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| SONNE DER WAHRHEIT | ||
| Heft IX | NOV. 1923 | |
| ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART | ||
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Die Hauptpunkte der Bahailehre
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.
| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Grundpreis im Abonnement, monatl. 30 Pf. (Multiplikator ist der jeweilige Goldmarkwert). |
| Heft 9 | Stuttgart, im November 1923 | 3. Jahrgang |
Inhalt: Gebet von 'Abdu'l-Bahá. Botschaft an alle Bahais. Aus „'Abdu'l-Bahá in London“. Bericht an die Freunde im Osten und Westen. To the Friends in the East and West. Zu Baha’u’lláhs Geburtstag. El la libro „Vivo kaj instruoj de Abdul Bahas“. Nachruf. Mitteilung vom Verlag. Notice for our Friends in foreign countries.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.
Ihr müßt euch erheben mit übermenschlicher Kraft und die Lehren verbreiten, denn die Sache ist groß. Und wer immer sich erheben wird, um zu lehren an diesem Tag, der wisse, daß die göttlichen Heerscharen ihm beistehen werden! Heute ist nicht der Tag des Schweigens. Es ist der Tag der Verkündigung des Königreichs! Heute ist nicht der Tag der Ruhe. Wir müssen arbeiten! arbeiten! arbeiten!
'Abdu'l-Bahá.
Wirf das Licht unendlicher Liebe auf alle menschlichen Wesen, denen Du begegnest.
'Abdu'l-Bahá.
Gebet von 'Abdu'l-Bahá.
(Uebersandt von Shoghi Effendi.)
O Gott, mein Gott! Ich habe mich reumütig Dir zugewandt, denn wahrlich, Du bist der Vergebende, der Barmherzige!
O Gott, mein Gott! Ich bin zu Dir zurückgekehrt, denn wahrlich, Du bist der ewig Gebende, der Gütige.
O Gott, mein Gott! Ich halte mich an Deine Gnade, denn Du bist die Schatzkammer alles dessen, was im Himmel und auf Erden ist.
O Gott, mein Gott! Ich bin zu Dir geeilt, denn Du bist der Vergebende, der Herr, der Gnadenreiche!
O Gott, mein Gott! Ich dürste nach dem himmlischen Wein Deiner Güte, denn wahrlich, Du bist der Geber aller Gaben, der Barmherzige, der Liebevolle, der Allmächtige.
O Gott, mein Gott! Ich bezeuge, daß Du Deine heilige Sache geoffenbart und aus dem Himmel Deiner Gnaden herabgesandt hast, was die Herzen Deiner Begnadeten zur Dir hinzog. Wohl dem, der festhält an Dir und sich an den Saum Deines herrlichen Gewandes klammert.
Ich bitte Dich, o Herr aller Dinge und König des sichtbaren und unsichtbaren Reichs, bei Deiner Macht, Deiner Majestät, Deiner Allgewalt, mir zu gewähren, daß mein Name durch Deine Feder der Herrlichkeit unter Deinen Ergebenen erwähnt werde, unter denen, die die Ränkesucht der Sündigen nicht abhielt, sich dem Licht Deines Angesichts zuzuwenden.
O Herr, erhöre und beantworte mein Gebet!
Übers. v. Fr. Braunger.
Botschaft an alle Bahais.
(Diese Botschaft ging aus Alhameh in Syrien am 6. Mai 1914 an die Bahaiwelt hinaus.)
„Je mehr Einigkeit und Einvernehmen unter den Gläubigen Gottes ist, desto größer wird die göttliche Bestätigung, desto ununterbrochener wird das Herniederkommen der heiligen Segnungen vom Himmel sein! Die Freunde müssen einander mit solch tiefer Aufrichtigkeit lieben, daß sie die Herzen derer rühren, die in Berührung mit ihnen kommen. Sie müssen das Reich der Einheit im Herzen der Menschen aufrichten, so daß diese mit ihren eigenen Augen die Verkörperung der Güte, der Gerechtigkeit und der Reinheit sehen. Die Menschheit ist vom Ozean der Dunkelheit, Unwissenheit, der Ueppigkeit und der Leidenschaften überflutet. Die Menschen sind in den Banden der Weltlichkeit und hängen an Niedrigem. Sie denken nicht daran, das Wohlgefallen des Herrn zu erlangen. Sie haben ihre Schwingen mit aller Art Erdenstaub beschmutzt. Die Geschöpfe stehen unter dem Joche des niedrigen Begehrens der Natur. Sie sind eingehüllt von der natürlichen Welt und leben im Einklang mit den Bedürfnissen der Natur. Sie sind wie die grasenden Kühe auf der grünen Wiese. Diese kennen keine anderen Gedanken, Begriffe und Sorgen außer Gras, Wasser und Befriedigung ihrer tierischen Leidenschaften. Das menschliche Wesen muß sich selbst von diesen Fesseln befreien. Nur durch die Sache Gottes, nur durch die Religion Gottes, nur durch die Macht des Gnadenvollen, können sie ihr innerstes Wesen mit geistigen Tugenden schmücken. Während viele Menschen in dem Meer weltlicher Gedanken versunken sind, müssen die Gläubigen Gottes ihre Herzen mit himmlischen Idealen begeistern, sie müssen einen großen Wiederhall an den Säulen der Erde verursachen, sie müssen „wie die Löwen brüllen“ und „gleich dem Meere brausen“. Sie müssen den Menschen die Schönheit und Anmut der Welt Gottes zeigen. Selbst jetzt, da ich in der Wüste weile, erwarte ich gute Nachrichten von den Gläubigen Gottes aus allen Teilen der Welt.
„Die Sache Gottes ist wie eine Hochschule. Die Gläubigen sind wie die Studierenden. Die Hochschule ist gegründet um Wissenschaften, Kunst und Literatur zu erlernen. Wenn die Wissenschaften nicht darin gelehrt würden und die Schüler überhaupt nicht gelehrt werden könnten, so wäre der Zweck einer Universität nicht erreicht. Die Studierenden müssen die Resultate ihrer Studien in ihrem Verhalten und in ihren Taten zeigen, andernfalls haben sie ihr Leben verschwendet. Die Freunde müssen so leben und sich so führen, daß durch die Religion Gottes große Resultate gezeitigt werden. Die Gottessache ist eine lebendige Kraft, welche das Leben der Menschen wandelt und nicht eine Frage von Versammlungen, Komitees, unnützer Diskussionen, unnötiger Debatten und politischer Drahtziehereien.
Was ist Anfang und Ende der Landwirtschaft? Pflügen, den Samen säen und wässern. Ist irgend ein anderer Gedanke hinter dieser Arbeit als der des Erntens? Wenn die Halme nur grün und frisch sind, jedoch keine Körner tragen, so wird kein Resultat erreicht. Das Ziel ist nicht das üppige Grünen des Feldes sondern der Reichtum der Ernte. Ich hoffe, daß die Gläubigen ihr Aeusserstes tun, um ihr Leben mit reicher Ernte zu krönen. Die Freunde sind die Glieder und Organe des Körpers der Gottessache. Jedes Glied muß tätig sein und seine Pflicht erfüllen. Wenn die Organe ihre Funktion nicht ausführen, sind sie nutzlos und unnötig. Daher muß ein jeder der Gläubigen ein aktives Glied der Bewegung sein. Es ist ein grosser Unterschied zwischen der Seele, welche ihr Leben den Freuden und Vergnügungen dieser Welt widmet und der Seele, welche nichts anderes sucht, als das Wohlgefallen des Herrn, die ihre Ruhe und Bequemlichkeit dem Fortschritt der Sache opfert. Laßt die Bahai-Welt zum Ausdruck eines einigen Wesens werden, welches das Leben der Heiligkeit und der Heiligung lebt.“
Uebersetzt von A. Sch.
Aus „Abdu’l-Bahá in London“.
(Fortsetzung von „Abdul Hamids Untersuchungskommission“ und Schluss der Abhandlung.)
„Zu jener Zeit lief ein italienisches Schiff im Hafen ein, vom italienischen Konsul herbeigerufen. Es war geplant, daß ich bei Nacht darauf entfliehen sollte. Die Bahai in Akka flehten mich an, zu gehen, ich sandte aber an den Kapitän folgende Botschaft: Der Bab ist nicht geflohen, Baha’u’lláh ist nicht geflohen, ich werde auch nicht fliehen!“ So fuhr denn das Schiff nach dreitägigem Warten wieder ab.
Während die Untersuchungskommission des Sultans daheim zurückgehalten wurde, fiel die erste Bombe in Abdul Hamids Lager und der erste Schuß zur Freiheit wurde in den Sitz des Despoten gefeuert. Das war Gottes Geschoß!“ sagte ’Abdu’l-Bahá mit wundervollem Lächeln.
„Als die Untersuchungskommission die türkische Hauptstadt erreichte, hatte sie über wichtigere Dinge nachzudenken. Die Stadt stand im Zeichen des Aufruhrs und der Rebellion und das Komitee, zum Generalstab gehörig, wurde beauftragt, den Aufstand zu untersuchen. Indessen führte das Volk eine konstitutionelle Regierung ein und Abdul Hamid blieb keine Zeit zu handeln übrig.“
Die Befreiung.
