Rosengärtlein/Jahrgang 2/Heft 5-6/Text

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Das Rosengartllein.

Neunteljahrsschrift für die Bahä’ijugend und ihre Freunde.

Jahrgang 2. Nr. 5/6. Laß dir an Mir genügen und suche keinen Helfer außer 1. Mashiyyat 81. mir, denn keiner als Ich kann dir jemals genügen. 27. September 1925. (Bahä’u’lidh, Verborgene Worte 17.)



FF > I Bitte.

Du bist mein Gott und mein Beliebter.

Diese aus über mich

aus Deiner rechten Hand

von Deiner Gnade und Vorsehung die heiligen Wogen Deiner Güte, und ziehe mich ab von der Welt, hin zum Ufer Deiner Gegenwart und zu Deiner Gemeinschaft,

denn Du bist machtvoll,

zu fun, was immer Du wünschest, Du durchdringst das Weltall ewiglich!

Bahä’u’lläh, Verborgene Worte 5. 85.


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a Liebe.

Worte von ’Abduw’l-Bahä.

Es gibt viele Arten der Liebe: Liebe zur Familie, fürs Vaterland und für die Rasse, Dies sind lauter Mittel und Wege, um die Macht der Liebe zu zeigen, Ohne solche würde man von der Liebe nichts sehen, nichts hören noch fühlen, sie würde nicht zum Ausdruck

Die vollkommene Liebe benötigt ein selbstloses Werkzeug, frei von allen Fesseln. Die Liebe zur Famllie ist begrenzt, das Band der Blutsverwandschaft ist nicht das stärkste Band. Häufig sind die Glieder einer Familie uneinig und hassen einander.

Die Vaterlandsliebe ist endlich; wenn jemand nur sein Volk liebt und alle anderen Nationen haßt, so ist dies keine vollkommene Liebe, dern selbst Landsleute sind unter sich nicht einig.

Die Liebe zur Rasse ist begrenzt.... Die Liebe zu unserer eigenen Rasse kann gleichzeitig Haß bedeuten für alle anderen Rassen, und häufig kommt es vor, daß sich die Menschen der gleichen Rassen nicht lieben...

Alle diese Bande der Liebe sind unvollkommen,.. Die große selbstlose Liebe für die Menschheit ist durch keines dieser unvoll+

- kommenen, oft selbstsüchtigen Bande gebunden. Diese universale

Liebe ist die einzige vollkommene Liebe, die allen Menschen gegen- über möglich ist; sie kann nur erlangt werden durch die Macht des Heiligen Geistes....

Laßt uns alle geeinigt sein in dieser göttlichen Liebe! Laßt uns daınach streben, in dem Licht der Sonne der Wahrheit zu wachsen und diese strahlende Liebe auf alle Menschen widerzuspiegeln, Möchten eure Herzen so geeinigt sein, daß sie immer von dieser grenzenlosen Liebe bestrahlt werden,...

Wenn ihr ein Glied eurer Familie oder einen Landsmann liebt, so tut dies mit einem Strahl der unendlichen Liebe. Tut es in Gott und für Gott! Liebet jede Person, in welcher ihr die Eigenschaften Gottes findet, einerlei, ob sie eurer Familie oder einer anderen an- gehört, Gießet das Licht unbegrenzter Liebe über jedes menschliche Wesen aus, mit dem ihr zusammenkommt, gleichviel, ob dieses eurer politischen Partei, eurem Land, eurer Rasse oder irgend einer anderen Nation und Farbe angehört, Der Himmel wird euch unter- [Seite 25]u a

stützen, wenn ihr an der Sammlung der zerstreuten Völker der Welt unter den Schatten des allmächtigen Zeltes der Einigkeit aıbeiten,

Ihr werdet die Diener Gottes sein, welche in Seiner Nähe wohnen, werdet göttliche Gehilfen sein im Dienste der ganzen Menschheit, die jedem menschlichen Wesen helfen! Vergesset dies nie!

