Sonne der Wahrheit/Jahrgang 11/Heft 12/Text
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SONNE DER WAHRHEIT | ||
ORGAN DER DEUTSCHEN BAHAI | ||
HEFT 12 | 11. JAHRGANG | FEBR. 1932 |
Abdu’l-Bahás Erläuterung der Bahá’i-Prinzipien[Bearbeiten]
1. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.
Bahá’u’lláh wandte Sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: „Ihr seid alle die Blätter eines Zweigs und die Früchte eines Baumes“. Das heißt: die Menschheit gleicht einem Baum und die Nationen oder Völker gleichen den verschiedenen Aesten und Zweigen; die einzelnen Menschen aber gleichen den Blüten und Früchten dieses Baumes. In dieser Weise stellte Bahá’u’lláh das Prinzip der Einheit der Menschheit dar. Bahá’u’lláh verkündigte die Einheit der ganzen Menschheit, er versenkte sie alle im Meer der göttlichen Gnade.
2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.
In religiösen Fragen sollte niemand blindlings seinen Eltern und Voreltern folgen. Jeder muß mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und die Wahrheit suchen, denn die Religionen sind häufig nichts anderes als Nachahmungen des von den Eltern und Voreltern übernommenen Glaubens.
3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
Alle göttlichen Verordnungen beruhen auf ein und derselben Wirklichkeit. Diese Grundlage ist die Wahrheit und bildet eine Einheit, nicht eine Mehrheit. Daher beruhen alle Religionen auf einer einheitlichen Grundlage. Im Laufe der Zeit sind gewisse Formen und Zeremonien der Religion beigefügt worden. Dieses bigotte menschliche Beiwerk ist unwesentlich und nebensächlich und verursacht die Abweichungen und Streitigkeiten unter den Religionen. Wenn wir aber diese äußere Form beiseite legen und die Wirklichkeit suchen, so zeigt sich, daß es nur eine göttliche Religion gibt.
4. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
Die Religion ist für die Menschheit die größte göttliche Gabe, die Ursache des wahren Lebens und hohen sittlichen Wertes; sie führt den Menschen zum ewigen Leben. Die Religion sollte weder Haß und Feindschaft noch Tyrannei und Ungerechtigkeiten verursachen. Gegenüber einer Religion, die zu Mißhelligkeit und Zwietracht, zu Spaltungen und Streitigkeiten führt, wäre Religionslosigkeit vorzuziehen. Die religiösen Lehren sind für die Seele das, was die Arznei für den Kranken ist. Wenn aber ein Heilmittel die Krankheit verschlimmert, so ist es besser, es nicht anzuwenden.
5. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.
Die Religion muß mit der Wissenschaft übereinstimmen und der Vernunft entsprechen, so daß die Wissenschaft die Religion, die Religion die Wissenschaft stützt. Diese beiden müssen unauflöslich miteinander verbunden sein.
6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.
Dies ist eine besondere Lehre Bahá’u’lláhs, denn die früheren Religionen stellen die Männer über die Frauen. Töchter und Söhne müssen gleichwertige Erziehung und Bildung genießen. Dies wird viel zum Fortschritt und zur Einigung der Menschheit beitragen.
7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
Alle Propheten Gottes kamen, um die Menschen zu einigen, nicht um sie zu trennen. Sie kamen, um das Gesetz der Liebe zu verwirklichen, nicht um Feindschaft unter sie zu bringen. Daher müssen alle Vorurteile rassischer, völkischer, politischer oder religiöser Art abgelegt werden. Wir müssen zur Ursache der Einigung der ganzen Menschheit werden.
8. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.
Alle Menschen und Nationen sollen sich bemühen, Frieden unter sich zu schließen. Sie sollen darnach streben, daß der universale Friede zwischen allen Regierungen, Religionen, Rassen und zwischen den Bewohnern der ganzen Welt verwirklicht wird. Die Errichtung des Weltfriedens ist heutzutage die wichtigste Angelegenheit. Die Verwirklichung dieses Prinzips ist eine schreiende Notwendigkeit unserer Zeit.
9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung geniessen.
Alle Menschen müssen erzogen und belehrt werden. Eine Forderung der Religion ist, daß jedermann erzogen werde und daß er die Möglichkeit habe, Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Die Erziehung jedes Kindes ist unerläßliche Pflicht. Für Elternlose und Unbemittelte hat die Gemeinde zu sorgen.
10. Die soziale Frage muss gelöst werden.
Keiner der früheren Religionsstifter hat die soziale Frage in so umfassender, vergeistigter Weise gelöst wie Bahá’u’lláh. Er hat Anordnungen getroffen, welche die Wohlfahrt und das Glück der ganzen Menschheit sichern. Wenn sich der Reiche eines schönen, sorglosen Lebens erfreut, so hat auch der Arme ein Anrecht auf ein trautes Heim und ein sorgenfreies Dasein. Solange die bisherigen Verhältnisse dauern, wird kein wahrhaft glücklicher Zustand für den Menschen erreicht werden. Vor Gott sind alle Menschen gleich berechtigt, vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person; alle stehen im Schutze seiner Gerechtigkeit.
11. Es muss eine Einheitssprache und Einheitsschrift eingeführt werden.
Bahá’u’lláh befahl die Einführung einer Welteinheitssprache. Es muß aus allen Ländern ein Ausschuß zusammentreten, der zur Erleichterung des internationalen Verkehrs entweder eine schon bestehende Sprache zur Weltsprache erklären oder eine neue Sprache als Weltsprache schaffen soll; diese Sprache muß in allen Schulen und Hochschulen der Welt gelehrt werden, damit dann niemand mehr nötig hat, außer dieser Sprache und seiner Muttersprache eine weitere zu erlernen.
12. Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.
Nach dem Gebot Gottes soll durch das ernstliche Bestreben aller Menschen ein Weltschiedsgerichtshof geschaffen werden, der die Streitigkeiten aller Nationen schlichten soll und dessen Entscheidung sich jedermann unterzuordnen hat.
Vor mehr als 50 Jahren befahl Bahá’u’lláh der Menschheit, den Weltfrieden aufzurichten und rief alle Nationen zum „internationalen Ausgleich“, damit alle Grenzfragen sowie die Fragen nationaler Ehre, nationalen Eigentums und aller internationalen Lebensinteressen durch ein schiedsrichterliches „Haus der Gerechtigkeit" entschieden werden können.
Bahá’u’lláh verkündigte diese Prinzipien allen Herrschern der Welt. Sie sind der Geist und das Licht dieses Zeitalters. Von ihrer Verwirklichung hängt das Wohlergehen für unsere Zeit und das der gesamten Menschheit ab.
SONNE DER WAHRHEIT Organ der deutschen Bahá’i Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz-Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis vierteljährlich 1.80 Goldmark, im Ausland 2.– Goldmark |
Heft 12 | Stuttgart, im Februar 1932 Mulk (Oberherrschaft) 88 |
11. Jahrgang |
Motto: Einheit der Menschheit — Universaler Friede — Universale Religion
Inhalt: Aus dem Schatz der Erinnerungen an Abbas Effendi, ‘Abdu’l-Bahá. — Weltenwende. — Die Lehre vom Licht. — Die Botschafter Gottes. — Schnee im Frühling. — Inhaltsübersicht über das Jahr 1931/32.
„Die Kinder des Westens wollen immer wieder die Existenz Gottes
und den Charakter dieses Gottes als einen persönlichen bewiesen
haben, und zwar fordern sie mit stolzem Selbstbewußtsein wissenschaftliche
Beweise. O ihr törichten Söhne einer verstiegenen Kultur,
was helfen euch die wissenschaftlichen Beweise über Gottes Dasein?
Gott, der Allgegenwärtige, muß erfahren werden, will erlebt
sein! Befolget die Gebote eurer Religionsstifter, lebt nach den Lehren
Bahá’u’lláh’s — der Vollkommenen Manifestation — und ihr werdet
Gott, den Herrn, nicht nur einmal, nicht nur mehrmals, sondern täglich
erleben und erfahren! Der Diener, der seinem Herrn täglich dient,
wird täglich um ihn sein und hat nicht nötig, daß ihm dessen Dasein
mathematisch bewiesen wird.“
Worte von 'Abdu’l-Bahá, Haifa, 1. Februar 1910
Aus dem Schatz der Erinnerungen an Abbas Effendi, 'Abdu'l-Bahá. Haifa 1906 - 11[Bearbeiten]
Fünfzehnter Brief von Frau Dr. J. F. an Frau A. Schwarz, Stuttgart
Aussprüche des Meisters betreffend der Wichtigkeit einer guten Schulbildung der
Kinder.
Ort: Haus eines persischen Bahá'i am Karmelabhang.
Zeit: Juni 1909 spätnachmittags.
Anwesende: Außer dem Meister und Seines persischen Gefolges ein Amerikaner mit seiner Frau (Touristen) und zwei Deutsche (Durchreisende).
