Bahai Briefe/Heft 15/Text

Aus Bahaiworks
Wechseln zu:Navigation, Suche

[Seite 355]


BAHÁ'I-

BRIEFE


BLÄTTER FÜR

WELTRELIGION UND

WELTBEWUSSTSEIN



AUS DEM INHALT:


Die Einheit der Offenbarer Gottes

Was sagt die Wissenschaft über die Bahá’í-Religion?

Der „stumme Lehrer“ von Langenhain

Das Judentum

Professor Paul Tillich in Stuttgart


JANUAR 1964 HEFT 15

D 20 155 F

[Seite 356] [Seite 357]



‘Abdu’l-Bahá

Die Einheit der Offenbarer Gottes[Bearbeiten]

Ansprache in New York am 16. Juni 1912


Dies ist eine erhabene Andachtsstätte, eine edle Gemeinde, denn — Gott sei gelobt — es ist ein Gotteshaus, in dem Überzeugungen und Ansichten frei geäußert werden können. Jede Religion, jede gläubige Sehnsucht kann hier frei verkündet und ausgedrückt werden. Wie in der Welt des Politischen, so sollte auch in der Welt der Religion das Recht der uneingeschränkten persönlichen Überzeugung herrschen. Seht, welch großer Unterschied besteht zwischen moderner Demokratie und den alten Formen des Despotismus. In der Diktatur sind die Menschen in ihren Meinungen nicht frei, jede Entwicklung wird erstickt; in der Demokratie hingegen herrscht umfassender Fortschritt, weil Gedanken und Rede nicht beschränkt sind. Wo immer sich die Freiheit der Überzeugung, die Freiheit der Gedanken und das Recht der freien Meinungsäußerung durchgesetzt haben, das heißt, wo jeder nach eigenem Belieben seiner Auffassung Ausdruck verleihen kann, sind Entwicklung und Wachstum unausbleiblich. Darum ist dies hier eine gesegnete Kirche. Ihre Kanzel steht jeder Religion zur Verfügung; jede kann ihre Ideale in Offenheit und Freiheit darlegen. Dafür bin Ich auch dem hochwürdigen Herrn Pfarrer überaus dankbar. Ich betrachte ihn in der Tat als einen Diener an der Einheit der Menschheit.

Die heiligen Manifestationen, Die die Quellen oder Gründer der verschiedenen religiösen Systeme waren, sind in Ihrer Absicht und in Ihren Lehren eins und stimmen miteinander überein. Seine Heiligkeit Abraham, Moses, Zarathustra, Buddha, Jesus, Muhammad, der Báb und Bahá’u’lláh sind eins in Ihrem Geist und in Ihrer Wirklichkeit. Überdies erfüllt jeder Prophet die Verheißung Dessen, Der Ihm vorausgegangen war; auch kündete Jeder von Ihnen Denjenigen an, Der Ihm nachfolgen werde. Seht, wie Seine Heiligkeit Abraham das Kommen von Moses voraussagte, und wie Moses die Angaben Abrahams verkörperte. Seine Heiligkeit Moses prophezeite den Zeitabschnitt des Messias, und Seine Heiligkeit Christus erfüllte das Gesetz Mose. Es ist deshalb einleuchtend, daß die heiligen Manifestationen, Die die Religionssysteme begründeten, vereint sind und übereinstimmen; zwischen Ihren Sendungen und Lehren kann nicht unterschieden werden. Sie alle strahlen die Wirklichkeit wider und verkünden die Religion Gottes. Die Religion Gottes ist die Wirklichkeit, und die Wirklichkeit ist nicht vielschichtig, sondern eins. Deshalb sind die Grundlagen der Religionssysteme eins: Alle gehen von der unteilbaren Wirklichkeit aus. Die Anhänger dieser Systeme jedoch sind uneins geworden. Zwietracht, Streit und Krieg haben sich zwischen ihnen erhoben, denn sie haben die Grundlage verlassen und sich an das gehalten, was nur Nachahmung und äußere Form ist. Da diese Nachahmungen voneinander [Seite 358] abweichen, sind Streit und Feindschaft entstanden. So hat zum Beispiel Seine Heiligkeit Jesus Christus — möge Mein Geist ein Opfer für Ihn sein — die Grundlage ewiger Wirklichkeit gelegt, aber nach Seinem Hinscheiden sind viele Sekten und Spaltungen in der Christenheit aufgetreten. Wie ist es dazu gekommen? Zweifellos gehen diese Spaltungen auf dogmatische Nachahmungen zurück, sind doch die Grundlagen, die Christus gelegt hat, die Wirklichkeit selbst, innerhalb deren es keine Abweichungen gibt. Wo immer Nachahmungen in Erscheinung traten, bildeten sich Sekten und Konfessionen.

Wenn die Christen aller Richtungen und Konfessionen die Wirklichkeit erforschen, werden die Grundlagen Seiner Heiligkeit Christi sie zusammenführen. Keine Feindschaft, kein Haß werden zurückbleiben; denn sie werden unter der Führung der Wirklichkeit selbst stehen. Genauso ist es im großen Maßstab: Wenn sich alle bestehenden Religionssysteme von vorväterlichen Nachahmungen abwenden, die Wirklichkeit erforschen und die wahre Bedeutung der heiligen Bücher zu ergründen suchen, werden sie sich vereinen und auf derselben Grundlage, der Wirklichkeit, übereinstimmen. Solange sie jedoch verfälschten Lehrsätzen oder Nachahmungen statt jener Wirklichkeit anhängen, werden Feindseligkeit und Uneinigkeit fortbestehen und sich noch vermehren.


Christus und die Juden

Laßt mich dies an einem Beispiel schildern. Seine Heiligkeit Moses und die Propheten Israels sagten das Kommen des Messias vorher, aber sie drückten sich in einer Symbolsprache aus. Als Seine Heiligkeit Christus erschien, verwarfen Ihn die Juden, obwohl sie Seine Offenbarung erwartet und in ihren Synagogen laut gefleht und gerufen hatten: „O Gott, beschleunige das Kommen des Messias!“ Warum lehnten sie Ihn ab, als Er Sich offenbarte? Weil sie urväterlichen Formen und Auslegungen nachfolgten und vor der Wirklichkeit Christi blind waren. Die inneren Bedeutungen der heiligen Bibel waren ihnen nicht aufgegangen. Laut schleuderten sie Ihm ihre Einwände entgegen und sagten:

„Wir erwarten Seine Heiligkeit den Gesalbten, aber Dessen Kommen hängt von der Erfüllung gewisser prophetischer Verkündigungen ab. Eines der Zeichen Seines Erscheinens ist, daß Er von einem unbekannten Ort kommen wird, wogegen der hier, welcher beansprucht, der Messias zu sein, aus Nazareth kommt. Wir kennen seine Heimat und seine Mutter. Zweitens: Eines der Zeichen, eine der Voraussetzungen des Messias ist, daß Sein Szepter ein Stab von Eisen sei; aber dieser Christus hat nicht einmal einen hölzernen Stock. Drittens: Er soll auf dem Throne Davids sitzen, wogegen dieser messianische König in äußerster Armut lebt und nicht einmal eine Sitzmatte hat. Viertens soll er den Osten und den Westen erobern; dieser Mensch hat kein einziges Dorf erobert. Wie kann er da der Messias sein? Fünftens: Er soll die Gesetze der Bibel verkünden. Dieser hier hat es nicht nur versäumt, die Gesetze der Bibel zu verkünden; er hat sogar das Gesetz des Sabbats gebrochen. Sechstens: Der Messias soll alle Juden zusammenführen, die in Palästina verstreut sind, und sie in Ruhm und Ehre wiedereinsetzen; aber dieser hat die Juden erniedrigt, statt sie zu erhöhen. Siebtens: Während Seiner Herrschaft sollen [Seite 359] selbst die Tiere Segen und Behagen genießen, denn nach den prophetischen Büchern soll Er in solch umfassendem Ausmaß Frieden schaffen, daß der Adler und die Wachtel zusammenleben, der Löwe und das Reh auf derselben Weide äsen, der Wolf und das Lamm auf derselben Au nächtigen. Im Reich des Menschen soll aller Krieg zu Ende sein; Speere sollen in Scheren umgeschmiedet werden und Schwerter in Pflugscharen. Nun sehen wir, daß am Tage dieses ‚Möchtegern-Messias‘ solches Unrecht herrscht, daß sogar er selbst dem zum Opfer fällt. Wie kann er da der verheißene Christus sein?“

Und so sprachen sie ruchlose Worte über Ihn.

Die Juden waren versunken in einem Meer urväterlicher Nachahmungen; deshalb konnten sie die Bedeutung dieser Prophezeiungen nicht begreifen. Alle Äußerungen der Propheten waren erfüllt, aber da sich die Juden hartnäckig an überkommene Auslegungen hielten, verstanden sie die inneren Bedeutungen der heiligen Bibel nicht; darum verleugneten sie Seine Heiligkeit Jesus Christus, den Messias. Der Sinn dieser prophetischen Worte war nicht die äußere, buchstäbliche Bedeutung, sondern sie hatten eine innere, symbolische Bewandtnis. Zum Beispiel war vorausgesagt, der Messias werde von einem unbekannten Orte kommen. Dies bezog sich nicht auf den Geburtsort des stofflichen Körpers Jesu, vielmehr auf die Wirklichkeit Christi. Das will besagen, die Christuswirklichkeit sollte aus dem Reich des Unsichtbaren erscheinen; denn die göttliche Wirklichkeit Christi ist erhaben und geheiligt über den Raum.

Sein Schwert sollte ein Schwert von Eisen sein. Dies bedeutete Seine Zunge, die das Wahre vom Falschen scheiden sollte; mit diesem mächtigen Schwert sollte Er die Reiche der Herzen angreifen und erobern. Er eroberte nicht durch die stoffliche Macht eines eisernen Stabes; Er eroberte den Osten wie den Westen durch das Schwert Seines Wortes.

Er saß auf dem Throne Davids, aber Seine Herrschaft war nicht wie die eines Napoleon, noch war es das vergängliche Reich eines Pharao. Das Reich Christi ist immerwährend und ewig im Himmel des göttlichen Willens.

Mit Seiner Verkündigung der biblischen Gesetze war die Wirklichkeit des Gesetzes Mose gemeint. Das Gesetz vom Sinai ist die Grundlage der Wirklichkeit des Christentums. Christus verkündete es und gab ihm einen höheren, geistigen Ausdruck.

Er eroberte und unterwarf den Osten und den Westen. Sein Heerzug geschah durch den Odem des Heiligen Geistes, der alle Grenzen tilgte und über allen Horizonten erstrahlte.

