Sonne der Wahrheit/Jahrgang 2/Heft 2/Text

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SONNE    DER  WAHRHEIT
ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES
Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3
Preis des Einzelheftes M. 3.50, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 9.—
Heft 2 Stuttgart, im April 1922 2. Jahrgang

Inhalt: Aus „Worte der Weisheit. — „Ich bin immer mit euch!“ — Wie Abdul Baha die Fragen betr. Politik und Sozialismus beantwortete, welche am 23. Juli 1912 Frau Campell und Dr. Guy im Hotel Victoria zu Boston an ihn richteten. — Die Stufen der Gottesoffenbarer. — Aus „Zehn Tage im Lichte Akkas“ v. M. Grundy. — Esperanto und Frieden. — La spiritaj kunvenoj en Parizo. — La du specoj de la lumo. — Aus „Mitteilungen von Ahmad Sohrab“. — Ein Brief von Ahmad Sohrab. — Zwei Erzählungen von Abdul Baha. — Ein Gebet von Abdul Baha. — Mitteilungen. — Schriftenbesprechung.


O Sohn! Dein Paradies ist Meine Liebe, dein Himmel ist Meine Nähe; deshalb tritt ein und zögere nicht. Dies war für dich von Unserem höchsten Königreich und der erhabenen Majestät verordnet. Baha ’Ullah. O Sohn der Menschheit! Wenn du Mich liebst, dann wende dich ab von dir selbst; wenn du Meinen Willen zu befolgen suchst, so achte nicht auf deinen eigenen Willen, damit du dir stirbst und in Mir lebst. Baha ’Ullah.
Aus „Worte der Weisheit.“*)
(Von Baha ’Ullah).

Das Wort Gottes ist die Sonne der Wahrheit; von ihm ist die Erziehung der Menschen in der Welt der Gedanken abhängig. Es ist der Geist der Wirklichkeit und das Wasser des Lebens. Alle Dinge verdanken ihm ihre Existenz. Es offenbart sich je nach der Fähigkeit und Färbung des Spiegels, durch den es zurückgeworfen wird. Fällt zum Beispiel sein Licht auf den Spiegel des Weisen, so strahlt es Weisheit zurück; wird es von dem Geist eines Künstlers widergespiegelt, so bringt es Offenbarungen von neuen und schönen Ideen hervor; scheint es durch den Versfand der Gelehrten, dann offenbart es Weisheit und enthüllt Geheimnisse.

Alle Dinge der Welt erheben sich durch den Menschen und sind in ihm geoffenbart; durch ihn finden sie Leben und Entwicklung, und der Mensch ist bezüglich seiner geistigen Existenz von der Sonne des Wortes Gottes abhängig. Alle guten Namen und erhabenen Eigenschaften sind Resultate des Wortes Gottes. Das Wort ist das Feuer Gottes, welches in den Herzen der Menschen glüht und alles verbrennt, was nicht von Gott ist. Die Gemüter derer, die Gott lieben, sind stets durch dieses Feuer entflammt. Es ist die Essenz des Wassers, welches sich in der Gestalt des Feuers offenbart. Aeußerlich ist es brennendes Feuer, innerlich dagegen ruhiges Licht. Solcher Art ist das Wasser, welches allen Dingen Leben gibt.

Wir bitten Gott, daß wir an diesem lebengebenden Wasser des Himmels teilhaben und von dem Kelch der Ruhe trinken mögen, um so von allem befreit zu werden, was uns hindern könnte, uns seiner Liebe zunähern. Ruhm sei dem Volk der Herrlichkeit!

*) Vgl. „Verborgene Worte“, 2. Aufl. S. 63f.


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„Ich bin immer mit euch!“
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(Aus „Star of the West“ v. 31. Dezember 1921, Uebersetzt von W. Herrigel).

Abdul Baha sprach:

„Wahrlich, ich sage euch, der, welcher sich in dieser Zeit in der Sache Gottes aufmacht (um ihr zu dienen), wird erfüllt werden vom Geiste Gottes. Gott wird ihm Seine Heerscharen vom Himmel zu Hilfe senden und wenn er Glauben hat, wird ihm nichts unmöglich sein. Und nun gebe ich euch einen Befehl, der als Bündnis zwischen euch und mir gelten soll: Habt Glauben! Seid beständig in eurem Glauben wie ein Fels, damit ihn keine Stürme erschüttern können, damit ihn nichts verwirren kann und damit er bis ans Ende alles überstehe! Laßt euch in eurem Glauben nicht erschüttern, selbst wenn ihr hören solltet, euer Herr sei gekreuzigt worden; denn ich bin immer mit euch! Ob lebendig oder tot, ich bin mit euch bis ans Ende! In demselben Maße, wie ihr Glauben habt, werden eure Kräfte und eure Segnungen sein. Dies ist der Maßstab, dies ist der Maßstab!


Wie Abdul Baha die Fragen betr. Politik und Sozialismus beantwortete, welche am 23. Juli 1912 Frau Campell und Dr. Guy im Hotel Victoria zu Boston an ihn richteten.*)
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Seine Antwort lautete:

„Den Bahai wurde von Baha ’Ullah eingeschärft und zur Pflicht gemacht, sich nicht mit solcher Politik zu beschäftigen, die zu Schwierigkeiten und Aufständen führt; sie dürfen nichts mit Aufwicklungen und Aufständen zu tun haben und sollen sich nur für edle Poitilk interessieren. In Persien beteiligen sich die Bahai gegenwärtig nicht an den Bewegungen, die in Aufruhr und dergl. endigen. Anderseits aber sollen die Bahai Politiker von der rechten Art sein. In Persien gibt es sogar Minister, die Bahai sind, darunter der Unterrichtsminister, ebenso viele andere Bahai, welche sich wohl an der Politik, aber nicht an Aufständen beteiligen. Es ist klar, daß sie nichts mit Aufruhrbewegungen zu tun haben dürfen. Sollten sich zum Beispiel die Amerikaner erheben, um eine despotische Regierung aufzurichten, so dürften sich die Bahai nicht daran beteiligen.

Die Bahailehre enthält Fragen über wirtschaftliche und soziale Zustände, aber sie müssen in dem Rahmen der Gesetze bleiben. Der Bahaigeist strebt darnach, bessere wirtschaftliche und soziale Zustände herbeizuführen. Um dies zu erreichen, müssen wir uns immer an gewisse Gesetze halten. Wir werden soziale Gesetze bekommen, durch die die Forderungen der Sozialisten gesetzmäßig und nicht durch Gewalt und Streik durchgeführt werden. Die Regierung wird diese Gesetze schaffen; sie wird eine gerechte Gesetzgebung und eine gerechte Sozialpolitik einführen, damit sich die ganze Menschheit der größten Wohlfahrt erfreuen kann. Ohne Gesetz und Gesetzgebung schlagen solche Forderungen fehl, und die Wohlfart der Menschheit wird ohne sie nicht verwirklicht werden. Heute streikt man und stellt Forderungen. Dies ist nicht gut.

Während diese sozialen Fragen von Tausenden erwogen werden, können wir sagen, daß wir noch wichtigere Fragen dieser Art haben. Die Grundlagen der ganzen sozialen Zustände sind geistiger Natur: sie haben es mit der Welt des Herzens und des Geistes zu tun. In der Bahailehre ist dies vollkommen erklärt, und ohne Berücksichtigung derselben ist es unmöglich, bessere Zustände ins Leben zu rufen. Alles, was wir anstreben, wird zustande kommen. Die Bahai werden bessere Zustände zuwege bringen, aber nicht durch Gewalt und Aufstände. Es wird kein Kampf sein, sondern vollkommene Wohlfahrt. Kurz gesagt, die Herzen müssen so miteinander verbunden werden und die Liebe muß so herrschen, daß die Reichen den Armen recht gern und aus freiem Antrieb ihres Herzens helfen und ihnen in weitestem Maße beistehen, ja daß sie selbst Schritte zu solchen Anordnungen

  • ) Siehe Anhang der „Ansprachen von Abdul Baha Abbas“, übersetzt von W. Herrigel 1921.


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tun. Wenn dies vollbracht wird, dann wird es sehr gut sein; denn alsdann wird es für die Sache Gottes und auf seinem Wege geschehen. Die Reichen einer Stadt werden z. B. sagen: „Es ist nicht schicklich, es ist nicht erlaubt, daß wir solchen übermäßigen Reichtum haben, während in unserer Stadt gleichzeitig die tiefste Armut herrscht.“ Und sie werden willig von ihren Reichtümern abgeben. Sie werden den Armen geben und nur soviel zurückbehalten, als sie nötig haben, um bequem und rechtschaffen leben zu können.

Ihr müßt soviel als möglich darnach trachten, Liebe in die Herzen der Menschen zu pflanzen. Wenn diese Liebe in den Herzen der Menschen leuchtet wie dieses Licht (er zeigte dabei auf eine elektrische Lampe), dann wird sie auch wieder andere Herzen entzünden; und wenn die Liebe Gottes in die Herzen der Menschen gepflanzt ist, dann wird auch alles andere verwirklicht werden. Dies ist die Grundlage! Beachtet sie wohl! Denket daran, daß ihr immer die Ursache sein müßt, daß Seelen von dieser großen Sache angezogen werden. Offenbaret den Menschen gegenüber immer wahre Sozialpolitik. Zeiget ihnen, was Liebe ist, was Freundlichkeit ist, zeiget ihnen, was Geben heißt.

