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Das Rosengärtlein.
Neunteljahrsschrift für die Bahä’ijugend und ihre Freunde. Jahrgang 1. Nr. 6/7. 1. Qudrat (Kraft) 80. 4. November 1924.
’Abdu’I-Bahä, der Gärtner; °
= 11 Des Kindes Gebet.
(Eingesandt von Tante Trudi, Stuttgart)
Lieber Meister, sieh dein Kind Blicket auf zu Dir,
Weil Dir lieb die Kinder sind, Komm auch ich jetzt hier,
Blick auch mich so freundlich an, Lege Deine Hand
wa
Segnend auf, wie Du getan Dort im heilgen Land.
Nimm auch mich auf Deinen Schoß Und in Deinen Arm,
Deine Liebe ist so groß
Und Dein Herz so warm,
O! wie glücklich bin ich doch, Daß Du mich auch liebst,
Daß Du täglich, stündlich noch Deinen Segen gibst.
Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren.
Ein junger Mann ging einmal auf Reisen ins Gebirge Himalaya.
Daß er den Weg fände, nahm er einen älteren kundigen Führer mit
sich, So schritten sie miteinander voran. In den Vorbergen des Ge-
birges war eine leichte Kälte, und je tiefer sie in das Gebirg hinein-
kamen, desto kälter wurde es, und in sich spürten sie eine Kälte,
die sie durch rasches Gehen verlieren wollten. Als sie in der Unter-
haltung ihre Blicke nach rechts richteten, lag an dem Weg ein
armer Mann fast erfroren darnieder, Der junge Mann sprach zu
seinem Führer: „Komm, Freund, wir wollen diesem Manne helfen;
wir können ihn vom Tod erretten, wenn wir ihn auf den Schultern
bis zu einem demnächst kommenden Hause tragen.“ Da erwiderte
der Führer: ‚Nein, es ist gar nicht möglich, diesen Mann zu tragen,
[Seite 43]Wir müssen doch selbst rasch weitergehen, daß wir nicht auch so
unter der Kälte zu leiden haben. Und er ging seinen Weg weiter,
der junge Mann aber besaß soviel Liebe und Brüderlichkeit, daß
er den armen kranken, fast erfrorenen Menschen auf seine Schultern
nahm undsich mit ihm, wenn auch etwas langsamer als der Führer,
auf den Weg machte. Als er nun mit seiner Last tiefer ins Gebirg
hineinkam, sah er rechts von sich seinen Führer, der gleichfalls
von der strengen Kälte erstarrt nicht mehr weiter gehen konnte, am
Boden liegen. Ihm selber aber, weil er den halberfrorenen Mann auf
seinen Schultern trug, war so heiß geworden, daß ihm die Schweiß-
tropfen von der Stirn rollten,
Wir können durch diese Geschichte die Worte Jesu Christi verstehen lernen: „Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren, wer es aber gibt um Meinetwillen, der wird es behalten.“
RR.
Des Kindes Lehrstunde.
Vom Beten und Bitten,
Muhammed sprach: Das Gebet ist eine Leiter, auf der sich der Mensch zum Himmel erheben kann, Koran.
Jesus sprach:
Und wenn ihr betet sollt ihr nicht sein, wie die Heuchler, denn sie beten gern in den Versammlungen und an den Straßenecken, auf daß sie von den Leuten bemerkt werden. Wahrlich ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du betest, so gehe ir dein Kämmerlein und schließe deine Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgnen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich. Matthäus 6,5—15,
Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel zu beten, einer
ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich und
betete bei sich selbst also: ,„O Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin,
wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder
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auch wie dieser Zöllner, Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel aufzuheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: ,„O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ Ich sage euch, dieser ging gerechtiertigt in sein Haus hinab, nicht jener, denn, wer sich selbst erhöht, der wird er- niedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden, Lukas 18,9—14
Bahä’w’lläh sprach: Der, welcher hinsitzt, nichts tut und nur bittet, ist bei Gott am meisten verabscheut, Frohe Botschaften 12,
’Abdu’l-Bahá sprach: Du solltest beten, du solltest bitten, du solltest demütig sein zu jeder Zeit, in jedem Augenblicke, Book of Tablets II, 244
Des Menschen Herz gleicht einem Spiegel, auf dem sich immer Staub ansammelt. Um ein reines Herz zu erlangen, muß der Mensch
beständig Gott bitten, daß es gereinigt werden möge. Durch das Gebet werden die irdischen Wünsche vom Herzen entfernt, wie der Staub vom Spiegel durch gründliches Abstauben und Reinigen, Ohne Gebet hört das Herz auf, ein Spiegel der göttlichen Voll- kommenheit zu sein; es wird wie ein rauher und unpolierter Stein,
Wir sollen aber nur aus Liebe zu Gott-beten, nicht weil wir dadurch die göttlichen Gaben oder den Himmel zu erlangen hoffen, Phelps, S. 216
Die Doppelnatur im Menschen.
