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| SONNE DER WAHRHEIT | ||
| Heft X | DEZ. 1923 | |
| ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART | ||
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Die Hauptpunkte der Bahailehre
1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.
2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.
3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.
4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.
5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.
6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.
7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.
8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.
9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.
10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.
11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.
12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.
| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis im Abonnement monatlich 50 Goldpfennig, fürs Ausland 60 Goldpfennig. |
| Heft 10 | Stuttgart, im Dezember 1923 | 3. Jahrgang |
Inhalt: Telegramm von Shoghi Effendi nach Deutschland. — Brief von Shoghi Effendi. — Zum Todestag 'Abdu'l-Bahás. — Gottes ewige Zeugen. — Die Pflicht eines Zeitungsverlegers. — Bericht an die Freunde im Osten und Westen. — To the Friends in the East and West. — Weihnachtslied. — La senmortece de la animo. — Die Ghandilehre. — Schriftenbesprechung.
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Der Bahai hat das Gebot die Einheit aller Menschen aufzustellen. Wenn ihr euch über einen Punkt nicht einigen könnt, wie wollt ihr dann fähig sein, die Einigung der Menschheit zu bewirken?
Erkenntnis ist eine Gnade, die Gott, der Allmächtige, ohne Ansehen der Person dem aufrichtigen Sucher gewährt.
'Abdu'l-Bahá.
Mit Hilfe und durch die Gnade der „Gesegneten Vollkommenheit“ - möge mein Leben ein Opfer für Seine Geliebten sein — müßt ihr euch auf eine solche Weise benehmen und euch auszeichnen, daß ihr euch von andern Seelen abhebt durch eine Leuchtkraft, die wie die Sonne ist. Wenn eines von euch eine Stadt betritt, so muß es zum Mittelpunkt der Anziehung werden durch seine Aufrichtigkeit, Treue, Liebe, Ehrlichkeit, Wahrheitsliebe, durch wirkliche Güte und durch sein Entgegenkommen gegen alle Menschen der Welt, damit alle Bewohner der Stadt ausrufen: Dieser Mensch ist zweifellos ein Bahái, denn sein Benehmen, sein Auftreten, seine Führung, seine Moral, seine Veranlagung und seine Art sind die Attribute der Baháis. Wenn ihr diese Stufe nicht erreicht, so habt ihr das Bündnis und Testament Gottes nicht erfüllt.
(Aus einem Tablet von 'Abdu'l-Bahá)
Star of the West vol. 14, Nr. 8.
Telegramm von Shoghi Effendi nach Deutschland
zum 28. November.
May the grief and agony of His ascention inspire us with nobel example of His Life.
Shoghi.
Möge der Schmerz und das Herzeleid über Seinen Hingang uns mit dem edlen Vorbild Seines Lebens beseelen.
Shoghi
Brief von Shoghi Effendi.
An die Geliebten des Herrn und an die Dienerinnen des Allmächtigen in Deutschland.
Zu Händen des Geistigen Bahai-National-Rats.
Mitarbeiter im Weinberg Gottes!
Nach einer zwingend notwendigen und verzögerten Abwesenheit ins heilige Land zurückgekehrt, ist es mein erster und dringlichster Wunsch, die Bande der brüderlichen Liebe und Gemeinschaft, die unsere Herzen im vereinten Dienst an Seiner hl. Schwelle verbindet, wieder anzuknüpfen und zu festigen.
Die zwei Jahre, die seit dem Hingang unseres geliebten Meisters ins Land gegangen sind, waren sowohl für die heilige Lehre als auch für die Menschen Jahre schwerster Beunruhigung und der Hochspannung. Die gegenwärtigen Begebnisse, die sich in der Entwicklung beider vollziehen, haben gezeigt, wie rasch und nachwirkend in manchen Herzen eine seltsame Besorgnis über das Bestehen und über die Zukunft sowohl der Welt wie auch der heiligen Sache erwacht ist.
Einerseits die wichtige Offenbarung des letzten Willens und Testaments des geliebten Herrn, die so erstaunlich in ihren Gesichtspunkten, so nachdrücklich in ihren Einschärfungen ist und die die eifrigsten Herzen anruft und in Erstaunen setzte. Andererseits die sich immer mehr steigernde Verwirrung in der Welt, die bisher noch nie einen so bedrohlichen Charakter annahm durch die zerstörenden Mächte grausamer Rivalität, erneuten Aufruhrs und bedrohlicher Verwirrung, was beinah zu viel für eines Menschen Herz zu tragen ist, und was selbst den Eifer der begeistertsten Bahai die an die Bestimmung der Menschheit glauben, lähmte.
Und dennoch, wie leicht vergessen wir die klaren und wiederholten Warnungen unseres geliebten Meisters, der, ganz besonders in den letzten Jahren Seiner Mission auf Erden, großen Nachdruck auf die „schweren geistigen Prüfungen“ legte, die unvermeidlich über Seine Geliebten im Abendland hereinbrechen würden - Prüfungen, die sie für ihre edle Mission im Leben läutern, veredeln und vorbereiten sollen.
Als Gegengewicht für dies Uebel in der Welt brauchen wir uns nur die Aussprüche Baha’u’lláhs zurückzurufen, der vor mehr als 50 Jahren in prophetischen Worten die erste Ursache der Leiden und des Uebels der Menschheit erklärte und den Weg zu ihrer wirklichen und göttlichen Heilung benannte. Er sagte: „Wenn die Leuchte der Religion verborgen sein wird, dann wird Kaos und Verwirrung einsetzen." Wie gut passen diese Worte auf den heutigen Zustand in der Welt!
So tritt nun die Pflicht und das Vorrecht an uns heran Tag und Nacht, mitten im Sturm der bedrängten Zeit, zu arbeiten, den Fleiß unserer Mitmenschen anzufachen, ihr Hoffen neu zu beleben, ihr Interesse zu erwecken und ihnen die Augen für den wahren Glauben an Gott zu öffnen und sie zur tatkräftigen Mithilfe zu begeistern in der Ausübung unsrer gemeinsamen Aufgabe, den Weltfrieden u. eine Regeneration heraufzuführen.
Fassen wir ein mutiges Herz und laßt uns unsrem geliebten ’Abdu’l-Bahá dankbar sein für Seinen reichen Segen, Sein treues Sorgetragen und Seinen Schutz, der uns immer umgibt seitdem Er aus unserer Mitte schied.
Die Flamme der Rebellion wurde in früheren Tagen heimtückisch entfacht
durch Menschen, die sich erdreisteten,
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Seines Willens zu spotten; sie sind ein
für allemal erledigt, diese üblen Verschwörer haben ihre höchsten Erwartungen jetzt zu Grabe tragen müssen, sie
sind dazu verurteilt, sie nie wieder zu beleben. Er hat wahrlich Sein Versprechen eingelöst!
Vor nicht allzulanger Zeit schien es, als ob ihre Machenschaften, die so heftig gleich nach dem Hingang unseres Geliebten wieder einsetzten und einige Zeit hindurch die göttliche Botschaft Baha’u’lláhs zu verwirren suchten, Sein Bündnis verdunkelten, den Fortschritt Seiner Sache hintan hielten und die Eintracht störten; und wie stehen sie alle heute da! Nicht durch unser Bemühen, sondern durch eigene Torheit und vor allem durch das Eingreifen der unsichtbaren Hand Gottes sind sie auf die elendeste und niedrigste Stufe gesunken.
Wollen wir uns nicht künftighin für die reine und siegreiche Lehre mit ihren gerechtfertigten Prinzipien, den verstummten und in unbeschreibliches Elend geratenen Widersachern, mit Nichtachtung des Flackerns ihres erlöschenden Lichts, wollen wir nicht all unser gemeinsames Tun zu aufbauender Arbeit und zur Vollendung beitragen, die dringenden Maßnahmen ergreifen, die den sichtlichen, vollen Sieg der heiligen Lehre sichern?
Wenn ich meinerseits auf die unglücklichen Umstände die Leidenszeit und die körperliche Erschöpfung blicke, die mich in den letzten Jahren meines Dienstes in der heiligen Lehre befallen haben, so fühle ich mich unbefriedigt und müßte wirklich verzagt sein, wäre nicht der tröstliche Gedanke und das anregende Beispiel der fleißigen und unablässigen Bemühungen, die meine Mitarbeiter in der ganzen Welt in diesen beiden schweren Jahren im Dienst der heiligen Sache erfüllt haben.
Ich hoffe, daß mir der Geliebte von nun an alle Körper- und Geisteskräfte verleiht, die mich befähigen, in eine lange, untunterbrochene Periode angestrengter Arbeit einzutreten, um die erhabene Aufgabe zu beginnen, in Verbindung zu treten mit allen Freunden in jedem Land und die Lehre Baha’u’lláhs zum Sieg zu führen. Dies ist das Gebet, das ich von Euch, meine Glaubensbrüder und -Schwestern für mich erbitte.
