Sonne der Wahrheit/Jahrgang 3/Heft 7/Text

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SONNE

DER

WAHRHEIT
Heft VII SEPT. 1923
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES STUTTGART


[Seite 96] Die Hauptpunkte der Bahailehre

1. Die gesamte Menschheit ist als Einheit anzusehen. Alle Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Völkern und Rassen müssen beseitigt werden.

2. Alle Religionen müssen sich in einer höheren Einheit zusammenfinden. Ein Gott, eine Religion.

3. Durch einen festgegliederten, allumfassenden Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht muß der universale, dauernde Weltfrieden gesichert werden.

4. Neben der Muttersprache soll in jedem Land der Erde eine Welt-Einheitssprache eingeführt und gelehrt werden.

5. Jeder Mensch hat dasselbe Anrecht auf die geistigen und materiellen Güter des Lebens.

6. Die Menschen haben die Pflicht, nach Wahrheit zu forschen. Zwischen wahrer Religion und Wissenschaft besteht kein Widerspruch.

7. Beide Geschlechter sollen die beste Erziehung und eine der Begabung entsprechende Ausbildung erhalten.

8. Mann und Frau haben überall die gleichen Rechte. Jede Art von Hörigkeit ist streng verboten.

9. Für jeden Menschen besteht die Pflicht zur Arbeit. Für Arbeitsunfähige und Erwerbslose tritt eine gesetzliche staatliche Fürsorge ein.

10. Die schlimmen Wirkungen des Kapitalismus werden durch ein neugeordnetes, weises Erbrecht und durch geeignete Sozialisierung beseitigt.

11. Für jedes Gemeindewesen, wie für den Staaten- und Völkerbund, wird eine Verwaltungsbehörde mit bestimmten Verordnungsrechten u. Fürsorgepflichten — das sog. Haus der Gerechtigkeit — eingesetzt. Im übrigen hat der Bahai jeder staatlichen Obrigkeit zu gehorchen.

12. Die Bahailehre ist die Universal- und Einheitsreligion für die ganze Menschheit. Der Mittelpunkt des neuen Gottesbündnisses und der Erklärer der Lehre war Abdul Baha (Abbas Effendi), dem diese Stellung von seinem Vater Baha ’Ullah (Hussein Ali-Nuri) übertragen wurde. Vor seinem Hinscheiden hat Abdul Baha seinen Enkel Shoghi Effendi zum Hüter und Beschützer der Bahaisache bestimmt.


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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Grundpreis im Abonnement, monatl. 30 Pf. (Berechnung ⅓ der Buchhändler-Schlüsselzahl).
Heft 7 Stuttgart, im September 1923 3. Jahrgang

Inhalt: An den hochwohlgeborenen, den hochgeehrten und hervorragenden Professor Dr. Forel. — Bericht an die Freunde in Osten und Westen. — To the Friends in the East and West — Adiaua kunveno en Parizo. — Auszug aus einem Brief von Mirza Azizullah Khan S. Bahadur. — Eingesandt. — Bericht des Werbekomitees. — Mitteilung vom Verlag. — Notice for our Friends in foreign countries.



Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion.




Der Beruf soll nicht Lebensunterhalt, sondern Lebensinhalt sein.

Feuer läutert oder zerstört, es ist immer Glut, nie Lauheit.

Baha’u’lláh.


Kleinmut und Hochmut sind die beiden Pole, um die sich die Achse des Bösen dreht. Bekämpfe sie beide mit der Waffe des Lichts.

’Abdu’l-Bahá.


Warum die Leidenden zu mir kommen? Weil ich selbst viel gelitten habe. Durch viel Leid gelangt man zu viel Liebe.

’Abdu’l-Bahá.


Tablet von ’Abdu’l-Bahá.

O ihr Dienerinnen des Herrn! In diesem Jahrhundert des Allmächtigen, des Herrn, dem Tagesgestirn im göttlichen Reich, scheint das Licht der Wahrheit vom Zenit in aller Herrlichkeit und seine Strahlen fallen auf alle Lande. Nun ist das Zeitalter der urewigen Schönheit, der Tag der Enthüllung der Macht und Kraft des größten Namens angebrochen — mein Leben sei als Opfer für Seine Geliebten dargebracht.

Obgleich in den kommenden Zeiten, in denen die Lehre Gottes wachsen und sich hundertfältig ausbreiten wird und der Schatten des Sadratu’l-Munlahá die ganze Menschheit bedecken wird, wird dennoch das jetzige Zeitalter seinesgleichen nicht haben, denn es ist der Anbruch, der Sonnenaufgang des neuen Morgens. Dieses Jahrhundert ist wahrlich die Quelle des Lichts und göttlicher Offenbarungen. Kommende Zeitalter und Generationen werden die Ausbreitung der Strahlen dieses Lichts und die Offenbarungen seiner Zeichen erschauen.

Daher bemüht euch, daß ihr freudig euren vollen Anteil an Seinen Gaben erlangt.

Die Herrlichkeit, die über alle Herrlichkeit erhaben ist, sei mit euch.

(gez.)

’Abdu’l-Bahá.



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An den hochwohlgebornen, den hochgeehrten und hervorragenden Professor Dr. Forel.*)

Veröffentlicht anläßlich seines 75. Geburtstags.

Die Herrlichkeit Gottes, des Glorreichsten, sei über ihm.

Er ist Gott.

O Du hochgeachteter Wahrheitsliebender!

Deinen Brief vom 28. Juli 1921 habe ich erhalten. Sein Inhalt war sehr erfreulich und besagt, daß Du — Gott sei Dank — in geistiger Jugendlichkeit die Wahrheit suchst, daß die Kraft Deines Denkens stark ist und sich in Forschungen Deines Geistes offenbart.

Zahlreiche Abschriften des Sendschreibens, das ich schon im Jahre 1910 an Dr. Fisher gerichtet habe, sind weit verbreitet. Außer ihm sind zahlreiche Tablets über dasselbe Thema vor dem Kriege abgegangen, und über die Frage ist auch eine Ausführung im „Journal der San Francisco Universität“ zu finden, deren Datum zweifellos bekannt ist. Weitblickende Philosophen haben die ausführliche Rede, die in der obengenannten Universität über dieses Thema gehalten wurde, sehr gelobt. Ein Exemplar der Zeitschrift liegt diesem Brief bei.

Deine Arbeiten sind zweifellos von großem Wert und wenn sie veröffentlicht werden, so bitten wir um Zusendung eines Exemplars von jeder derselben.

Unter den Materialisten, von deren Gottesbegriff die Rede war, sind nicht die Philosophen im allgemeinen gemeint, sondern nur diejenigen Gruppen, die in engherziger Weise das anbeten, was durch die Sinne wahrnehmbar ist, was nur von ihnen abhängt und für die Wissenschaft auf das sinnlich Wahrnehmbare beschränkt ist. Alles, was durch die fünf Sinne erfaßt werden kann, ist für sie Wirklichkeit, während das, was ausserhalb der Sinne liegt, entweder unwirklich oder mindestens zweifelhaft für sie ist. Die Existenz einer Gottheit betrachten sie als durchaus zweifelhaft.

Es sind aber damit nicht die Philosophen im allgemeinen, sondern nur die einseitigen Materialisten gemeint. Was die gottgläubigen Philosophen, wie Sokrates, Plato und Aristoteles betrifft, so sind sie wirklich der Hochachtung und des höchsten Lobes wert, denn sie haben der Menschheit hervorragende Dienste erwiesen. Wir schätzen aber auch die Materialisten und gemäßigten Philosophen als solche, die der Menschheit Dienste geleistet haben. Wir achten Kenntnisse und Wissenschaften als einer Grundlage zur Förderung der Menschheit und schätzen Philosophen, die mit weitem Blick begabt sind. Lies achtsam die Universitätszeitschrift von der Franzisko-Universität, damit Du die Wahrheit klar erkennst.

Was die geistigen Fähigkeiten anbelangt, so sind sie tatsächlich anererbter Besitz der Seele, genau so, wie die Leuchtkraft die wesentliche Eigenschaft der Sonne ist. Die Sonnenstrahlen erneuern sich stets, aber die Sonne selbst ist und bleibt dieselbe. Bedenke, wie sich der menschliche Intellekt entwickelt und wieder abnimmt, wie er zeitweise versagt, während die Seele dieselbe bleibt. Wenn der menschliche Geist sich offenbaren soll, muß der Körper gesund sein. Ein gesunder Geist kann nur in einem gesunden Körper wohnen, während die Seele nicht so vom Körper abhängig ist. Die seelische Kraft ermöglicht dem Verstand, etwas zu begreifen und übt ihren Einfluß auf denselben aus, während die Seele eine nicht an den Körper gebundene Kraft ist. Der Verstand versteht das Abstrakte mit Zuhilfenahme des Konkreten, aber die Seele hat schrankenlose Offenbarungen ihrer selbst. Der Verstand hat seine Grenzen, die Seele ist unbegrenzt. Der Verstand begreift durch die Zuhilfenahme der Sinne wie Gesicht, Gehör, Geschmack, Geruch und Tastgefühl, während die Seele solcher Vermittlungen nicht bedarf. Die Seele ist, wie Du beobachten kannst, ob schlafend oder wachend, immer in Bewegung, immer tätig. Es ist möglich, daß sie im Traum Probleme löst und entwickelt, wozu sie in wachem Zustand nicht fähig ist. Der natürliche Verstand versagt, wenn die Sinne ihre Tätigkeit eingestellt haben. Im embryonalen [Seite 99] Zustand und in der frühesten Kindheit schlummert die Vernunft noch vollständig, während der Seele immer die volle Kraft verliehen ist. Kurz, die Beweise sind zahlreich, daß nach dem bedauerlichen Verlust des Verstandes die Kraft der Seele noch weiter existiert. Der Geist besitzt aber verschiedene Grade und Stufen.