Baha ’Ullah verbreitete die Lehre des „universalen Friedens“ schon vor 60 Jahren, als die Menschen im allgemeinen noch nicht daran dachten. Nachdem nun diese Lehre verbreitet ist, sagen sie: „Ganz recht, wir wünschen auch den Frieden.“ Dies sagen sie jetzt, nachdem eine lange Zeit darüber verflossen ist, seit Baha ’Ullah dieses Gebot aufstellte. Solange Baha ’Ullah im Gefängnis gehalten wurde, sandte er Briefe an alle Könige und Regenten und forderte sie auf, für den universalen. Frieden einzutreten; und diese Briefe wurden schon vor 60 Jahren veröffentlicht.

Eure wichtigste Aufgabe ist, zu handeln in Uebereinstimmung mit den Lehren Baha ’Ullahs. Alle seine Bücher werden übersetzt werden. Für euch ist jetzt die Zeit gekommen, in der ihr gemäß den Lehren Baha ’Ullahs leben müßt: dies ist die wahre Uebersetzung. Eure Taten müssen die wirkliche Uebersetzung bilden.

Soziale Fragen werden die Herzen der Menschen nicht anziehen. Nur die Liebe, welche von Gott kommt, wird dies vollbringen.“


Die Stufen der Gottesoffenbarer.
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(Von Abdul Baha).

Die Manifestierten (Gottesoffenbarer) haben drei Zustände: den physischen Zustand, den der vernünftigen Seele und den der himmlischen Herrlichkeit. Der körperliche Zustand wird natürlich aufgelöst, aber die vernünftige. Seele hat, obgleich sie einen Anfang nimmt, doch kein Ende; nein, sie ist mit ewigem Leben begnadet.

Die geistige Wirklichkeit, von der Christus sagt: „Der Vater ist im Sohn“ hat weder Anfang noch Ende. Wenn von dem Anfang gesprochen wird, so bedeutet dies den Beginn der Offenbarung; der vorausgehende Zustand der Ruhe ist dem des Schlafs vergleichbar. Wenn ein Mensch schläft, ist er still, wenn er zu sprechen beginnt, ist er wach. Immer ist es aber ein und derselbe Mensch, ob er schläft oder wacht. In seiner natürlichen Stufe, seiner Wirklichkeit, seiner Natur, ist kein Unterschied eingetreten. Der vorausgehende latente Zustand ist mit dem des Schlafs zu vergleichen und der der Manifestation mit dem des Wachseins. Ob ein Mensch schläft oder wacht, ist er doch derselbe; Der Schlaf ist ein Zustand, und das Wachsein ist ein anderer Zustand. Die Zeit der Stille und des Schlafs ist zu vergleichen mit der Zeit vor der Offenbarung und Führung. Diese selbst ist dem Erwachen vergleichbar.

Im Evangelium Johannes ist gesagt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott.“ Damit ist erwiesen, daß Christus nicht die Stufe des Erlösertums und der Vollkommenheit durch seine Taufe erhielt, als der heilige Geist auf ihn herabkam in Gestalt einer Taube. Nein, das Wort (der logos) war von aller Ewigkeit her und wird in erhabener Heiligkeit in alle Ewigkeit sein.

Wir sagten, daß die Gottgesandten drei Stufen haben. Erstens die der menschl. Wirklichkeit, die von der körperlichen Existenz abhängig ist; zweitens die der individuellen seelischen[Seite 20] Wirklichkeit, die durch die vernünftige Seele bedingt ist; drittens die der göttl. Vollkommenheit, die sie zur Erziehung der Seelen, zur Führung der Menschen und zur Erleuchtung der bestehenden Welt befähigt.

Der körperliche Zustand ist der allgemein menschliche, der vergängliche, da er aus Elementen zusammengesetzt ist; denn alles, was zusammengesetzt ist, muß notwendigerweise sich wieder auflösen und verschwinden.

Aber die individuelle seelische Wirklichkeit des Manifestierten Gottes ist eine hl. Wirklichkeit, in ihren Eigenschaften erhaben und verschieden von allen anderen Existenzen. Sie ist wie die Sonne, die durch ihre eigene Natur Licht erzeugt und mit dem Mond nicht verglichen werden kann, ebenso wie die kleinsten Teilchen, die den Sonnenball bilden, nicht mit denen des Monds verglichen werden können. Die Teilchen und die Organisation der ersteren bringen Strahlen hervor, aber die Materie des Mondes schafft keine Strahlen, sondern sie entlehnt ihr Licht von der Sonne. Solcherart sind auch die andern menschlichen Wirklichkeiten, die wie der Mond ihr Licht von der Sonne nehmen; die heilige Wirklichkeit aber, leuchtet aus sich selbst.

Die dritte Stufe ihres Daseins entspringt der göttlichen Gnade; sie ist der Glanz der urewigen Schönheit, die Leuchtkraft des Lichts des Allmächtigen. Die persönlichen Eigenschaften der Gottesoffenbarer sind nicht von der Schönheit Gottes und der ewigen Herrlichkeit getrennt, so wenig als der Sonnenkörper vom Licht getrennt ist. Die „Himmelfahrt“ der hl. Gottesoffenbarer bedeutet nur das Verlassen der aus Elementen zusammengesetzten körperlichen Form. Wenn beispielsweise jetzt eine Lampe diese Nische erleuchtet und die Nische zerstört wird, so ist damit das wohltätige Licht der Lampe nicht aufgehoben. In den hl. Gottesoffenbarern ist die urewig Gnade wie dieses Licht; ihre Individualität ist gleich diesem Glaskörper, und der menschliche Körper ist wie die Nische. Wenn diese zerstört wird, so fährt doch die Lampe zu brennen fort. Die göttlichen Gottesoffenbarer bilden so viele verschiedene Spiegel als sie Individualitäten sind; aber das, was die Spiegel widerstrahlen, ist die eine Sonne, Es ist klar, daß sich die Wirklichkeit Christi von der Wirklichkeit Moses unterscheidet, denn sie sind zwei verschiedene Spiegel und Individualitäten.

Wahrlich, von Anfang an ist sich die hl. Wirklichkeit des Geheimnisses ihrer Existenz bewußt; vom Kindheitsalter an erscheinen Zeichen ihrer Größe und sind sichtbar in ihr. Wie könnte es sein, daß sie von allen ihren Vorzügen und Vollkommenheiten kein Bewußtsein hätte?

Uebersetzt von A. Sch.


Aus „Zehn Tage im Lichte Akkas“ v. M. Grundy.
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(Aus dem Englischen übersetzt v. W. Herrigel).

1. „Moralisches Leben beruht auf Selbstbeherrschung, Unsterblichkeit auf der Regierung einer menschlichen Seele durch den göttlichen Willen.“

„Die Seele ist das Heiligtum Gottes, die Vernunft ist sein (Gottes) Thron.“

„Unsere Handlungen offenbaren, was wir sind, einerlei, was die Zunge auch sprechen mag.“

„Jeder Tropfen Blut in der Sache Gottes vergossen, wird hundert Gläubige erwecken.“

„Märtyrertum ist die höchste Probe des Glaubens. Große Märtyrer werden sich in den kommenden Jahren in dieser Sache erheben. Ein Gläubiger ist zuweilen berufen, ein lebendiges Märtyrertum über sich ergehen zu lassen.“

2. „Seid fest (ihr Gläubigen) im Westen! Laßt die grundlegenden Prinzipien dieser Wahrheit tief Wurzel schlagen. Seid standhaft, bis die Fülle der Wirklichkeit zu euch kommt. Die Lehren Christi wurden weit verbreitet durch die Standhaftigkeit des Apostels Paulus. Es werden viele Trübsale über die Gläubigen kommen; aber dadurch, daß sie die Sache Gottes lieben, werden diese Trübsale die Seelen erheben und die Gläubigen stärken. Liebet einander. Lebet in Einigkeit unter dem Zelte Gottes. Festigkeit und Liebe schaffen Einigkeit. Gott wird allen denen beistehen, welche dieser Sache dienen.“

„Der Geist ist universal. Der Mensch ist zur höchsten Entwicklung des Geistes[Seite 21] erschaffen. Diese Entwicklung geht vom menschlichen Vernunftzustand zum rein geistigen Zustand über, etwa gleich der Entwicklung vom Soldaten zum Befehlshaber. Gott zwingt die Seele nicht, geistig zu werden; der freie menschliche Wille muß dies vollbringen. Wir können nur den Weg bezeichnen und das Beispiel geben. Wir sollen alle Taten, kleine wie große, aus Liebe zu Gott vollbringen. Wir sollen die Menschen lieben, weil sie Gottes Geschöpfe sind.“

