Herzen einer kleinen Schar von Menschen, woraufhin sie ernstlich in ihrer Religion zu forschen begannen und ihre wahre Bedeutung erkannten. Diese Männer sprachen häufig von einem Stern der Führung, der bald erscheinen müsse. Im Jahr 1843 machten sie sich auf den Weg nach fernen Landesteilen Persiens, um den Meister dieses neuen Zeitalters zu suchen. Bevor sie diese Reise unternahmen, versammelten sie sich in einer Moschee und fasteten 40 Tage, um sich so auf diese bedeutungsvolle Reise vorzubereiten. Es war ihnen gesagt worden, daß es 19 Beweise für den großen Meister gebe, an denen sie diesen Zukünftigen, Einzigartigen erkennen würden; dieser besitze eine so große geistige Macht, daß, wenn er auch kein Wort rede, er dennoch die Menschen anziehe. Diese Macht würden sie in der Person eines schönen Jünglings finden. Sie gaben sich das Versprechen, daß der, der die Wahrheit entdecke, es sogleich den anderen mitzuteilen habe. Dann gingen sie in verschiedenen Richtungen auseinander.

Mulla Hussein, ein sehr berühmter und gelehrter Mann, gehörte zu dieser Gruppe. Er erinnerte sich, in Kerbela solch einen ganz besonders vergeistigten Jüngling gesehen zu haben, der aus Schiraz gekommen war und somit beschloß er, nach Schiraz zu reisen und diesen aufzusuchen. Dort angelangt, hielt er Nachfrage, was ihn in das Haus dieses jungen Mannes führte. Zu seiner großen Freude wurde die Türe durch den Báb selbst geöffnet, der ihn wie einen Gast willkommen hieß und ihn einzutreten bat. Dann sagte ihm der Báb, daß, als er habe frühzeitig [Seite 180] das Haus verlassen wollen, eine Ahnung in ihm gewesen sei, daß ihm heute etwas Großes und Herrliches begegnen werde. Er wußte, daß das Kommen dieses Besuchs ein Teil der Verheißung sei. So wurde denn hier im Rosengarten des Hauses des Báb der Grundstein für die heilige große Lehre gelegt.

Der Báb frug Mulla Hossein, an welchen Merkmalen der Große Stern Zu erkennen sei, und Mulla Hussein nannte 19 Zeichen, die als Beweise gelten sollen.

Plötzlich sagte der Báb: „Erkennst Du diese Merkmale an mir?” Mulla Hussein war auf diese Frage hin beinahe sprachlos, doch nach kurzem Besinnen sagte er: "Ja ich sehe alle Zeichen an Dir, ausgenommen dessen, daß der Erwartete ganz außergewöhnlich weise sein muß, dies wichtige Merkmal der Weisheit und Kenntnis sehe ich nicht an Dir!“ Er sagte dies, da er der Meinung war, daß großes Wissen auf Hochschulen und Universitäten erworben werden müsse.

Der Báb sprach über andere Dinge, Tee wurde gereicht, und im Gespräch verrannen so die Stunden.

Später, als die beiden über hochgeistige Dinge redeten, frug der Báb wiederum: "Siehst du diese Zeichen in mir?“ Mulla Hussein gab nicht sofort Antwort, lenkte aber die Unterhaltung auf Dinge, die ihm ein solches Wissen beweisen sollten. Der Báb verließ kurz das Zimmer, und Mulla Hussein, der einige Bücher auf dem Tisch liegen sah, nahm eines zur Hand und blätterte darin. Er erstaunte, daß sowohl die Gedanken als auch die Satzstellung vollkommen neu war und daß diese Zeilen göttliche Geheimnisse enthüllten. Er las Seite um Seite und frug, als der Báb wieder eintrat, nach dem Autor dieses Buches. Der Báb antwortete: „Ein junger Mann schrieb dies!"

Mulla Hussein rief aus: „Lies Du selbst! Wer hat dies wohl geschrieben?“

Der Báb antwortete: „Siehst du es nun?“

Dann legte er das Buch neben sich und redete fließend in einer wundervoll gewählten Sprache. Die Worte flossen wie Bäche von seinen Lippen. Mulla Hussein lauschte ihm atemlos, denn dies wären dieselben gelehrten Strophen, die in dem Buch standen. Er war ganz berauscht vor Glück, so daß er sich selbst nicht mehr glich. Der Báb sah sich gezwungen, seine gewöhnliche Redeweise wieder zu gebrauchen, er reichte Mulla Hussein nochmals Tee. Dieser warf sich dem Báb zu Füßen und rief: „Ich muß fort und die Wahrheit künden!“ Aber der Báb sagte zu ihm: "Jetzt ist noch nicht die Zeit dazu.“

Als Mulla Hussein, der erste Jünger, vollständig überzeugt war, lag ihm viel daran, seine Gefährten dem Báb zuzuführen, aber der Báb sagte, daß er diesen für den Augenblick nur mitteilen solle, daß der Hoffnungsstern aufgestiegen sei, ihnen aber keine Einzelheiten darüber berichten solle. Mulla Hussein kehrte zu seinen Freunden zurück, die ihn so verändert fanden, daß sie ihn beschworen, ihnen zu sagen, ob er die Wahrheit entdeckt hätte. So nahm er sie denn, einen nach dem andern zum Báb, woraufhin die erste Gruppe aus 17 Häuptern bestehend, gebildet wurde. Auch Karatu'l-Ayn wurde eine der Anhängerinnen. Zusammen mit dem Báb, wurden sie die „19 Buchstaben des Lebendigen“ genannt.

Der Báb legte sich selbst den Namen Báb bei, denn er war das „Tor“ für das neue Zeitalter; dem ersten Jünger wurde der Name Báb el Báb gegeben, da durch ihn die Leute von der Wahrheit hörten. Ein weiterer sehr vergeistigter Mensch aus dieser Gruppe der 18 Buchstaben, der den Báb von weitem sah und sogleich an ihn glaubte, war Quddus. Als die 18 Buchstaben des Lebendigen beisammen waren, wurde der Báb der geistige Punkt des Wissens, um den sie sich schaarten; so bildeten die 18 Apostel und ein Mittelpunkt den ersten Kreis, die erste Vereinigung.“

Der Báb gab seinen Jüngern gewisse wundervolle Episteln mit und ordnete an, daß sie in Persien, insbesondere nach Kerbela reisen und die religiösen Führer der Mohammedaner belehren sollten.

Diese ersten Apostel waren voll Begeisterung und kannten keine Furcht; wenn sie eine Stadt betraten, so sammelten sie sogleich Leute um sich und verkündeten laut die frohe Botschaft einer neuen geistig-göttlichen Vorsehung. Da ihre Hörer Mohammedaner waren, sprachen sie über den Koran und seine Prophezeiungen von diesem Tag und über das Kommen des „Punktes des Wissens", das ihnen besagte, daß diese Prophezeiungen mit dem Kommen des Báb erfüllt seien. Im Koran steht, daß kein Mensch auf Erden der Welt ein Buch schenken könne, das dem Koran gleich komme, und dies stimmt auch von der Zeit Mohammeds an, bis zum Jahr 1260 der Hedschra. Dann schrieb der Báb durch göttliche Macht inspiriert mit der gleichen leuchtenden und tiefgründigen Wissenschaft. Um diese Kraft dem Volk zu beweisen, rief er sie in seinen Episteln an und sagte, daß er mystische Fragen beantworten wolle ohne Zuhilfenahme anderer Bücher. So wurden ihm denn viele schwierige Fragen vorgelegt und er schrieb die Erklärung mit Blitzesgeschwindigkeit nieder, wovon eine jede Seite ein Meisterstück an Gedanken wie auch im Stil und der Schönheit der Schreibkunst war. Wieder und immer wieder ward bewiesen, daß seine Schriften nicht seinem Intellekt entstammten, sondern reine Inspirationen [Seite 181] waren. Dann ging der Báb in die hl. Stadt Mekka, dem Mittelpunkt des Islam, zu dem jährlich Tausende hinpilgern. Er reiste zu Wasser, als eines Tages ein schrecklicher Sturm einsetzte. Es schien als ob das Schiff jeden Augenblick sinken würde, und die Reisenden waren in größter Not, als einer von ihnen den Báb bemerkte, der sich von den andern abgesondert hatte und in tiefes Gebet versunken war. Er schien so unberührt von dem drohenden Unglück, daß sie ausriefen: „Siehst Du denn nicht, daß wir alle untergehen?“ Aber mit vollkommener Ruhe betete er weiter, und bald ging der Sturm vorüber, und das Meer glättete sich. Unter den Passagieren des Schiffes befand sich ein Mann mit geistigem Schauen. Er erkannte die Ursache des Mutes und der Gelassenheit des Báb und wurde später einer der „Buchstaben des Lebendigen“.