In jedem Menschen gibt es zwei Naturen: eine geistige oder
höhere und eine materielle oder niedere Natur, In der einen nähert
er sich Gott, in der andern lebt er nur für diese Welt, Zeichen dieser
beiden Naturen sind in jedem Menschen zu finden. In seiner mate-
riellen Natur kommt Unwahrheit, Grausamkeit und Ungerechtigkeit
zum Ausdruck, Diese sind die Früchte seiner niederen Natur, Die
Eigenschaften seiner göttlichen Natur kommen in Liebe, Barmher-
zigkeit, Freundlichkeit, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit zum Vor-
schein; alle diese Eigenschaften sind der Ausdruck seiner höheren
Natur, Jede gute Gewohnheit, jede edle Eigenschaft gehört der gei-
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stigen Natur des Menschen an, während alle seine Unvollkommen- heiten und sündhaften Handlungen aus seiner materiellen Natur keivorgehen. Wenn die göttliche Natur des Menschen die mensch- liche beherrscht, dann haben wir einen Heiligen.
Der Mensch hat die Macht, sowohl Gutes als Böses zu tun, Wenn sein Wille für das Gute vorherrscht und seine Neigung zum Bösen besiegt, dann kann ein solcher Mensch mit Recht ein Heiliger genannt werden. Wenn er aber umgekehrt die Gebote Gottes ver- wirfi und erlaubt, daß seine bösen Leidenschaften den Sieg davon tragen, dann ist er nicht besser als ein Tier.
Heilige sind Menschen, welche sich von der materiellen Welt beireit und die Sünde überwunden haben. Sie leben in der Welt, aber sie sind nicht von der Welt, ihre Gedanken befinden sich fort- während in der Welt des Geistes. Sie bringen ihr Leben zu in Heiligkeit, und ihre Taten weisen Liebe, Gerechtigkeit und Güte auf, Sie sind erleuchtet aus der Höhe, sie sind wie helle und leuchtende Lampen in den dunklen Orten der Erde, Solcher Art sind die Heiligen Gottes. Die Jünger Jesu Christi waren, bevor sie an Ihn glaubten, Menschen wie andere; sie waren von dieser Welt eingenommen, wie ihre Nebenmenschen, und jeder Gedanke war auf ihren Vorteil gerichtet. Sie wußten wenig von Gerechtigkeit, noch war göttliche Vollkommenheit in ihnen zu finden, Als sie aber Christus nachfolgten und an Ihn glaubten, trat anstelle ihrer Un- wissenheit Verständnis, ihre Ungerechtigkeit wurde verändert in Gerechtigkeit, ihre Unaufrichtigkeit in Aufrichtigkeit, ihre Verfinste- rung in Licht. Sie waren weltlich und wurden geistig und göttlich, Sie waren Kinder der Finsternis und wurden Söhne Gottes, sie wurden Heilige. Strebet danach, in ihre Fußstapfen zu treten, laßt alle weltlichen Dinge hinter euch und seid bestrebt, zu dem gei- stigen Königreiche zu gelangen,
Bittet Gott, daß Er euch stärken möge in den göttlichen Tu-
genden, damit ihr in der Welt sein möget wie Engel und wie
Leuchttürme, um denjenigen, welche verständigen Herzens sind,
die Geheimnisse des Königreiches zu enthüllen. Gott sendet Seine
Propheten in die Welt, um die Menschen zu belehren und zu er-
leuchten, um ihnen die Geheimnisse des Heiligen Geistes zu er-
klären, und sie zu befähigen, das Licht widerzuspiegeln, damit
auch sie wieder die Quelle der Führung sein möchten, Die himm-
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lischen Bücher, die Bibel, der Koran und die andern heiligen Schriften sind uns von Gott gegeben als Führer auf diesem Wege der göttlichen
Tugenden, der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens. ’Abdu’l-Bahá, Ansprachen S. 60-63.
