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| SONNE DER WAHRHEIT ORGAN DES DEUTSCHEN BAHAI-BUNDES Herausgegeben vom Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Verantwortliche Schriftleitung: Alice Schwarz - Solivo, Stuttgart, Alexanderstraße 3 Preis des Einzelheftes M. 3.50, Preis des Jahrgangs im Abonnement, vierteljähr. M. 9.— |
| Heft 7 | Stuttgart, im September 1921 | 1. Jahrgang |
Inhalt: Tablet von Abdul Baha Abbas. — Baha’o’llahs Ruf. — Das göttliche Wort als Wunder. — Ansprache Abdul Bahas in Paris. — Ansprache Abdul Bahas in Stuttgart. — Ueber Stuttgart. — Wachstum der Bahaisache. — Die Entwicklung der Lebewesen. — Naturwissenschaft und Bahailehre. — Aus „The Christian Commonwealth“. — Ans einer Rede Abdul Bahas. — Ueber den Begriff „Engel“. — Dio estas tutajo; li mem ne povas esti entrenata en io. — La plendindaj kauzoj de la milito kaj cies devo klopodi pri paco.
| O Sohn des Geistes! Mein erster Rat ist: Besitze ein gutes, ein reines, ein erleuchtetes Herz, damit Du das Königreich Gottes, das ewig, unvergänglich und ohne Ende ist, besitzen mögest. Baha’o’llah. | O Sohn des Menschen! Wenn Du durch alle unermesslichen Räume flögest und eiltest durch die Weiten des Himmels; so wirst Du doch nirgends Ruhe finden, als in der Befolgung meiner Gebote und in demütiger Hingabe vor meinem Antlitz. Baha’o’llah. |
Durch den hochgeehrten Konsul Schwarz an die Teilnehmer der Feier des Erklärungsfestes Seiner Heiligkeit des Ersten Punktes*) — möge meine Seele ein Opfer für Ihn sein — das in der Bahai-Bibliothek und im Garten der Wagenburg gefeiert wurde. Auf ihnen sei die Herrlichkeit Gottes des Höchsten.**) (sig) abdul Baha abbas.
O ihr Blumen aus dem Garten der Wahrheit
Euer Brief ist eingetroffen Aus seinem Inhalt ging hervor, daß Ihr — gelobt sei Gott — ein himmlisches Fest am Tage der Erklärung Seiner Heiligkeit des Ersten Punktes gefeiert habt — möge mein Leben ein Opfer für Ihn sein — daß ihr ein göttliches Fest feiertet und das Gedächtnis jener Tage hochhieltet, da Abdul Baha mit Euch in diesem Garten Gottes und auf diesem gesegneten Stück Erde zusammen war. Gelobt sei Gott, diese Versammlung wurde die Ursache einer Fülle der Liebe, die Ouelle der Einigkeit, der Vereinigung, der Harmonie und der geistigen Düfte unter den Freunden. Wahrlich, es war ein herrliches Fest und ein himmlisches Beisammensein. Wie Ihr Euch nach mir sehnt, so sehne auch ich mich darnach, Eure strahlenden Gesichter wiederzusehen.
Gelobt sei Gott, Ihr seid mit Aufrichtigkeit und Liebe geschmückt und im Dienst des Königreichs Gottes beschäftigt Sicherlich wird himmlischer Segen (auf Euch) herabkommen, und das Königreich Gottes wird sein Zelt in jenem Lande mit all seiner Herrlichkeit errichten. Seid der göttlichen Bestätigung gewiß. Es ist meine Hoffnung, daß das Zeltdach der Einheit für die Welt der Menschheit in jenem Kontinent errichtet werde.
Ich liebe Euch mit Herz und Seele und bete für Euch um göttliche Hilfe und geistigen Fortschritt.
- Mit Euch sei die Herrlichkeit Abha's!
- Haifa, 14, Mai 1921. (sig.) abdul Baha abbas
Ali Mohammed El Bab. **) Es folgen hier gegen 100 Namen die als Unterzeichnete dem Brief an Abdul Baha beigefügt waren und die er besonders signierte.
Baha’o’llahs Ruf. [Bearbeiten]
O meine Diener! Die „Ewige Schönheit“ befiehlt euch: Eilet aus dem Schatten der eigenen Wünsche, der Entfremdung und der Achtlosigkeit in das Licht der Unsterblichkeit, der Nähe und Gnade Gottes. Seid aufnehmend wie die Erde, daß die duftenden, reinen, mannigfarbigen Myrthen meiner Erkenntnis in dem Boden eurer Persönlichkeit zu wachsen vermögen. Entflammt wie das Feuer, daß durch euch die dichten Schleier (welche das Licht am Durchdringen verhindern) zerstört und die starren und verdunkelten Körper durch die Wärme der göttlichen Liebe zu ewigem Leben gebracht werden. Seid rein wie die Luft, daß ihr in die geheiligte Wohnung meiner Freundschaft einzutreten vermögt.
O meine Diener! Wenn ihr mit den Wundern meiner Güte und Gnade bekannt seid, dann werdet ihr euch sicherlich von allem andern trennen und euch selbst zu erkennen suchen, denn dies heißt so viel als mich erkennen. Ihr werdet gewahren, daß ihr unabhängig seid von allem andern außer von mir, und ihr werdet den Ozean meiner Vorsehung und die Tiefen meines Wohltuns mit euren äußeren und inneren Augen so offenbar und klar sehen wie die Sonne, welche von dem Namen „Abha“*) ausstrahlt. Zerstört diesen euren heiligsten und unverwüstlichen Beruf nicht dadurch, daß ihr den Einflüsterungen der Phantasie und euren eigenen Wünschen Gehör schenkt und laßt euch nicht betören durch die Irrungen des Aberglaubens und der (geistigen) Blindheit. Ihr gleicht sonst einem Vogel, der sich froh und sicher in die heiteren Lüfte emporschwingt, sich aber in der eingebildeten Hoffnung, Nahrung zu finden, auf schlammigen, feuchten Boden herabläßt, wo er sich in seiner Gier über und über mit Schlamm und Schmutz besudelt und bei seinem Versuch, wieder aufzufliegen, sieht, daß er dazu unfähig geworden ist; denn mit Schwingen, die mit Wasser und Schmutz bedeckt sind, kann Rein Vogel fliegen. Dann erkennt der Vogel des hohen Himmels, daß er ein Bewohner der vergänglichen Erde ist. Darum, o ihr Diener, ermahne ich euch, beschmutzt eure Schwingen nicht mit dem Staub der Achtlosigkeit und der Einbildungen noch mit dem Kot der Leidenschaft und des Hasses, damit ihr nicht gehindert werdet, euch in die geheiligten Himmel der Erkenntnis emporzuschwingen!
O Diener! Wenn ihr Boten mit geöffneten Augen seid, dann betretet die Stadt des Schauens. Wenn ihr hörende Ohren habt, dann betretet das Reich des Hörens. Wenn ihr ein Herz besitzt, dann erwählt euch einen Wohnort in der Feste der Gewißheit, damit ihr in diesen dunkeln Tagen nicht am Festhalten des Lichts der Schönheit Abhas verhindert werdet; denn diese Jahre sind die der gewaltigsten Reinigung und der größten Prüfungen.
- ) Gotten Herrlichkeit.
Das göttliche Wort als Wunder. [Bearbeiten]
(Von Abdul Baha.)
Wisse, der Unterschied zwischen dem Worte Gottes und dem der Menschen ist der, daß die Worte Gottes Schöpferkraft sind, das heißt, ein jedes Wort, welches er spricht, enthält erschaffenden Geist.
Das göttliche Wort hat, wenn es ans der Höhe, d. h. von Gott herniederkommt, eine besondere Kraft. Seine Strahlen dringen in jede Region bis in die niederen Reiche der Tiere. Durch das Herniederkommen dieses Lichtkreises werden alle Regionen dieser langen Kette so viel Lebensenergie und geistiges Licht empfangen, als sie aufzunehmen befähigt sind. Dieser erhabene Effekt und diese universale Macht sind die Eigenschaften des göttlichen Wortes. Datum wird gesagt: „Wenn auch alle Menschen sich vereinigen würden, um ein derartiges Wort zu erzeugen, so würde es ihnen doch nicht gelingen.“ Dieses ist eine sehr kurz zusammengefaßte Erklärung des Wortes Gottes.
Diese göttlichen Worte sind also die erzeugende Kraft alles Lebens.
Ausgesprochen durch den Mund eines Propheten fallen sie auf den empfänglichen Grund des Gemüts und offenbaren sich durch lobenwerte Taten. Das Wort ist der geistige Samen aus der Schatzkammer Gottes und wird durch den göttlichen Gärtner in den Acker des Lebens gesät, es wächst und bringt Früchte zu seiner Zeit hervor.