An Seinem Tage sollten nach der Prophezeiung der Wolf und das Lamm aus derselben Quelle trinken. Dies wurde in Christus Wirklichkeit. Die Quelle, auf die sich diese Prophezeiung bezog, war das Evangelium, aus dem sich das Wasser des Lebens ergoß. Der Wolf und das Lamm sind feindliche und sich widerstreitende Rassen, die von diesen Tieren symbolisiert werden. Ihr Zusammentreffen, ihre Vereinigung war unmöglich gewesen; aber als sie an Jesus Christus glaubten, wurden sie, die früher wie Wölfe und Lämmer zueinander standen, durch die Worte des Evangeliums zusammengeschlossen. [Seite 360]

Was Ich damit sagen will ist, daß alle diese Prophezeiungen in Erfüllung gingen, aber da die Juden in urväterlichen Nachahmungen befangen waren und die wirkliche Bedeutung dieser Worte nicht erkannten, leugneten sie Seine Heiligkeit Christus und gingen so weit, Ihn zu kreuzigen. Seht nun, wie schädlich die Nachahmung ist. Es handelte sich um Auslegungen, die den Juden von ihren Vätern und Vorfahren überkommen waren, und da sie sich fest daran hielten, gingen sie leer aus.

Es ist klar, daß wir alle derartigen Nachahmungen und Glaubenssätze aufgeben müssen, damit wir nicht in denselben Irrtum verfallen. Wir müssen die Wirklichkeit erforschen, selbstsüchtige Vorstellungen ablegen und das Gerede anderer aus unseren Gedanken verbannen. Die Juden betrachteten Seine Heiligkeit Christus als den Feind Mose, während Er ganz im Gegenteil das Wort Mose förderte. Er verbreitete Mose Namen überall im Osten wie im Westen. Er verkündete die Lehren Mose. Wäre Seine Heiligkeit Christus nicht gewesen, ihr hättet nie den Namen Moses gehört, und ohne daß Sich Christus als der Messias offenbarte, hätten wir nie das Alte Testament aufgenommen.

Die Wahrheit ist, daß Seine Heiligkeit Christus das mosaische Gesetz erfüllte und Moses auf jede Weise erhöhte; aber die Juden, erblindet durch Nachahmungen und Vorurteile, betrachteten Ihn als den Feind von Moses.


Muhammad und die Christen

Eines der großen Religionssysteme der Welt ist der Islam. Etwa dreihundert Millionen Menschen folgen ihm nach. Seit mehr als tausend Jahren herrschen Feindschaft und Streit zwischen den Muslim und den Christen, und schuld daran sind Mißverständnisse und geistige Blindheit. Würden Vorurteile und Nachahmungen aufgegeben, es bestünde keinerlei Feindschaft mehr zwischen ihnen, und diese Hunderte von Millionen sich widerstreitender Gläubiger würden die Menschenwelt mit ihrer Einheit schmücken.

Ich möchte eure Aufmerksamkeit nun auf einen höchst bedeutsamen Punkt richten. Der ganze Islam betrachtet den Qur’án als das Wort Gottes. In diesem heiligen Buch findet man ausdrückliche Stellen — keine bloßen Überlieferungen — des Inhalts, daß Seine Heiligkeit Christus das Wort Gottes war, daß Er der Geist Gottes war, daß Jesus Christus in diese Welt kam durch den belebenden Odem des Heiligen Geistes, und daß die begnadete Maria, Seine Mutter, heilig und erhaben war. Ein ganzes Kapitel des Qur’án ist der Geschichte von Jesus gewidmet. Es berichtet, daß Er in Seiner Jugend im Tempel von Jerusalem Gott anbetete, daß zu Seiner Versorgung Manna vom Himmel herniederkam, und daß Er schon unmittelbar nach Seiner Geburt Worte äußerte. Kurz, im Qur’án findet sich eine Lobrede, ein Preisgesang auf Christus, wie man sie nicht einmal im Evangelium antrifft. Das Evangelium berichtet nicht, daß das Jesuskind bald nach Seiner Geburt sprach oder daß Gott Ihm Nahrung vom Himmel spendete; aber im Qur’án ist mehrere Male gesagt, daß Gott Tag für Tag für Ihn Manna als Nahrung sandte. Darüber hinaus ist es bedeutsam und überzeugend, wie Seine Heiligkeit Muhammad, als Er Seine Aufgabe und Sendung verkündete, Seinen Anhängern als erstes entgegenhielt: „Warum habt ihr nicht an Jesus Christus geglaubt? Warum habt ihr das Evangelium

(Fortsetzung Seite 362)


[Seite 361]



Der „stumme Lehrer” von Langenhain[Bearbeiten]

Das Haus der Andacht am Rande der kleinen Taunus-Gemeinde Langenhain ist, obwohl noch nicht ganz fertiggestellt, seit Monaten zu einem Anziehungspunkt für viele Interessierte geworden. Vor allem an den Wochenenden herrscht auf dem Tempelgelände ein reges Kommen und Gehen. Schon jetzt wird der Tempel seiner Rolle als „stummer Lehrer“ in hervorragender Weise gerecht; in Hunderten von Gesprächen durften die Bahá’í Menschen aus nah und fern mit dem neuen Glauben vertraut machen. — In den vergangenen Wochen ist im Haus die elektrische Fußbodenheizung verlegt worden; die Plattenleger haben ihre Arbeit aufgenommen. Die Treppen am Umgang sind angebracht. Unsere beiden Bilder zeigen den Tempel, wie er sich dem von Langenhain her kommenden Besucher präsentiert, bzw. vermitteln einen Eindruck von den Innenarbeiten.

Fotos: Bopp



[Seite 362] nicht angenommen? Warum habt ihr nicht an Moses geglaubt? Warum seid ihr nicht den Vorschriften des Alten Testaments gefolgt? Weshalb habt ihr die Propheten Israels nicht verstanden? Warum habt ihr nicht den Jüngern Christi geglaubt? Die erste Pflicht, die euch obliegt, o ihr Araber, ist, jene anzunehmen und ihnen zu glauben. Ihr müßt Moses als einen Propheten anerkennen. Ihr müßt Jesus Christus als das Wort Gottes annehmen. Ihr müßt das Alte und das Neue Testament als das Wort Gottes erkennen. Ihr müßt an Jesus Christus glauben als an das Werk des Heiligen Geistes.“

Sein Volk antwortete: „O Muhammad! Wir werden Gläubige werden, obwohl unsere Väter und Vorfahren Ungläubige waren und wir ihrer stolz sind. Sage uns, was aus ihnen werden wird.“

Muhammad erwiderte ihnen: „Ich sage euch, daß sie den niedersten Kreis der Hölle einnehmen, weil sie nicht an Moses und Christus geglaubt und die Bibel nicht angenommen haben; und obwohl sie Meine eigenen Vorfahren sind, weilen sie doch verzweifelt in der Hölle.“ Dies steht ausdrücklich im Qur’án; es ist keine Geschichte oder Überlieferung, sondern aus dem Qur’án selbst, der in den Händen des Volkes ist.

Daraus ist klar ersichtlich, daß es Unwissenheit und Mißverständnisse waren, die so viel Krieg und Streit zwischen den Christen und den Muhammadanern verursachten. Wollten beide Seiten die Wahrheit erforschen, die ihren religiösen Überzeugungen zugrundeliegt, dann wäre das Ergebnis Einheit und Übereinstimmung. Streit und Verbitterung würden ein für alle Male verschwinden, die Menschenwelt könnte Ruhe und Frieden finden. Überlegt, daß es zweihundertfünfzig Millionen Christen und dreihundert Millionen Muslim gibt. Wieviel Blut ist auf ihren Wegen geflossen! Wieviele Nationen wurden verwüstet! Wieviele Kinder verloren den Vater! Wieviele Eltern beweinten den Verlust von Kindern und lieben Verwandten! Schuld an alledem waren Vorurteile, Mißverständnisse, das Nachbeten vorväterlicher Überzeugungen, ohne daß die Wirklichkeit erforscht worden wäre. Wären die heiligen Bücher richtig verstanden worden, wäre es nie zu dieser Zwietracht und diesem Elend gekommen; stattdessen hätten Liebe und Kameradschaft die Oberhand gewonnen. Dies gilt für alle anderen Religionen in derselben Weise. Die Verhältnisse, die Ich schilderte, treffen auf alle in gleichem Maße zu.

Die göttlichen Manifestationen ebneten den Weg zu Kameradschaft und Liebe. Sie sind nicht gekommen, Uneinigkeit, Streit und Haß in der Welt zu stiften. Die Religion Gottes ist die Ursache der Liebe; wenn sie stattdessen die Quelle der Feindschaft und des Blutvergießens wäre, würde man besser ohne sie auskommen, denn dann wäre sie teuflisch, schädlich und ein Hindernis für die Menschenwelt geworden.


Die Sendung Bahá’u’lláhs

Im Orient lebten die verschiedenen Völker und Nationen in einem Zustand des Kampfes und des Widerstreits; sie erzeigten einander grimmen Haß und Feindschaft. Dunkel umfing die Welt der Menschheit. Zu solcher Zeit erschien Bahá’u’lláh. Er beseitigte alle die Nachahmungen und Vorurteile, die zu Trennung und Mißverständnis geführt hatten, und legte [Seite 363] die Grundlage der einen Religion Gottes. Als dies vollendet war, fanden sich Muslim, Christen, Juden, Zoroastrier und Buddhisten vereint in wirklicher Kameradschaft. und Liebe. Die Seelen aus allen Völkern, die Bahá’u’lláh folgten, sind zu einer Familie geworden; in Einverständnis und Eintracht leben sie miteinander, und jeder von ihnen ist bereit, sein Leben für die andern zu opfern. Der Muslim würde sein Leben für den Christen geben, der Christ für den Juden, und alle zusammen das ihre für den Zoroastrier. Sie leben zusammen in Liebe, Kameradschaft und Einheit. Sie haben die Wiedergeburt im Geiste Gottes erlangt. Sie sind neu belebt, neu geschaffen worden durch den Odem des Heiligen Geistes. Gelobt sei Gott!

