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DAS /
ROSENGARTLEIN
Gartenhaus 'ABDU'L-BAHA'’s In Akka:
Zeitschrift für die : Bahä’i-Jugend und re. an ihre Freunde. u e
AUS DER GESCHICHTE DER BAHA’I - LEHRE.
Der BAB,
Im Jahre 1844 trat in Schiras in Persien ein junger Mann mit Namen Ali Muhammed auf, der sich als der „BAB“, das heißt auf deutsch „das Tor“ oder der Vorläufer eines groBen Lehrers er- klärte, der bald kommen und dessen Lehre die religiöse Einigung aller Völker verwirklichen würde,
Durch seine Seelenreinheit und große geistige Weisheit gewann der BAB viele Anhänger, die dann seine Verkündigung mit großem Eifer verbreiteten. Bald stieß er auf heftigen Widerstand seitens der muhammedanischen Priesterschaft, die fürchtete, durch ihn ihre Macht über das Volk zu verlieren, Nach zwei Jahren gelang es ihr, zu erreichen, daß der BAB verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurde, Man beschuldigte ihn der Irrlehre und verurteilte ihn zum Tode, So erlitt er in der persischen Stadt Tälris im Jahre 1850 um der Wahrheit willen mit einem seiner Jünger den Märtyrertod, Aber trotzdem und obwohl auch seine Anhänger, die sich nach ihm „Babisten“ nannten, auf das blutigste verfolgt wurden, konnte das Feuer des neuen Glaubens nicht mehr ausgelöscht werden,
BAHA’U’LLAH,
Zu den treuen Anhängern des BAB zählte auch BAHA’U’LLAH (das bedeutet „Herrlichkeit Gottes“), ein junger persischer Edel- mann, der am 18. November 1817 in der persischen Hauptstadt Teheran geboren worden war und mit ursprünglichem Namen Mirza Hussein Ali Nuri hieß, Auch er wurde als Anhänger des BAB eingekerkert und nach Bagdad in Mesopotamien, später nach Kon- stantinopel und Adrianopel in der Türkei und schließlich nach der Festung Akka in Syrien verbannt, Bevor BAHA'U’LLAH im April 1863 Bagdad verließ, erklärte er einigen seiner Getreuen, daß er der sei, dessen Korimen der BAB verheißen hatte, Damit war die Mission und die Lehre des BAB erfüllt und vollendet, Die
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Das Rosengartlein.
November 1928 / Qudrat 85. WI...
52°" die, die nicht aut find, will ich gut fein, um fie aut zu machen. LasZje.
Wie Bahä’u’llah mit seinen Getreuen nach Akka kam.
Erzählt von Behiah Khanum, der Schwester ’ABDU’L-BAHA’s.
Akka war damals eine Gefängnisstadt, wohin gewöhnlich die schlimmsten Verbrecher aus allen Teilen des türkischen Reiches verschickt wurden. Es wurde uns gesagt, daß es ein tödliches Klima habe. Eine Sage lautet, daß, wenn ein Vogel über Akka fliege, er tot niederfallen würde.
Zu jener Zeit gab es noch keine Landungsstelle in Akka. Wir waren daher genötigt, vom Boot aus durchs Wasser an die Küste zu waten. BAHA’U’LLAH durfte das Schiff erst verlassen, als seine ganze Familie gelandet war. Nachdem auch er ans Land gekommen war, wurde die ganze Familie ab- gezählt und in die Militärbaracken gebracht, wo wir einge- kerkert wurden. Infolge der schrecklichen Leiden und Ent- behrungen auf unserer Reise waren wir nahezu alle krank, am schlimmsten von allen waren mein Vater und ich daran.
In der Militärbaracke wurde BAHA’U’LLAH und seiner Familie das erste Stockwerk zugewiesen. Mein Vater wurde hinaufgeschickt, aber ich bekam, als ich folgen wollte, einen Ohnmachtsanfall und konnte daher die Treppe nicht hinauf- steigen.