Während der Báb in Mekka war, gingen die drei Jünger, die zuerst seine Anhänger geworden waren, von Shiraz weg und begannen furchtlos die Botschaft zu verkünden. Mulla Sadig, ein hervorragender und sehr populärer Muhammedaner, der das Oberhaupt einer Moschee war, mit Hunderten von Anhängern wurde einer ihrer Bekehrten. Es war üblich, viermal täglich vom Minaret der Moschee herab zu verkünden: „Gott ist groß, und Mohammed ist sein Prophet“. Mulla Sadig gebot dem Mohazin auch auszurufen, daß das große Tor der Wissenschaft erschienen sei. Er selbst bestieg den Rednerpult und las aus den Schriften des Báb tiefgründige Auslegungen des Koran. Dies genügte für einige Leute, um Opposition zu machen; andere aber verkannten den Segen und die Richtigkeit dieser Botschaft, um ein Gottesreich aufzurichten. Die Mullahs der Stadt würden so verwirrt durch diese Begebnisse, daß sie sich an den Gouverneur wandten, der so fanatisch war wie sie selbst, der nun das Volk zusammenrief in einer großen Halle und die Gegenwart des Mulla Sadig forderte.

Als Mulla Sadig in die Audienzhalle eintrat, tat er dies mit einer solchen Majestät, daß sich das Volk veranlaßt sah, ihm seine Unterwürfigkeit zu bekunden. Der Gouverneur stellte Fragen über die neue Lehre, Mulla Sadig antwortete: „Ihr schlaft! Ihr müßt euch erheben und auf den Ruf horchen, denn der‚ den ihr erwartet, ist gekommen, um die Prophezeiungen zu erfüllen. Dies ist sein Buch, und er selbst ist in Mekka.“

Aber diese große Botschaft wurde verworfen, und die drei Jünger des Báb wurden gefangen genommen. Ihre Bärte wurden ihnen abgesengt, Löcher wurden ihnen durch die Nase gemacht, sie erhielten die Bastionade und mußten verkehrt auf einem Esel sitzend, durch die Stadt reiten. Sie ertrugen diese Behandlung mit solcher Ergebung, daß den Leuten die Augen aufgingen. Die Jünger wurden aus dieser Stadt verbannt und gingen in andere Städte, um die Lehre zu lehren.

Zu jener Zeit kam die Nachricht aus Bushire am Persischen Golf, daß der Báb von seiner Pilgerreise nach Mekka zurück sei. Der Gouverneur sandte Bewachung, um ihn nach Schiraz zurückzubringen. Als er dort eintraf, versammelten sich die Staatsoberhäupter und die Geistlichkeit in einer großen Conclave und legten ihm zahllose Fragen vor. Diese beantwortete der Báb mit solcher Weisheit, daß die Freunde alle in den Lehren gefestigt wurden und seine Feinde kein Fehl an ihm finden konnten. Dennoch wurde entschieden, daß er im Hause seiner Verwandten wohnen solle, daß ihn niemand besuchen dürfe, und daß seine Lehren nicht unter die Leute kommen sollen.

Aber die Trugbilder der Einbildung waren jetzt zerstört. Das Volk war bereit zu suchen, und viele bedeutende Männer, die um Auskunft einkamen, fanden ihren Weg zum Báb.

Da trat eine schreckliche Epidemie in Schiraz auf, hunderte von Menschen wurden davon befallen und Angst und Verzweiflung lag über ihnen. Der Gouverneur glaubte, als sein Sohn erkrankte, daß dies über sie gekommen sei, weil sie den Báb verfolgt hatten. So ging er dann zum Báb und bat ihn flehentlich, seinen Sohn zu retten. Als dieser Sohn geheilt war, war der Gouverneur so überglücklich, daß er dem Báb gestattete, die Stadt zu verlassen, um auch anderen Glück zu bringen. Unbehelligt verließ der Báb Schiraz und reiste nach der Stadt Isfahan im Zentrum Persiens. Das Gerücht seines Kommens, das in jenem Landesteil bekannt wurde, ging ihn voraus, und der Gouverneur Manoucher Khan, ein tief religiöser Mann, bewillkommnete ihn und wurde sein Anhänger. Die leuchtende geistige Glückseligkeit des Báb, die glühende Schönheit der Liebe Gottes, die er offenbarte, zog Hunderte von Menschen zu ihm hin. Die Tore wurden geöffnet, daß alle eintreten sollten, um dem Báb zu begegnen, seine Worte zu hören und neubelebt durch ihn zu sein. Unter denen, die ihn besuchten in diesen ersten Tagen seines Aufenthalts in Isfahan waren viele bedeutende Persönlichkeiten, deren Gegenwart den Leuten Vertrauen einflößte. Daraufhin fürchteten einige Geistliche als sie des Bábs großes Gefolge sahen, für ihre eigene Popularität. Der Gouverneur sagte ihren, daß dies eine theologische Sache sei, daß eine Versammlung einberufen und alle ihre Fragen dem Báb vorgelegt werden sollen. Berichte wurden über diese Versammlung gemacht. Diese Berichte existieren heute noch und die darin gestellten Fragen sind sehr kindisch. Der Báb aber [Seite 182] warf in seiner Beantwortung ein so wundervolles neues Licht auf diese Fragen, daß sie tatsächlich unfähig waren, seine Worte zu verstehen.

Der Gouverneur war sehr beunruhigt. Obgleich er den Báb begünstigte, konnte er doch seine eigene Stellung nicht riskieren. So sagte er denn zu den Mullahs: „Um euretwillen will ich ihn verbannen.“ Er befahl eine Kavallkade zur Begleitung des Báb bei seiner Abreise, instruierte aber die Garde, ihn zurückzubringen. So verließ die Kavallkade die Stadt durch ein Stadttor und brachte den Báb durch ein anderes wieder herein. Vierzehn Tage blieb er beim Gouverneur, und viele Leute besuchten ihn und vernahmen die Botschaft. Er schrieb viele Werke über seine Lehre in dieser Zeit des Aufenthalts in Isfahan. Der Gouverneur wurde so erleuchtet, daß er energische Schritte tun wollte, um die Lehre zu verbreiten. Der Báb aber sagte ihm: „Dies ist der Tag des Glaubens und der Ueberzeugung. Mit Gewalt können Ihre Absichten nicht erfüllt werden. Wir müssen die Menschen durch Aufopferung und Wiederstandslosigkeit lehren.“ Auch sagte er dem Gouverneur, daß seine (des Gouverneurs) Tage gezählt seien, und daß er in Bälde in das Gottesreich kommen werde. Am 40. Tag der Verbannung in den Palast des Gouverneurs verschied dieser.

Der neue Gouverneur war weder gerecht noch gut. Als er den Báb im Palast vorfand, sagte er dies dem Pöpel. Sie erhoben ein großes Geschrei und verlangten, daß er von Isfahan verbannt würde. Aus diesem Grund wurde der Báb durch besondere Erlaubnis des Schah nach Teheran verschickt. Währenddem sich diese Begebnisse ereigneten, reisten die „18 Buchstaben des Lebendigen" nach Nord, Süd, Ost und West und proklamierten die Lehren mit solch einer geistigen Macht, daß ihre Zahl zu einem Heer von Gläubigen anwuchs. Es war wie ein großes Lauffeuer. Als die Lehren des Báb in ganz Persien verbreitet waren, wünschte auch der Schah von seiner Botschaft zu hören. In seinem Stab war ein Mulla, in den er viel Vertrauen setzte; diesen Mulla sandte er nach Schiraz, daß er den Báb besuche, um die Art seiner Lehre zu ermitteln und es dem Schah zu melden. Dieser Mulla wurde einer der bedeutendsten Nachfolger des Báb und gab schließlich sein Leben für die Sache hin.