Dieses Licht ist im Osten erschienen, und am Ende wird es keine Zwietracht und Feindschaft im Orient mehr geben. Durch die Macht Bahá’u’lláhs werden alle vereint werden. Im Gefängnis errichtete Er dieses Banner der Einheit. Dem Bannfluch zweier Könige unterworfen, ein Flüchtling vor Seinen Feinden aus allen Völkern schrieb Er in den Tagen Seiner langen Gefangenschaft an die Könige und Herrscher der Welt in Worten von wunderbarer Beredsamkeit. Er zog sie streng zur Rechenschaft und rief sie unter das göttliche Banner der Einheit und der Gerechtigkeit. Er ermahnte sie zu Frieden und internationaler Verständigung und erlegte ihnen die Pflicht auf, ein internationales Schiedsgericht zu schaffen. Alle Nationen und Regierungen der Welt sollen Abgeordnete für einen Kongreß der Nationen wählen, der seinerseits ein weltumspannendes schiedsrichterliches Haus der Gerechtigkeit bilden muß, um internationale Streitigkeiten zu schlichten. Er schrieb an Königin Victoria von Großbritannien, an den Zaren von Rußland, an den Kaiser von Deutschland, an Napoleon III. von Frankreich und andere, und rief sie auf zu Welteinheit und Frieden. Durch himmlische Macht war Er befähigt, diese Ideale im Orient zu verbreiten. Könige konnten Ihm nicht widerstehen. Sie mühten sich, Sein Licht auszulöschen, bewirkten jedoch nur, daß dessen Stärke und Leuchtkraft wuchs. Im Gefängnis behauptete Er Sich gegen den Sháh von Persien und den Sultán der Türkei; Er verbreitete Seine Lehren, bis Er das Banner der Wahrheit und der Einheit der Menschheit fest gegründet hatte.

Ich war mit Ihm vierzig Jahre lang ein Gefangener, bis schließlich die Jungtürken vom Ausschuß für Vereinigung und Fortschritt die Gewaltherrschaft des ‘Abdu’l-Hamíd überwanden, ihn entthronten und die Freiheit proklamierten. Dieser Ausschuß befreite Mich von Tyrannei und Unterdrückung; sonst wäre Ich im Gefängnis geblieben bis an das Ende Meiner Tage. Was Ich sagen will ist, daß Bahá’u’lláh vom Gefängnis aus die Macht hatte, die Grundlagen des Friedens zu verkünden und zu errichten, obwohl zwei despotische Könige Seine Feinde und Unterdrücker waren. Der König von Persien, Nasiri’d-Din Sháh, hatte zwanzigtausend Bahá’í getötet, Märtyrer, die ihr Leben in völliger Loslösung willig und freudig für ihren Glauben opferten. Zwei mächtige, tyrannische Könige konnten einem Gefangenen nicht widerstehen; dieser Gefangene hielt das Banner der Menschlichkeit hoch und schuf Verständigung und Einheit unter dem Volk des Orients. Nur die, welche Bahá’u’lláh nicht gefolgt sind, leben heute im Osten in Gegensätzen und Feindseligkeiten. [Seite 364]

Die Menschen in den verschiedenen Nationen, die Ihn als das Banner göttlicher Führung angenommen haben, erfreuen sich eines Zustands wahrer Kameradschaft und Liebe. Wenn ihr in eine Versammlung des Ostens kämet, ihr könntet nicht mehr unterscheiden zwischen Christen und Muslim; ihr würdet nicht erkennen, wer Jude, Zoroastrier oder Buddhist war, so völlig wurden sie verbrüdert und in ihren religiösen Streitigkeiten ausgesöhnt. Sie vereinigen sich in höchster Liebe und Geistigkeit, als ob sie zu einer Familie gehörten und ein Volk wären.


Aufzeichnungen von Esther Foster, entnommen aus „The Promulgation of Universal Peace“, Vol. I, p. 192 ff., Chicago 1921/22; deutsch von Peter Mühlschlegel.



—————
Die Stufe der Offenbarung
Ich bin der erste Punkt, aus welchem alle erschaffenen Dinge erzeugt worden sind. Ich bin das Antlitz Gottes, dessen Glanz niemals verdunkelt werden kann, das Licht Gottes, dessen Glanz niemals verblassen kann ... Alle Himmelsschlüssel hat Gott in Meine Rechte zu legen beliebt, und alle Höllenschlüssel in Meine Linke... Ich bin einer der Stützpfeiler des Urwortes Gottes. Wer immer Mich erkannt hat, hat alles erkannt, was wahr und recht ist, und alles erreicht, was gut und schicklich ist... Der Stoff, aus dem Gott Mich erschaffen hat, ist nicht der Lehm, aus dem andere geformt worden sind. Er hat Mir verliehen, was weder die Weltklugen je erfassen noch die Gläubigen je entdecken können.
Al Báb
(Aus dem Sendschreiben an Muhammad Sháh, zitiert in Shoghi Effendi, „Der verheißene Tag ist gekommen“, Sonne der Wahrheit, 18. Jg. 1948, S. 197).
—————



[Seite 365]



Was sagt die Wissenschaft über die Bahá’í-Religion?

Der Báb[Bearbeiten]

Trotz aller Bemühungen um Objektivität fällt es den deutschsprachigen Konversationslexika und fachwissenschaftlichen Nachschlagewerken immer noch schwer, zu einem einigermaßen zutreffenden Bild der Bahá’í-Religion und ihrer Bedeutung zu gelangen. Wir veröffentlichen deshalb in diesem Heft und den folgenden vom Verfasser überprüfte auszugsweise Übersetzungen der einschlägigen Artikel der „Encyclopaedia of Islam — New Edition“ (Leyden/London, seit 1954) mit freundlicher Genehmigung der Verlage. Die Transkription orientalischer Namen und Bezeichnungen wurde in die Bahá’í-Schreibweise geringfügig umgeändert.
D. Red.


Báb, eine Bezeichnung, die besonders berühmt wurde durch Siyyid ‘Alí Muhammad aus Shíráz, den Gründer der neuen Religion der Bábi und, den Bahá’í zufolge, Vorläufer des neuen Gottgesandten Bahá’u’lláh. Der Báb wird von seinen Anhängern auch Nuqtiy-i-Ûlá („der erste Punkt“) oder Hadrat-i-A’lá („die erhabenste Gegenwart“) genannt.

Siyyid ‘Alí Muhammad wurde am 1. Muharram 1235 (20. Oktober 1819) in Shíráz als Sohn eines Kaufmanns geboren. Bereits früh ein Waise, kam er unter die Obhut eines Onkels mütterlicherseits, Áqá Siyyid ‘Alí. Im Alter von etwa 19 Jahren wurde er nach Búshihr geschickt, um dort Handel zu treiben. Dort widmete er sich ernsthaft religiösen Studien, wie er dies bereits zuvor seit seiner Kindheit getan hatte. Auf einer Pilgerreise nach Karbilá 1) traf er mit Siyyid Kázim-i-Rashtí zusammen, dem Oberhaupt der religiösen Bewegung der Shaykhí2), der ihm ungewöhnlich hohe Beachtung schenkte. Siyyid Kázim starb Ende des Jahres 1259 (Dezember 1843); vor seinem Tod sandte er seine Schüler in alle Teile Persiens, den erwarteten Mahdí, den Sáhibu’z-Zamán („Herrn des Zeitalters“) zu suchen, der sich nach seinen Voraussagen binnen kurzem offenbaren sollte. Einer dieser Schüler, Mullá Husayn aus Bushrûyih, der in Shíráz angelangt war und sich stark zu dem jungen ‘Alí Muhammad hingezogen fühlte, war der erste, der ihn als das „Tor“ zur Wahrheit und den Schöpfer eines neuen prophetischen Zyklus anerkannte; der Báb hatte ihm nämlich in der Nacht des 5. Jumádá 1260 (23. Mai 1844) zufriedenstellend und ausführlich seine Fragen beantwortet und in seiner Gegenwart mit erstaunlicher Geläufigkeit die Súrih von Joseph (Qur’án 12) erklärt, wobei er mit melodischer Stimme die Niederschrift begleitete. Diese Erklärung der Súrih von Joseph ist den Bábi bekannt unter dem Namen Qayyúmu’l-Asmá und gilt als das „geoffenbarte“ Werk des Báb ...

Im Sommer des Jahres 1844 scharte der Báb, der die korrupten schiitischen Mullá und Mujtahid mit deren eigenen Waffen angriff, rasch eine Anzahl Schüler um sich, von denen er die ersten 18 als Hurúfatu’l-Hayy („Buchstaben des Lebendigen“) bezeichnete. Nachdem der Báb im Herbst diese „Buchstaben des Lebendigen“ ausgesandt hatte, seine Sendung in den verschiedenen Provinzen Persiens zu verbreiten, trat er eine Pilgerfahrt [Seite 366] nach Mekka an. Diese Reise ließ jedoch eine schlechte Erinnerung bei ihm zurück, wie aus verschiedenen Stellen des Bayán hervorgeht, in denen er vom Schmutz und Durcheinander des Schiffes, von der Unmoral der streitsüchtigen und gewalttätigen Pilger spricht. Nach seiner Rückkehr im Frühjahr 1261 (1845) lösten seine Predigten und öffentlichen Erklärungen in Shíráz Schwierigkeiten aus, zumal der Báb auf der Reise ein weiteres Buch, Sahífiy-i-baynu’l-Haramayn („Buch, das zwischen den beiden Heiligtümern — Mekka und Medina — geschrieben wurde“) verfaßt hatte, in welchem er das Ziel seiner Sendung darlegte ...

