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Gartenhaus 'ABDU'L-BAHA’s In Akka.
Zeitschrift für die ; Bahä’i-Jugend und dobrgeng = ihre Freunde. Y ummer zwe
EN
AUS DER GESCHICHTE DER BAHA’I -LEHRE.
Der BAB,
Im Jahre 1844 trat in Schiras in Persien ein junger Mann mit Namen Ali Muhammed auf, der sich als der „BAB“, das heißt auf deutsch „das Tor“ oder der Vorläufer eines großen Lehrers er- klärte, der bald kommen und dessen Lehre die religiöse Einigung aller Völker verwirklichen würde,
Durch seine Seelenreinheit und große geistige Weisheit gewann der BAB viele Anhänger, die dann seine Verkündigung mit großem Eifer verbreiteten, Bald stieß er auf heftigen Widerstand seitens der muhammedanischen Priesterschaft, die fürchtete, durch ihn ihre Macht über das Volk zu verlieren. Nach zwei Jahren gelang es ihr, zu erreichen, daß der BAB verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurde. Man beschuldigte ihn der Irrlehre und verurteilte ihn zum Tode, So erlitt er in der persischen Stadt Täkris im Jahre 1850 um der Wahrheit willen mit einem seiner Jünger den Märtyrertod. Aber trotzdem und obwohl auch seine Anhänger, die sich nach ihm „Babisten“ nannten, auf das blutigste verfolgt wurden, konnte das Feuer des neuen Glaubens nicht mehr ausgelöscht werden,
BAHA'U’LLAH,
Zu den treuen Anhängern des BAB zählte auch BAHA'U’LLAH
(das bedeutet „Herrlichkeit Gottes“), ein junger persischer Edel-
mann, der am 18. November 1817 in der persischen Hauptstadt
Teheran geboren worden war und mit ursprünglichem Namen Mirza
Hussein Ali Nuri hieß, Auch er wurde als Anhänger des BAB
eingekerkert und nach Bagdad in Mesopotamien, später nach Kon-
stantinopel und Adrianopel in der Türkei und schließlich nach der
Festung Akka in Syrien verbannt. Bevor BAHA’U’LLAH im April
1863 Bagdad verließ, erklärte er einigen seiner Getreuen, daß er
der sei, dessen Kommen der BAB verheißen hatte, Damit war
die Mission und die Lehre des BAB erfüllt und vollendet. Die
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Das Rosengärtlein.
August 1928 / Asmä 85. v2
Di Gerechtigkeit ift das Licht der Menjchen. LSfcht es nicht aus mit den Gegenwinden der Anterdrücung und der Tyrannei! Der Zweck der Gerechtigkeit ift, Einigkeit unter den Aienichen zuftande zu bringen.
Baba’w’llab, Worte des Paradiefes 6.
Das aibft du Mir? Siebe Rinder! |
Auf meinem Schreibtifch fteht ein Eleines Bild unferes lieben Meilters ’Abdu’l-Baha. Die rechte Hand hält Er geöffnet und ein wenig ausgejtredt nach vorne, und jeden Morgen und jeden Abend und oft auch am Tage, wenn ich vor diefem Bilde jtehe, ift es, als hörte ich Seine Stimme mahnend fragen: „was gibft du Dir 2*
gu mander Zeit betrachtete ich das Bild, und ich wurde oft traurig, weil ich glaubte, GOTT mollte vielleiht etwas Großes von mir und ich hätte nie die Kraft, e8 zu vollbringen. Wie ich nun einmal wieder, wie ich e3 fo manchesmal getan, fragte: „Was foll ich tun?*, fieh, da fam ein feines Lächeln in des Meifters ernite Züge, und ich hörte Sn leife und-väterlich fagen: „Gib Mir deine Gedanken !*
Das mar ja fo einfach! Ganz erftaunt war ich, da ich nicht
felber darauf gefommen. Aber wiht ihr, was das heikt: Uinunter-
brochen vom Morgen bis zum Abend an Sein leuchtendes Beifpiel
zu denfen, jede Arbeit mit dem Gedanken an Ihn zu beginnen und
zu beenden,? mit Seinem Bild im Herjen einzufchlafen und am
Morgen im Gedanken an Yhn wieder zu erwachen. Wenn unfere
Gedanken nun immer auf Ihn gerichtet find, dann werden fie
immer lauterer werden und am Ende jo rein fein, wie das Hlarjte
Waffer. Und die reinen Gedanfen werden uns reine und aalipe
Taten verrichten laffen.