Der Báb wünschte den Schah sowie den Groß-Vesir und dem Kabinett persönlich zu begegnen. Er hoffte, daß er sie überzeugen, und sie die Offenbarung beachten möchten, dann würden die Einwohner Persiens gleichfalls erleuchtet und in ein neues geistiges Leben eintreten. Deshalb richtete er, als er auf seiner Reise nach Teheran in einem Dorf, das neun Meilen von der Hauptstadt entfernt war, einen Brief an den Schah. Der Groß-Vesir aber verhinderte eine Begegnung des Schahs mit dem Báb. Er beeinflußte den Schah an diesen zu schreiben, daß es unmöglich sei, ihm eine Unterredung zu gewähren und gab vor, daß die Landesgrenze vom Feinde angegriffen werde. Der Schah versandte dann den Báb nach Nord-Persien, um dort eine Aenderung des Zustands abzuwarten, indem er sagte, er werde ihn späterhin rufen lassen. Auf dieser Reise von Teheran nach Bagdad wurden die Leibwächter, die rohen, ungeschlachten Stammesangehörigen (Nomaden) so verwandelt durch seine geistige Kraft, daß sie ehe die Reise zu Ende war, begeisterte Nachfolger wurden, die bereit waren, alles zu tun, was er von ihnen forderte. Bei der damaligen Verbannung des Báb von Ort zu Ort machten es sich die Wachen zur Gepflogenheit, außerhalb der Stadt und der Dörfer Halt zu machen, damit niemand von seiner Anwesenheit erführe. Doch trotz dieser Vorsichtsmaßregel wurde die Kunde von seinem Nahen bekannt, und wenn sie sich der Stadt näherten, besuchten ihn die Leute und bestachen oft die Wachen, um die Erlaubnis zu erhalten, mit ihm zu reden und seine geistigen Anweisungen entgegenzunehmen. Somit wurde dieser Plan einer Verbannung, die, wie man glaubte, die Lehre verlöschen werde, als fehlgeschlagen erkannt, denn alle, die mit dem Báb in Berührung kamen, wurden unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Selbst der Gouverneur der Provinz wurde dafür eingenommen und gestattete den Leuten freien Zutritt zu ihm.

Dann traten die Feinde der Bewegung wieder in Tätigkeit und beeinflußten den Schah, daß der Báb in eine weit entfernte Burg geschickt werden sollte nahe der nördlichsten Grenze Persiens. Der dortige Gouverneur war ein äußerst harter Mann, der die Anwesenheit des Báb durchaus geheim hielt. Seine Anhänger reisten, und suchten in allen Himmelsrichtungen, aber keiner entdeckte, wo er verborgen gehalten wurde.

In dieser Festung war die Gefangenschaft des Báb außerordentlich streng. Es wurde ihm kein Licht gestattet, auch war er vollständig von der Außenwelt abgeschlossen; dennoch hatte er Zeit, viele göttlichen Lehren niederzuschreiben, die nacheinander in ganz Persien bekannt wurden. In diesen Tagen wurde ein Feuer in den Herzen seiner Nachfolger entzündet, das aufflammte und auf andere überging, und viele erwachten aus dem tiefen jahrhunderte langen Schlaf und zogen aus und lehrten. Da wurden die Feinde wieder tätiger denn je und beschlossen entschieden, die Sache aus der Welt zu schaffen. Die Nachfolger des Báb waren damals genötigt, sich zusammenzuscharen und sich zu verteidigen, sich [Seite 183] hinter Barikaden zu verstecken, um sich vor den heftigen Angriffen, die auf sie gemacht wurden, zu schützen, und dies in verschiedenen Landesteilen. — Ein neuer Schah, erst 17 Jahre alt, regierte damals, und das ganze Land litt während dieser Periode der Unordnung. Mehr denn je wurde Anstalt getroffen, die Flamme der Bewegung auszulöschen, in der Annahme, daß auf diese Weise Friede im Lande würde.

Uebers. v. Fr A. Schwarz.

(Forts. folgt.)



Das Buch Ighan.

Deutsch:

Das Buch der Gewissheit von Baha’u’lláh.

Einleitung:

Die vorliegende kleine Schrift wurde verfaßt, um möglichst vielen Menschen von den wunderbaren Erklärungen, die in den Schriften Baha’u’lláhs enthalten sind, Kenntnis zu geben und um ihnen die große Wichtigkeit dieser Sache mit ernster Stimme zuzurufen. Dies wollen wir tun, obgleich das, was wir hier zu sagen vermögen, nur ein Krümmchen des himmlischen Mannas ist.

In dem Buch Ighan, dem Buch der Gewißheit, hat der Mächtige, Baha’u’lláh, die Mysterien (Geheimnisse) der heiligen Schriften aller Propheten und Gottgesandten enthüllt.

Baha’u’lláh vergleicht jedes dieser göttlichen Zeitalter mit den vier Jahreszeiten der irdischen Welt. Im Frühling der göttlichen Jahreszeit erweckt durch die am himmlischen Horizont neu erscheinende Sonne der Wahrheit Alles aus tiefem Winterschlafe; die Herzen der Menschen werden erquickt durch den frischen Lebenshauch der neuen Manifestation, des Gottmenschen, des reinen Spiegels in und durch den Gott widergespiegelt wird.

Diese heiligen Tempel waren zu allen Zeiten das Sprachorgan für das Wort Gottes. Ihre Mission war und ist im allgemeinen immer dieselbe, nämlich: die Seele. Diese heiligen Wesen treten von dem unsichtbaren himmlischen Königreiche in die sichtbare materielle Welt ein; darum konnten sie alle in Wahrheit sagen:

„Ich komme vom Himmel, und der Vater hat mich gesandt.“

Dieser „Himmel“ sagt Baha’u’lláh, ist nicht irgendwo in der Atmosphäre, sondern „Himmel“ bedeutet in diesem Fall der Wille Gottes. Der Vater oder der Wille Gottes hat sie zu allen Zeiten oder in jedem Zeitalter gesandt, alle kommen von dem Himmel der Religion. Noah, Abraham, Moses, Jesus, Mohammed, sie alle sprachen von der Auferstehung der Seele zum ewigen Leben, und verkündigten, daß die Blinden sehend und die Tauben hörend werden. Diese Reden beziehen sich auf die göttliche Welt, und göttliche Vernunft und göttliche Einsicht können sie begreifen.

Ein großes Zeichen und ein unerschütterlicher Beweis von der Einheit aller göttlichen Manifestationen ist, daß einem jeden von ihnen dies Geheimnis der göttlichen Sprache bekannt war. Alle ihre Lehren stammen aus ein und derselben Urquelle, und dies, trotzdem die Manifestationen in verschiedenen Ländern und in verschiedenen Zeitaltern auftraten. Dies kann nicht bloß Zufall sein, sondern der denkende Mensch ahnt, daß hier ein großer Weltplan seiner Vollendung entgegengeht. In unserer Zeit ist dieser Plan durch die „Gesegnete Vollkommenheit“ Baha’u’lláh vollständig enthüllt worden.

Jeder Ring in dieser wunderbaren Kette des enthüllten Gottesplanes glänzt mit größter Schönheit. Jede Stufe auf diesem Wege ist reichlich mit göttlicher Wissenschaft geschmückt, so daß wahrlich keiner in der Wildnis der engen Beschränkungen und der Einbildungen falscher Ideen zu wandeln braucht.

In einem Brief an den Schah von Persien schrieb Baha’u’lláh:

„Auf jedem Zweig des Baumes des göttlichen Lebens singt eine Nachtigall von den Geheimnissen des Reiches Gottes; aber die Ohren der Menschen sind taub, der Geruchsinn der Menschheit ist abgestumpft, und die lieblichen Düfte der Blumen der höchsten Paradieseswelten werden nur von denjenigen eingeatmet, die in der Nähe Gottes sind. Wahrlich, wir haben die Tafel mit den schönsten Hyazinthen geschmückt, die herrlichsten Früchte bereit gehalten, die größten Perlen des Meeres entdeckt, die höchsten Wellen des Ozeans aller Wissenschaften und Künste aufgewühlt. O greift zu, ihr Menschenkinder und laßt euch diese goldene Gelegenheit nicht entgehen, denn ihr sehet dergleichen niemals wieder.“

Wenn wir das, was Baha’u’lláh in diesem einen Buch, dem Ighan, geoffenbart hat, begreifen, darnach handeln und mit allen Völkern in Eintracht leben, dann sind wir auferstanden von dem Tode, neugeboren durch den erquickenden Hauch Seines Geistes; und dadurch werden wir zu den Heiligen und Geretteten gezählt. Diese Zahl vergrößert sich mit jedem Tag Gottes. Der Tag Baha’u’lláhs ist der siebente Tag, der Größte Tag Gottes, der Ruhetag, der letzte Tag.

