One Country/2011 Nummer 4/Text

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Iranische Menschenrechtspolitik muss im Fokus deutscher Politik bleiben


Inspiration seit

25 Jahren — jubilfium am Bahá’í-Haus der Andacht in Indian

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Aktuelle Meldungen aus Deutschland und weltweit


Pressemeldungen und Termine

Postvertriebsstijcknummer D13365F





Vor einem jahr, am 29. januar 2011, versammelten sich Zehntausende Agypter auf dem zentralen Tahrir—Platz in Kairo.

Stunden zuvor hatte die czgyptische Regierung ihren RLicktr/tt erkldrt.

Foto: Ramy Raoof

Zukunft, die ietzt beginnt

Kelne anderen Ereigmsse baben die Weltpolztzle zm vergangenen jabr wobl mebr übermscbt 015 die Erbebungen in den Lozndern des Maghreb und des Naben Ostens. Innerbalb wemger Manure zeigten szcla unverboflt und von vielen Beobachtem nicbt vomusgesehene Wegmarleen der Geschichte. Ob es Wendepunkte van Bauer sind, bleibt duck nacb einem jalar Ofl‘en. Die Geschicbte zeigt, class Zurilclebaltung gegenuber der Idee ezner vermezntlzcb geraldlzmgen historischen Entwicklung notwendzg ist. Aktuelle Ereignisse — Umwege, gar Rudescbrztte — belegen dies. Gleicbwolal erleennen die Bahá’í in den Erezgmssen eine „Zuleunft, die

jetzt begonnen bat“.

Die Erhebungen in Nahost markieren den gememsamen Willem der Menschen, „eine gm")Bere Kontrolle über unser Schicksal zu erlangen“, schrieb die kleine égyplische Bahá’iGe meinde wenige Monate nach Beginn des Emanzipationspmzesses an ihre Landsleule in einem offenen Brief. Dies ist die erste OffendiChe Stellungnahme der égyptischen Bahá’í nach Vierzig jahren Verbot und Unterdrückung. „Dies zu tun, ist ungewohnt fUr uns, wefl wir n16 zuvor ein solches Maié an Freiheit genossen“

„K010niahsmus, religidse Orthodoxie, autoritére Herrschaft bis hm zu offener Tyrannei“ haben in der Vergangenheit die Agypter davor abgehalten, selbstbestimmt zu leben. In der Gegenwart hinzugekommen sind „die ,sanflere MaChL des Konsumdenkens und die sich daraus ergebende Erosion der Moral?

M11 ihrem offenen Brief an das égyptische Volk bringen die agyptischen Bahá’í Sichlweisen ein, die sie aus ihrer eigenen als auch den Erfahrungen der Bahá’í in aller Welt gezogen haben. Sie betreffen die Grundvoraussetzun [Seite 2]gen, die 516 RH einen „,dauerhaften materiellen und geistigen Wohlstand“ Agyptens als notwendig erachten: die Anerkennung der Einheit der Menschheit in ihrer Vielfalt, das Zu Zugang zu allgemeiner Grundbildung, die Teilnahme am wirtschaftlichen Leben und sinnA volle Erwerbsarbeit sowie MafSnahmen zur Armutsbekampfung, die „die Existenz uberméi sammenspiel von Religion und Wissenschaft, die Gleichstellung der Geschlechter, die hohe Bedeutung von Bildung und Erziehung auch 315 Mine] zur Korruptionsbekémpfung, der

{Sigen Reichtums“ nicht „ignorieren“.

Au] den nachsten zwei Seitcn d(fleumenticrcn wir den Brief in Auszflgen.

Ein offener Brief an das figyptische Volk

April 2011 Unsere geschätzten Mitblirger,

die Ereignisse der vergangenen Monate eréffneten uns, den Bahá’í in Agypten, sine Mbghchkeit, die wir zuvor niemals erhielten: mit Euch, unseren Brudern und Schwestern, direkt ins Gespräch zu kommen. Selbst wenn wir nur wenige sind, geniefien Wir dermoch das VorreCht, zu diesem Land zu gehören, in dem wir seit über einhundert Jahren danach streben, gemäß den Grundsätzen unseres Glaubens zu leben und als rechtschaffene Barger zu dienen. Diese Gelegenhem haben wir lange herbeigesehnt — insbesondere weil wit den zahllosen unvoreingenommenen und mitfuhlenden Seelen unseren Dank aussprechen möchten, die in den letztenjahren unsere Bemuhungen unterstützten, das richtige Mafé an Gleichheit vor dem Gesetz zu erlangen. [...]