Wie jeder Baum aus seinem besonderen Samen hervorwächst, so hat auch der geistige Baum des Menschen seinen Ursprung im Worte Gottes, Die fruchtbaren Bäume und die geistigen Charaktere kommen aus Samen, welche im vorhergehenden Zeitalter durch eine Offenbarung Gottes gepflanzt wurden. Der gute Samen ist der göttliche Strahl des Wortes, und seine Wirkung ist die wiedergeborene Seele: der fruchtbare Baum.
Die erste Offenbarung des Lichts und der ursprüngliche Ausdruck des Wortes erscheint in einem reinen Spiegel eines vollkommen Menschen jeden Zeitalters. Im christlichen Zeitalter war Jesus, der Meister, der erste Ausdruck des göttlichen Worts, der erste Offenbarer des Lichts, nach ihm seine Jünger und später jede Seele, deren reiner Herzens-spiegel zubereitet war, Gott zu offenbaren.
In diesem neuen hervorragenden Zeitalter ist Baha,o,llah „der größte Name“, der erste und größte Reformator, der Offenbarer des göttlichen Wesens. Er ist der „Fürst des Friedens“, das Bild des „himmlischen Vaters“.
Ansprache Abdul Bahas in Paris. [Bearbeiten]
Der Westen Hat immer geistige Erleuchtung Vom Osten empfangen. Der Ruf zum Königreich Gottes wurde immer zuerst im Osten gehört, ehe im Westen in größerem Umfang sein Schall in den hörenden Ohren geklungen hat.
Christus erhob sich wie ein leuchtender
Stern am östlichen Himmel, doch das
Licht seiner Lehren schien (später) vollkommener
im Westen. Dort wurzelte
sein Einfluß fester, und seine Sache wurde
in größerem Maße verbreitet als im
Land seiner Geburt. Der Schall der
Stimme Christi hallte in allen Ländern
wieder und drang in die Herzen der Völker.
Die Menschen des Westens sind
fest und die Grundlagen, auf welchen
sie bauen, sind Felsen; sie sind standhaft
und vergessen nicht leicht. Der
Westen ist wie eine starke, kräftige
Pflanze; wenn feiner Regen fällt und ihr
Nahrung gibt und wenn die Sonne sie[Seite 108]
bescheint, dann blüht sie zur richtigen
Zeit und gibt später gute Früchte.
Schon vor langer Zeit wurde die Sonne der Wahrheit durch Jesus Christus wiedergespiegelt und hat ihre Strahlen dem Westen gesandt; sie wurde aber durch die Sünde verschleiert.
Preis sei Gott! Der Heilige Geist spricht von neuem wieder zu der Welt. Das Dreigestirn der Liebe, Weisheit und Macht scheint wieder von dem göttlichen Horizont, zur Freude allen denen, welche ihr Angesicht dem Lichte Gottes zuwenden.
Baha’o’llah hat die Schleier des Vorurteils und der Einbildung, welche die Seelen der Menschen erstickten, zerrissen.
Laßt uns zu Gott beten, daß der Hauch des heiligen Geistes den Menschen wieder Hoffnung und Erfrischung geben möge und in ihnen den Wunsch, den Willem Gottes zu tun, erwecke.
Möge Herz und Seele in jedem Menschen wieder neu belebt werden, daß sie sich alle einer Neugeburt erfreuen können.
Dann wird die Menschheit ein neues Gewand anlegen im Glanz der Liebe Gottes, und dies wird der Tagesanbruch einer neuen Schöpfung sein. Dann wird die Gnade des Barmherzigsten über die ganze Menschheit ausgegossen werden, und diese wird sich zu neuem Leben erheben.
Mein ernster Wunsch ist, daß ihr alle euch bemüht, für dieses glorreiche Ziel zu arbeiten, daß ihr gläubige und liebende Arbeiter am Bau der geistigen Erneurung werdet, die Auserwählten Gottes, die willig und freudig gehorchen und seine erhabenen Pläne ausführen.
Erfolg ist euch sicher, denn die Standarte Gottes ist schon aufgepflanzt, und die Sonne der Gerechtigkeit erscheint am Horizont vor den Augen aller Menschen.
Ansprache Abdul Bahas in Stuttgart. [Bearbeiten]
(3. April 1913.)
Aus fernen Landen komme ich zu euch. 20 000 Meilen bin ich gereist, bis ich bei euch war. 40 Jahre war ich eingekerkert. Ich war noch ein junger Mann, als man mich in Ketten legte, und meine Haare sind weiß geworden, ehe sich die Gefängnistüren mir öffneten.
Nach all diesen harten Leiden des Gefängnisses
nahm ich willig alle Mühseligkeiten
einer langen Reise auf mich
und bin nun hier, um mich mit euch zu
vereinigen und euch zu begegnen. Meine
Absicht ist, die Menschheit zu erleuchten
und alle Menschen in vollkommener
Liebe und Freundschaft zu vereinigen.
Religöse und nationale Vorurteile
sowie die Rassenunterschiede müssen
beseitigt werden; die Menschheit
muß unabhängig werden, denn die
Grundlage der Religion Gottes ist die
Liebe, sie ist das gemeinsame Gefühl unter
allen, die Solidarität, die sie verbindet.
Aber heute ist die Grundlage
der Religion verlassen; alle Religionen
bestehen in Dogmen. Weil nun diese
Dogmen von einander abweichen, so ist
dadurch Uneinigkeit und Haß entstanden.
Die Religion muß die Grundlage
alles guten Einvernehmens sein. Betrachtet
die Wirren im Balkan. Wie viel
Blut wird da vergossen. Wie viel tausend
Mütter haben ihre Söhne verloren
und wie viel Kinder sind Waisen geworden!
Wie viel Häuser sind zu Grunde
gegangen, wie viele Dörfer sind zerstört
und wie viele Städte verwüstet!
Aus dem Balkan ist ein Vulkan geworden.
Alle diese Ruinen — woher rühren
sie? Teilweise von dem Vorurteil der
Religionen unter einander! Sie werden
hervorgerufen durch Aberglauben und
Rassenvorurteile. Das Wesen der [Seite 109]
Religion
Gottes ist die Liebe und die Erleuchtung
der Menschheit; alle heiligen
Bücher legen Zeugnis davon ab. Aber
die Menschen haben heute vergessen,
was das wahre Wesen der Religion ist.
Jede Nation und jedes Volk hält zu einem
bestimmten Dogma. Jedes Ding in
der Welt der Existenz unterliegt aber einer
Veränderung. Dieser Wechsel und diese
Veränderung sind Erfordernisse des Lebens.
Sehet z. B. diese Blumen vor uns.
Sie kommen aus dem Samenkorn hervor.
Nachdem sie zu dieser Entwicklung gelangt
sind, haben sie den Zustand der
Vollkommenheit erreicht; nun gehen sie
wieder zurück. Das ist das unveränderliche
Gesetz der Schöpfung. In gleicher
Weise entwickelt sich der Mensch von
seiner Jugend bis zu seiner Reife; und
sobald dieser Zustand der Reife erlangt
ist, beginnt er wieder abwärts zu steigen.
Demselben Gesetz sind auch alle
Religionen und Kirchen (Konfessionen)
unterworfen. Sie sind gegründet, damit
sie aufblühen und sich entwickeln sollen,
um nach Erfüllung ihrer Mission
wieder zurückzugehen. Z. B. Seine Heiligkeit
Mose erschien vor einigen 1000
Jahren, um das Gesetz Gottes zu begründen
und die 10 Gebote zu verkündigen.
Nachdem diese Gesetze aufgestellt
waren, wurden sie später wieder
geändert, und diese Aenderung wurde
so vollständig durchgeführt, daß von
dem Ursprünglichen wenig mehr vorhanden
ist. Dann sandte Gott die Römer
und ließ das heilige Land verwüsten,
weil das Volk Israel die Religion Gottes
verlassen hatte. Die Juden besaßen in
ihrer Religion am Ende nur noch ein
großes Bündel von Ueberlieferungen und
Aberglauben. Als diese Religion zu solchem
Tiefstand gekommen war, sandte
Gott Seine Heiligkeit Christus. Dieser
erschien als das Licht der Sonne, und er
begründete die Religion Gottes wieder
neu. Auch belebte er das von Mose gegebene
Gesetz und erfüllte es (dem
Geiste nach). Dies soll euch zeigen, daß
die Religion einem Wechsel unterworfen
ist. Auch die heutige Religion ist voll
von Aberglauben, und es sind vielfach
nur noch Ueberlieferungen und Dogmen,
gleich klingenden Schellen. Die wahren
Lehren von Gott gleichen dem
Kern in der Schale. Wir müssen das
Innere, den Kern, von der Schale loslösen.