Laßt uns zu Gott beten, daß wir alle in dieser Zeit der Verdunkelung, der finstern Mächte der Natur, des Hasses, der Rebellion, der Anarchie und Reaktion, die die wirkliche Stabilität der menschlichen Gesellschaft anfechten — in einer Zeit, da die köstlichen Erfolge der Civilisation schweren und unvergleichlichen Prüfungen unterworfen sind — mehr denn je erkennen, daß nur ganz wenige Menschen in dem wogenden Getriebe der Welt heute die erwählten Instrumente durch göttliche Gnade sind, daß unsere Mission wichtig und lebengebend für das Geschick der Menschheit ist. Durch diese Empfindung gestärkt, müssen wir uns aufmachen, um Gottes heiligen Plan der Menschheit gegenüber zu erfüllen.
Euer Bruder in Seinem Dienst
Haifa, Palästina, 11. Nov. 1928.
(sig.) Shoghi.
Zum Todestag ’Abdu’l-Bahás.
Zwei Jahre sind dahingegangen, seitdem die Kunde vom Heimgang unseres geliebten, teuern
Meisters sich in der Welt verbreitete, die unser Herz im ersten Jammer zusammenkrampfte und
erstarren ließ bis ein starkes Gefühl der geistigen Verbindung, der Nähe, des Behütetseins
durch Seinen Segen und Seine Liebe mächtig in uns erwachte und wir das Wehen Seines Geistes verspürten.
Nein, Er ist nicht von uns gegangen, Er ist unserem Auge nur entrückt, Er ist stündlich fühlbar mit uns und Sein Vermächtnis an uns, der edle Sprosse Seines Geschlechts, die junge Frucht von dem uralten Baum der ewigen Wahrheit — Shoghi Effendi führt Sein Werk fort und wird es einer glorreichen Zukunft entgegenführen.
Das wunderbare Licht, das ’Abdul-Bahá der Welt gebracht, wird einst über allen Nationen leuchten, immer mächtiger wird Sein Ruf in die Seele der Menschheit dringen; und wenn auch noch mancher Sturmwind über uns hinbraust und Erfolge in einer kurzen Spanne Zeit zusammenstürzen, an denen Tag und Nacht gearbeitet und gesorgt wurde, eines bleibt uns unverloren - die Gewißheit einer besseren Zeit, die Er uns verhieß, einer geläuterten Menschheit; der Zeit, in der das Reich Gottes auf Erden auferstehen wird im Glanz Baha’u’lláhs.
Er sei uns eine Leuchte in aller Seelen- und
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Lebensnot; und sei uns auch noch ein so ernstes Los beschieden, es wird niemals schwerer sein,
als das Leben, das unser geliebter Meister so freudig lächelnd zu Ende führte, immer voll
heiligsten Gottvertrauens, voll innigster Hingabe und Aufopferung für Seine Mission — in
größter Selbstlosigkeit der Menschheit geopfert.
Ihr alle, die Ihr Ihn kanntet, Ihr alle, die Ihr Ihn liebt und Ihm dient, seid Ihm getreu bis in den Tod, Euer Lohn wird groß sein; doch nicht um des Lohnes willen seid getreu, sondern um der Liebe willen, die Er über Euch ausgoß, um der Dankbarkeit willen, die Ihr Ihm schuldet, seid getreu und um der Verantwortung willen die Ihr tragt, da Er Euch würdig befand, Euch zu Seinem Dienst zu rufen! „Steige auf in Meinen Himmel, daß Du die Freuden der ewigen Vereinigung empfindest und trinke den unvergleichlichen Wein aus dem Kelch der unvergänglichen Herrlichkeit!“ — so ruft uns Baha’u’lláh zu. Befolgen wir dies und leben wir ein so heiliges Leben, daß wir jeden Augenblick aufsteigen können, um vereint zu sein mit Gott, dann kann uns kein Leben, kein Tod mehr von Ihm trennen.
In Eurer Not, in Eurem Schmerz, in Eurer Liebe geht zu Ihm, dann wird Euch Trost und Rat; könnt Ihr nicht vor Ihm bestehen mit Wunsch und Begehr, so wendet Euch ab von Euch selbst, und schauet zu Ihm auf. Dies ist der beste Prüfstein, an dem wir Tun und Lassen messen sollen. Frage dich stets: kann ich vor Ihm bestehen ?
Tausendfach lauert auf den Gassen des Lebens die Versuchung, die Selbstgefälligkeit, Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit, der Verrat an deinem Bruder — hüte dich, sei eingedenk 'Abdu'l-Bahás, auf daß du ewig in Seinem Reich wohnest.
A. Sch.
Gottes ewige Zeugen.
Die Lehre der Einheit ist in der Welt verloren gegangen im Verlauf einer langen Zeit. — —
„Die urewige Lehre der Einheit habe ich euch jetzt erklärt, denn ihr seid meine Geliebten, meine Gefährten, und diese heilige Lehre ist der köstlichste Schatz." — —
„Obgleich ich der Ungeborene bin, die Seele, die niemals dahingeht, obgleich ich der Herr der Geschöpfe bin, so offenbare ich mich doch als Herr über meine Natur durch die magische Kraft der Seele.“ — —
„Wenn eine Verachtung des Gesetzes eintritt, o du Sohn des Bharata, und Gesetzlosigkeit allgemein überhand nimmt, dann offenbare Ich Mich selbst. — —
Zu der Errettung der Gerechten und zu der Zerstörung derer, die da Uebels tun, zur sicheren Grundlegung des Gesetzes komme Ich und werde Ich von Zeitalter zu Zeitalter geboren.“
Krishna.
Warum sollte ich den Körper aus Fleisch und Blut erhalten wollen, wenn
doch der Körper des vortrefflichen Gesetzes fortdauern wird?
Ich bin nicht der erste Buddha, der auf Erden erschien und werde auch nicht der letzte sein. Zu seiner Zeit wird ein neuer Buddha in der Welt auftreten, es wird ein Geheiligter, ein überaus Erleuchteter sein, der begnadet ist mit Weisheit und Führung, der das Universum kennt, der ein unvergleichlicher Führer, ein Meister über die Engel und die Irdischen ist. Er wird euch die gleiche Wahrheit bringen, die ich euch gelehrt habe. Er wird seine Religion verkünden, ruhmvoll in ihrem Ursprung, ruhmvoll in ihrer höchsten Höhe, ruhmvoll in ihrem Ziel in ihrem Geist und ihrer Meldung. Er wird ein religiöses Leben verkünden, vollkommen und rein, so wie ich es euch jetzt verkündige. Seine Jünger werden viele tausend sein, während die meinen nur viele hundert sind.“
Goutama Buddha.
„Es gibt ein schöpferisches Prinzip, das an sich unerschaffen ist, es gibt ein Prinzip des Wechsels, das an sich unveränderlich ist. Der Unerschaffene ist befähigt, Leben zu schaffen; der Unveränderliche ist fähig, Aenderungen hervorzurufen. Das, was geschaffen ist, kann nicht aufhören weiterzuschaffen; das,
was sich entwickelt, kann nicht aufhören, sich weiter zu entwickeln, daher
kommt die fortgesetzte Schöpfung und die beständige Entwicklung." — —
„Der Unveränderliche kommt und geht und seine Kraft ist unbegrenzt. Wir müssen vermuten, daß er „einzig“ ist und daß seine Wege unerforschlich sind.“
Lao-Tse.
Als durch Mein Gebot der Himmel sich wölbte aus der Substanz der Morgenröte,
ohne von Säulen getragen zu sein an
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den geistigen Stützen des weitumfassenden Lichts. Als durch Mich die Erde geschaffen ward, die das materielle Leben trug — es gibt keinen Erhalter der weltlichen Schöpfung als diesen — als durch
Mich ‚die Sonne und der Mond und die Sterne am Firmament der leuchtenden
Körper gelenkt wurden;... ein jedes von ihnen durch Mich erschaffen, war dies
schwieriger als eine Wiedergeburt zu veranlassen, denn sie ist eine Hilfe für
Mich in ihrer bestehenden Wiederkunft, doch, da sie erschaffen wurden, galt es
nicht die Zukunft aus der Vergangenheit zu formen.“
Zoroaster.
Aber die Wüste und Einöde wird lustig sein und das dürre Land wird fröhlich stehen und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und fröhlich stehen in aller Lust und Freude. Denn die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, der Schmuck des Karmels und Sarons. Sie sehen die Herrlichkeit (Baha) des Herrn, den Schmuck unseres Gottes.
(Jesaia 35).
Denket nicht, daß ich komme, das Gesetz der Propheten zu zerstören, ich kam
nicht, um zu zerstören, sondern um zu erfüllen.
„In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wäre dem nicht so, würde ich es euch gesagt haben, denn ich gehe, die Stätte zu bereiten für euch. Und wann ich gehe, euch die Stätte zu bereiten, würde ich wiederkommen und euch selbst empfangen, daß, wo ich bin, auch ihr sein möget.“
Das Wort aber, das ich spreche, rede ich nicht aus mir, sondern der Vater, der in mir wohnet, tut Sein Werk.