Eine gereifte Gesellschaft zeichnet sich vor allem durch eine Eigenschaft aus: die Anerkennung der Einheit der Menschheit. Wie erfreulich ist es da, dass die bleibendsten Erinnerungen der vergangenen Monate niCht von religiösem Hader Oder ethnischem Konflikt gepréigt wurden, sondern dadurch, wie Differenzen far em gemeinsames Ziel zuruckgestellt wurden. Unsere instinktive Féhigkeit, die Wahrheit zu erkennen, dass wir alle zur selben menschhchen Familie gehören, war uns als Volk sehr dienhch. Dennoch ist es eine vollkommen gréféere Herausforderung, Institutionen, Einrichtungen und soziale Strukturen zu entwickeln, die die Einheit der Menschheit vorantreiben. Die Anerkennung dieses Grundsatzes erfordert einen organischen Wandel in den Strukturen der heutigen Gesellschaft. [...]

Die Auswirkungen dieser grundlegenden Wahrheit - der Einheit der Menschheit — sind so tief gehend, dass Viele andere entscheidende Grundsätze, die far die zukimftige Entwicklung Agyptens von Bedeutung 51nd, daraus abgeleitet warden können. Ein Paradebeispiel hierfijr ist die Gleichheit von Mann und Frau. Verzégert irgendetwas anderes den Fortschritt in unserem Land nachdrflckhcher als der anhaltende Ausschluss der Frauen von der vollstélndigen Teilnahme an den Angelegenheiten der Nation? Allein hier das Gleichgewicht wiederherzustellen, wird zu einer Verbesserung in allen Lebensbereichen der Agypter fuhren: religiös, kulturell, wirtschafthch und politisch. 80 W16 ein Vogel nicht fliegen kann, wenn ein Fhigel schwécher ist als der andere, so ist die Féhigkeit der Menschheit stark beeintréchtigt, sich zu Hbchstleistungen aufzuschwingen, solange Frauen jene Chancen verwehrt warden, über die die Männer verngen. Sobald dieselben Vorrechte beiden Geschlechtem zugestanden warden, warden sie beide zu allgemeinem Vorteil aufbhihen. Über die Bedeutung als Menschenrechtsthema hinaus fuhrt der Grundsatz der Gleichstellung der Geschlechter zu einer Haltung, die sich bis in die Wohnhéuser, zum Arbeitsplatz, in jedem gesellschaftlichen Raum sowie in die Politik erstrecken muss — letztlich gar bis in die internationalen Beziehungen

Nirgends kann die Gleichstellung der Geschlechter so Sinnvoll etabhert warden Me in Bildung und Erziehung, die Männer wie Frauen jeghchen Hintergrundes befähigen sollen, das ihnen innewohnende Potenzial fUr den Fortschritt der Gesellschaft nutzbar zu machen. Warm sie erfolgreich sein sollen, so mussen Bildung und Erziehung angemessene Vorbereitung fUr die Teilnahme am wirtschaftlichen Leben des Landes bieten, jedoch ebenso eine stabfle moralische Dimension aufweisen. Schulen mussen ihren Schulern die Verpflichtungen einschérfen, die es mit sich bringen, ein Burger Agyptens zu sein, und dabei solche Werte einbeziehen, die zur Verbes K ‘ ONE COUNTRY

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serung der Gesellschaft und der Mitmenschhchkeit beitragen. Bildung und Erziehung dürfen nicht die Mittel sein, um Uneinigkeit und Hass gegen andere in unschuldige Köpfe einzuflößen. Mit dem richtigen Ansatz können sie Vielmehr ein effektives Instrument dafür warden, zuktinftige Generationen vor der Fäulnis der Korruption zu schützen, die das heutige Agypten auf solch [raurige Weise verseuchte. Des Weiteren muss es einen allgemeinen Zugang zu Grundbildung geben, unabhängig der Unterschiede in Bezug auf Geschlecht, Ethnie Oder Vermögen. Strategien zur Nutzbarmachung der Ressourcen unserer Nation — unset Kulturerbe, unsere Landwirtschaft, unsere Industrie - werden sich als fruchtlos erweisen, wenn Wir die Wichtigste aller Ressourcen vernachlässigen: unsere eigenen gottgegebenen geistigen und intellektuellen Kapazitéten. 1n dem MafSe, in dem wir der Bildung und Erziehung unseres Volkes Priorität einräumen, warden Wir in zükunftigen Jahren eine uberreiche Erme hervorbringen.