Der Amerikaner, der selbst Nicht-Bahá’i ist, aber einen Vetter hat, welcher in Chicago wohnt und eifriger Bahá’i-Anhänger sein soll, frägt den Meister: „Mein Herr, was hat der Prophet der Bahá’i-Lehre über das Schulwesen der Bahá’i-Anhänger bestimmt?“
Der Meister: „Die Gesegnete Vollkommenheit Bahá’u’lláh hat in allen Seinen geheiligten Schriften, im Kitab-i-Aqdas, im Eschrakat, im Kalimat i firdausijja, im Lauh bischarat usw., kurz in allen Seinen herrlichen Offenbarungen die Notwendigkeit eines gepflegten Schulwesens für Knaben und Mädchen, reich und arm, betont. Seine geheiligte Vollkommenheit, Bahá’u’lláh, hat namentlich schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts den hohen Wert des Schulwissens zur Heranbildung eines tüchtigen Beamtenstandes in Persien, in der Türkei, überhaupt in den Ländern des Ostens gepredigt. Die Beamten, kleine und große, niedere und höhere, sind die Grundpfeiler eines Staatswesens. Sehet die wohlgeordneten Staaten des Westens, wie England, Deutschland, Schweiz usw., um nur einige zu nennen, sie genießen die Wohltat eines geordneten, geschulten und zuverlässigen Beamtenstaates. Der Leiter (der alte Hardegg † 1878 Haifa.) der württembergischen Kolonisten in Haifa hat uns einmal bei einem seiner willkommenen Besuche in Akko erzählt, daß der große Staatsmann der Deutschen, Bismarck, ausgerufen haben solle: „Der siegreiche Krieg von 70/71 ist im Grunde genommen vom 'Deutschen Schulmeister‘ gewonnen worden!“ Das ist ein tiefsinniges Wort: „Was der Soldat im Kriege ist, das bedeutet der Beamte im Frieden.“ Was nützt ein guter Kalif, wenn vom Wesir bis zum untersten Torhüter des Palastes (Pedell) alle Beamten unwissend und unzuverlässig sind? Die Unwissenheit läßt Dünkel und Bestechlichkeit wie Unkraut aufsprießen. Wir brauchen aber nicht nur Unterricht und Wissen, wir benötigen noch mehr Erziehung und Charakterschulung. Wir Bahá’i sagen: Der Mensch ist von Natur aus nicht eine unveränderliche Größe mit schlechten oder guten Anlagen oder mit einem mehr positiven oder mehr negativen Gemisch von Anlagen. Der große Rousseau hielt — trotz der Erkenntnis seines eigenen Wesens (Les Confessions — seine berühmte Lebensbeschreibung) — den Menschen als ein von Natur aus unverdorbenes, gut angelegtes Geschöpf, dessen Erziehung nur aus Leiten und Abwehren bestehen müsse. Der Unterricht habe den Geist mit Wissen zu erfüllen, und den Charakter brauche man nur zu pflegen, alle Hindernisse fern zu halten, worauf man eines gebildeten, tüchtigen und charaktervollen Menschen sicher sein dürfe. Ebenso unrichtig ist es, wenn die christlichen Missionare alles Gewicht auf die Erbsünde legen, den Menschen als unrein und verderbt vom Mutterleibe an betrachten und wenn sie als „Werkzeuge des Höchsten“ alles Heil von ihrer Schulung und Dressur des kleinen Sünders erwarten.
Viel mehr sehen wir, von der Pflanze an bis zum Menschen, eine gewisse Summe von
Anlagen, Potenzen (Kräfte), von Begabungen, welche in ihrer Entwicklung reifen und
absterben, sich entweder den Gesetzen der Umgebung anpassen, oder über ihre Umgebung
herauswachsen, sie überwinden, oder ihr erliegen. Es sind z. B. nicht alle Katzen
gleich, obwohl sie demselben Katzengeschlecht angehören. Die eine Katze wächst
sich zum liebenswürdigsten, zahmen Haustier aus, die andere nimmt anfänglich auch
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diese Richtung an, bald aber verwildert sie und wird wieder die reinste Wildkatze der
Wälder. Gleicher Anfang, ungleiche Entwicklung und ganz verschiedenes Ende.
Wir müssen besonders bei der Aufzucht des Menschengeschlechtes im Auge behalten: 1. Die Vererbungsgröße eines Individuums, die Erbanlage oder Erbmasse stellt eine unbekannte Größe für den Erzieher und Lehrer dar. 2. Nicht ganz so dunkel und geheimnisvoll sind die modellierenden Kräfte der Umwelt, in welcher der Mensch aufwächst, in welche er — nach Gottes Ratschluß — hineingeboren wurde.
Die Umwelt besteht aus dem Heimatland (Boden, Klima, Wasser usw.). Wichtiger ist die Familie, der Berufsstand, die sozialen Verhältnisse, Verkehrsgröße, kurz die menschliche Umwelt des Kindes. Was wir bei jedem Kinde, selbst einem Findling, wissen, ist sein Geschlecht und bis zu einem gewissen Grade dessen Konstitution. Da nun der Lehrer am allerwenigsten die Vererbungsgröße, die Erbanlage des Zöglings zu beurteilen und erst im Laufe von Jahren zu durchschauen vermag, so soll er seine Unterrichts- und vor allem Erziehungsmittel und Wege nach dem Erziehungsziel richten. Das Ziel ist aber, aus dem Kinde, dem Menschen, einen Reichgottesbürger zu machen. Ein Mensch, der überzeitliche Ziele hat, wird immer auch ein guter Bürger für die Obrigkeit und für die Mitbürger sein! Der ideale Mensch soll in zwei Welten zu Hause sein, in der materiellen, irdischen Heimat und in der Welt der göttlichen Gedanken, der ewigen Ziele im „Malekut Allah“ = im Gottesreich. Bei einer solchen Erziehung und Unterweisung, wo Reales und Ideales gleichermaßen wichtig wird, soll der Lehrer und Erzieher die Faktoren der Umwelt (des Milieus) des Zöglings fortwährend in Berücksichtigung ziehen und fördern oder wehren, Bahn machen oder Hindernisse bereiten, je nachdem er aus der Umwelt des Kindes Heil oder Unheil, Kräftigung oder Schwächung, Nutzen oder Schaden erwarten muß. — So will es die heilige Vollkommenheit Bahá’u’lláh! Die Sonne neigt sich dem Meeresspiegel zu, es ist Zeit für das dritte Gebet (Abendgebet) Allahu abha.“
Der Meister zieht sich zurück, die Gäste brechen auf.
Weltenwende[Bearbeiten]
Ein Brief von Shoghi Effendi an die Freunde im Abendland
Haifa, den 28. November 1931.
Die unerbittliche Entwicklung der letzten Ereignisse hat die Menschheit dem von
Bahá’u’lláh vorausgesagten Ziel so nahe gebracht, daß kein verantwortungsbewußter
Anhänger seines Glaubens angesichts der schmerzlichen Beweise für die Wehen der
Welt ringsum vom Gedanken ihrer nahenden Erlösung unberührt bleiben kann.
Es erscheint im gegenwärtigen Augenblick, in dem wir in der Welt den Ablauf des ersten Jahrzehnts seit ‘Abdu’l-Bahás plötzlichem Hinscheiden aus unserer Mitte feiern, nicht unangebracht, im Lichte der von ihm der Welt vermachten Lehren über die Ereignisse nachzudenken, die dazu gedient haben, die von Bahá’u’lláh vorausgesehene Weltordnung beschleunigt stufenweise hervortreten zu lassen.
Vor zehn Jahren, gerade am heutigen Tag, verbreitete ich über die Welt die Nachricht vom Hinscheiden dessen, der sich durch den veredelnden Einfluß Seiner Liebe, Stärke und Weisheit allein als ihre Stütze und Trost in den vielen Leiden erwiesen haben könnte, die ihr zu ertragen bestimmt waren.
