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| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DER BAHA’I IN DEUTSCHLAND UND ÖSTERREICH Verantwortlich für die Herausgabe und Schriftleitung: Paul Gollmer, Stuttgart O, Neckarstr. 127 |
| Heft 2 Preis vierteljährlich RM 1.80 |
SEPTEMBER 1947 ’Izzat — Macht 104 |
18. JAHRGANG |
- Leitgedanken: Einheit der Menschheit - Universaler Friede - Universale Religion
Inhalt: Göttliche Lebenskunst — Aus einer Rede 'Abdu'l-Bahá’s — Unser Weg — Aus der Bahá’í-Welt
- GEBET UM ERLEUCHTUNG
O Gott, Du Angebeteter!
Von Dir komme ich, und zu Dir kehre ich zurück. Erleuchte mein Herz mit dem Lichte Deiner Erkenntnis. Du bist der Mächtige, dessen Macht die Kräfte der Welt und die Menschen in ihr nicht gehemmt haben.
Aus dem einzigen Glanz des Lichtes Deiner Güte sind Weltenmeere der Freigebigkeit geoffenbart worden, und von der einzigen Manifestation der Sonne Deiner Güte ist die Welt des Seins erschaffen worden.
Was sich für Deine Tage nicht geziemt, nimmst Du hinweg und schenkest das, was angemessen ist.
Du bist der Großmütige, dessen Güte keine Grenzen kennt. Deine Diener sind wir.
Dich suchen wir, und Dich flehen wir an.
Du bist der Mitleidvolle und der Barmherzige.
Bahá’u’lláh *)
*) Entnommen und ins Deutsche übertragen aus Do’a, The call to prayer,
Ruth L. Moffet, Chicago 1933, 8. 109
GÖTTLICHE LEBENSKUNST[Bearbeiten]
Aus den Schriften von 'Abdu'l-Bahá
Zusammengestellt von Mary M. Rabb (New York, Brentanos Publishers)
Aus dem Englischen übertragen von Johanna von Werthern
1. KAPITEL: ÜBER DIE WIEDERGEBURT
Willkomm und Friede sei über dir! Ich wünsche dir nicht die zeitliche Stärke des vergänglichen Körpers, sondern die ewige Stärke der unsterblichen Seele. Manche Menschen können mit vorbereiteten Lampen verglichen werden, die nur auf den Atem des Geistes warten, um aufzuleuchten, während andere noch unvorbereitet sind. Es gibt Holz, das sofort entflammt werden kann, und es gibt feuchtes, nasses Holz, das erst erwärmt werden muß, ehe die Flamme in das Innere dringen kann. Auch gibt es Holz, so hart wie Stein, und wahrlich, vergeblich wird Hitze und Flamme es berühren. Manche Herzen müssen beackert werden, ehe die Saat gesät werden kann. Manche Pflanzen nehmen Wasser aus der Erde auf, andere bleiben dürr. Öffnet eure Herzen, daß sie gefüllt werden mögen; öffnet eure Seelen, daß das göttliche Licht hineinscheinen möge. Strebet, strebet, um den Geist der Wahrheit zu erlangen. Wahrheit erwartet euren Ruf.
Manche Menschen mit ernsten Krankheiten gehen von einem berühmten Arzt zum anderen, aber sie werden nicht geheilt, denn die Macht ist bei dem Göttlichen. So ist es mit deiner Seele: dein Herz ist rein, und der Geist kann hineinziehen. Trenne dich von der Welt. Bete in dem Größten Namen, dann wird der Odem der Wahrheit und eine Flut von Licht in deine suchende Seele einziehen. Auf Erden und im ganzen Universum ist nichts anderes, was des Suchens wert wäre.
Ja, bleibe hier. Dein Zimmer wird keine weltlichen Bequemlichkeiten haben, aber erfüllt sein von der Liebe Gottes. Während eines schrecklichen Sturmes wanderte Christus auf dem Berge und suchte eine Zuflucht; eine Höhle von wilden Tieren war alles, was Er fand, und Er war der geliebte Sohn Gottes. Die ganze Welt war sein, aber kein weltlicher Reichtum.
Der Geist wird zu dir kommen mit vermehrter Kraft, denn dein Sein muß wie ein Tempel werden, in dem die Wahrheit Gottes wohnen kann.
Lobpreis dem Königreiche Gottes! Selbst wenn du in jedem Augenblick
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Gott tausendmal danktest für die Gnade, in diesem, dem wunderbarsten
Jahrhundert geboren zu sein, und für die große Gunst, daß du in das
gelobte Land kommen durftest, so wäre selbst dies nicht genug Dank.
Dein Glaube ist wie Regen; die ersten Tropfen fallen langsam, aber bald ergießt er sich in Strömen. Dein Glaube ist auch wie eine Saat, die ihre Früchte tragen wird. Leben und Stärke eines Baumes beurteilen wir nach seinem Wachstum; ebenso ist es mit dem Menschen. Die Erkenntnis Gottes erhebt sich in den Herzen wie die Sonne, sie steigt und steigt und verbreitet unvergängliches Licht.
Du mußt im Geiste wiedergeboren werden. Ein Kind im Mutterleib hat Augen und Ohren, lernt sie aber erst gebrauchen, wenn es geboren ist. Ein Mensch kann den Geist nicht begreifen, ehe er weltliche Dinge beiseitegelegt hat.
All die Jahrhunderte sind die Vorbereitung für das zwanzigste. Der tiefste Wunsch vieler großer Menschen war es, in dieser neuen Zeit zu leben... In früheren Zeiten waren die Leute glücklich, wenn sie im selben Zeitraum mit einem Heiligen leben durften. Wie viel größer ist dein Vorrecht! Den Leuten damals war eine Fackel, dir aber ist die Sonne gegeben.
Der Geist erscheint wie ein Bächlein, wenn die Erde die Seele erfüllt. Lege das Irdische ab, und mächtige Ströme lebenden Wassers werden durch deinen befreiten Körper ziehen.
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Wenn auch das Leben der Geschöpfe Leben genannt wird, so ist es doch in Wirklichkeit, verglichen mit dem Leben der Kinder des Königreiches, kein Leben; es ist im Gegenteil der Tod.
Zum Beispiel enthält ein Mineral Leben, aber dieses Leben ist, verglichen mit dem Leben der Pflanzen, Tod; und gleicherweise ist das Leben der Pflanzen im Vergleich zum Leben der Tiere Tod; und gleicherweise ist das Leben der menschlichen Wesen im Vergleich zum Leben der Kinder des Königreiches Tod. Darum sagte Christus: „Laßt die Toten ihre Toten begraben, denn was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist.“
Darum ist es klar, daß Leben (im wahren Sinne) das Leben des Geistes ist, daß Leben die Liebe zu Gott, göttliche Inspiration, geistige Freuden und die frohen Botschaften von Gott bedeutet. Suche, o Diener Gottes, dieses Leben, bis du Tag und Nacht in grenzenloser Freude verharrst.
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Das Leben des Menschen wird in dieser Welt schließlich zu Ende gehen.
Wir müssen alle aus diesem Leben Früchte gewinnen. Der Baum des Daseins
eines jeden muß Früchte tragen. Wenn ein Baum keine Früchte hat,
muß er gefällt und verbrannt werden; zu anderem ist er nichts nütze.[Seite 36]
Frage: „Was ist die Frucht vom menschlichen Baum?“
Antwort: „Es ist die Liebe zu Gott, es Ist die Liebe zur Menschheit, es ist, allen Menschen der Welt Gutes zu wünschen, es ist Dienst an der Menschheit, es ist Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, es ist Tugend und gute Moral, es ist Ergebung in Gott, es ist die Erziehung der Seelen; das sind die Früchte vom Baume des Menschen. Ohne diese ist er Holz und nichts anderes.“
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Das Herz muß notwendigerweise geistig sein. Ein Baum muß fruchtbar sein; er mag sehr groß und üppig grün sein und doch keine Früchte tragen. Die Früchte des Baumes vom menschlichen Leben sind die Liebe Gottes, magnetische, geistige Empfänglichkeit, himmlische Erleuchtung, Erkenntnis Gottes, lobenswerte Eigenschaften, gute Moral und gutes Betragen. Ein Mensch, dessen Lebensbaum solche Früchte hervorbringt, ist ein Bahá’i; sonst ist er von irdischer Erde, mit sich selbst beschäftigt, folgt den Befehlen seiner eigenen Wünsche und ist Mensch nur dem Namen nach. Wie Christus sagt: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
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Wenn die Frucht des Daseins des Menschen nicht Dienst ist an der Schwelle des Allmächtigen, so erkläre ich bei dem lebendigen, selbstbestehenden Gott, daß Leben Tod ist, Existenz Nichtexistenz, Nichtsein besser als Sein, Vergnügen Pein, Freude Schmerz und Unsterblichkeit Sterblichkeit. An diesem Hofe müssen wir demütig und gelassen sein, tätig und fortschrittlich, hellwach und gedankenvoll, vornehm und gut, gerade und strebsam. Dies ist das Ergebnis des Lebens! Dies ist die Frucht des unaufhörlichen Bestrebens! Dies ist der Preis, der gewonnen werden soll! Dies ist die Erleuchtung der Welt der Menschheit! Dies ist das ewige Leben! Dies ist die Erhabenheit der menschlichen Natur! Dies ist der himmlische Ruhm! Dies ist die strahlende Krone vom Königreich Abhá (der höchsten Schönheit)!
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Die Welt ist sterblich. In einem Augenblick wird sie vergehen; aber der Grundsatz der Gelassenheit und Ruhe ist die Seele der ewigen Welt. Wirkliches Leben ist das Leben des Geistes, während der Körper sterben muß, wenn sein Licht herabgebrannt ist. Darum — wie gering ist seine Wichtigkeit!
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Wisse wahrlich, Gott hat die Einsicht der Sehkraft vorgezogen; denn
die Sehkraft nimmt die materiellen Dinge wahr, während die Einsicht das
Geistige erfaßt. Jene bezeugt, die irdische Welt, während diese die Welt des
Königreiches erkennt. Das Urteil der Sehkraft ist zeitlich, aber die Vision
der Einsicht ist immerwährend.
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Ich hoffe, daß sich bestimmte Seelen erheben und zu leuchtenden Lampen werden für die Welt der Menschheit und zu gnadenvollem Geiste für den wunderbaren Körper; daß sie die Ursache werden mögen zur Reinigung der Seelen und das Mittel zur Heiligung der Herzen; - daß sie diese Welt als fliehenden Schatten erkennen mögen und die Ruhe und Behaglichkeit, die Vergnügungen und Annehmlichkeiten, Reichtum und Macht der Welt als Wogen des Meeres der Einbildungen; daß sie sich in solcher Weise erheben und nach den göttlichen Lehren und Ermahnungen Bahá’u’lláhs leben, daß sie wie der Morgenstern vom Horizont der Heiligkeit strahlen.
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Worte von Bahá’u’lláh:
O meine Diener! Die Ewige Schönheit befiehlt: Eilet zur Unsterblichkeit, Nähe und Gnade, weg von Wünschen, von Ferne und Achtlosigkeit. Seid ergeben wie die Erde, so daß die duftenden, heiligen, vielfarbenen Blüten Meiner Erkenntnis aus dem Boden des Daseins sprießen mögen. Seid entflammt wie das Feuer, so daß ihr die dichten Schleier zu verbrennen und die kalten und verhüllten Körper zu erquicken und beleben vermöget durch die Wärme der göttlichen Liebe. Seid rein wie die Luft, auf daß ihr in die heilige Stätte Meiner Freundschaft eintreten möget.