„Dadurch daß die Jung-Türken, die für Einigung und Fortschritt waren, die Mehrheit erlangten, wurden alle Staatsgefangenen des Ottomanischen Königreichs in Freiheit gesetzt. Die Ereignisse lösten die Fesseln von meinem Nacken und legten sie Abdul Hamid um; 'Abdu'l-Bahá verließ das Gefängnis und Abdul Hamid wurde eingekerkert!“ Was wurde aus der Untersuchungskommission? frug jemand und brach dadurch die tiefe Stille, die diesem Bericht aus den erschütternden Blättern der Weltgeschichte folgte.
'Abdu'l-Bahá fuhr fort: „Arif Bey wurde von drei Kugeln getroffen, der General kam in die Verbannung, der nächste in der Rangstufe starb und der dritte floh nach Kairo, wo er Hilfe von den Bahai erhoffte und auch fand.“
„Würden Sie uns sagen, wie Sie sich in der Gefangenschaft fühlten und wie Sie ihre Freiheit empfinden?“ frug ich. „Wir sind glücklich, daß Sie befreit sind".
„Dank Ihnen“, sagte er liebenswürdig und fuhr fort: „Freiheit ist nicht an den Ort gebunden. Es ist vielmehr ein Zustand. Ich war dankbar für die Gefangenschaft und die Freiheitsberaubung gefiel mir sogar, denn jene Zeit war dem Dienste (der heiligen Sache) geweiht, freilich unter äußersten Schwierigkeiten und Prüfungen, die aber gute Früchte und Erfolge zeitigten.
„Ohne daß man schwerste Veränderungen durchmacht, wird man nichts erreichen. Für mich bedeutete das Gefängnis die Freiheit, die Mühsale bringen mir Befriedigung; der Tod bedeutet Leben; verachtet zu werden gereicht mir zur Ehre. Daher war ich die ganze Zeit der Gefangenschaft glücklich. Wenn man aus dem Gefängnis des eignen Ichs befreit ist, so ist dies wahre Befreiung, denn dies ist das schwerere Gefängnis. Wenn diese Befreiung kommt, so gibt es keine äußerliche Gefangenschaft mehr. Wenn sie meine Füße in Fußblöcke spannten, so würde ich zu dem Gefangenenwärter sagen: Du kannst mich nicht einkerkern, denn ich habe Licht, Luft, Wasser und Brot. Es wird die Zeit kommen, wenn mein Körper unter der Erde ruhen wird, daß ich weder Licht noch Luft, noch Nahrung noch Wasser haben werde, aber auch dann werde ich nicht eingekerkert sein. Die Anfechtungen, die zuweilen über die Menschheit kommen, lenken manchmal unsere Erkenntnis auf unsere Beschränkung und dies ist ein wirkliches Gefängnis. Befreiung entsteht dadurch, daß man mit der Willenskraft ein Tor macht, durch das „die Bestätigung des Geistes" eintreten kann.“
Dies klang wie eine alte Gotteslehre und in mir zeigte sich der moderne Denker, der bezweifelte, ob dieses alles mit solchen Bemühungen im Einklang stehen könne.
Ich frug: „Was verstehen Sie unter der Bestätigung des Geistes?
„Die Bestätigungen des Geistes sind
alle die Kräfte und Gaben, die manchen Menschen angeboren sind, und die
die Menschen manchmal genial nennen,
die aber andere mit endloser Mühe erstreben. Sie kommen zu dem Betreffenden, der sein Leben von ihm — dem
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Geist — empfängt mit leuchtender Aufnahmefähigkeit.“
Göttliche Ergebung — war das Gefühl, mit der wir alle plötzlich inspiriert zu sein schienen, als 'Abdu'l-Bahá uns Lebewohl sagte.
Es war ein bemerkenswertes Erlebnis, einen Mann, der 40 Jahre im Gefängnis gewesen war, sagen zu hören: Es gibt kein Gefängnis als das eigene Ich, und eine Ueberzeugung wurde uns, als dieser weißgekleidete Bote aus dem Osten den Weg uns wies — nicht den Weg des „Verzichtenmüssens“, sondern des freiwilligen Verzichtens der Loslösung, der Ergebung — der leuchtende Weg aus dem „noch größeren Gefängnis des Ichs“ das 'Abdu'l-Bahá so wundervoll die Barriere nennt, die uns von der Erfüllung trennt.
Isabel Fraser.
Ein liebevoller Abschiedsgruss.
Nachdem 'Abdu'l-Bahá London verlassen hatte, schrieb er während seines achtwöchentlichen Aufenthalts in Paris oft Botschaften an seine englischen Freunde, von denen einige nach Paris fuhren, um an den dortigen Zusammenkünften teilzunehmen. — Am Abend seiner Abreise nach Alexandrien hielt er folgende ermahnende Ansprache an die Engländer und Franzosen:
„Arbeitet unablässig für den „Universalen Frieden", sagte er immer wieder. „Suchet immer einig zu sein. Güte und Liebe auf dem Weg des Dienstes müssen eure Mittel hiezu sein.“
„Ich sage den Franzosen und Engländern ein herzliches Lebewohl. Ich war sehr zufrieden mit ihnen. Ich rate, daß sie Tag für Tag das Band der Liebe und Freundschaft festigen, bis sie schließlich in Seelenverwandtschaft zu einer Nation sich zusammenschließen und sie eine universale Verbrüderung bilden, um die Interessen und Rechte aller Nationen des Ostens zu schützen und zu beschirmen - daß sie das göttliche Banner der Gerechtigkeit entfalten — daß sie jede Nation wie eine Familie behandeln, die sich aus lauter Kindern Gottes zusammensetzt und sie wissen möchten, daß vor Gott alle gleiches Recht haben. Alle sind Kinder eines Vaters. Gott ist in Frieden mit all seinen Kindern, warum sollen sie sich untereinander befehden und bekriegen? Gott läßt seine Güte auf alle niederströmen, warum sollen die Erdenbewohner unfreundlich und grausam gegeneinander sein? Ich will für Euch beten, daß Ihr erleuchtet werdet vom Licht des Ewigen!“
'Abdu'l-Bahá sendet seine Grüße an alle und bittet jeden, Glaubenskraft und Mut zu dessen Verkündigung zu beweisen.
Er sprach viel von der Freude, die er in der geistigen Atmosphäre Englands empfunden hätte. Er sagte, daß er die Entschlußfähigkeit und die Festigkeit des englischen Volkes, die ihm sehr gefalle, bewundere, desgleichen seine Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Sie seien langsam in der Aufnahme einer neuen Idee, wenn sie solche aufnehmen, so tun sie es nur deshalb, weil ihr Geist und ihr vernünftiger Menschenverstand ihnen sagt, daß diese Idee richtig sei. Die Engländer als Nation hätten ihm sehr gefallen. Die Gläubigen, so setzte er hinzu, müssen im täglichen Leben ihren Glauben beweisen, damit die Menschen das Licht, das aus ihrem Gesicht strahlt, sehen. Ein strahlendes, glückliches Gesicht erfreut die Menschen auf ihrem Weg. Wenn ihr traurig seid, und ein lachendes Kind geht vorüber, und es sieht euer trauriges Gesicht, so wird es aufhören zu lachen, ohne zu wissen, warum. Wenn der Tag trüb ist, wie sehr ist dann ein Sonnenstrahl willkommen. Deshalb sollen die Gläubigen ein freudiges, lächelndes Antlitz zeigen, das strahlt wie die Sonne in der Finsternis. Laßt das Licht der Wahrheit und der Ehrlichkeit aus ihm strahlen, damit alle, die es sehen, wissen, daß ihr Wort in jeder Lebenslage wahr ist, auf das man sich verlassen kann.
Denkt nicht an euch und arbeitet für das ganze Menschengeschlecht. Denkt immer daran, daß man für die ganze Welt arbeitet, nicht für eine einzelne Stadt oder nur für ein einzelnes Land; alle Menschen sind Brüder und deshalb ist jedes Land wie euer eigenes zu achten.
Erinnert euch vor allem der Lehre Baha’u’lláhs, was er über Verleumdung und unziemliches Gerede über andere sagt. Nachreden über andere sind selten gut. Schweigen ist das beste. Selbst wenn Gutes gesprochen wird, kann es schaden, wenn es zur unrichtigen Zeit oder zur unrichtigen Person gesagt wird.
Schließlich sandte 'Abdu'l-Bahá seine
Grüße und segnet alle, und versicherte
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mich, daß er ständig an sie denke und
für sie bete.
Zu einem Herrn, der an 'Abdu'l-Bahá Fragen stellte, sagte er folgendes: Anfänglich waren alle großen Religionen rein, aber die Priester, die das Volk geistig beeinflussen, erfüllen sie mit Dogmen und Vorurteilen, sodaß die Religion allmählich entstellt wird. Ich komme nicht, um eine neue Religion zu lehren. Mein einziger Wunsch ist, mit Gottes Hilfe Euch den Weg zu dem Großen Licht zu weisen!“ Indem er dem Herrn freundlich auf die Schulter klopfte wie ein liebevoller Vater seinem Sohn gegenüber, setzte er hinzu: „Ich bin kein Prophet, ich bin nur ein Mensch wie Du!“
26. November 1911. Botschaft an die Bahais in London für den Gedenktag 'Abdu'l-Bahás.
(An Mrs. Enthoven adressiert.)