3. Frage: „Werden heutzutage auch noch Wunder verrichtet?“

Antwort: „Wunder werden in dieser materiellen Welt beständig um uns her verrichtet, sie machen jedoch wenig Eindruck. Jeder Prophet hat seine eigene Mission und Funktion. Er kommt nicht bloß, um Wunder zu verrichten. Die Aufgabe eines Arztes ist nicht die, einen Baum zum Sprechen zu bringen. Die Menschen kümmern sich nicht viel um die Beweiskraft der Wunder. Die Wunder Christi waren (zum teil) geistige Lehren (Symbole und Zeichen), die nicht rein buchstäblich zu nehmen sind.“

4. Frage: „Sind die Gottesoffenarrer sündlos?“

Antwort: „Ja, denn es muß ein Vorbild der Vollkommenheit geben als Beispiel für die Menschen. Die Propheten des göttlichen Wortes konnten nicht sündigen. Sie hatten zwar die Macht und den freien Willen, Gottes Gebot zu übertreten, aber der Wunsch, es zu tun, lag ihnen ferne. Sie hatten die vollkommene Erkenntnis der göttlichen Einheit und hatten keine Neigung, dem Unvollkommenen nachzustreben. Sie sind schönen Blumen gleich, die sich nicht in ihrem Zustand ändern, selbst wenn sie von Schmutz umgeben sind.“

5. Frage: „Sind den Gottesgesandten (in ihrer Mission) Grenzen gesetzt?“

Antwort: „Nur dadurch, daß die Fassungskraft der Seelen begrenzt ist, denen sie das Gotteswort offenbaren.“

6. Frage: „Was wird aus der Seele eines unentwickelten Kindes?“

Antwort: „Sie ruht in der Barmherzigkeit Gottes, und durch seine ewige Güte wird sie nie dieser Barmherzigkeit beraubt werden.“

7. Frage: „Werden die Sendschreiben und die Aeußerungen von Baha ’Ullah der Bibel hinzugefügt?“

Antwort: „Nein, sie sind eine besondere Offenbarung von Gott und werden ein Buch für sich bilden, das größer ist als unsere Bibel.“

8. Frage: „Was wird die Zukunft dieser Offenbarung sein?“

Antwort: „Wisse, daß die Offenbarung von Baha ’Ullah das Wort Gottes ist. Es wird einmal kein Heim mehr geben, in dem nicht mindestens ein Gläubiger zu finden ist. Sieh nicht auf die Gegenwart. Wende deinen Blick in die Zukunft. Die Bücher, welche über die Geschichte dieser Offenbarung geschrieben wurden, zählen ungefähr fünfzig Bände.“

9. Frage: „Wird das Geld der Reichen jemals unter das Volk verteilt werden ohne Revolution und Blutvergießen?“

„Werden in der Zukunft auch noch von etlichen Menschen große Reichtümer angehäuft werden, während andere arm bleiben?“

„Wird das Gesetz diese Zustände verhindern?“

Antwort: „In der Zukunft wird es für die Menschen nicht möglich sein, große Reichtümer anzuhäufen durch die Arbeit anderer. Die Reichen werden willig teilen. Sie werden allmählich und auf natürlichem Wege dahin kommen durch ihr eigenes Wollen. Dieser Zustand wird niemals durch Krieg und Blutvergießen herbeigeführt werden. Die herrschenden Mächte oder Regierungen können die Reichen nicht zum Verteilen ihrer Reichtümer zwingen, das würde ungerecht sein. In der Zukunft werden, je nach dem Verhältnis, drei Viertel vom Gewinn den Arbeitern und ein Viertel den Arbeitgebern zukommen. Diese Zustände werden in hundert Jahren vorherrschen. Es wird gewiß soweit kommen.“

10. Frage: „Was wird in Zukunft die Nahrung der Menschen sein?“

Antwort: „Früchte und Getreide. Die Zeit wird kommen, wo kein Fleisch mehr gegessen wird. Die medizinische Wissenschaft befindet sich erst in ihrer Kindheit, sie hat aber dennoch gezeigt, daß unsere natürliche Nahrung die ist, welche auf dem Boden wächst. Die Menschen werden sich allmählich zu diesem Zustand der natürlichen Nährweise hin entwickeln.“

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„Es gibt keine festgesetzte Lebens dauer für den Menschen. Verlängert euer Leben dadurch, daß ihr nach Gottes geistigen Gesetzen lebet, dann werdet ihr ewiges Leben haben. Dies ist das wahre, das wirkliche Leben, das in ewiger Glückseligkeit und immer tieferer Erkenntnis Gottes besteht!“

11. „Die Gesegnete Vollkommenheit hat ein Sendschreiben ausgegeben, genannt „Tablet der geistigen Welt“. Alle, welche es lesen, werden erfüllt von einem gierigen Verlangen, diese Welt zu verlassen und in den nächsten Zustand einzutreten, so wunderbar sind die Herrlichkeiten dieses geistigen Königreiches geschildert. In Persien hat ein Mann, welcher dies Tablet gelesen hatte, Selbstmord begangen. Er konnte nicht auf die Glückseligkeit warten, welche ihm darin verheißen war. Ein anderer junger Mann von Isfahan konnte den Worten, welche das Sendschreiben enthält, nicht standhalten und verlor die Vernunft.“

12. „Ewiges Leben ist eine Gabe Gottes Es gleicht dem Meer der Wirklichkeit. Die Gläubigen sind die Wogen dieses Meeres, ein großes Meer, dessen tausend Wogen eines sind. Ewiges Leben gleicht den Strahlen der Sonne, und die Gläubigen sind die Fenster oder Spiegel, durch welche dieses Licht scheint. Die Sonne, welche das Licht hervorbringt, ist ein und dieselbe. In diese Seelen-Fenster tritt dasselbe Licht ein und beleuchtet die verschiedenen Dinge in ihnen. Das himmlische Königreich gleicht einem Garten. Die Blumen — obgleich verschieden an Farbe und Geruch — empfangen doch ihr Wachstum, ihre Schönheit und Frische von dem einen Gott und entwickeln sich durch denselben göttlichen Hauch. — Die Wahrheit gleicht dem Licht, welches immer dasselbe ist. Die Seelen der Gläubigen sind wie ein Spiegel, welcher das Licht widerspiegelt. Wahrheit gleicht dem Licht einer Kerze, welches eich nicht ändert, wenn auch der Leuchter, welcher es hält, sich ändern mag. Die Rose bleibt jedes Jahr dieselbe schöne Blume, obschon sie in verschiedenen Gärten blüht“.

13. „Der Geist ist die höchste und allerhöchste Entwicklung der Seele. Die Seele ist die materielle oder äußere Seite des menschlichen Geistes und äußert sich namentlich im Gemüt. Der menschliche Geist leitet die Tätigkeit der Seelenkräfte. Der Körper ist die physische Hülle oder das Medium, in welchem die Seele und der menschliche Geist wirkt und arbeitet. Nach dem Tod wird alles außer dem Geist zerstört und aufgelöst.“

14. „Die Propheten und die heiligen Männer gingen immer wieder in die Wüste, um zu beten. Manche wandelten auf dem Berge Karmel und suchten dort Gemeinschaft mit Gott. Wahre Religion hat nichts mit menschlicher Einbildung zu tun. Gottes Tun ist unabhängig von menschlichen Gedanken und Meinungen Egoistische Ideen und menschliche Vorurteile sind die größten Hindernisse für geistiges Wachstum. Wenn sich z. B. Meinungsverschiedenheiten zwischen zwei Gläubigen erheben, so erwartet jeder, daß der Herr seine Ansicht in dieser Frage unterstützen werde. Der Wille Gottes ist aber vollkommen und in seiner Vollkommenheit unbeschränkt und allseitig. Wo es daher verschiedene Ansichten gibt, fehlt die tiefere geistige Einsicht. Das göttliche Wort ist das einzig richtige Banner der Wahrheit. Mißklang und Mißhelligkeiten sind zwischen denjenigen unmöglich, welche dieser Manifestation anhangen und sich von irrtümlichen menschlichen Meinungen frei gemacht haben. Es gibt keine Häupter oder Führer in dieser Sache, alle sind Diener.“

15. „Wenn sich die ganze Welt verbinden würde, um dieses Bündnis zu vernichten, so könnte es ihr doch nicht gelingen. — Abdul Baha liebt alle, sie mögen sich von ihm abwenden, wie sie wollen. Ob sie ihn lieben oder hassen, ob sie gehen oder kommen, er ändert sich nie in seiner Liebe zu ihnen. — Die „Gesegnete Vollkommenheit“ (Baha ’Ullah) hat nichts unvollendet hinterlassen. Was er angeordnet hat, kann nicht beiseite gesetzt werden.“

16. „Alles im Leben dient zu unserer Entwicklung. Sowohl Besitz als Mangel können zu unserem Vorteil sein. Unsere Aufgabe ist es, dies verstehen zu lernen. Prüfungen sind entweder Steine über welche wir straucheln oder Stufen, welche uns höher führen, sie sind genau das, was wir aus ihnen machen. Prüfungen sind gleich einem reinigenden Feuer.“ [Seite 23]

17. „Es gibt zwei verschiedene Arten von Leiden, eine feinere und eine gröbere Art. Das feine Leiden ist Haß, Zorn, Furcht und Qual, welche den üblen Taten der Seele folgen. Grobe Leiden sind Gefangenschaft, Züchtigung und physische Schmerzen des Märtyrertums.“

