Bahai Briefe/Heft 5/Text

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BAHÁ'I-

BRIEFE


BLÄTTER FÜR

WELTRELIGION UND

WELTBEWUSSTSEIN



AUS DEM INHALT:


‘Abdu’l-Bahá: Das Geheimnis göttlicher Kultur

Alkohol und Tabak

Religion und der moderne Mensch

Von unserem Büchertisch


JULI 1961 HEFT 5

Postverlagsort Frankfurt/Main


[Seite 104] [Seite 105]



Der Offenbarung jedes himmlischen Buches, ja, jedes von Gott geoffenbarten Verses liegt die Absicht zugrunde, alle Menschen mit Rechtschaffenheit und Einsicht zu begaben, damit Friede und Ruhe dauerhaft unter ihnen begründet werden. Alles, was den Herzen der Menschen Sicherheit einflößt, ihre Stufe erhöht oder ihre Zufriedenheit fördert, ist vor Gott wohlgefällig. Wie erhaben ist die Stufe, die der Mensch erlangen kann, wenn er sich dazu entschließt, seine hohe Bestimmung zu erfüllen! In welche Tiefen der Erniedrigung aber kann er sinken, Tiefen, die die niedrigsten Geschöpfe noch nie erreicht haben!

O Freunde, ergreift die Gelegenheit, die dieser Tag euch bietet, und verscherzt nicht die großmütigen Gaben Seiner Gnade! Ich flehe zu Gott, daß Er euch alle gnädig befähigen möge, euch an diesem Tag mit dem Schmucke reiner, heiliger Taten zu zieren. Wahrlich, Er tut, was Er will.

Bahá’u’lláh

Ährenlese CI. S. 135


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‘Abdu‘l-Bahá:

Das Geheimnis göttlicher Kultur (II)[Bearbeiten]

Fortsetzung von Seite 97 der „BAHA’I-BRIEFE":

*) “The Secret of Divine Civilization’ by ’Abdu’l-Bahá, translated from the original Persian text by Marzieh Gail, Bahá’í Publishing Trust, Wilmette, Illinois, USA, 1957 Seite 33 ff.

Deutsche Übersetzung mit Genehmigung des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í von USA von Peter A. Mühlschlegel.


Eigenschaften des Gebildeten

Die geistig Gebildeten sind Leuchten der Führung unter den Nationen und Sterne des Glücks, die vom Horizont des Menschentums strahlen. Sie sind Springbrunnen des Lebens für solche, die dem Tode stumpfer Unwissenheit verfallen sind, und reine Quellen der Vollkommenheit für jene, die dürstend durch die Wüsten ihrer Fehler und Irrtümer wandern. Die Dämmerorte der Zeichen göttlicher Einheit sind sie, und Eingeweihte in die Geheimnisse des ruhmreichen Qur’án. Sie sind erfahrene Ärzte für den kranken Körper der Welt und das sichere Heilmittel gegen das Gift, das die menschliche Gesellschaft verderbt hat. Sie sind es, die als starke Feste die Menschheit beschützen, sie sind die unantastbare Freistatt für die Bedrängten, die Bekümmerten und Gequälten und für die Opfer der Unwissenheit. „Wissen ist ein Licht, das Gott ins Herz wirft wem immer Er will.“

Für jedes Ding hat Gott ein Zeichen und Sinnbild geschaffen, hat Er Maßstäbe und Prüfsteine aufgestellt, nach denen es beurteilt werden kann. Die geistig Gebildeten müssen sich durch innere wie äußere Vollkommenheiten auszeichnen; sie müssen einen guten Charakter, ein aufgeschlossenes Wesen, reine Absichten so gut wie Verstandeskraft, Scharfsinn, Unterscheidungs- und Einfühlungsvermögen besitzen, ferner müssen sie besonnen, vorsichtig, beherrscht und ehrerbietig sein und Gott aufrichtig fürchten. Denn eine Kerze, die nicht brennt, ist, so dick und groß sie auch sein mag, nicht besser als ein dürrer Baum oder ein Haufen Reisig.

Eine bestätigte Überlieferung sagt:

„Wer ein Gebildeter1) ist, muß

(I) sich selbst bewahren,
(II) seinen Glauben verteidigen,
(III) seinen Leidenschaften widerstehen und
(IV) die Gebote seines Herrn befolgen.

Sodann ist es die Pflicht des Volkes, sich an sein Beispiel zu halten.“


1) ‘ulamá (vom arabischen ‘alima = wissen) kann auch als „Gelehrter“, „Wissenschaftler“, „religiöse Autorität“ übersetzt werden.


Da diese erlauchten und heiligen Worte alle Voraussetzungen der Bildung beinhalten, ist eine kurze Erläuterung ihres Sinns angebracht. Wem es auch immer an diesen göttlichen Fähigkeiten gebricht, wer [Seite 107] diese unabdingbaren Erfordernisse nicht in seiner Lebensführung an den Tag legt, sollte nicht als ein Gebildeter angesehen werden und ist nicht wert, den Gläubigen als Vorbild zu dienen.


. . . sich selbst bewahren

Das erste dieser Erfordernisse ist, sich selbst zu bewahren. Offensichtlich bedeutet dies nicht, daß man sich vor Unglück und materiellen Prüfungen schützt; denn alle Propheten und Heiligen waren dem bittersten Leid, das die Welt zu bieten hat, ausgesetzt und dienten der Menschheit zur Zielscheibe ihrer Grausamkeit und Angriffslust. Sie gaben ihr Leben für das Wohlergehen des Volkes, und aus ganzem Herzen strebten sie ihrer Opferstätte entgegen. Durch ihre innere und äußere Vollkommenheit schmückten sie die Menschenwelt mit neuen Gewändern vortrefflicher Eigenschaften, angeborener wie anerzogener. Die Grundbedeutung dieser „Selbstbewahrung“ ist deshalb, die Attribute geistiger und materieller Vollkommenheit zu erwerben.


Wissen — Attribut der Vollkommenheit

Das erste Attribut der Vollkommenheit sind Wissen und die kulturellen Errungenschaften des Geistes. Diese hohe Stufe ist erreicht, wenn jemand eine umfassende Kenntnis besitzt von der vielschichtigen, übernatürlichen Wirklichkeit Gottes, den Grundwahrheiten der politisch-religiösen Gesetze des Qur’án, dazu von dem Inhalt der heiligen Schriften anderer Bekenntnisse sowie von den Bestimmungen und Maßnahmen, die zum Fortschritt und zur Zivilisierung dieses hervorragenden Landes beitragen können. Darüber hinaus sollte ein solcher Mensch über anderer Länder Gesetze und Grundsätze, Gebräuche, Lebensumstände und Gepflogenheiten sowie über die materiellen und sittlichen Vorzüge, die deren Staatskunst kennzeichnen, Bescheid wissen; er sollte in allen nutzbringenden Wissensgebieten seiner Zeit wohl beschlagen sein und die Annalen der Geschichte studieren. Denn wenn ein Mann von Bildung nicht die heiligen Schriften und den Gesamtbereich der Gottes- und Naturwissenschaften, des religiösen Rechts, der Staatskunst, des Tageswissens und der großen geschichtlichen Ereignisse kennt, dann kann es leicht sein, daß er einem Ernstfall nicht gewachsen ist, und das wäre unvereinbar mit dem notwendigen Erfordernis umfassenden Wissens.

Wenn zum Beispiel ein islamischer Gelehrter im Wortstreit mit einem Christen liegt und nichts von den herrlichen Melodien des Evangeliums weiß, dann wird es ihm nicht möglich sein, den Christen zu überzeugen; er wird tauben Ohren predigen, so viel er auch aus dem Qur’án vorträgt. Merkt der Christ jedoch, daß der Muslim über die Grundwahrheiten des Christentums besser Bescheid weiß als die christlichen Theologen und daß er den Sinn der Schriften tiefer erfaßt hat als jene, dann wird er den Folgerungen des Muslims gern zustimmen; tatsächlich bleibt ihm dann keine andere Wahl. [Seite 108]

Auf zwei Kräfte ist der Staat gegründet: die gesetzgebende und die ausführende Gewalt. Die ausführende Gewalt geht von der Regierung aus, während im Mittelpunkt der Gesetzgebung der Gebildete steht. Wie wäre es denkbar, daß ein Staat Bestand hätte, wenn diese letztere starke Stütze, dieser Grundpfeiler, schadhaft ist?


Weitere Attribute der Vollkommenheit

Das zweite Attribut der Vollkommenheit sind Gerechtigkeit und Unparteilichkeit. Dies bedeutet, keine Rücksicht auf persönlichen Nutzen und eigensüchtige Vorteile zu nehmen, vielmehr die Gesetze Gottes ohne den leisesten Hintergedanken an irgend etwas anderes anzuwenden. Es bedeutet ferner, sich selbst nur als einen der Diener Gottes, des Allbesitzenden, anzusehen und nie danach zu trachten, sich von den anderen abzusondern, es sei denn im Streben nach geistiger Würde. Es bedeutet, das Wohl der Gemeinschaft als das eigene zu empfinden. Kurz gesagt heißt dies, die ganze Menschheit als ein einziges Lebewesen, sich selbst als ein Glied dieses großen Körpers zu erkennen und in der Gewißheit zu wirken, daß jede Not, jede Wunde, die irgend einen Teil dieses Körpers trifft, unweigerlich alle übrigen Glieder in Mitleidenschaft zieht.