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Die Tore des Himmels sind geöffnet!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Armeen von Engeln steigen vom Himmel herab!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Die Sonne der Wahrheit geht auf!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Himmlische Nahrung kommt aus den Höhen!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Die Trompete erschallt!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Das Banner des größten Friedens weht nah und fern!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Das Licht der Lampe des Einheitsgedankens strahlt hell über der Menschheit!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Das Feuer der Liebe Gottes lodert auf!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Der heilige Geist kommt herab!
Frohe Botschaft! Frohe Botschaft!
Denn ewiges Leben ist hier (zu finden)!
O Ihr Schläfer, erwacht!
O Ihr Achtlosen, lernt weise zu sein!
O Ihr Blinden, empfanget Licht!
O Ihr Tauben, werdet hörend!
O Ihr Stummen, redet!
O Ihr Toten, erwacht!
26. November.
Seid glücklich,
Seid glücklich,
Seid voll Freude!
Heute ist der Tag der Verkündigung des Bab!
Heute ist der Festtag des Vorläufers der Gesegneten Schönheit!
Heute ist der Tag der Morgendämmerung der göttlichen Führung.
Ende des Buches.
Uebersetzt von Frau A. Sch.
Bericht an die Freunde im Osten und Westen.
(Fortsetzung.)
Ich weiß nicht, ob es Euch ebenso ergangen ist
wie mir in der geheiligten Nähe unseres erhabenen Meisters; es war mir, als ob die ganze
Welt versunken sei mit ihren kleinlichen Alltagsansprüchen, als ob sich eine ganz neue, unbekannte Welt erschlösse. Ich frug nicht mehr
nach Schlaf, nach Nahrung. Meine Seele war in
den Tagen, da unser geliebter Herr unter uns
weilte, so durchaus erhaben über die Materie und so bewegt durch die Ströme des Unendlichen. Es war das, was 'Abdu'l-Bahá mit
den Worten benannte, die Er später in einem Tablet hierher sandte: „Eure Seele war in Schwingung gebracht durch das Herabströmen des Segens El Abhás.“ Gewiß ist vielen von Euch, meine lieben Schwestern und Brüder, dies Neugeborenwerden ebenso zum Bewußtsein gelangt
wie mir, daher werdet Ihr mich auch verstehen
können. Nicht ohne innere Not und tausend
Kämpfen, nicht ohne absolute Ehrlichkeit gegen
sich selbst ringt sich eine Seele zur Erkenntnis
der Wirklichkeit hindurch. Gott schenkte dem
Menschen eine freie Willensentscheidung, lenkt
ihn aber gleichzeitig durch die Schule des Lebens
auf Seine Wege. Wer dies einmal erkannt hat,
wer einmal Gottes vorsehende Liebe erfühlt hat,
dem sind die Augen für alle Schicksalswege geöffnet. Und darum bin ich heute Gott dankbar
für alles Leid — noch dankbarer als für alle irdische Freude mit der Er meinen Lebenspfad
schmückte, denn nur in Seiner Schule gelangen
wir vorwärts.
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Ich möchte Euch nun von unserem geliebten
Meister weiter erzählen, von jenem strahlenden
schönen Sonntag, dem 6. April 1913.
"Wie immer in aller Morgenfrühe erledigte 'Abdu'l-Bahá einen Teil Seiner wichtigen Korrespondenz mit den sich in Seiner Begleitung befindlichen Bahai-Sekretären. Viele von Euch, Ihr lieben Freunde, waren die glücklichen Empfänger solch heißersehnter „Tablets“, wie die an die Gläubigen gerichteten Schreiben genannt sind, die dem Glücklichen entweder eigenhändig niedergeschrieben, oder aber als signiertes und durchgesehenes Diktat zugingen. So geschah es auch an diesem Morgen.
Zu früher Stunde klopften schon die ersten Besucher an des Meisters Tür und berichteten Ihm von dem großen Eindruck den der gestrige Abend bei den Esperantisten hinterlassen habe. Daraufhin sprach der geliebte Herr:
„Ihr seid alle herzlich willkommen! Fühlt Ihr Euch alle wohl und glücklich? Bis jetzt schrieb ich Briefe. Was sagten die Esperantisten nach dem gestrigen Vortrag? Wir sprachen gestern Abend vom Standpunkt der Esperantisten aus, denn ich kann nur dem Verständnis der betreffenden Zuhörer entsprechend reden, denn diese Leute sind noch nicht interessiert für die große Weltlehre Baha’u’lláhs. Sie fangen jetzt erst damit an. So zeigten wir ihnen denn erst das Alphabet, denn sie besitzen jetzt noch nicht die Fähigkeit, das Wort Gottes so zu erfassen, wie ich es ihnen gerne mitteilen möchte. Zu solch weltlich gesinnten Leuten über solch hohe göttliche Dinge zu reden, ist genau so, wie wenn man mit Kindern über schwierige Probleme sprechen wollte. In dieser Weise unterrichtete auch Jesus Christus Seine Jünger, und dies wollte Jesus Christus betonen, als Er sagte: Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn aber der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten, denn Er wird nicht von sich selbst reden, sondern Er wird das sprechen, was Er hört, d. h. daß Er sprechen wird mit der Macht der Offenbarung. Deshalb müssen wir beim Bringen der Botschaft immer daran denken, wie weit die Betreffenden sie fassen können und müssen die Botschaft immer so erteilen, daß sie mit deren Fassungsgabe aufgenommen werden kann, damit sie nicht vor den Kopf gestoßen werde. Der Lehrer muß die Lehren ebenso achtsam erteilen, wie man den kleinen Kindern Nahrung zuführt. Ein kleines Kind kann nicht mit schwerer Kost ernährt werden. Ihr könnt des Kindes Leben gefährden, wenn ihr ihm die Nahrung der Erwachsenen gebt, weil eben ein kleines Kind solche Nahrung nicht ertragen kann. Einem solchen kleinen Kinde muß man sterilisierte Milch geben. Mit solcher Nahrung wird es gedeihen.
Nun habt ihr Bahai das Alter der Reife
erreicht. Ihr habt die Fähigkeit erlangt,
Besseres und Höheres zu verstehen.
Aber im großen ganzen sind die Menschen wie Kinder, deshalb müsst ihr beim
Belehren derselben achtsam zu Werke
gehen, so daß sie durch eure Freundlichkeit und Güte angezogen und zu Suchenden werden. Christus sagte wiederholt
zu Seinen Aposteln: Teilt nicht jedermann die Geheimnisse des Königreichs
mit. — Werfet die Perlen nicht vor die
Säue. — Dies sagte Er, weil eben die
Apostel die Erleuchteten durch die Wirklichkeit waren, aber diejenigen, die die
Worte Christi noch nicht gehört hatten, zählten zu den Toten. — Ihr seid nun in Kenntnis gesetzt von den Geheimnissen des Königreichs, aber das Volk im allgemeinen liebt nur die Aeußerlichkeit, und
weil ihr nun schon eingetreten seid in
das Königreich Gottes, müßt ihr an die
denken, die draußen stehen. Z.B.: Das
israelitische Volk konnte nicht fassen,
daß Christus vom Himmel gesandt war.
Sie sagten: Warum sollte unser Messias nicht vom sichtbaren Himmel kommen?
während Christus tatsächlich vom Himmel kam. Seine Wirklichkeit, Sein Geist
kamen vom Himmel, aber nicht Sein Körper. Als sie sahen, daß Sein Körper geboren war gleich dem eines andern Menschen, verleugneten sie Ihn, und gingen
deshalb der Erkenntnis Christi verlustig,
doch damit nicht zufrieden, kreuzigten
sie Ihn. In gleicher Weise machen es Abergläubische und an Dogmen gebundene Menschen. Sie erwarten, daß Christus vom Himmel herniederkomme, während wir aus der Astronomie wissen, daß
es keinen solchen Himmel gibt. Dies ist
durch die Astronomie klar bewiesen. Von
den Sternen, die wir am Himmel sehen,
ist jeder eine Welt für sich. Was ist der
„Himmel“? Er ist ein weiter Luftraum,
in dem die Erde ihre Bahnen zieht. Ebenso ziehen alle Fixsterne ihre Bahn - ein jeder von ihnen bildet eine Welt
für sich, während die Sonne mit
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all ihren Trabanten ein „Himmel“
ist. Der Himmel ist ein Begriff,
und die Sonne hat wiederum den
Stern „Herschel“ als ihre Sonne. Dies
alles will besagen, daß das Wort Himmel
ein Begriff ist, und weil die Juden den
Messias von einem derartigen „Himmel“
erwarteten, konnten sie nicht an ihn glauben, und heute wiederholt sich dasselbe.
Die Christen erwarten Christus von einem solchen „Himmel“.