Ich will den Vater bitten, und Er soll euch einen anderen Tröster senden, daß er mit euch sei allezeit, nämlich den Geist der Wahrheit.
Aber den Tag und die Stunde weiß keiner — weder die Engel im Himmel noch der Sohn, nur allein der Vater.
Christus.
Boten sind schon vor mir zu euch gekommen mit vollen Beweisen und mit dem Wunder, das ihr erwähnt, warum habt ihr sie dann abgewiesen, wenn ihr die Wahrheit redet?.... Ich bin der erste Adam, Noah, Moses und Jesus.
Glaubet nicht, daß Gott Sein Versprechen an seine Apostel bricht; wahrlich, Gott ist mächtig und der Herr der Rache. Am Tage, da die Erde verwandelt wird in eine andere Erde und die Himmel desgleichen, wird alles zu Gott hin drängen, dem Einzigen, dem Erhabenen.
Gott ist das Licht des Himmels und der Erde. Der Vergleich ist wie die Lampe, die in eine Nische in der Wand gesetzt ist, und die von einer Glaskugel umgeben ist. Das Glas strahlt, als ob es ein leuchtender Stern wäre. Sie ist erleuchtet durch das Oel eines gesegneten Baumes einer Olive, die weder im Westen noch im Osten wächst. Man benötigt wenig, aber dies Oel gibt Licht, ohne daß ein Feuer es entzündet; dies ist Licht über Licht. Gott wird zu dem Licht führen, wen Er will.
Mohammed.
„Es ist unmöglich, daß man Ihn erkenne durch andere als durch Ihn selbst oder daß er identifiziert würde durch einen Ausdruck Seiner Geschöpfe. Wahrlich, ich bin der erste Diener, der an Ihn und an Seine Offenbarung glaubte und der teilnahm an den ersten Früchten des Paradieses Seiner Weisheit... Im Jahre 9 werdet ihr zu allem Guten gelangen.“
El Bab.
Die Zeit früherer Dinge ist vorbei, eine neue Zeit hat sich offenbart und alles ist erneut nach dem Wunsch Gottes. Aber nur ein neues Auge kann sehen und ein neuer Geist kann diese Stufe erkennen. Der Anfang und das Ende legen Zeugnis ab für ein gesegnetes Wort und dieses kam und wurde offenbar. Dies Wort ist die Seele der göttlichen Bücher und Episteln, die immer waren und immer sein werden.
An diesem Tag ist ein neuer Himmel erschienen und die Erde ist erneut. Könntet ihr mit reinen Augen schauen, so würdet ihr das „Neue Jerusalem“ erblicken. Und würdet ihr mit wachem Ohr lauschen, so würdet ihr die Stimme Gottes vernehmen.
Bin ich euch verhüllt ob Meines Namens? Was läßt euch zweifeln? Ihr habt nach eurem Herrn, dem Selbstbestehenden, Tag und Nacht gerufen, und als Er kam aus dem Himmel der Präexistenz in größter Herrlichkeit, seid ihr Ihm nicht genaht, und zählt zu den Achtlosen.
Der, welcher das Volk in Meinem
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Namen einläd, gehört zu Mir, und ihm wird gegeben, was über die Kraft alles dessen
geht, was auf Erden ist. Folget dem Weg des Herrn und folgt nicht den
Gleichgültigen. Gesegnet ist der Schlafende, der erwachen wird durch diese
Macht, der aufsteht von den Toten und sich dem Weg des Herrn zuwendet;
wahrlich, er ist von der Essenz der Geschöpfe des Alleinigen und wahrlich, er
gehört zu denen, die es erreicht haben.
Baha’u’lláh.
Jede Religion lehrt, daß ein Vermittler notwendig ist zwischen den Menschen und dem Schöpfer — der das ganze Licht der himmlischen Herrlichkeit empfängt, und es auf die menschliche Welt ausstrahlt, wie die irdische Atmosphäre die Strahlen der Sonne aufnimmt und verbreitet. Dieser Vermittler zwischen Gott und der Menschheit hat verschiedene Bezeichnungen, obgleich er immer die gleichen geistigen Gebote bringt. Zu einer Zeit ist er Abraham, zu einer andern Moses und Buddha oder später Jesus und Mohammed genannt. Sie alle haben sich zu der gleichen göttlichen Wirklichkeit gewendet und ihre Kraft von ihr empfangen. Diejenigen, die Mose folgten, nahmen ihn als Vermittler an, die Zoroaster nachfolgten, betrachteten diesen als ihren Vermittler. Alle Israeliten aber leugnen Zoroaster und die Zoroastrier leugnen Moses. Sie ermangeln, in beiden Eine Wirklichkeit zu sehen. Hätten die Zoroastrier die Wirklichkeit des Zoroaster erkannt, so würden sie Moses und Jesus verstanden haben. Leider hängt sich die Ueberzahl der Menschen an den Namen des Vermittlers und verliert den Blick für den richtigen Sinn seiner Lehre.
Deshalb rief Baha’u’lláh aus: „O Gott, befreie uns von dem Meer der Namen!“
Der Mensch muß sich dem Licht zuwenden und nicht denken, daß die Form der Lampe das Wesentliche sei. Die Lampe wechselt; der sich nach Licht sehnt, begrüßt aber das Licht, aus welcher Lampe es auch leuchtet. Wenn die Juden Mose wirklich verstanden hätten, so hätten sie Christus angenommen; aber sie hielten sich an den Namen, nicht an die Wirklichkeit, und als dieser Name wechselte, leugneten sie die Wirklichkeit. — Dasselbe gilt von den Christen heutigen Tags. Wie bedauerlich ist es, daß sie einen Namen anbeten. Sie schauen nur das Gewand. Wenn man einen König nur an seinem Kleid erkennen würde, so würde man ihn nicht erkennen, wenn er ein anderes Kleid trägt.
Wer ist Christus? Wenn man die Eigenschaften Christi aus einer anderen Lampe leuchten sieht, so muß man doch das Licht erkennen. Wir können sagen: Diese Blume ist einzigartig; wir dürfen aber nicht sagen, daß sie die einzige schöne Blume sei. Ihre Vollkommenheit ist von göttlicher Gnade, einer Gnade, die universal und uneingeschränkt in ihrer Offenbarung ist. Die wunderbare Gnade Gottes ist ewig. Wenn die Stahlen des Lichts aufhörten, würden wir uns in Dunkelheit befinden. Wie kann das Licht aber zurückgehalten werden? Wenn die himmlische Gnade aufhören würde, so würde die Göttlichkeit selbst unterbrochen werden, aber selbst die Menschen beten um Fortdauer.
Wir haben Augen, und wir wünschen ewige Sehkraft; denn Blindheit ist eine Unvollkommenheit. Wir haben Ohren - Taubheit ist ein Mangel, eine Unvollkommenheit der menschlichen Natur. Würde dies aber nicht noch ein größerer Mangel sein im Blick auf die göttliche Welt? Die Gnade Gottes ist ohne Anfang und ohn Ende.
Wir müssen die Sonne der Wahrheit verehren, von welchem Horizont sie auch aufgehe, und zwar mehr als den Horizont; denn, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf den Horizont konzentrieren, kann die Sonne an einem ganz anderen Punkt aufgehen, und wir könnten des Segens der Sonne verlustig gehen. Die Gnade, die Führung und die Gunst Gottes sind Wohltaten, die geistigen Fortschritt bringen.
'Abdu'l-Bahá.
Zusammengestellt von Horace Holley
Star of the West Vol. 14, Nr. 4.
Uebers. v. Fr. A. Sch.
Die Pflicht eines Zeitungsverlegers.
Der Gesegnete sagte: „Die Zeitungsverleger sind die Hüter der Rechte der Menschen. Sie sind die Kämpfer der Armen und die Beschützer der Beleidigten. Sie sind die Kreuzzügler nach der Gerechtigkeit und moralischen Reinheit. Sie sind die Vorhut der Wiedergeburt, der Erziehung und Künste und die Pioniere der höheren Entwicklung und der geistigen Entfaltung. Sie sind die ersten und wirksamsten Instrumente, um gute Beziehungen und wahres Verständnis zwischen den entferntesten Nationen der Erde zu schaffen. Durch ihre sympathischen Artikel und tiefgründigen Worte müssen sie die Mißverständnisse, welche in den Religionen, Rassen und Ländern herrschen, beheben. Von so manchem Standpunkte müssen sie zur Befriedigung ihrer Leser beweisen, daß alle Menschen die Kinder Eines Gottes sind; daß die ganze Menschheit die Geschöpfe Gottes sind, daß Seine Gnade jedes Lebewesen umschließt und daß sie alle von dem Ozean der Gnade des Allmächtigen überschwemmt sind. Das vollkommenste ist folgendes: Eine Person ist krank; sie muß behandelt werden; eine andere Seele ist unwissend, sie muß gelehrt werden; eine Person ist wie ein Kind, sie muß es zum Alter der Reife bringen. Die Herausgeber müssen sich bemühen, sich in die Vergeistigung der moralischen Lage des menschlichen Lebens zu versetzen. Sie müssen die Herolde der Einheit der Welt und die Lehrer für wahre Verbrüderung sein. Sie müssen die Menschen anspornen und ermutigen im Ausüben von Liebe, Duldsamkeit, Keuschheit und guter Kameradschaft und sie lehren Haß und Erbitterung zu meiden. Sie müssen die lautere Wahrheit sprechen, die Luft der Wahrheit atmen, im Reich der Wahrheit leben, die Träume der Wahrheit träumen, mit den Gewändern der Wahrheit gekleidet sein und sich in die Atmosphäre der Wahrheit emporschwingen. Sie müssen die Soldaten der Wahrheit sein, mit der Wahrheit vermählt sein, begierig sein die Wahrheit zu ergründen, alles mit den Augen der Wahrheit ansehen, an der Wahrheit festhalten, die Spiegel der Wahrheit sein, die Majestät des Königs der Wahrheit verbreiten, die Unsterblichkeit der Wahrheit vorstellen — denn Wahrheit ist Essenz des Lebens, Wahrheit ist das Bild des Ewigen, Wahrheit ist das richtige Verstehen aller Dinge und Wahrheit ist die Retterin der Menschheit."
