Wirklichkeit/Jahrgang 2/Heft 1/Text

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Jahrg. 2, Heft 1, Baha (Herrlichkeit)

'Wirklichkeit'

Herausgegeben von der Bahai-Arbeitsgemeinschaft, Esslingen

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'Abdul Bahas Neujahrsgrüsse!

O Ihr Kinder des Königreiches!

Es ist Neujahr; d.h. der Kreislauf eines Jahres, welches einen Sonnenzirkel darstellt, ist vollendet. Wir aber stehen am Anfang des Sonnenzirkels der Wirklichkeit, eines neuen Zeitalters oder Zirkels, eins neuen Jahrhunderts und eines neuen Jahres. Darum ist dasselbe sehr gesegnet. Ich wünsche, dass dieser Segen auf den Gesichtern der Gläubigen erscheint, und sich durch den Charakter derselben offenbart, sodass sie ein neues Volk werden, welches ein neues Leben gefunden hat und durch das Feuer des Geistes getauft ist, damit die Welt durch sie eine neue Welt werde, insofern, als die alte Erde verschwindet und eine neue sich offenbart. Alte Ideen verschwinden und neue Gedanken treten hervor, alte Kleider werden abgelegt und neue angezogen, alte Politik, deren Grundlage der Krieg ist, sei beseitigt und moderne Politik, gegründet auf Frieden, erhebe die Fahne des Sieges. Der neue Stern erstrahlt und die neue Sonne umstrahlt erleuchtend den Horizont; der neue Frühling beginnt, neue Blumen blühen, neue Lüfte wehen, die neuen Gnaden strömen hernieder, die neuen Bäume bringen neue Früchte hervor, die neue Stimme erhebt sich und der Schall derselben erreicht das Ohr; das Neue folgt dem Alten und alle alten Ausrüstungen und Verzierungen werden beiseite getan und neue Dekorationen treten an ihre Stelle. Ich wünsche, das ihr alle diese grosse Hilfe erhaltet und teil nehmet an dieser grossen Gnade, damit ihr eifrig bemüht seid, dass die Welt des Krieges die Welt des Friedens und dass die Welt der Dunkelheit die Welt des Lichts werde,

dass das satanische Betragen sich in himmlische Aufführung wende und verwüstete Plätze wieder aufgebaut werden, dass das Schwert sich in einen Olivenzweig verwandle, alsdann wird die Flamme der Liebe Gottes den Hass überfluten, die Stimme des Königreiches die der Kanonen übertönen, die Soldaten des Todes Soldaten des Lebens und alle Nationen der Erde eine Nation, alle Rasen eine Rasse werden und alle nationalen Hymnen in einer Melodie harmonieren, dann wird dieses materielle Reich ein Paradies sein, die Erde ein Himmel und die Welt des Satans die Welt der Engel werden.

Auf Euch sei Gruss und Lob

gez.  A b d u l   B a h a A b b a s.

'An seine Ehrwürden Herrn H.S. in E. auf ihm sei die Herrlichkeit des Allerherrlichsten.

Durch die verehrte Taareh Khanum, Frau Consul Schwarz, auf ihr sei Baho’llah El Abha!

E r   i s t   G o t t !

O du Wohlwollender der Welt der Menschheit!

Gelobt sei Gott, dass du ein reines Herz hast, das mit den frohen Botschaften Gottes erfreut ist. Du bis von jedem Gedanken getrennt und dein grösster Wunsch ist, der Welt der Menschheit einen himmlischen Dienst zu leisten, auf dass die verschiedenen Konfessionen und die verschiedenen Religionen das Kleid der blinden Nachahmung abwerfen und das Gewand der Wahrheit anlegen, aufdass sie gütig ineinander verwachsen und sich der Vorurteile enthalten, welche auf Unwissenheit begründet sind, auf dass sie die Blumen eines Garten und die Wellen eines Ozeans werden mögen. Es ist meine Hoffnung, dass du deinen grössten Wunsch erlangen wirst.

Auf dir sei Baha’o’llah El Abha!

Gez. abdul Baha abbas.

19. Sept. 1920

Uebersetzt von Azizullah Kahn S. Bahadur, Berg Carmel, Palästina.

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'Nach Stuttgart.

Durch den geehrten Mirza Azizollah Kahn Bahadur, auf ihn sei der Glanz Abha’s.

An die liebe Tochter Farsadeh  S c h w a r z  und den geehrten Herrn Professor W a l d s c h m i d t; auf ihnen sei der Glanz Gottes, des Herrlichsten.

E r   i s t   G o t t.

O, ihr lieben himmlischen Seelen!