[Seite 10]LE gr gg Er‘
Zakt uns Seinem Rate folgen und täglich auf den Mahnruf in unferm Innern hören: „Was gibjt du mir?“ und ihm antworten
mit unfern reinften und heiligiten Gedanfen | @ M. Gr...
'ABDU’L-BAHA: Ueber Vorurteile.
„GOTT SCHUF DIE WELT ALS EINE EINHEIT — die Grenzen darin sind durch die Menschen gesteckt worden. GOTT hat das Land nicht verteilt, aber jeder Mann hat sein Heim und seinen Besitz für sich, während Pferde und Hunde ihr Gebiet nicht gegeneinander abteilen. BAHA’U’LLAH sagt darüber: „Des Menschen Ruhm besteht nicht darin, daß er sein Land liebt, sondern darin, daß er alle Menschen liebt.“ Alle bilden eine Familie, ein Geschlecht, sie sind alle Menschen. Die Landesgrenzen sollten nicht zur Trennung der Menschen führen.
Eine der Hauptursachen der Trennung ist die Hautfarbe. Seht, wie sie sich gegenseitig hassen. Tiere hassen sich nicht wegen ihrer verschiedenen Farben. Wahrlich, der Mensch, der doch so viel höher steht als das Tier, sollte sich nicht unter dieses stellen. Denkt darüber nach! Wie groß ist doch die Unwissenheit! Weiße Tauben streiten sich nicht mit grauen Tauben ihrer Farbe wegen, aber weiße Männer kämpfen gegen schwarze. Dieses Rassenvorurteil ist eines der schlimm- sten aller Vorurteile.
Im alten Testament ist gesagt, daß GOTT den Menschen nach Seinem eigenen Bilde erschuf. Im Koran steht geschrieben: „Es gibt keine Unterschiede zwischen den Geschöpfen GOTTES!“ Denkt wohl darüber nach: GOTT erschuf sie alle, sorgt für alle, und alle stehen unter Seinem Schutz. GOTTES Weisheit
ist höher als unsere Weisheit.“ (Sonne der Wahrheit II, S. 185.)
Sat Dich vom „Stärferen” nicht unterfriegen! Bon Angela Morgan.
Mie verachten wir doch den, der fich überlegen fühlt — den großen Jungen, der fich über den fhwachen ftellt und über ihn
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berfällt, weil er Schwach ist! Wie arg verachtungswürdig erfcheint der’ Geiit, der fich die Schwachheit zu Nugen macht! Und. doc, welchen Geift verachten wir in Wirklichkeit mehr, denjenigen, der unterfriegt oder jenen, der jich unterfriegen läkt?
Diefe Frage wurde in mir aufgeworfen durch einen Fleinen Vorfall, deffen Zeuge ich neulich fein durfte.‘
Gerade vor meinem Fenfter drüdte ein großer Junge einen Heineren an den Zaun und fchüchterte ihn mit folgenden Worten ein:
„So nun habe ich di. Gib mir deine Nüffe! Gut!, Außer- dem wirft du, wenn du wieder Nüffe haft, fie mir auch geben?“
„Sa“, wimmerte der Slleine,
„Beichmwörjt du es und madjt das Kreuz über deinem Herzen ?“
and
„Ob, du haft e8 nicht richttg gemadht. Du haft dich nur halb befreuzigt. Befreuzige dich ganz! So, jebt ift es recht. Nun fage, daß du Sterben möchtejt !*
Keine Antwort. — Paufe.