[Seite 184]


Die Ausdrucksweise der Propheten ist verschieden, allein die innere Bedeutung ihrer Worte ist stets ein und dieselbe. Mohammed erklärte diesen Tag Bahás als die „größte Stunde" die „goldene Woche“. Das Sprachrohr Gottes erklärt in allen Angelegenheiten und Reden:

„Wahrlich, ich bin Gott und außer Mir gibt es keinen Gott.“

In Baha’u’lláhs Erklärungen ist dies unter allen Bedrängnissen und zu jeder Zeit bestätigt und mit klaren und unzweideutigen Worten erklärt.

In allen heiligen Schriften sind deutliche Verheißungen gegeben. Er erklärt darin, daß Er, der Herr des Lebens, der Vater und Weltenmeister, der Herrscher selbst komme, um zu richten und zu urteilen. Nachher werde der „Große Friede“ kommen.

Schon jetzt, in dieser kurzen Zeit seit dem Erscheinen Baha’u’lláhs sind die Spuren dieser Erklärung Bahás überall in der Welt zu finden. Viele Millionen Menschen sehen in Ihm das Erscheinen des Vaters, des wahren Gottes, und diese seine Gläubigen und Nachfolger richten ihren Lebenswandel im Umgang mit allen Menschen so viel als möglich nach dem Vorbild ein, das er ihnen gab. Sie alle haben einen festen Bund mit ihm geschlossen und versprochen, in Uebereinstimmung mit seinen Geboten und hohen Lehren zu leben.

Verdient diese wichtige Sache nicht unser ernstes Nachdenken? Können wir so eitel und gleichgültig, wenn nicht gar gottlos sein, dieses, bedeutende, wichtige Mittel für die Gesundung der ganzen Welt unbeachtet zu lassen und keinen Tropfen davon zu genießen?

Baha’u’lláhs Kommen ist universal; er kam nicht bloß für ein bestimmtes Volk oder Land, sondern für die ganze Welt. Es ist die höchste Pflicht und Schuldigkeit der ganzen Menschheit, diese Sache erst redlich zu prüfen und dann erst zu urteilen. Wir glauben nicht, daß es einen denkenden Menschen geben wird, der, wenn er sich in diese Sache einmal ernstlich vertieft hat, von ihr unberührt bleiben könnte.

Die in diesem Buche gegebenen Erklärungen sind deutlich und klar und frei von aller Selbstsucht und von jeglichem Eigennutz. Den Herrschern aller Welt ist nicht bloss die Gerechtigkeit, die Macht und Weisheit geoffenbart, sondern auch der Wert aller Namen und Eigenschaften, die Milde, die Barmherzigkeit und die grosse Liebe des Vaters für seine Geschöpfe.

Mit staunenswerter Macht hat Baha’u’lláh Seine Sache zu Ende geführt. Er hatte keine Stütze ausser der göttlichen Macht. Im Gegenteil, alles hatte sich gegen ihn gewandt: Priesterwut, selbstsüchtige Staatsbeamte, Betrug und Irrtum, alles hat sich miteinander verbunden, um ihn abzustumpfen und seine Sache zu vernichten. Trotz aller Wut und Eifersucht, allem Betrug und weltlichem Mammon gelang ihnen dies aber nicht. Durch die höchste Macht, der nichts widerstehen kann, blieb Baha’u’lláh Sieger.

Baha’u’lláh trug das feste Bewußtsein in sich, daß er mächtig sei und Sieger sein würde. Trotzdem erklärt er in tiefster Demut (ein wunderbares Beispiel für alle, die ihm nachfolgen):

„Es war mir, als sei ich aus tiefem Schlaf erwacht. Der Odem des Allmächtigen umwehte mein Haupt. Da erging der große Befehl an mich, ich solle das Kommen des Allwissenden, des Allmächtigen zwischen Himmel und Erde erklären. O ihr Lauschenden! Diese Sache ist nicht von mir selbst, sondern von Ihm, dem Befehlenden, wovon viele mächtigen Zeichen: die Bewohner des Paradieses und die unzählbaren Wesen des höchsten Himmelreiches, Seine Macht und Herrlichkeit, ja sogar der Geist der Wahrheit selbst Zeuge sind. Mich peinigt keine Ungeduld noch irgend welche Beschwerden auf diesem Wege, kein Leiden ist mir zu diesem Zwecke zu viel; denn das Heil und das Wohl für die ganze Menschheit ist mir ein segensreicher Balsam für mein Blut. Jeden Augenblick sind wir bereit, tausend Leben mit größter Zuversicht zu opfern, und wir haben das große Vertrauen in Gott, daß die weiße Friedensfahne über allen Ländern wehen wird. O ihr Lauschenden! Der Duft des Allwissenden, des Allmächtigen durchdrang mein Wesen von allen Seiten, und auf diese Weise wurde ich der großen Sache des Herrn des Himmels und der Erde gewahr. Ich mußte gehorchen und die Sache nach Seinem Befehl verkündigen. Dadurch sind schwere Trübsale über mich gekommen, und ich mußte Unterdrückungen erdulden, die zu beschreiben sich selbst die Feder sträubt. Wir haben diese Kenntnisse nicht in den Schulen der Welt erworben, davon könnt ihr euch selbst überzeugen in meiner Geburtsstadt. Mein Wesen war wie ein Blatt, bewegt vom Hauch des Allmächtigen. Konnte ich dieser gewaltigen Macht, der Macht Seines Willens gegenüber ruhig bleiben? Nein, bei Gott, dem Getreuen, dem Allmächtigen, dem Gerechten! Ich war wie betäubt und kraftlos Seinem Befehl gegenüber. Kann oder will ein Mensch von sich [Seite 185] aus eine solche Erklärung aussprechen wenn er sich dessen bewußt ist, daß ihm alle Menschen, hoch und niedrig, widersprechen werden? Nein, bei Gott, dem Erhabenen, kein Mensch wird wagen, solches zu tun, außer der Eine, den Gott erwählt hat und dem Gott in jedem Zustand und zu aller Zeit beisteht. Dir sei Dank o Gott, denn du erkennst das treue Herz Deines Dieners, dem jeder Tropfen Blut mit heißer Liebe zu Dir in den Adern brennt, und der sich dennoch darnach sehnt, sein Blut auf dieser Erde vergießen zu dürfen und zwar in der Hoffnung und in dem Bewußtsein, daß aus diesem Keime der Selbstvernichtung, Pflanzen der schönsten Tugenden emporwachsen werden und die Bäume im Garten der Erde den duftenden Garten Deines Paradieses gleichen mögen. Solches hast Du uns, o gnädiger Herr, anvertraut, und wir sind Dir für diese Ehrenkrone in edler Andacht und mit glänzendem Antlitz dankbar; doch wir schätzen uns dieser Deiner Gabe nicht würdig. Du kennst mein Herz, es schlägt nur um Deinetwillen, es blutet für Dein Reich und preiset Dich. Wir schreiben nichts ohne Deinen Befehl und nur unter Deiner Autorität.“

In dem Buch Ighan löst Baha’u’lláh alle Siegel der früheren heiligen Schriften und erläutert deutlich und klar alle Geheimnisse und Mißverständnisse. Er hat wirklich die Schlüssel des Himmels mitgebracht und damit alle verschlossenen Türen geöffnet. Den Grund der Verleumdung und der Verleugnung der Menschen hat Baha’u’lláh deutlich ausgeführt. Gerade diesen Mißverständnissen in den heiligen Büchern aller Religionsstifter ist es zuzuschreiben, daß diese schrecklichen Verwirrungen entstanden und daß die Heiligen immer gemartert und gekreuzigt wurden.

Bis zur Zeit, da dieser Zyklus zu Ende ist und die Nacht dem Tage Gottes weicht, wandeln alle in der Wüste des Irrtums. Die Sonne der Wahrheit ist von den dunklen Wolken der Unwissenheit, der Selbstüberhebung und des Aberglaubens verhüllt. Die Worte: „Sonne und Mond werden den Schein verlieren und die Sterne werden vom Himmel fallen" bedeuten, daß die Sonne, der Mond und die Sterne der Religion, d.h. die obersten Führer in den Religionen sowie die Geistlichen verdunkelt werden und von ihrem Himmel der Größe und der Macht fallen werden. Diese verführen die Menschen manchmal unwissentlich durch blinden Irrtum, jedoch öfters noch aus Eigennutz und Habgier. Da sie leider häufig selbst tot sind, ist es ein Leichtes für sie, die Mitglieder einer solchen Kirche zum Fanatismus und zur Verhöhnung des neuen Lichtes aufzustacheln. Dies sind die im Symbol erwähnten fallenden Sterne, und sie sind es auch, von denen Jesus sprach als er sagte:

„Lasset die Toten ihre Toten begraben."