Gott sei gelobt, daß euch in diesen großen Tagen die Augen aufgegangen sind. Ihr sehet die Geheimnisse Gottes, ihr seid hörend geworden, und ihr habt die Stimme Gottes vernommen. Deshalb müssen die Blinden, deren Augen noch verhüllt sind, gelehrt werden, damit der Schleier von ihren Augen falle. Die Lehrer dieser hl. Lehre müssen sehr freundlich sein zu den Hörern. In nicht zu ferner Zeit werden all diese Menschen erweckt werden, habt daher ein wenig Geduld; auch diese Kinder werden in das Alter der Reife treten. Der Strahl der göttlichen Gnade wird es bewirken, daß diese zarten Pflanzen zum Blühen kommen und Früchte tragen werden. Bald bricht der Tag an, an dem die Geheimnisse der Wirklichkeit offenbar werden. Alle diejenigen, welche jetzt noch in tiefem Schlummer liegen, werden erweckt werden, aber ein großes Vorrecht steht denen zu, die heute schon erweckt sind. Zur Zeit Christi erlangten Seine ersten Anhänger den Ruhm. Sie wurden zu Führern der Menschheit, sie waren leuchtende Sterne der Wahrheit, die Leuchten der Führung, weil sie aus ihrem Schlaf erwachten an jenem Tag der Manifestation. Es war wohl eine Zeit der Prüfungen und der Trübsale für sie; aber später kamen sie zu Ehren, und die Stufe der Apostel im Vergleich zu den späteren Christen war unleugbar höher. Ebenso kann man die Stufe der heutigen Bahai vergleichen mit der Stufe derer, die späterhin Bahai sein werden. Ihr seid die erste Frucht dieser neuen Zeit. Immer sind die ersten Früchte des Jahrs die köstlichsten und wertvollsten, später gibt es deren viele, und jedermann kann reichlich davon genießen. Ihr seid nun heute die ersten Früchte dieses Zeitalters, ihr seid diejenigen, die in der Frühlingszeit zuerst gereift sind. Ich bin sehr erfreut über die Gläubigen in Stuttgart, sie sind in Wirklichkeit erleuchtet, selbst die Kinder strahlen. Ich will für ein jedes Einzelne von euch beten, und ich will für euch um die göttliche Bestätigung eurer Nachkommen bitten. Möget ihr immer die geliebten Lämmer des Heiligen Hirten bleiben, möget ihr Kinder Gottes sein und der Segen auf euch ruhen.
Dann wandte Er sich im besonderen an einen protestantischen Geistlichen, der in sich versunken den Worten des Meisters lauschte und sprach:
„In der großen, heiligen Lehre Baha’u’lláhs gibt es keine bezahlte Priesterschaft. Wenn aber ein Mensch all seine Zeit der Verkündigung der Gotteslehre weiht und dadurch der Menschheit dient und er sich von allem außer Gott loslöst und seine ganze Zeit dem Dienst des Gottesreichs widmet, so ist es das Beste, deshalb ist es aber nicht notwendig, daß er in den Priesterstand trete. Man sollte bereit sein für die heilige Lehre sein Leben hinzugeben. — Man kann sich, wenn man will, auch verheiraten.
Meine Schwester, „das größte heilige Blatt" opferte ihr Leben für die heilige Lehre Gottes, aber nicht etwa um das Leben einer Klosterfrau zu führen, sondern nur allein um der „Gesegneten Vollkommenheit“ zu dienen. Ich will damit sagen, daß es dem Menschen frei steht, sein Leben dem Dienst der heiligen Lehre Gottes zu weihen; er kann dabei dennoch seine eigenen Angelegenheiten erledigen. Ich hoffe, daß du aus diesem Grund die Lehre Baha’u’lláhs lehrst. Der Mensch kann dem Wort Gottes überall dienen!“
Freunde aus Eßlingen traten ein. Jedes einzelne hatte seine besonderen Anliegen dem geliebten Meister vorzutragen, unter anderen kam eine Dame, die fassungslos weinte und vor 'Abdu'l-Bahá niederkniete. Er sprach mit inniger Liebe zu ihr und sagte, daß es von ihrem Gesicht zu lesen sei, daß sie ein reines Herz besitze, daß sie sich stark angezogen fühle zu der heiligen Lehre und daß sie treu sei. Er tröstete und segnete sie und sprach:
„Die Bewohner von Stuttgart und Eßlingen sind sehr gefühlswarm; sie sind aufrichtig ergeben und ganz berauscht von der Lehre Gottes, sie werden den anderen Europäern vorangehen, sie werden eine große Bewegung in ganz Europa hervorrufen".
Nach einer kurzen Pause fuhr Er fort:
„Ihr müßt Gott danken, daß Er euch die Wege für dieses Beisammensein ebnete. Diese Begegnung könnt ihr nicht mit einem anderen Zusammentreffen vergleichen. Dies ist ein Sichgegenüberstehen im Licht von Herz und Seele. Dies Beisammensein bedeutet die Aufnahme göttlicher Kraft und Botschaft, es ist dies ein Begegnen der Kinder des Reiches Gottes. Dies Begegnen ist wie die Verbindung des Eisens mit dem Magnet, es ist wie ein Frühlingsregen auf die durstige Flur, wie das Einfallen des Sonnenstrahls in den Spiegel, wie das Rauschen des Windes in den Bäumen und wird daher große Folgen nach sich ziehen.“
In diesem Sinn sprach der Geliebte mit einzelnen Besuchen bis gegen Mittag, wo Er die Freunde entließ. Wie schwer es einem Bahai fiel, von dem geliebten Meister fortzugehen, haben wohl viele von Euch Ihr Getreuen deutlich erfahren. Ebenso schwer trennten sich auch diese Besucher, im Herzen voll frohen Hoffens auf ein baldiges Wiedersehen.
Für den Nachmittag hatten alle Bahais die Erlaubnis zu 'Abdu'l-Bahá in den Garten der „Wagenburg" zu kommen wo eine photographische Gruppenaufnahme gemacht werden sollte. Die herrliche Frühlingssonne lag über der Landschaft, als der geliebte Herr das Auto bestieg, um zuvor auf eine Bitte von Herrn und Frau Schweizer diese in Zuffenhausen zu besuchen. In Seiner Begleitung war Mirza ’Ahmad Sohrab und Konsul S. 'Abdu'l-Bahá sprach:
„Gott möge dies Haus segnen im Namen Baha’u’lláhs. In jedem Haus kommt größter Segen, wenn darin der Name Baha’u’lláhs genannt wird. Die himmlischen Segnungen werden herabkommen. Das himmlische Licht wird ausstrahlen. Der Hauch des hl. Geistes wird ausgehen. Deshalb hoffe ich, daß dieses Haus gesegnet sei. Es möge der Name Bahás darin erwähnt werden. Die Lehren Baha’u’lláhs werden von diesem Haus verbreitet werden. Dies ist meine Hoffnung!“
Die Freunde hatten sich indessen in großer Zahl im Garten der Wagenburg*) auf der Höhe Stuttgarts eingefunden, viele hatten Blumen mitgebracht und harrten nun der Ankunft des geliebten Herrn in froher und doch banger Erwartung. Als der Meister kam, begrüßte Er sie alle und beehrte sodann das Haus mit Seiner Gegenwart, wo sich ein Kreis von Verwandten und Freunden der Familie Sch. eingefunden hatte. Mit großem Interesse lauschten diese den Worten 'Abdu'l-Bahá’s, die auf die Wichtigkeit der neuen Zeit hinwiesen. Er wandte sich einer alten Dame zu und sagte:
„Du bist sehr glücklich, einen so guten Sohn zu besitzen, und um dieses Sohnes willen sei du gesegnet!“
Nachdem der Meister Tee zu Sich genommen hatte, wozu Er Fräulein Stäbler und einen jungen Bahai an Seine Seite rief, sprach der geliebte Herr von Seinem eben gemachten Besuch in Zuffenhausen und fuhr fort:
„Gott sei gedankt, daß wir durch die Gnade Baha’u’lláhs in jedem einzelnen Hause waren, wo der Name Baha’u’lláh genannt wird, dies Haus ist gesegnet, und es wird Erfolg von ihm ausgehen, denn wir verliehen ihm göttliche Gaben. Das Licht Gottes wird über ihm leuchten und der geistige Hauch wird von ihm ausgehen. Ich hoffe daher, daß euer Haus gesegnet sei und ein himmlisches werde. Immer wird der Ruf Bahá’s in diesem Haus gehört werden und von hier wird die Lehre in viele andere Häuser gelangen. Dies erhoffe ich.“
Hierauf reichte 'Abdu'l-Bahá allen Anwesenden die Hand. Jedermann war tief berührt von der sichtbaren Liebe und Zuneigung, die in des Meisters Wort und Wesen lag. Dann begab Er sich in den Garten, wo alles zu der Aufnahme bestens vorbereitet war. Es wurden verschiedene Gruppenbilder und auch Amateur-Aufnahmen mit der gütigen Erlaubnis unseres Meisters aufgenommen.
Der geliebte Meister promenierte in dem über und über blühenden Garten, Er wünschte, daß Ihm von verschiedenen Obstbäumen und einem Mandelbaum Ableger bei günstiger Gelegenheit nach Haifa geschickt werden sollen, die Er in Seinem Garten daselbst okkulieren lassen wolle.