'Abdu’l-Bahá; Ansprachen S. 32-36.

Des Kindes Lehrstunde.

Nachreden über Andere. Buddha sprach: Nicht zeihe andre dessen man, Was sie getan und nicht getan, Man forsche bei sich selber nach, Was man versäumte und verbrach, Dhammapada VI, 50.

Christus sprach: Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet, Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Lukas 6,37.

Muhammed sprach: Gott liebt es nicht, wenn Öffentlich böse Rede geführt wird... Koran 4,147.

Wehe jedem lästernden Verleumder!

Koran 104,1.

Bahä’wlläh sprach: Die Bahä’i müssen die Talentvollen achten und sich hüten, ihre Zunge mit übler Nachrede oder bösen Worten zu beflecken... Tablett Tarasat, 5. Taras.

Höre nichts Schlechtes und sieh nichts Uebles, erniedrige dich nicht, noch klage und jammere, Sprich nicht vom Uebel, damit Du nicht davon hörest, und vergrößere die Fehler der anderen nicht, um dadurch deine eigenen Fehler nicht in ihrer wahren Größe er- scheinen zu lassen. Wünsche nicht die Erniedrigung irgend eines Menschen, um deine eigene Emiedrigung nicht an den Tag kommen zu lassen,..,

Verborgene Worte 44. [Seite 26]

— a

’Abdu’l-Bahá sprach:

Wenn ein Mittel erfunden würde, durch das die Tore der Verleumdung für ewig geschlossen würden, und jeder einzelne der Gläubigen seinen Mund nur zum Lobe der anderen öffnete, dann würden die Lehren Bahä’u’lläh’s verbreitet, die Herzen erleuchtet und der Geist der Menschen veredelt, und die Menschheit würde ewiges Glück erlangen. Ich hoffe, daß die Gläubigen Gottes jeg- liche Art von Verleumdung vermeiden, daß jedes einzelne das andere in herzlicher Weise lobt und daß sich jedes dessen bewußt wird, dab die Verleumdung derart die Ursache des Zornes Gottes ist, daß wenn ein Mensch den andern auch nur mit einem Wort ver- leumdet, er entehrt wird unter .allen Leuten,

S. d. W; WLS..8.


Das Grabmal des Bab und "Abdu’l-Bahá’s auf Berg Karmel bei Haifa.

Ihr seid die Kinder der neuen Zeit, ihr solltet nur über geistige

und göttliche Dinge reden,

soda& eure Seele neu belebt

und euer Gemüt rein wird.

Ihr solltet nicht an Dinge denken,

die euch von Gott trennen. 'Abdu’l-Baha. [Seite 27]u Matschek.

Eine Vogelgeschichte, erzählt von Onkel Emil vom Gärtlein des Frohsinns, GroB-Strehlitz.

In Nr, 2/3 des Rosengärtleins habt ihr gelesen, wie uns unser Meister 'Abdu’l-Bahá auffordert, unsere Liebe nicht nur auf unsere Mitmenschen zu beschränken, sondern sie auch auf die Tierwelt auszudehnen. Da will ich heute einmal von einem Vögelchen er- zählen. Es hieß Matschek und war ein niedlicher bunter Reisvogel, wie ihr ihn in Vogelhandlungen oft sehen könnt, Er ist etwas größer als unser Sperling, hat ein graues Gefieder, so innig fein, wie ein Fellchen, sein Köpfchen ist mit rein weißen und schwarzen Bäckchen geziert, sein Schnabel recht stark und rot. Die Heimat des Reisvogels ist Indien.