O Diener! Wenn ihr Kenntnis hättet von den Wundern Meiner Großmut und Gnade, welche Ich in euch gelegt habe, so würdet ihr euch sicherlich nach allen Richtungen frei machen; und wenn ihr euer eigenes Selbst zu erkennen sucht, das gleichbedeutend ist mit der Erkenntnis Meines Wesens, so werdet ihr finden, daß ihr unabhängig seid von allem außer Mir, und ihr werdet den Ozean Meiner Vorsehung und die Tiefe Meiner Wohltaten in euch selbst erkennen, mit euren äußeren und inneren Augen, so offenbar und klar, wie die Sonne vom Namen Abhá (der höchsten Schönheit) scheint. Verderbt euch nicht diese höchst wundervolle, heilige Stufe durch die Eingebungen des Aberglaubens und der Blindheit. Ihr seid wie ein Vogel, der in aller Freude und allem Duft in größter Sicherheit in der heiteren Luft des gepriesenen Einen umherschwebt. In der trügerischen Hoffnung auf Körner wendet er sich dann der Erde zu, und trotz allen Eifers beschmutzt er sich nur mit Staub und Kot. Wenn er dann versucht, wieder aufzufliegen, ist er dazu unfähig und sieht sich als Gefangenen, denn solange die Schwingen mit Wasser und Schmutz bedeckt sind, sind sie zum Fluge unfähig. So findet sich denn dieser Vogel des erhabenen Himmels als Bewohner der sterblichen Erde!
Nun, o Diener, beschmutzt eure Schwingen nicht mit dem Kot der
Achtlosigkeit und der Einbildungen
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und mit dem Staub von Feindseligkeit und Groll, so daß ihr nicht
beraubt und verhindert sein möget, euch in den heiligen Himmel der
Erkenntnis emporzuschwingen.
O Diener! Wenn ihr Sehkraft besitzt, so tretet ein in die Stadt des Sehens. Wenn ihr von den Hörenden seid, so schreitet in das Land des Hörens. Und wenn ihr Herzen habt, so wählet eure Stätte in der Feste der Sicheren, so daß ihr in diesen dunklen Tagen nicht abgehalten sein möget, die Lichter der Schönheit des Allerhöchsten zu bezeugen ...
O Diener! Schreibet die Ermahnungen des Geistes mit der Feder der Ergebung und der Tinte der Unterwerfung auf die Tafel eures Herzens und seid ihnen immer zugewandt, damit ihr nicht einen einzigen Buchstaben davon vernachlässigt, und nähert euch dem Wahrhaftigen mit aller Anstrengung, euch von allem außer ihm abwendend. Denn dies ist die Wurzel vom Blatt des Befehles, der auf dem göttlichen Baume gewachsen ist...
Diese Welt ist eine Schaustellung ohne Wirklichkeit und eine Nichtexistenz, in die Form einer Existenz gekleidet. Hänget eure Herzen nicht daran und seid nicht von denen, die achtlos sind.
Wahrlich, Ich sage, die Welt gleicht einer Fata Morgana, die Wasser zeigt. Die Dürstenden suchen es mit vielen Anstrengungen, aber wenn sie es erreichen, bleibt ihr Sehnen ungestillt.
Und weiter ist sie wie das Bild einer Geliebten ohne Leben und Seele; wenn der Liebende zu ihm gelangt, findet er, daß es keinen Wert und Gehalt hat; es beschert ihm nichts als großen Schmerz und Verzweiflung.
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Zu Beginn seines Lebens war der Mensch im Mutterleibe. In der Welt des Mutterleibes erhielt er Fähigkeiten und Vorbereitung für diese Welt. Die für diese Welt notwendigen Kräfte und Fähigkeiten erlangte er dort. In dieser Welt brauchte er Augen; er erhielt sie, potentiell1), in der andern. Er brauchte Ohren, darum erhielt er sie, potentiell, in der Welt des Mutterleibes. Alle Fähigkeiten, deren er in dieser Welt bedurfte, erreicht er potentiell in der Welt des Mutterleibes. In der Welt des Mutterleibes wurde er darum vorbereitet für diese Welt; so fand er, als er in diese Welt kam, daß alle notwendigen Kräfte für ihn vorbereitet waren.
Darum muß er sich in dieser Welt auch vorbereiten und reif werden für
das Leben nachher. Das, was er in der Welt des Königreiches braucht, muß
er hier erlangen. Gerade wie er sich durch die Erwerbung der notwendigen
Kräfte für diese Welt in der Welt des Mutterleibes vorbereitete, ist es
notwendig, daß er sich in gleicher Weise für das Königreich vorbereitet,
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— die Kräfte, die er dort braucht, muß er hier erlangen.
Was braucht er im Königreich, nachdem er in die andere Welt versetzt worden ist? Jene Welt ist eine Welt der Heiligkeit; darum ist es notwendig, daß er Heiligkeit in dieser Welt erlangt. In jener Welt ist Leuchten notwendig, darum muß Leuchten in dieser Welt erlangt werden. In jener Welt ist Geistigkeit notwendig; darum muß er sie in dieser Welt erlangen. In jener Welt ist Glaube und Sicherheit, die Erkenntnis Gottes, die Liebe zu Gott notwendig. Diese muß er in dieser Welt erlangen, so daß er finden wird, nachdem er von dieser sterblichen zu der unsterblichen aufgestiegen ist, daß alles, was in jenem ewigen Leben notwendig ist, für ihn bereit ist.
Es ist selbstverständlich, daß jene Welt eine Welt des Lichtes ist; darum ist Erleuchtung notwendig. Jene Welt ist eine Welt der Liebe, folglich ist Liebe zu Gott notwendig. Jene Welt ist eine Welt der Vollkommenheit: vollendet gute Eigenschaften müssen erlangt werden. Jene Welt ist eine Welt des Atems des heiligen Geistes, und in dieser Welt muß die Berührung mit Ihm erlangt werden. Jene Welt ist eine Welt des ewigen Lebens. In dieser Welt muß der Mensch es erreichen. Aber wie kann er das? Durch, welches Mittel kann er diese Dinge erreichen? Wie kann er diese gnadenvolle Macht erlangen?
Erstens durch die Erkenntnis Gottes. Zweitens durch die Liebe zu Gott. Drittens durch Glauben. Viertens durch menschenfreundliche Taten. Fünftens durch Selbstaufopferung. Sechstens durch Trennung von dieser Welt. Siebtens durch Heiligkeit. Wenn er nicht diese Kräfte erlangt, wenn er nicht diese Forderungen erfüllt, so wird er sicherlich vom ewigen Leben enttäuscht sein. Aber wenn er die Erkenntnis Gottes erlangt, wenn er durch das Feuer der Liebe Gottes entzündet wird, die großen und mächtigen Zeichen bezeugt, die Ursache von Liebe unter den Menschen wird und in äußerster Heiligkeit lebt, wird er sicherlich die zweite Geburt erreichen, wird mit dem heiligen Geiste getauft werden und ewiges Leben haben.
Lob und Preis sei Gott, daß Bahá’u’lláh einen Tisch vor uns
aufgerichtet hat, auf dem jede Art von Nahrung zu finden ist. Da ist
die Speise des Glaubens und der Sicherheit, die Nahrung der göttlichen
Tugenden, das Brot der Liebe Gottes, das Fleisch der frohen Botschaften
vom Königreiche Abhá (der höchsten Schönheit), die Lebensmittel der
Trennung (von den vergänglichen Dingen), die Speisen von Entzündung
und Hingezogensein (zum Göttlichen), die Nahrung der Heiligung und
Heiligkeit, das Gericht der Verbundenheit mit den Wohlgerüchen des
Wesens Gottes, die Nahrung des Atems des heiligen Geistes, die Speise ewigen
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Lebens und die Nahrung des Lehrens der Sache Gottes und der Verbreitung
der Religion Gottes. Kurz, es finden sich auf diesem Tisch alle Arten von
geistiger Nahrung, welche das wirkliche Mahl des Herrn bilden.
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Ein materieller Mensch läßt sich quälen und beunruhigen durch Kleinigkeiten, aber ein geistiger Mensch ist immer, unter allen Umständen, gelassen und ruhig.
Wenn ein Mensch im Dienste am Königreich bestätigt wird, so haben seine weltlichen Angelegenheiten nur untergeordnete Bedeutung. Die größte Gabe, die eine Seele in dieser Welt erlangen kann, ist es, das Leben, alle Kräfte, alle Güter, den Leib, Herz und Geist auf dem Pfade des Dienstes für die Gesegnete Vollkommenheit einzusetzen und am Lebensabend den Kelch des Märtyrertums zu trinken. Dies ist wahrlich die gesegnetste Stufe, der erhabenste Gipfel der Vervollkommnung!
Gibt es eine größere und qualvollere Reue in der Welt, als seine körperlichen Kräfte auf dem schlimmen Wege der Gier, sündiger Leidenschaften, zügelloser Wünsche und der Leichtfertigkeiten der Zeit vergeudet zu haben! Ich erkläre es bei Gott! Und wie kläglich, den letzten Hoffnungsschimmer in solchem Leben ersterben zu sehen! Denn wenn der letzte Vorhang fällt über solch einem verfehlten Leben, so findet der Mensch mit größter Gewissensreue seine Nerven zugrunde gerichtet, seine Hilfsquellen versiegt, sein Vermögen zerstört, seine Hoffnungen , unerfüllt, seine Möglichkeiten verpaßt, seine Träume unverwirklicht, seine Energien verschwendet und das Licht seines Geistes erloschen! Was waren die Ergebnisse seiner Taten? Was die Endsumme seiner Gedanken? Was die Ernte aus der Saat wilden Hafers? Wo ist der Mensch mit dem Streben seiner Jugend? In welchen Haufen von Schmutz und Wasser warf er die strahlenden Edelsteine seiner Ideale? Was tat er mit seiner von Gott gegebenen Intelligenz? Er hat in der Tat ein unfruchtbares Leben gelebt und sich an die Einflüsterungen seiner Leidenschaften und die Befriedung von selbstischen Neigungen gehalten. Sein Leben kam zu einem tragischen Ende, erfüllt von Bedauern und Reue! Wahrlich, dies ist ein klarer, offensichtlicher Verlust!
Aber, auf der andern Seite, wie ruhmreich ist das Leben eines Menschen,
wenn er gegen die letzten Tage seines irdischen Daseins mit tiefer Freude
sagen kann, daß er, gelobt sei Gott, durch den Beistand des Allmächtigen,
glücklich gewesen ist und all seine Güter, sein Leben, seinen Geist,
seinen Körper und all seine Fähigkeiten im Pfade der Liebe Gottes
hingegeben und dabei alle Arten von Verfolgungen; Schmähungen und Leiden
mit der Ruhe der
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bewußten Sicherheit hingenommen hat und standhaft und fest in der Sache
Gottes gewesen ist bis zu seinem letzten Atemzug...
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Als wir in Bagdad lebten, kam einer der angesehensten Männer von Persien dorthin. Er sprach bei Bahá’u’lláh vor, und da er oft zu kommen pflegte, schloß ich mich ihm an. Schließlich liebte ich ihn sehr, und da er kein Bahá’i war, sprach ich mit ihm über die Sache. Ich sagte ihm folgendes:
„Mein Freund, das Ziel dieses Lebens ist nicht die Erlangung von Reichtum, Ehre und Ruhm, nicht die Entfaltung tierischer Eigenschaften wie Essen, Schlafen und weltlichen Vergnügungen nachzugehen. Solches zweck- und geschmackloses Streben schickt sich nicht für den Menschen, welcher mit göttlichem Glanz und leuchtender Sehnsucht begabt wurde. Das Ziel dieses Lebens ist die Erlangung des Geistes, die Offenbarung der Gottesfurcht, die Erlangung der Erkenntnis Gottes, das Erreichen der Liebe zu Gott, die Erwerbung des Wohlgefallens des Herrn der Menschheit. Wenn ein Mensch sich mit diesen gottähnlichen Eigenschaften kennzeichnet, so wird er von allen Fesseln dieser sterblichen Welt frei werden, das Licht Gottes wird in seinem Herzen scheinen, er wird die Stimme der himmlischen Engel hören, er wird umgeben sein von den Bestätigungen des heiligen Geistes, er wird ein strahlender Mittelpunkt der vollkommenen Namen und Eigenschaften des Gnadenvollen werden und ein Licht, durch das die Dunkelheit der Welt der Menschheit zerstreut wird.“
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Wenn ein Mensch durstig ist, trinkt er Wasser. Wenn er hungrig ist, nimmt er Speise zu sich. Aber wenn ein Mensch nicht durstig ist, so freut er sich nicht über Wasser, und wenn sein Hunger gestillt ist, so widersteht ihm die Speise.