„Sage es, ich rate Dir!“
Die Stimme eines diden Sinaben, der fich der Scene näherte, verurfachte eine plößliche Unterbrechung.
„Kein, du mußt e8 nicht tun“, rief diefer.
Der Heine Knabe fchluchzte und zögerte.
„Sag, ih möchte fterben!“ beharrte der Stärfere. Er machte feinen VBerjuch, irgend wie phyfifch eindringlich zu werden, fondern ftand einfach vor ifm — groß, furchtbar, herrfchend. Seine Größe fiegte.
„Möchte fterben“ murmelte der Bejiegte zuleßt verzweiflunggpollf.
„un verfchwinde |" fchrie der Sieger mit äußerfter VBerach- tung. „Berfchwindel und zeige dich fobald nicht wieder |“
Der Bejiegte jchlich jich Teuchend unter den fpöttifchen Rufen de3 Siegers hinmeg.
Willft du nun miljen, an was ich dabei erinnert wurde?
Gerade fo läßt fich der menjchliche Wille, wenn er fchwach it, von den widrigen Umständen unterfriegen |
Und e3 wurde mir Elarer, daß das Bedauernsmerte in unferem Leben nicht in erjter Linie die Graufamfeit der, hemmenden Zus ftände fondern vielmehr die Unzulänglichkeit unferes Gemüts und Willens ift, die uns zum Unterliegen bringt, die Eigenfchaft in ung, die uns zu Befiegten macht. Der Starke hat feine Nuzficht bei einem Jungen, der ihm gewachfen ift. Er macht feinen VBerfuch,
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fich mit einem folchen zu meifen. Nur über den Kleinen fällt er her.
Sp ift e8, wenn wir Menfchen fein find, d. h. einen fchwachen Willen und ein jchwaches Herz haben: wenn mir unfere eigenen Kräfte für fchwach und Klein halten, jo fommt das gegnerifche Schidfal, um ung mit Schreden zu beherrfchen. Darum muß es unfer Hauptaugenmerk fein, groß und ftark zu werden, ftarf in dem Bemwußtfein der verborgenen geiftigen Kräfte, dann fchleicht fich unfer Angreifer [chlieglich jelbit hinweg, gedrüdt und gefchlagen.
Und nun erkenne deine LXebensaufgabe,. vielleicht ift fie eine jehr große,
Vielleicht fommen Zeiten, wo das. Schidjal triumphierend über dir fteht und fagt „So, nun habe ich dich bezwungen! Nun it feine Hoffnung mehr für dich!" Dann mwiffe, daß es doch eine Hoffnung gibt. Gehorche der Stimme, die dich nötigt, nicht zu unterliegen,
Sei groß und ftarf im Willen, im Herzen und in der Seele, und gib dem Angreifer nicht die geringite Siegesmöglichkeit.
(Hus dem Englifchen von E. Trauneder.)
Kleine Urjachen — große MWirfungen. Eine Erzählung.
Konrad Siegholt lebte jchon als Junge immer fo eine Welt für fih. Er hatte eigentlich feine befondere Liebhaberei, als daß er die Dinge, die ihm begegneten, die Grashalme auf den Wiefen, die zwifchen den Steinen dahinplätfchernden Bächlein und die Wolken und alle die Eleinjten und unbedeutendften Dinge. mit feiner Einbildung belebte. Wenn er jo darüber nachdachte, dann waren fie für ihn genau fo lebendig wie feine Mutter und feine Schweiter und die Schufterbuben nebenan in der Kellerwohnung. Die Bäche und die Grashalme freilich fahb er nur felten, denn er war ein Stadtlind, und nur bei wenigen Gelegenheiten einmal fam er ins Sreie hinaus. Einmal befam er eine Schachtel Bleifoldaten ge- Tchenkt, und dann zeigte ihm der Onfel und die Tante, wie man die Soldaten in zwei Parteien aufftellt und fie gegenfeitig umfchießt. „Dann find fie tot“, jagte die Tante. Das machte Konrad großen Spaß. Er fonnte fich dabei vorftellen, daß er die Soldaten wirklich totjchöffe. Später jah er gelegentlich, al3 er Einkäufe für die Mutter gemacht hatte, auf dem Nachhaufewege die Schufterbuben und noch ein paar andere Jungen auf der Straße Soldat fpielen. Aber die
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[Seite 13]Jungen waren jelber die Soldaten und trugen Helme aus Pappe
und Papier und hölzerne Schwerter, die fie fich felbjt gemacht hatten.