Wie gut können wir, die kleine Schar Seiner erklärten Anhänger, die den Anspruch
erheben, das Licht in Ihm erkannt zu haben, uns der wiederholten Andeutungen
erinnern, die Er am Abend Seines irdischen Lebens über die Trübsal und Unruhe gemacht
hat, mit denen eine unerneuerte Menschheit in zunehmendem Maße gequält werden
würde. Wie genau können sich einige von
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uns auf Seine bedeutungsvollen Bemerkungen in Gegenwart der Pilger und Besucher
besinnen, die am Morgen der Jubelfeiern in Sein Haus drängten, als man das Ende des
Weltkrieges begrüßte, eines Krieges, der durch die von ihm hervorgerufene Schrecken,
Schäden und Verwickelungen dazu bestimmt war, einen so weitgehenden Einfluß auf die
Geschicke der Menschheit auszuüben. Wie ruhig und doch gewaltig betonte Er die
grausame Täuschung, die ein von Völkern und Ländern als Verkörperung der sieghaften
Gerechtigkeit und unfehlbares Werkzeug eines dauernden Friedens begrüßter
Vertrag für eine reuelose Menschheit aufbewahrte. „Friede, Friede!” hörten wir Ihn
oftmals sagen, „verkünden fortgesetzt die Lippen der Herrscher und Völker, während
noch in ihren Herzen das Feuer unausgelöschten Hasses glimmt.” Wie oft hörten wir
Ihn seine Stimme erheben, als der Lärm des Siegesrausches noch in vollem Toben war,
und lang noch ehe die leiseste Ahnung hätte aufsteigen und ausgesprochen werden können,
mit der bestimmten Erklärung, daß die als Gewähr für eine befreite Menschheit gepriesene
Urkunde in sich den Keim zu so bitterer Täuschung trüge, die die Welt weiterhin
versklaven würde. Wie zahlreich sind jetzt die Beweise für den Scharfblick Seiner
unfehlbaren Urteilskraft!
Zehn Jahre fortgesetzter, so schwer mit Angst beladener, so sehr mit unberechenbaren Folgen für die Zukunft der Zivilisation belasteter Unruhe, haben die Welt an den Rand eines Unglückes gebracht, das zu furchtbar ist, um darüber nachzudenken. Traurig ist in der Tat der Gegensatz zwischen den zuversichtlichen Begeisterungskundgebungen, in denen sich die Bevollmächtigten in Versailles so frei ergangen haben und dem Schrei der krassen Not, den Sieger und Besiegte heute in der Stunde bitterer Enttäuschung gleicherweise ausstoßen.
Weder die von den Urhebern und Gewährleistern der Friedensverträge aufgebrachte Kraft noch die erhabenen Ideale, mit denen der Begründer des Völkerbundes ursprünglich beseelt war, haben sich als ausreichendes Bollwerk gegen die Kräfte der inneren Zersetzung erwiesen, von denen der so mühsam ersonnene Bau unausbleiblich befallen worden ist. Weder die Einrichtung des sogenannten Schiedsgerichtes, das die Siegermächte zu schaffen gesucht haben, noch der von Amerikas ausgezeichnetem und weitblickenden Präsidenten ersonnene Mechanismus haben sich in Idee oder Praxis als hinreichende Werkzeuge zur Sicherung der von ihnen angestrebten Ordnung gezeigt. „Die Übel, unter denen die Welt jetzt leidet“, schrieb 'Abdu'l-Bahá im Januar 1920, „werden sich vervielfachen, die Dunkelheit, die sie umgibt, wird sich verdichten. Die Balkanländer werden unzufrieden bleiben, ihre Unruhe sich vermehren, die besiegten Mächte fortfahren zu wühlen. Sie werden zu jedem Mittel Zuflucht nehmen, das die Flamme des Krieges wieder entzünden kann. Bewegungen, die neu entstanden und weltweit in ihrer Tragweite sind, werden ihre äußerste Kraft auf die Verwirklichung ihres Plans verwenden. Die Linksbewegung wird zu großer Bedeutung kommen, ihr Einfluß sich verbreiten.“
Wirtschaftliche Not scheint sich, seit diese Worte geschrieben worden sind, mit politischer Verwirrung, finanziellen Umwälzungen, religiöser Unruhe und rassischer Feindseligkeit verschworen zu haben, um zu der Bürde, unter der eine verarmte, kriegsmüde Welt seufzt, unabsehbar beizutragen. Dies ist die wachsende Wirkung der fortgesetzten Krisen gewesen, die einander mit verblüffender Schnelligkeit gefolgt sind, daß die wahren Grundlagen der Gesellschaft davon erzittern. Die Welt ist überall, wohin wir unser Auge auch wenden, wie sehr wir unser Blickfeld immer weiten, überall von Mächten angefallen, die sie weder erklären, noch in Schranken zwingen kann.
Europa, das bisher als Wiege einer hochberühmten Zivilisation, als Fackelträger der
Freiheit und Hauptquell der Kräfte von Weltindustrie und Welthandel angesehen
worden war, steht verwirrt und gelähmt vor einer so furchtbaren Umwälzung.
Langgepflegte Ideale auf politischem wie auf wirtschaftlichem Gebiet erfahren unter dem
Druck reaktionärer Kräfte einerseits, eines heimtückischen und beharrlichen
Radikalismus anderseits schwere Prüfungen. Aus dem Herzen Asiens deutet anhaltendes
fernes, verhängnisvolles Rollen auf den ständigen
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Ansturm eines Glaubensbekenntnisses hin, das durch seine Verneinung des Göttlichen,
seiner Gesetze und Grundlagen den Boden für die menschliche Gesellschaft zu zerstören
droht. Der Lärm eines erstehenden Nationalismuses, der mit einer Rückkehr zu Zweifelsucht
und Unglauben gepaart ist, erhebt sich und bringt über einen Erdteil Unheil,
der bisher als Symbol einer Jahrhunderte währenden Beständigkeit und ungetrübter
Ergebung betrachtet worden war. Aus dem dunkelsten Afrika her können in wachsendem
Maße die ersten Regungen eines bewußten und entschlossenen Aufruhrs gegen
die Absichten und Methoden politischen und wirtschaftlichen Imperialismusses
wahrgenommen werden, der zu den zunehmenden Veränderungen einer unruhigen Zeit sein
Teil hinzufügt. Nicht einmal Amerika, das sich bis vor kurzem mit seiner herkömmlichen
Politik des Sichabseitshaltens und dem selbständigen Charakter seiner Wirtschaft, der
Unverwundbarkeit seiner Einrichtungen und den Beweisen seines wachsenden Wohlstandes
und Ansehens gebrüstet hat, hat es vermocht, den treibenden Kräften Widerstand zu
leisten, die das Land in den Wirbel eines wirtschaftlichen Orkans hineingezogen
haben, der die Grundlage seines eigenen gewerblichen und wirtschaftlichen
Lebens zu schwächen droht. Selbst das weit ab liegende Australien, das dank
seiner Entfernung von den Gewitterzentren Europas erwarten konnte, vor den
Prüfungen und Plagen eines leidenden Kontinentes bewahrt zu bleiben, ist in das
Wirbelspiel des Streites und der Leidenschaft verfangen, unfähig, sich von
dessen verhängnisvollem Einfluß zu befreien.
Nie hat es auf sozialem, wirtschaftlichem oder politischem Gebiet so weitgehende und grundlegende Umwälzungen gegeben, als wie sie sich gegenwärtig in verschiedenen Teilen der Erde vollziehen. Nie hat es so viele und mannigfaltige Gefahrenquellen gegeben, als die, die heute den Bau der Gesellschaft bedrohen. Wir erkennen die Bedeutung der folgenden Worte Bahá’u’lláhs, indem wir im Nachsinnen über den gegenwärtigen Zustand der bedrückten und in Unordnung geratenen Welt verweilen. Er sagt: „Wie lange will die Menschheit in ihrem Eigensinn beharren? Wie lange wird die Ungerechtigkeit fortbestehen? Wie lange sollen Chaos und Verwirrung unter den Menschen herrschen? Wie lange wird die Oberfläche der menschlichen Gesellschaft durch Uneinigkeit aufgerührt werden? Die Winde der Verzweiflung wehen, ach, aus jeder Richtung, und der Streit, der die Menschenrasse entzweit und quält. nimmt von Tag zu Tag zu. Die Zeichen drohender Zuckungen und des Chaos können jetzt wahrgenommen werden, um so mehr, als sich die bestehende Ordnung als beklagenswert unvollkommen erweist.”