Was die Existenz des Geistes im Mineralreich betrifft, so ist es unzweifelhaft, daß die Mineralien mit einem Lebensgeist begabt sind, der für ihre Stufe notwendig ist. Dieses Geheimnis ist auch den Materialisten erschlossen, die nun behaupten, daß allem Bestehenden Leben gegeben ist, wie es schon im Koran heißt: „Alle Dinge leben“. Im Pflanzenreich besteht die Kraft des Wachstums und diese Kraft ist der Geist. — Im Tierreich ist der Sinn des Gefühls entwickelt; in dem Reich des Menschen ist eine allumfassende Geisteskraft vorhanden. In allen vorhergehenden Reichen fehlt die Kraft der Vernunft, aber die Seele existiert und offenbart sich auch da. Der Tastsinn versteht die Seele nicht, während die urteilende Kraft des Geistes (Vernunft) ihre Existenz beweist.

In gleicher Weise beweist der Geist das Dasein einer unsichtbaren Wirklichkeit, die alle Dinge umfaßt, die besteht und sich auf allen Stufen zeigt, seine Wesenheit steht aber über dem menschlichen Fassungsvermögen. So versteht das Mineral nicht die Wesensart des Pflanzenreichs; das Pflanzenreich begreift nicht das Wesen des Tierreichs und das Tierreich nicht die Geistesstufe des Menschen, die alle Dinge entdeckt und umfaßt.

Das Tier steht im Bann der Naturgesetze und kann diese nicht aufheben. Im Menschen dagegen ist eine entdeckende Kraft, die die Natur durchdringt und beherrscht und deren Gesetze scheinbar aufhebt. Z.B. sind alle Mineralien, Pflanzen und Tiere dem Naturgesetz unterworfen. Selbst die Sonne mit ihrer ganzen Herrlichkeit unterliegt dem Naturgesetz, d.h. sie ist ohne eigenen Willen und kann nicht um Haaresbreite von dem Naturgesetz abweichen. In gleicher Weise können alle anderen Dinge, ob Mineral, Pflanze oder Tier, nicht vom Naturgesetz abgehen, sondern sind ihm unterworfen. Der Mensch jedoch, obgleich er dem Körper nach der Natur untertan ist, ist nach Geist und Seele frei und beherrscht die Natur.

Bedenke: Nach dem Gesetz der Natur lebt der Mensch, bewegt sich und hat sein Dasein auf Erden, aber seine Seele und sein Geist wirken auf die Naturgesetze ein. Er vermag wie ein Vogel die Lüfte zu durchfliegen, fährt rasch über die Meere, taucht wie der Fisch in die Tiefe und macht dort neue Entdeckungen. Dies ist ein schwerer Eingriff in die Naturgesetze.

Ebenso ist es mit der Naturkraft der Elektrizität. Diese gewaltige, allvermögende Kraft wird durch den Menschen in eine Lampe gebannt. Dies ist eine sichtbare Einwirkung auf die Naturgesetze. Der Mensch entdeckt auch Geheimnisse in der Natur, die nach ihrem Gesetze verborgen bleiben müßten und versetzt sie aus dem unsichtbaren in den sichtbaren Zustand. Auch dies ist ein Eingriff in die Naturgesetze. In gleicher Weise entdeckt er die innerste Wesenheit der Dinge, die Naturgeheimnisse sind. Auch bringt er längst Vergangenes und Vergessenes ans Tageslicht und sieht durch die Kraft der Induktion künftiges Geschehen voraus. Obgleich Verbindungen und Mitteilungen durch die Naturgesetze nur auf kurze Entfernungen beschränkt sind, verbindet der Mensch durch seine Geisteskraft die ewige Wirklichkeit, verbindet den Osten mit dem Westen, was ein Eingriff in die Naturgesetze ist. Nach dem Naturgesetz verändern sich alle Schattenbilder und doch hält sie der Mensch auf der photografischen Platte fest; auch dies ist ein Eingreifen in die Naturgesetze.

Bedenke: Alle Wissenschaften, Künste, Fertigkeiten, Erfindungen und Entdeckungen waren einmal Geheimnisse der Natur und hätten nach ihren Gesetzen verborgen bleiben müssen. Der Mensch greift aber durch seine erfinderische Kraft in die Naturgesetze ein und verlegt diese Geheimnisse aus der unsichtbaren in die sichtbare Welt. Dies ist offenbar ein Eingriff in die Naturgesetze.

Diese innere Fähigkeit des Menschen, dem Auge unsichtbar, entreißt das Schwert den Händen der Natur und schlägt ihr eine ernste Wunde. Alle anderen Wesen, so stark sie auch sein mögen, entbehren solche Vollkommenheit. Der Mensch hat freien Willen, Einsicht und Verständnis, was der Natur nicht [Seite 100] gegeben ist. Der Natur sind Schranken gesetzt, der Mensch ist frei. Der Natur mangelt Einsicht, die der Mensch besitzt. Die Natur erkennt nichts Vergangenes, was dem Menschen möglich ist. Die Natur schaut nicht Zukünftiges, doch der Mensch kann durch seinen Scharfsinn Zukünftiges voraussehen. Die Natur hat kein Selbstbewußtsein, der Mensch dagegen besitzt ein solches.

Sollte jemand annehmen, daß der Mensch als Teil der Natur diese Eigenschaften besitze, — als Offenbarungen der Natur — und somit die Natur die Ursache dieser Vollkommenheit sei, so wenden wir dagegen folgendes ein: Der Teil hängt vom Ganzen ab, der Teil kann nicht Vollkommenes aufweisen, wenn das Ganze nicht vollkommen ist. Mit „Natur" sind die anererbten Eigenschaften mit ihren notwendigen Verbindungen gemeint, die aus der Wirklichkeit der Dinge hervorgehen. Diese Wirklichkeiten der Dinge, obgleich in größter Verschiedenheit in Erscheinung tretend, sind dennoch eng mit einander verbunden. Für diese verschiedenen Wirklichkeiten muß eine alles vereinende Verbindung vorhanden sein, die sie aneinander kettet. Die verschiedenen Organe und Glieder, die Teile und Elemente, aus welchen der Körper des Menschen besteht, sind, obgleich verschiedenartig, dennoch alle mit einander verbunden durch jene alles verbindende Tätigkeit, die wir die menschliche Seele nennen und die sie veranlaßt, in vollkommener Harmonie und absoluter Regelmäßigkeit zu funktionieren und somit den Fortgang des Lebens zu ermöglichen. Der menschliche Körper ist sich all dieser Tätigkeit unbewußt, handelt aber dennoch mit voller Regelmäßigkeit und übt seine Funktionen aus nach seinen Gesetzen.

Was nun die Philosophen betrifft, so vertreten sie zweierlei Richtungen. So glaubte z.B. Sokrates, der Weise, an die Einheit Gottes und an das Fortleben der Seele nach dem Tode. Da aber seine Ansicht im Widerspruch zu dem Denken seiner engherzigen Zeitgenossen stand, so töteten diese den göttlichen Weisen durch Gift. Alle göttlichen Philosophen und Männer der Wissenschaft und hohen Erkenntnis, haben, wenn sie diese unzähligen Wesen beobachteten, angenommen, daß in diesem großen, unendlichen Universum alle Dinge vom Mineralreich ihren Ausgang nehmen, daß aus dem Mineralreich das Pflanzenreich, aus diesem das Tierreich und aus dem Tierreich das Reich des Menschen entstehe. Die Vollendung dieses unendlichen Universums in all seiner Größe und Herrlichkeit sei der Mensch selbst, der in dieser Welt eine Zeit lang lebe, arbeite und leide und am Ende vergehe, ohne dauernde Spuren oder Früchte zu hinterlassen. Wenn dem so wäre, so bestände kein Zweifel darüber, daß dieses unendliche Universum mit all seiner Vollkommenheit in Trug und Täuschung endet, ohne Endziel, ohne Ergebnis, ohne Dauer und ohne Wirkung. Alles wäre scheinbar sinnlos. Die Philosophen kamen hiedurch zur Ueberzeugung, daß dem nicht so sein könne, daß vielmehr diese große Werkstatt mit all ihren Kräften, ihrer verwirrenden Großartigkeit und ihren zahllosen vollkommenen Erscheinungen nicht zufällig sei und unmöglich in ein Nichts vergehen könne.

Daß es also noch ein anderes Leben geben muß, ist gewiß; aber wie das Pflanzenreich das Reich des Menschen nicht begreift, so wissen auch wir nichts von dem hehren Leben, das unserem Erdenwallen folgt. Unser Nichtverstehen jenes Lebens ist aber keinesfalls ein Beweis für seine Nichtexistenz; denn auch das Mineralreich z.B. weiß nichts von dem Reich des Menschen und kann es nicht verstehen, und doch ist seine Existenz augenscheinlich. Es gibt zahlreiche und entscheidende Beweise, die dartun, daß diese unendliche Welt mit diesem irdischen Leben nicht enden kann.