Aus den Tagebuchblättern Ahmad Sohrabs 12. Mai 1914
Uebers. v. Fr. A. Sch.
Bericht an die Freunde im Osten und Westen. (Fortsetzung.)
Liebe Freunde! Wir alle sind durch die Erkenntnis des großen Kommens der heiligen Manifestation in Baha’u’lláh und in ’Abdu’l-Bahá wie aus tiefem Schlaf erwacht und in ein neues Bewußtsein getreten. Wir sehen eine große Verantwortung vor uns, unseren Mitmenschen das große Geschehen mitzuteilen und tragen auch die Verantwortung dafür wie dies geschieht. Eine große Weisheit und Geduld gehört dazu, und je länger wir der Lehre dienen, desto deutlicher wird uns dies klar. Daher ist es notwendig, uns immer wieder an die Quelle des Lichts zu flüchten und unsere Fackel dort zu entzünden. Wenn uns auch der Alltag tausend Aufgaben stellt, einige Augenblicke, die besten des Tages, müssen wir uns täglich befassen mit den heiligen Büchern des Gottesgesandten, und es wird uns ein großer Segen daraus erblühen.
Die folgende Rede unseres geliebten Meisters ’Abdu’l-Bahá hielt Er am 3. April 1913 nachmittags 5 Uhr vor einer großen Anzahl geladener Gäste im Hause von Herrn Consul Schwarz bei Seinem Aufenthalt in Stuttgart. Die Uebersetzung in Englisch hatte unser Freund Mirza Ahmad Sohrab und in Deutsch Dr. Edwin Fisher übernommen. Der geliebte Herr ließ Sich einen Stuhl an ein Fenster stellen, das einen herrlichen Blick über die Stadt und auf die sie umgrenzenden Hügel gewährt und sprach von der schönen Lage der Stadt und der lieblichen und gesunden Anlage der Straßen mit den vielen Gärten und Anlagen. Nach einer längeren Pause sprach ’Abdu’l-Bahá zu den aufmerksam Lauschenden:
„Dieses ist ein sehr gesegneter Tag, weil ich mich in Stuttgart, viele tausend Meilen von meiner Heimat entfernt, in einer solch geachteten Versammlung befinde.
So wie eure Herzen erleuchtet sind, so zeigen eure Gesichter dieselbe Wahrheit.
Ich hoffe, daß jeder von euch, die ihr
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die Botschaft der Einheit der Menschheit vernehmt, diese verkündigt, so daß die
Religion Gottes überall verbreitet werde, daß das Hauptprinzip der Lehren Christi
überall respektiert werde. Denn das Fundament der Religion Gottes ist ein und
dasselbe. Das Wesen des Gottesglaubens ist einheitlich. Von Anbeginn der Schöpfung war das Objekt aller Religion
und ihr Ziel ein und dasselbe. Alle Religionsträger Gottes haben die Einheit
der Menschen verkündet, sie laden alle Menschen zum Frieden, zur Erlösung ein,
sie haben allen Menschen befohlen, Liebe und Freundschaft zu pflegen, sie haben
die Tugenden der Menschheit in die Herzen der Menschen eingegraben. Sie haben alle Menschen gerufen, in das Königreich Gottes einzutreten. Sie haben die Menschen zum ewigen Leben gerufen.
Jede Offenbarung der Religion Gottes ist in zwei Teile geteilt; der erste Teil, welcher das Fundament der Religion Gottes ist, behandelt die Moral, er lehrt Vergeistigung, dieses ist das Wissen von Gott,
es ist die Liebe Gottes, es ist Mitleid gegen alle Menschen der Welt; es ist die
Einigkeit der Menschheit — es ist universaler Friede. Dieser erste Teil der Religion Gottes behandelt die göttliche Tugend, er ist Geistigkeit, kurz, er gehört
dem Reiche der Ethik an. Dies ist gleichbleibend durch alle Religionen hindurch
seit Adam bis zur gegenwärtigen Zeit, dieser Teil unterlag keiner Veränderung
und keiner Umgestaltung. Dieser ist das Fundament der Religion Gottes. Der
zweite Teil ist nicht so wesentlich, er gehört den äußeren Zeremonien an, und
er unterliegt der Veränderung des Zeitalters und ist der Entwicklungsstufe der
Menschheit angepaßt, wie z. B. der des Mosaischen Zeitalters. Der zweite Teil
der Religion gehört zu den veränderlichen äußerlichen Verrichtungen. Er
unterlag der Veränderung in der
Zeit Christi. Z. B. wurde Ehescheidung während der Mosaischen Periode
ausgeübt. Aber Christus veränderte dieses Gesetz, weil die Menschen von diesem
Gesetz bis zum Uebermaß Gebrauch machten. Die Israeliten lebten in der
Wildnis in den Tagen Moses, zu jener Zeit
hatten sie keine Besserungs- oder Strafanstalt. Deshalb haben wir das Mosaische Gesetz, das äußere Gesetz, wie Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und wenn damals eine Person nur einen Betrag in
der Höhe von 10 Mark stahl, so wurde ihr die Hand abgehauen. Ohne diese äußerlichen strengen Strafen wäre die Erhaltung der Ordnung und des Friedens in ihrer Gemeinschaft unmöglich gewesen.
Diese Gesetze wurden im christlichen Zeitalter verändert. Wir finden im Alten
Testament zehn Gesetze für die Todesstrafe. Aber dies entsprach nicht dem
Geiste Christi in Seiner Zeit; deshalb sagte Christus, diese Gesetze sollen für
Sein Zeitalter nicht mehr maßgebend sein. Denn diese Gesetze behandelten
nur die äußerlichen Ausübungen und
Handlungen der Menschen. Indessen unterlag das Fundament der Mosaischen
Religionen keiner Veränderung. Kurz, das Fundament aller Religion, das Wesen
aller Religion ist eines und einzig dastehend in seiner Art. Die Wirklichkeit,
das ewige Wesen, ist eines, es kann nicht
vervielfältigt und niemals verändert werden. Das Ziel aller Religion Gottes ist
Liebe, Zuneigung, Freundlichkeit und Güte. Die Religion muß notwendigerweise
die Herzen der Menschen zusammenbinden. Aber in diesen Tagen und in diesem
Zeitalter wurde tausendmal die Religion zur Ursache des Hasses und des Streits.
Christus nahm viele Trübsale und Leiden auf sich, um Liebe und Einigkeit
unter den Menschen zu schaffen. Viele Tage und Nächte wanderte Er in der
Wüste, Er nahm willig jede Trübsal
auf sich. Er ertrug alle Verleumdungen und zuletzt erduldete Er den Tod am
Kreuz. Warum tat Er alles dies? Sein Ziel war, die Menschheit zu erleuchten,
so daß Einigkeit und Harmonie in ihren Herzen Platz greifen möchten. Friede
und Vergebung sollten in allen Ländern herrschen.
Alle Propheten Gottes haben sich gleichfalls bemüht, daß die Menschen
Frieden halten und Liebe und Einigkeit ausüben sollen. Aber wie bedauernswert
ist es, daß sogar heute noch die Konfessionen einander feind sind. Sie vergießen
Blut untereinander, sie berauben einander, sie zerstören ihre Heimat, ihre Häuser. Alle diese Dinge werden im Namen der Religion ausgeübt. Seine Heiligkeit Christus sagte zu Petrus: Stecke dein
Schwert in die Scheide! Aber das Christentum erklärte den heiligen Krieg, denn
wir haben oft gehört, wie gegenwärtig die christliche Priesterschaft gegen die
Mohammedaner ist. Seht, wie weit wir
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entfernt sind von den ursprünglichen
Lehren Christi. Was für ein großer Unterschied! Die Lehren Christi sind Licht
und Liebe und heute herrscht undurchdringliche Finsternis. Dasselbe ist es
auch bei andern Konfessionen. Der Anfang aller Religion war Friede und Erlösung, die den Menschen zum Welt-Frieden rufen sollten, sie befahl ihnen, liebend und mitleidig zu sein. Aber heutzutage ist das Fundament der Religion vergessen. Gewisse Dogmen und Aberglaube kommt durch die Menschen hinzu.