Das war etwas Neues für Konrad und regte feine Einbildung
noch mehr an, als es die Bleifoldaten gefonnt hatten. Von da an
benußte er jede Gelegenheit, um mit den Jungen Soldat zu fptelen.
Dabei glühten feine Wangen, und wenn er ziemlich fpät abends
heimfam, dann“ war er meiftens fo aufgeregt, daß er gar nicht
vecht fchlafen fonnte. Dann fah er fich im Traum an der 'Spibe
von richtigen Soldaten, die er fommandierte, al3 Hauptmann in
der Schredlichen Schlacht. Dabei chlug er im Schlaf mit dem Arm
um fich, denn er bildete jich ein, daß er fich mit dem Säbel einen
Meg durch die Feinde hauen müßte, und mit Befriedigung ftellte
er feit, wie fie unter feinen Hieben rechts und links in Haufen tot
zu Boden janfen.
Konrad wuchs heran, Als er gerade fo alt war, daß er daran denken mußte, einen Beruf zu ergreifen, brach der Krieg aus, und Konrad ging als Freiwilliger mit. Gr wurde zwar nicht gleich Hauptmann und hatte auch feine Gelegenheit, mit dem Säbel um fich zu hauen, denn im Schüßengraben jah man oft wochenlang feinen feindlichen Gemwehrlauf, fo jehr Hatten Freund und Feind fi) eingegraben. Darum benußte er eine Gelegenheit, um fich als Beobachter zur Artillerie zu melden. Das war etwas für. ihn, wenn er dann fo in feinem Feffelballon hoch in der Luft die feind- lichen Stellungen überfchauen, der Artillerie Signale geben und beobachten fonnte, wie fie Schuß auf Schuß in die feindlichen Schütengräben hineinfchidte. Und fonderbar: obwohl er mitten im Krieg war, hatte er von dem Schredlichen, das fich täglich ereignete, noch garnichts empfunden. Srieg war für ihn wie ein Handwerk, an dem er Behagen empfand.
Bis er einmal auf Urlaub in die Heimat fam. Mls er auf dem Bahnhof feines Vaterjtädtchens eintraf und voll Freude zu feinen Eltern nachhaufe eilen wollte, heulte die Mlarmfirene, und zugleich hörte man in der Luft das Surren feindlicher Flieger: ein Flugangriff auf die friedliche Stadt. Unbefümmert um das wütende Schießen der Flieger-Abwehrgefhüge zogen fie über Die Stadt hin. Plöklich ein furchtbares, atemraubendes Strachen: eine Bombe war aus einem der Flugzeuge auf die Häufer hernieder- geworfen worden. Einen Augenblid war Slonrad ftarr-vor Ente feßen, denn die Richtung, aus der das Hrachen gefommen war, war gerade die, in der fein elterliches Haus lag. Unheil ahnend
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[Seite 14]SE .