Nun zur Wesenheit der Gottheit. In Wahrheit ist sie in keiner Weise bestimmt durch irgend etwas außerhalb ihrer eigenen Wesenheit und kann in keiner Weise begriffen werden. Denn was von Menschen begriffen werden kann, ist eine Wirklichkeit, der Schranken gesetzt sind, die also nicht unbegrenzt ist. Sie ist beschränkt, nicht allumfassend. Sie kann vom Menschen begriffen und durch ihn geprüft werden. Ebenso ist gewiß, daß alle menschlichen Begriffe unzulänglich und nicht vollkommen sind, daß sie geistigen, nicht materiellen Ursprungs sind. Außerdem sind die verschiedenen Stufen in der bestehenden Welt ein Hindernis für das Verstehen des Höheren. Wie kann denn das Endliche das Absolute begreifen! Mineralien, Pflanzen und [Seite 101] Tiere haben keine geistigen Gaben wie der Mensch, der die Wirklichkeit der Dinge erkennt und alle Stufen begreift, die unter ihm stehen. Jede höhere Stufe versteht die niedrigere und begreift die Wirklichkeit derselben, die niedere aber versteht nicht, was über ihr ist und begreift sie nicht. Somit kann der Mensch die Wesenheit der Gottheit nicht erfassen, kann aber durch die Kraft seiner Vernunft, durch Beobachtung, durch seine intuitiven Fähigkeiten und inneren Kräfte an Gott glauben und die Wohltaten Seiner Gnade erkennen. Es wird ihm zur Gewißheit, daß, wenn auch die göttliche Wesenheit dem Auge unsichtbar und das Bestehen der Gottheit unfaßbar ist, doch durch überzeugende geistige Beweise die Existenz dieser unsichtbaren Wirklichkeit nachweisbar ist. Die göttliche Wesenheit, die in sich selbst besteht, steht jedoch über aller und jeder Beschreibung. Das Wesen des Aethers z. B. ist unbekannt, daß er aber existiert, zeigt sich in der Wirkung, die er verursacht; Wärme, Licht und Elektrizität sind Schwingungen des Aethers. Durch diese Wellen ist die Existenz des Aethers bewiesen. So empfinden wir auch das Ausströmen der göttlichen Gnade und sind dadurch der Existenz Gottes gewiß. Wir beobachten z.B. auch, daß das Dasein der Dinge auf der Verbindung verschiedener Elemente beruht und ihr Nichtsein auf der Auflösung ihrer Bestandteile als Elemente. Auflösung verursacht den Zerfall der verschiedenen Elemente. Somit merken wir, daß die Zusammensetzung von Elementen die Existenz der Dinge veranlaßt, und wenn wir dann wissen, daß die unendlichen Wesen nur eine Wirkung vorstellen, wie kann dann die Ursache, die sie hervorgebracht hat, endlich sein?

Nun geschieht die Formgebung auf dreierlei Art: zufällig, notwendigerweise und beabsichtigterweise. Die Vereinigung der verschiedenen aufbauenden Elemente der Wesen kann nicht zufällig sein, denn jede Wirkung setzt eine Ursache voraus; sie kann auch nicht willkürlicher Art sein, denn die Zusammensetzung ist eine notwendige Eigenschaft der wesentlichen Bestandteile und die innewohnenden Eigenschaften eines Dings können in keiner Weise von ihm losgelöst werden, so wie z.B. das Licht, das alle Dinge sichtbar macht, die Wärme, die die Elemente zur Ausdehnung bringt und der zur Sonne gehörige Strahl wesentliche Bestandteile derselben sind. Somit ist unter solchen Umständen die Auflösung irgend eines Gebildes unmöglich, denn die innewohnenden Eigenschaften der Dinge können nicht davon getrennt werden. Es bleibt noch die dritte Formbildung, die beabsichtigte, d.h. die durch eine unsichtbare Kraft (als ewige Macht bezeichnet) hervorgebrachte, die den Zusammenschluß der Elemente schafft und jeder Form eine besondere Wesensart gibt.

Was die urewigen Eigenschaften betrifft, wie der Wille, die Kraft der Erkenntnis und andere Attribute, die wir dieser göttlichen Wirklichkeit zuschreiben, so sind sie Zeichen, die das Dasein der Dinge auf der sichtbaren Welt widerspiegeln, nicht aber die absolute Vollkommenheit der göttlichen Wesenheit, die nicht begriffen werden kann. Wenn wir z.B. die geschaffenen Dinge betrachten, so beobachten wir unendliche Vollkommenheiten und daß das Erschaffene von höchster Regelmäßigkeit und Vollendung ist. Wir folgern daraus, daß diese urewige Kraft, von der die Existenz dieser Wesen abhängig ist, nicht unwissend sein kann; wir sagen, daß sie allwissend sei. Es ist gewiß, daß ihr keine Schwächen anhaften, also muß sie allmächtig sein; sie hat keinen Mangel, also muß sie allumfassend sein; sie ist immer existierend, also muß sie ewiglebend sein.

Unsere Absicht ist zu zeigen, daß diese Attribute, von welchen wir sprachen, um diese universale Wirklichkeit zu beweisen, derart sind, daß sie die Unvollkommenheit verneinen, vielmehr eine Vollkommenheit bejahen, die der menschliche Geist nicht begreifen kann. Somit sagen wir denn, daß die göttlichen Attribute unerforschlich sind. Diese universale Wirklichkeit mit allen ihren Eigenschaften und Attributen, die wir aufzählten, ist heilig und erhaben über alles Begreifen und alles Verstehen.

Wenn wir mit starkem Geist und Verstand über das unendliche Universum nachdenken, so finden wir, daß eine Bewegung ohne antreibende Kraft und eine Wirkung ohne Ursache unmöglich ist, daß jedes Wesen in die Erscheinung tritt unter verschiedenen Einflüssen und beständigen Reaktionen unterworfen ist. Diese Einflüsse stehen wiederum unter [Seite 102] der Einwirkung anderer Einflüsse, z.B. wachsen und blühen Pflanzen durch das Niederströmen des Frühlingsregens, während die Wolke selbst sich unter verschiedenen anderen Einwirkungen formt, und diese Wirkungen sind wiederum Reaktionen, die durch andere Kräfte bewirkt werden; z.B. entwickeln sich Tiere und Pflanzen unter dem Einfluß dessen, was die Naturwissenschaft unserer Zeit als Wasserstoff, Sauerstoff etc. bezeichnet. Das nämliche kann von anderen Dingen, ob sie nun diese beeinflussen oder selbst beeinflußt sind, gesagt werden. Ein solcher Wechsel von Ursache und Wirkung geht weiter; aber behaupten zu wollen, daß dieser Prozeß unaufhörlich weitergehe, ist offenkundig absurd. Es muß also solch eine Kette von Ursachen notwendigerweise schließlich zu Dem führen, der der Ewig-Lebendige, der Allmächtige ist, der von sich selbst abhängt und der die letzte Ursache ist. Diese universale Wirklichkeit kann nicht sinnlich wahrgenommen, kann nicht erschaut werden. Dies muß notwendigerweise so sein; denn sie ist allumfassend und kann nicht umfaßt werden. Solche Eigenschaften setzen die Wirkung und nicht die Ursache fest.

Wenn wir weiter nachdenken, können wir den Menschen mit einem winzigen Wurm vergleichen, der in einer Frucht lebt. Diese Frucht hat sich aus der Blüte entwickelt; die Blüte ist am Baum aufgeblüht; der Baum wird durch den Pflanzensaft ernährt, der aus Erde und Wasser zusammengesetzt ist. Wie kann nun dieses winzige Würmlein die Natur des Gartens begreifen, sich den Gärtner vorstellen und sein Dasein verstehen? Dies ist rein unmöglich. Wenn dieses Würmchen erkennen und nachdenken könnte, so würde es begreifen, daß dieser Garten, dieser Baum, diese Blüte und deren Frucht, niemals in solcher Ordnung und Vollkommenheit aus eigener Kraft aus sich selbst entstehen konnten. Aehnlich wird der denkende Mensch mit Gewißheit erkennen, daß dieses unbegrenzte Universum in all seiner Größe niemals aus sich selbst in die Existenz hat treten können.

Dem ähnlich bestehen in der Welt der Wesen unsichtbare Kräfte, wie die Kraft des Aethers, die (wie schon früher erwähnt), sinnlich nicht wahrnehmbar, nicht sichtbar ist, aber die Wirkungen, die aus ihm hervorgehen, die aus den Wellen und Schwingungen entstehen, Wärme und Elektrizität werden uns sichtbar. In ähnlicher Weise kommt die Macht des Wachstums, des Gefühls, des Verstandes, der Gedanken, des Gedächtnisses, der Einbildungskraft und des Unterscheidungsvermögens zum Ausdruck. Alle diese inneren Fähigkeiten sind dem Auge unsichtbar und können mit den Sinnen nicht wahrgenommen werden, sind aber alle augenscheinlich durch die Wirkung, die sie hervorbringen.

Nun kommen wir zu der unendlichen Kraft, die keine Grenzen kennt. Die Begrenzung beweist die Existenz des Unbegrenzten; denn das Begrenzte wird durch das Unbegrenzte bestimmt, geradeso wie die Schwäche das Vorhandensein der Kraft, die Unwissenheit die Existenz des Wissens, die Armut die Existenz des Reichtums beweist. Ohne Reichtum gäbe es keine Armut, ohne Wissen keine Unwissenheit ohne Licht keine Dunkelheit. Die Dunkelheit an sich ist ein Beweis der Existenz des Lichts, denn Dunkelheit ist Mangel an Licht.