18. „Mohammed hielt seinerzeit den Krieg noch für nötig, um das Leben seiner Nachfolger zu erhalten. Die Gesetze der individuellen menschlichen Gerechtigkeit waren verwirrt und mangelhaft entwickelt in den Seelen der Menschen. Deshalb wurde das Gesetz der allgemeinen Gerechtigkeit in der menschlichen. Gemeinschaft durch diesen Propheten geoffenbart. Er hat seinen Nachfolgern befohlen, die Religion Gottes mit dem Schwert zu schützen (insbesondere gegenüber wilden, unkultivierten Volksstämmen). — Wenn ein Mensch im Begriff ist, Gift zu nehmen, so ist es recht, ihm den Becher aus der Hand zu schlagen, sogar mit äußerster Heftigkeit. Es wird ihn zwar kränken, ihm aber gleichzeitig das Leben retten. In einer solchen Periode der Religionsgeschichte, muß es ein Gesetz geben, welches die Wölfe am Vernichten der Lämmer hindert. Deshalb verordnete der Hirte einen solch nachdrücklichen Schutz für die Schafe. Hinter solchen Gesetzen einer Manifestation ist immer höchste Weisheit.“

19. „Im Osten gibt es viele Leute, welche sich beim Essen noch nie eines Messers oder einer Gabel bedienten. Unter ihnen ist es Sitte, mit den Fingern zu essen, gerade wie die westlichen Nationen ihre eigenen und besonderen Gebräuche (beim Essen) haben. Wir müssen die Gebräuche anderer respektieren. Es gibt aber eine Sorte Nahrung, welche ohne Messer und Gabel genossen werden kann und die jedermann mit vollkommenem Behagen zu sich nehmen mag. Es ist die geistige Nahrung. Diese Nahrung verleiht Leben und Willensstärke anstatt Trägheit und Gleichgültigkeit. Sie bringt denen Friede und Genüge, welche an ihr teilnehmen; je mehr Nahrung desto mehr Freude und Friede, denn der Geist ist immer bestrebt, der Seele Leben zu spenden.“


Esperanto und Frieden.
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Vor mehr denn 75 Jahren sagt de Tocqueville in seinem berühmten Buch „Democracy in Amerika“:

„Das Band der Sprache ist vielleicht das stärkste und dauerhafteste, das die Menschheit unter einander verbinden kann.“

Zur Zeit der ersten Hager Konferenz wurde ein Esperanto-Kongress in Antwerpen abgehalten. Nicht lange darnach sagte Mr. Steed, daß die wahre Friedens-Konferenz der Welt in Antwerpen gehalten worden sei.

Der „Britische Esperantist“ vom Januar 1915 schreibt:

„In Kriegszeiten bereite den Frieden vor!“

Zur jetzigen Zeit der Unruhen, der Berichte von Kriegführung und Vorbereitungen zum Kampf auf allen Seiten, können wir einen beruhigenden Gedanken finden: „Dies kann kein dauernder Zustand sein; Friede muß kommen.“

Ob er nun von Sieg oder Niederlage oder von völliger Erschöpfung der Kämpfenden kommt, Friede muß kommen.

Natürliche Reaktion wird uns — wie wir Esperantisten innigst hoffen müssen — einen vollen universalen und dauernden Frieden geben. Wie notwendig wird dann die internationale Sprache als Mittel zum wechselseitigen Verkehr werden!

Wenn es aber nur ein teilweiser — ein bewaffneter Friede wäre, wie notwendig wird dann Esperanto sein als Mittel zur Erziehung und zur Erreichung der Freundschaft unter den Menschen, welche fernere Kriege unmöglich machen wird!

In welcher Weise wir auch beteiligt seien, welche Arbeit und Besorgnis durch den Krieg auch an uns herantrete, als Esperantisten haben wir einfach die Pflicht, unsere Kräfte und Gelegenheiten zum äußersten auszunützen, um den Fortschritt, den festen, sicheren, soliden Fortschritt unserer Bestrebung zu ermöglichen, weiter zu werben und zu säen, unserer „Internationalen Armee“ zu helfen, daß sie an Zahl und an Einfluß wächst, um fähig zu sein, helfende Dienste in der Sache des dauernden Friedens zu leisten.“ — — — —

Uebers. v. A. Sch...

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La spiritaj kunvenoj en Parizo.
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Nuntempe oni aŭdas en la tuta Europo multon pri kunvenoj kaj kongresoj, societoj ĉiuspecaj estas fondataj. Ili servas la interesojn de la komerco, de scienco, de politiko kaj aliaj celoj. Ili okazas pro materiaj celoj; ili klopodas la progreson kaj la prosperon de la materia mondo. Nur malofte spirita bloveto ektuŝetas ilin. Ili ŝajnas esti surdaj al la dia voĉo, senzorgaj rilate al diaj aferoj. Sed nia kunveno en Parizo estas vere spirita kunveno. La dia spiro blovas en nia mezo, la lumo de la reĝlando brilas en ĉiuj koroj. La dia amo estas potenco inter vi, kaj viaj soifantaj animoj estas refreŝigataj per la misio de la granda ĝojo, kium vi hodiaŭ ricevas.

Vi ĉiuj estas kunvenantaj en harmonio, la koroj estas allogataj al la koroj, la animoj — superfluante de dia amo — laboras sopire por la unueco de l'mondo.

Tiu ĉi kunveno estas vere spirita kunveno, ĝi similas belan, bonodorantan ĝardenon. La ĉiela suno elverŝas siajn radiojn super vi, kaj ĝia varmo trapenetras kaj ĝojigas ĉiun atendantan koron. La amo de Kristo, kiu superas ĉiun komprenon, estas inter vi; la Sankta Spirito estas via helpo. Tagon post tagon la kunveno kreskos kaj fortiĝos, ĝis iom post iom ĝia spirito venkos la tutan mondon.

Tutkore penadu fariĝi memvolaj fluejoj por la diaj donacoj. Mi diras al vi, ke Li estis elektantaj vin proklamantoj de ĉia amo en la mondo. Li elektis vin sciigantoj de siaj spiritaj donacoj por la homoj, li elektis vin, por ke vi estu la iloj por la disvastiĝo de l'unueco kaj harmonio en la mondo.

El profunda koro estu dankemaj al Dio, ke tia privilegio estis destinataj por vi. Sindono de via tuta vivado al la gloro de l'Dio ne estas trodanko por tiu favoro. Superigu viajn korojn pri la estonteco kaj rigardu esperplene en la estontecon. La ĝermotajo nuntempe estas semata. La ĝermoj falis en la mondon; vidu, venos la tago, dum kin belega arbo estiĝas, kies branĉaro estos ŝarĝata per nurbonaj fruktoj. Goju vin kaj estu gajaj, ke tiu tago jam estas komencanta, penadu mediti la vere nirindan povon de tiu ĉi majesta tago. Dio vin kronis honore kaj en viaj koroj Li plantis stelon brilanta; vere, la radioj de tiu ĉi stelo eklumigos la tutan mondon.


La du specoj de la lumo.
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Abdul Baha diris: „Hodiaŭ la vetero estas neklara kaj malagrabla. En la oriento estas ĉiama sunbrilo, la steloj neniam estas kaŝataj per nuboj kaj ĝenerale nur malofte estas nuboj. La lumo ĉiam leviĝas en la oriento kaj etendiĝas okcidenten siajn radiojn.

Ekzistas du specoj da lumo. Unu speco estas la lumo de l'suno, per kies helpo ni povas vidi la nin ĉirkaŭantajn belaĵojn de l'mondo. Sen tiu ĉi lumo ni povus vidi nenion. Malgraŭ la funkcio de tiu lumo estas videbligi al ni tiujn objektojn, tamen, ĝi ne kapablas perceptigi al ni la signifon de ĝiaj diversaj ĉarmoj, ĉar tiu lumo nek posedas inteligenton nek konscion. Tio estas la lumo de l'intelekto, kio donas al ni juĝon kaj komprenon kaj sen tiu ĉi lumo la fizikaj okuloj estus senutilaj.

Tiu ĉi lumo de V'intelekto estas la plej majesta lumo ekzistanta, ĝi devenas de la dia lumo kaj kapablas nin percepti kaj plenumi ĉion ekzistantan. Ĝi estas dia lumo, kiu videbligas al ni la kaŝitajn aferojn kaj kapablas nin antaŭvidi verecojn, kiuj al la aliaj mondanoj nur post milaj da jaroj videbliĝos.

Ĉi estis la dia lumo, kiu sukcesigis la profetojn antaŭvidi tion, kio okazos post dumil jaroj kaj hodiaŭ ni vidas la efektioigon de iliaj vizioj, do tio ĉi estas la lumo, kion ni fervore devas serĉi; ĝi estas la plej radianta el ĉiuj aliaj.

Tiu lumo ebligis Moseo'n vidi kaj percepti la dian aperaĵon kaj aŭdi la ĉielvoĉon, parolanta el la brulanta arbaretaĵo (2 Moseo 3. 2).

