Jahrgang 2, Heft 10, Eizzat 77 (macht)
'Wirklichkeit'
Herausgeg. v. d. Bahai-Arbeitsgemeinschaft, Esslingen a.N.
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“Kapital & Arbeiterfrage.“
Die Lösung dieses Problems ist eine der grundlegenden Lehrsätze S.H. Baha’o’llahs. Aber es muss mit Gerechtigkeit & nicht mit Gewalt gelöst werden. Wenn dieses Problem nicht in Liebe gelöst wird, verursacht es Krieg. Vollkommene Gemeinschaft und Gleichheit sind eine Unmöglichkeit, weil sie die Angelegenheiten & die Ordnung der Armen umstürzen würden. Aber es gibt eine schöne Verfahrensart, welche die Armen in solcher Not nicht leben lässt, noch die Reiche in solchen Wohlleben. Der Arme & der Reiche kann gemäss seiner Stufe glücklich leben mit Ruhe & Behagen.-Die erste Person in dieser Welt, welche diesen Gedanken hatte, war der Spartanerkönig. Er opferte sein Königreich für dieses Werk.-Er lebte vor Alexander dem Gross. Diese Gedanken kamen zu seinem Gemüt, damit er einen Dienst erweisen konnte, der höher als alle Dienste ist & der die Glückseligkeit vieler verursacht. Er teilte dann die Spartaner in 3 Abteilungen. Ein Teil bestand in alten Einwohnern & sie wurden die Landwirte. Eine andere Abteilung bestand aus Gewebetreibenden, die anderen waren Griechen, welchen aus Phönizien stammten. Der Name dieses Königs war Lycurgus. Er wünschte wirkliche Gleichheit unter diesen 3 Abteilungen & auf diese Art gründete er eine gerechte Regierung. Er sagte, dass die alten Einwohner, also die Landwirte, frei von jeder Verbindlichkeit sind, dass sie ein Zehntel ihrer Produkte & nicht mehr zu bezahlen haben. Die Handel & Gewebetreibenden hatten jährlich Taxen & sonst nichts zu bezahlen. Die 3.Klasse,die Edlen & von Herrschern Abstammenden wurden zu politischen Geschäften herangezogen, zu Krieg & zur Verteidigung des Landes, sie besassen das Land in Sparta. Er mass das ganze Land aus & teilte es in gleiche Teile unter sie. Z.B. waren es 9 000, er teilte das Land in 9 000 gleiche Teile ein & gab jedem einen Teil.-Er gab ein Zehntel des Produktes von jedem Stück Land dem Eigentümer, er machte ebenso andere Gesetze & Verordnungen für die Städter. Als er fand, dass er vollbrachte, was er begehrte, sagte er: Ich gehe nach Syrien, doch ich fürchte, dass ihr meine Gesetze ändert, wenn
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ich fort bin. Darum schwört mir, dass ihr vor meiner Rückkehr keine Veränderung vornehmet. Sie schwuren im Tempel & versicherten ihm, dass sie gar nichts verändern & die Gesetze halten würden bis zu seiner Rückkehr. Aber der König verliess den Temple & kam nie mehr zurück. Er gab sein Königreich auf, damit diese Gesetze möchten erhalten bleiben. Diese Gleichheit der Aufteilung wurde in kurzer Zeit die Ursache der Uneinigkeit, weil einer der Männer 5 Kinder, der andere 3, wieder ein anderer 2 hatte. Meinungsverschiedenheiten erfolgten & die ganze Sache wurde umgestürzt. Darum ist die Gleichheit eine Unmöglichkeit.