Als wir die Miltärbaracken betreten hatten, wurde das schwere Tor mit einem großen eisernen Bolzen verriegelt. Ich finde keine Worte, um den Schmutz und den Gestank zu be- schreiben, der an diesem schrecklichen Orte herrschte. In dem Raum, in den wir geführt wurden, staken wir nahezu bis an
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die Fußknöchel in Schmutz und Morast. Die faule, stickige Luft verbreitete schreckliche Düfte. Das war zu viel für mich, ich konnte es nicht mehr ertragen, und so wurde ich ohn- mächtig. Die Umstehenden fingen mich auf, bevor ich fiel, aber wegen des ungeheuren Schmutzes und Unrates war. kein Platz da, wo sie mich hinlegen konnten. Glücklicherweise flocht ein Mann im gleichen Raum eine Matte für die Soldaten. Diese nahm eine unserer Freundinnen und legte mich darauf. Dann baten unsere Freunde um Wasser, konnten jedoch keines bekommen: die Soldaten erlaubten niemandem, hinauszugehen. Auf dem schmutzigen Boden stand ein Gefäß mit Wasser, in dem ein Mattenflechter seine Binsen anfeuchtete. Von diesem Wasser holten sie etwas und befeuchteten damit meine Lippen. Ich schluckte ein wenig davon und kam zu mir, allein dieses Wasser war so faul, daß es mein Magen nicht bei sich behielt. Darauf fiel ich abermals in Ohnmacht. Nun spritzten sie mir von diesem Wasser ins Gesicht,. worauf ich mich soweit erholte, daß ich die Treppe hinaufgehen konnte.
Bald kam eine andere herzbrechende Leidenszeit über uns. Die Mütter hatten keine Milch für die kleinen Kinder, sodaß die armen Geschöpfe weder befriedigt noch beruhigt werden konnten. Auch die größeren Kinder schrieen nach Nahrung und Wasser und konnten nicht schlafen, noch be- sänftigt werden. Die Frauen wurden ohnmächtig.
Unter solchen Umständen brachte mein Bruder ((ABDU’L- BAHA,) den ersten Teil der Nacht damit zu, sich der armen bedrückten Leute anzunehmen. Er versuchte, sie zu beruhigen und bat die Soldaten, doch nicht so hartherzig zu sein, sondern den Frauen und Kindern Hilfe zu Teil werden zu lassen. Gegen Mitternacht endlich setzte er es durch, daß dem Gouverneur eine diesbezügliche Nachricht übermittelt wurde. Nun sandte man uns ein wenig Wasser und etwas gekochten Reis, letzterer war jedoch so voll Unkrautgrütze und schmeckte so schlecht, daß ihn nur der stärkste Magen bei sich behielt. Das Wasser tranken die Kinder, aber der Reis wurde nur von den kräftigsten Leuten gegessen. Später fanden einige unserer Leute beim Auspacken ihrer Sachen ein paar Stückchen Brot, die sie von Galipoli her noch im Gepäck hatten, sowie ein wenig Zucker. Hiervon wurde BAHA’U’LLAH, der sehr krank war, ein Essen
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[Seite 3]zubereitet. Als man es ihm brachte, sagte er: jedoch: „Ich
befehle euch, es den Kindern zu geben“. Somit wurde es
diesen überlassen, wodurch sie etwas beruhigt wurden.
Als wir nach diesen Baracken verbracht wurden, wußten wir noch nicht, wie sich unser Lebensschicksal gestalten würde. Wir fürchteten, daß man BAHA’U’LLAH, meinen Bruder und vielleicht noch andere in einem Kerker in Ketten legen würde. Das einzige, was wir in Erfahrung bringen konnten, war, daß unser Urteil am Freitag verkündigt werde. Diese Ungewißheit war für uns ein neuer Schrecken.
Es war im Sommer des Jahres 1868, und die Temperatur war sehr hoch. Alle unsere Leute waren in dem dumpfen Erdgeschoß der Baracken zusammengepfercht, mit wenigem und dazu sehr schlechtem Trinkwasser versehen, ohne Bade- wasser, ja kaum mit dem genügenden Wasser, um sich das Gesicht waschen zu können. Da brach ein typhusähnliches Fieber und die Ruhr unter ihnen aus. Außer meinem Bruder, meiner Mutter, einer Tante und zwei anderen Gläubigen wurden alle von diesen Krankheiten- befallen. Ärztliche Hilfe beizu- ziehen wurde uns nicht erlaubt, auch konnten wir uns keine Arzneien beschaffen. Mein Bruder hatte in seinem Gepäck noch etwas Chinin und Wismut. Mit diesen zwei Arzneimitteln brachte er uns - bis auf vier, die starben - alle durch.