Doch diese Dogmen haben nichts zu tun
mit dem Fundament der göttlichen Religion. Diese verschiedenen Konfessionen
und Sekten unterscheiden sich voneinander und ergehen sich daher in Verfolgung
und Heftigkeit. Deshalb müssen wir uns
immer bemühen, daß diese Dogmen beiseite gelassen werden und daß dieser
Aberglaube aufgegeben und das Fundament der göttlichen Religion sichtbar errichtet werde. Diese Dogmen sind wie
schwarze Wolken, und das Fundament der Religion Gottes ist wie die welterleuchtende ideale Sonne. Wir müssen den
Odem Gottes einwirken lassen, so daß diese finsteren Wolken verjagt werden,
daß die ideale Sonne der Wahrheit die
Menschen erleuchte. Dann wird die ganze Menschheit erleuchtet werden. Zu einer Zeit, als die Finsternis den Orient
umgab, bedeckten die Wolken der Dogmen den Horizont des Ostens. Es gab
viele Kriege unter verschiedenen Glaubensanhängern, und viel Blut wurde vergossen, denn sie betrachteten sich untereinander als unrein. Es gab Krieg zwischen Stämmen und Rassen, es gab Konflikte zwischen den verschiedenen Nationen, kurz, der geistige Horizont des Ostens war äußerst verfinstert. Zu einer
solchen Zeit erschien Seine Heiligkeit Baha’u’lláh! Wie eine durchdringende
Sonne leuchtete Er von dem Horizont des Ostens, und Er verkündigte die Lehre der
Einheit der Menschen: Alle Menschen sind wie Lämmer Gottes, und Gott ist der
wahre Hirte. Dieser universale Hirte ist sehr gütig. Er liebt alle Seine Schafe.
Wenn Er sie nicht liebte, hätte Er sie nie geschaffen. Wenn Er sie nicht geliebt
hätte, hätte Er ihre Existenz nicht vorgesehen. Wenn Er sie nicht geliebt hätte,
hätte Er sie nicht beschützt. Wir sehen, daß dieser universale Hirte so gütig ist,
wie unser leiblicher Vater. Wenn Gott gütig ist gegen alle, warum sollen wir
einander schlecht behandeln? Wenn Er im Frieden ist mit allen, warum sollten
wir dann einander bekriegen und töten ? — Ein anderes Prinzip, welches Baha’u’lláh proklamierte, ist, daß die Religion die Ursache der Kameradschaft, der Liebe und Güte sein muß. Wenn die Religion nicht
die Ursache der Kameradschaft der Liebe und Freundschaft ist, so ist es keine Religion. Wenn die Religion nicht das Mittel der Erleuchtung der Menschheit ist,
dann ist es keine Religion. Wenn die Religion nicht die Ursache ist, daß der Friede erhalten werde, dann ist es keine Religion. Dann ist sie nur eine Bürde von Aberglauben, und dann ist es besser, gar
keine Religion zu besitzen, als eine solche Religion. — Ein weiteres Prinzip,
welches Baha’u’lláh proklamiert, ist, daß die Religion in Uebereinstimmung mit
der Wissenschaft und der Vernunft sein muß. Wenn die Religion nicht übereinstimmt mit der Wissenschaft und der
Vernunft, dann ist sie ein Trugbild. Das Fundament aller Religionen war immer
übereinstimmend mit der Wissenschaft und der Vernunft, und das, was nicht
übereinstimmt mit der Wissenschaft und Vernunft, gehört in das Reich der Dogmen. Dies ist der Grund, warum diese
Dogmen die Ursache von Haß und Krieg, von Ueberfällen und ähnlichen Dingen
sind. Deshalb müssen wir diese Dogmen ablegen, damit die Glaubensbekenntnisse
Sich miteinander in Liebe und Freundschaft vereinigen. Wir müssen den
Zweck der Religion Gottes untersuchen. Die Menschen, welche Baha’u’lláhs Lehre
angenommen haben, begannen miteinander übereinzustimmen und sich miteinander zu verbinden. Heutzutage werden
viele herrliche Versammlungen im Orient
gehalten, worin Christen, Juden und Buddhisten sich miteinander in vollkommener
Liebe vereinigen. Sie behandeln einander,
als ob sie Mitglieder einer Familie wären, sie sind immer bereit, selbst ihr Leben für einander zu opfern. Alle diese künstlichen Schranken, diese Klüfte, sind von ihnen genommen, sie sind alle wie
Schwestern und Brüder. Sie glauben an alle Propheten Gottes, sie glauben an
Seine Heiligkeit Christus, und heute wächst diese Liebe und Einigkeit Tag für
Tag, denn die Lehre Baha’u’lláhs wird durch eine göttliche Macht verbreitet. Er
hat die Nachfolger dieser Religionen
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vereinigt, Er hat Verbindung und Zuneigung unter ihnen geschaffen, und hat alle die
Vorurteile, Dogmen und Klüfte von ihnen genommen. Er erleuchtete den geistigen
Horizont des Ostens; deshalb reise ich durch die verschiedenen Länder der Welt,
und rufe alle Nationen zum Reich Gottes, zur Einheit der Menschheit rufe ich
sie, und bitte sie, göttliche Liebe und Zuneigung zu betätigen. Als ich z.B. in
San Franzisco war, wurde ich von einem Rabbi eingeladen, in seiner Synagoge
zu reden. Vor etwa 2000 Juden legte ich die Göttliche Mission Jesu Christi dar.
Es war ein wunderbarer Anblick. Ich
legte die Beweise der Sendung Jesu Christi durch verständliche Erklärung dar.
Nicht einer von all diesen Leuten konnte diese Argumente leugnen. Ich gab ihnen
die Beweise, daß Seine Heiligkeit Christus der größte Freund Moses war, denn
Jesus Christus verbreitete das Alte Testament. Er erhöhte den Namen Mose in
der ganzen Welt. Er verbreitete die Namen aller der israelitischen Propheten.
’Abdu’l-Bahá sagte zu diesen Juden: Seine Heiligkeit Jesus Christus verbreitete
die Lehren der israelitischen Propheten,
warum liebt ihr ihn nicht? Seine Heiligkeit Christus machte die Juden berühmt
in der ganzen Welt. Er verursachte, daß
alle Nationen die israelitischen Propheten achteten und er bewies allen Menschen, daß das Buch Mose das Buch Gottes ist. Durch die Segnungen der Christenheit wurde die Bibel übersetzt und
überall verbreitet. Auf diese Weise ehrte euch Israeliten Jesus Christus. Er hatte
so viel Liebe für euch, warum verleugnet ihr Ihn? Es ist wohl bekannt, daß alle
Christen glauben, daß Moses der Prophet Gottes sei und daß die Bibel das Buch
Gottes ist. Alle Christen glauben, daß
die Propheten der Juden, Jesajas, Sacharjas und andere Propheten Gottes waren.
Verlieren die Christen etwas, wenn sie an die israelitischen Propheten glauben?
Jene Israeliten sagten: „Nein!“ Darauf sagte Ihnen ’Abdu’l-Bahá: Was würdet
ihr denn verlieren, wenn ihr saget: „Jesus war auch der Prophet Gottes, ebenso wie die Juden glauben, daß Mose und
die Propheten des Alten Testaments Propheten Gottes waren!“
Diese Feindseligkeiten und Vorurteile, die 2000 Jahre bestanden haben, werden vergessen sein. Jetzt ist das leuchtende Zeitalter gekommen. Saget, daß das Wort Jesu Christi das Wort Gottes ist, und diese Reibereien zwischen Juden und Christen werden abgetan sein!“
Gott sei Dank, daß das erleuchtete Zeitalter gekommen ist! Gelobt sei Gott, daß die Sonne der Wirklichkeit gedämmert hat! Es ist das Zeitalter der Einigkeit der Menschheit. Jetzt ist das Zeitalter der Entfaltung der Liebe Gottes da: jetzt ist das Zeitalter angebrochen, in welchem das Lamm und der Wolf aus derselben Quelle trinken, der Tag, an dem die Gazelle und der Löwe auf derselben Wiese weiden werden. Jetzt ist das Zeitalter da, in welchem das Königreich Gottes auf der Erde sichtbar werden muß. Jetzt ist das Zeitalter angebrochen, in welchem die Strahlen des himmlischen Reiches sich ausbreiten müssen durch den ganzen Orient und überallhin. Es ist meine Hoffnung in dieser Versammlung, daß ein jedes von euch Anwesenden sich aufs äußerste bemühe, daß diese Welt das Paradies Gottes werde.
Diese Seine letzten Worte weisen uns den Weg der Pflicht, und Gott schenke uns Seinen Segen.