Nicht so ist es mit geistigen Freuden. Geistige Genüsse bringen immer
Freude. Die Liebe Gottes bringt endloses Glück. Dies sind Freuden, die
durch sich selbst bestehen, und nicht nur Erleichterungen. Das Leben der
Tiere ist einfacher als das der Menschen. In allem, wessen die Tiere
bedürfen, ist für sie vorgesorgt. Alle Gräser der Wiesen sind für sie
bestimmt. Die Vögel bauen ihre Nester in den Ästen der Bäume, und die
Paläste der Könige sind nicht so schön. Wenn irdische Bedürfnisse alles
wären, so wären die Tiere besser versorgt als die Menschen. Aber die
Menschen haben eine andere Speise, das himmlische Manna der Erkenntnis
Gottes. Alle göttlichen Propheten und alle Offenbarungen erschienen in
der Welt, damit dieses himmlische Manna den Menschen gegeben werden möge.
Dies ist die Speise, welche geistiges Wachstum und Stärke bewirkt und
reine Erleuchtung den Seelen der Menschen
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bringt. Sie werden erfüllt von dem Atem des heiligen Geistes. Sie wachsen
in der Erkenntnis Gottes und in jenen Tugenden, welche zur wahren
Menschlichkeit gehören. Sie kommen dem Bild und Gleichnis Gottes nahe.
Welche Freude könnte größer sein als diese? Wenn sie um Gottes Gunst an der göttlichen Schwelle flehen, so wird ihr Geist frei, sie gehen ein in geistige Freuden und machen Entdeckungen. Dadurch erfreuen sie sich an Verzückungen des Geistes und sehen die Welt erleuchtet. Sie sind ganz auf die Güte Gottes gestimmt und sehen sie von Angesicht zu Angesicht und erlangen in sich die Tugenden der Offenbarer. Dies ist es, was der Mensch nach der höchsten Hoffnung der Heiligen erreichen soll.
"Wenn der Mensch nicht diese Erleuchtung und diese Gaben erreichen könnte, wäre das Mineralreich besser als er, denn dieses ist in keiner Weise fehlerhaft. Wenn der Mensch der Erleuchtung Gottes ermangelt, so fühlt er seinerseits Mangel und Unzulänglichkeit.
Gott legt einen heiligen Geist in uns, — den Menschengeist mit seinen Verstandesfähigkeiten, welche über den Fähigkeiten der Natur stehen. Durch diese genießt er die Verzückungen des Geistes und sieht die Welt erleuchtet. Der Baum und der Stein haben nicht diese Fähigkeit; sie haben keinen Verstand und keine Seele; darum haben sie keine Verpflichtung. Wir aber haben Verpflichtungen. Diese Macht gibt dem Menschen wirkliche Kontrolle über die Natur. Sie befähigt ihn, Gesetze zu entdecken und Unsichtbares in den Bereich des Sichtbaren zu bringen. Ebenso ist er durch sie befähigt, dem Willen Gottes Gehorsam zu leisten und das Materielle nach ihm zu gestalten. Dies ist es, was Bahá’u’lláh meint, wenn Er sagt: „Wahrlich, Wir haben dich reich erschaffen, warum machst du dich selbst arm?“ Und Jesus Christus, wenn Er sagte: „Der Vater ist in Mir und Ich bin in euch.“ Es war durch diese Macht, daß Bahá’u’lláh sagte: „Edel habe Ich euch erschaffen, warum erniedrigt ihr euch selbst?“ Durch diese Macht seid ihr von allen anderen Geschöpfen unterschieden, warum wendet ihr sie nur in euren materiellen Angelegenheiten an? Diese Macht ist es, welche zur Erlangung und zur Offenbarung der Gaben Gottes gebraucht werden sollte, damit ihr das Königreich Gottes unter den Menschen errichten und Glück in beiden Welten, der sichtbaren und der unsichtbaren, erreichen möget.
Auf die Frage: „Wie kann ein Mensch, der Gott nicht kennt, es als Strafe empfinden, ohne diese Kenntnis zu sein?“ antwortete 'Abdu'l-Bahá:
„Kein Mensch kann glücklich sein ohne Gott, wenn er auch nicht wissen mag, weshalb er sich elend fühlt.“
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Die Seele des Menschen sollte glücklich sein, gleichgültig, wo er sich
befindet: Man muß zu einem solchen Zustand von innerer Glückseligkeit
und innerem Frieden gelangen, daß äußere Umstände die geistige Gemütsruhe
und Freudigkeit nicht zu verändern vermögen. Niemand kann sich
einen schlimmeren Ort vorstellen als die Baracken von Akka. Das Klima
war schlecht, das Wasser war nicht besser. Die Umgebung war verschmutzt
und unsauber, die Behandlung durch die Beamten unerträglich, und wir
galten als Feinde der Religion und Verderber der Moral.
Die Regierung hatte Befehl gegeben, daß während unserem Aufenthalt in Akka keiner mit uns spreche, und daß auch wir nicht untereinander sprechen. Nachdem wir in Akka angekommen waren, stellte sich heraus, daß nicht genügend Räume in den Baracken vorhanden waren, um uns einzeln einzusperren; darum wurden wir alle in zwei Räumen untergebracht, die überhaupt kein Möbelstück enthielten. Der Hof vor den Baracken bot einen sehr düsteren Anblick. Es waren da drei oder vier Feigenbäume, auf deren Zweigen mehrere Eulen jede Nacht ihr unheilvolles Geschrei erhoben. Alle wurden krank, und wir hatten weder Vorräte noch Medizin. Am Eingang zu den Baracken lag das Zimmer eines Leichenbestatters. Es war ein schrecklicher Raum, und doch lebte ich dort zwei Jahre in größtem Glück. Bis dahin hatte ich nie Zeit gehabt, den Koran vom Anfang bis zum Ende zu lesen, aber damals hatte ich reichlich Zeit, und so las ich dieses heilige Buch mit Eifer und Begeisterung. Als ich über die Vorfälle und Ereignisse aus dem Leben von früheren Propheten las und fand, wie gleichlaufend sie waren mit denen aus Bahá’u’lláhs Leben, war ich getröstet und ermutigt. Ich las zum Beispiel den folgenden Vers: „Wie gedankenlos sind doch die Menschen! Wenn immer ein Prophet ihnen gesandt wird, so verlachen oder verfolgen sie ihn.“ Und dann las ich den Vers: „Wahrlich, unsere Heerscharen werden siegreich sein über sie.“
Ich war sehr glücklich während dieser Zeit, denn ich war ein freier Mann. Eingeschlossen in diesem Raum, schweifte mein Geist durch die Unendlichkeit des Weltenraumes. Zu Nachtzeit stieg ich auf das Dach und hielt Zwiesprache mit den zahllosen Sternen. Welch ein göttliches Fest! Welch eine geistige Freiheit! Welch beseligende Wonne! Welch eine überirdische Herrschaft!
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Gott hat dem Menschen ein Herz gegeben, und das Herz muß eine Bindung
an irgend etwas haben. Wir haben gesehen, daß nichts der Ergebung
unseres Herzens würdig ist, außer der Wirklichkeit, denn alles außer
ihr ist der Vergänglichkeit geweiht. Darum
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kommt das Herz nie zur Ruhe und findet nie wahre Freude und wirkliches
Glück, ehe es sich mit dem Ewigen verbindet. Wie töricht der Vogel,
der sein Nest auf einem Baume baut, der zugrunde gehen kann, während
er dieses Nest in einem immergrünen Paradiesgarten bauen könnte!
Der Mensch muß sich an die unendliche Wirklichkeit binden, auf daß sein Ruhm, seine Freude und sein Fortschritt unendlich sein mögen. Nur der Geist ist wirklich, alles andere ist schattenhaft. Alle Körper werden schließlich in ihre Bestandteile aufgelöst; nur die Wirklichkeit bleibt bestehen. Alle physische Vollkommenheit geht zu Ende; aber die göttlichen Tugenden sind endlos. Wie viele Könige herrschten in Pracht und Verschwendung, und nach kurzer Zeit war alles verschwunden! Ihr Ruhm und ihre Ehre sind vergessen. Wo sind diese Herrscher jetzt? Aber diejenigen, die Diener der göttlichen Schönheit gewesen sind, werden niemals vergessen. Die Frucht ihres Wirkens ist überall sichtbar. Wo ist der König, der vor zweitausend Jahren lebte und dessen Königreich weiterlebt in den Herzen der Menschen? Aber jene Jünger, die Gott ergeben waren, die weder Vermögen noch Ansehen besaßen, sind heute fruchttragende Bäume. Ihr Banner erhob sich höher Tag für Tag.
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Die Welt braucht mehr Glück und Erleuchtung. Der Stern des Glücklichseins ist in jedem Herzen, nur müssen wir die Wolken vertreiben, damit er strahlend zu leuchten vermag. Glück ist ein innerer Zustand, Wenn er einmal errungen ist, wird der Mensch zu den höchsten Höhen der Glückseligkeit aufsteigen. Ein wirklich glücklicher Mensch wird den Wechselfällen des Lebens nicht mehr untertan sein. Wie ein unvergänglicher König wird er auf dem Thron der festgegründeten Wirklichkeit sitzen. Er wird den äußeren, wechselnden Umständen unzugänglich sein und durch seine Taten und Handlungen andere glücklich machen. Ein Bahá’i muß glücklich sein, denn die Segnungen Gottes sind ihm verliehen.
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Wisse, daß es zwei Arten von Glück gibt — eine geistige und eine materielle.
Was das materielle Glück betrifft, so existiert es niemals wirklich; nein,
vielmehr ist es nichts als Einbildung, nur ein im Spiegel gesehenes Bild,
ein Gespenst und Schatten. Betrachte die Art des materiellen Glückes. Es ist
etwas, was kaum unsere Betrübnisse mildern kann; und doch bilden die
Menschen sich ein, es sei Freude, Entzücken, Frohlocken und Segnung. Alle
materiellen Wohltaten, wie Essen, Trinken und so weiter, zielen nur
darauf, Hunger und Durst zu stillen
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und Müdigkeit zu beheben. Sie geben dem Verstand keine Wonne und der
Seele keine Freude, nein, sie dienen nur den körperlichen Bedürfnissen.
Darum hat diese Art von Glück keine wirkliche Existenz.
Was das geistige Glück betrifft, so ist es die wirkliche Grundlage, auf der das Menschenleben ruht, denn das Leben wurde zum Glück erschaffen, nicht zum Leid; zur Freude, nicht zum Kummer. Glück ist Leben, Leid ist Tod. Geistiges Glück ist ewiges Leben. Dies ist ein Licht, welchem keine Dunkelheit folgt. Dies ist eine Ehre, welcher keine Schande folgt. Dies ist ein Leben, welchem kein Tod folgt. Dies ist ein Sein, welchem keine Vernichtung folgt. Dieser große Segen und diese kostbare Gabe kann vom Menschen nur durch die Führung Gottes erlangt werden.