In dem Buch Ighan sind all diese geheimnisvollen und mißverstandenen Schriftstellen aller Religionen erklärt. Bei allen Völkern liegt die Religion tief unter dem sich während der Jahrhunderte angesammelten Staub verborgen, und nur die mächtige Hand Gottes ist imstande, diese Reinigung zu vollziehen. Der Staub der ganzen Welt ist aufgewirbelt gegen die Manifestation Baha’u’lláhs. Baha’u’lláh sagt:

„Gott segnet alle, die mithelfen, diesen Staub von der Welt zu beseitigen."

In dem Buch Ighan sind die Worte Zoroasters, Moses, Jesus, Mohammeds. usw. auf verschiedene Weise beleuchtet und erklärt. Durch diese Erklärung machen wir die wichtige Entdeckung, daß die Bahailehre alle wirklichen religiösen Gedanken in sich schließt, die, gereinigt von allem menschlichen Beiwerk und einmal erfaßt von den Menschen, ein hohes Streben nach dem Guten und eine Hebung des gesunkenen Menschen bewirken.

Mit seinem großen Lichte hat Baha’u’lláh Nacht und Finsternis zum hellen Tag gemacht. Das Gesetz der Liebe hält er allen Völkern gegenüber hoch und sagt:

„Wir alle haben einen Gott und Vater, eine Wahrheit, eine Tugend. Diese Erde ist ein Heimatort für alle; ein und dasselbe Grundgesetz der Liebe gilt für alle Menschen der Welt. Eine Herde und ein Hirte. Alle Menschen, die durch die Wahrheit frei geworden sind, werden vereint in diesem Friedenstempel.“

“Laßt uns den Tempel neu erbauen,

Der längst zerfallen in sich liegt;

Auf, alle Brüder, reichet euch die Hände,

Und singt: die heilige Sache hat gesiegt!

Washington, den 12. Dez. 1913 Marie A. Watson.

Übers. v.W. Herrigel.


[Seite 186]


Bericht an die Freunde im Osten und Westen.

(Fortsetzung.)

Auf 7. April 1913 war die Abreise 'Abdu'l-Bahás nach Budapest geplant, auf eine Bitte jedoch von Konsul Schwarz hin, willigte der Meister ein, Seine Abreise um einen Tag zu verzögern und zuvor Bad Mergentheim zu besichtigen. Zwei Autos nahmen unseren Herrn und Sein Gefolge auf. Es war ein frischer Morgen, die Fahrt ging durch viele größere und kleine Ortschaften, durch Wälder und fruchtbares, bebautes Land. Ein längerer Aufenthalt wurde in der alten freien Reichsstadt Hall gemacht, dort eine leichte Mahlzeit eingenommen, worauf sich ’Abdu’l-Bahá eine Stunde ausruhte. Ueber die Dauer der Fahrt war der Meister viel in Meditation versunken oder aber erfreute Er Sich der wechselvollen Bilder, die an Seinen Augen vorüberzogen. Die Fahrt führte uns nach dem fernsten westlichen Teil Württembergs, dem Frankenland, durch das Neckar-, Kocher- und Jagsttal. Die Vegetation war, mit dem sehr mild und geschützt gelegenen Stuttgart verglichen, noch nicht so weit vorangeschritten, doch standen Pfirsich- und Kirschbäume in voller Blüte und die Vorgärten der Bauernhäuser schmückten sich mit Schneeglöckchen, Krokus, Nazissen und Kaiserkronen. Der Meister sprach unter anderem auch über das württembergische Königshaus und nachdem Ihm von dem alten Geschlecht der Hohenlohe erzählt wurde und über die Kultur, die sie in ihrem Landbesitz gepflegt haben, womit sie sich auf lange Zeit hinaus ein Denkmal setzten, sagte Er:

„Derer, die heute der heiligen Sache dienen und die mir treue Dienste erwiesen haben, wird in Jahrhunderten noch gedacht werden, und man wird von ihnen sprechen, was Ihr jetzt für mich getan habt, das ist unvergessen für alle Zeit.“

Nach 3 1/2 stündiger Fahrt kamen die Türme des alten Deutschordensschlosses in Sicht, deren einstige Bewohner in so enger Verbindung mit dem heiligen Land und Akka selbst standen, die auf ihrem Schild das weiße Kreuz auf schwarzem Grund führten und die ihr Ziel darin sahen, ihre Kreuzzüge zum hl. Land für Gott und das Christentum zu wagen und mit Schwert und Lanze das Christentum mit Gewalt einzuführen. Welch ein Kontrast mit jenen und dem großen Meister, der angetan mit göttlicher Kraft die Herzen durch Sein Wort und Sein Beispiel zur wahren Religion führt. -

Im Mittelbau des Kurhauses standen Zimmer für ’Abdu’l-Bahá in Bereitschaft. Nach kurzer Rast machte der Meister einen Rundgang und besichtigte das Badehaus, sowie das Kurhaus und die Anlagen. Bei einem Spaziergang durch den einsamen Park sang in den knospenden Zweigen eines Baumes in allernächster Nähe des Herrn eine Nachtigall — die erste in diesem Frühling — ihr Liebeslied. ’Abdu’l-Bahá blieb stehen und lauschte dem süßen Lied. Es war, als ob der sonst so menschenscheue gefiederte Sänger gleich unseren Herzen ein Loblied zu Gott senden wolle für das höchste Glück der segnenden Gegenwart Seines heiligen Boten. ’Abdu’l-Bahá schaute unverwandt lauschend nach dem Baume hin und sagte:

„Seitdem. ich Persien verlassen habe, habe ich niemals mehr eine Nachtigall so wundervoll singen hören !“

Als Er zu einer Anhöhe kam, von der Er einen freien Blick über das Taubertal und die Höhenzüge bekam, äußerte Er:

„Dies ist ein herrlicher Ort, die Atmosphäre hier hat eine äußerst günstige Einwirkung auf Kranke, die Umgebung ist so lieblich und dem Auge wohltuend!“

Auf eine innige Bitte hin, daß der Meister doch hier einige Tage der Ruhe pflegen möchte, erwiderte Er:

„Ich bin gebeten worden, zu einer Erholung nach Baden-Baden zu gehen, aber meine Aufgabe ist nicht zu rasten und der Ruhe zu pflegen, sondern dem Gottesreich zu dienen; in dem Verkünden der frohen Botschaft liegt mein Wohlbefinden, und meine Freude ist die Verehrung und der Dienst für Baha’u’lláh, und wir haben auch versprochen, nach Budapest zu kommen, dort sind schon Versammlung und Vorträge anberaumt, es sehnen sich viele Seelen darnach und warten auf mich, deshalb muß ich bald weiterziehen. Wenn ich an einem Ort bleiben möchte, so wäre es hier, denn ich ziehe dies Bad allen anderen Aufenthaltsorten vor!"

Ins Kurhaus zurückgekehrt, nahm der Meister im Vestibül Platz und empfing Besuche, die von Seiner Ankunft gehört hatten und Ihn um Rat und Anweisung baten. Dann sprach Er über die Entwicklung des Bades, über die vorzügliche Einrichtung des Badehauses, verglich dies mit den mangelhaften Badeeinrichtungen des Orients und wieviel dort zu verbessern sei. Er sagte, daß eine Hauptsache eine stete genaue Kontrolle über das ganze Anwesen sei. Dann versenkte Sich ’Abdu’l-Bahá ins Gebet; wir alle verstummten bei Seinem Anblick, denn es lag lange ein Leuchten auf Seinem Antlitz, das uns zeigte, wie [Seite 187] mächtig die Ströme des Ewigen Ihn verklärten - Er war uns gleichsam entrückt in eine höhere Welt des Schauens. Einer der persischen Freunde flüsterte mir die Frage zu, ob ich jemals den Meister so wunderbar überirdisch gesehen hätte.