Die Menschheit ist in der Dunkelheit.
Unser Ziel ist, die Menschheit zu
erleuchten. Es ist natürlich, daß nach
jeder dunklen Nacht ein heller Tag
kommt. Es ist unsere Hoffnung, daß
diese Dunkelheit zerstreut wird, und
daß die Strahlen der Sonne der Wirklichkeit
wieder leuchten. Wir haben das
Vertrauen, daß auf die Dunkelheit ein
heller Tag kommt, wie es unsere Hoffnung
ist, daß nach dem kalten Winter
wieder ein neuer Frühling erscheint, der
die Natur erfrischt und belebt, so daß
die Bäume sprossen, grünen und Blätter,
Blüten und Früchte hervorbringen.
Preis sei Gott, daß das erleuchtete
Jahrhundert herabkommt, Preis sei Gott,
denn dieser Frühling ist angebrochen.
Preis sei Gott, daß die Wirklichkeit aller
Dinge enthüllt worden ist! Dieses Jahrhundert
ist das Jahrhundert des Lichts.
Diese Periode ist die Periode der Wissenschaft.
Dieser Zyklus ist der Zyklus
der Wirklichkeit. Dieses Zeitalter ist
das Zeitalter des Fortschritts und der
Gedankenfreiheit. Dieser Tag ist der
größte Tag des Wehens des heiligen
Geistes. Dieses Zeitalter ist das Zeitalter,
welches zu neuem Leben erweckt.
Deshalb hoffe ich, daß alles in Harmonie
geeinigt wird. Strebet und wirket, damit
die Fahne der Menschlichkeit und Einigkeit
aufgerichtet werde, daß das
Licht des universalen Friedens scheine,
daß der Western und Osten sich umarme
und so die materielle Welt der Spiegel
des Reiches Gottes werde. Ewiges Licht
möge hervorleuchten, und jener Tag
möge kommen, auf den keine Nacht[Seite 110]
mehr folgt. In diesem Zeitalter muß
jeder sein Angesicht Gott zuwenden,
so daß die himmlische Erneurung
mit der natürlichen Zivilisation Hand in
Hand geht. Materielle äußere Zivilisation
allein vermag die Welt nicht glücklich
zu machen. Göttliche, innere Erneurung
(Veredlung) muß die materielle
Zivilisation stützen. Die Männer der
Wissenschaft und der Philosophie sind
die Begründer der materiellen Zivilisation
und geistigen Kultur, aber Seine
Heiligkeit Christus war der Gründer der
göttlichen Zivilisation. Die materielle
Zivilisation dient dem äußeren Leben des
Menschen, aber die geistliche Zivilisation
begründet die Welt des Sittlichen. Diese
zwei Zivilisationen müssen Hand in Hand
gehen. Materielle Zivilisation gleicht einer
Lampe, aber die göttliche Zivilisation
gleicht dem Licht innerhalb der
Lampe. Die Lampe ohne Licht ist nutzlos.
Wir leben jetzt an dem Tag, in
welchem unsere Wissenschaft mit der
geistlichen Zivilisation Hand in Hand
gehen muß. Innere Zivilisation gleicht
dem Geist, der den Körper belebt. Solange
der Geist im Körper weilt, haben
wir ein lebendiges Wesen vor uns,
aber ein Körper ohne Geist ist tot. Es
ist meine Hoffnung und mein Wunsch,
daß alle den Grad geistiger Zivilisation
(Veredlung, Erneurung) erreichen mögen.
Gleichwie ihr große Fortschritte in
materiellen Wissenschaften gemacht
habt, so möget ihr auch voranschreiten
in der geistigen Welt, dann werden die
Lichter des Königreichs Gottes durch
alle Welt scheinen. Möge die Sonne der
Wirklichkeit den Osten und den Westen
erleuchten!
O du freundlicher, gütiger Herr! Diese Versammlung ist deine Herde, und du bist der wahre Hirte. Alle sind deine Kinder und du bist ihr freundlicher Vater. O Gott, sende auf sie deine Segnungen herab, öffne ihnen die Tore deiner Führung! O Herr, stehe ihnen bei mit deinen göttlichen Heerscharen! Mache ihre Augen sehend und ihre Ohren hörend! Erquicke ihre Herzen, erfreue ihren Geist, so daß alle einen reichen Anteil von deinen göttlichen, unendlichen Segnungen bekommen mögen. Sei ihr Schutz und ihr Obdach in deinem Reich! 0 Gott, wir sind arm, öffne uns die Schätze deines Himmels! O Gott, wir sind unwürdig, mache uns zu Bürgern deines Reiches! O Gott, richte die Gemeinschaft auf zwischen den Herzen, vereinige unsere Gemüter! Veranlasse alle, in das Heiligtum einzutreten, so daß bald aller Krieg und Streit vergessen sei und die Menschheit zum höchsten Frieden gelange. Wahrlich, du bist der Geber, der Gütige und der Barmherzige!
Ueber Stuttgart*) [Bearbeiten]
Vor drei Tagen, als wir alle in Abdul Bahas heiliger Nähe waren, übergab ich ihm die Uebersetzungen von Euren Briefen, sowie diejenigen von Herrn Herrigel und Schwester Knobloch. Er las sie mit lauter Stimme und schloß mit glücklichem Gesichtsausdruck, machte einige Bemerkungen über den lieben Vater und lobte ihn sehr.
Nach einigen Minuten der Ruhe sagte er: „Die Religion Gottes ist nun in Deutschland verkündigt. Wenn der göttliche Same Wurzel schlägt, so werden diese selbsttätig weitere Wurzeln schlagen und sich in dem Grunde der Herzen verbreiten.
Nun hat die Sache Gottes, des Allmächtigen, in Deutschland Wurzel gefaßt, und sie wird wie die Blütenbäume ihre Wurzeln strahlenförmig ausbreiten. In der gleichen Weise wie schlechte und zerstörende Charaktere ansteckend wirken, so sind auch vergeistigte und göttliche Charaktere einflußreich auf andere.
*) Ans einem Brief an Frau A. S. in Stuttgart von Mirza Aziz Ullah Khan Bahadur vom 30. 6. 16.
Es ist bekannt, daß wenn einmal eine gesegnete Seele in die Religion Gottes eintritt, sie fähig ist, ihre ganze Umgebung aus der Finsternis der Welt, der Materie und des Tierischen herauszuheben. Sie bringt den andern göttliche Eigenschaften bei und befreit sie von der Nachlässigkeit Gott gegenüber, von Vorurteilen, die auf Unkenntnis beruhen von tierischen Instinkten und von dem Hang zur materiellen Welt. Mit dem Hang zur materiellen Welt meine ich nicht das Verbundensein mit den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen, auf denen der Fortschritt der Welt beruht, sondern ich meine damit das Ueberwiegen des niederen Lebens über höhere Ideale der menschlichen Gesellschaft. Gott sei gelobt, daß leuchtende und heilige Persönlichkeiten in Deutschland durchgedrungen sind zum göttlichen Licht. “
Nach diesen Worten gestattete Abdul Baha uns zu gehen und sagte dabei: „Nun sollt Ihr fröhlich auf diesem Berge Gottes leben, worauf die Propheten Gottes zu leben pflegten oder oft weilten in ihrem Leben. Ruht und rastet nach der schweren Arbeit und der Erschöpfung Eures Studienjahres.“
Wachstum der Bahaisache. [Bearbeiten]
(Von Abdul Baha.)
Die Bahaisache ist nun sehr groß geworden. Es sind viele Seelen in sie eingetreten — Seelen mit verschiedenen Gedankenrichtungen und Auffassungen. Dadurch entstanden komplizierte Schwierigkeiten. Die Administration (Leitung) der Sache ist sehr schwierig geworden. Sich widersprechende Gedanken und Theorien haben die Sache von allen Seiten angegriffen. Bedenket nun, in welch hohem Grad die Gläubigen Gottes jetzt fest und opferwillig sein müssen. Jeder einzelne der Freunde muß; das Wesentlichste des Wesentlichen werden; jeder einzelne muß eine helle Lampe werden.
Es sind Leute aus aller Welt in die Sache eingetreten, Leute von verschiedenen Stämmen und Nationen, von verschiedenen Religionen und Sekten. Es ist äußerst schwierig, solchen verschiedenartigen Elementen vorzustehen. Dazu ist Weisheit und göttliche Einsicht erforderlich. Festigkeit und Standhaftigkeit sind in einer solch kritischen Periode in der Sache vonnöten.