Es waren zwei derart schreckliche Monate, daß sie mit Worten nicht geschildert werden können. Man denke sich dieses Elend einmal aus, wenn man kann: Etliche siebzig Männer, Frauen und Kinder bei heißem Sommerwetter zusam- mengepfercht, ohne richtige Nahrung, ohne Badewasser, die widerlichsten Düfte einatmend, die von dem herrschenden Durch- fall und sonstigen Ausscheidungen herrührten, und zu alledem noch von diesen schrecklichen Krankheiten wie Typhus und Ruhr befallen.
Außer meinem Bruder hatte niemand mehr die Kraft, den anderen einen gewöhnlichen Dienst zu leisten. Er wusch die Kranken, gab ihnen Nahrung, pflegte sie, wachte bei ihnen. Er gönnte sich keine Ruhe. Als er endlich — die vier Ver- storbenen ausgenommen — die übrigen Kranken vollends durch die Krisis und außer Gefahr gebracht hatte, war er derart er- schöpft, daß er selbst krank zusammenbrach. Ebenso erging
es meiner Mutter und den anderen, die bisher noch leidlich wohl geblieben waren. Die letzteren erholten sich bald wieder, aber ’ABDU’L-BAHA wurde von der Ruhr befallen und schwebte lange in Gefahr.
Der Eremit. Erzählung von &bba Pauli.
Mitten in des Waldes Einfamfeit wohnte einft ein Eremit in einer Feljenhöhle.. Er war alt — mie alt, da8 muhte faum jemand; und er hatte lange da gewohnt — wie lange, das mußte auch faum jemand. Winter und Sommer wohnte er hier, und es war, al3 ob er niemals eine andere LXebensmweife gelannt hätte. In der Felfenhöhle hatte er ein Bett aus Tannenreifig und Moos, einen grob behauenen Tifh und einen Baumftumpf als Stuhl, Über einem flachen Steine, der ala Herd fürs Feuer diente, hing ein Keffel. Ein Wafjerfrug und ein paar Tongefäße ftanden in einer Ede; das war alles,
Die Höhle befand fich auf einem hohen Berge, und der Weg, den der Eremit in das Tal hinuntergehen mußte, um — felten genug — jeine farge Nahrung zu holen, war lang und ungebahnt. Noch mühjamer war jedod, vom Tal, wo die Menfchenmohnungen in den Dörfern verjtreut lagen, zur Feljenhöhle hinauf zu Elimmen, Aber die Leute in der Umgebung hatten doch die Gewohnheit an= genommen, den Eremiten aufzufuchen, wenn fie in SHerzensnot waren, wenn fie von Sorgen und Zweifeln heimgejucht wurden und ihre Seelen jich verzehrten in Sehnfucht nach dem, mas das 2eben nicht befcherte.
Zum Gremiten fam einmal eine Frau, die ftill vor der Höhle ftehen blieb. Sie mollte ihn nicht ftören, da fie fah, daß der alte Mann im Gebet verfunfen war. Mfg er endlich zum Eingang der Höhle Fam, jagte fie: „Alter, warum beteft du? E3 ift nicht wahr, daB Gott die Gebete der Menschen erhört, wie die Priefter fagen!*
„Weib, weißt du, dak du Läfterft ?“ war des Eremiten Antwort.
„Ih Täftere nicht“, ermiderte fie ruhig, „ich weiß, was ich fage. Durch zwanzig Jahre habe ich Gott um ein und dasfelbe gebeten; vor allen Altären im Umfreis von einigen Meilen habe
ih auf den Sinieen gelegen und der Mutter Gottes Wachsferzen und Opfergaben gebracht. Tief innerlich in meiner Seele habe ich
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[Seite 5]dies eine Gebet ohne Unterlaß getragen; e8 war mein erfter Gedanfe
am Morgen und mein leßter am Abend. Und dennoch wurde ich
nicht erhört. Habe ich da nicht recht, wenn ich leugne, daß Gott
die Gebete erhört ?“
„Nein“, fagte der Eremit, „du haft nicht recht! Vielleicht war dein Gebet nicht eins nach dem Willen Gottes.“
Sie jchüttelte ihr Haupt.