Eine überaus glückliche Stimmung lag über den Teilnehmern am Mahl des Herrn durch das geistig-seelische Fluid, das von Ihm ausging. Die Abendtafel war mit blühenden Kirschenzweigen geschmückt, der Meister war voll Humor und erzählte persische Sagen und Anekdoten, von denen mir Ahmad Sohrab sagte, daß er diese, obgleich der Meister viele Geschichten erzähle, noch nie gehört habe, wie der Meister sich äusserst selten bei derartigem wiederhole. -

In aller Früh des nächsten Morgens erfreute sich ’Abdu’l-Bahá am Gesang der vielen seltenen, im Taubertal heimischen Vögel, Er hatte eine besondere Vorliebe für die kleinen gefiederten Sänger und machte uns ganz besonders darauf aufmerksam. Da ’Abdu’l-Bahá am Nachmittag nach Budapest reisen wollte, erfolgte die Abfahrt im Auto nach Stuttgart gegen 9 Uhr. Vor Seiner Abfahrt rief Er die Aerzte des Kurhauses und die Direktoren zu Sich und befahl ihnen die größte Pflichterfüllung und Gewissenhaftigkeit an bei diesem wichtigen, für die leidende Menschheit so überaus wertvolles Unternehmen. In das Gästebuch des Kurhauses schrieb der Meister folgendes Gebet:

„O Du Allmächtiger! ’Abdu’l-Bahá kam in dies Kurhaus und beobachtete die allergrößte Achtsamkeit von allen Seiten. Eine Nacht verweilte er hier! O Gott, segne dies Unternehmen und mache es erfolgreich!" (gez.) ’Abdu’l-Bahá.

Auf der Rückfahrt war es ziemlich frisch, was den Anlaß gab, in Weinsberg eine kurze Rast zu machen. Dort besichtigte Er das Haus von Dr. Justinus Kerner, der besonders durch die Seherin von Prevorst bekannt ist. Einen zweiten Aufenthalt machte ’Abdu’l-Bahá an dem Bauterrain des Elektrizitätswerkes „Kraftwerk Alt-Württemberg" und sagte, daß alle Unternehmungen, die für das Wohl eines weiten Kreises geschehen, einen großen Segen in sich tragen, und daß dieses Unternehmen besonders viel Wohltaten nach sich ziehen werde, daß alle Arbeit, die für das Allgemeinwohl geschieht, lobenswert und sehr anerkennenswert ist. Nach Stuttgart zurückgekehrt, nahm ’Abdu’l-Bahá um 1 Uhr das Mittagsmahl im Hause von Konsul Schwarz ein, ruhte etwas und empfing hernach mehrere Besuche von Freunden, die Ihn vor Seiner Abreise nach Budapest nochmals sehen wollten. Zu ihnen sprach Er von Seinen Eindrücken in Mergentheim, wie Er auch späterhin des öftern in Wort und Schrift Sich lobenswert hierüber äußerte.

Im Kriegsjahr 1915 haben Ihm Seine Freunde einen Gedenkstein im Park von Mergentheim gesetzt in größter Dankbarkeit zur Erinnerung der denkwürdigen Stunden, in denen der Meister das Bad mit Seiner segnenden Gegenwart beehrt hat. Auf dem Bahnhof waren viele Anhänger des Meisters zugegen, als der Zug Ihn für einige Tage entführte. Mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen im Herzen sandten sie Ihm tausend Grüße zu, bis der Zug den Augen entschwand.

A. Sch.

(Fortsetzung folgt.)



Report to the Friends in East and West.

(Continuation).

The departure of 'Abdu'l-Bahá to Budapest had been fixed for April 7th 1913, but at the request of Consul Schwarz, the Master agreed to postpone His departure for a day, in order to visit Bad Mergentheim, Our Master and His suite undertook the journey there in two motor cars. It was a cool morning. The drive led through many large and small villages, through woods and cultivated ‚fertile country. A somewhat prolonged sojourn was made in the old imperial free-town Hall and a light meal taken, after which 'Abdu'l-Bahá rested for an hour. During the drive the Master was often deep in meditation, or else much delighted at the varriety of pictures that passed before His eyes The drive led us to the furthest western part of Württemberg, the Frankenland, through the valley of the Neckar, the Kocher and Jagst. Compared with the mild climate of Stuttgart, vegetation was not so far advanced, but the peach- and cherry-trees were in full blossom and the gardens in front of the peasant houses were adorned by snowdrops, crocuses, daffodils and narcissus. The Master also spoke of the Württemberg Royal family, and after He was informed of the old family of the Hohenlohe’s and of the culture, which they expended on their landed property and thereby placed a monument to their memory for ages to come, he replied:

„Those, who are to-day serving: thie holy Cause and who have rendered me such faithful service, will be remembered and spoken of in centuries to come, what you have done for me now will remain unforgotten in all times.“

[Seite 188]

After a drive of 31 hours, the towers of the castle of tlie old Teutonic Order came in sight, the inhabitants of which were once in such close connection with the Holy Land and Akka, and who on their shields bore the white cross on a black ground and whose chief aim it was to venture upon their crusades to the Holy Land for the sake of God and christianity and to introduce christianity by force, with the aid of sword and spear. What a contrast between them and our great Master, Who inspired with divine power, leads hearts to the true religion by His word and His example!

Rooms were prepared for 'Abdu'l-Bahá in the middle-building for the Kurhaus. After a short rest the Master took a round through the place and inspected the bath-house, as well as the Kurhaus and the park. During a walk through the lonely park, a nightingale — the first one in this spring — was singing its lovesong in the budding twigs of a tree quite near to the Master. 'Abdu'l-Bahá stood still and listened to the sweet song, It seemed, as though the otherwise timid, feathered singer, like ourselves, was singing a song of praise to God for the blessed Presence of His holy Messenger. 'Abdu'l-Bahá fixed his eyes upon the tree and said:

„Since I left Persia, I have never heard such a beautiful song from ä nightingale!“

When He reached a height, from where He had a wide view over the valley of the Tauber and the surrounding hills, He said:

„This is a most beautiful place, the air here has a splendid effect upon invalids, the surroundings are charming and delightful to the eye!“

To an earnest request for Him to remain here for a few days and rest, He replied:

„I have been invited to Baden-Baden to take a rest, but my mission does not permit me to rest, but to serve the Kingdom of God; my welfare consists in spreading the glad tidings and my happiness is the veneration and the service for Baha’u’lláh and we have also promised to go to Budapest, assemblies and lectures have already been arranged there, many souls are waiting, and longing for me to come, therefore I must proceed on my way. If I could remain in one place, this is the one I would choose, as I prefer this watering place to any other place of sojourn!“

After returning to the Kurhaus the Master sat down in the vestibule and received visitors, who had heard of His arrival and who now requested His advice and directions. Then He spoke ofthe watering-place and its development, of the excellent arrangements of the bathhouse and compared it with the deficient arrangements of baths in the Orient and how much room for improvement there was there. He said the principal thing was to keep a constant watch over the whole establishment. Then 'Abdu'l-Bahá sank into prayer; we all relapsed into silence at the sight of Him, as for a length of time a light shone on His countenance, which showed us how He was transfigured by the powerful current of the Almighty — it was sat though He had been transferred to higher regions beyond our sight. One of the Persian friends asked me in a whisper, whether I had ever beheld the Master in this wonderful supernaturel state.

An uncommonly happy frame of mind came over all those who partook of the Master’s meal, in consequence of the spiritual fluid which emanated from Him. The supper-table was decorated with cherry-blossoms, the Master was full of fun and related Persian legends and anecdotes, which Ahmad Sohrab told me that even he had never heard, although the Master often related stories, but only very seldom repeated Himself. Very early on the following morning 'Abdu'l-Bahá rejoiced to hear the songs of the many rare birds at home in the valley of the Tauber. He had a special predilection for those small feathered singers and specially attracted our attention to them. As 'Abdu'l-Bahá wished to start for Budapest in the afternoon, the departure for Stuttgart in the motor-cars took place towards 9 o’clock, Before he departed He spoke to the docters and directors of the Kurhaus and impressed upon them the necessity of fulfilling their duty conscientiousiy in this valuable undertaking, which was of such helfhand importance to suffering humanity. The Master wrote the following words in ihe book for Strangers:

„Oh, thou Almighty! 'Abdu'l-Bahá visited this Kurhaus and received the greatest attention from all sides. He spent one night here! O God, bless this undertaking and make it successful.