Alle Versammlungen müssen gehalten werden, um die hl. Sache zu lehren, um die Botschaft zu verbreiten und um die Seelen zu veranlassen, in das Königreich Baha’o’llahs einzutreten. — Blicket auf mich: Alle meine Gedanken sind auf das Königreich konzentriert. Ich habe eine Lampe in meiner Hand und suche damit die Länder und Meere ab, ob ich nicht Seelen finden kann, die Herolde in der Sache werden könnten. Tag und Nacht bin ich an dieser Arbeit. — Irgend welche andern Beratungen in den Versammlungen sind nutzlos und fruchtlos. Uebermittelt den Menschen die Botschaft; ziehet die Herzen der Menschen an; belehret diejenigen in der Sache, welche noch nichts von ihr wissen.
Es sind nun sechs Monate her, seit mich Seyed Assad Ullah bat, ich möchte doch wenige Zeilen an meine Schwester und an meine Töchter schreiben. Ich habe es bis jetzt noch nicht getan, denn ich finde, daß ich lehren lehren. Ich betrete alle möglichen Kirchen und Versammlungen, damit die Sache verbreitet werden soll. Wenn die allerwichtigste Arbeit vor uns liegt, dann müssen wir die, welche nur wichtig ist, einstweilen liegen lassen.
Wenn sich die Versammlungen oder geistigen Gemeinschaften mit irgend etwas anderem beschäftigen, dann bringen sie ihre Zeit nutzlos zu. Alle Beratungen, alle Verfügungen, alle Reden und Ansprachen, müssen sich um einen Brennpunkt drehen und der ist: Lehret die Sache, lehret, lehret! Uebermittelt den Menschen die Botschaft; erwecket die Seelen; jetzt ist es an der Zeit, das Fundament zu legen. Jetzt müssen wir Ziegel, Holz, Steine, Eisen und anderes Baumaterial zusammentragen. Es ist jetzt nicht die Zeit für innere Ausschmückung. Wir müssen Tag und Nacht streben, denken und arbeiten und uns fragen: Was kann ich sagen, das am meisten wirkt? Was kann ich tun, das die besten Resultate hervorbringt? Was kann ich schreiben, das die besten Früchte trägt? Nichts, auch gar nichts anderes wird uns heute etwas nützen.
[Seite 112]
Ohne eine solch ungeteilte Aufmerksamkeit
werden die Interessen einer solchen
herrlichen Sache nicht gefördert
werden. Während wir diese Last tragen,
sind wir nicht imstande, eine andere
zu tragen.
Die Entwicklung der Lebewesen. [Bearbeiten]
Frage: Was sagen Sie zu den Theorien der europäischen Naturforscher über die Entwicklung der Lebewesen?
Antwort Abdul Bahas: Ueber dieses Thema habe ich kürzlich gesprochen, doch will ich noch mehr darüber sagen. Es handelt sich dabei um die Entscheidung der Frage, ob die Arten (Gattungen) ursprünglich sind oder nicht und ob die Besonderheit des Menschen schon seit Uranfang besteht oder ob sie späterhin geworden ist, d. h. vom Tierreich hergeleitet wird. Viele europäischen Gelehrten stimmen in der Annahme überein, daß die Arten wachsen (entstehen) und sich entwickeln und daß auch Veränderungen und Umwandlungen möglich sind. Einer der Beweise, die sie anführen, ist die durch das aufmerksame Studium der Geologie sich ergebende Tatsache, daß das Tierreich dem Pflanzenreich und der Mensch dem Tiere nachfolgte. Sie behaupten, daß sowohl das Pflanzenreich als das Tierreich sich verändert hätten, denn in manchen Teilen der Erde hat man Pflanzen entdeckt, die heute ausgestorben sind; andere haben sich fortentwickelt, an Stärke zugenommen, Form und Aussehen geändert, und somit hat sich ihre Art verändert. Ebenso gibt es Tiere, die sich geändert und andere Formen angenommen haben. Eines dieser Tiere ist z. B. die Schlange. Es wird berichtet, daß die Schlange ehemals Füße gehabt habe,*) aber im Laufe der Zeit die Glieder verschwunden seien. Ebenso sind in der Rückgratssäule des Menschen Anzeichen vorhanden (Steißwirbel!) die darauf schließen lassen, daß der Mensch ähnlich wie viele Tiere ursprünglich einen Schweif hatte.
Zu einer bestimmten Zeit war dieses Glied nützlich, doch als sich der Mensch weiter entwickelte, war es nicht mehr notwendig und verschwand deshalb allmählich. Als die Schlange Schutz im Boden suchte, und ein Kriechtier wurde, brauchte sie keine Füße mehr und somit verschwanden sie; ihre Spuren aber existieren weiterhin fort (Blindschleiche!). Das hauptsächlichste Argument für die (allmähliche) Entstehung der Arten ist also das Vorhandensein bestimmter Spuren von Gliedmaßen, die einst existierten, später aber, weil sie keine Dienste mehr zu verrichten brauchten, allmählich verschwanden. -
Laß uns zu unsrem Thema zurückkehren. Wie der Same im Schoß der Erde, so wächst sich der Mensch als Embryo im Mutterleib allmählich aus und entwickelt sich aus einer Form in die andere, tritt aus einer Gestalt in die andere, bis er mit dieser Schönheit und Vollkommenheit, dieser Kraft und diesel Macht zutage tritt. Es ist gewiß, daß er anfänglich nicht diese Lieblichkeit und Feinheit besaß, sondern daß er erst durch viele Stadien hindurch diese Gestalt, diese Schönheit und Anmut erlangte und die Zeichen der Vernunft und geistigen Reife erst später ran ihm offenbar wurden, die in dem Wort: „Gelobt sei Gott, der Beste der Schöpfer!“ ihren Ausdruck finden. Wenn aber auch die Spuren von Organen, die verschwunden sind, wirklich noch existieren, so ist dies kein Beweis dafür, daß der Mensch in seiner Eigenart nicht etwas Ursprüngliches darstelle: es beweist dies nur, daß der (ursprüngliche) Mensch in seiner Entwicklung vorwärts geschritten ist. Aber Mensch ist er von Anfang an gewesen, niemals ein Tier.
Naturwissenschait und Bahailehre. [Bearbeiten]
(Von Abdul Baha.)
Wir glauben an ein universales absolutes Wesen oder an eine Wirklichkeit, welche über alle Worte heilig und erhaben ist und die unmöglich durch den Geist des Menschen begriffen werden kann. Aber ihre Existenz beweist sich durch Erscheinungen, die wir in der uns umgebenden Schöpfung wahrnehmen.
*) Die Blindschleiche zeigt unter der Haut noch rudimentäre Fußansätze. (Schriftltg.)
[Seite 113]
Die Naturforscher glauben an eine
universale Ursache, welche sie (universale)
„Natur“ nennen, die notwendigerweise
Wesen und Stoffe (Dinge)
hervorbringen müsse.
Wir sagen: Das absolute Wesen (Gott) ist der Schöpfer aller Dinge, und wir unterscheiden uns von den Naturforschern dadurch, daß wir diesem Wesen bestimmte Eigenschaften zuschreiben.
Wir sagen, dies Wesen ist von allen Unvollkommenheiten frei. Sie sagen, es hat noch einige Unvollkommenheiten.
Wir sagen, dieses Wesen hat Bewußtsein; sie sagen, es hat keines.
Wir sagen, dies Wesen ist ein wissendes (allwissendes).
Sie sagen, es weiß nichts (von und außer sie).
Wir sagen, dieses Wesen hat einen Willen.
Sie sagen, es hat keinen (zielbewußten) Willen.
Wir sagen, dies Wesen hat die Macht zu schaffen, was es will.
Sie sagen, es erschafft ohne Wahl, weil es muß (aus innerem Drang).
Wir beweisen die Existenz des universalen Wesens durch seine vollkommenen (absoluten) Eigenschaften. Sie beweisen die Unvollkommenheit der Universalen „Natur“ durch die Eigenschaften derselben, welche angeblich unvollkommen sind.
Sie sagen — und versuchen zu beweisen — daß es in der Welt der Existenz weder Plan noch System gebe. Obgleich die Erzeugnisse der Natur (beispielsweise eine Blume) an sich vollkommen sind, so seien sie doch nicht einem Plan oder einer bestimmten Anordnung gemäß erschaffen. — An einem Blumenstrauß, welcher aus verschiedenen Blumen zusammengesetzt ist, kann man z. B. sehen, daß jede Blume für sich vollkommen ist, aber die Zusammenstellung der Buketts geschieht nicht nach einem festen System.
Sie sagen: Da die Werke der Natur nicht systematisch sind, so kann die universale Ursache kein Bewußtsein von ihnen haben.
Wir fragen: Kann es Vollkommenheit geben in dem Zweig eines Baumes, ohne daß dieselbe Vollkommenheit in der Wurzel des Baumes vorhanden wäre?
Kann es Vollkommenheit in einem Tropfen Meerwasser geben, ohne daß das Meer selbst vollkommen wäre?