(Fortsetzung folgt)
A. Sch.
.*) Grosser Garten mit Villa im Besitz der Familie Sch. Der Geliebte sprach in einem späteren Tablet als von einem „Garten Gottes und einem gesegneten Stück Erde“. Seit einigen Jahren befindet sich die Bahai-Bibliothek in den Parterreräumen, in denen 'Abdu'l-Bahá sich seinerzeit aufhielt.
To the Friends in the East and West.
(Continuation).
Beloved Friends, I do’nt know if you also
experienced what happened to me in the Holy
Presence of our beloved One, I had the feeling
that all the world was extinguished with its
daily little demands as though quite a new world
were unfolding itself to me, I no langer cared
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either for sleep or nourishment. My soul dominated so strongly over all matter and was
so deeply moved by the breeze of the Holy Spirit during our dear Master’s Presence. It was
that experience which 'Abdu'l-Bahá expressed
with the words, which He later on mentioned in
a Tablet to the friends in Stuttgart: „Your soul
was vibrating through the breeze of El Abha.“
Surely this „new birth“ has been experienced in your hearts dear Sisters and Brothers as vividly as in mine, therefore you will understand me. Only with great inner sufferings and many conflicts, with absolute honesty to oneself, can the soul penetrate to the perception of the reality. God granted a free will of decision to man and at the same time guides him through the school of Ife in His way. If once experienced, if a person only once has become aware of it, his eyes will be opened to all ways of fate. To-day I am thankful to God for all sorrow, still more thankful than for all joy on earth, with which He adorned my path of life. Because when we enter His school, we advance.
Now I should like to continue to speak of our beloved Masters stay in Stuttgart, I will speak to you of that brilliant Sunday full of sunshine, April 6th 1913,
As usual 'Abdu'l-Bahá was busy with writing and answering His important correspondence together with His Bahai-secretaries. Many of you, dear friends belonged to the happy recipients of those anxiousiy expected „Tablets“, as the letters of our Beloved were called, which He personally put down or which He dictated and signed personally. So he did that morning.
In the early morning hours the first visitors knocked at the Master’s door and reported the deep impression the past meeting of yesterday left on the Esperantists, wherupon the Master said:
„You are all welcome with all my heart. Are you well and happy? Up till now I have been writing Tablets. What did the Esperantists say yesterday night after the meeting? Yesterday night we spoke from the point of view of Esperantism because we can only speak in accordance with the understanding of the listeners, because these people are not yet interested in the great teaching of Baha’u’lláh. They will only begin now. So we first showed them the Alphabet, because they have not yet the ability to grasp the words of God as I should like to communicate these to them. To speak to those worldly people about the high divine Cause is just as though I were speaking to children upon difficult proplems. In this way Jesus Christ taught His disciples and that is why He said: "I have yet many things to say unto you, but ye cannot bear them now, howbeit when he, the Spirit of truth, is come, he will guide you into all truth, for he shall not speak of himself, but whatsoever he shall hear, that shall he speak, and he will shew you things to come. He shall glorify me for he shall receive of mine, and shall shew if unto you." Therefore we must always be aware if we give the glad Tidings as far as the listeners can comprehend them, and we must always teach in a manner, that the holy Cause can be taken up according to their capacities so as not to repulse people. The teacher must be as careful in teaching the holy Cause as one must be in nourishing children. A little child cannot be nourished with heavy food. You can endanger the life of the child, if you feed it with the food of grown up people, because a little Baby cannot bear this food. A little Babe must get sterilised milk. With nourishment of that kind it will prosper.
Now as a Bahai you have reached maturity. You have attained the capacity to understand what is better and
higher. But in general people are like children, therefore you must be careful
in teaching the Cause, so that they will be attracted through your kindness and benevolence, so that they may become searchers of truth — His Holines Christ said repeatedly to His diciples: Do not
confide the secret of the kingdom to everybody, cast not pearls before swine.
— This He said, because the disciples were enlightened through the reality, but
those who had not listened to the word of Christ were accounted to the dead
ones. You are now aware of the secrets of the kingdom, but people in general
adore but the material world, but as you have entered the kingdom, you must be
of those who are outside of it. For instance: the people of Israel could not
understand that Christ was coming from
heaven. They said: Why should our Messiah not come from the visible heaven?
whilst Christ came from heaven in reality. His Reality, His spirit came from
heaven, but not his body. When they saw, that His body was born like any
other man, they denied Him and therefore wanted the perception of the Reality
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of Christ, but not enough, they crucified Him. In the same way act superstitions, and those bound to dogma likewise. They expect, that Christ will descend from heaven, whilst we know by
astronomy that there is no such heaven.
This is clearly proved through Astronomy, by the stars we see in the sky, that
each one is a world for itself. What is the meaning of „heaven“? It is a space
filled with air in which the earth is moving. All fixed stars have their way each
of them forms a world for itself, whilst the sun with all its satellites forms a
heaven. „Heaven“ is an idea, and the sun again has the star „Herschel" as its sun.
All this says, that the word „heaven“ is an idea and because the Jews awaited
their Messiah coming from such a heaven, they could not believe in Him. Today this repeated in the same way. The
Christians are awaiting Christ from such a „heaven“.
Praise be to God, that your eyes have been opened on this great day, you are aware of the mysteries of God, you have become hearing and you have heard the voice of God. Therefore the blind, whose eyes are veiled, must be taught, that the veils may be taken from their eyes. The teachers of the holy Cause must be of utmost kindness to the listeners. In a not far distant time all these people will awake, be patient, also these children will reach the age of maturity. The rays of the grace of God shall cause these tender plants to bloom and bear fruit. Soon the day will break when the secrets of the Reality will be unfolded. All those who are sleeping in deep slumber at present, shall be awakened. But it is a great privilege for those who have already been awakened. At the time of Christ His first disciples were glorified. They became leaders of mankind, they were brillant stars of the truth, means of guidance, because they awoke out of their slumber on the day of Manifestation. It was a time of sufferings and trials, but later on they were honoured and their position was doubtless higher than that of later Christians. Compared to this you can measure the state of the Bahais of to-day and those of later times. You are the first fruit of this new era. The frist fruit in the year is always the best and most delicious, later on there are all kinds of fruit and everybody can enjoy it. You are all the fruit of this century, you are amongst those who reached maturity in springtime, I am very satified with the believers in Stuttgart, really they are illumined, even the children are shining. I will pray and implore for each one and all of you. | will pray for you and your children’s confirmation. May you always remain the beloved Sheep of the holy Shepherd, may you be children of God and may the blessings of Baha’u’lláh be upon you!“
Then He turned to a protestant clergyman who listened with great interest and ernestness to the blessed words of our Lord and said:
„In the blessed Cause there are no priests, but if a man sacrifies all his time to promote the holy Cause of God and serves humankind through this, and is detached from all else but Him and sacrifices all his life for the Cause of God, this is much better. But it is not necessary for him to become a clergyman. Man ought to be ready to sacrifice his life for the Cause of God. He can also marry if he likes. My sister, the Greatest Holy Leaf sacrified her life for the Cause of God but not by living the life of a nun, but only to serve the Blessed Beauty. This will say, that man is free to offer his life, serving the holy Cause and at same time to look after his own affairs. I hope that for this reason you will teach the Cause. Man can serve the word of God everywhere“.
Friends of Eßlingen and some of Stuttgart entered the room. Each one had affairs of his own to bring before the Master. There was also a lady among them who came weeping, she fell down at the blessed feet. The Beloved told her, that her face showed, that she was pure of heart, that she was true and very much attracted. After giving her comfort and bestowing His blessings He said:
„Ihe inhabitants of Stuttgart and Esslingen are very warm, they are very sincere and attached and they will be ahead of other Europeans, they will cause a great movement in all Europe.“
Then after a pause He said:
„You must thank God, that He prepared the ways for these meetings. You
cannot compare the meetings with other ones, because this is a confronting in
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light and heart. For you, this meeting means the taking up of Divine strenghts
and glad tidings. This is the meeting of the inhabitants of the Kingdom. This
meeting is like the meeting of iron and magnet, it is like the rain of spring upon
dark ground, it is like the meeting of lieht in a mirror, it is like the waving
of the breeze in the trees, therefore it will have great results.“
In this sense the Beloved continued to speak to the friends until noon, when our Lord dismissed the visitors. How difficult it was to leave His Holy Presence: many of you dear friends have clearly experienced this. At this noon the friends parted very slowly and hesitatingly, but a new hope was in their heart of a soon meeting 'Abdu'l-Bahá in the afternoon. Because all Bahai had the permission to visit Him in the garden of the „Wagenburg" where photos were going to be taken. The bright spring-sun was casting its life giving rays on the country, when 'Abdu'l-Bahá entered the motorcar, first to drive to Zuffenhausen at the request of Mr. and Mrs. Schweizer. In His Presence were Mirza Ahmad Sohrab and Consul Sch. 'Abdu'l-Bahá honoured them with the following words:
„May God bless this home in the name of Baha’u’lláh. Upon each house the greatest blessing is cast when the name of Baha’u’lláh is mentioned. Heavenly blessings will pour down. The heavenly light will emanate, the breeze of the holy Spirit will wave. Therefore I hope, that this house may be blessed. The name of Baha’u’lláh may be mentioned. The teachings of Baha’u’lláh will be spread from this house. Such is my hope.“
The friends had meanwhile gathered in the large garden of the Wagenburg, many had brought flowers and they were awaiting the coming of our Lord with longing and anticipation. When our Beloved arrived, He welcomed all and honoured the house with His blessed feet, accompanied by Consul Schwarz, where the friends and relations of the house had gathered in the reception-hall. With great interest they listened to the words of 'Abdu'l-Bahá, who dealt with the importance of the new era.