Verbunden mit den Themen Bildung und Erziehung ist das Zusammenspiel von Wissenschaft und Religion, den Zwillingsquellen menschlichen Erkenntnisvermögens, aus denen die Menschheit Schépfen kann, wenn sie Fortschritt erlangen will. Es ist ein Segen, dass die égyptische Gesellschaft als Ganzes nicht davon ausgeht, dass diese beiden Quellen der Weisheit 1m Konflikt zueinander liegen müssen; eine Sichtweise, die anderenorts leider ubhch ist. In der Tat besitzen wir eine stolze Geschichte der Férderung eines Geistes der rationalen und wissenschaftlichen Forschung — mit bemerkenswerten Ergebnissen bei Landwirtschaft und Medizin, um nur zwei zu nennen —, bei gleichzeitiger Beibehaltung einer starken religiösen Tradition und eines Respekts vor den Werten, die von den Weltrehgionen gestiftet warden. Es gibt nichts in diesen Werten, das uns zu irrationalem Denken Oder Fanatismus anhélt. Wit alle können uns bewusst daruber sein, insbesondere unsere jfmgere Generation, class es für den Einzelnen méghch ist, mit aufrichtiger Spiritualitét erfüllt zu sein und zugleich entschlossen für den materiellen Fortschritt seiner Nation zu arbeiten. [m]

Es müssen auch Voraussetzungen geschaffen werden, um die Méghchkeiten zu sinnvoller Erwerbsarbeit zu vervielféltigen, Talents zu nutzen und Aufstiegschancen auf Leistung zu begrunden statt auf Privilegien. Die ErnUchterung wird anwachsen, wenn wegen fortbestehender Korruption, Ungleichheit und Vernachléssigung jeder noch so kleine Schritt der Jugend zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Familien, Gemeinschaften und Nachbarschaften zunichtegemacht wird. Mafinahmen zur Armutsbekémpfung dürfen nicht die Existenz uberméEigen Reichtums ignorieren, da eine Anhéufung von enormem Reichtum durch einige wenige die Verarmung der Vielen anderen nach sich zieht.

In der abstrakten Form, in der diese Grundsätze hier dargelegt warden, warden wohl nur wanige ihre Richtigkeit bestreiten. jedoch hatte ihre Umsetzung tief greifende politische, wirtschafthChe, soziale und persénhche Konsequenzen, die sie zu einer grbfieren Herausforderung machen, als zunéchst anzunehmen ist. [...]

Die vor uns hegende Herausforderung besteht darin, einen Konsultationsprozess über jene Grundsätze zu beginnen, die unsere Gesellschaft neu formieren. Dies ist keine leichte Aufgabe. Aus unterschiedhchen Entwurfen einen kohörenten Satz an Grundsatzen abzuleiten, der es schafft, unser Volk zu einen, ist ein nicht eben geringes Ziel. jedoch können wir zuversichthch sein, class jede aufrichtige Bemuhung uberaus reich belohm Wird, die zugunsten dieses Ziels investiert Wird, némhch — aus uns selbst heraus — mit der Freisetzung neuer, konstruktiver Energien, von denen unsere Zukunft abhéngt.

Bei einer nationalen Debatte mit solch breiter Basis - wobei Menschen auf allen Ebenen beteiligt 51nd, in Dérfern und Städten, in Nachbarschaften und zu Hause, V011 der Basis der Gesellschaft bis zu jedem betroffenen Barger — ist es emscheidend, dass dieser Prozess sich nicht zu schnell in reinem Pragmatismus verhert. Er darf sich nicht reduzieren auf Absprachen und Entscheidungen über Machtfragen innerhalb einer neuen Elite Die fortdauernde und weitreichende Beteihgung der Bevölkerung in diesem Konsultationsprozess Wird Viel Zeit benötigen, ehe die Barger davon überzeugt 51nd, dass die politischen Entscheidungstréger tatséchlich den Aufbau einer gerechten Gesellschaft im Sinn haben [...]