Ist es möglich, daß der Mensch an sich unvollkommen ist, während die Vollkommenheit in einem Haar seines Hauptes, welches nur ein Teil von ihm ist, existiert?
Wäre es möglich, daß der Mensch, welcher nur ein Teil des Ganzen ist, Eigenschaften der Vollkommenheit haben könnte, welche dem absoluten Wesen oder der Wirklichkeit (Gott) nicht zugeschrieben werden können? Oder ist es für den Menschen möglich, ein Punkt der Vollkommenheit zu sein, während die wirkliche Wesenheit ohne Vollkommenheit wäre? Nicht einmal ein Kind könnte so etwas Törichtes denken.
Töricht würde es auch sein, zu sagen, daß das Haar eines Menschen Gefühl habe, daß aber Herz und Geist kein Gefühl hätten. (Mit diesem Beweis nehmen wir die Naturforscher bei ihren eigenen Worten).
Wir sagen, daß das Wesen, oder die Wirklichkeit erhaben ist über alle Worte, über alle Beschreibungen und über alles Lob; daß dies Wesen zuerst verstanden werden muß, ehe es beurteilt werden kann. Der Mensch aber kann dies Wesen nicht verstehen.
Der Naturforscher sagt, die universale Natur sei gleich dem Ozean und die existierenden Wesen seien gleich den Wogen auf diesem Ozean. Können wir uns nun etwa Vollkommenheiten denken in den Wogen ohne anzunehmen, daß auch Vollkommenheit in dem Ozean selbst vorhanden sei?
Der Mensch befindet sich in der Lage eines kleinen Wurmes in einem Samenkern eines Apfels; der Apfel ist auf einem Baum; der Baum steht in einem Garten, und der Garten ist in der Pflege eines Gärtners.
Nehmen wir nun an, dieser klenine Wurm würde sagen: Ich habe Verständnis und Gefühl, aber der Gärtner hat keins von beiden. Wie kann dieser kleine Wurm, der doch so weit unter dern Gärtner steht, eine Idee oder Vorstellung haben? Kann der Wurm von den Vollkommenheiten oder Eigenschaften des Gärtners wissen und beurteilen, welchen Grad von Vollkommenheit und Bewußtsein er hat.
Die Geschöpfe dieser Welt sind in verschiedenen Zuständen und Stufen erschaffen. Es gibt eine Stufe des Minerals, eine Stufe der Pflanze, eine tierische und eine menschliche Stufe.
[Seite 114]
Jede höhere Stufe schließt die niedere
Stufe in sich ein, aber die niedere Stufe
schließt nie die höhere in sich. Der
Mensch kann z. B. sein eigenes und die
andern Reiche begreifen, aber das Mineral
begreift nie die drei höheren
Reiche.
Was für Fortschritte auch das Mineralreich machen mag, es kann nie die Stufe erreichen, in welcher es die Kraft des Wachstums hat; und in derselben Weise: was für Fortschritte das Pflanzenreich auch machen mag, es kann niemals den Zustand des Tierreiches verstehen, und das Tierreich kann sich nie das menschliche Wesen ausdenken.
Wenn sie auch alle Geschöpfe Gottes sind, so hindert doch der Unterschied in den Stufen das Niedere am Erfassen des Höheren.
Wenn nun dies so ist, wie kann dann der Mensch als geschaffenes Wesen Gott verstehen? Wie kann das Geschöpf den Schöpfer verstehen? Wie kann sich das Kunstwerk den Künstler vorstellen?
Der Mensch kann die Wirklichkeit der Gottheit nicht verstehen oder wissen, wie weit sie Bewußtsein hat.
Das Bewußtsein Gottes ist nicht das Bewußtsein, das wir kennen.
Weil nun Unbewußtheit eine Unvollkommenheit ist, so sagen wir, daß die Wirklichkeit ein Bewußtsein hat. Wir sagen dies, weil wir die Unvollkommenheiten, welche Gott zugeschrieben werden, leugnen. Das Bewußtsein Gottes ist aber verschieden von dem Bewußtsein des Menschen. Des Menschen Bewußtsein ist eine Eigenschaft eines phänomenalen Wesens, aber das Bewußtsein Gottes ist die Eigenschaft einer ewigen Wirklichkeit. Deshalb können wir nicht eines mit dem anderen vergleichen.
Das Bewußtsein Gottes steht hoch und heilig über des Menschen Bewußtsein.
Wie das Pflanzenreich das Wesen oder die Sinneswahrnehmungen des Tierreiches nicht begreifen kann (z. B. einer Orange ist es unmöglich, die Sehkraft oder das Gehör oder den Geschmack zu verstehen), so ist es mit dem Menschen, dem erschaffenen Wesen in seiner Beziehung zu Gott, der unerschaffenen Wirklichkeit. Es ist unmöglich für ihn, die Macht Gottes zu verstehen.
Diese Wirklichkeit, welche das Wesen Gottes ist, kann nicht durch irgend einen Verstand begriffen werden, deshalb sendet Gott einen Manifestator, in dem die geheiligte Wirklichkeit wiedergespiegelt wird.
Die Manifestationen sind Anhaltspunkte oder Quellen der Hilfe für alle Völker, sie sind die Erzieher der Menschen. Sie gleichen den Spiegeln, und die Wirklichkeit, das Wesen selbst (Gott), gleicht der Sonne. Die Sonne wurde z. B. wiedergespiegelt durch Christus; sie erschien in ihm mit ihren Strahlen und mit ihrer Wärme.
Obgleich der Spiegel nur eine phänomenale Wirklichkeit ist — er ist der Empfänger der Sonne — so sagte Christus doch: „Der Vater ist in mir“; und dies bedeutet: Die Sonne hat sich in diesem Spiegel wiedergespiegelt. Wenn der Spiegel sagt, die Sonne ist in mir, so ist das richtig, es ist die Wahrheit. Damit ist aber nicht gemeint, daß die Sonne von ihrer erhabenen Höhe herabgekommen sei und im Spiegel wohne.
Also wir sagen, daß der Mensch unfähig ist, das Wesen Gottes und seine Eigenschaften zu verstehen. Warum? Weil dieses Wesen die höchste Heiligkeit und Intelligenz ist, und der Mensch ist nur ein Geschöpf, eine Erscheinung in der Schöpfung.
Aus „The Christian Commonwealth“ [Bearbeiten]
vom 13.Mai 1914.
Die wöchentlichen Bahaibriefe aus
Haifa beweisen, daß die Bahiailehre beständig
andere anzieht und ein geistiges Bewußtsein
in den Seelen erweckt, daß sie
dieselben in ihren Kreis hineinzieht. Vor kurzem
von Persien kommende Pilger bringen
Berichte von dem tiefen Gefühl der
religiösen Erfahrungen aus diesen Gegenden
und den „Gläubigen‘ dort. Sie
sagen: „Die Religionen sind in ihren
Tiefen erschüttert, das Unreife, Aeußerliche
und die Lehrsätze der Religionen
sind abgetan und die feineren, inneren
Wirklichkeiten erscheinen. — Es werden[Seite 115]
Geschichten von Bahais erzählt und wiedererzählt,
die, wie die ersten Christen,
für ihren Glauben gemartert wurden.
Vor kurzer Zeit bekam ein Bahai dreimal
Prügel auf die Sohlen seiner Füße.
Dann wurde er blutend in einen Wasserbehälter
gesteckt und dort — im harten
Winter — ließ man ihn zappeln, trotz der
Wunden von der Peitsche. Als er herausgenommen
wurde, sprang und sang und
rief er mit lauter und glücklicher Stimme:
„Ihr könnt mir mit all dem kein Leid
zufügen. Sehet, ich lache, ich bin glücklich.
Ihr könnt meinen Geist nicht verletzen.
