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BAHÁ'I-
BRIEFE
BLÄTTER FÜR
WELTRELIGION UND
WELTBEWUSSTSEIN
AUS DEM INHALT:
Eine Sonne, eine Wahrheit
„Gerechtigkeit ist der Erzieher der Welt“
Das Wirklichwerden Gottes in der Liebe
Aus der Bahá’í-Welt
Buchbesprechungen
APRIL 1965 HEFT 20
D 20 155 F
Jedes Wort, das aus dem Munde Gottes kommt, hat die Kraft, in jede menschliche Hülle neues Leben zu flößen — möchtet ihr doch diese Wahrheit erfassen! Alle wunderbaren Werke, die ihr in dieser Welt schaut, hat das Wirken Seines höchsten und erhabensten Willens, Seines wunderbaren und unerschütterlichen Planes ins Dasein gerufen. Die bloße Offenbarung des Wortes „Gestalter“, das von Seinen Lippen kommt und der Menschheit Seine Eigenschaft kündet, entfesselt eine Kraft, die viele Zeitalter hindurch alle mannigfaltigen Künste wecken kann, welche die Hand des Menschen auszuüben vermag. Dies ist eine unumstößliche Wahrheit. Kaum ist dieses glänzende Wort geäußert worden, da erzeugen seine belebenden Kräfte, die alles Erschaffene durchpulsen, die Mittel und Werkzeuge, um solche Künste zu begründen und zu vervollkommnen. Alle wunderbaren Errungenschaften, die ihr nun beobachtet, sind die unmittelbare Auswirkung der Offenbarung dieses Namens. Bald werdet ihr Dinge schauen, von denen ihr nie zuvor gehört habt. So ist es auf den Tafeln Gottes verordnet worden, und nur der kann es verstehen, der einen klaren Blick hat.
- Bahá’u’lláh
("Ährenlese" LXXIV)
'Abdu'l-Bahá:
Eine Sonne, eine Wahrheit*[Bearbeiten]
Der Religionen sind viele, aber es gibt nur eine Wahrheit der Religion. Der Tage sind viele, aber nur eine Sonne strahlt. Es gibt viele Quellen, aber jede Quelle hat den gleichen Ursprung. Ein Baum hat viele Zweige, dennoch ist es nur ein Baum.
Grundlage der göttlichen Religionen ist die Wahrheit; wäre diese nicht, gäbe es keine Religionen. Seine Heiligkeit Abraham sagte die Wahrheit voraus. Seine Heiligkeit Moses verkündete die Wahrheit. Seine Heiligkeit Christus begründete die Wahrheit. Seine Heiligkeit Muhammad war der Bote der Wahrheit. Seine Heiligkeit der Báb war das Tor für die Wahrheit, und Seine Heiligkeit Bahá’u’lláh offenbarte sie in ihrer Herrlichkeit. Die Wahrheit ist eine und unteilbar. Sie läßt keine Vervielfachung oder Teilung zu. Die Wahrheit ist wie die Sonne, die von verschiedenen Aufgangspunkten aus scheint; sie ist wie das Licht, das viele Lampen erhellt.
Wenn daher die Religionsgemeinschaften die Wirklichkeit erforschen und nach der Wahrheit in den geoffenbarten Grundlagen ihres Glaubens suchen, werden sie übereinstimmen und keinen Unterschied feststellen. Da aber die Religionen in dogmatischen Nachahmungen versunken sind, ihre ursprünglichen Grundlagen aufgegeben haben, und da diese verschiedenen Nachahmungen weit auseinandergehen, weichen die Religionen voneinander ab und sind im Widerstreit. Die Nachahmungen können mit Wolken verglichen werden, die den Sonnenaufgang verdunkeln; aber die Wirklichkeit ist die Sonne. Wenn sich die Wolken verziehen, scheint die Sonne der Wirklichkeit auf alle, und es kann keine verschiedenen Ansichten darüber geben. Die Religionen stimmen dann überein, denn in ihren Grundlagen sind sie gleich. Es handelt sich um nur einen Satzgegenstand, aber mit vielen Satzaussagen.
Die göttlichen Religionen sind dem Fortschreiten der Jahreszeiten vergleichbar. Wenn die Erde tot und öde wird, wenn Frost und Kälte jede Spur des vergangenen Frühlings vertrieben haben, dann bricht ein neuer Frühling an und verleiht allen Dingen neues Leben. Die Wiesen werden frisch und grün, die Bäume schmücken sich mit Laub und bringen Früchte hervor. Später kehrt der Winter wieder, und alle Spuren des Frühlings verschwinden. Dies ist der beständige Kreislauf der Jahreszeiten, aber obwohl sich der Kalender ändert und die Zeit vorwärtsschreitet, ist jeder kommende Frühling eine Wiederkehr des vergangenen; der Frühling dieses Jahres ist die Neubelebung des letztjährigen. Frühling ist Frühling, ganz gleich, wann und wie oft er kommt.
Die göttlichen Propheten sind wie das Kommen des Frühjahrs; jeder
erneuert und belebt die Lehren des Ihm vorausgegangenen Propheten.
[Seite 487]
Wie alle Frühlingszeiten dem Wesen nach gleich sind, was die
Erneuerung des Lebens, die erquickenden Regenschauer und die prangenden
Farben angeht, so sind dem Wesen Ihrer Sendung und Ihren Taten nach alle
Propheten ein und dasselbe.
Nun haben aber die religiösen Menschen den Blick für die grundlegende Wirklichkeit der geistigen Frühlingszeit verloren. Zäh halten sie an überlieferten Formen und Nachahmungen fest, was zu Meinungsverschiedenheiten, Kampf und Streit führt. Deshalb müssen wir nunmehr diese Nachahmungen aufgeben und nach der Grundlage der göttlichen Lehren suchen; da diese Grundlage eine Wahrheit ist, müssen die im Widerstreit liegenden Anhänger der Religionen darin übereinstimmen, damit Liebe und Einheit zwischen allen Menschen und Konfessionen begründet werden.
- *
Zu einer Zeit, als das Morgenland von religiösem Streit zerrissen war, erschien Bahá’u’lláh. Er begründete Lehren, die sich als der Weg zur Vereinigung der verschieden gesinnten Gruppen erwiesen. Er verkündete Grundsätze, welche die Ursachen ihrer Zwietracht beseitigten, so daß heute in Persien jene, die sich bisher ständig bekämpft hatten, geeinigt sind. Christen, Muhammadaner, Parsen, Juden — Menschen jedes Glaubens und Bekenntnisses, welche die Lehren Bahá’u’lláhs befolgten, haben umfassende Kameradschaft und geistige Übereinstimmung erreicht. Frühere Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten sind gänzlich verschwunden. Einige Grundsätze von Bahá’u’lláhs Lehren lauten wie folgt:
Erstens: Die Einheit der Menschheit muß erkannt und fest begründet werden. Alle Menschen sind die Diener Gottes. Er hat alle erschaffen; Er ist ihr Versorger und Bewahrer; Er ist liebevoll zu allen. Wenn Er gerecht und gütig ist, warum sollen wir ungerecht zueinander sein? Wenn Gott uns zum Leben erweckt hat, warum sollten wir die Ursache des Todes sein? Wenn Er uns tröstet, warum sollten wir einander Angst und Leid bereiten? Kann die Menschheit einen Plan, eine Ordnung erdenken, die dem Plan und der Ordnung Gottes überlegen sind? Sicherlich werden alle Bemühungen, wie fähig der Mensch auch im Ersinnen von Plänen und in der Entfaltung seiner Absichten sein mag, immer unzulänglich sein, wenn man sie mit dem Plan und der Absicht Gottes
- —————
- In dieser Welt beurteilt man eine Idee oder Bewegung nach ihrem Fortschritt, ihrer Entwicklung. Manche Bewegungen treten auf, sind kurze Zeit wirksam und verschwinden dann wieder. Andere zeigen ein größeres Maß von Wachstum und Stärke, aber bevor sie sich zur Reife entfalten, werden sie schwach, spalten sich und geraten in Vergessenheit. Keine dieser beiden Arten ist fortschrittlich oder andauernd.
- Es gibt jedoch noch eine weitere Art von Bewegungen oder Ideen: Von kleinen, unscheinbaren Anfängen ausgehend, entwickeln sich diese in stetigem Fortschritt, breiten sich allmählich aus und erweitern sich, bis sie schließlich weltweiten Umfang annehmen. Die Bahá’í-Bewegung ist von dieser Art.
- ‘Abdu’l-Bahá
- —————
[Seite 488]
vergleicht, denn die Seinsordnung Gottes ist vollkommen. Daher müssen
wir dem Willen und Plan Gottes folgen. Weil Er zu allen gütig ist,
müssen auch wir es sein, und es ist sicher, daß dies von Gott besonders
gnädig angenommen wird.
Zweitens: Die Wahrheit oder Wirklichkeit muß erforscht werden; denn sie ist eine und unteilbar, und alle werden Liebe und Einheit finden, wenn sie die Wirklichkeit erforschen. Die Unwissenden müssen erzogen, die Kranken geheilt, die Unterentwickelten zur Reife gebracht werden. Sollen wir die Unwissenden, Kranken oder Unentwickelten ihrer Schwäche wegen zurückweisen oder bekämpfen? Ist es nicht besser, gütig und rücksichtsvoll zu sein und für Abhilfe zu sorgen? Unter gar keinen Umständen sollten wir daher eine andere Haltung einnehmen als die der Milde und Demut.