Alláh o Abhá.
Fortsetzung folgt.
A. Sch.
To the Friends in. the East and West.
(Continuation).
Dear Friends, we are all awakened from a deep slumber through the knowledge of the coming of the Greatest Manifestation in Baha’u’lláh and we have entered a new perception. Before us we see the great responsibility to communicate to our fellowmen the great event and we also have the responsability how to do this. We are in need of great wisdom and patience and the longer we serve the Cause, the more visible this becomes to us. Therefore it is necessary to turn to the source of Divine light and to kindle our torch at His Light. If every day brings thousands of tasks, we must spend the best moments we have with the Holy Writings of ur beloved Manifestations and a great blessing will grow out of it.
The following blessed words of wisdom, our
beloved Lord 'Abdu'l-Bahá uttered on April 3rd
1913 in the afternoon at 5 o’glock in the house
of Consul Schwarz during the days of His sojourn
in Stuttgart to a great number of guests. The
translation into English was made by our dear
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friend Mirza Ahmad Sohrab and Mr. Edwin Fischer translated His words into German.
The beloved Master sat down at one of the windows in the large room, which offered a beautiful view over the town and its surrounding hills, He looked out of the window and praised the beautiful situation of the town with its fine and healthful parks and many gardens. After a long silence He spoke to the attentive listening audience:
„This is a very blessed day, because
we find ourselves, many thousand miles
away from our home, in the midst of
such a greatly estimated meeting. Your
faces are illuminated and your hearts reflect the truth. It is my hope, that each
one of you who listens to the glad tidings of unity of man, will promulgate it
thus the religion of God may be spread
everywhere, and that the object of the
teachings of His Holiness Christ may be
respected everywhere, because the foundation of the religion of God is conformity. The essence of the belief in God is conformity. From the early beginning of the creation of the world the object
of all religion and their aim was alike. All Manifestations of God have proclaimed the oneness of human kind. They
invited all people to peace, to freedom. They ordered all men to follow them
in love and friendship. They have engraved virtues in the hearts of men. They
have called all humankind to enter the
kingdom of God. They have called people to eternal life. Every revelation of
the religion of God is divided into two
parts; the first part, which is the foundation of religion, deals with morals, and teaches spirituality, this is the knowledge of God, it is the love of God, it is the compassion for all people on earth; it is
the unity of humankind, it is universal peace. This first part of the religion of
God deals with divine virtues, it is spirituality; in short, it belongs to the kingdom of ethic. This remains the same through all religions since the time of Adam up to the present time. This part
did not undergo any change or transformation. This is the foundation of the
Religion of God. The second part is not so essential; this part belongs to the utter transactions and is submitted to the change of centuries and conformed to the
requirements of the development of humankind, for instance during the Mosaic
era. The second part of religion belongs to the realm of utter functions. It was
submitted to changes in the time of His Holiness Christ. For instance divorce was
practised. But His Holiness Christ changed this law, because humankind practised this law to an excess. The jews lived in the wilderness in the days of Moses, at that time they had no house of
correction (penitentiary). Therefore we have the Mosaic law, the utter law, eye
for an eye, tooth for a tooth. And when at that time a person stole but a sum of
10 Marks, his hand was cut off. Without these severe utter punishments, peace
and order never would have been practised in their community. Therefore this
law was changed in the christian century.
We have ten laws for capital punishment, but this was not in accordance
with the spirit of Christ in His Day, therefore His Holiness Christ said, that
these laws were to be practised no more
in His Revelation. Because these laws only deal with utter transactions of men.
Meanwhile the foundation‚ of the Mosaic law did not undergo any change. In
short, the foundation of all religion, the essence of all religion is the same and
unchangable and unique in its way. The
reality, the eternal Being is one, it cannot be multiplicated or ever be changed.
The aim of all religion was love, amity, kindness and benevolence. Religion must
absolutely bind and unite the hearts of men. But alas, thousands of times in
these days, the religion became the cause of hatred and animosity. His Holiness
Christ took up many hardships and trials in order to create love and unity amongst
men. During the many days and nights He spent in the desert, He took up every
hardship willingly. He endured all slander and outrage until at last He suffered death by crucifiction. Why did He
do so? His aim was to illumine mankind thus, that unity and love and concord
should enter their hearts. Peace and reconciliation should be established in all
countries. All prophets were similiarly striving, that people should practise
peace, love and unity. But alas, how regretable, it is, that up to the present day
religions are hostile toward one another. They shed blood amongst each other,
they rob each other, they destroy their countries and their homes. All these
things are committed in the name of
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religion. His Holiness Christ said to Peter: „Put your sword in the sheath.“ But
Christianity declares the holy war, for we have often heard how at present the
christian priests declare the holy war against Mohammedans. Consider how far
we have strayed away from the original
teachings of Christ. What agreat difference! The teachings of Jesus Christ are
light and love, and those of to-day are impenetrable darkness. It is the same
with other religions. The beginning of all religion was peace and salvation which
ought to call humankind to universal peace, command love and compassion.
But to-day the foundation of religion is
forgotten. Certain dogmas and superstitions have remained in the hand of humankind. And these dogmas have nothing to do with the foundation of Divine religion. These various creeds and sects
differ from each other and therefore they
exercise persecution and animosity. Therefore we must always endeavour, to let
these dogmas be forgotten, and these superstitions to be abandoned, and the
foundation of Divine religion to become visible. These dogmas are like black
clouds, and the foundation of the religion of God is like the world illuminating ideal
sun. We must feel the waving of the
breath of God, that these dark and gloomy clouds may be dispersed, that the
ideal sun of truth may illumine mankind. Then all men will become enlightened.
At a time, when darkness reigned in the
Orient, the clouds of dogma and prejudice covered the horizon of the East.
There were many wars between religions and much blood was shed, they regarded
one another as being unclean. There was war between tribes and races, there was
conflict and quarrel between the different nations, in short, the spiritual horizon of the East was utterly dark. In such a time Baha’u’lláh appeared, and like a penetrating sun He illumined the
horizon of the East and proclaimed the teaching of Unity of mankind: all people
are one flock of sheep and God is the real Shepherd. This universal Shepherd is
very benevolent. He loves all His sheep. If He had not loved them, He never
would have created them. If He had not loved them, He would not have provided
for them, if He had not have loved them, He would not have protected them.
We see, that this universal Shephered is
very compassionate like our physical father. If God is kind to all of them, why
should we treat each other unkindly? When He is at peace with all, why should
we quarrel and kill one another ? - Another principle which Baha’u’lláh proclaimed, was, that religion must be the
cause of friendship and kindness. When religion is not the cause of fellowship,
love and amity, then it is no religion.
When religion is not the means of enlightenment for humankind, then it is no
religion. If religion does not cause peace to be maintained, then it is no religion,
then it is but a burden of superstitions and then it is better to be without any
religion whatever. Another principle Baha’u’lláh proclaimed was, that religion
must be in harmony with science and reason. If religion is not in accordance
with science and intelligence, then it is
imaginary and a phantom. The foundation of religion was always in accordance
with science and what does not agree with science and reason belongs to the
realm of dogma. This is the reason, why these dogmas are the cause of hatred
and war, of strife and similar things.
Therefore we must abandon these dogmas, that all creeds may become united with each other in love and friendship. We must investigate the aim of the
religion of God. Those who accepted the teachings of Baha’u’lláh began to harmonize and to associate with one another, and to-day many wonderful meetings are held in the Orient, in which
Christians, Jews, and Buddhists unite with each other in complete love. They
treat each other as if they were members of one family, they are always ready to
sacrifice even their life for each other.
All these artificial barriers, are removed from them, they are all like
sisters and brothers. They all believe in all the Prophets of God, they
believe in His Holiness Christ and to-day this love and this unity is increasing day
by day, because the teaching of Baha’u’lláh was communicated through Divine
power. He has joined the followers of
this religion and He has created communication and amity between them, and
He has removed all prejudices, dogma and barriers. He illumined the spiritual
horizon of the East, therefore we travelled throughout the different countries
of the world calling all nations to the
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kingdom of God, to unity. We call them and implore them to exercise divine
love and amity. When we were in San Franzisco, we were invited to a Jewish
Rabbi to speak in his Synagogue. We
established the divine mission of His Holiness Christ, before nearly 2000 Jews.
It was a wonderful aspect. We brought the proofs of the revelation of Christ
through intellectual proofs. Not one amongst these people could deny these
arguments. We gave them proofs, that His Holiness Christ was the best friend
of Moses, because Christ spread the Old Testament far and wide. He exalted the
name of Moses all over the world. He spread the name of all Jewish Prophets.
’Abdu’l-Bahá said to these Jews: His Holiness Christ spread the teachings of the
Jewish Prophets, why do you not love Him ? His Holiness Christ made the Jews
known in the whole world and caused Nations to estimate the Jewish Prophets
and He demonstrated to all people, that the Pentateuch was a book of God. And
through the blessings of Christianity the Bible was translated and made known
everywhere. In this manner Jesus Christ honoured the Jews. He had so much
love for you, why do you deny Him?