Tut mit meinem Körper, was ihr
wollt!“
Mr. W. Tudor-Pole sprach letzten Freitag über die Bahai-Offenbarung und ihre Beziehung zur Lehre von dem Uebersinnlichen in „Kings Weigh House“ und und führte aus, daß die Bahailehre nicht die Bildung einer neuen Sekte oder Organisation bezwecke, sondern sie rege das Bewußtsein zu einem Versuch an, sich auf eine höhere geistige Linie zu erheben! Sie ist mehr ein Zustand oder ein Bewußtsein, ein Streben zur Erlangung eines großen Schatzes als ein Versuch, eine neue Religion zu gründen. Der Redner legte die Lehre vom Uebersinnlichen als den Zweig der Philosophie aus, der sich mit den Grundsätzen und den Grundlagen aller Wirklichkeit befaßt. Er sagte, daß das Suchen nach dem Wirklichen als das größte Verlangen von jeder großen geistigen Bewegung in der Welt empfunden wurde. Die zentrale metaphysische Wahrheit heit hinter allen Religionen ist in dem Wort Christi zusammengefaßt: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes!“ Und derselbe Gedanke ist immer und immer wieder nachdrücklich ausgesprochen in den Lehren Baha’o’llahs und Abdul Bahas, in den Ermahnungen an alle wahren Bahais, in das Königreich der Wirklichkeit einzutreten. Der Hinweis auf die Aeußerungen Buddhas und Mohammeds zeigt jedermann, daß sie dasselbe große Verlangen nach der Wirklichkeit hatten. Der Redner führte die bemerkenswerteste Stelle in den „Upanishads“ an: Die Unendlichkeit ist die Unmittelbarkeit“. Er bewies, daß der wirkliche Mensch schon eins sei mit dem unendlichen Vater und mithin auch im Königreich der Wirklichkeit sei. Als denkender Mensch lernt man nach dieser großen, im Mittelpunkt stehenden universalen Sache greifen, die will, daß Freude, Friede und Eintracht auf die Erde komme, Krieg und Streit aufhöre und das wahre Leben erlangt werde.
„Welche von den großen Weltreligionen ist diesem großen Ideal der Bahailehre am nächsten?“ fragte ein amerikanischer Geistlicher, Rev. A. Briggs, als er kürzlich Abdul Baha in Haifa besuchte, um von ihm eine Erklärung des Bahai-Glaubens zu hören.
„Es sind in jeder, Religion Seelen vorbereitet!“ antwortete ihm Abdul Baha. „Heute wirkt Gott in allen Religionen Er lehrt überall eine Anzahl Seelen in der Schule der Brüderlichkeit. Als ich in Amerika reiste, begegnete ich vielen erleuchteten Juden, welchen die Geheimnisse des göttl. Königreichs bekannt waren.“
„Wie und welcher Art: ist die Sache, welche die endliche Vereinigung der Menschenkinder bringt?“ fragte Mr. Briggs weiter.
„Die Sache, welche solchen Dienst tut,“ antwortete Abdul Baha, „ist die Wiedererkennung der gemeinsamen geistigen Grundlage aller Religionen. Sie wird eine einheitliche Sache sein — eine Vereinigung der moralischen und geistigen Gesetze aller Religionen in eine durch die Macht des Heiligen Geistes.“
Aus einer Rede Abdul Bahas [Bearbeiten]
(In Los Angelos 19.0kt. 1912.)
Blicket nicht kleinmütig auf eure geringe Zahl. Eine große Zahl von Menschen in den Versammlungen zu haben, ist nicht das Wichtigste. Die Hauptsache ist vielmehr die Gabe Gottes — die Bestätigung des himmlischen Königreiches.
Betrachtet die vergangenen Zeiten. Wie
oft kam es vor, daß sich eine kleine Vereinigung
derart erweiterte, daß sie zuletzt
alle Nationen und Religionen umfaßte.
Daher müssen wir auf die Herzen
blicken und nicht gut eine große[Seite 116]
Zahl von Menschen. Eine kleine Anzahl
Seelen mit reinen und gütigen Herzen ist
in ihrer Charakterstärke so viel wert,
als die gesamte Bevölkerung der Erde.
Bedenket, welch eine kleine Zahl von Jüngern es war, die sich 50 Tage nach der Kreuzigung Christi in der Nähe von Jaffa auf dem Berg der Verklärung versammelte. Es waren nur elf Jünger, die sich dort zusammenfanden; aber sie versammelten sich mit reinen Herzen, aufrichtigen Absichten und freudigem Geiste. Ohne irgend welche Besorgnisse zu zeigen und ohne selbstsüchtige Absichten versammelte sich diese kleine Schar in größter Aufrichtigkeit auf diediesem Berge. Durch die Herzensreinheit dieser Seelen, durch ihre Zuversicht, ihr Vertrauen und die Anziehung, die sie auf die Herzen der Menschen ausübten, wurde die Welt erleuchtet. Das Christentum wurde verbreitet, das römische Reich christianisiert. Mit andern Worten, die Erleuchtung, welche von Christus ausging, erleuchtete alle Regionen. Dies waren die gesegneten Resultate der Versammlung jener elf Seelen auf dem Berg der Verklärung. Jene Versammlung wurde in größter Reinheit und Aufrichtigkeit, voll Glaube, Eifer und Zuversicht gehalten. Darum verfehlte sie auch ihre Wirkung nicht, denn durch sie wurden diese großen Resultate erzielt.
Deshalb sage ich nocheinmal, blicket nicht auf die beschränkte Zahl von Gläubigen und bedauert nicht, daß es euch nicht möglich ist, die gleich großen Versammlungen zu haben, wie die andern Gemeinden. Bedenket, daß die Bedeutung dieser Sache nicht an die Zahl ihrer Gläubigen gebunden ist. Von Wichtigkeit aber ist: der Glaube, die Gewißheit, die Wahrheitsliebe, die Standhaftigkeit und die Selbstaufopferung auf dem Pfade Gottes, durch die wir zu dem Königreiche Abhas gelangen. Bedenket, daß wo dies auch nur von zwei Personen erreicht wird, die Geisteskraft dieser zwei Menschen so viel wert ist, als die ganze Welt.
Aus diesem Grunde bete ich für euch um Stärkung und Beistand, damit euch die erhebende Hilfe Baha’o’llah zuteil werde; damit euch die Heerscharen des Königreiches Abbas neue Kraft geben und ihr Hilfe und Beistand erlangt durch die mächtigen Engel Gottes. Seid dessen versichert, daß ihr den Sieg davon tragen werdet und daß euch Festigung zuteil wird.
Von größter Wichtigkeit ist aber, daß ihr einig seid. Ihm müßt euch in einem Zustand der größten Einigkeit und Harmonie befinden. Ihr müßt einander lieben. Ihr müßt euch für einander opfern. Wenn ihr an irgend jemand unter euch Mängel oder Fehler beobachtet, so vergebt ihnen so viel als möglich und seid nicht abstoßend und hart gegen solche Freunde. Falls ihr es für nötig haltet, jemand zu ermahnen, so kleidet eure Ermahnung in Symbole; sagt sie nicht frei heraus, damit nicht irgend ein Herz dadurch betrübt werde. Bedenket, daß es in dieser Welt nichts Schlimmeres gibt, als das Herz eines Menschen zu kränken; denn des Menschen Herz ist der Wohnort des Barmherzigen, und der Mensch darf den Wohnort des Barmherzigen auf keinen Fall beunruhigen. Der Mensch muß immer bestrebt sein, die Herzen seiner Nebenmenschen zu erfreuen, ihren Geist zu erheitern, ihnen strahlende Gedanken zuzusenden und für die andern die Ursache des Trostes und der Ruhe zu sein. Dieser Art ist die Stellung, die ein Bahai einzunehmen hat, und dies ist der höchste Wunsch derer, die Gottes Ebenbild. sind.
Die Freunde Gottes in Persien haben jetzt einen solchen Grad der Geistigkeit erlangt, daß jeder Gläubige bereit ist, sein Leben für die andern zu opfern. Jeder einzelne betrachtet sich als Diener der andern. Wie viele der persischen Edelleute sind nun im Dienste der Armen beschäftigt. Wie viele dieser Geliebten benehmen sich äußerst demütig und unterwürfig gegenüber den Niedrigen. Und warum tun sie dies? Um der Liebe Gottes willen. Um der Aufrichtigkeit, des Glaubens und der Gewißheit willen.
Alle Menschen der Welt blikken auf
uns. Sie beobachten die
Früchte unseres Lebens, unsern
Charakter, unsere Eigenschaften
und unser Benehmen.
Weil sie nun alle auf uns blikken,
müssen wir derart leben
und handeln, daß wir nicht die
Ursache der Erniedrigung der[Seite 117]
Sacha Gottes werden. Nein,
im Gegenteil, wir müssen so leben und
handeln, daß wir zur Ursache der Verherrlichung
Gottes werden. Tun wir dies
nicht, wie können wir alsdann erwarten,
sein Angesicht in seinem Königreiche zu
sehen? Womit wollen wir uns entschuldigen?
Hat uns Baha’o’llah nicht durch
seine Taten gelehrt? Lehrte er uns nicht
durch seine Selbstaufopferung, durch
seine Prüfungen und Leiden, die er ertrug?
Dies dürfen wir nicht vergessen.