Geistiges Glück ist Licht, Leid aber ist Dunkelheit.
Dieses Glück ist frohe Botschaft, Leid aber ist Enttäuschung.
Dieses Glück ist das Königreich, Leid aber ist die irdische Welt.
Dieses Glück ist der Urgrund, aus dem der Mensch erschaffen wurde, aus dem Welten entstanden, dem alle Lebewesen ihr Dasein verdanken und aus dem die Welt Gottes erscheint wie die strahlende Mittagssonne.
Dieses Glück ist die Liebe Gottes.
Dieses Glück ist die ewige Macht, deren glänzende Spuren aus den Tempeln der Einheit hervorscheinen.
Wäre es nicht um dieses Glückes willen, die Welt des Daseins wäre nicht erschaffen worden.
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O mein Bruder, wenn ein Suchender sich den Stufen der Forschung zuwenden
und den Pfad der Erkenntnis des Königs der Präexistenz beschreiten
will, dann muß er zuerst sein Herz läutern und reinigen — denn das Herz
ist die Stätte der Erscheinung und Ausstrahlung des Glanzes der
verborgenen Mysterien der Göttlichkeit — und er muß seine Brust veredeln
und läutern — denn sie ist der Thron für den Eintritt und die Errichtung
der Liebe des ewigen Geliebten — läutern von allem trüben Staub erworbener
Gelehrsamkeit und von den Spuren satanischer Erscheinungen. Und
ebenso muß er sein Herz von der Bindung an Wasser und Schmutz lösen,
d. h. von trügerischen Formen und geisterhaften Vorstellungen, in solcher
Weise, daß keine Spur von Liebe oder Haß in dem Herzen verbleibe, damit
nicht Liebe ihn veranlasse, sich einer Richtung ohne Führung hinzuneigen,
oder der Haß ihn verhindere, sich einer anderen Richtung zuzuwenden,
wie ja in diesen Tagen die meisten des unsterblichen Antlitzes und der
Schwelle der Bedeutung wegen dieser beiden Neigungen beraubt sind und
ohne Hirten in der Wüste des Irrtums und der Vergeßlichkeit umherstreifen.
Er sollte allezeit Gott vertrauen und sich abwenden von den
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Geschöpfen; er sollte getrennt und losgelöst sein von der Welt des Staubes
und vereint mit dem König der Könige; nicht sich selbst anderen vorziehen,
sondern die Tafel seines Herzens von Stolz und Hochmut reinigen; sein Herz
mit Geduld und Selbstbeherrschung erfüllen, Schweigen halten und unnötiges
Reden vermeiden, denn die Zunge ist oft ein verzehrendes Feuer und Beredsamkeit
ein tödliches Gift. Materielles Feuer verzehrt die Materie, aber das Feuer
der Zunge verzehrt Seele und Verstand. Die Wirkung des ersteren vergeht nach
kurzer Zeit, aber die des letzteren kann hundert Jahre fortbestehen.
Er sollte Verleumdung als schweren Fehler betrachten und nie in diesen Hof eintreten, denn Verleumdung erstickt das strahlende Licht des Herzens und läßt das Leben der Seele erstarren. Er sollte sich mit wenigem begnügen und frei sein von Geiz; er sollte Nutzen ziehen aus dem Zusammensein mit den Losgelösten und sollte die Zurückgezogenheit von hochmütigen und weltlichen Menschen als Gewinn erachten. In der Morgendämmerung sollte er sich der Andacht widmen und den einen Geliebten aus ganzer Seele und mit allen Kräften suchen; er sollte Achtlosigkeit mit dem Feuer der Liebe und Lobpreisung verzehren; und alles außer Gott sollte er mit der Schnelligkeit des Blitzes übergehen; er sollte den Armen einen Teil geben und den Unglücklichen Wohltaten nicht verweigern. Er sollte gütig sein zu Tieren, wie viel mehr zu Menschen, und besonders zu den Anhängern des Bayán2); er sollte nicht zögern, sein Leben für den einen Geliebten zu geben, und sich nicht von dem einen Wahren abwenden, wenn die Menschen ihn tadeln. Er sollte für andere nur wünschen, was er für sich selbst wünscht, und nie versprechen, was er nicht halten kann; er sollte sich mit aller Entschiedenheit fern halten von Übeltätern und um Gottes Vergebung für sie bitten; er sollte den Sündern verzeihen und sie nicht verachten, denn unbekannt ist das Ende. Manch ein Sünder hat das tiefste Wesen des Glaubens erfaßt und trinkt zur Stunde seines Todes den Wein der Unsterblichkeit und eilt zur höchsten Schar, während manch ein Gläubiger und Gehorsamer zur Zeit des Hinscheidens seiner Seele in Gottferne gerät und in den Niederungen des Feuers wohnt. Mit einem Wort, der Pilger und Sucher sollte wissen, daß alles außer Gott sterblich ist, und er sollte alles außer dem einen Angebeteten als nichts betrachten.
Aus all diesen Bedingungen bilden sich die Eigenschaften der Erhabenen
und die Natur der Geistigen. Dies wurde schon erwähnt hinsichtlich der
Erfordernisse für den Strebenden und des Verhaltens der Pilger auf dem
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Höhenpfade positiven Wissens. Wenn diese Bedingungen durch einen aufrichtig
Suchenden und einen unaufhaltsam Pilgernden erfüllt werden,
dann wird die Bezeichnung „Strebender“ wahr für ihn. Wird er bestätigt
in der Erfüllung des Verses „Diejenigen, welche in Uns streben“, so wird
er sich bestimmt auch der frohen Botschaften des Verses erfreuen „Wir
werden sie auf unseren Weg führen“.
Wenn die Fackel des Suchens, der Trennung, der Sehnsucht, des Eifers, der Liebe, des Entzückens, des Hingezogenseins und der Ergebung in den Herzen entzündet ist und der Atem der Liebe aus der Himmelsrichtung der Einheit weht, dann wird die Dunkelheit des Irrtums, des Zweifels und der Unsicherheit zerstreut, und das Licht des Wissens und der Sicherheit wird alle Pfeiler des Daseins umgeben. Dann wird der ideale Herold wie der helle Morgen mit geistigen frohen Botschaften von der göttlichen Stadt herabkommen und Herz, Seele und Geist aus dem Schlaf der Nachlässigkeit mit der Posaune des Wissens erwecken. Dann werden die Gnaden und Bestätigungen des heiligen Geistes solch ein neues Leben verleihen, daß man bei sich selbst ein neues Seh- und Hörvermögen, ein neues Herz und neuen Verstand finden und alle Aufmerksamkeit auf die klaren, allumfassenden Zeichen und die verborgenen eigenen Geheimnisse richten wird.
- (Bahá’u’lláh)
(Fortsetzung folgt)
1) der Fähigkeit nach vorhanden.
2) Titel des vom Báb geoffenbarten Buches.
AUS EINER REDE 'ABDU'L-BAHÁ’S[Bearbeiten]
in Los Angeles am 19. Oktober 1912*)
Blicket nicht kleinmütig auf eure geringe Zahl. Eine große Zahl von Menschen in den Versammlungen zu haben, ist nicht das Wichtigste. Die Hauptsache ist vielmehr die Gabe Gottes — die Bestätigung des himmlischen Königreiches. Betrachtet die vergangenen Zeiten. Wie oft kam es vor, daß sich eine kleine Vereinigung derart erweiterte, daß sie zuletzt alle Nationen und Religionen umfaßte. Daher müssen wir auf die Herzen blicken und nicht auf eine große Zahl von Menschen. Eine kleine Anzahl Seelen mit reinen und gütigen Herzen ist in ihrer Charakterstärke so viel wert als die gesamte Bevölkerung der Erde.
Bedenket, welch eine Zahl von Jüngern es war, die sich 50 Tage nach der
Kreuzigung Christi in der Nähe von Jaffa auf dem Berg der Verklärung
versammelte. Es waren nur elf Jünger, die sich dort zusammenfanden;
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aber sie versammelten sich mit reinen Herzen, aufrichtigen Absichten und
freudig im Geiste. Ohne irgendwelche Besorgnisse zu zeigen und ohne
selbstsüchtige Absichten versammelte sich diese kleine Schar in größter
Aufrichtigkeit auf diesem Berge. Durch die Herzensreinheit dieser Seelen,
durch ihre Zuversicht, ihr Vertrauen und die Anziehung, die sie auf die Herzen
der Menschen ausübten, wurde die Welt erleuchtet. Das Christentum
wurde verbreitet, das römische Reich christianisiert. Mit andern Worten,
die Erleuchtung, welche von Christus ausging, erleuchtete alle Regionen.
Dies waren die gesegneten Früchte der Versammlung jener elf Seelen auf
dem Berg der Verklärung. Jene Versammlung wurde in größter Reinheit
und Aufrichtigkeit, voll Glaube, Eifer und Zuversicht gehalten. Darum
verfehlte sie auch ihre Wirkung nicht, denn durch sie wurden diese großen
Erfolge erzielt.
Deshalb sage ich noch einmal, blicket nicht auf die beschränkte Zahl von Gläubigen und bedauert nicht, daß es euch nicht möglich ist, die gleich großen Versammlungen zu haben wie die anderen Gemeinden. Bedenket, daß die Bedeutung dieser Sache nicht an die Zahl ihrer Gläubigen gebunden ist. Von Wichtigkeit aber ist: der Glaube, die Gewißheit, die Wahrheitsliebe, die Standhaftigkeit und die Selbstaufopferung auf dem Pfade Gottes, durch die wir zu dem Königreiche Abhá gelangen. Bedenket, daß, wo dies auch nur von zwei Personen erreicht wird, die Geisteskraft dieser zwei Menschen so viel wert ist als die ganze Welt.
Aus diesem Grunde bete ich für euch um Stärkung und Beistand, damit euch die erhebende Hilfe Bahá’u’lláhs zuteil werde; damit euch die Heerscharen des Königreiches Abhá neue Kraft geben und ihr Hilfe und Beistand erlangt durch die mächtigen Engel Gottes. Seid dessen versichert, daß ihr den Sieg davontragen werdet und daß euch Festigung zuteil wird.
Von größter Wichtigkeit ist aber, daß ihr einig seid. Ihr müßt euch in
einem Zustand der größten Einigkeit und Harmonie befinden. Ihr müßt
einander lieben. Ihr müßt euch füreinander opfern. Wenn ihr an irgend
jemand unter euch Mängel oder Fehler beobachtet, so vergebt ihm so viel
als möglich und seid nicht abstoßend und hart gegen solche Freunde. Falls
ihr es für nötig haltet, jemand zu ermahnen, so kleidet eure
Ermahnungen in Symbole, sagt sie nicht frei heraus, damit nicht irgend
ein Herz damit betrübt werde. Bedenket, daß es in dieser Welt nichts
Schlimmeres gibt, als das Herz eines Menschen zu kränken; denn des Menschen
Herz ist der Wohnort des Barmherzigen, und der Mensch darf den Wohnort
des Barmherzigen auf keinen Fall beunruhigen. Der Mensch
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muß immer bestrebt sein, die Herzen seiner Nebenmenschen zu erfreuen,
ihren Geist zu erheitern, ihnen strahlende Gedanken zuzusenden und für
die andern die Ursache des Trostes und der Ruhe zu sein. Dieser Art ist
die Stellung, die ein Bahá’i einzunehmen hat, und dies ist der höchste
Wunsch derer, die Gottes Ebenbild sind.
Die Freunde Gottes in Persien haben jetzt einen solchen Grad der Geistigkeit erlangt, daß jeder Gläubige bereit ist, sein Leben für die andern zu opfern. Jeder einzelne Gläubige betrachtet sich als Diener der andern. Wie viele der persischen Edelleute sind nun im Dienste der Armen beschäftigt! Wie viele dieser Geliebten benehmen sich äußerst demütig und unterwürfig gegenüber den Niedrigen! Und warum tun sie dies? Um der Liebe Gottes willen. Um der Aufrichtigkeit des Glaubens und der Gewißheit willen.