He adressed an old Lady with the words: „Thou art very lucky to possess such a good son, You are blessed for the sake of your son!“
The beloved Master took tea and called some of the friends into His holy Presence, then He spoke about His visit in Zuffenhausen and continued:
„Ihank God, that through the Bounty of Baha’u’lláh we have been in every
house where the Name of Baha’u’lláh is mentioned; that house is blessed and
will become prosperous, we bestowed the Divine Gift upon it, the light of God
will shine on it, the breath of the holy Spirit will be put in it, therefore it is
my hope, that your house will be blessed and will become a heavenly one. In
this house the call „Ja Baha’ El Abhá“ will always be heard and the teachings
of Baha’u’lláh will be spread from this house to many other houses. So I hope.“
After this the Beloved shook hands with all who were greatly impressed by the visible love and affection in ’Abdu’l-Bahás blessed words. Afterwards He went into the garden where all was prepared to take the photos, groups of several kinds. As the friends were too numerous they were placed separately and besides this, amateur-photos were taken with the kind permission of ’Abdu’l-Bahá.
The Beloved liked to walk in the garden and praised the cultivated fruit-trees which were at the hight of their bloom and beauty. He pointed out several trees from which He desired to have grafting-twigs to be sent to Haifa to be inoculated in the Beloved’s garden there.
(to be continued)
A. Sch.
Zu Baha’u’lláhs Geburtstag.
(12. November 1817.)
Gott ist allmächtig und allerbarmend, Seine Wege sind nicht unsere Wege und Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Trotz der Sünde Seiner Geschöpfe ließ Er uns in Baha’u’lláh eine neue Gnadensonne am geistigen Himmel aufgehen, die die Morgenröte ihres Lichts über die Welt hinsendet. Gleich wie die Welt ohne Sonne niemals in ihrer Schönheit bestehen könnte, so kann auch die Menschheit ohne geistiges Licht sich nie und nimmer entwickeln und zur Blüte gelangen. Damit die Menschheit in einem Zustand der Gottferne nicht völlig in kaltem Egoismus versinke, gibt Gott aufs neue Sein geheiligtes Gebot durch Seinen Gesandten der Welt kund, durch dessen Mund Er zu uns spricht.
Solch ein geheiligter Tag an dem die Engel und die himmlischen Heerscharen lobsingen, ist der
Geburtstag Baha’u’lláhs. Er war von aller
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Ewigkeit her ausersehen, die Herrlichkeit Gottes zu künden, Seine Einheit in allem Bestehenden
bekannt zu geben und die Menschheit emporzuführen auf klar gezeichnete Wege, die sie betreten soll.
Am 12, November 1817, nach dem Bahai-Kalender, dem neunten Tag des 13. Monats „Kudrat“ (Kraft) erblickte Baha’u’lláh in Nur, Bezirk Teheran in Persien, das Licht der Welt.
Sein Lebenswerk, Sein heiliges Lehr- und Leidensleben liegt abgeschlossen vor uns. In frühen Jahren schon legte Er alle irdischen Wünsche ab und wies alle Ansprüche an eine weltliche Laufbahn, die glänzend vor Ihm lag, von Sich. Inspiriert durch den göttlichen Odem, drängte es Ihn, ein Anhänger des Bab zu werden und der Gotteslehre mit Seinem innersten Sein zu dienen, bis Er 1863 (9.—21. April) Seine Berufung von Gott Seinen allernächsten Vertrauten erstmals offenbarte. Klar sah Baha’u’lláh die Ihm von Gott übertragene ungeheuer große und schwere Mission vor Sich. Ein leichtes wäre es für Ihn gewesen, sich der blinden fanatischen Verfolgungen und Anklagen zu entziehen oder Seine Widersacher zu bestrafen. Er aber kam nicht im Namen eines rächenden Gottes, sondern des alleinigen, allgütigen Vaters, dem Gott der reinsten Liebe und Barmherzigkeit. Er litt nicht wegen der Gefangenschaft, denn es war für Ihn „ein Thron der Herrlichkeit“, auch nicht für Seine Person verlangte Er bei der schwersten Kerkerhaft nun erträgliche Bedingungen, sondern nur um dererwillen, die freiwillig Seine Kerkermauern teilten.
Keine neue Religion bringt uns Baha’u’lláh, denn Er sagt uns, es gibt nur eine Religion, sondern Er faßt alle bestehenden Konfessionen in der ewigen Wahrheit der Religion zusammen. Er zeigt uns, daß die verschiedenen Formen und Gebräuche in der Ausübung der Religion — so schön sie auch sein mögen — nur äußere Gewänder sind, die das warme Herz und die lebendigen Glieder der göttlichen Wahrheit umhüllen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft gibt es keinen Widerspruch. Er verlangt von uns ein ernstes, unabhängiges Forschen nach Wahrheit und macht uns den Weg hiezu leicht, indem Er uns das geistige Grundgesetz der Religion als unabänderlich vor Augen führt und uns die neuen Richtlinien, die sich aus der Menschheitsentwicklung ergeben, als Gebote klarlegt.
Die Offenbarungen Baha’u’lláhs sind alle von Ihm schriftlich niedergelegt, sie sind reine Inspirationen Gottes. Das größte heilige Buch enthält alle Hinweise und Anordnungen für künftige geistig entwickeltere Generationen. Er gibt uns Gebote, die späterhin als Weltgesetz ihre Geltung finden werden. Wohl dem Land, in dem einsichtsvolle Führer das Volk leiten, die bald diesen wahren, einzig gangbaren Weg zum Aufstieg einschlagen und die Baha’u’lláhs Buch „Kitab El Akdas“ zu ihrer Richtlinie machen.
In der ganzen Welt sehen wir heute einen Abbau, wie er sich auch auswirken möge, und wer heute noch nicht innerlich den Posaunenruf aus dem Reich Gottes vernahm, der sieht einen gänzlichen Untergang vor sich. Nur der Sehende, der zur Erkenntnis der Wirklichkeit gelangt ist, sieht ein neues Reich, zu dem sich die Pforten Öffnen.
Unsagbar sündigen die Menschen und Völker gegeneinander durch Kaltherzigkeit, und gänzlich verkehrte Begriffe; durch tierische Triebe geleitet, denen sich viele hingeben, als dem für sie einzig Realen, glauben sie ihren vitalen Rechten vollauf Genüge tun zu müssen, und dabei verarmt und verkümmert ihre Seele. So weit sind sie vom Ursprung und Endziel ihrer Wirklichkeit abgeirrt. Berufen zur Begegnung mit Gott, zur Kindschaft des altewigen Vaters sind viele niederer gesunken als das Tier, trotzdem ihnen Vernunft verliehen ist.
Der lebendige Glaube, die Wärme ist aus den Herzen vieler entflohen, mit leeren Händen, mit leeren Herzen gehen sie durch die Welt, dies ist der Fall in allen Volksklassen, dank der Unkenntnis und der mangelnden seelischen Pflege und Erziehung in Familie und Schule. Und wie reich könnte die Welt heute sein, denn dem Sucher verschließt sich der Gesuchte nie. — Doch die Zeit kommt, so sagt uns ’Abdu’l-Bahá, da in jedem Haus „Kinder des Lichts“ zu finden sein werden. Dann wird die Welt ein anderes Antlitz tragen; in aller Mund in aller Herzen wird Baha’u’lláh sein und mit Ihm ’Abdu’l-Bahá, der Mittelpunkt des Bundes, und mit Ihm wird Shoghi Effendi, der heutige Beschützer des heiligen Bundes genannt und geliebt werden.
Der 12. November ist für alle Bahais ein Freudentag und wenn wir tausend Zungen hätten, so könnten wir unserem Schöpfer nicht gebührend danken für Seine unendliche Gnade, die Er denen erweist, die das Gewaltige erfassen, was sich vollzogen hat, was sich aber ein menschliches Gehirn in seiner Auswirkung nicht vorstellen kann. Wir alle sind berufen, der heiligen Lehre Baha’u’lláhs zu dienen. Sind wir auch nur Athome in Gottes herrlicher Schöpfung, so müssen wir doch unsere Zeit nützen und unsere Kraft in den Dienst Seines Bundes stellen; die himmlischen Heerscharen stärken und stützen uns, und der Segen Baha’u’lláhs und ’Abdu’l-Bahás fällt wie befruchtender Tau auf unsere Seele.
A. Sch.
El la libro „Vivo kaj instruoj de Abdul Baha Abbas“.
La Majstro de Akko.
Kiel malgranda ankaü estas la mondo,
kiel fieraj ni ankaü estas pro niaj trafikiloj:
tamen kiel malmulton ni efektive scias pri
iremdaj landoj kaj kiel malrapide penetras
al ni la novaj pensoj, esperoj kaj klopodoj
de aliaj popoloj, la profundaj kaj esencaj
aferoj de ilia vivo, se ili uur atingas nin!