Tio ĉi estas la lumo pri kio Mahometo parolis dirante: „Dio estas la lumo de l'ĉielo kaj de l'tero.“ Serĉu tiun lumon per tuta koro, por ke vi kapabliĝas percepti la realecon kaj konatiĝos kun la kaŝitaj aferoj de l'Dio kaj la sekretaj Divojoj solviĝos por okuloj.

Tiu lumo estas komparebla kun spegulo. Kiel spegulo vidigas ĉion, kion oni antaŭmetis ĝin, tiel tiu lumo montras al viaj okuloj ĉion, kio ekzistas en la reĝlando de l'Dio kaj ĝi kauzas la videblon de l'efektivigoj de ĉiuj aferoj.

[Seite 25] Per helpo de tiu ĉi radianta lumo, ĉiuj spiritaj klarigoj de l'Sanktaj skriboj malkaŝiĝis, la kaŝitaĵo de l'dia universo videbliĝis kaj ni kapabliĝis percepti la porhomajn intencojn de l'Dio.

Mi preĝas, Dio plenigu pro sia kompatemo viajn korojn kaj animojn kun sia majesta lumo; tiam ĉiu el vi lumas en la malhelaj lokoj de l'mondo kiel radianta stelo.


Aus „Mitteilungen von Ahmad Sohrab“.
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Ramleh (Aegypten), 11. Sept. 1913.

Morgen wollen unsere lieben Studenten abreisen, und so steht eine Ruhepause für wenige Tage bevor, ehe die zweite Abteilung der Studenten aus Beirut eintrifft. In den letzten Tagen war mein Zimmer das Zentrum vieler Arbeit; da sprachen sie zusammen und schrieben ihre Briefe. Vom frühen Morgen bis zur späten Abendstunde war ein beständiges Kommen und Gehen. Ich wundere mich, daß ich überhaupt Zeit zum Schreiben fand. Viele von ihnen erbaten sich die Reden des geliebten Herrn, die er in Amerika hielt, welche ich ihnen mit vieler Freude gab. Sie schrieben diese ab und sandten sie in ihre Heimat. Sie alle waren höflich und artig nicht nur gegen uns, sondern gegen jedermann. Obgleich sie immer auf das intimste während der Kollegienzeit miteinander leben, zeigten sie doch niemals irgend welche freie Ungeniertheit. Sie sind aufs freundlichste und rücksichtsvollste zu einander, und der Sinn für treue Freundschaft und Kameradschaftlichkeit ist ihnen eigen: Wie die Glieder einer Familie bringen sie sich Vertrauen entgegen. Sie sind hoffnungsfreudig und jeder besitzt viel Optimismus. Ich könnte mir nicht eine einigere, kollegialere und ergebenere Schar junger Männer denken. Jeder trägt das Ideal eines gewissen Ziels im Herzen, das er zu erfüllen beabsichtigt. Die photographischen Aufnahmen des Meisters, welche Mr. A. B. Killius in Spokane schickte, kamen noch rechtzeitig an und viele der jungen Leute erfreuten sich der seltenen Gabe. In jeder Ansprache hat der Meister ihnen seine Zufriedenheit und sein Wohlgefallen ausgedrückt, denn sie arbeiten fleißig und ihr Leben ist rein und unantastbar. Sie sind vortreffliche Beispiele des Geistes des modernen Persiens. Heute besuchte sie der geliebte Herr zweimal, am Vormittag und am Abend, und beidemal sprach er zu ihnen in beredter und eindrucksvoller Rede, die ich in einigen Tagen wörtlich übersetzen werde. Ich habe Notizen darüber gemacht und sie dem Meister überbracht zur Korrektur.

Jetzt will ich im folgenden die Uebersetzung eines wichtigen Tablets hier wiedergeben, das an einen Herrn in China geschickt wurde. Ich möchte bemerken, daß dies das erste wichtige Tablet ist, das für die chinesische Republik geschrieben wurde. Ich möchte, daß es in die japanische Sprache von unserem Freund Takeshi Ranno in San Francisco übersetzt würde und ebenso ins Chinesische, wenn möglich auf seine Veranlassung hin. Ist es einmal in diese beiden Sprachen übersetzt, so wird es gut sein, wenn es mit einer kurzen historischen Einleitung als Heftchen gedruckt wird und auf verschiedenen Wegen in Japan und China Verbreitung findet.

„Er ist Gott!

O Du Befreier und Du Anbeter der Wirklichkeit!

Dein Brief traf ein. Sein Inhalt bewies, daß Dir die Erkenntnis des glänzenden Morgenlichts geoffenbart wurde. Es ist zuhoffen, daß nach dem Anbrechen der Dämmerung die strahlende Sonne so herrlich aufgehen wird, daß sie ihre Strahlen auf alle Regionen ergießt.

Es ist Dir wohl bekannt, daß diese Welt einen Erzieher und Belehrer nötig hat. Die Erzieher sind zweierlei Art: Erzieher für das natürliche Reich und Erzieher für das Reich der Wirklichkeit (des Geistes). Wenn man die Erde in ihren natürlichen Zuständen beläßt, so wird sie eine Wildnis und eine dornige Heide; wenn sie aber einmal den Händen eines geschickten und liebevollen Gärtners anvertraut wird, so wird die Wildnis in einen Obstgarten und das dornige Land in einen Rosengarten umgewandelt werden. Folglich ist es klar, daß die Natur einer Pflege bedarf. Denke ferner darüber nach, daß, wenn die Menschheit der Wohltaten der Kultur und der Belehrung beraubt würde, sie ein giftiger Körper würde: denn die wilden Stämme besitzen keine dieser idealen Eigenschaften, welche den Menschen vom Tier unterscheiden. Welcher Unterschied ist zwischen den Negern in Afrika und den amerikanischen Negern! Die ersteren haben sich noch nicht mit den Kulturerrungenschaften geschmückt, während letztere klug, scharfsinnig und zivilisiert sind. Auf meiner Reise durch[Seite 26] Amerika war ich auch in Washington und anderen Städten und hielt Vorträge an Universitäten, in Kirchen, Klubs und Versammlungen von Negern. Ich fand die Zuhörerschaft aus den intelligentesten Menschen zusammengesetzt, welche leicht das Thema erfaßten und darüber diskutierten, wie in irgend einer anderen Versammlung, die von zivilisierten und intelligenten Europäern organisiert war. Es besteht also eine große Kluft zwischen diesen beiden Negerarten: die eine noch in den tiefsten Tiefen der Unkenntnis, die andere emporsteigend zur Zinne der Zivilisation und der Freiheit. Somit ist es klar, daß die Erziehung die Ursache dieses Unterschieds ist.

Deshalb ist es erwiesen, daß Erziehung und Bildung mit Notwendigkeit die moderne Zivilisation begleiten muß.

Es gibt aber zweierlei Arten von Zivi'isation: die natürliche Zivi'isation und die geistige Zivilisation (Kultur), welche dem Reich der Moral angehört. So lange der Einfluß dieser beiden Arten der Zivilisation nicht vollkommen in der Politik eines Staates zu Tage tritt, so lange wird wirklicher Erfolg und gutes Gedeihen nicht erzielt werden. Beachte, daß das Zelt der materiellen Zivilisation in Europa schon lange aufgestellt ist, aber trotzdem, wie dunkel ist es noch! Die Gedanken vieler Menschen drehen sich um das Gesetz „des Ueberlebens des Fähigsten“ und der Sinn des Lebens der meisten Einwohner ist der „Kampf ums Dasein“. Die verschwenderischen Ausgaben für Waffen aller Art vergrössern sich täglich, und die Zunahme der Budgets für Mehrung. der Arsenale hat die Nationen an den Rand des Ruins gebracht. Die zivilisierte Menschheit ist in einem Zustand gerechter Empörung. Unter der zu schweren Last seufzen sie und suchen sich zu befreien. Alles dies kommt daher, daß die wirkliche Zivilisation, die Vergeistigung und das Hingezogensein zum Lichte Gottes vollständig aus den Augen verloren wurde.

Kurz: Gerade so, wie Erzieher und Lehrer in der materiellen Welt nötig sind, so auch in der idealen Welt, d. h. in der Welt des Geistes, der Religion, der Ethik und Moral. Beide Welten brauchen notwendigerweise Erzieher und Lehrer. Die Gründer weltlicher Zivilisation sind die Philosophen, und die Lehrer der idealen Zivilisation sind die heiligen, göttlichen Manifestationen. Deshalb wird, wenn die Menschheit der Belehrung der materiellen und idealen Lehrer beraubt ist, sie fraglos auf die tiefste Stufe des Tierreichs sinken. Materielle Zivilisation ist wie ein Spiegel, göttliche Zivilisation ist wie ein Licht. Materielle Zivilisation ist gleich dem Körper, während göttliche Zivilisation der Geist ist. Die Lampe bedarf des Lichts, und der Körper wird nur durch den Geist belebt. Lies die Werke Galenos*), des berühmten griechischen Philosophen, die er über den Fortschritt der Zivilisation der Menschheit schreibt. Er sagt: „Religiöser Glaube ist das bedeutendste Mittel, um die Welt zur Zivilisation und zur Humanität anzuspornen.‘“ Hiezu ein Beispiel: Viele Menschen sind Christen; aber die, die festgewurzelt sind in ihrem religiösen Glauben sind gegen die gewöhnlichen Menschen dieser Richtung wahre Philosophen, weil sie mit solcher Ethik und solcher Moral sich schmükken, daß die größten Philosophen diese Stufe erst nach vielen Jahren mühevollen Studiums und ernster Disziplin erreichen. — Einfache Leute dieser christlichen Gemeinschaft sind aber mit den höchsten Tugenden und Vorzügen der Menschheit ausgestattet.