Die dritte Voraussetzung für die Vollkommenheit ist, sich aufrichtig und mit der lautersten Absicht aufzumachen, die Massen zu erziehen: sich bis zum äußersten anzustrengen, um sie auf den verschiedenen Gebieten der Gelehrsamkeit und der nutzbringenden Wissenschaften zu unterweisen, um neue Fortschritte zu fördern, die Reichweite des Handels, der Industrie und des Kunstgewerbes zu vergrößern und solche Maßnahmen zu unterstützen, die die Wohlfahrt des Volkes erhöhen. Die breiten Schichten der Bevölkerung wissen nämlich nicht Bescheid über jene lebensspendenden Kräfte, die die chronischen Leiden der Gesellschaft rasch heilen könnten.

Es ist unbedingt nötig, daß die Gelehrten und geistig Gebildeten aufrichtigen und reinen Herzens und nur aus Liebe zu Gott daran gehen, die Massen zu beraten, sie zu ermahnen und ihr Gesichtsfeld zu weiten mit jener „Brille“, die Wissen heißt. Denn in ihrem tief verwurzelten Aberglauben meinen viele Leute heutzutage, ein Mensch, der an Gott und Seine Zeichen, an die Propheten, ihre Offenbarungen und ihre Gesetze glaubt, der fromm und gottesfürchtig ist, müsse notwendigerweise müßig gehen und seine Tage mit Nichtstun verbringen, um in den Augen Gottes dazustehen als einer, der der Welt und ihres Trugs entsagt, sein Herz dem künftigen Leben zugewandt und sich von den anderen abgesondert hat, damit er dadurch Ihm näher kommt.

Weitere Attribute der Vollkommenheit sind, Gott zu fürchten, Ihn zu lieben, indem man Seine Diener liebt, Sanftmut, Geduld und Gelassenheit zu üben, aufrichtig, willfährig, milde und mitleidsvoll, entschlossen und mutig, zuverlässig und tatkräftig zu sein, zu ringen und zu streben, edelmütig, treu und ohne Hintergedanken zu sein, Eifer und [Seite 109] Ehrgefühl an den Tag zu legen, hochgesinnt und großmütig zu sein und die Rechte anderer zu achten. Wem es an diesen hervorragenden menschlichen Eigenschaften fehlt, der ist unvollkommen.


... seinen Glauben verteidigen

Der zweite jener geistigen Maßstäbe, die an den Gebildeten anzulegen sind, ist, daß er seinen Glauben verteidigen soll. Natürlich beziehen sich diese heiligen Worte nicht nur darauf, daß man nach dem tieferen Sinn der Gesetze forscht, gottesdienstliche Formvorschriften einhält, größere und kleinere Sünden vermeidet, Riten und Bräuche wahrnimmt und auf diese Weise den Glauben schützt. Weit eher bedeuten diese Worte, daß alle Menschen geschützt werden sollen, daß alle Anstrengungen unternommen werden, um durch die Zusammenfassung aller erdenklichen Maßnahmen das Wort Gottes zu verbreiten, die Zahl der Gläubigen zu vermehren, die Sache Gottes zu fördern, sie zu erhöhen und zum Sieg zu führen.

Einzelne Menschen, denen die Wirklichkeit unter der Oberfläche der Ereignisse verborgen bleibt, die den Pulsschlag der Welt nicht fühlen können, die nicht wissen, welch große Dosis Wahrheit der Menschheit eingegeben werden muß, damit sie von dem chronischen Leiden der Lüge geheilt wird, sind der Ansicht, daß der Glaube nur durch das Schwert verbreitet werden kann; sie unterbauen ihre Meinung mit der Überlieferung: „Ich bin ein Prophet durch das Schwert.“

Wenn sie diese Frage jedoch sorgfältig prüfen würden, müßten sie erkennen, daß das Schwert heutzutage, in diesem Zeitalter, kein passendes Mittel für die Verbreitung des Glaubens ist, weil es die Herzen der Menschen nur mit Abscheu und Schrecken füllt. Nach dem göttlichen Gesetz Muhammads geht es nicht an, daß das Volk des Buches gezwungen wird, den Glauben anzuerkennen und anzunehmen. Während es eine heilige Pflicht für jeden ist, der mit Überzeugung an die Einheit Gottes glaubt, die Menschen zur Wahrheit zu führen, beziehen sich die Überlieferungen: „Ich bin ein Prophet durch das Schwert“ und „Mir ist befohlen, den Leuten nach dem Leben zu trachten, bis sie sagen: ‚Es gibt keinen Gott außer Gott‘“ auf die Götzendiener aus den Tagen der Unwissenheit, die in ihrer Blindheit und Tierhaftigkeit tief unter die menschliche Stufe gesunken waren. Auf einen Glauben, der durch Schwertstreiche begründet würde, wäre schwerlich Verlaß; der geringste Anlaß würde ihn in Irrtum und Unglauben zurückverwandeln. So fielen z. B. auch die Stämme in der Umgebung Medinas nach dem Heimgang Muhammads, nach Seinem Aufstieg auf „den Sitz der Wahrheit in der Gegenwart des allmächtigen Königs“ (Qur’án 54:55), von ihrem Glauben ab und wandten sich wieder dem Götzendienst der heidnischen Zeit zu.

Der Glaube Gottes muß durch menschliche Vollkommenheiten, hervorragende, gefällige Charaktereigenschaften und ein durchgeistigtes Betragen verkündet werden. Wenn sich eine Seele aus eigenem Antrieb Gott zuwendet, wird sie an der Schwelle der Einheit aufgenommen; denn [Seite 110] ein solcher Mensch ist frei von persönlichen Beweggründen, von Habgier und selbstischer Gewinnsucht. Er hat unter dem Schutz und Schirm seines Herrn Zuflucht gesucht. Unter seinen Mitmenschen wird er durch seine Vertrauenswürdigkeit und Wahrheitsliebe, Mäßigung und Gewissenhaftigkeit, Großherzigkeit und Treue, Unbestechlichkeit und Gottesfurcht bekannt werden. So wird das höchste Ziel der Verkündigung des göttlichen Gesetzes — Glück im kommenden Leben, eine hochentwickelte Kultur und edle Charaktereigenschaften auf dieser Welt zu schaffen — verwirklicht. Das Schwert hingegen wird nur Menschen hervorbringen, die äußerlich Gläubige, in ihrem Herzen aber Ketzer und Verräter sind.1)


... seinen Leidenschaften widerstehen

Die dritte Forderung des heiligen Textes, den wir hier besprechen, ist, „seinen Leidenschaften zu widerstehen“. Wunderbar sind die Folgerungen, die sich aus diesem scheinbar einfachen, doch umfassenden Wort ergeben. Es beinhaltet die wirkliche Grundlage jeder menschlichen Tugend; in der Tat verkörpern diese wenigen Silben das Licht der Welt, den unumstößlichen Unterbau aller geistigen Attribute des Menschen. Es ist das Steigrad im Uhrwerk des guten Betragens, das Mittel, alle edlen Eigenschaften eines Menschen im Gleichgewicht zu halten.

Leidenschaft ist eine Flamme, die schon ungezählte Male die Ernte des Lebens vieler Gebildeter in Asche verwandelt hat, ein allverzehrendes Feuer, das sich auch nicht mit dem Meer ihres aufgespeicherten Wissens löschen ließ. Wie oft ist es schon geschehen, daß jemand mit allen Attributen des Menschentums gesegnet war, das Kleinod wahren Verstehens besaß, aber dennoch seinen Leidenschaften nachging, bis seine außergewöhnlichen Eigenschaften die Grenzen der Mäßigung überschritten und er sich zu Ausschweifungen hinreißen ließ. Seine guten Absichten wandelten sich zum Bösen, seine Anlagen waren nicht länger auf Ziele gerichtet, die ihrer wert waren, und die Macht seiner Begierden lenkte ihn von der Rechtschaffenheit und ihrem Lohn ab auf gefährliche und dunkle Wege. In den Augen Gottes, Seiner Erwählten und aller Einsichtsvollen ist ein guter Charakter das Erhabenste und Lobenswerteste, was es gibt, jedoch immer unter der Voraussetzung, daß die Quelle seiner Ausstrahlung Vernunft und Erkenntnis sind, und daß er wahre Mäßigung zur Grundlage hat.

So sind alle Völker Europas trotz ihrer vielgepriesenen Zivilisation versunken und ertrunken in diesem furchtbaren Meer der Leidenschaft und Begierde, und das ist der Grund, warum alle Erscheinungen ihrer Kultur zu nichts führen. Niemand sollte über diese Feststellung erstaunt sein oder sie beklagen. Dafür, daß machtvolle Gesetze niedergelegt, hohe Grundsätze aufgestellt und Einrichtungen geschaffen werden, die sich mit jedem Gesichtspunkt der Zivilisation befassen, ist das [Seite 111] Glück der Menschen der oberste Zweck, der tiefste Grund. Das Glück jedoch besteht ausschließlich darin, der Schwelle Gottes, des Allmächtigen, näher zu kommen und den Frieden und die Wohlfahrt jedes einzelnen Angehörigen des Menschengeschlechts, sei er hoch oder niedrig, zu sichern; und die besten Mittel, dieses zweifache Ziel zu erreichen, sind die hervorragenden Tugenden, die der Menschenwelt verliehen worden sind.


Äußerliche Zivilisation ...

Eine oberflächliche Zivilisation, die nicht von kultivierter Sittlichkeit getragen wird, ist nur „ein verworrener Mischmasch von Träumen“ (Qur’án 12:44; 21:5), und äußerlicher Glanz ohne inwendige Vollkommenheit ist „wie ein Dunst in der Wüste, den der Dürstende für Wasser hält“ (Qur’án 24:39). Denn eine rein äußerliche Zivilisation kann niemals Ergebnisse zeitigen, die das Wohlgefallen Gottes finden und für Frieden und Wohlfahrt der Menschen Gewähr leisten.