It is well known, that all Christians believe, that Moses was the Prophet of God, and that the holy Bible is the Book of God. All Christians believe, that the Prophets of the Jews, Jesaia, Sacharia and others were the Prophets of God. Do the Christians lose anything by their believe in the Jewish Prophets? Those Jews replied: „No“. Afterwards ’Abdu’l-Bahá said: „what will you lose if you admit that Jesus was also the Prophet of God, as well as the Jews believe, that Moses and the Prophets of the old Testament were the Prophets of God.“
These animosities and prejudices, which existed during 2000 years, will be forgotten. Now the luminous century has dawned. Say: the word of Jesus Christ is the word of God, and these quarrels between Jews and Christians will be extinguished!
Praise be to God, that the luminous century has come! Praise be to God, that the Sun of Reality has dawned. Now the era of unity has come for mankind, now the epoch of the outpooring of the love of God has dawned. It is the time in which the lamb and the wolf will drink at the same fountain, the day has come on which the lamb and the lion will graze on the same meadow. Now the period has come, when the kingdom of God will be seen on earth. Now the time has come when the rays of the divine Realm will be spread through the whole Orient and every where. It is my hope that each one of you in this assembly will strive to your utmost endeavour for this world to become a Paradise!“
These last words of our Beloved show us the path of our duty, and may God grant us His Biessings.
Alláh’ u’ Abhá.
(to be continued).
A. Sch.
Weihnachtslied.
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit! °
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstiller Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muß ich stehn;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist geschehn.
Theodor Storm.
La senmorteco de la animo,
Parolado de 'Abdu'l-Bahá Abbas, Haifa 1. Januar 1914.
La spirito estas komparebla kun najtingalo kaj la:korpo kun kaßo. La najtingalo Ciam sopiras rompi la kaßon kaj supren-flugi en la roz-$ardenon. La dia birdo volas disrompi la kradon kaj flugi en la liberajn kampojn kaj al la verdaj montoj, kie kreskas la idealaj floroj kaj la aero tiel dol&e bonodoras. Tial la sanıktuloj de la diaj malka$oj kaj iliaj post-sekvarftoj sin sopiras forlasi tiun @i morteman mondon kaj flugeti al la trono de la Ciopova Dio. Kiam tiu ©i natura kago estas rompita, la najtingalo de la spirito estas libera kaj preta flugi £ielen. Ili konis la spiritan. harmonion de tiu radianta mondo, ili aüdis la &ielajn simfoniojn de tiu eterna kunveno, ili pripontigis ofte la abismon de la materialismo mortiganta' per multaj oraj @enoj de la nevidebloj idealoj, ili ofte kolektis la rozojn de la allogo, la ne$-florojn de la simpatio kaj la bonodorojn violojn de la servo. Aliflanko ekzistas kreskanta nombro de najtingaloj, kiuj estas blindaj pro ilia propra egoismo kaj ilia propra avido. Ili $is nun ne ankorsü tu$is la belajojfn kaj donacojn de alia mondo. Hi ne povas imagi pli altan kaj pli aeran regionon. Tial ili estas kontenta kun ilia limigita spaco en la kaßo. Ili estas blindaj, ili ne povas vidi. Ili estas surdaj, ili ne povas aüdi. Ili estas malsaßaj, ili ne scias kompreni. Kiam unu el la najtingaloj estas liberigita el lıa kaßo, li sin ligas per spirita lingvo kun tiuj, kiuj estas ankoraü en la katenoj de la korpo. Hi penas sin, inspiri la animejn de la malliberuloj, ke la granda senfino de la Dia belega mondo tre proksima estas al ili, kiam ili forigus la skvamojn de iliaj okuloj. Sed la birdoj, kiuj mortas en la mallibera kaß.o (korpo), ne povas svingi sin al la sanktigita mondo de la Dio, Car ili estas blindaj kaj surdaj. Nli rampas sur la vizaßo de la tero. Ilia libereco estas tiela stato kaj ilia flugo en la blua etero dependas de la kompateco de Unuo vera.
Tradukita de: Gertrud Strehler, Esslingen a. N. Juni 1920.
Die Ghandilehre.
Nach Beendigung des Weltkrieges und besonders seit dem Jahre 1920 wurde in der ganzen Welt der Name von
Mohandas Ghandi
bekannt. Seine führende Rolle in der indischen Massenaufstandsbewegung, seine für Europäer durchaus unverständliche Bekämpfungsart des englischen Imperialismus, sein großzügiges Programm von Indiens Wiedergeburt und vielleicht sogar der ganzen Menschheit — dies alles rief ein lebhaftes Interesse zu seinen tiefdurchdachten und wesensklaren, prinzipiellen Handlungen hervor, über welche Ghandi und seine Anhänger so viel schon gesprochen haben und um deretwillen sie hingebungsvoll und heroisch während langer Monate gekämpft haben. Wenn man von Ghandi und seiner Lehre las, so legte das außerhalb Indiens lebende Publikum teilweise eine ungeheure Begeisterung zu Tage, teilweise brachte es seine unklaren Sympathien zum Ausdruck, teilweise lächelte es in schonender Weise oder machte sich gar über den „neuen Propheten" lustig. Jedoch seit einem Jahr ist Ghandi verhaftet und verurteilt worden, und seine Bewegung scheint durch die englische Gewaltherrschaft niedergerungen zu sein. Seit diesem Zeitpunkt schien es, als ob die sogenannte, öffentliche Meinung, welche gewöhnlich nur außerordentliche Sensationsnachrichten schätzt, sich fast gar nicht mehr mit der Ghandilehre beschäftigt noch sich für sie interessiert; nur wenige tieferschürfende Geistesgrößen, wie J. H. Haynes und R. Rolland fahren fort auch heute noch von den Ideen Ghandis zu sprechen (natürlich gilt das soeben Gesagte nur für Westeuropa — in Rußland und Asien interessiert man sich viel lebhafter über Theorie und Praxis der Ghandilehre).
Hat es heute überhaupt noch einen Zweck, heute noch über die Ghandilehre zu sprechen? — Ich glaube, ja. Und zwar deshalb, weil der „Ghandismus“ nicht nur etwas Vorübergehendes, Episodenhaftes ist, sondern vielmehr einen
grundlegenden, wesenhaften, philosophisch und
soziologisch ausgebauten, stets äußerst interessanten und immer wieder betrachtenswerten
Ideengehalt in sich birgt. Deswegen verlohnt
es sich sehr wohl von den Anschauungen und Betrachtungen Ghandis, sowie von deren praktischer
Verwirklichung zu sprechen. Ob zwar schon die Persönlichkeit dieses bedeutenden Mannes
äußerst anziehend und kritischer Untersuchung wert wäre, so will ich mich dennoch hierbei nicht
aufhalten, sondern lediglich seine prinzipiellen
[Seite 159]
Gedanken und Urteile klarlegen und kritisieren.
Man kann drei Fundamentalsätze in der Ghandilehre feststellen,
1. Eine Missbilligung unserer ganzen sogenannten Zivilisation,
2. Eine Hinlenkung auf geistige und ethische Wiedergeburt der Menschen,
3. Das Prinzip (- unbedingtes Festhalten an) der Gewaltlosigkeit sowohl im individuellen, als auch im sozialen Leben (Gewaltlosigkeit im einzelnen, wie auch in jedem allgemeinen Fall).