Drittens: Die Religion steht mit der Wissenschaft in Einklang. Die Grundprinzipien der Propheten sind wissenschaftlich, aber die Formen und Nachahmungen, die entstanden sind, widersprechen der Wissenschaft. Wenn die Religion mit der Wissenschaft nicht übereinstimmt, ist sie Aberglaube und Unwissenheit; denn Gott hat den Menschen mit Vernunft ausgestattet, damit er die Wahrheit erkenne. Die Grundlagen der Religion sind vernunftgemäß. Gott hat uns mit Verstand begabt, damit wir diese Grundlagen erkennen. Wenn sie der Wissenschaft und der Vernunft zuwiderliefen, wie könnten sie geglaubt und befolgt werden?
Viertens: Die Religion muß zu Liebe und Einheit in der Menschheit führen; denn wenn die Religion Feindschaft und Streit verursacht, wäre es besser, es gäbe sie nicht. Als Seine Heiligkeit Moses erschien, waren die Stämme Israels als Gefangene Pharaos in einem Zustand der Uneinigkeit. Seine Heiligkeit Moses führte sie zusammen, und das göttliche Gesetz verband sie in kameradschaftlichem Geist. Sie wurden ein Volk, geeint und gefestigt, und so kamen sie frei von der Knechtschaft. Sie zogen in das gelobte Land, machten auf allen Gebieten Fortschritte, entwickelten Wissenschaften und Künste und verbesserten ihre wirtschaftliche Lage, wuchsen in ihrer göttlichen, oder geistigen, Kultur, bis ihre Nation unter der Herrschaft Salomons den Höhepunkt erreichte. Es ist daher klar, daß die Religion Einheit, Gemeinschaftsgeist und Fortschritt unter den Menschen bewirkt. Die Aufgabe eines Hirten ist es, seine Schafe zusammenzuhalten, nicht aber, sie zu zerstreuen.
Dann erschien Seine Heiligkeit Christus. Er einte die verschiedenen
auseinanderstrebenden Bekenntnisse und die kriegslüsternen Menschen
Seiner Zeit. Er brachte Griechen und Römer zusammen, versöhnte Ägypter
und Assyrer, Chaldäer und Phönizier. Christus schuf Einheit und
Eintracht unter den Menschen dieser feindseligen, kriegsbereiten Völker.
Und wieder wird klar, daß der Zweck der Religion Friede und Einklang
sind. Muhammad trat gleichfalls zu einer Zeit auf, als die Völker und
Stämme Arabiens uneins waren und miteinander in Fehde lagen. Sie
töteten sich gegenseitig, plünderten und schleppten Frauen und Kinder
in die Sklaverei. Seine Heiligkeit Muhammad einigte diese wilden Stämme;
Er baute eine Grundlage des Gemeinschaftsgeistes zwischen ihnen auf,
so daß sie vollkommen davon abließen, sich gegenseitig zu befehden, und
[Seite 489]
Gemeinwesen gründeten. Der Erfolg war, daß sich die arabischen Stämme
vom persischen Joch und der Kontrolle der Römer befreiten. Sie
errichteten einen unabhängigen Staat, der zu einer hohen Kulturstufe
aufstieg. Sie machten Fortschritte in Kunst und Wissenschaft. Sie dehnten
die Herrschaft der Sarazenen nach Westen bis Spanien aus und wurden
in der ganzen Welt berühmt. Somit ist noch einmal erwiesen, daß die
Religion Gottes dazu bestimmt ist, Fortschritt und Zusammengehörigkeit
zu stiften, nicht aber Feindschaft und Zerfall. Wenn sie die Ursache von
Haß und Streit wird, wäre es besser, sie wäre nicht da. Ihr Zweck ist
die Einheit und ihre Grundlagen sind eins und unteilbar.
Als Seine Heiligkeit Bahá’u’lláh in Persien auftrat, spaltete leidenschaftlicher Streit und Haß die Völker und Stämme dieses Landes. Sie trafen sich nur zu dem Zweck, sich zu befehden. Sie lehnten es ab, zusammen zu essen oder das gleiche Wasser zu trinken. Geselliger Umgang war unmöglich. Seine Heiligkeit Bahá’u’lláh begründete die Einheit des Menschseins unter ihnen und knüpfte ihre Herzen mit solchen Banden der Liebe aneinander, daß sie völlig eins wurden. Er richtete die prophetischen Grundlagen wieder auf; Er erneuerte die Prinzipien, die von den Ihm vorausgegangenen Boten Gottes festgelegt worden waren. Und nun steht zu hoffen, daß durch Sein Leben und Seine Lehren der Osten und Westen so geeint werden, daß keine Spur von Feindschaft, Hader und Uneinigkeit verbleiben.
*) Ansprache von ‘Abdu’l-Bahá am 19. Mai 1912 in der „Kirche der göttlichen
Vaterschaft“, Central Park West, New York, nach Aufzeichnungen von Esther Foster.
Aus „The Promulgation of Universal Peace“, Wilmette 1922/1943, S. 122 ff.
"Gerechtigkeit ist der Erzieher der Welt”[Bearbeiten]
Wort von Bahá’u’lláh: Thema des Weltreligionstages in Karlsruhe
- Am 17. Januar wurde in zahlreichen Städten der Bundesrepublik von den Geistigen Räten der Bahá’í wieder der Weltreligionstag gefeiert. Gemeinsam mit den Vertretern anderer Religionen und Bekenntnisse wurde die Grundlage deutlich gemacht, auf der letztlich alle Religionen basieren: auf dem Wort Gottes, verkündet durch Seine Offenbarer. Der Geistige Rat der Bahá’í in Karlsruhe hatte seine Feier unter das Wort Bahá’u’lláhs gestellt: „Gerechtigkeit ist der Erzieher der Welt“. Vom Gesichtspunkt der Bahá’í hielt Dr. Eugen Schmidt, Stuttgart, eine Ansprache, die wir nachfolgend im Wortlaut veröffentlichen. Meir Max Mandelbaum äußerte sich aus jüdischer Sicht zum Thema. Einen Auszug aus seinen Worten bringen wir gleichfalls in dieser Nummer im Anschluß an das Referat von Dr. Schmidt.
Wenn wir uns heute fragen, welches die geschichtswirkenden Faktoren in der Entwicklung der Menschheit sind, so ist offensichtlicher denn je, daß die hohen sittlichen Werte in ihrer Gestaltungskraft im Vergleich zum äußeren, technisch-zivilisatorischen Fortschritt seit dem ersten Weltkrieg eine sehr nachdenklich machende Schwächung erfahren haben.
Schon in den frühesten vorchristlichen Kulturepochen galt die Gerechtigkeit
[Seite 490]
als die unbestritten höchste Rechtsnorm für das menschliche Zusammenleben.
Gerechtigkeit war eine der von Plato geforderten Kardinaltugenden. Nach
Aristoteles ist Gerechtigkeit der Obrigkeit als hoheitliches Recht zugeordnet.
Kant hat sie als oberstes Prinzip staatlicher Weisheit vertreten.
Aus der Idee des Rechtsstaats wurde die Norm sozialer Gerechtigkeit entwickelt, besonders seit der französischen Revolution. Die Gleichheit vor dem Gesetz, die Freiheitspostulate und die Würde des Menschen liegen den modernen Verfassungen der westlichen Welt zugrunde. Keinerlei Diskriminierung von einzelnen oder Gruppen ist mehr zulässig.
Die Profanisierung des öffentlichen Lebens verdrängte nun im Westen (in neuerer Zeit auch teilweise im Osten) sakrale, in einer Religion unmittelbar begründete Ordnungen. Der säkularisierte Staat kennt keine metaphysischen Bindungen, so daß eine Trennung zwischen Religion und Recht die Folge ist. Diese Entwicklung bewirkte letztlich den Verlust des metaphysischen, d. h. religiösen Rechtsbewußtseins, Die tiefsten Wurzeln dieses Bewußtseins und damit des gerechten Gebotes im menschlichen Leben wurden abgeschnitten. Das Recht wurde relativiert, Sonderinteressen nützlich gemacht. So entstanden durch die Rechtsverwirrung und -entwurzelung in persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Bereichen immer mehr Grenzen und Mauern. Nachbarschaft wurde fremdes oder gar Feindesland. Gemeinsames Verantwortungsgefühl, sei es national oder übernational, wurde aufgeweicht und zerfiel in pluralistische Interessengruppen.
Gleichzeitig trat in wenigen Jahrzehnten, beschleunigt durch die zerstörenden Weltkriege und ihre katastrophalen Folgen, eine Veränderung im Lebensraum der Völker ein: Alte Grenzen haben ihre Bedeutung weitgehend eingebüßt — äußerlich sind Völker, Rassen und Kulturen zwangsläufig einander näher gerückt. Moderne Verkehrsmittel und Nachrichtenwege trugen dazu entscheidend bei.
Der vorläufige Preis ist die bedrohte Existenz der gesamten Menschheit. Was folgt daraus? Welches ist der Preis eines wahren Weltfriedens?