Ein Vertreter Muhammad Sháhs, Siyyid Yahyá-i-Dárábi (Vahíd), der ausgesandt worden war, den Báb zu verhören, wurde so von dessen Charme eingenommen, daß er sich zu der neuen Lehre bekannte. Unterdessen waren in Tihrán Mírzá Husayn ‘Alí Núri (der sich später Bahá’u’lláh nannte) und sein Bruder Mírzá Yahyá Núri (der spätere Subh-i-Azal) nach einem Zusammentreffen mit Mullá Husayn für den neuen Glauben gewonnen worden. In Shíráz brach eine Choleraepidemie aus, und jedermann vom Gouverneur an abwärts floh vor der Seuche. Der Báb begab sich nach Isfáhán, wo er den Schutz des georgischen Gouverneurs Manûchihr Khán Mu‘tamidu’d-Dawlih genoß. Nach dessen Tod wurde er auf Befehl des Ministers Hájí Mírzá Áqásí nach Tihrán gerufen, doch kurz bevor er die Stadt erreichte, wurde er verhaftet und im Sommer 1263 (1847) nach der Festung Múhkú in die weglosen Berge Adhirbayjáns verbracht. Infolge schwerer Unruhen, die in verschiedenen Teilen des Irán als Antwort auf die Ausbreitung des Bábi-Glaubens entstanden, wurde der Báb 1264 (April 1848) zu noch strengerer Gefangenschaft in die entlegene Festung Chihríq überstellt, da der Befehlshaber von Máhkú, ‘Alí Khan, durch den machtvollen religiösen Einfluß seines hohen Gefangenen selbst Bábi geworden war. Wenig später, im Juli des gleichen Jahres, sandte man ihn nach Tabríz, damit er von einer Anzahl Mujtahid (Richter) verhört würde; er wurde sofort verurteilt. Der mächtige Minister Mírzá Taqí Khán, der auf Hájí Mírzá Aqásí gefolgt war, nachdem dieser von dem neuen Herrscher Násiri’d-Dín (1848) entlassen worden war, dachte sich, daß der Tod des Begründers diese gefährliche Bewegung, die stets neue Anhänger gewann, vernichten würde. Im Frühjahr 1266 (1850) erreichte den Báb in Chihriq, wohin er wieder verbracht worden war, die Nachricht von der Hinrichtung der sieben Märtyrer von Tihrán, unter denen sich sein geliebter Onkel und Vormund befand. Tief betrübt sagte er voraus, daß auch sein Ende unmittelbar bevorstehe. Ende des Monats Sha‘bán 1266 (Juli 1850) wurde er nach Tabríz geführt und zum Tode durch Erschießen, zusammen mit zwei Anhängern, Mírzá Muhammad-'Alíy-i-Zunúzí aus Yazd und Aqá Siyyid Husayn, verurteilt. Letzterer gab vor, dem Bábi-Glauben abzuschwören, während die drei Verurteilten unter Schimpf und Schlägen in einem peinvollen Zuge durch die Straßen von Tabríz geführt wurden, woraufhin man ihn freiließ: Kurz zuvor war er vom Báb beauftragt worden, einige persönliche Gebrauchsgegenstände und Schriften an einen sicheren Ort zu bringen und damit seinen letzten Wunsch auszuführen. (Kaum hatte Aqá Siyyid Husayn diesen Auftrag erfüllt, wurde er in Tihrán getötet.) Der Báb wurde im Hof der Kaserne von Tabríz mit den gleichen Stricken an einen Pfosten gebunden wie sein Schüler, und das christliche Regiment der Bahádurán unter Führung von [Seite 367] Sám Khán feuerte. Die erste Salve trennte nur die Seile und ließ den Báb völlig ungebunden zurück, wie es selbst muslimische Quellen und solche, die dem Báb feindlich gesinnt waren, bezeugten. Der erschrockene Sám Khán weigerte sich, nochmals feuern zu lassen; ein anderes Hinrichtungskommando wurde bestimmt. Um die Mittagsstunde des 9. Juli 1850 zahlte der Báb für die Verbreitung seiner Lehren mit dem Leben. Sein zerfetzter Körper wurde in den Stadtgraben geworfen, von den Bábí aber geborgen und mehrere Jahre lang in Tihrán versteckt gehalten. Nach vielen Wechselfällen wurde er auf Anordnung Bahá’u’lláhs nach ‘Akká gebracht; er ruht nun in einem großen Mausoleum an den Hängen des Berges Karmel.

Werke: Die Werke des Báb, alle in Handschriften, einige verlorengegangen, andere von zweifelhafter Echtheit, sind überaus zahlreich. In mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge handelt es sich bei den bekanntesten Schriften um die folgenden: 1. Qayyúmu’l-Asmá oder Kommentar zur Súrih von Joseph, wie oben erwähnt, mit mehr als 9300 Versen, die in 111 Kapiteln, eines je Vers der berühmten Súrih, untergeteilt sind. Das Buch beginnt mit der bekannten Anrede an die Könige auf Erden: „O ihr Könige! O ihr Söhne der Könige! Nehmt nicht für euch, was Gottes ist!“ Es ist in Arabisch verfaßt, wurde aber vollständig durch die bekannte Bábí-Heldin Qurratu’l-‘Ayn Táhirih ins Persische übersetzt. 2. Sendschreiben (Alváh) an verschiedene Persönlichkeiten, wie z.B. an Muhammad Sháh, Sultán ‘Abdu’l-Majid, Najíb Páshá, den Váli (Gouverneur) von Baghdád. 3. Sahífiy-i-baynu’l-Haramayn, vom Báb auf seiner Pilgerreise zwischen Mekka und Medina verfaßt (1844/5). 4. Das Sendschreiben an den Sharíf von Mekka. 5. Kitábu’l-Rúh („Buch des Geistes“) mit 700 Súrihs. 6. Khasá’il-i-Sab‘ih („Die sieben Tugenden“), worin die Änderung des Adhán, des muslimischen Rufs zum Gebet, festgelegt ist. 7. Risáliy-i-Furú-'i-'Adlíyyih („Abhandlung über die Zweige der Gerechtigkeit“). 8. Kommentare über die Súrihs Al-Kawthar (108) und Va’l-‘Asr (103) des Qur’án sowie andere kleinere Abhandlungen und Sendschreiben, die alle aus der ersten Zeit seiner Gefangenschaft in Máhkú datieren. 9. Neun Kommentare (Tafsír) zum gesamten Qur’án, die verlorengingen; nach dem Zeugnis des Schreibers des Báb, Shaykh Hasan-i-Zunúzí wurden sie in der Festung Máhkú verfaßt. 10. Verschiedene Sendschreiben an führende schiitische Geistliche und an Muhammad Sháh, ebenfalls in dieser Festung geschrieben. 11. Der (kürzere) Arabische Bayán und der Persische Bayán, das wichtigste heilige Buch der neuen Offenbarung; der erstere ist in 11 Váhids von je 17 Kapiteln (Bábs) untergeteilt, der letztere in 9 Váhids zu je 19 Bábs, mit Ausnahme des letzten Váhids, das nur 10 Bábs hat. 12. Dalá’il-i-Sabih („Die sieben Beweise“), die bedeutendste der Streitschriften des Báb. 13. Lawh-i-Hurúfát („Sendschreiben von den Buchstaben“), eine zahlenmystische Schrift, die von der Festung Chihríq aus an Dayyán, einen Gläubigen, gerichtet wurde, usw. Obwohl die Bábí auch Ahl-i-Bayán („Volk des Bayán“) genannt werden, ist unter Bayán in diesem Sinne, nach der ausdrücklichen Erklärung des Báb (Persischer Bayán, 3. Váhid, 17. Báb) alles zu verstehen, was aus seiner Feder hervorging.

Die Lehren des Báb: Der Inhalt des Bayán kann wohl auf vier grundlegende Punkte eingegrenzt werden: a) die Abschaffung gewisser Gesetze [Seite 368] und Erklärungen des qur’ánischen Sharí‘a (kanonischen Rechts) über Gebet, Fasten, Eheschließung, Scheidung und Erbschaft, wobei jedoch die Wahrheit der prophetischen Sendung Muhammads, dessen Offenbarungszyklus mit dem Jahr 1260 (1844) endet, aufrechterhalten wird; b) die spiritualistische Auslegung der eschatologischen Ausdrücke des Qur’án und anderer heiliger Schriften, wie Paradies, Hölle, Tod, Auferstehung, Wiederkunft, Gericht, Brücke (Sirát), Stunde usw., die allesamt nicht nur auf das Ende der physischen Welt, sondern auch auf dasjenige des prophetischen Zyklus anspielen. Einige Stellen lassen deutlich werden, daß die wahre Welt die des Geistes ist und daß die Welt des Stofflichen nur eine Exteriorisation, eine äußerliche Vergegenständlichung, dieser geistigen Welt darstellt. Der Wirklichkeit nach zerstört Gott die Welt am Ende jedes prophetischen Zyklus, um sie durch das Wort des folgenden Offenbarers neu zu erschaffen. Dem schöpferischen Wert des Wortes wird im Bayán große Bedeutung zugemessen; c) die Schaffung neuer Institutionen: eine neue Qiblih (Gebetsrichtung), nämlich die Wohnstätte des Báb, eine neue, ziemlich komplizierte Erbordnung usw.; d) eine dauernde, machtvolle, eschatologische Hinwendung auf den Man-Yuzhiruhu’lláh („Den, Den Gott offenbaren wird“), den künftigen Offenbarer. Man kann mit Fug und Recht behaupten, daß die Erwartung dieses Verheißenen der Wesenskern des Bayán ist. Tatsächlich werden auch die banalsten Vorschriften in diesem eschatologischen Licht erlassen: z.B. wird festgelegt, ein Bábí sollte nicht mehr als 19 Bücher besitzen, alle über den Bayán und die Kenntnis des Bayán; dem ist dann hinzugefügt: „Alle diese Gebote sind nur aus dem einen Grund erlassen worden, daß nichts in die Gegenwart dessen gebracht wird, den Gott offenbaren wird, außer dem Bayán selbst“ (Le Beyán Arabe, Übersetzung von Nicolas, 223).

Zu den Vorschriften über das Reisen ist niedergelegt, daß keine Reisen unternommen werden sollen zu der Zeit, da der „Verheißene“, zu dem allein alle wallfahren sollen, offenbar werden wird (dgl., 166). Die Sorge für das Besitztum wird vom Báb besonders empfohlen und ebenfalls eschatologisch begründet: Die Augen des „Verheißenen“ sollen auf nichts Unreines fallen (159). Ähnlich heißt es an einer bekannten Stelle: „Alle sollen sich von ihren Sitzen erheben, wenn der Namen Dessen erwähnt wird, Den Gott offenbaren wird ... Und im Jahre neun werdet ihr zur Vollkommenheit alles Guten gelangen“. Dies wird von den Bahá’í dahingehend ausgelegt, daß es auf die prophetische Vision Bahá’u’lláhs im Kerker von Tihrán im Jahr neun, das heißt 1269 (1852/53) hinweist. Verschiedene andere Stellen des Bayán lassen deutlich ahnen, daß der Báb die kommende Manifestation für die nächste Zukunft voraussah. Besonders aufschlußreich ist Kapitel 9 des 4. Váhids des Arabischen Bayán (138-9): „Seid nicht die Werkzeuge eures eigenen Unglücks; denn nicht betrübt zu sein, ist eines der wichtigsten Gebote des Bayán. Die Frucht dieses Gebotes wird sein, daß ihr Den, Den Gott offenbaren wird, nicht betrübet.“