Ghandi verurteilt scharf die heutige Zivilisation: sie besteht aus „reinster Teufelei“ - sie ist ein großes Verbrechen — ihre Herrschaft ist ein „schwarzes und lichtloses Jahrhundert". Das zivilisierte Europa darf sich nicht christlich nennen (Tolstoi!) — es betet als einzigen Gott den Mammon an. Der letzte Krieg zeigte die ganze teuflische Natur dieser Zivilisation, welche das heutige Europa beherrscht. Alle Gesetze der öffentlich anerkannten Moral wurden von den Siegern im Namen der „Tugend" gebrochen. Es gab keine Lüge, die nicht als gemein genug betrachtet wurde, um im Kampfe verwendet zu werden. Nach all diesen Verbrechen muß man außerdem noch zugeben, daß der Anlaß hiezu ebenso brutal und rein materieller Art gewesen ist. — Solch eine Zivilisation ist verabscheuungswert und indiskutabel für Nationen, die sie bisher noch nicht angenommen haben.“ Aber das Wesenhafte der modernen Zivilisation ist die Maschine und eine hochentwickelte Technik, ist auch dieses unannehmbar? „Ja — antwortet Ghandi, das Zeitalter der Maschine wurde zur größten Sünde, es versklavt die Völker" — und seine notwendige Beigabe - das Geld, ist „Gift“; man muß dieses Maschinenzeitalter überwinden und zur alten Einfachheit zurückkehren — zwar nicht sofort, unzweifelhaft aber nach und nach in aller Ruhe und Beharrlichkeit.“
Was ist die Ursache des Niedergangs der europäischen Zivilisation? — Warum ist sie unmoralisch, so arg teuflisch? — Weil sie unbegrenzt materialistisch wurde, weil sie nur einen sinnlichen, augenblicklichen Genuß anstrebt und irgend einem höheren, verinnerlichten, geistigen Leben ebenso wenig Beachtung schenkt, als der eines Menschen allein würdigen Vervollkommnung seines Innenlebens. Jener alles überragenden, veräußerlichten Kultur Europas, stellt Ghandi die Hindulehre entgegen: den Glauben an den menschlichen Geist, die Arbeit für den Geist durch den Geist, das Gebot der rückhaltlosen Liebe, ohne Ausnahme, ohne Vorbehalte. Die Hindulehre, — welche übrigens nach Ghandi dem Geist des Evangeliums, des Korans und der Zend-Avesta nahesteht — lehrt den Menschen wahre Kultur und wirklichen Fortschritt. Sie schreibt ihm vor alles zu lieben: nicht nur die Menschen, sondern alle Wesen auf dem ganzen Erdenrund. Sie lehrt den Menschen sich stets zu vervollständigen. Und Selbstvervollkommnung bedeutet: Gutes zu tun, jedwede Gewaltanwendung zu unterlassen und vor allem die Fähigkeit leiden zu können. Jawohl, Leid ertragen zu können! Denn Leiden sind die Kennzeichen menschlichen Wesens" eine notwendige Vorbedingung der Existenz — denn der Fortschritt besteht ja nur aus der Reinigung durch Leiden, in der Vermeidung anderen Menschen Leid zuzufügen — ja, es ist wahr: je reiner das Leid, desto größer die Fortentwicklung.“ Aus diesen religiös-ethischen Prinzipien der Ghandilehre wurde ein soziales Programm geboren, eine soziale, nationalpolitische Theorie und Praxis, die Indien in 1920—22 praktisch angenommen wurde und auch jetzt noch befürwortet wird, trotz mancher Veränderungen nach Ghandis Einkerkerung.
Auf welche Weise wollte Ghandi Indien aus der britischen Tyrannei befreien? Wie wollte er
eine soziale und politische Wiedergeburt seines eigenen Volkes und weiterhin der ganzen Menschheit durchsetzen? Einzig und allein durch
consequente und unbeirrbare Anwendung des Prinzips der Gewaltlosigkeit, durch Befürwortung einer tätigen
Liebe gegenüber allen Menschen, durch das
Bekenntnis zur unbedingt notwendigen Selbstvervollkommnung. Ghandi erkennt einen revolutionären Kampf mit Waffengewalt nicht an, er mißbilligt die Kampfmethode des Bolschewismus und die Taktik der Kommunisten.
Wahrlich, sagt Ghandi: „dort wo nur eine Wahl besteht, zwischen Feigheit und Gewalt würde ich
zur letzteren raten" — aber er fügt hinzu: ich weiß gewiß, daß die Gewaltlosigkeit grenzenlos
höher als die Gewalt ist, daß das Verzeihen weit männlicher ist als das Strafen.“ Wer für eine gerechte Sache kämpft, darf weder morden noch verwunden oder seine
Gegner niederschlagen — er muß sie vielmehr über ihre schlechten und irrigen Handlungen
aufklären durch die Liebe, durch selbstgewolltes und ernsthaftes Erdulden
von Leiden. „Ich erziele einen überlegten Mut, sterben zu können ohne selbst
zu töten — so erklärte Ghandi im Oktober 1921 während der schärfsten Periode des indisch-englischen Kampfes. Er besaß viele Monate hindurch einen Einfluß und eine Macht,
wie sie bisher in der Welt wohl nur selten ein
Mensch innegehabt hatte — und dennoch rief er
[Seite 160]
die Volksmassen niemals zu einem Kampf auf, der
mit Fäusten, Gewehren und Schwerten hätte geführt werden müssen. Gegen die zu besiegenden Feinde schlug Ghandi nur ein einziges Kampfmittel, nur eine einzige Waffe vor: Die Verweigerung der Zusammenarbeit mit
ihnen, den wohl friedlichen aber strikte durchgeführten Boykott aller ihrer Institutionen und Unternehmungen. Dieses Prinzip des „Nichtzusammenarbeitens" (englisch non-cooperation, indisch: satjagraha) wurde im größten Ausmaß in Indien vom August 1920 bis zum März 1922 angewandt.
(Schluß folgt.)
Schriftenbesprechung.
Es ist Weihnachtszeit und der Engelsang: „Friede auf Erden!“ tönt wieder durch die Welt, so weit Christen auf ihr wohnen. Aber wer die Weihnachtsbotschaft heute hört, schüttelt ungläubig den Kopf und sagt: Friede? O nein, überall Krieg, nur mit andern Mitteln als zuvor! Wo ist denn dieses friedliche Nebeneinanderwohnen der Völker, wie es die alten Propheten geschildert haben? Wo ist etwas zu verspüren von Menschheitssolidarität, von Weltgewissen, von allgemeiner Menschenliebe? Ist es nicht vielmehr so wie auch einer dieser jüdischen Propheten ausruft: „Sie sagen Friede und ist doch kein Friede“, sondern eitel Haß und Rache. Toren, die von einem Menschheitsfrieden träumen, die glauben, auf Erden lasse sich, solange Menschen auf ihr wohnen, ein allgemeines Friedensreich gründen! Stammes-, Völker- und Rassenkämpfe hat es von jeher gegeben und wird es immer geben; sie sind eine Naturnotwendigkeit und entspringen dem „Kampf ums Dasein“, ohne den das natürliche Leben nun einmal nicht zu denken ist. So sagen die einen, und ihre Zahl ist groß. Aber es gibt auch andere, die trotz aller schlimmen Erfahrungen, trotz allem, was für die Ansicht der ersteren spricht, an dem Glauben festhalten: Der werdende Menschheitsfrieden ist keine Utopie, er kann und muß verwirklicht werden, Krieg muß nicht sein. In der geistigen Kraft der Menschen liegt es, den Krieg zu überwinden. Völkerversöhnung, Völkergerechtigkeit kann durch einen wahren und wirklichen Völkerbund realisiert werden. Die Erde ist für alle Nationen und Rassen wohnlich einzurichten, so daß jeder Mensch in der kurzen Zeit, die ihm zu leben vergönnt ist, auf der Grundlage politischer, wirtschaftlicher und persönlicher Freiheit ein daseinsfrohes Leben führen kann, das ihm den gebührenden Anteil bietet an den materiellen und geistigen Gütern dieser Welt.
Diese Gedanken vertritt auch die uns zugesandte Schrift von Dr. Winfried Fricke: „Die Kämpfer für den Frieden der Erde“, Verlag La Batalanto, Filiale Hannover, die wir hiemit den Lesern der „Sonne der Wahrheit“ empfehlen möchten. Sie wird besonders auch gern von Esperantisten gelesen werden, da sie in einem Esperanto-Verlag erscheint und dem Esperanto als Welt- und Einheitssprache für die Erreichung des allgemeinen Weltfriedens eine besondere Bedeutung zumißt.
Vor kurzem erschien das in Bahaikreisen englischer Zunge mit Spannung erwartete Buch
BAHA’ULLAH AND THE NEW ERA
von Dr. J. E. Esslemont, Schottland.
Es ist ein wertvolles Buch für die Verbreitung der Bahaisache, denn es enthält neben einem einführenden Teil eine mit großer Sorgfalt zusammengefaßte Darstellung der Vielseitigkeit der Bahailehre, 'Abdu'l-Bahá hat dieses Werk noch selbst überprüft und es als ein wirkliches Lehrbuch in der Bahaisache bezeichnet. Auch Shoghi Effendi schrieb an den Verfasser des Buches: „Ich bin dessen sicher, daß Ihr Buch die schönste und klarste Darstellung der Bahailehre bildet, die mir je zu Gesicht kam, und ich bin überzeugt, daß es großes Interesse für die Sache wecken wird.“
Dieses in englischer Sprache geschriebene Buch umfaßt 236 Seiten. Preis in schönem Leinwandband Goldmark 13.—. Bestellungen nimmt der Verlag des Deutschen Bahai-Bundes, Stuttgart Hölderlinstr. 35, gegen Vorausbezahlung des Betrages entgegen.
Bahai-Kongreß.
In der letzten Sitzung des Bahainationalrates wurde beschlossen, den nächsten Kongreß an Ostern 1924 abzuhalten. Die Frage, wo er abgehalten wird, steht noch offen. Da bei diesem Kongreß eine Neuwahl des Bahainationalrates stattfindet, so bitten wir die Freunde in den verschiedenen Ortsgruppen, die Neuwahl ihrer Geistigen Arbeitsgemeinschaft vor dem Kongreß vornehmen zu wollen.
Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr.3 zu senden :-: Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an den Verlag des Deutschen Bahaibundes Stuttgart, Hölderlinstraße 35 zu richten
Druck: Wilheim Heppeler, Stuttgart.
Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.
Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),
Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.
Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullahh.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)
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