Der Staatspräsident Indiens, Sarvepalii Radhakrishnan‚ sagte beim Besuch des Papstes in Indien:
- „Die Tage kulturellen Stammes-Separatismus’ sind vorüber. Es gibt keine geschlossenen Kulturmonaden mehr, Ost und West haben sich berührt, vermischt und werden sich nie mehr trennen können. Sie werden sich zu irgendeiner Zeit zu friedlicher Koexistenz entschließen müssen, aus der eines Tages vielleicht aktive, freundschaftliche Zusammenarbeit erwachsen mag. Das wird für die künftige Wohlfahrt der ganzen Welt entscheidend sein.“
Gabe Gottes für den Frieden
Religiös ungebundene, rein weltliche Gerechtigkeit vermag nicht, der
Welt den ersehnten Frieden zu bringen. Wir sind überzeugt, daß allein
göttliche Gerechtigkeit — als geoffenbarter Wille des Herrn der Geschicke
[Seite 491]
der Menschheit — uns den Weg zur Lösung der bedrohlichen Weltprobleme
bringen wird. Wir kennen die „Urverwurzelung“ von Religion und
Gerechtigkeit. Es geht darum, zu erkennen, daß gerechtes Handeln
innerste Verpflichtung heißt und daß sich diese Einsicht in
„anerkennender Beugung vor einem Höchstwert“ sittlicher Normen, dem
Wortes Gottes, bekundet. Aus der unteilbaren göttlichen Wahrheit ergibt
sich zwingend die Unteilbarkeit göttlicher Gerechtigkeit, die in allen
heiligen Schriften der Hochreligionen ihren verpflichtenden
Niederschlag gefunden hat.
Der Prophet Jesaja sprach zukunftweisend zu seinem Volke: „Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein“. Wir glauben, daß die Menschheit in ihrer Geistesgeschichte an einem epochalen Wendepunkt steht, der die göttlich bestimmte Gerechtigkeit in ein neues Licht rücken wird als universale Ordnungskraft zur Einigung der Völker und Rassen. So ist das von Bahá’u’lláh vor etwa 100 Jahren ausgesprochene Wort von der Gerechtigkeit als der Erzieherin der Menschheit zu verstehen, begründet durch eine religiöse Erneuerung, welche die transzendente Einheit der geschichtlichen Religionen ins volle Bewußtsein bringen wird. Ohne dieses Bewußtsein kann der Glaube an die gottgewollte Einheit und Ganzheit der Menschheit sich nicht entfalten. Im Zeichen fortschreitender Offenbarung wird auch die Frage des Absolutheitsanspruchs einer Religion gegenstandslos: Nathan Söderblom schrieb: „Jesus, der Vollender des Mose und der Propheten, ist nicht gekommen, um eine neue Religion zu stiften, sondern um die Religionen aufzuheben und das Gottesreich zu begründen“. Und Friedrich Heiler sagt: „Das Gottesreich ist die Vollendung der Religion, nicht einer, auch nicht nur der christlichen, sondern aller; denn in ihm wird nach dem triumphalen Apostelwort ‚Gott sein alles in allen‘.“ 1)
Geschichte einer unteilbaren Religion
Die jeder Offenbarungsreligion „innewohnende gottgewollte Autorität“ wird durch die jüngste Offenbarungsreligion, die Bahá’í-Religion, als „ihre festeste und eigentliche Grundlage“ ausdrücklich bestätigt. Sie betrachtet die vorausgegangenen Religionen „in keinem anderen Lichte, denn als verschiedene Stufen in der ewigen Geschichte und andauernden Entwicklung einer göttlichen und unteilbaren Religion, von der sie selber nur ein abzulösender Teil ist.“ („Die Sendung Bahá’u’lláhs“, Shoghi Effendi, S. 26)
Wir finden in allen geschichtlichen Offenbarungs- oder Buchreligionen
in Verbindung mit göttlicher Gerechtigkeit als Grundlage der Gemeinschaft
der Gläubigen den Endgerichts-Gedanken vor, so z.B.
im mosaischen Glauben, im Christentum und Islam, aber auch bei
Zarathustra. Es ist der „gerechte Richter“ (Ps. 7, 12 und Jer. 11, 20),
der „der Welt Ende“ richtet. Diesen Religionen ist gemeinsam
eine eschatalogisch-apokalyptische Erwartung und Hoffnung auf das
Kommen des Königreiches Gottes.
[Seite 492]
Im Lichte der Sendung von Bahá’u’lláh seien folgende Worte angeführt:
- „Das Wesen von allem, was Wir für dich offenbarten, ist die Gerechtigkeit. Es ist ferner die Befreiung des Menschen von eitler Einbildung und Nachahmung, Seine herrliche Schöpfung mit dem Auge der Einheit anzusehen und auf alle Dinge mit einem forschenden Auge zu blicken.“ („Worte der Weisheit“, S. 65)
- „Gerechtigkeit ist Mir vor allem das kostbarste. Wende dich nicht ab von ihr, wenn du nach Mir verlangst, und achte sie hoch, damit du Mir getreu werdest! Folge ihr und sehe und erkenne die Dinge mit den Augen und dem Verständnis der Gerechtigkeit und nicht mit den Augen und dem Verständnis des Menschen. Denke darüber nach, wie notwendig es ist, daß du gerecht werdest durch Meine Gaben und Meine Gnade! Halte dir dies immer vor Augen!“ („Verborgene Worte“, arab. 2).
- „Das Zelt des Daseins wird durch die Säule der Gerechtigkeit, nicht der Verzeihung, hoch gehalten, und das Leben der Menschheit hängt von der Gerechtigkeit und nicht vom Verzeihen ab.“ („Das Kommen göttlicher Gerechtigkeit“, S. 34).
- „Das Licht des Menschen ist Gerechtigkeit... lösche es nicht aus mit den widrigen Winden der Unterdrückung und Gewaltherrschaft. Das Ziel der Gerechtigkeit ist die Verwirklichung der Eintracht unter den Menschen... Kein Leuchten kann mit jenem der Gerechtigkeit verglichen werden. Die Ordnung der Welt und die Ruhe der Menschheit sind von ihr abhängig... O Volk Gottes, Gerechtigkeit ist es, die die Welt erzieht, denn sie ruht auf zwei Pfeilern, Belohnung und Bestrafung... Gerechtigkeit und Rechtlichkeit sind zwei Beschützer des Menschen.“ (dgl. S. 23)
Fundamente göttlicher Weltordnung
- „Jeder Atomkrieg kann nur in einer wilden Orgie der Zerstörung enden. Wir haben zwischen zwei Alternativen zu wählen: uns zu zerstören oder zu lernen, als Mitglieder einer einzigen Familie zu leben.“ (Radhakrishnan, Oktober 1961, zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels.)
Ohne eine tiefgreifende, alle Rassen und Völker erfassende religiöse Erneuerung ist der Weltfriede nicht zu gewinnen! Die Grundlage muß planetare, göttlich begründete Gerechtigkeit sein, die menschenwürdige Freiheit und Bindung an den Willen Gottes und Seinen Heilsplan in sich vereinigt. Bahá’u’lláhs Weltordnung bildet ein organisches, föderatives Weltgemeinwesen. Die Religion als gemeinsamer Glaube an den einzigen Schöpfer, als oberster Gesetzgeber, Heil- und Gnadenbringer durch Seine Boten ist nach den Worten Bahá’u’lláhs „das vorzüglichste Mittel zur Begründung von Ordnung in der Welt und zur friedlichen Begnügung aller, die darin wohnen.“
Dialog der Religionen
In einer Welt wachsender Rüstung und expansiver Machtgruppen muß
auch die Gefahr der Rechtsnot und Gerechtigkeitskrise mit Besorgnis
[Seite 493]
festgestellt werden. Die Weltsituation ist weitgehend undurchsichtig trotz
der modernen Kommunikationsmittel. Paul Tillich spricht im
Zusammenhang mit dem Dialog zwischen Buddhismus und Christentum von
einer aus der Säkularisation der gesamten Menschheit entspringenden
„Bedrohung aller eigentlichen Religionen durch die Quasi-Religionen“,
wobei er zu der berechtigten Folgerung kommt, den Dialog zwischen den
Religionen fortsetzen zu müssen; er „solle fruchtbarer werden als bisher.“
(„Das Christentum und die Begegnung der Religionen“, S. 39).
In der gemeinsamen Begegnung mit dem Heiligen, angetrieben vom letztlich gleichen Anliegen, aus religiöser Verantwortung und Achtung anderer Glaubensüberzeugungen, erblicken wir einen Auftrag Gottes, der uns alle verbindet. Gemeinsam müssen wir der Heraufführung des Reiches Gottes dienen und dessen Gerechtigkeit und Liebe auf eine unerschütterliche Grundlage stellen, als eine Familie unseres Schöpfers, als die Blätter eines Baumes, als die Tropfen eines Meeres.
Gemeinsamkeit ist notwendig, um die säkularisierte Welt zu vergeistigen. Koexistenz der Religionen muß Kooperation der Religionen werden, wenn wir der Welt den Glauben an die friedenstiftende und gemeinschaftsbildende Kraft der Religion und damit an eine sinnvolle, weil gottgewollte Zukunft zur Erfahrung werden lassen wollen.
- Bahá’u’lláh sprach: „Groß ist deine Glückseligkeit, o Erde, denn du bist zum Schemel deines Gottes gemacht und zum Wohnsitz Seines mächtigen Thrones erwählt worden“ („Die Entfaltung der neuen Weltzivilisation“, S. 56, Stgt. 1936).
»..... Solange noch 36 Gerechte auf der Welt leben”
In seinem Beitrag zum Thema betonte Meir Max Mandelbaum einleitend, in einer Zeit, welche die Erschütterung des gesamten Ordnungsgefüges unserer Welt miterlebt habe, bedürfe es keiner besonderen Rechtfertigung, weshalb gerade diese Frage den Menschen beschäftige. Zunächst gelte es, den Begriff der Gerechtigkeit zu erläutern. Nichts liege näher, als dazu die „klassische Quelle“, die Bibel, zu Rate zu ziehen.
