Rosengärtlein/Jahrgang 3/Heft 4-5/Text

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Das Rosengärtlein.

Neunteljahrsschrift für die Bahä’ijugend und ihre Freunde.

Jahrgang 3. Hr. 4,5. „Mein Haus wird heißen ein Bethaus für alle Kamaäl (Vervollkommnung) 83 Völker.“

Mitte August 1926. (Jesajas 56, 7.)





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war eine Manifestation Bottes. Jesus Alles an Ihm gehörte Gott. Ihn zu erkennen, heißt Gott erkennen. Ihm zu gehorchen, heißt Gott gehorchen. JESUS war die Quelle göttlicher Vollkommenheit.

Wenn man mich unter das Schwert eines Scharfrichters stellen und mich so zwingen wollte, meinen Glauben an CHRISTUS zu verleugnen, andernfalls man mich enthaupten würde, so würde ich mein Leben mit größter Freude und Glückseligkeit hingeben, um Ihm in Seinen heiligen Fußstapfen zu folgen.

(’Ahdu’I-Baha ]

Das Erstrebenswerteste. Eine Legende, erzählt von 'Abdu’l-Bahá.

Es wird erzählt, daß Christus eines Tages in ein Dorf kam, dessen Gemeinderat eine Bestimmung getroffen hatte, wonach die Einwohner Fremde nicht in ihr Haus einlassen durften. Es geschah dies deshalb. weil in jenen Gegenden das Räuberunwesen überhandnahm. Der Herr wandte sich dem Hause einer alten Frau zu. Als sie Seine Schönheit und Maje- stät sah, schämte sie sich, Ihm den Eintritt zu verwehren und wollte Ihn nicht zurückweisen. So nahm sie Ihn mit höchster Ehrerbietung auf. Als sie Ihn dann anschaute und an Seinem Gebahren die Größe Seiner Heiligkeit erkannte, ging sie auf Ihn zu, küßte Ihm die Hand und sprach: „Ich habe nur einen Sohn und niemanden sonst. Er war klug und erfahren, und wir lebten sehr glücklich. Nun wird er seit einiger Zeit ge- plagt, er klagt, füllt unser Heim mit Sorgen und Traurigkeit, arbeitet täglich, kommt aber abends gequält heim, kann nicht schlafen, und sooft ich frage, was die Ursache ist, gibt er keine Antwort.“ Christus sprach zu ihr: „Sende ihn Mir!“

Ihr Sohn kam am Abend. “Die Mutter sprach: „O Sohn, dies ist ein großer Mann, und wenn du irgendwelche Sorge hast, so sag sie Ihm.“ Darauf ging der Sohn hin und setzte sich in die heilige Nähe. Jesus sprach: „Sag Mir, was dich drückt.“ Der Sohn: „Mich drückt nichts.“ Jesus: „Lüg’ nicht,


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du hast eine unheilbare Krankheit. Sag es Mir. Ich bin das Vertrauen wert, Ich erzähle niemandes Geheimnis. Ich behalte sie bei Mir. Hab Zutrauen, sag es mir. Ich will dein Geheimnis nicht verraten.“ Der Sohn: „Meine Krankheit ist nicht zu heilen.“ Jesus: „Sag Mir davon, Ich will sie heilen.“ Der Sohn: „Es gibt kein Heilmittel, deswegen kann sie nicht geheilt werden.“ Jesus: „Sag es mir, Ich habe das Mittel.“ Der Sohn: „Für jede Art Krankheit?“ Jesus: „Ja, für jede Art Krankheit.“ Der Sohn: „Ich schäme mich, Dir’s zu sagen, es demütigt mich, Dir’s zu sagen.“ Jesus: „Du bist mein Sohn.“ Der Sohn sinnt eine Weile nach und sagt: „Ich kann es nicht mit Worten sagen. Es scheint mir unhöflich, es zu tun.“ Jesus: „Ich werde dir verzeihen.“ Der Sohn: „Ich liebe die Tochter des Königs, die in einer nahen Stadt wohnt. Mein Beruf ist, Reisig verkaufen. Was kann ich mehr sagen?“ Jesus: „Hab Vertrauen, so Gott will, werde Ich dir geben, was du wünschest.“