Alle Menschen der Welt blicken auf uns. Sie beobachten die Früchte unseres Lebens, unseren Charakter, unsere Eigenschaften und unser Benehmen. Weil sie nun alle auf uns blicken, müssen wir derart leben und handeln, daß wir nicht zur Erniedrigung der Sache Gottes werden. Nein, im Gegenteil, wir müssen so leben und handeln, daß wir zur Ursache der Verherrlichung Gottes werden. Tun wir dies nicht, wie können wir alsdann erwarten, Sein Angesicht in Seinem Königreich zu sehen? Womit wollen wir uns entschuldigen? Hat uns Bahá’u’lláh nicht durch Seine Taten gelehrt? Lehrte Er uns nicht durch Seine Selbstaufopferung, durch Seine Prüfungen und Leiden, die Er ertrug? Dies dürfen wir nicht vergessen.
Danket Gott, daß Er uns diese große Gabe und Gnade zuteil werden
ließ. Laßt uns Ihm danken, daß wir durch Seine Gnade unter diesem
Baum des Lebens Schutz fanden. Laßt uns Ihm danken, daß Er uns in Sein
Königreich aufgenommen hat. Laßt uns Ihm danken, daß Er uns auserwählt
hat und mit dem begünstigt hat, was von jeher das Ziel Seiner
Heiligen war. Laßt uns Ihm danken, daß er, trotz unserem Mangel
an Fähigkeiten, jegliche Art von Güte und Gnade über uns ausgoß
und uns Seine reichlichen Gaben offenbarte. Er bereitete für uns
das Gute beider Welten vor. Er bereitete für uns ewige Ehren vor,
denn Er gab uns ewiges Leben. Er erwählte uns aus allen Nationen
der Welt und veranlaßte, daß wir das erlangten, was das Höchste
ist für die Menschheit. Danket Gott, daß ihr solches erlangt habt. Danket
Ihm dafür, daß Er euch eine solche Führung zuteil werden ließ. Strebet
euer ganzes Leben lang darnach, das Banner dieser großen Führung
hochzuhalten. Strebet darnach, die Ursache der Erleuchtung des Ostens und
des Westens und der Vereinigung aller Nationen zu werden. Bemühet
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euch aufs äußerste, daß ihr zum Mittel der Offenbarung geistiger
Eigenschaften werdet. Strebet von ganzem Herzen darnach, daß ihr
durchdrungen werdet von den Eigenschaften des Barmherzigen, daß ihr
euch vor den andern Menschen auszeichnet in allen Tugenden und daß ihr
angezogen und in Glut gesetzt werdet von dem Feuer der Liebe Gottes.
*) Erstmals veröffentlicht in „Sonne der Wahrheit“, I. Jahrgang, Seite 115.
UNSER WEG[Bearbeiten]
Vortrag vom 26. April 1947 anläßlich der Jahrestagung der deutschen Bahá’i in Stuttgart
Von Dr. Adelbert Mühlschlegel
Rings um uns wüten noch Chaos und Katastrophen. Noch können
menschliche Augen ein Ende kaum ermessen. Immer wieder bricht etwas
zusammen, was seither noch durchgehalten hatte: Völker, Städte,
Einrichtungen, Gesellschaftsordnungen, Systeme, Wertungen, Ideale,
Menschenleben. Ein Zeitalter geht zu Ende. Seine Trümmer fliegen
rings um uns her, sein Krachen und Bersten gellt in unseren Ohren,
sein Schutt hemmt unsern Schritt, sein Staub verdunkelt unsern
Blick, sein Wimmern und Stöhnen ergreift unser Herz. Hoffnungsvoll
suchen die Augen derer, die sich um einen Ausweg mühen, durch
das Düster hindurch nach Licht, nach dem Weg, der durch Untergang zur
Rettung führt, nach der Wahrheit, die hinter all diesem Grauen doch
ordnet und waltet, nach dem Leben, das echt und unvergänglich alles
erneuert und überdauert.
Wann wird solch eine bessere Zeit auf die gequälte Menschheit herabkommen?
Vielleicht zwei Milliarden Jahre ist diese Erde alt. Aus Urnebel hat sich nach langen Aeonen das erste Leben durchgerungen, und wiederum nach langen Epochen ist schließlich der erste Mensch erstanden, der Mensch, die Krone dieses langen Werdens und Mühens, der Herrscher der Erde. Er trägt in sich die Elemente des Mineralreichs, des Pflanzenreichs, des Tierreichs. Dazu hat er noch eine neue Fähigkeit, die bisher noch nicht die Erde erhellt hatte: das ichbewußte Denken. Und noch mehr schlummert in ihm: die Kraft der Wahrnehmung geistiger, kosmischer Schwingungen, im allgemeinen als Intuition und Inspiration bezeichnet.
Viele Jahrtausende schon sind es her, daß der Mensch mit diesen Fähigkeiten
in Ländern und Zeiten, die
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besonders gesegnet sind, das zu schaffen begann, was wir Kultur und
Zivilisation nennen. Solche Kulturen im weiten Asien, in Europa, in
Nordafrika, in Amerika — wuchsen auf, eroberten die Nachbarländer, schufen
herrliche Werke, blühten, reiften, welkten und versanken. Viele bestanden
und bestehen noch nebeneinander, und ihre Verbindungen unter
sich wurden mit der Zeit immer breiter und inniger, denn allmählich
schrumpft ja die Erde zusammen. Wir fliegen in wenigen Tagen um sie
herum. Was heute in einem fernen Land geschieht, erfahren wir schon
am gleichen Tag. So kann ein Land vom andern sich nicht mehr so
abschließen, wie es früher möglich war, und wo ein Land auf der Welt
oder gar ein Kontinent nicht in Ordnung ist, da wird die ganze Welt
mitbetroffen. Und will man in einem Lande irgendwelche Mißstände beheben,
so wird auch das wiederum meistens eine Angelegenheit der ganzen Welt. So
erwächst aus Not und Vernunft mit den Jahren ein Menschheitsbewußtsein,
wie es eigentlich viel schöner durch Liebe und Güte schon längst
hätte erstehen sollen und wie es schon in alten Zeiten die großen Erzieher
durch ihre Lehren von der Nächstenliebe in den Menschenherzen zu
wecken suchten.
Denn die Menschheit ruft nach Liebe und nach einer neuen Ordnung, nach Glück und Sicherheit. Heute ist noch nirgends Sicherheit, weder politisch noch wirtschaftlich noch weltanschaulich, und Länder, die sich noch sicher fühlen, wissen nicht, wie morgen ihr Schicksal sein wird. Dabei sind durch die Werke und Fortschritte des Menschengeistes die äußeren Voraussetzungen für Glück und Wohlfahrt auf Erden schon lange erreicht. Wissenschaft und Technik haben die Welt erforscht, ihre Weiten überwunden, ihre Hilfsquellen und Reichtümer erschlossen. Es ist, als riefe die Erde uns zu: Kommt, meine Kinder, und nehmt euch und gebraucht es zu eurem Glück!
Die Menschen aber kommen wohl und raffen so viel wie möglich an sich
und gebrauchen es zu vielerlei, zu Gutem und zu weniger Gutem, aber sie
hängen ihr Herz daran und neiden es einander und streiten sich und
benützen gerade ihre Reichtümer und Erfindungen, um sich Waffen zu
schmieden und sich damit zu töten und das mühsam Aufgebaute zu zerstören.
Und es gibt viele unter ihnen, Törichte und Kluge, die sagen, das
werde immer so sein, so lange es Menschen gebe. — Die arme Menschheit!
Gleicht die Erde nicht einer Kinderstube, wo das eine Kind aus Holzblöcken
sich ein Haus baut mit viel Ernst und Eifer? Und es scheint auch
etwas ganz Nettes daraus zu werden. Da kommt ein anderes Kind herein
und will mitmachen und braucht dazu eben auch ein paar Klötze. Aber
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nun fängt schon der Streit an. Sie geraten sich in die Haare, der
angefangene Bau stürzt zusammen, und sie bewerfen und verletzen sich mit
eben den Blöcken, mit denen sie ja eigentlich etwas Schönes aufbauen
wollten. Was war die Ursache? — Vernunft und Wille waren unfähig, die
selbstsüchtigen Regungen und Gefühle zu bemeistern. So ist es bei der
Menschheit von heute. Die Ethik hat mit der Wissenschaft und Technik
nicht Schritt gehalten. Darum die selbstmörderischen Kriege, die im
Grunde, ach, so sinnlos sind. Darum all das Elend und das Leid, die selbst
wieder so viel neuen Haß und Willen zur Vernichtung zeugen. So müssen
auch die besten politischen, wirtschaftlichen oder philosophischen
Ideen und Systeme immer wieder scheitern, weil eben die Menschen,
die sie tragen sollen, immer wieder versagen.
Was diese Menschen brauchen, ist ein Arzt, ein Erzieher, ein Ordner. Ein Arzt, der die Süchte und Schmerzen heilt, ein Erzieher, der die edlen Fähigkeiten entwickelt, ein Ordner, der mit diesen Genesenen und Entwickelten eine neue Welt aufbaut.
Vernunft allein vermag dies nicht; sie kann planen und schaffen, aber bei weitaus den meisten Menschen vermag sie nicht die niederen Regungen zu wandeln und zu beherrschen. Im Gegenteil, der Mensch, nach dem Spruch Mephistos, gebraucht sie ja „allein, nur tierischer als jedes Tier zu sein“. Der Mensch macht die Vernunft zum Diener seiner Wünsche, nicht zu deren Herrn. Die wenigen, die das Gegenteil können, nennt man weise. Aber sie sind nur seltene Ausnahmen.
Was aber kann dann die Gefühle beherrschen? Nur ein noch mächtigeres Gefühl. Bei manchen Menschen ist dies eine starke Sucht und Gier, die alle anderen Gefühle verdrängt, bei anderen Menschen ist es der Ehrgeiz, bei anderen die Angst. Hinter all dem aber wirkt als stärkster Antrieb in allen Geschöpfen der Natur — und das ist ein Lebensgesetz — das Streben nach Glück, das Vermeiden von Weh. „Tief ist ihr Weh“, sagt Nietzsche in seinem herrlichen Mitternachtslied, „Lust tiefer noch als Herzeleid. Weh spricht: Vergeh! Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.“
Beim primitiven Menschen bringt die Stillung seiner Triebe die höchsten
Lustgefühle; ihre Nichtbefriedigung ist ihm Qual. Für den höherentwickelten
Menschen bringen Erkenntnisse und gute Taten höhere Glücksgefühle;
Stumpfsinn und Tatenlosigkeit sind ihm eine Pein. Für den noch edleren
Menschen ist die geistige Liebe zum Göttlichen, wie es in seinem innersten
Selbst oder im Mitmenschen oder in einem Gottgesandten ihm entgegenstrahlt,
ein noch herrlicheres Glück, dagegen, Gott sich
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fern zu fühlen, ist ihm Hölle. Und je nach dem Grade seiner Entwicklung,
seines Glaubens, seiner Liebe zu Gott gibt der Mensch auf seinem Weg zur
Höhe sich immer unbedingter dieser Macht hin, die wie ein Magnet seine
Seelenkräfte richtet und anzieht und wie ein Feuer sie reinglüht, die den
Willen und dem Verstand für selbstlose, überpersönliche Ideale begeistert.