(sign.) 'Abdu'l-Bahá.

It was rathier cool on the drive back and for this reason a short stay was made in Weinsberg. There He inspected the house of Dr. Justinus Kemer, who is specially known through the „Prophetess of Prevost“, 'Abdu'l-Bahá made another sojourn at the Electrical Works of the Bauterrain „Kraftwerk Alt-Württemberg“ and said, that all such enterprises which were undertaken for the benefit of wide circles, were a great blessing, and that especially from this enterprise great advantages would be derived, [Seite 189] and that any work understaken in the interest of general welfare was praiseworthy and deserved to be äcknowledged. After the return to Stuttgart, 'Abdu'l-Bahá dined at one o’clock at the house of Consul Schwarz, afterwards rested for a short while and then received visits from several friends, who wished to see Him once again, before His departure to Budapest. He spoke to them of His impressions of Mergentheim, as He later on also frequently spoke and wrote most favourably on this topic. During the war in the year 1915 His friends erected a monumental stone to his memory in the park of Mergentheim, as a token of their gratitude and in remembrance of the notable hours during which the master honoured Mergentheim with His blessed Presence. Many of the Master’s. followers were at the station when the train carried Him off for a few days. With the hope of His speedy return in their hearts they stood waving their hands to Him, until the train was lost to sight.

A.Sch.

(to be continued).



Interparoladoj.

El la libro de -M. H. Phelps.

La Mezuriloj- de la Vero.

La homo. posedas kvar mezurilojn, kiujn

$i uzas por la ekkono de la vero: la atesto. de la sentoj, la jugo de l’prudento, la tra- .

dicio kaj la inspiro. La malnovaj filozofoj rigardis kutime la prudenton kiel la plej certan de Ci tiuj kvar mezuriloj; Car ili diris la plej. bona ilo, per kiu oni povas atingi la komprenon pri la esenco de la ajoj, estas la prudeateco. Sed la. filozofoj hodiaüe konfidas Cefe je la sentoj, : Se &i tiuj deklarasion kiel vorajon. ili, akceptas $in definitive. Lä anoj de la diversaj religioj opinias, ke la erihavo de iliaj Sanktaj skribafoj estas la plej lasta kaj plej alta verö. La mistifistoj kaj spiritualistoj trovas la veron nur en la publikadoj de l’inspiro. — Lahomoj generale estas unuigitaj pri tio, ke nur Citiuj kvar mezuriloj ekzistas por la ekkono de l’vero: kaj spite la.nesufilo de Cu el ili estas tute klara. — Pri la unua -mezurilo, la atesto. de I’sentoj, kiu unue: estas akceptata $enerale kiel la plej certa, la vizaßo Ce $i staras en la unua. loko. Sed estas certe, ke ankaii la. kapableco de la vizaßo subestas al la eraro kajpovas esti erarigata kaj protio $i ne estas certa mezurilo. Ekzemble: la okulo vidas aerspegulajon kaj opinias akvon anstataü in. Gi rigardas la bildon en la spegulo erare kiel la veran objekton. La grandaj, brilantaj steloj de $i estas rigardataj kiel punktoj. La vibranta lumo de la suno Sajnas al $i estisenmova. Rapide movanta punkto luma. ekaperas al $i kiel neinterrompita linio. De movißanta $ipo rigardata bordo $Sajnasmovigi anstataü la Sipo mem. Al la okulo Sajnas movigi la suno Äirkaü la teren: -i rigardas la stelojn. kiel se ili Cirkalienigus ne. estas .certiganta mezurilo. — Kvankam la malnovaj filozofoj rigardis lafinkonkludon . - de ’homa spirito kiel la. ‚plej altan aütori taton, ıli ne estis unuigitaj. Kelkaj diris, la universo havis komencon, dume ke aliaj. deklaris, ke Si estis senkomenca. lliaj tienrilate malsamaj opinioj estis senkalkuleblaj. Sed se la atesto:de l’homa prudento estus mezurilo por la ekkono de finvalida, nepra . vero, tiam iuj filozofoj de la tuta mondo devus könsenti. — La tria mezurilo, al kiu riluzas la homoj estas la atesto de aliaj,: kiel $i estas trovebla en tradicioj kaj en la Sanktoj libroj. Ci tiu atesto nur estas pesebla per la’homa spirito. Sed se unu &i tiu spirito mem ne estas certiganta ilo, kiel sekve povas esti certa la atesto, kiun oni ellerpas el Ci tia fonto? Granda erajo povas ekzisti per. malvera deklaro de unn vorto aü de unn ‚esprimo della Sanktaj skribajoj. — La inspiro venanta de Dio, estas publikado al la koro, . sed la tentoj de la diablo ankaü estas direk titaj al la koro. Se la homkoroj aüdas ordonon en si: „faru tion kaj tion“ — kiel tiam ni provas seiu, Cu tio estas publikado de Dio aü tento de la diablo? — Pro tio ai devas- konkludi, ke neniu de i tiuj kvar mezuriloj estas inda je .nia plena konfido por la ekkono de la vero. kaj, ke la-homo ne posedas alian ilon por la atingo de certa ekkono. — Sed se per &iuj kvar mezuriloj, la starigita konkludo- estas- la 'mema, poste: gi estas inda-je nia konfido: Car tiam’ni povas esti certigitaj, ke la komuna atesto estas Susta. Kie mankas Ci tiu komunizo, la atesto 'estas malcerta. La regulo, je kiu ni konfidu, 'estas proti la jenan: ve la decido pri ia demando .ni rilatu al’ &i tiuj kvar mezuriloj: kaj konkludo, kiu estas subtenata ‚per öiuj kvar, estu akceptata: sed Ciun alian konkludon ni rigardu kiel malcertan. : . Sed ekzistas spite ankorati alia mezurilo, kiu la teron. . Per. tio estas klare, ke la vizago estasniepra proprajo de l’elektitaj de Dio. Tiu estas la spiro de la Sankta Spirito. Per tin potenco ekaperas certeco, la homo farigas certa prisiaaferokajsiakonsciencofarigaskontenta.

[Seite 190]


Prego.

„La homa animo similas al spegulo, sur kiu kolektas &iam polvo. Por ricevi puran koron, la homo tiam devas peti Dion, por ke li $in purigu. Per la prego, la dezirujteraj estas forigataj de l’animo kiel la polvo . de Pspegulo per iundamenta polvoforigado ‚kaj purigo. Sen preßo, la koro Cesas esti spegulo de l’Dia periekteco; gi farigas kiel malglata kaj nepolurita Stono. La &ojo je la preßo disigas la koron de Ptero. La preßo estas la Slosilo, per kiu la pordegoj de !’paradizo estag malfermataj. Ekzistas multaj demandoj, kiuj 'estas solveblaj malfacile por la homo; sed per la prego il estas solvataj. Nenio "ekzistas, kion’ne povus lerni la homo per la preßo. Mohamed‘ diris: „La preßo estas Stupetaro, sur kiu la homo’ povas sin levigi al la celo.“ Se la koro. de l’homo estas liberigita de la nedisigebleco de la mond‘, la preßo estas farado de la levigo alDio. Sedni nur pre$u amanta Dion, ne tial, ke ni esperrs havigi per tio la Diajn donacojn aü gajni la celon. Esperantigo de Karlo Täubler, Vieno.


Communication of zhe National Body.

Notwithstanding the hard year 1923 the National Body met frequentiy to discurs important affairs, in order to guard as best possible the interests of the holy Cause and of the friends, In thie beginning of 1923 a committee was formed for the purpose of sending Bahai-literature to well-known personages, as well as to have it laid on the tables in libraries and in docters waitingrooms. At an Esperantocongress in Nürnberg, magazines and books were likewise laid out ,also a pamphlet printed in Esperanto, containing the most essential Bahai-principles, was laid out and divided. Lectures were given by Mr. Herrigel in Nürnberg, Berlin, Hamburg, Warnemünde, Gera and elsewhere. New groups have been formed in Schwerin, Stettin, Gera, Rostock and Warnemünde. The groups of children in Esslingen and Stuttgart are developing in the most satisfactory manner. — Last summer a youthful group was formed in Stuttgart, with the object to study the holy teaching and to cultivate social gatherings.

A few single reports follow here. In the shortest possible time a circular writing will be sent to the different centre points, and we also send our best thanks for the regular transmission of the writings from Persia, Haifa, Kenosha, Chicago, Port Said, Egypt, England and elsewhere, which always afford us great incitement and interest.