Die Bahá’í in Agypten

Der vollstcmdigc Brief ist online unter http:/,/is.gd/7qN9W] ver/figbar.

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A Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York. Foto: Mark Garten

Iranische Menschenrechtspolitik muss im Fokus deutscher Politik bleiben

Die Bahá’í-Gememde Deutschland rief zum Tag der Menscbenrechte am 10. Dezember die Bundesregzemng dazu emf zn derAuseznandersetzung um ezn zmmscbes Atomwaffenprogmmm mcbt die Menscbenrecbte zu opfem. „Der Drucle auf die zmmscbe Fularung muss der katastrophalen Menscbenrecbtslage in diesem Land gerecht werden“, sugte Prof. Inga Hofmann, Sprecber fur Menscbenrecbtsfmgen der Bahá’í—Gemeznde Deutschland. Die Einhaltung der menscbenrechtlzcben Verpflzcbmngen gebOre zu den fundamentalen Sicherheitsflagen in Bezug auf Iran. Auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen vemrtezlte die Menscbenrecbtslage im Iran Ende Dezember uberdeutlich.

Berlin/New York — Die Erfahrung zeige, dass die Teheraner Fuhrung es gut versteht, im Schatten der Nuklearfrage die Verfolgung ihrer Minderheuen zu intensivieren, hiefi es in einer Mitteilung der Bahá’í—Gemeinde Deutschland zum Internauonalen Tag der Menschenrechte am 10‘ Dezember 2011 in Berlin. „Die Einforderung der Menschenrechte 151 hr die Sicherheit und Entwicklung von Frauen und ethnischen wie religiösen Minderheiten 1m Iran heute lebensnotwendig, denn sie leiden umer der verheerenden Menschenrechtsbilanz der iranischen Regierung am meisLen.“

Der Sprecher erinnerte daran, dass neben willkfirlichen Inhaftierungen, Einschrénkungen der Meinungs— und Versammlungsfreiheit, Berufsverboten und Beschlagnahmungen auch die Verweigerung des Rechls auf Bildung von der iranischen Regierung systematisch 315 Strafmafinahme gerade gegen die junge Generation — „die Zukunft des Landes“ — eingesetzt wird. „Die Kriminahsierung des Strebens nach Bildung ist selbst em Verbrechen“, sagte er. „Von der Méghchkeit, sich zu bilden und in Lehre und Forschung tétig zu sein, hémgt das Wohlergehen und die Entwicklung einer ganzen Gesellschaft ab.“

Ungeduld mit dem Iran in Sachen Menschenrechte wächst

Unterdessen verurteilte auch die GeneralVersammlung der Vereinten Nationen in New York mit 89 zu 30 Stimmen bei 64 Enthahungen „die ernsthaften und sich wiederholenden Menschenrechtsverletzungen“ im Iran. Damit

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hatte die Resolution vom 19. Dezember mehr Beffirworter als jede andere Iran—Resolution zuvor. Bani Dugal, Sprecherin der Internationalen Bahá’í—Gemeinde bei den Vereinten National, meinte dazu: „Im Abstimmungsergebnis kommt die éufEerste Unzufriedenheit der internationalen Staatengemeinschafi über die fortwährende UnterdrUckung der BUrger

durch den Iran unmissversténdhch zum Ausdruck.“

Auch die wiederholte Weigerung des Irans, den UN—Sonderbeauflragten in den Iran einreisen zu lassen, fuhrte nach Bani Dugal zu dieser deutlichen Verurteilung. 80 116% die iranische Regierung den erst karzlich ernannten UN-Sonderbeauftragten uber die Menschenrechtssituation im Iran, Dr. Ahmed Shaheed, noch immer nicht in das Land reisen „Der1ran stellte sogar die Rechtméféigkeit seiner Ernennung in Frags„, betome 516. Die Abstimmung erfolgte, nachdem der Iran vergebhch einen Geschäftsordnungsantrag mit dem Ziel angestrengt hatte, die Resolution durch Vertagung der Debatte zu blockieren.

Die Resolution drUCkL die Sorge uber eine Bandbreite von Misssténden 1m Iran aus, darumer den „dramatischen Anstieg“ von Hinrich[ungem systematischen Übergriffen gegen Menschenrechtsverteidiger, die stets gegenwértige Gewalt gegen Frauen und die andauemde Diskriminierung von Minderheiten wie beispielsweise die Bahá’í.