Aber hier ist die wirkliche Lösung. Der Reiche sollte zum Armen barmherzig sein, aber freiwillig nicht mit Zwang. Wird er gezwungen, so nützt es nichts. Es sollte in Übereinstimmung mit dem Gesetz & nicht mit Gewaltätigkeit sein, sodass durch ein allgemeines Gesetz jeder wissen mag, was seine Pflicht ist. Z.B. Ein Reicher hat ein grosses Einkommen, ein Armer ein kleines. Ich will es besser ausdrücken: Ein Reicher hat 10 000 kg von Produkten & ein Armer 1 kg. Nun ist es ehrlich, sie gleich zu besteuern? Nein, vielmehr muss der Arme in diesem Fall von der Steuer befreit sein. Wenn der Arme ein Zehntel seines Einkommen gibt & der Reiche gibt auch ein Zehntel seines Einkommen, so ist das ungerecht, es sollte ein Gesetz dieser Art verordnet werden, dass der Arme, welcher nur 10 kg hat & sie für seine Bedürfnisse benötigt, vom Steuerzahlen befreit sein sollte. Aber der Reiche, der 10 000 kg hat, kann ein oder zwei Zehntel Steuer bezahlen, es ist für ihn keine Bedrückung. Z.B. Wenn er 2 000 kg gibt, hat er noch 8 000 kg, wenn ein Mensch 50 000 kg, kann er 10 000 kg geben, er hat immer noch genug mit 40 000 kg. Darum müssen in dieser Art Gesetze gemacht werden. Diese Gesetze müssen immer mit dem gegenwärtigen Lohn & Erwerbsverhältnissen bekannt sein. Wenn heute die Eigentümer der Fabriken die Löhne ihrer Angestellten vergrössern, so werden sie nach einem Jahr oder einem Monat schon wieder schreien & streiken & um mehr Lohn bitten. Es hätte kein Ende. Nun wünsche ich Euch aus dem Gesetz Gottes zu erzählen. Nach
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dem göttlichen Gesetz sollte dem Angestellten kein Lohn gegeben werden. Nein sie sind vielmehr Teilhaber in jedem Werk. Z.B. Die Landwirte pflanzen nahe der Stadt. Sie erzeugen aus ihrer Pflanzung Produkte. Sie erhalten ein Zehntel von den Reichen & Armen, übereinstimmend mit ihrem Einkommen. In jeder Stadt wird ein allgemeines Haus gebaut werden, damit alle Einkommen & Produkte dort hin gebracht werden. Dann wird man wissen, wer der Reiche & der Arme ist. Die Landwirte, deren Einkommen nur für Ihre Nahrung & ihren Aufwand reicht, müssen vom Steuerzahlen frei sein. Alle Produkte & Einkommen müssen vereinigt & gesammelt niedergelegt werden in dem allgemeinen Haus. Wenn einer in jener Stadt hilflos ist, müssen ihm seine tägliche Bedürfnisse gegeben werden. Wenn andererseits ein Reicher nur 50 kg der Produkte braucht & er hat 500 000 kg, so sollte er nach Bezahlung aller seiner Kosten mit zwei Zehntel besteuert werden & am Ende des Jahres soll alles, was übrig bleibt, in dem Haus für den allgemeinen Aufwand verteilt werden.
Die soziale Frage ist sehr wichtig. Sie wird nicht durch Streik um Lohn gelöst. Alle Regierungen der Welt sollten sich vereinigen & eine Versammlung organisieren, deren Mitglieder sollten vom Parlament & den Edlen der Nationen erwählt werden. Diese müssen mit höchster Weisheit & Macht planen, damit die Kapitalisten keinen grossen Schaden leiden & die Arbiter ihre Bedürfnisse erhalten. Das Gesetz sollte mit der höchsten Mässigkeit gemacht werden, dann dem Volk verkündet werden, dass die Rechte des arbeitenden Volkes strenge gewahrt werden. Ebenso sind die Rechte der Kapitalisten geschützt. Wenn ein solcher allgemeiner Plan mit beider Willen angenommen wird, sollte ein Streik einsetzen, wenn die Regierungen der Welt sich vereint wiedersetzen sollten. Das Werk wird andererseits so manche Zerstörung herbeiführen, besonders in Europa. Schreckliche Dinge werden sich ereignen. Besonders diese Frage wird ein allgemeines Europa bilden. Z.B. Die Eigentümmer von Vermögen, Minen & Fabriken sollten ihre Einkommen mit ihren Angestellten teilen & einen mässigen gewissen Prozentsatz ihrer Produkte ihren Arbeitern geben, sodass die Angestellten ausser ihrem Lohn etwas vom allgemeinen Einkommen erhalten, damit der Angestellte mit seiner Seele
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in dem Werk bestrebt ist.