Hieraus ist ersichtlich, daß die Menschheit eines idealen, universalen Erziehers bedarf, um durch sein Wort es dahin zu bringen, daß die verschiedenen Nationen aus einem Quell des Lebens trinken und Feindschaft und Haß in Freundschaft und Liebe verwandelt werden. Auf diese Weise schloß Mohammed — Friede und Lob seien auf ihm! — die verschiedenen sich streitenden und bekriegenden barbarischen Stämme und Nomadenvölker Arabiens zusammen, führte sie in den Schatten des Zeltes der Uebereinstimmung, erhob das erhabene Banner der materiellen und geistigen Wissenschaften und gelangte so zur höchsten Stufe ewigen Glanzes. Desgleichen sammelte Christus — Friede sei mit ihm! — um den einen Quell der Einheit die feindlich gesinnten, streitsüchtigen und kämpfenden Nationen der Griechen, Römer, Syrer etc., die gegeneinander größten Haß und Verachtung hegten. Er

  • ) Galenos lebte ums Jahr 200 v. Chr.

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errichtete unter ihnen das ideale Band der Religion.

Diese Beispiele zeigen deutlich, daß die Menschheit universale Lehrer und Erzieher benötigt und diese sind die heiligen, göttlichen Manifestationen. Wenn gewisse Seelen behaupten, daß sie Auserwählte seien, die keiner Belehrung bedürfen, so ist dies ähnlich, wie wenn ein Soldat sagen würde, daß er keine Instruktion des Generals brauche. Es ist klar, daß solch eine Behauptung falsch ist. Alle die Einzelnen in der Armee, ob Soldaten oder Offiziere, brauchen die Oberaufsicht des Oberbefehlshabers, der der General-Instrukteur ist.

Dies ist genügend für die, welche Ohren zum Hören haben, und Gott ist Zeuge meiner Worte.

(gez.) Abdul Baha Abbas.



Bahai-Pilgerhaus, Berg Karmel,

Haifa (Syrien), 16. Juli 1914.

Obgleich ich den Meister heute Vormittag nicht sah, hatte ich doch die Ehre, heute Nachmittag in Seiner Nähe sein zu dürfen. Mehrere Briefe aus Indien machten Ihm viel Freude. An die 20 sehr interessante und wundervolle Tablets diktierte Er, deren Auszüge in den nächsten Briefen folgen werden. Mirza Mohsen war zugegen und da dieser in China gelebt hat, so erzählte er dem geliebten Meister vieles über die dortigen Gebräuche und seltsamen Gewohnheiten. Der Meister sagte hierauf: „Diese wunderbare Lehre ist wahrscheinlich noch nicht in China eingeführt worden. Es ist sehr notwendig, daß dies geschieht. Diese Lehre bedarf dringend der Lehrer in allen Teilen der Welt — solcher Lehrer, die keine Seele kränken, sondern die Menschen zum Königreich ewiger Wahrheit führen. China bedarf vieler guter Bahai-Lehrer — um seinen Geist von den rostigen Ketten althergebrachter Ueberlieferungen zu befreien,“

Ueber sich selbst sagte der Geliebte: „Ich bin sehr froh, daß ich nach dem Hinscheiden der Gesegneten Vollkommenheit die Zielscheibe der Pfeile der Unterdrückung und der Wurfspieße der Verfolgung wurde. Dieser Gedanke ist der einzige Quell meines Trostes.“

Ueber die Bahai-Studenten sagte Er: „Diese Studenten sind verfeinert. Sie tragen viel zum Ruhm der Lehre bei. Gott wolle sie behüten. Sie werden große Fortschritte in ihren Studien machen und viele Zweige des Dienstes beherrschen. Er sprach weiter über viele andere Dinge, besonders über Zelle-Sultan, den ehemaligen Gouverneur von Isphahan, den Er in der Schweiz und in Paris getroffen hat. Dann verließ Er das Haus und machte ganz allein einen weiten Spaziergang.

Zur Mittagsmahlzeit waren sämtliche Studenten die Gäste Abdul Bahas. Die verschiedenen Speisen wurden in der Küche im Hause des Geliebten zubereitet und in großen Körben hinauf-getragen.

Unter den vielen Briefen, welche der Meister empfing und las, war einer von D. Gopaul, dem Herausgeber des „New Reformer“ zu Madras in Indien. Dieser Brief ist so schön, daß ich ihn euch gerne hier mitteilen möchte:

„Das herrliche Tablet, welches Eure Heiligkeit geruhten, für mich zu schreiben, hat mich erreicht. Der Anblick des Tablets von solch einer außerordentlich vergeistigten Persönlichkeit, wie Eure Exzellenz, zerstreute alles Dunkel, das meinen Geist umgab und machte mich glücklich, gesegnet und vergnügt. Es ist auch ein Quell ungeheurer geistiger Freude für mich, daß Eure Heiligkeit, einer der größten Männer, die je über die Erde schritten, zufrieden war mit dem einfachen Dienst, den ich, ein armer Diener der Menschen, geleistet habe. Ich werde mich deshalb zu Euren gesegneten Füßen nieder und danke Eurer Heiligkeit aus tiefstem Herzen. Ich habe bestimmt, daß dies wundervolle Tablet aufbewahrt werde als ein wichtiges Erbstück meiner Familie.

Ich gelobe, daß ich in allem gehorsam dem vorzüglichen Rat Eurer Heiligkeit folgen werde, den Sie mir und anderen Redakteuren gaben, betreffs unserer Pflichten als Verleger von Zeitungen und Zeitschriften. Ich versichere Sie, daß ich den größten Respekt und Glauben an die hohen Ideale und Taten Eurer Heiligkeit habe, welche zur Errichtung der Basis für eine univerversale Religion und wirkliche Verbrüderung in dieser Welt führen, wo heute noch die Menschen miteinander Krieg haben. Ich bitte deshalb ergebenst, sagen zu dürfen, daß ich willens bin, alles zu tun, was ich vermag in der Verkündigung der Lehre dieser Sache, die Euch so sehr am. Herzen liegt zum Wohl der Menschheit. Ich bin gewiß, daß mit der Zeit die Wahrheit verstanden und jeder Mensch auf der Welt sich auf Ihre Seite stellen wird. Mit großer Liebe zu El Abha verbleibe ich, mein geliebter Herr, Ihr Sie stets liebender und ergebenster Diener

(gez.) D. Gopaul Chetty:


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Ein Brief von Ahmad Sohrab.
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Ramleh (Aegypten), 11. Aug. 1913.

Liebe Freunde!

Drei unserer Pilger, der eine von Isphahan, der andere von Jazd und der dritte von Ashkabad, kamen von ihren Ländern, um die frohen Botschaften vom Königreich Abha’s zu vernehmen. Bei ihrer Reise von Land zu Land, ehe sie die Heimat erreichten, konnten sie viele Herzen mit Frohsinn beglücken, viele verzagte Gemüter trösten, manche Seele erweichen und fern und nahe die Düfte der Rosen der Liebe und Zuneigung verbreiten. Wie ähnlich ist die Verbreitung dieser Bewegung mit der des ersten Christentums! Warmherzige, geistig begabte, fleissige Männer und Frauen verbreiten ohne jeden Anspruch auf Belohnung die heilige Sache durch alle Länder der Welt. Ihr einziger Dank ist die hohe Freude ihres Herrn. Sie werden weder vom Lob noch vom Tadel der Menschen beeinflußt. Sie arbeiten für Gott. Sie sind stets frohen Mutes, immer bereit, ihre Nachfolger den Weg der Barmherzigkeit, der Friedfertigkeit, Freundschaft und Eintracht zu lehren.

In der Frühe sandte der Meister nach diesen Pilgern, um sie noch einmal zu sehen. Er sprach zu ihnen Worte der Segnung und wünschte ihnen Wohlergehen. Er pries die Standhaftigkeit der persischen Gläubigen vor den Richtern und unter den schwersten Prüfungen, wie sie mit Freuden tanzten, als über sie die strengsten Strafen verfügt wurden und wie sie den Martern mit fröhlichem Antlitz und lächelnder Gefaßtheit entgegensahen.

Einige von uns gingen zum Bahnhof, ihnen Lebewohl zu sagen und ihnen viel Mut für ihre geistige Arbeit zu wünschen. — — —

Heute in der Frühe spazierte ich an das Meer, und als ich am Hause des Geliebten vorüberkam, sah ich ihn in seinem Zimmer auf und abgehen und mit den Pilgern sprechen, welche um 9 Uhr abreisten.