„NM Gott denn nicht, daß Ehegatten einander Lieben?“ forjchte fie.
ind nun erzählte fie dem &remiten, wie fie fich im jungen Jahren vermählt hatte mit dem Manne, den fie liebte. Aber nicht viele Jahre darauf hatte er jein Herz von ihr abgewandt, und alles war vergeblich gewejen, was fie danach getan und gefagt hatte, m jeine Liebe wieder zu erringen. Nun begannen fie beide grau zu werden. Sie lebten zufammen, aber es ftand zwifchen ihnen eine hohe Mauer, und es war nicht einmal möglich, in äußerem Ein- vernehmen mit ihm zu bleiben.
„Gibt es denn“, fo fragte jie jchlieglich, „gibt es denn einen größeren Hummer, als Jahr für Jahr dem zur Seite zu ftehen, den man mehr liebt, als fein Leben, und doch mit ihm zu Teben, mie mit einem Feinde?“
Der Eremit blickte fie an und befam Mitleid mit ihr. Ex fah, daß eine große Sehnfucht in ihrem Herzen lebte, und er fagte nicht, wie der Pfarrer im Dorf, dah ihr Gebet nicht heiß genug gemwefen fei, und daß e3 darum nicht bis zum Himmel habe auf- fteigen fünnen. Er merkte, daß ihre Liebe fo warm war, mie bei einer fiebzehnjährigen, troß den langen Jahren und dem langen Leiden. ber er fuchte auch nicht, wie der Pfarrer im Nachbars dorfe, die Handlungsmweife des Höchjten zu verteidigen mit dem Ausspruch, daß ihre Liebe Abgötterei jei, die jenen erzürne. Er wußte, daß die Menfchen niemals zu viel lieben fönnten und daß der Gott der Liebe niemals zürne über Liebe.
„Weib“, fagte er langjam, „du weißt nicht, was du fagit,
und darum wird Gott dir deine Läfterung nicht anrechnen! Sieh,
du bift das Opfer eines großen Jrrtums. Dein Gebet ift erhört
worden, vielleicht fchon vor langer, langer Zeit, aber du haft es
nicht bemerkt, und du haft weiter gebetet um das, mas du fchon
erhalten haft.“
[Seite 6]„Sch verjtehe dich nicht“, fa te die Frau.
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„Man muß nicht nur beten können“, ermwiderte der Eremit, „man muß auch veritehen, die Erhörung zu empfangen. Gehe heim und bete nicht länger, fondern nimm Gottes Gefchenf an!“
Er fehrte in feine Höhle zurüd, aber in des MWeibes Mugen war ein Hoffnungsitrahl erglommen. Sie ftolperte, al® fie ins Dorf hinunter ging, fo fehr eilte fie.
Acht Tage fpäter ftand fie wieder vor des Eremiten Höhle.
„Bater“, fagte fie, „ich weiß es jett, der Höchite erhört die Gebete der Menfchen.“
Der Eremit nidte. Für ihn war, was fie fagte, das Ge- wiffejie von allem. Es fchien ihm auch offenbar nicht wichtig, dem zuzuhören, was fie ihm noch erzählen wollte. 8 war, als wüßte er e3 im voraus. Aber fie zwang ihn zuzuhören.