Mit Bezug auf die mit uber 300.000 Anhé’mgem größte nicht—mushmische religiöse Minderheit der Bahá’í verurteilt die Resolution die „sprunghaf[ gestiegenen Angriffe auf Bahá’í und '1th Verteidiger“. Auch die „hervorstechende Zunahme von festgenommenen und inhaftierten Bahá’í“ wie auch „die wieder aufgegriffenen Mafinahmen, Bahá’í Beschäftigungen 1m Offenthchen und privaten Sektor zu verwehten“, kommen in dem Bericht zur Sprache.

> httpz/firanbahaide

> www.bicorg


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Inspiration seit 25 lahren

Jubilfium am Bahá’í—Haus der Andacht in lndien


A Das Bahá’í-Haus derAndacht in Neu-Delhi. Etwa 70 Millionen Menschen haben sich in den vergangenen 25 lahren hier Willkommen gefljhlt wodurch es zu einem der meistbesuchten Gebciude der Welt wurde.

„Dzeses Gebdude ist eine Ikone. Es gibt nichts anncibemd Vergleicbbares“, sagte Sheila Dzlesbzt bei den jubildumsfestlzcb/eezten am Bahdz~Haus derAndacbt, dds aucb als Lotustempel beIemmt ist. Zum 25. jahrestag der Erofinung wzirdigte Dellaz's Regierungscbefin den Einfluss, den der Tempel auf die indische Gesellschaft und dumber bimms ausubt. Mebr als 5. 000 Besucber aus Indien undfast 60 weiteren Lozndem nahmen an den Feierlicbleezten teil.

Neu—Delhi, Indian - Delhis Stadtoberhaupt wUrdigte den anwesenden kanadischen Architekten des Gebéudes, Faribors Sahba, und all jene, die das Gebéude instand halten. „Ich verneige mich vor allem vor denjenigen, die das Gebéude so pflegen, dass es aussieht wie am ersten Tag“, sagte Dikshit Sechs Mitglieder der ursprimglichen Bauleitung erhiel[en Auszeichnungen, darunter auch Anumolu Ramakrishna, der als ehemaliger Vorstand und Geschäftsfuhrer der Firma Larsen & Toubro Ltd das Gebéude baute. „Ein Bauprojekt bendtigt vor allem Einheit“, meinte Ramakrishna. „ enn nicht alle am gleichen Strang ziehen, funktioniert es nicht.“ Dieser Tempel könne heute nicht mehr gebaut werden, fugte er hinzu, da es diese Art von Hingabe vonseiten der Arbeiter und diese Fertigkeiten nicht mehr gebe. ,Das Gebéude ist ein Juwel.“

Das Bahá’í—Haus der Andacht wird im Volksmund Lotustempel genannt, da das preisgekrönte Design von einer Lotusblume inspiriert ist. Es gehört zu den meist besuchten Gebéuden der Welt: in den vergangenen 25 jahren kamen jedes Jahr rund 4,3 Millionen Besucher aus allen Lé’mdern, Religionen und gesellschaftlichen Schichten, im Durchschnitt acht bis zehn Tausend Menschen pro Tag. Das Gebéude steht allen Menschen offen und bietet einen Ort fur Gebet und Meditation. Mit der Zeit sollen auch weitere soziale Einrichtungen und Bildungseinrichtungen gebaut werden, um den Bedürfnissen der Bevölkerung zu genUgen. Weltweit gibt es bereits sechs weitere Bahá’í-Héuser der Andacht. Sie stehen in Wilmette, Illinois (USA), Panama City (Panama), Kampala (Uganda), Sydney (Australien),

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A Etwa 6o Lander waren vertreten bei den Festlichkeiten zum silbernen jubi lijum des Bahá’í-Hauses derAndacht in New Delhi, 11-12. November 2011, die ihren Hbhepunkt in einem

Umzug der Nationen fan den. Das Faro zeigt Teilnehmende aus Indonesien in traditioneller Kleidung.

rechts: Eine Tijnzerin aus Odisha, an Indiens 05tkListe gelegen, fuhrt einen traditionellen Tanz bei den Felerlichkeiten aufi

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Apia (West Samoa) und Hofheim-Langenhain (Deutschland). Ein weiteres 5011 in Kurze in Santiago (Chile) entstehen.