Es werden in der Zukunft keine Trusts mehr gebildet werden. Die Trust-Frage wir immer gänzlich weggewischt sein. Also, irgend eine Fabrik hat 10 000 Anteile, sie wird zwei Tausend Anteile von diesen 10 000 ihren Angestellten geben & wird in ihrem Namen schreiben, dass sie diese haben werden & der Rest wird dem Kapitalisten gehören. Dann wird am Ende des Monats oder Jahres nach Abzug der bezahlten Löhne & Aufwände in Übereinstimmung mit der Zahl der Anteile unter beide geteilt werden. Dem Volk ist in Wirklichkeit grosse Ungerechtigkeit widerfahren. Es müssen Gesetze gemacht werden, weil es für die Arbeiter unmöglich ist, mit dem gegenwärtigen System zufrieden zu sein. Sie werden jeden Monat & jedes Jahr streiken. Der Kapitalist wird endlich verlieren. In früheren Zeiten brach unter den türkischen Soldaten ein Streik aus. Sie sagten zu der Regierung: “Unsere Löhne sind sehr gering & sie sollten vergrössert werden. “Die Regierung war gewillt, ihren Bitten zu willfahren. Kurz darauf streikten sie wieder. Endlich flossen alle Einkünfte in die Taschen der Soldaten, doch sie dehnten sich noch mehr aus, töteten den König & sagten: “Warum vermehrst du nicht das Einkommen, sodass wir mehr erhalten?“
Es ist für ein Land unmöglich, ohne Gesetze ruhig zu leben. Um dieses Problem zu lösen müssen strenge Gesetze gemacht werden, damit alle Regierungen der Welt ihre Beschützer werden.
Das Wesentliche dieses Gegenstandes ist, dass Streike zur Zerstörung führen, aber Gesetze die Ursache des Lebens sind. Gesetze müssen verfertigt werden. Gesuche sollten gemacht werden. in Übereinstimmung mit den Gesetzten & nicht mit Streiken, Gewalt & Strenge.
Heute Nacht habt ihr von Politik gesprochen, aber sind nicht gewöhnt, von Politik zu sprechen. Wir sprechen von der geistigen Welt. Wir sprechen von der Wohlfahrt des Königreiches nicht von der Wohlfahrt der niederen Welt. Politische Sachen sind verbindlich, aber ewige Glückseligkeit kann nicht durch Gewalt erreicht werden. Glückseligkeit & Gewalt ist unmöglich zu ver-
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verbinden. Was meint man unter Glückseligkeit? Es heisst, dass das Volk in Uebereinstimmung mit den vollkommenen Tugenden der menschlichen Welt und der Macht des göttlichen Königreiches lebt. Das ist eine Geschichte, und jenes ist eine andere Geschichte.
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Uebersetzt von Frau M. Schweizer.
Aus “Das L i c h t der W e l t!“
Beanwortete Fragen von Abdul Baha.
Mr.Randall: Werden die wirtschaftlichen Probleme nicht zuerst in Amerika gelöst werden und wird es den Vereinigten Staaten möglich sein, eine gerechte Grundlage zu legen und ein Beispiel für die Welt zu sein?
Abdul Baha: Gewiss, der wirtschaftlichen Frage wird in Europa und Amerika grosse Wichtigkeit beigemessen.
Diese Frage kann jedoch auf keine andere Weise als durch die Religion Gottes gelöst werden. Tag für Tag wird an ihrer Lösung gearbeitet und immer taucht sie wieder auf. Sie kann nur gelöst werden durch die Religion Gottes. Die Arbeiter werden auf keine andere Weise befriedigt werden. Zum Beispiel in Egypten wurden die Löhne um 30 % erhöht, trotzdem sind sie nicht zufrieden. Wo eine Agitation der Massen stattfindet, da wird es keine Ruhe geben bis der Gipfelpunkt erreicht ist. Zuletzt wird es dahin kommen, dass sie sagen werden: Die Fabriken gehören uns und die bisherigen Eigentümmer erhalten ihren Teil von uns. Es wird soweit kommen, dass sie sagen: wir werden den Teil bestimmen, den sie empfangen sollen, beispielsweise 10 %. Sie werden 90 % nehmen. Alles wird in einem chaotischen Zustand geraten und dieser wird sich zuletzt derart verschlimmern, dass die Menschheit auf dem Punkt des absoluten Stillstandes anlangt. Selbst die Arbeiter werden hungrig herumlaufen. Alsdann wird der Absolotismus wiederkehren, durch den die Regierung Abhilfe schafft. Wenn beispielsweise die Arbeiter einer Fabrik streiken, so wird sie dies nichts helfen, denn die Regierung wird
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sehr mächtig werden. Aber nichts ausser der Religion Gottes wird diese Frage lösen. - Nichts ausser der Religion Gottes.