Die metaphysischen Lehren des Báb sind in mancher Hinsicht denen der Ismá‘ílí ähnlich. Im wesentlichen legen sie — im Gegensatz zu der einheitlichen Konzeption des Seins etwa im Pantheismus sowie zu der dualistischen Auffassung (göttlich/menschlich) im orthodoxen Islám — eine Gliederung des Seins in drei Ebenen dar: die Welt des Wesens Gottes, die [Seite 369] völlig unerreichbar und jenseitig ist, die Welt der Natur und des Menschen, und die Welt der Offenbarung, jenes reinsten Spiegels, in dem allein der Mensch Gott sehen kann. Die Lehren des Báb scheinen dieser unsichtbaren Welt, die hinter und zwischen den sichtbaren Dingen verborgen ist, größte Bedeutung zuzumessen. Da alle eschatologischen Ausdrücke wie beseligende Schau, Tod, Ewigkeit, Paradies usw. nur der Schau des Propheten gemäß sind, bleibt wenig Raum, in welchem man sich um das Leben in der anderen Welt bekümmern könnte. Dies hat einige Autoren — wohl fälschlich — zu der Anschauung geführt, der Báb leugne die Unsterblichkeit der individuellen Seele, mindestens im überkommenen Sinn des Wortes (vgl. E. G. Browne im Vorwort zu M. H. Phelps, „Abbas Effendi“, London 1912). Ebenso hat des Báb Auffassung von der Wiederkehr Muhammads, der Imáme usw. in ihrer herkömmlichen Darbietung einige Schriftsteller irrigerweise zu der Annahme verführt, er verschreibe sich der Lehre von der Reinkarnation. Ganz im Gegenteil verneint der Báb in seiner ursprünglichen Darstellung der Neuerschaffung der verschiedenen „Welten“ im Rahmen der aufeinanderfolgenden prophetischen Zyklen sowohl die islamischen und christlichen Dogmen von der Auferstehung des Fleisches als auch die Reinkarnation der Seele in einem anderen Körper. Wenn er schreibt (Arabischer Bayán, Váhid 1, Kapitel 2 ff.): „Jene (unsere, das heißt Gottes Statthalter) sind, erstens, Muhammad, der Prophet Gottes, sodann jene, die Gottes Zeugen sind (die Imáme) unter Seinen Geschöpfen ...“, so meint er damit, daß sie „in einer anderen Welt erschaffen wurden“, das heißt, daß Gott sie in der Welt des Bayán von neuem wiedererschuf, nachdem er sie zuvor in der Welt des Qur’án erschaffen hatte.

Es läßt sich leicht schließen, daß bei einer solchen „buchhaften“ Auffassung der Welten der Natur und des Geistes die Buchstaben, das geschriebene Wort und die entsprechenden Zahlenwerte überragende Bedeutung für den Báb hatten. Die Wertschätzung der Kunst des Schönschreibens — wie überliefert ist, soll die Handschrift des Báb überaus schön gewesen sein — ist ihm ein äußerlicher Wesenszug der Religion, und mehr als einmal fordert er im Bayán, daß Abschriften des heiligen Buches in der erlesensten Schrift gefertigt und aufbewahrt werden sollen. Die Zahl 19 zum Beispiel hat große Bedeutung in der Bábí-Zahlenmystik. Nachdem der Báb den „natürlichen“ Kalender abgeschafft hat, führt er an dessen Stelle einen rein geistigen Kalender ein; dieser hat 19 Monate zu je 19 Tagen, die jeweils den Namen einer Eigenschaft Gottes tragen. Der letzte Monat ('Alá = „Erhabenheit“) ist der Monat des Fastens, das von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einzuhalten ist. Mit geringen Änderungen ist dieser Kalender von den Bahá’í übernommen worden. Der Báb liebte es auch, die kompliziertesten Hayákil (Mz. von Haykal = „Tempel“, „Gestalt“) zu schreiben, eine Art Talisman in geheimnisvoller Shikastih-Schrift 3)), die er als die Gott wohlgefälligste ansah.

Es ist schwer, die vielfältigen Morallehren und Gesetzesvorschriften des Bayán in eine klare Anordnung zu bringen. Neben so herrlichen Versen wie „Jeder Tag erinnert an meinen Namen. Und wenn jeden Tag mein Gedanke in eure Herzen dringt, dann gehört ihr zu denen, die allezeit in Gottes Gedenken sind“ (Arabischer Bayán, Váhid 5, Kapitel 9), findet man Vorschriften, die nicht wenig seltsam anmuten, wie das erwähnte Gebot, [Seite 370] nicht mehr als 19 Bücher zu besitzen, oder Auslassungen über die richtige Weise, Eier zu essen. Kennzeichnend ist die außerordentliche Milde der Strafen, die auf Geldbußen und das Verbot geschlechtlicher Beziehungen zur eigenen Frau beschränkt sind. Totschlag wird am strengsten bestraft: Der Täter muß 11000 Mithqál (ca. 90 kg) Gold an die Erben des Opfers zahlen und sich 19 Jahre lang jedes Geschlechtsverkehrs enthalten. Einige Strafen werden nicht nur über die verhängt, die ihre Mitgeschöpfe schlagen, sondern auch gegen solche angewendet, die ihre Stimme gegen andere erheben. Gewisse Stellen befassen sich mit dem Verhältnis der Gläubigen zu den Ungläubigen. (Erst in den Bahá’í-Lehren werden der Heilige Krieg und die Beschlagnahme des Eigentums der Ungläubigen ausdrücklich verboten.) Weiter gibt es Bestimmungen über Steuern auf Gewinn, Kapitalvermögen usw. Die Scheidung ist erlaubt, wird jedoch mißbilligt. Witwer und Witwen sind verpflichtet, wiederum zu heiraten, die ersteren nach 90 Tagen, die letzteren nach 95 Tagen. Die rituelle Reinheit und die Absonderung der Frauen werden aufgegeben, desgleichen gemeinschaftliche Andachten, mit Ausnahme der Riten für die Toten. Der Geburtsort des Báb, die Stätten seiner Einkerkerung usw. werden als Wallfahrtsorte empfohlen. An jedem 19. Tag sollte man 19 Personen einladen und ihnen etwas anbieten, „sei es auch nur ein Glas Wasser“. Alle alkoholischen Getränke sind verboten, auch ist es streng untersagt, zu betteln und einzelnen Bettlern Almosen zu geben 4).


Bibliographie:

A. D. M. Nicolas, „Seyyèd Ali Mohammed dit le Bab“, Paris 1905; Nabíl Zarandí, „Ta’rikh-i-Nabíl“ (übersetzt von Shoghi Effendi, „The Dawn Breakers. Nabíl’s Narrative of the early days of the Bahá’í Revelation“, New York 1932, mit zahlreichen Photographien von Stätten, Bauten und Erinnerungsstücken zum Leben des Báb); Seyyèd Ali Mohammed dit Le Bab, „Le Béyan persan“, trad. par A.L.M. Nicolas, Paris 1911—14 (vier Bände); dergl., „Le Béyan arabe, le livre sacré du Babysme“, ders. Übersetzer, Paris 1905; E. G. Browne, „A traveller’s narrative written to illustrate the Episode of the Bab“, persisches Original und Übersetzung, Cambridge 1891 (zwei Bände); Comte de Gobineau, „Les religions et les philosophies dans l’Asie centrale“, Paris 1865, 141 ff.; E. G. Browne, „Materials for the Study of the Babi Religion“, Cambridge 1918; Mírzá Kázim Beg, „Bab et les Babis“, in Journal Asiatique, 1866—7; Cl. Huart, „La Religion de Bab“, Paris 1899; Muh. Iqbal, „The development of metaphysics in Persia“, London 1908; A. Bausani, „Il Martirio del ‘Bab‘ secondo la narrazione di Nabíl Zarandí“, in Oriente Moderno, 1950, 199-207.

A. Bausani

Deutsch von Hartmut Großmann


1) Stadt im Irág; der Imám Husayn fand dort 680 n. Chr. den Märtyrertod.
2) Gelehrtenschule des schiitischen Islams, begründet von Shaykh Ahmad-i-Ahsá’í. Hauptlehren: Voraussagen über das Kommen zweier göttlicher Offenbarer, Ablehnung des Dogmas von der körperlichen Himmelfahrt Muhammads, Hervorhebung der Bedeutung ‘Alís und der Imáme.
3) „gebrochene“ Kursivschrift, die von dem Safawiden-Gouverneur Murtadá Qulí-Khán Shamlû erfunden worden sein soll, abgeleitet von Nasta‘liq, einer Schrift, die Mir ‘Alí Tabrízí im 7. Jahrhundert n. d. H. entwickelte.
4) Die Gebote und Verordnungen des Báb, die nach Seinen eigenen Worten nur bis zum Kommen „Dessen, Den Gott offenbaren wird“, Gültigkeit haben sollten, wurden von Bahá’u’lláh im Kitáb-i-Aqdas weitgehend abgeändert und zu einem Gesetzeswerk universalen Maßstabes umgestaltet (vgl. Shoghi Effendi, „Gott geht vorüber“ S. 242 ff). D. Red.


[Seite 371]



Religionswissenschaftliche Kurzinformation (VII)[Bearbeiten]

Das Judentum

Das Judentum ist die Religion des jüdischen Volkes oder, besser gesagt, des Volkes Israel, dessen stärkster Stamm einst der Stamm Juda gewesen ist. Nach ihrem Stifter Mose heißt sie auch die mosaische Religion.

Mose (hebräisch Môsche, lateinisch Moses) ist nach den biblischen Angaben 1515 vor Christus in der ägyptischen Landschaft Gosen geboren. Er war Israelit, wurde aber am ägyptischen Hofe erzogen. Seine Pflegemutter war sehr wahrscheinlich die Pharaonin Hatschepschu, die um 1500 unter dem Thronnamen Merris regiert hat. Sie hat im Jahre 1515 als Thronfolgerin mit ihrem Vater das Nildelta bereist; dabei hatte sie wohl die in 2. Mose 2 geschilderte Begegnung mit dem ausgesetzten Mosekind. (Eusebius, Praeparatio evangelica 9:27. Hubert Grimme, Die altsinaitischen Buchstabeninschriften, Berlin 1929 S. 108 ff.)

Durch Sein Eintreten für Seine geknechteten Stammesbrüder machte Sich Mose bei Hofe unbeliebt und mußte schließlich wegen eines Totschlags nach Midian fliehen. Dort erlebte Er am Brennenden Busch auf dem Berge Horeb Seine Berufung. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs befahl Ihm, Sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft zu befreien und ins Land Kanaan, also nach Palästina, zu führen. Der Name Gottes ist Jahwe, das heißt der „Lebendige“ (2. Mose 3).

Der Auszug aus Ägypten gelang, und Mose führte nun Seine Stammesbrüder in vierzigjähriger Wanderung durch die Sinai-Halbinsel bis ins Jordanland. Erst nach Seinem Tode wurde das Gelobte Land erobert; dort wurden die Kinder Israels seßhaft.