Die Völker Europas haben sich noch nicht zu der höheren Stufe sittlicher Kultur erhoben, wie ihre Ansichten und ihr Verhalten klar beweisen. Sehet zum Beispiel, wie es das oberste Ziel der europäischen Regierungen und ihrer Völker heutzutage ist, einander zu überwinden und zu vernichten, und wie sie, obwohl sie insgeheim tiefste Abneigung gegeneinander hegen, doch ihre Zeit damit verbringen, Äußerungen nachbarlicher Liebe, Freundschaft und Harmonie miteinander auszutauschen.

Bekannt ist der Fall von dem Herrscher, der Frieden und Gelassenheit um sich verbreitet und gleichzeitig mehr Kraftaufwand als die Kriegshetzer darauf verwendet, Waffen anzuhäufen und eine noch größere Armee aufzubauen mit der Begründung, daß Frieden und Eintracht nur mit Gewalt herbeigeführt werden könnten. Unter dem Vorwand des Friedens bietet man Tag und Nacht alle Kräfte auf, um noch mehr Kriegsgerät zusammenzutragen, und das unglückliche Volk muß den größten Teil dessen, was es unter Mühe und Schweiß erwirbt, aufbringen, um für diese Rüstung zu bezahlen. Wie viele haben ihre Arbeit in nutzbringenden Gewerben aufgegeben und mühen sich Tag und Nacht, neue, immer tödlichere Waffen herzustellen, mit denen das Blut der Menschenrasse noch reichlicher als zuvor vergossen werden kann.

Jeden Tag erfindet man neue Bomben und Granaten, und dann sind die Regierungen gezwungen, ihre veralteten Waffen wegzuwerfen und damit zu beginnen, die neuen herzustellen, weil sich die alten gegen die neuen Waffen nicht behaupten können. So wurden zum Beispiel zur Zeit dieser Niederschrift, im Jahr 1875, in Deutschland ein neues Gewehr und in Österreich eine neue Kanone entwickelt, die größere Feuerkraft als das Martini-Henry-Gewehr und die Krupp-Kanone haben, eine schnellere Schußfolge zulassen und noch wirkungsvoller im Auslöschen menschlichen Lebens sind. Und die überwältigenden Kosten all dessen müssen von den unglücklichen Massen getragen werden.

Urteilet gerecht: Kann diese Zivilisation dem Namen nach den Frieden und die Wohlfahrt des Volkes herbeiführen oder das Wohlgefallen Gottes [Seite 112] finden, solange sie nicht von einer wahren Zivilisation des Charakters getragen wird? Zerstört sie nicht vielmehr den Wohlstand des Menschen und reißt die Pfeiler des Glücks und des Friedens nieder?


... und wahre Kultur

Wahre Kultur wird ihr Banner mitten im Herzen der Welt entfalten, sobald eine gewisse Zahl ihrer vorzüglichen und hochsinnigen Herrscher — leuchtende Vorbilder der Ergebenheit und Entschlossenheit — mit festem Entschluß und klarem Blick daran geht, den Weltfrieden zu stiften. Sie müssen die Friedensfrage zum Gegenstand gemeinsamer Beratung machen und mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln versuchen, einen Weltvölkerbund zu schaffen. Sie müssen einen verbindlichen Vertrag und einen Bund schließen, dessen Verfügungen eindeutig, unverletzlich und bestimmt sind. Sie müssen ihn der ganzen Welt bekannt geben und die Bestätigung der gesamten Menschenrasse für ihn erlangen.

Dieses erhabene und edle Unterfangen — der wahre Quell des Friedens und Wohlergehens für alle Welt — sollte allen, die auf Erden wohnen, heilig sein. Alle Kräfte der Menschheit müssen frei gemacht werden, um die Dauer und den Bestand dieses größten aller Bündnisse zu sichern. In diesem allumfassenden Vertrag sollten die Grenzen jedes einzelnen Landes deutlich festgelegt, die Grundsätze, die den Beziehungen der Regierungen untereinander zugrunde liegen, klar verzeichnet und alle internationalen Vereinbarungen und Verpflichtungen bekräftigt werden. In gleicher Weise sollte der Umfang der Rüstungen für jede Regierung genauestens umgrenzt werden, denn wenn die Zunähme der Kriegsvorbereitungen und Truppenstärken in irgendeinem Land gestattet würde, so würde dadurch das Mißtrauen anderer geweckt werden. Die Hauptgrundlage dieses feierlichen Vertrages sollte so festgelegt werden, daß bei einer späteren Verletzung irgendeiner Bestimmung durch irgendeine Regierung sich alle Regierungen der Erde erheben, um jene wieder zu voller Unterwerfung unter den Vertrag zu bringen, nein, die gesamte Menschheit sollte sich entschließen, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln jene Regierung zu vernichten. Sollte dieses größte aller Heilmittel auf den kranken Weltkörper angewandt werden, so wird er sich gewiß wieder von seinen Leiden erholen und dauernd bewahrt und heil bleiben.

Wenn solche erfreulichen Zustände einträten, müßte keine Regierung mehr ständig Waffen speichern oder sich gezwungen sehen, immer neues Kriegsgerät herzustellen, um damit die übrige Menschheit zu unterwerfen. Eine kleine Streitmacht für die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung, die Verfolgung von Verbrechern und Asozialen und die Verhütung örtlicher Unruhen würde genügen — nichts weiter. Auf diese Weise wäre die ganze Weltbevölkerung von der drückenden Last der Rüstungsausgaben befreit; außerdem bräuchten zahllose Leute nicht länger ihre Zeit darauf zu verschwenden, ständig neue Vernichtungswaffen zu ersinnen, neue Beweise der Habsucht und Blutgier zu liefern, die in unvereinbarem Widerspruch zu den Gnadengaben des Lebens [Seite 113] stehen. Stattdessen könnten sie ihren Eifer darauf richten, solche Geräte herzustellen, die das Leben erleichtern, Frieden und Wohlstand fördern, und sie könnten so dem Fortschritt und der Wohlfahrt der ganzen Welt dienen. Jede Nation auf Erden würde dann in Ehren regiert, und jedes Volk fühlte sich geborgen in Ruhe und Zufriedenheit.

Einzelne, welche die im menschlichen Streben ruhende Kraft nicht kennen, halten diese Gedanken für völlig undurchführbar, ja für jenseits dessen, was selbst die äußersten Anstrengungen des Menschen je erreichen können; doch ist dies nicht der Fall. Im Gegenteil kann dank der unerschöpflichen Gnade Gottes, der Herzensgüte Seiner Begünstigten, den beispiellosen Bemühungen weiser und fähiger Seelen und den Gedanken der unvergleichlichen Führer dieses Zeitalters nichts, was es auch sei, als unerreichbar angesehen werden. Eifer, unermüdlicher Eifer ist nötig. Nur unbezähmbare Entschlußkraft kann das Werk vollbringen. Manches hat man in vergangenen Zeiten als reines Hirngespinst betrachtet; heute ist es leicht durchführbar geworden. Warum sollte diese wichtigste und erhabenste Sache — das Tagesgestirn am Himmelszelt wahrer Kultur und die Ursache des Ruhmes, des Fortschrittes, des Wohlergehens und Erfolges der ganzen Menschheit — unmöglich sein? Der Tag wird sicher kommen, an dem ihr klares Licht Erleuchtung über die gesamte Menschheit gießen wird.2)

(Fortsetzung folgt)


1) Um seine Ausführungen zu bekräftigen, flicht ‘Abdu’l-Bahá an dieser Stelle die Erzählung ein, die wir auf Seite 113 wiedergeben. D. Red.

2) Abschnitt wurde von Shoghi Effendi übersetzt und in „The World Order of Bahá’u’lláh“, S. 37-38 zitiert. Vgl. Bahá’í-Studientexte II, 2 „Göttliche Weltordnung“, Frankfurt 1952, S. 2 f.



Hanzala und Nu‘mán[Bearbeiten]

‘Abdu’l-Bahá erzählt eine Geschichte aus dem alten Arabien1)


Die arabischen Chroniken berichten, wie in der Zeit vor dem Kommen Muhammads Nu’mán, der Sohn Mundhirs des Lakhmiten — ein arabischer König aus den Tagen der Unwissenheit, dessen Residenz die Stadt Hirih war — dem Wein einmal so sehr zugesprochen hatte, daß sich seine Sinne verfinsterten und der Verstand ihn verließ. In diesem betrunkenen, gefühllosen Zustand gab er den Befehl, seine beiden Zechbrüder und vertrauten, vielgeliebten Freunde, Khálid, den Sohn des Mudallil, und ‘Amr, den Sohn des Mas’úd-Kaldih, vom Leben zum Tode zu befördern. Als der König nach diesem Gelage erwachte und nach seinen beiden Freunden fragte, wurde er an das entsetzliche Geschehnis erinnert. Kummer befiel sein Herz; in seiner aufrichtigen Liebe und Sehnsucht ließ er über den beiden Gräbern zwei herrliche Denkmäler bauen, die er „die Blutbeschmierten“ benannte. Daraufhin bestimmte er zwei Tage des Jahres zum Gedächtnis an die beiden Gefährten. Den einen hieß er den „Tag des Übels“, den zweiten den „Tag der Gnade“. Jedes Jahr pflegte er an diesen Tagen mit Pomp und Gepränge hinauszuziehen und sich zwischen den beiden Grabmälern [Seite 114] niederzulassen. Wenn an dem „Tag des Übels“ sein Auge auf irgend jemand fiel, wurde dieser umgebracht; wer jedoch am „Tag der Gnade“ vorüberging, wurde mit Geschenken und Gunstbeweisen überschüttet. Solcherart war sein königliches Gebot, das mit einem mächtigen Eid besiegelt und immer streng eingehalten wurde.