In der bestehenden Welt ist alles, was Liebe bedeutet, als eine himmlische Gabe erachtet, Nun ist eure Verlobung der grösste Ausdruck der Liebe und Zuneigung. Sie wird bestimmt, grosse Resultate zeitigen. Ihr habt eine gesegnete Familie gebildet. Die erhabenen Heerscharen werden ihre Glückwünsche über euch ausbreiten und die Bewohner des Königreich Abha s werden ihre Gratulationen übermitteln. Werdet so vertraut miteinander, dass ihr als eine Person angesehen und als die Offenbarung himmlischer Einheit betrachtet werdet, denn ide himmlische Verwandtschaft ist so stark, dass sie in aller Ewigkeit nicht gelöst werden kann. In dieser Welt ist die in vollkommenem Glück und im Reich des Himmels wird sie in ewigem Glanze fortleuchten.

Auf euch beiden sei die Herrlichkeit  A b h a ’ s.

(sig). Abdul Baha abbas.

19. August 1920. Haifa.

Uebersetzt von Azizollah Khan S. Bahadur. Berg Karmel.

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'Nach Stuttgart'.

An die liebe Tochter  T a e r e h  und den geliebten Diener Gottes, Konsul  S c h w a r z  , auf ihnen sei der Ruhm Gottes des Höchsten.

E r  i s t   G o t t.

O, ihr lieben Seelen !

Euer Brief traf ein, sein Inhalt machte mir grosse Freude, denn er enthielt eine Bitte, mit der ihr um den Beistand der Macht des hl. Geistes fleht. Seid gewiss, dass ihr mit göttlicher Bestätigung begnadet werdet, die euch befähigen wird, die Fragen der Menschen zu beantworten. Gott sei gelobt, dass Herr Konsul jetzt die Gelegenheit wahrnahm, um Ruhm und Muse zu erlangen. Die Verbindung der lb. Tochter Tareedeh mit Professor Waldschmidt ist eine sehr gesegnete. Ich hoffe, dass sie eine glückliche Familie werden mögen. Kurz gesagt, seid der Gnade und Güte Gottes gewiss, dass diese geheiligte Familie durch die Hilfe des hl. Geistes ewiges Leben erreichen und grossen Ruhm über die ganze Welt hin erlangen wird.

Auf euch sei der Glanz Abhas.

(sig.) abdul Baha abbas.

8. Dezember 1920. Haifa.

Uebersetzt von Mirza Azizollah Kahn S. Bahadur, Berg Karmel.

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'S e e l e ,  V e r n u n f t  & G e i s t!

(Aus Star oft he West vom 9. April 1913).

Eine Rede Abdul Bahas, gegeben am 30. Januar 1913 in Rue St. Didier, Paris.

Eine der anwesenden Damen bat Abdul Baha um eine Erklärung über Seele, Vernunft und Geist, bezw. über das, was man unter diesen Worten versteht.

Abdul Baha antwortet: Die Terminologie der alten Philosophen unterscheidet sich von derjenigen unserer Zeit. Später entwickelten sich gewisse Bezeichnungen, durch welche wir diese Dinge in einem andern Licht sehen. Gemäss der Ansicht einiger Philosophen des Altertums schliessen die Worte Seele, Vernunft und Geist die dem Leben unterliegenden Prinzipien in sich. Sie bringen die verschiedenen Phasen der einen absoluten Wirklichkeit zum Ausdruck. Es sind verschiedene Namen für das Wirken eines Wesend, z.B. wir sagen, ein Mensch sieht, hört und spricht. Sehen, hören und sprechen sind nun die verschiedenen Vorrichtungen ein und derselben Macht, welche den Menschen belebt. Einige höhere Schulen gaben dem verschiedenen Wirken des einen Wesens verschiedene Namen z.B. wenn manche von den Regungen des Bewusstseins sprechen, nennen sie es Seele, wenn sie jene Macht bezeichnen wollen, welche Entdeckungen macht, nennen sie dieselbe Vernunft, und wenn sie von dem die Welt der Schöpfung belebenden Wesen sprechen, nenne sie es Geist.

Folgendes sind die verschiedenen Begriffe, die wir von der Bezeichnung Seele, Vernunft und Geist haben: Unter „Seele“ verstehen wir jene Macht, welche diesen physischen Körper bewegt und ihn gänzlich kontrolliert, sodass dieser stets im Einklang mit dem Willen dieser Macht lebt und handelt.  D i e Seele, welche in der materiellen