Durch sie werden sowohl die Arbeitgeber als die Arbeiter befreit werden. “Die Lösung dieser Frage beginnt mit dem Dorf und wenn das Dorf konstruiert ist, kommt die Stadt daran. Nach dieser Idee soll in jedem Dorf ein Lagerhaus (Speicher) errichtet werden. In der Sprache der Religion ist es das “Haus der Finanzen“ genannt.
Dies ist ein universales Lagerhaus, das in einem Dorf errichtet wird. Seine Verwaltung liegt in den Händen eines Komitees, das sich aus den Weisesten der Gemeinde zusammensetzt & diesem Komitee ist die Leitung aller Angelegenheiten unterstellt.
Die 7 Einkommen des Hauses der Finanzen.
Vor allem müssen die nötigen Gelder beschafft werden. Das Haus der Finanzen setzt sich mit einer Bank in Verbindung & leiht von dieser beispielsweise Gelder zu 3 % die es dann an die betreffenden Siedler zu 4 % ausborgt. Landwirte, welche Gerätschaften brauchen, erhalten solche vom Haus der Finanzen. Wenn die erste Ernte eingeheimst ist, so ergibt sich aus dieser das erste Einkommen für das Haus der Finanzen. Aber dieses Einkommen wird nicht von allen gleicher Höhe erhoben. Wenn z.B. jemand nur 1 000 kg erntet, so benötigt er diese für seinen eigenen Lebensunterhalt, es wird ihm also von dieser Ernte nichts abgenommen. Wenn man ihm davon nehmen würde, müsste er schliesslich Hunger leiden. Ein anderer, der auch 1 000 kg für sich benötigt, erntet 2 000 kg von diesen hat er den 10.Teil abzugeben. Wieder ein anderer benötigt für sich 2 000 kg, erntet aber 10 000 kg, diesesr hat den 20.Teil abzugeben. Er braucht 2 000 kg & wenn ihm 2 000 kg weggenommen sind, bleiben immer noch 6 000 kg.
Ferner: Es erntet einer 50 000 kg dieser hat den 3.Teil davon abzugeben. Ein anderer mag 10000 kg brauchen, er erntet aber 100 000, dieser hat die Hälfte abzugeben. Je grösser das Einkommen, desto grösser ist die Abgabe abgesetzt.
Das 2. Einkommen: besteht aus der Abgabe aus dem Viehstand.
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Wenn z.B. jemand 2 Kühe hat, die er für seinen eigenen Lebensunterhalt braucht, so hat er nichts abzugeben. Je mehr einer aber hat, desto mehr hat er Abgabe zu entrichten.
Das 3.Einkommen: wird dem Haus der Finanzen zufallen, wenn jemand ohne direkten Erben stirbt.
Das 4.Einkommen: fliesst ihm aus den Bergwerken zu. Wenn jemand eine Mine in seinem Grundstück entdeckt, so gehören ihm ein Drittel, währen zwei Drittel dem Haus der Finanzen gehört.
Das 5.Einkommen: fliesst aus den in der Erde aufgefundenen verborgenen Schätzen. Der Finder bekommt die Hälfte davon, die andere Hälfte gehört dem Haus der Finanzen.
Das 6.Einkommen: besteht aus Fundsachen, die auf der Strasse gefunden werden. Die Hälfte gehört dem Finder, die andere Hälfte dem Haus der Finanzen.
Das 7.Einkommen: besteht in freiwilligen Beiträgen.
Die Leute werden aus eigenem Antrieb & willig solche Beiträge geben. Dies sind die sieben Einkommen. Nun gibt es aber auch siebenerlei Ausgaben
Folgendes sind die sieben verschiedenen Ausgaben:
1. Das Haus der Finanzen hat der Regierung für öffentliche Zwecke 10 % seines Einkommens abzutreten.
2. Die zweite Ausgabe besteht in der Fürsorge für die Armen; d.h. derjenigen Armen, die in Wirklichkeit bedürftig sind, nicht solcher, die arbeitscheu herumlungern. Z.B. Arm in diesem Sinn sind diejenigen, denen die Ernte-Erträgnisse verbrannten oder die, welche einen Verlust im Geschäft hatten & dadurch arm wurden. Dies sind Arme, für die gesorgt werden muss.