Eines Tages bestieg der König sein Roß, Mahmúd genannt, und ritt hinaus in die Steppe, um zu jagen. Von ungefähr erblickte er in der Ferne ein Wildpferd. Nu'mán gab seinem Roß die Sporen, um das Wild einzuholen, und hetzte mit solcher Geschwindigkeit davon, daß er von seinem Gefolge abgeschnitten wurde. Die Nacht brach herein, und der König war hoffnungslos verloren. Da entdeckte er fern in der Wüste ein Zelt; er wandte sein Pferd und ritt darauf zu. Als er zu dem Eingang gekommen war, fragte er den Besitzer, Hanzala, den Sohn des Abí-Ghafráy-i-Tá’i: „Nimmst du einen Gast auf?“ Hanzala sagte zu, trat herfür und half Nu’mán beim Absteigen. Dann ging er zu seiner Frau und sprach zu ihr: „Es sind deutliche Anzeichen hohen Ranges in dem Verhalten dieses Menschen. Tue dein Möglichstes, um ihm Gastfreundschaft zu erweisen, und bereite ein Fest.“ „Wir haben ein Mutterschaf, das du darbringen könntest“, erwiderte sie, „und ich habe noch ein bißchen Mehl für solche Gelegenheiten aufgespart.“ Hanzala molk zunächst das Schaf und bot Nu’mán die Schale zum Trunk, dann schlachtete er das Tier und bereitete ein Festmahl, und dank seiner gütigen Gastfreundschaft verbrachte Nu’mán die Nacht in Frieden und Behagen. Als die Dämmerung heraufzog, machte sich Nu’mán fertig und sagte zu Hanzala: „Du hast mir größte Freigebigkeit erwiesen, wie du mich aufgenommen und festlich bewirtet hast. Ich bin Nu’mán, der Sohn des Mundhir, und freue mich sehr darauf, dich an meinem Hofe begrüßen zu können.“

Die Zeit ging dahin, Hungersnot zog ein im Lande Tayy. Hanzala kam in große Bedrängnis, und darum suchte er den König auf. Ein seltsamer Zufall fügte es, daß er am „Tag des Übels“ eintraf. Nu’mán zeigte sich höchst beunruhigt. Er machte seinem Freund Vorwürfe: „Warum bist du gerade heute zu mir gekommen? Denn dies ist der ‚Tag des Übels‘, der Tag des Zornes und der Pein. Selbst wenn mir heute Qábús, mein einziger Sohn, unter die Augen träte, käme er nicht mit dem Leben davon. Nun bitte mich um irgendeine Gunst, die du willst.“

Hanzala erwiderte: „Ich wußte nichts von deinem ‚Tag des Übels‘. Die Gaben dieser Welt sind für die Lebenden da. Was sollen mir alle Schätze dieser Erde, wenn ich den Tod kosten muß?“

„Daran ist nichts zu ändern“, sagte Nu’mán.

Hanzala sprach: „So gewähre mir denn Aufschub, daß ich zu meinem Weib heimkehren und meinen letzten Willen machen kann. Im nächsten Jahr werde ich am ‚Tag des Übels‘ wiederkommen.“

Nu’mán verlangte einen Bürgen, der an Hanzalas Statt hingerichtet würde, falls dieser nicht zurückkehrte. Bestürzt und hilflos sah sich Hanzala um. Da fiel sein Blick auf einen aus Nu’máns Gefolge, Sharík, [Seite 115] den Sohn des ‘Amr-ibn-Qays-ibn-Shaybán, und an ihn wandte er sich mit den Worten: „O Sohn des ‘Amr, mein Gefährte! Gibt es irgendeinen Ausweg vor dem Tode? O du Bruder jedes Bedrängten, du Bruder des Bruderlosen, du Bruder Nu’máns! Du könntest dem Scheich Bürgschaft leisten. Wo ist Shaybán der Edelmütige — möge der Allbarmherzige ihm Gunst bezeigen?“ Aber Sharík erwiderte nur: „Mein Bruder, ein Mann sollte nicht mit seinem Leben spielen.“ Da wußte das Opfer nicht mehr, wohin es sich wenden sollte. Doch ein Mann namens Qarád, Sohn Adjas des Kalbiten, stand auf und bot sich als Bürge an; er willigte ein, daß der König mit ihm, Qarád, tun könne, was er wolle, wenn er zum nächsten ‚Tag des Zornes‘ Hanzala nicht beibrächte. Daraufhin schenkte Nu’mán dem Hanzala fünfhundert Kamele und entließ ihn.

Als im folgenden Jahr der „Tag des Übels“ hereinbrach, zog Nu’mán wie gewohnt mit Pomp und Prunk hinaus zu den beiden Grabmälern, die die Blutbeschmierten hießen. Er führte Qarád mit sich, um seinen königlichen Zorn an ihm auszulassen. Die Pfeiler des Staates lösten ihre Zunge und baten um Gnade; sie flehten den König an, er möge Qarád bis zum Sonnenuntergang Aufschub gewähren, denn sie hofften, Hanzala käme noch. Aber des Königs Absicht war, Hanzalas Leben zu schonen und diesem die Gastfreundschaft zu vergelten, indem er Qarád an seiner Stelle hinrichtete. Als sich die Sonne zum Abend neigte, zog man Qarád die Kleider vom Leibe und schickte sich an, ihm den Kopf abzuschlagen. Da wurde in der Ferne ein Reiter sichtbar, der in gestrecktem Galopp näherkam. „Warum zögerst du?“, wandte sich Nu’mán an den Henker. Der antwortete: „Vielleicht ist es Hanzala, der da kommt.“ Bald sah man, daß es kein anderer war.

Nu’mán war höchst ungehalten. „Du Dummkopf!“, sagte er. „Einmal bist du den Klauen des Todes entronnen. Mußt du ihn nun zum zweiten Male herausfordern?“ Aber Hanzala erwiderte: „Süß schmeckt mir das Gift des Todes in dem Gedanken, daß ich damit mein Unterpfand auslöse.“

Da fragte Nu’mán: „Was ist der Grund für solche Pflichttreue? Weshalb hältst du dich so genau an deine Obliegenheiten, so streng an deinen Eid?“ — „Das macht mein Glaube an den einen Gott und an die Bücher, die vom Himmel kamen“, gab Hanzala zur Antwort. Nu’mán fragte: „Zu welchem Glauben bekennst du dich?“, und Hanzala sagte: „Es war der heilige Odem Jesu, der mir das Leben gab. Ich folge dem geraden Pfad Christi, des Geistes Gottes.“ Da bat Nu’mán: „Laß auch mich diesen süßen Hauch des Geistes atmen.“

So kam es, daß Hanzala die weiße Hand der Führung aus dem Busen der Liebe Gottes zog2) und das Blickfeld derer, die ihn umstanden, mit dem Lichte des Evangeliums erleuchtete. Dem klaren Klang einer Glocke gleich trug er einige der göttlichen Verse aus der Bibel vor. Da wurden Nu’mán und alle seine Diener ihrer Götzen überdrüssig und wollten diese keinen Augenblick länger anbeten. Im Glauben an Gott wurden sie bestätigt, und sie riefen: „Wehe uns, tausendmal wehe uns, [Seite 116]



[Seite 117] daß wir uns bis heute nicht um diese grenzenlose Gnade kümmerten und sie vor uns verborgen blieb, daß wir dieser Segensströme aus den Wolken der Gunst Gottes beraubt waren!“ Sofort riß der König die beiden Denkmäler ab, die die Blutbeschmierten hießen. Er bereute seine Gewaltherrschaft und ließ fortan Gerechtigkeit walten in seinem Land.

* * *

Bedenket, wie hier ein einfacher Mann aus der Wüste, namenlos und ohne Rang und Würden, imstande war, diesen stolzen Herrscher und eine große Schar anderer aus der Nacht des Unglaubens zu befreien und sie in das Morgenlicht des Heils zu führen, wie er sie aus dem Verderben der Götzendienerei an das rettende Gestade der Einheit Gottes brachte und den Verirrungen ein Ende setzte, die ganze Kulturen untergraben und ganze Völker zur Barbarei herabwürdigen — nur weil er eine der Eigenschaften jener aufwies, die reinen Herzens sind. Man muß tief über dieses Geschehnis nachsinnen, um seine volle Bedeutung zu erfassen.


1) Entnommen aus „The Secret of Divine Civilization“ by ‘Abdu’l-Bahá, Bahá’í Publishing Trust, Wilmette, Illinois, USA, 1957, S. 46 ff.

2) Zu diesem Sinnbild vgl. 2. Mose 4:6, Qur’án 27:12, 7:105, 20:23, 26:32 und 28:32.



Unter der Lupe: Alkohol und Tabak[Bearbeiten]

Die Technik unserer Zeit, die rationalisierte und automatisierte Arbeit erfordern vom heutigen Menschen seine ganze Gesundheit, größte Verläßlichkeit und äußerste Konzentration. Der Straßenverkehr nimmt unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Sorge um die Existenz der Familie belastet unsere Nerven in erhöhtem Maße. Tagtäglich bedeuten diese Anforderungen für den Durchschnittsmenschen ein „Muß“, dem er sich nur ungern beugt. Als Ausgleich macht sich bei ihm ein „Will“ geltend: Der Mensch will Entspannung, Freude, er will genießen.