Was nun die Natur anbelangt, so besteht sie aus den wesentlichen Eigenschaften und den notwendigen Beziehungen, die den Dingen in Wirklichkeit eigen sind. Obgleich diese unendlichen Wirklichkeiten in ihrem Charakter verschieden sind, so sind sie doch in höchster Harmonie und eng miteinander verbunden. Wenn der Gesichtskreis eines Menschen erweitert und seine Beobachtung geschärft wird, so wird ihm zur Gewißheit werden, daß jede Wirklichkeit nur eine unbedingte Erfordernis anderer Wirklichkeiten ist. Um diese verschiedenen unendlichen Wirklichkeiten in Harmonie zu bringen und zusammenzuschließen, ist eine allvereinende Macht notwendig, damit jeder Teil des bestehenden Geschöpfs in vollständiger Ordnung seine eigene Funktion vollziehen kann. Betrachte den menschlichen Körper und lasse ihn für das Ganze ein Sinnbild sein. Beobachte, wie die verschiedenen Teile und Glieder des menschlichen Körpers eng und harmonisch miteinander verbunden sind. Jeder Teil ist die wesentliche Ergänzung der anderen Teile und hat eine Funktion für sich. Der Geist ist die Kraft, die alle [Seite 103] Einzelteile so unter sich verbindet, daß jeder seine eigene Tätigkeit in vollkommener Ordnung erfüllt, sodaß dadurch Zusammenwirkungen und Rückwirkungen möglich sind. Alle Teile funktionieren nach gewissen Gesetzen, die zur Existenz notwendig sind. Wenn diese all-einende Tätigkeit, die alle diese Teile leitet, in irgend einer Weise beeinträchtigt wird, so besteht kein Zweifel darüber, daß die zusammengehörigen Teile und Glieder ihre Tätigkeit einstellen werden. Obgleich diese all-einende Macht im Körper des Menschen nicht begreifbar noch sichtbar und die Wirklichkeit derselben daher verborgen ist, so ist sie doch in ihrer Auswirkung in größter Kraft offenbar.

Es ist also erwiesen, daß diese unzähligen Wesen im wunderbaren Universum ihre Tätigkeit nur dann richtig ausüben, wenn sie dirigiert und kontrolliert werden durch diese universale Wirklichkeit, damit Ordnung in der Welt herrsche. Wechselwirkung und Zusammenarbeit ist z.B. zwischen den zusammengehörigen Teilen des menschlichen Körpers offenbar und unbestreitbar; doch genügt dies nicht. Eine allvereinende Tätigkeit ist notwendig, die die zusammengesetzten Teile lenkt und kontrolliert, damit diese durch Gegenwirkung und Zusammenwirkung sich in vollkommener Ordnung ihrer notwendigen und gegenseitigen Funktionen entledigen. Du bist Dir dessen wohl bewußt — Gott sei gelobt — daß beides, sowohl Zwischentätigkeit als Mitwirkung klar und bewiesen sind bei allen Dingen, ob groß oder klein. Bei großen Körpern ist eine Zwischenwirkung so klar wie die Sonne, während bei kleinen Körpern, obgleich die Zwischenwirkung unbekannt ist, sie doch als Teil ein Merkmal für das Ganze bildet. Alle diese Zwischenwirkungen stehen aber in Verbindung mit der alles umfassenden Kraft, die ihre Achse, ihr Mittelpunkt, ihre Quelle und ihre bewegende Kraft ist.

Wir sehen z. B., daß die Zusammenwirkung der Bestandteile des menschlichen Organismus klar erwiesen ist, und diese Teile und Glieder leisten allen Bestandteilen des Körpers ihre Dienste. Z. B. die Hand, der Fuß, das Auge, das Ohr, der Verstand, die Vorstellungskraft, alle helfen in verschiedenen Teilen und Gliedern dem menschlichen Körper, alle diese Zwischentätigkeiten sind durch eine unsichtbare, alles umfassende Kraft zusammengekettet, die diese Zwischentätigkeiten veranlaßt, mit vollkommener Regelmäßigkeit zu arbeiten. Dies ist die innere Fähigkeit des Menschen, das ist sein Geist und sein Verstand, die beide unsichtbar sind.

In gleicher Weise betrachte Dir eine Maschine, die Werkstätte und die Wechselwirkung, die besteht zwischen den mannigfaltigen zusammengesetzten Teilen und Abteilungen und wie sie untereinander verbunden sind. Alle diese Verbindungen und Wechselwirkungen sind jedoch mit der Zentralkraft verbunden, die ihre Antriebskraft, ihre Achse und ihre Quelle ist. Diese Zentralmacht kann sein die Dampfkraft oder (in letzter Linie) die Verstandeskraft des Meisters.

Es ist also bewiesen und klar, daß Wechselwirkung, Zusammenarbeit und Zwischenwirkung unter den Dingen unter der Leitung und dem Willen einer Antriebskraft steht, die der Ursprung, die Urkraft und die Achse aller Zwischenwirkungen im Universum ist.

Jede Anordnung und Formung, die nicht vollkommen ist, bezeichnen wir als zufällig; eine solche, die regelmäßig, methodisch, vollkommen in ihrer Zusammensetzung ist, bei der jeder Teil die richtige Anordnung hat und die wesentliche Ergänzung der anderen Bestandteile bildet, nennen wir eine durch Willen und Wissen zusammengestellte Komposition.

Es herrscht kein Zweifel darüber, daß diese unzähligen Dinge und die Verbindung dieser verschiedenen Elemente, die in zahllose Formen gefügt sind, von einer Wirklichkeit ausgegangen sein müssen, die unmöglich ohne Willen oder Verständnis sein kann. Dies ist klar und begreiflich und niemand kann dies leugnen. Dies will aber keineswegs heißen, daß diese universale Wirklichkeit oder deren Eigenschaften verstanden werden könnten. Weder ihre Wesenheit noch ihre wahren Eigenschaften sind jemals erfaßt worden. Wir halten deshalb daran fest, daß diese unzähligen Dinge, diese notwendigen Verbindungen und diese vollkommenen Einrichtungen notwendigerweise aus einer Quelle stammen müssen, die Willen und Weisheit besitzt, und daß diese unendlichen Zusammensetzungen, in unzählige Formen gestaltet, [Seite 104] von einer allumfassenden Weisheit ausgehen. Dies kann nur der bestreiten, der widersetzlich und verstockt ist, der die klaren und unverkennbaren Tatsachen verneint und auf den sich der bekannte Vers bezieht: „Sie sind taub, sie sind blind und werden nicht wiederkehren" (Koran).

Nun zur Frage, ob die Fähigkeiten des Geistes und der menschlichen Seele ein und dasselbe sind! Diese Anlagen sind nur der anererbte Besitz der Seele, wie die Einbildungskraft, die Kraft der Gedanken, des Verständnisses. Es sind Kräfte, die wesentliche Erfordernisse des Menschen sind, ähnlich wie der Sonnenstrahl die natürliche Eigenschaft der Sonne ist. Der Tempel (Körper) des Menschen ist wie ein Spiegel, seine Seele ist wie die Sonne und seine geistigen Fähigkeiten wie die Strahlen, die aus dieser Lichtquelle ausströmen. Es mag sein, daß der Strahl nicht mehr auf den Spiegel fällt, er kann aber niemals von der Sonne getrennt werden.

Kurz zusammengefaßt ist der Hauptpunkt folgender: Wie die Welt des Menschen in Bezug auf das Pflanzenreich über demselben steht und die Pflanze die Wirklichkeit des Menschen, die Kraft seines Gehörs, seines Gesichts und die Art des menschlichen Verstands nicht zu erfassen vermag, so ist es in gleicher Weise für den Menschen nicht möglich, die göttliche Wesenheit und die Art der höheren Welt jemals zu erfassen. Die segenbringenden Ausstrahlungen dieser göttlichen Wesenheit sind aber allen Geschöpfen verliehen; es ist Pflicht des Menschen, in seinem Herzen über die Ausgießung der göttlichen Gnade mehr nachzudenken als über die göttliche Wesenheit selbst; denn dies ist die äußerste Grenze für das menschliche Begreifen. Wie schon erwähnt, sind diese Eigenschaften, die wir der göttlichen Wesenheit zuschreiben, der Existenz und der Betrachtung der Geschöpfe entnommen. Wir haben aber die Wesenheit und Vollkommenheit Gottes dennoch nicht verstanden. Wenn wir sagen, daß die göttliche Wesenheit Intellekt und Freiheit besitze, so wollen wir nicht damit sagen, daß wir den göttlichen Willen und seine Absicht entdeckt hätten, sondern vielmehr, daß wir sie durch die göttliche Gnade erkannt haben, die sich offenbart und kundtut in der Wirklichkeit der Dinge.

Nun zu unseren sozialen Prinzipien, nämlich den Lehren Baha’u’lláhs, die vor 50 Jahren nah und fern verbreitet wurden. Diese umfassen alle anderen Lehren. Es ist klar, daß ohne diese Lehren ein Fortschritt und Emporsteigen für die Menschheit durchaus unmöglich ist. Jede Gemeinschaft auf Erden findet in diesen göttlichen Lehren die Verwirklichung ihrer höchsten Ziele. Diese Lehren sind wie der Baum, der die besten Früchte aller Bäume trägt. Die Philosophen z. B. finden in diesen göttlichen Lehren die vollkommenste Lösung ihrer Probleme und eine wahre und edle Darstellung der Dinge, die zu den philosophischen Fragen gehören. Ebenso finden Gottesgläubige die wahre Religion in diesen himmlischen Lehren geoffenbart, in denen klar bewiesen ist, daß sie die wahre und rechte Medizin gegen alle Krankheiten und Gebrechen der ganzen Menschheit sind. Wenn diese erhabenen Lehren verbreitet werden, so wird die Menschheit befreit von allem Uebel und allen eingewurzelten Krankheiten und Leiden. Ebenso sind die volkswirtschaftlichen Bahaiprinzipien die Verwirklichung des höchsten Strebens nach Gleichberechtigung aller Klassen und der volkswirtschaftlichen Lehren der verschiedensten Richtungen.