Ein Reisvogelpärchen unseres Hauswirtes hatte fünf solch nied- licher Vögel im Vogelbauer ausgebrütet. Von diesen schenkte er uns einen, und wir nannten ihn Matschek,

Dieses Vögelchen, das nie die schöne Freiheit gekannt hatte, erfreute sich des Daseins im geräumigen Vogelbauer, aber uns allen tat das arme gefangene Tier leid, und mit Erlaubnis unserer Eltern durften wir die Tür des Vogelbauers öfinen, damit es we- nigstens im Zimmer herumfliegen konnte, Wie ängstlich flatterte unser Matschek auf das offene Türchen und wohl hundertmal wieder zurück in das Bauer, Kaum wagte er sich von dem Bauer weg, und besorgt suchte er das Türchen zu seinem Gefängnis, wenn er an die falsche Seite des Bauers geriet. Gern hätten wir dann das Vögelchen gefangen und ihm geholfen, die rechte Seite des Bauers zu finden, aber unsere Mutter sagte: Wenn ihr nach dem Matschek greift, so wird er ängstlich und scheu, er wird schon allein den Weg in sein Häuschen finden, und so war es auch, Als unser Vogel nun mit der Zeit merkte, daß wir ihn ganz nach eignem Willen. herumfliegen ließen und niemals versuchten, ihn zu haschen oder ihn ängstlich zu machen, wurde er recht zutraulich.,. Wenn wir am Tisch saßen, kam der Matschek auch hinzu und kostete von jedem Teller, am liebsten aber ging er an das Salznäpfchen. Die Freiheit gefiel unserem lieben Vögelchen doch wohl besser, als immer im Bauer zu sitzen, sodaß es jetzt nur noch zum Fressen und Trinken in sein Vogelhäuschen ging. Sehr gern saß es auf einem Spiegel, dort konnte esoft etliche Stunden verbringen, und fast jeden Abend mußten wir es von dort herunterholen. Wir machten das Zimmer dunkel und konnten Matschek dann gut fangen, weil er im Dunkeln [Seite 28]

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ruhig dort oben sitzen blieb, und brachten ihn dann in sein Bauer, Er hätte wohl auf dem Spiegel schlafen können, aber wir fürchteten, daß unser Liebling, wenn morgens die Fenster geöffnet würden, hinausfliegen könnte, Daß wir ihn da herunterholten, gefiel ihm aber gar nicht; er schimpfte fürchterlich- und biß uns tüchtig in die Finger. Sein Lieblingsplätzchen war auf dem Zylinder unserer Tischlampe, die auf einem Spiegelschränkchen stand; dort glaubte er Gesellschaft gefunden zu haben, denn im Spiegel sah er einen zweiten Vogel. Da schmetterte er am lebhaftesten sein Lied, (schön singen kann ein Reisvogel nicht) und er wiegte sich dazu auf seinen zierlichen Beinchen.

So sehr wir auch dafür sorgten, daß unser lieber Freund es recht schön bei uns hätte und die Gefangenschaft so wenig wie möglich spürte, so sehr wir immer Acht gaben, daß ihm nichts zu- stieß und niemand ihn neckte oder ihm Böses tat, so drohten unserem Liebling doch manchmal kleine Gefahren. Als wir einmal Besuch hatten, trat mein kleiner Vetter unserem Matschek auf das Füßchen und brach ihm dabei eine Zehe. Wie sehr schmerzte das unser Vögelchen, aber e; wußte sich selbst Rat. Es flog auf die Schulter meiner Schwester und legte das kranke Füßchen auf den Aermel ihres Kleides, Dort blieb es sitzen. Es saß auf ihrer Schulter, wenn sie am Herde kocht2 oder wenn sie im Zimmer mit der Hausi- arbeit beschäftigt war; unser Matschek ließ sich nicht verscheuchen. Wochen war unser kleiner Freund krank; er schien recht betrübt zu sein, denn nur selten hörten wir sein fröhliches Schmettern. Einmal flog er wieder auf sejn Badenäpfchen, recht behutsam tauchte er das krafıke Beinchen in das Wasser, sprang einige Male um das Näpfchen, einen ziemlich großen Blumenuntersatz, und dann sprang er hinein, Das schien ihm gut zu gefallen, er fing an, tüchtig zu plätschern und sich zu baden, wie er es früher getan hatte. Sein Füßchen war geheilt.