„Ich habe die Atmosphéire als sehr familiar empfunden. Wie bei allen Bahá’í—Veranstaltungen war es, als ob ich die Bahá’í schon seitjahren kennen Warde, auch wenn ich sie erst kennengelemt habe“, beschreibt Marco Abrar seine Eindrflcke von den Festlichkeiten. Der Bahá’í aus Baden Baden lebL zur Zen fur einige Monate in Indien und erfuhr durch einen Freund von dem Ereignis

In einer Grufébotschaft schrieb das Universale Haus der Gerechtigkeit, die oberste internationale Körperschaft der Bahá’í-Religion, dass der Tempel die Kraft habe, „die aufSerliche Vielfalt seiner Besucher in Harmonie zu bringen, Gromeut in den Herzen zu wecken und die Hoffnung auf Frieden zu steirken“. Weiter hiefi es: „Im Schatten dieses beeindrukkenden Gebéudes fanden Millionen Ruhe, die Gott suchen. Sie wurden von den Lobgeséngen und der Begeisterung, die aus seinem Inneren emporsteigem inspiriert.“ Der Tempel in NeuDelhi sei niChL nur „Au5druck der Lief verwurzehen Sehnsucht des Menschen, Gott zu preisen.“ Er zeige seine Wirkkraft auch darin, „Gollesdiensl in einen dynamischen und unerschätterlichen Dienst für die Besserung der Welt munden zu lassen.“

Den wachsenden gesellschaftlichen Beitrag des Hauses der Andacht fur die indische Bevblkerung würdigte auch Indiens Minister {Ur Tourismus, Subodh Kant Sahai. Er schrieb, dass es „als Versammlungsort fUr uberkonfessionelle Aktivitéten client, wie die geistige und moralische Erziehung von Kindem und jugendlichen sowie Treffen, bei denen Erwachsene geistige Prinzipien und ihre Anwendung im téghchen Leben systematisch studieren.“ Die Aussage, class „Gottesdienst unvollständig ist, solange er nicht im Dienst mimdet„, wurde während der Feierhchkeiten immer wieder bemuht. Insbesondere der Beitrag junger Menschen wurde Wahrend der Andachten, der kanstlerischen Beitrége und Vortrage deuthch. Einige von ihnen erhielten Auszeichnungen als „F0rderer sozialen Wandels„.

Liza Gerhold (mit BWNS)

Sheila Dikshit (links), Delhis Regierungschefin, bei den Feierlichkeiten zum 25. jubilaum der Erciffnung des Bahá’í-Hauses der Andacht.

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Glaube an Gott und binde dein Kamel fest

„Die Welt aus der Sicht des Nossrat Peseschkian“ — so hétte der Untertitel des letzten Buches des 1mjahr 2010 verstorbenen Begrtmders der Positiven Psychotherapie und Leiters der Internationalen Akademie für Positive und Transkulturelle Psychotherapie 1n Wiesbaden auch lauten können. Peseschkian blickt auf unsere Welt mit ihren Vielen Bruchen, Umbrfichen und Krisen. Er tut dies in gut versténdhcher Sprache, ohne großen wissenschaftlichen Apparat. Anmerkungen und L1teraturverzeichnis nehmen zusammen nur ftmf der 274 Seiten ein Auch pflegt er einen {1,1 logischen Erzahisul .- 50 51nd weite T8116 als

‘ gestaltet. Der _




_ rhmten The ' _ Methode. Dafifir sifid, w1e typisch fin dén leider viel zu fruh verstorbenen Nossrat Peseschkian, zahlreiche, héiufig orientalische Geschichten sowie Anekdoten, Lebensweisheiten und Aphorismen Eingestreut, zudem Fallgeschichten und Grafiken.