Kurz, alle Parteien und Gemeinschaften finden ihre größten Erwartungen in den Lehren Baha’u’lláhs erfüllt. Wenn diese Lehren in Kirchen, in Moscheen und anderen Stätten der Anbetung, sei es nun bei den Nachfolgern Buddhas oder des Confucius, in politischen Kreisen oder bei Materialisten verkündet werden, werden alle das Zeugnis ablegen müssen, daß diese Lehren ein neues Leben für die Menschheit bedeuten und die rasche Heilung für alle Gebrechen des sozialen Lebens enthalten. Niemand kann einen Fehler finden in irgend einer der Lehren, vielmehr c einmal erklärt — werden sie alle Beifall finden, und alle, die sie hören, werden bekennen und ausrufen: „Wahrlich, dies ist die Wahrheit, und außer dieser Wahrheit ist alles offenkundiger Irrtum!“

Um zum Schluß zu gelangen: Diese wenigen Worte sind geschrieben, um für jedermann ein klarer und zusammenfassender Beweis der Wahrheit zu sein. [Seite 105] Denke in Deinem Herzen darüber nach. Der Wille jedes Herrschers gilt, solange seine Herrschaft währt; der Wille jedes Philosophen findet seinen Ausdruck in einer kleinen Schar von Anhängern, solange er lebt; die Macht des Hl. Geistes aber strahlt leuchtend auf die Wirklichkeit der Boten Gottes, stählt ihren Willen auf solche Weise, daß sie große Nationen für tausende von Jahren beeinflussen, die menschlichen Seelen erneuern und die Menschheit neu beleben. Bedenke, wie groß diese Macht ist! Es ist dies eine ganz außergewöhnliche Kraft und ein zweifelloser Beweis der Wahrheit der Mission des Propheten Gottes und der Tatsächlichkeit der Macht der göttlichen Inspiration.

Die Herrlichkeit aller Herrlichkeiten sei mit Dir!

(sig.) ’Abdu’l-Bahá Abbás

Haifa, Palästina.

Uebersetzt von Fr. A. Schwarz.


Bericht an die Freunde im Osten und Westen.

(Fortsetzung.)

Die Tage des Aufenthalts unseres geliebten Meisters entflohen nur all zu schnell, und so war es entschuldbar, daß viele der Gläubigen sich auch wieder in früher Vormittagsstunde des 5. April 1913 bei Ihm als Besucher einfanden. Die freundliche Erinnerung an den gestrigen Tag klang aus den Worten, die Er an die anwesenden Gläubigen richtete:

„Ihr seid sehr willkommen! Seid ihr glücklich? Gestern haben wir eine wundervolle Fahrt nach Eßlingen gemacht. Die Umgebung Stuttgarts ist überaus lieblich. Die Thäler, Berge und Wiesen sind der Landschaft von Clifton in England ähnlich. Stuttgart ist in Wirklichkeit ein sehr schöner Platz, ein sehr anziehender Ort. Wir sind zur schönsten Jahreszeit gekommen, im Frühling, wenn alle Wiesen grünen und die Bäume in herrlicher Blüte stehen. Ich bitte Gott, daß die Herzen ebenso aufblühen mögen, ich bin sehr zufrieden mit euch und erfreut über die Gläubigen Stuttgarts. Denn sie sind in der Tat Gläubige; sie sind gefestigt und treu im Bündnis und Testament, ich werde sie nimmer vergessen. Wenn ich zum heiligen Land zurückkomme, werde ich für euch beten am Heiligen Grabe Baha’u’lláhs.

Die materielle Welt ist der Spiegel der geistigen Welt. Wie die materielle Welt ihre verschiedenen Jahreszeiten, wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter hat, so hat auch die geistige Welt ihr Aufblühen und Dahinwelken wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Ueberlegt: Die Erde, die Natur, schläft im Winter, Frost und Schnee halten sie im Winterschlaf. Wenn aber der Frühling naht, wird die ganze Erdoberfläche grün, sie ist wie verwandelt. Nun können wir sehen, daß ein neues Leben in die Natur gekommen ist. Die Natur war tot und ist neuerweckt worden. Die Natur war erstarrt und jetzt entwickeln sich neue Düfte. Die Natur war krank und ist jetzt wieder gesund. Ebenso verhält es sich mit der geistigen Welt. Die Welt des Geistes ist auch verdunkelt gewesen. Die Tugenden der Menschheit sind erloschen. Die Herzen haben ihre enge Beziehung mit Gott verloren. Die Grundlagen des Gottesreichs wurden zerstört. Die Herzen befanden sich in einem schlafenden, gleichgültigen Zustand. Die Seelen waren leblos; Gott sei gepriesen, daß die geistige Frühlingszeit nun angebrochen ist. Die Wolken der Vorsehung Gottes schütten ihren Regen herab. Die Sonne der Wirklichkeit strahlt. Die Lüfte der Vorsehung wehen, und in späteren Zeiten werden wir sehen, daß die Seelen neu belebt und beglückt werden durch die neuen Frohen Botschaften. Die Menschheit wird erwachen, denn der Geist Gottes weht über die See der Existenz und die höchsten Wünsche der Heiligen Seelen werden nun verwirklicht. Die ganze Menschheit wird Freundlichkeit und Güte zu einander bezeigen. Alle Menschen werden die Wellen einer See, die Blumen eines Rosengartens, die Sterne eines Himmels, die köstlichen Früchte eines Baumes werden, sie werden sich alle erheben zu einem Gesichtskreis. In nicht allzu langer Zeit werden sie diese große Gabe erlangen.“

Einige Bahais baten den Meister um die Auslegung ihrer Träume. Er antwortete ihnen auf gütigste Weise und schied Wahrheit von Irrtum. [Seite 106] Dann wandte Er sich an einen neuen Besucher mit den Worten:

„Ich erhoffe für dich, daß du vom Licht Gottes erleuchtet werdest, daß du die Geheimnisse der Wahrheit entdeckst, daß sich deine Augen auftun, damit du das Königreich Abhás schaust, daß du hörend wirst, um den Ruf aus dem Gottesreich zu vernehmen, daß du mit dem heiligen Geist getauft werdest, mit dem Feuer der Liebe Gottes und dem Wasser des Lebens. Diesen Zustand wünsche ich für dich!“

Lange sprach der geliebte Herr über geistige Glückseligkeit und über die Liebe Gottes. Er sprach über die Wissenschaften, über die Begabung der Menschen, die Art ihres Glaubens und über das ewige Leben. Für alle öffnete Er die Tore und machte ihnen den Weg leicht. Durch Seine Worte und Erklärungen wurden Schranken niedergelegt, die bis dahin manche der Freunde von sich aus nicht beseitigen konnten.

Durch den Besuch eines Knaben angeregt, der mit seinen Eltern zum Meister kam und von dem ’Abdu’l-Bahá hörte, daß er in seinem kindlichen Eifer zu jedermann von dem großen Meister spreche, erzählte Er Folgendes:

„In früher Jugend schon die heilige Lehre zu lehren ist gut; als ich ebenso alt war, bemerkte ich, daß einer meiner Freunde, ein sehr gebildeter Mann, einen Bruder hatte, der nicht an die neue Manifestation glaubte und den niemand davon überzeugen konnte. Als er mich einmal besuchte, sagte er mir: Viele haben zu mir über diese Lehre gesprochen, aber keiner hat mich von ihrer Wahrheit überzeugen und voll befriedigen können. Ich sagte ihm: „Du hast kein Verlangen darnach, nur der Durstige ist froh über ein Glas Wasser und erquickt sich daran, du aber dürstest nicht. Ein Mensch mit sehenden Augen sieht den Mond und das Sonnenlicht, ein Blinder kann sich aber davon nicht überzeugen, weil er die Gestirne nicht sehen kann. Wenn ich zu einem musikalischen Menschen sage: Höre die schönen Melodien, so wird er darauf lauschen und dadurch beglückt sein. Doch wenn du die herrlichste Musik einem Tauben darbietest, so wird er doch nicht hören. Gehe hin und erwerbe dir erst sehende Augen und ein Gehör, dann will ich wieder mit dir sprechen". Er ging und kam wieder. Er begriff und wurde ein guter Bahai. Dies trug sich zu, als ich noch sehr jung war. — Sehet die Folgen des Regens an den Bäumen, die noch zu blühen vermögen, sie werden Knospen treiben und blühen, sie beantworten gewissermaßen den Regen. Strömt aber der Regen tausend Jahre auf dürres Gezweig, so wird dies doch nicht ausschlagen. Wird der Boden bewässert, so wachsen die Pflanzen, ist die Erde stark salzhaltig, so wird trotz des Regens nichts wachsen.

Möge Gott euch alle beschützen und segnen“.