Mose sah Sich zuerst als Erneuerer des alten Gottesglaubens Israels, der auf der Botschaft der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob gründete. Seine Offenbarung ging aber weit über das Glaubenserbe hinaus und gipfelte in den auf dem Berge Sinai geoffenbarten Zehn Geboten. Später erweiterte Mose diese zu einem ausführlichen Regelwerk, dem „Gesetz Mose“. Seine zwei Grundgedanken sind die Einheit Gottes und das Bündnis.

Während in den Religionen der Nachbarvölker das Göttliche mit der Natur verhaftet ist, steht bei Mose zum erstenmal Gott jenseits von Zeit und Raum und ist an keine Gestalt oder Erscheinung gebunden. Gott allein ist Schöpfer aller Dinge. In Ihm erkennt man den Ursprung hoher sittlicher Güter, die auch gegen das selbstsüchtige Begehren des Einzelmenschen, ja des ganzen Volkes hochzuhalten sind. Vor dem einzigen Gott sind alle Menschen gleich. Das Verhältnis unter den Menschen soll von der Nächstenliebe getragen sein.

Gott hat mit Mose, Der Sein Volk und die ganze Menschheit vertritt, den uralten Bund erneuert. Die höchste Aufgabe der Menschen ist, den sittlichen Forderungen Gottes zu entsprechen. Die Geschichte der Menschheit ist kein qualvolles Auf und Ab von Jammer und Irrtum, sondern hat einen tiefen Sinn. Jeder Abschnitt ist eine neue Stufe im Heilsplan Gottes.

Mit dem vierten Gebot, dem Gebot der Sabbatheiligung, hat die jüdische Religion einen weiteren großen Beitrag zur Weltkultur geleistet. Am siebten [Seite 372] Tag der Woche darf sich jedermann, auch der niedrigste Knecht, seiner Menschenwürde freuen. Der wöchentliche Ruhetag ist für den größten Teil der Menschheit zum Bollwerk der Freiheit des Einzelwesens geworden.

Die Lehren Mose schweigen über das Leben nach dem Tode. Erst die späteren Propheten brachten Hinweise auf die Unsterblichkeit, die Belohnung oder Bestrafung nach dem Tode, das Jüngste Gericht, das Kommen des Messias, die Errichtung des Gottesreiches und auf das Bestehen guter und böser Geistwesen. Damit wurde eine Brücke zur zarathustrischen Religion geschlagen.

Im Jahre 586 vor Christus brach über das Volk Israel eine Katastrophe herein: Die Babylonier zerstörten Jerusalem und verschleppten den größten Teil des Volkes. Die Rettung kam im Jahre 538, als das mächtige Babylon unter dem Ansturm der Perser in wenigen Monaten zusammenbrach. Der persische Großkönig Kyrus erlaubte den Gefangenen die Heimkehr. Israel wurde aber nie mehr unabhängig, sondern geriet nacheinander unter makedonische, ptolemäische (griechisch-ägyptische) und schließlich römische Herrschaft. Ein Aufstand scheiterte im Jahre 70 nach Christus, und der spätere römische Kaiser Titus zerstörte Jerusalem und verbannte die meisten Juden aus dem Lande Israel.

Während der Zerstreuung in Ägypten und dann im Römischen Reich entfaltete das Judentum eine rege Missionstätigkeit. Mit seinem bilderlosen Gottesdienst erschien es als geistigste Art der Gottesverehrung und zog viele Heiden an. Sogar Römer traten über. Das Judentum wurde zu einer Weltreligion.

Die Heilige Schrift wurde im Jahre 90 nach Christus auf der Synode zu Jamnia endgültig auf die heutige Auswahl abgegrenzt. Anders als die Christen unterscheiden die Juden drei Teile: Gesetz, Propheten und Schriften. Das „Gesetz“ (hebräisch Thôrâ, griechisch Pentateuch) umfaßt die fünf Bücher Mose, die im Deutschen so heißen, weil Mose die Hauptgestalt ist; die Verfasser sind unbekannt. „Die Propheten“ heißen die Bücher Josua, Richter, Samuel, Könige, Jesaja, Jeremia, Hesekiel mit den Zwölf Propheten, nämlich Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja, Maleachi. Die „Schriften“ schließlich enthalten die Psalmen, Hiob, Sprüche, Ruth, Hoheslied (ein gewisser Fremdkörper, da es wohl von der Heiligen Hochzeit des Zweistromlandes handelt), Prediger, Klagelieder, Esther, Daniel, Esra, Nehemia und Chronik. Nicht dazu gehören die Apokryphen, die am Schluß des katholischen Alten Testamentes stehen.

Für die neuen Juden, die nicht hebräisch lesen konnten, wurde die Heilige Schrift ins Griechische übersetzt. Dieser Text heißt Septuaginta (Übersetzung der Siebzig), weil er auf Befehl des ägyptischen Königs Ptolemäus II. (285—247 vor Christus) von 72 jüdischen Gelehrten angefertigt worden sei. Eine sehr eigenwillige Übersetzung ins Deutsche schufen in den letzten Jahrzehnten Martin Buber und Franz Rosenzweig.

Von der babylonischen Gefangenschaft an wurde das Judentum nicht nur durch „Gesetz, Propheten und Schriften“ zusammengehalten, sondern auch durch die mündliche Überlieferung, die im Talmud (hebräisch = Belehrung) gesammelt wurde. Seine vollständige Fassung, der [Seite 373] babylonische Talmud, wurde im 6. Jahrhundert nach Christus abgeschlossen. Er enthält in aramäischer Sprache viele Vorschriften für das rechtliche und religiöse Leben, ferner geschichtliche Überlieferungen, Lebensregeln, wissenschaftliche Erkenntnisse, astronomische Betrachtungen und astrologische Lehren.

Der religiöse Grundbestand des Talmuds beruht auf biblischen Anschauungen, wobei die göttliche Allmacht, Unsichtbarkeit und Überweltlichkeit mehr hervortreten. Hinsichtlich des Menschen wird ein Gegensatz zwischen Leib und Seele gelehrt; die Seele ist göttlichen Ursprungs, mit ihr gehört der Mensch zur Welt des Geistes. Auf sittlichem Gebiet findet man ein hohes Pflichtbewußtsein und das Bestreben, die sittlichen Forderungen möglichst eingängig und allgemein gültig auszudrücken. Das Bewußtsein einer persönlichen Verantwortung vor Gott läßt wenig Raum für einen Vermittler oder Erlöser.

Den Andersgläubigen gegenüber ist der Talmud nicht so unversöhnlich ablehnend, wie oft behauptet wird. Wenn der Kult eines Heiden die Gebote nicht verletzt, die Gott dem Noah gegeben hat (keine Menschenopfer, keine unzüchtigen Riten), kann seine innere Gesinnung unter Umständen als Frömmigkeit gewertet werden. Das schöne Wort: „Die Frommen aller Völker haben teil an der künftigen Welt“ steht allerdings nicht im Talmud selbst, gehört aber zum rabbinischen Kreis (Tos. Sanh. VIII, 2).

Der jüdische Gottesdienst in seiner Ausrichtung auf das Wort Gottes wurde im Islam und im Protestantismus nachempfunden. Ohne Dogmen, Sakramente oder eine regelrechte Geistlichkeit, ja ohne Wortlaut eines Bekenntnisses erscheint die jüdische Religion manchem als Ideal, so daß von Zeit zu Zeit auch einzelne Christen oder Mohammedaner übertreten. Doch treibt das Judentum heute keine Mission mehr, um seine Gegner nicht zu reizen. Die Übertritte zum Christentum sind in den letzten 150 Jahren jedoch sehr häufig geworden.

Abspaltungen hat das Judentum wenig erfahren. Die schon im Neuen Testament erwähnten Samaritaner oder Samariter haben als Heilige Schrift nur die fünf Bücher Mose und das Buch Josua. Diese kleine Gemeinschaft entstand bereits im 4. Jahrhundert vor Christus in der Gegend der Stadt Samaria und zählt heute höchstens 1 000 Seelen.

Die Essener (von aramäisch Chasajja „Fromme“) sind durch die Höhlenfunde am Toten Meer plötzlich weithin bekannt geworden. Sie bildeten zu Christi Zeiten und in den folgenden Jahrhunderten eine Art pazifistischer Mönchsorden.

Die Karäer (hebräisch Qârâ’îm „Schriftleser“) entstanden im 7. Jahrhundert nach Christus in Syrien. Sie erkennen nur „Gesetz, Propheten und Schriften“ an und lehnen den Talmud als Neuerung ab. Ihr Kalender weicht vom allgemein jüdischen ab. Reste der Gemeinschaft befanden sich bis zum Zweiten Weltkrieg auf der Krim; einige Tausend Anhänger leben heute in Israel.

Die Falascha in Äthiopien sind wahrscheinlich eine Abspaltung des koptischen Christentums, das ohnehin dem Judentum nahesteht.

Die Kabbala (hebräisch Qabbalâ „Ererbung“) entstand im 10. Jahrhundert nach Christus als theosophischer Geheimbund. Das durch die Verfolgung [Seite 374] bedrückte Gemüt verlangte nach einer Frömmigkeit, die mehr befriedigen würde als der Gesetzesdienst. Der Suchende versenkte sich in die Buchstaben des hebräischen Alphabets und steigerte das übersinnliche Denken durch methodische Übungen, um sich schließlich, nach der Wanderung durch die sieben Hallen, im Rausch der Verzückung als Prophet zu erleben und für einen Augenblick die verheißene Erlösung Israels zu schmecken. Die Kabbala beanspruchte also, ebenso Offenbarung zu vermitteln wie das Gesetz Mose. Viele ihrer Lehren führen weit weg vom jüdischen Glaubenserbe: der Glaube an einen geheimen Sinn der Zahlen, Seelenwanderung, das Doppelgeschlecht der Gottheit, eine ausführliche Schöpfungsgeschichte, schließlich auch Magie mit Totenbeschwörung, Hellsehen und Sterndeutung.

In Deutschland blühte die Kabbala im Rheinland im 12. und 13. Jahrhundert. Das klassische Werk der Kabbala, der aramäisch geschriebene „Zohar“ (Glanz, das aus dem Unendlichen hervordringende Urlicht) von Mose de Leon, entstand im 13. Jahrhundert in Spanien und wurde später der Bibel und dem Talmud gleichgestellt.