Ni, en la tielnomataj Kristanaj landoj eble
pensas, ke, Kristo hodiaü reveninta, la $ojaj
sciigoj okupus la telegrafon, ke liaj vortoj
kaj taga vivo estus antaümetataj al ni per
duobla rapideco per plalebla travidado Ce
la matenmanfo aü en la rapidvagonaro,
por transigi al ni la interesajn novajojn sen,
ke oni malhelpas nin en niaj gravaj negocoj.
Ho ne! Ni nur trompas nin mem. La viro
el Nazareth’ povus konduki sian Sanktan
vivon te la bordoj de Jordan’ aü de l’Iago
de Genezareth’ dum tuta homa$o kaj ne la
plej mallaüta sciigo venus al niaj pastroj aü
al niaj borsaj spekulantoj, al niaj pregejoj
aü al niaj bankdomoj, — Ni prezentu nin,
ke ni trovigas ankoraü en la malnova domo
de ı’ ankoraü pli malnova urbo Akko, kiu
estis mia, patra urbo dum unu monato. La
. Cambro, en kiu ni trovißas, ku$as kontraü
la muro de malvasta strato pavimita, kiun
diligenta homo povus purigi per unu balaila
streko. Super ni staras la lumiganta suno
de Palestino; dekstre la rigardo falas sur
la malnovajn lagobarojn kaj sur la Mediteraneon. Tiamaniere sidantaj ni aüdas
Strangan kriadon, kiu suprenißis delapavimo
tridek futojn malsupre ni, komence mallirme,
poste kreskante. Gi estas kiel murmurado
de homaj- vodoj. Ni malfermas la fenestron
kaj malsuprenrigardas. Amaso da homoj
en rebonigitaj kaj dis$iritaj vestajoj staras
tie. Ni iru malsupren kaj vidu, kiuj ili
estas, — Estas stranga kunveno. Multaj
estas blindaj, ankoraü pli multaj palaj, malgrasaj ai pro la granda ago malfirmaj. Kelkaj
iras per lambastonoj; keikaj estas tiel malfirma], ke ili preskaü ne povas iri. La plej
multaj virinoj estas treege vualumitaj; la
nevualumifaj timigas nin, ke vidigus ankoraü
pli multo da doloro kaj da mizero, sc la
vualoj estus forigitaj. Kelkaj portas infanojn
palvizaßajn kaj malgrasajn. Estas Cirkalie
cent homoj krom la multaj infanoj. Ili apartenas al öiuj la rasoj, kiujn oni renkontas
tie en la 'stratoj: Sirioj, Araboj, Ethiopoj
kaj multaj aliaj. — Ci tiuj homoj apogas je
la muro aü sidas sur la tero, ver$ajne aten
dante. Kion ili atendas? Ni vidul — Ne
longan tempon ni devas atendi. Pordo
maliermigas kaj viro elpaSas. Li estas mezgranda, lirme konstruita, li portas flirtajn
helajn vestajojn. Sur lia kapo estas heleflava fezo kun £Cirkaüvindita tuko blanka.
Li eble havas sesdek jarojn. Lia longa
griza hararo ripozas sur liaj Sultroj. Lia
frunto estas larfa, plena kaj alta, lia nazo
iomete kurbiginta laü la beko de l’aglo, lia
rica barbo preskaü blanka. Liaj okuloj estas grize-bluaj, grandaj, kvietaj kaj kune
trapenetrantaj. Lia konduto estas simpla;
sed gracio, indeco, ja e© majesteco estas
en liaj movoj. Li trapa$as la amason kaj
diras irante vortojn salutantajn. Ni ilin ne
komprenas, sed ni ekkonas la bonecon kaj
dolCanimon en lia elpreso. Li starigas sin
en mallar$an angulon de l’strato kaj venigas
la homojn al si. Ili venas kaj antaüienigas
iliajn manojn. En &iun manon li donas
kelkajn kupromonerojn, Li konas ilin &iujn
Li tu$as ilin karese je la vizaßo, je la Sultroj.
jela kapo. Kelkajnliretenas kaj demandas,
Li salutas maljunan nigrulon, kiu venas malrekte, per bonvola demando; la vizago de
’'maljuna viro reheli$as per sunsimila rideto
siaj| blankaj dentoj eklumas kontraü sia
ebonkolora vizaßo dum li respondas. Stariginte virinon kun infano, li Sin vangtusas
amikeme. Kelkaj preterirantaj kisas lianı
manon. Al &iuj li diras: „Marhabbah, marhabbah!“ („Bone, bone!“). — Tiel ili &uj
venas laüvice. La infanoj sin premas al li
kun antaüenigintaj brakoj, Car li ankoraü ne
donis ion al ili. Pro tio Ii jetas, sin turnante
por foriri, manplenon da kupromoneroj
super la Sultrojn, je kiuj ili interbataletas.
— Dum tiu tempo {i tiu amiko de !’malriCuloj ne restis sengarde. Diversaj viroj
kun rußaj fezoj kaj kun seriozaj kaj bonvolaj vizaßoj sekvis post li de la domo,
staris en lia proksimeco kaj estis helpemaj
al li ordigante l’amason. Nun ilı mal
proksimigas kun gesto honorsignifanta kaj
en respektplena interspaco malantaü li. Alparolante ili lin nomas „Majstro“. — Ci
tiun scenon oni povas vidi preskaü je
&iu tago de l’jaro en la stratoj de Akko.
Ekzistas ankoraü aliaj scenoj, sed kiuj nur
okazas je la komenco de I’vintro. Je la
malvarma tempo, kiu nun komencas suferas
la malricaj homoj, Car ili estas nur facilvestitaj, kiel en &iuj urboj. Je tiu jartempo oni
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a
povas vidi, se oni estas instruita pri tempo
kaj loko, la kunvenintajn malri@ulojn de
Akko antaü unu de l’vendejoj, en kiuj estas
vendataj vestajoj, por ricevi varmajn vestajojn de la Majstro. Al multaj precipe al
la malfirmaj kaj malrektaj, li mem Cirkatigas
la vestajojon, alvestigas ilin per propraj
manoj kaj pruvas ilin strekante, kiel se li
volus diri: „Yen! Nun vi vin sentos bona.“
Ekzistas kvin ali ses cent malriöuloj en Akko
kaj al Ciuj li donacas Ciujare vestajon. Je festaj tagoj li vizitas la malriöulojn en
iliaj domoj. Li parolas kun ili, demandas
ilin pri la saneco kaj la cetera farto, citas
la neceestantajn per la nomoj kaj postlasas
donacojn por Ciuj. — Li ne nur memoras
pri la almozuloj. Al la indaj mari£uloj, kiuj
ne povas almozpeti kaj suferas mallaüte kaj
al tiuj, kies taga laboro ne suficas por la
familio, li sekrete sendas panon. Lia maldekstra mano ne scias, kion faras la dek
. stra. — Ciuj homoj lin konas kaj amas, la
riCuloj kaj malriöuloj, la junaj kaj maljunaj — eC la infano sur la brako de la patrino.
Se li aüdas pri malsanulo en la urbo-pri Islamano aü Kristano aü pri ano de ia sekto, tute egale-tiam li venas Ciutage al lia lito aü venigas certan senditon. Se por mäalrita malsanulo kuracisto estas uecesa, li kuniras kun li aü. sendas lin kiel ankaü.la necesan rimedon. Se li frovas difektitan tegmenton ai rompitan fenestron, kiu dangeras la sanecon, li mendas profesioniston kaj atendas $is, ke la malutilajo estos forigila. Se iu havas malbonajon, se filo aü frato estis jetata en la malliberejon aü minacata per la lego aü venis en cirkonstanojn, kiuj estas tro malfacilaj por li, tiam li nur iras al la Majstro, por peti de li konsilon kaj helpon. Efektive Ciuj venas al li (riCuloj kaj malriculoj) por ricevi konsilon. Li estas la bonvola viro de la tuta popolo. — Cu tiu viro, kiu tiel plenmane donacas, estas rica? Ne! Tio.tute ne okazas, Jam lia familio estis la plej rica en la tuta Persujo. Sed tiu &i amiko de la malaltaj estis malsuprenpresata per la potenculoj kiel la Galileano. Kvindek jarojn li kaj lia familio estis $tate forprenataj kaj mal$parataj; nur malmulton oni lasis al il. Car li ne havis multon, li nur tre malmulton povas uzi por si mem por, ke li pli multon povas doni al la malriöuloj. Liaj vestajoj kutime estas nur kotonaj kaj la plej malmultkostaj, kiuj estas haveblaj. Liaj amikoj-äitiu viro vere estas rica je amikoj: miloj kaj dekmiloj ekzistas, kiuj donus siajn vivojn laü lia deziro-sendas al li ofte multkostajn vestajojn. Ci tiujn li portas unufoje pro altestimo por la donacinto; poste li fordonas ilin. Tio okazis antaü kelkaj monatoj. La edzino de !’Majstro volis vojaßi, Gi timis, ke sia edzo fordonacos lian mantelon kaj poste mem ne posedos. Tial Si postlasis Ce sia filino duan mantelon kaj Sin petis nenion diri al la patro. Ne longtempe post la forveturado, la patro diris al sia filino kiel suspektante la fakton: „Cu mi ankoraü posedas nantelon?“ La filino tion ne povis nei, sed sciigis al la patro la mendon de la patrino. La Majstro respondis: „Kiel mi povus estis felica, se mi posedus du mantelojn kaj scius, ke ekzistas kelka, kiu posedas ec ne nun? Li ne estis kontenta $is, ke li fordonacis la duan mantelon. — Li ne permesas lukson al sia familio. Li mem een la tago nur unufoje man$as; pano, olivoj kaj iromago suficas al li, Lia Cambro estas malgranda kaj mizera. Nur mato kovras la pavimfiundon. Li; kutimas dormi sur tiu fundo. Antaü mallonga tempo, amiko, al kiu la dormejo por viro plimaljuna Sajnis dura, donacis al li liton kun risortoj kaj matracoj. Depost tiam $i staras en lia Cambro, sed estas uzata nur malofte. Car li dıras: „Kiel mi povas dormi en luksalito, dume tiom da malriculoj e© ne havas rifugejon,“ Tial li sin ku$as sur la fundon kaj sin kovras nur per mantelo.