Allmählich hatte sich das Empfangszimmer ’Abdu’l-Bahás immer mehr gefüllt. Die Freunde konnten nicht genug bekommen, Seinen Worten zu lauschen, sie waren teils still versunken und tiefbewegt von dem seelischen Erleben, das sich in ihnen vollzog, teils berauscht von dem gewaltigen Einfluß der Persönlichkeit ’Abdu’l-Bahás, der so erhaben in Seiner großen Einfachheit und Klarheit über allem Geschehen stand. In Ihm ist Allwissen, Er ist zeitlos und Er konnte wie der große Nazarener sagen: „Ehe Abraham war, war Ich!" Hätten wir alle damals, als Er mitten unter uns weilte, Seine ganze Größe erkannt, ich glaube, wir hätten nicht gewagt, Ihm zu nahen, vor Scham über unsere eigene Unzulänglichkeit und Nichtigkeit, die wir uns Seine Nachfolger nennen. Er aber verhüllte Sich vor uns, so daß wir nicht beschämt sein sollten. Daß Er jede Regung des Herzens, jeden Gedanken las, das habe ich selbst zu verschiedenen malen deutlich bewiesen bekommen.

Je länger unser Meister von uns gegangen ist, desto mehr empfinde ich, wie einsam Er auf den Höhen des Lebens stand, daß Er es war, der den Nationen und Völkern die Kraft spendete, daß Er wie eine Sonne nach allen Seiten Seine Strahlen sandte, daß Er, ein unerschöpflicher Born, immer spendend, immer segnend durch die Welt ging. — Neben Seinem gewaltigen Werk erhebt er den einzelnen mit liebevollen Händen von der Erde, leiht sein lauschendes Ohr seinen kleinen Schwächen und Leiden und findet voll Liebe und Mitleid verzeihende, tröstende und verheißende Worte. — Wo findet sich ein Mensch, der ist wie Er? Wir müssen Ihn vor Augen und im Herzen haben allezeit!

Fortsetzung folgt.

A. Sch.


[Seite 107]



To the Friends in the East and West.

(Continuation).


The days of sojourn of our beloved Master passed away all too quickly and it was therefore excusable for us, that many of the believers paid Him a visit at an early forenoon hour or April 5th 1913. The words, which He addressed to His visitors proved that the memory of yesterday lingered agreeably in the mind of the beloved Master:

„You are most welcome! Are you happy? We had a beautyful drive to Esslingen yesterday. The surroundings of Stuttgart are beautiful. The valleys, hills and fields are very like the landscape of Clifton in England, Stuttgart is really a very lovely town, a very agreeable place. We came at the most beautiful season of year, in the springtime, when all the fields are green and the trees in full bloom. I pray to God that the hearts may blossom in the same manner. I am very satisfied with you and delighted with the believers in Stuttgart. They are in reality believers; they are firm and true in the Covenant. I will never forget them. When I return to the Holy Land, I will pray for you at the Holy Shrine of Baha’u’lláh.

The material world is the mirror of the spiritual world. Just as the material world has its different seasons, such as spring, summer, autumn and winter, the spiritual season has its time of blooming and fading, spring, summer, autumn and winter. Consider: the earth, nature sleeps in winter, frost and snow keep them asleep. But when spring approaches, the whole surface of the earth becomes green and is transformed. Now we perceive that new life has entered into nature. Nature was dead and has been newly awakened. Nature was benumbed and now fresh, new scents develop. Nature was ill and has now regained health. It is the same in the spiritual world. The spiritual world was also darkened. The virtues of mankind were extinguished, hearts have lost their touch with God. The foundations of the kingdom of God were destroyed. Hearts were in a condition of sleep and indifference. Souls were lifeless; God be praised, that spiritual springtime has now come. The clouds of God’s Providence poured down. The sun of reality shines. The breeces of Providence are waving. In later times we will see that souls will be cheered and blessed by the new glad tidings. Humanity will awaken, as the Spirit of God is breathing over the sea of existence and the greatest wishes of holy souls will now be realised. The whole of humanity will show love and kindness to one another. All men will become waves of one ocean, flowers of one garden, stars of one heaven, delicious fruits of one tree. They will arise to one sphere. At not too distant a time they will attain this great gift.“

Several Bahais requested the Master to interpret their dreams. He answered them in the most amiable manner and separated truths from mistakes. Then He turned to a new visitor with the words:

„I hope that the light of God may enlighten thee, that the secrets of truth may become known to thee, that thy eyes may be opened to behold the King of Abhá, that thou mightst hear the call from the Kingdom of God, that thou mightst be baptised by the Holy Spirit with the fire of the love of God and the water of life. This is the condition I wish for thee!“

The beloved Master spoke a long time about spiritual happiness and the love of God. He spoke about science, about the gifts of humankind, the manner of their belief and about eternal life. He opened the door for everyone and made the way easy for them. By His words and explanations, barriers were removed, which up to that time many of the friends could not remove by themselves.

Prompted by the visit of a boy, who came with his parents to see the Master and of whom ’Abdu’i-Bahá heard, that in his childish eagerness he told everyone about the great Master, He related the following:

„It is well to teach the holy teachings in early youth, when I was the same age, I noticed that one of the friends, a most educated man, had a brother, who did not believe in the new Manifestation and whom no one could convince. Once when he came to see me he said: a great many people have spoken to me about this teaching, but no one can convince me, or fully satisfy me as to the truth of it. I replied to him: „You have no desire for it, only a thirsty man is glad to be refreshed by a glass [Seite 108] of water, but you are not thirsty. A man with seeing eyes beholds the moon- and sunlight, but a blind man cannot be convinced of them, as he cannot see the constellations. If I tell a musical person to listen to beautiful melodies, he will harken, and thereby be made happy. But if I offer the most exquisite music to a dumb person, he will nevertheless not hear. Go hence and acquire seeing eyes and hearing ears, then I will speak to you again. He went and came back again. He understood and became a good Bahai. This happened, when I was still very young.

Behold the result of rain on trees, which are still able to bloom, they force blossoms and bloom. In a certain sense they respond to the rain. But rain may pour down a thousand years on a withered tree and it will not shoot forth. Plants will grow, if the earth is watered, if the earth is salty, nothing will grow, in spite of rain. May God protect and bless you all.“

By degrees the reception room of ’Abdu’l-Bahá became more and more crowded on this forenoon. The friends could not listen enough to His words, partly they were deeply absorbed and deeply moved by the spiritual experience, which took place within them, partly they were intoxicated by the powerful influence of ’Abdu'l-Bahás personality, who in His simplicity and dearnes stays aloft of all worldly events. He is omniscient, He is eternal and He was able to speak as the great Nazarene spoke: „Before Abraham was, I was!“

Had we all at that time, whilst he was still in our midst, realised His entire greatness, I doubt whether we would have had the courage to approach Him, considering our own insufficiency and nothingnes, we, who call ourselves His followers. But He veiled Himself before us, so that we should not be abashed. Many times I have distinctly had the proof that He read every thought and every emotion of the heart. The longer it is, since our Master has departed from us, the more I find how entirely alone He stood on the heights of life, that it was He who imparted strength to nations and people, that He, like a sun, spread His rays in all directions, and that He passed through the world, an inexhaustible fountain, shedding blessings around Him and besides His immense work, of spiritual awakening, He raised the single individual from the earth with loving hands, and lent a listening ear to the tale of his small weaknesses and sufferings and full of love and sympathy He found words of consolation and promise. — Where is a human being such as He to be found? We must ever keep Him in our eyes and hearts!

A. Sch.

(To be continued).


Adıaua kunveno en Parizo.

’"Abdu’l-Bahá parolis: „Post mia alveno en Parizo en la unua tempo mi Äirkaü-rigardis kun multe da intereso kaj komparis la belan urbon kun granda Sardeno. Kun amanta zorgemo kaj multe da pripensado mi esploris la teron kaj trovis, ke $i estas tre bona kaj konvena por konstanta kredo, car jam estis metita en fia tero semo de dia amo.

La nuboj de Ciela favoro sendis sian pluvon, kaj la suno de I’vero brilis varme sur la junan semajon. Hodiaü oni- povas rimarki en via mezo la naski$on de l’kredo. La semo, metita en la teron, ek$ermas kaj tagonpost tago vi vidos Sin kreski. La donacoj de l’reßlando de Baha’u’lläh estigos fakte mirindan rikolton.

jen, mi alpoıtas al vi gojigan mision. Parizo farifos roz$ardeno. Ciuspecaj belaj floroj kreskos kaj tloros en tiu Ci Sardeno, kaj la famo de $iaj bonodoroj kaj de $ia beleco disvastigos Ciu lande. Kiam mi pensas pri la estonta Parizo, $i aperas al mikvazaü banita en lumo de Sankta Spirito. Vere, jam tagigas; la urbo Parizo ricevos sian inspiron kaj boneco kaj kompato de Dio estos videblaj al &iu vivanta estajo.

Ne lasu vian pensadon en la nuntempo, rigardu kredeme en la estontecon; la spirito de Dio efikas vere en via mezo.

De post mia alveno antaü kelkaj semajnoj mi povas percepti la kreskadon de spiriteco. Komence nur malmulte da animoj venis al mi por ricevi lumon, sed dum mia mallonga restado inter vi la nombro duobligis kaj plügis. Tio estas bona signo por la estonto. .

Kiam Kristo estis krucumita kaj estis forlasinta tiun &i mondon, li havis nur dekunu disciplojn kaj malmulte da anoj; sed li servis la aferon de l!’vero, kaj nun rigardu la rezultaton de lia vivlaboro. Li inspiris la mondon kaj vivigis senvivan homaron. Post lia Cieliro lia afero iam post iam kreskis; la animoj de liaj posteuloj estis pli kaj pli inspirataj, kaj la bonega [Seite 109] bonodoro de lia sankta vivo disvastigis al &uj direktoj.