Im folgenden zitieren wir die Ausführungen des Redners in zusammengefaßter Form. Meir Max Mandelbaum stellte, in bezug auf die Bibel, u.a. fest: „Da lesen wir denn zum erstenmal, daß Noah ein ‚Gerechter‘ in seinem Geschlecht genannt wird, weil er, so berichtet die Bibel, ‚mit Gott wandelte‘. Und von Abraham, dem Stammvater, lesen wir: ‚Da er auf Gott vertraute, rechnete Er es ihm als Gerechtigkeit an‘.
Das hebräische Wort ‚Zedeka‘ ist in seiner vollen Bedeutung nicht zu
übersetzen; es schließt Gerechtigkeit und Güte ein.
Es bedeutet sowohl Gerechtigkeit, als auch
Wohltat.., ‚Zedeka‘ ist also das positive religiöse
Gottvertrauen, eine Gerechtigkeit, die ihr Forderndes,
Verpflichtendes und zu Erfüllendes hat: eine Aufgabe also! Der Gedanke
von dem einen Gott, dem einen Menschen im
Ebenbilde Gottes und dem einen Menschenrecht
hat diesen Begriff geprägt.“
[Seite 494]
Meir Max Mandelbaum ging dann näher auf das Beispiel Abraham ein. Er führte u. a. aus: „Abraham, der Gerechte, rechtet mit Gott, indem er, nachdem Gott ihm die Absicht mitgeteilt hatte, die Städte Sodom und Gommorah ihrer Schlechtigkeit wegen zu vernichten, vor Ihn hintritt und fragt: ‚Willst Du auch den Gerechten mit dem Frevler vernichten?‘... Und Gott ist einverstanden, die Städte nicht ihrem Untergang zuzuführen, wenn sich in ihnen wenigstens 40 Gerechte finden sollten. Und so setzt Abraham seinen Versuch fort, Gottes Rechtspruch abzuwenden, wenn es ihm gelänge, 30, 20, ja gar nur zehn Gerechte ausfindig zu machen... Wir stehen bewundernd von Abrahams Größe, die es vermochte, Gottes Einverständnis zu erreichen, einer Menschheit zehn Gerechter wegen ihre Existenzberechtigung zu gewährleisten... Nur so können wir den Ausspruch der Bibel verstehen: ‚Da Abraham auf Gott vertraute, wurde es ihm als Gerechtigkeit anerkannt.‘ Abraham erhielt hier als Lohn für sein Gottvertrauen die Fähigkeit, Gerechtigkeit zu üben, Nächstenliebe zu üben!
Rabbi Akiba, einer der großen Lehrer des Judentums, lehrt: ‚Gottes Liebe ist es, die Ihn den Menschen in Seinem Ebenbilde schaffen ließ‘, Dr. Leo Baeck definiert des Menschen Dasein und Bestimmung auf dieser Erde als ‚von Gott, zu Gott hin in Gottähnlichkeit geschaffen‘.“
Im Verlauf seiner Ansprache hob Meir Max Mandelbaum hervor, die Auffassung von „Gerechtigkeit“ ziehe sich wie ein roter Faden durch die Worte der Propheten. Jesaja 1, 27: „Und Zion wird durch Gerechtigkeitsübung erlöst werden, und seine Rückkehr durch die Wohltat.“ — Jeremias 9, 22: „Denn ich bin Gott, über Gerechtigkeit und Wohltat... Denn an ihnen habe ich Wohlgefallen, spricht der Herr.“ Wörtlich fuhr der Redner fort:
„Die Idee des Menschen beherrscht die Beziehung von Mensch zu Mensch. Das Gebot der Thora: ‚Liebe deine Mitmenschen‘ wird begründet mit: ‚Denn er ist wie du‘ und wird somit zum Gebot der Gerechtigkeit... Das ‚Er ist wie du‘ begründet das Anrecht des Mitmenschen auf ‚zedeka‘, Wohltat... Der erst ist gerecht, der für seinen Mitmenschen etwas leistet“
„Die Bibel“, sagte der Redner, „kennt keine rechtsphilosophische Bestimmung des Staates. Staat bedeutet dem Judentum die Herrschaft Gottes, d. h. die vollkommene Sittlichkeit... Die erste Bedingung zur Errichtung einer idealen Gesellschaft ist das Gerechtigkeitsideal im Bereich des einzelnen wie im öffentlichen Leben... Die zweite Bedingung ist die sich daraus ergebende Solidarität zwischen dem einzelnen und der Gemeinschaft... Vorbild ist der entscheidende Faktor in unserer Gesellschaft, nach dem von der Bibel und den Propheten gewiesenen Ideal...“
„Wir glauben“, schloß Meir Max Mandelbaum, „daß die Existenz unserer Welt solange gewährleistet ist, als noch 36 Gerechte auf ihr leben! Ich glaube, daß noch mehr Gerechte auf ihr leben...“
- 1) Friedrich Heller, „Erscheinungsformen und Wesen der Religion“, S. 565.
Was sagt die Wissenschaft über die Bahá’í-Religion? (IV)
Die Bábí[Bearbeiten]
- Mit den nachstehenden Ausführungen beschließen wir die Serie von vier wissenschaftlichen Artikeln über „den Báb“ (Heft 15/ Jan. 1964, S. 365), „Bahá’u’lláh“ (Heft 16 / April 1964, S. 399), „die Bahá’í“ (Heft 18 / Okt. 1964, S. 445) und „die Bábí“ von Prof. Dr. Alessandro Bausani, Rom, die sämtlich der „Encyclopaedia of Islam, New Edition“ (Leiden/London seit 1954) mit Genehmigung der Verlage entnommen wurden. Wir hoffen, mit diesen Artikeln den Lexikographen des deutschen Sprachraums und allen, die an einer wissenschaftlichen Darstellung interessiert sind, Hinweise für eine objektive Würdigung der Bahá’í-Religion, ihrer Geschichte und ihrer Lehren zu bieten.
- D. Red.
Bábí, Anhänger der Religion, welche vom Báb (siehe dort) begründet wurde. Die Geschichte der Bábí war und ist, im Osten wenigstens, heute noch eine Geschichte der Verfolgungen. Sie kann in zwei Phasen eingeteilt werden: die erste von der Begründung des neuen Glaubens (1260 n.d.H./1844 n. Chr.) an bis zu den Verfolgungen, die der Anschlag auf Násiri’d-Dín Sháh nach sich zog (1268—9/1852—3) und die die neue Bewegung für immer zu vernichten schienen, eine Periode, die von einer vielfach ungestümen Haltung auf seiten der Bábí selbst gekennzeichnet ist; die zweite, die „pazifistisch“ genannt werden kann und die sich von jener Zeit bis in die Gegenwart erstreckt, ein Zeitabschnitt, der die Spaltung der Bábí in zwei Parteien von ungleicher Zahl und Bedeutung mit sich brachte. Nach der ersten Verbreitung des Glaubens, die auf die Erklärung seiner Sendung durch den Báb (siehe dort) folgte, und nach den ersten Verfolgungen, denen die Bábí an verschiedenen Plätzen mit Waffengewalt entgegentraten, ist das bedeutsamste Ereignis in der Geschichte der Gemeinschaft die Konferenz von Badasht (1264/1848), bei der die Bábí ihre ursprünglichen Vorsichtsmaßregeln aufgaben und öffentlich ihre völlige Lösung vom Islam und der Sharí‘ah1)) verkündeten; dabei kam eine bedeutende Rolle der berühmten Bábí-Heldin Zarrin-Táj („Krone von Gold“) zu, einer schönen und gebildeten Dichterin, besser bekannt unter den Namen Qurratu’l-'Ayn („Trost der Augen“) und Janáb-i-Táhirih („Ihre Hoheit die Reine“), die in Qazvín als Tochter des gelehrten Theologen Mullá Sálih geboren worden war. Als erste Frau Persiens wagte sie es bei jener Konferenz, unverschleiert vor ihren Glaubensbrüdern zu erscheinen, und gab damit ein lebendiges Beispiel für die Abschaffung der islamischen Sharí‘ah.
Nach der Konferenz, an welcher zahlreiche führende Bábí, darunter der
spätere Bahá’u’lláh (siehe dort) teilnahmen, verschanzte sich Mullá
Husayn von Bushrúyih (siehe „Báb“) mit einer kleinen Schar von Bábí
im Grabmal des Shaykh Tabarsí bei Bárfurúsh (heute: Babul),
[Seite 496]
wo er zusammen mit einem anderen „Buchstaben des Lebendigen“, Mullá
Muhammad-‘Alí Bárfurúshí, genannt Quddús, heldenhaft den Truppen
Muhammad Sháhs (dem bald darauf Násiri’d-Dín Sháh auf dem Thron
folgte) widerstand und sogar erfolgreiche Ausfälle unternahm; aber
schließlich fiel Mullá Husayn im Kampf, Quddús und die anderen
Überlebenden ergaben sich, als ihnen versprochen wurde, man würde sie
am Leben lassen, obwohl man sie hernach hinterhältig und grausam
massakrierte (Ramadán 1265/Juli-August 1849). — Kurz darauf fand in
Nayríz, Provinz Fárs, eine weitere heroische Bábí-Erhebung statt,
angeführt von Siyyid Yahyáy-i-Dárábí, der vom Báb in Shíráz (siehe
„Báb“) überzeugt worden war und den Namen Vahíd angenommen hatte;
die Bábí verbarrikadierten sich in der alten Zitadelle der Stadt,
verteidigten sich unter sympathischer Anteilnahme der Bevölkerung
einige Tage tapfer, bis sie schließlich alle umgebracht wurden
(Januar 1850). — Fast gleichzeitig gab es in Zanján
eine Erhebung von noch größerem Umfang. Unter der Leitung von Mullá
Muhammad-‘Alí-i-Zanjání, mit Beinamen Hujjat („Beweis“), verschanzten
sich die Bábí in der Zitadelle Qil’a-i-‘Alí Mardán Khán. Nach
wechselvollen Kämpfen wurden die Bábí, über 3000 an der Zahl,
grausam massakriert (Februar 1850). — Vier
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Auch 1965: Bahá’í-Sommerschulen erwarten Sie
- Auch in diesem Jahr finden in zahlreichen europäischen Ländern wieder Bahá’í-Sommerschulen statt. Für alle Interessenten geben wir nachfolgend einen Überblick über die jeweiligen Orte und den Zeitpunkt.