Kurz, der Herr brachte es fertig, daß er das Mädchen heiraten konnte. Nach der Hochzeit, als er in ihr Zimmer trat, das voll Schmuck und Pracht war, kam ihm etwas in den Sinn, und er sprach bei sich: „Dieser Mensch (Jesus) hat für mich etwas so Großes erreicht. Warum hat Er es nicht für Sich getan? Wie sehr Er ein so großes Glück für mich erreicht hat, hätte Er das Gleiche für Sich erreichen können. Statt dessen wan- dert Er mit so idealen Kräften in der Wüste, ißt Gras, schläft auf der Erde, sitzt im Dunkeln und lebt in größter Armut.“ Als ihm dieser Gedanke kam, sprach er zur jungen Frau: „Bleib hier, ich habe eine Kleinigkeit zu erledigen, ich gehe und komme wieder.“ Er ging in die Nacht hinaus, um dem Herrn zu folgen. Schließlich fand er Ihn und sprach: „O Herr, Du hast nicht ehrlich an mir gehandelt.“ Jesus: „Warum ?“ Sohn: „Du hast für mich erreicht, was Du nicht für Dich selbst wünscht. Zweifellos hast Du etwas, was noch größer ist. Und wenn dies das Erstrebenswerte wäre, hättest Du es für Dich selbst erreicht. Sicher hast Du etwas, das größer als dies ist. Darum bist Du nicht gerecht. Du hast mir gegeben, was Du nicht für Dich wünschest.“ Jesus: „Du hast recht. Bist du geeignet und bereit dazu?“ Sohn: „Ich hoffe“. Jesus: „Kannst du alles verlassen?“ Sohn: „Ja.“ Jesus: „Die göttliche Führung ist größer als alle Dinge. Wenn du es vermagst, so komm.“


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Er folgte Ihm. Darauf wandte der Herr Sich Seinen Jüngern zu und sprach: „Ich habe in diesem Dorf einen ver- borgenen Schatz gefunden. Nun habe Ich ihn geborgen. Dies

ist Mein Schatz. Ich habe ihn der Erde enthoben und gebe ihn euch.“ (Sk. 076: WS VAR S.128 T.)

Es gibt nichts Böses in der Welt.

'ABDU’L-BAHA sagt: In der Schöpfung gibt es nichts Böses; alles ist gut. Gewisse Eigenschaften und Regungen, die manchen Menschen eigen sind und tadelnswert erscheinen, sind es in Wirklichkeit nicht. So kann man zum Beispiel bei einem Säugling vom Beginn des Lebens an Anzeichen des Be- gehrens, des Zornes und der Heftigkeit erkennen. Dann mag leicht gesagt werden, daß Gut und Schlecht dem menschlichen Wesen angeboren sind, und das ist entgegen der reinen Güte der Natur und Schöpfung. Die Antwort darauf ist die, daß Begehren — was gleichbedeutend ist mit noch mehr verlangen — eine lobenswerte Eigenschaft ist, wenn es geziemend ge- braucht wird. Wenn ein Mensch das Begehren hat, Wissen und Kenntnisse zu erwerben oder mitleidig, edel und gerecht zu werden, so ist das höchst lobenswert. Wenn er z. B. Zorn und Grimm gegen die blutdürstigen Gewaltherrscher übt, so ist das sehr lobenswert, aber wenn er diese Eigenschaften nicht in der rechten Weise gebraucht, ist es tadelnswert... Genau so ist es mit allen natürlichen Eigenschaften des Menschen, die die Grundlage des Lebens ausmachen: wenn sie auf un- rechtmäßige Art angewandt und entwickelt werden, so werden sie tadelnswert. Daher ist es klar, daß die Schöpfung voll- kommen gut ist. (S. a.Q. 5.250)

Das Leben zu leben heißt:

Nie andre zu betrüben Und gütig nur zu sein, Mit reinem Geist zu lieben, An Trübsal sich zu freun, O, wollest, Herr, mir schenken, Womit ich recht besteh, Und meine Schritte lenken, Sooit ich abseits geh,


[Seite 13]Nur Gutes will ich nennen, Froh, voll Ergebenheit, Von dieser Welt mich trennen, Vom Erdenstaub befreit,

So will, mein Gott, ich ziehen Empor zu Deiner Höh. Mein Leben sei ein Dienen, Mein Sehnen Deine Näh,

Ein Arzt für jeden Kranken, Trost allen, die betrübt, Ein starker Halt im Wanken, Ein Quell, der Labung gibt: Das heißt das Leben leben! O mög es aller Welt Den großen Frieden geben, Der nie im Sturm zerschellt,

Dr, H:'6,

DER BAB.