Dank’ al Dio, en Parizo estas similaj statoj. Ekzistas nun multe da homoj, kiuj sin turnis al la re$lando de Dio kaj kinj estas allogitaj de unueco, de amo kaj vero.

Provu efiki tiel, ke boneco kaj kompato de Abha disvastigu en la tuta Parizo. La spiro de Sankta Spirito helpos al vi, la Ciela lumo de l’reßlando brilos en viaj koroj kaj la benitaj angeloj de Dio alportos al vi forton kaj helpon de P’öielo. Danku tutkore Dion, ke vi akiris tiun &i plej altan privilegion. Granda parto de la homaro ekdormis, sed vi vekigis. Multaj estas blindaj, sed vi estas vivantoj.

La alvoko de I’dia re$lando estis aidata en via mezo. Gloro al Dio! Vi renaskigis, vi estas baptitaj per fajro de dia amo; vi estas subakvigita) en la maron de I’vivo kaj denove vivigataj per la spirito de la amo.

Estu danka al Dio, ke vi ricevis tian favoron, kaj neniam dubu lian bonecon kaj amantan afablecon, sed kredu firme al la donoj de !’reßlando de Dio. Interkomunikig£u en frateca amo, estu pretaj, oferi vian vivon unu por la alia, kaj faru tion ne nur por tiuj, Kiujn vi amas, sed ankaü por la tuta homaro.

Oni povas kompari la homaron kun arbo. Tiu &i arbo havas brancojn, foliojn, bur&onojn kaj fruktojn. Imagu al vi la homojn kiel florojn, foliojn ai bur$onojn, kaj provu helpi al &iu, por ke ili efektivigu la benadojn de Dio kaj Sojigu poi ili. Dio malzorgas neniun, li amas £iujn.

La sola, fakta diferenco inter popoloj estas, ke iliaj stadioj estas diversaj. Juj estas malpeıfaktaj, üitiuj devas esti periektigataj. Juj dormas, ili devas esti vekataj, la malzorgemulojn oni devas vigligi. Amu &iujn tutkore; neniu estu fremdulo por la alia, &iuj estu amikoj. Hodiaü vespere mi venis por adiaüi de vi; Ciam memoru, ke ni leestas spirite, ankaü tiam, kiam niaj korpoj estas malproksimaj unu de la alia.

Mi konservas &un el vi en mia koro, neniam mi forgesos unu el vi, kaj mi esperas, ke ankaü neniu el vi min forgesos. Mi oriente kaj vi okcidente, ni klopodu kore kaj anime, ke unueco logu en la mondo, ke &iuj popoloj farißu unu popolo, kaj ke la tuta mondo estu unu lando, Car la suno de l’vero brilas super Üiuj.

Ciuj profetoj de Dio venis pro amo por tin & granda celo en la mondon. Memoru kiel Abraham penis alporti kredon kaj amon inter la popolo; kiel Moses provis unuigi la popolon per prudentaj le£oj; kiel nia Sinjoro Jesuo Kristo suferis kaj mortis, por alporti la lunıon de amo kaj vero en malhela mondo: kiel Mohamed penis por unuigi la diversajn necivilizitajn gentojn, inter kiuj li logis. Kaj kiel lasta el &iuj ’Baha’u’lläh suferis kvardek jarojn, por la sama afero, por la nobla celo disvastigi amon inter la homoj; kaj por paco kaj unueco en la mondo Bab estis mortigata.

Pro tio klopodu, vivi laüekzemplo de &i tiuj diaj homoj, trinki de ilia fonto, esti inspirataj per ılia lumo kaj farigi por la mondo simboloj de kompatemo kaj dia amo. Estu en la mondo kiel pluvo kaj nuboj de l’iavoro, kiel sunoj de l’vero; prezentu vin kiel liela armeo, kaj vi fakte venkos la korojn de la homoj.

Estu danka al Dio, ke Baha’u’lläh kreis al ni firman kaj solidan fundamenton. Li ne restlasis en. la koroj de !’homoj lokon por malgajeco, kaj la skribajoj de lia sarıkta plumo enhavas konsolon por la tuta mondo. Liaj vortoj estas vortoj de la vero kaj io, kio kontraüstaras al ili, estas malvera La cefcelo de lia laboro estis forigi disigojn ekzistantajn inter la homo;|.

La testamento de Baho’u’lläh estas pluvo de boneco, suno de vero, akvo de l’vivo; gi estas la Sankta Spirito. Pro tio malfermu viajn korojn, por ke vi ricevu la plenan majeston de lia beleco. Mi pre$os por vi &uj, ke tiu Ci $ojo vin plenigu.

Nun mi diras al vi „adiaü“.

Tion mi alvokas nur al vi ekstera homo ne al viaj animoj, Car niaj animoj estas Ciam kune.

Estu certaj kaj $ojaj, ke mi, pre$ante tage kaj nokte por vi, turnos min al P’reglando de Abha, por ke vi kresku senlese, por ke vi plibonigu, plisanktigu, por ke vi alproksimigu al Dio kaj estu pii kaj pli inspirataj per la radioj de lia amo.

[Seite 110]



Auszug aus einem Brief von Mirza Azizullah Khan S. Bahadur:

Haifa, 5. Aug. 1923,

... Einem kürzlich erhaltenen Brief unseres lieben Shoghi Effendi entnehme ich, daß er in seinem Sommeraufenthaltsort wohlbehalten angekommen ist. Die Berichte aus allen Zentren der Gottessache sind hocherfreulich. Sie alle besagen, daß sich jedermann seiner geistigen Verantwortung vollbewußt und mehr denn je in der Verbreitung der heiligen Lehre tätig ist. Einigkeit und Harmonie in ihrem Kreis nimmt täglich zu. Durch die aufopfernden Bemühungen von Mr. und Mrs. Hyde Dunn verbreitet sich die Lehre in Australien sehr rasch besonders in Neu-Seeland. Die Briefe der neu gewonnenen Freunde in Neu-Seeland atmen denselben Geist wie die der Deutschen.

Hier an den hl. Gräbern gedenken wir unserer deutschen Glaubensgenossen im innigen Gebet. Wir hoffen, daß sich im allgemeinen die Zustände bei Euch bald bessern werden, damit es Euch leichter wird, die hl. Lehren zu verkünden und dadurch die Menschen zu ihrer geistigen Kultur zu berufen. .....



Eingesandt.

Zum erstenmal war auf dem XV. Esperanto-Weltkongress, der in Nürnberg im August stattfand in breiter Oeffentlichkeit die Bahailehre vertreten.

Dem deutschen Bahaibund waren drei Vortragsgelegenheiten geboten, bei welchen zahlreiche Zuhörer anwesend waren. Gegen 40 Sprachgebiete und 22 Nationen waren vertreten. Architekten, Ingenieure, Lehrer, Touristen, Studenten, Kaufleute, Arbeiter, Wirtschaftsbeamte. — Friedensfreunde, Bibelforscher, Vertreter der Frauenbewegung, das Rote Kreuz, Katholiken, Protestanten, Freidenker, Monisten, Israeliten, Theosophen, Okkultisten, Spiritisten, Vegetarianer u. a. m. hatten fast gleichzeitig in dem Kongreßgebäude ihre eigenen Sitzungen und Vorträge.

Dank der eifrigen Mitarbeit der Bahaifreundinnen, Fr. Schweizer, Fr. Reinecker, Frl. Köstlin, Frl. Riedle konnten gegen 5000 Flugschriften und 300 Exemplare der „Sonne der Wahrheit" zur Verteilung gelangen, so daß sich bei den Vorträgen am Freitag Nachmittag, Samstag Vormittag und Samstag Abend wohl über 300 Teilnehmer einfanden, die größtenteils erstmalig von der großen Bahailehre hörten. Herr Abele-Göppingen, Herr Gerstner-Karlsruhe übernahmen die Uebersetzung in Esperanto für die anwesenden Ausländer. Die lebhafte Diskussion beim ersten Vortrag, besonders aber der Eindruck, den der Hauptvortrag am Samstag Abend hervorrief, zeigte das lebhafte Interesse der Teilnehmer. Sehr interessant waren die Ausführungen eines Japaners, der die weite Reise nach Nürnberg trotz seiner Erblindung unter den schwierigsten Verhältnissen unternommen hatte und der, obgleich nicht selbst Bahai in begeisterten Worten über diese hohe ethische Lehre sprach, die im Osten für alle Völker eine geistige wie auch soziale Aufklärung bedeute. Ueber die Bahailehre war er bis in die kleinsten Details genau orientiert.

Der mit Spannung erwartete Vortrag des Herrn Herrigel — dem einleitende Worte durch Herrn Abele und eine in Esperanto gehaltene Anrede des Herrn Koch über Zweck und Ziel und über die Prinzipien der Bahai-Bewegung vorangingen — vereinigte trotz unvorhergesehener Lokalschwierigkeiten gegen 200 Teilnehmer, die sich teils anerkennend, teils angriffslustig an der Diskussion beteiligten. Herr Herrigel, der in ausführlicher Rede über die Bahaibewegung, ihre Geschichte, ihre Lehre, ihre Wirkung, und ihr Ziel für die Gesundung der ganzen Menschheit sprach und in eindringlichen Worten auf die Bedeutung der Bahailehre als Mittelpunkt des neuen Zeitalters hinwies, erntete trotz einzelnen Widerspruchs vielen Beifall. Er öffnete manchem Wahrheitssucher Auge und Herz, und wenn auch der Mangel an Zeit eine erschöpfende Diskussion nicht zuließ, so dürfte doch dieser Vortrag in vielen der Anwesenden ein ernstes Interesse für unsere große Sache geweckt haben. Der Geist Baha’u’lláhs wird auch hier weiter wirken.