Er kam den ganzen Morgen nicht zu uns, gegen Mittag kam er an unserem Haus vorüber, Gegen 4 Uhr schickte er nach Mirza Moneer. In dem naheliegenden Rosengarten wurden viele Tablets diktiert für die Bahai im Osten und Westen. Diese Tablets führen nicht nur den herrlichen Duft des Paradieses Abha’s mit sich, sondern hauchen auch den Duft himmlischer Blumen vor dem lieben Leser aus. Sie haben besonderen Reiz und Bedeutung für mich, und wenn ich übersetze oder sie lese, so zieht an meinen Augen der wundervolle Rosengarten mit seinem üppigen Grün und seinen duftenden Blumen vorüber, und ich sehe ein jedes dieser Sendschreiben als eine geistige Rose an, die nie welkt und den Freunden Gottes als eine himmlische Gabe gesandt ist. Diese Rosen aus dem Königreich Abha’s werden über die ganze Welt ausgestreut, süße Düfte den Menschen zuzuführen für alle kommenden Generationen. Gedenket des Geliebten, vergegenwärtigt euch Ihn in eurem Geist zwischen den Blumenbeeten wandelnd, hier stehen bleibend, um eine Rose zu brechen, dort eine Nelke, deren süßen Düfte einatmend und Worte des Lebens und der Weisheit diktierend.

Hier will ich Euch das ganze Tablet über Verleumdung anführen. Es wurde für Dr. M. G. Skinner in Washington D. C. diktiert.


Er ist Gott!

O du mein Arzt!

Dein Brief ist eingetroffen. Wie gesegnet ist dieser, besonders das, was du über Verleumdungen etc. schreibst.

Die häßlichste menschliche Eigenschaft und die größte Sünde ist die Verleumdung, besonders, wenn sie von Gläubigen Gottes geschieht. Wenn ein Mittel erfunden würde, das die Verleumdungen für ewig verhüten könnte, so daß jeder Gläubige seine Zunge nur zum Preise des anderen gebrauchen würde, dann würden die Lehren Baha ’Ullah’s bald verbreitet sein; die Herzen würden erhellt, der Geist geheiligt werden, und die Welt würde ewige Glückseligkeit erlangen.

Ich hoffe, daß die Gläubigen Gottes alle üblen Nachreden (Verleumdungen, Tadel) völlig meiden, daß vielmehr einer den andern lobt, weil er weiß, daß üble Nachreden das göttliche Mißfallen erregen. Wenn jemand verleumdet wird, sei es auch nur mit einem Wort, so wird er entehrt; deshalb ist die hassenswerteste Eigenschaft der Menschen das Verleumden.

Man muß die lobenswerten seelischen Eigenschaften hervorheben, nicht die übeln Schattenseiten. Freunde müssen gegenseitig ihre Fehler und ihre Unzulänglichkeiten übersehen; sie sollen nur über ihre Tugenden, aber nicht über ihre Fehler sprechen.

Es ist erzählt, daß S. H. Christus (möge mein Leben ein Opfer für Ihn sein) eines[Seite 29] Tages, von seinen Jüngern begleitet, an dem Kadaver eines Tieres vorüberging. Einer seiner Begleiter sagte: Wie verwest ist dies Tier! Der andere rief aus: Wie entstellt ist es! Ein dritter bemerkte: Welch ein übler Geruch! Aber S. H. Christus sagte zu ihnen: „Seht seine Zähne an, wie schneeweiß sie sind!“ Bedenket, er sah nicht all die Zerstörungen an dem Tier; nein, er suchte liebevoll, bis er die weißen Zähne sah. Er beachtete nur die Reinheit der Zähne und übersah vollständig den entstellten Körper, die Zerstörung der Organe und den Verwesungsgeruch.

Dies ist die Art der Kinder Gottes! Dies ist die Art und Weise der wirklichen Bahai! Möchten doch alle Gläubigen diese Stufe erreichen! Ueber Dir und über ihnen sei Baha El Abha!

(sig.) Abdul Baha Abbas.


Zwei Erzählungen von Abdul Baha.
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(Aus „Zehn Tage im Lichte Akkas“).

1. „Ein Herr hatte einen Sklaven, welcher ihm sehr ergeben war. Eines Tags gab er dem Sklaven eine Melone, welche, als sie aufgeschnitten war, sehr reif und wohlschmeckend aussah. Der Tag war warm und der Sklave aß ein Stück ums andere mit großem Appetit, bis nahezu die ganze Melone verschwunden war. Der Herr nahm die letzte Schnitte, kostete sie und fand sie außerordentlich bitter und unschmackhaft. „Warum ist diese so bitter? Findest du sie nicht auch so? fragte er den Diener. Ja, mein Herr, erwiderte der Sklave, die Melone war bitter und unangenehm; ich habe aber schon so viel Süßes aus deiner Hand empfangen, daß die Bitterkeit dieser Melone nicht der Erwähnung wert ist.“

2. „Ein König hatte einen Untertanen, der ihn durch eine heldenhafte Tat aus einer großen Gefahr errettete. Darauf übertrug ihm der König eine ehrenvolle Stellung an seinem Hofe. Auch in dieser Stellung gefiel er dem König immer sehr gut und es kam soweit, daß er eine Wohnung im Palast in der Nähe der kgl. Zimmer bewohnen durfte. Die andern Höflinge des Königs wurden natürlich sehr eifersüchtig und versäumten keine Gelegenheit, den Günstling bei dem König zu verleumden. Eines Tages berichteten sie dem König, daß dieser Mann untreu und ehrlos sei; jede Nacht, wenn im Palast alles ruhig sei, pflege er nach einem Zimmer in einer entlegenen Ecke des Palastes zu gehen, dabei trage er ein Bündel gestohlener Wertsachen, welche er dort verberge.

Die Neugierde des Königs war geweckt. Er wachte und fand, daß dieser Bericht auf Wahrheit beruhte. Darauf versammelte er seine Hofleute, und als der Diener am nächsten Abend, wie gewöhnlich, nach jenem Zimmer gegangen war, folgte ihm der König schnell, klopfte an der Türe und verlangte Einlaß. Als sich die Türe auftat, war nichts zu sehen als ein verfallenes Bett, einige Kleider und der verdächtige Diener. „Was bedeutet dies?“ fragte der König, „warum kommst du jede Nacht hieher gleich einem Dieb, und was bringst du in dem Bündel mit, welches du trägst?“ „O König!“ erwiderte der Diener, „du hast mich mit jeder Gabe und mit großer Freundlichkeit gesegnet, weit mehr, als ich in der Tat je verdiene. Durch dich wurde ich aus Armut und Niedrigkeit zu Größe und Ehren erhoben. Da ich dies weiß und fürchte, ich könnte nachlässig werden und deine Gaben und deine Liebe nicht mehr schätzen, komme ich jede Nacht hierher, um Gott zu bitten, daß ich dir immer dankbar bleiben möchte für deine Güte; dabei bringe ich meine alten ländlichen Kleider mit, welche ich anziehe, um dann in demselben geringen Bett zu schlafen, in welchem ich schlief, ehe mich deine Güte und Barmherzigkeit aus meinem niederen Stand emporhob. Auf diese Weise werde ich Dankbarkeit und Wertschätzung deiner Gnade und Freundlichkeit gelehrt.“

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Ein Gebet von Abdul Baha.

O Gott! Stehe Du uns bei mit Deinen allerhöchsten Heerschaaren und mache uns fest und standhaft in Deinem Bund und Testament. Wir sind schwach, verleihe Du uns Kraft; wir sind arm, verleihe Du uns Reichtum aus der Schatzkammer Deines Königreiches; wir sind unwissend, öffne Du vor unserem Angesicht die Tore der Erkenntnis; wir sind tot, hauche Du uns den Odem des Lebens ein; wir sind stumm, gib Du uns eine beredte Zunge, damit wir den Ruf zu Deinem Königreiche mit fließender Beredsamkeit erheben und alle Menschen zu der Festigkeit in Deinem Bündnis führen mögen!

Du bist der Erhabene, der Gebende, der Mächtige!


Mitteilungen.
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Bahai-Neujahr.

Die Bahaigemeinde von Stuttgart und Umgebung feierte am 21. März das Frühlings-Neujahrs- und Einigungsfest im Hotel Banzhaf hier. Die Einladung hiezu ging aus von dem gegenwärtig hier weilenden persischen Bahaifreund Mirza Fazl Ullah Benan dem Sohn eines früheren persischen Gesandten in Kairo, dem nach den Worten von Fr. Bosch die Liebe zu Deutschland schon in die Wiege gelegt worden war. Der freundliche Gastgeber hatte es an nichts fehlen lassen, den Abend für seine Gäste schön und festlich zu gestalten leibliche und geistige Genüsse wechselten in angenehmer Weise ab.