Our National Body member, Miss Johanna Hauff, married Baron von Werthern at the end of the year 1923 and has gone to live in Munich.

Mr. Remey presented the german Bahai publishing office with 5 - 6000 copies of a pamphlet written by himself for sale, for which we are much obliged to him.

Christmas festivity in Esslingen.

On December 18th Christmas was celebrated in Esslingen; a great number of children, who in the main have Miss Anna Köstlin to thank for their knowledge of this new religion, were made happy by presents. The little ones them selves repeated words of the Masters, they sang songs and listened with their parents to the address ot Mr. Schwaderer, the chairman of the Esslingen Workman Community, who spoke in warm and touching terms about the meaning of Christmas tide. The assembly was full of beautiful Christmas inspiration; with heartfelt gratitude‚ they were all thankful to the grace of God, who had rekindled the light anew and had called us to the service of His Holy teaching. This festivity incited the friends to renewed charity and greater self-sacrifice in his Holy Name.


Christmas festivity in Stuttgart.

As every year, so also this year several friends had understaken the distribution of presents for our children. On December 22nd the Christmas candles were set ablaze for our youth, symbolical of the light, which the religion of God sent to mankind through Christ. The ceremony was commenced with a prayer, a cordial address followed, wherein was pointed ouf the close connection between Christ, Baha’u’lláh and 'Abdu'l-Bahá. The parents were urgently exhorted to give their children the best possible spiritual education. From childrens lips we heard the song of praise to the Almighty. — The presents for the children, principally clothes, in the main, came from the workshop of the Bahai-sewing-evenings, where many busy women’s fingers are regularly occupied. A few of the children recited poems and sang songs in a really fascinating manner. No doubt the wish arose in every heart to become still more devoted to the holy Cause, so that the new tidings of the coming of the Lord may soon reach all nations and all hearts,

A. Sch. [Seite 191]


An Ostern findet in Stuttgart ein Bahai-Kongreß in den Sälen des Oberen Museums, Kanzleistraße 11, statt. Wir laden heute schon alle Freunde hiezu herzlich ein. Programm und Einzelheiten werden in der „Sonne der Wahrheit" noch veröffentlicht. Anläßlich des Kongresses findet die Neuwahl des Nationalrats statt, welche sich nach den im vorigen Jahr bekannt gegebenen Normen vollzieht. Es ergeht deshalb heute an sämtliche geistigen Arbeitsgemeinschatten die Bitte, die aus ihren Kreisen zur Wahl Delegierten dem Nationalrat rechtzeitig (wenigstens 14 Tage vor dem Kongreß) bekannt geben zu wollen.

I. A. des Nationalrats: Die Schriftleitung.



Auszug aus e. Brief an Dr. H. Grossmann, Hamburg v. Mirza Aziz’ulllah Bahadur:


Was die Spiritisten und Medien anbetrifft, so haben wir nichts gegen sie. Einige reine Seelen mögen sich mit dem Heiligen Geiste Baha’u’lláhs und 'Abdu'l-Bahás in Verbindung bringen. In der Tat müssen wir alle in Verbindung mit dem Heiligen Geiste sein, aber die Sache, Botschaften des Heiligen Geistes den anderen Freunden zu übermitteln, ist nicht klug und wird schließlich zu Verwirrungen und Schwierigkeiten Anlaß geben. Die Sache Gottes ist klar. Sie besteht aus den uns durch Baha’u’lláh und unseren Meister 'Abdu'l-Bahá offenbarten göttlichen Prinzipien und Worten. Nach ihnen ist uns vorgeschrieben, unsere Angesichter unserem geliebten Hüter und Führer zuzuwenden. Nach den göttlichen Lehren hängt unsere Glückseligkeit und unser Fortschritt von unserer Ergebenheit und Treue gegen unseren Hüter ab. Offenbarungen und Botschaften durch unseresgleichen sind unnötig. Ich sage nicht, daß die Medien unter den Freunden unaufrichtig sind, aber wenn die Freunde diese Türe der Vermittlung von Botschaften an andere öffnen, mögen einige unaufrichtige Seelen in den Kreis der Freunde schlüpfen, Verwirrungen entstehen und so wird ihre Zufriedenheit zunichte werden.



Nachrichten aus verschiedenen Ortsgruppen. Rostock und Warnemünde. Wir stehen auf einsamem Posten hier oben an der Ostsee. Wir harren der Bestätigung des Geistes und halten uns an den „Seilen der Liebe" in demütiger Stille, Hochwillkommen sind uns die Grüße der Freunde aus Stuttgart, Hamburg, (Rundschreiben) Montclair und Springfield. Es sind auch Kinder da, die hinhorchen nach der Botschaft der Liebe und des Friedens. Die Kinder von heute werden einmal Deutschland führen, und Deutschland wird die Welt trösten durch, seine Kindlein“, schreibt Mrs. Victoria Bedikian. Welch ein feines, liebes, großes Wort! Gewißlich wird die Neuerung der Erziehung nur kommen durch eine Neubelebung der Religion.

Am 9. Dezember hatten wir sehr willkommenen Besuch aus Hamburg. Herr Dr. Großmann sprach in Rostock über die „Einheit der Religion“ und in Warnemünde über „die Entwicklung des Geistes“. Es waren herrliche Stunden im Geist der Liebe und des Dienstes. Möchte doch der ausgestreute Same keimen und Wurzel schlagen, daß nur mehr Menschen erkennen, was zu ihrem Frieden dient; Haß und Neid und gegenseitiges Absprechen ist Finsternis und positive Liebe allein ist Leben und schafft Frieden.

— Allmonatlich gedenkt Freund Großmann zu uns zukommen, um eine Verbindung zwischen den Ortsgruppen zu schaffen. Wie freuen wir uns darauf!

Bielefeld. Am 25. November 1923 wurde der Zusammenschluß zu einer zentralen Arbeitsgemeinschaft des Stadt- und Landkreises Bielefeld verwirklicht.

Regelmäßige Zusammenkünfte sind bis auf Weiteres auf Sonnabend festgesetzt. Da diese wohl ausschließlich von jüngeren Leuten besucht werden‚ halten wir es für gut, sowohl für deren Verständnis wie in jeder Weise für ihre geistige Heranbildung Sorge zu tragen. Bei Beginn der Zusammenkunft wird ein vorher bestimmter Abschnitt aus der Bahai-Lehre verlesen und besprochen.

Mit den Jugendgruppen anderer Bahaizentren im In- und Ausland soll ein freundschaftlicher Gedankenaustausch angestrebt werden, um die Zusammengehörigkeit der Bahai über alle nationalen Schranken hinweg zu festigen. Um den Briefwechsel mit Freunden in anderen Sprachen zu erleichtern, soll die Erlernung des Esperanto im Auge behalten werden. Die Uebungsabende finden jeden Sonntag bei Herrn Kunze statt. Unsere sonstigen Zusammenkünfte sind vorläufig abwechslungsweise bei Freunden. — Allen Bestrebungen, die eines der Bahai-Prinzipien verfolgen, muß freundschaftlich begegnet werden; diese sollen auch nach Möglichkeit unterstützt werden. Mit Jugendgruppen derartiger Vereinigungen soll in nähere Verbindung getreten werden.

Neben der geistigen Fortbildung soll das gesellige Zusammensein gepflegt werden. [Seite 192] Es ist eine Kasse errichtet worden, um die nötigen Ausgaben bestreiten zu können. Zum Kassenführer ist Freund Gustav Büker gewählt worden. Bei Notlagen in- und außerhalb des Bahái-Kreises soll Unterstützung gewährt werden. Mit der allgemeinen Geschäftsführung wurde Freund Kunze betraut.

Um die Entwicklung und die Arbeit der Jugendgruppe verfolgen zu können, soll ein Tagebuch geführt werden, womit der Schriftführer E. Werning beauftragt ist. Somit ist der Grundstein zu einer sehr wichtigen Einrichtung gelegt. Die Jugend bedeutet die Zukunft. Wir alle sind fest gewillt, an uns selbst und gemeinsam ernstlich zu arbeiten, damit aus unserer Mitte tüchtige Pioniere für die hl. Sache hervorgehen. Gott wolle unsere Arbeit segnen!

i. A. Erich Werning, Schriftführer


Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart

Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33

In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’u’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha’u’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50

17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20


Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.


Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.


Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.


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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)