Am Sonntag Vormittag war Herr Herrigel zu einem Vortrag der Friedensgesellschaft mit dem Thema „Nie wieder Krieg" geladen, um über die Bahaibewegung zu sprechen.

Wegen der zu großen Rednerliste konnten nur die ausländischen Esperantisten zur Abgabe ihrer Erklärungen zugelassen werden, umso lebhafter war die Nachfrage nach unseren Schriften am Schlusse dieser Versammlung.

Auf alle Fälle hat uns dieser Weltkongress gezeigt, welchen mächtigen Aufschwung eine ideale Bewegung nimmt, die von dem richtigen Geist und vom festen Willen geleitet wird. War dieser Kongreß nur von einzelnen Bahai besucht, so muß der nächste von hunderten, die kommenden Kongresse aber von tausenden [Seite 111] Bahaifreunden besucht werden, falls sich ein Bahai-Weltkongreß damit verbinden läßt. Soll dieses Ziel aber Wirklichkeit werden, muß auch die Erlernung der Esperantosprache von allen Bahais gefördert werden, denn praktisch ist ein solcher Kongreß nur in dieser Einheitssprache möglich.

Daß sich Esperanto in jeder Weise und für alle Gebiete eignet, hat uns dieser Kongreß gezeigt. Es ist deshalb Pflicht eines jeden Bahais, möglichst Esperanto zu erlernen, daß er einem Esperanto-Vortrag nicht nur folgen, sondern einen solchen auch halten kann. Alle Gruppen fordere ich deshalb auf: Lernu Esperanton perfekte!

Walter Hill.


Bericht des Werbekomitees.

Der Monat Juli stand in Vorbereitung des Esperanto-Weltkongress Nürnberg, der für die deutsche und vielleicht für die gesamte Bahai-Bewegung einen Wendepunkt seiner geschichtlichen Entwicklung bedeuten dürfte. Ist es doch wohl das erste Mal, daß die Lehre unseres grossen Meisters von einer Stelle aus der ganzen Welt durch Schriften und besonders mündlich dargeboten werden konnte.

Ich wurde in meiner Ueberzeugung bestärkt, daß wohl kaum ein Kongreß für die Ausbreitung unserer Bahai-Sache geeigneter sein dürfte, als der Esperanto-Weltkongreß, der jedes Jahr in einer Großstadt des In- oder Auslandes stattfinden wird. Ich möchte sogar die Anregung geben, daß heute schon für den nächsten Weltkongreß, der voraussichtlich in Sofia stattfindet, alle Vorbereitungen in der Weise getroffen werden, daß damit eventuell ein Bahai-Weltkongreß verbunden würde. Welchen gewaltigen Eindruck ein solcher Kongreß auf die anwesenden Völker aller Sprachgebiete machen muß, kann nur derjenige ermessen, der große Kongresse persönlich besucht hat.

Für den deutschen Bahaibund müßte aber angesichts der finanziellen und persönlichen Hilfsmittel der deutsche Esperanto-Kongreß, der ebenfalls alle Jahre stattfindet, als beste Werbe-Gelegenheit wahrgenommen werden. Wenn damit gleichzeitig ein deutscher Bahaikongreß verbunden würde, könnte allen deutschen Bahai die Gelegenheit geboten werden, alljährlich einen persönlichen Gedankenaustausch zu pflegen und neue Kraft und Anregung für die weitere Ausbreitung zu schöpfen.

Für eine Beteiligung an einem Kongreß dürften keine Opfer an Zeit und Geld gespart werden. Auch die Werbearbeit des Komites wird sich wirkungsvoll darauf einstellen müssen.

Der Versandt von Werbeschriften hat seine weitere Entwicklung genommen. Ueber 200 Adressen zum Teil bekannter Persönlichkeiten sind uns namhaft gemacht und die meisten auch bearbeitet worden.

Aus Bahaikreisen des In- und Auslands erhielten wir Zuwendungen, Zuschriften und Anregungen, für die wir an dieser Stelle herzlichst danken. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß kein Heft verloren ist und früher oder später — oft durch wunderbaren Zufall —- seinen Zweck erfüllen wird.

Wir dürfen und wollen deshalb nicht nachlassen, den einmal beschrittenen Weg trotz der immer größer werdenden Opfer zu beschreiten.

Wir werden unser Ziel erreichen, wenn wir nicht einseitig arbeiten, sondern organisch unsere Werbearbeit aufbauen und sie entwickeln.

Dazu benötigen wir die finanzielle, besonders aber auch geistige Mitarbeit aller Bahaifreunde und wir sind überzeugt, daß uns diese in immer größerem Maß zu Teil werden wird.

In diesem Monat beginnen wir mit der Verteilung der „Sonne der Wahrheit“ an Lesezirkel, Krankenhäuser, Sprechzimmer und Kliniken etc.

Wir bitten auch unsere Freunde an anderen Plätzen diese sicher wichtige und erfolgversprechende, dabei billige Werbearbeit zu leisten. Die notwendigen Hefte stellen wir auf Wunsch auch kostenlos zur Verfügung.

Ferner bitten wir alle Freunde, Abonnenten in ihren Freundes- und Bekanntenkreisen für unsere inhaltsreiche, für jeden Menschen wichtige „Sonne der Wahrheit“ zu werben.

Auch ist es selbstverständlich, daß jeder Bahai selbst Abonnent ist. Wir müssen unsere Zeitschrift in einer möglichst großen Auflage herausbringen, denn sie ist wert, in tausenden und zehntausenden Exemplaren zu erscheinen.

Mache sich jeder Freund zur Pflicht, jeden Monat wenigstens einen Abonnenten zu werben — das ist doch gewiß nicht viel — dann haben wir dieses Ziel bald erreicht.

Erst wenn wir selbst erwachen und mitarbeiten, können wir andere erwecken und zur Mitarbeit begeistern.

I. A. des Werbekomitees

Walter Hill.

[Seite 112]


Mitteilung vom Verlag.

Um unsern Freunden so weit als möglich entgegen zu kommen, wollen wir die Schlüsselzahl mit der der Grundpreis unserer Schriften zu multiplizieren ist, auf ein Drittel der jeweiligen Buchhändlerschlüsselzahl festsetzen. Da diese heute 14 Millionen beträgt, so stellt sich der Bezugspreis der Sonne der Wahrheit für September bei sofortiger Bezahlung auf 1400000 M. Im Interesse des Fortbestehens unserer Zeitschrift, bitten wir unsere verehrl. Leser höflichst, uns diesen Betrag sofort nach Erhalt des Heftes entrichten zu wollen. Rückständige Bezugsgelder sind stets nach der zur Zeit der Zahlung geltenden Schlüsselzahl zu errechnen. Auswärtige Leser zahlen den Betrag am billigsten auf unser Postscheckkonto Nr. 25419 Stuttgart ein.


Notice for our Friends in foreign countries.

As the price for paper and printing of our magazin has much increased, and the postage for one copy now amounts to 120000 Marks, we beg our friends to help us with a small additional payment.


Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart

Fernsprecher S. A. 23996 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 33

In unserem Verlag sind erschienen:

1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . -.20

2. Bahai-Perlen, Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . . -.20

3. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W.Herrigel . . . . -.10

4. Das heilige Tablet, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . -.10

5. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T, Schwarz . . . . -.50

6. Die Offenbarung Baha’o’llahs, von J.D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm. Herrigel . . . -.50

7. Verborgene Worte von Baha o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff . . . 1.--

8. Baha’o lab, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . 2.--

in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 2.50

9. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrehte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflage . . . -.50

10. Die Bahaibewegung im allgemeinen und ihre großen Wirkungen in Indien, von Wilhelm Herrigel . . . . -.50

11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . -.15

12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel,

in Halbleinen gebunden . . . . . 2.50

in feinstem Ganzleinen gebunden. . . . . 3.--

13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel,

in Halbleinen geb. . . . . 4.--

In Ganzleinen gebunden . . . . 4.50

14. Abdul Baha Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps.

Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Ganzleinen gebunden . . . . 3.50

15. Das Hinscheiden Abdul Bahas, ("The Passing of Abdul Baha") Deutsch von Alice T. Schwarz . . . -.50

16. Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey. "Deutsch von Wilhelm Herrigel —.50

17. Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahailehre von Dr. Hermann Grossmann . . —.20


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Geschichte und Bedeutung der Bahailehre.

Die Bahai-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.

Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahaibewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahaireligion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Baha ’Ullahs, Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Baha ’Ullahs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahai (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Baha ’Ullah vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi (Abdul Baha) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahai der Welt.

Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahai, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China etc. Dies kommt daher, daß Baha ’Ullah den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.

In Baha ’Ullah sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. In der Bahaireligion gibt es keine Priesterschaft und keine religiösen Zeremonien. Ihr einziges Dogma ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Baha ’Ullah),

Die Hauptschriften Baha ’Ullahs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt. Niemand ist mit der Macht betraut, Sündenbekenntnisse entgegenzunehmen oder Absolution zu erteilen.

Die Priester der bestehenden Religionen sollen den Zölibat (Ehelosigkeit) aufgeben, durch ihr Beispiel predigen und sich im praktischen Leben unter das Volk mischen. Monogamie (die Einehe) ist allgemein gefordert, Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Baha ’Ullah eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Baha ’Ullah.

Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von Abdul Baha erstrebt wird. (Vgl. Naveau Larousse, illustre supplement, p. 66.)