Erzählt von Annelies Schweizer, Zuffenhausen. (15 Jahre alt).

In Persien lebte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ein junger Mann, der Ali Mohammed hieß. Schon als Kind hatte man bei Ihm eine außergewöhnliche Klugheit, Frömmigkeit und Schönheit des Wesens bemerkt. Mit fünfundzwanzig Jahren verkündete Er den Menschen das Kommen eines neuen Zeit- alters, das von den Propheten und im Koran vorausgesagt war. Er nannte Sich „EL BAB“, was auf deutsch „das Tor“ heißt. Er wollte damit sagen, daß Er die Herzen der Menschen für das neue Zeitalter öffnen wolle, wie man ein Tor öffnet. Er erzählte ihnen außerdem, daß ein neuer Prophet den Frieden bringen werde. Weil Er dies verkündet hatte, wurde Er von den mohammedanischen Priestern verfolgt. BAB hatte eine Menge Anhänger, und auch sie wurden von ihnen verfolgt und zum Teil fürchterlich gemartert. Sie nahmen den BAB gefangen und hielten Ihn neun Monate lang auf der Burg Maku, später auf der Burg Tschejrik fest. Endlich ließen sie Soldaten holen, stellten Ihn gebunden an eine Mauer und befahlen den Soldaten, auf Ihn zu schießen. Aber sonderbarerweise traf kein einziger ‚Schuß auf BAB, sondern nur auf die Stricke, die Ihn fesselten.



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Da verloren die Soldaten den Mut und wollten nicht mehr schießen. Man wollte Ihn ein zweitesmal fesseln, doch Er zog vor, stehen zu bleiben, bis wieder geschossen werde. Darauf ließ man eine zweite Abteilung Soldaten holen und befahl auch ihr, BAB zu erschießen, was diesmal gelang. Der Statt- halter mit einigen Anhängern nahm heimlich die Leiche fort, legte sie in Seide und brachte sie nach Teheran, der Haupt- stadt von Persien. Dort war sie neunundfünfzig Jahre einge- mauert, damit sie nicht entdeckt werde, und wurde schließlich am Berg Karmel bei Haifa in Palästina beigesetzt.

Eine Ansprache 'ABDU’L-BAHA’S an die Kinder

im Plaza-Hotel in Chicago (Vereinigte Staaten) am 5. Mai 1912.

Ihr seid die Kinder, von denen Jesus Christus gesagt hat: „Ihr seid die Bürger des Königreichs.“ In gleicher Weise sagt Bahä’u’llaäh: „Ihr seid die Leuchten der Menschenwelt, denn eure Herzen sind reiner als rein, und eure Seelen sind äußerst köstlich. Ihr seid nahe dem Quell und wurdet noch nicht be- fleckt. Ihr seid gleich Lämmern oder gleich einem schön ge- schliffenen Spiegel.

Meine Hoffnung für euch ist, daß eure Eltern euch geistig erziehen und euch die höchste sittliche Bildung geben.

Möge eure Erziehung eine vollkommene sein, so daß jedes von euch durchdrungen werde mit den Tugenden der mensch- lichen Welt. Möget ihr in allen Stufen — in den materiellen sowohl als auch in den geistigen — voran schreiten. Möge euch gelehrt werden, Wissenschaften und Künste, Kunstfertig- keit und Geschicklichkeit zu erwerben, daß ihr nützliche Glieder der menschlichen Gesellschaft sein und zum Fortschritt der menschlichen Zivilisation geleitet werden möget. Möget ihr zu einer Ursache für die Offenbarung der göttlichen Gaben werden, möge jedes von euch ein glänzender Stern sein, der das Licht der Einheit der Menschheit nach Westen und Osten ausstrahlt, möget ihr zur Einheit der Menschheit geleitet werden, möget ihr zur Liebe Aller geleitet werden. Möge die Wirklichkeit im menschlichen Sein durch euer Bemühen erscheinen.

Ich bete für euch alle und bitte Gott um Hilfe und Be- stätigung für euch.