Depost pli ol tridek kvar jaroj, &i tin homo
esta smalliberulo en Akko; sed liaj arestanj
majstroj farigis liaj amikoj. La estro de !’
urbo kaj kolonelo de I’ armea korporacio
estimas kaj honoras lin, kiel li estus iliairato. Nenies alia viro opinio aü sento havas pli grandan gravecon ol la lia. Li estas
la amata de Ciuj enloßantoj de l’urbo, ce
rangaltaj kaj malaltajl. Kiel ankaü povus
esti alie? Car por &i tiu viro sammaniere
kiel por Jezuo el Nazaretlı, estas lego: fari
bonon al tiuj, kiuj lin ofendas. Cu ni aüdis
foje en landoj, kiuj gloras je la nomo de
Kristo, pri iu, kiu vivas tian vivon? Aüskultu kiel li agas konutraü siaj malamikoj.
Ekzemblo de la multaj, kiujn mi aüdis,
suficos. — Kiam la Majstro venis al Akko,
tie vivis viro el Afghanistan’, serioza kaj
severa muslino. Por tiu la Majstro estis
herezulo. Li prizorgis kaj pligrandigis en
si grandan malamikecon kontraü la Majstro
kaj herezis aliaju kontraü li, Se okazo montrigis al li, kunvenigi homojn, kiel en la
moskeo, li lin akuzis per maldol&aj vorloj.
„Tiu viro,“ li diris al Ciuj, „estas trompisto.
Kial vi parolas kun li? Kial vi agas kun li?“
Kaj sur la strato, se li renkontis la Majsron,
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li zorgeme haltis la vestajon antaü la vizago
por, ke sia rigardo ne ferigus malpura. Tiel faris la Aighanlandano; sed la Majstro
agıs alie. La Afghanlandano estis malrica
kaj vivis en moskeo; ofte mangajo kaj vestajoj mankis al li. La Majstro sendis al li
ambaün kaj sia malamiko prenis Cion sed
sen danko. Li farigis malsana, La Majstro
zorgis pri li per kuracisto, nutrajo, rimedoj
kaj mono. Ankaü tion li prenis; sed kiam
li antaüenigis sian mauon porke, li ne vidu
la Majstron. Dudek kvar jaroju, la Majstro
daürigis bonfari alli. Tamen la Afghanlandano venis al la pordo de !’Maistro kaj
falis pentplene kaj plorante antaü lin al al
genuoj. — „Pardonu al mi!“ li kriis „Dudek' kvar jaroju, mi malbonfaris al vi, dudek kvar jaroju, vi nur bonou faris al mi. Nun mi scias, ke mi estis malprava.“ La Majstro petis lin levigi. Mi farigis amikoj. — Ci tin Majstro estas tiel simpla, kiel granda estas sia animo, Li nenion postulas por si, ne honoron, ne ripozon. Tri aü kvar horoj da dormado sulfilas al li. Lia cetera tempoa &iu firmo apartenas al la heipo por tiuj, kies animo aü korpo. suferas. Mi estas la servisto de Di’, li diras. — Tiu Ci estas Abbas Efendi, la Majstro de Akko.
Tradukita de K. Täubler, Vieno.
NACHRUF!
Nach langem schwerem Leiden ist am 15. Okt. unsere liebe Freundin, Fräulein Margarete Döring, von dieser Welt gegangen.
Sie war eine eifrige Sucherin nach Wahrheit. Ihrem inneren Drängen und Forschen nachgehend verließ sie vor ungefähr 20 Jahren, nach dem Tode des geliebten Vaters, ihr Elternhaus in Leipzig. Ausgestattet mit reichen Gaben, erfüllte sie einen Beruf, in dem sie in verschiedenen Städten Norddeutschlands tätig war, bis sie sich vor 18 Jahren dauernd in Stuttgart niederließ. Hier hat ihre Seele gefunden, wonach sie suchte, die göttliche Wahrheit; hier wurde sie mit der Bahailehre bekannt. Dies machte ihr Stuttgart auch so lieb und wert, denn hier durfte sie nun arbeiten als ein „Licht der Liebe Gottes" wie unser geliebter Meister ’Abdu’l-Bahá sie nannte. Nächte opferte sie im Forschen nach Wahrheit. Als die erste Anhängerin der Bahai-Lehre in Stuttgart, war sie manchen von uns eine geistige Mutter geworden; sie kannte kein höheres Ziel als ihre Mitmenschen auf den Pfad zu Gott zu führen und das große Werk zu fördern, für das sie sich berufen fühlte. Erhabene Stunden reinster göttlicher Erkenntnis durften viele mit ihr in ihrem Heim erleben, das unser Herr mit Seiner Gegenwart gesegnet hat.
Nun hat ihre Seele den Körper verlassen. Ein jahrelanges schweres Leiden war ihr auferlegt, das sie mit unendlicher Geduld ertrug. Ihre Geistesfrische aber verließ sie nicht bis zu ihren letzten Worten, mit welchen sie einem Bahaibruder Grüße an alle ihre Freunde auftrug.
Unsere Gebete werden sie stets umgeben, denn es trennt uns nur ein Schleier von der nächsten Welt. 'Abdu'l-Bahá sagte uns, daß, wenn wir nur eine leise Ahnung von der Herrlichkeit der nächsten Welt hätten, wir nicht mehr auf dieser Erde verweilen möchten. Wenn sie auch körperlich von uns gegangen ist, so wird doch ihr Geist mit uns sein.
J. Stäbler.
Bericht des Werbeausschusses.
Die zur Zeit äußerst ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse zwingen auch uns zu einer Einschränkung unserer Tätigkeit, doch bitten wir alle Freunde unserer großen Sache, soweit es in ihren Kräften steht, mit uns weiter zu arbeiten. Wir werden alle uns zufliessenden Mittel mit Dank annehmen und verwerten und sind überzeugt, daß auch diese schweren Zeiten der deutschen Bahaibewegung nur ein weiterer Ansporn zum treuen Ausharren sein werden.
Allen Freunden im Voraus herzlichen Dank.
Das Werbekomitee.
Mitteilung.
Aus dem Zirkularschreiben der geistigen Arbeitsgemeinschaft London vom Oktober entnehmen wir zu unserer Freude, daß bei dem schweren Erdbeben in Tokio, Miss Agnes Alexander, die erste Frau, die als Verkündigerin der Bahai-Lehre in Japan tätig ist, verschont blieb. Die englischen Freunde sind überaus glücklich darüber.
Desgleichen ist bei dem Erdbeben in Turbal in Persien, das kürzlich stattfand, glücklicherweise keiner der Bahai ums Leben gekommen.
Die Schriftleitung.
Mitteilung vom Verlag.
Da wir bei der bisherigen Berechnung des Bezugspreises der Sonne der Wahrheit anstatt pro Heft 30 Pf. Grundpreis, nur 15 Pf. vereinnahmten, und die Druck- und Papierpreise jetzt nach Goldmark berechnet werden, müssen wir nun als Multiplikator den jeweiligen Goldmarkwert nehmen. Der beste Dienst würde jedoch der Sache geleistet durch Bezahlung von 60 Pf. für November und Dezember in wertbeständigem Geld; denn bis das Papiermarkgeld eingeht, ist es nahezu gänzlich entwertet. Dies sollte besonders da möglich sein, wo sich Bahaigruppen befinden.
Notice for our Friends in foreign countries.
As the price for paper and printing of our magazin has much increased, and the postage for one copy now amounts to 8 Milliarden M. we beg our friends to help us with a small additional payment.
Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33
In unserem Verlag sind erschienen:
1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20
2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20
3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10
4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’u’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10
5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . . -.50
6. Die Offenbarung Baha’u’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50
7. Verborgene Worte von Baha’u’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--
8. Baha’u’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50
9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50
10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50
11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15
12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,
in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--
13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,
in Halbleinen geb. . . . . 4.--
In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50
14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.
Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50
15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50
16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50
17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20
Der Multiplikator ist der jeweilige Goldmarkwert.
Der Versand erfolgt gegen Nachnahme oder gegen Voreinsendung des Betrages.
Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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