Holland: 21.-28. August, Home de Conferences et de Vacances, „De Vechtstroom“, Oudleusden (zwischen Zwolle und Ommen).
Großbritannien: 3.-17. Juli, Dalston Hall bei Carlisle, Cumberland, Anmeldungen an Mrs. M. Jameson, 78 Wingrove Road, Newcastleon-Tyne. — 21. August-4. September, Coleg Harlech, Harlech, Merioneth, Wales, Anmeldungen an Mrs. V. Long, 2 South Street, Oakham, Rutland.
Finnland: 2.-7. Juli, Eerikkilä, Anmeldungen an den Finnischen Nationalen Lehrausschuß, P.O.Box 86, Tampere.
Frankreich: 22.-29. August, Aix-les-Bains, Anfragen an den Nationalen Geistigen Rat von Frankreich.
Deutschland: 9.-17. Juli, Heimvolkshochschule, Husted bei Celle, Anmeldungen an Frau Erna Schmidt, Stuttgart N, Parlerstraße 50. — 22.-29. August, Gauting bei München, Anfragen an Frau Erna Schmidt. — 31. Juli-10. August, Jugend-Sommerschule, Jugendgästehaus Berlin, Anmeldungen an Fräulein Uta Schmidt, München, Impler Straße 28.
Italien: 5.-19. September, Hotel Bristol, Bellaria bei Rimini, Anfragen an Frau Sorab Payman, Rimini, Via Montana 36.
Norwegen: 24.-31. Juli, Fosen Folkehögskule, Rissa bei Trondheim.
Schweiz: 9.-17. Oktober, Hotel Kurhaus, Rietbad, Toggenburg S.G.
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[Seite 497]
Monate vor der Hinrichtung des Báb hatte auch Tihrán seine Helden, die
sog. „sieben Märtyrer von Tihrán“, einer davon der Onkel und Vormund
des Báb; ihr Heldenmut angesichts grausamster Strafen ist ein
ruhmreiches Kapitel in der Bábí-Geschichte.
Der erfolglose Anschlag auf Násiri’d-Dín Sháh (28. Shavvál 1268 / 16.August 1852), verübt von zwei Bábí, die durch die Verfolgungen ihrer Sinne beraubt wurden, führte zu einer neuen Schreckensherrschaft, der zahlreiche Bábí-Persönlichkeiten zum Opfer fielen. Unter diesen war die Dichterin Qurratu’l-‘Ayn, die nach langer Gefangenschaft erwürgt wurde. Die führenden Bábí, unter ihnen Bahá’u’lláh (Mirzá Husayn ‘Alí Núrí) und sein Halbbruder Subh-i-Azal (Mirzá Yahyá Núrí), wurden in den ‘Iráq verbannt. Die Verfolgungen wurden jedoch sporadisch in ganz Persien fortgesetzt. Die Bahá’í-Überlieferung spricht von etwa 20000 Märtyrern einschließlich der im Kampf gefallenen.
Nach der Erklärung im Garten Ridván und später in Adrianopel (siehe „Bahá’u’lláh“) kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen denen, die fortan Bahá’í genannt wurden (siehe dort), und den Anhängern von Subh-i-Azal, die am Buchstaben des Bayán festhielten und behaupteten, der Báb habe Mirzá Yahyá zu seinem Nachfolger bestimmt. Demgegenüber vertraten und vertreten die Bahá’í die Ansicht, es habe sich nur um eine provisorische und formelle Benennung als Sachwalter gehandelt, und Subh-i-Azal hätte keineswegs das Recht gehabt, sich „Ihm, den Gott offenbaren wird“, d. h. ihnen zufolge Mirzá Husayn ‘Alí Núrí, Bahá’u’lláh, zu widersetzen. Die Azalí blieben jedoch immer in der Minderheit, und selbst die Zahl von 50000, die ihnen manche Autoritäten zuschreiben, scheint ein wenig übertrieben zu sein.
Bibliographie:
Neben den im Artikel „Báb“ angeführten Werken siehe: Ḥájí Mírzá Jání von Káshán, „Kitáb-i-Nuqtatu’l-Káf...“, hgg. v. E. G. Browne, Leiden 1910 (Gibb Memorial Series XV); E. G. Browne, “Ta’rikh-i-Jadíd“, Cambridge 1893; ‘Abdu’l-Husayn Áwárih, „Al-Kavákib al-Durriyih fi Ma’áthir al-Bahá’íyyih“, Cairo 1342/1923-4; Shoghi Effendi, „Gott geht vorüber“, Oxford/Frankfurt 1954; ‘Abdu’l-Bahá, „Tadhkirat al Vafá“, Haifa 1924 (Berichte und verschiedene Überlieferungen von Bábí- und Bahá’í-Märtyrern); Ḥájí Muhammad Táhir Málmírí, „Ta’ríkh-i-Shuhadá-i-Yazd“, Cairo 1342/1923-4 (Geschichte der Bábí- und Bahá’í-Märtyrer in der Stadt Yazd); M. S. Iwanow, „Babidskie Wosstanija w Irane“, Leningrad 1939 (enthält Teile der hochinteressanten Korrespondenz des russischen Gesandten Prinz Dolgoruki mit dem Hof in St. Petersburg über die Bábí-Erhebungen). — Über Qurratu’l-‘Ayn Táhirih: Martha Root, „Táhirih the Pure, Iran’s greatest woman“, Karachi 1938 (mit dem persischen Text zahlreicher Gedichte); A. Bausani, „Un 'gazal’ di Qurratu’l-‘Ain“, in „Oriente Moderno“, xxix, 1949, 190-2. — Über die Bábí- und Bahá’í-Literatur siehe ferner Browne, iv, 194-221.
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- 1) Sharí'ah = das kanonische (zugleich bürgerliche und öffentliche) Recht im Islam.
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Bahá’í- Antworten auf Weltfragen
"Kann der Weltfriede gewahrt werden”?[Bearbeiten]
Die Mächte der Erde können den Vorrechten und Segnungen nicht widerstehen, die Gott für dieses große, herrliche Jahrhundert verordnet hat. Der Friede ist eine Lebensnotwendigkeit unserer Zeit.
- *
Göttliche Fügung ist nahe, wenn alle Völker den Segen internationalen Friedens genießen werden.
- *
Einzelne, die sich der latenten Kraft menschlichen Bemühens nicht bewußt sind, halten dies für völlig undurchführbar. Vieles erschien vergangenen Zeitaltern als reine Utopie und ist heutzutage leicht möglich geworden. Warum sollte diese wichtigste, erhabenste Idee als unerreichbar gelten?
- *
Bemühen, unaufhörliches Bemühen tut not.
- *
Wenn Liebe Wirklichkeit wird und das geistige Band der Ideen die Menschenherzen vereint, wird die ganze menschliche Rasse auf eine höhere Stufe gehoben; der Menschheit Glück und Seelenfrieden werden ins Unermeßliche wachsen. Krieg und Streit werden ausgerottet, und weltweiter Friede wird die Völker und Nationen der Welt vereinen.
- (aus den Bahá’í-Lehren)
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Professor Dr. Friedrich Heiler:
Das Wirklichwerden Gottes in der Liebe[Bearbeiten]
Eine Betrachtung über Buddha
- Professor Heiler, der bekannte Religionsphilosoph und Theologe, der seit Jahrzehnten für die Erkenntnis der Einheit aller Hochreligionen wirkt und den Bahá’í-Lehren freundschaftlich gegenübersteht, hat uns in dankenswerter Weise den nachstehenden Essay zur Veröffentlichung überlassen. Es handelt sich um eine Ansprache, die er im August 1964 vor der Sufi Universal Worship in München hielt.
- D. Red.
- „Hier, o Bettelmönche, durchdringt der Bettelmönch mit dem von Liebe, Mitleid, Mitfreude erfüllten Geiste die eine Himmelsgegend und verweilt darin, ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte.