Sei gut.
Sei gut zu allen Menschen auf Erden,
sei besorgt um jeden Kranken,
sei eine offene Schatzkammer für jeden Armen. Reiche den Dürstenden erquickendes Wasser, reiche den Hungernden das Brot des Lebens, tröste die Verzweifelten,
belehre die Unwissenden
und bitte für die Schuldigen
um Vergebung.
'"Abdu’l-Bahá, Sonne d. W. III. 1 S. 6,
Weltgemeinschaftsfürsorge.
Ihr lieben Rosengärtlein alle!
Ich möchte euch allen auch einen Vorschlag machen: Onkel Hermann schrieb mir, daß er sehr viel Geld braucht, denn er möchte vielen, sehr vielen Kindern in Hamburg, die keinen lieben Vater haben, ein neues Vaterhaus bieten, Das kostet aber Geld, sehr, sehr viel Geld. Nun, dann werden wir dem guten Onkel gewiß all unser Geld hinschicken, das wir nicht unbedingt für uns brauchen, Da aber wohl nur wenige von euch Geld sparen können, denn der böse Krieg hat uns ja alle arm gemacht, will ich euch zeigen, wie ihr alle auch etwas beitragen könnt. Bittet doch eure gute Mutter um alle kleinen Fleckelchen, die sie ganz gewiß beim großen Reinigen der Schränke und Schubladen wegtut, und verkauft sie gemeinsam. Das- selbe macht mit euern vollgeschriebenen Schulschreibheften und Zer- flackerten Lehrbüchern und sammelt auch alle Marken von euern und den Briefen der Eltern. Wenn ihr mir durch das Rosengärtlein sagt, daß ihr schon viele Marken gesammelt habt, werde ich es euch mitteilen, an wen ihr sie schicken sollt, Manche Markenfirma
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zahlt ganz hübsches Geld für alte Marken. Auch altes Eisen, Blech und Draht müßt ihr sammeln und verkaufen, So könnt ihr aus den wertlosen Sachen viel Geld ziehen, Die lieben Waisenkinder in Hamburg danken euch euern Fleiß gewiß. Nun denkt aber auch selber darüber nach, wie ihr unserm, guten Onkel Hermann und den armen Waisenkindern helfen könnt, und habt ihr etwas gefunden, dann teilt es allen euern lieben Brüdern und Schwestern durch das Rosengärtlein mit, damit sie es euch nachmachen kösnen, Später einmal will ich euch erzählen, wie wohl sich die armen Waisen- kinder in Altdorf bei Pless in Oberschlesien fühlen und wie das Waisenhaus verwaltet wird,
In Liebe euer Onkel aus dem Gärtlein des Frohsinns in Groß- Strehlitz (Oberschlesien) Emil Rampoldt,
Der Kinder weltweite Briefgemeinschaft.