Ihr seid alle Meine Kinder, ihr seid alle Meine geistigen Kinder. Die geistigen Kinder sind mir sehr teuer, sie sind Mir

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’ABDU’L-BAHA unter Kindern während seines Aufenthaltes in Chicago (Vereinigte Staaten), 1912.

lieber als die physischen Kinder, weil die physischen Kinder sich oft nicht geistig erweisen, aber ihr seid alle geistige Kinder, | darum habe Ich euch alle sehr lieb, ihr seid die mehr geliebten. |

Ich wünsche euch Fortschritt in allen Graden: Gott möge | euch beistehn.

Möget ihr von Seinem gütigen Blick behütet sein, und möget ihr sittlich erzogen werden und Reife erlangen in Seinem Schutze.

Ihr seid alle gesegnet. (S. o.t. W. II, 4)

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Der Kinder Briefgemeinschaft.

Ihr seid alle die Blätter eines Baumes | und die Tropfen eines Meeres. | (Bahd’u’lläh )

| Rosengarten Eßlingen:; Ich bin jetzt schon vier Jahre in der Sonn- - | tagsschule, und es gefällt mir sehr. Jeden Sonntag gehe ich dorthin, wo uns Tante Anna von der Bahä’i-Sache erzählte. Wir lernen dort auch schöne Lieder, Gedichte und Erzählungen, die wir dann bei irgend einem Feste, sei es Weihnachts- odr Kinderfest, aufsagen. Dann machen wir oft auch Ausflüge in die Wälder, wo wir vergnügt und lustig beisammen sind. Es grüßt herzlich Erika.

In der Sonntagsschule sind wir etwa fünfzehn bis fünfundzwanzig Kinder. Ich bin dreizehn Jahre alt und werde am 18. September dieses Jahres vierzehn. Jetzt will ich noch etwas vom Kinderfest erzählen, wenn es auch schon lange vorbei ist. Die größte Freude war, daß wir so vielen, lieben Besuch bekamen. Unser Kinderfest war im Museum und begann um drei Uhr. Die Einleitung war ein kleines, von unserer Gertrud selbst komponiertes Stückchen. Es heißt: „Gottes Segen ist über uns, er ist über allen Menschen. Allä’w’Abhä! Amen!“ Es ist kurz aber schön, gelt? Dann kam der Prolog, den Onkel Paul gedichtet hat. Nun kamen Ge- dichte und Gesänge. Hierauf führte die Jugend das symbolische Traum- spiel „Das Geheimnis der Seele“ auf, Dann kamen „Worte des Paradieses“, wovon ich das zweite aufsagen durfte. Nun kam die Aufführung „Früh- lings Erwachen“. Da durfte ich die Syringe sein. Dann kamen noch viele Gedichte und Gesänge. Ein Reigen wurde auch noch vorgeführt. Zum Schluß kamen noch Erquickungen aller Art. So ging unser Kinderfest zu Ende. Im Namen der Rosen im Eßlinger Garten grüßt euch herzlich Hilda.

Sonnenkinder Wandsbek: Wir hatten am Sonnabend, den 26. Juni,

ein Gartenfest bei Tante Annel und Onkel Hermann. Als es dunkel war,

wurden die Laternen im Garten angezündet. Wir trugen das Spiel „Glaube,

Liebe, Hoffnung” vor. Auch sagten wir Gedichte und sangen. | Viele Grüße Magda. |

Gärtlein der Erfüllung, Göppingen: Wir haben alldonnerstags Lehr- | stunde von ’Abdu’l-Bahá. Wir sind zusammen vier. Herr Schultheiss er- | zählt uns Geschichten von ’Abdu’l-Baha in Gefangenschaft, und noch | vielerlei solche Geschichten. Nun will ich den Brief schließen, denn ich habe keine Zeit mehr, sonst hätte ich noch mehr geschrieben. Viele herz- liche Grüße Hermann.


Das „Rosengärtlein” wird herausgegeben von der „Weltgemeinschaft, Deutscher Zweig”, Wandsbek (Hamburg), Octaviostraße 21, von der es kostenlos bezogen werden kann und an die auch alle für das „Rosen- gärtlein“ bestimmten Schriftbeiträge, Briefe usw. zu richten sind.

Geldbeiträge werden erbeten an Dr. Hermann Grossmann, Wandsbek (Hamburg), Octaviostraße 21 oder dessen Postscheckkonto Hamburg 3534.