Der beunruhigende Einfluß von über dreißig Millionen Menschen, die in Europa verstreut in Minderheitsverhältnissen leben, die ungeheure und in ständiger Zunahme begriffene Zahl der Arbeitslosen mit ihrer drückenden Last und ihrem demoralisierenden Einfluß auf Regierungen und Völker, der verderbliche, zügellose Rüstungswettlauf, der einen fortgesetzt wachsenden Teil des Vermögens der bereits verarmten Völker verschlingt, die gänzliche Demoralisierung, unter der heute die internationalen Geldmärkte in zunehmendem Maße leiden, der Angriff des Freidenkertums, der alles antastet, was bisher als uneinnehmbare Feste christlicher und moslemitischer Orthodoxie betrachtet worden ist, — sie treten als ernsteste Symptome hervor, die für den künftigen Bestand der modernen Zivilisationsstruktur Unheil künden. Kein Wunder, wenn einer der bedeutenden Denker Europas, der wegen seiner Weisheit und Zurückhaltung verehrt wird, sich zu folgendem kühnen Ausspruch veranlaßt gesehen hat: „Die Welt geht durch die ernsteste Krisis in der Geschichte der Zivilisation.“ „Wir stehen“, schreibt ein anderer, „entweder vor einer Weltkatastrophe, oder dem Anbruch einer höheren Ära von Wahrheit und Weisheit.“ „In solchen Zeiten“, fügt er hinzu, „gehen Religionen zugrunde und werden neue geboren.“
Kann man nicht, wenn man den politischen Horizont prüfend überschaut, bereits die
Absteckungslinie derjenigen Kräfte unterscheiden, die den Kontinent Europa von neuem
in verschiedene Lager kräftiger zum Kampf entschlossener Kämpfer teilen, einem Kampf,
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der, ungleich dem letzten Kriege, in der Geschichte der menschlichen Entwickelung das
Ende eines großen Zeitalters bezeichnen kann? Sind wir bevorrechtigte Hüter eines
unschätzbaren Glaubens berufen, Zeugen einer sündflutgleichen Veränderung zu sein,
die politisch ebenso grundlegend und geistig so wohltätig ist, wie jene, die den
Untergang des römischen Kaiserreiches im Westen beschleunigt hat? Wäre es nicht
denkbar — und jeder aufmerksame Jünger des Glaubens Bahá’u’lláhs sollte darüber
nachdenken —, daß aus diesem Weltausbruch Kräfte von so geistiger Energie hervorgehen, daß
sie den Glanz jener Zeichen und Wunder ins Gedächtnis zurückrufen, nein übertreffen,
die die Errichtung des Glaubens an Jesus Christus begleiteten? Vermag nicht aus dem
Todeskampf einer erschütterten Welt eine religiöse Wiederbelebung von solchem Umfang
und solcher Gewalt hervorzubrechen, daß sie selbst jene weltordnenden Kräfte
an Macht übertrifft, mit denen die Religionen der Vergangenheit zu gewissen Zeitpunkten
und nach einer unerforschlichen Weisheit die Geschicke niedergehender Zeitalter und
Völker erneuert haben? Könnte nicht der Bankrott der gegenwärtigen hochgepriesenen
materialistischen Zivilisation das erstickende Unkraut jäten, das jetzt noch die Entfaltung
und Blüte des gegen Widerwärtigkeiten kämpfenden Gottesglaubens verhindert?
Laßt Bahá’u’lláh selbst das Licht Seiner Worte auf unsern Pfad ausgießen, da wir
unseren Weg zwischen den Fallgruben und Nöten unserer unruhigen Zeit gehen müssen.
Vor mehr als fünfzig Jahren fluteten in einer von den Übeln und Prüfungen, die sie
heute quälen, weit entrückten Welt aus Seiner Feder die nachfolgenden prophetischen
Worte: „Die Welt befindet sich in den Wehen, und die Gärung nimmt von Tag zu
Tag zu. Ihr Angesicht ist der Verirrung und dem Unglauben zugewendet. Ihr Zustand
wird derartig werden, daß es weder gut noch angebracht ist, ihn jetzt zu enthüllen. Ihre
Verderbtheit wird lange dauern. Und wenn die festgesetzte Stunde gekommen ist, wird
plötzlich erscheinen, was die Glieder der Menschheit erzittern läßt. Dann und nur
dann wird das göttliche Banner entfaltet werden und die Nachtigall des Paradieses
ihre Lieder erheben.“
(Fortsetzung folgt.)
Die Lehre vom Licht[Bearbeiten]
Von der Bahá’i-Bewegung Ostseebad Müritz (Mecklenburg)
Der Apostel Johannes sagt: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns...
(Ev. Joh. 1, 14.) Der Gottgesandte ist für eine gewisse Zeit eine irdische Persönlichkeit,
voll göttlicher Weisheit und von den Kräften des Wortes Gottes durchdrungen.
Er ist ein Teil des Absoluten und ist schon während seines Erdendaseins über Raum
und Zeit erhaben.
In der Offenbarung Johannes 11, 1 lesen wir: „Und es ward mir ein Rohr gegeben.“ 'Abdu'l-Bahá sagt hierüber: „...Unter diesem Rohr ist ein vollkommener Mensch zu verstehen. Die Bedeutung dieses Vergleiches ist folgende: Wenn das Innere eines Stabes ausgehöhlt und seines Inhaltes entleert ist, dann haben wir ein Rohr, auf dem schöne Melodien gespielt werden können, und wie die Töne und Melodien nicht von dem Rohr, sondern von dem Flötenspieler kommen, so ist auch das geheiligte Herz dieses gesegneten Wesens von allem anderen außer Gott befreit. Es ist rein und von der Anhänglichkeit an menschliche Zustände losgelöst, und ist der Gefährte des göttlichen Geistes. Alles, was von ihm ausgeht, kommt nicht von ihm selbst, sondern von dem wirklichen Flötenspieler. Es ist göttliche Inspiration ...“ („Beantwortete Fragen“, Seite 58 ff.)
Gott beruft einen Menschen, dem Er Sein heiliges Wort in den Mund legt, damit er es den Menschen offenbart und diese von Unwissenheit, Irrtum und Untergang errettet werden. Es errettet aber nur die, die das Wort in ihrem Herzen aufnehmen, um durch das Wasser des ewigen Lebens zu neuem Leben erweckt zu werden.
Zur Zeit Christi hörten viele Menschen
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Seine Lehre, aber nur wenige waren Ihm bei Seiner Kreuzigung ergeben. „Denn dieses
Volkes Herz ist verstockt....“ (Ev. Matth. 13, 15.) Darum gebietet uns die Bahá’i-Lehre:
"... Besitze ein reines, gütiges und strahlendes Herz, damit du eine Herrschaft erlangst,
die himmlisch, ewig und unvergänglich ist.“ („Verborgene Worte“, Seite 5, Ziffer 1.)
Das Herz.
Über das menschliche Herz lesen wir in der Bibel: „Ein Mensch siehet, was vor Augen ist, der Herr aber siehet das Herz an.“ (1. Sam. 16, 7.) „Die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöten. Siehe an meinen Jammer und Elend und vergib mir alle meine Sünde.“ (Ps. 25, 17.) „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist.“ (Ps. 51, 12.) „Er lenket allen das Herz. Er merket auf alle ihre Werke.“ (Ps. 33, 15.) „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ (Matth. 5, 8.)
Über die Herzen der Menschen sagt die Bahá’i-Lehre: „...Erfreue dich des Glückes deines Herzens, damit du würdig bist, auf Mich zu schauen und Meine Schönheit zurückzustrahlen.“ („Verborgene Worte“, Seite 4, Ziffer 36.) „... Dein Herz ist Meine Wohnstätte. Heilige es für Mein Kommen ... („Verborgene Worte“, Seite 19, Ziffer 58.) "...In den Garten des Herzens pflanze nur Rosen der Liebe und trenne dich nicht von der Nachtigall des Verlangens und der Sehnsucht . . .“ („Verborgene Worte“, Seite 25, Ziffer 3.) „...Läutere dein Herz mit der Flamme des Geistes und eile zu dem Hofe des Allerhöchsten.“ („Verborgene Worte“, Seite 26/27, Ziffer 8.) „...hänget eure Herzen nicht an die Welt des Staubes.“ („Verborgene Worte“, Seite 28, Ziffer 14.) „...Mit Ausnahme des menschlichen Herzens, welches Ich als Wohnstätte für Meine Schönheit und Herrlichkeit bestimmte, habe Ich alle Dinge im Himmel und auf Erden für dich verordnet, dennoch hast du Mein Heim und Meinen Wohnort einem anderen eingeräumt . . .“ („Verborgene Worte“, Seite 34, Ziffer 27) „... Die Kerze deines Herzens ist durch die Hand Meiner Macht entzündet, verlösche sie nicht mit den Gegenwinden des Selbst und der Leidenschaften ...“ („Verborgene Worte“, Seite 36, Ziffer 32.) „...Befreie dein Herz von Bosheit und — frei von Neid — eile hin zu dem himmlischen Hof der Heiligkeit.“ („Verborgene Worte“, Seite 40, Ziffer 42.) »... Denket nicht, daß die Geheimnisse des Herzens verborgen bleiben, sondern seid dessen gewiß, daß sie in deutlicher Schrift eingeschrieben und in der heiligen Gegenwart offenkundig sind.“ („Verborgene Worte“, Seite 46, Ziffer 59.) „... Wahrlich, Ich sage euch: Alles, was ihr in euren Herzen verborgen habt, ist vor uns klar und offenbar wie der Tag. Daß es aber verborgen ist, ist Unserer Gnade und Gunst und nicht euer Verdienst.“ („Verborgene Worte“, Seite 47, Ziffer 60.) „... Hänget eure Herzen nicht an die sterbliche Herrschaft und erfreuet euch nicht ihrer ... .“ („Verborgene Worte“, Seite 52, Ziffer 75.)
Die Gerechtigkeit.