Garten des Friedens, Springfield, Illinois, Vereinigte Staaten: Wir vom Garten des Friedens sind so glücklich, euch die Hand zu reichen im liebenden Dienste, die Liebe und Einigkeit unter den Kindern aller Nationen hervorbringen zu helfen. Es wird viel für die kommenden Generationen sein, wenn überall Frieden ist. Wir werden so glücklich sein, wenn wir einmal vom Himmel herabschaun und sagen „Ich habe ein klein wenig an diesem groBen Werk mitgeholfen.“ Es ist, als ob wir schattlige Bäume für die kommenden Generalionen pflanzen. Wenn wir diese Sämlinge mit selbstlosen Herzen pflanzen, welch ein herrlicher Schutz werden sie dann einmal werden! Wir dürfen alle nur Saaten der Liebe und Freund- lichkeit pflanzen. In den Sommerferien werden wir eine Lehrstunde und eine Werkstunde, um Geld für unsere kleine Gärtleinkasse zu bekommen, abhalten. Wir müssen uns alle bemühen und unseren lieben Shoghi Effendi froh und glücklich machen. Sein Geist ist so fein und empfindsam, daB sein Herz sehr leidet, wenn Uneinigkeit unter unseren Freunden ist. Wir lieben ihn alle so sehr! ’Abdu’l-Bahá war so gülig, als er einen gesegneten Hüter für uns alle bestimmte, so daß wir uns in Zeiten der Schwierig- keiten zu ihm um Rat wenden können. Wir hoffen, daB ihr Kinder alle glücklich seid, die heiligen Lehren zu lernen. Es ist ihnen nichts gleich in dieser ganzen Welt, und es ist nichts, das solche Glückseligkeit bringt! Denkt daran! Aus allen Enden der Welt zu hören und mit ihnen vertraut zu werden, hätte das ohne die Macht Bahä’u’lläh’s geschehen können? Nein! Seht, was unsere liebe Tante Victoria tut, um unserem teuren
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Meister zu helfen. Sie hat ar hundert Gärtlein für Kinder gepflanzt. Der Meister hat sie in einem Tablet an sie auch hoch gepriesen für ihre Sorge um die Waisenkinder. Sie ist eine liebe, gute, selbstlose Seele und wir lieben sie alle sehr. Wir hoffen, daß ihr alle an Verstand, Geist und Seele wachsen werdet, um große Soldaten des Friedens in der Armee Bahä’u’- 'lah’s zu werden. Die Kinder alle senden euch allen ihre herzlichste Liebe. Seid sehr freundlich zu euerm Bahä’i-Lehrer. Eines Tages könnt ihr alle Lehrer im Weinberg Gottes sein! Ya Bahä el Abhä!
Sonnengarten, Stuttgart. Wir haben durch unsere liebe Tante Trudel mit großer Freude deine gesandten „Rosengärtlein‘“ bekommen. Es gefällt uns sehr gut. Da mein Schwesterlein acht Jahre und ich zehn Jahre alt bin, so können wir es beide selbst lesen. Besonders die lehrreichen Er- zählungen gefallen uns gut. Wir haben auch schon viel durch Frau Maier und Herrn Herrigel von der lieben guten Tante Victoria gehört. Mitte des Monats August durften wir größeren Kinder der Sonntagsschule einem Einigkeitsfest auf der Wagenburg beiwohnen, das der Anwesenheit lieber Amerikafreunde wegen gehalten wurde. Dieses Fest war sehr schön, und wir Kinder sangen Lieder. Wir freuen uns schon auf das nächste „Rosengärtlein“, was mag es wohl alles schönes nach den Ferien bringen? Viele herzliche Grüße senden dir, lieber Onkel Hermann.
Hans und Ruth. Allah’o’Abhä!
Gärtlein des Frohsinns, Groß Strehlitz. Zu unserem Tauffeste am
5. Oktober haben wir so viele Glückwünsche und schöne Geschenke von den Gärtlein des ganzen Reiches erhalten, daB wir nicht gleich allen mit einem Briefe danken können. Nach und nach werden wir all die schönen Briefe einzeln beantworten. Bitte, schreibe dies doch, lieber Onkel, in das Rosengärtlein ein, damit sich die Rosenknöspchen und ihre Leiter nicht wundern. Am Tauffeste haben wir Kaffee und Pfannkuchen gegessen, und Onkel Emil hat uns die Briefe und eine Depesche vorgelesen. Wir wollen auch gute Kinder werden und alle Menschen lieben. Vielleicht sehen wir uns einmal in Hamburg, denn wenn wir viel Geld haben, wollen wir, wie die Wandervögel, an die Nordsee reisen und dort wandern; wir wandern fast jeden Sonntag. Recht herzlichen Gruß von Onkel Emil, Hilde, Marta, Erich, Heinz,
Das ‚Rosengärtlein“ erscheint neunmal jährlich und kann kostenlos bezogen werden durch die Weltgemeinschaft, Wandsbek (Hamburg) Schillerstraße 1, an die auch alle für das „Rosengärtlein“ bestimmten Schriftbeiträge, Briefe usw. zu richten sind,
Postscheckkonto unier Dr. Hermann Grossmann, Amt Hamburg Nr. 8534,
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