lief er in größter Haft, ohne an die Gefahr zu denken, die ihm felber drohte. Jeht war er am Ziel. Da — ein wüfter Trümmer: haufe ftarrte ihm entgegen. Dah”und Borderwand maren voll- fommen: zerftört. Er rief nad) feinen Eltern, aber niemand ant- mwortete. Nur ein Wimmern Klang fhwad) aus irgend einer Ede. Nachbarn eilten Herzu und begannen alsbald, die Trümmer beifeite zu räumen. Schließli 30g man unter ihnen feine Mutter und feinen Vater hervor, tot. Die jtürzenden Hausmaffen hatten fie erichlagen., Da ging Konrad zum erften Mal der Schreden des Krieges auf, der jelbjt die friedlichen Bürger, Frauen und Slinder in der Heimat nicht verfchonte, und e8 fam ihm zum Bemußtfein, wie furchtbar das Handwerk war, daß er da noch vor kurzem mie etwas fo Selbftverftändliches im Felde betrieben hatte Waren das nicht auch alles Menfchen, die in den feindlichen Schüßen- gräben lagen und zwifchen die die Artillerie nach feinen Angaben Schuß auf Schuß fchidte ?
Der Urlaub war traurig mit der Beerdigung feiner Eltern und der Bergung der wenigen ungerjtörten Habe vorübergegangen. Dann war Konrad Siegholt wieder im Felde. Er bat um einen anderen Posten, denn er mochte nicht mehr die UÜrjache fein, die fo viele brave Menschen das Leben foftete. So fam er zur Infanterie zurüd, machte die Rüdzüge mit und erlebte jegt erft den Frieg in feiner ganzen Furchtbarfeit und Graufamfeit: gehegte Menfchen, die ihre Häufer in Ießter Minute vor den mweichenden Truppen räumen mußten und faum das Nötigfte mit fih nehmen konnten, Berwundete und Sterbende, denen feine Hilfe gebracht werden konnte, weil das Mafchinengewehrfeuer zu jtarf war, verzmeifeltes Ausharren gegen mwahnfinnige Übermacht, tagelang ohne rechte Nahrung, mit halb verfaulten Stiefeln, frank und fiebrig, faum noch bewaffnet — gehegtem Wild gleich, das nicht mehr zur Ruhe fommen fonnte. Und dann da8 Ende, der Waffenftillitand. Im der Heimat ein Zufammenbrucdh aller Ordnung, Revolution, Kampf, in dem oft Bruder gegen Bruder ftand und der Tod, der im Kriege fo graufam gemütet hatte, mit feiner blutigen Ernte fortfuhr.
Konrad Siegholt war ftill und nachdenklich geworden. Er dachte zurüd, wie ihm Onkel und Tante ‚gezeigt hatten, mit Blei- foldaten zu fpielen, wie er felber fich als Junge in den Straßen als Soldat gefühlt und gefchlagen hatte. Seine Urfahen waren e8 damals bei ihm gemwefen, bei ihm und bei Taufenden und Millionen anderer Kinder, aber die Kleinen Urfachen hatten furdht-
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bar große Wirkungen hervorgebracht, Völker die gejubelt hatten und begeijtert gewefen waren, al e8 Krieg gegeben hatte, meil ihnen der Gedanke an den Rrieg von Kind auf fo vertraut gemefen war, ftatt aus tiefiter Seele Abfcheu vor ihm zu empfinden. So wurde aus Konrad Siegholt ein anderer Kämpfer: ein Kämpfer für den Frieden und die Xiebe der Menfchen unter- einander. Das war der neue herrliche Kampf, dem fortan all feine Kraft galt. Und wo er Kinder fah, ging er zu ihnen und erzählte ihnen, wie alle Menfchen Brüder wären, mie diefe Welt ein Garten und diefe Erde eine Heimat fei und ein großes Ge- je über alle nur herrfchen follte, da8 wundervolle Gefeß der alle
vereinigenden Liebe. Dr. 9. Gr.
Mäßigkeit in allen Dingen.
Von Prof. Dr. A. Forel, Yvorne (Schweiz).
Nein, liebe Kameraden, wir dürfen nicht in allen Dingen mäßig sein. Wir dürfen weder mit Mäßigkeit morden noch mäßig in der Rache sein, weder mäßig in der Grausamkeit noch im persönlichen Haß, (alles Dinge, die man vermeiden oder überwinden muß). Andererseits darf man weder in Bezug auf soziales Wohltun, auf Unparteilichkeit oder im guten Kampfe für den Frieden mäßig sein, noch, wenn es sich um Arbeit oder Ausdauer handelt, oder um Liebe für unsern Nächsten und für die Mensch- heit überhaupt, die, im Gegenteil, jeder pflegen sollte. Ihr werdet hierin alle mit mir übereinstimmen, das sind allgemein gültige Weisheiten.