In der Bibel heißt es: „Gerechtigkeit erhöhet ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben.“ (Sprüche 14, 34.) „Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns schämen.“ (Dan. 9, 7.)
Die Bahá’i-Lehre spricht von der Gerechtigkeit: „O Sohn des Geistes! Die Gerechtigkeit
ist in Meinen Augen vor allem andern das Köstlichste. Wenn du nach Mir verlangst,
dann wende dich nicht von ihr ab und vernachlässige sie nicht, damit Ich dir Mein
Vertrauen schenke. Mit Hilfe der Gerechtigkeit wirst du mit deinen Augen und nicht mit
den Augen anderer sehen. Du wirst alles mit deinem eigenen Verständnis erkennen und
nicht mit dem deines Nebenmenschen. Erwäge in deinem Herzen, wie du sein solltest.
Wahrlich, die Gerechtigkeit ist Meine Gabe für dich. Sie ist das Zeichen Meiner
liebevollen Güte zu dir, deshalb halte sie dir stets vor Augen.“ („Verborgene Worte“,
Seite 6, Ziffer 2.) In dem Tablet Tarasat (Seite 56) befindet sich folgendes Gebot:
„Behalte stets und unter allen Umständen Gerechtigkeit und Unparteilichkeit im Auge!
... Diejenigen, welche gerecht und unparteiisch sind, nehmen die höchste Stufe und
den erhabensten Rang ein. Aus solchen Seelen leuchten die Lichter der Rechtlichkeit
und der Gottesfurcht. Wir hoffen; daß die Nationen und Länder des Lichtes dieser zwei
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Sonnen nicht beraubt werden.“ In den Worten des Paradieses lesen wir (Seite 31): „Die
Gerechtigkeit ist das Licht der Menschen. Lösche es nicht aus mit den Gegenwinden
der Unterdrückung und der Tyrannei! Das Ziel der Gerechtigkeit ist das Zustandekommen
von Einigkeit unter den Menschen. In diesem erhabenen Wort bewegt sich das
Heer der göttlichen Weisheit. Alle Bücher der Welt würden nicht ausreichen, um die
Auslegung dieses Wortes zu fassen .. .“
Die Loslösung von Armut und Reichtum.
Über Armut und Reichtum heißt es u. a. in der Bibel: „Armut und Reichtum gib mir nicht, laß mich aber mein bescheiden Teil Speise dahin nehmen. Ich möchte sonst, wo ich zu satt würde, verleugnen und sagen: ‚Wer ist der Herr?‘ Oder, wo ich zu arm würde, möchte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen.“
Die Bahá’i-Lehre gebietet uns: „O Sohn des Seins! Sei nicht traurig, wenn Armut bei dir einkehrt, denn der König des Reichtums wird zu dir kommen. Fürchte die Demütigung nicht, denn Seine Herrlichkeit wird eines Tages auf dir ruhen.“ („Verborgene Worte“, Seite 17/18, Ziffer 52.) „... Du verlangst nach Gold und Ich wünsche deine Loslösung von ihm. Im Gold erblickest du den Reichtum deiner Seele, während Ich deinen Reichtum darin erblicke, daß du dich von ihm losmachst. Bei Meinem Leben! Dies ist Meine Erkenntnis, und jenes ist deine Einbildung. Wie kann Meine Ansicht mit der deinigen übereinstimmen?“ („Verborgene Worte“, Seite 18, Ziffer 55.) „... Vermache Meinen Reichtum Meinen Armen, daß du im Himmel von der Fülle der nie verblassenden Herrlichkeit und Schätze der unvergänglichen Macht gewinnst . . .“ („Verborgene Worte“, Seite 18, Ziffer 56.) Ebendaselbst Seite 27, Ziffer 11, finden wir die folgenden gebieterischen Worte: „... Mache dich innerlich los von den Reichtümern, damit du einen dauernden Anteil aus der See Meines ewigen Reichtumes erlangst ... .“ Hierzu gibt uns 'Abdu'l-Bahá in einer Ansprache in Paris im Jahre 1913 („Sonne der Wahrheit“, September 1924, Seite 99 ff.) folgende erläuternde Erklärung: „...Diese Loslösung vom Irdischen besteht aber nicht darin, daß man sein Haus anzündet, Bankerott macht oder seine Habe zum Fenster hinauswirft, auch nicht darin, daß man alles, was man hat, weggibt. Diese Loslösung besteht vielmehr darin, daß man sich nicht von seinen Besitztümern beherrschen läßt. Ein erfolgreicher Kaufmann, der sein Herz nicht an sein Geschäft hängt, kennt diese Loslösung. Ein Bankier, den seine Beschäftigung nicht daran hindert, der Menschheit zu dienen, ist losgelöst. Ein Armer dagegen kann sein Herz an unbedeutende Dinge hängen.“ 'Abdu’l-Bahá fährt dann mit folgendem Gleichnis fort: „Zwei Männer, ein reicher und ein armer, lebten in der gleichen Stadt. Eines Tages sagte der Arme zu dem Reichen: ‚Ich möchte ins hl. Land gehen.‘. Der Reiche sagte: ‚Sehr gut! Ich werde auch mitgehen.‘ Sie verließen die Stadt und begaben sich auf ihre Pilgerreise. Als die Nacht hereinbrach, sagte der arme Mann: ‚Wir wollen umkehren und zu Hause übernachten.‘ Der Reiche sagte: ‚Wir sind ausgezogen, um nach dem hl. Lande zu pilgern, deshalb dürfen wir nicht umkehren.‘ Der Arme erwiderte: ‚Nach dem hl. Lande ist es zu Fuß eine lange Strecke, ich habe einen Esel zu Hause, den werde ich herbeiholen.‘ ‚Was?‘ sagte der Reiche, ‚schämst du dich nicht? Ich verließ alle meine Besitztümer, um diese Pilgerreise zu machen, und du willst umkehren, um deinen Esel zu holen? Ich habe mein ganzes Vermögen aufgegeben. Dein Reichtum besteht in einem Esel, und von dem kannst du dich nicht trennen?‘ Ihr könnte also sehen“, führt ‘Abdu’l-Bahá weiter aus, „daß der Reichtum nicht immer ein Hindernis ist. Ein Reicher, der so losgelöst ist, ist der Wirklichkeit nahe. Es gibt viele reiche Menschen, die losgelöst sind, und viele Arme, die es nicht sind...“ Wir möchten darauf hinweisen, daß in der „Sonne der Wahrheit“, März 1927, Seite 8 ff. in dem Artikel: „Die zwei strahlenden Leuchten“ von zwei reichen Männern berichtet wird, die durch die Bahá’i-Lehre derart losgelöst waren, daß sie sich leichten Herzens von ihren Besitztümern trennten und freudig dem Märtyrertode entgegengingen.
Es sei uns gestattet, zu erwähnen, daß eines der Prinzipien der Bahá’i-Lehre lautet:
„Alle Menschen haben das gleiche Anrecht auf die nötigen Existenzmittel.“ Und
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in den „Verborgenen Worten“, Seite 43, Ziffer 49 heißt es: „O Kinder des Staubes! Laßt
die Reichen das Mitternachtsseufzen der Armen wissen, damit letztere durch Vernachlässigung
dieser Pflicht nicht umkommen, noch ihres Teiles an dem Baum des Reichtumes beraubt werden.
Mein ist die Wohltätigkeit und Mein sind die Gaben. Wohl dem, der sich mit Meinen Tugenden
schmückt.“ ‘Abdu’l-Bahá erklärt zu diesem Gebot: („Ansprachen“, Seite 142/143): „Alle
menschlichen Wesen haben Rechte an das Leben. Sie haben ein Recht auf Erholung
und auf ein gewisses Maß von Wohlergehen. Wenn ein reicher Mann, umgeben von Luxus
und größter Bequemlichkeit, in seinem Palast leben kann, dann sollte der Arme auch
seinen nötigen Lebensunterhalt haben. Es sollte jedermann genügend Nahrung und
Kleidung haben. Es sollte nicht der eine im Überfluß leben, während dem anderen die
nötigen Existenzmittel fehlen.
Laßt uns mit aller uns zur Verfügung stehenden Kraft den Versuch machen, glücklichere Zustände herbeizuführen, damit auch nicht eine Seele Mangel leide.“ Weiter lesen wir in den „Ansprachen“, Seite 168/169: „... Es ist ja wahr, manche sind ungeheuer reich und andere beklagenswert arm. Es ist daher eine Organisation erforderlich, der die Aufgabe zufällt, diese Zustände zu prüfen und zu verbessern. Es ist ebenso wichtig, die Reichtümer zu beschränken, wie es wichtig ist, die Armut zu begrenzen. Jedes Extrem ist vom Übel. Einigermaßen bemittelt zu sein, ist sehr wünschenswert. (Armut und Reichtum gib mir nicht. Sprüche Salomos 30, 8) Wenn es recht ist, daß ein Kapitalist großen Reichtum besitzt, dann ist es auch recht, daß ein Arbeiter genügend Mittel für seine Existenz haben soll.