- So nach oben, nach unten, in die Quere, nach allen Seiten hin, in aller Vollständigkeit durchdringt er die ganze Welt mit seinem von Liebe, Mitleid, Mitfreude, Gleichmut erfüllten Geist, mit dem grenzenlosen, von Haß und Böswilligkeit freien Geiste und verweilt darin.“ (Dígha-Nikáya 26, 28)
Die politischen Ereignisse dieser Tage sind von einer tiefen Tragik belastet. In jenen Ländern des Ostens, die heute von der Kriegsfackel bedroht sind, ist die erste große Weltreligion der schrankenlosen reinen Liebe zu Hause, die Religion Buddhas. Und gerade jenes Volk, das chinesische, das seit 15 Jahren ein Land nach dem anderen in kriegerische Unruhe gestürzt hat, hat dieser Religion sich nicht nur geöffnet, sondern sie zur reichsten Entfaltung gebracht und ihr im fernsten Volk des Ostens, im japanischen, ebenfalls zu schönstem Wachstum verholfen. Und es konnte diese Religion nach der Breite wie nach der Tiefe entwickeln, weil in ihm bereits von seinen höchsten Weisen, von Kung-futzú, Lao-tzú und Mo-ti, eine wunderbare Religion der allumfassenden Liebe verkündet worden war.
Indien und China sind zu einer Heimat des Menschheits- und Friedensgedankens geworden, und zwar ungefähr zur gleichen Zeit, als dem Volk Israel ein gottinspirierter Prophet die Einigung der Völker auf dem Zionsberge und die völlige Abschaffung des Krieges verkündete (Jes. 2,2—4; Mich. 4, 1—3).
Wie konnte nur diese Botschaft der Liebe, der Einheit, der Harmonie
und des Friedens in der östlichen Menschheit so in Vergessenheit geraten,
ja, in ihr Gegenteil verkehrt werden? Sie wurde nicht weniger vergessen
und verkehrt als im christlichen Abendland, das durch die Jahrhunderte
jene Friedensbotschaft immer wieder ignorierte, ja mit Füßen trat.
[Seite 500]
Doch mögen die Völker des Ostens und Westens ihren größten Sehern und Kündern die Gefolgschaft verweigert haben, diese werden immer darin recht haben, daß es eine Erlösung der Menschheit aus aller Unruhe und Qual, allem Haß und aller Feindschaft, allem Brennen und Morden nur gibt, wenn die Menschen dem Ruf nach Liebe folgen, nach grenzenloser Liebe, nach Liebe ohne Ausnahme, Liebe nicht nur zu allen Menschen, sondern zu allen Lebewesen.
Es gilt Ernst zu machen mit dem Wort des Sufi Ibn al-‘Arabí: „Ich folge der Religion der Liebe, welchen Weg auch immer ihre Reittiere nehmen“. Es gilt Ernst zu machen mit der allumfassenden Liebe, dem Mitleid, der Mitfreude, welche Buddha und Seine Jünger in der stillen Meditation des Herzens erweckt haben. Und was das Herz in seiner Tiefe fühlt, das ist in der großen Segensformel in Worte gekleidet worden: „Was immer es für Lebewesen geben mag, alle ohne Ausnahme, seien sie beweglich oder unbeweglich, lang oder kurz, groß oder klein, fein oder grob, sichtbar oder unsichtbar, fern oder nah, schon geboren oder erst nach der Geburt strebend — alle Lebewesen seien beglückten Herzens!“
Alle Lebewesen müssen von dieser Liebe, dieser Mitfreude, diesem Mitleid durchstrahlt, umfaßt und durchdrungen werden, nicht nur die Menschen, sondern auch die Geistwesen und die Tiere, nicht nur die bekannten, sondern auch die unbekannten, nicht nur die freundlichen, sondern auch die feindlichen, die wilden Tiere, die Dämonen und die bösen Menschen — es gibt keine Ausnahme.
Die Feindesliebe ist die Krönung der universalen Liebe, bei Lao-tzu ebenso wie bei Buddha. Es gibt ergreifende Beispiele von Buddha-Jüngern, welche jeden Haß gegen ihre Feinde in ihrem Herzen niedergekämpft haben; so der Knabe Lebelang, der Sohn des Königs Leidelang, als er es von sich wies, die Gelegenheit zu benutzen und an dem König Brahmadatta Rache zu nehmen, der seine beiden Eltern hatte in Stücke schlagen lassen, der vielmehr mit ihm Freundschaft schloß und sagte: „Nicht durch Feindschaft kommt Feindschaft zur Ruhe, durch Nichtfeindschaft kommt Feindschaft zur Ruhe“.
Diese Liebe, die in Mitleid und Mitfreude sich differenziert, wird mit Recht als die „Erlösung des Herzens“ bezeichnet. Aber sie ist nicht nur als das lebendigste und stärkste Gefühl des Menschen auf den eigenen seelischen Umkreis beschränkt, sondern dringt ein in die Seelen der anderen Lebewesen. Sie sendet Strahlen des Lichtes und der Wärme in alle Geschöpfe, so daß sie tiefes Glück empfinden. Aber auch damit hat sich diese seelische Liebe nicht erschöpft. Sie wird aktiv im demütigen Dienst an allen anderen Wesen:
- „Den Schutzbedürftigen möchte ich ein Schützer sein, dem Wüstenwanderer ein Führer sein und Hüter und Stab und Brücke denen, die das Ufer suchen, und Lampe möcht‘ ich sein für die, die einer Lampe, ein Ruhebett für die, die eines Betts bedürfen, ein Sklave aller Wesen, die den Sklaven brauchen.“
In Selbstlosigkeit tritt der Liebende seine eigenen Verdienste den anderen
Wesen ab, ja noch mehr, er nimmt der Anderen Leiden auf sich,
weil er sich sagt: „Es ist besser, daß ich allein leide, als daß alle diese
[Seite 501]
Wesen in der Stätte der Qual versinken. Ich gebe mich selber als Lösegeld“.
Und durch diesen hingebenden und opfernden Dienst übermittelt
der Buddha-Kandidat den anderen Wesen nicht nur seelisches Glück,
sondern er bringt in ihnen alle guten Keime zum Wachstum und zur
Vollendung.
- „So wie das Element des Wassers alle Gräser, Früchte, Kräuter und Bäume zum Wachsen bringt, so läßt auch der herzensreine Buddha-Kandidat alle Wesen durch die Bezeugung seiner Liebe aufknospen; so verharrend, bringt er alle lichten Eigenschaften aller Wesen zum Wachstum.“
Indien und China sind die Ursprungsländer des Pazifismus im mittleren und östlichen Asien, so wie der israelitische Prophetismus die Quelle des christlichen Friedensapostolates ist. Von den Jüngern Lao-tzús berichtet eine chinesische Schrift: „Sie suchten durch brennende Liebe die Menschen der ganzen Welt brüderlich zu vereinen... Wenn sie bekämpft wurden, hielten sie das nicht für Schande, nur darauf bedacht, die Menschen vom Streit zu erlösen. Sie verboten den Angriff und forderten die Niederlegung der Waffen, um die Menschen vom Krieg zu erlösen. Mit diesen Lehren durchzogen sie die ganze Welt. Sie ermahnten die Fürsten und belehrten die Untertanen. Und wenn auch die Welt ihre Lehre nicht annehmen wollte, so blieben sie umso fester dabei und ließen sie nicht fahren.“
Liebe, Friede, Einheit — das ist die wundersame Botschaft der höchsten östlichen Religionen, dieselbe Botschaft wie die der israelitischen Propheten, Jesu und Seiner Apostel, die Botschaft aus einer höheren Welt, die Offenbarung des ewigen göttlichen Seins. Wohl sprach Buddha Selbst nicht von einem Gott wie die israelitischen Propheten, wie Jesus und die Apostel, und doch wäre es grundfalsch, zu behaupten, daß Er ein Atheist gewesen sei und Seine Lehre nur eine atheistische Weltanschauung und Sittenlehre, aber keine Religion. Buddha schwieg vom persönlichen Gott, weil Er glaubte, daß alle theologischen Spekulationen und Formulierungen nur vom eigentlichen göttlichen Heilsziel ablenken und die Menschen auf diese Weise nicht zur Erleuchtung und zur Erlösung führen. Und doch ist alles Denken und Reden und Tun des erhabenen Buddha vom Göttlichen durchdrungen; denn eben jene schrankenlose Liebe, jenes unbegrenzte Mitleid ist Gott; ist das Ureine, das Erste und Letzte, der Grund und das Ziel, von dem Buddha sagte: „Es gibt ein Ungeborenes, Ungewordenes, Ungeschaffenes, nicht von den Bildekräften Entstandenes, gäbe es nicht dieses Ungeborene, Ungewordene, Ungeschaffene, aus den Bildekräften Entstandene, so gäbe es auch keinen Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, aus den Bildekräften Entstandenen.“
Vivekánanda, der geniale Schüler Rámakrishnas, des größten Hindu-Heiligen
des vorigen Jahrhunderts, sprach von der Realisierung Gottes.
In der unendlichen Liebe, die Buddha lebt und verkündet, wird Gott
auf dieser Erde Wirklichkeit. Hier gilt das Johannes-Wort: „Gott ist die
Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“
(1. Joh. 4, 16). Eben deshalb, weil Buddha ganz durchdrungen war von
dem göttlichen Liebesgeheimnis in der Welt, konnte sich sehr rasch eine
[Seite 502]
theologische Spekulation an seine Verkündigung der Erlösung knüpfen.
„Die Wirklichkeit der Wirklichkeit“ (satyasya satyam), die „Grundordnung
der Weltordnungen“ (dharmánam dharmatá) ist „das Herz des großen
Erbarmens“ (mahá-karuna-cittam), das alle Geschöpfe ohne Ausnahme
mit väterlicher und mütterlicher Fürsorge umfaßt; es ist der Ur-Buddha,
der „vollkommene Ur-Buddha“. Gottes Wesen ist buddhahaft und umgekehrt,
alle Lebewesen tragen diese Buddha-Natur in sich und sind bestimmt, selbst
Buddha zu werden. Die Buddha-Natur entfalten, Buddha werden, ist
nichts anderes als „Gott realisieren“.