Der Autor W111, W16 es 1m tatséchlich gewéhlten Untertitel heifSt, dem Leser vermitteln, „Warum Religion unserer Seele gut tut“, wobei er weniger das Warum analysiert, als vielmehr die Feststellung unterstreicht, dass Religion ein zentraler „Gesundheitsfaktor“ 151. „Der Schweizer Forscher M. Hummer hat über 20 jahre lang 35 000 Menschen beobachtet und unter verschiedenen Parametern wie Veranlagung, Familie, religiöse und soziale Faktoren ausgewertet. Sein Resultat: Fast 90 Prozem der ausgeprégt religiösen Menschen 51nd mit 75 Jahren noch gesund. Nur 7 Prozent der Atheisten 51nd mit 75 jahren noch gesund.“ (S. 200)

Religion heifSt naufirhch immer: richtig verstandene Religion. Und so 151 dieses Buch denn vor allem ein Plédoyer fur die Rehgionsfreiheit und die Überwindung V011 religiös begründeten Oder verbrémten Vorurteilen. Immer wieder betom Peseschkian die Notwendigkeit zwischen Glauben, Religion und Kirche zu unterscheiden und zu einer offenen, vorurteilsfreien Haltung zu kommen. „Es reicht nicht, die religiöse Glaubensfreiheit allgemein zu praktiz1eren. Um das Problem des religiösen Extremismus wirklich anzupacken, muss man seine zugrunde liegenden Ursachen verstehen und ansprechen. Viele Gléubige haben e111 großes Problem mit der Akzeptanz anderer Glaubensrichtungen. Es ist verfuhrerisch, darauf zu bestehen, dass man selbst die einzig richtige Wahrheit erkannt hat, und die Menschen, die anderen Glaubensrichtungen anhéngen, auf

aglerte, wissth» ,

den Status von AbtrUnnigen Oder Ungléubigen zu degradieren, was leichl zu Verfolgung und Unterdruckung fuhrt.“ (S. 217)

Peseschkian siehl 1n dieser Einseitigkeit die „Ursache fin" die großen Krisen unserer Zeit“. M11 dem Auge des Psychologen blickt er darauf, wie vorurteilsbeladene, intolerante Einstellungen sich entwickeln und verfestigen. Er erklärt wie sich vier Reaktionstypen bezogen auf das Thema Religion verhalten: der naiv-primire, der revoltierende, der Doppelbindungsund der integrale Typ (S. 159 ff), und er geht

Fallbeispielen religiöser Vorurteile nach (S. 241 ff).



DaSS, wenn auch selten explizit, das ge Safnte Buch von Bahá’í—Gedanken geprégt 151 und diese atmet, kann nicht verwundern. So liest man: „Wer sich der Offenbarung unseres Zeitalters (Einheitsbewusstsein) zuwendel, nimmt die geistigen Heilmittel an, die für dieses Zeitalter offenbart wurden, und wirkt am Aufbau einer neuen Weltordnung mit, die mit den herkémmlichen Mitteln nicht zu verwirklichen ware.“ Und: ,Je eingehender man sich mil dieser Entwicklung, mit den Differenzierungs— und Integrationsaspekten auseinandersetzt, desto genauer Wird man erkennen, dass Phénomenc wie Radikahsierung, Fundamentalismus, Atheismus und Nihilismus 1m Zeitalter der Globalisierung vorijbergehende Erscheinungen sind, die konstruktiv aufgearbeitet werden können, und dass die damit verbundenen Angch, die Ratlosigkeit und Hoffungslosigkeit allméhlich schwinden.“ (S. 240)

Bern hard Westerhoff

1

Nossrat Peseschkian ‘3

Kamel fest gut tut Glaube an Gott

und binde dein Kamelfest

Wamm Religion unserer Seele gut ml

274 Seiten


fl ‘ ONE COUNTRY 4/20’7'Sete7


Glaube an Gott und binde dein

Warum Religion unserer Seele

von Nossrat Peseschkian

Kreuz Veriag, Stuttgart 2008,

[Seite 8]++ Pressestimmen ++ Pressestimmen ++

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die als Nicht-Regierungs—Organisation bei den Vereinten Nationen die weltweite Bahá'l-Gemeinde représentiertr

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Katharina SChOn über die Feierhchkeiten anlésslieh des Geburtstages Bahá’u’lláhs in der hessischen Landeshauptstadt:

„Mitglieder der Bahai—Religion feierten in

fider Sonnenberger Konrad—Duden-Schule den

194. Geburtstag ihres Glaubensgrfinders Bahaullah. 1n Kooperation mit Schauspielern des Vereins People’s Theater gab es einen besonderen Einblick in die jfingste aller Religionen. Sirm und Zweck des People’s Theater und auch der Bahai—Religion ist es, sich gemeinsam über Problemstellungen auszutauschen und LOsungen zu finden. ,Es ist ein aktiver Austausch miteinander, ganz im Sinne des Theaters find der Bahai—Religion, erklärt Erfan Enayati. Und so werfen die Zuschauer die unterschiedhchsten Vorschlége in die Runde. Eine Lösung wird von den Darstellern im Anschluss vorgespieh.“

Wiesbadener Tagblatt, 14.1 1.201 1

Die dapd stellt in einem umfangreichen Bericht die Bahá’í—Gemeinde Leipzig vor. Diese Reportage erschien auch in mehreren lokalen Tageszeitungen:

„1n Leipzig gibt es die größte séchsische Bahai—Gemeinde. In Sachsen sind die Bahai eine religiöse Minderheit mit nur etwa 80 Glaubigen. Sie alle glauben an einen Gott, der sich für sie in Bahaullah offenbart hat. Deutschlandweit gibt es 5.000 Bahai, weltweit sind es etwa acht Millionen. Vor allem in den USA, Indien und Afrika leben sie. Sie versammeln sich weltweit im 19-Tage-Turnus zum Gottesdienst, der deshalb auCh ,Neunzehmagefest heifit. PriesLer gibt es nicht.“

Nachrichtenagentur dapd, 3.12.2011

Die Hannoversche Allgemeine berichtet in einem umfangreichen Beitrag über den ersten Integrationspreis der Stadt Hannover:

„,Es sind die Menschen, die den Prozess der Integration voramreiben, nicht die wohlmeinenden Konzepte und Papiere, sagte Oberbfirgermeister Stephan. Ali Faridi, Angehériger der Glaubensgemeinschafi der Bahai, und der evangelische Christ Ernst—Wolf Kleinwéchter erhalten 1500 Euro, weil sie sich seit 20 jahren für ein friedhches Zusammenleben der Religionen in Hannover engagieren. Die Vorsitzende Koraha Seklar begründete die Entscheidung der Jury, den Integrationspreis zu teilen, mit der großen Vielfalt aktiver Gruppen in Hannover.“

Hannoversche Allgemeine, 9.12.2011

Wahied Wahdat-Hagh schreibt in der Jungle World“ über die Diskriminierung von jungen Bahá’í an iranischen Universitéten:

„Ffir1f Studenten, die wegen ihrer Menschenrechtsaktivitéten in Haft sitzen, schrieben eine Erklärung, die aus dem Geféngnis geschmuggelt find ins Internet gesetzt wurde. Seitdem Ahmadinejad an die Macht gekommen ist, kursiert ein neuer Begriff in der akademischen Welt des Iran. Es ist die Rede von den ,studentischen Sterntrégern, eine Anspielung auf den gelben Davidstern, den die juden im deutschen Nationalsozialismus tragen musslen. Das erste Kennzeichen der „studemischen Sterntréger“ ist, das sie nicht studieren dürfen. Viele bekamen gar nicht erst eine Studienerlaubnis, beispielsweise die meisten jungen Angehbrigen der Bahai—Rehgion.“

Jungle World, 14.12.2011

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Forum Langenhain, 16.00 Uhr, Vortrag mit Dr med. Ramin Farahani:

Forum Langenhain, 16.00 Uhr, Vortrag von Dr. Uwe Kolks: „Wie schafft

Die Anerkennung der Gleichwertigkeit von Kindern find jugendlichen

261 2. 2012 „Behand1e eine Krankheit erst mit Nahrungsmitteln 25. 3. 2012 man eine Wertekultur 1m Unternehmen?“ 6.—9.4.2012 „Anisé Pédagogik-Seminar“ 1m Seminar Center Tambach 99897 Tambaeh—Dietharz > wwvxhtambachorg 17720152012 11. Bahá’í—Studienseminar der Gesellschaft für Bahá’í—Studien:

Bahá’í—Ansétze zur 1.65qu gesellsehaftspohtischer Probleme Seminar Center Tambach, 99897 TambaCh-Dietharz

> www.bahaide/termine

Wenn nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen im Verwaltungsgebdude am Europaischen Bahá’í-Haus der Andacht, Eppsteiner Str. 89, 65719 Hojheim-Langenhain, statt.

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PRESSE ++ TERMINE