In raffinierter Aufdringlichkeit und Fülle bietet sich ihm eine Wunderwelt des Vergnügens, des Genusses dar. Im Vordergrund der verlockenden Anpreisungen: Alkohol und Tabak. Diese beiden Genußmittel ziehen auf der ganzen Welt die Menschen in ihren Bann. Es erscheint deshalb notwendig, sie einmal gründlich zu durchleuchten. Lassen wir zuerst die Medizin sprechen, und sehen wir dann, was die Religion dazu zu sagen hat.


In der Sicht des Arztes

Von Natur aus ist der Mensch mit Trieben ausgestattet, die vornehmlich der Erhaltung und Fortpflanzung seiner Gattung dienen. Die Befriedigung dieser Triebe ist lustbetont. Eine Befriedigung bedeutet es auch, zu essen und zu trinken, um damit Hunger und Durst zu stillen. Während jedoch diese Lust-Befriedigung etwas durchaus Normales, Gesundes ist, kann die Lust, der Hang nach Alkohol und Tabak leicht gefährlich werden. Dies gilt besonders für Menschen, die körperlich und seelisch labil sind. Aus dem Hang wird die Gewohnheit, nach der Gewohnheit kommt die Sucht. In diesem Stadium ist der Mensch dann reiner Sklave. [Seite 118]

Betrachten wir die alkoholischen Getränke: Hiezu gehören Bier mit 3—5 Prozent, Wein mit 8—10 Prozent, Sherry mit 17 Prozent, Wodka mit über 40 Prozent, Cognac mit 55 Prozent, Rum mit 80 Prozent Alkohol. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung sei hier festgestellt: Alkoholische Getränke kräftigen und stärken in der Regel nicht. Nach vorübergehender Anregung, einer gewissen Aufpeitschung der Körperkräfte — und auch des seelischen Zustands — folgt rasch Erschlaffung. Die vermeintliche Erwärmung des Körpers beruht auf einer erhöhten Herztätigkeit. Betrunkene erfrieren beispielsweise schneller als Nüchterne. Nur in besonderen Fällen, wenn vom Arzt verordnet, kann Alkohol Heilwirkung haben.

Es ist erwiesen, daß Alkohol hemmend auf jede körperliche (auch sportliche) und geistige Arbeit wirkt. Die durch Alkohol verursachten Verkehrsunfälle sprechen eine deutliche Sprache. Daß ein beachtlicher Teil der begangenen Verbrechen auf das „Konto Alkohol“ fällt, sei nicht unerwähnt.

Über alkoholbedingte Krankheiten schreibt Dr. med. A. Esser („Rauschgifte“, Berckers Kleine Volksbibliothek Nr. 1007, Kevelaer 1949) u. a. folgendes: „Um die Alkoholwirkungen auf den Menschen zu erkennen, muß man wissen, wie er auf den Organismus wirkt. Da ist zuerst zu sagen, daß der Alkohol schnell und fast restlos vom Darm aus ins Blut geht, mit dem Blutkreislauf in alle Organe des Körpers gelangt und in die Zellen eindringt. Es ist eigenartig, daß die Körperzellen, die im allgemeinen gegen schädliche Stoffe ein gewisses Abwehrvermögen besitzen, allen rauscherzeugenden Stoffen gegenüber widerstandslos sind. Trinkt also ein Mensch „über den Durst“, werden alle Organe in einen Rauschzustand versetzt, und der auf das feinste ineinanderarbeitende Apparat des Stoffwechsels gerät durcheinander. Ganz speziell jedoch wirkt das alkoholische Gift auf das Zentral-Nervensystem, das Gehirn und Rückenmark. Alkohol ist, wie die Medizin dies ausdrückt, ein Nervengift ersten Ranges.“

Über die Bedrohung der körperlichen Gesundheit und die Zerstörung des Familienlebens als Folge übermäßigen Trinkens sagt Dr. Esser: „Chronische Alkoholeinwirkung führt allmählich zu schweren körperlichen Störungen. Infolge Gefäßerweiterung in der Haut entsteht das typisch gedunsene, rötliche Trinkergesicht, der Magen zeigt den Befund der chronischen Schleimhautentzündung, es treten Verfettung des Herzmuskels und Herzerweiterung auf, mehr oder weniger schwere Leber- und Nierenstörungen werden beobachtet. Charakteristisch ist das ständige feine Zittern der Hände. Sehr häufig sind Nervenentzündungen mit deutlichen Schmerzen. Die Sehfähigkeit läßt nach. Diesem körperlichen Bilde gesellen sich schwere Charakterveränderungen zu: Der Säufer ist in seinem häuslichen Milieu ein brutaler Tyrann, der zu Mißhandlungen von Frau und Kindern neigt, zu Wutanfällen, bei denen er sinnlos Mobiliar zertrümmert. Die Arbeitslust sinkt immer mehr, der Trinker gleitet auf der sozialen Stufenleiter tiefer und setzt schnell seine Familie dem Notstand aus. Leicht verfällt solch ein Mensch mannigfachen Straftaten. Die bösartigsten Folgen des Säufertums aber betreffen wieder, wie beim akuten Rausch, das Triebleben.“ [Seite 119]

Ähnliches läßt sich auch über den Tabak sagen. Er ist gleichfalls als Suchtmittel anzusprechen, führt jedoch nicht zur Berauschung. Es ist erwiesen, daß die Zigarette für den Menschen auf die Dauer am schädlichsten ist, da ihr Rauch am tiefsten inhaliert wird, und Nikotin und Tabakteer am weitesten in die inneren Organe vordringen. Stimmband-, Kehlkopf- und Lungenkrebs können die Folgen sein. Raucherkatarrh, chronische Bronchitis, erhöhter Blutdruck sind ebenfalls, neben anderen negativen Auswirkungen, dem übermäßigen Tabakgenuß zuzuschreiben. Rauchen und Alkoholgenuß bei nüchternem Magen sind am gefährlichsten und schädlichsten.

Die Bilanz dieser giftigen Genüsse?
— Verluste an Gesundheit und Arbeitsleistung;
— Trunkenheit und Trunksucht lassen viele Menschen mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt kommen;
— Zerrüttete Familien, Ehescheidungen gehen oft auch auf das Konto des Alkohols;
— Verkehrsunfälle! Bei 70 Prozent aller Führerscheinentziehungen lag die Ursache im Alkoholgenuß.
— Vielfältige Erbschäden.

Jahr für Jahr werden — und zwar in steigendem Maße! — Milliarden Mark für Alkohol und Tabak ausgegeben! Etwa 9,6 Prozent des gesamten westdeutschen Volkseinkommens, nämlich rund 20 Milliarden DM, wurden 1960 für Tabakwaren und Alkoholgetränke ausgegeben. Das ist nahezu die Hälfte dessen, was aus Beiträgen und Steuern für die öffentlichen Sozialleistungen dieses Jahres veranschlagt ist, die nach dem „Bulletin“ der deutschen Bundesregierung insgesamt 39,57 Milliarden DM betragen.


Rauschmittel im Lichte der Religion

Wie stellen sich nun die Religionen dazu? Moses z. B. führt in bezug auf Alkohol keine Ge- und Verbote an. Lediglich einmal lesen wir: „Das Haus des Hohepriesters Aron enthalte sich von allen alkoholischen Getränken“. Lehrreich und interessant ist indes die Geschichte des Propheten Daniel im Alten Testament. Hier wird gezeigt, welche Fähigkeiten und Segnungen jene Propheten durch ihre Enthaltsamkeit empfingen.

Auch im Evangelium Jesu Christi finden wir keine ausdrücklichen Verbote. Dem Sinne der christlichen Botschaft entsprechend ist aber Mäßigkeit in allen Lebensbezirken notwendig.

Daß der Islam strengstes Alkoholverbot hat, ist bekannt. Dafür wird „als Ausgleich“ Haschisch geraucht, was fast noch größere Schäden verursacht und ebenfalls — wenn auch vielleicht nicht ausdrücklich — dem Willen des Propheten zuwiderläuft.

Die Bahá’í-Religion verbietet den Alkoholgenuß, ausgenommen im Falle einer ärztlichen Anordnung. ‘Abdu’l-Bahá, der bevollmächtigte Ausleger der Lehren Bahá’u’lláhs, sagt u. a.: „O Freunde Gottes! Die Erfahrung hat gezeigt, wie sehr die Enthaltsamkeit von Tabak, Wein und [Seite 120] Opium Gesundheit, Kraft, geistige Freude, ein scharfes Urteilsvermögen und physische Lebenskraft mit sich bringt.“ („Sonne der Wahrheit“, 6. Jg. H. 5, S. 77.)

Wir sehen heute, daß Alkohol und Tabak mehr noch denn in früheren Zeiten die Menschen schädigen. Männer und Frauen, jung und alt, huldigen heute — und leiden unter diesen „Genüssen“. Sollen wir untätig bleiben?

Nein! Wir sollten uns bemühen, aktiv gegen diese Geißeln der Menschheit zu wirken. Heute, da es gilt, nach dem Willen Gottes die Einheit unter den Menschen fest zu begründen, eine Einheit in dauerhaftem, göttlich gewolltem Frieden, — jetzt, da wir aufgerufen sind, die latent in uns schlummernden göttlichen Fähigkeiten endlich zu entwickeln, sie zu Nutz und Frommen der gesamten Menschheit einzusetzen, brauchen wir gesunde Organe, schöpferische Kräfte, klaren Blick. Alkohol- und Tabakgenuß birgt Suchtgefahren in sich und wirkt auf die Dauer zerstörend. Diese Genußmittel schädigen — das haben wir erkannt — nicht nur den Körper, sie trüben auch den Geist. Unser Zeitalter erfordert aber „ganze Menschen!“ Aufklärung darüber, besonders auch unter den Jugendlichen, tut dringend not.