Darum ist wahre, lebendige Religion, hoch über allen Formen und Formeln der Kirchen erlebt und gelebt, überall in der Menschenwelt die stärkste Macht. Sie wirkt da, wo sie groß und echt ist, beglückend, veredelnd und einigend. Die ganze gequälte Menschheit schreit heute nach dieser Macht und Hilfe. Sie sehnt sich nach solch einem Großen, der ihr diese Macht übermittelt, der die Menschheit heilt, erzieht und neu ordnet, der sie zurückführt zu den besten Quellen der Vergangenheit und weiterführt zugleich in eine neue, bessere Zeit. Das ist eine alte Sehnsucht der Menschheit. Viele ihrer Besten haben darum gefleht und das Geschlecht gesegnet, das einst diesen gewaltigen Umbruch erlebt und dem großen Verheißenen aller Zeiten begegnet, der eine neue, bessere Weltordnung begründet.
Wir sind dieses gesegnete Geschlecht. Wir — was das bedeutet! Welche Gabe! Welche Verantwortung! Denn Er ist ja schon gekommen. Er hat auf dieser Erde gelebt und gelehrt, gewirkt und gelitten. Er ist im fernen Iran geboren zu jener Zeit vor 130 Jahren, als unser größter Deutscher, von unerklärlicher Sehnsucht nach jenem Lande ergriffen, seinen „Westöstlichen Diwan“ dichtete. Bahá’u’lláh erlebte seine hohe Berufung zum Gottgesandten im tiefsten, finstersten Kerker, wo Er um Seines Glaubens willen schmachtete. Und weiter litt Er 40 Jahre Gefängnis und Verbannung, ehe Er im Jahre 1892 von dieser Erde schied. Aber diese Unterdrückung durch die weltlichen Mächte, diese Abschließung vor der Öffentlichkeit und die Verfolgung Seiner Getreuen konnten Seinen geistigen Glanz nicht verdunkeln. Bahá’u’lláh, d. h. „die Herrlichkeit Gottes“, erstrahlte über die ganze Welt.
Die Wahrheit ist immer die gleiche. Darum sind sich alle Religionen, die
höchster Offenbarungsquelle entstammen, im Wesentlichen gleich. Nur die
Formung der Gedanken und Lehren und die Verordnungen und Lebensregeln
sind verschieden, je nach Zeit und Land und Sitten und Nöten der
Völker, zu denen die Botschaft kommt. Heute gilt diese Geistesbotschaft
der ganzen Menschheit, dem heutigen Menschen. Die Macht des
Wortes, das durch Bahá’u’lláhs Mund und Feder in vielen Sendschreiben
und Büchern niederströmte, und der Impuls Seiner Gedanken wirkten auf
die Seelen reiner und genialer Menschen in Ost und West. „Die Sonne
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der Wahrheit“, so sprach einst Bahá’u’lláh, „ist das Wort Gottes, von
dem die Erziehung der Menschheit im Reich der Gedanken abhängt. Es
ist der Geist der Wirklichkeit und das Wasser des Lebens. Ihm verdanken
alle Dinge ihr Dasein. Es offenbart sich immer nach der Fähigkeit und
Farbe des Spiegels, durch den es widergespiegelt wird. Wird z. B. sein Licht
auf den Spiegel des Weisen geworfen, dann bringt es Weisheit zum Ausdruck;
wird es von dem Geist des Künstlers widergespiegelt, so schafft
es neue und schöne Künste; leuchtet es durch den Geist des Gelehrten,
dann offenbart es Wissen und enthüllt Geheimnisse. — Alle Dinge der Welt
erheben sich durch den Menschen und kommen durch ihn zum Vorschein.
Durch ihn finden sie Leben und Entwicklung, und der Mensch ist in
seinem geistigen Wesen von der Sonne des Wortes Gottes abhängig.
Alle guten und edlen Eigenschaften sind die Früchte des Wortes Gottes.
Das Wort ist das Feuer, das in den Herzen der Menschen glüht und
alles verbrennt, was nicht von Gott ist.“
Als Bahá’u’lláh vor über 50 Jahren diese sichtbare Welt verlassen hatte, blieb eine Gemeinschaft von Menschen zurück, in deren Seele etwas Neues lebendig geworden war. Sie waren zum Vortrupp einer neuen Menschheit geworden. Sie scharten sich nun um die edle Gestalt von Bahá’u’lláhs Sohn, ‘Abdu’l-Bahá, um den „Mittelpunkt des Bündnisses“, den geliebten Meister, das leuchtende Vorbild. Er hat die hohen Lehren Seines Vaters ausgelegt und sie unserem Verstehen nähergebracht und hat sie auf langen Reisen in Europa und Amerika verkündet und durch Sein erhabenes Beispiel bewiesen, daß sie nicht nur unerreichbare Ideale und herrliche Worte sind, sondern etwas, was gelebt werden muß, soll diese arge Welt sich wandeln, und was auch gelebt werden kann.
Und als auch Er 1921 von uns ging, da hinterließ Er, nach den Gedanken
Bahá’u’lláhs selbst, in Seinem Testament eine neue Ordnung für die
Gemeinschaft der Bahá’i auf der weiten Welt. In ihr sind die beiden Elemente
der Religion, der Geist des Vertrauens aus der Gesamtheit der Gläubigen und
der Geist göttlicher Inspiration aus einzelnen Berufenen, in vollendeter
Harmonie miteinander verwoben. Jener wird durch die Geistigen Räte
verkörpert, welche die Bahá’i einer Gemeinde wählen und eines Landes
und später der ganzen Welt, dieser andererseits durch die sich
aufeinanderfolgenden „Hüter des Glaubens“, die von Bahá’u’lláh selbst
abstammen. Es ist dies keine Kirche mit einer neuen Priesterhierarchie,
mit Dogmen, Riten und Kulten. So etwas braucht der Mensch der Zukunft, der
freier und selbständiger wird, nicht mehr. Aber es ist etwas Heiliges,
Geweihtes, vom Gottgesandten selbst
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Gestiftetes und für alle Gläubigen Verbindliches, etwas Neuartiges in der
Religionsgeschichte. Es umfaßt, ordnet und entwickelt alle Kräfte dienender
Liebe und ist die Keimzelle der einstigen besseren Weltordnung.
Wie nahm nun die kranke, düstere Welt diese Botschaft des heilenden Lichtes auf? Einstens, in den Jahren um 1867, als Bahá’u’lláh aus der Gefangenschaft in Adrianopel wie Posaunenrufe Seine Sendschreiben an neun der mächtigsten Herrscher sandte, da dünkte sich jene Zeit noch ziemlich sicher und fest auf ihren alten Grundlagen. Sie achtete nicht der Kunde, daß ein neuer Menschheitserzieher gekommen war, daß die Morgenröte eines neuen Zeitalters sich am Horizont abzeichnete. Papst Pius IX. und Kaiser Napoleon III. verlachten diesen ernsten Ruf und mußten doch sofort, schon 1870, erleben, daß Bahá’u’lláhs strafende Prophezeiungen sich erfüllten und sie ihrer weltlichen Macht verlustig gingen. Auch Kaiser Wilhelm I. überhörte den Ruf und die Weissagung, die für die Enkel furchtbare Wirklichkeit wurde. Daß „die Schwerter der Vergeltung gezückt werden, die Ufer des Rheines zweimal sich vom Blute röten und das Wehklagen Berlins erschalle“. Heute erfüllt sich, was Bahá’u’lláh schon vor 70 Jahren schrieb und ähnlich öfters noch wiederholte: „Die Welt steht In Zeichen des Aufruhrs und die Unruhe nimmt Tag um Tag zu. Ihr Antlitz ist der Abirrung und der Religionslosigkeit zugekehrt. Ihr Zustand wird so traurig werden, daß dies heute zu enthüllen nicht angemessen und angängig wäre. Gar manche Tage werden darüber hingehen, bis sie erlöst ist von ihrer schlimmen Last. Und im Zeitenlauf wird alles plötzlich zutage treten, was in das tiefste Herz der Menschheit Entsetzen schleudern wird. Dann und nur dann wird die göttliche Fahne entfaltet werden und die Nachtigall der Heiligkeit auf dem Baum des Lebens jubilieren ..."
Es mußte so kommen, denn die alten Formen und Ziele genügen dem Geiste der immer weiter schreitenden Entwicklung nicht mehr. Und nur eine durch Zusammenbruch, Elend und Leid geschüttelte Menschheit ist fähig, Träger eines neuen Geistes und einer besseren Zivilisation zu sein.
Heute sind wir noch mitten drin in diesem Durchbruch zur neuen Zeit. Die Gegenwart bietet ein Bild der Verwirrung, Hast, Krankheit und Lieblosigkeit. Die meisten Menschen klammern sich noch an das Alte oder sehnen sich danach zurück. Sie wollen nichts hören von dem Neuen, das jetzt nottut.
Wieder andere haben wohl das Leid der Menschheit tief empfunden
und darüber nachgesonnen und glauben nun, in irgend einer politischen
oder wirtschaftlichen oder lebensreformerischen Richtung die Lösung
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gefunden zu haben. Sie unterschätzen die gewaltige, alles wandelnde Macht
der Religion und glauben, ohne sie durchzukommen. Wieder andere sind
altklug und müde. Mit nachsichtigem Lächeln hören sie zu und zucken die
Achseln. Wie soll nach diesem Fiasko von 2000 Jahren Christentum und
1300 Jahren Islam — von den anderen Religionen ganz zu schweigen — ein
neuer Glaube Besseres zustande bringen?
Und wieder andere wenden sich mit Inbrunst zu ihren überkommenen Glaubensformen zurück und suchen in ihnen Kraft, Licht und Weg zu finden. Empört verschließen sie Auge und Ohr der Botschaft des heutigen neuen Trägers jenes gleichen Gottesgeistes, der auch ihrer Glaubensform einstens Leben eingehaucht hatte. Sie alle werden einmal die Zeichen der Zeit verstehen. - Doch die Zeit drängt.
Etlichen Hunderttausenden, die in raschem Anwachsen sich über alle Länder der Erde verbreiten, drang die frohe Kunde in ihr vorurteilsloses, vorbereitetes Herz hinein. Sie spürten dankbewegt die erlösende Weite dieser Lehre, die wandelnde, belebende Macht dieses Glaubens. Und ihre Augen schauen über das Elend der Gegenwart hinaus in eine hellere Zukunft hinein. Ihr Weg ist der Weg der Menschheit der Zukunft. Er ist unser Weg.
Je klarer und freier von Vorurteilen und Selbstsucht wir werden, um so eher können wir einen Schimmer der Weisheiten Bahá’u’lláhs erfassen. Durch „sieben Täler“, lehrt Bahá’u’lláh, führt der Weg des Menschen zur Vollkommenheit. Das erste Tal ist das Tal des Suchens, das zweite das Tal der Liebe, das dritte das Tal der Erkenntnis, das vierte das Tal der Einheit. Und dann liegen vor dem Wanderer noch das Tal der Fülle, das Tal der Erschütterung und das Tal der Nichtswerdung in Gott. Aber ganz wenige nur sind begnadet, den Weg durch diese letzten Täler zu finden.