Die in persönlichen Bildern sich bewegende israelitische und christliche Botschaft spricht vom Kommen der Königsherrschaft Gottes, von der Ausbreitung des Reiches Gottes als des Reiches Gottes der Wahrheit und Liebe. Beides ist im Grunde dasselbe. Jesu Reich-Gottes-Predigt und Buddhas Erlösungs-Predigt haben dasselbe grandiose Ziel: die Verwirklichung Gottes, die Realisierung der Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe in der unvollkommenen, von Leid und Sünde, Lüge und Dämonie erfüllten Welt. Das große Segensgebet: „Alle Lebewesen seien beglückten Herzens“, wird als das buddhistische Vater-Unser bezeichnet; dieses hat in der Tat keinen anderen Sinn als das christliche Vater-Unser, dessen Zentralbitte lautet: „Dein Reich, Deine Königsherrschaft komme“.
Wie die Erlösungsbotschaft Buddhas mit Jesu Reich-Gottes-Botschaft sich trifft, so die buddhistische Meditation der Liebe mit dem universalen christlichen Fürbittgebet. Diese Liebe kann ebenso wie die Liebe Laotzús und Mo-tis nicht besser gekennzeichnet werden als durch die johanneischen Worte: „Niemand hat Gott je gesehen; so wir uns untereinander lieben, bleibt Gott in uns, und Seine Liebe ist vollkommen in uns“ (1. Joh. 4, 12).
Schon Marco Polo, der große Asienreisende des Mittelalters, war von der Gestalt Buddhas so tief berührt, daß er erklärte: „Wäre Buddha ein Christ gewesen, so wäre Er ein großer Heiliger unseres Herrn Jesu Christi geworden“. Als ich vor fünf Jahren die Stätte der Geburt Buddhas in Lumbini, im heutigen Nepal, besuchte, konnte ich nicht anders, als mich vor der Erinnerungssäule, die König Ashoka gesetzt hatte, niederknien und Gott danken für den Strom der Liebe, der von diesem erwählten und begnadeten, diesem wahrhaft vollkommen Erleuchteten über Asiens Völker sich ergossen hat.
Nur durch die Rückkehr zu dieser Verkörperung der göttlichen Liebe können jene Völker des Ostens, die heute von Parolen des Hasses aufgepeitscht werden, und mit ihnen die ganze Menschheit zur Ruhe, zum Frieden, zum Heil gelangen. Um sie dahin zu führen, hat Buddha, nachdem Er erleuchtet ward unter dem Feigenbaum, auf die eigene unberührte Stille verzichtet und ist aus Liebe zu den Wesen, die ohne seine Botschaft nicht das Heil finden könnten, ausgezogen, hat eine große Gemeinde gegründet und jahrzehntelang die Botschaft von der Liebe verkündet.
- „Zum Heil vieler Wesen, zum Glück vieler Wesen, aus Mitleid mit der Welt, zum Wohle, zum Heile, zum Glück der Götter und Menschen.“
Nachrichten aus der Bahá’í-Welt[Bearbeiten]
Ende des vergangenen Jahres fand auf der zweitgrößten der japanischen Inseln, auf Hokkaido, erstmals eine Lehrkonferenz statt, an der zahlreiche Angehörige der Ainu-Bevölkerung, eines alten japanischen Volksstammes, teilnahmen. Shoghi Effendi, der erste Hüter des Bahá’í-Glaubens, hatte vor Jahren die japanischen Bahá’í aufgefordert, den Glauben unter den Ainus zu lehren, um diese zu befähigen, selbst ihrem Volk das neu geoffenbarte Wort Gottes zu vermitteln. Diese Arbeit hatte reife Frucht getragen, wie heute mit Freude vermerkt werden darf. Auch nach der jetzt veranstalteten Lehrkonferenz drängten ungezählte Ainus, mehr vom neuen Glauben zu erfahren.
- Ainu-Häuptling Moritake (rechts) mit Bahá’í aus USA und Japan.
- *
In Paraguay hat sich der erste Indianer als Bahá’í erklärt. Es ist ein Häuptling vom Stamme der Guarani. Seit November sind elf neue Zentren gegründet worden.
- *
In Caracas konnte im vergangenen Oktober erstmals eine Sommerschule veranstaltet werden. Drei Tage lang waren die Freunde aus ganz Venezuela beisammen, um die Lehren zu studieren. In jüngster Zeit konnte auch Bahá’í-Literatur in verschiedenen Eingeborenen-Sprachen übersetzt werden. Auch im Gebiet des Amazonas ist der Bahá’í-Glaube unter weiteren Indianerstämmen verbreitet worden.
- Einige der ersten Bahá’í vom Stamme der Piaroa im Gebiet des Amazonas-Stroms.
180 amerikanische Indianer waren kürzlich Gast einer Bahá’í-Lehrkonferenz, die in Oklahoma/USA stattfand. Dabei wurden in verschiedenen Sprachen Gebete gesprochen.
- *
- In Teheran, Iran, wurde dieser Neubau für die Sommerschulen in Benutzung genommen.
Die Bahá’íi in Marokko konnten im letzten Jahr ihre
erste Sommerschule veranstalten. Eine Woche lang waren die Teilnehmer
in einer Farm zusammengekommen, die einer der persischen Freunde in
einem Vorort der Stadt Meknes besitzt. Zwei wichtige
Ereignisse machten diese erste Sommerschule besonders bedeutsam:
Einmal konnten ihr drei jener marokkanischen Bahá’í-Freunde beiwohnen,
die vor zwei Jahren wegen ihres Glaubens schwere Haft erlitten hatten;
zum andern konnten alle Vorträge, mit einer Ausnahme, von einheimischen
Bahá’í gehalten werden. Einige der behandelten Themen betrafen die
Geschichte des Glaubens, die Bahá’í-Verwaltungsordnung und vergleichende
Religionsgeschichte. Diese erste Sommerschule hat die marokkanischen
Freunde ermutigt, künftig weitere Schulen, auch im Winter, zu
veranstalten.
- Ein Teil der in Meknes, Marokko, zusammengekommenen Bahá’í.
NEU AUF UNSEREM Büchertisch[Bearbeiten]
William Sears, „Dieb in der Nacht, oder der merkwürdige Fall vom nicht erschienenen tausendjährigen Reich“, Bahá’í-Verlag GmbH, Frankfurt/Main 1964/121, Paperback 312 S., DM 6.70.
Das Buch, dessen englisches Original bereits in Heft 5/Juli 1961, Seite 128, der „BAHA’I-BRIEFE“ kurz besprochen wurde, liegt nun in deutscher Übersetzung vor. Nachdem von der englischen Ausgabe in kurzer Zeit mehrere Auflagen zu drucken waren, steht zu erwarten, daß auch die deutsche Fassung bei einem breiten Publikum auf lebhaftes Interesse stoßen wird.
„Dieb in der Nacht“ ist die wie ein Detektivbericht geschriebene Geschichte eines Journalisten, der aus innerem Antrieb, angeregt durch eine Diskussion über die zugkräftigsten Schlagzeilen, zunächst den Anfängen des Adventismus in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, besonders in Amerika, nachgeht und dann Hunderte von Prophezeiungen aus der Bibel, aber auch den heiligen Schriften anderer Hochreligionen, prüft und systematisch ordnet, um sie schließlich allesamt in der Bábí- und Bahá’í-Geschichte erfüllt zu finden.
So sehr das Buch somit sein Schwergewicht in der Erklärung von Prophezeiungen hat, versäumt es der Verfasser dennoch nicht, darauf hinzuweisen, daß diesen nur eine untergeordnete Rolle zukommt: „Als ich später den Glauben von Bahá’u’lláh annahm, entdeckte ich, daß der Prophezeiung viel weniger Gewicht beigelegt wird als der Logik und Vernunft. Aber so bemerkenswert waren diese Ereignisse und so erstaunlich die unleugbare Erfüllung der Prophezeiung, daß ich es für ein Unrecht hielt, diese Tatsachen der Öffentlichkeit vorzuenthalten“ (S. 277).
Getreu dem Christuswort: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, vergleicht Sears mit forschendem Blick das Wirken und die Lehren Bahá’u’lláhs wie auch die Entfaltung der Gemeinschaft Seiner Anhänger mit der biblischen Prophetie, um unschwer die daraus abgeleiteten „Beweise“ für die Gestalt und Herkunft des neuen Gottgesandten zu untermauern. „Der fordernde Ruf“ — ist das letzte Kapitel des Buches überschrieben: Sears läßt die Spannungen und Abgründe im heutigen Leben der Menschheit vor dem Leser passieren, um immer wieder in die erlösenden Lehren und Gebote Bahá’u’lláhs überzuleiten. Einprägsam ist auf den letzten beiden Seiten das Gleichnis von einem Vater und seinem kleinen Sohn, die in einer Hütte hoch in den Bergen übernachten: Früh am Morgen färbt die Sonne die Berggipfel blutig rot; die Wärme ihrer Strahlen löst den Schnee in den höchsten Lagen, und donnernd poltern Lawinen zu Tal. Zu Tode erschrocken, rüttelt der Sohn seinen Vater wach: „Wach’ auf, die Welt geht unter!“ Der Vater kennt die Zusammenhänge und beruhigt seinen Sohn mit den Worten: „Nein, Kind, es ist der Anbruch eines neuen Tages.“
Das Buch ist so lebendig und spannend geschrieben, daß man es kaum aus der Hand legen kann, ehe es zu Ende gelesen ist.