Ihr werdet sagen, jeder habe ein Anrecht auf harmlose Vergnügen, wie es z. B. Sport und Lichtspiele sind, oder auf unschuldige Spiele.‘ (Karten, Schach, Domino, Marmeln, Kegeln), oder auf Theatervorstellungen und Ausflüge in die Berge. Zweifellos, — aber mit folgender Einschränkung: sie dürfen weder zur Leidenschaft. noch mehr oder weniger zum ausschließlichen Zweck werden, denn dann arten sie aus, werden zum schlechten Beispiel, weil sie uns heimtückisch von unserm edlen Ziele abbringen. Dieses Ziel ist der erbitterte Kampf für die internationalen Menschenrechte. Hütet- euch darum! Die Mäßigkeit läuft Gefahr, eine leere Phrase zu werden.
Allein, liebe Kameraden, was sollen wir von der Mäßigkeit halten, wenn es sich um den Genuß alkoholischer Getränke handelt? Bunge hat in kurzen Worten erklärt: „Die Mäßigen sind die Verführer“ Und um zu beweisen, daß er recht hat, habe ich hinzugefügt: Laßt: ‚alle Trunkenbolde weiter trinken, aber verwandelt durch Berührung mit einem Zauberstab alle mäßigen Trinker auf Lebensdauer in vollkommen abstinente Menschen, die keinen Alkohol trinken, und im Verlauf von ungefähr dreißig Jahren wird es keine Trunkenbolde mehr geben. Laßt dagegen ver- mittels desselben Zauberstabes alle Trunkenbolde verschwinden und laßt
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a IT Eee +;
die Mäßigen weiter trinken, so wird es in dreißig Jahren genau so viele Trunkenbolde geben, wie heute.“
Es sind nur die Mäßigen, ‚die das schlechte Beispiel geben, indem sie die Schwachen glauben machen, (d. h. die Mehrheit), daß sie immer mäßig bleiben können, Kein Kind wird als Trunkenbold geboren. Eine Menge von Schwächlingen wird aber früher oder später dazu.
Liebe Kameraden, denkt "einen kleinen Augenblick — ohne vorher Stellung zu nehmen — über die folgenden wissenschaftlich bewiesenen Tatsachen nach:
1. Man beginnt mit Wein und Bier, aber, einmal zum Trunkenbold
‚geworden, langt der Trinker am Ende häufig beim Schnaps an. Jeder
Alkohol ist ein soziales Gift.
2. Der Alkohol ist weder ein Lebensmittel noch ein Stärkungsmittel. Das sind zwei grundlegende Irrtümer und als solche festgestellt. Man muß lügen, wenn man bezeugen will, daß der Alkohol ernähre oder kräftige.
3. Kein alkoholisches Getränk ist ein natürliches Erzeugnis des Bodens. Die Vorgänge der Gährung und Brennerei werden künstlich hervorgerufen.
4. Sie entkräften unsern Körper und unsere Seele, indem sie unser Gehirn verletzen; die Gewohnheit und eine ungesunde Fröhlichkeit, die uns täuscht und unsere Geldbörse zugrunde richtet, machen uns nach und nach zu ihren Sklaven.
5. Sie führen häufig auch denjenigen, der sich betrinkt, dazu, Grau- samkeiten oder Verbrechen zu begehen, oder sich Blutkrankheiten zu holen.
6. Ist das Getränk — selbst wenn es nur mäßig genossen wird — uns zur Gewohnheit geworden, so richtet es nach und nach uns und unsere Kinder zugrunde, indem die Zahl der Blödsinnigen, der Zwerge, ‘der Schwachsinnigen, der Irrsinnigen, der „Nervösen“ usw. vermehrt wird.