Es sollte keinen Menschen mit großem Reichtum geben, solange in seiner Nähe ein armer Mann in schrecklicher Dürftigkeit lebt. Wenn die Armut in einen Zustand des Hungerleidens geraten ist, so ist dies ein sicheres Zeichen, daß irgendwo Unterdrückung besteht. Die Menschen müssen sich in dieser Angelegenheit Mühe geben. Sie dürfen nicht länger solche verbesserungsbedürftigen Zustände beibehalten, die eine große Anzahl Menschen ins Elend und in die bitterste Armut bringen. Die Reichen müssen ihre Herzen erweichen und Mitleid in sich ausbilden. Sie müssen für diejenigen, welche Mangel leiden und denen es am Notwendigsten fürs Leben fehlt, sorgen. Es müssen besondere Gesetze gemacht werden, in welchen diese Extreme des Reichtumes und des Mangels zu berücksichtigen sind. Die Regierungen der verschiedenen Länder sollten ihre Gesetze mit dem göttlichen Gesetz, welches allen gleiche Gerechtigkeit verleiht, in Übereinstimmung bringen. Dies ist der einzige Weg, auf dem der beklagenswerte Überfluß des großen Reichtumes und die jämmerliche, entmutigende und erniedrigende Armut ausgeglichen werden können. Solange dies nicht vollbracht ist, wird auch das Gesetz Gottes nicht befolgt.“
Bei Seiner Anwesenheit in London im Jahre 1911 sprach ‘Abdu’l-Bahá folgende mahnenden Worte aus: „Ich finde, daß England erwacht ist. Es ist geistiges Leben zu spüren. Aber eure Armen sind so bitter arm! Das dürfte nicht sein. Einerseits habt ihr Reichtum und großen Luxus, und andererseits leben Männer und Frauen im größten Hunger und im Elend. Dieser große Kontrast im Leben ist einer der Schandflecke der Zivilisation dieses erleuchteten Zeitalters. Ihr müßt viel ernstlicher auf die Besserung der Zustände der Armen bedacht sein. Gebt euch nicht zufrieden, bis jeder, der sich eurer Gemeinschaft angeschlossen hat, wie ein Glied einer Familie ist. Seht jeden an, als ob es ein Vater, ein Bruder, eine Schwester oder ein Kind von euch wäre. Wenn ihr dahin gelangt, werden alle Schwierigkeiten behoben sein, und jeder wird wissen, was er zu tun hat.“ („Sonne der Wahrheit“, Juni 1923, Seite 56.)
Die Ausübung eines Berufes.
Uns allen ist das Bibelwort: „Bete und arbeite“ bekannt, und auch die Bahá’i-Lehre
erzieht ihre Anhänger nach der praktischen Seite. In den „Verborgenen Worten“, Seite
82/83, Ziffer 82, heißt es: „O Mein Diener! Die besten der Menschen sind diejenigen, die
ihren Lebensunterhalt durch die Ausübung eines Berufes erwerben und davon ihre Ausgaben
und die ihrer Angehörigen in der Liebe Gottes, des Herrn aller Welten, bestreiten. . ."
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In den „Frohen Botschaften“ heißt es Seite 13: „Jedem einzelnen von euch ist
es zur Pflicht gemacht, sich in irgendeinem Beruf — sei es Kunst, Gewerbe usw. — zu
betätigen. Wir veranlaßten, daß die gewissenhafte Erfüllung eurer Berufspflichten dem
Dienste Gottes, des Wahrhaftigen, gleich geachtet wird. Denket, o Menschenkinder, über
die Barmherzigkeit Gottes und Seine Begünstigungen nach. Alsdann danket Ihm am
Morgen und Abend!
Vergeudet eure Zeit nicht mit Müßiggang und Trägheit, sondern beschäftigt euch mit dem, was euch selbst und anderen Nutzen bringt! Solches wurde von dem Horizont, von dem die Sonne der Weisheit und der göttlichen Äußerungen strahlt, in diesem Tablet verordnet. Der, welcher hinsitzt, nichts tut und nur bittet, ist bei Gott am meisten verabscheut. Haltet euch an das Seil der Mittel, d. h. tut eure Arbeit im Vertrauen auf Gott, den Schöpfer aller Dinge! Jeder Seele, die sich mit einer Kunst, einem Gewerbe usw. beschäftigt, wird dies vor Gott als eine gottesdienstliche Handlung angerechnet. Wahrlich, solches ist nichts anderem, als Seiner großen und überfließenden Gunst zuzuschreiben.“ Weiter lautet es im Tablet Tarasat, Seite 53/54: „... Nachdem der Mensch den Zweck seines Daseins erkannt und die Reife erlangt hat, bedarf er ein hinlängliches Auskommen. Wenn dieses durch Gewerbe oder einen sonstigen Beruf erlangt wird, so ist dies für die weisen Menschen und besonders für jene, die sich aufmachen, um die Welt zu erziehen und die Seelen der Nationen zu veredeln, lobenswert ... .“
(Schluß folgt.)
Die Botschafter Gottes[Bearbeiten]
Von der Bahá’i-Bewegung in Ostseebad Müritz (Mecklenburg) (Schluß)
‚Unter Wolken‘ ist das zu verstehen, was der Selbstsucht und den Wünschen der Menschen
entgegengesetzt ist, wie in dem früher angeführten Verse erwähnt ist: ‚Doch deshalb
verwerfet ihr, so oft ein Botschafter zu euch kam mit dem, an das eure Seelen nicht
dachten, solchen stolz und klagt ihn der Betrügerei an und bringt ihn um.‘ (Koran,
Sure 2.) Solche Wolken sind zum Beispiel das Ändern von Verordnungen, die
Erlassungen von Gesetzen, die Beseitigung althergebrachter Regeln und Zeremonien und
die Überlegenheit jener aus dem gewöhnlichen Volk, die Gläubige werden, über die
Gelehrten, die leugnen. Sodann weist die Erscheinung jener ewigen Schönheit die
menschlichen Beschränkungen auf, wie Essen, Trinken, Armut, Reichtum, Ruhm,
Erniedrigung, Schlafen, Wachen und ähnliche Zustände, die die Leute zu Zweifeln
verleiten und sie abhalten, die Manifestation anzunehmen.
Wie Wolken die Augen der Menschen am Schauen der wirklichen Sonne verhindern, so hindern die oben erwähnten Zustände die Leute an der Wahrnehmung dieser Geistigen Sonne .... Weil jene Tempel der Heiligkeit der äußerlichen Dürftigkeit und äußerlichen Widerwärtigkeiten, auch der natürlichen und körperlichen Notdurft preisgegeben sind, wie dem Hunger, Krankheiten und sonstigen Zufällen, läßt sich das Volk irreführen in die Saharas des Zweifels und der Verdächtigung und in die Einöden der Einbildung und Verwirrung (sich wundernd), wie einer könne von Gott kommen, die Vorherrschaft über alles auf Erden beanspruchen und sich selbst den Antrieb zur Erschaffung der Welt zuschreiben, wie Er gesagt hat: ‚Wäre es nicht deinetwegen, hätte ich die Fundamente nicht erschaffen‘, und trotzdem mit solch nichtigen Dingen behaftet sein solle. Hat man doch gehört, wie jeder Prophet und seine Anhänger Widerwärtigkeiten erdulden mußten, wie Dürftigkeit, Krankheiten und Verachtung, wie die Köpfe ihrer Jünger als Geschenke in die Städte geschickt wurden, und jeder von ihnen unter den Händen der Feinde der Religion bis zu einem solchen Grade litt, daß die letzteren mit ihnen anfingen, was sie nur wollten.
Der Herr der Macht hat alle diese
[Seite 143]
Verhältnisse, die unreinen Seelen widerwärtig sind, und den Wünschen der Leute
entgegenlaufen, zur Prüfung und zum Maßstab geschaffen, wodurch Er Seine Diener prüft und
scheidet die Gerechten von den Gottlosen, den Gläubigen von dem Leugner ... .“
(„Bahá’u’lláh und das Neue Zeitalter“, Seite 363 ff.)
Der Geist der Wahrheit.
Christus sprach zu Seinen Jüngern: „Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt’s jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten ... .“ (Ev. Joh. 16, 12 u. 13.)
Die Bahá’i-Lehre verkündet uns nun die frohe Botschaft, daß der von Jesus verheißene Geist der Wahrheit in der Persönlichkeit von Bahá’u’lláh erschienen ist.