Georg Schlotz



Religion und der moderne Mensch

Die religiöse Erziehung der Menschheit zu einer friedvollen Weltgemeinschaft ist eine Aufgabe, der größte Bedeutung zukommt. Sie kann indes nicht erfolgen ohne ein gewisses Minimum an Kenntnissen, ohne einen bestimmten Grad an Wissen darüber, wessen der Mensch zu seinem Fortbestehen in materieller, vor allem aber geistiger Hinsicht bedarf. Dieses Grundwissen, wie es hier einmal genannt sein soll, haben in der Vergangenheit alle großen Religionen gelehrt; angewandt hat es die Menschheit allerdings kaum, ja, sie hat vielleicht nicht einmal richtig erfaßt, welche Möglichkeiten ihr durch die Gottesoffenbarer aller Zeiten zuteil geworden sind.

Auch die Bahá’í-Religion lehrt dieses Grundwissen; sie rückt aber die Begriffe Religion und Erziehung in ein ganz neues Licht und macht sie dadurch für uns moderne Menschen verständlicher. Bahá’u’lláh, ihr Begründer, macht unmißverständlich klar, daß Gott zu verschiedenen Zeiten im Laufe der Entwicklung des Menschengeschlechts Seine Offenbarer auf die Erde gesandt hat, die, jeweils der geistigen Erkenntnisfähigkeit der Menschen gemäß, Religionen begründeten und religiöse Gesetze schufen. Es leuchtet ein, daß eben diese Gesetze durch die Jahrtausende hindurch Änderungen unterworfen, „relativ“ sein mußten. Gleich geblieben ist jedoch von Anbeginn ihre Quelle: Gott. Deshalb lehrt die Bahá’í-Religion, daß alle Hochreligionen göttlichen Ursprungs sind, daß sie einem Ziele zustreben und sich in ihrer Absicht — die Menschen hinzuführen zu Gott — ergänzen. Somit ist ein weiterer Grundsatz der Bahá’í-Religion geradezu selbstverständlich, daß nämlich die Völker aller Rassen dieser Erde ihre Glaubenskräfte aus derselben göttlichen Quelle schöpfen und die Diener ein und desselben [Seite 121] Gottes sind. Bahá’u’lláh spricht davon, alle Propheten der Vergangenheit — „Werkzeuge“ und „Kanäle“ der Ewigen Wahrheit — zusammen bildeten „das Wort Gottes“. Die Menschheit kann deshalb nicht bei einem Propheten verharren, wie wenn eben dieser der letzte wäre.


Die Zyklik der Religion

Die Geschichte beweist, wie bedeutungsvoll diese Erkenntnis ist. Mit dem Auftreten eines jeden großen Propheten und Offenbarers sind geistiger Aufschwung, aber auch materielle Entwicklung verknüpft. Wissenschaften und Künste blühen auf, es geht allenthalben vorwärts. Bis eines Tages die materiellen Gedanken überhandnehmen, und das geistige Leben zurückgedrängt wird. Dieser Niedergang geht nur schrittweise, aber er hinterläßt in der Geschichte deutliche Spuren. Zunächst schwindet bei den Menschen der Glaube; es reißt die Bindung zwischen ihm und seinem Schöpfer, die zu Beginn und in der ersten Phase des prophetischen Zyklus bestanden hat. Der Glaube, der die Märtyrer und Heiligen beseelte, wird nach und nach durch Verstandeskräfte, durch gefühlsmäßige Glaubensformen und Philosophien ersetzt. Anstelle einer Religion, die sich tätig im täglichen Leben auswirkt, finden wir einen Glauben, gelenkt durch Riten und Gebräuche der Kirchen. Allgemeine Formen des Gottesdienstes — von der Geistlichkeit für eine ihr untertane Gemeinde ausgearbeitet — treten an die Stelle des vom Offenbarer gebotenen selbständigen Forschens. Blinde Nachahmung alter Gepflogenheiten und theologische Auslegungen prägen das religiöse Leben. Die verschiedensten Dogmen schleichen sich ein. Aberglaube verdunkelt die ursprüngliche Wirklichkeit. Die Welt wird dunkel, wahres religiöses Leben erlischt schließlich. Uneinigkeit macht sich breit, neue Dogmen kommen hinzu, denn die Menschen sollen an die Kirchen gebunden werden. Am Ende hält sich der Mensch nur noch an bloße Nachahmung und wird so des Glanzes der Religion völlig beraubt. Was ein Zeugnis des Wissens sein sollte, wird ein Beweis von Unkenntnis. Die sogenannten Religionsgelehrten wie auch die Philosophen verlieren sich in selbstsüchtigen Auslegungen und Phantastereien und führen auf diese Weise ihre Anhänger den falschen Pfad.

Bahá’u’lláh ermahnt sie mit diesen Worten: „O ihr Toren, die ihr für weise geltet! Warum behauptet ihr, Hirten Meiner Herde zu sein und seid doch zu Wölfen unter Meinen Schafen geworden? Ihr gleicht dem Morgenstern, welcher, der Dämmerung vorausgehend, noch strahlend hell erscheint, danach aber zur Ursache der Irreführung und des Untergangs der Pilgerzüge zu Meiner Stadt und zu Meinem Hause wird.“ (Verborgene Worte). Und an anderer Stelle sagt er: „O ihr äußerlich Vollkommenen und doch so Unvollkommenen! Ihr seid wie bitteres, klares Wasser, das rein und vollkommen scheint, von dem jedoch, wenn es in die Hand des göttlichen Prüfers fällt, nicht ein Tropfen angenommen wird. Wahrhaftig, die Sonnenstrahlen fallen gleicherweise auf den Staub wie auf den Spiegel, doch siehe, wie groß der Unterschied ist zwischen Stern und Staub! Wahrlich, der Unterschied ist unendlich!“ (Verborgene Worte).

Die Blätter der Geschichtsschreibung zeigen uns, daß der Pfad noch weiter nach unten führt. Es kommt zur Spaltung innerhalb der Kirchen. [Seite 122] Sie treten in Konkurrenz zueinander, wobei jeder Teil versucht, seine „Ware“ so günstig wie möglich zu „verkaufen“. Um die Zivilisation dann noch zu retten, einigt man sich zuguterletzt auf politische und wirtschaftliche Thesen, denen es an geistiger Substanz vollständig mangelt. Dieser innere Zerfall des Menschen ist es, der letztlich all unsere Nöte, all unsere Kriege verursacht!

Die hier aufgezeigten Vorgänge haben sich zu allen Zeiten und in allen Teilen dieser Erde zugetragen, wenn natürlich auch in unterschiedlichen Graden. Wir leben in einer Welt, die sich ständig wandelt, und dieser Wandel scheint überhaupt das einzige Beständige zu sein. Entweder die Menschheit macht Fortschritte, oder sie ist auf dem Wege des Niedergangs. Stillstand gibt es nicht. Jeder geschichtliche Zyklus hat aber seine zwei Seiten: eine positive und eine negative. Bislang haben wir das Negative dargelegt. Wir müssen aber auch das Positive hervorheben.


Selbständiges Denken

Gleich dem absteigenden Pfad gibt es einen aufsteigenden, einen, der zu Erleuchtung führt. Am Ausgangspunkt dieses Weges steht das Geschenk der neuen Offenbarung Gottes. Der Prophet erscheint, und mit Ihm kehrt der göttliche Geist auf Erden ein. Dieser Geist beflügelt den menschlichen Willen; er schenkt dem Menschen die diesem verloren gegangene Freiheit des unabhängigen Forschens nach geistiger Wahrheit wieder. Im Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes kann der Mensch seine Kräfte so entfalten, wie dies in der Absicht der Schöpfung stand.

Jesus Christus z. B. gebot Seinen Jüngern, selbständig zu denken, „alles zu prüfen und das Beste zu behalten“. Die Menschen insgesamt ermahnte Er: „Suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Muhammad, Buddha, Zoroaster und all die anderen Propheten und Offenbarer lehrten zu ihren Zeiten, in ihrem Zyklus, genau das Gleiche. Doch wie das Falsche von dem Wahren unterscheiden?

Nicht umsonst hat Gott dem Menschen die Gabe der Vernunft verliehen; wir sollen prüfen, meditieren und so zu Erkenntnis gelangen. Die Freiheit des unabhängigen Suchens und Forschens erst öffnet dem Menschen den Weg ins Reich Gottes. Gleichzeitig aber führt sie auch zu schöpferischer Tätigkeit des Menschen. All dies ist indes nur möglich, wenn der Mensch sein Herz und seinen Verstand dem Offenbarer öffnet, wenn er Ihn anerkennt. Denn es ist der Geist des Offenbarers, welcher die Fesseln der Dogmen, des Aberglaubens und der Unkenntnis sprengt. Der Offenbarer selbst trennt das Wahre vom Falschen; Er gibt den Maßstab für unser Tun und Denken. Wir leben — wie zuvor schon festgestellt — in einer Welt ständigen Wandels. Doch Gott ist eins, das Wort Gottes ist eins, Seiner Herolde sind viele.