Danket Gott, daß er uns diese große Gabe und Gnade zuteil werden ließ. Laßt uns Ihm danken, daß wir durch seine Gnade unter diesem Baum des Lebens Schutz fanden. Laßt uns ihm danken, daß er uns in sein Königreich aufgenommen hat. Laßt uns ihm danken, daß er uns auserwählt und mit dem begünstigt hat, was von jeher das Ziel all seiner Heiligen war. Laßt uns ihm danken, daß er, trotz unseres Mangels an Fähigkeiten, jegliche Art von Güte und Gnade über uns ausgoß und uns seine reichlichen Gaben offenbarte. Er bereitete für uns das Gute beider Welten vor. Er bereitete für uns ewige Ehren vor, denn er gab uns ewiges Leben. Er erwählte uns aus allen Nationen der Welt und veranlaßte, daß wir das erlangten, was das Höchste ist für die Menschheit. Danket Gott, daß ihr solches erlangt habt. Danket ihm dafür, daß er euch eine solche Führung zuteil werden ließ. Strebet euer ganzes Lebenlang darnach, das Banner dieser großen Führung hochzuhalten. Strebet darnach, die Ursache der Erleuchtung des Ostens und des Westens und der Vereinigung aller Nationen zu werden. Bemühet euch aufs äußerste, daß ihr zum Mittel der Offenbarung geistiger Eigenschaften werdet. Strebet von ganzem Herzen darnach, daß ihr durchdrungen werdet von den Eigenschaften des Barmherzigen, daß ihr euch vor den andern Menschen auszeichnet in allen Tugenden und daß ihr angezogen und in Glut gesetzt werdet von dem Feuer der Liebe Gottes.
Ueber den Begriff „Engel“. [Bearbeiten]
Ein Bild, das den Kampf Jakobs mit dem Engel am Jabbok (1. Mose 32), darstellt, gab Abdul Baha Anlaß zu folgender Erklärung Veranlassung.
Der Begriff „Engel“ hat zweierlei Bedeutung. Das Wort „Engel“ wird in den hl. Schriften oft als Symbol für göttliche Kraft, Macht, Bestätigung, Botschaft gebraucht. Die „Engel vom Himmel“ sind also keine Wesen mit physischem Körper, sie sind göttliche Kräfte, die vom Himmel stammen.
Als „Engel“ werden aber auch menschliche Seelen bezeichnet, denen göttliche Eigenschaften und himmlische Bedeutung zukommen. Es sind das solche Menschen, von denen der Herr sagt: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei,“ also Seelen, die Gott ebenbildlich, d. h. ihm ähnlich sind. Sie leben wohl auf der Erde, sind aber nicht irdisch; sie sind menschlich, in Wirklichkeit aber himmlisch; sie sind himmlische Erscheinungen (Engel), strahlende Lampen, himmlische Sterne. Ihr Körper (Tempel) ist nur Hülle des göttlichen Geistes; er ist wie die Schale, die die köstliche Perle birgt, wie das Glas der Lampe, das das Licht umschließt. Wenn das Glas trüb ist, kann das Licht nicht durchbrechen; aus sich selbst kann es nicht leuchten, kann kein Mittel der Erleuchtung werden. Sie sind Engel, die in menschlichen Körpern leben, aber himmlische Eigenschaften haben und Vermittler göttlicher Kräfte sind.
Der Erzvater Jakob, nachdem er himmlische Bestätigung und Kräftigung (durchs Gebet) erlangt hatte, hielt mit aller Macht an dieser fest („Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“). Manche Seelen erhalten auch solche Bestätigung, aber sie schätzen sie nicht. Sie gleichen einem Kind, das einen kostbaren Edelstein gefunden hat, ihn aber wegwirft, weil es seinen Wert nicht kennt. Jakob war nicht so, er erkannte den Wert des Edelsteins (die göttliche Eigenschaft) und achtete sehr auf ihn.
Dio estas tutaĵo; li mem ne povas esti entrenata en io. [Bearbeiten]
Abdul Baha diris: „Ĉiutage en Parizo okazas multnombraj kunvenoj por diversaj celoj, por priparoli politikon, komercon, edukadon, arton kaj seiencon kaj multajn aliajn temojn.
Ĉi tiuj aranĝoj estas bonaj; sed vi [Seite 118]
kunvenis, por direkti viajn vizaĝojn al Dio. Vi
deziras lerni la plej sukcesan laboradon
por la bono, vi volas esplori, kiamaniere
la antaŭjuĝoj povas esti forigataj, kaj vi
deziras aŭdi pri la semado de amo kaj de
universala interfrateco en la korojn de la
homaro.
Dio aprobas la motivojn de nia kunesto kaj donas al ni sian benon. En malnova testamento ni legas, ke Dio diris: „Ni kreu homojn lau nia portreto.“ Kristo diris: „Mi estas en la patro, kaj la patro estas en mi.“ En korano estas skribite: „La homo estas mia sekreto, kaj mi estas lia sekreto.“ Baha’o’llah skribas, ke Dio diris: „Via koro estas mia hejmo, preparu ĝin por mia alveno.“ Via spirito estas mia sanktejo, pretgu ĝin por mia manifestacio.
Ĉiuj ĉi sanktaj vortoj nin montras, ke la homo estas kreita lau Diaportreto; sed tamen la esenco de Dio estas nekomprenebla al la homa spirito, ĉar la prudento nepovas imagi tiun ĉi senfinan sekreton. Dio estas la tutaĵo, li ne povas esti entenata de io. Tio, kio en si entenas ĉion, estas pli alta ol tio, kio estas entenata. La tutaĵo, estas pli granda ol ĝiaj partoj.
La aĵoj, komprenataj de la homo, ne povas esti ekster lia intelekto; tial estas neeble por la koro de l’homo, kompreni la esencon de la majesteco de Dio. Per nia imago ni nur povas percepti tion, kion ĝi kapablas estigi.
En la diversaj regnoj de la kreado la povo de la prudento estas diversgradigita. Neniu el la diversaj regnoj estas kapabla, kompreni tiujn kreitaĵojn, ĝin superantajn. La minerala regno ne povas imagi la kreskadon de la planto. La arbo nek povas kompreni la movadan povon de la besto, nek sentojn kiel vidon aŭdon aŭ guston. Ĉi tiuj cititaj regnoj apartenas al la fizika kreado.
La homo estas ankaŭ parto de tiu ĉi kreado, sed neniu el la malsupraj regnoj kapablas kompreni la animon de la homo. La besto ne povas imagi la inteligentecon de homa estaĵo, ĝi nur scias tion, kio estas perceptebla per ĝiaj bestaj sentoj. Oni nek povas instrui al besto, ke la terglobo estas ronda kaj turnas sin ĉirkaŭ la suno, nek klarigi la konstruon de telegrafa aparto. Tio estas nur ebla al homo. Li estas la plej alta produkto de la kreado; inter ĉiuj kreitaĵoj li estas la plej preferita de Dio.
Neniu regno povas kompreni tiun, ĝin superantan; tial estas neeble, ke la homo imagas la ĉiopovan kreinton de la mondo. Tio, kion ni imagas al ni, ne estas la realeco de Dio; por lia supera majesteco mankas al ni la kompreno.
Ĉiuj eszistantaj estaĵoj estas dependaj de dia favoro. La dia kompato donas al ili la vivon. Kiel la lumo de la suno brilas super la tuta mondo, same la kompato de la eterna Dio ĉirkaŭas ĉiujn kreitaĵojn. Kiel la suno maturigas la fruktojn de l’ tero kaj varmigas kaj virigas ĉiujn estaĵojn, same la suno de la vereco brilas su ĉiujn animojn kaj plenigas ilin per la fajro, de diajamo kaj spirito.
La pruvo por la supereco de l’ homo prie la ceteral kreitaĵoj estas, ke la homo posedas animon, en kiu loĝas dia spirito; la animoj de la malsuperaj estaĵoj estas malpli altaj en sia esenco. Ne povas esti dubo, ke la homo inter ĉiuj kreitaĵoj pleje proksimiĝas la naturon de Dio kaj ke li ricevas pli grandan kapablon per dia favoro.
La mineralo posedas la forton de ekzistado, la floraro havas krom tiu ĉi forto ankaŭ tiun de la kreskado La besto ne nur posedas ĉi tiujn fortojn, sed krome la kapablecon sin movi kaj uzi siajn sentojn. En la regno de la komo ni nun trovas unuigitaj ĉiujn ecojn de la malsupraj regnoj, al kinj estas aldonitaj pluaj kapablecoj. La homo estas la kromo de la antaŭiĝinta kreado, ĉar li entenas en si ĉiujn fortojn kaj povojn.
Al la homo estas donita la aparta talento de la intelekto, per kiu li kapablas, ricevi pli grandan parton de dia lumo. La perfekta homo estas kvazaŭ polurita spegulo, li rebriligas la sunon de la vereco kaj malkaŝas la ecojn de Dio.
Nia Sinjoro Jesuo Kristo diris: „Kiu min vidas, vidas la patron“, t. e. Dion, malkaŝitan en la homo.