Die meisten Menschen sind noch in gar keines der Täler eingetreten. Sie
leben stumpf dahin. Erst wenn wir im ersten Tale, im Tale des Suchens,
angelangt sind, dann haben wir Achtlosigkeit und Trägheit soweit überwunden,
daß eine heilige Sehnsucht uns immerzu treibt und uns nur dann
beglücken kann, wenn wir fühlen, daß wir unserem hohen Ziele, der
eigenen Vervollkommnung durch das Göttliche, näherkommen. Aber noch
quälen uns Zweifel und Hemmungen, Kleinmut und abwegige Wünsche und
Bindungen. Wir schließen Kompromisse zwischen Ja und Nein, Gut und
Böse und verlassen uns mehr auf die Weltklugheit als auf unsere reine
innere Stimme. Im zweiten Tale erst, im Tal der Liebe, werden wir frei
davon. Es ergeht uns wie einem jungen Menschen, der endlich in einem
anderen Menschen das Ideal seiner
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Liebe gefunden hat. Die Liebe weckt in seinem Herzen eine beseligende
Kraft, welche all diese Zweifel und Vorurteile, allen Kleinmut, alle
abwegigen Wünsche und Bindungen hinwegfegt. Hier erst beginnen wir,
den Geist der Sendung Bahá’u’lláhs zu erleben. Es ist dies nichts anderes,
als was schon Moses lehrte: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben
von ganzem Herzen“ (5. Mose 6, 5). Und was Christus wiederholte, als ihn
ein Schriftgelehrter frug: „Meister, welches ist das vornehmste Gebot im
Gesetz?“ Jesus aber sprach zu ihm: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn,
von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit ganzem Denken. Dies ist das
vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich, du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten hanget
das ganze Gesetz und die Propheten.“ Und ähnlich sprachen auch die
anderen Gottgesandten.
Damit sind wir auf einen Grundsatz des Bahá’i-Glaubens gekommen.
Er lautet: „Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.“ Aber
die Menschen haben durch Dogmen und Gesetze, durch Auslegungen und
Kompromisse Eigenes hinzugefügt, durch Aufspaltungen sich vielerlei
Religionsformen geschaffen und halten diese Formen nun für das
Wesentliche. So schauen sie auf das Unterschiedliche und leben nicht
mehr im lebendigen Geiste der Einheit. Wer aber Gott wahrhaft liebt, der
freut sich, von ihm zu hören, aus welchem Munde der Lobpreis oder die Lehre
auch kommen mag, der liebt das Licht, aus welcher Lampe es auch
scheint, denn er schaut nicht auf die Lampe, sondern auf das Licht.
Bahá’u’lláh lehrt, daß die eine Wahrheit von den verschiedenen Offenbarern
der Fassungskraft der Menschen und ihrer Zeit entsprechend gelehrt wurde,
so wie die Nahrung des Menschen im Säuglings- und Kindesalter eine
andere ist als in der Reife. Er schreibt: „O Menschenkinder! Die Worte
werden geoffenbart der Fassungskraft gemäß, damit die Anfänger Fortschritte
machen können. Die Milch muß im richtigen Verhältnis gegeben werden,
damit der Säugling der Welt in das Reich der Größe und in den Hof der
Einheit gelange.“ Heute bedarf die Menschheit mehr als der Milch des
Säuglings. Sie ist reif, das Gemeinsame in allen Religionen zu erkennen.
So konnte jetzt Bahá’u’lláh mit der ganzen Autorität Seiner erhabenen
Stufe die gemeinsame Grundlage aller Religionen und die hohe Stufe ihrer
einstigen Begründer bestätigen und deren Lehren erfüllen und weiter
entwickeln, so wie die Blüte die Knospe nicht vernichtet, sondern, aus der
gleichen Lebenskraft gespeist, sie weiter entwickelt und ihre verborgenen
Schönheiten offenbart. Darum gibt es auch keinen echten Bahá’i, der durch
seinen Glauben nicht Christus und
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allen andern Gottgesandten nähergekommen wäre.
Auch ein zweiter Grundsatz des Bahá’i-Glaubens ist aus der Liebe heraus am besten zu verstehen: „Die Menschheit soll als eine Einheit betrachtet werden.“ Bahá’u’lláh sprach zur ganzen Menschheit: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweiges und die Früchte eines Baumes.“ Für den Menschen, der Gott liebt und damit auch das Göttliche in jedem seiner Mitmenschen, scheine es auch noch so verkümmert und verschüttet, gibt es in dieser Liebe keine Schranken und Vorurteile, keine Unterscheidung in Gläubige oder Ungläubige, Reiche oder Arme, hohe oder niedere Rassen, feindliche oder befreundete Länder. Alle entstammen dem gleichen Lichte, alle streben zur gleichen Heimat zurück. Es gibt nur da und dort Kranke, die geheilt werden müssen, Unentwickelte, die erzogen werden müssen, Unwissende, die belehrt werden müssen; keinen aber, der nicht geliebt werden muß, nein, geliebt werden darf.
Das sind die Grundlagen, auf der sich die neue Weltzivilisation aufhauen wird. So wird auch die soziale Frage nicht durch Betonung der Klassengegensätze und durch organisierten Klassenkampf gelöst werden, sondern durch freiwilliges Geben, das aus der Nächstenliebe blüht, durch die hohe Wertschätzung der Arbeit, die nicht als Fluch gilt, sondern, mit Hingabe im Dienste an der Menschheit getan, dem Gebet gleichgestellt wird, durch die Beteiligung des Arbeitnehmers am Betriebsgewinn, durch eine hochgestaffelte, weise Erbschaftssteuer und andere Wirtschaftsreformen, vor allem aber durch das Schwinden der Klassengegensätze aus einem neuen Menschentum heraus, aus der selbstverständlichen Liebe von Mensch zu Mensch.
So wird auch eine Welthilfssprache eingeführt werden, die in allen Schulen der Erde neben der Muttersprache gelehrt wird, nicht nur aus Vernunft, sondern aus dem weltumfassenden Herzensbedürfnis der Menschen, ihre Gedanken und Gefühle untereinander auszutauschen.
Wer Gott in sich voll Glück und Dankbarkeit liebt, wer durch das Tal
des Suchens in das Tal der Liebe gelangt, dem ist auch klar geworden,
daß er wie jeder andere selbständig nach Wahrheit forschen
soll und darf und sich nicht ängstlich an Überlieferungen und an
die Meinung anderer zu klammern braucht. Und in der neuen Welt soll
daher jeder Mensch, frei von Zwang und Suggestion, durch öffentliche
Bildungsstätten eine Fülle von Gelegenheiten und Förderungen erhalten,
seinen Durst nach Erkenntnis zu stillen und Vorurteile, welcher Art sie auch
seien, zu überwinden.
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So muß in dem kommenden Zeitalter auch die Erziehung und der Unterricht der denkbar beste sein, nicht so sehr belehrend und belastend, als lösend und entwickelnd und zur Selbständigkeit anspornend, nicht einseitig nur den Verstand oder den Willen schulend, sondern Verstand und Willen und Charakter zugleich, nicht in den engen Grenzen kultureller, staatsbürgerlicher, technisch-wissenschaftlicher oder konfessioneller Bindungen, sondern in der herrlichen Weite und Toleranz der Bahá’i-Religion. Auch in der Erziehung wie im öffentlichen Leben sollen beide Geschlechter die gleichen Rechte genießen, denn wir sehen in den heranwachsenden Mädchen die künftigen Mütter und ersten Erzieher eines neuen Geschlechtes, das besser sein soll als das vergangene.
Für den Bahá’i ist es auch klar, daß in seiner Seele Glauben und Wissen keine feindlichen Gegensätze sein dürfen, so wenig wie deren Entsprechungen draußen in der Welt, die Religion und die Wissenschaft, es sein sollen. Wie haben sich diese schon so oft bekämpft in unsrer abendländischen Geschichte! Wie viele Gelehrte haben im Mittelalter und im Beginn der Neuzeit, von der Kirche verfolgt, den Tod erlitten! Und wie hatten sich das halbgebildete Menschentum der Aufklärungszeit und der platte Atheismus der neuesten Zeit gerächt und die Religion verspottet und unterdrückt! Wer aber Gott wahrhaft liebt mit allem, was er hat, dessen Seele ist dankbar sowohl für die Kräfte des Glaubens, die ihr entquellen, wie auch für das Licht des Wissens, das ihr zuteil wurde. Einem geliebten Menschen gegenüber empfinden wir Glauben und Wissen wie zwei Flügel, auf denen wir ihm näher entgegenfliegen. Weil wir ihm in Liebe glauben, erschließt er uns die Feinheiten seiner Seele, und damit wächst unser Wissen um ihn, und eben dies wieder beglückt uns und vermehrt unsere Liebe und unsern Glauben an ihn. Sind es nicht die gleichen Mächte, die immer in uns walten, wenn wir von etwas Großem und Edlem ergriffen werden? Warum soll unsere Seele Gott gegenüber anders empfinden?
So werden sich auch die Wertungen der Rechtsbegriffe wandeln. Wohl
ist der geordnete Nationalstaat mit Recht als ein großer Fortschritt
gegenüber dem ungeordneten Leben wilder Stämme aufzufassen. Aber
heute beginnt ein solcher Staatsbegriff seinerseits sich zu überleben.
Eine Weltsouveränität wird immer mehr Erfordernis, und das Verhältnis
der Staaten zu ihr wird mehr und mehr dem von Bundesstaaten oder
Kantonen zu einer Zentralregierung gleichen. Das Recht und die Macht,
Kriege zu führen, muß den Nationalstaaten aberkannt werden, und ihre
ethische und rechtliche Bedeutung hängt von ihrem Beitrag zum Ganzen
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ab, also zu der Weltregierung, zur Welteinheit und zum Weltfrieden.
Ein dürftiger, vorläufiger Weltfriede soll sich nach den
Bahá’i-Prophezeiungen — und alle diese Prophezeiungen haben sich bis
jetzt bestätigt — schon in nicht allzu ferner Zeit verwirklichen,
ein Friede, auf Vernunft und Verträgen gestützt, der „geringere
Friede“, wie wir ihn nennen. Aber erst auf den Grundlagen der
Einheit der Religion und der Einheit der Menschheit wird sich der wahre
und dauernde Weltfriede aufbauen, der „Größere Friede“, wie er von uns
genannt wird.
„Das Wohlergehen der Menschheit“, so erklärt Bahá’u’lláh, „ihr Friede und ihre Sicherheit sind nicht zu erreichen, wofern nicht und ehe nicht ihre Einheit fest begründet ist.“ „So mächtig ist das Licht der Einheit“, so lautet weiter Sein Zeugnis, „daß es die ganze Erde zu erleuchten vermag. Der eine wahre Gott, der alle Dinge weiß, bekennt sich zu der Wahrheit dieser Worte. ... Dieses Ziel überragt jedes andere Ziel und dieses Streben ist der Fürst allen Strebens.“ — „Er, der euer Herr ist, der Allerbarmer, hegt in Seinem Herzen den Wunsch, die ganze Menschheit als eine Seele und einen Körper zu sehen. Eilet, euren Anteil an Gottes Huld und Barmherzigkeit an diesem Tage zu erlangen, der alle anderen erschaffenen Tage in den Schatten stellt.“
Es gibt manche gute und tüchtige Menschen, die mitten im Daseinskampf stehen und von der Not der Zeit gezeichnet sind; die empfinden bei diesen Worten wie Faust: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!“ Sie denken, das seien eben herrliche Worte und schöne Illusionen, aber die grausige Wirklichkeit mit den Millionen von schlechten und dummen Menschen sehe ganz anders aus. Was will da dieses Häuflein von Idealisten?
Das Geistige rechnet nicht nach Menschenmaßen und Zahlen, sondern
nach Liebe, Glaube, Wahrheit und Klarheit. Über die Menschheit hatte
sich schon lange die Nacht gesenkt. Wohl ist die Sonne aufs neue wieder
aufgegangen, aber das ist den Menschen noch nicht bewußt geworden.
Erst wenige haben sich am Glanze dieser neuen Sonne entzündet — ob sie
auch deren Namen vielleicht gar nicht kennen — und leuchten, Lampen
gleich, in Nebel und Finsternis hinein. Aber da kommt es nun vor
allem darauf an, daß das Licht durch die Hülle frei hinausstrahlt, daß
nicht zu viel von Allzumenschlichem darum herum ist, das die Strahlen
reiner Wahrheit verfärbt, ableitet und nicht in die Ferne leuchten
läßt. Tausend trübe schimmernde, verhüllte Lampen nützen dem Sucher
in der Finsternis nicht so viel wie eine winzige, schlichte Lampe, die
rein und klar in die Weite strahlt.