Shoghi Effendi, der erste Hüter des Bahá’í-Glaubens, sagte: „Wenn lang gehegte Ideale und Einrichtungen, wenn gewisse soziale Gewohnheiten und religiöse Gebräuche aufgehört haben, das allgemeine Wohl der Menschheit zu fördern, wenn sie nicht länger dazu beitragen, den Bedürfnissen einer sich ständig entwickelnden Menschheit zu dienen, dann werden sie weggefegt. Warum auch sollten diese alten Lehren in einer [Seite 123] Welt, die dem unveränderlichen Gesetz des Wandels unterworfen ist, frei sein von der Entfremdung, die notwendigerweise jede menschliche Einrichtung anfallen muß? Denn alle Maßstäbe des Rechts, alle Theorien der Politik und Wirtschaft sind einzig und allein geschaffen worden, um die Interessen der Menschheit als Ganzes zu wahren, und nicht etwa, um die Menschheit zu opfern, damit irgendwelche besonderen Rechte oder Lehren geschützt werden.“

Aber gerade diese überkommenen Lehren, Dogmen und abgenutzten Prinzipien sind den Menschen derart eingefleischt, daß es göttlicher Kraft bedarf, sie auszumerzen. Deshalb müssen die Propheten als die Verkünder von Gottes Wort anerkannt werden, denn sie öffnen den Zutritt ins Reich Gottes und erleuchten den menschlichen Verstand.

Echter Glaube bewahrt die Menschen davor, sich mit unwahren Philosophien zu befassen; er macht sie gewissermaßen immun gegenüber allen negativen Lehrmeinungen. Er gibt uns den sittlichen Maßstab für all unser Tun, er verfeinert die menschlichen Empfindungen. Disziplin herrscht, und sie weckt im Menschen das Verlangen nach Moral; überkommene Gewohnheiten, überlebter Ballast, die den einzelnen bislang gefesselt hielten, werden ausgemerzt. Die öffentliche Meinung wird für einen solchen Menschen belanglos, und er findet sich am Ende in den Garten göttlicher Einheit versetzt. Das ist die Kraft, welche die großen Propheten aller Zeitalter in die Welt gebracht haben, und sie wird auch weiterhin strömen.


Umbruch zur Einheit

Wir leben heute in einer ungewöhnlichen Zeit. Wir haben zuvor festgestellt, daß es im Laufe der Entwicklung ab- und aufsteigende Pfade gibt. Unser Jahrhundert befindet sich auf dem aufsteigenden. Sein Ausgangspunkt ist das Kommen von Bahá’u’lláh, Der, wie einst Jesus Christus, Falsches von Wahrem getrennt, der Menschheit neue geistige Impulse verliehen und für ein Zeitalter ohne alle Trennungen göttlich verordnete Gebote gebracht hat. Eine neue Menschheit ist im Werden; ihre Einheit ist die Achse, um welche sich alle Lehren Bahá’u’lláhs drehen. Neue Gesetze sind geoffenbart, neue Einrichtungen sind im Entstehen, abgestimmt auf eine neue, veränderte Welt. Eine neue Weltordnung muß geschaffen werden, und es bedarf neuer Wege, sie zu erreichen. Der neue Lebensstrom, der Bahá’u’lláhs kraftvolle Offenbarung durchpulst, wird unsere Welt reinigen und erneuern. Seine Lehren, der Wille und die Macht Seines Heiligen Geistes bewirken neue Taten und richten die Welteinheit auf. Wohl begegnen wir heute in der Welt noch allenthalben Haß und Aberglauben, wohl herrschen Mißverständnisse, und überwuchern Dogmen die Religionen. Schuld daran sind unsere innere Trägheit und das Unvermögen, die uns innewohnenden schöpferischen Fähigkeiten anzuwenden. Gottes neues Wort, Seine Gesetze sind jedoch so stark und mächtig, daß die Menschheit ihnen folgen muß, will sie nicht einer Katastrophe zum Opfer fallen. Fast scheint es, als müsse der Mensch erst Leiden erfahren, ehe er sich Gott zuwendet. Er muß aber [Seite 124] heute erkennen, daß alles, was er auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem Gebiet beginnt, in Einklang stehen muß mit den neuen, weltweit gültigen Gesetzen, die Bahá’u’lláh geoffenbart hat. Zum erstenmal in ihrer langen Geschichte haben die Menschen ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen, das zu erreichen es alle Kräfte einzusetzen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen gilt. An dieser Stelle sei dies nochmals mit allem Nachdruck gesagt: Es gibt heute keine größere Aufgabe als die religiöse Erziehung zu einer friedvollen Weltgemeinschaft.

Der Gedanke des Friedens muß heute in einem viel höheren Bereich des menschlichen Bewußtseins Platz greifen. Um Friede zu haben, muß der Mensch ganz persönlich in diesen Bereich vorstoßen. Er wird nie und nimmer zu erreichen sein, wenn nicht Vorurteil, Selbstsucht, Aberglaube und Haß abgelegt werden.

Das hier Gesagte ist nur ein Teil dessen, was die Bahá’í-Lehren religiöse Erziehung zu einer friedvollen Weltgemeinschaft nennen. Dem Sucher wird in diesen Lehren dargetan, daß alles Wissen von Gott kommt, und daß eben dieses Wissen in immer umfassenderem Maß geoffenbart wird, je weiter sich die Menschheit geistig entwickelt. Ergebenheit in den göttlichen Willen und die göttliche Wahrheit ist die höchste Bestimmung der Erschaffung des Menschen.

Bahá’u’lláh sagt in den „Worten der Weisheit“: „Die Quelle alles Wissens ist die Erkenntnis Gottes. Erhaben ist Sein Ruhm. Diese Erkenntnis kann auf keine andere Weise erlangt werden als durch die Erkenntnis Seiner göttlichen Manifestation.“

„Das Wesen der Liebe ist für den Menschen: Sein Herz dem Geliebten zuzuwenden, sich von allem anderen, außer Ihm, zu lösen und nichts zu wünschen außer dem, was sein Herr für ihn wünscht.“

„Das Wesen der Religion ist, das anzuerkennen, was der Herr offenbarte, und zu befolgen, was Er in Seinem mächtigen Buch verordnet hat.“

„Die Quelle alles Guten ist: Vertrauen in Gott, Gehorsam Seinen Geboten gegenüber und Zufriedenheit mit Seinem heiligen Willen und Wohlgefallen.“


Erziehung

Bahá’u’lláh ermahnt die ganze Welt, die Erziehung für alle Völker zu einem unabdingbaren Gebot zu erheben. Diese Erziehung soll sich auf dreierlei beziehen: das rein Materielle, das Menschliche und das Geistige. Erziehung im materiellen Bereich heißt, das zu fördern, was die physischen Kräfte des Menschen stärkt, was zu seiner Bequemlichkeit und seinem körperlichen Wohlergehen beiträgt. Auf dieser Ebene sind sich im übrigen Mensch und Tier gleich. Erziehung im menschlichen Bereich erstreckt sich auf die Errungenschaften der Zivilisation und deren Fortschritte. Erziehung im Bereich des Geistes bedeutet, himmlische Eigenschaften zu erlangen und dem Reiche Gottes zuzustreben. Dies ist wahre Erziehung, denn durch sie wird der Mensch zum Bilde Gottes. Er verkörpert dann das Wort: „Lasset Uns Menschen machen nach Unserem Bild und Gleichnis.“ Dies ist das höchste Ziel der Menschheit.

Die heiligen Manifestationen Gottes, die göttlichen Propheten sind die ersten, die vornehmsten Lehrer der menschlichen Rasse. Sie sind [Seite 125] universale Erzieher, welche uns im materiellen, menschlichen und geistigen Bereich lehren und deren Autorität überall gilt. Sie alle vermitteln ihren „Lehrstoff“ aus der gleichen Quelle: der göttlichen Wahrheit. Was sich heute an Nachahmung und Aberglauben in diese Lehren eingeschlichen hat, steht im Widerspruch zum Ursprung. Seine Heiligkeit Bahá’u’lláh hat heute alle diese Lehren wieder auf ihren Kern zurückgeführt, indem Er alles Nebensächliche weggewischt und die Religion von jeder menschlichen Auslegung gereinigt hat. Die Bahá’í-Lehre bringt die Religion mit der Vernunft in Einklang; Aberglaube hat in ihr keinen Platz. Religion und Weltordnung schließen sich nach Bahá’u’lláh nicht etwa aus, denn das Universum ist eine vollkommene Schöpfung Gottes. Wenn wir unser Wissen und unsere Vernunft anwenden, wie die Propheten Gottes gelehrt haben, wird unser Lebensschiff auf dem Lebensstrom stetig vorankommen und nicht kentern, und unser geistiges, sittliches und materielles Leben wird Fortschritte machen und in geordnete Bahnen geführt.

Bahá’u’lláh spricht: „O Sohn des Geistes! Ich habe dich reich erschaffen. Warum machst du dich selber arm? Edel erschuf Ich dich. Warum erniedrigst du dich selbst? Aus den Tiefen des Wissens offenbarte Ich dich. Warum suchst du anderes außer Mir? Aus dem Ton der Liebe formte Ich dich. Warum trachtest du nach anderem als Mir? Schaue in dich selbst, damit du Mich in dir findest, aufrecht und mächtig in Kraft und Beständigkeit.“ (Verborgene Worte, aus dem Arabischen, Nr. 13.)