„Bater, an jenem Abend, al3 ich in mein Haus zurüdfehrte, eilte ich ohne Zögern zu meinem Mann hinein, und mas er feit zwanzig Jahren nicht getan hatte, das tat er jeßt, er jtand auf und fam mir entgegen. Warum hat er das früher nie getan?“
„Weil du in all den zwanzig Jahren nicht zu ihm hingeeilt bilt, al3 wie an jenem Abend.“
„Und als ich meine Augen zu den feinen erhob, fah ich in ihnen etwas von dem alten Glanze, dein Glanze, der mir entgegen geleuchtet an dem Tage, als ich die Seine wurde. Sag, warum mar der erlofchen in all diefen Jahren?“
„Weil du ihn nie, fein einziges Mal, zu fehen erwartet haft“, antwortete der Eremit,
„Und jegt fünnen mir miteinander reden, wie in den herr= lichen erjten Jahren, da ich ihm angehörte. E8 it, al wären all diefe langen, jchweren Jahre nur ein fürchterlicher Traum gemwefen und al8 wäre e8 jet Tag geworden. Sag Bater, wie war das möglich, daß all meinen Gebeten zum Troß, da8 Schwere zwifchen uns gelommen ijt und die Herrfchaft behalten Fonnte durch ziwanzig lange Jahre 2"
‚„DBerftehft du es denn num noch immer nicht, meine Tochter,“ fagte der Eremit. „Du haft gebetet um das Gute, aber geglaubt an das Uebel und die Hand nach diefem ausgejtredt. Nicht einmal der Höchite fann den Menfchen außerhalb feines eigenen Bemußt-
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[Seite 7]feins erlöfen. Nicht einmal der Höchjfte fann uns gute Gaben
fchenfen, wenn unfere Hände immer zum Gebet gefaltet find und
jich niemals auftun, um das entgegenzunehmen, worum wir ges
betet haben.“
Zange blieb die Frau ftehen, ‚in Nachdenken verfunfen. Es war, als erlebte fie in Gedanfen die vergangenen Jahre noch einmal.
„Ih Torin!” jagte fie fchlieglich. Und wiederum eilte fte mit fehnellen Schritten den Pfad ent- lang, fie hatte die verlorene Zeit zurüdzugemwinnen.
(Aus „Der Eremit und andere Erzählungen“, Verlag NeusSonnefelder Jugend, Sonnefeld b. Coburg )
Der Ursprung der Seligkeit ist, mit dem zu- frieden zu sein, was GOTT für uns bestimmt und verordnet hat.
Die Ursache von allem Segen ist, die Segnungen GOTTES zu offenbaren und unter allen Umständen dankbar zu sein. BAHA’U’LLAH.
Die Sünde wider den Beiligen Geift.
Auf einem Fabrikhof ftand ein leerer, unbenußter Stall, darın hatte in einer Ede unterm Dach ein Schwalbenpaar fein Neft ges baut. Wenn der Werfmetiter der Fabrik abends feinen legten Hund gang durch die Gebäude machte, um zu fehen, ob alles in Ordnung fet und Türen und Fenfter fejt verjchloffen wären, öffnete er vegel- mäßig das Türchen zum Stalle, damit die Schwalben am nächjten Morgen ungehindert ins Freie fliegen fonnten.
Die Fabrit ging in andere Hände über. Eines Tages fam
der Sohn des neuen Befigers in den Stall, jah das Ntejt unter der
Dede und wies den Werfmeifter an, es zu entfernen. Der Werf-
meister hatte Mitleid mit den Tierchen und brachte es nicht überz
Herz, die Anordnung auszuführen. Darum öffnete er weiterhin all-
abendlich bei feinem Rundgang in gewohnter Weife die Tür zu
dem Stalle.
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MWieder fam des Fabrikherren Sohn an dem Stalle vorüber und gewahrte, da das Neft noch nicht entfernt war. Diesmal be= fahl er feinem Chauffeur, es ohne Wilfen des Werfmeijters aus- zubeben,
Am Abend regnete e8 in Strömen. Da jah der Werfmeifter im trüben Laternenlicht zwei Vöglein — das alte Schwalbenpaar — die ängjtlich mit den faum flüggen Jungen das Stalldach um= flogen und Eläglich piepend mit den Flügeln fchlugen und vergeblich nach) dem alten Neite fuchten. Da fam dem Werfmeifter mit einem Male ein Wort in den Sinn, das er früher fchon oft bedacht und nie begriffen hatte, das Wort von der „Sünde wider den
‚Heiligen Geift”. Noch lange fchaute er vor feinen Augen das
Bild der verzmeifelten Vögel, und hörte, ıwie fie das fchmere, an= Hagende Wort- von der „Sünde wider den Heiligen Geijt“ in den Abend hinaueriefen. EM. Gr.
Sommerausflug des Eßlinger Rosengärtleins.