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So ist die herrliche Zukunft, diese glückliche Einheit der Menschheit, wie sie uns verheißen ist, nur möglich, wenn die Berufenen unter den Menschen zuerst in sich selber die Einheit gefunden haben, wenn ihre Seelenkräfte sich geeint haben, wenn die vielfarbige Umrahmung, mit der sie ihre Lampe umhüllen, ein klar durchstrahlter, edler Kristall geworden ist, wenn sie über das Tal der Liebe in das Tal der Erkenntnis und weiterhin in das Tal der Einheit vorgedrungen sind. Wer dort noch nicht angelangt ist, kann die Einheit nur ahnend erfühlen, nicht mit dem ganzen Wesen erfassen. Er ist noch einseitig, denn er liebt und erkennt erst eine Seite des großen Ganzen. Der Schöpfer aber hat uns geschaffen, damit wir ein geeintes Ganzes werden.
Es rührt an unser ganzes Menschentum, was Bahá’u’lláh von uns fordert. Wir stehen ergriffen vor diesen Einblicken und Ausblicken. Etwas ganz Großes ist geistig schon da, ist praktisch möglich geworden, ist ein Notschrei der Menschheit. In dieser Zeit der Wende und des Neuerstehens leben und arbeiten zu dürfen, ist etwas Heiliges, etwas tief Verpflichtendes, ein Ruf, den wir aus der Weite der Vorsehung her in unserem Innersten vernehmen, der uns mit Sehnsucht erfüllt und mit Glauben und mit Dankbarkeit. Wir fühlen uns dankbar hier vereint in diesem Erlebnis, und es kommt uns wie ein Bekenntnis und Gebet:
Wir hören deinen Ruf.
Er dringt allmächtig in uns ein.
Wir wollen klar und stille sein.
O Geist, der uns erschuf,
wir hören deinen Ruf.
Wir suchen deine Bahn
und deine Spur und deinen Sinn.
Wir tasten näher zu dir hin,
zu dir, zu dir hinan.
Wir suchen deine Bahn.
Wir schaun auf dein Gebot.
Und fragt und zweifelt unser Mut,
— wir fühlen klar, du meinst es gut,
bist Liebe in der Not.
Wir schaun auf dein Gebot.
Wir dienen deinem Tag.
Die Erde wird dein Thron, dein Kleid,
und leuchten wird in Herrlichkeit,
was einst im Dunkel lag.
Wir dienen deinem Tag.
Wir bitten, steh uns bei,
daß unser Tun uns recht gerät
als Lobeslied, als Dankgebet,
daß es dein Wille sei.
Wir bitten, steh uns bei.
AUS DER BAHÁ’I-WELT[Bearbeiten]
Der Hüter hatte zur letzten Jahrestagung der Bahá’i in USA und Kanada in den Ridvßan-Festtagen dieses Jahres ein Telegramm gesandt, das für alle Bahá’i auf der Welt aufschlußreich und anfeuernd ist:
„Jahrestagung Bahá’i Wilmette. (Mein) Herz (ist) erfüllt (mit) Wonne,
Bewunderung, Stolz (und) Dankbarkeit (bei) Betrachtung (der in der
jetzigen) Friedenszeit (vollbrachten) Taten (in) beiden Erdhälften
(unserer) Weltgemeinschaft (durch die) Anhänger (des) Glaubens Bahá’u’lláhs,
(die) triumphierend auftauchen (aus dem) schrecklichen Weltkrieg (und)
unwiderstehlich weiterdringen in (die) zweite Epoche (des) gestaltenden
Zeitalters (der) Bahá’i-Sendung. (Die) Eröffnungsjahre (des) zweiten
Jahrhunderts (der) Bahá’i-Aera, (die) zusammenfallen (mit der) Abschlußphase
(des) denkwürdigen Vierteljahrhunderts, (das) verstrichen (ist) seit
(dem) Ende (des) heroischen Zeitalters (unseres) Glaubens, (sind)
ausgezeichnet (durch eine) eindrucksvolle Kundgebung (des) ganzen Körpers
(der) Gläubigen — unter Führung (der) tapferen amerikanischen
Bahá’i-Gemeinde -, (die) Festigkeit, Entschlossenheit, Selbstaufopferung
(bezeugt) wie auch glanzvolle Höchstleistungen (in) planvoller,
weltumfassender Tätigkeit. (Die) drei Jahre seit (der) Hunderjahrfeier
(sind) gekennzeichnet gleichzeitig (durch einen) innerlichen
Festigungsprozeß (wie auch durch eine) fortschreitende Erweiterung (des)
Wirkungsbereiches (der) rasch sich entfaltenden Verwaltungsordnung. Diese
Jahre bezeugten erstens (die) erstaunliche Auferstehung (der)
kriegsverwüsteten Bahá’i-Gemeinde Mitteleuropas, (die) Wiederherstellung
(der) Gemeinden Ostasiens, (der) pazifischen Inseln (und des)
fernen Ostens, zweitens (die) Einweihung (des) neuen Sieben-Jahresplanes
(der) amerikanischen Bahá’i-Gemeinde, (dazu) bestimmt, (am)
Hundertjahrestag (der) Geburt (von) Bahá’u’lláhs prophetischer Sendung
den Gipfel zu erreichen, mit dem Ziele (der) Bildung von drei Nationalen
(Geistigen) Räten (in) Lateinamerika (und) Kanada, (der) Vollendung (des)
heiligsten Andachtshauses (der) Bahá’i-Welt (und der) Aufrichtung (des)
Baus (der) Verwaltungsordnung (in) zehn selbständigen Staaten (des)
europäischen Festlandes, drittens die Aufstellung eines Sechs-Jahres
(-Planes), (eines) Viereinhalb-Jahres (-Planes und eines) 45-Monats-Planes
durch die britischen, indischen (und) persischen Nationalen (Geistigen) Räte,
(die) ihrerseits (im) Hundertjahrestag (des) Märtyrertums (des) Báb gipfeln
und gelobt haben,
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19 Geistige Räte (auf den) britischen Inseln (zu) errichten, (die) Zahl (der
Geistigen) Räte (auf dem) indischen Teilkontinent (zu) verdoppeln, (die)
aufgelösten (Geistigen) Räte wiederherzustellen (und) 95 neue Zentren
(des) Glaubens (in) Persien (zu) errichten, (die) Gruppen (auf den)
Bahrayn (-Inseln), (in) Mekka (und) Kabul (in) Gemeinden (zu) verwandeln
und (das) Banner (des) Glaubens (in den) arabischen Gebieten
Yemen, Oman, Ahsa (und) Kuweit (zu) hissen. Noch mehr: (die) Zahl
(der) Länder, (die dem) daherbrausenden Glauben geöffnet sind, (und
die) Sprachen, in welche (die) Schriften übersetzt (und) gedruckt (wurden),
stiegen jetzt (auf) 83, beziehungsweise 47. (In) weiteren vier
Ländern (wird die) Eintragung (als Bahá’i-Gemeinde) betrieben. (Die)
Übersetzung (in) 15 andere Sprachen (ist) im Gange. Nicht weniger (als)
17.000 Pfund (sind) angesammelt (als) internationale Hilfe (für die)
kriegsbetroffenen Bahá’i-Gemeinden (in) Ost (und) West. (Das) Bahá’i-Vermögen
(auf dem) nordamerikanischen Festland (hat) jetzt zwei Millionen
Dollar überschritten. (Der) neu erworbene Vermögenswert (des) Weltzentrums
(des) Glaubens, (der den) Grabstätten zugeeignet (ist, wird auf)
35.000 Pfund geschätzt. Bahá’i-Schriften (sind) verbreitet nach Norden bis
Upernavik (in) Grönland über (dem) Polarkreis. (Die) Bahá’i-Botschaft
(ist durch) Radio ausgesandt nach Süden bis zur Magellan(-Straße).
(Die) dem Mashriqu’l-Adhkár (in) Persien zugedachte Landfläche (hat)
sich um fast eine Viertelmillion Quadratmeter vergrößert. (Die) Zahl
(der) Plätze (bei den) Antipoden, wo Bahá’i wohnen, stieg auf 35, über
Australien, Neuseeland und Tasmanien hin verbreitet. 27 (Geistige) Räte
(sind) jetzt in Lateinamerika in Tätigkeit. An über 100 Plätzen wohnende
Bahá’i (in) Mittel- (und) Südamerika eröffneten (im) ersten Sieben-Jahresplan
fast (eine) doppelte (Zahl von) Plätzen. Historische lateinamerikanische
Konferenzen (wurden) abgehalten (in) Buenos Aires (und) Panama. Sommerschulen
(wurden) errichtet (in) Chile und Argentinien. Land wurde gestiftet
(in) Chile (als) Bauplatz (für den) ersten Mashriqu’l-Adhkár (in)
Lateinamerika. Weitere Gemeinden (sind) eingetragen (in) Paraguay
(und) Columbien. Sieben andere betreiben (die) Eintragung. (Ein)
beträchtlicher Antrieb (ist der) welterlösenden Botschaft durch (die)
geplanten Maßnahmen, (wie sie von dem) amerikanischen Nationalen
(Geistigen) Rat erdacht (sind), verliehen (worden, dazu) bestimmt,
(den) Glauben (durch) öffentliche Konferenzen, Presse (und) Radio
(zu) verkünden. (Eine so) bemerkenswerte Vervielfachung kraftgeladener
Einrichtungen, (ein) so ergreifendes Entfalten welterneuernder Kräfte (im)
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Norden, Süden, Osten (und) Westen geben (dem) Hauptziel (des) zweiten
Sieben-Jahresplanes in Europa (eine) außergewöhnliche Dringlichkeit (und)
besondere Bedeutung. Ich fühle mich angetrieben (zu einem) Appell (an)
alle amerikanischen Gläubigen, (die) unabhängige Mittel besitzen, (sich
zur) Hilfeleistung (im) Laufe (des) zweiten Sieben-Jahresplanes zu erheben,
durch persönliche Mitarbeit oder durch Bestimmung (von) Abgesandten
für (die) herrlichen Bemühungen (eines) heldenhaften Vortrupps (von)
Scharen, (die dazu) bestimmt (sind), in (den) folgenden Jahrzehnten (die)
geistige Eroberung (eines) Erdteils zu vollenden, der nicht vom Islam
erobert (werden konnte, der) mit Recht (als die) Mutter (des) Christentums
betrachtet wird, (als der) Ursprung (der) amerikanischen Kultur, (als der)
Hauptquell westlicher Zivilisation (und als) Empfänger (der)
einzigartigen Ehre, (an) seinen Küsten nacheinander zweier Besuche
des Mittelpunktes des Bündnisses Bahá’u’lláhs (gewürdigt
worden zu sein).
- Shoghi.“
In den letzten Monaten wurden Bahá’i-Gemeinden gegründet unter vielen anderen:
in Khartum am Nil, der Hauptstadt des Sudan, und
in Quetta, das damit die erste Bahá’i-Gemeinde in Belutschistan ist.
Der Viereinhalb-Jahresplan der Bahá’i in Indien und Burma sieht vor: Wiederherstellung aller durch den Krieg aufgelösten Gemeinden; Verwandlung aller zur Zeit bestehenden Gruppen in Gemeinden; Errichtung einer Gemeinde (soweit nicht schon geschehen) in jeder der wichtigsten 11 Provinzhauptstädte und in den größten und wichtigsten Städten Indiens. 28 Bahá’i haben schon in den ersten drei Monaten zu diesem Zweck ihren Wohnort gewechselt.
Herausgegeben unter Lizenz US-W-Nr. 6871 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung
Auflage 2000 — August 1947
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Gedruckt von J. Fink Stuttgart N