Ben Schreibmann



„O ihr Anhänger des Evangeliums, seht, die Tore des Himmels sind geöffnet. Er, Der zu Ihm emporgestiegen war, ist nun gekommen. Hört auf Seine Stimme, die laut über Land und Meer ruft und der Menschheit das Ereignis dieser Offenbarung ankündigt, einer Offenbarung, durch deren Wirksamkeit die Zunge der Größe heute verkündet: ‚Seht, das heilige Versprechen wurde erfüllt, denn Er, der Verheißene, ist gekommen‘.“

Bahá’u’lláh

[Seite 126]



In Memoriam:[Bearbeiten]

Corinne True

Im Alter von 99 Jahren starb am 3. April 1961 die Hand der Sache, Corrinne True, in ihrem Heim in Wilmette/USA. Die Nachricht vom Hinscheiden dieser sehr verdienstvollen Anhängerin des Bahá’í-Glaubens übermittelten die Hände der Sache im Heiligen Land in einem Telegramm voll Trauer über den Verlust und voll der Ehre und des Lobes für diese ausgezeichnete Persönlichkeit, deren Leben, Dienst und Standhaftigkeit „die Annalen des Glaubens der westlichen Welt“ bereichern werden.

Frau True gehörte zu der kleinen Gruppe unerschütterlicher Anhänger des Meisters, die sich dem Bahá’í-Glauben kurz vor der Jahrhundertwende zuwandten. Sie stammte aus einer Familie des Südens der USA, die tief im orthodoxen Glauben wurzelte. Ihr Vater war ein protestantischer Pfarrer. Frau True vollzog einen radikalen Bruch mit der gesamten Tradition und Strenggläubigkeit ihrer Familie. Paul Haney, Hand der Sache, sagte anläßlich der Gedenkfeier: „Erinnern wir uns daran, wie die Anhänger des Báb, von Bahá’u’lláh angeführt, auf der Konferenz von Badasht gänzlich mit der Vergangenheit, d. h. mit der muhammadanischen Strenggläubigkeit und Überlieferung, brachen. Frau True tat genau das gleiche.“

Schon kurz, nachdem sie Bahá’í geworden war, schrieb sie an ‘Abdu’l-Bahá und bat Ihn um einige Leitprinzipien für ihr Leben. Sie erhielt das folgende Tablet von Ihm:

„O Du geschätzte Dienerin Gottes! Deinen Brief habe Ich erhalten und seinen Inhalt gelesen. Was die von dir verlangten Lebensregeln betrifft, so lauten sie: Glaube an Gott, wende dich dem höchsten Königreich zu, lasse dich von der Schönheit Bahás anziehen, stehe fest im Bündnis, sehne dich danach, zum Himmel des Alls aufzusteigen, löse dich von der Welt und lasse dich durch die Düfte der

[Seite 127]

Heiligkeit im Königreich des Höchsten beleben. Sei ein Verkünder der Liebe, sei gütig zu allen Menschen, sei freundlich zu allen, nimm Anteil an dem Volk dieser Welt, verlange nach Harmonie und suche Freundschaft und Ehrlichkeit. Sei ein Heilmittel für jede Wunde, eine Hilfe für jeden Kranken und eine Quelle der Eintracht unter den Menschen. Singe die Verse der Führung; bete zu Gott, erhebe dich zur Rechtleitung der Menschen. Deine Zunge künde und dein Angesicht sei erleuchtet von der glühenden Liebe zu Gott. Raste nie und tue keinen Atemzug der Ruhe, bis du zum Zeichen der göttlichen Liebe und zum Banner von Gottes Gunst geworden bist.“

Frau True hat sich große Verdienste bei der Errichtung des Muttertempels des Westens in Wilmette erworben. Lange Jahre war sie der Rechner, durch dessen Hände die Beiträge für den Tempel gingen. Dieses Amtes nahm sie sich in nimmermüder Weise an. Während das Tempelbauvorhaben voranschritt, kam Frau True zu der Überzeugung, daß es nicht mit dem Bemühen der Bahá’í in diesem kleinen Gebiet um Chicago getan sei, sondern daß die Verantwortung für seine Weiterführung mit den anderen Freunden in Amerika geteilt werden müsse. Sie schrieb dem Meister und machte einen entsprechenden Vorschlag. Sie erhielt von Ihm Anweisungen, die zur Bildung des „Bahá’í Temple Unity“, des ersten nationalen Gremiums der Vereinigten Staaten von Amerika, führten, und obgleich es zunächst nur für den Tempel zuständig war, war es dennoch der Vorläufer des ersten Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í-Welt.

Neben ihrem urübertroffenen Dienst an der Errichtung des Muttertempels des Westens war das Lehren ein anderer großer Beitrag von Frau True. Sie lehrte nicht nur durch ihr Beispiel, ihre Freundlichkeit und ihre weitherzige Liebe, sondern auch dadurch, daß sie viele direkt zur Offenbarung Bahá’u’lláhs hinführte. Der Meister schrieb ihr: „O du vom Feuer der göttlichen Liebe Entzündete! Gesegnet bist du, denn Gott hat dich für Seine Liebe in diesem neuen Zeitalter erwählt, und Freude sei mit dir, denn du wurdest zum größten Königreich geleitet. Wahrlich, dein Herr hat dich erwählt, um den Menschen den Pfad zum Königreich Gottes zu zeigen. Ich war glücklich, von deinen Bemühungen in der Sache Gottes zu hören. Dies ist in der Tat ein großer Dienst.“

Frau True gehörte zu jenen im Bündnis standhaften Gläubigen, die den Übergang von ‘Abdu’l-Bahá zu Shoghi Effendi ohne Bruch vollzogen. Sie fuhr fort, dem Glauben mit der gleichen tiefen Ergebenheit und Hingabe zu dienen, und gleich dem Meister lobte der Hüter oft ihre Dienste. Achtmal hatte Frau True den Vorzug, das Heilige Land besuchen zu dürfen: das erste Mal 1907 und das letzte Mal 1952 im Alter von 91 Jahren. Der Hüter ehrte Frau True auf jener achten Pilgerreise in das Heilige Land im Jahre 1952, als er den 10-Jahres-Plan verkündete. Damals sagte er: „Frau True ist die verehrungswürdigste Gestalt unter den ‚alten‘ Pionieren des Glaubens im Westen.“

U. Gr.


[Seite 128]



NEU AUF UNSEREM Büchertisch[Bearbeiten]

„Göttliche Lebenskunst“, zusammengestellt aus den Schriften von Bahá’u’lláh und ‘Abdu’l-Bahá von Mabel Hyde Paine, Bahá’í-Verlag, Frankfurt/Main 1961, 144 S. geb. DM 6,35.

Unter demselben Titel wie eine frühere Auswahl heiliger Texte, die von Mary M. Rabb besorgt wurde (vgl. „Sonne der Wahrheit“, Jahrgang 18—20, Stuttgart 1948/51), ist nun eine neue Sammlung von Auszügen aus den geoffenbarten Schriften der Bahá’í-Religion auch in deutscher Sprache erschienen. In weitgespanntem Bogen geben die fünfzehn Kapitel dieses Buches Antwort auf eine Vielfalt von Grundsatzfragen und praktischen Problemen unseres persönlichen Lebens. „Gottvertrauen“, „Gebet und Meditation“, „Heilung und Gesundheit“, „Gehorsam und Demut“, „Ewiges Leben“ sind einige der Überschriften. Sein handliches Format macht dieses kleine Buch zu einem rechten Vademecum für alle, die das Leben nach göttlichen Prinzipien zu meistern suchen.

P. M.


William Sears, „Thief in the Night — The strange Case of the Missing Millennium“ („Der Dieb in der Nacht — Der seltsame Fall des Tausendjährigen Reiches“), Talisman Books No, 5, Verlag: George Ronald, London 1961, zu beziehen durch Bahá’í-Verlag, Wiesbaden-Sonnenberg, Am Kirchgarten 9, 304 S., DM 2,75.

„Der seltsame Fall des Tausendjährigen Reiches“ betitelt William Sears die Schilderung seines Sucherweges, die wie eine Detektivgeschichte angelegt ist: Er baut streng auf der Bibel und ihren Prophezeiungen auf, die ihn zu der Hypothese führen, daß Christus in der Zeit zwischen 1830 und 1850 wiedergekommen sein müßte, Aus den verschiedensten Büchern des Alten und des Neuen Testaments — insgesamt mehrere hundert Textstellen — entwickelt er nahezu dreißig Kriterien für den Messias, die er alle in Bahá’u’lláh erfüllt und bestätigt findet. Eine Darstellung der wichtigsten Bahá’í-Lehren, der Sendschreiben Bahá’u’lláhs an die Herrscher der Welt und der spannungsgeladenen, chaotischen Übergangszeit, in der sich die Menschheit heute befindet, leitet über zu einem flammenden Aufruf an alle Christen, sich dem Geist des neuen Zeitalters aufzuschließen, das Gebot der Stunde zu erkennen und ihr Teil zur Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden beizutragen.

Das flüssig und spannend in der Ich-Form geschriebene Werk mit seinen einprägsamen Induktionen, Beispielen und Anekdoten ist für den christlichen Sucher wie für den Bahá’í-Lehrer gleichzeitig unterhaltsam und lehrreich. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn das Buch bald in deutscher Fassung erscheinen könnte.

P. M.




Die „BAHA’I-BRIEFE“ werden vierteljährlich herausgegeben vom Nationalen Geistigen Rat der Baha’i in Deutschland e. V., Frankfurt/Main, Westendstraße 24. Alle namentlich gezeichneten Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion dar.

Redaktion: Dipl.-Volksw. Peter A. Mühlschlegel, Leinfelden/Württ., Jahnstraße 8, Telefon (07 11) 79 16 74, und Dieter Schubert, Leinfelden/Württ., Fliederweg 3, Telefon (07 11) 795 35.

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