3. Die dritte Ausgabe besteht in der Unterstützung der Schwachen & Kranken, die nicht arbeiten können & sich deshalb an das Haus der Finanzen wenden.
4. Die vierte Ausgabe besteht in der Fürsorge für die Waisen, diesen muss in jeder Hinsicht geholfen werden.
5. Die fünfte Ausgabe betrifft die Schulen. Diese müssen aufs Beste für die Erziehung der Kinder organisiert werden.
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6. Die sechste Ausgabe betrifft die öffentlichen Einrichtungen für die Gesundheitspflegen. Es muss alles getan werden, was für die Erhaltung der Gesundheit erforderlich ist. Sümpfe müssen ausgefüllt werden, auch sind Wasserleitungen zu legen.
Wenn nach all diesen Ausgaben noch etwas übrig bleibt, dann soll dies dem “Grossen Haus der Gerechtigkeit“ abgegeben werden. Auf diese Weise wird in einem solchen Dorf keinerlei Mangel herrschen. Auf diese Weise wird Niemand Hunger leiden, oder ohne Kleidung sein. Alle werden sich der grössten Wohlfahrt & Bequemlichkeit erfreuen. Trotzalldem soll damit nicht gesagt sein, dass alles gleich sein werden. Dies kann nie sein; aber sowohl die Hervorragenden & die Reichen als auch die Armen werden ein behagliches Dasein haben. Die Menschheit gleicht einer Armee. Eine solche hat Generäle, Offiziere & Gemeine. Sie kann nicht aus lauter Gemeinen oder aus lauter Offizieren bestehen. Alle diese Grade sind notwendig, aber alle, vom Führer bis zu dem Niedersten müssen sich ihrer Pflicht bewusst sein. Es ist klar, dass ein General nicht leben kann, wie ein Gemeiner. Der Präsident einer Republik kann z.B. nicht leben wie ein Arbeiter. Dies ginge nicht. Es muss sowohl solche geben, welche die Pläne entwerfen, als solche, die sie zur Ausführung bringen.
Frage von Mr.Randall: Würde es nicht gut sein in Amerika ein Bahaidorf zu errichten, in dem diese ökonomischen Ideeen verwirklicht würden, damit die Leute diese Idee im praktischen Leben sehen & dem Beispiel der Bahai folgen könnten?
Abdul Baha: Gewiss, wenn ein solches Dorf organisiert ist, wird der Staat den Plan annehmen & damit einverstanden sein. Sowohl die Reichen als auch die Armen werden glücklich sein.
Dr. Esslemont: Wird die persiche Regierung die Organisation eines solches Dorfes genehmigen?
Abdul Baha: Nein,j etzt noch nicht, aber in der Zukunft wird sie es tun.
Wenn diese Ideeen in einem Dorf verwirklicht sind, werden sie auch in andern Orten angenommen werden. Es wird sehr gut sein, wenn diese Ideeen zur
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Ausführung gelangen; aber jetzt denkt jeder an seine eigenen Interessen. Daher kommen auch die jetzigen vielen Streitigkeiten. Diese müssten nicht sein. Wenn dieses System zur Durchführung gelangt, dann wird Gerechtigkeit herrschen & wird keinen Krieg mehr geben.
In Amerika sagte ich zu den Sozialisten: Eure Pläne führen zu keinen Resultaten. Setzen wir voraus, ihr nehmt das Vermögen der Reichen weg, was werdet ihr nach einem Jahr anfangen? Ihr würdet alle in Not geraten& Hunger sterben. Aber es kann nicht bleiben, wie es ist, denn so wie es jetzt ist, werdet weder ihr noch die Reichen zur Ruhe kommen.
Die Streik-Frage kann nur gelöst werden durch die Religion Gottes. In Aegypten erhalten die Arbeiter jetzt 30 %ige Lohnerhöhung. Nächstes Jahr, werden sie noch mehr verlangen. Sie werden streiken. Alsdann wird der Lohn verdoppelt & doch werden sie wieder nicht zufrieden sein. Zuletzt werden sie sagen: Wir verlangen Teilhaber zu sein. Da werden sowohl die Kapitalisten als die Arbeiter auf einem Zustand des allgemeinen Stillstands angelangen, in dem alles auf den Kopf gestellt sein wird.