Am 8. Juli machte das Rosengärtlein Eßlingen mit einigen erwachsenen Bahä’i-Freunden einen gemeinsamen Ausflug an die Körsch. Morgens um !/s8 Uhr trafen wir uns am Alicensteg und lustig gings hin- aus am Waldesrand entlang zu unserem herrlich gelegenen Körschfestplatz. Draußen angelangt, machten wir Rast, um unser Frühstück einzunehmen. Nachdem sich nun alle am Lagerplatz eingefunden hatten, wurde Andacht gehalten. In kurzen Worten sprach unsere Tante Anna von den seit Jahren schon hier abgehaltenen Zusammenkünften zur schönen Sommerzeit und machte uns aufmerksam auf all das, was Bäume und Blüte, Wald und Feld uns sagen und künden wollen: daß die strahlende Auswirkung des schöpfe- rischen Geistes es ist, die Leben und Form verleiht und die auch uns Leben und Freude, Unvergänglichkeit schenken will, heute durch den neuen Geist der Bahä’i-Lehre.
Hugo Bender las hierauf das Tablett von Bahä’w’lläh an die Christen- heit, dem alles mit großer Aufmerksamkeit zuhörte. Es war eine Feier- stunde für den inneren Menschen, der dann der lustige Teil des Ausilugs folgte. Nachher machten wir allerlei Spiele, Freiübungen, Wettläufe, Tau- ziehen, und die Mädchen führten ihre Reigen auf. Mittags badeten wir in der Körsch und es war eine wahre Freude, bei herrlichem, warmen Sonnen- schein herumzupatschen und herumzutummeln. Anschließend wurden wir gemeinschaftlich photographiert. Allmählich brach der Abend an, und wir mußten unsern Abmarsch antreten. Einige fuhren mit dem Autobus, und wir gingen unseren alten Weg zurück, vorbei an den Spiel- und Bade- plätzen beim Wasserhaus. Nun war unser langersehnter Ausflug beendet, und wir alle, welche dabei waren, wünschen, es wäre der 8, Juli nächsten Jahres. Hoffentlich wird er nun bei allen, welche dabei waren, in guter Erinnerung stehen. Hermann,
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Babisten wandten sich nun BAHA’U’LLAH zu und wurden seitdem als „Bahä'i“, welcher Name von BAHA abgeleitet ist und zugleich auch „Kinder des Lichtes“ bedeutet, bezeichnet. BAHA'U’LLAH verschied am 28, Mai 1892 im Alter von 75 Jahren, bis zuletzt ein Gefangener, in der Festung Akka,
'ABDU’L-BAHA,
Die Oifenbarung BAHA’U’LLAH’s war nun zwar beendigt, aber noch war seine Lehre nicht allgemein in der Welt eingeführt, Darum bestimmte er in seinem Testament seinen Sohn AbbasEiffendi, mit geistigem Namen "ABDU’L-BAHA (das bedeutet „Diener Gottes“) zum Mittelpunkt und Befestiger der Bahä’i-Sache, ’AB- DU’L-BAHA wurde am 23. Mai 1844, am gleichen Tage, da der BAB seine Mission erklärte, in Teheran in Persien geboren, Mit seinem Vater teilte er alle Verfolgungen, Verbannung und Ge- fängnis, Mit dem Sturz der despotischen Regierung in der Türkei im Sommer 1908 erlangte er endlich wieder die Freiheit, die er dazu benutzte, um in den Jahren 1911 und 1912 seine Anhänger in Aegypten, England, Frankreich, Amerika, Deutschland, Wien und Budapest zu besuchen und überall die Menschen einzuladen „mit allen Menschen in Freude und Harmonie“ zu verkehren, Er verschied am 28. November 1921 in Haifa, das unweit Akkas am Fuße des ehrwürdigen Berges Carmel in Syrien liegt, Bahä’i aber treffen wir heute in der ganzen Welt, und überall sind sie mit größter Kraft bemüht, die Lehren BAHA’U’LLAH’s zu verwirk- lichen, damit die Menschheit endlich „eine Welt und eine Heimat“ werden möge,
Das „Rosengärtlein“ wird herausgegeben vom Deutschen Bahä’i-Jugend- und Erziehungs-Komitee (Komitee beim Deutschen Bahä’i-Nationalrat). Für die Herausgabe verantwortlich: Dr. Hermann Grossmann, Wandsbek, Postschließfach 8, von dem es kostenlos bezogen werden kann, doch wird um Erstattung des Postgeldes (jährlich etwa 30 Pfennig) gebeten.
Postscheckkonto unter Dr. Hermann Grossmann, Amt Hamburg Nr. 3534.