An einem recht ungemütlichen Vorfrühlingstag war es, der Schnee fegte, der Wind heulte, und das Wasser rann in den Rinn- steinen, da war unser Liebling verschwunden, Das Stubenmädchen hatte das Fenster geöffnet und Matschek war auf Reisen gegangen. Aber schon nach drei Tagen erfuhren wir von einer bekannten Dame, daß er sich in der Famjlie X. eingefunden hätte, deren kleines Mädchen das Vögelchen auf dem Dache des Nachbarhauses ge- sehen und ihr Stubenfenster aufgemacht hatte, und schon war das schöne Vögelchen auf seiner Schulter, Das Beste gaben diese guten [Seite 29]

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Leute unserem Matschek, welcher so ganz furchtlos war, aber nichts wollte er fressen, denn sein einziges Futter bestand in Glanzkorn und Silberhirse, was sie nicht wissen konnten, Als dies mein jüngerer Bruder hörte, nahm er gleich das Bauer und holte den Matschek. Wie sehr freute er sich, in sein altes bekanntes Bauer hineinschlüpfen zu können.

Noch manches kleine Erlebnis, das wir mit unserem Liebling hatten, könnte ich euch erzählen; er war sehr drollig und hat uns immer viel Freude gemacht, Vor allen Dingen hat er uns gezeigt, wie dankbar und empfindend auch so ein kleines Vögelchen sein kann, wenn die Menschen ihm nur ein klein wenig Liebe und Acht- samkeit schenken. Wir alle können aus dieser kleinen Geschichte lernen, wie Gott sich der einfachsten Dinge bedient, um uns zu zeigen, daß Seine Liebe in allen lebenden Wesen ist. Wie wunderbar erscheint uns dies immer wieder!

Der Kinder weltweite Briefgemeinschaft.

Rosengarten Esslingen: Nun will ich auch einmal schreiben. Ich weiß zwar noch nicht viel, weil ich noch klein bin, wenn ich groß bin, will ich es besser machen. Wir bekommen immer von Tante Anna das Rosengärtlein und freuen uns jedesmal recht herzlich. Wir sind dir, lieber Onkel, recht dankbar dafür. Ich freue mich immer, wenn ich vonanderen Bahä’ikindern und von unserem lieben Meister 'Abdu’l-Bahá etwas höre. An einem schönen Sonntag sind wir mit Tante Anna spazieren gegangen, wir machten Reigen und Spiele und waren sehr lustig. Wir gingen wieder vergnügt nach Hause. Mit herzlichen Gruß Gertrud.

Rosengärtlein Hamburg: Wie geht es bei euch? Ich kann es gar nicht beschreiben, wie schön ich es hier in Timmendorfer Strand habe und wie nett alle Kinder zu mir sind. Wir badeten Montag zum ersten Mal, aber wir blieben nicht lange im Wasser, denn es war nur 14 Grad Celsius warm. Mittwoch danach waren 15-16 Grad, da war's fein im Wasser und wir blieben auch 3-4 Minuten darin. Auch ist es wunderschön im Wald und auf den Waldwiesen, Aber am schönsten ist doch noch der Strand und das Wasser mit seinen verschiedenen Farben. Sonnenauf- und -unter- gang können wir nicht sehen, weil wir zu den Zeiten im Bett liegen; ich glaube, das muß wunderschön auf der See sein. Wir müssen jeden Nach- mittag regelmäßig zwei Stunden schlafen. Die Zeit benutze ich dazu um in mein Tagebuch zu schreiben oder Postkarten zu schreiben. Es grüßt die Rosengärtleinkinder Werner.


Herausgegeben von der Weltgemeinschaft Wandsbek (Hamburg) Schillerstraße la. [Seite 30]v

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