7. jeder Pfennig, den einer für alkoholische Getränke ausgibt, schadet darum ihm selbst und unserer edlen Sache.
8. Außerdem ernährt ihr auf solche Weise das schlimmste aller Kapi- tale,”das Alkohol-Kapital, auf Kosten eurer Gesundheit und eurer Familie, (ohne euch richtig Rechenschaft darüber abzulegen, — wie ich allerdings annehme, — aber die Tatsache besteht, bewiesen und unbestritten). Werdet darım vollkommene Abstinenten (also Menschen, die keinerlei Alkohol trinken) und 'tretet einer Abstinentenvereinigung bei, einerlei, welche ihr wählt. Bei meinem Ehrenwort versichere ich euch, (der ich seit 1886 vollkommener Abstinent bin — also bald 42 Jahre lang) daß ihr es nicht bereuen werdet, im Gegenteill Man muß sich bloß erst daran gewöhnen. Versucht es nur!
Kurz und gut: Laßt uns nichts tun, was den andern und uns schadet. Laßt uns das tun, was vom sozialen Standpunkt aus betrachtet gut ist, und seien wir nur in den Dingen mäßig und ohne Leidenschaft, die niemandem
einen Schaden zufügen. Euer ergebener Kamerad
- DR. A. FOREL.
(Aus „Droit du peuple“ et „Travail“, Nr, 43, vom 21. Februar 1928, deutsch von E. M. Gr.)
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Babisten wandten sich nun BAHA'U’LLAH zu und wurden seitdem als „Bahä’i“, welcher Name von BAHA abgeleitet ist und zugleich auch „Kinder des Lichtes“ bedeutet, bezeichnet. BAHA’U’LLAH verschied am 28. Mai 1892 im Alter von 75 Jahren, bis zuletzt ein Gefangener, in der Festung Akka,
'ABDU’L-BAHA,
Die Offenbarung BAHA'U’LLAR’s war nun zwar beendigt, aber noch war seine Lehre nicht allgemein in der Welt eingeführt, Darum bestimmte er in seinem Testament seinen Sohn AbbasEiffendi, mit, geistigem Namen ’ABDU’L-BAHA (das bedeutet „Diener Gottes“) zum Mittelpunkt und Befestiger der Bahä’i-Sache, ’AB- DU’L-BAHA wurde am 23, Mai 1844, am gleichen Tage, da der BAB seine Mission erklärte, in Teheran in Persien geboren. Mit seinem Vater teilte er alle Verfolgungen, Verbannung und Ge- fängnis. Mit dem Sturz der despotischen Regierung in der Türkei im Sommer 1908 erlangte er endlich wieder die Freiheit, die er dazu benutzte, um in den Jahren 1911 und 1912 seine Anhänger in Aegypten, England, Frankreich, Amerika, Deutschland, Wien und Budapest zu besuchen und überall die Menschen einzuladen „mit allen Menschen in Freude und Harmonie“ zu verkehren, Er verschied am 28, November 1921 in Haifa, das unweit Akkas am Fuße des ehrwürdigen Berges Carmel in Syrien liegt. Bahä’j aber treffen wir heute in der ganzen Welt, und überall sind sie mit größter Kraft bemüht, die Lehren BAHA’U’LLAH’s zu verwirk- lichen, damit die Menschheit endlich „eine Welt und eine Heimat‘‘ werden möge.
Das „Rosengärtlein“ wird herausgegeben vom Deutschen Bahä’i-Jugend- und Erziehungs-Komitee (Komitee beim Deutschen Bahä’i-Nationalrat). Für die Herausgabe verantwortlich: Dr. Hermann Grossmann, Wandsbek, Postschließfach 8, von dem es kostenlos bezogen werden kann, doch wird um Erstattung des Postgeldes (jährlich etwa 30 Pfennig) gebeten.
Postscheckkonto unter Dr. Hermann Grossmann, Amt Hamburg Nr. 3534.