- P.M.
Walter Dirks, „Das schmutzige Geschäft? Die Politik und die Verantwortung der Christen“, Walter-Verlag AG, Olten und Freiburg i. Br. 1964, 270 Seiten, Leinen DM 20,—
In den Vorträgen und Aufsätzen dieses bedeutenden katholischen Publizisten findet sich mancher Ansatz zu einem Durchbruch des christlichen Bewußtseins im Bereich des Gesellschaftlichen etwa von derselben Art, wie ihn Teilhard de Chardin im Bereich des Eschatologischen vollzogen hat, Die eigentliche Herausbildung neuer, dynamischer und zukunftsweisender Gedanken allerdings setzt hier mehr voraus als auf erkenntnistheoretischem und metaphysischem Gebiet. Im Feld des Politischen treten die Widersprüche des modernen christlichen Denkens am deutlichsten zutage.
Bei Dirks ist etwas zu viel und zu schematisch-formelhaft von „dem Bösen“ die Rede. Einfache Gemüter unter den Lesern könnten — wider ihren guten Willen — leicht in den Fehler verfallen, Gegner zu verteufeln, wenn das Böse so sehr als konkrete Größe hingestellt wird. Bis zur Erkenntnis, daß Böses durch Gutes überwunden werden kann und muß, ist noch ein weiter Schritt, hat man doch im christlichen Bewußtsein hinter die Aussage von der Erziehbarkeit des Menschen ein großes Fragezeichen gesetzt. In dem ganzen Buch wird das Thema „Erziehung“ kaum einmal angeschlagen. Wie aber sollen positive Gedanken auf guten Boden fallen, sich vertiefen, wachsen und Frucht tragen, wenn sie nicht kultiviert werden?
Es würde zu weit führen, die vielseitigen Konzeptionen des Buches nachzuzeichnen. Stichworte müssen genügen: Gleich im Vorwort hebt Dirks darauf ab, wie sich „das Schicksal der ganzen Menschheit aufs Politische hin zuspitzt“, daß „das, was man früher ‚Außenpolitik‘ nannte... , sich immer mehr in ‚Welt-Innenpolitik‘ verwandelt“, daß wir vor einer „Alternative zwischen dem atomaren Weltbürgerkrieg und der Welt-Förderation“ stehen (S. 7). Viele fruchtbare Gedanken in dieser Richtung klingen an, aber leider kommt Dirks nicht zu einer Gesamtkonzeption. Immerhin betont er die „allgemeine politische Interdependenz“ und „und wie sehr alle darauf angewiesen sind, daß möglichst viele Menschen aller Zonen die allgemeine Solidarität erkennen und ihren Beitrag zur Überwindung der zerstörerischen Anarchie leisten“ (S. 29). An die Einheit der Menschheit und ihren unumgänglich notwendigen Vollzug im Sinne des Heilsplans Gottes zu glauben, hieße den „letzten Akt der Weltgeschichte“ näher konkretisieren, als man es sich von der christlichen Plattform aus erlauben kann.
- *
Die Auseinandersetzung mit dem Marxismus nimmt einen breiten
Raum ein. Dirks betont zunächst, wie „wesentlich christlich“ der „Akt
der Gleichsetzung ... .. mit dem (proletarischen) Nächsten“ (S. 85) ist, den
Karl Marx vollzogen hat. Man mag einwenden, daß es eher die gedankliche
Folgerichtigkeit eines Philosophen war, der automatische Gesetzmäßigkeiten
in der sozialgeschichtlichen Entwicklung entdeckt zu haben glaubte.
Dirks weist auf die Verwandtschaft Marxens zu Kierkegaard hin, vor
allem aber unterstreicht er die von Christen und Marxisten gleicherweise
[Seite 507]
vollzogene „Wendung gegen den Idealismus, eine Kampfgemeinschaft gegen
einen gemeinsamen Gegner“, der mit der „In-Eins-Setzung von Gott und Welt“,
der „Vergöttlichung der Schöpfung“, der „Entthronung des persönlichen Gottes
durch die Idee“ und der „Usurpation des Kreuzes ..... eine hoch verfeinerte
Form des Ungehorsams und auch der menschlichen Überheblichkeit“ bedeute,
„trotz der Größe und Tiefe, welche diesem Denken zugesprochen
werden muß“ (S. 87).
Es wird dargelegt, daß die wesentlichen Begriffe des Marx’schen Denkens — „Freiheit“, „Produktivität“ usw. — nicht materieller, sondern geistiger Natur sind. Die eigentliche Blindheit von Marx liege in seinem Unglauben, darin, daß er den Heiligen Geist nicht kenne. „Marx dringt nicht zu der Erkenntnis von dem absoluten Wert jeder einzelnen Person vor...“
Aber nicht nur in der Schau auf „die absolute Erfüllung im Reich der sozial entfalteten Freiheit“ sieht Dirks bei Marks Parallelen zum christlichen Denken, sondern auch in seiner „religiösen Glut“ und seiner „Anerkennung des absoluten Anspruchs“. Der Verfasser steht nicht an, die Konsequenz aus dem sozialpolitischen Versagen des christlichen 19. Jahrhunderts zu ziehen: „In den Irrtum verfielen die Marxisten, die größere Schuld hatten die Christen“ (S. 107).
Damit sollte nur als Beispiel einer von vielen Leitgedanken verfolgt werden. Jede Seite des Buches bietet eine Fülle neuer und
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Die Preisgabe des messianischen Gedankens im Christentum
Der alte messianische Gedanke, in dem auch Jesus gelebt hatte, der Gedanke von den kommenden Tagen, von dem verheißenen Reiche, findet... im romantischen Erlösungsglauben seinen deutlichen Gegensatz, Zuversicht auf den Sinn der Mühen ist der eine, Verlangen nach der geschenkten Habe ist der andere. In Paulus hatten die beiden Ideen, die alttestamentliche und die romantische, miteinander gekämpft; er lebte in dem Neuen seines Glaubens und war doch von seinem jüdischen Erbe noch innig erfüllt, und dieser innere Streit hatte wiederum den Zwiespalt in seine Gedankenwelt gebracht...
Unter den geistigen Folgen des kirchlichen Sieges der Romantik ist es eine der bedeutungsvollsten oder, wenn man will, der verhängnisvollsten, daß die messianische Idee, von der das Christentum hergekommen war und die ihm die Benennung gegeben hatte, nunmehr in ihm zurückgedrängt und geschichtlich aufgehoben worden ist. An die Stelle des Reiches Gottes auf Erden, dieses alten, biblischen Ideals, ist hier das Reich der Kirche getreten, diese romantische civitas Dei.
- Leo Baeck
- (jüdischer Religionsphilosoph, 1873-1956)
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[Seite 508]
wiederbelebter Begriffsbeziehungen. Mit dem durchweg spürbaren Bemühen,
Tore zu öffnen und zur Kommunikation anzuregen — einem Bemühen,
das offensichtlich aus tiefstem, gläubigen Verantwortungsbewußtsein
kommt — hat Dirks mehr Anspruch auf Gehör als tausend lautstarke
Demagogen.
Trotz aller Offenheit aber reicht der Blick nicht sehr weit über die Grenzen des Abendlands hinaus, ist das ptolemäische System des christlichen Denkens noch nicht nachhaltig aufgebrochen, der Ausschließlichkeitsanspruch noch nicht in einem größeren Konzept von der Bedeutung des Christusgeistes aufgegangen. Hinter den „geöffneten Toren“ finden sich geschlossene Sperrgitter, die ebenfalls beiseitegeschoben werden müssen, weil sie weder von draußen noch von drinnen übersprungen werden können.
Ist es denn so schwer zu erkennen, daß die ersten Bitten des Vater-Unsers zugleich eine handfeste Verheißung sind: „Dein Reich komme, Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“? Wie könnte Jesus in seiner Alliebe gelehrt haben, um etwas zu bitten, was niemals in Erfüllung ginge? Kann man länger übersehen, daß die Anhänger aller Religionen auf eine verheißene Wiederkehr warten, daß der Heilsplan Gottes, wie er sich in der Bibel (und nicht nur dort) konkretisiert, weit über den jüdisch-christlichen Offenbarungskreis hinausreicht, daß der Islam eine Weiterentwicklung der Religion Gottes ist, nach der erhabenen „sommerlichen“ Fülle des Christentums sozusagen eine Zusammenfassung des Wesentlichsten, eine „Bevorratung“ für die Winterstürme der Endzeit?
Und wenn das keine „Endzeit“ ist, die Zeit, in der wir leben — wie apokalyptisch muß es denn noch kommen, bis wenigstens jene, die sich für religiöse Menschen halten, alle vorgefaßten, anerzogenen Meinungen aufgeben und sich auf die Suche machen? Kann man sich vorstellen, daß Gott die Menschheit in der schwersten Stunde ihrer Geschichte im Stich gelassen habe? Sicherlich ist Er wiedergekommen, für manche, die die Augen dafür haben, „in der Herrlichkeit des Vaters“, für andere „wie ein Dieb in der Nacht“. Und sicherlich hat er uns in der Fülle seiner Lehren auch gute Regeln für unser politisches und soziales Zusammenleben gebracht.
- Peter Mühlschlegel
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