Der letzte Ausläufer der Kabbala ist der Chassidismus (hebräisch chasid „fromm“). Ihr Gründer war der Schankwirt und Fuhrmann Israel Ba‘al Schemtôb aus Galizien, der um das Jahr 1750 Offenbarungen erhielt, die er einem Engel zuschrieb. Er lehrte das überschwengliche Gebet als Kernstück der Frömmigkeit und wirkte als Wundertäter. Martin Buber und Franz Rosenzweig haben den Chassidismus einem größeren Kreis bekannt gemacht.

Der Zionismus, eine politische Bewegung, die von Theodor Herzl am Ende des 19. Jahrhunderts gegründet wurde, hat sich die Rückkehr der Juden nach Israel auf die Fahne geschrieben. Die Zionisten organisierten die Einwanderung nach Palästina, und am 14. Mai 1948 wurde in Tel Aviv der neue Staat Israel ausgerufen. Das von der völligen Ausrottung bedrohte Volk hat damit seine Heimat wiedergefunden. In der Heilsgeschichte ist ein neuer Abschnitt angebrochen.

Dr. Johann Karl Teufel


QUELLEN:


Zur Bibel:

I. Die Fünf Bücher der Weisung (5 Bücher Mose), verdeutscht von Martin Buber und Franz Rosenzweig, Köln & Olten 1954.

II. Bücher der Geschichte (Josua, Richter, Samuel, Könige), verdeutscht von Martin Buber und Franz Rosenzweig. Köln & Olten 1955.

III. Bücher der Kündung (Jesaja, Jeremia, Hesekiel, die Zwölf Propheten), verdeutscht von Martin Buber und Franz Rosenzweig. Köln & Olten.

IV. Die Schriftwerke (Psalmen, Sprüche, Hiob, Hoheslied, Ruth, Prediger, Klagelieder Esther, Daniel, Esra, Nehemia, Chronik), verdeutscht von Martin Buber und Franz Rosenzweig. Köln & Olten.


Zum Talmud:

L. Goldschmidt: Der babylonische Talmud. Aramäischer Text und deutsche Übersetzung. 9 Bände. 1897—1935.


Zum Chassidismus: Martin Buber: Die Erzählungen der Chassidim. Zürich 1945.


Zum geistigen Inhalt des Judentums: Leo Baeck: Das Wesen des Judentums. Köln 1960.


[Seite 375]



„Die Absolutheit des Christentums und die Weltreligionen“[Bearbeiten]

Über die „Absolutheit des Christentums und die Weltreligionen“ sprach kürzlich in Stuttgart Professor Paul Tillich auf Einladung der Evangelischen Landeskirche Württemberg. Das Thema hatte eine erfreuliche Resonanz gefunden; der große Saal des Stuttgarter Hospitalhofs war überfüllt, viele hatten keinen Einlaß mehr gefunden.

Professor Tillich, seit etlichen Jahren amerikanischer Staatsbürger, Inhaber des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, darf man zu jenen Persönlichkeiten im Kreise christlicher Theologen rechnen, die heute klar erkannt haben, daß der Begriff echter Religion und Religiosität sich nicht im Christentum erschöpft. So ist zum Beispiel sein bemerkenswerter Satz: „In jeder Religion sind Elemente von dem enthalten, was auch in jeder anderen Religion vorkommt“ voll zu unterstreichen, desgleichen seine daraus gezogene Folgerung: „Das bringt eine völlig andere Haltung zur Religion.“

Tillich unterscheidet dreierlei Religionen: die theistische Religion, zu der er unter anderen auch den Islam zählt, die nicht-theistischen Religionen, für die er den Zen-Buddhismus anführt, und die Säkular-Religionen,




Prof. Tillich (links) wurde auch vom Stuttgarter Oberbürgermeister, Dr. Arnulf Klett, empfangen, der ihm ein Geschenk überreichte.


[Seite 376] die „Quasi-Religionen“, wie er sie nennt — Nationalismus, Sozialismus und liberalen Humanismus. Die Begegnung sieht Tillich heute dort am problematischsten, wo die theistischen Religionen mit den „Quasi-Religionen“ konfrontiert werden. Man möchte wünschen, daß Tillichs Ansicht stimmt, der Kampf zwischen den echten, gottgegebenen Religionen habe so gut wie aufgehört. Es gehe jetzt vielmehr um die gemeinsame Abwehr aller Religionen gegenüber den Säkular-Religionen.

Tillich macht deutlich, daß die geschichtlichen Religionen, also auch das Christentum, in der Menschheit weitgehend eine Leere hinterlassen haben, in welche die „Quasi-Religionen“ mit Erfolg hineingestoßen sind. Diese Leere liegt freilich nicht im ursprünglichen, unverfälschten Glauben begründet, im geoffenbarten Wort, sondern in der Hülle, die vielerorts als das Wesentliche angesehen wurde und noch wird. So sagt Tillich, daß in der Geschichte des Christentums beispielsweise ein dauernder Konflikt zwischen dem universalen und dem partikularen Element geherrscht hat und eine Lösung dieses Problems bis heute noch nicht gefunden worden ist. Im universalen Element sieht Tillich das Erscheinen des Offenbarers, „des Jesus als Christus“, im partikularen die Kirche als dem Träger des Absolutheitsanspruches. Das allein Absolute erblickt Tillich jedoch „in dem, was jenseits der Religion steht“.

In seinem Vortrag setzte sich Professor Tillich pointiert für das Gespräch zwischen den echten Weltreligionen ein. Anstelle der Bekehrung habe der Dialog zu treten. Bemerkenswert seine Äußerung: „Wer bekehren will, nimmt den anderen im Grunde nicht ernst“. Desgleichen dieser Satz, der aus dem persönlichen Erleben Tillichs schöpft: „Wenn man mit einem Buddhisten spricht, spricht man auch mit sich selbst.“ Hier läßt Tillich, wenn auch recht vorsichtig, anklingen, daß, da es nur einen Schöpfer gibt, es nur ein Wort Gottes und eine Religion geben kann, anders ausgedrückt: daß die Offenbarungsreligionen eine gemeinsame Grundlage haben. Bei der Bewertung der außerchristlichen Religionen ist nach Tillich das Kriterium ihrer Echtheit, ob aus ihnen der Christusgeist spricht.

Einem Mann wie Tillich dürfte es nicht schwer fallen, mit diesem seinem Maßstab festzustellen, daß alle Stifter einer Offenbarungsreligion diesen Geist verkörpern — eben weil sie aus der gleichen Quelle schöpfen.

D.S.



—————

Alle Menschen wurden erschaffen, eine immer fortschreitende Kultur voranzutragen.

Bahá’u’lláh


Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit.

(Griechisches Sprichwort)

—————



[Seite 377]



Inhaltsübersicht Bahá’í-Briefe, Hefte 1-14[Bearbeiten]

El Báb

„Du sollst Gott so verehren ...“ . . . . . . . . . . 153


Bahá’u’lláh

Gebet . . . . . . . . . . 40

Die Seele: Sinnbild der Loslösung . . . . . . . . . . 41

„Dies ist die Lampe, dies ist die Sonne ...“ . . . . . . . . . . 46-— 47

Der Mashriqu’l-Adhkár und seine geistige Bedeutung . . . . . . . . . . 62

Textinschriften am Haus der Andacht in Wilmette, Illinois, USA . . . . . . . . . . 65

„Dies ist der König der Tage...“ . . . . . . . . . . 8

„Der Offenbarung jedes himmlischen Buches ...“ . . . . . . . . . . 105

„O ihr Anhänger des Evangeliums ...“ . . . . . . . . . . 125

„Dies ist der Tag...“ . . . . . . . . . . 129

Des Menschen Freiheit und Abhängigkeit . . . . . . . . . . 139

Die Einheit der Menschheit . . . . . . . . . . 144

„Flehet zu dem einen wahren Gott ...“ . . . . . . . . . . 147

Die frohen Botschaften (Sendschreiben) . . . . . . . . . . 179—183

Tablet Tarázát . . . . . . . . . . 201—206

„Ich habe kein Ziel als die Besserung der Welt...“ . . . . . . . . . . 220

Worte des Paradieses . . . . . . . . . . 226—232

„Bei Gottes Gerechtigkeit! Dies sind die Tage...“ . . . . . . . . . . 239

„Ich bezeuge vor Gott...“ . . . . . . . . . . 249

Tablet Ishráqát . . . . . . . . . . 250—268

„Dies ist der Tag, von Gott zu sprechen ...“ . . . . . . . . . . 253

„Die den Völkern und Geschlechtern der Erde vorherbestimmte Zeit . . . . . . . . . . 309

„O Mein Diener! Höre ...“ . . . . . . . . . . 313

Tablet Tajalliyát . . . . . . . . . . 326---330

„Die oberste Pflicht, die Gott Seinen Dienern auferlegt ...“ . . . . . . . . . . 327

„sei freigebig im Glück ...“ . . . . . . . . . . 333

Gebet . . . . . . . . . . 347

„Das Gedenken Gottes ist eine Lampe ...“ . . . . . . . . . . 349

„O Völker der Erde! ...“ . . . . . . . . . . 355


‘Abdu’l Bahá

Sendschreiben an Professor Forel . . . . . . . . . . 5— 15

Gebet . . . . . . . . . . 24

Das Tempelgebet . . . . . . . . . . 57

Der Mashriqu’] Adhkár und seine geistige Bedeutung . . . . . . . . . . 62— 63

Das Geheimnis göttlicher Kultur . . . . . . . . . . 92-163

„In diesen Tagen bedarf der Osten eines materiellen Fortschritts . . . . . . . . . . 97

„Hanzala und Nu’mán“ — eine Geschichte aus dem alten Arabien . . . . . . . . . . 113—117

Gott und das Wesen der Natur — Antwort auf zwei Fragen . . . . . . . . . . 187—189

Gebet für die Menschheit . . . . . . . . . . 191 [Seite 378]

„Ohne die Vermittlung des Heiligen Geistes kann niemand ...“ . . . . . . . . . . 257

„Das Kommen der Propheten und die Offenbarung ...“ . . . . . . . . . . 262

„Freuet euch, freuet euch ...“ . . . . . . . . . . 285

„Seine Heiligkeit Abraham — Friede sei auf Ihm — ...“ . . . . . . . . . . 289

„Die Augen erstrahlten, die Ohren lauschten ...“ . . . . . . . . . . 304


„Dies ist der größte Tag ...“ — Ansprache in Stuttgart ........ 306—308

Zarathustra, ein Offenbarer Gottes — Ansprache im Hotel Victoria, Ramlih-Alexandria . . . . . . . . . . 341—342