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lebt, ist verdüstert, d.h. unausgebildet, denn in der materiellen Welt herrscht ein Hang zum Angriff, zum Kampf, zur Habgier, zum Laster und zu sonstigen Verfehlungen. Solang die Seele in diesem Zustand verbleibt und auf diesem Weg wandelt, wird sie keine Erhebung erlangen. Wenn sie aber Licht von der Verstandeswelt empfängt, dann verwandelt sich ihre Dunkelheit in Licht, ihre Tyrannei in Gerechtigkeit, ihre Unwissenheit in Weisheit und ihre Angriffslust in liebevolle Freundlichkeit. Dann wir es keinen Kampf um die Existenz mehr geben und der Mensch wird frei werden von der Selbstsucht, er wird los werden von der materiellen Welt und es dahin bringen, dass er eine Verkörperung der Gerechtigkeit und der Tugenden wird. Er wird eine heilige Seele werden und als solche das Mittel zur Erleuchtung der Menschheit und ein Schmuck des Menschengeschlechts sein. Er wird den Menschenkindern derart Leben verleihen, dass alle Nationen zu der Stufe der Vollkommenheit gelangen. Eine solche Person verdient es, eine „heilige Seele“ genannt zu werden.-Die Seele an sich vermag die Rätsel nicht zu lösen, aber die Vernunft ist der Seele überlegen. Die Vernunft ist eine Macht, durch die der Mensch die Wirklichkeit aller Dinge zu erforschen vermag. Sie enthüllt seinem geistigen Auge die Geheimnisse der Existenz und führt ihn höher und immer höher, bis zur Stufe der göttlichen Erhabenheit. Sie befreit den Menschen von den Fesseln des Selbsts und veranlasst ihn, sich zum reinen Himmel der Heiligkeit aufzuschwingen. Die dritte Macht des Menschen ist die des Geistes. Diese ist ein Ausfluss von dem göttlichen Spender. Sie ist der Glanz der Sonne der Wirklichkeit, die Ausstrahlung der himmlischen Welt. Kurz gesagt, sie ist das Wesen von dem Geist des Glaubens, von dem Christus sprach, als Er sagte: „Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.

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Der Geist ist die Achse, um die sich das ewige Leben dreht, Er führt zu ewigem Ruhm, er ist es, der die Menschheit zum Frohlocken bringt. Christus sagte ferner: „Wer nicht einen Teil des Geistes empfangen hat, der ist tot. Lasst die Toten ihre Toten begraben.“ Ein andermal sagte Christus: Ihr müsst mit dem Geist getauft werden. Der Geist ist das Leben der Menschheit, die Ursache der ewigen Erleuchtung. Er inspiriert den Menschen die Tugenden und Vollkommenheiten der göttlichen Welt zu erlagen.

Ich hoffe, dass ein jedes von euch eine solche Empfangsstation des Geistes werden möge.

Uebersetzt von W. Herrigel.

'Gebet'

Gibt es einen Befreier in Schwierigkeiten ausser Gott? Nein! Preis sei Gott! Er ist Gott! Alle sind Seine Diener und alle erheben sich nach Seinem Befehl.

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'Worte von  A b d u l   B a h a   an die Esperantisten'

gesprochen in Washington im April 1912.

Dies ist Meine Botschaft:

Heute ist die Aufhebung der existierenden Missverstände unter den Nationen das Wichtigste für die Welt der Menschlichkeit und dies kann nur durch Einigkeit der Sprache hervorgebracht werden. Solange die Einigkeit der Sprache nicht verwirklicht ist, kann der grösste Friede und die Einigkeit der menschlichen Welt nicht in bindender Weise organisiert und gegründet werden, weil es die Funktion der Sprache ist, die Geheimnisse und Rätsel des menschlichen Herzens zu schildern. Das Herz ist gleich einem Schrank, die Sprache ist der Schlüssel dazu. Wir können den Schrank nur mit dem Schlüssel öffnen und dann bemerken wir die Edelsteine, die der Schrank enthält. Das Problem einer internationalen Hilfssprache ist deshalb von grosser Wichtigkeit.

Wir können durch diese Sprache eine internationale Erziehung erreichen. Wir können den Beweis der vergangenen Geschichten und Zeitalter durch die Sprache erlernen. Die Ausbreitung der Wissenschaften auf der menschlichen Welt ist von der Sprache abhängig. Die Auslegung der Göttlichen Lehren kann nur durch  e i n e Sprache ausgedrückt werden. Solang wie die Verschiedenheit der Sprachen und der Mangel des menschlichen Verständnisses der Sprachen der andern Nationalitäten fortdauern, kann dieses ruhmreiche Ziel nicht er-

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reicht werden.

Deshalb ist der erste Dienst in der Welt des Menschen die Errichtung einer internationalen Hilfssprache.

Sie wird die Ursache der Ruhe und der Wohlfart des Menschen werden. Sie wird ein Mittel zur Ausbreitung der Künste und Wissenschaften unter den Nationen der Welt werden. Sie wird den Fortschritt und die Entwicklung aller Rassen fördern. Deshalb müssen wir mit unserer ganzen Kraft uns anstrengen, Esperanto, diese internationale Hilfssprache unter den Nationen und Rassen der Welt aufzurichten.

Ich hoffe von der Gnade Gottes, dass diese Sprache vervollkommnet wird und dass aus den verschiedenen Nationen der Welt intelligente Menschen erwählt werden mögen,  einen internationalen Kongress zu organisieren,  damit dieser Kongress, durch sein grosses Bestreben, zur Förderung dieser internationalen Sprache diene.

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O Sohn des Menschen!

Greife mit deiner Hand in Meine Schatzkammern; dann will Ich Mein Haupt strahlend über deinen Schätzen erheben.

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