Für heute möchten wir auf die Erklärungen von ‘Abdu’l-Bahá in „Beantwortete Fragen“, Kapitel 9 („Bahá’u’lláh“), Seite 32 ff., Bezug nehmen und mit folgenden Worten des Meisters schließen: „Es ist nicht nötig, Abraham herabzusetzen, um Jesus zu erhöhen. Es ist nicht nötig, Jesus zu erniedrigen und Bahá’u’lláh zu verkündigen. Wir müssen die Wahrheit von Gott willkommen heißen, wo auch immer wir sie erhalten. Das Wesen der Frage ist, daß alle diese großen Botschafter kamen, um die göttliche Fahne der Vollkommenheit aufzuziehen. Alle leuchten als Sonnen am Himmel des göttlichen Willens. Alle geben ihr Licht der Welt.“ (Star of the West, Band 3. Nr. 8, Seite 8.)
Und weiter: „Zur Zeit Christi glaubten die Römer und Griechen, Seine Botschaft wäre hauptsächlich für die Juden. Sie glaubten, sie hätten eine vollkommene Zivilisation und von den Lehren Christi nichts mehr zu lernen. Durch diese falsche Ansicht wurden viele Seiner Gnade beraubt. Wisse ferner, daß die Grundsätze des Christentums und die Gebote Bahá’u’lláhs gleichbedeutend und daß ihre Wege dieselben sind. Jeder Tag bringt Fortschritte. Es gab eine Zeit, wo dieses göttliche Schöpfungsprinzip (die fortschreitende Offenbarung) nur als Keim vorhanden war, dann erschien sie gleich einer Neugeburt, als Kind, als verständiger Jüngling. Aber heute strahlt sie in voller Schönheit und leuchtet in größter Pracht. Glücklich der, der das Geheimnis erforscht und seinen Platz in der Welt des erleuchteten Einen einnimmt!“ („Bahá’u’lláh und Seine Botschaft“, „Sonne der Wahrheit“, Februar 1930, Seite 179.)
Schnee im Frühling[Bearbeiten]
Von M.L.Fack, Stuttgart
- Ihr dürft noch nicht grünen und blühen,
- noch hemmt mit Wintergewalt,
- erstickt euer schüchternes Mühen
- unter Schneelasten eisigkalt.
- Und doch drängt’s schon allerorten
- sich keimend und sprossend ans Licht,
- Frühling ist es geworden,
- doch für euch noch nicht.
- Bald aber wandelt die Sonne
- höher in ihrem Lauf,
- weckt zu unsagbarer Wonne
- auch euch eines Tages auf.
- Löst alle starren Gewalten
- mit ihrer sieghaften Kraft,
- und ihr dürft euch entfalten
- selig und sonnenhaft.
In der Sonne der Wahrheit finden nur solche Manuskripte Veröffentlichung, bezüglich deren Weiterverbreitung keine Vorbehalte gemacht werden. — Anfragen, schriftliche Beiträge und alle die Schriftleitung betreffenden Zuschriften beliebe man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3 zu senden. — Bestellungen von Abonnements, Büchern und Broschüren sowie Geldsendungen sind an das Bahá’i-Bureau Stuttgart, Alexanderstr. 3, Nebengebäude, zu richten.
Inhaltsübersicht über das Jahr 1931/32[Bearbeiten]
Bahá’u’lláh
Das heilige Buch der Gewißheit . . . . . 2, 14, 27, 38, 50, 62, 74, 86, 98
Gebet um den Weltfrieden . . . . . 2
Das Gebot des Hütertums . . . . . 78
‘Abdu’l-Bahá
Verbrüderung . . . . . 1
Gebet für den größten Frieden . . . . . 6
Die Hütte Gottes bei den Menschen . . . . . 13
Die Abkehr von der göttlichen Lehre . . . . . 25
Die Belebung durch den Odem des Hl. Geistes . . . . . 37
Wann das Friedenszeitalter beginnen wird? . . . . . 46
Christus und die Bahá’i-Lehre . . . . . 54
O Bahá’i, du bist der wahre religiöse Mensch . . . . . 60
Segensworte . . . . . 61
Sei nicht voll Kummer . . . . . 73
Gebet . . . . . 85
Gebet . . . . . 97
Worte zu Miß Stevens . . . . . 109
Tablet an Pastor Heydorn . . . . . 112
Das Universum ist am ehesten zu verstehen . . . . . 121
Gott muß erfahren werden . . . . . 133
Aus dem Schatz der Erinnerungen an Abbas Effendi ‘Abdu’l-Bahá von Dr. ]. F.:
Über die Ursache der Trennung im Hause Bahá’u’lláhs, 4. Brief . . . . . 7
Das Haus der Gerechtigkeit, 5. Brief . . . . . 18
Die Geschichte des Mausoleums und diesbezügliche Zukunftspläne, 6. Brief . . . . . 30
Die kabbalistische Weltanschauung der großen Manifestationen, 7. Brief . . . . . 39
Über das Buch Kitab-i-Aqdas, 8. Brief . . . . . 52
Das auserwählte Volk Gottes, 9. Brief . . . . . 64
Prophetie und prophetische Aussprüche des Báb und Bahá’u’lláhs, 10. Brief . . . . . 76
Wie können wir modernen Menschen das Kitab-i-Aqdas und den Bayan annehmen?, 11. Brief . . . . . 87
Über die kanonischen Bücher Bahá’u’lláhs, 12. Brief . . . . . 100
Die Stellung des Propheten zu der modernen Technik, 13. Brief . . . . . 110
Das Licht, ein Symbol der menschlichen Seele, 14. Brief . . . . . 122
Aussprüche des Meisters betreffend der Wichtigkeit einer guten Schulbildung der Kinder, 15. Brief . . . . . 134
Shogi Effendi: Weltenwende . . . . . 135
Aufsätze und Artikel
Neujahr. A. Schwarz, Stuttgart . . . . . 2
Der Leib als Tempel des Geistes. E. Jörn, Warnemünde . . . . . 10
Chinesische Kultur und die Bahá’i-Bewegung. M. Root . . . . . 24, 32
Begegnung. P. Häcker, Stuttgart . . . . . 35
Tagesregeln für Kinder und erleuchtete Junge Menschen. E. Jörn, Warnemünde . . . . . 41
Vom Aufmarsch der Gottlosen. Rud. Paulsen, Berlin . . . . . 42
Christus und die Bahá’i-Lehre, Arbeitsgemeinschaft Schwerin . . . . . 44
Bahá’i-Kongreßbericht . . . . . 48
Das Doppelgesicht des Christentums. E. Schmidt, Stuttgart . . . . . 59
Eine zur Zeit besonders wichtige Aufgabe der Bahá’i. Th. Lang, Münden . . . . . 65
Achtung und Langmut. Dr. H. Großmann, Weinheim . . . . . 69
Aus einem Brief. Von Otto Geldreich, Stuttgart . . . . . 70
Die Gärten der Bahá’i. Dr. Th. Lessing, Hannover . . . . . 78
Das Reich Gottes unter den Völkern, Ps. 96 . . . . . 72
Tenrikyo. P. Häcker, Stuttgart . . . . . 81, 91
Aus dem Esperanto-Pressedienst. Th. Lang, München . . . . . 82
Eindrücke eines Bahái vom bulgarischen Esperanto-Kongreß, mit Bild. A. Benke, Leipzig . . . . . 83
Geistiges Bewußtsein. Dr. H. Großmann, Weinheim . . . . . 89
Reïnkarnation. P. Häcker, Stuttgart . . . . . 90
Bahá’i-Organisation. Arbeitsgemeinschaft Zuffenhausen . . . . . 92, 106
Der Seele Heimweg. P. Häcker, Stuttgart. . . . . . 96
Beweise des Daseins Gottes. E. Groth, Schwerin . . . . . 101
Das Rohr. E. M. Großmann, Hamburg . . . . . 103
Tolstoi und die religiöse Frage. Arbeitsgemeinschaft Schwerin . . . . . 104
Mensch, Gott, Prophet. Lydia Zamenhoff, Warschau . . . . . 113
Bahá’i-Verkündigung in Bibelworten. E. Jörn, Warnemünde . . . . . 116
Frau Marie Stellweg. A. Schwarz, Stuttgart . . . . . 102
Von ewiger Sehnsucht. P. Häcker, Stuttgart . . . . . 118
Der Schlüssel zur Welteinheit. Luise Drake-Wright . . . . . 119, 129
Das Testament ‘Abdu’l-Bahás. E. Rosenberg, London . . . . . 123
Die Botschafter Gottes. Bahái-Bewegung Ostseebad Müritz . . . . . 124, 142
Die Lehre vom Licht. Bahá’i-Bewegung Ostseebad Müritz . . . . . 138
Gedichte
März. P. Häcker, Stuttgart . . . . . 2
Zum Geburtstag 'Abdu'l-Bahás. A. Schwarz, Stuttgart, mit Bild . . . . . 26
Erlösung. M. L. Fack, Stuttgart . . . . . 52
Bahá’u’lláh. M. L. Fack, Stuttgart . . . . . 72
Einsamkeit. M. L. Fack, Stuttgart . . . . . 84
Zum 12. November. H. Schwab . . . . . 98
Zum Gedächtnis ‘Abdu’l-Bahás. R. Goll, Stuttgart . . . . . 114
Am Weihnachtstag. Von A.v.Droste-Hülshoff . . . . . 119
Dem alten Jahr. P. Häcker, Stuttgart . . . . . 123
Schnee im Frühling. M. L. Fack, Stuttgart . . . . . 143
Todesanzeigen
Frau Annie von Marchtaler. A. Schwarz, Stuttgart . . . . . 29
Professor August Forel. A. Schwarz, Stuttgart . . . . . 66
Fräulein Roghu Rhamsy. Arbeitsgemeinschaft Wien . . . . . 67
Frau Marie Stellweg. A. Schwarz, Stuttgart . . . . . 102
Einbanddecken für den 11. Jahrgang der „Sonne der Wahrheit“ können bis spätestens 15. März beim
Verlag, Alexanderstraße 3, Nebengebäude, zum Preis von RM 1.— bestellt werden. Das Einbinden
besorgt gleichfalls der Verlag zum Preis von RM 2.— einschließlich Decke.