Eingeletet iwurde die Feier nach einem von H. Gollmer verlesenen Gebet durch ein von Frl. J. Hauff seelenvoll vorgetragenes und von Fr. Schlag auf dem Klavier begleitetes Violinstück. Diesem folgten herzliche Worte von Fr. Bosch (Kalifornien) über die Bedeutung der Neujahrs-und Einigkeitsfeier, die von Abdul Baha sehr hoch gehalten wurde und die in seiner Heimat zu feiern unser Perserfreund vor 7 Jahren vom Meister besonders beauftragt worden sei. Fri. J. Stäbler erfreute hierauf — wie schon oft — die Anwesenden durch ihre Gesangskunst. Herr W. Herrigel sprach im Namen aller Gäste dem lieben Gastgeber den gebührenden Dank aus, ging ebenfalls auf die Feier des Tages ein und betonte dabei, daß auch schon von anderer Seite (z. B. von Flamarion) im Interesse einer einheitlichen Zeitrechnung die Verlegung des Neujahrs auf den 21. März (Frühlingsanfang) angestrebt [Seite 31] worden sei. Zuletzt hielt der Gastgeber selbst eine Ansprache (in Persisch), die von stud. arch. Meykadeh ins Deutsche übersetzt wurde und in der er seinen Dank und seine Freude über den so zahlreichen Besuch der Feier, die eine Vereinigung des Ostens mit dem Westen bedeute, zum Ausdruck brachte. Daran schloß sich der Vortrag einiger persischer Musikstücke auf dem Klavier, in Noten gesetzt von Musiklehrer Chr. Knayer hier. Als Abschluß des ganzen wurde eine photographische Aufnahme der Versammelten gemacht, die bereits an Shogi Effendi abgesandt worden ist. Unter den Anwesenden war auch die Großnichte Abdul Bahas, die persönlich kennen zu lernen jedermann sich freute.

Nachschrift: Ende März reisten Mr. Benan sowie Herr und Frau Bosch wieder ab. Unsere besten Glück- und Segenswünsche begleiten diese lieben Bahaifreunde, die durch ihr einfaches, herzliches, von echtem Bahaisinn zeugendes Wesen überall volle Sympathie gewannen. Möchte ihnen noch eine lange gesegnete Wirksamkeit in der großen Sache, für die sie schon so viel getan haben beschieden sein! Auf dem Bahnhof fanden sich bei der Abreise noch viele Freunde ein, um den Scheidenden ein herzliches Lebewohl zu sagen. Die innere Verbindung mit diesen lieben Bahaifreunden wird trotz der äußeren Trennung nicht aufhören.


In den „Mitteilungen aus der Karmelmission E. V.“, Heft 5, 1921 lesen wir in einem „Berichte vom Karmel“, datiert Haifa, den 24 Juli 1921 und unterzeichnet von Wilhelm Mader, unter anderem Seite 59: „Eine Allreligion, der Bahaismus, hat hier in Haifa ihr Zentrum. Sie sucht das Gute aus den vier Hauptreligionen, Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus mit einem Einschlag von sozialen Ideen zu der neuen Weltreligion zusammenzuschmelzen. — „Abbas Effendi“, der Prophet dieser Religion, wird von vielen seiner Anhänger fast göttlich verehrt und seine Lehre findet in England, Amerika Deutschland, viele Anhänger und breitet sich selbst im großen indischen Reiche aus. Gegenüber dem toten verknöcherten Islam ist der Bahaismus ein Fortschritt zu nennen. Die großen schönen Gedanken, die er in neuen Verbindungen vorträgt, verblenden viele. Und doch ist auch diese Richtung mit anderen modernen Bestrebungen der Gegenwart ein Faktor, der dem Antichristentum den Weg bereiten hilft.“ Es ist schade, daß das „Antichristliche‘“, d. h. das dem Geiste Christi Widersprechende, das die Bahailehre enthalten soll, nicht näher bezeichnet ist. Wie kann der Geist der allumfassenden Liebe, der Kern und Stern des Bahaitums ist, gegen den Geist Christi sein? Vergl. Joh. 13, 34 u. 35.

Schriftleitung.


Bahai-Einigkeitsfest in Göppingen.
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Auf Einladung des gegenwärtig unter uns weilenden indischen Bahaifreundes Kauschal Bhargava versammelte sich am Sonntag den 26. Febr. eine stattliche Anzahl Bahaifreunde im Saal des Hotels zur Post in Göppingen zu einem Einigkeitsfest. Außer den Freunden aus Göppingen, die zahlreich vertreten waren, hatten sich auch Gäste aus Stuttgart, Esslingen, Fellbach, Reutlingen und Geislingen eingefunden. Auch Herr John D. Bosch aus Kalifornien, der mit seiner lieben Frau auf der Rückreise von Haifa gegenwärtig unter uns weilt, war anwesend.

Bei diesem Fest war in Wirklichkeit der Geist der Einigkeit und Liebe zu verspüren. Ansprachen, Verlesen, von Tablets Darreichung von Erfrischungen, wechselten ab mit Musik und Sologesängen. Erfüllt mit neuer geistiger Kraft und voll Dankesgefühlen gegenüber unserem Festgeber gingen alle lieben Freunde abends auseinander. W. H.


Berichtigung.
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Im letzten Heft ist in dem Artikel „Abdul Baha über Taufe und Abendmahl“ Seite 3, Zeile 11 rechts ein Druckfehler zu berichtigen: statt „Gebot“ muß es Verbot heißen.

Schriftleitung.


Schriftenbesprechung.
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Von Dr. Ludwig Freda liegt uns eine zweite Schrift vor: „Um den Sozialismus. Grundsätzliches und Taktisches“, ebenfalls erschienen im Herold-Verlag Stuttgart 1921 und zu beziehen durch J. K. Jakob, Urbanstraße 45 hier (nicht Uhlandstraße, wie im letzten Heft irrtümlich berichtet wurde.)

In der Vorbemerkung der 123 Seiten umfassenden, sehr lesenswerten Schrift ist gesagt, daß für die Auffassung der Dinge und den Geist, wie er in diesem Buch erstrebt wird, die Zeit noch nicht gekommen sei. Die Verblendetheit, mit der heute jeder seinen eigenen Interessen nachjagt, ist in der Tat noch so groß, daß auch das, was hier so klar und eindrucksvoll über den wahren Sinn des Sozialismus gesagt ist, über seinen einheitlichen Begriff, seine Idee — im Gegensatz zum Marxismus der Masse, dem Klassensozialismus mit seinem Egoismus — vorerst wenig praktischen Erfolg haben und wenig[Seite 32] Sinnesänderung unter den durch und durch egoistisch gerichteten Menschen hervorbringen wird. Die Notwendigkeit, daß endlich einmal mit dem Gebot der Nächstenliebe, mit der Beseitigung der Eigensucht und der Forderung der Gleichberechtigung aller wirklich Ernst gemacht werden muß, wird immer noch nicht genug eingesehen. Hier kann nur eine den Menschen von Grund aus erneuernde Macht, wie sie in der göttlichen Kraft einer duchaus sozial gerichteten Religion sich auswirkt, allmählich Besserung schaffen. Der Verfasser erhofft von der künftigen Weltreligion, daß sie zum Symbol und Glaubensbekenntnis einzig das Recht und die Gerechtigkeit aufstellen werde und glaubt, daß die immer mehr an Einfluß gewinnende Bahailehre, die eine Verschmelzung der östlichen Lichtreligion mit dem westlichen Christentum bedeute. Trägerin des Gerechtigkeitsgedankens (vgl. „Haus der Gerechtigkeit“) werden könne und daß sie auch dieser hohen Sendung würdig wäre. Erst wenn die Menschen in der sozialen Religion das Schwert führen gegen die Selbstsucht der Herzen, werden sie das Schwert der blutigen Kriege in die Scheide stecken dürfen und „Friede auf Erden“ haben. Damit sind wir gewiß auch einig und wir möchten aur wünschen, daß die von viel selbständigem Denken zeugende Schrift — „gesegnet sind die, welche nachdenken“, sagt Abdul Baha — auch in Bahaikreisen viel gelesen wird.

Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart
Fernsprecher 7675 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35
  1. Die Geschichte der Bahai-Bewegung, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel. Dritte Ausgabe . . . . —.50
  2. Ehe Abraham war, war Ich, v. Thornton Chase. Deutsch v. W. Herrigel —.50
  3. Das heilige Tablett, ein Sendschreiben Baha’o’llahs an die Christenheit. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . —.50
  4. Die Universale Weltreligion. Ein Blick in die Bahai-Lehre von Alice T. Schwarz . . . 1.50
  5. Die Offenbarung von Baha’o’llah, von J. D. Brittingham. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . 1.50
  6. Verborgene Worte von Baha’o’llah. Deutsch v. A. Braun u. E. Ruoff 1.50
  7. Baha’o’llah, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden . . . . .10.-
    in Ganzleinen gebunden. . . . 12.50
  8. Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrechte und die einzelne Persönlichkeit, von Dr. jur. H. Dreyfus, Deutsch von Wilhelm Herrigel. Neue Auflag . . 2.—
  9. Ein Jahr unter den Bahai in Indien und Birma, von S. S. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . 1.50
  10. Religiöse Lichtblicke. Deutsch von Albert Renftle
  11. Eine Botschaft an die Juden, von Abdul Baha Abbas. Deutsch von Wilhelm Herrigel . . . —.50
  12. Abdul Baha Abbas, Ansprachen über die Bahailehre. Deutsch von Wilhelm Herrigel, in Halbleinen gebunden. . . 12.-
    in Ganzleinen gebunden. . .14.-
  13. Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahaireligion, von Mirza Abul Fazl. Deutsch von W. Herrigel, in Halbleinen geb. . . 10.60.
    In Ganzleinen gebunden . . . 12.—
Durch obige Preise werden alle früheren ungültig.

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Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.