La suno ne forlasas sian lokon en la firmamento, por malsupreniri en la spegulon, ĉar en la senfinaĵo estas nek suprennek malsupreniĝo; tiuj metodoj estas nur troveblaj ĉe maleternaj kreaĵoj. En la manifestacio de Dio, en la perfekta, polurita spegulo, la ecoj de Dio prezentas sin en tia formo, ke ili estas komprenataj de la homo. Tio estas tiom simpla, ke ĉiuj ĝin povas kompreni, kaj kion ni povas kompreni, tion ni devas vole aŭ ne vole akcepti.
Nia ĉiela patro, ĉiam justa al siaj infanoj, ne volas nin prirespondigi, ke ni dogmojn malakzeptas, kiujn ni povas nek kredi nek kompreni. Tiu ekzemplo estas tiom logika, ke ĉiuj, konsiderante ĝin, povas kompreni.
[Seite 119]
Ĉiu el vi fariĝu lumanta lampo, kies
flame estas la amo de Dio. Viaj koroj
ardu per la radioj de la unueco. Viaj
okuloj estu lumigataj per la suno de l’ vero.
La urbo Parizo estas tre bela, pli bone civilizita urbo, rilate al ĉiuj material evoluoj, nuntempe ne povas esti trovebla en la mondo. Sed la spirita lumo longatempe ne brilis en ĝi; ĝia spirita progreso malantaurestis ĝian materian evoluon. Majesta potenco estas necesa, por ĝin veki al la rea liĝo de spirita vero, por ekblovi en ĝian mortintan animon la spiron de la vivo. Laborante vi devas unuiĝi, por ĝin veki, por denove revivigi iliajn loĝantojn per helpo de tiu plej alta potenco.
Por malgrava malsano sufiĉas simpla medikamento; kiam la malsano malpliboniĝas, devas esti uzata de la dia kuracisto forta sanigilo. Estas arboj, florantaj kaj fruktojn portantaj en malvarma klimato kaj aliaj, kiuj bezonas plej varmegajn radiojn de la suno por plenmaturiĝo de l’ fruktoj. Parizo estas unu el la laste nomita speco; ĝi bezonas por la ekilorado kaj maturiĝado varman flamantan sunon de la spirita potenco de Dio.
Mi petas vin ĉiujn, obeu la lumon de la vero en la sanktaj instruoj. Dio vin fortigos per sia Sankta Spirito, por ke vi kapablu venki la malfacilaĵojn kaj forigi la antaŭjuĝojn, kaŭzantan disiĝon kaj malamon inter la popoloj. Plenigu viajn korojn per la granda amo de Dio, sentigu vian amon al ĉiuj homoj. Ĉiu homo estas servisto de Dio; ĉiuj povas pretendi parton de la diaj donacoj. Montru precipe la plej grandan amon kaj paciencon al tiuj, kies pensado materiĝis kaj degeneris. Per via afableco vi gajnas ilin por la unueco de l’ homa societo.
Kiam vi restas fidelaj al via laboro kaj sekvas la sanktan sunon de la vereco, ne deflankiĝante, tiam ekestos la benata tago de l’ universala frateco en tiu ĉi bela urbo.
La plendindaj kauzoj de la milito kaj cies devo klopodi pri paco. [Bearbeiten]
Abdul Baha parolis: „Mi esperas, ke vi ĉiuj fartas bone kaj estas feliĉaj“. Mi hodiaŭ ne estas feliĉa, sed tre malgaja. La sciigoj pri la bataloj de Benghasi malĝojigas mian koron. Mi miras, ke en la mondo ekzistas ankoraŭ tiom da homa krueleco. Kiel estas eble, ke homoj de matene ĝis vespere bàtalas, por mortigi unu la alian kaj verŝi la sangon de siaj kunhomoj. Nur por posedi li grandan parton da lando, ili faras tion. Eĉ la bestoj, batalante unu kontraŭ la alia, havas pli senperan kaj pli prudentan kaŭzon por siaj atakoj. Estas terure, ke homoj kulturitaj tiom malaltiĝas, ke ili mortigas unu la alian kaj mizerigas siajn kunhomojn, nur por posedi pli da lando.
La plej altaj inter ĉiuj kreitaĵoj batalas, por posedi la plej malsupran formon de la materio, la teron. La lando ne apartenas al unu, sed al ĉiuj popoloj. Tiu ĉi tero ne estas la hejmo de la homo, sed lia tombo. Pro iliaj tomboj ili estigas tiajn batalojn. Ekzistas en la mondo nenio pli terura ol la tombo, la ejo por putrantaj korpoj.
Kiom ajn potenca la venkinto estas, kiom da landoj li subigas, li ne estas kapabla, konservi por si iun ajn parton de la ruinitaj landoj, escepte malgrandan pecon — sian tombon. Se pli da lando estus necesa por plibonigo de la statoj de l’popolo, por la disvastigo de la civilizacio (t, e. per la enkonduko de justaj leĝoj kontraŭ brutaj kutinoj) la dezirita teritorio estus certe atingebla per pacaj debatoj.
Tamen oni militadas por kontentigi la ambicion. Pro monda profito de kelkaj homoj la plej terura mizero estas alportata al la hejmoj de sennombraj homoj; la koroj de centoj da viroj kaj virinoj estas rompataj. Kiom da vidvinoj funebras pro siaj edzoj, kiom da rakontoj pri kruelaĵoj ni aŭdas! Kiom da malgrandaj orfoj vokas siajn patrojn, kiom da patrinoj priploras siajn mortigitajn filojn. Ekzistas nenio pli kortuŝa kaj pli terura ol eksplodo de homa krueleco.
Mi supozas de vi ĉiuj, ke vi koncentrigas vian tutan pensadon je amo kaj unueco. Kiam en vi penso pri milito ekestas, tiam kontraŭstarn ĝin per pli forta penso de paco. Malama penso devas esti subigata per la bela ideo de la paco. La pensado pri milito detruas ĉiun harmonion, ĉiun bonfarton, ĉiun trankvilon kaj kontentecon.
La ideoj de l’amo efikas konstruante por
frateco, paco amikeco kaj feliĉego. Kiam
la soldatoj de la mondo eltiras siajn glavojn
por mortigi, tiam la batalantoj de Dio
devas premi la manon unu al la alia. Tiamaniere
per dia favoro malaperu ĉiu barbareco
de la homoj; ili laboros per la
pureco de siaj koroj per la sincereco[Seite 120]
de siaj animoj. Ne opiniu, ke la mondpaco
estas utopio, kiu ne povas esti efektivigota;
al Dio ĉio estas ebla.
Se vi tutkore deziras la amikecon kun ĉiu raso en la mondo, viaj ideoj disvastiĝas spirite kaj pozitive; via deziro fariĝas ankaŭ la deziro de la aliaj; ĝi pli kaj pli fortiĝos, ĝis ĝi atingos la animojn de ĉiuj homoj.
Ne malesperu! Laboru konstante! Sincereco kaj amo venkos la malamon. Kiom da okazintaĵoj, ŝajne maleblaj, ni nuntempe travivas. Direktu konstante viajn vizaĝojn al la lumo de la mondo. Amu ĉiujn homojn. Amo estas la spiro de la Sankta Spirito en la koroj de la homoj. „Kuraĝu!“ Dio ne forlasas siajn infanojn, kiuj klopodas, laboras kaj preĝas. En viaj koroj regu la sopira deziro, ke harmonio kaj trankvilo enpenetru la militeman mondon. Tiamaniere viaj penadoj estas kronataj per sukceso, kaj kun la universala frateco la reĝlando de Dio venos en paco kaj bonsento.
En tiu ĉi salono hodiaŭ kunestas en amikeco kaj harmonio anoj de diversaj rasoj: Francoj, rusoj, amerikanoj, angloj, germanoj, kaj italoj, fratoj kaj fratinoj. La: kunveno estu antaŭsigno por tio kio realiĝas. en pli malfruaj tempoj. Tiam ĉiu infano de Dio scios, ke ili ĉiuj estas folioj de unu arbo, floroj de unu ĝardeno, gutoj de unu maro kaj filoj kaj filinoj de unu patro, kiesnomo estas „amo“.
| Verlag des Deutschen Bahai-Bundes Stuttgart Fernsprecher 7975 — — Postscheckkonto 25419 Stuttgart — — Hölderlinstrasse 35 | ||
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Die Zeitschrift betreffende Anfragen bittet man an die Schriftleitung: Stuttgart, Alexanderstr. 3, richten zu wollen. Schritten, die über Geschichte und Inhalt der Bahailehre näher orientieren, können von dem Verlag des deutschen Bahaibundes, Stuttgart, Hölderlinstr. 35, bezogen werden.
Druck: Wilhelm Heppeler, Stuttgart.