Die Sendung Bahá’u’lláhs . . . . . . . . . . 353


Shoghi Effendi

Der Mashriqu’l-Adhkár und seine geistige Bedeutung . . . . . . . . . . 63— 64

Was die Welt heute braucht . . . . . . . . . . 216


Aufsätze und Artikel

An unsere Leser . . . . . . . . . . 1

Die Religion der Einheit, von Huschmand Sabet . . . . . . . . . . 2— 4

Die christlichen Dogmen, von Dr. Johann Karl Teufel . . . . . . . . . . 16— 24

Die Erde ist eine Heimat, von H. Sch. . . . . . . . . . . 25

Was ist neu in der Bahá’í-Religion?, v. Prof. Dr. A. Bausani, Rom . . . . . . . . . . 26— 32

Die Macht des Gebets, von René Steiner . . . . . . . . . . 36— 40

Religion und Völkerrecht, von Huschmand Sabet . . . . . . . . . . 72— 76

„Ich habe euch noch viel zu sagen ...“ — Die Lehre Christi im Lichte der Baha’i-Religion, von Prof. Dr. A. Bausani, Rom . . . . . . . . . . 76— 80

Ridván — der König der Feste, von H. Schubert . . . . . . . . . . 82— 84

In der Mannigfaltigkeit die Einheit sehen ..., von Dr. A. Schwarz . . . . . . . . . . 84-85

Gott ist der Gott der ganzen Menschheit (Ansprache zum Weltreligionstag am 15. Januar 1961 in Hamburg), von Prof. Dr. Fr. Heiler, Marburg . . . . . . . . . . 86— 92

Unter der Lupe: Alkohol und Tabak, von Georg Schlotz . . . . . . . . . . 117—120

Religion und der moderne Mensch, von Ben Schreibmann . . . . . . . . . . 120—125

Geht die Menschheit ins Ungewisse? von Dr. Eugen Schmidt . . . . . . . . . . 142—147

Bahá’u’lláhs Weltordnung — Weg zum Weltfrieden, von Dr. Eugen Schmidt . . . . . . . . . . 163—171

Religion und die Sehnsucht nach Einheit, von Sir Sarvepalli Radhakrishnan . . . . . . . . . . 171—176

Gedanken zu einem Kongreß, von Dr. Karl Schück . . . . . . . . . . 206-—207

Die Erfüllung der Mormonen-Prophezeiungen, von Artemus Lamb . . . . . . . . . . 245—248

Die andere Zukunft, von Huschmand Sabet . . . . . . . . . . 275—280

Wie die „Beantworteten Fragen“ entstanden . . . . . . . . . . 281—283

Der Mittelpunkt des Bündnisses, von Peter Mühlschlegel . . . . . . . . . . 286—292

‘Abdu’l-Bahás Reisen nach Europa und Amerika . . . . . . . . . . 292—294

‘Abdu’l-Bahá in Stuttgart, aus Tagebuchnotizen von Alice Schwarz . . . . . . . . . . 294-306

Der geistige Zehnjahres-Weltkreuzzug, von Beatrice Ashton . . . . . . . . . . 310-316

Die sieben Täler — eine Betrachtung von Dr. Adelbert Mühlschlegel . . . . . . . . . . 334—339

Aus dem Tagebuch Mahmúds, von Marzieh Gail . . . . . . . . . . 350—353 [Seite 379]


Aus der Bahá’í-Welt — Berichte

Bahá’í am UN-Konferenztisch . . . . . . . . . . 33

Weltreligionstag 1961 . . . . . . . . . . 85— 86

Gedenkfeier anläßlich des ersten Besuchs von ‘Abdu’l Bahá in Paris . . . . . . . . . . 167

Religion ist der Sieg über die Furcht — zum Weltreligionstag 1962 in Stuttgart . . . . . . . . . . 183—186

Ihr seid alle die Blätter eines Baumes . . . . . . . . . . 233—234

Erfolgreiche Bahá’í-Lehrarbeit im Jahr 1962 . . . . . . . . . 266—268

Todesstrafe gegen drei Bahá’í ausgesprochen . . . . . . . . . . 280—281

Das größte Jubiläum — Bahá’í-Weltkongreß in London . . . . . . . . . . 316—323

Jubeltage in London, von Karl Schück . . . . . . . . . . 323—326

Gedächtnis-Ausstellung: ‘Abdu’l-Bahá in Europa . . . . . . . . . . 330-332

„Eine neue, umfassende Weltreligion ...", ein Gutachten von Prof. Dr. Helmuth von Glasenapp . . . . . . 340


Bahá’í-Tempel — Berichte

Bahá’í-Tempel in Afrika und Australien . . . . . . . . . . 44

Grundsteinlegung für europäischen Muttertempel, von Ursula Schubert . . . . . . . . . . 49— 52

Die architektonische Konzeption des Hauses der Andacht, von Dipl.-Ing. Teuto Rocholl . . . . . . . . 53— 57

Lehrtagung anläßlich der Grundsteinlegung des Hauses der Andacht . . . . . . . . . . 58

Das Ringen um die Bauerlaubnis . . . . . . . . . . 60— 61

Der Mashriqu’l-Adhkár und seine geistige Bedeutung . . . . . . . . . . 62— 64

Textinschriften über den neun Eingängen des Bahá’í-Tempels in Wilmette, IDinois, USA . . . . . . . . . . 65

Der Zauber des Tempels — aus der Baugeschichte des amerikanischen Hauses der Andacht, von Peter Mühlschlegel . . 66— 71

Das Haus der Andacht auf dem Kikaya Hill . . . . . . . . . . 98-- 99

Im Taunus entsteht das europäische Haus der Andacht . . . . . . . . . . 148—149

100000 Menschen besuchten „Muttertempel“ des Westens . . . . . . . . . . 177

Das Haus der Andacht in Sydney, von Peter Mühlschlegel . . . . . . . . . . 211—216

Europäisches Haus der Andacht nahezu im Rohbau fertig . . . . . . . . . . 217—218

Richtbaum auf dem europäischen „Haus der Andacht“ . . . . . . . . . . 269


Aus der Bahá’í-Geschichte

Der „König der Märtyrer“ und der „Geliebte der Märtyrer“, von Helga Ahmedzadeh . . . . . . . 194—200

Die sieben Märtyrer von Tihrán, von Peter Mühlschlegel . . . . . . . . . . 270—274


Gedichte

‘Abdu’l-Bahá, von Adelbert Mühlschlegel . . . . . . . . . . 34

Weg des Laotse in die Emigration, von Bertolt Brecht . . . . . . . . . . 243—-244


Religionswissenschaftliche Kurzinformationen

I. Die Naturreligionen, von Dr. Johann Karl Teufel . . . . . . . . . . 100—-102

II. Die Sabier, von Dr. Johann Karl Teufel . . . . . . . . . . 150—151

III. Der Hinduismus, von Prof. Dr. A. Bausani . . . . . . . . . . 189—192 [Seite 380]

IV. Der Buddhismus, von Prof. Dr. A. Bausani . . . . . . . . . . 208—211

V. Laotse und Konfuzius, von Dr. Johann Karl Teufel . . . . . . . . . . 240-—242

VI. Zarathustra, von Dr. Bosorg Hemmati . . . . . . . . . . 343—349


Neu auf unserem Büchertisch

Friedrich Heiler: „Die Religionen der Menschheit in Vergangenheit und Gegenwart“ . . . . . . . . . . 47

Gert von Natzmer: „Die geistigen Mächte unseres Jahrhunderts, Religionen und Heilslehren, Sekten und Ideologien“ . 48

Arnold J. Toynbee: „Das Christentum und die Religionen der Welt“ . . . . . . . . . . 48

„Islam und Abendland — Begegnung zweier Welten“ . . . . . . . . . . 103

„Offene Welt“ (Zeitschrift) . . . . . . . . . . 103

„Göttliche Lebenskunst“, zusammengestellt von Mabel Hyde Paine . . . . . . . . . . 128

William Sears: „Thief in the Night“ . . . . . . . . . . 128

Bahá’u’lláh: „Ährenlese“ . . . . . . . . . . 152

Rúhiyyih Rabbani: „Dein Leben — deine Wahl“ . . . . . . . . . . 152

Alois Winklhofer: „Das Kommen Seines Reiches — Von den letzten Dingen“ . . . . . . . . . . 219—223

Ursula von Mangoldt: „Meditation, Heilskraft im Alltag“ . . . . . . . . . . 224

Herbert Gottschalk: „Weitbewegende Macht Islam“ . . . . . . . . . . 235

‘Abdu’l-Bahá: „Beantwortete Fragen“ . . . . . . . . . . 240

Sri Aurobindo: „Der Zyklus der menschlichen Entwicklung“ . . . . . . . . . . 283—284

Bahá’u’lláh: „Gebete und Meditationen“ . . . . . . . . . . 354

J. E. Esslemont: „Bahá’u’lláh und das neue Zeitalter“ . . . . . . . . . . 354

Farhad Sobhani: „Persisches Lehr- und Lesebuch“ . . . . . . . . . . 354—355

Francoise Gourdon: „Solange Furcht herrscht“ . . . . . . . . . . 356


In Memoriam

Horace Holley . . . . . . . . . . 42— 43

Clara Dunn . . . . . . . . . . 102—103

Corinne True . . . . . . . . . . 126—127

Amelia Collins . . . . . . . . . . 193—194


Sommerschulen

Sommerschulen vereinen Bahá’í aus vielen Ländern . . . . . . . . . . 45

Sommerschulen: Treffpunkt der Bahá’í . . . . . . . . . . 140—141

Bahá’í-Sommerschulen 1962 . . . . . . . . . . 236—238

Bahá’í-Sommerschulen 1963 . . . . . . . . . . 344—345



Die „BAHA’I-BRIEFE“ werden vierteljährlich herausgegeben vom Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í in Deutschland e. V., 6 Frankfurt, Westendstraße 24. Alle namentlich gezeichneten Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion dar.

Redaktion: Dipl.-Volksw. Peter A. Mühlschlegel, 7022 Leinfelden, Jahnstraße 8, Telefon (07 11) 79 16 74, und Dieter Schubert, 7022 Leinfelden, Fliederweg 3, Telefon (07 11) 79 35 35.

Druck: Buchdruckerei Karl Scharr, 7 Stuttgart-Vaihingen, Scharrstraße 13.

Vertrieb: Ulrich Peter Rommel, 73 Eßlingen, Hindenburgstraße 161; Telefon (07 11) 35 91 08.

Preis: DM —.80 je Heft, einschließlich Versandkosten, im Abonnement DM 3.20 jährlich. Zahlungen erbeten an Bahá’í-Verlag GmbH., 6 Frankfurt, Westendstr. 24, Postscheckkonto Stuttgart 35 768, mit dem Vermerk „BAHA’I-BRIEFE“.