Geschichte und Bedeutung der Bahá’i-Lehre[Bearbeiten]
Die Bahá’i-Bewegung tritt vor allem ein für die „Universale Religion" und den „Universalen Frieden“ — die Hoffnung aller Zeitalter. Sie zeigt den Weg und die Mittel, die zur Einigung der Menschheit unter dem hohen Banner der Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit führen. Sie ist göttlich ihrem Ursprung nach, menschlich in ihrer Darstellung, praktisch für jede Lebenslage. In Glaubenssachen gilt bei ihr nichts als die Wahrheit, in den Handlungen nichts als das Gute, in ihren Beziehungen zu den Menschen nichts als liebevoller Dienst.
Zur Aufklärung für diejenigen, die noch wenig oder nichts von der Bahá’i-Bewegung wissen, führen wir hier Folgendes an: „Die Bahá’i-Religion ging aus dem Babismus hervor. Sie ist die Religion der Nachfolger Bahá’u’lláhs. Mirza Hussein Ali Nuri (welches sein eigentlicher Name war) wurde im Jahre 1817 in Teheran (Persien) geboren. Vom Jahr 1844 an war er einer der angesehensten Anhänger des Bab und widmete sich der Verbreitung seiner Lehren in Persien. Nach dem Märtyrertod des Bab wurde er mit den Hauptanhängern desselben von der türkischen Regierung nach Bagdad und später nach Konstantinopel und Adrianopel verbannt. In Bagdad verkündete er seine göttliche Sendung (als „Der, den Gott offenbaren werde") und erklärte, daß er der sei, den der Bab in seinen Schriften als die „Große Manifestation", die in den letzten Tagen kommen werde, angekündigt und verheißen hatte. In seinen Briefen an die Regenten der bedeutendsten Staaten Europas forderte er diese auf, sie möchten ihm bei der Hochhaltung der Religion und bei der Einführung des universalen Friedens beistehen. Nach dem öffentlichen Hervortreten Bahá’u’lláhs wurden seine Anhänger, die ihn als den Verheißenen anerkannten, Bahá’i (Kinder des Lichts) genannt. Im Jahr 1868 wurde Bahá’u’lláh vom Sultan der Türkei nach Akka in Syrien verbannt, wo er den größten Teil seiner lehrreichen Werke verfaßte und wo er am 28. Mai 1892 starb. Zuvor übertrug er seinem Sohn Abbas Effendi ('Abdu'l-Bahá) die Verbreitung seiner Lehre und bestimmte ihn zum Mittelpunkt und Lehrer für alle Bahá’i der Welt.
Es gibt nicht nur in den mohammedanischen Ländern Bahá’i, sondern auch in allen Ländern Europas, sowie in Amerika, Japan, Indien, China usw. Dies kommt daher, daß Bahá’u’lláh den Babismus, der mehr nationale Bedeutung hatte, in eine universale Religion umwandelte, die als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen Religionen gelten kann. Die Juden erwarten den Messias, die Christen das Wiederkommen Christi, die Mohammedaner den Mahdi, die Buddhisten den fünften Buddha, die Zoroastrier den Schah Bahram, die Hindus die Wiederverkörperung Krischnas und die Atheisten — eine bessere soziale Organisation.
In Bahá’u’lláh sind alle diese Erwartungen erfüllt. Seine Lehre beseitigt alle Eifersucht und Feindseligkeit, die zwischen den verschiedenen Religionen besteht; sie befreit die Religionen von ihren Verfälschungen, die im Lauf der Zeit durch Einführung von Dogmen und Riten entstanden und bringt sie alle durch Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Reinheit in Einklang. Das einzige Dogma der Lehre ist der Glaube an den einigen Gott und an seine Manifestationen (Zoroaster, Buddha, Mose, Jesus, Mohammed, Bahá’u’lláh).
Die Hauptschriften Bahá’u’lláhs sind der Kitab el Ighan (Buch der Gewißheit), der Kitab el Akdas (Buch der Gesetze), der Kitab el Ahd (Buch des Bundes) und zahlreiche Sendschreiben, genannt „Tablets“, die er an die wichtigsten Herrscher oder an Privatpersonen richtete. Rituale haben keinen Platz in dieser Religion; letztere muß vielmehr in allen Handlungen des Lebens zum Ausdruck kommen und in wahrer Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Jedermann muß einen Beruf haben und ihn ausüben. Gute Erziehung der Kinder ist zur Pflicht gemacht und geregelt.
Streitfragen, welche nicht anders beigelegt werden können, sind der Entscheidung des Zivilgesetzes jeden Landes und dem Bait’ul’Adl oder „Haus der Gerechtigkeit“, das durch Bahá’u’lláh eingesetzt wurde, unterworfen. Achtung gegenüber jeder Regierungs- und Staatseinrichtung ist als einem Teil der Achtung, die wir Gott schulden, gefordert. Um die Kriege aus der Welt zu schaffen, ist ein internationaler Schiedsgerichtshof zu errichten. Auch soll neben der Muttersprache eine universale Einheits-Sprache eingeführt werden. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres“ sagt Bahá’u’lláh.
Es ist also weniger die Einführung einer neuen Religion, als die Erneuerung und Vereinigung aller Religionen, was heute von 'Abdu'l-Bahá erstrebt wird. (Vgl. Nouveau, Larousse, illustré supplement, Seite 66.)
Verlag des Deutschen Bahá’i-Bundes G.m.b.H., Stuttgart
Fernsprecher Nr. 26168 / Postscheckkonto 25419 Stuttgart / Alexanderstr. 3, Nebengebäude
In unserem Verlag sind erschienen:
Bücher:
Verborgene Worte von Bahá’u’lláh. Worte der Weisheit und Gebete . . . 1.--
Bahá’u’lláh, Frohe Botschaften, Worte des Paradieses, Tablet Tarasat, Tablet Taschalliat, Tablet Ischrakat. In Halbleinen gebunden . . . . . 2.50
in feinstem Ganzleinen gebunden . . . . . 3.--
'Abdu'l-Bahá Abbas, Ansprachen in Paris über die Bahá’i-Lehre . . . . . . 3.--
Geschichte und Wahrheitsbeweise der Bahá’i-Religion, von Mirza Abul Fazl. . . . . 3.50
'Abdu'l-Bahá Abbas’ Leben und Lehren, von Myron H. Phelps. In Ganzleinen gebunden . . . . . 4.--
Die Bahá’i-Offenbarung, ein Lehrbuch von Thornton Chase. Kartoniert M. 4.--, in Halbleinen gebunden . . . . 4.60
Bahá’u’lláh und das neue Zeitalter, ein Lehrbuch von Dr. J. E. Esslemont. In Ganzleinen gebunden . . . . . 4.50
Beantwortete Fragen 'Abdu'l-Bahá Abbas', gesammelt von L. Clifford Barney . . . . 5.--
Broschüren:
Einheitsreligion. Ihre Wirkung auf Staat, Erziehung, Sozialpolitik, Frauenrechte und die einzelne Persönlichkeit. Von Dr. jur. H. Dreyfus . . . -.50
Das Hinscheiden 'Abdu'l-Bahás, ("The Passing of 'Abdu'l-Bahá") . . . -.50
Das neue Zeitalter von Ch. M. Remey . . . . —.50
Die soziale Frage und ihre Lösung im Sinne der Bahá’i-Lehre von Dr. Hermann Grossmann, Weinheim (Bergstrasse) . . . . —.20
Die Bahá’i-Bewegung, Geschichte, Lehren und Bedeutung. von Dr. Hermann Grossmann, Weinheim (Bergstrasse) . . . . —.20
Sonne der Wahrheit, Jahrgang 3 - 9 in Halbleinen gebunden je . . . . 9.--
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